Ein starkes Stück Sauerland
3,80 Euro
zwischen Verse und Sorpe
Plettenberg
Hier wird Familien geholfen
Sauerland
So geht Karriere
Finnentrop
DAS SAUERLANDMAGAZIN
DAS SAUERLANDMAGAZIN MAI/ JUNI 2017
Blaues Blut und eine Vision
Keine Angst vorm Jugendamt
Ausbildung in Industrie und Handwerk
Der Schlossherr von Bamenohl ISSN 2363-6777
www.Komplett-magazin.de
… im Einsatz sind wir für unsere Heimatregion. Mit Geschichten, die wir nicht über, sondern mitten aus dem starken Stück Sauerland zwischen Verse- und Sorpe erzählen, informieren und unterhalten wir Sie, liebe Leserin, lieber Leser. Unsere Autorinnen und Autoren zeigen Gesicht, sind eng verbunden mit den Städten und Gemeinden Herscheid, Plettenberg, Werdohl, Neuenrade, Balve, Finnentrop und Sundern. Mit aufmerksamem Blick spüren wir Themen auf, die über den Tag hinaus von Interesse und Bedeutung sind. In dieser KOMPLETT-Ausgabe widmen sich Rüdiger Kahlke und Bernhard Schlütter dem Thema Berufsausbildung. Junge Leute finden in heimischen Unternehmen hervorragende Voraussetzungen für ihre Karriere. Dafür braucht es nicht zwingend das Abitur, hat KOMPLETT im Gespräch mit Ausbildungsverantwortlichen z.B. bei der Firma Seissenschmidt in Plettenberg erfahren. Und die betriebliche Ausbildung in der Industrie oder im Handwerk ist erst der Anfang, vermittelt die IG Metall mit ihrer Plattform „Start smart“. Vernetzung lautet das Schlagwort für die mittelständischen Unternehmen in Südwestfalen. Gemeinsam können komplexe Aufgaben gelöst werden. Gemeinsam lässt sich die Wirtschaftsregion Südwestfalen viel besser nach außen darstellen. Martin Büdenbender nimmt vorhandene Netzwerke unter die Lupe und stellt fest: Kooperationen und Informationsaustausch werden im Sauerland bevorzugt bei geselligen
Heiko Höfner
Martin Droste
Pia Kablau Martin Büdenbender
Rüdiger Kahlke
Wolfgang Teipel
Iris Kannenberg
Cristin Schmelcher
Detlef Schlüchtermann
Anlässen, z.B. einem Frühstück, angebahnt.
Bernhard Schlütter
VORWORT
Komplett. . .
Familienfreundlichkeit ist ein wichtiger Standortfaktor. Das Familienleben ist vor dem Hintergund von berufstätigen Eltern, Ganztagsunterricht und verändertem Freizeitverhalten ein anderes als noch vor 20 Jahren. Hilfe in vielen Lebenslagen finden Eltern, Kinder und Jugendliche bei den Jugendämtern. Die sind zwar immer noch Behörden, haben sich aber mehr und mehr zu Servicestellen für Familien entwickelt, wird am Beispiel des Plettenberger Jugendamtes deutlich. Wie gewohnt stellt KOMPLETT Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, auch in dieser Ausgabe interessante Menschen vor. Die Plettenbergerin Katja Krah vernetzt Künstler aus dem gesamten Märkischen Kreis, der Plettenberger Heribert Lill hat einen alten Silo zum Bauernhofmuseum umgebaut, Dennis Feix aus Werdohl kocht heute auf Sterne-Niveau in Stuttgart und der Attendorner Joachim Hoberg erforscht das Sauerland unter Tage. Wir wünschen Ihnen viel Lesevergnügen und vor allem: Bleiben Sie komplett!
Heiko Höfner, Bernhard Schlütter, und das komplette Team vom KOMPLETT-Magazin 3
Zukunft gestalten - Jugendamt hilft - 16
Alles drin Zukunft gestalten Ütterlingsen wird Schwimm- und Freizeitzentrum........14 Jugendamt hilft als Familienkrisenmanager..................16 Eröffnung - vier Fachmärkte im neuen P-Center...........18 Lenneschiene - Leader? Ach, Sie singen!.................. 22 Radprax: Wir machen das Krankenhaus Plettenberg besser..................................................... 58 Integration - „Willkommen“ in neun Sprachen........ 64 ASG-Schüler berichten: beklemmender, aber auch beeindruckender Besuch in Auschwitz..................... 70
Echte Sauerländer - Bauernhof mal anders - 60
Echte Sauerländer Henning Fausak - Pflanzenversteher........................... 8 Hanno Freiherr v. Plettenberg - Blaublüter....................10 Dennis Feix - Sternekoch........................................... 48 Tlako Mokgadi - Multitalent....................................... 50 Michael Klute - Mundwerker..................................... 52 Potts Bauernhof - ein bisschen anders..................... 60 Heribert Lill - Hofmuseumskurator............................ 72 Komplett lecker - Cristin kocht - 46
Komplett lecker und gemütlich Kulinarischer Ausflug nach Berlin ����������������������������� 45 Cristin kocht ein Küstenmenü am Lennestrand ������� 46
Kultur komplett Katja Krah - kreativ in Dorf und Region.................... 34 Pauken für das Märkische Jugendorchester.............. 44 Kleinstadtartisten mischen Musikszene auf ������������� 54 Heiße Acts beim Immecke-Festival........................... 63 Kultur komplett - Kleinstadtartisten - 54
Benefiz-Musikspektakel Military Metal Night........... 75
Titelfoto: Martin Büdenbender
Komplett erleben Mein Lieblingsplatz: In 600 Meter Höhe..................... 6 Neues Sporthaus in Langenholthausen....................... 7 Meilerwoche in Hülschotten........................................ 7
Komplett erleben - Liebeszeichen im Sauerland - 36
Online-Reiseführer Möhnesee..................................... 7 Liebeszeichen im Sauerland...................................... 36 Musikschul-Orchester eröffnet Kultursommer.......... 38 Meinerzhagener City wird Automeile....................... 40 Veranstaltungskalender: Nichts wie hin! �����������42/43
Komplett aktiv Traum vom Fliegen verbindet Generationen............ 20 Wettbewerbe fordern und fördern Schüler............... 67 Expeditionen in die Sauerländer Unterwelt.............. 76
Komplett aktiv - Traum vom Fliegen - 20
Komplett beraten So werden Sie Ihr eigener Stromproduzent.............. 15 Plettenbergs erste Fahrschule feiert Geburtstag...... 24 Gesundheitstipp: Wenn die Nase juckt..................... 25
Berufswelt Sauerland Smarter Einstieg ins Berufsleben ������������������������������ 26 Prädikat Profi im Handwerk....................................... 27 Betriebliche Ausbildung - dann durchstarten........... 28
Komplett beraten - Eigener Stromproduzent - 15
Eltern sind Schlüssel zum Facharbeiternachwuchs... 30 Dura nennt Zahlen zum Stellenabbau....................... 31 Netzwerk knüpfen beim Frühstück........................... 32 Dampf ist viel mehr als heiße Luft............................ 56
Komplett in eigener Sache Hubbi-Krimi ���������������������������������������������������������������� 80 Impressum ����������������������������������������������������������������� 82 Hankes Döneken �������������������������������������������������������� 82 Komplett im Abonnement ���������������������������������������� 83
Berufswelt - Betriebliche Ausbildung- 28
LIEBLINGSPLATZ IN 600 METER HÖHE Arne Schmidt und die Schönheit des Sauerlandes
Text und Foto Martin Büdenbender Aber nach und nach ging es besser. Herz, Kreislauf, einfach der ganze Körper funktionierte wieder. Und dann war auch der Kopf wieder frei. „Ich habe mehr und mehr den Blick für die Schönheit des Sauerlandes bekommen“, versichert Arne Schmidt und Gattin Anke ergänzt: „Wir drehen hier ganz oft unsere Runden und haben mit unserer Begeisterung auch schon ganz viele Freunde angesteckt.“
„Ist das eine herrliche Aussicht“, schwärmt Arne Schmidt und lässt lachend seinen Blick über die sonnenbeschienenen Höhenzüge und Täler des Sauerlandes schweifen. Vom rund 600 Meter hoch gelegenen Oberbecken des Pumpspeicherwerks Rönkhausen ist die Aussicht wirklich unbeschreiblich. Vor nicht einmal einem Jahr war Arne Schmidt nicht zum Lachen zumute. Plötzlich waren gesundheitliche Probleme aufgetreten, die im Sommer eine Herzoperation notwendig machten. Der Eingriff verlief zum Glück positiv. Aber physisch und psychisch war Arne Schmidt erst einmal ganz unten. Der ärztliche Rat, vorsichtig wieder Sport zu treiben, führte ihn hinaus in die Natur zum Wandern und Nordic-Walking. Als überschaubare Trainingsrunde war der exakt ein Kilometer lange Wirtschaftsweg um das Oberbecken auf dem Dahlberg oberhalb von Rönkhausen-Glinge ideal. Am Anfang fiel schon eine einzige Runde schwer.
Liebe Leserin, lieber Leser, haben Sie einen Lieblingsplatz? Schreiben Sie uns am besten mit einem Foto: Komplett-Verlag, Am Galgenhagen 13, 58840 Plettenberg oder per E-Mail an redaktion@komplett-magazin.de.
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Neues Sporthaus in Langenholthausen dank großartiger Gemeinschaftsleistung Mit einer großartigen Gemeinschaftsleistung hat der TuS Langenholthausen ein schmuckes und funktionales Sporthaus am Sportplatz Düsterloh errichtet. Am 7. Mai wird die Einweihung gefeiert. Rund 40 Helfer aus den Reihen des Dorfvereins haben seit Februar 2016 das alte Sporthaus saniert und einen 180 qm großen Neubau errichtet. Etwa 3000 Stunden seien ehrenamtlich geleistet worden, berichtet TuS-Vorsitzender Karl-Heinz „Charly“ Grote. Das neue Vereinsdomizil verfügt über Licht- und Soundtechnik, eine Akustikdecke, Kühltheke, Kühlraum, Grill- und Küchenzeile sowie eine neue WC-Anlage. Im Inneren
bietet es 60 Sitz- und 40 Stehplätze; auf der Terrasse haben etwa 100 Personen Platz. Es wurden auch zwei zusätzliche Umkleidekabinen angebaut. Insgesamt hat der TuS Langenholthausen mit Unterstützung von Sponsoren rund 100.000 Euro investiert. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, meint TuS-Geschäftsführer Dennis Zöller, der mit Charly Grote, Thomas Arf, Maxi Schäfer und David Vorsmann den harten Kern des Bautrupps bildete. „Der Verein verfügt jetzt über einen wetterunabhängigen Treffpunkt für Mitglieder und Freunde jeden Alters.“ (obs)
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Reiseführer Möhnesee Meilerwoche in Hülschotten mit Highland Games und Treckertreff Highland Games, Trecker-Treff, Partys und Konzerte für alle Altersgruppen gehören zum Programm der Meilerwoche in Hülschotten vom 1. bis zum 10. September. Im Mittelpunkt steht aber natürlich der Meiler, mit dem Holzkohle aus Sauerländer Buchenholz hergestellt wird. Die komplette 285-köpfige Dorfgemeinschaft beteiligt sich an der Organisation und Programmgestaltung der Meilerwoche. „Das ist unsere Idee dahinter: eine gemeinsame Veranstaltung der vier Dorfvereine“, erklärt Josef-Werner Schulte, bis vor kurzem Vorsitzender des Heimat-Schützenvereins. Mit im Boot sind auch der Kapellenverein, die Karnevalsfreunde
und der Sportverein Blau-Weiß. Zum 625. Dorfjubiläum im Jahr 1995 fand schon einmal eine Meilerwoche statt. Nach 22 Jahren gibt es nun die Neuauflage. Köhler Georg Sasse aus Oberhundem errichtet den Meiler im Wald hinter der Vogelstange. Direkt am
Der Frühling lockt an den Möhnesee, den flächenmäßig größten Stausee des Sauerlands. Pünktlich zum Saisonbeginn ist der Reiseführer Möhnesee gelauncht worden. Der Online-Reiseführer informiert über Sehenswürdigkeiten und Freizeitaktivitäten, Veranstaltungen sowie das Gastronomieangebot und Unterkünfte. Für die Konzeption und Erstellung zeichnet Matthias Koprek verantwortlich, der seine Freizeit am liebsten am Möhnesee verbringt. Der gebürtige Arnsberger lebt seit seiner Kindheit in Ense, wo er als selbstständiger Journalist, Marketingexperte und Webentwickler tätig ist. www.reisefuehrer-moehnesee.de
Meiler gibt es Verpflegungsstände. Auf dem Vorplatz der Schützenhalle wird eine wetterfeste Zeltüberdachung aufgestellt. Auch die Schützenhalle wird genutzt. (obs)
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SIGNALE DER NATUR BEOBACHTEN UND VERSTEHEN Hennig Fausak ist ehrenamtlicher Phänologe für den Deutschen Wetterdienst von Rüdiger Kahlke Von oben, von Erkelze, aus verheißt der Blick nach unten, ins Lennetal, Tristesse. Kahle Bäume, dunkle Fichten, braun-graues Laub und matte Wiesen. Bei näherem Hinsehen zeigt sich: Die Natur ist im Aufbruch, der Frühling im Anmarsch. Einer, der näher hinsieht und die Signale der Natur deutet, ist Henning Fausak (57). Der Plettenberger Feuerwehrmann ist Phänologe, zu Deutsch: Pflanzenbeobachter. Für den Deutschen Wetterdienst (DWD) ist er ehrenamtlich unterwegs, um zu sehen, was sich in Feld und Wald tut. „Wenn jetzt die Sonne schiene, wäre hier alles gelb“, zeigt Henning Fausak auf kleine gelbe Punkte am Wegesrand. – Huflattich, in rauen Mengen, einer der ersten Frühblüher. Eigentlich strahlend gelb, dem Löwenzahn ähnlich, aber jetzt, bei grauem Himmel, kaum sichtbar. Dabei hatten wir vor unserer Verabredung dem Wetterbericht vertraut, der Frühlingswetter versprochen hatte. Die Pflanzen sind präziser als die Meteorologen. Keine Sonne, da bleiben die Blüten geschlossen.
Bei früher Hasel-Blüte kommt keine Kälte mehr Saphira zerrt an der Leine. Irgendetwas hat ihren Jagd instinkt ausgelöst. Ihr Herrchen hat anderes im Blick, steuert auf eine Baumgruppe zu, greift nach einem Haselzweig. Hennig Fausak schüttelt leicht an den rispenartigen Blüten: kein Staub. Die Blütezeit ist vorbei. „2015 war die Blüte sehr früh“, weiß der Pflanzenbeobachter. Den 31. Dezember, Silvester, hatte er als Tag der Blüte in seine Liste für den DWD eingetragen. Grund war der milde Winter. Zwei Jahre vorher blühte die Hasel erst im März. Die Erkenntnis aus fünfjähriger Tätigkeit als Phänologe: „Wenn die Hasel früh blüht, kommt keine große Kälte mehr.“ An den Birken daneben zeigen sich kleine, glänzende braune Knubbel, aus denen bald neue Blätter sprießen.
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Ein paar Schritte weiter finden sich Weide, Esche und Eberesche. Auf einer Länge von 50 Metern stehen an dem Rundweg etliche Pflanzen und Gehölze, die Hennig Fausak beobachtet. Wichtig sei es, die gleichen Pflanzen am gleichen Standort im Blick zu haben, betont er. Nur dann lassen sich Vergleiche ziehen und Rückschlüsse gewinnen. Bei den Beobachtungen geht es darum,„wann etwas aufgeht“, sagt Fausak. Experten sprechen von Phasen. Das können die Blüten sein oder Blätter, die sich entfalten.
