Ein starkes Stück Sauerland
zwischen Volme und Lister
Meinerzhagen
Volmetal
Schalksmühle
DAS SAUERLANDMAGAZIN FRÜHLING 2019
Notizbuch statt App Neuester Trend heißt Bullet Journal
Umweltbewusste Nahversorger Landwirte ringen um Ansehen
Spitzenköche schwören drauf Turk-Pfannen sind weltklasse www.komplett-magazin.de
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Valbert:
Kierspe:
Bäckerei Schmidt, Ihnestr. 24 Bio Dorfladen Berghaus, Ihnestr. 14 Die Jause, Echternhagen 1 Ihne-Apotheke, Ihnestr. 26 Naturheilpraxis Tanja Boele, Am Sonnenhang 52 Reisebüro Lück, Ihnestr. 35 Schenken-Wohnen-Floristik Braun, Ihnestr. 21 Volksbank in Südwestfalen, Ihnestr. 10
Bäckerei Gießelmann, Friedrich-Ebert-Str. 349 Blumenhaus Varnhorn, Kölner Str. 89 Buchhandlung Timpe, Friedrich-Ebert-Str. 363 Ecki, Volmestr. 127 Frauenärztin Marrenbach-Knipp, Kölner Str. 159 Heidrun Wendel, Höferhof 6 Klingelhöfer, Friedrich-Ebert-Straße 322 Löhwenzähnchen, Höhlen 15 Metzgerei Hoffmann, Friedrich-Ebert-Str. 337 Post Apotheke, Kölner Str. 85 Praxis für Physiotherapie & Osteopathie Stuberg, Kölner Str. 159 Rathaus, Springerweg 21 Rechtsanwaltskanzlei Gebauer/Kaus, Kölner Str. 159 Reginas Laden, Am Stade 7 Rönsahler Brauerei, Hauptstraße 23 Schrievers Bauernladen, Vorderste Berg 1 Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen, Thingslindestr. 1 Sport Engstfeld, Kölner Str. 78 Sportshouse4U, Kölner Str. 159 Tierarzt Klaus, Friedrich-Ebert-Str. 348 Vitalis, Friedrich-Ebert-Str. 294 vividum - Praxis für Physiotherapie, Friedrich-Ebert-Str. 243 Zahnarzt Dr. Henner Kraft, Friedrich-Ebert-Str. 365
Meinerzhagen: Aktiv Physio, Kirchstr. 5 Apotheke im Multimedicum, Volmestr. 2b Apotheke Zum Alten Teich, Kampstr. 9 Bäcker mit Herz, Zur Alten Post 6 Bäckerei Schmidt, Mühlenbergstraße 2 Bäckerei Voss-Mühle, Lindenstr. 25 Blumenhaus art flora, Krim 1 Blumenhaus Krause, Hauptstr. 15 Buchhandlung Schmitz, Zur Alten Post 6 Bürotechnik Hösel, Derschlager Str. 12 Café Kaffeeklatsch, Hauptstr. 39 Ceranski Autowerkstatt, Darmcher Grund 12 Dr. med. Matthias Biezynski, Kampstr. 9 Getränke Hoffmann, Oststr. 40 Eiscafé Cortina, Zur Alten Post 3 Feinkost Shahi, Wochenmarkt freitags Fleischerei Hoffmann, Hauptstr. 5 Foto Heyder, Hauptstr. 10 Fotoatelier Albrecht, Derschlager Str. 8 Friseursalon Isenburg, Derschlager Str. 7 Haarstudio Struwwelpeter, Hauptstr. 30 Gasthaus Theile, Derschlager Str. 24 Gasthof zur Rose, Kirchstr. 20 Goldschmiede Seuthe, Kirchstr. 10 Hirsch-Apotheke, Derschlager Str. 1A Hotel Bauer, Willertshagen 10 Hotel Pension Haus Hahnenbecke, Hahnenbecke 8 Hotel-Restaurant Am Schnüffel, Heerstr.10 Italienische Spezialitäten Elena, Zur Alten Post 8 Lienenkämper, Hauptstr. 2 Lions. Next Level Fitness, Bergstr. 6 Maiworm, Zur Alten Post 3 Optiker Casimir, Derschlager Str. 2 Orthopädische Praxis Nilovic, Volmestr. 2 Parfümerie Gottmann, Derschlager Str. 10 Physiopraxis Kison & Büthe, Hauptstr. 34 Pot Au Feu, Steinsmark 1 Rathaus, Bahnhofstr. 15 Raumausstattung Lothar Kaufmann, Birkenweg 12 Salon Figaro, Derschlager Str. 1 Schuhmode Geller, Oststr. 40 Siam Massage, Derschlager Str. 10 Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen, Zur Alten Post 2-4 Volksbank in Südwestfalen, Hauptstr. 12 Weinstube Dango, Kirchstr. 12a Weltladen, Zur Alten Post 9 Wirtshaus in der Altstadt, Derschlager Str. 15 Zahnarztpraxis Klee/Haidle, Volmestr. 2 02354/928493 · info@komplett-magazin.de Die Magazine sind vergriffen oder Sie möchten auch eine Komplett-Auslagestelle werden? Dann rufen Sie uns an oder schreiben uns eine Mail. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.
Halver: Alte-Hirsch-Apotheke, Frankfurter Str. 15 Atlantis Apotheke, Mittelstr. 25 (EKZ Rewe) Augenoptik Meier-Böke / Schmuck-Ecke, Frankfurter Str. 7 Bioladen Wolf, Heerstr. 117 (Oberbrügge) Blumen Gerull, Mittelstr. 21 (EKZ Rewe) Feinkost bei Domenico, Bahnhofstr. 9 Five o‘Clock - Tea Time Cottage & Catering, Heesfelder Mühle 3 Gut Voswinckel (Fuchsloch) Heesfelder Mühle, Heesfelder Mühle 1 KÖ-Shop, Buchhandlung, Mittelstr. 21 (EKZ Rewe) Kortmann Augenoptik, Frankfurter Str. 16 Kunstverein VAKT, Frankfurter Str. 41 LENE Fashion, Bahnhofstr. 13 Natürlich Wohnen, Heerstr. 62 (Oberbrügge) Noelle Zeitschriften, Alter Bahnhof 1 (Oberbrügge) Peters Lädchen Feinkost & Spezialitäten, Von-Vincke-Str. 28 Raiffeisen-Südwestfalen eG, Frankfurter Str. 73 Rathaus, Thomasstr. 18 Schuhhaus Nicolay, Frankfurter Str. 9 Seniorenzentrum Bethanien, Bachstr. 1 Stadtbücherei, Bahnhofstr, 19 Tortenatelier, Frankfurter Str. 39 Schalksmühle: Bäckerei Sondermann, Bahnhofstr. 3 Café Holzwurm, Bahnhofstr. 9a Eiscafé Valentina, Rathausplatz 2 Fleischerei Geier, Mühlenstr. 9 Fliesen Kleindopp – Wohnen und Baden, Heedfelder Str. 2 Hirsch-Apotheke, Hälverstr. 19 Jugendzentrum, Wansbeckplatz 1 Kath. Öffentliche Bücherei, Hälverstr. 3 Konnis Obst- und Gemüselädchen, Rathausplatz 2 Provinzial Brigitte Nölke, Kirchgasse 9 Rathaus, Rathausplatz 1 Schuhe Nicolay, Bahnhofstr. 6 Sportpark Injoy, Volmestr. 51 Wohnideen Krampe, Mühlenstr. 1
VORWORT
Komplett. . . ... daneben liegen wir Verbraucher manchmal mit unserem Einkaufsverhalten. Denken Sie, liebe Leserin, lieber Leser, mal drüber nach, wenn sie das nächste Mal die Schnitzel für Ihr Mittagessen oder die Wurst für aufs Bütterken beim Discounter einkaufen. Sollte es nicht am besten Bio sein? Und dann auch noch aus regionaler Herstellung? Aber kosten darf es nicht viel mehr als das Fleisch aus der Produktion unter Fabrikbedingungen, das immer noch den meisten Platz in den Kühltruhen und -theken der Supermärkte für sich beansprucht? Wer mit einem unserer heimischen Landwirte das Gespräch sucht, das diese übrigens sehr gerne führen, stellt fest, dass so etwas nicht möglich ist. Die verhältnismäßig kleinen Landwirtschaftsbetriebe im Sauerland, die von den Bauern mit viel Idealismus und Herzblut geführt werden, praktizieren eine tiergerechte Haltung. Kühe und Rinder dürfen auf die Weide, Schweine leben in geräumigen und luftigen Ställen, Hühner haben viel Bewegungsfreiheit. Und wenn ihr Ende naht, werden die Transportwege kurz gehalten, Angst und Stress für die Tiere vermieden. Dies alles bedeutet einen großen Aufwand und viel Arbeit für die Landwirte und schlägt sich im Preis für den Verbraucher nieder. Dafür erhalten sie Qualität, die sich sichtund schmeckbar von Billigprodukten abhebt. Die KOMPLETT-Autoren Bernhard Schlütter und Martin Büdenbender besuchten heimische Bauernhöfe und trafen Landwirte und Landwirtinnen, die ihren Beruf leben. In dieser Ausgabe lernen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, die Familien Schriever und Frommann kennen. Das KOMPLETT-Magazin wird sie und weitere Landwirte durch die Jahreszeiten begleiten. Lesen Sie, wie wichtig die Landwirtschaft für uns und unsere Region ist, und vielleicht führt Sie ihr nächster Einkauf in einen Hofladen oder ein Fachgeschäft, in dem Sie wirklich Produkte aus unserer Region erhalten. Meinerzhagen ist erst seit 55 Jahren eine Stadt, Kierspe und Halver erhielten diesen Status gar erst vor 50 Jahren. Die kommunale Neuordnung in NRW zog 1969 viele Grenzen neu. Das lässt Städte heute Jubiläum feiern, löste damals aber nicht nur Jubel aus, erzählt KOMPLETT-Autor Rüdiger Kahlke. Ein ganz neuer Trend begeistert junge Menschen: das Bullet Journal. Dabei handelt es sich nicht um eine neue App fürs heute allgegenwärtige und offenbar unverzichtbare Smarthphone. Im Gegenteil: In einem Notizbuch werden Zukunftspläne aufgeschrieben. Was es mit dem praktisch orientierten Nachfolger des guten alten Poesiealbums auf sich hat, darüber klärt Sie KOMPLETTAutor Wolfgang Teipel auf. Wir wünschen Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, eine wunderschöne Frühlingszeit und vor allem: Bleiben Sie komplett!
Sarah und Thorsten Kriegeskotte, Bernhard Schlütter und das komplette Team vom KOMPLETT-Magazin
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Titelfoto von Martin Büdenbender Pfannenschmied bei Turk in Meinerzhagen
Zukunft gestalten - Bullet Journal - 11
Alles drin Zukunft gestalten Großprojekt Stadthalle 2023.............................................8 Komplett jung: Notizbuch sorgt für Wirbel....................11 Wohnquartier für alle Generationen..............................20 Stadtmarketing Schalksmühle im Umbruch.............. 31
Echte Sauerländer - Landwirte - 14
Notfallseelsorgende sind Pflaster für die Seele........ 37 Vor 50 Jahren: Aus Ämtern werden Städte............... 49 Gesamtschule Kierspe war Vorreiter......................... 54 In Halver öffnet sich Tor zu Südwestfalen................. 59 Bilanz des trockensten Jahres seit 1881................... 70
Echte Sauerländer Heimische Landwirte kämpfen um ihr Ansehen...... 14 Neues Geläut für Meinerzhagen.....................................22 Im Reidemeisterhaus Voswinkel steht Zeit still........ 28 Komplett lecker - Kurztrip an die Seine - 45
Komplett lecker und gemütlich Schlüchtermanns Kolumne: Kulinarische Kurztripps 45
Kultur komplett Expo-Art im Kulturbahnhof Halver............................... 7 Westfalen Winds unter neuem Dirigat........................ 7 Scheuerpfähle als Kultur-Landmarken...................... 24 Villa im Park wird Haus der Kultur............................. 26 Ulrich Kett - ein Leben in Bildern.............................. 56 Komplett erleben - Wald-Aktiv-Pfad - 74
Komplett erleben Biathlon im VolmeFreizeitPark................................... 32
Komplett aktiv - Fußballtennis - 62
Bakelitmuseum macht heimische Industriegeschichte erlebbar..................................... 34 Veranstaltungen: Nichts wie hin! �����������������������42/43 Events auf idyllischem Gut Haarbecke...................... 44 Videoclips stärken Marke Oben an der Volme.......... 72 Wald-Aktiv-Pfad - Entdeckertour am Heedberg........ 74 Stellwerk Oberbrügge ist ein Stück Eisenbahngeschichte.................................................. 76 Ausflugsziel Genkeltalsperre...................................... 78
Komplett aktiv Aparte Ostereier aus Halver......................................... 6
Komplett beraten - Tierostheopathie - 17
Fanfarenzug Meinerzhagen setzt auf Crowdfunding für neue Uniformen.................................................... 40 Fußballtennis - integrativer Leistungssport............... 62
Komplett beraten Sanfte Heilung für Pferd und Hund........................... 17 Rechtsanwalt Gebauers Rat: Das müssen Sie beim Immobilienkauf und -verkauf beachten................... 33 Haases Kolumne: Hasen bringen keine Eier............. 80 Berufswelt Sauerland - Hufschmied - 66
Berufswelt Sauerland Spitzenköche schwören auf Pfannen von Turk �������� 46 Der Hufschmied - Handwerker und Therapeut......... 66
Komplett in eigener Sache Impressum ������������������������������������������������������������������� 7 Geschichtenschmiede: Der majestätische Herrscher der Luft ������������������������������������������������������ 81 Horst vom Hofe: Genau! �������������������������������������������� 82 Kultur komplett - Scheuerpfähle - 24
APARTE OSTEREIER AUS HALVER Birgid Winters fertigt kunsthandwerkliche Schmuckstücke
Von Martin Büdenbender
praktizierten Techniken ist das Ätzen die älteste Verzierungstechnik. Birgid Winter bevorzugt die Wachstechnik. Sie trägt die Farben in winzig kleinen Tupfern mit Hilfe eines Federkiels auf die Hühnereier und erzeugt bei entsprechender Schichtdicke neben dem kunstvollen Muster auch ein feines Relief. Immer auf der Suche nach neuen kreativen Herausforderungen hat Birgid Winter neuerdings NespressoKapseln als geeignetes Medium für
Wenn es auf Ostern zu geht, haben Birgid Winters geschickte Hände besonders viel zu tun. Filigrane Handarbeit ist ihr Metier. Wunderschöne sorbische Ostereier fertigt sie ebenso wie faszinierende Pailletten-Eier. Ihre kunsthandwerklichen Schmuckstücke zieren in Halver so manchen Osterstrauß und selbstverständlich auch ihre eigene Wohnung am Linger Weg. „Ich habe eigentlich schon immer gerne gebastelt“, erzählt die Halveranerin. Schon während der Schulzeit hat sie genäht, gestickt und gebastelt. „Nur malen ist nicht so meine Welt“, schränkt sie lachend ein. „Kleine, feine Arbeiten, die gefallen mir.“ Ihr besonderes Talent kann sie bei der Herstellung der Pailletteneier gut ausspielen. So ein Styropor-Ei besteht aus über 200 Pailletten, die alle einzeln mit kleinen Nadeln eingestochen werden müssen. Bunte Motive entstehen durch den Einsatz verschiedenfarbiger Pailletten. Besonders beliebt sind die Eier in den Vereinsfarben bekannter Fußballvereine. „BVB-Eier sind am gefragtesten“, lacht Birgid Winter, „aber dicht gefolgt von Gladbach-Eiern und roten KölnEiern mit dem Geißbock.“ Ihre größte Paillettenarbeit, an der die Halveranerin tagelang gearbeitet hat, ist ein goldener Osterhase. „Ich habe die Pailletten nicht gezählt, aber ein paar Tausend werde es schon sein.“ Seit einigen Jahren widmet sich Birgid Winter vor allem der Anfertigung von sorbischen Ostereiern. Die Idee hat sie vor ein paar Jahren aus dem Urlaub in Lübbenau mitgebracht. Die 80 Kilometer südlich von Berlin im Spreewald gelegene Kleinstadt zählt historisch zum Siedlungsgebiet der Sorben, zu deren Osterbräuchen das kunstvolle Verzieren von Ostereiern gehört. Von den
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Schmuckstücke entdeckt. „Das ist nicht meine Idee. Ich habe das auf einem ostfriesischen Kunsthandwerkermarkt gesehen.“ Zuhause hat sie sich gleich ein paar Kapseln besorgt und die Entdeckung nachgebastelt. Zwei Kapseln werden mit dem Gummihammer platt geschlagen und dann mit Knöpfen, Perlen und Draht verziert. So lassen sich geschmackvolle Anhänger kreieren. Kaffee oder Espresso trinkt Birgid Winter übrigens nicht. Trotzdem mangelt es ihr nicht an Bastelmaterial. Ihr Freundes- und Bekanntenkreis versorgt sie großzügig mit Nespresso-Kapseln.
EXPO-ART: SCHAUFENSTER FÜR KÜNSTLER AUS DER REGION Der Kulturbahnhof in Halver wird zur Galerie. Der Kunstverein VAKT bietet Künstlerinnen und Künstlern aus der Region wieder eine Bühne, ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Sie können bei der Expo Art Halver 2019 vom 8. bis zum 10. November ihre Malerei, Fotografien, Skulpturen oder Objekte zeigen. Der Verein richtet die alle zwei Jahre stattfinde Ausstellung zum 5. Mal aus. Ziel ist es, Kunst nach Halver zu holen, die Auseinandersetzung mit Kunst zu ermöglichen und zum Mitmachen anzuregen. Die Einladung richtet sich sowohl an Kunstschaffende, die schon länger aktiv sind, als auch an Newcomer, die die Expo-Art als Präsentations-Plattform nutzen können.
HERAUSGEBER: Emil Groll GmbH Darmcher Grund 14 58540 Meinerzhagen 02354/928450 tel www.groll-druck.com info@groll-druck.com REDAKTIONSANSCHRIFT: Komplett Verlag Dillackerstraße 22 58840 Plettenberg 02391/9173002 tel www.komplett-magazin.de redaktion@komplett-magazin.de
Anmeldungen sind bis zum 30. Juni möglich. Diese sollten schriftlich (auch per E-Mail) erfolgen an den Kunstverein VAKT e.V. Halver, Frankfurter Straße 41, 58553 Halver, vakt-kunst.halver@web.de. (rk)
CONSTERTO – JOHANNES STERT DIRIGIERT WESTFALEN WINDS Die westfälische Bläserphilharmonie Westfalen Winds gastiert am Sonntag, 7. April, um 16 Uhr in der Stadthalle Meinerzhagen. Zusammen mit dem virtuosen Operndirigenten Johannes Stert wird ein Programm mit Werken von Rossini, Grainger und Bourgeois präsentiert. Im November 2018 verabschiedete sich Ulrich Schmidt von dem Orchester, das er über zwölf Jahre lang begleitet und geprägt hat. An seine Stelle tritt einer der profiliertesten Blasorchesterdirigenten im deutschsprachigen Raum. Als Operndirigent hat Johannes Stert sich auch international einen hervorragenden Namen gemacht. Für das Konzert in der Stadthalle Meinerzhagen steuert er mit Wer ist Elise? eine eigene Komposition bei. Und mit Rossinis Ouvertüre zu Wilhelm Tell hält
IMPRESSUM
auch die italienische Oper Einzug ins Programm. Derek Bourgeois‘ 6. Sinfonie in B-Dur A Cotswold Symphony ist eines der jüngeren Werke aus einer langen Tradition brillanter englischer Blasorchestermusiker. Als solches bildet sie den Kern des Consterto-Programms und wird ergänzt durch ein vielleicht noch berühmteres Opus, dessen Wurzeln ebenfalls in England liegen. Percy Graingers Lincolnshire Posy ist ein Sinnbild genialer Orchestrierung und ein Meilenstein im Repertoire für Bläserensembles. Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf für 12 Euro (Tageskasse 15 Euro) über tickets@westfalen-winds.de oder Tel. 02331/7393024 bei Westfalen Winds e.V. bezogen werden. Schüler, Studenten und Menschen mit Schwerbehinderung haben freien Eintritt.
REDAKTION: Bernhard Schlütter (verantwortlich), Martin Büdenbender, Horst vom Hofe, Rüdiger Kahlke, Volker Lübke, Wolfgang Teipel GESTALTUNG: Heiko Höfner, www.perfect-art.de DRUCK: Emil Groll GmbH www.groll-druck.com, Meinerzhagen ERSCHEINUNGSWEISE: viermal jährlich Schutzgebühr: 3 Euro ANZEIGENVERWALTUNG: Sarah Kriegeskotte 02354/928450 tel s.kriegeskotte@groll-druck.com Copyright/Haftung: Alle in diesem Magazin veröffentlichten Beiträge, Bilder, vom Verlag gestalteten Anzeigen und graphischen Elemente sind urhe berrechtlich geschützt und dürfen nur mit Genehmigung und gegebenenfalls gegen Honorarzahlung weiterverwendet werden. Es wird keine Haftung übern o m m e n f ü r u nve r l a n g t e i n g es a n d te Manuskripte, Fotos und sonstige U n t e r l a g e n , f ü r d i e R i c h t i g k e i t b z w. Vo l l s t ä n d i g k e i t v o n Te r m i n a n g a b e n , den Inhalt geschalteter Anzeigen und angegebener Internetadressen sowie für Satz- und Druckfehler. Veranstalter, die honorarpflichtige Fotos zur kostenl o s e n A n k ü n d i g u n g i h re s P ro g ra m m s a n Ko m p l et t ü b e rg e b e n , s i n d f ü r d i e Forderungen des Urhebers selbst verantwortlich. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Bei Verlosungen/Aktionen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Das nächste Komplett-Magazin zwischen Volme und Lister erscheint im Juni 2019.
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STADTHALLEN-AREAL WIRD WEITER AUFGEWERTET
Von Horst vom Hofe
Bis 2023 Sanierung und Umbau – Neues kommerzielles Angebot mit zentralen Angeboten Selten hat man eine solche Einmütigkeit erlebt: Mit jevergangenen Monate genutzt, um gemeinsam mit Bürgeweils einstimmigen Voten machten Mitte Januar zunächst rinnen und Bürgern sowie verschiedenen Experten, darundie Mitglieder des zuständigen Fachausschusses (für Plater dem Planungsbüro ASS aus Düsseldorf, intensiv an der nung, Stadtentwicklung und Verkehr), unmittelbar im Konkretisierung und Umsetzplanung zu arbeiten. Anschluss dann in öffentlicher Sitzung und unter großer Das nunmehr erarbeitete Konzept ist in drei HauptmaßAnteilnahme zahlreicher interessierter Bürger auch die nahmen unterteilt: Zum einen soll die Stadthalle mit dem Vertreter des Rates der Stadt Meinerzhagen den Weg frei Otto-Fuchs-Saal erhalten bleiben, was eine umfassende für das nächste und zugleich abschließende lokale ProSanierung erfordert. Ein Handlungsfeld umfasst die notjekt im Rahmen des Strukturförderprogramms Regionawendigen Sanierungsarbeiten sowie die Anpassung an le 2013: Die Sanierung und den Umbau der in die Jahheutige Erfordernisse, wie beispielsweise Barrierefreire gekommenen Stadthalle zu einem attraktiven „sozio-kulturellen Zentrum“ und die Schaffung eines neuen kommerziellen Zentrums unmittelbar angrenzend. Bei einem auf rund 44 Millionen Euro geschätzten Gesamtvolumen März kann die Stadt nach entsprechend po2015 sitiven Signalen seitens der Bezirksregierung Arnsberg und des zuständigen April Landesministeriums von Ministerin Ina 2016 Juli Scharrenbach auf eine erhebliche öf- 2017 fentliche Förderung hoffen und wäre nach überschlägiger Kalkulation selbst Mai/ Juni mit nur rund 6 Millionen Euro finanzi- Juli 2016 2017 ell beteiligt. Bürgermeister Jan Nesselrath zeigte sich im Anschluss an die BeschlussfasJuli 2016 sungen in den kommunalen Gremien Sept. 2017 überaus erfreut über diese sich abzeichnende große Lösung. „Ich freue mich unheimlich über dieses ErgebAug. Jahres2016 nis“, sagte er. Lange Zeit hatte es da- ende 2017 nach ausgesehen, als würde die Stadt für die unumgängliche Sanierung der Okt./ Stadthalle keinerlei Zuschüsse in An- März Nov. 2017 2018 spruch nehmen können. Wie in Komplett berichtet, hatte die Stadt im Frühjahr 2018 Idee, Konzept und Entwurf für die weitere Neugestal- Juni Juli 2018 2017 tung des Stadthallenareals vorgestellt. Nachdem diese in der Öffentlichkeit überwiegend mit Zustimmung aufge2018 Umgestaltung des Stadthallen-Umfeldes nommen worden waren, hat man die
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Collage: Hans Müller
heit, um die Stadthalle zu einem „sozio-kulturellen Begegnungszentrum für alle Bürgerinnen und Bürger“ (so der Arbeitstitel) zu machen. Außerdem hat sich im Laufe der letzten Jahre herausgestellt, dass das Stadtarchiv dringend mehr Platz benötigt. Diese Einrichtung soll künftig in dem Bereich, in dem sich zurzeit das Kino befindet, untergebracht werden. Filmvorführungen könnten nach den Vorstellungen der Planer künftig im Otto-Fuchs-Saal stattfinden, der bereits über die entsprechende Technik verfügt. Auch die Stadtbücherei hat einen erhöhten Raumbedarf, um ihr Angebot an die Nutzungsgewohnheiten anpassen zu können. Geplant ist, die derzeitigen Räumlichkeiten der Stadtbücherei Vereinen zur Verfügung zu stellen und die Bücherei auszulagern. Auch die unmittelbar darüber liegenden Räumlichkeiten der Stadthalle (bisher Gesellschaftsraum 1 und 2) sollen künftig unter dem Titel „Haus der Vereine“ auf diese Weise genutzt werden können. Als zweiter Komplex neben der Stadthalle ist, wie schon im Frühjahr vergangenen Jahres vorgestellt, die Errichtung eines kommerziellen Zentrums mit Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie, Büros und Dienstleistungseinrichtungen sowie einem mehrgeschossigen Parkdeck in Form einer Investorenlösung geplant. Dies ist nach Darstellung der Verwaltung unter Hinweis auf die Sondierungsgespräche mit Bezirks- und Landesregierung zwingend notwendig, um überhaupt Städtebau-Fördermittel erhalten zu können. Als dritter und gegenüber den bisherigen Überlegungen neuer Bereich ist auch der Gebäudekomplex gegenüber der Stadthalle (Aldi-Dach) in die Planungen einbezogen worden, in dem zurzeit noch eine Spielhalle untergebracht ist. Dort könnte die Stadtbücherei mit einem integrativen Begegnungsangebot untergebracht werden. Dabei rücken neben den bekannten Leihmöglichkeiten neue Angebote in den Vordergrund: Digitale Medien, eine moderne Ausstattung im online-Bereich für Recherchen, Kommunikation und Information und ein angeschlossenes Café sollen die Stadtbücherei zu einem großzügigen, ansprechenden Aufenthaltsort mit hohem Ausstattungsniveau machen. Durch die Einbeziehung des Geschäftslokals in die Gesamtstrategie würden so der ohnehin notwen-
dige Raum für eine Stadtbücherei nach den Maßstäben der Zukunft geschaffen und dadurch gleichzeitig das Areal um den Platz noch mehr aufgewertet. Die Investitionen für den erforderlichen Um- und Ausbau in diesem Bereich will nach Gesprächen mit der Stadt der private Eigentümer in voller Höhe übernehmen. Die Stadt könnte die Räumlichkeiten danach langfristig anmieten und entsprechend der Planung nutzen. Insgesamt hat das komplette Projekt ein Volumen von rund 44 Millionen Euro, von denen rund 30 Millionen Euro als Investorenmaßnahmen für den Bau des kommerziellen Zentrums kalkuliert werden und 12 Millionen Euro auf Sanierung und Umbau der Stadthalle mit Aufwertung des Erscheinungsbildes durch eine neue Fassade entfallen. Davon könnten etwa 10,5 Millionen Euro über die Städtebau-Förderung laufen, von denen die Stadt Meinerzhagen im Falle einer entsprechenden Zuwendung 40 Prozent selbst zu tragen hätte. Zuzüglich der Finanzierung von ohnehin nicht förderfähigen Maßnahmen, darunter Brandschutzertüchtigung und Umbau des Kinos zum Stadtarchiv, müsste die Stadt somit knapp sechs Millionen Euro selbst aufbringen. Bis Ende dieses Jahres, so sieht es der eng gesteckte Zeitplan vor, soll im Wege einer europaweiten Ausschreibung ein Investor für den kommerziellen Teil der Gesamtmaßnahme gesucht und gefunden werden, der dann mit einem auf rund 30 Millionen Euro geschätzten Investment einsteigen soll. Die Förderanträge müssen bis zum 30. September dieses Jahres gestellt sein, um im folgenden Jahr in den Genuss der in Aussicht gestellten Landesmittel zu kommen. Spätestens im Herbst 2020 soll Baubeginn sein. Die Stadthalle wird bis zu diesem Zeitpunkt noch in bisheriger Form genutzt werden können. Angestrebter Fertigstellungszeitpunkt sämtlicher Maßnahmen ist Mitte bis Ende 2023. Lesen Sie dazu auch unser Interview mit Stadtplaner Hans-Joachim Hamerla vom Planungsbüro ASS in Düsseldorf, das die Gesamtplanung im Rahmen des Regionale 2013-Projektes „Oben an der Volme“ von Beginn an begleitet und gesteuert hat.
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Fragen
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an HansJoachim Hamerla Das „Quartier-Projekt“ in Meinerzhagen sei aus Sicht des Landes „einmalig“ und genau aus diesem Grund wohl auch förderungswürdig, haben Sie in der öffentlichen Ratssitzung erklärt. Was genau ist damit gemeint?
Das „Neue Innenstadt Quartier Meinerzhagen“ soll kommerzielle Angebote, wie Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie und Wohnen verknüpfen mit sozio-kultureller Begegnung und Bildung. Private Investitionen und öffentliche Finanzierung gehen dann Hand in Hand. Herzstück ist die Stadthalle, die für die Stadtgesellschaft als neues sozio-kulturelles Zentrum umgebaut werden soll. Es entstehen finanzielle, z. B. Parken und Gastronomie, und inhaltliche Synergien. Im Ergebnis wird das Mittelzentrum Meinerzhagen bedarfsgerecht ausgebaut und die laufende nachhaltige Entwicklung der Innenstadt unterstützt. Diese Besonderheit schafft den Förderzugang für die Städtebauförderung, die eine Einzelmaßnahme hieraus nicht fördern würde. Der Weg zur öffentlichen Förderung ist kompliziert, gleichwohl erfolgversprechend, wie Sie darlegten. Wie groß ist aus Ihrer Sicht die Wahrscheinlichkeit, dass es gleichwohl noch scheitern könnte? Und wäre für den Fall des Scheiterns dies auch gleichbedeutend mit dem Aus für die kommerziellen Pläne auf dem Stadthallen-Areal? Die Gespräche, die mit dem „Heimatministerium“ und der Bezirksregierung Arnsberg geführt wurden, sind sehr ermutigend. Ich bin fest überzeugt, dass man der Stadt Meinerzhagen helfen will. Gelingt es, dass kurzfristig die grundsätzliche Förderfähigkeit ausgesprochen wird, können wir die weiteren Bedingungen erfüllen und einen Investor finden und vertraglich binden sowie die konkreten Umbaupläne für die Stadthalle erarbeiten. Eine Bewilligung der Maßnahme erhoffen wir im Frühjahr 2020.
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Sollte eine Förderung wider Erwarten scheitern, ist das Gesamtkonzept und der Weg dahin trotzdem richtig. Die Stadt müsste dann die Umbaupläne reduzieren und die Zurverfügungstellung weiterer Eigenmittel und vielleicht auch die Unterstützung durch Sponsoren erreichen. Aber noch einmal, das angestrebte Gesamtprojekt hilft der Innenstadt am meisten und bisher sind alle Signale positiv. Mit Blick auf die bereits in den Startlöchern stehende Regionale 2025, gibt es Überlegungen, Ihre bisherige Kooperation mit den vier Volme-Kommunen fortzuführen? Den Volme-Kommunen kann ich nur empfehlen, die nunmehr geübte und erfolgreich betriebene, interkommunale Zusammenarbeit fortzusetzen - sei es innerhalb der Regionale 2025 mit anderen Schwerpunkten oder bei weiteren Förderprogrammen. Wichtig ist, die Synergien des gemeinsamen Handelns zu nutzen, mit und ohne Förderung.
