Komplett Das Sauerlandmagazin Tabakwaren Heyne Mai 2016 Leseprobe

Page 1

Ein starkes Stück Sauerland

3,80 Euro

zwischen Verse und Sorpe

Sauerland

Regionale Produkte sind in

Plettenberg

Kunst, die unter die Haut geht

Sauerland

DAS SAUERLANDMAGAZIN

DAS SAUERLANDMAGAZIN MAI/ JUNI 2016

Tipps für Urlaub zwischendurch

Einkauf im Hofladen und auf dem Markt

Tattoos sind Vertrauenssache

Strandgefühle, klettern, paddeln, radeln ISSN 2363-6777

www.Komplett-magazin.de


ABSCHIED VON „MATTA“ HEYNES TABAKWARENLADEN

von Martin Büdenbender

16

Ein wenig verloren wirkt das kleine Haus Nummer 33 in der Plettenberger Wilhelmstraße. Eingezwängt zwischen den hohen Mauern der um 1900 entstandenen Nachbargebäude duckt es sich im milden Licht der Frühlingssonne. Im dunkelbraun gerahmten Schaufenster stapeln sich Rauchwaren und hochwertige Spirituosen. Links vom Fenster verbirgt sich hinter einem kleinen Vorraum die Eingangstür, die den Blick in den nur 25 Quadratmeter großen Verkaufsraum freigibt. Eine wuchtige Holztheke versperrt den Weg zu den wohlgeordneten Regalen, die bis unter die Decke mit Tabakwaren gefüllt sind. Auf der Stirnseite des Raumes, direkt neben einem kühlschrankgroßen Huminator für die besten unter den besten Zigarren, entdeckt man eine stattliche Ansammlung edler Whiskys. Alles für den erlesenen Geschmack, beste Qualität, und die hat ihren Preis. Ganz umsonst ist dagegen der Genuss fürs Auge. Nostalgie pur wohin man blickt. Im Ladenlokal sieht es aus wie vor 60 Jah-

durchzubringen. Gewohnt hatte die kinderreiche Familie im Obergeschoss, auf nicht einmal 50 Quadratmetern, heute kaum vorstellbar. Unterm Dach wurden lange Zeit der Tabak zugerichtet und dann die Zigarren gewickelt. 50 Jahre lang hat Matta Heyne - tagaus, tagein - hinter dem Verkaufstresen gestanden. Generationen von Plettenbergern haben sie gekannt und bis heute nicht vergessen. Als Matta vor 17 Jahren im gesegneten Alter von 91 Jahren starb, übernahm zunächst ihre Tochter, Monika Baier-Heyne, das Geschäft. 2005 verzog sie an den Bodensee. Aber drei engagierte Plettenberger, Lars Niggemann, Dr. Peter Vieregge und Thomas Großheim, sprangen in die Bresche und erwarben das Haus. Wenn schon Matta Heyne nicht mehr war, sollte zumindest das Geschäft weiter bestehen.

ren, als wäre die Zeit stehen geblieben. Damals stand Matta Heyne hinter der Theke. Sie hatte das Geschäft 1949 von ihrer Mutter übernommen, die den Betrieb ihres früh verstorbenen Mannes lange Zeit alleine führen musste, um sich und ihre sechs Kinder

Plettenberg ist ohne Matta Heynes Tabakwarenladen in der Wilhelmstraße kaum vorstellbar. Trotzdem muss man sich in der Viertälerstadt mit diesem Gedanken anfreunden. Spätestens Ende des Jahres schließt das kleine Geschäft für immer seine Türen.

Beim Kaffeeklatsch wird die Vergangenheit lebendig


In Plettenberg ist die Geschäftsaufgabe bereits seit Wochen Stadtgespräch. Im März haben die drei Besitzer diese allseits bedauerte Entscheidung getroffen. Nur noch wenige Monate kann man bei Tabakwaren Heyne einkehren und ein wenig vom Flair einer längst vergangenen Zeit mitnehmen. Yvonne Handelmann steht jetzt hinterm Tresen, berät die Kundschaft und spricht auch gerne über die bewegte Geschichte des kleinen Hauses. Noch lebendiger wird die Vergangenheit, wenn ihre Freundin Irina Bohnes und Mattas Neffe Kurt-Alfred Heyne auf eine Tasse Kaffee vorbeischauen. Dann sitzen die Drei am gleichen Tisch, an dem auch Matta immer saß. Es wird von früher erzählt und man ist ein bisschen traurig, aber es wird auch viel gelacht. „Hier genau auf diesem Stuhl hab ich früher gesessen und meine Hausaufgaben gemacht,“ erinnert sich Kurt Heyne und es ist ihm anzusehen, dass ihn die ungewisse Zukunft des kleinen Hauses belastet. „Was soll ich sagen, das ist typisch Plettenberg“, grollt er und erinnert daran, dass das Haus an der Wilhelmstraße 33 vor 40 Jahren schon einmal abgerissen werden sollte. Aber die Bürger hatten mit Erfolg dagegen protestiert, seit 2007 steht es sogar unter Denkmalschutz.