Manchmal ersetzt Logik die Beobachtung Hilfestellung bei der Beobachtung liefert ein dicker Ordner, den der Wetterdienst seinen Mitarbeitern zur Verfügung stellt. Darin sind die Merkmale der Pflanzen aufgelistet. Mehr als 150 Kräuter, Blumen, Sträucher und Bäume stehen auf der Beobachtungsliste. „Bei Schneeglöckchen gibt es verschiedene Sorten. Es muss schon die richtige sein“, sagt Henning Fausak. Und die muss er nur einmal im Blick haben, dann, wenn sie blüht. Andere, Bäume etwa, tauchen im Jahresverlauf mehrfach auf der Beobachtungsliste auf. Bei Kastanien zeichnet er sechs Phasen, also Wachstumsmerkmale, auf. Bei hochstämmigen Fichten nimmt er auch schon mal das Fernglas mit, um zu sehen, ob die Zapfen aufgehen und der Samen im Winde verweht. Ein Apfelbaum, den er auf seiner Liste hatte, wurde vor zwei Jahren gefällt. Bei der Suche nach Ersatz war es „wichtig, die Sorte zu wissen“, um kontinuierlich die Vegetationszeiten vergleichen zu können. „Zwei- bis dreimal pro Woche sollte man ge-
hen“, schildert der Ohler die Vorgaben. Manchmal reicht das nicht aus. „Die Hundsrose blüht nur einen Tag“, sagt er. Da hilft Logik, wenn er gerade mal nicht raus kann, weil er Dienst hat. Steht die Knospe an einem Tag vor der Blüte und ist am übernächten Tag verwelkt, liegt der Tag der Blüte dazwischen. Der wird dann in die Liste eingetragen. „Man kann nicht alles sehen“, erzählt Hennig Fausak. Seit 2016 stehe auch die Herbstzeitlose auf der Beobachtungsliste. „Ich weiß nicht, wo eine wild wächst“, sagt er. Denn: Kulturpflanzen scheiden weitgehend aus. Ausgenommen sind Obst und Sträucher. Johannis- und Stachelbeere hat er selbst im Garten. Da reicht der Blick aus dem Fenster, um zu sehen, ob Blätter sprießen oder Blüten sich öffnen. „Bei anderen im Garten gucken, das mögen die Leute ja auch nicht“, sagt er. Manches sei auch schwer zu bestimmen. Wann etwa ist eine Hagebutte richtig reif? Da ist die Erfahrung des Phänologen gefragt.
Augen auf in 250 Metern über NN Normalerweise dreht Fausak die Runde von seinem Haus Auf der Burg in Ohle um den 372 Meter hohen Sundern. 2,5 Kilometer, 45 Minuten Gehzeit. Pausen für Hündin Saphira und ein Pläuschchen mit Nachbarn inklusive. Die Strecke passt ins Profil, das der Deutsche Wetterdienst vorgegeben hat. Der suchte 2011 einen Mitarbeiter für das Beobachtungsgebiet Plettenberg-Ohle. Vorgegeben war zudem die Höhenlage: 250 Meter über NN. Nach oben und unten kann Fausak maximal 50 Meter abweichen. Ein paar Meter Höhenunterschied, eine andere Lage und schon ändern sich die Ergebnisse. „In Holthausen blühen die Forsythien deutlich früher“, weiß der Feuerwehrmann, der im kompletten Stadtgebiet rumkommt. Die Stelle als Pflanzenbeobachter war auf der Homepage der Stadt Plettenberg ausgeschrieben. Der Deutsche Wetterdienst wollte den Bezirk Ohle neu ins Programm nehmen. „Das schaffe ich“, sagte sich Hennig Fausak, bewarb sich und bekam die Stelle. Natur liegt ihm und der Hund muss ohnehin jeden Tag raus. „Jahrelang hatte ich nichts gemacht. Da gab es schon Probleme beim Bestimmen der Bäume“, schildert er Anlaufschwierigkeiten. Da half der Ordner. „Den darf ich jetzt
behalten“, grinst Fausak. Nach fünf Jahren als Phänologe geht der Ordner in seinen Besitz über. Auch das ist eben bei der Behörde, die dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur unterstellt ist, geregelt.
Mütze als Wetterbericht für die Nachbarn Jeweils zum 15. Dezember ist Stichtag. Dann müssen Hennig Fausak und seine bundesweit rund 1.200 Kolleginnen und Kollegen ihre Listen einreichen oder sie online ausgefüllt haben. Unmittelbare Ergebnisse ihrer Arbeit sehen die Phänologen nicht. Zweimal im Jahr flattert ihnen das „Phänologie-Journal“ ins Haus. Darin: Bericht und Beispiele, wofür die Daten gut sind, wie sie ausgewertet werden und in Klima-Modelle einfließen. Dazu gibt es eine Aufwandsentschädigung. „Weniger als 20 Euro pro Monat“, sagt Henning Fausak. Für ihn zählen andere Vorteile. „Ich komme raus“, sagt er, „und ich erkenne Pflanzen wieder.“ Für ihn sind das Werte, die viele verloren haben oder nicht zu schätzen wissen. Seit er ehrenamtlich täglich in Sachen Klima-Forschung draußen sei, sei er nicht mehr erkältet gewesen. Und ein bisschen Wettermann ist er auch: „Wenn ich eine Mütze aufsetze, ist es wirklich kalt.“ Das ist sein Wetterbericht für die Nachbarn, die ihn dann Auf der Burg sehen.
INFO Der Begriff „Phänologie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Lehre von den Erscheinungen“. Er bezieht sich auf regelmäßig wiederkehrende Wachstumserscheinungen in der Natur. Phänologen (Pflanzenbeobachter) halten fest, wann bestimmte Wachstumsstufen (Blüte, Blattentfaltung oder -verfärbung) eintreten. Damit lassen sich Veränderungen bei der Entwicklung von Pflanzen feststellen. Zum wissenschaftlichen Nutzen heißt es beim Deutschen Wetterdienst: „Es zeichnet sich ab, dass phänologische Daten in Zukunft verstärkt für Trendanalysen zur Klimadiagnostik herangezogen werden, da sich die Eintrittsdaten vieler phänologischer Phasen sehr gut in Beziehung zu Temperatur-Trends setzen lassen.“
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HANNO FREIHERR VON PLETTENBERG, EIN BLAUBLÜTER MIT HERZ UND EINER VISION Zum Tee beim Schlossherrn von Bamenohl Text Iris Kannenberg Fotos Martin Büdenbender Ein Schloss. Ein Schlossherr. Im Sauerland. In Bamenohl. Wir sind verabredet zu einem Interview. Mit niemand Geringerem als Hanno Freiherr von Plettenberg, einem echten Blaublüter mit einer lückenlosen Ahnenreihe bis zurück ins 13. Jahrhundert. Er stammt aus dem weitverzweigten westfälischen Adelsgeschlecht derer von Plettenberg. Erwähnung findet diese Familie bereits im 11. Jahrhundert. Das ist wirklich ganz schön lange her. Zu seiner Familie gehören so bedeutende Personen wie Wolter von Plettenberg, der die folgenschwere Entscheidung fällte, den livländischen Kirchen die Durchführung von Gottesdiensten nach lutherischem Vorbild zu gewähren. Er ermöglichte ab 1522 die unblutige Einführung der Reformation in Livland bei Deutschen, Esten und Letten. Wolter von Plettenbergs Wirken verdankte Livland eine fast 60-jährige Friedenszeit, die zu einer günstigen ökonomischen und demographischen Entwicklung auf dem Gebiet der heutigen Staaten Estland und Lettland führte. 60 Jahre Frieden, das muss ihm erst einmal jemand nachmachen. Das ist bisher nur der heutigen EU gelungen. Oder der Widerstandskämpfer Kurt von Plettenberg. Kurts Vater Karl von Plettenberg (1852–1938) war Offizier, zuletzt General der Infanterie, Kommandierender General des Gardekorps und Generaladjutant Kaiser Wilhelm des II. Karl musste Ende 1916 nach seiner Kritik an der Kriegsführung von Erich Ludendorff und Paul von Hindenburg während des Ersten Weltkriegs zurücktreten. Auch er war, wie später sein Sohn Kurt, als erstes seinem Gewissen und seinem Herzen verpflichtet, was bis zum heutigen Tag einiges aussagt über das Geschlecht derer
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von Plettenberg. Kurt Freiherr von Plettenberg starb in Berlin in einem Gefängnis der Nationalsozialisten auf tragische Weise noch ganz kurz vor Kriegsende. Er gehörte zum engeren Kreis des sogenannten „20. Juli 1944“. Und damit zu den Adeligen, die wegen des missglückten Attentats auf Hitler als Widerstandskämpfer sterben mussten. Und die sicher niemals vergessen sind. Auf dem Weg zu Hanno Freiherr von Plettenberg diskutieren wir mit diesen Informationen im Hinterkopf darüber, wie er wohl sein wird, dieser Nachfahre solcher Männer? Strahlt er das aus? Ist noch etwas sichtbar von der Größe dieses alten Geschlechtes, das so viel bewegt hat in Europa? Wir haben keinerlei Vorstellung von der Person, die uns da erwartet. Der Schlossherr empfängt uns an der Haustür seines imposanten Gemäuers mit einem strahlenden Lächeln. Mein erster Gedanke, als er uns die Hand reicht: Dieser Mann ist würdevoll. Dazu charismatisch und ganz und gar ungewöhnlich. Dieser erste Eindruck soll sich bestätigen. Er ist eine Persönlichkeit, der ich mich nicht entziehen kann. Er hat eine Ausstrahlung, die das ganze Haus belebt und trägt. Und ein großes Herz. Schloss Bamenohl ist durchaus das, was man sich unter einem Schloss vorstellt. Mit einem mittigen Turm ausgestattet, zeigt es sich in seinem Inneren als eine Räumlichkeit, die - mit meterdicken romanischen Mauern wehrhaft erbaut - der Zeit tapfer die Stirn geboten hat. Es ist wie eine Brücke zwischen den Welten. Jede Epoche hat dem alten Gemäuer seinen Stempel aufgedrückt, die vergangenen Jahrhunderte sind hier immer noch spürund erlebbar. Hier wird Geschichte lebendig. Wenn man die Vorhalle betritt, ist ein Hauch von Ewigkeit spürbar,
wie man ihn manchmal auch in alten Kirchengebäuden oder unter uralten Bäumen erahnt. Man wird von diesem Geist erfasst, ob man es will oder nicht. Und man ist sofort versucht, sich selbst von seiner besten Seite zu zeigen, sich bloß nicht danebenzubenehmen. Der Freiherr lädt uns zum Tee ein, wir dürfen auf einem chintzbezogenen Sofa sitzen und erst einmal ganz in Ruhe einfach ankommen. Die Atmosphäre in uns aufnehmen. Mein Kollege kann es sichtbar kaum erwarten, mit der Kamera die Umgebung zu erforschen. Drinnen und draußen gibt es so viel zu sehen, dass dieser Nachmittag kaum reichen dürfte, um alles zu erkunden, was das Schloss zu bieten hat. Der Freiherr sieht dabei auch äußerlich genauso aus, wie man als jemand auszusehen hat, der auf so eine lange Ahnenreihe zurückblicken darf. Groß und stattlich, das
Gesicht voller kleiner Lachfältchen, elegante gepflegte Hände und vollendete Umgangsformen. Er hat Klasse. Dann beginnt er zu erzählen. Davon, dass er lange in der Pharmaindustrie tätig war und als vierter Sohn seiner Familie das Schloss geerbt hat. Er selbst ist in der Nähe von Kamen aufgewachsen, auf dem Stammschloss der Familie. Er fragt mich mit einem schelmischen Zwinkern, ob ich wüsste, wie man in Adelskreisen früher üblicherweise sein Vermögen vergrößert hat. Auf meinen ratlosen Blick hin, löst er das Rätsel mit dem Wort „Heirat“ und erklärt mir, dass man früher eben dafür sorgte, dass die nachwachsenden Adelssprösslinge sich ordentlich verheirateten. Ordentlich, das hieß, möglichst jemanden ehelichen, der nicht nur einen Titel, sondern auch Vermögen mit in die Familie brachte.
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Denn auf einem Schloss zu wohnen war auch schon in früheren Zeiten eine teure Sache. Irgendetwas bröckelt eben immer vor sich hin und muss erneuert werden. Und zu all dem musste man auch noch zu allen Zeiten die unverheiratete Verwandtschaft mit durchfüttern. Zum Beispiel den sogenannten „ob de Muer“. Das war derjenige der Söhne, der nichts anderes mehr zu erben hatte, als eben seinen Titel. Und ansonsten völlig mittellos war. Der bekam sein Leben lang Kost und Logis frei auf dem Schloss des älteren Bruders. Und musste niemals arbeiten. Konnte eben aber auch nicht heiraten, denn dafür reichte das Taschengeld dann auch wieder
im Schloss haben sich schon viele Finnentroper Paare das Ja-Wort gegeben
nicht. Ein Brauch, den es so zum Glück nicht mehr gibt. Denn heute ist es ganz normal, dass jeder einen Beruf lernt, studiert und heiraten darf, wen immer er heiraten will. Auch in Adelskreisen. Gott sei Dank. Trotzdem: Das war ein wirklich interessanter Ausflug in das ehemalige Adelsleben. Was uns dann wieder zurückführt zu der Erhaltung dieses wunderschönen, aber nichtsdestotrotz sehr alten Gemäuers. 1988, so erzählt uns der Freiherr, war von dem ursprünglichen Schloss nicht mehr viel übrig. Nachdem die damals zahlreichen Flüchtlinge aus den ehemaligen
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deutschen Ostgebieten mit dem Schloss noch recht respektvoll umgegangen waren, wurde ein Altenheim ins Schloss integriert, das alles, was erhaltenswert gewesen wäre, durch sehr rüde Baumaßnahmen vernichtet. Als das Altenheim Ende der 1980er Jahre geschlossen wurde, stand Hanno von Plettenberg vor einer schier unlösbaren Aufgabe: Wie sollte man das Geld aufbringen, um dem Haus seinen alten Glanz wiederzugeben? Denn das war sein Plan. Und seine ganz eigene Vision. Dafür hatte er sich entschieden. Ohne Wenn und Aber. Und wenn ein von Plettenberg einen Entschluss gefasst hat, dann setzt er ihn auch um. Die Entschlossenheit dieses Geschlechtes wird nämlich nur von der Energie getoppt, mit der
Ein Teil der Räume des Schlosses kann für Veranstaltungen gemietet werden.
man einmal Entschiedenes umsetzt. Ein „Nein“ oder gar „Unmöglich“ wird nicht akzeptiert. Freiherr von Plettenberg ist es während unseres Gespräches noch anzusehen, was das damals für eine Herausforderung gewesen sein muss. Pläne wurden geschmiedet und wieder verworfen. Ein Hotel sollte es werden, ein Kulturzentrum, eine Musikschule. Aber nichts schien wirklich zu passen. Bis man auf die Idee mit den Wohnungen kam. Heute ist Schloss Bamenohl eine Wohnanlage, in der man liebevoll renovierte Wohnungen mieten
kann. Auch der Schlossherr selbst und sein Sohn wohnen dort. Gleichzeitig gibt es großzügige Räumlichkeiten, in denen man Events durchführen kann. Ein großer Flügel lädt zum Spielen ein. Bis zu 100 Personen können dort einem Konzert beiwohnen. In den Räumen dürfen Künstler ihre Werke ausstellen. Zudem kann man im Schloss heiraten. Und danach gleich dort die Hochzeit feiern. Überhaupt ist das Schloss heute eine außergewöhnliche Möglichkeit für Familienfeiern. Taufen, Hochzeiten, Jubiläen, aber auch ein Trauerkaffeetrinken sind dort möglich und gewünscht. Und das in einem Ambiente, das seinesgleichen sucht.
Hanno von Plettenberg macht uns noch auf das eine oder andere aufmerksam. Hier soll etwas gestrichen werden, dort etwas verändert. Man merkt ihm an: Das Schloss ist sein Lebenswerk. Damit hinterlässt er nicht nur seinen Kindern, sondern einer ganzen Region etwas Einzigartiges, das man nicht mehr ganz so oft findet in Deutschland. Ein Idyll. Und ein lebendiges Geschichtsbuch. Etwas, das weiterlebt und auf die kommenden Generationen wartet. Leider ist der Nachmittag viel zu schnell vergangen. Wir müssen uns verabschieden. Und versprechen wiederzukommen. Mit viel mehr Zeit. Im Sommer. Spätestens.