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KOMPLETT JUNG
Text Wolfgang Teipel, Fotos Martin Büdenbender
Die Seiten für junge Menschen
EIN NOTIZBUCH SORGT FÜR WIRBEL Der neueste Trend heiß Bullet Journal - und ist komplett analog
Apps, die uns produktiver und organisierter machen sollen, sind schon lange in – doch der neueste Trend ist komplett analog: „Bullet Journals“ sind gerade überall auf Instagram und Pinterest zu sehen, in halbstündigen Youtube-Videos zeigen Fans ihre Exemplare. Inzwischen hat die Welle aus den USA auch Jugendliche und junge Erwachsene im oberen Volmetal erfasst. Ronja (23) will in diesem Jahr noch einen Escape Room besuchen und ganz altmodisch einen Brief schreiben, ihn in einen Umschlag stecken, eine Marke draufkleben und ihn abschicken. Das und mehr steht in einer Rubrik ihres Bullet Planers. Die heißt „20 Sachen vor 2020“. Warum schreibt sie das in ihren 240 Seiten starken Planer? Die Antwort ist verblüffend: „Damit ich es auch wirklich mache.“ Ihr Planer ist verziert mit schönen Zeichnungen, WashiTapes und Kritzeleien und hat noch viel mehr Rubriken. Sie listet monatlich die Songs auf, die ihr am besten gefallen haben. Im Februar war es „Sweet but psycho“ von Axa Max. Ronja führt einen Mood-Tracker, in dem sie ihre täglichen Stimmungen von traurig bis glücklich
in verschiedenen Farben festhält. Und selbstverständlich trägt sie auch Aufgaben und Termine ein. Klar ist aber: Ihr Bullet Journal ist weitaus mehr als ein Terminkalender. Er bildet ihr Leben, ihre Wünsche und Träume ab. Abends schaut sie immer schnell noch einmal in die Rubrik, in der sie die schönsten Momente des Tages festhält. „Danach kann ich in Ruhe einschlafen.“ Auch Kerstin Busse besitzt inzwischen ein Bullet Journal. Sie ist Leiterin des Schalksmühler Jugendzentrums und hat die Welle nach einer Mädchenfreizeit mit Jugendlichen aus anderen Jugendtreffs im Kreis ausgelöst. „Die Leiterin einer anderen Einrichtung hatte einen solchen Planer dabei. Ich war gleich fasziniert.“ Kerstin Busse schaffte für das Jugendzentrum am Wansbeckplatz gleich 15 dieser Kladden mit Zubehör an. Schnell hatte sie eine Gruppe um sich geschart, die im Dezember vergangenen Jahres damit begann, Listen zu allen möglichen Lebensbereichen anzulegen. Die Einkaufsliste, die Kerstin Busse in ihrem Journal führt, zählt dabei noch zu den simpelsten. „Aber sie ist effektiv“, sagt Kerstin Busse. In Zeiten der Zettelwirtschaft habe sie manchmal
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nicht mehr gewusst, was sie Wochen zuvor beim Großeinkauf besorgt habe. Jetzt schaut sie in ihren Planer und kann so vermeiden, dass zu häufig die gleichen Mahlzeiten auf den Tisch kommen. Der Dezember 2018 war für das Journal-Team eine echte Arbeitsphase. „Ohne Planung geht’s nicht“, berichtet Kerstin Busse. Wichtig sei es, den Seitenumfang für die einzelnen Rubriken festzulegen. „Sonst fehlt hinterher der Platz.“ Und davon braucht man schon jede Menge, wenn man wie Celina die Aufschlagseite für jeden Monat mit einem passenden Motiv schmücken will. Kreativität und Fantasie spielen eine große Rolle. Schließlich soll der eigene Bullet Planer auch den ganz persönlichen Stempel tragen. „Ich war völlig überrascht, wie viel Energie, Einfallsreichtum und Zeit die Jugendlichen in ihr Journal stecken“, sagt Kerstin Busse. Das erfordert auch Konzentration. „Wehe, wenn bei den ersten Versuchen mal einer am großen Tisch gewackelt hat, dann gab’s böse Blicke. Schließlich soll kein Strich verrutschen.“ Celina will ihr Journal noch mit dem schönsten Foto des Monats aufpeppen, Sharia hat neben vielen anderen Rubriken die Seite „Meine Klasse“ angelegt. Karim hat ebenfalls viel Arbeit in das Journal gesteckt, Geburtstagslisten angelegt und gezeichnet. „Ein kreatives Programm. Das hat viel Spaß gemacht“, stellt er fest. Dann hat er das Buch an einen Freund weitergegeben. „Es sollte ein ganz persönliches Geschenk sein.“
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Es gibt Sprüche in den Journals, an denen sich die Jugendlichen aufrichten und die sie nicht vergessen wollen. So wie diese: „Familie ist das Wichtigste“ oder „Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht zu Ende.“ Ein kleines Buch mit großer Wirkung. Das System wurde vor einigen Jahren von dem Amerikaner Ryder Carroll entwickelt. Die gewöhnlichen Terminplaner waren ihm einfach nicht flexibel und übersichtlich genug. Die Planer der Schalksmühler Jugendlichen besitzen auf jeder Seite lediglich ein dünnes Punkteraster. Es erleichtert allen, die im Freihandzeichnen nicht so gut sind wie Ronja, das Zeichnen und Schreiben. To-Do-Listen, Mood- oder Future-Tracker, tragen sie wirklich zu einem geordneten Leben und zur Selbstoptimierung bei? Kerstin Busse ist davon überzeugt. „Die Jugendlichen merken es vielleicht nur nicht so.“ Dann hat sie aber doch ein passendes Beispiel parat. Sie berichtet von einem Jungen, der ausgesprochen ungepflegt war. „Er hat dann einen Hygiene-Tracker mit To-Dos angelegt. Täglich Haare waschen, Zähne putzen usw.“ So konnte er sich schließlich selbst besser kontrollieren und: Sein Erscheinungsbild wurde immer besser. Ein kleines Wunder, ganz ohne Apps, Ermahnungen – nur durch ein kleines Buch im DIN-A5-Format, das er selbst führt.
.. Zubeh0r
lität, am besten eins • Ein Notizbuch in guter Qua mit Punkteraster • Bleistifte und Buntstifte • Lineal • Radiergummi • Korrekturmaus n (für Emojis und an• Kreis- und andere Schablone dere Symbole) • Zeit und Fantasie e/de/studentenleben/ Weitere Tipps: www.unicum.d ingst-du-ordnung-infreizeit/bul let-journal-so -br dein-leben
Kleines Einmaleins der Bullet Journal Begriffe
Bullet Journal: Terminplaner Doodles: Kritzeleien, Skizzen Challenges: wörtlich: Herausforderungen; hier: persönliche Ziele Dotted: gepunktete Linien (von engl. dot = Punk t) Index : Inhaltsverzeichnis Rapid Logging: Schnellerfassung Future Log: Jahresübersicht Monthly Log: Monatsübersicht Daily Log: Tagesübersicht Migration: Zurücksetzung eines Eintrags
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Blick hinter die Kulissen heimischer Landwirtschaftsbetriebe Das Ansehen der Landwirte und der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit ist stark angeschlagen. Massentierhaltung, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Insektenschutz, und Gülleausbringung sind Schlagworte für die Kritik, die den Landwirten entgegengehalten wird. Andererseits steigt die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln, die möglichst auch noch aus biologischem Anbau bzw. biologischer Tierhaltung stammen sollten. Das Komplett-Magazin blickt hinter die Kulissen heimischer Landwirtschaftsbetriebe und begleitet Bauern aus der Region durchs Jahr. Dabei wird deutlich: Die Landwirte sind besser als ihr Ruf. Mit vielfältigen Maßnahmen sorgen sie nicht nur für Pflanzen- und Tierschutz, sondern pflegen und prägen unsere heimische Kulturlandschaft.
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Schrievers stellten fest: Das hat Zukunft und kann ein tragfähiges zweites Standbein werden. 1998 wurde das Schlachthaus gebaut. 2009 erfolgte der Einzug in den ebenfalls neugebauten Bauernladen. Fleisch und Wurstwaren aus eigener Schlachtung und Herstellung werden dort verkauft. Außerdem selbst hergestellte Milchprodukte, Fruchtaufstriche und frische Eier von eigenen Hühnern aus Bodenhaltung. Überwiegend an Stammkunden, deren Zahl beständig steigt. „Die meisten kommen aus einem Umkreis von rund 35 Kilometern“, sagt Michaela Schriever.
„Wir müssen anders sein als der Supermarkt“
Bei Schrievers auf dem Berg ist Landwirtschaft Familiensache
Zuvor hatte Fritz-Hermann Schriever hauptsächlich Milchwirtschaft betrieben. 70 Kühe stehen auch heute noch in den eigenen Ställen und im Sommer auf den Wei-
Landwirtschaft und Familie Schriever - das gehört in Kierspe seit 1740 zusammen. Seitdem gibt es den Hof. „Meine Enkel sind die zehnte Generation“, erzählt Fritz-Hermann Schriever stolz. Bei Schrievers auf dem Berg ist der Bauernhof bis heute Familiensache. Und jede Generation bringt neue Ideen ein. Fritz-Hermanns Tochter Michaela gab Anfang der 1990er Jahre den Anstoß für den Bauernladen. Direktvermarktung war ein Thema in
den. Dazu kommen Fleischrinder, Schweine, Puten, Masthähnchen und Legehennen. „Die kaufen wir als Jungtiere und mästen sie“, erklärt Schriever. Dabei verwendet er ausschließlich eigene Futtermischungen. „Bei uns gibt es keine Schnellmast. Die Tiere wachsen langsam.“ Dadurch werde eine hervorragende Fleischqualität erreicht. Schriever führt keinen Biobetrieb. Artgerecht konventionell sei die Tierhaltung auf seinem Hof. Die Schweine
ihrer Ausbildung zur staatlich geprüften Landwirtin. Das qualifizierte Schriever-Team wird von Silvia komplettiert. Die gelernte Hauswirtschaftsmeisterin ist als Lebensmittelkontrolleurin tätig. Das Geschäft mit der Direktvermarktung lief gut an und
werden in kleinen Gruppen in einem luftigen Stall gehalten. Auch die Puten, Hähnchen und Hühner haben geräumige Ställe, in denen sie sich bewegen können. „Wir fahren unsere Produktion runter und die Qualität hoch“, beschreibt Schriever das Konzept. „Wir müssen
Text Bernhard Schlütter, Fotos Martin Büdenbender
KÜRZESTE WEGE: FLEISCH VOM BAUERNHOF NEBENAN
Bernd Frommann züchtet Rinder der Rasse Limousin.
anders sein als der Supermarkt, am besten besser.“ Billig ist diese Qualität nicht, aber das akzeptieren Schrievers Stammkunden. Das Schlachten übernimmt der Bauer selbst. Die nötigen Genehmigungen hat er schon lange. Von den Ställen zum Schlachthaus sind es nur wenige Meter. „Die Tiere haben keinen Stress. Das ist gut für das Tierwohl und die Fleischqualität“, weiß Schriever.
Geschlossener Kreislauf auf Hof Frommann Schweine- und Hähnchenfleisch verkauft Schriever ausschließlich aus eigener Mast, Rinder bezieht er zum Teil auch von ihm bekannten Betrieben mit Weidehaltung aus der Nachbarschaft. Von Landwirtskollegen wie Bernd
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Frommann aus Plettenberg. Er betreibt den Hof im Ortsteil Frehlinghausen als Nebenerwerb. Die Betriebsgröße mit 30 Hektar Grün- und Ackerland sowie noch mal 30 Hektar Wald reicht nicht aus für einen wirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb. In der Generation zuvor, bei seinem Vater war das noch möglich. Die Zeiten haben sich geändert, Frommann hat sich auf die Zucht von Limousin-Rindern, einer robusten Fleischrasse, spezialisiert. Mit Zuchtbulle Manfred, zwölf Mutterkühen und der Nachzucht kommt Frommann aktuell auf 23 Tiere. Deren Versorgung erfolgt in einem geschlossenen Kreislauf. Das Futter und das Stroh für die Ställe gwinnt Frommann komplett aus eigenem Anbau. „Ich kaufe nichts zu.“ Im Gegenteil: In normalen Jahren kann er seinen Überschuss an Pferdeheu verkaufen. Nach dem außergewöhnlich trockenen Sommer 2018 „kriegen die Pferdeleute eben weniger“. Die Arbeit im Stall und auf dem Feld erledigt Bernd Frommann mithilfe seiner Frau Anja und auch Sohn Paul packt schon mit an. Eine halbe Stelle hat er bei der Stadt Plettenberg. Außerdem erledigt er forstwirtschaftliche Arbeiten im Lohnbetrieb.
Landschaftspflege und Tierschutz Beim Anbau des Getreides als Futterpflanze verwendet Bernd Frommann genfreie und nachbaubare Sorten. Für den Winter werden Zwischensaaten ausgebracht, z.B. Gelbsenf. Das dient gleichzeitig dem Erosionsschutz und der Humusbildung. Darüber hinaus sorgt Frommann mit Anpflanzungen von Wildhecken und Blühstreifen für Vogel- und Insektenschutz. Mit Erfolg. Seit einigen Jahren ist zum Beispiel der zuvor verschwundene Neuntöter, eine Vogelart, bei Frehlinghausen wieder zu beobachten.
Direkt vom Erzeuger zum Verbraucher Seine Limousin-Rinder verkauft Bernd Frommann an Mastbetriebe oder zieht sie selbst so weit auf, dass sie verwertet werden können. Dann vertraut er auf FritzHermann Schriever, der die Tiere in Frehlinghausen abholt und in Kierspe schlachtet. Kürzer können Wege vom Erzeuger zum Verbraucher nicht sein.
Agrarservicegesellschaft Südwestfalen mbH Unternehmen der Maschinenringe 191.727 landwirtschaftliche Mitgliedsbetriebe zählt unsere Gemeinschaft der Maschinenringe in Deutschland 49% der landwirtschaftlichen Nutzflächen in der Bundesrepublik Deutschland werden von Mitgliedern betreut. 236 Maschinenring Geschäftsstellen gibt es in der Bundesrepublik Deutschland, unterteilt in 12 Landesverbände Alter Ostring 34, 58339 Breckerfeld, Tel. 0 23 38/6 17 17 90
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Dirk Voss (l.) zeigt Landwirtskollegen seinen Kuhstall. Foto Bernhard Schlütter
4 Fragen an… Kreislandwirt Dirk Voss (Herscheid) Das Image der Landwirte ist im Keller. Was tut der Landwirtschaftsverband, um das Ansehen des Berufsstands wieder zu verbessern? Die Kreisgeschäftsstelle und die Ortsverbände des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands organisieren regelmäßig Veranstaltungen, die der Information und Aufklärung über die Landwirtschaft dienen. Das sind Hoftage, Hofbesichtigungen für Schulen und Kindergärten sowie Lehrerweiterbildungen zu grünen Berufen und Landwirtschaft. Einmal im Jahr wird der Landmarkt im Sauerlandpark Hemer veranstaltet. Im Auftrag des Landesverbands WLV wird derzeit eine professionelle Imagekampagne erarbeitet. Darüber hinaus sind wir im ständigen Dialog mit der Politik. Und jeder einzelne Betrieb betreibt Öffentlichkeitsarbeit, indem Fragen von Besuchern oder Nachbarn beantwortet werden. Das liegt in unserem eigenen Interesse. Warum sind Landwirte so wichtig für den Schutz und die Pflege unserer Kulturlandschaft? Einfach gesagt halten wir alles in Ordnung. Über 80 Prozent der Fläche des Märkischen Kreises werden von rund
900 Betrieben land- und forstwirtschaftlich genutzt. Es trägt zur Attraktivität der Region maßgeblich bei, dass diese Fläche vernünftig bewirtschaftet wird. Unsere Kulturlandschaft hat sich über Jahrhunderte entwickelt. Wir tragen zum Artenerhalt bei, sowohl bei Tieren als auch Pflanzen. In unserer Region bewirtschaften wir meist Grünland, das nicht gespritzt wird. Zum Beispiel durch das Anlegen von Blühstreifen sorgen wir für Insektenschutz. Würden Sie einem jungen Menschen heute empfehlen, den Beruf des Landwirts zu ergreifen? Die Ausbildung zum Landwirt ist auf jeden Fall keine Sackgasse. Wer nach der Ausbildung nicht in der Landwirtschaft bleibt, wird überall mit Kusshand genommen. Die Industrie und das verarbeitende Gewerbe wissen, das sind Leute, die sind zu gebrauchen. Die arbeiten selbstständig und haben auch kein Problem mit langen Arbeitszeiten. Heute haben fast die Hälfte der Auszubildenden keinen eigenen Hof zu Hause. Das war früher anders. Aber viele Höfe suchen Nachfolger, weil sie nicht in der Familie weitergegeben werden können. Wer einen Hof übernimmt, sollte allerdings wissen, was auf ihn zukommt. Die Landwirte stehen im Spannungsfeld zwischen Politik, Handel und Verbrauchern. Wir bekommen immer neue Auflagen und werden immer stärker kontrolliert. Ich denke, die Landwirtschaft wird in den nächsten Jahren einen enormen Strukturwandel erleben. Was macht den besonderen Reiz dieses Berufs aus? Der Beruf des Landwirts ist sehr vielseitig und abwechslungsreich. Man arbeitet nah an der Natur, hat mit Tieren und mit Technik zu tun. Der Beruf verlangt Kenntnisse auf vielen Gebieten. Man muss aber auch Idealist sein.
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SANFTE HEILUNG FÜR PFERD UND HUND
Tierosteopathin Julia Schmale praktiziert ihren Traumberuf
Legt Julia Schmale Hand an, dann wirkt es fast wie Zauberei, wenn der eben noch lahme Hund plötzlich wieder schmerzfrei laufen kann. Die Halveranerin ist keine Wunderheilerin, sondern Tierosteopathin. Und Osteopathie hat rein gar nichts mit Magie zu tun. Vielmehr, so klärt sie auf, „ist das eine ganzheitliche Therapiemethode, die die Ursachen von Beschwerden und nicht deren Symptome behandelt“. Blockaden in der Wirbelsäule plagen Mensch und Tier. Und die Sache mit dem Kreuz schlägt so manchem ziemlich auf den Magen. Da gibt es offensichtlich einen Wirkungszusammenhang. Daher hat die Tierosteopathin auch beide Beschwerden im Blick. Sie spricht von „Heilen von Leib und Seele“. Welcher Tierfreund zweifelt daran, dass Tiere nicht nur Leib sondern auch Seele haben. Und mit Leib und Seele ist Julia Schmale auch selbst dabei. Ihren tierischen Patienten zu helfen ist ihr Traumberuf.
Gefühlvolles Ertasten von Spannungen in Gewebe und Muskulatur Es sieht schon ungewöhnlich aus, wenn die zierliche, junge Frau den wuchtigen Friesenrappen Samir therapiert. Tamme Hanken, dem zwei Meter Hünen aus Ostfriesland, hatte man so etwas zugetraut. Zu Lebzeiten konnte der zupacken. Aber wie soll eine 50 Kilo leichte Person bei einem gut zwölf Mal so schweren Pferd die Knochen einrenken? Für Julia Schmale kein Problem. Sie wendet andere, schonende Techniken an, für die wenig Kraft und nicht einmal Hilfsmittel nötig sind. Bei Samir legt sie zunächst einfach ihre Hände auf. Gefühlvoll ertastet sie Spannungen von Gewebe und Muskulatur, fühlt die inneren Organe, spürt die Tätigkeit von Magen und Darm. Samir steht völlig ruhig da, schnaubt und gähnt zu weilen herzhaft. „Der ist völlig tiefenentspannt“, freut sich seine Besitzerin Wibke Lippert.
Blockaden der Wirbelsäule wirken sich auf den ganzen Körper aus Ihren rabenschwarzen Patienten kennt Julia Schmale schon seit neun Jahren. „2010 hatte ich gerade meine dreijährige Ausbildung zur Tierosteopathin abgeschlossen“, erzählt sie. „Samir war einer meiner ersten Patienten.“ Der muskulöse Rappe mit seinem seidig glänzenden Fell sieht allerdings alles andere als kränklich aus. „Aber was Krankheiten angeht ist er schon eine Großbaustelle“, lacht Wibke Lippert. Aufgrund seiner Anatomie ist er als Reitpferd schwierig. Zu viel Schulter, hinten hoch, kurzer Rücken, Hals hoch angesetzt und in Folge all dessen Rückenprobleme. Damals plagten ihn jedoch vor allem Bauchschmerzen. Diese können durchaus mit Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates in einem engen Zusammenhang stehen. „Blockaden im ersten Halswirbel sind oft dafür verantwortlich, wenn das Verdauungssystem nicht richtig will“, erklärt Julia Schmale. Das kann zum Beispiel beim Aufhängen im Halfter passieren. Bei Samir war es wahrscheinlich ein starker Wurmbefall, der zu Verdauungsstörungen führte und die wiederum führten zu Problemen im Rücken.
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So kam eins zum anderen. Die Bauchschmerzen jedenfalls hatten sich damals schon nach der ersten Behandlung erledigt. Am Morgen danach musste in Samirs Box erst einmal ordentlich ausgemistet werden. Julia Schmales linke Hand ruht auf Samirs breiten Rücken, ihre rechte streicht über seinen Bauch. „Jetzt hat es gegluckert“, vermeldet sie Erfolg. Seitlich neben Samir stehend bietet sie ihm ein Leckerchen an. Um es zu erreichen, muss der Hengst seinen Kopf extrem nach hinten beugen. Leise macht es knack. Halswirbel Nummer Eins meldet: ich bin wieder in Normalstellung. Entlang der Lendenwirbel schnicken Julia Schmales Daumen - knack, knack knack. Samir schnaubt behaglich. Jetzt geht es an die Beine, Fehlstellungen korrigieren. Den rechten Vorderhuf gepackt, das Bein angewinkelt, hochgedrückt und ein bisschen seitlich gezogen. Mit dem richtigen Hebel schafft „frau“ das mit 50 Kilo Körpergewicht. „Ab auf den Laufsteg“, sagt Wibke Lippert lachend und zieht ihren Hengst auf einen gepflasterten Hofweg. Kritisch nimmt Julia Schmale den Gang des Pferdes in Augenschein. Auch am Klackern der Hufe bewertet sie den Erfolg ihrer Behandlung: Alles bestens. Samir ist für heute erlöst und darf auf die Weide. Gut gelaunt wälzt er sich dort erst einmal auf dem Rücken.
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Der falsche Windhund-Mischling „Bei Problemen mit Samir ist Julia für mich die erste Ansprechpartnerin“, versichert Wibke Lippert. „Den Tierarzt sieht er nur zweimal im Jahr, zum impfen.“ Etwa viermal im Jahr fährt Julia Schmale von Halver nach Ihmert, um den Hengst zu behandeln. Das ist nicht einmal ihre weiteste Anreise. Denn ihre Dienste sind im ganzen Sauerland und darüber hinaus gefragt. Viele Reitställe werden angefahren. Hunde, gelegentlich auch Katzen, sogar Mehrschweinchen und Kaninchen werden dagegen in ihrer Praxis in Halver, Nordeler Schleifkotten 1, behandelt. Gern erinnert sich die Tierosteopathin an einen angeblichen Windhund-Mischling. Sein Besitzer kam zu dieser Annahme, da der Vierbeiner einen runden Rücken hatte. „Aber der war nach der Behandlung weg“, lacht Julia Schmale. Der runde Rücken war lediglich ein Anzeichen für Schmerzen, eine Schonhaltung.
Mehr Informationen zu Julia Schmale (geborene Schlenz) findet man auf der Internetseite www.tierostheopathie-schlenz.de oder telefonisch unter 0179/9090091.
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MEHRGENERATIONEN-PROJEKT AN DER FRÖBELSTRASSE
Von Horst vom Hofe
Städtebaulicher Missstand wird beseitigt – Hellerforth-Ruinen weichen
Die Zustimmung im zuständigen Fachausschuss für Planung, Stadtentwicklung, Verkehr und Umwelt war ebenso einmütig wie die abschließende Entscheidung im Rat: Mit der Aufstellung eines neuen Bebauungsplanes wird die Nutzung einer bislang gewerblich genutzten Fläche zwischen Fröbelstraße und Siepener Weg für Wohnraum ermöglicht. Ein „städtebaulicher Missstand“, so die Verwaltung der Stadt Meinerzhagen, kann auf diese Weise beseitigt werden. Die seit der Pleite der Lüdenscheider Immobilienfirma Hellerforth als letztem Eigentümer zu baulichen Ruinen verkommenen Gebäude in der Nachbarschaft zum einstigen Gebäude der Firma Detmers werden abgerissen. An ihrer Stelle sind vier dreibis viergeschossige „Stadtvillen“ mit bis zu 60 Wohnungen geplant. Die Meinerzhagener Baugesellschaft (mbg) als Träger investiert hier rund 12 Millionen Euro in ein Mehrgenerationen-Projekt. Auf dem durch den langen Leerstand unansehnlich gewordenen Grundstück an der Fröbelstraße (unter anderem waren hier ein Aldi-Markt, Bäckerei, Metzgerei und Bistro ansässig), will die mbg ein Neubau-Vorhaben mit „Stadtbild prägendem Charakter“ entstehen lassen, so der Geschäftsführer Oliver Drenkard. Und er hebt hervor: „Es soll das gesamte Quartier aufgewertet und ein Wohnprojekt geschaffen werden, welches es in dieser Qualität so noch nicht in Meinerzhagen gegeben hat. Das Projekt soll die Menschen generationsübergreifend ansprechen.“ Zielgruppen sind demnach Paare, Singles und Familien ebenso wie Senioren. Ein attraktiv gestalteter Platz im Schnittpunkt der vier geplanten Gebäude – ein sogenanntes Forum – soll als Treffpunkt für alle Bewohner gleich welchen Alters dienen und eine hohe Aufenthaltsqualität bieten. „Hohen Anforderungen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Technologie, Gemeinschaft und Komfort wollen wir im Rahmen einer architektonisch ansprechenden Gestaltung gerecht werden“, hebt der mbgGeschäftsführer hervor. Wegen der auch städtebaulich herausragenden Bedeutung des Vorhabens hatte die Baugesellschaft für die planerische Gestaltung und den Konzeptentwurf einen Archi-
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tekten-Wettbewerb ausgeschrieben. 22 Architekturbüros der Region waren 2017 über das mögliche Projekt informiert und dazu eingeladen worden, eine Bewerbung abzugeben. Die Grundlage hierfür bildeten unter anderem die folgenden maßgeblichen Bewertungs- und Zielparameter: + Barrierefreie Wohnanlage für eine generationenübergreifende Zielgruppe + Das Vorhaben soll sowohl Miet- als auch Eigentumswohnungen für Alleinerziehende, Familien, Paare und Singles kombinieren + Garagenstellplätze + Funktionalität und Flexibilität der Grundrisse als auch der Gesamtlösung + In einem räumlich abgetrennten Bereich sollen ein Gemeinschaftsraum sowie Büroflächen als Anlaufstelle für Serviceangebote Wohnen bzw. ambulant betreutes Wohnen vorgehalten werden + Energieeffizienz und Nachhaltigkeit + Technikunterstütztes Wohnen gemäß den zukunftsweisenden Konzepten eines „Ambient Assisted Living“. Dies umfasst Methoden, Konzepte, elektronische Systeme, Produkte sowie Dienstleistungen, welche das alltägliche Leben älterer und auch behinderter Menschen situationsabhängig und unaufdringlich unterstützen. Den besonderen Stellenwert dieses Projektes in und für Meinerzhagen unterstrich die überragende Beteiligung
an dem Architekten-Wettbewerb mit insgesamt 16 eingegangenen Bewerbungen. Im Wege eines Auswahl- und Bewertungsverfahren wurden davon vier Bewerbungen in die Endausscheidung genommen. Den Zuschlag erhielt schließlich der Entwurf des Architekturateliers Christ GmbH aus Freudenberg im Siegerland.
Die weitere Umsetzung soll so erfolgen: Geplanter Baubeginn ist noch in diesem Jahr, Fertigstellung bis Sommer 2021. In vier Gebäuden sollen insgesamt rund 60 Wohneinheiten entstehen mit 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen mit Wohnflächen zwischen 60 und 115 Quadratmeter. 60 Garagenstellplätze und rund 16 Stellplätze im Freien werden geschaffen. Vorgesehen ist, dass etwa ein Viertel des Bauvolumens in Form von Eigentumsimmobilien errichtet und vermarktet wird. 75 Prozent sollen als Mietwohnungen in der Bewirtschaftung der Meinerzhagener Baugesellschaft verbleiben, die mit einem Bestand von derzeit rund 1400 Wohn- und Gewerbeeinheiten das mit Abstand größte Wohnungsbauunternehmen der Region ist.