drei Inhaber haben sich die Entscheidung, den Tabakwarenladen aufzugeben, nicht leicht gemacht. Schließlich hatten sie das Haus mit dem Ziel erworben, alles beim Alten zu belassen. Betriebswirtschaftlich war das Geschäft aber zuletzt nicht mehr haltbar. „Wir haben schon alles ausprobiert“, erklärt Lars Niggemann. „Aber die Zeiten haben sich geändert. Zigaretten verkaufen sich nicht mehr so wie früher. Das gilt auch für Zigarren. Die dienen zwar primär dem Genuss. Aber eine gute Zigarre gönnt man sich am ehesten in guter Gesellschaft, nach dem Sonntagsessen im Gasthaus, auf großen Feiern oder beim Schützenfest. Doch dort ist das Rauchen nicht mehr erlaubt. Und auf die Terrasse gehen, um eine Zigarre zu rauchen, wer macht das schon? Es ist auch eine Generationenfrage. Ich kenne keine 20-jährigen, die Zigarre rauchen.“ Auch der Versuch, das Angebot mit dem Verkauf hochwertiger Spirituosen breiter aufzustellen, hatte nicht funktioniert. Die Frage, ob es daran liegt, dass die Sauerländer nicht auf Whisky stehen, oder ob zu wenige von dem Angebot wissen, ist unerheblich. Letztlich kommt es auf das Gleiche heraus: „Der kleine Tabakwarenladen macht zu wenig Umsatz“, fährt Lars Niggemann fort, „und der wird im Laufe der Zeit eher noch geringer. Wir haben das jetzt über zehn Jahre probiert. Jetzt müssen einfach neue Ideen her.“

Zu wenig Umsatz Aber was soll nun aus Mattas Laden werden? Vermieten oder verkaufen? Ein Wohnhaus, vielleicht ein Weinfachgeschäft oder besser ein Heimatmuseum? Die

Matta Heyne (rechts) wie man sie kannte: 50 Jahre stand sie im Tabakwarenladen hinterm Tresen.

17


Im rosaroten Clubzimmer...

... darf geraucht werden.

Willkommen in Mattas guter Stube

Hochwertige Tabakwaren für den Genießer.

Gerne erinnert Lars Niggemann aber auch an die schö-

einzukaufen“, schmunzelt Kurt-Alfred Heyne. Mattas Ta-

nen Erlebnisse. „Vor etwa acht Jahren beispielsweise, zur Eröffnung des Raucherclubs, war das Haus rappelvoll. An dem Tag hatten wir tatsächlich 180 Leute zu Besuch. Kurzfristig standen sogar auf einen Schlag rund 100 Personen in dem kleinen Haus.“ Standen, versteht sich, denn zum Sitzen reichte der Platz nicht mehr. Genügend Platz auch zum Sitzen haben Yvonne Handelmann, Irina Bohnes und Kurt Heyne in Mattas Küche, natürlich mit Blick auf das Ladenlokal. Das ist auch gut so. Immer wieder öffnet sich die Ladentür, kommen Kunden aus der Nachbarschaft oder von weither. Finnentrop, Hemer, Lüdenscheid, Attendorn, aus dem ganzen Sauerland. „Wir hatten schon Kunden aus Frankfurt, die auf dem Weg nach Hamburg extra einen Abstecher nach Plettenberg machten, um bei uns Havannas

bakwarenladen ist in Insiderkreisen bekannt, aber der Kundenkreis letztlich eben doch zu klein. Das war früher anders, erinnert sich Irina Bohnes. „Als Kind schickte mich mein Vater, der betrieb damals ein Dentallabor, immer rüber zu Matta, einen Riegel Kippen holen. Ich bin in den Laden rein und wenn Matta dann mit ihrem blauen Kittel, den sie immer anhatte, aus der Küche geschlurft kam, kniff sie, so wie es ihre Art war, ein Auge halb zu, blickte mich an und fragte. ‚Wer bist du denn? ’. „Ich bin die Tochter von Peter Niggemann und hätte gerne ne Stange Kippen für meinen Papi“, hab ich geantwortet. Dann hat Matta gelächelt und gesagt „Ach so, dann ist ja gut“, und hat mir die Stange rüber geschoben und meist gab es noch ein Feuerzeug obendrauf.“

Küchenträume werden wahr! Planen Sie eine neue Küche oder einen Gerätetausch? In unserem modernen und attraktiven Küchenstudio beraten wir Sie gern. So planen wir mit Ihnen Ihre individuelle, auf Ihre Bedürfnisse abgestimmte, Einbauküche. Moderne Materialien schaffen eine Atmosphäre, wie Sie es sich wünschen. Dabei legen wir Wert auf Einbaugeräte, die Ihren Anforderungen entsprechen und energiesparend arbeiten. Zudem übernehmen unsere fachkundigen Schreiner den Aufbau Ihrer Küche. Auch beim Küchenumzug helfen wir gern. Mit einer neuen Arbeitsplatte sieht Ihre Küche dann wieder aus wie neu. Besuchen Sie uns und lassen Sie sich unverbindlich beraten.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

18

Küchenstudio Weyand Brauckstrasse 1A · 58840 Plettenberg Tel. 02391/957-220 www.weyand-kuechen.com


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.