Hanno Freiherr von Plettenberg bewohnt und verwaltet sein Schloss
Wir schaffen’s weg. Alles!
Über 100 Jahre alte Ansicht von Haus Bamenohl.
Der Schlossherr zeigt uns noch seine Terrasse, von der aus man einen einzigartigen Blick auf Auen, Wiesen und einen Weiher mit Schwänen hat. Ein Turmfalkenpaar brütet direkt über uns. Im Turm. Wie es sich gehört. Hanno von Plettenberg liebt Tiere, eigentlich ja alle, nur den Maulwurf nicht, der gerade den gepflegten Rasen des Schlosses umgräbt. Aber gut, den muss es eben auch irgendwie geben. Er fragt mich, warum? Jetzt bin ich ratlos. Ich mag Maulwürfe und versuche eine Lanze für sie zu brechen. Wir einigen uns darauf, dass Mäuse irgendwie netter sind. Und niedlicher sowieso.
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EIN NEUES HALLENBAD FÜR WERDOHL
Von Bernhard Schlütter
In Ütterlingsen entsteht Schwimm- und Freizeitzentrum
Die Werdohler freuen sich auf das Schwimm- und Freizeitzentrum, das im Ortsteil Ütterlingsen entsteht. Dort befinden sich bereits Freibad, Minigolfanlage und Tennisplätze in direkter Nachbarschaft. Bis voraussichtlich Ende des Jahres 2019 errichtet der Bäderbetrieb Werdohl dort ein neues Hallenbad. Das Schwimmbad am Riesei ist in die Jahre gekommen. Fast 50 ist es schon. „Der Sanierungsbedarf des alten Hallenbads wurde mit rund drei Millionen Euro beziffert. Ein Neubau kostet zwischen 3,5 und vier Millionen“, begründet Frank Schlutow, Geschäftsführer des Bäderbetriebs und der Stadtwerke Werdohl, warum das Vorhaben ins Auge gefasst worden ist. Der Standort direkt neben dem Freibad in Ütterlingsen bietet sich dafür aus mehreren Gründen an. „Durch die Konzentration in Ütterlingsen können wir die Betriebsabläufe effizienter gestalten.“ Frank Schlutow spricht von einem jährlichen Sparpotenzial von etwa 20.000 Euro. Durch die direkte Nachbarschaft der Bäder kann außerdem ein steuerlicher Querverbund hergestellt werden. Dadurch können Gewinne der Stadtwerke, z.B. aus der Gasversorgung, mit Verlusten aus dem Bäderbetrieb verrechnet werden. Das hat zur Folge, dass die Stadtwerke ihre Gewinne nicht mehr versteuern müssen. Ersparnis: bis zu 200.000 Euro jährlich Die wirtschaftlich-technische Verpflichtung, die Grundlage für das Verrechnungsmodell ist, wurde jetzt schon durch den Bau eines neuen Blockheizkraftwerks (BHKW) auf dem Freibadgelände hergestellt. Die Heizungsanlage für das Freibad war sanierungsbedürftig. Die neue Anlage ist so ausgelegt, dass sie das Hallenbad mitversorgen wird. Vorausblickende Planung nennt man das.
Freibaderöffnung im Mai Das moderne 50-kW-BHKW wurde im April von der Plettenberger Fachfirma Michael Gräb eingebaut und rechtzeitig vor Saisonbeginn des Freibads in Betrieb genommen. An welchem Maitag das Freibad öffnen wird, hängt wie immer vom Wetter ab. „Ein paar warme Tage brauchen wir, bevor wir öffnen“, erklärt Frank Schlutow.
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Mit dem Bau des neuen Hallenbads soll voraussichtlich im Herbst 2018 begonnen werden; die Fertigstellung ist für Ende 2019 vorgesehen. Gebaut wird das neue Bad im Bereich der Minigolfanlage. Die jetzige Liegewiese des Freibads wird dadurch in etwa ein Drittel kleiner. Das neue Bad soll ein funktionales Sportbad werden, mit 25-Meter-Becken und Hubboden. „Wir wollen den Werdohler weiterhin das Schwimmen ermöglichen, dies auch für den Schul- und Vereinssport“, sagt Frank Schlutow. Der Hallenbadbau wird aus Mitteln des Bäderbetriebs erfolgen, der städtische Haushalt nicht belastet. Was mit dem alten Hallenbad am Riesei geschehen wird, ist noch offen. Fest steht aber, dass es bis zur Fertigstellung des neuen Bades in Ütterlingsen in Betrieb bleiben wird.
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Steigende Energiekosten für Strom und Heizung sowie verbesserte Rahmenbedingungen machen KWK-Systeme für private Hausbesitzer immer attraktiver! Ein bewusster Umgang mit Energie steht bei den Deutschen weit oben auf der Planungsliste für 2017: Das hat eine Repräsentativ-Umfrage des Online-Marktforschers YouGov ergeben. Energie zu sparen, plant laut der Studie jeder fünfte Bundesbürger (20 Prozent), während nur acht Prozent mit dem Rauchen aufhören und nur vier Prozent weniger Auto fahren möchten. Für Hausbesitzer ist die Heizung eine der wirkungsvollsten Stellschrauben beim Energieverbrauch. „Durch moderne Gerätetechnik, auch schon im kleinen Leistungsbereich, lohnt sich der Einsatz von Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung auch für Ein- oder Zweifamilienhäuser mit niedrigem Wärmebedarf“, berichtet Michael Gräb, Inhaber des gleichnamigen Plettenberger Handwerksunternehmens für Heizungs- und Sanitärtechnik. „Mit einem Mikro-KWK-Heizgerät im Haus erzeugen Sie neben einem großen Teil des Stroms auch einen Teil der benötigten Heizwärme und Warmwasserbereitung für das eigene Haus!“ In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus könnten über das Jahr gesehen mehr als 50 Prozent des erzeugten Stroms selbst genutzt werden. Wenn man den Stromverbrauch optimiert – z.B. nicht den Trockner und die Waschmaschine gleichzeitig laufen lässt, während der Braten in der Röhre schmort -, kann das auch deutlich mehr sein! Zwischenzeitlicher Stromüberschuss wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Mit dem Betrieb eines Mikro-KWK-Heizgerätes profitieren Verbraucher damit gleich mehrfach: Sie reduzieren ihre Stromrechnung durch Eigenerzeugung, und sind unabhängiger von Preissteigerungen am Strommarkt. Auch die Förderung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrol-
le (BAFA) trägt zur Rentabilität bei. „Nach wenigen Jahren haben sich in der Regel die Anschaffungskosten gut ausgelegter Anlagen amortisiert, da hier zu den tatsächlichen Einsparungen auch Bargeldrückflüsse über Rückerstattung der Energiesteuer, der Mehrwertsteuer und Zahlungen für eingespeisten Strom kommen“, nennt Michael Gräb weitere Gründe, die KWK-Technik in die Überlegungen für eine Heizungsmodernisierung einzubeziehen. „MikroK W K- S y s teme mit einer elektrischen Leistung ab 1 kW sind für Einund Zweifamilienhäuser völlig ausreichend“, erklärt Michael Gräb. „Im besten Fall fahren sie dann noch ein Elektroauto! Das tankt dann günstig an Ihrer Heizung.“ Als ausgewiesener Fachbetrieb für Heizung, Sanitär und Lüftung, berät Michael Gräb seine Kunden auch über die vielfältigen staatlichen Fördermöglichkeiten, auch für andere Heizsysteme. Ein Blockheizkraftwerk größeren Ausmaßes hat das Team der Firma Michael Gräb im Freibad Werdohl installiert. In der Woche vor Ostern wurden Kessel und Blockheizkraftwerk ins Technikgebäude des Freibads eingesetzt. Das 50-kW-BHKW wird den großen Teil des Strom- und des Wärmebedarfs für das Freibad und demnächst auch das neue Hallenbad decken. Die Bäderbetriebe Werdohl GmbH vertrauen dabei auf Spitzentechnologie vom Fachmann Michael Gräb aus Plettenberg.
Michael Gräb Im Käsebrink 11a, 58840 Plettenberg Tel. 0 23 91 - 1 06 95, Fax 0 23 91 - 1 20 82 info@michael-graeb.de, www.michael-graeb.de
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Das Jugendamt hilft als Familienkrisenmanager
Text Bernhard Schlütter Fotos Heiko Höfner
Servicestelle für Eltern, Kinder und Jugendliche Wenn Eltern ratlos im Kinderzimmer stehen: Die Hausaufgaben – ewig Theater. Das Aufräumen – ein ständiger Kampf. Das Fernsehen – ein Dauerstreit. Das Zubettgehen – ein Drama. Rat und Hilfe bietet das Jugendamt an. Für viele Eltern stellt der Gang zum Jugendamt aber immer noch eine enorme Herausforderung dar. Es fällt schwer, sich einzugestehen, dass man mit der Erziehung überfordert ist. Oder die Betroffenen haben sogar Angst, dass ihnen die Kinder weggenommen werden. „Völlig unbegründet“, sagt Michael Schröder, Leiter des Jugendamts und Allgemeinen Sozialen Dienstes der Stadt Plettenberg. „Wir hören zu und beraten – ganz diskret, ganz vertraulich. Es geht nicht um Bevormundung. Es geht darum, dass wir Unterstützung geben.“ Um eine Hemmschwelle möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen, führen die Mitarbeiter/-innen des Plettenberger Jugendamtes seit nunmehr zehn Jahren Willkommensbesuche bei Familien durch, die Nachwuchs bekommen haben. „Dafür kündigen wir uns immer an“, erzählt Sabrina Müller. Sie ist als Bezirkssozialarbeiterin für die Bereiche Stadtmitte, Sundhelle, Holthausen und Köbbinghausen zuständig. Die Besuche werden möglichst in den ersten drei Monaten nach der Geburt des Kindes durchgeführt. Darüber hinaus werden neu nach Plettenberg gezogene Familien mit Kindern unter drei Jahren in die Besuche einbezogen.
Mit Teddy Luca im Gepäck immer willkommen Für die Kinder und ihre Eltern gibt als Begrüßungsgeschenk ein Starter-Kit. Dazu gehören natürlich Informationen über Angebote für Kinder und junge Familien in Plettenberg, vor allem aber erobert der Teddy Luca schnell die Herzen der Babys und Kleinkinder. „Über die Jahre haben sich diese Besuche etabliert. Inzwischen erwarten die Eltern schon unser Ankündigungsschreiben. Wir fühlen uns eigentlich immer willkommen“, berichtet Sabrina Müller über ihre guten Erfahrungen. Das persönliche Kennenlernen macht auch spätere Kontaktaufnahmen leichter. „Spätestens
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bei der Anmeldung zum Kindergarten sieht man sich ja im Jugendamt wieder.“ Einen Hinweis gibt Sabrina Müller jungen Eltern übrigens immer: „Melden sie ihr Kind frühzeitig im Kindergarten ihrer Wahl an. Es gibt zwar ausreichend Kindergartenplätze in Plettenberg, aber nur durch eine frühzeitige Anmeldung stellen sie sicher, dass ihr Kind einen Platz möglichst nahe des Wohnorts bekommt.“
Ansprechpartner für Eltern, Kinder und Jugendliche Muss nicht, kann aber: Vor Familienkrisen ist niemand gefeit. Die Gründe, sich Rat und Hilfe zu holen, können sehr unterschiedlich sein: Kinder, die sich auffällig verhalten, Beziehungsprobleme, Straffälligkeit von Jugendlichen oder Trennung und Scheidung der Eltern. Auch bei Ärger in der Schule oder Problemen mit der Ausbildung hilft das Jugendamt. „Wer mit lästiger Telefonwerbung bombardiert wird, geht zur Verbraucherzentrale. Wer mit seinem Stromanbieter unzufrieden ist, zur Energieberatung. Und wer Beziehungsprobleme hat, zur Eheberatung. Genauso selbstverständlich sollte das Jugendamt die Anlaufstelle bei Problemen in der Familie sein“, findet Michael Schröder. Es sei eine Servicestelle mit Profis an Bord für Eltern, Kinder und Jugendliche. Daher sollten nicht nur Eltern bei Problemen zum Jugendamt gehen. „Kinder und Jugendliche können sich eigeninitiativ an uns wenden und finden die richtigen Ansprechpartner“, betont Michael Schröder. Wenn Eltern mit Fragen zur Erziehung ins Jugendamt kämen, dann berichteten sie über Schlafstörungen ihrer Kinder, Konzentrationsschwächen oder über psychosomatische Störungen wie das Einnässen. „Häufig hat das mit Problemen aus der Erwachsenenwelt zu tun. Ein Riesenthema ist immer wieder die Trennung oder die Scheidung.“ Die Beratung vom Jugendamt gibt einen „Kompass für die Erziehung“ und hilft, wenn es notwendig ist, die geeigneten Beratungsstellen zu finden.
„Wir sind keine Super-Nannys aus dem Fernsehen mit Patentrezepten in der Tasche. Wir gehen direkt in die Familien und suchen gemeinsam nach individuellen Lösungen.“
Nicht wegsehen Was aber, wenn Eltern offensichtlich überfordert sind? „Wenn ich diesen Eindruck bei meinem Besuch gewänne, würde ich das offensiv ansprechen“, sagt Sabrina Müller. „Unser Ziel ist es, zusammen mit den Familien einen Weg aus Problem- und Krisensituationen zu finden.“ Dabei sollen Kinder und Jugendliche in ihrer Familie und ihrem vertrauten Umfeld bleiben können, weshalb ambulante Unterstützungsangebote wie z.B. eine verlässliche Familienhilfe vorrangig eingesetzt werden. Erst wenn es keinen anderen Weg gibt, werden Hilfen außerhalb der Familie bei Pflegeeltern, in Einrichtungen oder Wohngruppen gewährt. „Dann aber, um die Kinder zu schützen und ihnen bessere Chancen zu geben, im Leben Fuß zu fassen“, betont Michael Schröder. Tätig wird das Jugendamt auf jeden Fall, wenn es Hinweise z.B. von Ärzten oder Nachbarn auf mögliche familiäre Missstände erhält. „Das kommt regelmäßig vor und wir gehen jedem Hinweis nach“, berichtet Sabrina Müller. „In diesen Fällen machen wir unangekündigte Hausbesuche und sehen nach dem Rechten.“ Die Sozialarbeiterin findet es durchaus richtig, wenn Leute nicht wegsehen und das Jugendamt benachrichtigen, wenn sie den Verdacht haben, dass etwas nicht in Ordnung ist. Solche Informationen würden sensibel und so weit möglich auch anonym behandelt. Manchmal sei aber auch eine persönliche Nachfrage und das Angebot von Hilfe schon eine Lösung.
An wen wende ich mich? Die Bezirkssozialarbeiter der Stadt Plettenberg im Überblick: • Ruth Pommerenke, Böddinghausen/Ohle/Burg, Tel.: 02391/923200, Mail r.pommerenke@plettenberg.de • Anja Meyer, Eschen/Eiringhausen/Pasel, Tel.: 02391/923201, Mail a.meyer@plettenberg.de • Josefine Rademacher, Stadtmitte/Sundhelle/ Holthausen/Köbbinghausen, Tel.: 02391/923216, Mail j.rademacher@plettenberg.de • Thomas Bracht, Oestertal/Oesterau/Kückelheim/ Himmelmert/Landemert, Tel.: 02391/923199, Mail t.bracht@plettenberg.de • Sigrid Wiese-Bertels, Jugendgerichtshilfe, Tel.: 02391/923195, Mail s.wiese-bertels@plettenberg.de
INFO Willkommensbesuche gehören im MK zum guten Ton • In Werdohl werden seit 2009 alle Eltern von Neugeborenen zu Hause besucht. Mit diesen Willkommensbesuchen will der Arbeitskreis Familie Eltern frühzeitig unterstützen, die mit ihrem Säugling überfordert sein könnten. Zu dem Arbeitskreis gehören u.a. Mitarbeiter der Stadt, der Caritas und eine Hebamme. Bei dem Hausbesuch erhalten die Eltern ein Willkommensgeschenk und eine Informationsbroschüre. Die Eltern der Neugeborenen werden etwa 14 Tage vorher schriftlich über den Besuch informiert. Kontakt Jugendamt Werdohl: Marco Malcherek-Schwiderowski, Tel. 02392/917258, E-Mail m.schwiderowski@werdohl.de • Für Familien und Kinder aus den Gemeinden Balve, Halver, Herscheid, Kierspe, Meinerzhagen, Nachrodt-Wiblingwerde, Neuenrade und Schalksmühle ist das Jugendamt des Märkischen Kreises zuständig. Kontakt Jugendamt MK: Leiterin Iris Beckmann-Klatt, Tel. 02351/9666621, E-Mail jugend@maerkischer-kreis.de • Der Soziale Dienst des Märkischen Kreises führt Willkommensbesuche durch, um in einem Gespräch persönlichen Fragen zu besprechen, bzw. die Kontakte zu den zuständigen Ansprechpartnern herzustellen, Informationen über Elterngeld, Kindergeld, Betreuungsangebote für Kinder zu geben sowie Hinweise auf Angebote in Bezug auf Gesundheit oder Förderung der Kinder sowie Beratung für Eltern in ihrer Stadt oder Gemeinde.