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NEUES GELÄUT FÜR MEINERZHAGEN
Von Horst vom Hofe
Vier Kirchenglocken aus Bronzeguss ertönen – Glockenfest am 5. Mai
Fotos (2) Ilka Albrecht
Das neue Geläut der altehrwürdigen Jesus-Christus-Kirche zu Meinerzhagen gehört mittlerweile zum festen Tagesablauf an Werk- und Sonntagen. Ein im Vergleich zu den alten Glocken erkennbar wärmerer Ton ist weithin zu vernehmen, wenn um 7 Uhr in der Frühe ein neuer Tag, um 19 Uhr der Feierabend eingeläutet, zu Gottesdiensten gerufen oder ein Festtag begangen wird. Eine große Freude war es, als zum vergangenen Weihnachtsfest und auch zum Übergang ins neue Jahr erstmals das volle Festtagsgeläut im Zusammenklang aller vier neuen Glocken ertönte. Mit einer besonderen Veranstaltung soll der erfolgreiche Abschluss eines Gemeinschaftsprojektes noch einmal gewürdigt und gefeiert werden, das für die Gemeinde über lange Zeit hinweg als besondere Herausforderung galt. Für Sonntag den 5. Mai 2019 ist ein „Glockenfest“ mit buntem Rahmenprogramm geplant. Komplett informierte in seiner Frühlings-Ausgabe 2018 über die bevorstehende Realisierung des Glocken-Projektes. Zu ersetzen galt es die 1920 eingeweihten drei gusseisernen Glocken. Diese wurden seinerzeit in wirtschaftlich schwierigem Umfeld als Ersatz für die alten Kirchenglocken aus Bronze in Betrieb genommen, die im 1. Weltkrieg auf Anordnung der Regierung eingeschmolzen und zu Kanonen verarbeitet worden waren. Eisen- statt Bronzeguss – diese Konstellation bedeutete hinsichtlich
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der Lebensdauer des damals neuen Geläuts von vornherein eine absehbare zeitliche Begrenzung. Vorausschauend war aus diesem Grund vor bereits mehr als 20 Jahren ein sogenannter Glockenfonds eingerichtet worden, in dem Spenden für den neuerlichen Austausch der Glocken eingesammelt wurden. Am Ende war es eine besonders großzügige Zustiftung, mit der die noch klaffende Finanzierungslücke geschlossen werden konnte. Diese stammt von Hannelore Luda, der Witwe des langjährigen heimischen Bundestagsabgeordneten und Ehrenringträgers der Stadt, Dr. Manfred Luda. Nach fast zwei Jahre langer gründlicher Planung unter Hinzuziehung renommierter Fachleute konnte im vergangenen Jahr die konkrete Umsetzung des Projektes „Neues Kirchengeläut“ in Angriff genommen werden. In der Herbst-Ausgabe von Komplett berichteten wir in einer Bilderstrecke über den Guss der neuen Glocken in der Glockengießerei Rincker am Fuße des Westerwaldes in der Ortschaft Sinn. An den insgesamt zwei Gießvorgängen im Juni und August nahmen jeweils stattliche Abordnungen aus der Meinerzhagen als interessierte Gäste teil. Am Samstag dem 28. September 2018 läuteten die alten, gusseisernen Glocken der Jesus-Christus-Kirche ein letztes Mal – eine halbe Stunde lang. Der Kirchturm war derweil eingerüstet, die Maueröffnung der Schall-Luken ver-
hinaus weiter einen festen Platz im Ortsbild haben: Die größte wird als historisches Ausstellungsobjekt auf dem Kirchplatz verbleiben. Die beiden anderen Glocken haben derweil neue Aufstellungsorte gefunden, die in unmittelbarem Bezug zur Evangelischen Christengemeinde dieser Stadt stehen: Dem in Trägerschaft des PerBlick zurück: In der Glockengießerei Rincker in Sinn wurden die neuen Glocken im Sommer letzten Jahres gegossen. (Foto: Büdenbender) thes-Werkes geführten Seniorenzentgrößert worden zu dem Zweck, mit Hilfe von Kran- und rum Wilhelm-Langemann-Haus und dem Evangelischen Seilzügen zunächst die drei alten Glocken auszubauen. Gymnasium auf dem Bamberg. Der stählerne Glockenstuhl im Turminneren wurde deBeim „Glockenfest“ am 5. Mai wird zunächst mit einem montiert und durch eine dem Gesamtton der neuen GloGottesdienst, danach mit einer bunten Veranstaltung cken zugutekommende Holzkonstruktion ersetzt. rund um die Kirche und im angrenzenden GemeindeAm Freitag dem 26. Oktober erfolgte mit einem 17-Tonhaus noch einmal in zusammenfassender und festlicher ner-Lkw die Anlieferung des neuen Geläuts. Am darauffolWeise das Jahrhundert-Ereignis der Glockenweihe gewürgenden Sonntag konnten die auf dem Kirchplatz abgestelldigt. So gibt es unter anderem eine Ausstellung mit Bilten vier Bronze-Glocken im Anschluss an den Gottesdienst dern der heimischen Fotografin Ilka Albrecht, deren Fooffiziell „willkommen geheißen“ und in ihrer glänzenden todokumentation zum Gesamtprojekt auch im Rahmen Pracht bestaunt werden. Viele Meinerzhagener hatten sich eines käuflich zu erwerbenden Festbuches der Öffentzu dieser Willkommenszeremonie unter musikalischer Belichkeit zugänglich gemacht wird. Die Gemeinde und die gleitung des Posaunenchores einladen lassen. Noch drei interessierte Öffentlichkeit sind herzlich zu dieser VeranTage standen die neuen Glocken auf dem Kirchplatz, bestaltung eingeladen. Weitere Details dazu werden in der vor sie mit Hilfe eines Krans in wahrer Präzisionsarbeit in Tagespresse bekanntgemacht. den Turm gehoben und dort zum endgültigen Einbau in den neuen Glockenstuhl aus Eichenbalken platziert wurden. Die Hoffnung aller Beteiligten hinsichtlich des weiteren zeitlichen Ablaufs sollte sich punktgenau erfüllen: Mit dem Gottesdienst am 1. Advent konnte die feierliche Einweihung der vier neuen Glocken der Jesus-Christus-Kirche gefeiert werden. Dazu war auch Superintendent Klaus Majoress nach Meinerzhagen gekommen. „Wenn die Glocken schweigen, fehlt etwas!“, betonte er in seiner Predigt, um hervorzuheben, dass der Klang von Kirchenglocken nicht nur den Alltag in einer Stadt, sondern das ganze Leben der Menschen begleite, von der Taufe über Konfirmation und Hochzeit bis hin zum Begräbnis. Statt der bislang drei gusseisernen Glocken hängen nun vier Bronze-Glocken im Turmgestühl. Jede einzelne wurde im Rahmen des Gottesdienstes mit einigen kurzen Informationen vorgestellt und unmittelbar danach durch Kirchenküster Arne Schumacher erstmals im jeweils spezifischen Klang zum Ertönen gebracht: Zunächst die kleinste, die Sakramentsglocke mit einem Gewicht von 638 Kilo, danach die Gebets- und die Sonntagsglocke, zuletzt die größte, 2400 Kilogramm wiegende Marienbzw. Festtagsglocke. Die drei nach 98 Jahren Betrieb ausrangierten alten GloTel.: 0 23 54 / 63 09 www.tiefbau-falz.de cken werden über den Tag ihrer Außerdienststellung Pixelio zur kommerziellen Verwendung.
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LANDMARKEN UND REIBUNGSPUNKTE: SCHEUERPFÄHLE MARKIEREN KULTUR IM VOLMETAL
Von Rüdiger Kahlke
Kunst-Verein VAKT strebt breite Basis für Projekt an – Emsland als Vorbild
Vorbild fürs Volmetal: ein künstlerisch gestalteteter Scheuerpfahl in Ostfriesland. Foto: www.ostfriesland.travel
Kunst auf gut 25 Kilometern. Von Schalksmühle im Norden bis Meinerzhagen im Süden sollen Scheuerpfähle auf besondere Ecken im Volmetal hinweisen. Kunstobjekte als Landmarken in der Kulturlandschaft. Ein Projekt, das die viel beschworene Kultur Oben an der Volme sichtbar macht. Eine Idee des Kunstvereins VAKT in Halver, der statt nur über Gemeinsamkeit zu reden, ein alle verbindendes Projekt schaffen will. Ein Impuls von Ehrenamtlichen, der viele Kulturschaffende in der Region und darüber hinaus einbindet und zum Mitmachen motiviert. „Eckpöhle“ oder „Scheuerpfähle“ – wie soll das Projekt heißen? Die Diskussion stand am Anfang. Eher die Suerlänner Pöhle, dem heimischen Idiom angelehnt, oder die Scheuerpfähle, in der Landwirtschaft aus der Mode gekommen, aber Namensgeber für eine beispielhafte Kunstaktion? Dass das VAKT-Projekt jetzt unter dem Titel „Scheuerpfähle fürs Volmetal“ firmiert, hat auch damit zu tun, dass es ein Vorbild gibt. Erst wurden solche Pfähle in Schleswig-Holstein als künstlerische Landmarken aufgestellt, weithin sichtbar auf Wiesen, wo man schon drei Tage vorher sieht, wer sonntags zu Besuch kommt. Vor sieben Jahren dann im ebenfalls platten Emsland. Sie begleiten hier den 92 Kilometer langen Ostfriesland-Wanderweg von Rhauderfehn bei Papenburg
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bis Bensersiel an der Nordsee. Hier sind sie ein Hingucker: Landmarke, Freiluft-Objekt, Touristen-Attraktion. Die Scheuerpfähle im Volmetal wären somit das dritte Glied in einer imaginären künstlerischen Kette.
„Impuls, der Neugier weckt“ Die Kunst-Pfähle sorgten 2017 für den Kick in Karin Schloten-Walthers Friesland-Urlaub. 2018, beim zweiten Besuch im Emsland, war für die VAKT-Vorsitzende klar: „Das ist auch was für uns.“ Sie stellte das Projekt vor – der Vorstand teilte ihre Einschätzung. Pfähle, an denen sich das Vieh früher schubberte als Verknüpfung zwischen landwirtschaftlicher Kulturfläche und Reibungspunkten der Industriegesellschaft. Eine Verbindung von ländlicher Region und städtischem Raum. Bevor Technik in den Ställen dominierte und die Rinder sich von sensorgesteuerten Bürsten den Buckel kraulen ließen, schubberte sich Vieh das Fell an Pfählen. Dabei drückten Pferde, Rinder, Ziegen, Schafe oder Schweine auch schon mal Zaunpfähle um. Für Landwirte war das ein Grund, eben jene Scheuerpfähle auf die Weiden zu stellen, um Schäden vorzubeugen. Der Kunst-Aspekt kam später.
Touristische Aufwertung
Für Helmut Collmann, Landschaftpräsident der Ostfriesischen Landschaft Aurich, sind die Pfahlobjekte „vielfältig Gestalt gewordene Kunst im öffentlichen Raum“. Für Bernhard Bramlage, Landrat des Kreises Leer, sind sie eine Bereicherung des Ostfriedland-Wanderweges und „schaffen damit eine seltene Verbindung zwischen Kunst und Landwirtschaft“, aber auch ein Impuls der Neugier weckt – bei Tier und Mensch.
Künstlerische und politische Dimension
Dieser Scheuerpfahl steht im Emsland. Foto Rüdiger Kahlke
Nach der VAKT-Vision sollen die Kunst-Pfähle auch für Scheuerstellen, für Reibungspunkte in der Region stehen. Dort, wo man sich an Standpunkten, Gegebenheiten oder politischen Positionen reiben kann. Das macht die künstlerische und politischen Dimension des Projektes aus. Ziel ist es 20 Scheuerpfähle zwischen Schalksmühle und Meinerzhagen aufzustellen, vier bis fünf pro Kommune. Einige Standorte sind gesetzt, andere noch in der Diskussion. Dem Kunstverein ist es dabei wichtig, viele Akteure im oberen Volmetal einzubinden. Aus dem kleinen Kreis der Initiatoren bei VAKT und ein paar Kunstinteressierten ist inzwischen eine größere Runde geworden. Mitglieder des Fotovereins Halver wollen sich um die Dokumentation der Standorte und des Entstehungsprozesses kümmern. Aktive der Schreibwerkstatt der Volkshochschule können sich vorstellen, Geschichten zu den Standorten beizutragen oder dort Lesungen abzuhalten. Mitglieder der Heimatvereine machen Vorschläge für mögliche Standorte. Der Verein Heesfelder Mühle hat Unterstützung bei der der Beschaffung, Transport und Bearbeitung der Stämme signalisiert. Projektleiter Klaus Brunsmeier findet „die Idee klasse“ und will „das gerne unterstützen.“ Für Ralf Thebrath, Freizeit- und Tourismusmanger für die Region Oben an der Volme, ist die geplante Kunst-Aktion zudem „ein super tolles touristisches Projekt“. Er überlegt schon, „wo die rote Linie sein könnte“, um die geplanten Standorte „mit der vorhandenen Infrastruktur zu verknüpfen“. Im Visier hat er dabei einen überörtlichen Wanderweg, der sich durchs Volmetal zieht und der, mit Abstechern, die markanten Objekte verbinden soll. Entlang des überregionalen Weges X 20 könnten die Pfahl-Standorte in der Karte markiert werden. Seine Idee: An den jeweiligen Standorten auf weitere interessante Punkte in der Umgebung hinweisen.
Digital könnte der Weg auf der Homepage als eigener Routenvorschlag eingearbeitet und zum Wandern aufs Smartphone geladen werden. Für den Tourismusexperten wäre das „eine Aufwertung für alle Wege, weil es ein besonderes Highlight gibt“. Die Verknüpfung mit kulturellen Ausflugszielen „bietet ein besonderes Erlebnis“, so Thebrath, der darin auch einen überregional zugkräftigen Anziehungspunkt sieht.
Damit auch Besucher etwas davon haben, sollen QRCodes oder kleine Hinweisschilder an den jeweiligen Pfählen Auskunft über den Standort und den Künstler oder die Künstlerin geben. Von denen haben schon einige Interesse signalisiert, bei dem Projekt mitzumachen. Solche aus der Region und aus der Nachbarschaft. Das alles sind noch Planungen, Vorüberlegungen. Ein Problem ist noch die Finanzierung. Für die 24 Scheuerpfähle im Emsland haben sich schnell Sponsoren gefunden. Karin Schloten-Walther: „Angeblich hat der Initiator pro Sponsor nur neun bis 12 Minuten gebraucht, um sie für das Projekt zu gewinnen.“ Unternehmen haben die Chance gesehen, ihre Region aufzuwerten. Die Initiatoren beim Kunstverein hoffen, dass auch Kommunen und Sponsoren im Volmetal das Projekt als Chance sehen, Identität und Image zu stärken – und mindestens so spendabel sind wie die im Emsland.
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EIN KLEINOD IM HERZEN DER STADT
Villa im Park wird mit Regionale-Mitteln Von Horst vom Hofe zum „Haus der Kultur“
Foto Martin Büdenbender
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Sie ist ein wahres Schmuckstück von hohem ortshistorischen und denkmalwürdigem Wert, das zuletzt aber eher ein Schattendasein fristete: Die Villa im Park. Mit Fördermitteln aus dem Strukturförderungsprogramm des Landes „Regionale 2013 – Oben an der Volme“ soll das in idyllischer Umgebung im Herzen Meinerzhagens gelegene Gebäude zu einem „Haus der Kultur“ qualifiziert und aufgewertet werden. Mit einem Investitionsaufwand von rund 1,7 Millionen Euro wird die unter Denkmalschutz stehende Villa gerade von Grund auf renoviert und umgebaut. Der Zahn der Zeit hatte zuletzt immer deutlichere Spuren des Verfalls hinterlassen. Mit der für den Sommer geplanten endgültigen Fertigstellung und Eröffnung zeigt sich das Haus dann baulich in altem Glanz der Gründerjahre und im Inneren in zeitgemäßer multifunktionaler Gestaltung mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Die Villa liegt im einstigen Schmiemicker Park, der nach
ter 1792 das Gut Schmiemicke als „unveräußerliches und unteilbares“ Stammgut gegründet hatte. 1877 wurde der Besitz an den Eigentümer des Nachbargutes, Kommerzienrat Gustav Weyland, verkauft. Erst dieser legte auf dem freien Gelände den Park mit dem bis heute stattlichen Baumbestand an und baute 1888 das bis heute erhaltene Gebäude – die jetzt so genannte „Villa im Park“. Der mittlerweile ins Eigentum der Stadt übergangene Park wurde, ebenfalls im Rahmen der Regionale 2013, in seiner landschaftsgärtnerischen Gestaltung und Aufenthaltsqualität deutlich aufgewertet. Das 2,7 Hektar große, unter Denkmalschutz gestellte Areal liegt als grünes Kleinod inmitten der Stadt zwischen dem Bahnhof und der Fußgängerzone Zur Alten Post. Damit kommt ihm nicht nur eine Aufgabe im Sinne der Erholungsfunktion zu, sondern der Park fungiert gleichzeitig als grüne Achse und Bindeglied zur Innenstadt entlang der Bahnhofstraße.
alten Aufzeichnungen spätestens seit Anfang des 18. Jahrhunderts Eigentum der für die Geschichte Meinerzhagens prägenden Richter-Familie Wever war. Auf dem Kirchplatz an der Jesus-Christus-Kirche befindet sich heu-
Mittlerweile ist an der Volmestraße ein neuer barrierefreier Parkzugang geschaffen worden. Das ursprüngliche Wegesystem hat man nach historischem Vorbild erneuert und wiederhergestellt. Ein bereits gut genutzter Mehr-
te noch ein dorthin umgesetztes Denkmal, das einstmals seinen Platz im Park hatte. Es erinnert an Caspar Wilhelm Wever, als Königlich Dänischer Etatsrat zu Copenhagen in Ruhm und Ansehen gekommen, geboren zu Schmiemicke den 6. Januar 1730, der gemeinsam mit seiner Schwes-
generationen-Spielplatz wurde angelegt. Der Baum- und Pflanzenbestand ist durch pflegerische Maßnahmen unter Rückbesinnung auf das gründerzeitliche Bild des ehemals privaten Gartens durchforstet und optisch aufgewertet worden.
Inmitten des Parkgeländes liegt die denkmalgeschützte Villa mit ihren prägenden neurenaissancehaften und klassizistischen Fassadenelementen. Im Rahmen der Regionale 2013 wird das Gebäude als „Highlight-Projekt“ zusammen mit weiteren Gebäuden in den anderen drei Kommunen, zum Beispiel der Villa Wippermann und den Schieferhäusern in Halver, zu einem „Haus der Kultur“ für die Region „Oben an der Volme“ umgebaut. Die Villa soll, so die Projektidee, zu einer „Guten Stube“ der Stadt Meinerzhagen und zu eine sozio-kulturellen Begegnungsstätte – somit zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt in der Innenstadt entwickelt werden. Im Erdgeschoss befinden sich ein Veranstaltungsraum und eine Ausstattung für eine Veranstaltungsbewirtung. Die Räume im ersten Obergeschoss bieten Platz für Schulungen, Seminare und kleinere Versammlungen, zum Beispiel für die Volkshochschule Volmetal oder Firmen und andere Institutionen. Genutzt werden können sie zudem von heimischen Vereinen, so auch für Veranstaltungen von KuK, dem Stadtmarketing oder des Heimatvereins. Zur Erhaltung und zum Betrieb des künftigen „Hauses der Kultur“ wurde die „Stiftung Villa im Park“ gegründet. Zweck der Stiftung ist darüber hinaus die Förderung und Unterstützung des regionalen Kunst- und Kulturlebens
durch Nutzung der Räumlichkeiten für kulturelle Veranstaltungen und Einrichtungen. Geleitet wird die Stiftung von einem Kuratorium, bestehend aus Mitgliedern, die aus Rat und Verwaltung ebenso wie aus dem Bereich von Vereinen, Verbänden und Unternehmen und Kulturschaffenden kommen. Zum Vorsitzenden ist Bürgermeister Jan Nesselrath, zu seinem Stellvertreter der Unternehmer Meinolf Skudlarek gewählt worden. Villa und Park als Gesamtensemble führen erkennbar zu einer weiteren Attraktivitätssteigerung der im Rahmen der Regionale 2013 umgestalteten Meinerzhagener Innenstadt. Bürgermeister Jan Nesselrath äußerte sich mit Blick auf den bevorstehenden Abschluss dieser beiden Maßnahmen im Rahmen seiner Rede zur Einbringung des städtischen Haushalts 2019 so: „Volkspark und Villa werden ein wahres Kleinod, ein Alleinstellungsmerkmal für unsere Stadt. In entspannter Atmosphäre können alle Generationen dort ihre Freizeit verbringen. Es gibt Spielbereiche, Rückzugsmöglichkeiten im Grünen sowie einen weiteren kulturellen Treffpunkt. Ich bin sicher, dass Villa und Park sich als weiterer schöner Anlaufpunkt für Einheimische und Gäste erweisen und somit unsere Stadt weiter aufgewertet wird.“
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ZU BESUCH IM REIDEMEISTERHAUS VOSWINKEL
Von Martin Büdenbender
Seit sieben Generationen im Familienbesitz - Wohnen im Museum
Steigen Sie ein, kommen Sie mit auf eine Zeitreise. Es geht ins Volmetal. Zurück in eine Zeit bevor die Industrialisierung begann, in eine Zeit als hier das Osemundeisen geschmiedet wurde und den Besitzern der Hämmer und Schmieden zu Wohlstand verhalf. Reidemeister Johann Peter Bredenbach ist einer von ihnen. Dort wo der Jubach in die Volme mündet, lässt er sich direkt neben einer riesigen Tanne ein stattliches Haus errichten. Aus massiven Bruchsteinen ist es gemauert. Mitten durch das Haus zieht sich eine anderthalb Meter dicke Brandschutzmauer, die Wohnung von Stallungen trennt. Zwei Jahre dauert der Bau. 1784 ist das Reidemeisterhaus inmitten der Ortschaft Vollme fertig. Johann Peter Bredenbach hat jetzt alles, hat Schmieden und Ländereien und ein schönes Haus. Nur Frau und Kinder hat er nicht. Als er stirbt, erbt sein Bruder das Reidemeisterhaus. Dessen Tochter, Maria Elisabeth Bredenbach, ehelicht Peter Friedrich Theodor Voswinkel. Seitdem, seit sieben Generationen, ist das Reidemeisterhaus im Besitz der Familie Voswinkel.
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„Dreimal klopfen“ steht unterm Namensschild Im Volmetal hat sich seit damals viel getan. Mit der Industrialisierung kam die Eisenbahn. Die Jubach-Talsperre wurde gebaut. Längst haben die Hämmer und Schmieden geschlossen. Aber das Reidemeisterhaus steht noch. Es sieht aus, als wäre es erst vor kurzem gebaut worden. Ein Schild mit der Aufschrift „Reidemeisterhaus Voswinkel“ weist auf das unter Denkmalschutz stehende Gebäude. Neun Fenster bestimmen den Anblick der Vorderseite. Holzschindeln schmücken den mächtigen Giebel. Aus alten Mühlensteinen ist der Fußweg gelegt, der zur Eingangstür aus massivem Eichenholz führt. An ihr befindet sich keine Klingel. Stattdessen ist ein massiver Türklopfer angebracht. „Dreimal klopfen“ steht unter dem Namensschild. Es funktioniert tatsächlich. Hausherr Friedrich Theodor Voswinkel öffnet die schwere Eichentür und bittet einzutreten.
Friedrich Theodor Voswinkel blättert im Familienalbum. Die meisten Fotos sind über 100 Jahre alt.
Erst seit anderthalb Jahren wohnt er hier. Wieder hier, muss man korrekterweise sagen. Es ist sein Elternhaus. In Vollme ist er aufgewachsen. Erst zum Studium führte ihn der Weg nach Süddeutschland, wo er zuletzt in Heilbronn als Ingenieur tätig war. Jetzt ist er wieder Zuhause. Er hat gewissermaßen seinen Bruder Christian abgelöst. Der frühere Ortsheimatpfleger von Meinerzhagen ist vor einigen Jahren nach Bayern gezogen. Der Mutter wegen, inzwischen 91 Jahre alt, hat Friedrich Theodor Voswinkel zusammen mit seiner Frau die schicke und komfortable Wohnung in der Neckarstadt gegen das museale Wohnen in seinem Elternhaus getauscht.
Mobiliar wie zu Urgroßvaters Zeiten Freundlich lächelnd steht er jetzt vor seinem Haus, bittet einzutreten und zieht die schwere Eichentür noch ein wenig weiter auf. Der Blick fällt in einen geräumigen Flur, von dem nach allen Seiten weitere Eichentüren in die einzelnen Zimmer führen. Sie alle sind hell lackiert und mit kunstvollen Ornamenten versehen. Sämtliche Türgriffe sind aus Messing gefertigt. Aus reich verziertem Eichenholz ist das Geländer der Treppe, die ins Obergeschoss führt. Friedrich Theodor Voswinkel bittet nach rechts in die gute Stube. Wir treten ein, treten behutsam auf die Eichendielen, die genauso alt sind wie das ganze Haus. Erstaunlich, kein Knarzen oder Quietschen ist zu hören. Der Blick schweift durch das Zimmer. Mobiliar wie zu Urgroßvaters Zeiten. Eine Standuhr tickt in der Ecke, Baujahr 1795. Sie wurde, erzählt der Hausherr, nachdem sie Jahrzehnte auf dem Dachboden verstaubte, erst vor wenigen Jahren restauriert. Gegenüber ist die Tür zum Schlafzimmer von zwei hübschen Spiegelschränken gerahmt, darunter zwei uralte Stühle. In der Lehnen sind
die Initialien ACW und das Jahr 1769 eingeritzt. Sie gehörten ebenso wie der Kleiderschrank im Schlafzimmer zur Aussteuer von Anna Catharina Woeste, die 1769 in die Familie Bredenbach einheiratete Friedrich Theodor Voswinkel weist auf eine Reihe von Fotografien. Die ältesten entstanden in den Kinderjahren der Fotografie, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Daguerreotypie hieß das aufwändige Verfahren.
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Das Ergebnis 15-minütigen Stillsitzens waren Unikate, die das Abbild des Porträtierten mit erstaunlicher Detailgenauigkeit auf Silberplatten wiedergab. Überwiegend sind stattliche Herren mit mächtigen Bärten zu erken-
nen. „Meine Vorfahren“ bestätigt der Hausherr und ergänzt schmunzelnd: „Nach den Vornamen brauchen sie nicht zu fragen. Seit sechs Generationen heißen alle Friedrich Theodor Voswinkel.“
Tradition und Werterhalt Nur Wohlhabende konnten sich damals den Luxus einer Porträtfotografie erlauben. Und gut ging es den Reidemeistern im Volmetal durchaus. Mit dem Kauf von Roheisen, aus dem in den eigenen Hammerwerken weiches, zähes, gut schmiedbares Eisen (Osemund) hergestellt wurde, und mit dessen Verkauf an die Drahtwerke in und rund um Altena ließ sich gutes Geld verdienen. Produktionssysteme im Bereich der Herstellung und des Vertriebs metallgewerblicher Produkte sind seit dem 14. Jahrhundert bekannt und haben ihre Bedeutung bis in die Zeit der Industrialisierung behalten. Entsprechend hat sich der Status des Reidemeisters gehalten. Seinen Großvater dürfe man durchaus als letzten Reidemeister in der Familie bezeichnen, bestätigt Friedrich Theodor Voswinkel. Sein Vater dagegen konzentrierte sich auf die land- und forstwirtschaftliche Produktion. „Sein großer Verdienst ist es“, betont Friedrich Theodor Voswinkel, „dass sich das Reidemeisterhaus in einem derart guten Zustand befindet.“ Unter seiner Leitung wurden die letzten großen Umbauten im Haus vorgenommen. Die früheren Stallungen wurden in den 60er Jahren zu Wohnungen umgebaut. So ist aus dem früheren Reidemeisterhaus ein Mehrfamilienhaus geworden. Ein Traum für alle, die Tradition und Werterhalt schätzen, eben wohnen in einem Museum.
Gebaut für die Ewigkeit: Treppenhaus und Türen aus massivem Eichenholz.
Eine Haustür ohne Klingel. Stattdessen dreimal klopfen.
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© Fotoatelier Albrecht
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Weit verzweigter Familienstammbaum.
STADTMARKETING IM UMBRUCH
Neuer Vorstand führt Verein in die Zukunft
Neuer Vorstand, neue Satzung: Stadtmarketing Schalksmühle befindet sich um Umbruch. Wohin geht die Reise? „Zunächst müssen wir uns orientieren“, sagt Klaus Koopmann. Er ist neuer Vorsitzender und wird den Verein zusammen mit Petra Bremicker (2. Vorsitzende) und Barbara Mette-Reichelt (Finanzen) in die Zukunft führen. Das neue Führungstrio ist gewählt. Der Wechsel sollte so sein. Mitglieder aus dem alten Vorstand um Gerwart Pätsch standen für eine weitere Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung. „Es war Zeit für neue Köpfe“, sagt Gerwart Pätsch. Zugleich betont er die Funktion des Stadtmarketingvereins als „bedeutender Faktor“ und „wichtiger Baustein“ für bürgerschaftliches Engagement in Schalksmühle. Vereinsarbeit ist für Klaus Koopmann nichts Neues. Jahrelang hat sich der Lüdenscheider, der seit 1983 in Schalksmühle wohnt, leidenschaftlich für die Märkische Museumsarbeit (MME) engagiert. Jetzt will er sich ehrenamtlich auf neuen Arbeitsfeldern ausprobieren. Von bewährten Aktionen will die neue Führungscrew keinesfalls abrücken. „Von Bürgern für Bürger“ soll die Devise weiter lauten. Dass das nach wie vor funktioniert, zeigt der Kinderkarneval von Stadtmarketing Schalksmühle. Am 1. März zogen wieder viele verkleidete
Wolfgang Teipel
Mädchen und Jungen durch Bahnhofstraße und Mühlenstraße. Zum Abschluss feierten sie eine schöne Party im Jugendzentrum am Wansbeckplatz. Anderes hat der neue Vorstand aber schon verändert. Nach der neuen Satzung soll der Verein stärker auf die Belange von Tourismus, Bürgern und Einzelhandel ausgerichtet werden. Außerdem wurden Projektgruppen eingerichtet, die dem dreiköpfigen Vorstand zuarbeiten. Weiter soll ein offener Initiativkreis allen Schalksmühlern die Möglichkeit eröffnen, sich im Stadtmarketingverein zu engagieren, ohne dass sie Mitglied werden. Geplant sind monatliche Treffen im kleinen Sitzungszimmer, bei denen jeder willkommen ist. Der neue Vorstand um Klaus Koopmann ist voller Tatendrang. Fürs erste hat er Mitgliederwerbung als wichtigste Aufgabe ausgerufen. An anderer Stelle weht der frische Wind bereits. Die Homepage (stadtmarketing-schalksmuehle.de) zeigt sich in einem völlig neuen Gewand. Nehmen wir das Wort Stadtmarketing doch einmal auseinander, heißt es dort sinngemäß. Was kommt dabei heraus? „Unser Ziel und Aufgabe ist es, aus der Stadt in unserem Fall aus der Gemeinde - eine Marke zu machen.“ Das bedeutet, dass sich Schalksmühler und Besucher in der kleinen Gemeinde an der Volme so richtig wohlfühlen sollen.
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LAUFEN UND SCHIESSEN IM VOLMEFREIZEITPARK
Text Wolfgang Teipel Fotos ©www.biathlon-tour.de
1. Biathlon-Staffel-Challenge in Kierspe
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Teamgeist und Spaß – am Samstag, 25. Mai, wird der Volmefreizeitpark in Kierspe zur Biathlon-Arena. Teamgeist beweisen schon bei den Vorbereitungen der SkiKlub Meinerzhagen und der ASV Kierspe. Sie übernehmen die Verpflegung der Sportler und Besucher. Die erste Laufbiathlon-Teamchallenge „Oben an der Volme“ soll ein Ereignis für Alt und Jung werden, hofft Freizeitbeauftragter Ralf Thebrath. „Und sie soll die vier Orte an der Volme noch enger verbinden“, sagt er. Thebrath setzt darauf, dass Sportler und Besucher aus Meinerzhagen, Kierspe, Halver und Schalksmühle den Tag zu einer runden Sache machen. Mit der Biathlon-DeutschlandTour (früher Biathlon auf Schalke-Tour) hat der Freizeitbeauftragte einen bewährten Partner an der Seite. Vereine, Unternehmen, Familien, Schulklassen und Ins-
Der Schießstand wird direkt vor der Tribüne aufgebaut, sodass viele Biathlon-Fans – freier Eintritt – zuschauen und die Athleten anfeuern können. Jeder Teilnehmer erhält eine „Finisher-Medaille“, während die Staffeln, die im Finale stehen, mit Pokalen ausgezeichnet werden. Der beste Biathlet oder die beste Biathletin gewinnt ein Wochenende in Ruhpolding mit einem Biathlonkurs bei Olympiasieger Fritz Fischer (25./26. Januar 2020). Außerdem steht an diesem Wochenende das Tourfinale aller Etappensieger in der Chiemgau-Arena auf dem Programm. Anmeldungen für die 1. Biathlon-Staffel-Challenge im Volme-Freizeitpark am 25. Mai nimmt Ralf Thebrath unter Tel. 0 23 54/7 71 38 und per E-Mail an freizeit@ oben-an-der-volme.de entgegen.
titutionen sind eingeladen, mit Staffeln aus vier Personen teilzunehmen. Jeder Teilnehmer legt im Laufschritt eine 400-Meter-Strecke im VolmeFreizeitPark zurück bevor die fünf Schüsse Liegendschießen anstehen. Für jeden Fehlschuss absolviert der Schütze eine etwa 50 Meter kurze Strafrunde. Es folgt der 2. Laufabschnitt über 400 m und das Stehendschießen mit fünf Schüssen. Bei Fehlschüssen sind ebenfalls Strafrunden zu laufen. Dann kommt die letzte Aufgabe, ein Lauf über 200 Meter zur Übergabe an den Staffelkollegen. Geschossen wird mit Biathlongewehren, die zu ungefährlichen Lichtzielgeräten umgebaut worden sind. Die Schützen müssen aus zehn Metern Entfernung Ziele mit einem Durchmesser von 45 Millimetern treffen. Die Veranstaltung beginnt am 25. Mai um 11 Uhr mit einem Übungsschießen für alle Teilnehmer. Dann folgt ab 12.30 Uhr zum Auftakt der Veranstaltung ein Prominentenrennen. Anschließend fallen die Startschüsse für die fünf Staffelrennen und das Finale. Die Sieger werden gleich im Anschluss an die Läufe geehrt.