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ERÖFFNUNG P-CENTER
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Lebensmittel, Drogerieartikel, Schuhe und Mode auf 3950 Quadratmetern Am 11. Mai ist es soweit. An diesem Tag eröffnen die Geschäfte im neuen Fachmarktzentrum P-Center in Plettenberg. Das Projekt auf der ehemaligen Industriefläche an der Bahnhofstraße war und ist in Plettenberg umstritten.
Neugestaltung der Innenstadt im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) nun von der Bahnhofstraße aus beginnen, um das P-Center an die Innenstadt und die Fußgängerzone anzubinden. Der Projektentwickler, die Hanseatische Betreuungs- und
hässlichen Industriebrache eine Belebung der Innenstadt befürchten die Gegner genau das GegenUhr versprechen, teil, nämlich eine weitere Ausdünnung der Geschäfte in € 20,- der Altstadt durch die zusätzliche Konkurrenz am Rann-air.de eckeOpenAirde des Zentrums. Um genau dies zu vermeiden, wird die
Beteiligungsgesellschaft (HBB) aus Hamburg, bezeichnet den Mietermix im P-Center als „genau an die Versorgungssituation vor Ort“ angepasst. Die Verkaufsfläche von insgesamt rund 3950 qm in zwei Gebäuden teilen sich vier Fachmärkte, außerdem ein Restaurant/Bistro. Auf dem Gelände stehen 175 Parkplätze zur Verfügung.
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...uvm Während die Befürworter sich neben der Gestaltung der
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Markenlinie für Städte ab 10.000 Einwohnern und versteht sich als klassischer Fachmarkt für die ganze Familie.
HIT Die HIT Handelsgruppe hat ihren Sitz in Siegburg und gehört zur Dohle-Handelsgruppe, die sich in Familienbesitz befindet. Das Warenangebot umfasst Lebensmittel und weitere Produkte des täglichen Bedarfs. Laut Eigenwerbung arbeitet HIT „Hand in Hand mit lokalen Gemüsebauern und Landwirten“.
dm Drogerie Markt dm ist der Marktführer unter den Drogeriemärkten in Deutschland. Das Unternehmen unterhält in Deutschland 1825 Filialen. Insgesamt sind es in zwölf europäischen Ländern 3349 dm-Märkte mit rund 56.500 Mitarbeitern. Zum Sortiment an Drogerie-, Kosmetik- und Haushaltsartikeln gehören hauptsächlich Eigenmarken.
K+K Schuh-Center K+K Schuh-Center gehört zur Kienast Unternehmensgruppe, die vor über 60 Jahren in Hannover ihren Ursprung nahm und heute einer der größten Schuhfilialisten Deutschlands ist. Mit unterschiedlichen Vertriebslinien betreibt das Familienunternehmen derzeit über 370 Filialen in Deutschland, Tschechien, Polen und Ungarn und beschäftigt etwa 2000 Mitarbeiter. Die K+K ist die
Charles Vögele / Upim Die Schweizer Modekette Charles Vögele wurde Ende 2016 von dem italienischen Modekonzern OVS übernommen. In Deutschland wurden zahlreiche der rund 280 Filialen von Kik und Woolworth übernommen. Die neue Filiale im P-Center wird unter der OVS-Marke Upim geführt. Angeboten wird Damen-, Herren- und Kindermode in unteren bis mittleren Preisbereichen, überwiegend Eigenmarken des Mailänder Modehauses.
Restaurant Das Kunstwerk Steaks und Burger sind die Spezialitäten des KunstwerkRestaurants. Die Kunstwerk Gastro GmbH betreibt bereits ein Restaurant mit diesem Konzept in Gummersbach. Zum Angebot dort gehören ein tägliches Frühstücksbuffet und Brunch an Sonn- und Feiertagen.
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Die heimische Sparkasse installiert im P-Center einen Geldausgabeautomat.
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DER TRAUM VOM FLIEGEN VERBINDET GENERATIONEN Fliegergruppe Plettenberg/Herscheid vor 85 Jahren gegründet
Von Bernhard Schlütter
tin werden“, erzählt die junge Lüdenscheiderin. „Meine Mutter hat dann in der Zeitung gelesen, dass hier auch Jugendliche das Segelfliegen lernen können.“ Lisas Berufswunsch hat sich geändert - sie studiert jetzt Aviation Management (Luftverkehrsmanagement) -, der Fliegergruppe ist sie treu geblieben und strebt jetzt ihren Segelflugschein an. Den darf man nämlich mit 16 Jahren machen; aber ab 14 sind schon Platzrunden in Sichtweite eines Fluglehrers erlaubt. Fliegen zu können, das ist für viele Menschen gleichbedeutend mit Freiheit. Der Wunsch nach dieser Freiheit und der damit verbundenen Vorstellung von Unabhängigkeit führte die Gründungsmitglieder der Fliegergruppe Plettenberg/Herscheid im Mai vor 85 Jahren zusammen. Tollkühne Männer waren es damals. Heute ist der Kreis der Flieger weiter geworden, auch dank Vereinen wie der Fliegergruppe. Frauen steigen ebenso wie Männer in die sicherer gewordenen fliegenden Kisten. Schon ab dem Jugendalter ist die Fliegerei jedem zugänglich. Komplett-Autor Bernhard Schlütter traf sich mit Fliegern aus drei Generationen auf dem Vereinsplatz Habbel in Herscheid-Hüinghausen. Lisa Freund (16), Jens Vieregge (41) und Michael Hammer (66) sitzen vor der in die Jahre gekommenen Kantine des Flugplatzes in der Sonne. Es ist ein strahlender Frühlingstag. Beste Segelflugbedingungen. Es herrscht reger Betrieb am Habbel. „Nur die Thermik ist noch nicht so gut, die Luft ist noch zu kalt“, sagt Lisa. Trotz ihrer erst 16 Jahre weiß sie, wovon sie spricht, denn sie stieg bereits mit 14 Jahren erstmals in ein Segelflugzeug und absolvierte mit 15 ihren ersten Alleinflug. „Ich wollte Pilo-
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Erfolgreiche Mitglieder-Werbung „Mama, fahr mich zum Flugplatz, ich will fliegen“, scherzt Jens Vieregge. Auch er begann im Alter von 16 Jahren mit dem Segelfliegen. Der Plettenberger ist nicht nur seit 1998 Segelfluglehrer, sondern war auch von 2005 bis 2015 Erster Vorsitzender der Fliegergruppe Plettenberg/Herscheid. Unter seiner Ägide verstärkte die Fliegergruppe ihre Werbemaßnahmen, um jugendliche Mitglieder zu gewinnen. So wird seit drei Jahren eine Segelflug-AG in Zusammenarbeit mit dem Theodor-HeußGymnasium und dem Bergstadt-Gymnasium in Lüdenscheid durchgeführt. Fluglehrer vom Habbel gehen in die Schulen und vermitteln Neuntklässlern die theoretischen Grundlagen. Höhepunkt des Schuljahres ist dann der Besuch auf dem Flugplatz, der natürlich mit einem Schnupperflug verbunden ist. Auch in Folge dieser Maßnahmen steht die Fliegergruppe glänzend da. Von insgesamt etwa 130 Mitgliedern sind 60 Aktive, darunter elf Jugendliche. Sie widmen sich zu einem großen Teil dem Segelflug, der auch den Ursprung des Vereins bildet. „Der Motorflug wird parallel betrieben, schon allein, um die Segler in die Luft zu
schleppen“, erklärt Jens Vieregge. In der jüngeren Vergangenheit ist der Ultraleichtflug als preisgünstige Variante dazu gekommen.
Vereinseigene Flugzeuge und ehrenamtliche Fluglehrer Stichwort „Kosten“: Der Monatsbeitrag bei der Fliegerguppe Plettenberg/Herscheid kostet 40 Euro für Jugendliche und 80 für Erwachsene. Eine Ultraleichtflugstunde schlägt mit 52 Euro inklusive Treibstoff zu Buche. Die Fluglehrer arbeiten alle ehrenamtlich. Für die Mitglieder stehen vereinseigene Segel-, Ultraleicht- und Motorflugzeuge zur Verfügung. Um z.B. den Segelflugschein zu erwerben, braucht es zwei bis drei Jahre. In Begleitung eines Fluglehrers dürfen Jugendliche ab 14 Jahren ein Segelflugzeug steuern. „Ich bin immer nur mit Vereinsgerät geflogen“, erzählt Michael Hammer, Senior in der Runde. Er ist seit genau 50 Jahren dabei. „Durch Eigenarbeit bei der Pflege und Wartung der Maschinen und Rundflüge mit zahlenden Gästen konnte ich mein Hobby immer kostengünstig bestreiten.“ 1967 fing „der Lange“, wie er aus offensichtlichem Grund genannt wird, mit dem Segelfliegen an, stieg dann auch wegen seines Körpermaßes um ins Motorflugzeug. Er weiß, köstliche Anekdoten aus den 1960er und 70er Jahren zu erzählen. So hätten damals manches Mal erst die Kühe von
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der Wiese am Habbel gescheucht werden müssen, um sie als Start- und Landebahn nutzen zu können. „Für den Start der Segelflugzeuge gab es eine Seilwinde. Nach jedem Start musste das Seil mit einem Motorrad zurückgeholt werden.“ Michael Hammer kannte noch das Fliegerheim in Plettenberg am Dingeringhauser Weg. Nach dessen Verkauf im Jahr 1966 wurde am Habbel die Kantine als neues Vereinsdomizil errichtet. Das Gebäude ist sichtlich in die Jahre gekommen und so plant die Fliegergruppe ihr nächstes Großprojekt. Das Vorstandsteam um den Ersten Vorsitzenden Daniel Gärtner wurde beauftragt, die Planungen für einen Neubau aufzunehmen. Bange sind sie nämlich nicht, die immer noch tollkühnen Flieger vom Habbel.
HOCHZEITEN UND FEIERLICHKEITEN JEGLICHER ART IM HAUS BIS 200 PERSONEN CATERING AUSSER HAUS BIS 1500 PERSONEN
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„LEADER? ACH, SIE SINGEN!“ Bilanz nach einem Jahr Förderprogramm LEADER
von Martin Büdenbender derantrag scheuen, die fürchten, den Eigenanteil von 35 Prozent nicht leisten zu können, oder die grundsätzlich nicht an den Sinn und Zweck des Programms glauben. Aber Überzeugungsarbeit gehört ebenso zu den Aufgaben der beiden Regionalmanagerinnen, wie die Begleitung der einzelnen Projekte von der Idee bis zur Umsetzung.
historisches Foto aus dem Kreisarchiv vom Messing- und Drahtziehwerk in Werdohl-Bärenstein Neubau einer Fabrikhalle der Firma Berg vor etwa 100 Jahren
Damit das Lennetal schöner und lebenswerter wird, haben finanzielle Zuwendungen aus diversen Förderprogrammen in den letzten Jahren in der Region beachtliche Veränderungen ermöglicht. Fahrradwege wurden erschlossen, Parkanlagen errichtet, Altbauten renoviert und mit neuem Leben erfüllt und die Lenne als Freizeitraum zugänglich gemacht. Viel bewirkt hat vor allem das Regionale-Projekt LenneSchiene. Nahezu lückenlos schloss sich nach dessen Ende vor gut einem Jahr das europäische Förderprogramm LEADER an. Die beiden Regionalmanagerinnen für die LEADER-Region LenneSchiene, Silke Erdmann und Kathrin Hartwig, ziehen eine erste Bilanz. Vier Förderprojekte stehen am Start, vier weitere sind bereits angelaufen. EU-Gelder in Höhe von knapp 160.000 Euro fließen allein in diese ersten acht Projekte der LEADER-Region LenneSchiene. Und viele weitere gute Ideen zur Verbesserung der Lebensqualität im Lennetal warten auf ihre Umsetzung. Der Anfang, das darf mit Fug und Recht gesagt werden, ist gelungen. Zwar ist es immer noch notwendig, den sperrigen Projektnamen zu erklären. „Leader? Ach, Sie singen!“- Nein, so völlig missverstanden wird der Projektname nun doch nicht. LEADER steht für „Liaison Entre Actions de Développement de l‘Économie Rurale“ (Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft, mit dem Ziel die ländlichen Räume zu fördern). Und es gibt auch nach wie vor Skeptiker, die ihre Bedenken äußern, die den För-
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Industriegeschichte wird lebendig Gleich vier interessante Projekte haben in diesem Frühjahr grünes Licht erhalten. Vor allem Bürger der Stadt Werdohl haben die Chancen, die das Förderprogramm bietet, frühzeitig erkannt und sind an drei der ersten vier Projekte beteiligt. Neben der Konzeption, Gründung und Initiierung eines gemeinnützigen Quartiervereins im Stadtteil Königsburg und der Videodokumentation der kulturellen und pädagogischen Arbeit der Musikschule Lennetal, die in Werdohl ihren Hauptsitz hat, sticht vor allem das Projekt des Heimat- und Geschichtsvereins Werdohl e.V. ins Auge. „Werdohler Industriegeschichte im 19. und 20. Jahrhundert als Beispiel für strukturelle Veränderungen in einem alten Industriestandort an Lenne und Verse“, lautet der lange Projekttitel. Die Industrialisierung des Lenne- und Versetals hat insbesondere in Werdohl ihre Spuren hinterlassen. Trotz teils gravierender, struktureller Veränderungen trifft man entlang der Lenne auch heute noch auf viele alte Industriebauten, auf Wehranlagen und Wasserkraftwerke.
Der Bau der Ruhr-Sieg-Bahnstrecke vor gut 150 Jahren hat der Entwicklung der Industrie im Lennetal entscheidende Impulse gegeben. Die historische Bedeutung der alten Gebäude und auch der Eisenbahnlinie ist den Menschen oft gar nicht mehr bewusst. Der Heimat- und Geschichtsverein Werdohl unter dem Vorsitz von Heiner Burkhardt hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, dieses spannende Kapitel der Heimatgeschichte in den nächsten Monaten fachlich aufzubereiten und die Ergebnisse im Frühjahr 2018 in einer großen
ponate hofft man auf Hilfe aus der Bevölkerung und die Unterstützung heimischer Firmen. Neue Wege will man bei Recherche, Darstellung und Dokumentation gehen. Archive werden durchstöbert und Zeitzeugen sollen interviewt werden. Zeitgemäß werden sämtliche Ergebnisse des Projektes nicht nur in Form einer Ausstellung (Eröffnung am 11. März nächsten Jahres im Kulturbahnhof) und eines Begleitbandes, sondern auch digitalisiert zugänglich gemacht. So hofft man eine möglichst breite Öffentlichkeit zu erreichen.