Das Startgeld beträgt pro Staffel zehn Euro bzw. 2,50 Euro pro Person, wenn eine Staffel aus Einzelinteressenten zusammengestellt wird. Weitere Informationen auf der Internetseite www.visit.oben-an-der-volme.de
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FEHLERVERMEIDUNG BEI KAUF/ VERKAUF VON IMMOBILIEN Der Kauf oder Verkauf einer Immobilie ist eine finanziell wichtige Entscheidung. Falsche Entscheidungen oder ungünstige Vertragsgestaltungen können gravierende Folgen nach sich ziehen. Rechtsanwalt Christoph Gebauer, juristischer Berater von Haus + Grund Oberes Volmetal e.V. und Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht gibt im Folgenden einige wichtige Tipps:
1. Richtige Preiseinschätzung: Es ist immer ärgerlich, wenn man später feststellt, dass man als Käufer zu viel gezahlt oder als Verkäufer zu wenig erhalten hat. Man sollte sich fachlichen Rat einholen, um die Marktlage besser einschätzen zu können. Selbst wenn Kosten für diese Expertise entstehen sollten, kann sich dies lohnen. Auf jeden Fall werden keine falschen Erwartungshaltungen geweckt, die zu Enttäuschungen führen werden. 2. Bestandsimmobilien Soll ein „genutztes“ Haus erworben werden, stellt sich die Frage, ob man selbst in der Lage ist, Mängel zu entdecken, z.B. nicht sichtbare Feuchtigkeitsprobleme. Auch kann es letztendlich günstiger sein, einen Fachmann bei der Besichtigung hinzuzuziehen, als später die Probleme mit eingekauft zu haben. 3. Hinweispflicht des Verkäufers Für den Verkäufer einer Bestandsimmobilie ist es wichtig, den Käufer auf ihm bekannte Mängel hinzuweisen. Ansonsten läuft er Gefahr, später mit einem Schadenersatzanspruch oder gar mit einer Anfechtung des Kaufvertrages konfrontiert zu werden. Die sich hieraus ergebenden Folgen sind äußerst gravierend. Folgen sind die Rückzahlung des Kaufpreises und erhebliche Schadenersatzforderungen. Daher ist es auch wichtig, wenn Mängel gegeben sind, dass diese im Kaufvertrag klar dokumentiert werden. 4. Lage des Grundstücks Sie sollten sich das Grundstück und die Umgebung mehrfach und auch zu unterschiedlichen Zeiten anschauen. Wer wohnt im Umfeld, wie ist der Straßenlärm, sind weitere Baumaßnahmen geplant, gibt es seitens der Gemeinde Planungen die Straße betreffend? Das sind nur einige wichtige Faktoren, die Freude oder auch Kummer mit sich bringen können.
5. Der Kaufvertrag Der Notar wird den Vertrag gestalten und muss neutral beraten. Es kann aber Fragen geben, die einer „einseitigen“ Beratung bedürfen, um „seine“ Rechte besser im Vertrag wiederzufinden. Z.B. Gestaltung des Gefahrübergangs, Zahlungsmodalitäten, Absicherungen, Mängelbeschreibungen u.v.m. 6. Die Immobilie als Kapitalanlage Wie ist die Mieterstruktur, gibt es „Problemmieter“, häufige Mieterwechsel, Mietminderungen, Kündigungen? Bei Gewerbeflächen nach den Zeitverträgen fragen und die Übertragung der Kautionen nicht vergessen. Wer macht noch die Betriebskostenabrechnung? 7. Kauf eines Wohnungseigentums Will man ein Wohnungseigentum kaufen, sollte man wissen, dass man sogleich auch die übrigen Mitglieder der Wohnungseigentümergemeinschaft mit einkauft. In vielen Angelegenheiten bestimmen die Miteigentümer mit. Erkundigen Sie sich über die WEG: Ist sie harmonisch oder sehr streitanfällig, gibt es einen professionellen Verwalter? Schauen Sie auf jeden Fall in die Teilungserklärung, die quasi das Grundgesetz der WEG ist. Was ist in den letzten Jahren sonst beschlossen worden. Schauen Sie in die Beschlusssammlung. Diese Beschlüsse gelten auch für den neuen Eigentümer. Begriffe wie Sonder-/Gemeinschaftseigentum, Sondernutzungsfläche, Wirtschaftspläne und WEG-Versammlung sollte man kennen. Diese Aufzählungen sind natürlich nicht abschließend. Risiken und Gefahren gibt es vielfältig! Bei einer so wichtigen Entscheidung sollte man sich kompetent beraten lassen. Die hierdurch entstehenden Kosten stehen in keinem Verhältnis zu den finanziellen Folgen, wenn es schief läuft.
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Bakelitmuseum in Kierspe dokumentiert ein bedeutendes Kapitel Industriegeschichte Text Volker Lübke Fotos Martin Büdenbender
VOLMETAL IST HEIMAT SCHWARZ-BRAUNER DICKHÄUTER Sie wohnen in einem Altbau? Dann haben Sie vermutlich auch Dickhäuter im Keller. Nein, suchen Sie jetzt nicht nach Elefanten, Nashörnern oder ähnlichem Getier. Tasten Sie einfach an der Wand neben der Tür zur Kellertreppe. Wer hier einen modernen Lichtschalter erwartet, wird in manchem älteren Gebäude stattdessen einen klobigen Drehknopf vorfinden. Diese schwarzbraune Errungenschaft aus Urgroßvaters Zeiten ist der Dickhäuter – hergestellt aus Bakelit. Wer nicht weiß, wie dieses Ding aussieht, muss das Bakelitmuseum in Kierspe besuchen. Hier liegen sie, säuberlich aufgereiht hinter Glas: Dickhäuter und andere Schalter, Isolatoren und Gehäuse für die Elektroindustrie, alte Telefone, Campinggeschirr, Aschenbecher, Füllfederhalter und vieles mehr. Alles aus Bakelit. Vor 111 Jahren legte der belgische Chemiker Leo Baekeland mit dem Patent auf den ersten vollsynthetischen Kunststoff der Welt den Grundstein für eine materialtechnische Revolution, ohne die unsere heutige Produktvielfalt in allen Bereichen nicht denkbar wäre. Die Mixtur aus Phenol und Formaldehyd stieß gerade im Volmetal auf fruchtbaren Boden, ersetzte sie doch den in der aufstrebenden Elektroindustrie unverzichtbaren aber sehr teuren Schellack.
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Den Duft der Bakelitküchen, wie die Pressereien aufgrund des Produktionsprozesses genannt wurden, haben viele ältere Bewohner des Volmetals noch heute in der Nase. „Das hat regelrecht gestunken“, bestätigt Peter Heins. Der pensionierte Produktmanager einer kunststoffverarbeitenden Elektrofirma kümmert sich mit fünf weiteren Ehrenamtlern um den Betrieb des Museums.
Umwelttechnisch problematisch Was bei der Erhitzung von Phenolharz und Formaldehyd genau passiert, mag man sich heute lieber nicht mehr vorstellen. Gesundheitsförderlich dürfte die Arbeit an den Pressen jedenfalls kaum gewesen sein. Silvia Baukloh vom Heimatverein Kierspe führt den beißenden Geruch aber auch auf etwas anderes zurück: „Die Mitarbeiter nahmen den Schrott – die Fehlpressungen – gerne mit nach Hause, um damit zu heizen.“ Holz und Kohlen waren teuer. Bakelit brennt zwar nicht, glüht aber schön warm... Gepresst wurden die schwarz-braunen Produkte mit damals ganz neuen Eigenschaften: Sie leiten auch stärkeren Strom nicht, lassen sich in beliebige Formen pressen und sind formstabil, preisgünstig in der Herstellung und langlebig. Aus umwelttechnischer Sicht ist das Bakelit
dagegen eher problematisch. Fehlpressungen werden zu Pulver vermahlen und als Füllmaterial zu Betonteilen – beispielsweise in Parkbänken – hinzugegeben.
Begehrte Sammlerstücke Die Produkte der frühen Kunststoffindustrie sind heute begehrte Sammlerstücke. Dem und vor allem der Industriegeschichte der Region trägt der Heimatverein Kierspe mit dem Bakelitmuseum Rechnung. Der Name ist schlichtes Understatement: Schon bei der Gründung 2003 war klar, das Vorhaben ist einzigartig, was den Titel Deutsches Bakelitmuseum erlaubt und gerechtfertigt hätte. Den Initiatoren schien das aber eine Nummer zu groß angesichts der damals noch bescheidenen Anzahl an Exponaten und nur zweier Räume im Alten Amtshaus. Sie verzichteten auf das Privileg, ihr Kind „Deutsches“ Bakelitmuseum zu nennen. Einzigartig ist es bis heute – und weithin bekannt. „Es kommen immer wieder auswärtige Besucher mit interessanten Beziehungen zum Bakelit“, berichtet Silvia Baukloh. So erinnert sie sich an ein Ehepaar aus den Niederlanden: „Die waren extra angereist, weil sie selbst eine Bakelitpresserei betrieben hatten.“ 200 bis 300 Personen besuchen jedes Jahr die Ausstellung. Das Spezialmuseum zieht vor allem Gruppen an, berichtet Peter Heins: Kunststofftechniker, historisch Interessierte oder Vereine und Gruppen, die sich einfach an das Leben von früher erinnern möchten.
Zentrum der kunststoffverarbeitenden Industrie Letmathe ist bis heute Sitz der Bakelite AG, die seit 2010 Teil des US-amerikanischen Konzerns Momentive ist und jährlich bis zu 100.000 Tonnen Pulver- und Flüssig-Phenolharze sowie Formmassen herstellt. Beide Orte, Iserlohn-Letmathe und Kierspe bilden bis heute die Pole eines der Zentren der kunststoffverarbeiten-
den Industrie in Deutschland. Es wuchs ein mächtiger Industriezweig, der weit mehr umfasst, als die bloße Kunststoffverarbeitung. Ob bei der Industrie- und Handelskammer (SIHK), in Wirtschaftsforen oder Fachpublikationen wird die Kunststofftechnik immer wieder als eine der Schwerpunktbranchen der Region bezeichnet. Sie ist deshalb so wichtig, weil sie in viele Verwendungen und Branchen hineinreicht. Welche das sind, ist in den Vitrinen im Alten Amtshaus ablesbar. Die Sammlung ist nach mehreren Schenkungen inzwischen auf rund 2000 Exponate angewachsen. Zuletzt kam die Schenkung einer Sammlerin hinzu. „Diese sehr schönen Stücke des Art Deco sind eine echte Bereicherung für das Museum“, freut sich Peter Heins. Als Produktmanager der Schalksmühler Firma Spelsberg war er für Verkaufsförderung, Messen und Ausstellungen zuständig. Im Bakelitmuseum kümmert sich der Kiersper um die Katalogisierung und Einordnung der Exponate. Ob aus Bakelit oder modernem Kunststoff: Duroplaste sind nach wie vor der Grundstoff für technische Teile in der Auto- und Elektroindustrie oder der Medizintechnik. Aber auch in Haushaltswaren und Dekostücken findet das vor 111 Jahren patentierte Verfahren Anwendung. Beispiele dafür geben viele Unternehmen im Volmetal.
Entwicklung intelligenter Materialien Spannend ist derzeit das Zusammenwachsen von Metall- und Kunststoffverarbeitung. Kunststoffteile werden direkt an Stanz- und Biegeteile aus Metall angespritzt; Duro- und Thermoplaste werden kombiniert. Inzwi-
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Im Industriemuseum Schleiper Hammer sind historische Bakelitpressen zu sehen. Beim Deutschen Mühlentag und am Tag des Deutschen Denkmals werden sie in Betrieb genommen; Besucher können dann selbst Unterteller und Eierbecher aus Bakelit herstellen. Das Rohmaterial liefert nach wie vor die Bakelite AG aus Letmathe. Bakelitmuseum Friedrich-Ebert-Str. 380 58566 Kierspe Öffnungszeiten: Das Museum ist jeden Mittwoch von 15 bis 18 Uhr geöffnet, außer an Feiertagen. Sondertermine, z.B. für Gruppen nach Anmeldung: Tel. 02359/661140; heimatverein@kierspe.de. Der Eintritt ist frei. schen gibt es sogar elektrisch leitendende Kunststoffe. Ganz vorne in Sachen Entwicklung und Forschung spielt das Kunststoff Institut Lüdenscheid mit. Dessen Credo: „Die Entwicklung und der Einsatz intelligenter Materialien ist eine der Schlüsseltechnologien zur Sicherung des Produktionsstandortes.“ Ach so, Sie müssen gar nicht mehr nach dem Schalter an der Kellertreppe suchen? Auch Bewegungsmelder haben ein Gehäuse – hergestellt aus der Weiterentwicklung der chemischen Formel Baekelands, produziert in einem Nachfolger der Kiersper Bakelitküchen.
AUM R ) T ( n e jed r ü f n e d ö B Seit 1961 Telefon: 0 23 59 / 23 02 Telefax: 0 23 59 / 43 04 36
Kiersperhagen 4 58566 Kierspe
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WIR SIND DAS PFLASTER FÜR DIE SEELE
70 Notfallseelsorgende im Märkischen Kreis Von Martin Büdenbender
Überfrierende Nässe auf der A45 kurz nach Weihnachten vor ein paar Jahren. Zwischen Lüdenscheid und Meinerzhagen gerät ein Pkw ins Schleudern, prallt gegen die Leitplanke, kommt zum Stehen. Die junge Familie verlässt fluchtartig das Unfallfahrzeug. Die Mutter verliert in dem Durcheinander die Übersicht. Sie läuft zurück, um ihre beiden Kinder zu retten. „Aber die waren bereits in Sicherheit. Dabei hat sich die Mutter selbst in Gefahr gebracht, ist überfahren worden und war tot.“ Jedes Mal, wenn er bei nasskaltem oder frostigem Winterwetter über die A45 fährt, kommt Dirk Gogarn dieser Unfall in Erinnerung. Der Meinerzhagener Pfarrer ist damals als Notfallseelsorger von der Feuerwehr hinzugerufen worden. „Ich habe Stunden mit den Kindern verbracht, bis sie in Hellersen in der psychiatrischen Betreuung waren. Die Leiche der Mutter lag sehr lange am Autobahnrand. Ich habe mich bemüht zu verhindern, dass die Kinder da vorbeigehen und versucht sie abzulenken. Wir haben über die Weihnachtsgeschenke gesprochen, die sie gerade abgeholt hatten. Das Mädchen hat dann mehrmals gesagt: „Das schönste Weihnachtsgeschenk wäre, wenn mir das Christkind meine Mutter wieder brächte.“ Da stehst du dann und hast keine Worte….“
Beistand in extremen Lebenssituationen Gelbes Sternenkreuz auf rotem Kreis. Das Logo der Notfallseelsorge ist heute bei vielen Katastrophen und Unfällen ein vertrauter Anblick. Hauptamtliche und eh-
renamtliche Notfallseelsorger in blauen Jacken stehen Opfern und Angehörigen in extremen Lebenssituationen bei. Schwerpunkte der Notfallseelsorge sind Ansprache und Beistand, einfaches Da-Sein, Aufmerksamkeit für die Angehörigen, für mitbetroffene Personen aber auch für die Einsatzkräfte. Das System der Notfallseelsorge in Deutschland gibt es noch nicht lange. Die Initiative einzelner Pfarrer, die gleichzeitig in Feuerwehr- und Rettungsdiensten tätig waren, führte 1991 zur Gründung. Seit knapp 20 Jahren besteht die Notfallseelsorge auch im Märkischen Kreis. Dort engagieren sich rund 70 Notfallseelsorgende. Vier davon sind Jürgen Schaumberg, Ulrike Schäfer, (beide aus Plettenberg), Martin Bremicker (Kierspe) und Pfarrer Dirk Gogarn (Meinerzhagen). Ihre Motivation, dieses schwere Amt auszuüben, ist ganz unterschiedlich. Dirk Gogarn und Martin Bremicker sehen ihr Engagement primär christlich motiviert. Ulrike Schäfer liegt das Bedürfnis, sich sozial zu engagieren, quasi im Blut. Mit einem Augenzwinkern erklärt sie: „Es gibt Familien, die haben so einen sozialen Tick. Und aus so einer komme ich.“ Ihre Ausbildung zum Notfallseelsorger hat sie zusammen mit Jürgen Schaumberg absolviert. Der Rentner hatte mit dem Unfalltod seines Sohnes selbst erfahren, wie wichtig es ist, in solchen Momenten Beistand zu erhalten. „Familie und Freunde haben mich damals aufgefangen. Mit meinem Engagement als Notfallseelsorger möchte ich jetzt meinerseits anderen helfen.“
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Martin Bremicker (Kierspe)
Ulrike Schäfer (Plettenberg)
Dirk Gogarn koordiniert seit zwei Jahren die Notfallseelsorge im märkischen Südkreis: „Unser Team besteht aus Pfarrern verschiedener Konfessionen und aus ausgebildeten Ehrenamtlichen. In enger Zusammenarbeit mit dem Beauftragten des Bistums Essen, Diakon Ulrich Slatosch, organisieren wir gemeinsame Fortbildungen.“ Um jederzeit bereit zu sein, haben sich die Notfallseelsorgenden in Ortsgruppen organisiert, unterstützen sich
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Jürgen Schaumberg (Plettenberg)
Pfarrer Dirk Gogarn (Meinerzhagen)
aber auch über die Stadtgrenzen hinaus untereinander. Für Feuerwehr und Polizei sind sie über Handy oder Pieper rund um die Uhr erreichbar. „Die Einsätze sind vielfältig“, erklärt Ulrike Schäfer, „ob wir jetzt die Polizei bei der Überbringung einer Todesnachricht begleiten, ob wir gerufen werden, weil einer übrig geblieben ist, ob wir zu einem Unfallort oder zu einem Selbstmord gerufen werden...“
Nur selten geht es um so große Katastrophen, wie es vor 20 Jahren das Zugunglück von Eschede oder das Drama der Lovepade in Duisburg war. Und nur selten ist der Einsatz der Notfallseelsorgenden so massiv, wie nach dem Germanwings-Absturz vor vier Jahren, als 16 Schüler und zwei Lehrerinnen aus Haltern starben und eine ganze Schule trauerte. Wobei gerade diese Großeinsätze die Notwendigkeit einer Seelsorge deutlich gemacht haben, findet Dirk Gogarn. Aber fast immer sind es Situationen, in denen der Tod eine Rolle spielt, Momente der Unbegreiflichkeit für die Angehörigen, die durch das Ereignis jäh aus der Bahn geworfen werden. Das sind die Augenblicke, in denen jemand da sein und Beistand leisten sollte. „Wir sind das Pflaster für die Seele“, beschreibt Martin Bremicker die Aufgabe der Notfallseelsorger. Das kann auf ganz unterschiedliche Weise geschehen. Nicht immer bedarf es vieler Worte. „Oft reicht es völlig aus, daneben zu sitzen und die Hand zu halten“, erklärt Jürgen Schaumberg und Dirk Gogarn ergänzt: „Die Kunst der Seelsorge ist es, die richtigen Worte zu finden oder auch das Schweigen zu ertragen.“
Strategien, das Erlebte zu verarbeiten Die Helfer der Notfallseelsorge betreuen, beruhigen und trösten Menschen in Notlagen. Oft ist es nicht, das eigene Leid, sondern das Leid anderer, welches zum Beispiel den Zeugen von Katastrophen und Unfällen zu schaffen macht. Aber so geht es auch den Notfallseelsorgenden selbst. „Manchmal“, gesteht Martin Bremicker, „steige ich nach dem Einsatz aus dem Auto aus und heule erst einmal Rotz und Wasser.“ Alle haben ihre Strategie entwickelt, das Erlebte zu verarbeiten. Urike Schäfer geht mit dem Hund spazieren. Andere stellen sich erst einmal unter die Dusche. Ein Ritual, als könne man so das Erlebte abwaschen. „Unter Leute kann ich an so einem Tag nicht mehr gehen“, versichert Martin Bremicker. „Ich rede dann oft mit meiner Frau darüber.“ „Der Partner muss das mit aushalten“, bestätigen auch die anderen. „Seitdem ich das hier mache“, erklärt Jürgen Schaumberg, „habe ich eine andere Einstellung zum Tod, er macht mir keine Angst mehr.“
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CROWDFUNDING FÜR UNIFORMEN
Von Iris Kannenberg
Fanfarenzug Meinerzhagen geht zum 60-jährigen Jubiläum neue Wege
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Der Fanfarenzug 1960 Meinerzhagen e.V. wurde im Oktober 1960 gegründet. Hervorgegangen aus der katholi-
beherrscht zu werden. Der Fanfarenzug trifft sich zum Proben in der Aula des Schulzentrums Rothenstein in Mein-
schen Jugend Meinerzhagen, standen schon nach kurzer Übungsphase ca. 20 junge Männer auf der Bühne, um ihre ersten Märsche zum Besten zu geben. Anfangs noch in weißen Hosen und Hemden mit grünen Krawatten machte man sich schnell einen Namen in Meinerzhagen und Umgebung. Als dann die ersten Honorare eingespielt wurden, kam die Zeit für ein neues, eigenständiges Outfit. Dank der Mithilfe und Unterstützung heimischer Firmen konnte eine selbst entworfene Uniform angeschafft werden. Farbzusammenstellung und Aussehen sind noch heute aktuell. Das Musikrepertoire umfasst überwiegend Marschmusik und Konzertstücke, eigens vom ehemaligen musikalischen Leiter Oberstudienrat Horst Schmitz komponiert. Dank dieses hervorragenden Musikkenners kam man schnell zu musikalischen Ehren. Wettstreite auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene wurden besucht und dabei vielfach vordere Plätze belegt. Auch auf internationaler Ebene konnte man sich behaupten. So wurden bei der Musikolympiade in Kerkrade (NL) eine Bronzeund zwei Silbermedaillen erspielt. 2020 feiert der Fanfarenzug sein 60-jähriges Bestehen. Das ist schon ganz schön alt, werden manche jetzt sagen. Aber weit gefehlt. Trotz des beeindruckenden Datums, ist der Fanfarenzug quicklebendig und freut sich besonders über junge Menschen, die Lust haben, eines der
erzhagen. Jeden Donnerstag von 19 bis 20.30 Uhr ist jeder - natürlich auch Erwachsene - herzlich willkommen, einfach mal reinzuschnuppern und sich selbst ein Bild zu machen vom Verein. Und das macht Spaß. Hier wird nämlich nicht nur Musik gemacht, sondern auch viel Wert auf eine familiäre Gemeinschaft gelegt. Man mag sich und unternimmt auch mit der ganzen Familie und in der Freizeit viel zusammen. Die Familien sind Teil des Vereins, helfen bei den verschiedenen Events mit und sind natürlich auch bei den Auftritten mit dabei. Der Fanfarenzug wird gern und oft für Schützenfeste, Karnevalsveranstaltungen und andere Festlichkeiten engagiert. Der Karneval in Attendorn gehört da ebenso zu einem festen Termin, wie der Karneval in Köln oder der Königinnentag in Kampen/ Niederlande. Der Verein kommt herum und stellt sich immer wieder neuen Herausforderungen. Langeweile? Ein Fremdwort. 41 aktive Mitglieder und deren Familienangehörige haben nur das Beste für den Fanfarenzug im Sinn. Dazu gehört auch, dass man sich aktiv auf den Social-MediaPlattformen engagiert, über eine ständig aktualisierte Webseite (fz-meinerzhagen.com) umfassend informiert und zudem im März ein Crowdfunding auf der Plattform der Volksbank in Südwestfalen startet. Dem Fanfarenzug 1960 Meinerzhagen e.V geht es bei
drei Hauptinstrumente zu lernen, die jeden guten Fanfarenzug ausmachen. So gibt es für einen sehr geringen Jahresbeitrag die Möglichkeit einer kostenfreien musikalischen Ausbildung. Fanfare, Landsknechttrommel und Snare warten darauf, von jungen Menschen erobert und
diesem Spendenaufruf ganz profan um neue Uniformen. Kein Wunder, die alten sind schon mehr als 20 Jahre alt und fallen langsam aber sicher auseinander. Grün/Weiß sollen sie sein, wie die alten Uniformen. Aber eben moderner, luftiger und vor allem in Einheitsgrößen. Die al-
ten Uniformen wurden maßgeschneidert. Und wer schon einmal einen Maßanzug besessen hat, weiß, dass so ein Kleidungsstück wirklich nur dem richtig passt, für den es angefertigt wurde. Das soll sich jetzt ändern. Die neuen Uniformen sollen zwar wieder Einzelanfertigungen sein und nicht von der Stange, aber jetzt in den sogenannten Einheitsgrößen S, M, L, XL usw. Das garantiert dann, dass die neuen Uniformen auch für die nächste Generation noch zu gebrauchen sind. Eine gute Idee und absolut notwendig, gerade, weil das Jubiläum 2020 ansteht. Das möchte man gebührend feiern und dafür auch gut aussehen. Da der Fanfarenzug viele Fans hat und dazu eben sein Augenmerk besonders auf die Förderung junger Menschen richtet, lohnt es sich, hier zu investieren. Jeder, der ein Herz hat für diese Art von Musik, die eigentlich bei jedem Event ein absolutes Highlight ist und Gänsehaut erzeugt, soll sich daher ermutigt fühlen, die Crowdfun-
ding-Plattform der Volksbank in Südwestfalen (vbinswf. de/wir-fuer-sie/engagement/crowdfunding) zu besuchen und den einen oder anderen Euro für die neuen Uniformen zu spenden. Es lohnt sich allemal, solche Traditionsvereine zu unterstützen, da sie nicht nur schön anzuhören sind, sondern auch dafür sorgen, dass die Kulturlandschaft in der Region so reich und abwechslungsreich bleibt, wie sie ist. So viel Engagement ist es einfach wert, unterstützt zu werden. Wer Fragen hat zum Crowdfunding oder einfach den Verein kennenlernen will, ist herzlich dazu eingeladen. Man kann sich umfassend informieren über die Webseite, dort auch einen Kontakt herstellen oder eben an einem Donnerstagabend einfach mal vorbeischauen. Für weitere Fragen kann man sich an den Beauftragten des Vorstandes, David Schröck, wenden (david-schroeck@ web.de).
30.000 EURO FÜR PFIFFIGE IDEEN „Eiver“: fünf Buchstaben, ein Preis. Die Volksbank in Südwestfalen will an einen großen Erfolg anknüpfen und legt den Preis für Ehrenamt, Ideen, Verantwortung und Engagement in der Region, kurz „Eiver“, nach 2017 nun zum zweiten Mal auf. Dazu kommt: Mit der Fusion der Geldinstitute im Märkischen Kreis und im Siegerland zur Volksbank Südwestfalen wird das Preisgeld kräftig erhöht. Ausgelobt sind insgesamt 30.000 Euro (vormals 17.500 Euro). Gemeinnützige Vereine und Institution können sich ab sofort bis zum 15. Mai mit ihren pfiffigen Ideen und Projekten bewerben. Für den ersten Platz gibt es 10.000 Euro, für den zweiten 7.500 Euro, für den dritten 5.000 Euro und jeweils 2.500 Euro für die Plätze vier bis sechs. „Es kann um bestehende Maßnahmen gehen, aber ebenso um neue Konzepte, die umgesetzt werden sollen“, betonen die beiden Vorstandssprecher Karl-Michael Dommes (Märkischer Kreis) und Norbert Kaufmann (Siegen). Voraussetzung für die Bewerbung ist, dass die Vereine und Institutionen im Geschäftsgebiet der Volksbank in Südwestfalen ihren satzungsgemäßen Sitz haben und als gemeinnützig anerkannt ist. Nach Ablauf der Bewerbungsfrist am 15. Mai wird eine Jury die Gewinner ermitteln.
Die Preisverleihung erfolgt am 4. Juni während der Vertreterversammlung der Volksbank in Südwestfalen. Diese Versammlung findet in Meinerzhagen statt.
Die Kategorien Mit „Eiver“ werden Projekte ausgezeichnet, die sich folgenden Kategorien zuordnen lassen: • Perspektive bieten: Engagement in den Bereichen Integration, Bildung, Qualifikation, Wissenstransfer, Ehrenamtsförderung, Leistungsmotivation und Sport. • Zukunft gestalten: Klima-, Natur- und Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Denkmal- und Brauchtumspflege, Wissenschaft und Forschung, Gesundheit und Prävention, Feuer-, Katastrophen- und Zivilschutz. • Zusammenhalt fördern: Jugend- und Altenhilfe, Demografie, Alter und Hospiz, Pflege, sorgende Gemeinschaften. • Hände reichen: Inklusion, Kultur, Völkerverständigung und Friedensarbeit. • Menschlichkeit zeigen: Demokratie, Menschenrechte, Partizipation, Gleichstellung, Engagementförderung und Beteiligungskultur. Den Bewerbungsunterlagen können Interessierte auf der Webseite der Volksbank Südwestfalen unter www.VBinSWF.de/eiver herunterladen. wolf
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VERANSTALTUNGEN KUK-Kabarett: Die Daktiker Deutschland dienstältestes Lehrerkabarett gastiert mit seinem Programm „Einer geht noch - Best of Adolphinum“ am Freitag, 5. April, um 20 Uhr im Pädagogischen Zentrum der Gesamtschule Kierspe. 1984 gegründet konzentrieren sich Die Daktiker ganz auf das 1992 ins Bühnenleben geworfene Städtische Adolphinum, dessen Lehr- und Verwaltungskörper auch so entlegene Winkel des Schulalltags wie Mittelstufentoiletten oder ministerielle Werbekampagnen ausleuchtet. Eintrittskarten (Vorverkauf 15 Euro/ermäßigt 5 Euro, Abendkasse 16 Euro/erm. 6 Euro) können online über die Homepage kuk-verein.de bestellt werden. Foto: Claudia Gehrs/Die Daktiker
Chorkonzert „Beziehungskisten“ Der Frauenchor Reine Frauensache aus Valbert veranstaltet am Samstag, 6. April, um 18 Uhr ein Chorkonzert mit dem Titel „Beziehungskisten“ in der Ebbehalle. Neben dem gastgebenden Chor wirken der Männerchor Die Four Valleys aus Plettenberg und die Band Druckluftraum aus Kierspe mit. Eintrittskarten (12 Euro) gibt es bei allen Sängerinnen von Reine Frauensache oder können per WhatsappNachricht (Tel. 0151/61225477) bestellt werden. Info: Andrea Hengstenberg, Tel. 0160/7419823
Some Voices live Die Band Some Voices gastiert am Samstag, 6. April, um 20 Uhr auf der Kleinkunstbühne des TuS Meinerzhagen. Die jungen Musiker von Some Voices präsentieren gut arrangierte Songs mit einem Schwerpunkt auf mehrstimmigem Gesang. Die Band gewann den zweiten Preis beim Beat The Band Contest des Märkischen Kreises. Die Zuhörer erwartet ein abwechslungsreicher Abend mit eigenen und gecoverten Liedern. Foto: Björn Othlinghaus
1. Halveraner Comedyshow Vier TV-bekannte Künstler gestalten die 1. Halveraner Comedyshow am Samstag, 6. April, um 20 Uhr im Anne-Frank-Gymnasium. Sowohl Freunde des (Musik)-Kabaretts als auch der klassischen Stand-Up- und Lese-Comedy kommen hier voll auf ihre Kosten. Die Künstler des Abends sind: „Der unglaubliche Heinz“ Gröning (Moderation), David Anschütz (Stand-up), Carmela de Feo (Musik-Kabarett) und Sascha Thamm (Lese-Comedy). Kartenvorverkauf (22 Euro/erm. 15 Euro): Buchhandlung Kö-Shop oder online über halver.de Foto: ComedyToGo
Ein Sommernachtstraum mit Zeus & Consorten Zu einem Benefiz-Theaterabend lädt die VHS-Theatergruppe Zeus & Consorten am Sonntag, 7. April, um 19.30 Uhr in die Historische Brennerei Rönsahl ein. Gespielt wird „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare in einer Bearbeitung von Martina Schnerr-Bille, die auch Regie führt. In dieser wohl berühmtesten Komödie Shakespeares liebt nicht nur einer, da lieben viele, und es bedarf schon einiges an wirkmächtigem Zauber, bis man die wahren Herzenspaare auseinander und schließlich wieder zusammengeführt hat. Der Eintritt ist frei. Es wird um eine Spende für einen karitativen Zweck gebeten. Foto: VHS Volmetal
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Gogol und Mäx - die Konzertakrobaten Der KUK-Verein präsentiert am Samstag, 4. Mai, um 20 Uhr in der Stadthalle Meinerzhagen ein Concerto Humoroso mit den Konzertakrobaten Gogol und Mäx. Größte Heiterkeit in Theatersälen und Konzerthäusern von den Niederlanden bis ins spanische Hochgebirge Pyrenäen. Herzlich willkommen in der herrlich grotesken und umwerfend komischen Welt der Konzertakrobaten. Was diese meisterlichen Komiker auf den Theaterbühnen Europas darbieten, ist schlichtweg atemberaubend: Zwei prall gefüllte Stunden des Lachens und Staunens über die akrobatische und musikalische Kunstfertigkeit und die schier unbegreifliche Instrumentenvielfalt. Kartenvorverkauf (18 Euro/erm. 8 Euro): Atelier Albrecht Meinerzhagen, Buchhandlung Schmitz Meinerzhagen, Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen, Buchhandlung Timpe Kierspe, Reisebüro Lück Valbert oder online auf kuk-verein.de Foto: Axel Kilian
Bei uns stehen Sie und Ihre Gesundheit im Mittelpunkt.
Praxis für Physiotherapie und Osteopathie
Frühlingsfest im VolmeFreizeitPark Die Stadt Kierspe veranstaltet am Sonntag, 5. Mai, von 11 bis 17 Uhr ein Frühlingsfest im VolmeFreizeitPark. Dieses Fest für die ganze Familie bildet den Saisonauftakt für die Veranstaltungen 2019 im VolmeFreizeitPark. Im Rahmen des Frühlingsfestes gibt es gleichzeitig einen Trödelmarkt.
Meinerzhagener Frühling mit verkaufsoffenem Sonntag Am Muttertag, 12. Mai, lädt die Volksbank in Südwestfalen, unterstützt durch den Stadtmarketing Verein und andere Initiatoren, traditionell zum Meinerzhagener Frühling in der Innenstadt ein. Neben der beliebten Autoschau und vielen anderen Angeboten gibt es auf dem Otto-FuchsPlatz ein tolles Kinderprogramm. Foto: Martin Büdenbender
Musik-Treff Meinerzhagen Im Juni verwandelt sich der Otto-Fuchs-Platz in ein Open-Air-Areal. Wechselnde Live-Bands bestreiten das Programm und auch für das leibliche Wohl wird durch Meinerzhagener Vereine gesorgt. Die Termine: 5., 12. 19. und 26. Juni sowie 3. Juli; Info: meinerzhagen.de.
375. Halveraner Kirmes 14 Tage nach Pfingsten ist es wieder soweit: Vom 21. bis zum 24. Juni findet die Kirmes in Halver statt. Viele neue Attraktionen und leckere Düfte locken nicht nur Halveraner in die Innenstadt. Das Programm - Freitag: Eröffnung um 18 Uhr mit Fassanstich durch den Bürgermeister; Sonntag: 1-Euro-Tag; Montag: Familientag mit Feuerwerk. Info: kirmes.halver.de
Volker Stuberg Diplom Osteopath, Physiotherapeut, Energetischer Schmerztherapeut, Heilpraktiker für Physiotherapie
Gabi Stuberg
Physiotherapeutin Heilpraktikerin für Physiotherapie Fachliche Leitung
Seit 1982 in Kierspe
Wir bieten Ihnen individuelle Betreuung & lösungsorientierte Behandlungsprogramme!
Kölner Straße 159 (Kreuzung Wildenkuhlen) 58566 Kierspe Tel. 02359 - 29 11 53 Fax 02359 - 29 71 93 info@praxis-stuberg.de www.praxis-stuberg.de
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Advertorial
GUT HAARBECKE BIETET EVENTS IN IDYLLISCHER LAGE Kunsthandwerkermarkt mit den schönen Dingen vom 20. bis 22. April
Quadratmeter großen überdachten Ausstellfläche werden zahlreiche Kunsthandwerker ihre vielfältigen Produkte anbieten. Darüber hinaus lädt das neu eingerichtete Hofcafé zum Verweilen ein. Zum Programm gehört auch Livemusik mit Jazz- und Dixieklängen. Ein weiterer Kunsthandwerkermarkt findet im Herbst am 21. und 22. September statt. Dafür können sich interessierte Kunsthandwerker bereits jetzt als Aussteller anmelden.
Rockabilly-Festival im Sommer 2020 Mitten im Grünen, umsäumt von Feldern, Wäldern und Wiesen schlummert Gut Haarbecke in Kierspe-Rönsahl im Dornröschenschlaf. Zwei Männer machen sich nun daran, dem idyllischen Anwesen neues Leben als Location für Partys und Events einzuhauchen. Markus Spanell und Rudolf Bengelsträter wollen mit ihrer B&S Event GbR mit Veranstaltungen wie zum Beispiel Kunsthandwerkermärkten und Konzerten für vielerlei Geschmäcker Gut Haarbecke zum angesagten Treffpunkt für Leute aus der näheren und weiteren Umgebung machen. Auf dem Plan stehen für dieses Jahr zwei Kunsthandwerkermärkte „mit den schönen Dingen“. Die Premiere findet zu Ostern vom 20. bis 22. April statt. Auf der 1300
Fest terminiert ist auch schon das Rockabilly-Festival. Vom 14. bis zum 16. August 2020 wird Gut Haarbecke zum Treffpunkt für die Szene aus ganz Deutschland. Markus Spanell und Rudolf Bengelsträter kündigen ein Programm mit Livemusik im Stil der 1950er Jahre, einem US-Car-Treffen und einer 1950er-Tanzshow an. Für Ihr eigenes Event können Sie Gut Haarbecke auch mieten. Die Möglichkeiten reichen vom Partyraum für bis 100 Personen über die Partyscheune (800 Personen) bis hin zum kompletten Gelände für Großveranstaltungen mit bis zu 3500 Besuchern. Gut Haarbecke, Haarbecke 2, 58566 Kierspe-Rönsahl Tel. 02269/387, haarbecke-event@t-online.de www.gut-haarbecke.de
Sägewerk – Kistenfabrik – Holzhandlung
Am Rottland 22 58540 Meinerzhagen Tel (02354) 90 40 44 Fax (02354) 90 40 45 Email: info@juenger-kisten.de www. juenger-kisten.de
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Tradition seit 1850
Komplett lecker. Autor Detlef Schlüchtermann
NEGATIVE KLIMABILANZ UND KULINARISCHE KURZTRIPS AN DIE SEINE Ja, ich bevorzuge regionale Produkte aus dem Sauerland, von Landwirten und Züchtern meines Vertrauens, versuche, wo’s geht, Wasser zu sparen und verzichte soweit möglich auf Plastikverpackungen. Fahre auch mittellange Strecken mit dem Rad und trenne den Müll. Eigentlich vorbildhaft, wie ich mir einredete. Bis zur neuesten Studie des Umweltbundesamtes. Dort stand schwarz auf weiß, dass ich mit jährlichen Fernreisen per Flugzeug und einer geräumigen Wohnung die oben erzielten Errungenschaften in der CO2-Bilanz ins Negative drehe. Ich war frustriert. Da reisen bekanntlich bildet und mein Interesse an kulinarisch Neuem wächst, entsteht ein ökologisches Dilemma. Der Kompromiss als Lösung: Innerhalb Europas nur noch mit der Bahn. Und da möchte ich Ihnen mein neues Lieblingsziel vorstellen, das ich im letzten halben Jahr dreimal besucht habe: Paris, die Stadt für Feinschmecker. Nirgendwo anders gibt’s so eine Vielfalt an Märkten mit dem Frischesten, was Land und Meer hervorbringen. Backwaren, die an Kreativität kaum zu überbieten sind und Restaurants in allen Qualitäts- und Preisklassen. Alles viel zu teuer, mögen Sie jetzt einwenden. Mitnichten.
Schlaraffenstadt für Genießer Das fängt mit der Bahnreise an: Der Thalys (belgischer Schnellzug) fährt mittlerweile nicht nur von Köln direkt in die Metropole an der Seine, sondern auch von Düsseldorf, Essen und Dortmund. Und wer exakt drei Monate auf der Thalys-Internetseite seine Reise im voraus bucht, kann fast sicher sein, für jede Strecke nur 35 Euro zu zahlen. Von Dortmund sind Sie dann dreimal am Tag in knapp fünf Stunden am Ziel. Und auf dem Rückweg überleben auch Terrinen und Pasteten die relativ kurze Reise ohne Qualitätsverlust. Günstige Hotelangebote finde ich zurzeit beim InternetPortal Secret Escapes. Bevorzugt wähle ich das 11. Arrondissement, um die Märkte an der Bastille und den Marche d’alligre schnell erreichen zu können. Und wohin geht`s zum Essen? Die Qual der Wahl ist ex-
orbitant. Allein auf hohem Genießerniveau gibt es nach dem Guide Michelin, dem renommiertesten aller Feinschmeckerführer, 98 Restaurants mit einem Stern, 16 mit zwei Sternen und neun mit drei Sternen. Die letzten neun fallen angesichts knapper finanzieller Mittel weg. Da wird man auch schon mal bei einem Abendessen mit Weinbegleitung für zwei Personen einen vierstelligen Eurobetrag los. Auch zwei Sterne kommen für mich in Paris aus Kostengründen nicht infrage. Aber ein Stern, der müsste doch zu schaffen sein, oder? Klar. Ich habe recherchiert und mein Lieblingslokal gefunden. Es ist das Nomicos, nahe dem Place Victor Hugo und nur 15 Fußminuten vom Arc de Triomphe entfernt. Hier wird so gekocht, dass es schmeckt. Hier wird kein Wert auf Schnickschnack gelegt. Die Auswahl der Produkte ist erstklassig. Und jetzt mein Tipp: Wollen Sie neue Geschmackserlebnisse erleben und gleichzeitig Geld sparen? Dann besuchen Sie diese Restaurants nur mittags. Fast alle bieten ein preiswertes Menu an, in dem oft Getränke inkl. Kaffee enthalten sind. Im Nomicos kostet dieses am Mittag mit Getränken 65 Euro pro Person. Das Spektakel begann beim letzten Besuch mit einem raffiniertem Gruß aus der Küche, gefolgt von einem Kürbissüppchen mit Graupen. Es folgte Makrele, die mit ihren Paprika-Farbtupfern an ein Gemälde erinnerte. Als Haupgericht wurden uns Wachtelvariationen mit Artischocken oder Mittelmeerfische nach Art der Bouillabaise serviert, es folgten Käsevariationen, zum Dessert überzeugte ein Absinth-Sorbet und den Kaffee versüßten reichlich Petit Fours. Für jeden gibt’s 0,375 l Wein zum Menu und ausreichend Wasser. Ein Preis-Leistungsverhältnis, das für Paris nicht zu überbieten ist. Testen Sie’s. Unser nächster Besuch ist schon gebucht.
Wohl bekomm‘s!
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SPITZENKÖCHE IN ALLER WELT SCHWÖREN AUF PFANNEN VON TURK
Text Horst vom Hofe, Fotos Martin Büdenbender
1857 gegründetes Familienunternehmen aus Meinerzhagen-Mühlhofe ist ein Weltmarktführer Erst jüngst gab es wieder eine Bestätigung für die anerkannt hohe Produktqualität des kleinen Familienunternehmens aus dem märkischen Sauerland. Beim Vergleichstest 2019 des renommierten Internet-Verbraucherportals „sternefood“ landete die Eisenpfanne der Firma Albert Turk KG aus Meinerzhagen-Mühlhofe mit deutlichem Abstand auf Platz 1 des Rankings. Zusammengefasst lautete die Bewertung so: „Die handgeschmiedete Eisenpfanne von Turk ist etwas für alle, die hervorragende Bratergebnisse erzielen möchten. Die Pfanne selbst ist robust und eine Anschaffung allemal wert, da sie langlebig und kaum kaputt zu kriegen ist.“ Kein Wunder, dass seit langem auch Spitzenköche in aller Welt auf Turk-Pfannen schwören. Dabei hätte der Firmengründer Karl Albert Turk sich es wohl kaum träumen lassen, dass einmal Erzeugnisse aus seinem Betrieb sogar bis nach Fernost und beispielsweise in Japan hoch geschätzt und guten Absatz finden würden. 1856 hatte er in den Räumen der von seinem Schwiegervater betriebenen Mühle im Ihnetal ein Hammerwerk installiert und damit die Grundlage für die heute weltweit anerkannte handwerkliche Produktionsstätte gelegt.
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Sein Nachfahre Hans Peter Turk (60) zeichnet in bereits fünfter Familiengeneration heute für die Geschicke des Unternehmens verantwortlich. „Wir leben sozusagen in der Nische und können uns so in bestimmten Bereichen sogar als Weltmarktführer behaupten“, blickt er stolz auf das Erreichte. Die Albert Turk GmbH & Co. KG fertigt mit etwa 40 Beschäftigen rund 1000 Metallprodukte, die überwiegend im Konsumgüterbereich angesiedelt sind. Erfolgsbasis ist das handwerkliche Know-How der oft langjährigen Mitarbeiter und dadurch bedingt die enorm hohe Flexibilität des Unternehmens. Die geschmiedeten Spezialanlagen, Zangen, Gießlöffel und anderes können aufgrund der handwerklichen Tradition des Betriebes auch als Sonderanfertigungen hergestellt werden. Turk ist es gelungen, einheitliche Richtlinien für die Größen von Gießereiartikeln und Normen im Bereich der Materialqualitäten zu schaffen. Wie in einer von der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) aufgelegten Publikation sozusagen amtlich bestätigt wird, eroberte Turk die Weltmarktführerschaft für die Herstellung von Gießereiwerkzeugen.
entsprechend sorgsam gehegt und gewartet. „Ersatz für solche Geräte würde man kaum finden“, erklärt der Firmenchef. So nutzte er auch gern die einmalige Gelegenheit, als bei der Firma Karnebogen im Volmetal zwei betagte Hämmer außer Betrieb genommen wurden und erwarb diese sozusagen zur Zukunftssicherung im eigenen Unternehmen. Die Turk-Pfanne ist aus einem Stück komplett handgeschmiedet. Das erkennt man an dem durchgehenden Stiel, der nicht angeschweißt oder angenietet ist, und an der durch das Schmieden entstandenen charakteristischen Oberflächenstruktur. Rundum handgemacht, deswegen ist jede Pfanne für sich ein Unikat. Die Tagesproduktion ist entsprechend limitiert, liegt je nach Größe der Pfannen bei nur fünfzig bis achtzig Stück. „Hohes handwerkliches Geschick und langjährige Erfahrung ist bei diesem individuellen Fertigungsprozess unerlässlich“, erklärt Hans Peter Turk. Entsprechend gefragt sind diese einzigartigen, wegen ihrer besonders guten BratHistorisches Belegschaftsfoto aus den Anfängen des Betriebes Eingesetzt werden diese in Gießereibetrieben bis hin nach Indien. Die Werkzeuge müssen für den Umgang mit bis zu 1400 Grad heißem Metall geeignet sein. Von Anbeginn bis zum heutigen Tag bildet die Fertigung von Schaufeln und Pfannen auf dem großen, anfänglich noch mit Wasserkraft betriebenen Breitehammer den Schwerpunkt der Firmentätigkeit. Diese Produkte wurden alsbald weit über den engeren Heimatkreis hinaus bekannt und finden mittlerweile Abnehmer in vielen Ländern rund um den Erdball. Der Exportanteil liegt bei rund 30 Prozent. Bis zu 1,5 Millionen eigenschaften geschätzten Pfannen. Es gibt sie nur im Kehrschaufeln im Jahr werden von Turk hergestellt und Fachhandel und über auf hohe Produktqualität speziabilden als Massenprodukt zusammen mit Kindergerälisierte Internet-Versandhäuser, wie beispielsweise Maten, wie Schaufeln und Rechen für das Spielen im Sand, nufactum, zu kaufen. Besonders stolz ist der Firmenchef das wirtschaftliche Rückgrat. Zur Produktpalette gehödarauf, dass die Turk-Pfanne mittlerweile auch von eiren darüber hinaus geschmiedete Herd- und Ofenartikel, nem führenden japanischen Anbieter (Zakkaworks.com) wie Feuerhaken, Herdringheber, Aschenkratzer, Kohlengelistet ist, der sich auf hochwertige Konsumgüter aus füller. aller Welt spezialisiert hat und diese jeweils in einem Einen ganz besonderen Namen für Spitzenqualität aufwendig gestalteten Katalog seinem exklusiven Kunkonnte sich Turk mit seinen freiform-warmgeschmiededenkreis präsentiert. Auf mehreren bebilderten Seiten ten Pfannen machen. Zum Einsatz bei dieser ganz speziwird dabei auch die besondere Geschichte von Turk in ellen Fertigung kommen die längst historischen FederMeinerzhagen mit Fotos aus der langen Firmenhistorie hämmer des Betriebs aus dem Jahr 1870. So etwas in und der aktuellen Fertigung dargestellt. Zuletzt stand Aktion zu erleben, gibt es sonst nur noch im Freilichtdie Turk-Pfanne übrigens auch wieder im Blickpunkt museum im Mäckingerbachtal bei Hagen. Insgesamt des Interesses bei der weltgrößten Konsumgüter-Messe, vier Federhämmer (je zwei Breite- und zwei Reckhämder Ambiente in Frankfurt mit über 4400 Ausstellern. mer) sind bei Turk im verlässlichen Betrieb. Sie werden Sogar in der beliebten „Sendung mit der Maus“ wur-
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Neben traditionellen Maschinen kommen bei Turk auch moderne Produktionstechniken zum Einsatz
de vor Jahren mit einem informativen Filmbericht die archaisch anmutende Fertigung von Eisenpfannen bei Turk einem großen Publikum näher gebracht. Viele positive Resonanzen brachte auch ein Doku-Film, der vom Fernsehsender Pro 7 und später in mehreren Wiederholungen auch vom Nachrichtensender N24 ausgestrahlt wurde. Für Firmenchef Hans Peter Turk ist all dies Ermunterung, auf dem nun schon über fast 170 Jahre erfolgreichen Weg des Familienunternehmens weiterzugehen und mit Optimismus in die Zukunft zu schauen. Neben dem dafür unerlässlichen Erhalt des musealen Maschinenbestandes wurden kontinuierlich und zielgerichtet hohe Investitionen in moderne Fertigungsanlagen und die Optimierung der Produktionsabläufe gesteckt. Bei Planung und Umsetzung kommen Turk die profunden Kenntnisse zugute, die er sich durch ein Maschinenbaustudium und seine erste berufliche Tätigkeit bei einem großen Automobilhersteller aneignen konnte. Bedingt durch den Schlaganfall seines Vaters sah er sich mit erst 26 Jahren vor die große Herausforderung gestellt, Verantwortung für den Fortbestand des Familienunternehmens übernehmen zu müssen. Sein Ziel ist es, diese Tradition auch auf die nächste Generation zu übertragen. Die Weichen dafür sind gestellt.
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Firmenchef Hans Peter Turk (rechts) erklärt die Vorzüge einer geschmiedeten Pfanne.
Von Rüdiger Kaahlke
VOR 50 JAHREN: LANDTAG ZIEHT GRENZEN NEU Aus Ämtern im Volmetal werden Städte
In Sachen „Stadt“ hat Meinerzhagen die Nase vorn. Noch vor Inkrafttreten der Gebietsreform zum 1. Januar 1969 durfte sich Meinerzhagen wieder Stadt nennen. Ein Titel, mit dem sich der Ort an der Volmequelle von 1765 bis zum folgenden Jahrhundert schon einmal schmücken konnte. Am 11. August 1964 verlieh die Landesregierung Meinerzhagen erneut den Titel „Stadt“. – Es war die jüngste Stadt Deutschlands, wie Bundeskanzler Ludwig Erhard in einem Glückwunsch-Telegramm ausführte. Für Kierspe und Halver gab es den Titel erst fünf Jahre später. Beide feiern in diesem Jahr das 50-jährige Stadtjubiläum. Die Städte lösten die Gemeinden und Ämter als Verwaltungseinheiten ab. Sie waren das Ergebnis der kommunalen Gebietsreformen in Nordrhein-Westfalen zum 1. Januar 1969 und zum 1. Januar 1975. Mit der Zielrichtung „Verwaltungseffizienz“ führten die Reformen „zu einer starken Zentralisierung der kommunalen Verwaltungsebenen und veränderten die westdeutsche Gebietskarte radikal“, schrieb Meinerzhagens Ex-Bürgermeister Jürgen Pietsch im Juli 2018 zur Bedeutung der vor 50 Jahren eingeleiteten Gebietsreform. Den Valbertern, die ihre Eigenständigkeit aufgeben mussten, passte die Eingemeindung nach Meinerzhagen, die zum 1. Januar 1969 wirksam werden sollte, nicht. Wenige Monate vor dem historischen Datum begrüßten sie eine Kommission des Landes mit einem leicht abgewandelten Text des 1968 populären Dorthe-Schlagers „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben.“ – Es half nichts. Die Gebietsreform kam. Rechtsgrundlage war das „Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Altena und der Stadt Lüdenscheid“
vom 18. Dezember 1968, das am 17. Dezember 1968 „nach 22-minütiger Beratung im Landtag bei zwei Gegenstimmen und einigen Enthaltungen“ verabschiedet worden war, wie die Meinerzhagener Zeitung einen Tag später berichtete.
Meinerzhagen pocht auf alten Status Darin wurden die Grenzen neu gezogen. Valbert wurde Meinerzhagen zugeschlagen. Rönsahl wurde Kierspe zugeordnet. Die Gemeinde wurde gleichzeitig Stadt, ebenso wie Halver. Neben der Zuordnung ganzer Ortsteile war in dem Gesetz auch festgelegt, welche einzelnen Gemarkungen noch welchen Kommunen zugeordnet wurden. Von 2277 kreisangehörigen Städten und Gemeinden blieben nur 396 übrig. Meinerzhagen und Kierspe etwa brachte die Reform „einen beachtlichen Gebiets- und Bevölkerungszuwachs“, bilanzierte Pietsch in seiner Retrospektive. „Die großen Gewinner waren Lüdenscheid und Schalksmühle“, blickt er auf die Reform zurück. Durch die Eingliederung von Lüdenscheid-Land, habe die Stadt neue Entwicklungsmöglichkeiten gewonnen. Schalksmühle konnte sich durch die Angliederung Hülscheids über das enge Volmetal hinaus erweitern. Schon vor der kommunalen Gebietsreform hatte Meinerzhagen auf den alten Status als Stadt gepocht. Bereits im Februar 1963 hatte der Rat der Gemeinde einstimmig beschlossen, bei der Landesregierung mit dem Antrag vorstellig zu werden, der Gemeinde das Recht zuzuerkennen „sich auf Grund der ihr am 8. Mai 1765 verliehenen Stadtrechte wieder „Stadt“ zu nennen, alternativ: Das Recht zur Führung der Bezeichnung „Stadt“
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zu erneuern“. Auf sechs Seiten wurde der Antrag mit geschichtlichen Verweisen und Hinweisen auf wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leistungen begründet.
Urkunden kommen per „Luftpost“ Am 18. September 1964 flog dann NRW-Innenminister Willi Weyer ein – mit der Urkunde und dem Hinweis, dass mit den Stadtrechten heute keine Vorrechte mehr verbunden seien son-
dern mehr Verpflichtungen als Rechte. Weyer lobte die Bemühungen Meinerzhagens um wirtschaftliche, kulturelle und sportliche Entwicklung und die Tatsache, „daß man in Meinerzhagen mit dem Flugzeug landen könne“, was für ihn, da er noch andere Termine habe, von Vorteil sei. Der launigen Rede schloss sich, „ein allerdings ziemlich langatmiger Festvortrag mit Lichtbildern an“, wie der Westfälischen Rundschau am Tag nach der Festsitzung des Rates zu entnehmen ist. Fünf Jahre später, 1969, kam der Minister erneut ins Volmetal – mit dem Polizei-Hubschrauber und ähnlich aussehenden Urkunden. Damit hatten es auch Kierspe und Halver offiziell: Sie waren jetzt Stadt – per Gesetz. Zumindest den Kindern in Halver bescherte der Minister-Besuch am 9. Mai 1969 mit dem Festakt in der Realschul-Aula auch einen schulfreien Tag. Am 10. Juli 1969 überreichte Weyer den Kierspern die Urkunde. 120 Ehrengäste waren zu der öffentlichen Festsitzung des Rates ins Evangelische Gemeindehaus an der FritzLinde-Straße geladen worden. Anders als in der belobigenden Meinerzhagener Urkunde wird darin nüchtern auf das Neugliederungsgesetz vom Dezember 1968 verwiesen.
Altes Problem: Städte für Lehrkräfte attraktiver Besonders in Halver war die Skepsis groß. Im Gemeinderat gab es 1964 zunächst keine Einigung über den Antrag an die Landesregierung Stadt zu werden. Viele
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konnten sich nicht vorstellen, „datt ut dem Duorpe ne Stadt wiären soll“. Vor allem Bürgermeister Ernst Stamm saß dabei im „Bremserhäuschen“. „Das Ringen hatte einige Jahre in Anspruch genommen“, so Halvers ehemaliger Stadtdirektor und Bürgermeister Hans-Jürgen Kammenhuber. Erst drei Jahre später kam ein solcher Beschluss zustande. Grund: die Gemeindevertreter befürchteten, dass die Steuern erhöht und Beamtengehälter steigen würden, wenn das einstmals „schönste Dorf Westfalens“ Stadt würde. Stadtdirektor Luhmann argumentierte, wenn Halver Stadt wäre, seien für das entstehende Aufbaugymnasium leichter Lehrkräfte zu gewinnen. – Lehrermangel und ländliche Attraktivität sind wieder – oder immer noch – ein Thema. Orts- und Kreisheimatpfleger Fritz Kuhne mahnte seinerzeit in der Lokalzeitung, eine Umbenennung in Stadt reiche nicht aus. Gefordert sei ein Um-, ein Vorausdenken. Ein Plan zur Gestaltung des Stadtkerns „sollte schon jetzt Anlaß geben zur Pflanzung von neuen Bäumen, zum Hereinholen der Landschaft in die Stadt.“ Und geradezu prophetisch wirkt der Satz von vor 50 Jahren: „Nicht die Baumlosigkeit eines Einkaufszentrums des zukünftigen Halvers wird für es werben, im Gegenteil, eine grüne, naturverbundene Atmosphäre“, die in anziehender Weise die Tür zur Außenluft öffne, schreibt Kuhne etwas pathetisch. – Vorstellungen, die Vision blieben, wie die heutigen Einkaufszentren in Halver und Kierspe oder das Stadthallen-Umfeld in Meinerzhagen zeigen. Verbunden mit der Stadt-Werdung war die Erwartung, dass es eine Aufwärtsentwicklung geben und Halver an Anziehungskraft gewinnen werde, so Kammenhuber. Von neuen Chancen der Entwicklung hatte auch der Innenminister bei Übergabe der Urkunde gesprochen. „Danach war Aufbruchstimmung“, sagt Kammenhuber, der die Abläufe vor 50 Jahren in einem Beitrag für die Lokalzeitung zusammengefasst hatte. „Seit den 1970er Jahren hat sich Halver so entwickelt, wie man sich das vorgestellt hat, obwohl die Stadt nie auf Rosen gebettet war“, resümiert er im Redaktions-Gespräch. Dass eine Kommune auch als Gemeinde florieren kann, hat das benachbarte Schalksmühle, das zuvor mit Halver in einem Amt verbunden war, gezeigt. Halver hingegen
litt erstmal unter sprunghaft steigenden Verwaltungskosten und den fehlenden Einnahmen aus der florierenden Schalksmühler Industrie, die zuvor in die gemeinsame Amtskasse geflossen waren.
Pragmatismus: Neue Stempel für alte Formulare Statusfragen waren mit Stadtwerdung zum Jahresbeginn 1969 geklärt. Das bedeutete, auch „Abschied zu nehmen von einer romantischen Zeit, in der es noch „Kußgäßchen“ gab“, schrieb die Westfälische Rundschau nach einer Festveranstaltung zur Stadtwerdung am 13. Januar 1969 in Halver. Mitarbeiter der Stadtverwaltung in Meinerzhagen meldeten sich am Telefon zunächst noch mit „Amtsverwaltung Meinerzhagen“. Der Telefonistin im Rathaus „ging es wie vielen Bürgern von Meinerzhagen und Kierspe, die sich noch nicht daran gewöhnt hatte, daß seit dem 1. Januar im heimischen Raum nur noch Städte verwaltet werden“, resümierte die Meinerzhagener Zeitung Mitte Januar 1969. Noch problematischer waren die Umbenennungen der Amts- in Stadtsparkasse. Und was tun mit den alten Formularen? Die Sparkassen reagierten pragmatisch. „Nach Ansicht der Verantwortlichen muß die Wirtschaftlichkeit in diesem Punkte Vorrang haben“, schrieb die Lokalzeitung. Formulare der Amtssparkassen sollten durch einen Stempel ergänzt werden: „Jetzt Stadtsparkasse“. Verschont geblieben ist von der „Umtauf-Aktion“ das Amtsgericht in Meinerzhagen. Die Bezeichnung der Gerichte ist in einem eigenen Gesetz geregelt. „Stadtgerichte“ prognostizierte der Berichterstatter vor 50 Jahren „wird es – Neuordnung hin oder her – auch in Zukunft nicht geben.“
So feiern sie: • Kierspe wird das Stadtjubiläum am 10. Juli „wie vor 50 Jahren“ mit einer festlichen Sitzung des Rates feiern. Die Sondersitzung soll im Ratssaal und unter Nutzung des Innenhofes stattfinden. Gefeiert wird dann mit der Bürgerschaft. • Halver will unter dem Motto „50 Jahre Stadt Halver“ am 7. und 8. September das Stadtfest wieder aufleben lassen, „das früher alle drei Jahre gefeiert worden ist“, sagt Lutz Eicker vom Fachbereich Bürgerdienste. Es soll ein Fest von Bürgerinnen und Bürgern für die Halveraner werden, getragen von den Vereinen. Top-Act soll am Samstagabend eine attraktive Band sein.
3 Fragen an… Jürgen Pietsch (80), 1979 bis 1999 Bürgermeister in Meinerzhagen Warum war es Meinerzhagen so wichtig, sich wieder Stadt zu nennen? Jürgen Pietsch: Von der Bevölkerungsentwicklung her und seiner industriellen Entwicklung aber auch durch seine kulturellen Einrichtungen, besonders im Schulwesen hatte Meinerzhagen schon einen städtischen Charakter. Valbert sah seine Eingliederung skeptisch. Warum? Es ging ja nicht nur um Valbert. Das gleiche galt für Rönsahl, Lüdenscheid Land oder Hülscheid. Da war natürlich die politische Repräsentation der Bürgerschaft durch eigene Gemeinderäte. Das fiel dann weg. Die Gebietsreform ist ja unter der Zielsetzung der stärkeren Verwaltungseffizienz in Gang gesetzt worden. Die Folge war auch eine kommunalpolitische Zentralisierung. Da muss man die Kleineren, die jetzt vor der Auflösung standen, verstehen, dass sie das behalten wollten. Für Valbert ist der Wegfall der Selbstständigkeit dadurch kompensiert worden, dass bei der ersten Kommunalwahl 1969 in der neuen Stadt Meinerzhagen, die Valberter Kommunalvertreter stark vertreten waren. Man hat zuweilen noch den Eindruck, die Valberter sind ein eigenes Völkchen wie vielleicht auch die Rönsahler oder Oberbrügger. Kann man dennoch von gelungener Eingliederung sprechen? Natürlich. Es gibt ein Wir-Gefühl. Und das bezieht sich auch auf kleinere kommunalpolitische Einheiten. Das ist bedingt durch die stärkere Personenbezogenheit, dass man sich kennt, dass man gemeinsame Dinge tut, Sport, Vereine. Das Wir-Gefühl kann man auch diesen kleineren Gemeinden nicht absprechen. Die neue Stadt Meinerzhagen ist gelungen und auch weithin von der Bevölkerung Valberts anerkannt worden. Es hatte sich ja nicht viel verändert. Die Verwaltung war ja schon zentralisiert in Meinerzhagen für die Stadt und die Gemeinde Valbert. Das Einzige war, dass es die eigenständige politische Präsenz der Gemeinde Valbert nicht mehr gab.
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Mühlen rechts mit Johannes Rau
SCHALKSMÜHLE IN NEUEN GRENZEN Text Wolfgang Teipel Fotos Geschichts- und Heimatverein Schalksmühle
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Für starke Sprüche war Schalksmühles legendärer Bürgermeister Paul-Gerhard Mühlen, genannt „Conny“ bekannt. Auch zur kommunalen Neugliederung fiel ihm im Dezember etwas Markiges ein. „Die Gemeinde Schalksmühle ist tot. Es lebe die neue Gemeinde SchalksmühleHülscheid-Dahlerbrück, von der ich weiß, dass sie existieren kann und wird. Begraben wir das Kriegsbeil auf dem Berg und im Tal.“ Ob das Kriegsbeil tatsächlich begraben ist? Auch nach 50 Jahren zweifelt der ein oder
Rückschritt – Zusammenschluss bringt Fortschritt“ die Zusammenführung von Schalksmühle, Hülscheid und Rahmede. Vergeblich. Das mittlere Rahmedetal, das bis dahin wie Hülscheid zum Amt Lüdenscheid gehört hatte, wurde der Stadt Lüdenscheid zugeschlagen. Das schluckten schließlich auch die, die von einem noch größeren Schalksmühle träumten. Es gab andere Pro bleme. Schalksmühle. Busch-Jaeger, die Wiege der heimischen Elektroindustrie, verlegte sein Werk aus dem
andere daran. Tatsache ist aber: In den 50 Jahren nach der kommunalen Neugliederung haben sich die Ortsteile zusammengerauft. Am 28. und 29. Oktober dieses Jahres werden die Schalksmühler den 50. Jahrestag des Zusammenschlusses feiern.