Dr. Oliver Schulz (links) wird dem Arbeitskreis fachkundig zur Seite stehen (rechts Heiner Burkhardt) Arbeitskreis-Vorsitzender Manfred Wolf
Ausstellung zu präsentieren. Ohne die Fördergelder – LEADER unterstützt das Projekt mit 21.285 Euro – wäre dieses Vorhaben nicht umzusetzen. Zur Seite steht der Arbeitsgruppe um den Vorsitzenden Manfred Wolf mit Dr. Oliver Schulz ein renommierter Historiker. Aber auch Schülerinnen und Schüler der AlbertEinstein-Gesamtschule und der Realschule sollen mit in das Projekt eingebunden werden. Im Blick auf die Ex-
Info: LEADER-Projekt Werdohler Industriegeschichte im 19. und 20. Jahrhundert Projektträger: Heimat- und Geschichtsverein Werdohl e.V. LEADER-Förderung: 21.285,00 Euro (65%) Abstimmungsergebnisse der LAG: 9 Fürstimmen, keine Gegenstimmen, keine Enthaltung
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PLETTENBERGS ERSTE FAHRSCHULE FEIERT 90. GEBURTSTAG UND SCHLÄGT NEUES KAPITEL AUF Petra Midderhoff-Pingel übergibt Fahrschule Midderhoff an Marco Berghold
Umzug an den „Eiringhauser Pudding“
Die Fahrschule Midderhoff war die erste Fahrschule in Plettenberg. Generationen von Fahrschülern haben hier ihren Führerschein erworben. Im April konnte Inhaberin Petra Midderhoff-Pingel den 90. Geburtstag des Unternehmens feiern. Zu Anfang Juni übergibt sie die Fahrschule an den neuen Inhaber Marco Berghold. Am 27. April 1927 erhielt Wilhelm Abt die Konzession zum Betrieb einer Fahrschule. Das war die Geburtsstunde der Fahrschule Midderhoff & Abt. Dabei gehen die Anfänge noch weiter zurück bis ins Jahr 1910, als Franz Midderhoff, der Urgroßvater der heutigen Inhaberin Petra Midderhoff-Pingel, an der Reichsstraße in Eiringhausen eine Schlosserwerkstatt eröffnete. Franz’ Sohn Willy Midderhoff und dessen Kumpel Wilhelm Abt bauten den Familienbetrieb zur KFZ-Reparaturwerkstatt aus, die schließlich um den Geschäftszweig einer Fahrschule erweitert wurde.
Die Fahrschule führte Willi Midderhoff bis zu seinem Tod im Jahr 1984. Im August 1982 hatte seine Tochter Petra ihre Prüfung zur Fahrlehrerin bestanden und war seitdem im Familienbetrieb als Angestellte ihres Vaters beschäftigt. Nach dessen Tod wurde sie Geschäftsführerin. 1988 erwarb Petra Midderhoff-Pingel die Fahrschule aus dem Firmenverbund und führte sie als Alleininhaberin nun unter dem Namen Fahrschule Midderhoff. Unmittelbar nach dem 75. Jubiläum erfolgte im Januar 2003 der Umzug der Fahrschule von der Reichsstraße 36 zur Reichsstraße 56f, an den sog. „Eiringhauser Pudding“.
Neuer Inhaber - selber Name Jetzt, kurz nach dem 90. Geburtstag, wird ein neues Kapitel in der Geschichte der ersten Plettenberger Fahrschule aufgeschlagen. Anfang Juni übergibt Petra MidderhoffPingel die Fahrschule an Marco Berghold. Der 40-Jährige arbeitet seit 13 Jahren als Fahrlehrer, zunächst in Werdohl und seit elf Jahren in Plettenberg. Jetzt macht er den Schritt in die Selbstständigkeit. Marco Berghold hat die Fahrlehrerlizenzen für alle PKW-Klassen und Motorräder. Neben der Ausbildung der Fahrschüler möchte Marco Berghold auch geführte Motorradtouren für die Fahrschüler anbieten.
Schwere Jahre nach Unfalltod des Mitgründers Willy Midderhoff verunglückte am 4. Juni 1932 tödlich. Fortan führten Wilhelm Abt und Willys Frau Grethe die Geschäfte. Eine schwere Zeit für Grethe, die als allein erziehende Mutter gleichermaßen Verantwortung für den Betrieb wie für ihre sieben Kinder zu tragen hatte. Ende 1956 schied Wilhelm Abt aus Altersgründen aus der Firma aus. Spätestens als Grethe Midderhoffs ältester Sohn, der KFZ-Meister Willi Midderhoff, gemeinsam mit seinem Bruder Franz im Februar 1957 die Geschäfte übernahm, drehte sich in der Familie alles ums Thema Kraftfahrzeug. Zu KFZ-Werkstatt und Fahrschule waren inzwischen die Geschäftszweige Fiat-/Audi-/NSU-Vertretung, Spedition, Tankstelle und Taxidienst gekommen.
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Fahrschule Midderhoff (ab Anfang Juni: Inhaber Marco Berghold) Reichsstr. 56f 58840 Plettenberg Tel. 02391/53543 Fax 02391/950605 E-Mail email@midderhoff.info www.midderhoff.info
Heilpraktikerin Petra Hammecke gibt für Komplett Gesundheitstipps.
Wenn die Nase juckt und die Augen tränen Der Frühling ist da und alle freuen sich auf die erwachende Natur, wären da nicht Niesreiz, geschwollene Nase, Juckreiz, tränende Augen oder Atemwegsbeschwerden, die Pollenallergikern jetzt das Leben schwer machen. Noch vor 50 Jahren galt eine Allergie als Rarität. Heute ist bereits jeder Dritte in Deutschland von einer Allergie betroffen. Verdoppelt hat sich in den letzten zehn Jahren auch die Zahl der Lebensmittelallergien. Tendenz
Symptome nicht zu unterdrücken, sondern die Selbstheilungskräfte zu aktivieren, damit das Immunsystem wieder ins Gleichgewicht kommen kann. Da das Allergen für eine naturheilkundliche Behandlung nicht zwingend bekannt sein muss, bietet sich hier eine regulierende Behandlung mit homöopatischen Komplexmitteln, Eigenblut, Darmsanierung und Akkupunktur an. Auch eine Kombination dieser Behandlungsformen kann sinnvoll sein. Was viele nicht wissen: 80 Prozent aller immunkompetenten Zellen sitzen im Darm und so spielt eine intakte Darmschleimhaut eine besondere Rolle bei der Abwehr von Allergenen. Auch wenn der Pollenallergiker oftmals erst in die Pra-
steigend. Kinder allergiebelasteter Eltern sind dabei besonders gefährdet. Bei einer Allergie kommt es zu einer „überschießenden“ Reaktion des Immunsystems durch eindringende Fremdstoffe. Der Körper reagiert mit Entzündungszeichen und bildet Antikörper gegen das Allergen. Als bekanntester Botenstoff wird Histamin freigesetzt und bewirkt an der Haut oder an den Schleimhäuten die allergische Reaktion. Als beeinflussende Faktoren werden eine genetische Disposition, belastete Nahrungsmittel, Schadstoffund Umweltbelastung, übertriebene Hygiene, erhöhte Stressbelastung und eine gestörte Barrierefunktion der Schleimhäute diskutiert. Die Frage, warum manche Menschen ein Leben lang immun gegenüber Allergieauslösern sind und andere zunehmend an Allergien leiden, ist bis heute nicht geklärt. Laut der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergolie und klinische Immunologie sind Antihistaminika Mittel der ersten Wahl. Auch die Einnahme von Kortisonpräparaten bessert zwar schnell die Symptome, aber das Krankheitsbild der Allergie bleibt bestehen. Viele Betroffene klagen außerdem nach der Einnahme dieser Medikamente unter Müdigkeit oder Mundtrockenheit. Droht bei einer Allergie ein sogenannter Etagenwechsel auf die unteren Atemwege, so kann auch eine Hyposensibilisierung in Betracht gezogen werden. Hierfür muss allerding das Allergen bekannt sein.
xis kommt, wenn die Allergie schon in vollem Gange ist, kann sowohl eine symptombezogene als auch eine immunmodulierende Therapie begonnen werden.
Auf Ernährung achten Wie der Nahrungsmittelallergiker, der notwendigerweise auf das betreffende Lebensmittel verzichten muss, hat auch der Pollenallergiker während der Pollenzeit oft Probleme mit bestimmten Nahrungsmitteln, die nicht nur die Kreuzallergene betreffen. Der Betroffene sollte auf eine allergiefreundliche Ernährungsweise achten, d.h. natürlich der Verzicht auf die Kreuzallergene, histaminhaltige und histaminfreisetzende Lebensmittel wie z.B. Tomaten, Erdbeeren, Aromen, Schokolade… Dafür vitaminreich (insbesondere Vitamin C) und enzymreich essen und viel Wasser trinken. Tipp: Kreuzallergien beachten! Birkenpollenallergiker reagieren auch auf Äpfel und Haselnüsse.
Selbstheilungskräfte aktivieren Welche Optionen hält nun aber die Naturheilkunde bereit? Ziel einer homöopatischen Behandlung ist es, die
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AUSBILDUNGSENDE IST ERST DER ANFANG – JUNGE LEUTE AUFSTIEGSORIENTIERT
von Rüdiger Kahlke
„Start smart“: Mit Workshop bietet IG Metall Hilfe an Schnittstelle zum Einstieg ins Arbeitsleben Ausbildung beendet . Oder ist das Ende ein neuer Anfang? Karina Schültke denkt schon weiter, plant ihre Zukunft. „Was man nach der Ausbildung machen kann“, ist für die Technische Produktdesignerin Motivation, bei „Start smart“ aufzukreuzen. Workshops und Erfahrungsaustausch sind Inhalte der Konferenz für junge Leute zwischen Ausbildung oder Studienabschluss und Einstieg ins Arbeitsleben. Für Karina Schültke und viele andere gehört eine weitere Qualifikationsrunde dazu. Mit „Start smart“ hatte die IG Metall für den Märkischen Kreis und die Region um Hagen im März eine Plattform geboten, auf der junge Leute sich informieren konnten. Mit organisiert hat die Konferenz Fabian Ferber, Jugendsekretär der IG Metall im Märkischen Kreis. Das Interesse ist groß. Rund 120 Teilnehmer kommen nach Feierabend in die Stadthalle in Hagen. Viele stehen am Ende ihrer Ausbildung in Betrieben in Plettenberg, Werdohl oder Umgebung. Andere haben ein duales Studium begonnen oder tragen sich mit dem Gedanken, „irgendwie weiter zu machen“. Oder wie Kevin Schmitz, Jugendsekretär der IG Metall Hagen, es zusammenfasst: „In allen Köpfen ist drin, nichts mehr wert zu sein, wenn sie nichts tun.“
Auszubildende fühlen sich ausgebremst Die jungen Leute um die 20 sehen die Zwänge. Eine Umfrage im Saal ergibt: • Etwa 50 Prozent haben noch keine Übernahmegarantie für die Zeit nach der Ausbildung. • Etwa jeder Fünfte hat schon Erfahrungen mit Zeit- oder Leiharbeit gemacht. • Etwa ein Drittel hat sich bereits für eine Weiterbildung entschieden. Wie kann das sein angesichts der ständigen Klagen über den Fachkräftemangel? Die Zahl der Studierenden ist ra-
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sant gestiegen. 2014 kamen mehr als eine halbe Millionen Studienanfänger an die Hochschulen – 150.000 mehr als noch zehn Jahre zuvor. Auszubildende fühlen sich ausgebremst oder spüren den Konkurrenzdruck , wenn es um Aufstiegschancen geht. Fabian Ferber: „Nach der Ausbildung erweist sich Weiterbildung schon als notwendig.“ Die Unsicherheit ist groß. Deswegen hat die IG Metall Aus- und Weiterbildungsexperten der Südwestfälischen Industrieund Handelskammer und Talent-Scouts der Ruhr-Uni Bochum mit ins Boot geholt. Sie stellen Weiterbildungsmöglichkeiten vor. Experten für Arbeits- und Tarifrecht aus den Gewerkschaften informieren über Rechte und Verdienstmöglichkeiten. Als „sehr interessiert und engagiert“ beschreibt Martin Kohlert, Leiter des Bereichs Aus- und Weiterbildung der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK), den Start-Smart-Teilnehmerkreis. Kosten, Dauer der Weiterbildung, Zugangsvoraussetzungen seien Kernfragen gewesen. Die SIHK-Mitarbeiter konnten Wege aufzeigen und Tipps geben. „Abends eine Weiterbildung zu machen, hat bei den Unternehmen mehr Akzeptanz“, weiß Kohlert aus Erfahrung. Entscheiden und Ziele setzen müssten die jungen Leute selbst. „Berufe, die wir anbieten sind zukunftsfest“, sagte der SIHK-Berater und macht Mut, nach Abschluss der Ausbildung nicht stehen zu bleiben.
Talent-Scouts bieten Orientierungshilfe Junge Leute begleiten, teilweise von der Schule bis durchs Studium, ist auch Ziel der Talent-Scouts. „Wir wollen keine Eliten“, betont Serhat Demir, Talent-Scout der Ruhr-Uni Bochum. Talent hätten nicht nur die, „die gute Noten haben.“ Oft seien dafür nur Lebenszusammenhänge entscheidend. Die Talent-Scouts helfen bei der Berufs- und Studienwahl, zeigen Möglichkeiten und Alternativen auf, „auch aufgrund
unserer eigenen Lebenserfahrung“, sagt Demir. Mit der Aktion, die eine Fortsetzung finden soll, will die IG Metall „junge Leute in einer entscheidenden Lebensphase begleiten“, sagt Fabian Ferber. Beruf soll nicht nur Spaß machen, er soll auch ein angemessenes Leben ermöglichen. „Keiner redet über Geld. Wir schon“, betont der Gewerkschafter. Entsprechend groß war das Interesse an dem Workshop „Ohne Moos nix los“. Anke Zaar vom IG-Metall-Landesbezirk informierte, worauf bei der Eingruppierung nach der Ausbildung zu achten ist. Was kann ich fordern oder erwarten, seien zentrale Fragen gewesen. Sie hat viel mit Hochschulabsolventen zu tun, die „oft keine Ahnung haben“, welches Einkommen sie erwarten können. Gute Ausbildung hat einen Wert – für den Ausgebildeten, aber auch für das Unternehmen. Auch das ist ein Thema zwischen Ausbildung und Beruf.
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Firma Schawag ausgezeichnet mit Prädikat „Profi im Handwerk“ Die Firma Schawag Technik und Service ist zum vierten Mal in Folge mit dem TÜV-Siegel „Profi im Handwerk“ ausgezeichnet worden. Seit 2009 nimmt Dipl.-Ing. Ralf Schawag mit seiner Firma an dieser bundesweiten Qualitätsoffensive für Handwerksunternehmen teil. Ziel sind „Bestleistungen im Handwerk“. Das Konzept wurde in Kooperation mit der Universität Bremen entwickelt und verbindet praktische Erfahrungen mit wissenschaftlicher Forschung. Am Qualifizierungsprozess beteiligt sind alle Mitarbeiter: vom Chef über Projekt- und Kundendienstleiter bis zum Gesellen, Auszubildenden und den Büromitarbeitern. Das Ergebnis sind hochwertige Leistungen, eine professionelle Organisation mit reibungslosen Abläufen und nicht zuletzt eine außergewöhnliche Ausbildungsqualität. Am Ende der intensiven zweijährigen Qualifizierungsphase steht die Prüfung durch den TÜV. Das TÜV-Siegel ist zwei Jahre lang gültig.
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„ICH WILL NICHT AN DER KARRE VERSAUERN“
Text Bernhard Schlütter Fotos Martin Büdenbender
Für Christian Dirszka und Robin Benfer beginnt nach der Ausbildung bei SEISSENSCHMIDT die Karriere erst richtig Betriebe aus Industrie und Handwerk im Märkischen Kreis sowie die Agentur für Arbeit Iserlohn werben aktiv um Auszubildende. Der Bedarf an Fachkräftenachwuchs in den heimischen Unternehmen ist groß. Viele Jugendliche entscheiden sich nach dem ersten Schulabschluss für weitere schulische Bildungsgänge oder ein Studium. Dabei wäre eine betriebliche Ausbildung für manchen jungen Menschen der bessere Weg. „Eine Ausbildung vor einem Studium ist empfehlenswert“, sagt Kathrin Groos, Ausbildungsleiterin bei der SEISSENSCHMIDT GmbH in Plettenberg. „Die praktische Grundlage wird immer wichtiger.“ Und sie bricht auch eine Lanze für den Hauptschulabschluss: „Gerade die Zeppelinschule mit dem Kompetenzzentrum Berufsorientierung Plettenberg macht einen sehr guten Job.“ Das bestätigen Christian Dirszka (23) und Robin Benfer (22), die ihren Hauptschulabschluss an der Zeppelinschule bzw. der Hauptschule Böddinghauser Feld gemacht haben. Die beiden Schulen wurden im Jahr 2012 zusammengelegt und es entstand die Zeppelinschule mit dem KBOP. Christian Dirszka absolvierte bei SEISSENSCHMIDT die Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik, Robin Benfer zum Maschinen- und Anlagenfüh-
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rer. Ihre Laufbahnen zeigen beispielhaft auf, dass der Hauptschulabschluss eine gute Basis für das berufliche Fortkommen sein kann.
Entscheidung für die Hauptschule nicht bereut Christian Dirszka ging von der Grundschule zunächst auf die Realschule, wechselte zur 6. Klasse auf die Hauptschule. „Das war gut für mich“, weiß er rückblickend. Nach einem halben Jahr wurde er hochgestuft in Klasse 7. „Die Lehrer auf der Zeppelinschule haben sich gut um die Schüler gekümmert. Wir wurden über verschiedene berufliche Möglichkeiten informiert, haben Betriebsbesichtigungen und Praktika gemacht.“ Für Christian Dirszka stand fest: „Ich möchte nicht an eine Maschine und keine Metallteile produzieren.“ Er machte nach der Hauptschule auch noch den Realschulabschluss am Berufskolleg Technik (BKT) in Lüdenscheid, dann folgte die Ausbildung zum Elektroniker bei SEISSENSCHMIDT. „Ich war immer gut in Mathe.“ Das kam ihm zugute und er konnte die Ausbildung von dreieinhalb auf drei Jahre verkürzen. Robin Benfer fand die Möglichkeit sehr gut, während
der Hauptschulzeit mehrere Berufspraktika machen zu können. „Ich habe ein Praktikum in einem Handwerksbetrieb gemacht. Das war nichts für mich. Nach einem weiteren Praktikum in der Industrie wollte ich dann Schlosser werden.“ Robin wurde erst mal Maschinenund Anlagenführer, ein sogenannter Metallnebenberuf mit zweijähriger Ausbildungszeit. Das Ziel Schlosser hat er nicht aus den Augen verloren, durch Teilnahme an Weiterbildungen kann er es erreichen. „Ich will nicht an der Karre versauern“, hat er sich fest vorgenommen, beruflich weiter voran zu kommen. Die „Karre“, damit meint er die Maschine, an der er derzeit noch arbeitet. „Auf der betrieblichen Ausbildung aufbauend sind Abschlüsse als Meister, Techniker und höhere Schulabschlüsse bis hin zum Studium möglich“, erklärt Kathrin Groos. Zudem biete SEISSENSCHMIDT mit der „Kompetenzschmiede“ ein internes Fortbildungsprogramm an. Zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung trägt auch das Projekt „Erfahrungswelt“ bei. Auszubildende und Mitarbeiter im Ruhestand treffen sich regelmäßig, tauschen Erfahrungen aus oder unternehmen einfach gemeinsam etwas. „Davon profitieren alle Beteiligten“, berichtet Thomas Winkler, verantwortlich für das Diversity Management bei SEISSENSCHMIDT.
„Wir brauchen Leute, die Bock auf den Beruf haben“ Sowohl Kathrin Groos als auch Thomas Winkler betonen, dass das Unternehmen SEISSENSCHMIDT sehr gute Erfahrungen mit den Absolventen der Zeppelinschule und des KBOP mache. „Die Hauptschüler sind besser aufs Berufsleben vorbereitet als die meisten anderen Schüler“, berichtet Kathrin Groos. Thomas Winkler gehört für SEISSENSCHMIDT dem KBOP-Beirat an. „Das Plettenberger Konzept ist einmalig in Nordrhein-Westfalen. In den Profilklassen Industrie/Handwerk, Handel/Wirtschaft und
Soziales/Gesundheit werden Weichen gestellt. Das KBOP ist wertvoll für die Jugendlichen, für unsere Stadt und für die Unternehmen hier“, wirbt er für das Plettenberger Hauptschulmodell. Und Schulnoten seien eben längst nicht alles, betont Kathrin Groos: „Wir brauchen Leute, die Bock auf den Beruf haben. Unser Ziel ist, dass die Leute bei uns bleiben. Dafür bilden wir aus.“ Thomas Winkler ergänzt: „Für uns stellt sich nicht die Frage, wer der Beste ist, sondern wen können wir am besten gebrauchen.“ Da spielten soziale Kompetenzen wie Lernwilligkeit und Teamfähigkeit eine ganz große Rolle. Und was rät Robin Benfer den Jugendlichen? Was müssen sie mitbringen, um eine Ausbildungsstelle zu bekommen? „Lust“, antwortet er wie aus der Pistole geschossen.
Zahlreiche Ausbildungsplätze sind frei Die Chancen von Jugendlichen, einen Ausbildungsplatz im Märkischen Kreis zu bekommen, sind zurzeit sehr gut. Die Agentur für Arbeit Iserlohn meldete im März, dass rechnerisch auf jeden noch unversorgten Jugendlichen ein freier Ausbildungsplatz käme. Und gerade in zahlreichen Industrie- und Handwerksberufen übersteigt die Zahl der für das im Sommer beginnende Ausbildungsjahr noch freien Stellen die der Bewerber. Bei SEISSENSCHMIDT wird jetzt schon für den Ausbildungsbeginn 2018 geplant, aber in vielen anderen Industrie- und Handwerksunternehmen in der Region sind auch noch Ausbildungsplätze für dieses Jahr zu vergeben. Informationen erhalten Bewerber/-innen bei der Agentur für Arbeit. Die Berufsberatung ist kostenlos erreichbar unter der Telefonnummer 0800/4 5555 00. Ausbildungsbetriebe erreichen den gemeinsamen Arbeitgeberservice von Agentur für Arbeit Iserlohn und Jobcenter Märkischer Kreis kostenlos unter Telefon 0800/4 5555 20. Kathrin Gro o
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Christian Dirszka
Robin Benfer
Thomas Winkler
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BERUFSWAHL: UNTERNEHMEN SEHEN ELTERN IN SCHLÜSSELFUNKTION Kreis und Wirtschaft werben mit „Elterndays“ für betriebliche Ausbildung Auf „750 bis 1000“ schätzt Sven Haarhaus die jährliche Zahl der Bewerbungen für die 20 Ausbildungsbildungsplätze bei VDM Metals in Werdohl. Trotz der hohen Zahl sei der Anteil der passenden Bewerber rückläufig, bilanziert der Personalreferent des renommierten Unternehmens. Ein Grund: die Tendenz weg von der klassischen dualen Ausbildung im Betrieb hin zum Studium. Mit den „Elterndays“ wollen der Märkische Kreis und zwölf renommierte Unternehmen für die betriebliche Ausbildung werben. Ihre Zielgruppe: die Eltern. Sie gelten als „die wichtigsten Ratgeber im Berufswahlprozess von Jugendlichen“, heißt es dazu in einem Flyer des Regionalen Bildungsbüros im Märkischen Kreis. Michael Herget betreut hier das Projekt, bei dem Eltern zwischen Ende April und Mitte Juni ein Dutzend Ausbildungsbetriebe kennenlernen und sich informieren können. Sein Ansatz ist es, „Eltern fitter zu machen, wie Ausbildung und Arbeitsplätze heute aussehen“. Zudem will der Kreis mit dem Programm „Kein Abschluss ohne Anschluss“ die betriebliche Ausbildung attraktiver machen und zeigen, welche Chancen sie bietet. Eltern, so Herget, knüpften an eigene Erfahrungen an und „haben wenig im Blick, was sich da getan hat.“ Die Elterndays bieten sozusagen Nachhilfe vor Ort. Das Projekt ist 2013 gestartet. „Anfangs galt es noch Unternehmen zu finden, die mitmachen“, so Herget. Inzwischen drängen Firmen sich dabei zu sein. Herget geht die Tendenz in eine Richtung, „wo man verstärkt um junge Leute ringen will.“
Facharbeiter-Prüfung keine Sackgasse „Wir machen das nicht zum Spaß“, verweist Sven Haarhaus auf die vielfältigen VDM-Aktivitäten. Neben Patenschaften mit Schulen, Hilfestellung im Technik-Unterricht oder auf Ausbildungsbörsen ist VDM auch bei den Elterndays dabei. Viele schlagen „Wege ein, die für sie falsch sind“, meint der VDM-Personaler und verweist darauf,
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dass viele auf verantwortlichen Positionen im Unternehmen zuvor eine betriebliche Ausbildung durchlaufen haben. „Wir brauchen diese Fachkräfte“, sagt er. Mit der Facharbeiter-Prüfung sei der Weg nicht zu Ende. Eltern sieht er in einer Schlüsselfunktion bei der Berufswahl der Kinder. Sie stellen auch die Fragen, weiß Haarhaus aus Erfahrung. Antworten zur Ausbildung, Aufstiegsmöglichkeiten, zu veränderten Berufsbildern, auch solchen, die es zu der Zeit, als die Eltern ihren Beruf wählten, noch nicht gab, Hinweise zur Bewerbung und Tipps, was Schüler noch tun können, um ihre Chancen zu verbessern, gibt es bei den Elterndays. Bei VDM Metall am 1. Juni, 17 bis 19 Uhr.
Service: Informationen zum Elternday, Terminen und teilnehmenden Betrieben:: www.maerkischer-kreis.de/elternday/index.php Anmeldung Mail: elternday@maerkischer-kreis.de Fax: 02351 966-6979
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STELLENABBAU: DURA NENNT ZAHLEN Betriebsrat schließt Kündigungen ohne Sozialplan aus 240 Arbeitsplätze will der Plettenberger Automobilzulieferer Dura noch in diesem Jahr streichen. Damit hatte die Geschäftsleitung Ende März erstmals nach mehr als 15 Monaten die Pläne zum Stellenabbau konkretisiert. Zudem signalisierte die Geschäftsleitung Eile. DURA-Geschäftsführer David Pettyes war im März ohne Vorankündigung zur Betriebsversammlung gekommen, um diese Botschaft zu übermitteln, so berichtete die IG Metall. Den Abbau von Arbeitsplätzen habe der Arbeitgeber mit dem Auftragsrückgang für den Bereich Leisten und Blenden begründet. Das Ziel: Bis Ende April sollten ein Interessenausgleich und ein Sozialplan stehen. Bei Redaktionsschluss war ein Ergebnis noch nicht absehbar. Die IG Metall rügte, dass der Arbeitsgeber in den vergangenen Monaten „nichts gemacht“ habe, um den absehbaren Auftragsrückgang entgegenzuwirken. Während in Plettenberg Aufträge fehlen, sei bei einem Dura-Mitbewerber in Wuppertal Mehrarbeit angesagt, machte Fabian Ferber, Sprecher der IG-Metall-Verwaltungsstelle auf die Misere aufmerksam. Und Torsten Kasukbe, 2. Bevollmächtigter der IG Metall im Märkischen Kreis, monierte schon im März: „Seit Jahren hat sich die amerikanische Geschäftsführung nicht um neue Aufträge für Plettenberg bemüht.“
Schnell Klarheit? Aus dem Unternehmen verlautete derweil, man wünsche sich, zügig zu einer vernünftigen Lösung zu kommen. Dr. F.-Oliver Denzler, Werksleiter von Dura Leisten & Blenden, wird mit den Worten zitiert: „Wir möchten für unsere Mitarbeiter und Kunden so schnell wie möglich Klarheit, auch im Interesse des Betriebsrats“. Diese Klarheit hatten Betriebsrat und IG Metall seit Monaten gefordert.
Mit der Ankündigung, die 240 Stellen zu streichen, sei klar, dass es sich um eine Betriebsänderung handelt, stellt Faruk Ikinci, Vorsitzender des Dura-Betriebsrates, fest. Für ihn ist auch klar, dass es ohne Sozialplan keine Kündigungen geben kann. Der Betriebsrat werde sich nicht unter Druck setzen lassen, so Ikinci. Kündigungsfristen hängen vom Alter der Beschäftigten und der Dauer der Betriebszugehörigkeit ab. Sie können bei älteren Mitarbeitern, die zudem schon lange im Betrieb sind, bis zu einem Jahr betragen. (rk)
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INDUSTRIE IN SÜDWESTFALEN Erfolg durch Innovation und Kooperation Das industrielle Herz Nordrhein-Westfalens schlägt in Südwestfalen. Was den Anteil der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe angeht, zählt die ländliche Region zwischen Ruhr und Sieg bundesweit zur Spitzengruppe. Gründe dafür gibt es viele, etwa das hohe Innovationspotenzial der oft familiengeführten Unternehmen - und man kennt sich untereinander, redet miteinander, tauscht Erfahrungen und Ideen aus, vernetzt sich und kooperiert.
Beispiel Expertise Sauerland Bestes Beispiel hierfür ist die Expertise Sauerland, ein Firmenverbund, der aus acht mittelständischen Unternehmen zwischen Neuenrade und Halver besteht, die ihr Produkt- und Technologieportfolio unter einer Dachmarke anbieten. Ziel diese Kooperation ist es, das Know-How branchenübergreifend aus den Bereichen Kunststoff- und Metallverarbeitung, Stanz-, Umform- und Biegetechnik, Dreh- und Frästechnik sowie Werkzeugbau zu bündeln. Daraus ergibt sich, dass
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von Martin Büdenbender Kundenwünsche und Produkte, in die unterschiedliche Fertigungskompetenzen hineinfließen müssen, innerhalb des Netzwerks angeboten werden. Komplexe Baugruppen sind so aus einer Hand realisierbar.
Beispiel Werdohler Wirtschaftsfrühstück Viele Unternehmen haben erkannt, dass es heute mehr denn je wichtig ist, miteinander ins Gespräch zu kommen. Ein weiteres Beispiel: Das Werdohler Wirtschaftsfrühstück ist 2011 mit der Zielvorgabe einer lokalen und regionalen Kontakt- und Netzwerkpflege an den Start gegangen. Die Veranstaltung versteht sich als eine Plattform für den kommunikativen Austausch von Inhabern und Führungskräften Werdohler Betriebe. Auch die 5. Auflage des Werdohler Wirtschaftsfrühstücks, die kürzlich in den Räumen der Rötelmann GmbH stattfand, verbuchten die beiden Veranstalter, die Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) und Werdohl-Marketing, als Erfolg.