Schalksmühler Ortskern nach Lüdenscheid und schloss die Produktion an der Bahnhofstraße. Schalksmühle eine Geisterstadt. Von heute auf morgen.
Die Vorsitzenden der damals vier Ratsfraktionen von UWG, CDU, SPD und Grünen zogen schon vor 25 Jahren eine positive Bilanz. „Damalige Bedenken des Geburtshelfers NRW-Innenminister Willi Weyer haben sich erfreulicherweise als gegenstandslos erwiesen“, schrieben sie in einer gemeinsamen Erklärung zum 25. Jahrestag der kommunalen Neuordnung. Und weiter: „Aus dem Zusammenschluss der Gemeinden Hülscheid, Schalksmühle und dem Dahlerbrücker Gebiet von Breckerfeld hat sich eine aktive, leistungsstarke Gemeinde entwickelt. Die einzelnen Ortsteile sind zusammengewachsen, frühere Animositäten vergessen.“ Schalksmühle in neuen Grenzen, wie sah das eigentlich aus? Die heutige Gemeinde Schalksmühle wurde durch das Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Altena und der kreisfreien Stadt Lüdenscheid vom 18. Dezember 1968 neu gebildet. Hierzu wurden die vorherigen Gemeinden Schalksmühle und Hülscheid (damals noch Amt Lüdenscheid) zusammengeschlossen. Durch das Gesetz zur Neugliederung des Ennepe-Ruhr-
Wie sollte die Gemeinde diesen Umbruch verkraften? Das ausgestorbene Zentrum musste reaktiviert werden. Sanierung war angesagt. Die Gemeinde handelte recht zügig. Am 11. August 1969 wandte sich Schalksmühles Bürgermeister Paul Gerhard Mühlen an den damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden der Firma Busch Jaeger Dürener Metallwerke AG, Dr. Quant. Ziel: Nutzung und eventueller Kauf des Betriebsgeländes. Ergebnis der Verhandlungen: Elf Monate später beschloss der Rat den Ankauf der Fläche. Denn eine Ortskernsanierung mit einem Rathaus als Mittelpunkt war ohne das Busch-Jaeger-Areal nicht denkbar. Ein Jahr später, Mitte 1971, wurde der gesamte Komplex mit allen Gebäuden abgerissen. Die Schalksmühler Gemeindeverwaltung war seit der kommunalen Neuordnung in drei verschiedenen Gebäuden untergebracht. Das Gros der Verwaltung arbeitete damals im Gebäude Viktoriastraße 6. Jetzt sollte alles an der Bahnhofstraße zusammengeführt werden. Zunächst gab es erst einmal eine Schlappe für Verwaltung und politische Gremien. Der aufgestellte Bebauungsplan wurde verworfen. Grund: die Bürger protes-
Kreises vom 16. Dezember 1969 wurde der zur damaligen Stadt Breckerfeld gehörende Ortsteil Im Dahl nach Dahlerbrück eingegliedert. Manchen ging das nicht weit genug. Sie wollten mehr und forderten unter dem Schlagwort „Teilung bringt
tierten, es gab zuhauf Einsprüche. „Sie wollten kein ,Manhatten‘ an der Volme“, erinnert sich die ehemalige Bürgermeisterin Heide Bachmann. Außerdem uferten die Kosten aus. Rund 13,4 Millionen Mark sollte der Neubau kosten. Zu viel für die kleine Gemeinde.
Busch-Jäger in Schalksmühle Der Rat musste vom Sanierungsprogramm abweichen. Das sah nämlich den Abriss vieler Gebäude in der Bahnhofstraße vor. Etliche Häuser blieben jetzt erhalten. Die Kosten wurden bei 7,4 Millionen Euro gedeckelt. Heraus kam das, was heute den Ortskern bildet: das Rathaus mit einem Platz für Markt und Veranstaltungen und gewerblich genutzte umliegende Giebelhäuser. Zum Glück für das Ortsbild. Bürgermeister Paul-Gerhard Mühlen schrieb in seinen Erinnerungen: „Damals ging der Rat davon aus, dass Sanierung nicht nur Abriss, sondern auch Schutz und Erhaltung von Gebäuden bedeutet.“ Den Bürgerprotesten sei Dank. Vor 37 Jahren, zehn Jahre nach dem Abriss der Busch-Jaeger-Gebäude wurde der Gesamtkomplex schließlich fertiggestellt und das neue Rathaus bezogen. Damit war eine große Klippe umschifft. Im Laufe der Jahre stand die Gemeinde immer wieder vor neuen Herausforderungen. Sie mussten aufgrund sinkender Schülerzahlen Schulen schließen. Die Grundschule Klagebach verschwand, ebenso die Realschule. Sie ging zunächst in einer Verbundschule auf. Heute sind am Löh die ehemalige Grundschule
und die weiterführenden Bildungsgänge in der Primusschule zusammengefasst. Schalksmühle, darauf sind die heutige Politikergeneration und das Team im Rathaus stolz, hat sich als eine der kleineren Gemeinde im Märkischen Kreis dank seiner starken Industrie gut behauptet. Herausforderungen für die Zukunft sind reichlich vorhanden. Verbesserte Mobilität, zügige Digitalisierung, Entwicklung von Tourismus und Naherholung – Bürgermeister Jörg Schönenberg kann eine Menge Dinge aufzählen. Seinen Herzenswunsch bekannte er kürzlich in einem Zeitungsinterview: Das Thema Menschlichkeit dürfe nicht auf der Strecke bleiben. Jung und Alt müssten miteinander harmonieren und die Hautfarbe dürfen keine Rolle spielen. „Ich bin stolz, ein Schalksmühler zu sein, und zwar darauf, dass wir eine Kommune mit Herz sind, dass wir ein gutes Miteinander haben, dass man nicht allein und anonym ist. Das ist die Stärke einer Kommune.“
Die Bürgermeister in neuen Grenzen • 1969 - 1991: Paul Gerhard „Conny“ Mühlen (UWG) • 1991 - 1999: Heide Bachmann (UWG) Bis zu diesem Zeitpunkt waren alle Bürgermeister ehrenamtlich tätig. Nach der Reform der Gemeindeordnung wurde im Jahr 1999 der erste hauptamtliche Bürgermeister gewählt. • 1999 - 2005: Wilfried Köhler (parteilos); † 10. August 2005 • seit 2006: Jörg Schönenberg (parteilos)
FEIERN AN ZWEI STANDORTEN 50 Jahre Schalksmühle, das wird am 28. und 29 Juni ein Fest von Schalksmühlern für Schalksmühler. „Im Großen und Ganzen steht die Planung. An Details muss noch gefeilt werden“, sagt Nektarios Stefanidis. Beim ihm laufen im Rathaus die Fäden zusammen. Die offizielle Eröffnung durch Bürgermeister Jörg Schönenberg soll am späten Freitagnachmittag auf dem Rathausplatz stattfinden. Erwartet werden u.a. Gäste aus der Partnerstadt Ruhla und den Nachbarkommunen. Dann übernehmen die „Leather Brothers“ das Kommando auf der Bühne auf dem Rathausplatz. Die beliebte Oldieband spielt Stücke aus dem vergangenen 50 Jahren. Nach ihrem Auftritt steigt dann eine Party mit DJ Dirk Weiland. Am Samstag beginnt das Programm am frühen Nachmittag. Auf der Bühne präsentieren sich die Dahlerbrücker Husaren, der Musikverein „Die Volmetaler“, die Musik-
schule, der Gesangverein Dahlerbrück, die Sportschule Strackbein und andere. Parallel dazu wird im Volmepark ein Spiel- und Sportprogramm speziell für Familien und Kinder angeboten. Walking Acts, möglicherweise auch Ausstellungen entlang der Bahnhofstraße sollen die Achse zwischen Rathausplatz und Volmepark beleben. Wichtig für Autofahrer und Besucher: Die Bahnhofstraße ist auf dem Teilstück zwischen Rathaus und Hotel Zur Post während der Veranstaltung gesperrt. Am Abend setzt die Showband „Maraton“ den Schlusspunkt unter das Jubiläumsfest. Die Truppe aus Münster spielt tanzbare Musik und lässt von Anastacia bis Robbie Williams Stars auf die Bühne, die das Publikum in Schwung bringen. Am 30. Juni beteiligt sich Schalksmühle dann am „Autofreien Volmetal“. Auftakt ist ein ökumenischer Gottesdienst auf dem Netto-Parkplatz. (wolf)
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„GESAMTSCHULE FÜHRT DIREKT ZUR UNI“ Kierspe Vorreiter bei neuem Bildungsangebot
Von Rüdiger Kahlke „Wird die Gesamtschule demnächst zum Abitur führen?“. Diese Frage beschäftigte die Kiersper Eltern bei einem Info-Abend im Januar 1969 – sieben Monate vor dem Schulstart. Sie konnte schnell geklärt werden: „Gesamtschule führt direkt zur Uni“ titelte die Westfälische Rundschau nach der Veranstaltung. Das ist längst Geschichte. Inzwischen haben etwa 4.000 Schülerinnen und Schüler an der Gesamtschule Kierspe (GSK) ihr Abi gemacht. Etliche sind zurück gekommen, haben nach dem Studium selbst an „ihrer“ Schule unterrichtet. Vor 50 Jahren begann in NRW eine neue Schul-Ära – mit Kierspe als Vorreiter. Das wird gefeiert. Dienstagabend in der Mensa. Mitglieder des Fördervereins stimmen ihre Planung ab, klären beim Ortstermin, was wo stehen soll. Kasse, Catering, Bar, Tische…. „Ach, ja, die Garderobe. Da sagst de was. Wo machen wir das?“, fragt Olaf Baum , Vorsitzender des Gesamtschul-Fördervereins. Mit Andreas Plate und Sabine Hesse-Schmidt bespricht er noch offene Fragen für die Organisation der Flower-Power-Party am 23. Februar. Die Idee dazu hatten sie schon früh, schildert Plate, Lehrer an der Gesamtschule. Das Motto passt zur Gründerzeit: Stichwort: 68-er. „Die Umsetzung ist schon schwieriger“, sagt Plate. Das Problem: Leute zu finden, die mitmachen, sich einbringen. Dazu kommen organisatorische Hürden: Brand-
schutz, Sicherheitsdienst, Sanitäter, DJ. Vieles ist zu bedenken, zu organisieren, abzustimmen. Da bedurfte es etlicher Treffen bis der Party-Abend Gestalt annehmen konnte. Knapp drei Wochen vor der Auftaktveranstaltung ist Plate zuversichtlich, „dass sich die Lücken füllen“.– Er behielt Recht. Die Auftakt-Party war ein Erfolg.
Vorarbeiten in der Projektwoche 2018 Das 50-Jährige beschäftigt die Schule bereits seit dem Frühjahr 2018. Verschiedene Teams tüfteln seither am Programm. Die Projektwoche im Herbst 2018 stand schon unter dem Thema und hat Vorarbeiten geleistet. Die Entwicklung der Sportarten. Veränderungen der Kochgewohnheiten oder eine geschichtliche Zeitreise durch die vergangenen 50 Jahre waren Themen. Zudem wurden Zeitzeugen interviewt. In einer Festschrift sollen Idee und Geschichte der Gesamtschule nachgezeichnet werden. Der fünfköpfigen Redaktionsgruppe für die Festschrift , sitzt die Zeit im Nacken. Zweimal ist der Ablieferungstermin für die Manuskripte bereits verschoben worden. An der Pinwand im TerrakottaRaum im B-Turm pappen, gelb oder rosa leuchtend, noch etliche Posts mit Stichworten, was zu tun ist. „Was haben wir?“. „Was muss noch?“. Konturen des Konzepts zeichnen sich langsam ab. Ehemalige, seien es Schüler, Lehrkräfte oder Eltern schildern ihre Sicht auf die GSK. Der kleine Kosmos der Schule steht im Kontext der großen Politik. Fünfzig Jahre, da ist viel passiert. Pädagogisch, politisch sowieso.
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Interesse an Historie Andere planen die zentrale Feier, die am 28. September steigen soll. Die GSK will sich „als lebendige, offene Schule“ präsentieren, aber auch als Schule mit Kontinuität. Ehemalige Schüler, die Musik machen, haben sich angeboten, das Programm mit zu gestalten, freuen sich die Organisatoren um Schulleiter Johannes Heintges. Jüngeren fehlt der Bezug zu den Gründerjahren, zu Aufbruchstimmung, Visionen, Experimenten, von denen die „Alten“ noch schwärmen. Fast die Hälfte der Kollegiums ist erst in den letzten sieben Jahren an die Schule gekommen, rechnet Heintges vor. Aber: „Viele Neue fragen nach Anekdoten und sehen die Historie mit großem Interesse“, beobachtet er. Der Schulleiter erinnert auch daran, dass die Schule als Mittelpunkt der Gemeinde konzipiert worden war. Stadtbücherei, Festsaal, Sportanlagen. Alles ist am Standort der Schule konzentriert. Die Lehrkräfte wurden zu einem Motor kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in der Gemeinde, die, zeitgleich mit Gründung der Schule, auch Stadt wurde. „Bis tief in die Nacht wurde Unterricht gemeinsam geplant. Es gab keine Vorgaben. Man konnte alles probieren“, schildert Heintges. Dass viele der Lehrkräfte ihr gesamtes Berufsleben an der Schule verbracht haben, sieht er auch als Beleg, dass sie sich an der GSK wohlgefühlt haben. Vieles, was an der Gesamtschule entwickelt worden ist, sei inzwischen Allgemeingut geworden.
Kommunalpolitischer Konsens Dabei war die Schulform, die an die Stelle des klassischen dreigliedrigen Schulsystems trat, politisch umstritten. Für die SPD war die Gesamtschule ein Weg zu mehr Bildungs-und Chancengerechtigkeit, für konservative Kreise war sie Gleichmacherei. Sie wollten an dem System festhalten, bei dem soziale Gruppen weitgehend unter sich blieben. Prof. Dieter Aderhold (SPD), Kiersper Ratsvertreter und Mitglied des Landtags, brachte im Herbst 1967 eine Gesamtschule für Kierspe ins Gespräch. Im Dezember beschloss der Rat der damaligen Gemeinde, eine integrierte Gesamtschule einzurichten – mit den Stimmen der CDU. Sie trug die neue Schulform in Kierspe von Anbeginn an mit. Im Februar 1969 folgte der Beschluss, die Gesamtschule als Ganztagsschule einzurichten. Sie nahm am 25. August 1969 ihren Betrieb auf. Pädagogisch und praktisch: eine große Baustelle. Eltern freundeten sich schnell mit dem neuen System an. 92,8 Prozent der Kiersper Grund- und Hauptschüler wurden zum Start an der neuen Schule angemeldet. Das
Interesse an der neuen Schulform überstieg die Erwartungen. Statt, wie geplant, acht Eingangsklassen mussten neun Klassen eingerichtet werden. Aus anfangs 360 Schülerinnen und Schülern sind inzwischen rund 1.500 geworden. Aus dem Reformmodel ist eine Regelschule geworden, eine mit Strahlkraft. Sie wurde „zu einer Pilgerstätte und Ideenbörse für alle, die neugierig auf dieses neue Konzept waren“, heißt es selbstbewusst auf der Homepage der Schule. „Die Gründung von Gesamtschulen gerade im ländlichen Raum orientierte sich oft am Kiersper Beispiel.“ Die Schule wurde auch zum Exportschlager. Etliche Lehrkräfte, die am Felderhof unterrichtet hatten, übernahmen die Leitung neu gegründeter Gesamtschulen im Land.
„Die Schule der Nation ist die Schule“. In seiner ersten Regierungserklärung 1969 rückte der damalige Bundeskanzler Willy Brandt Chancengleichheit bei der Bildung in den Fokus. Statt Gehorsam und Drill, die sein Vorgänger mit dem Satz, die Bundeswehr sei die Schule der Nation noch idealisierte, setzten Brandt und die 68-er Generation auf gemeinsames Lernen und offenen Diskurs. Die Gesamtschule als „Schule für alle“. Daran hat sich auch 50 Jahre nach der Gründung nichts geändert. Brandts Kursbestimmung bestimmt immer noch das Selbstbild der Schule am Felderhof. Das Reformmodell der späten 1960-er Jahre ist längst zur Regelschule geworden und hat mit der G-8-Reform, dem verkürzten Abitur an Gymnasien, neuen Schwung gewonnen. 2018 etwa war im Regierungsbezirk Arnsberg die Zahl der Gesamtschulen angemeldeten Kinder (7896) deutlich höher als Zahl der Kinder, die aufgenommen werden konnten (6716).
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EIN LEBEN IN BILDERN
Text Horst vom Hofe Fotos Martin Büdenbender
Ulrich Kett: Aus dem bewegten Berlin der 68er ins Dorfschulidyll nach Mühlenschmidthausen ler Kett wurde einer der maßgeblichen Protagonisten vor Ort, die aus der visionären Idee politisch bewegter Reformer eine im Alltag fest verankerte und mittlerweile in fünfzig Jahren von unzähligen Schülergenerationen besuchte, weithin anerkannte und geschätzte Bildungseinrichtung machten. „Das war eine echte Pionierzeit, damals in Kierspe“, blickt Kett mit Stolz und großer Dankbarkeit zurück. Als Fachbereichsleiter für Kunst blieb er insgesamt dreiunddreißig Jahre an der Gesamtschule engagiert. In der Anfangszeit gab es für die Fortführung seiner hoffnungsvoll gestarteten Karriere als freischaffender Künstler zunächst kaum Zeit und Muße. Bis zum ersten Abitur im Jahr 1978 und seinerzeit der Rekordzahl von 1820 Schülern, galt es kontinuierliche Aufbauarbeit zu leisten. „Jahr für Jahr mussten wir immer wieder mindestens 18 neue Kollegen für unser Kollegium gewinnen.“ Ulrich Kett war stark
Der Kontrast hätte größer nicht sein können: „Ich bin 1969 direkt aus West-Berlin nach Kierspe-Mühlenschmidthausen in die aufgegebene Dorfschule am Waldesrand gezogen!“ erinnert sich Ulrich Kett. Hinter ihm lagen sieben Studienjahre an der berühmten Hochschule für Bildende Künste in Charlottenburg, wo der gebürtige Westfale zum Meisterschüler von Professor Hans Kuhn reüssierte. In seiner Wahlheimat Kierspe im märkischen Sauerland wurde er in die Planungskommission einer neuen Schulform berufen. Was seinerzeit noch als „Versuch“ tituliert war, mündete in die Etablierung der Gesamtschule, mit der Reformwünsche hin zu einer Überwindung herkömmlicher Dreistufigkeit im Bildungssystem realisiert werden konnten. Nach der Walter-Gropius-Schule in Berlin, die 1968 an den Start ging, war die 1969 dank eines bemerkenswert einstimmigen Allparteienvotums der Ratsvertretung gegründete Gesamtschule Kierspe seinerzeit eine der ersten ihrer Art in Deutschland. Der Künst-
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in diesen Prozess eingebunden und ließ etliche der als Verstärkung des Kollegiums ins Auge gefasste Pädagogen auch schon mal bei sich und seiner Frau Ulla in der mittlerweile gastlich ausgebauten einstigen Dorfschule in Mühlenschmidthausen übernachten. Erst beginnend in den 1980er Jahren gelang es Ulrich Kett, sich die nötigen Freiräume zur Verwirklichung seiner künstlerischen Ideen zu schaffen. Was folgte, war eine kontinuierliche Entwicklung hin zu einem hoch geschätzten, mit zahlreichen Ausstellungen weit über den heimischen Raum hinaus bekannten Künstler. Sein Ge-
samtwerk umfasst deutlich mehr als 800 Bilder – die meisten davon entstanden in seinem lichtdurchfluteten Atelier in Mühlenschmidthausen. Seit zehn Jahren lebt und arbeitet der Künstler jetzt in Meinerzhagen in angemieteten Räumen in der Straße Zum Alten Teich. Dem Alter und der nachlassenden Gesundheit Tribut zollend, hat die Arbeitsintensität etwas nachgelassen. Aber es vergeht eigentlich kein Tag, ohne dass er für wenigstens ein paar Stunden zu Pinseln und Farben greift und weitere Arbeiten entstehen, die zu seinem Spätwerk zu zählen sind.
Retrospektive in der Villa im Park Neue Energie schöpft Kett aus der in vielen Gesprächen entstandenen Projektidee einer großen Retrospektive mit einem repräsentativen Querschnitt seines nun schon über sechs Jahrzehnte sich erstreckenden künstlerischen Schaffens mit den unterschiedlichsten Perioden und wechselnden Ausdrucksformen bis hin zu seiner unverwechselbaren Handschrift in der abstrakten Landschaftsmalerei. Im zeitlichen Kontext zur bevorstehenden Eröffnung der Villa im Park in Meinerzhagen als neuem Zentrum der regionalen Kunst- und Kulturszene ist für den Herbst dieses Jahres eine große Kett-Ausstellung geplant. Ein pralles Lebenswerk wird hier erstmals in der Gesamtschau in vielen Bildern präsentiert – unter räumlicher Einbeziehung auch des benachbarten Rathauskomplexes an der Bahnhofstraße. Längst hat für dieses Projekt die notwendige aufwendige Sichtung und Auswahl der in Frage kommenden Exponate begonnen – eine Aufgabe, an der neben Ulrich Kett selbst vor allem seine Ehefrau Ursula maßgeblichen Anteil nimmt. Ulli und Ulla, das ist eine Lebens- und Schicksalsgemeinschaft, wie man sie nur selten findet. „Sie war fünfzehn, als wir uns kennen- und lieben lernten“ erinnert sich Ulrich Kett voller Dankbarkeit. Die beiden stammen aus Nachbarstädten, sie aus Unna, er aus Kamen. In seiner Heimatstadt hatte Kett gemeinsam mit zwei Freunden die „Gruppe Schieferturm“ gegründet – 1959 war das, er gerade 17 Jahre jung und schon künstlerisch ambitioniert. Gemeinsame Ausstellungen, auch mit wechselnden Gästen, gaben den Anlass für die Gründung, mit der die Beteiligten auf regionaler Ebene bereits erste öffentliche Anerkennung suchten und fanden. 1961 nahm Kett an der Werkkunstschule in Dortmund eine Ausbildung als Kunsthandwerker in Angriff, um schon bald feststellen zu müssen: „Das war an diesem Ort nichts für mich und meine Ambitionen, da wäre man zum Bühnenmaler, nicht aber zum freischaffenden Künstler befähigt worden“. Einer seiner Ausbilder er-
kannte dies, gab zum richtigen Zeitpunkt den entscheidenden Hinweis: An der Hochschule für Bildende Künste in Berlin stand gerade eine Bewerbungsrunde für neue Studenten an. „Ich bin hin getrampt, hatte nicht einmal ein zweites Hemd dabei. Eine Woche lange dauerte die selektive Aufnahmeprüfung. Ich gehörte zu den Glücklichen, die bestanden hatten und konnte unmittelbar darauf mein Studium aufnehmen.“
Ketts Mentor unter den Nazis ein verfemter Künstler Einerseits bot die renommierte Hochschule einen in Fortführung preußischer Traditionen formal strengen Ausbildungsrahmen. „Hier wurden die umfassenden theoretischen und praktischen Grundlagen für das künstlerische Schaffen vermittelt. Unter anderem war über fünf Semester Aktzeichnen Pflicht“, erinnert sich Kett an diese für ihn prägende Phase, zu der aber auch das Umfeld der in jeder Hinsicht bewegten, politisch und gesellschaftlich gerade im geteilten Berlin besonderes turbulenten Zeiten gehörte. „Wir Studenten konnten uns den Professor, mit dem wir arbeiten wollten, selbst aussuchen. Ketts Wahl fiel auf Hans Kuhn, der seine Ausbildung 1924 bis 1926 bei Ludwig Meidner in Berlin und 1926 bis 1929 bei Roger Bissiére in Paris ab-
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solviert hatte. Aus stark gegenstandsbezogenen Kompositionen entwickelte Kuhn im Laufe seines Schaffens verstärkt Abstraktionstendenzen bis hin zum gänzlich ungegenständlichen Bild. Er gehörte unter dem Naziregime zu den verfemten und ab 1937 mit Ausstellungsverbot belegten Künstlern. Von 1951 bis 1968 war Hans Kuhn, der 1991 in seiner Geburtsstadt Baden Baden starb, Vorstandsmitglied des Deutschen Künstlerbundes. „Er wurde mein prägender Mentor, war fast wie ein Vater zu mir und dabei ein Professor, der seinen Studenten viel Luft zur Umsetzung eigener Ideen ließ“, erinnert sich Kett in Dankbarkeit. Bei Professor Kuhn erwarb er nach zehn Semestern Studium den seinerzeit höchsten akademischen Grad eines Meisterschülers. Ketts eigenes künstlerisches Schaffen entwickelte sich über die Portraitmalerei als besonderem Schwerpunkt letztlich den Spuren seines großen Lehrmeisters folgend in Richtung abstrakter Landschaftsmalerei. Bei seinen Werken geht es immer um die Darstellung eines Ausschnitts aus einem realen Naturraum. Seine individuelle Vorgehensweise dabei lässt sich so beschreiben: „Sein Malen geht von tatsächlich vorhandenen Dingen aus. Im weiteren Verlauf des Malaktes bearbeitet Kett die Leinwand, indem er übermalt und wegmalt, hinzufügt und entfernt. In dieser additiven und subtraktiven Bearbeitung springt das Motiv vom Sichtbaren zum Unsichtbaren, vom Konkreten zum Ungefähren. Die Farben, Linien und Formen verselbständigen sich, werden vom Zwang zur Gegenstandsbezeichnung befreit und gewinnen ein eigenes gestalterisches Gewicht - unabhängig vom Landschaftseindruck. Linien und Farbformen gehen über den Bildrand
hinaus oder verdichten sich im Bildfeld, ziehen zart ihre Spuren oder greifen kraftvoll ineinander.“ (Dr. Carolin Krüger-Bahr). Ulrich Kett bringt sein Schaffen selbst so auf den Punkt: „Ich male, was ich will, immer aus dem Bauch heraus, immer gegenständlich, aber so nicht zu erkennen und daher abstrakt. Es entsteht eine Bildsprache, die sich ganz bewusst einer genauen Beschreibung entzieht. Sie gestattet aber gestalterisches Sehen.“
Kurz gefasst: - Ulrich Kett, 1942 geboren in Kamen/Westfalen. - 1948 bis 1960 Schul- und Berufsausbildung - 1959 Gründung der „Gruppe Schieferturm“ in Kamen mit Heinrich Kemmer und Helmut Meschonat. - 1961 Werkkunstschule Dortmund bei Ulrich Knispel - 1962 bis 1968 Hochschule für Bildende Künste, Berlin/West, bei Prof. Hans Jaenisch, Prof. Hans Kuhn (Meisterschüler) - 1966 Heirat mit Ursula Drücke - 1968 bis 1969 Planung und Gründung eines Schulversuches in Kierspe - 1969 Umzug von Berlin nach Kierspe - 1969 bis 2001 Kunsterzieher, Fachbereichsleiter an der Gesamtschule Kierspe - 1970 Gemeinsame Projekte mit dem Bildhauer Waldemar Wien bis zu dessen Tod im Jahr 1994 - 2009 Umzug nach Meinerzhagen - Herbst 2019 Retrospetive in der Villa im Park und im Rathaus Meinerzhagen
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Von Rüdiger Kahlke
„UNGLAUBLICHES PANORAMA“ – AUS BRACHLAND WIRD „TOR ZU SÜDWESTFALEN“ TuS Ennepe nutzt Leader-Programm für multifunktionalen Dorfplatz „Dorfplatz“. Das ist für Dr. Bernd Eicker ein Stichwort. Schnell hat er den Laptop aus der Tasche gezogen und präsentiert Fotos: Richtung Nordosten ist der Phänomenta-Turm in Lüdenscheid zu sehen. Etwas weiter im Uhrzeigersinn rückt Halver mit seinen Kirchtürmen und dem größten Unternehmen am Ort ins Blickfeld. Noch ein Stückchen weiter rechts sind die Sendetürme der Nordhelle auszumachen. Der Blick reicht im Süden bis ins Oberbergische und schweift über Westen weiter bis Breckerfeld. „Ein unglaubliches Panaroma“, schwärmt Eicker. – Ein Impuls für ein Leader-Projekt. Ein Stückchen Acker mit Wildwuchs hinterm Schwenker Sportplatz wird jetzt zum „Tor zu Südwestfalen“. So der Titel des Projektes. Der Wildwuchs ist längst beseitigt.
Das Gelände ist eingeebnet, Wege sind befestigt. Die ersten Bänke stehen. Ein Kleinspielfeld ist erkennbar. Im Förderdeutsch heißt das: „multifunktionale Fläche für sportliche Aktivitäten“. Hier muss noch ein bisschen Sand verteilt werden. Zwei Tore mit Basketballaufsätzen fehlen noch. Ursprünglich für den Herbst geplant, soll der Dorfplatz nun im Frühjahr fertig werden. Dann soll er auch zum Hotspot für Wanderer und Fahrradfahrer werden. Etwas weiter westlich, aber noch auf Halveraner Gebiet, führt der Bergische Panoramasteig vorbei, ein Premium-Wanderweg. „Damit wollen wir auch Wanderfreunde aus dem Bergischen nach Südwestfalen holen“, hofft Eicker zudem auf eine überörtliche Bedeutung des Dorfplatzes.
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Und der SGV will die Rundwanderwege A 6 und A 7 etwas verändern, um sie näher an den Platz zu führen. Tor-Charakter bekommt die einstige Brachfläche durch zwei Linden, unter denen die Bänke stehen – ausgerichtet gen Osten, ins Sauerland. Mit einem Rundumblick, der für die Region einzigartig ist. Davon schwärmt jedenfalls Halvers Ex-Bürgermeister.
Zügige Umsetzung Mit Anträgen und Fördermaßnahmen durch seinen früheren Job vertraut und gut vernetzt, trieb Eicker das Verfahren voran. „Erste Ideen hatten wir vor zwei Jahren“, sagt er. Nachdem der Vorstand des TuS Ennepe sich einig war, kamen die Leader-Managerinnen ins Spiel. Das Konzept überzeugte die Verantwortlichen schnell. Die Leader-Arbeitsgruppe gab grünes Licht. Teure Entwürfe oder Pläne gab es nicht. Eine Hand-Skizze, reichte dem Unternehmer, um das ungenutzte Gelände herzurichten. Noch 2017 erfolgten Planung und Ausschreibung für
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das 79.000-Euro-Projekt. 35 Prozent davon muss der TuS Ennepe stemmen. Spender und Sponsoren sucht Eicker noch. Sie sollen helfen, Unterstand und Info-Tafeln finanzieren, die noch fehlen. Der Verein, der den direkt angrenzenden Sportplatz Friedrichshöhe betreibt, ist auch für Pflege und Unterhaltung der Anlage zuständig. „Im Frühjahr 2018 begann die Umsetzung“, so Eicker. Die einstige Brachfläche war den Sportlern schon lange ein Dorn im Auge. „Vor 20, 30 Jahren waren da mal Tennisplätze angedacht“, erinnert sich Eicker. Jetzt wirkt alles wie aus einem Guss. Auch die Parkplatz-Situation hat sich verbessert.
Gewinn fürs Dorf und Ziel für Touristen Künftig soll der etwa 4.000 Quadratmeter große Dorfplatz allen Vereinen und Schwenkern zur Verfügung stehen. Eine Win-Win-Situation. Der TuS Ennepe kann die neue Anlage für sportliche Zwecke mitnutzen. Andere können ihn als Treffpunkt oder Festgelände, als Spielplatz oder Aussichtspunkt nutzen. Vor allem an den Wochenenden könnte der Platz auch Anlaufstelle für Wanderer und Radler werden. Wenn der Spielbetrieb beim TuS Ennepe läuft, gibt’s Waffeln und Kaffee für die Besucher oder es brutzeln Schwenker Würstchen auf dem Grill. – Auch ein beliebter Pausensnack für viele, die sportlich mit Rad oder Rucksack unterwegs sind. Ein Projekt mit blendenden Aussichten wie es scheint – für den Verein und für die, die weit sehen wollen.