Im interessanten Ambiente der Rötelmann‘schen Fabrikhalle, die vorübergehend zu einem Bistro und Vortragsraum umfunktioniert worden war, fühlten sich die Teilnehmer sichtlich wohl und kamen schnell ins Gespräch miteinander. Wie schon bei allen früheren Veranstaltungen gewährte der Gastgeber auch diesmal aufschlussreiche Einblicke in sein Unternehmen. Geschäftsführer Ludwig Kirchhoff-Stewens stellte in seinem Vortrag die über 100jährige Firmengeschichte vor und rückte dabei immer den Menschen in den Mittelpunkt: „Die Mitarbeiter sind das größte Kapital einer Firma.“
Beispiel Balver Wirtschaftsgespräche Eine dem Wirtschaftsfrühstück ähnliche Veranstaltung organisiert das Stadtmarketing Balve mit den bereits seit 2006 durchgeführten Wirtschaftsgesprächen. In den Räumen des Schlosses lassen sich mittelständische Unternehmer durch brisante politische Themen sowie spannende Podiumsdiskussionen inspirieren und werden zum Meinungsaustausch angeregt. Angeknüpft an das größte Balver Sportereignis, das Reitsportturnier Balve Optimum, standen in den ersten
Jahren sportwirtschaftliche Themen im Vordergrund, etwa „Sportevents und der Fiskus“ oder „Sportevents – Perspektiven für den Mittelstand“. Großen Zuspruch fanden aber auch in den folgenden Jahren die meist mit prominenten Referenten aufgewerteten Gesprächsrunden, etwa das Wirtschaftsgespräch 2012 zum Thema „Deutschland im demografischen Wandel“ mit der damaligen Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen, 2013 „Europa im Wandel“ mit Wolfgang Kubicki (Mitglied im Bundesvorstand der FDP und Vorsitzender der FDP-Fraktion im Landtag Schleswig Holstein) oder 2015 das Thema „Energiewende in Deutschland – Bedrohung für den Mittelstand?“ mit Garrelt Duin, Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes NRW. Auch in den anderen Kommunen der Region hat man die Bedeutung derartiger Aktivitäten erkannt. Etwa in Plettenberg, wo man Idee des Wirtschaftsfrühstücks gerne aufgreifen möchte. Diese Idee, bestätigt Steffen Reeder vom Stadtmarketing Plettenberg, „ist tatsächlich gerade erst im Rahmen der AG Arbeit und Wirtschaft im Stadtmarketingverein geboren worden.“
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„DER WELT ZEIGEN, WIE KREATIV WIR HIER SIND“ Katja Krah vernetzt auf Internetplattform Künstler in der Region
Es gibt im Sauerland so viel mehr, als man gemeinhin denkt. Dazu gehören auch Kulturschaffende wie die Plettenbergerin Katja Krah, die mit ihrer Künstlerinitiative „Künstler im Märkischen Kreis & Freunde“ Kreativen die Möglichkeit gibt, sich miteinander zu vernetzen. Und ihr Können zu präsentieren. Ob es sich dabei um Fotografien handelt, Malereien, Skulpturen oder Musik - auf Katjas Facebook-Seite ist kreativer Output ausdrücklich willkommen. Hier werden auch besonders interessante Events gepostet oder Jobangebote, die sich an Künstler richten. Oder Vernissagen und Presseberichte über das Kunstgeschehen in und um den Märkischen Kreis herum. Katja Krah ist 1964 in Plettenberg geboren und bewegte sich Zeit ihres Lebens in den Städten und Dörfern des Märkischen Kreises. Sie kennt hier jeden und alles und weiß genau, wo etwas los ist, wer wo Kunst macht oder welche Trends in der Kunst gerade angesagt sind. Aber das reicht ihr eben nicht. Sie will die hier lebenden Künstler zusammenbringen, will sie aus dem stillen Kämmerlein hervorholen, Selbstbewusstsein stärken und ihnen die Möglichkeit geben, von der Welt gesehen und gehört zu werden. Ohne dazu in die nächste Großstadt ziehen zu müssen. Katja ist eigentlich gelernte KFZ-Mechanikerin. Ein Beruf, der ihr Spaß gemacht hat, in dem es aber vor 30 Jahren keine Möglichkeit gab, als junge Frau zu arbeiten. So stellte sie ihr Wissen erst einmal eine Zeitlang einem großen Automobilzulieferer zur Verfügung, heiratete und bekam zwei Kinder. Und fühlte sich auf die Dauer irgendwie nicht wirklich richtig gefordert. Kinder werden
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von Iris Kannenberg
größer, sie kommen in die Schule und so ein Powerpaket wie Katja sucht dann eben nach neuen Möglichkeiten. Ganz klar. Da kam es ihr gerade recht, dass ihre Schwester einen Kreativladen in Attendorn eröffnete und sie einfach mit hineinnahm. Die beiden Schwestern begannen, Kreativkurse anzubieten. Katja entdeckte ihre Liebe zur Malerei und begann, sich in diesem Bereich gezielt weiterzubilden. Seit 2005 arbeitet sie zudem als OGSBetreuerin in der Grundschule HerscheidHüinghausen, richtete dort für die Kinder eine Atelierwerkstatt ein, in der auch die ganz Kleinen schon zeigen können, was sie im Bereich Kreativität begeistert. Katja Krah arbeitet aber eben auch weit darüber hinaus aktiv mit, Kunst und Künstler im Sauerland zu unterstützen und zu fördern. So bei den Treffen der Kulturschaffenden der Leader-Region Lenneschiene. Auch dort leistet sie aktiv Unterstützung und Hilfe bei Fragen, die sich für Kulturschaffende und Künstler auftun.
Interview „Alles ist da, wir müssen es nur nutzen“ Katja, wie kam es bei Deinem eh schon hohen Arbeitspensum dazu, dass Du auch noch diese Künstlerinitiative auf Facebook gegründet hast? Das hat sich folgerichtig für mich ergeben. Ich arbeite seit langem mit einer Gruppe von Künstlern zusammen, die sich die „Querdenker“ nennt. Wir haben uns in der VHS bei diversen Malkursen kennengelernt und begonnen, gemeinsam auszustellen und an kulturellen Events teilzunehmen. Haben zusammen Galerien besucht, Fahrten in Museen organisiert und auch an Wettbewerben teilgenommen. Ich habe so sogar 2014 den Hobbit-Kunstpreis in Altena gewonnen. Mit meinem Bild „Roter Stier“. Durch die Gruppe der „Querdenker“ habe ich viele neue Impulse bekommen, mich weiterentwickelt, aber auch immer Zuspruch erfahren. Ohne die Gruppe hätte ich mich vieles nicht getraut. Vor einiger Zeit habe ich dann angefangen, auch mit den neuen Medien zu arbeiten, Social Media zu nutzen und
dachte: „Was im Kleinen geht und analog, müsste doch auch im Großen und digital funktionieren.“ War das gleich erfolgreich? Ja, das wird gut angenommen. Es spricht sich herum, dass man sich hier vernetzen kann, es immer wieder interessante Austauschmöglichkeiten gibt und man andere kennenlernt. Die Gruppe, die dort allmählich zusammenwächst, macht sich untereinander Mut, die Künstler treffen sich, empfehlen sich gegenseitig für Jobs und sind ganz allgemein besser informiert, was in der Kunst hier im MK gerade so angesagt ist. Was willst Du damit bewegen? Ich möchte die vielen Künstler, die wir hier im Märkischen Kreis haben, herauslocken, sichtbar machen. Der Welt zeigen, wie kreativ wir hier sind. Es gibt hier so viele begabte Menschen, aber etliche trauen sich nicht an die Öffentlichkeit oder kennen einfach niemanden, an den sie sich wenden können. So eine Gemeinschaft soll auch sagen: Leute, ihr seid nicht alleine. Traut euch, trefft euch, macht mit, wenn etwas geboten wird. Zeigt der Welt, wer ihr seid und was ihr drauf habt. Und es gibt viele weitere Möglichkeiten, die Plattform zu nutzen. Silke Erdmann vom Leadermanagement hat in der Gruppe eine Liste hinterlegt mit dem Ziel, eine Übersicht zu erstellen, von dem, was es an kreativem Potenzial so alles gibt bei uns. Und das ist gewaltig. Jeder unserer vielen Künstler hier, der Lust dazu hat, kann sich in diese Liste eintragen und wird dann z.B. eingeladen zu den Treffen und Aktionen, die wir planen. Natürlich kann man auch einfach mal schauen, wer etwas Ähnliches macht wie man selbst und vielleicht gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Du bist ja da auch ganz rege. Und Du hast das Dorf Pasel, in dem Du schon sehr lange lebst, ganz vorbildlich und nach dem Motto „Geht doch“ in ein Kulturzentrum verwandelt... Ich natürlich nicht alleine. Das haben wir dort alle zusammen erreicht. Wir haben ein Bürgerhaus in unserer alten Dorfschule gegründet, das nutzen wir aktiv für Kreativkurse, Ausstellungen, Konzerte und Feste. Das bringt Leben in die Dorfgemeinschaft, schafft Synergien und macht einfach Spaß. Was mir eben auch sehr am Herzen liegt: Die jungen Menschen so früh es geht mit hineinzunehmen in die kreativen Schaffungsprozesse. Sie sollen den Mut haben zu malen, Musik zu machen, zu fotografieren oder zu schauspielern und dabei volle Unterstützung
erfahren durch die Älteren und Erfahreneren. Uns war es von Beginn an wichtig, unsere Kinder und Jugendlichen im Dorf fest mit einzubinden in die kreativen Schaffungsprozesse der Erwachsenen. Sie sollen mittendrin sein, Freude an Kunst haben und nicht entmutigt aufgeben müssen, nur weil niemand ihr Potenzial erkennt. Ich glaube fest daran, dass wir so schon früh Begabungen fördern können und dies unseren Städten im Sauerland zu neuer Lebendigkeit verhilft. Alles ist da, wir müssen es nur nutzen, herauslocken, unterstützen. Dann wird man gerade in den kommenden Jahren auch außerhalb von Lenne und Volme wahrnehmen, wie viel hier bei uns los ist und was wir alles drauf haben. Unsere Region hat gerade im kreativen Bereich so viel zu bieten. Ich möchte dabei mithelfen, dafür ein Bewusstsein zu wecken. Denn: Es macht Spaß, hier zu leben und dieses Leben aktiv mitzugestalten. Mehr denn je. Wer bei Katjas Künstlerinitiative mitmachen möchte, findet die Gruppe unter „Künstler im Märkischen Kreis & Freunde“ bei Facebook.
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LIEBESZEICHEN IM SAUERLAND Wer frisch verliebt ist, möchte sein Glück für alle Zeiten festhalten. Das ist wohl der Grund, weswegen sich so viele Liebespaare mit ihren Initialen verewigen. Auf die Zeichen solcher Liebesbekundungen trifft man auf einem Wanderweg oberhalb des Plettenberger Schlosses Brüninghausen. Unverhofft steht man vor einer Felswand, die überquillt von mühsam in den harten Stein geritzten und gekratzten Initialen und Herzchen. Das Besondere ist das Alter dieser Inschriften. Viele Pärchen haben die Jahreszahl ihres Glücks eingraviert. Aus dem Jahr 1834 scheint die älteste Inschrift zu stammen. Auch einer der Vorfahren des Schlossbesitzers Freiherr von Wrede hat hier sein Zeichen hinterlassen. C.v.W. und E.v.W., geb. v.H. ist ebenso deutlich zu lesen wie die Jahreszahl 1853. Umrahmt sind die Kürzel durch fünf Rosen, wie sie auch im Wappen derer von Wrede vorkommen. Es kann sich nur um Carl von Wrede und seine Gattin Eleonore handeln. Ein anderer romantischer Ort für Liebespaare war viele Jahre die Funkenburg in Werdohl. Auf dem abfallenden Gelände des Lennesteins hatte ein gewisser Joh. Peter Funke aus Hagen sein Wohnhaus und ein Wirtschaftsgebäude mit Wohnung für Gärtner und Knecht sowie Stallungen für Pferde und zwei Kühe errichtet und die
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Eingravierte Initialen für die Ewigkeit von Martin Büdenbender
Anlage samt Park mit einer burgartigen Ummauerung gesichert, daher der Name Funkenburg. Diese steht allerdings schon lange nicht mehr. Geblieben ist eine verfallene Parklandschaft mit vielen mächtigen Buchen, in deren Stämmen Liebespaare ihre Zeichen hinterlassen haben. Die ein oder andere erkennbare Jahreszahl zeigt, dass der Park an der Funkenburg besonders in den 30er und 40er Jahren beliebt gewesen ist. Zum Teil kann man heute die Schnitzarbeiten aus Herzchen und Namensinitialen hoch oben auf dicken Ästen der alten Buchen sehen. Größtenteils entdeckt man die Liebesbekenntnisse aber als unkenntliche Vernarbungen am Stamm der Buchen. Es müssen sich hier zahllose Pärchen verewigt haben. Jede Zeit setzt ihre Zeichen. Heute bekunden Liebespaare ihr Glück mit Vorhängeschlössern, die besonders gerne an Brücken montiert werden. Im mittleren Lennetal sind dafür aber offensichtlich die Brückengeländer nicht geeignet. Anders sieht das lenneabwärts in Letmathe aus. Dort hat man dem Brückengeländer sogar ein Gitter vormontiert, an dem problemlos Schlösser aufgehängt werden können.
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LANGSTRECKENLAUF ZU „MAX UND MORITZ“ Jugendsinfonieorchester der Musikschule Lennetal beweist Ausdauer bei Probenarbeit - Openrevue wird am 9. Juli aufgeführt Da steckt Musik drin und jede Menge Humor. Zum Auftakt des Plettenberger Kultursommers 2017 führt das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Lennetal zusammen mit der Kleinen Oper Bad Homburg die Opernrevue „Max und Moritz“ auf. Das Publikum kann die Späße der bösen Buben, erdacht und gezeichnet von Wilhelm Busch, am 9. Juli ab 12 Uhr in der Aula des Schulzentrums Böddinghausen erleben. Orchesterarbeit ist wie ein Langstreckenlauf. Etappe für Etappe arbeiten sich die jungen Musiker zusammen mit ihrem Dirigenten Andreas Regeling durch die Hits der Opernliteratur. Wolfgang Amadeus Mozart, Giacomo Rossini, Johann Strauss oder Carl Maria von Weber. Jeden Mittwoch greifen sie im großen Saal unterm Dach der Musikschule an der Brüderstraße in Werdohl zu ihren Instrumenten. Zunächst getrennt nach Registern. Danach zusammen im Orchester. Manches klingt schon ganz flott. Anderes noch ein wenig holprig. Aber Dirigent Andreas Regeling besitzt die Ausdauer eines Langstreckenläufers. Die Orchestermitglieder, im Schnitt 20 Jahre alt, haben ein klares Ziel vor Augen. Auch die Jüngsten. Sie sind gerade 13 und 14 Jahre alt. Die Nesthäkchen und alle anderen in der Truppe wollen am 9. Juli zusammen mit den Profis von der Kleinen Oper Bad Homburg das Publikum überzeugen. Dafür geben die jungen Musiker alles. „Ich bin von der Konzentration begeistert, mit der alle zu Werke gehen“, macht Andreas Regeling den Instrumentalisten ein dickes Kompliment. Mehr als zwei Stunden Proben nach einem anstrengenden Schultag: „Da muss
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Text Wolfgang Teipel Fotos Wolfgang Teipel und Martin Büdenbender
man mit dem Herzen dabei sein.“ Wenn der Dirigent zwischenzeitlich mal ein wenig missvergnügt murrt: „Ihr sollt mit Gefühl und nicht nach Gefühl spielen“, grinsen Streicher, Bläser und Perkussionisten. Dann schauen sie konzentriert in ihre Noten und weiter geht’s. Da passt das nächste Stück: „Auf in den Kampf“ aus der Oper „Carmen“ nach Georges Bizet. Die nächste Etappe auf der Langstrecke zu „Max und Moritz“. Andreas Regeling hat die Leitung des im Jahr 1993 gegründeten Jugendsinfonieorchester im Oktober 2015 übernommen. Seine Marschrichtung ist klar: „Wir müssen zum Ziel kommen und dabei den Spaß an der Musik behalten.“ Andreas Regeling ist Posaunist. Die Musik im Radio langweilt ihn. Er stellt sich seine Playlists lieber selbst zusammen. Das Hauptkriterium: „Die Musik muss gut gemacht sein. Dann darf’s auch schon mal Heavy Metal sein.“ Ansonsten greift er beim Projekt „Trombe e Tromboni“, im Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Ennest und in anderen Besetzungen wie beim „Down Town Blues Revival“ in Attendorn zur Posaune. Dafür braucht er jede Menge Puste und einen langen Atem. Den hat er. Das spürt das Orchester bei jeder Probe und es zieht mit. Schließlich haben alle beim Langzeitprojekt „Max und Moritz“ ein gemeinsames Ziel. Um im Läufer-Jargon zu bleiben: Alle wollen am 9. Juli zusammen mit den Profis der Kleinen Oper Bad Homburg bei der Aufführung im Albert-Schweitzer-Gymnasium erfolgreich als Finisher durchs Ziel kommen.
Das Projekt: Die Streiche der Lausbuben Max und Moritz eignen sich vortrefflich, um das Hauptanliegen der Kleinen Oper Bad Homburg zu transportieren: Bildung durch Unterhaltung. Das geschieht auf hohem Niveau und höchst kurzweilig. Die Kleine Oper Homburg führt ihr junges Publikum lustvoll an klassische (Opern-) Musik heran. Kindergerecht verpackt wird klassische Musik von Wolfgang Amadeus Mozart bis Georges Bizet serviert. Die „Malerei“ von Wilhelm Busch wird in Bewegung und Musik umgesetzt. Gezeigt wird die originale Bilderfolge von Max und Moritz in originalen Kostümen in einem ansprechenden Bühnenbild, das in weiten Teilen genau den Originalzeichnungen von W. Busch entspricht. Das grausame Ende der beiden „Bösewichter“ aus dem Bilderbuch ist jedoch gestrichen. Im Musical gibt es ein Happy End.