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• Markanter Punkt des Dorfplatzes sind zwei Linden, die das Tor zu Südwestfalen symbolisieren sollen. Linden wurden in Anlehnung an das Volkslied „Kein schöner Land“ gewählt. • In dem Lied wird die Schönheit der Heimat besungen. Die Linde wird zum romantischen und beschützenden Treffpunkt. • Das Lied gehört zu einer Sammlung von Volksliedern Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglios, ein Heimatschriftsteller, der 1803 im bergischen
Waldbröl geboren wurde und 1896 bei Altena verstarb. • Zuccalmaglio, der sich selbst in Anspielung auf seinen Geburtstort Wilhelm von Waldbrühl nannte, hatte mit seinem Bruder Vinzenz schon in frühen Jahren begonnen Volkslieder zu sammeln. – Auch hier also eine Verbindung zur Region – geografisch und botanisch. • www.leader-obenandervolme.de/index.php/ allgenerationenplatz-schwenke
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Text Horst vom Hofe, Fotos Martin Büdenbender
FUSSBALLTENNIS – EINE INTEGRATIVE SPORTART TuS Meinerzhagen gehört landes- und bundesweit zu den Spitzenteams Es sieht deutlich nach Leistungssport aus, was da am ersten Samstag im Februar in der großen RothensteinSporthalle über die Bühne geht. Schon zum 19. Mal hat der TuS Meinerzhagen Teams aus ganz Deutschland zur offenen Stadtmeisterschaft im Fußballtennis eingeladen. Nach rund 50 umkämpften und packenden Begegnungen steht einmal mehr das Team des Gastgebers auf Platz 1. Dass hier auch Sportler mit zum Teil erheblichen gesundheitlichen Handikaps am Start sind, die Altersbandbreite zwischen 13 und deutlich über 60 liegt, es sogar ein gemischtes Team aus Damen und Herren gibt, das macht den besonderen Reiz dieser von der breiten Öffentlichkeit zu Unrecht kaum zur Kenntnis genommenen Randsportart aus, die dabei doch ein unbestrittenes Alleinstellungsmerkmal mit Vorbildcharakter hat: Sie ist in höchstem Maß integrativ. Fußballtennis hat seine Heimat in Baden-Würtemberg. Als Erfinder gilt Fritz Schnürle, ein talentierter Fußball-
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spieler aus Pforzheim, der einmal sogar in der deutschen Nationalelf stand und nach Ende seiner Karriere in den 1930er Jahren als Trainer weiter aktiv war. Um die Technik seiner Spieler zu verbessern, ließ er im Training immer wieder eine von ihm verfeinerte Form des schon in den 20er und 30er Jahren in der Tschechei eingeführten und populär gewordenen Fußballtennis spielen. Die Leine, die die beiden Spielhälften wie beim Tennis trennt, hängte Schnürle allerdings um etwa eine halben Meter tiefer, nämlich auf exakt 55 Zentimeter, was die Rasanz der Ballwechsel deutlich steigerte. In den 1950er und 60er Jahren etablierte sich Fußballtennis als eigenständige Sportart im westdeutschen Behindertensport. Speziell Kriegsversehrte und Menschen mit Armbehinderungen (Amputationen, Versteifungen etc.) sollten sich von diesem Sport angesprochen fühlen. Nach und nach kamen auch immer mehr Sportler hinzu, die keine Verletzungen oder Verstümmelungen aus
dem Krieg mitgebracht hatten, sondern durch Unfallfolgen, Krankheiten oder beispielsweise auch als Folge des Conterganskandals auf den Rahmen des Versehrten-/Behindertensports angewiesen waren, wenn sie sich sportlich betätigen wollten. Aus dem reinen Versehrtensport zum Zwecke der gesundheitlichen Ertüchtigung wurde in jüngerer Zeit auch eine echte Leistungssportart. Offizielle Meisterschaften auf Bundesebene gibt es seit 1968. Die FußballtennisMeisterschaften in Nordrhein-Westfalen werden über die Landes- und Oberliga ausgetragen. Erster Landesmeister und mit insgesamt 17 Titeln auch Rekordgewinner ist die BSG Witten. Der heimische TuS Meinerzhagen konnte sich immerhin schon zweimal in die Meisterliste eintragen und gilt derzeit als das Spitzenteam aus dem größten Bundesland. 2017 kratzte der TuS bei seiner ersten Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft an den Medaillenrängen, wurde mit viel Pech „nur“ Vierter, um im vergangenen Jahr sich schon über Bronze für Platz 3 freuen zu dürfen. Seit Anfang der 1990er Jahre wird beim TuS dem Fußballtennis gefrönt. Otto Hinrich Fuchs hatte die Abteilung ins Leben gerufen. Seit einigen Jahren fungiert der jetzt 25jährige Sebastian Falz als engagierter Abteilungsleiter. In seiner Ära wuchs die Aktivenzahl kontinuierlich an, so dass man mittlerweile mit bis zu drei Teams
am Spiel- und Turnierbetrieb teilnehmen kann. Mit gerade zwölf Jahren ist Luca Kawelke aktuell der Benjamin und erlebte beim Rothenstein-Turnier seine erfolgreiche Feuertaufe. „Ich spiele auch richtigen Fußball, als Sechser im Nachwuchsteam des RSV Listertal. Für mich ist Fußballtennis eine sehr gute Ergänzung, auch, um meine Technik zu verbessern. Vor allem aber gefällt mir hier der ganz große Teamgeist“, erklärt er im Gespräch mit Komplett im Ton erkennbarer Begeisterung. Die teilt auch sein mit 36 Jahren dreimal so alter Teamkamerad Jan Bäcker. Nach drei Kreuzbandrissen musste er seine aktive Fußballerlaufbahn beenden. „Bei Facebook habe ich von der Fußballtennis-Abteilung beim TuS gelesen und gleich Kontakt aufgenommen“, erklärt er und ist stolz darauf, dass er mittlerweile leistungsmäßig zu den Stützen im TuS-Team gehört. Die Regeln im Fußballtennis sind kurz erklärt: Gespielt wird mit einem Volleyball auf einem 20 x 8 Meter großen Spielfeld. Eine ein Meter hohe Leine trennt die beiden Spielhälften. Auf jeder Seite steht eine Mannschaft mit vier Spielern. Es erfolgt eine Angabe per Fußkick ins gegnerische Feld. Der Ball muss vom Gegner mit höchstens drei Bodenkontakten und höchstens drei Spielerkontakten ins gegenüberliegende Feld zurückgespielt werden, ohne die Leine zu berühren. Dabei muss zwischen jedem Bodenkontakt ein Spielerkontakt liegen. Mit den Armen und Händen darf der Ball nicht berührt
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den Schlagmanns einer der entscheidenden Akteure, freute sich über die Teilnahme von insgesamt vierzehn Teams, die unter anderem aus Kassel, Hamburg und Oberhausen ins verschneite Meinerzhagen angereist waren. „Es war ein rundum gelungener Tag.
werden. Ein Spiel dauert bei Meisterschaften zweimal sieben Minuten. Fußballtennis wird in NRW unter dem Dach des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes gespielt. Bei offiziellen Punkt- und Liga-Spielen gilt die besondere Regel, dass ein Team jeweils mit Akteuren besetzt sein muss, die es zusammen auf vier Punkte einer Bewertungsskala bringen, je nach körperlichem oder gesundheitlichem Handicap. Die Bandbreite reicht dabei von null (keine Einschränkung) bis maximal vier (zum Beispiel für Menschen mit einer Prothese). Beim Turnier am Rothenstein konnten die interessierten Zuschauer hochklassigen und packenden Sport in einer von großem Ehrgeiz aller Beteiligten, aber auch erkennbar freundschaftlicher, ja fast familiär geprägten Atmosphäre erleben. Im Finale standen sich die Erstvertretung des Gastgebers und der MTV Holzminden aus Niedersachsen gegenüber. Erst Sekunden vor Schluss gelang es dem TuS Meinerzhagen, den viel umjubelten Siegpunkt zum 17:16 zu erzielen und damit erneut den Otto-Hinrich-Fuchs-Wanderpokal zu gewinnen. Abteilungsleiter Sebastian Falz, auf dem Spielfeld in der Position des unmittelbar vor dem Netz agieren-
Unser großes Ziel ist jetzt die erneute Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft, die voraussichtlich in Berlin ausgetragen wird.“ Die Meinerzhagener wollen auch dort ihren mittlerweile gefestigten Ruf als eine der Hochburgen des Fußballtennis in Deutschland unter Beweis stellen. Wer Interesse am Fußballtennis hat, ist herzlich eingeladen, zu einem der Trainingsabende zu kommen: Jeweils freitags zwischen 18 und 20 Uhr in der kleinen Sporthalle des Evangelischen Gymnasiums am Bamberg. Gern gibt Sebastian Falz auf Anfrage weitere Auskunft: E-Mail S.Falz@falz-tiefbau.de Infos gibt es auch auf der Facebook-Seite unter der Adresse: tus meinerzhagen 1877 e.v. fußballtennis
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HUFSCHMIED IST MULTITASKER Handwerksberuf im Wandel der Zeit
Auf der Suche nach einem wirklich alten Handwerk, das heute noch fast genauso ausgeübt wird wie vor hunderten von Jahren, sind wir als Komplett-Team auf den Beruf des Hufschmieds gestoßen. Solange Pferde in Gemeinschaft mit dem Menschen leben, gibt es auch diejenigen, die sich in besonderer Weise mit ihren Hufen befassen. Denn die müssen gesund sein. Sonst ist das Pferd nicht nutzbar. Sebastian Stegmann war ein ganz junger Schmied, als ich ihn im Jahr 2000 kennenlernte. Noch in der Ausbildung. Ich hatte gerade mein erstes wirklich eigenes Pferd. Und null Ahnung. Bis 2016 war er mit Unterbrechungen (er hatte mal ganz schön heftig „Rücken“) der Schmied meiner Pferde. Erst bei meinem Wallach, später bei meiner Stute. Er hat mir in dieser Zeit sehr, sehr viel über Sinn und Zweck von Hufeisen beigebracht. Wie wichtig guter Hufbeschlag ist. Worauf man achten muss, wenn man möchte, dass das eigene Pferd lange lebt und dabei fit ist. Was der Schmied alles machen kann, um dem Pferd - besonders, wenn es alt wird - das Leben zu erleichtern. Sebastian Stegmann ist jemand, der besonders sensibel mit den Tieren umgeht. Die Pferde freuen sich sichtbar, wenn sie ihn sehen. Trotz der langen Prozedur des Hufbeschlags. Die Besitzer auch. Denn man kann ihm voll
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Text Iris Kannenberg, Fotos Martin Büdenbender vertrauen. Nie fällt ein böses Wort, nie ist er ungeduldig und auch in schwierigen Fällen immer die Ruhe selbst. Er kennt jedes „seiner“ Pferde mit Namen. Meines hieß Amadeus. Was bedeutete, dass er jedes einzelne Mal den Song „Amadeus“ von Falko vor sich hin sang, während er meinen Wallach beschlug. Und mir dabei immer einen Ohrwurm verpasste, der zwei Tage anhielt. Meinem Pferd gefiel das gut. Der so Besungene stand immer da, mit einem breiten Grinsen im Gesicht und genoss sichtlich die Musik, in der so oft sein Name vorkam. Sebastian war sein erklärter Lieblingsschmied. Und das eben nicht nur, weil der so gut singen kann. Sondern weil er wirklich Ahnung hat von dem, was er da tut. Im Laufe der Jahre bildete er sich immer weiter fort. Er ist belesen und weiß einfach Bescheid. Sympathisch ist er dabei auch noch. Es war daher nicht schwer, ihn zu bitten, uns für das Interview zur Verfügung zu stehen. Wir trafen ihn dazu bei winterlichen Temperaturen auf Gut Bremecke in Kierspe. Und wir haben ihn wirklich mit unseren Fragen gelöchert. Er war wie immer sehr geduldig, hat uns alles beantwortet, fast wie nebenbei ein Pferd mit Namen Jersey beschlagen und er war natürlich auch unser Model. Hufschmiede sind eben multitaskingfähig.
Wie kam das eigentlich, dass Du die Ausbildung zum Hufschmied gemacht hast? Du hast ja gar keine eigenen Pferde. Eigentlich bin ich dazu eher wie die Jungfrau zum Kinde gekommen. Meine Schwester hat ein Pferd. Durch sie hab ich da immer mal reinschnuppern können. Und fand dieses Handwerk einfach sehr interessant. Ich bin dann jung Papa geworden und war auf der Suche nach einer Arbeit. Und habe dann einfach Glück gehabt, dass ich bei Hermann Luke die Gelegenheit hatte, einen Ausbildungsplatz zu finden, der mir auch sehr viel Spaß gemacht hat und mich erfüllt. Du hast Dich ziemlich schnell selbstständig gemacht. Ja, ich bin seit 2009 selbstständig. Und bin seitdem auch meistens alleine unterwegs. Was genau reizt Dich so an diesem alten Handwerk, das zudem auch körperlich ganz schön anstrengend ist? Mich reizt der Umgang mit den Tieren. Ich mag Pferde einfach sehr, sehr gerne, obwohl ich selbst gar nicht reite. Mit ihnen zu arbeiten, wird nie eintönig. Es ist immer was anderes. Es fängt schon damit an, dass Pferde nie gleich gelaunt sind. Und jedes seinen ganz eigenen Charakter hat. Unverwechselbar. Daher ist meine Arbeit immer ganz individuell, obwohl ich vom Prinzip her immer die gleichen Arbeitsabläufe absolviere. Denn so, wie es keine zwei gleichen Pferde gibt, gibt es auch nie zwei
genau gleiche Pferdefüße. Selbst an einem Pferd nicht. Jeder Huf ist durch Belastung und die unterschiedliche Hufstellung ein wenig unterschiedlich. Von daher wird es wirklich nie langweilig. Zum Beruf des Hufschmiedes gehört es also nicht nur, dass man einfach vier Hufeisen aufkloppt, sondern Du bist gleichzeitig immer auch ein wenig Pferdepapa und Physiotherapeut. Du bietest nämlich auch Beschläge an, die therapeutisch sind. Es gibt therapeutische Beschläge oder auch orthopädische Beschläge. Das liegt daran, dass man über den Hufbeschlag, nicht nur die Hufe an sich, sondern auch ganze Gliedmaßen korrigieren kann. Das wirkt sich im Endeffekt auf das ganze Pferd aus. Auf den ganzen Bewegungsapparat. Das sind eben auch die Dinge, die mich sehr an meinem Beruf reizen. Wenn man z.B. ganz junge Pferde hat, Fohlen mit heftigen Gliedmaßen-Fehlstellungen. Denen kann man dann wirklich weiterhelfen. Man kann korrigieren und in den meisten Fällen allein mit dem richtigen Beschlag Fehlstellungen so ausgleichen, dass sie bis ins Alter gesund leben können. Das Handwerk an sich, hat sich das verändert? Früher haben die Schmiede ja ihre Eisen komplett selbst geschmiedet. Heute geht es nicht mehr rein darum, den Huf vor Abrieb zu schützen. Man ist jetzt zu Korrekturen fähig, man kann einzelne Hufformen und Gliedmaßenstellungen
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viel besser unterstützen. Früher war das Eisen ein reiner Verschleißschutz. Als die Technik sich verbesserte und die bildgebenden Verfahren es überhaupt erst möglich machten, den Bewegungsapparat des Pferdes richtig abzubilden, hatte man auf einmal ganz andere Möglichkeiten zu schauen, was letztendlich in der Bewegung beim Pferd passiert. Das Material kaufe ich heute zu. Rohlinge in verschiedenen Formen und Größen, die dann ganz individuell an den Pferdefuß angepasst werden. Der Vorteil? Es geht deutlich schneller. Und preiswerter. Zudem kamen früher die Leute zu den Schmieden. Ich bin mobil. Der Hufschmied fährt heute zu den Pferden auf den jeweiligen Hof. Ich habe dann zwar meinen Ofen dabei, kann aber damit nicht die hohe Temperatur erzeugen, die ein Schmied mit seiner großen Esse erzielen kann. Und die ist nötig, um ein Eisen komplett von vorne bis hinten neu zu schmieden. Früher war das Pferd das Wertvollste, was man hatte. Ist es heute eher zur Massenware geworden? Nein, auf keinen Fall. Auch heute ist das Pferd für den Besitzer oft das Kostbarste, was er besitzt. Aber früher war das Pferd eben zudem unerlässlich. Von ihm hingen Existenzen ab. Und es war existenzvernichtend, wenn man sein Pferd verlor. Das hat sich natürlich sehr verändert. Der ideelle Wert ist aber nicht weniger geworden. Kann man sagen, dass bei diesem alten Handwerk die Basis unverändert ist? Ja, das kann man. Es gibt Regeln und Gesetze, die sind tatsächlich gleichgeblieben. Die werden sich auch niemals ändern. So kann ich nicht einfach überall in den Pferdefuß Nägel einschlagen. Was sich tatsächlich sehr
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geändert hat, sind die Materialien. Heute gibt es nicht nur das Eisen, sondern auch alternative Materialien. Kunststoff z.B. oder Aluminium. Das Eisen an sich, egal aus welchem Stoff, wird fortlaufend weiterentwickelt und verändert. Dazu nutzt man die immer größer werdenden wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Bewegungsapparat des Pferdes. Dieses Wissen hat sich natürlich immer mehr verfeinert, wurde auch über die Jahrtausende immer weitergegeben. Von Schmied zu Schmied. Schon irgendwie faszinierend. Aber von der Basis des Handwerks her, ist alles gleich geblieben. Man braucht Eisen, Nägel und Feuer. Kann man auch Schaden anrichten mit so einem Hufbeschlag? Auf jeden Fall. Der Huf an sich wirkt zwar von außen wie eine stumpfe harte Kapsel. Und das ist er eigentlich auch. Aber innen drin ist er sehr empfindlich und mit vielen Blutgefäßen und Nerven versehen. Bei nicht korrektem Beschlag kann man dem Pferd also massiven Schaden zufügen. Macht Pferden das nichts aus, wenn es beim Beschlag so qualmt? Tut das weh? Wenn man es richtig macht, auf keinen Fall. Es ist tatsächlich etwas, das mit Vertrauen zu tun hat. Das Pferd ist ein Fluchttier. Normalerweise signalisiert Feuer Gefahr. Und das Pferd würde normalerweise sofort fliehen. Was es nicht tut, weil es ans Beschlagen werden gewöhnt ist und weiß, dass der Schmied ihm nichts Böses tut. Es gibt aber auch Pferde, denen ist diese Art des Hufbeschlags generell zu heiß. Die sind einfach zu empfindlich dafür. Die beschlage ich kalt. Am Ende muss es immer für das Pferd passen. Wie teuer ist so ein Hufbeschlag? Heute ist das nicht mehr so teuer. Jeder Schmied hat da andere Konditionen, aber so ein Sommerbeschlag kostet hier bei uns so zwischen 100 und 130 Euro. Das hat sich tatsächlich sehr verändert. Letztens habe ich eine Preisliste von 1918 zugeschickt bekommen. Damals wurden schwere Pferde und sogenannte Luxuspferde für 18 Mark beschlagen. Wenn man das auf heute übertragen
würde, wäre das eine horrende Summe. Bei einem Stundenlohn von ca. 1 Mark war das gleich mehr als ein kompletter Tageslohn. Deshalb nannte man auch Pferde, die nur als Freizeitpferde genutzt wurden, Luxuspferde. Dieses Hobby konnten sich nur ganz reiche Menschen leisten. Was ist seitens der Pferdebesitzer wichtig? Man sollte am Beschlag nicht sparen. Die Beschlagrhythmen sind sehr wichtig. Etwa alle sechs Wochen sollten die Eisen gewechselt werden. Dann kann eigentlich nicht viel passieren und dem Pferd geht es gut. Arbeitest Du auch mit Tierärzten zusammen?
Manchmal sehen wir auch als Erste etwas. Dass ein Pferd lahmt, nicht mehr klar geht oder Schmerzen hat, wenn es das Bein zum Beschlag hebt. Dann sprechen wir den Besitzer an und der geht dann zum Tierarzt, um einen Befund zu erhalten. Das Pferd und sein Wohl stehen im Mittelpunkt. Wir wollen sein Leben besser machen, leichter und länger. Es soll keine Schmerzen haben und wird als ein besonderes, sensibles und schönes Individuum einfach sehr wertgeschätzt. Ohne die Liebe zum Pferd, wäre unser Beruf nicht möglich. Man muss schon ein besonderes Herz für diese Tiere haben. Was nicht schwer ist, wenn man sie erst einmal wirklich kennt.
Da hat sich sehr viel zum Positiven verändert. Tierarzt und Schmied arbeiten heute meistens Hand in Hand. Der Tierarzt stellt natürlich die Diagnose z.B. bei Sehnenschaden oder Hufrehe. Und der Schmied ist derjenige, der als nächstes gerufen wird. Er muss den Huf entsprechend behandeln. Manchmal müssen die Eisen schnell und komplett ab. Dann fährt man auch mal mitten in der Nacht zu einem Notfall. Manchmal muss nach einer Erkrankung über einen ganz neuen Beschlag nachgedacht werden. Der z.B. das Bein unterstützt. Oder den ganzen Körper. Man kann viel über den Hufbeschlag machen. Viele Tierärzte sprechen sich dann mit uns ab.
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Die Glörtalsperre als Sinnbild für den trockenen Sommer 2018. Allerdings wurde sie für eine Sanierung der Staumauer abgelassen.
Von Horst vom Hofe Fotos Martin Büdenbender
TROCKENSTES JAHR SEIT 1881 Ergiebige Niederschläge zum Jahreswechsel sorgen für steigende Talsperrenpegel
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2018 war das wärmste Jahr seit dem Beginn deutschlandweiter Wetterbeobachtungen im Jahr 1881. Das ist die sozusagen amtliche Feststellung des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Von Februar bis in den November hinein herrschte eine extreme Trockenheit. So betrug die Gesamtniederschlagsmenge an der Messstation in Meinerzhagen-Redlendorf nur 1016 Liter/mm auf den Quadratmeter, was deutlich unter dem sonst üblichen Jahresmittelwert von 1400 Litern lag. Das ließ auch die Pegel an den Talsperren in der heimischen Region auf neue und besorgniserregende Tiefststände sinken. Seit 1968, als das Talsperrensystem des Ruhverbandes mit der Fertigstellung der Biggetalsperre seinen heutigen Gesamtstauraum erreichte, hatte es zum Jahresanfang nur zweimal noch niedrigere Werte gegeben als Anfang Januar 2019. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit lag der Pegel der Bigge bis 16 Meter unter dem Voll-
Für Freude sorgt das auch bei den Betreibern der Glörtalsperre bei Schalksmühle. Die Staumauer des beliebten Badesees musste saniert, dafür das Wasser komplett abgelassen werden. Durch den Ausfall einer kompletten Sommersaison gab es für den ansässigen Gastronomiebetrieb und die dortige Jugendunterkunft massive wirtschaftliche Einbußen. Die Sorge war groß, dass sich diese Problematik auch ins neue Jahr hineinziehen könnte. Doch die erheblichen Niederschläge im Dezember, Januar und auch Februar haben den Wasserpegel nach Beginn des Wiedereinstaus schon auf einen beruhigenden Stand gebracht.
stauniveau. An vielen Stellen bestand die größte Talsperre der Region nur noch aus Tümpeln. Dank eines dann sehr nassen Dezembers begann sich die Lage jedoch zunehmend zu verbessern. Hatte der Gesamtfüllstand der Talsperren im Einzugsgebiet des Ruhrverbandes gegen Ende des noch einmal ungewöhnlich trockenen Novem-
um eventuell vorhandene Bestände der Elodea - der hier vorkommenden sogenannten kanadischen Wasserpest in Form sich weit ausbreitender Schlingpflanzen - durch den Frost abfrieren zu lassen. Diese Maßnahme wird an der Lister seit einigen Jahren bei entsprechend tiefen Temperaturen vorgenommen. Damit will man errei-
bers nur noch bei rund 43 Prozent und damit bei weniger als 60 Prozent des für die Jahreszeit üblichen Wertes gelegen, waren die Talsperren bis zum 12. Februar 2019 bereits wieder zu deutlich mehr als drei Viertel (81,1 Prozent) gefüllt.
chen, dass die Besucher in der folgenden Sommersaison beim Schwimmen oder Bootfahren nicht von den Wasserpflanzen behindert oder sogar in Gefahr gebracht werden, wie es Badegästen an der Lister in der Vergangenheit bereits widerfahren ist.
Der Ruhrverband hatte Mitte Februar auch damit begonnen, den Stauspiegel der Listertalsperre wieder auf ihren üblichen Füllstand zu bringen. Die Lister war ab Januar auf etwa vier Meter unter Vollstau abgesenkt worden,
Dass der Sommer 2018 „ein Jahr für die Geschichtsbücher“ war, das konnten wir unter Berufung auf den Meinerzhagener Wetterbeobachter Reinhard Hinz bereits in userer Herbstausgabe berichten. Der 7. August war dabei in einer Reihe von so vielen Sonnen- und Sommertagen wie lange nicht mit einer gemessenen Temperatur von geradezu tropischen 35,1 Grad der wärmste Tag des Jahres. Hinz, der seit 2007 auf seinem Grundstück in Redlendorf eine offizielle Messstelle des Deutschen Wetterdienstes betreibt und schon davor über viele Jahrzehnte hinweg systematische Wetteraufzeichnungen vorgenommen hat, legte im Gespräch mit Komplett nun die Gesamtbilanz für 2018 vor. Die niederschlagsreichsten Monate waren dabei der Januar mit 200 mm und der Dezember mit 242,5 mm. Die weit unter dem Jahresmittel liegende Gesamtjahresmenge von 1016 mm verteilt sich auf die übrigen durchweg sehr trockenen Monate wie folgt: Februar 55 mm, März 114 mm, April 96 mm, Mai 46 mm, Juni 56 mm, Juli 21,55 mm und damit der trockenste Monat, August 54 mm, September 36 mm, Oktober und November jeweils 47 mm. Im Vergleich der letzten zehn Jahre gab es lediglich 2013 mit einer Gesamtniederschlagsmenge von 1035 mm ein ähnlich trockenes Jahr. 2008 verlief mit 1536 Litern besonders nass. 2017 sind 1426 Liter auf den Quadratmeter gefallen. Das neue Jahr hat nach der langen Trockenheit weitere und für die von der langen Trockenperiode gestresste Natur wertvolle erhebliche Niederschläge gebracht. Im Januar konnte Reinhard Hinz 195 mm registrieren. Eine auch seiner langjährigen Erfahrung heraus als rekordverdächtig ausgemachte Tagesmenge fiel binnen 24 Stunden im Zeitraum vom 10. auf den 11. Februar mit sage und schreibe 44 Litern auf den Quadratmeter. Mitte Februar zwischen dem 15. und 18. kletterte tags-
über das Thermometer nach vorangegangen Frosttagen bis auf frühlingshafte 15 Grad. Mit minus 15,7 Grad war es am frühen Morgen des 21. Januar 2019 dagegen bitterkalt. Im Gegensatz zum Vorjahr fiel der Winter bis dato allerdings vergleichsweise mild mit nur geringen Schneemengen aus. Den ersten Schneefall gab es am 16. Dezember mit allerdings nur einer dünnen Schneedecke von knapp einem Zentimeter. Weihnachten und der Jahreswechsel verliefen wieder absolut schneefrei. Am 1. Februar war mit immerhin 18 Zentimetern die bislang größte Schneehöhe erreicht, die wenigstens kurzzeitig Wintersportvergnügen zuließ. Dass bereits ab Mitte Februar die ersten und auch recht stattlichen Kranichzüge am heimischen Himmel auf dem Weg aus dem Süden in nordische Gefilde gesichtet werden konnten, ist nach Einschätzung des erfahrenen Wetterbeobachters allerdings „nichts Ungewöhnliches“. Kalte und womöglich auch wieder schneereiche Tage könne es, so seine Aussage, durchaus noch bis in den April hinein geben.
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Im Einklang mit Körper, Geist & Seele
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Die Region in bewegten Bildern Matthias Clever von der Agentur „die von hier“ spricht über Videoprojekt
„OBEN AN DER VOLME“ AUF YOUTUBE Die vier Kommunen oben an der Volme sorgen ganz schön für Aufsehen. Meinerzhagen, Kierspe, Halver und Schalksmühle zeigen ihre starken Seiten seit Anfang des Jahres gleich in zwei Videos, die sich sinnvoll ergänzen. In bunten Bildern präsentiert man sich u.a. auf der Internetplattform Youtube als Freizeit und Naherholungsregion. Beide Videos wurden im Auftrag der Leader-Region oben an der Volme gedreht. Ein Video, produziert von Bell-Verlag und Medien aus Halver ist mit ruhiger, harmonischer Musik unterlegt und schwelgt in schönen Bildern. Das andere, erdacht und verfilmt von der Agentur „die von hier“, zeigt in schwungvollen Szenen zu ebenso schwungvoller Musik Land und Leute, eben das ganze bunte Leben oben an der Volme. Das Komplett-Magazin hat sich mit Matthias Clever von der Agentur „die von hier“ über das Videoprojekt unterhalten. „Unsere primäre Aufgabe war die Gestaltung ei-
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Von Martin Büdenbender
nes Internet-Auftritts und die Erstellung der inzwischen überall ausliegenden Freizeitkarte für die Leader-Region“. Erst während dieser Arbeit habe man sich entschlossen, dem Ganzen auch noch einen Videofilm zur Seite zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt habe es das Video des Bell-Verlages bereits gegeben. „Daher haben wir uns inhaltlich auf die dort noch nicht berücksichtigten Attraktionen im oberen Volmetal konzentriert. Das ganze Video ist in enger Zusammenarbeit mit dem Freizeit- und Naherholungsbeauftragten Ralf Thebrath entstanden“, betont Matthias Clever. Mit der Wahl der Hintergrundmusik, mit der Entscheidung für ausgefallene Perspektiven und mit einem modernen Schnitt habe man sich mit diesem Video vor allem auch an ein jüngeres und junggebliebenes Publikum wenden wollen „Daher haben wir uns als Kameramann Max Mesch vom Lüdenscheider Studie Steve dazu geholt.“ Eine ganze Woche dauerten die Dreharbeiten im vergangenen Herbst. Noch einmal eine halbe Woche nahm der
Videoschnitt in Anspruch. „Viel Arbeit, die sich aber gelohnt hat“, bemerkt Clever nicht ohne Stolz.
Fünf Szenen aus dem Video, die zeigen, wie abwechslungsreich das Leben oben an der Volme ist.
„Ich glaube, es ist uns gelungen zu zeigen, dass die Region für alle etwas zu bieten hat, sogar viel mehr, als die meisten wissen.“ Mit großer Sorgfalt habe man die Drehorte ausgesucht, um die Vielseitigkeit der Region darzustellen. Übersichtaufnahmen aus der Luft, die mit Hilfe einer Drohne gefilmt wurden, wechseln mit Nahaufnahmen ab, die immer wieder Menschen in den Blickpunkt rücken. Vom Kuhkuscheln bis zum DiscGolfen, vom Alpakahof bis zum Bakelit-Museum, vom Zorbingball bis zum Dirt-Biken, vom Bierbrauen bis zum Teekochen reicht die Vielzahl der in bewegten Bildern gezeigten Attraktionen. Für alle Aktionen habe man passende Szenen finden müssen. „Max hat sich dabei mit seiner Kamera in jede Situation mit viel Gefühl hineingefunden. Das war uns wichtig, denn unser Video soll eine Seele haben.“ „Oben an der Volme“ ist längst nicht mehr nur eine geographische Einordnung, sondern auf dem Weg eine Marke und ein Gütesiegel für die Region sein. Internetauftritt, Imagevideos, Freizeitkarte, Broschüren und Werbung, das alles trägt dazu bei. „Die von hier“ haben auch die Freizeitkarte gestaltet und die Homepage der Leaderregion gestaltet. Namentlich Grafikdesigner Davis Pahl hat dabei seine Ideen und Fertigkeiten eingebracht. Beide, Freizeitkarte und Homepage, kommen in einer modernen Aufmachung daher. Die Freizeitkarte liegt an vielen öffentlichen Plätzen (Rathäuser, Büchereien etc.) aus. oben-an-der-volme.de
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WALD-AKTIV-PFAD MACHT LUST AUF NATUR UND BIETET NEUE LERNANREIZE Tour für Entdecker: Fünf Kilometer langer Rundweg um Heedberg
Späne fliegen. Ein Elektro-Hobel surrt. In der Garage am Heed glättet Günter Marquaß die Fläche eines gespaltenen Robinien-Stamms. Der soll als Querstrebe einer Stapelbox für Holzstämme Stabilität verleihen. Und die ist wiederum Teil des Wald-Aktiv-Pfads, der rund um den Heedberg in Meinerzhagen entsteht. Im Winter wird an dem Freiluft-Mobiliar gewerkelt, das ab Frühjahr den Weg säumen soll. Auf dem fünf Kilometer langen Rundweg sollen 15 Stationen Lust auf Wald machen – und neue Lernanreize bieten. Der Aktiv-Trail ist Teil des Leader-Projektes „Naturerlebnis Oben an der Volme“. Die ersten Stationen stehen. Acht weitere sollen im Laufe des Jahres folgen: „Wir wollen den Leuten den Wald näher bringen“, sagt Matthias Kretschmer vom Wald- und umweltpädagogischen Zentrum Heed. „Nachholbedarf“ sieht er vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Selbst in Schulklassen aus der Region gebe es Kinder, die den Wald nicht kennen. Das
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Von Rüdiger Kahlke
soll sich ändern – durch Spaß, Spiel, Wettbewerbe und Ruhemöglichkeiten wie einem Waldsofa: einfach mal innehalten, in den Wald hinein hören und in sich selbst. Gruppenerlebnisse soll die Stapelbox bieten. ZweierTeams können dabei um die Wette Holz umstapeln. An einem Sägebock können Pfundstücke von einem Holzstamm abgeschnitten werden. Eine einfache Balkenwaage zeigt, ob’s passt. Kretschmer: „Wer es genau wissen will, kann das Stück bei uns wiegen lassen und bekommt auch eine Urkunde.“ Ein Trichter hilft Besuchern in den Wald hinein zu hören. Mit einem Dendrophon lassen sich Klänge erzeugen. „Jede Baumart klingt anders“, weiß Günter Marquaß.
Waldschule mit Blick in eine verborgene Welt Eine Waldschule widmet sich dem Thema „Unter der Erde“ und gibt Einblicke in eine (fast) verborgene Welt. „Ich hoffe, dass Klassen hier mal Unterricht in neuer Form
machen“, wirbt Kretschmer für das Angebot Naturerlebnisse zu vermitteln. In einer Gesprächsrunde mit Lehrkräften will er im Frühjahr „sehen, was wir noch tun können.“ Ziel ist es, ein nachhaltiges Bildungsangebot zu schaffen – im Austausch mit den Zielgruppen. Dazu gehört auch, dass die Stationen aus Robinie gebaut werden: stabil, haltbar, ein nachwachsener Rohstoff aus der Region. Die Idee zu dem Pfad treibt Kretschmer seit zwei Jahren um. Gemeinsam mit dem Verein Heesfelder Mühle wurde ein Leader-Projekt daraus. 2018 gab es „grünes Licht“. In Meinerzhagen entsteht für rund 48.000 Euro der Aktiv-Pfad. An der Heesfelder Mühle in Halver wird ein Garten mit regionalen Obstsorten angelegt. 35 Prozent der Kosten müssen die Projektträger selber aufbringen. Neben Spenden wird eigener Arbeitsaufwand bis zu einem gewissen Umfang als Eigenkapital anerkannt. Günter Marquaß stellt für den Bau der Stationen seinen Schuppen zur Verfügung. Damit kann auch im Winter an den Stationen gewerkelt werden. Nachbarn machen mit. „Wir sind ein Dorf hier und helfen uns gegenseitig“, schildert Marquaß seine Motivation. Matthias Kretschmer hofft noch weitere Helfer zu gewinnen. Dabei geht es nicht nur darum, den Eigenanteil am Projekt zu stemmen. Der Leiter des umweltpädagogischen Zentrums geht davon aus, dass der Aktiv-Pfad so auch zu einem Pfad der Bürgerinnen und Bürger wird. Dazu ist es „wichtig, erstmal was vorzeigen zu können“. Daran arbeiten sie. Sichtbar werden soll es dann im Frühjahr. Bis 2020 soll der Pfad fertig sein.
„Was man kennt, schätzt man auch“ Dass es Zeit braucht, hängt auch damit zusammen, dass der Abstimmungsbedarf groß ist. Die Stadt ist mit im Boot und übernimmt die Verkehrssicherungspflicht. Das umweltpädagogische Zentrum und die Mannschaft von der Heesfelder Mühle übernehmen die Wartung. Der Landesbetrieb Wald und Holz stellt die Flächen zur Verfügung. Alle haben das Ziel, dass der neue Pfad nicht das Schicksal des Nordic-Walking-Parcours erleidet, der bald nach seiner Einweihung vor sich hin moderte. „Das darf nicht passieren, dass sich niemand verantwortlich fühlt“, sagt Bernd Rosenbauer, zuständiger Forstbeamter für den Bezirk. Mit Unterstützung der Partner ist er zuversichtlich, dass die Stationen „dauerhaft gepflegt“ werden. „Das Konzept hat uns überzeugt“, sagt Rosenbauer, der in dem Projekt eine Möglichkeit sieht, den Wald und seinen Wert in den Fokus zu rücken. „Nur was man kennt, schätzt man auch“, setzt der Forst-Fachmann auf einen Gewinn – für die Menschen, die Attraktivität der Region und den Wald. www.fsj.de www.leader-obenandervolme.de/index.php aktuelle-projekte
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STELLWERK OBERBRÜGGE Ein Stück Eisenbahngeschichte
Es hat lange gedauert. Doch nachdem zwischen Brügge und Meinerzhagen seit mehr als 30 Jahren kein planmäßiger Schienenpersonennahverkehr stattgefunden hat, fährt
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Von Martin Büdenbender
1925 in Betrieb gegangen Das Stellwerk Oberbrügge „Of“ (Oberbrügge Fahrdienstleiter) wurde bis 1925 gebaut und zusammen mit der
die Bahn im oberen Volmetal seit Dezember 2017 wieder. In dieser Zeit hat sich einiges geändert. Der alte Bahnhof Meinerzhagen wurde bereits 1986 abgerissen, wegen Baufälligkeit. Nicht anders erging es den Bahnhofsgebäuden in Kierspe und in Brügge. Besser hat es das Empfangsgebäude am Bahnhof Oberbrügge getroffen. Es wurde 1987 bereits zum Wohnhaus umgebaut. Und auch die historischen Stellwerkgebäude in Brügge und Oberbrügge stehen noch. Insbesondere das historische Reiterstellwerk am Bahnhof Brügge ist nicht nur in Kreisen von Eisenbahnfreunden bekannt und beliebt. Gerne hätten das KomplettMagazin in dieser Ausgabe das 2016 außer Betrieb genommene und seit dem gleichen Jahr unter Denk-
gesamt neu angelegten Bahnhofsanlage und weiteren Gebäuden in Betrieb genommen. Es steht ein paar hundert Meter in Fahrrichtung Kierspe oberhalb des ehemaligen Bahnhofs Oberbrügge. Unterhalb des Bahnhofs in Richtung Brügge gab es ein zweites Stellwerk (Oberbrügge „Oo“ = Oberbrügge Ost, auf Höhe der Straßenunterführung Am Hirschberg). Dieses wurde schon Mitte der 60er Jahre abgerissen. Beide steuerten den Bahnbetrieb im Bereich Bahnhof Oberbrügge. „Der war damals fünfgleisig“, erklärt Michael Arnold, „drei Gleise für den Personen-, zwei für den Güterverkehr.“ Stellwerk „Of“ ist ein unscheinbares, zweistöckiges Gebäude mit Walmdach. Im Untergeschoss befinden sich die Spannwerke für die Drahtzüge, mit denen die Wei-
malschutz stehende Reiterstellwerk vorgestellt. Leider sah sich die Pressestelle der Deutschen Bahn auch nach mehrmaligen Nachfragen nicht in der Lage, einen Besichtigungstermin zu ermöglichen. Anders Michael Arnold vom Aktionsbündnis Volme-Agger-Bahn und dem Verein Bergisch-Märkische Eisenbahn e.V. (BME). Er war sofort bereit, uns einen Blick in das vom BME e.V. übernommene Stellwerk in Oberbrügge zu gewähren. Es sei ein Glücksfall, erklärt Michael Arnold, dass es das Stellwerk überhaupt noch gebe. Längst wäre es nach der Stilllegung der Eisenbahnstrecke abgerissen worden, wenn es der Bürgerverein zur Förderung des Schienen-
chen und Signale gestellt wurden. Schwere Gewichte halten die Seilzüge auf Spannung. „Metall dehnt sich aus, wenn es warm ist, und zieht sich bei Kälte zusammen“, erklärt Michael Arnold. Mit durchhängenden Drahtseilen lassen sich keine Weichen und Signale stellen. Die Züge und Spannvorrichtungen sind immer noch vorhanden, aber bis auf einen Ausnahme außer Funktion. Nur das direkt vor dem Stellwerk stehende Eisenbahnsignal lässt sich noch verstellen. Heute dient es lediglich musealen Schauzwecken.
verkehrs e.V. (BFS) nicht 1979 von der damaligen Deutschen Bundesbahn in Pacht übernommen hätte, um es als Vereinsheim zu nutzen. Seit 1998 ist der BME e.V. Besitzer des Stellwerks. Er unterhält u. pflegt seitdem das Gebäude ehrenamtlich.
Eine steile Treppe führt hinauf in den wichtigsten Raum des Stellwerks. Hier, im Obergeschoss, hatte der Fahrdienstleister sein Reich. Große Fenster geben die Sicht nach drei Seiten auf die Bahnstrecke und einen großen Teil des Bahnhofsbereiches frei. Richtung Nordosten sieht
Das Reich des Fahrdienstleiters
man auf das ehemalige Bahnhofsgelände, nach Südwesten hat man die Gleis-Abzweigung nach Halver im Blick. Neben dem Fenster steht ein Schreibtisch. Darauf ein alter Fernsprecher mit Kurbel. Rechts davon steht griffbereit eine große Rangierleuchte. Daneben eine Schreibtisch-Normaluhr. Früher war sie mit den entsprechenden Uhren in den anderen Stellwerken sowie denen auf den Bahnsteigen und dem Empfangsgebäude synchronisiert. An der Wand darüber hängt die Übersichtskarte des seinerzeitigen Reichsbahn-Direktionsbezirks Wuppertal. Zu sehen ist das damals engmaschige Streckennetz. Viele der aufgezeichneten Bahnstrecken gibt es längst nicht mehr. Allein in den letzten 25 Jahren hat die Deutsche Bahn 16 Prozent ihrer Trassen stillgelegt. Mitten im Raum aber dominiert massiv stählerne Technik von anno dazumal: ein mannshoher Blockkasten und direkt daneben eine Reihe von großen Hebeln zum Verstellen der Weichen und Signale. Die Bezeichnung Blockkasten zielt nicht auf die Form dieser elektromechanischen Steuerungseinheit. Gemeint ist vielmehr das
Blockieren von Weichen und Signalhebeln bei belegtem Streckengleis. Michael Arnold demonstriert, erklärt und ergreift beherzt einen der Signalhebel. Er lässt sich nicht verstellen. Erst wenn das Streckengleis frei ist, kann per Bahnhofsblock die gewünschte Fahrstraße gewählt, Weichen und Signale gestellt werden. Das Zugmeldeverfahren wiederum sichert/sperrt, in Verbindung mit dem Streckenblock (sofern letzteres für die jeweilige Strecke vorhanden) das Streckengleis für andere Zugfahrten.
Mit der Draisine von Oberbrügge nach Halver Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt sich Michael Arnold in seiner Freizeit mit dem Thema Schienenverkehr und Eisenbahn. „Technik und Hochbauten der Eisenbahn sind Zeugnisse unserer industriellen Kulturgeschichte“, erklärt er. Zudem hält er den Erhalt und die Reaktivierung des Schienennetzes aus ökologischer Sicht für sinnvoll und
kritisiert eine in großen Umfang verfehlte Verkehrspolitik: „Die Reaktivierung des Streckenabschnitts zwischen Brügge und Meinerzhagen ist ein erster Teilerfolg. Über die Jahre hinweg hat die Bahn in der Region zahlreiche Schienenstrecken stillgelegt, die früher dem Personenund Güterverkehr gedient haben. Viele wurden irgendwann demontiert und sind unwiederbringlich für alle Zeit verloren.“ Oder es werden auf alten Bahntrassen Radwege gebaut. Solche Projekte werden von der Politik sogar gefördert. Oftmals lassen sich so die ehemaligen Bahntrassen in ihrem durchgängigen Bestand für etwaige Wiederinbetriebnahmen schützen. „Für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV/SPNV) gibt es dabei noch bessere Ideen“, erinnert er an das SchienentaxiProjekt der Schleifkottenbahn GmbH in Halver. Im Jahr 2000 hatte die Gesellschaft den knapp sieben Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Oberbrügge und Halver von der Deutschen Bahn erworben. Über Jahre hinweg hatten Unternehmer Friedrich-Wilhelm Kugel und seine Mitstreiter hier das Projekt eines selbstfahrenden Schienentaxis vorangetrieben. Mangels Förderung und dafür fehlender Richtlinien im deutschen Eisenbahnrecht stellte die Schleifkottenbahn GmbH Ende 2014 ihre Pläne zurück. Trotzdem stelle man in den seitdem vergangenen wenigen Jahren fest, das auch auf der Schiene ein „autonomes Fahren“ zunehmend in den öffentlichen Fokus rückt (z.B. U-Bahn Nürnberg, Reaktivierung Bahnstrecke Verl-Hövelhof etc.). Bis dahin betreibt die Schleifkottenbahn GmbH hier eine Fahrrad-Draisinenbahn, die sich inzwischen, auch aufgrund der für Halver typischen Topographie, zu einer überregional bekannten touristischen Attraktion entwickelt hat.
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FREIZEITTIPP GENKELTALSPERRE
Auf der neuen Freizeitkarte der Region oben an der Volme dominiert die Farbe Grün. Grün für Wiesen und Wälder. Aber gleich nach grün kommt schon blau. Blau für Flüsse und Seen. Und Seen gibt es in und rund um die Region oben an der Volme reichlich: Fürwigge-, Glör-, Jubach-, Kerspe-, Lister- und Genkeltalsperre sind auf der Freizeitkarte dargestellt. Letztgenannte Talsperre liegt südwestlich an der Stadtgrenze Meinerzhagens. Mit einem Stauinhalt von 8,2 Millionen Kubikmeter ist die Genkel nicht die größte der aufgezählten Talsperren. Sie erfreut sich jedoch als Ausflugsziel größter Beliebtheit. Der befestigte, zehn Kilometer (mit Vorstau 14 Kilometer) lange Rundwanderweg eignet sich ideal zum Radfahren, Joggen und Wandern. Die 1950 bis 1953 gebaute Talsperre ist eine reine Trinkwassertalsperre. Wassersport ist hier nicht erlaubt. Auch die Überquerung des 41 Meter hohen Staudammes ist nicht möglich. Der Wanderweg führt stattdessen unterhalb des Staudammes auf die andere Talsperrenseite.
Gut Listringhausen Rund um die Genkel gibt es etliche reizvolle Ausflugsziele. Prominenteste Sehenswürdigkeit ist das nur wenige 100 Meter oberhalb des Vorbeckens liegende Gut Listringhausen. 1621 wurde dem späteren Besitzer von Schloss Badinghagen, Friedrich von Neuhoff, vom Kurfürsten von Brandenburg für seine Listringhausener Besitzungen die Anerkennung als Rittergut zugesprochen. Damals wie heute besteht das stattliche Anwesen aus Haupt-, Neben- und Torhaus, sowie aus Stallungen und einem Park. Alles ist von einer Bruchsteinmauer umge-
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Sehenswertes rund um den Stausee Von Martin Büdenbender
ben. 1903 wurde das Gut aufwändig restauriert. Alle Gebäude erhielten einen Außenputz. Daher ist heute vom eigentlichen Bruchsteinmauerwerk nichts mehr zu sehen. Das Gut Listringhausen befindet sich in privatem Besitz und kann nur von außen besichtigt werden.
Idyllische Ortschaft Helberg Sogar mit einer Burg kann sich die nahe der Genkeltalsperre gelegene kleine Ortschaft Helberg brüsten. So ganz berechtigt ist das allerdings nicht. Die sogenannte „Burg“ von Helberg ist lediglich ein wehrhaft anmutendes Bauernhaus. Aus mächtigen Bruchsteinen gemauert, zweigeschossig und mit mehrfach gefaltetem Walmdach ausgestattet, fällt es besonders durch seine ungewöhnliche achteckige Form auf. Das Gebäude wurde im 18. Jahrhundert über einer angeblich mittelalterlichen Anlage errichtet. Die „Burg“ steht zwar unter Denkmalschutz, hätte aber eine aufwändige Renovierung nötig.
neuert. Danach begann man die Kirche von innen mit bunten Malereien zu verzieren. Als einmalig im Rheinland gilt, dass in der Lieberhausener Kirche Fresken zu sehen sind, die teils vor und teils nach der Reformation
Aussichtsturm am Unnenberg
von 1586 entstanden sind. 1850 wurden die Malereien übertünscht. Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte man sie im Zuge von Renovierungsmaßnahmen wieder. Von 1911 bis 1913 und dann nochmals 1954 wurden sie restauriert.
Von der Genkeltalsperre führt ein Wanderweg hinauf zum Unnenberg. Der Aufstieg lohnt sich. Am höchsten Punkt, auf 506 Meter, steht ein Aussichtsturm, der einen prächtigen Panoramablick auf das Gebiet rund um Genkel- und der Aggertalsperre, bietet. An Tagen mit guter Fernsicht kann man über das Oberbergische Land, weit hinein ins Sauerland und bis ins Rheinland schauen. Der 2001 aus Stahlfachwerk errichtete Turm ist 45 Meter hoch und hat auf etwa 32 Metern Höhe eine Aussichtsplattform, zu der 171 Treppenstufen hinaufführen.
Bunte Kerke in Lieberhausen Nicht versäumen sollte man einen Abstecher in das hübsche Dorf Lieberhausen zur weithin bekannten „bunten Kerke“. Ihren Namen verdankt die im 11. Jahrhundert errichtete Lieberhausener Kirche ihren farbenprächtigen Decken- und Wandmalereien. Die spätromanische dreischiffige Pfeilerbasilika wurde 1174 erstmals urkundlich erwähnt. Querschiff und Chor wurden im 15. Jahrhundert er-
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GESUNDHEITSTIPPS Hasen bringen keine Eier - und trotzdem: Ostern geht nicht ohne Hase! Endlich, das Komplett-Magazin bietet mir eine Plattform, um der weitverbreiteten Meinung über die Tätigkeit meines Fast-Namensvetters gerecht zu werden. Mein Name ist Haase, allerdings mit zwei A. Das hört man nicht und spielt, zum Beispiel für Kinder, mit denen ich beruflich sehr viel zu tun habe, überhaupt keine Rolle. Mein Fast-Namensvetter mit nur einem A soll angeblich jährlich die Eier zu Ostern bringen und ich finde, es ist Zeit, mit dieser Jobwahrnehmung des kuscheligen Vierbeiners aufzuräumen. Dass meine Fast-Namensvettern - das „fast“ sei erlaubt wegen dem fehlenden zweiten A bei den Vierbeinern - die Ostereier zu Ostern bringen, stimmt einfach nicht. Ich hege die Vermutung, es ist ein besonders inniges Verhältnis, das die Deutschen zu dem kuscheligen Vierbeiner über Jahrhunderte entwickelt haben, und sie wollen ihm diese verantwortungsvolle Aufgabe einfach nicht streitig machen. Ostern ist das erste Fest im Frühling; wir können erstmals bei hoffentlich trockenem Wetter raus gehen, uns in der Natur bewegen, und dazu passt einfach auch ein hüpfendes, schnelles und anmutiges kleines Tier mit Fell, das immer schön anzusehen ist. Zwar weiß nur noch jeder Zehnte in Deutschland, warum Weihnachten gefeiert wird, aber rund um das Osterfest halten viele die feste Überzeugung aufrecht: Die Osterhasen bringen die Eier. Es scheint eine besondere Liebe, Zuneigung und ein großes Vertrauen zu geben, welche den Hasen entgegengebracht wird. Fakt ist, dass Biologen es genau untersucht haben und sich sicher sind: Hasen wären gar nicht in der Lage, eine solch komplexe Leistung zu erfüllen. Schließlich müssen zum Osterfest nicht nur ein paar Körbchen gefüllt werden, sondern die gesamte Bevölkerung will versorgt werden. Es sind die hier tätigen 45 Millionen Hühner, nicht ein paar freilaufende Hasen, auf denen die Hauptlast von Ostern ruht. Da man den Hasen selbst noch nie bei der logistischen Aufgabe der Eierverteilung beobachten konnte, gibt es zahlreiche schokoladige Hohlkörperfiguren, die auch in Zukunft verdeutlichen sollen: Ostern geht nicht ohne Hase. Und auch nicht ohne Eier. Im Mittelalter gab es die These, dass die an Gründonnerstag gelegten Eier vom Bauer eingesammelt und als Pacht-
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zins gezahlt wurden. Vor 330 Jahren hat der Arzt Georg von Frankenau erstmals schriftlich festgehalten, dass Eier wie Hase für Fruchtbarkeit, Neuanfang, Frühling und Lebenskraft stehen. Das ist die einzige Verbindung zwischen Hasen und Eiern. Gerade die Hasen gelten als besonders fruchtbar. Ostern ist ein wichtiges christliches Fest und es liegt genau in der Zeit, in der unsere heidnischen Vorfahren das Erwachen der Natur begrüßt haben. An Ostern ist die 40-tägige christliche Fastenzeit zu Ende, die auf das höchste Fest der Christen - die Auferstehung Jesu Christi - vorbereiten soll. Da darf das Ei, möglichst bunt gefärbt, beim Brunch nicht fehlen. Übrigens auch eine liebgewordene Ostertradition der Deutschen. Zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahr wird so spät das erste Mahl des Tages eingenommen. Wahrscheinlich liegt es am beliebten Spiel des Ostereier-Versteckens, das im Vorfeld des Brunchs stattfinden muss. Erst dann wird gefrühstückt, was sich einfach länger mit vielen mit Eiern zubereiteten Rezepten wie Osterkranz, Hefestuten, Muffins, Rühreiern, gebeiztem Fisch etc. hinziehen kann. Dann werden endlich wieder Kalorien aufgenommen. Ein 100-Gramm-Schokohase liefert durchschnittlich 540 Kalorien und im Ei steckt wahrlich alles an Nährstoffen. Ein Ei (Größe M) liefert 90 Kalorien, außerdem die Vitamine A, E, B1, B2, B6, Kalium, Calcium und Phosphor - aber auch 240 mg Cholesterin. Wie sollte es anders sein, es gibt auch immer mehr Kritik beim Thema Ostern. Denn dieses Fest wird mehr und mehr kommerzialisiert. Schon kurz nach Weihnachten findet man in den Geschäften Süßigkeiten und Dekorationsmaterial, die speziell zu Ostern vermarktet werden. Oft sind sie recht teuer und entsprechen nicht gerade den Prinzipien von Nachhaltigkeit und verantwortlichem Konsum. Ach ja, und Sie wissen es ja nun. Der Hase bringt die Eier nicht. Nur bei uns, allerdings ist es der Haase mit zwei A, der die Eier ins Nest legt. Schöne Ostern! Andrea Haase Diplom-Oecotrophologin und Ernährungsberaterin/ DGE, Kierspe
Schön, dass ich Sie am Telefon erreiche. Also, ich hab hier was, das interessiert Sie vielleicht in der Redaktion. Ich meine heimatkundlich, für den Lokalteil. Ich bin drauf gekommen wegen der Mondlandung der Amerikaner gestern. Haben Sie doch bestimmt auch am Fernseher oder im Radio verfolgt. Das muss man sich mal vorstellen: Menschen fliegen 400.000 Kilometer durch die Gegend und gehen anschließend auf dem Mond spazieren. Unfassbar. Weshalb ich anrufe: Also, in einer Kiste bei mir auf dem Boden liegt noch eine alte Zeitung. Ich stör doch nicht etwa? Wissen Sie, als meine Eltern ins Altersheim kamen, konnten wir die Klamotten doch nicht einfach wegwerfen. Jedenfalls nicht alles. Sie kennen das. Eine alte Zeitung von 1909 hab ich in der Kiste aufbewahrt. Das fiel mir gestern wieder ein, als die im Fernsehen diese Mondrakete gezeigt haben. Mannomann. Ich dachte, das hat doch alles irgendwann mal angefangen, mit dem Fliegen und so. Das ist doch noch nicht lange her, als ein Zeppelin über Halver flog. Genau 60 Jahre. Deshalb rufe ich ja an. Ich denke, das interessiert Sie bestimmt. Ich war damals Schüler bei Rektor Schellewald in der Rektoratschule. Ich kann mich noch genau erinnern, dass wir schulfrei an dem Tag bekommen haben. Der Zeppelin Z3 sollte am Vormittag von Düsseldorf her über Halver fliegen und dann von Lüdenscheid aus Kurs auf Frankfurt nehmen. Sie haben doch’n Moment Zeit? Also, ein Luftschiff fliegt über unser Dorf. Sie können sich gar nicht vorstellen, was das für ein Ereignis war. Ich sag mal so: Für uns war damals der Zeppelinflug noch aufregender als die Mondlandung für die Menschen heute. Aber ich schweife ab. Ich wollte nur kurz anrufen wegen des Zeitungsartikels. Vielleicht haben Sie ja Interesse. Hier liegt die Zeitung nun schon sechzig Jahre rum. Am besten lese ich jetzt mal was vor, dann können Sie sich selbst ein Bild machen. „21. September 1909. Nun ist er doch gekommen – und gekommen im spielenden Sonnenschein. Der stolze Aar rauschte heran, umjubelt von den Sauerländern. Mit Blitzesschnelle verbreitete sich die Nachricht durch den
Ort, und Feuerwehrsignale und Glockengeläut verkündeten bald das Herannahen des prächtigen Luftbezwingers. Innerhalb der Gemeinde machten wir, soweit wir die Teilnehmer erreichen konnten, überall hin per Telephon Mitteilung.“ Nun müssen Sie sich nicht vorstellen, dass jeder Haushalt damals Telefon hatte. Im Rathaus hatten sie eins und bei den großen Firmen. Und vergessen Sie nicht: 1909 war in Halver noch Postkutschenzeit. Erst ein Jahr später wurde die Staatsbahn eingeweiht. Auch so eine unglaubliche Entwicklung. Na ja. Ich war damals zehn Jahre alt, als der Zeppelin über Halver flog. Ich les` jetzt einfach mal weiter, was die Zeitung 1909 schreibt. Ich denke, das interessiert Sie. „Gegen 11 Uhr wurde der stolze Luftkreuzer am Horizont sichtbar. Die Erregung ist auf den Siedepunkt angelangt, und als dann langsam und sicher, majestätisch und erhaben der Herrscher der Luft herangleitet, bricht sich in unendlichem Jubel die Begeisterung Bahn. Weißleuchtend im hellen Sonnenlicht kommt er von Schwelm über Breckerfeld nach Halver und nimmt seinen Kurs direkt auf Lüdenscheid zu. In klarer Wirklichkeit war das Schiff an unserm Auge vorbeigeglitten, und ein stolzes Gefühl durchbebte uns.“ Das klingt alles so stolz. Das würde man heute nicht mehr so schreiben. Aber haben Sie gehört, was Neil Armstrong gesagt hat, der als erster den Mond betreten hat? „Dies ist ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit.“ Auch so ein stolzer Satz, den man nicht vergisst. Ich sag mal so: Wenn man das hört, fragt man sich glatt, was da noch alles auf uns zukommt. Da kann man richtig gespannt sein. Obwohl, ich bin ja schon siebzig. Ich hoffe, ich hab Sie nicht gestört. Ich wollte nur ganz kurz von dem Zeitungsartikel erzählen. Und ob Sie Interesse daran haben. Wegen der Heimatkunde im Lokalteil … Hallo? … Sind Sie noch da? … Hallo? (Anmerkung: Originaltext überarbeitet von der Komplett-Redaktion)
Werner Sinnwell
DER MAJESTÄTISCHE HERRSCHER DER LUFT
MEIN LEBEN ALS SCHALKER aus dem Oberbergischen an. Meist wurde mein Bitten erhört, dass mich jemand an die Lindenstraße begleitete, wo die Kirmes lockte. Mit ein paar spendierten Extragroschen durfte ich im Autoscooter kurven, oder andere Fahrgeschäfte ausprobieren. Nur Onkel Kalli machte so etwas keinen Spaß. Er, ein Kriegsteilnehmer, musste unbedingt immer an die Schießbude, um zu erproben, ob es noch klappte – nun ganz unkriegerisch, aber doch über Kimme und Korn möglichst mitten rein. Ich staunte über seine Treffsicherheit. Und diesmal, es war an Pfingsten 1959 – wie könnte ich das jemals vergessen – überreichte er mir einen kleinen Wimpel, den er abgeschossen hatte. Der gehört jetzt Dir, Horst! - Was ist das? - Das sind die Farben vom amtierenden deutschen Fußballmeister Schalke 04! Blieb mir eine andere Wahl? Von da an war ich ein Schalker, halte bis heute die Farben blau und weiß für die schönsten der Welt, kann die Vereinshymne mitsingen – und kenne natürlich auch alle Strophen des Steigerliedes! Deutscher Fußballmeister ist Schalke seit damals kein einziges Mal mehr geworden. Jüngere Menschen glauben sogar, das sei niemals der Fall gewesen – ein schlimmes Schicksal, wie es dem schon 1848 gegründeten und damit zu den ältesten Fußballvereinen überhaupt gehörenden VfL Bochum tatsächlich auferlegt ist. Als es genau ein halbes Jahrhundert nach dem letzten Titelgewinn der Schalker immer noch nicht geklappt hatte, schenkten mir mitleidige, eher aber wohl auch hämische Freunde eine Schale – in Form einer Wanduhr, deren Zeiger sich jetzt weitere zehn Jahre lang und aus meiner Sicht leider erfolglos gedreht haben. Meine Lebenserwartung habe ich mittlerweile auf über hundert erweitert – ich will wenigstens noch einmal erleben, dass mein Verein die echte Schale hochhalten kann. Nur ab und zu, da stelle ich mir doch die eine Frage: Was wäre gewesen, wenn der Onkel damals auf den Wimpel eines anderen Vereins gezielt hätte? Genau! Es wäre sehr viel langweiliger geworden! Horst vom Hofe
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Fußball ist (angeblich!) die herrlichste Nebensache der Welt. Genau! Wenn ich mich beim Bäcker mit Herz zum Kaffee mit der Runde der selbst ernannten Experten treffe, gewinne ich regelmäßig einen ganz anderen Eindruck. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – und umgekehrt! Vorher wird glasklar analysiert, warum der eigene Verein gegen die Gurkentruppe eines anderen diesmal einen sicheren Sieg einfahren wird. Um hinterher die Niederlage genauso eindeutig zu kommentieren: Musste ja so kommen! Im Kölner Keller hatten die Videobeobachter mal wieder Tomaten auf den Augen. Dass dieser Ritus niemals langweilig wird, es an Gesprächsstoff für leidenschaftliche Diskussionen selten mangelt, können nur diejenigen nicht verstehen, die im Sportunterricht lieber Völkerball spielten als dem einzig wahren runden Leder nachzujagen. Natürlich hält man zu seinem Verein, seinen Farben, geht mit ihnen durch dick und dünn, notfalls auch in die zweite Liga. Kölner werden wissen, was ich meine! Aber wie wird man nun ausgerechnet zum Fan eines bestimmten Klubs? Hat das was mit Genetik zu tun? Diese These schließe ich aus eigenem Erleben aus. In meiner Familie herrscht ein kunterbuntes Durcheinander, was den persönlichen Lieblingsklub angeht. Einig sind wir uns nur in einem: Nie im Leben ein Bayer zu werden – dann schon lieber ein 1860er, die mal einen Torwart zwischen den Pfosten hatten, der deutlich besser sang als der Kaiser Franz („Gute Freunde“, mich erschauert es heute noch!). Weil mich die meisten kennen, ist das jetzt kein eigentliches Outing, wenn ich gestehe: Ja, ich bin und bleibe Schalker. Ein Leben lang! Mit Blick auf die aktuelle Jahreszahl stelle ich selbst ein wenig überrascht, ja nahezu ungläubig fest, dass es tatsächlich schon 60 Jahre her ist, als ich diese schicksalshafte Wahl traf. Und das kam so: An Pfingsten reiste regelmäßig die Verwandtschaft
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12. Mai 2019 12.00 - 17.00 UHR
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