Plettenberger Kultursommer 2017 9. Juli: „Opernrevue „Max und Moritz“ mit der „Kleinen Oper“ Bad Homburg und dem Jugendsinfonieorchester der Musikschule Lennetal, Schulzentrum Böddinghausen 16. Juli: Irische Musik und heimische Chöre, Alter Markt; ab 16 Uhr Kinderprogramm an der Christuskirche 21. Juli: Bürgerschoppen ab 18 Uhr, Alter Markt
Das Orchester: Im Jahr 1993 wurde das Jugendsinfonieorchester für Jugendliche (ab zwölf Jahren) und Erwachsene vom damaligen Musikschulleiter Stefan Köhler sowie Instrumentallehrer Sebastian Hoffmann gegründet. Es entwickelte sich über die Jahre zu einer festen Größe im Musikschulleben. Mittlerweile musizieren ca. 60 Jugendliche und junge Erwachsene in dem Ensemble, das als Herzstück der Musikschule betrachtet werden kann. Dirigiert werden die jungen Musikerinnen und Musiker von Andreas Regeling. Als Satzprobenleiter stehen ihm Michael Baasner (Bläser/Schlagzeug), Andrea Bergfeld (hohe Streicher) und Sebastian Hoffmann (tiefe Streicher) zur Seite. Mit kontinuierlicher Probenarbeit, zukunftsweisender Literaturauswahl und dem Mut zu ungewöhnlichen Projekten hat sich das Orchester zum festen Bestandteil der Musikkultur im Lennetal entwickelt.
10. August: N.N.-Theater, Köln, „Ich fürchte nichts“ – aus dem Leben des Reformators Martin Luther, 19.30 Uhr, Alter Markt. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Ausnahme Max und Moritz“ am 9. Juli. Karten zum Preis von acht Euro (Erwachsen) und vier Euro (Kinder) sind ab sofort in der Stadtbücherei und an der Rathaus-Info zu erhalten.
23. Juli: Coverband „Diversion“ aus Iserlohn und Kindertheater, Alter Markt 30. Juli: Polnische Folklore, Musik von den „Schluchtenkrachern“ und Pantominetheater mit dem Quartett „Dekru“, Alter Markt 6. August: „It’s Showtime“ mit Marie Giroux (Operettenund Musical-Melodien), Musik- und Jongliertheater „Duo Farfalle“, geplant: „Wolkenfabrik“, ein interaktives Kindermusikprogramm
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HAUPTSTRASSE WIRD ZUR AUTOMEILE Am 14. Mai Familiensonntag und Autoschau in der Meinerzhagener City
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Gute Zeiten für die Autobranche. Im März sind die Zulassungszahlen kräftig gestiegen. „Viele Kunden fragen nach SUVs“, sagt Elmar Weber vom Meinerzhagener Autohaus. Aber es gibt auch Schattenseiten. Die Diskussion um Dieselmotoren verunsichert die Kunden. Hat das E-Auto eine Zukunft? Und auch über die neuesten Modelle können sich Besucher und die Vertreter der Autohäuser beim Autofrühling am 14. Mai prima unterhalten.
danach ein buntes Unterhaltungsprogramm. Mit von der Partie: Das Duo „Ich und Du“, bestehend aus Klaus Sonnabend und Christian Breddermann, der Young-KampenPosaunenchor, der Chor Mixt(o)ur und der Fanfarenzug Meinerzhagen. Die Meinerzhagener Schützenzüge servieren Speisen und Getränke, dazu kommt ein weiterer Imbisswagen. Am Mega-Markt wird zu Aktionen für Kinder eingeladen.
Beste Voraussetzungen also für einen Familiensonntag mit buntem Programm in der Meinerzhagener City. „Das Konzept hat sich seit vielen Jahren bewährt“, sagt Marc Kostewitz, Marketingleiter der Volksbank. Das Institut ist seit vielen Jahren federführend bei der Veranstaltung, an der sich die fünf Automarken-Vertreter aus der Volmestadt und der Einzelhandel mit dem verkaufsoffenen Sonntag beteiligen. Der Familiensonntag bietet der Volksbank zudem einen Rahmen, ihren 100. Geburtstag auf besondere Art und Weise mit ihren Meinerzhagener Mitgliedern und Kunden zu feiern.
Einige Info-Stände runden das Programm ab. Unter anderem nutzt das Naturerlebnisgebiet Bigge/Lister die Chance für eine Präsentation: Vertreter des Zusammenschlusses kommen mit dem Info-Truck nach Meinerzhagen. Zudem werden die Figuren Jo, Naya und Ludwig aus der Kika-Serie „JoNaLu“ in der gesamten City unterwegs sein. „So wird der gesamte Bereich vom Mega-Markt bis zur Hauptstraße belebt“, freut sich Marc Kostewitz. Und auch der eine oder andere Einkauf lässt sich am 14. Mai erledigen oder noch schnell ein Geschenk zum Muttertag erstehen. Die Geschäfte haben an diesem Sonntag
Neben den Fahrzeugen an der Hauptstraße hat der Familiensonntag noch mehr zu bieten. Zur offiziellen Eröffnung schlägt Bürgermeister Jan Nesselrath vor der Bank ein Fass Bier an. Auf der Bühne am Pollmanns Eck läuft
von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Nicht selbstverständlich. „Angesichts der landesweiten Diskussionen um verkaufsoffene Sonntage sind wir froh, dass die Stadt mitgezogen hat“, sagt Jan Lienenkämper, Sprecher der Meinerzhagener Einzelhändler. (wt)
17 Volksbank-FamilienTag
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14. Mai 2017 12.00 - 17.00 UHR
AUTOS, AUTOS, AUTOS... BUNTES KINDERPROGRAMM on v n e ion ner MUSIK UND GESANG t k A iele erzhage v SÜSSES UND DEFTIGES Mein ereinen V FLANIEREN UND SHOPPEN Veranstalter: Volksbank im Märkischen Kreis eG, Veranstaltergemeinschaft Autoschau, in Kooperation Stadtmarketing Meinerzhagen e.V.
Tipp des Monats Fr., 19.5., ab 20 Uhr Vier-Täler-Rock, Livemusik mit Finest Fathers und Bronkobeat, Dahlmann-Saal, Lüdenscheid, Vvk (8 Euro): u.a. Buchhandlung Plettendorff, Umlauf 14, Plettenberg www.gaststaette-dahlmann.de
Mai 1 Mo
2017 18
2 Di 3 Mi
Fr., 5.5., 15.30 Uhr Platzes Fest zur Einweihung des Brüninghausl doh und der Stadtspange in Wer www.werdohl.de
4 Do 5 Fr 6 Sa
5.5. - 4.6. Musicalaufführungen „Der kleine Hor rorladen“ in der Balver Höhle Festspiele Balver Höhle www.balve.de Sa., 6.5., 14 Uhr die Klei2. Herscheider Familienfest „erst für erlieKind mit u.a. en“ nen, dann für die Groß hlight Flas nd yba Part der dermacher Herr H. und t Veranstalter: Spiekus rock www.herscheid.de So., 7.5., 11 - 18 Uhr e, „Natur Saisoneröffnung Luisenhütte in Balv Jagdhunmit u.a. fest trifft Technik“, Familien enchor Frau , hau elsc fvog devorführungen, Grei Garbeck www.balve.de Do., 11.5., 15 Uhr Eröffnung der Lennepromenade in Plbg.-Eiringhausen u.a. mit MGV Holthausen, Theaterspie l der Kita St. Johannes Bapt., Luftballonaktion Jugendzentrum, ab 18 Uhr Livemusik mit der Vier-Täle r-Band www.plettenberg.de
8 Mo 9 Di 10 Mi 11 Do 12 Fr 13 Sa 14 So 15 Mo
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16 Di 17 Mi 18 Do 19 Fr 20 Sa 21 So 22 Mo
19. - 21.5. Schützenfest Landemert 26. - 28.5. Schützenfest Oestertal
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23 Di 24 Mi 25 Do
Sa., 20.5., 15 Uhr zern 17. Brückenbürger-Weinfest mit Win der auf n ione Reg en aus verschieden Fußgängerbrücke Versevörde dohl Veranstalter: Bürgerstammtisch Wer e www.werdohl.d
So., 21.5., 10 Uhr Oldtimer-Frühschoppen der MSF Plettenberg am bzw. im Clubheim an der Wiesenstraße www.plettenberg.de
26 Fr 27 Sa 28 So 29 Mo 30 Di 31 Mi
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VERANSTALTUNGEN ### NICHTS WIE HIN!
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Juni
2017
1 Do
Sa., 3.6., ab 12 Uhr Werdohler Stadtfest mit Livemusik, Tanz und kulinarischen Genüssen in der Innenstadt www.werdohl.de
2 Fr 3 Sa 4 So 5 Mo
Schützenfeste 2. - 4.6. Hülschotten, 9. - 11.6. Lichtringhausen, 17. - 19.6. Eisborn, 23. - 25.6. Küntrop, 23. - 26.6. Plettenberger Schützengesellschaft, 30.6. - 3.7. Werdohl
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So., 4.6., 13 Uhr Immecke-Rockfestival mit neun Ban ds und Stilmix von Punk bis Reggae, von Ska bis Metal auf dem Sägewerksgelände im Oes tertal www.immecke-open-air.de
8 Do 9 Fr
Fr., 9.6., 18 Uhr Benefizkonzert der Coverband Entspannungsminister in und zugunsten der Balver Höhle www.balve.de
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So., 11.6., 17 Uhr Martin Luther: Hier steh‘ ich 500 Jahre Reformation, mit Hans Ballmann als Luther und Gerhard Strub an der Orgel Christuskirche Plettenberg
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Mi., 14.6., 15 Uhr Seniorenspaß plus Sicherheit, u.a. mit dem Schlagerduo Judith und Mel, Seniorenveranstaltung von Stadt und Polizei Plettenberg Schützenhalle Plettenberg Sa., 17.6., 20 Uhr Comedian Jörg Knör, Filou! Mit Show durchs Leben Rammberghalle Hüinghausen www.herscheid.de
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Fr., 9.6., 8 - 16 Uhr in 11. Plettenberger Ausbildungsbörse lern stel Aus 50 rd. der Schützenhalle mit aus Plettenberg und Umgebung www.stadtmarketing-plettenberg.de
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Tipp des Monats
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8.6. und 29.6., jew. 18 - 24 Uhr Donnerstags an der Lenne, Plettenberg goes Waterkant, auf der neuen Lennepromenade 8.6. 80er/90er Party mit DJ Pierre 29.6. Beachparty mit DJ Marc Kiss, Cocktails und Feuerwerk Bewirtung durch TuS Plettenberg und den Schützenverein Eiringhausen www.plettenberg.de
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PAUKEN FÜR DAS MJO Durch Crowdfunding soll Schlagwerk des Jugendorchesters komplettiert werden
Foto: Igor Karacic/Märkischer Kreis
Eine gute Orchesterpauke kann bis zu 4000 Euro kosten und gut 100 Kilogramm wiegen. Das kann keiner alleine stemmen, weder finanziell noch kräftemäßig. Das Märkische Jugendsinfonieorchester (MJO) braucht gleich vier dieser Instrumente. Zwei sind schon vorhanden. Mit zwei zusätzlichen wäre das Schlagwerk komplett. Deshalb hat sich der Förderverein des Orchesters (Pro MJO) entschlossen, die Crowdfunding-Plattform der Volksbank im Märkischen Kreis zu nutzen. „Was einer nicht schafft, schaffen viele“, sagt Karl-Michael Dommes, Vorstandssprecher des märkischen Geldhauses. Der genossenschaftliche Ansatz funktioniert. Schon vor über 150 Jahren in den ersten Unterstützungsvereinen. Heute eben im Internet. Der Beweis: Bislang haben Vereine und Einrichtungen in der Region drei Projekte mit Hilfe der Volksbank erfolgreich abgeschlossen. Und auch das Projekt „Pauken für das MJO“ ist auf einem guten Weg. Die Finanzierungsphase ist angelaufen. Wenige Tage nach dem Start waren schon über 20 Prozent des benötigten Betrags von 7300 Euro auf dem Projektkonto aufgelaufen. Bis zum 22. Juni können Spender noch ihren Beitrag leisten. Und die Volksbank hilft. Wer fünf Euro oder mehr gibt, löst automatisch eine zusätzliche Spende der Volksbank aus. Sie steuert dann zehn Euro dabei. „Schließlich wollen wir uns ja nicht aus der Unterstützung heimischer Vereine, Organisationen und Einrichtungen zurückziehen“, versichert KarlMichael Dommes. Er steht voll hinter dem Projekt des Fördervereins und der jungen Musiker um Chefdirigent Thomas Grote und hofft, dass möglichst viele Förderer aktiv werden. „Sobald Pauken in einer Sinfoniebesetzung vorgesehen sind, werden mindestens vier benötigt“, erläutert Michelle Wolzenburg von Pro MJO. Bislang habe sich das Orchester die fehlenden zwei Schlagwerke von den Musikschulen im Kreis geliehen. „Es wäre ein ziemli-
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cher Gewinn für das gesamte Orchester und das Dozententeam um Dirigent Thomas Grote, könnte der Kauf der Pauken durch Crowdfunding realisiert werden“, heißt es auf der Projektseite im Internet (viele-schaffen-mehr.de) Neue Pauken bedeuten für das MJO einen noch besseren Klang bei den regelmäßig stattfindenden Konzerten, somit hat jeder Unterstützer auch etwas von diesem Projekt. Zudem erhält er die Möglichkeit, vor dem Konzert des Orchesters am 2. September in Lüdenscheid an der Generalprobe teilzunehmen. Dann kann der Spender seine Pauken zum ersten Mal in Aktion erleben. Der Arbeitsaufwand für das Projekt halte sich „in Grenzen“, berichtet Michelle Wolzenburg. Der tägliche Blick auf die Seite bereite ihr immer wieder Freude. „Es ist schön zu sehen, dass immer wieder Unterstützer hinzukommen“, sagt sie. Volksbank-Chef Karl-Michael Dommes schmunzelt: „Was einer nicht schafft, das schaffen eben viele . . .“ (wt)
Ihr Bestatter aus der Vier-Täler-Stadt mit der historischen Kutsche
Am Untertor 3 · 58840 Plettenberg Tel.: 02391 – 10109 · Mobil: 0172 – 2714860 www.ralf-koenig-bestattungen.de
Komplett lecker. Autor Detlef Schlüchtermann
STUNDENLANGES ANSTEHEN FÜR EINEN DÖNER Fast 550 Kilometer trennen das Komplett-Gebiet von der Hauptstadt. Für einen spontanen Kurztrip etwas weit, aber mit günstigen Bahntickets (ab 19 Euro pro Strecke) ist auch der Sauerländer mit dem ICE über Hagen schon in knapp dreieinhalb Stunden in einer City, die kulinarisch derweil alle Grenzen sprengt. Von einfacher Hausmannskost bis zu erlesener Sternegastronomie mit viel Schnickschnack, von Schwaben über Georgien bis ins Laotische Hinterland - alle Küchen dieser Welt sind mittlerweile mit eigenen Restaurants vertreten. Eine kaum zu bewältigende Auswahl und Vielfalt. Mehr Wahl als Qual. Und das Schöne: Auch beim günstigen „Fast Food“, dem schnellen Imbiss auf die Hand, gibt’s immer bessere Qualität für kleines Geld. Ich hatte jetzt die Gelegenheit, einige Wochen in Berlin verbringen zu dürfen. Nach dem Burger-Hype im vergangenen Jahr, der ewig aktuellen Currywurst, die an der Spree von Herta Heuver 1949 im Ortsteil Charlottenburg erfunden worden sein soll und zu deren Pilgerstätte Konnopkes Stand an der Eberswalder Straße unter den Gleisen der U2 avancierte, habe ich mich in den letzten Wochen mal mit einem Schnellgericht beschäftigt, das, man glaubt’s eigentlich kaum, auch in Berlin seinen Ursprung hat: Es ist der Döner, dessen Entstehung man eher am Bosporus wähnte. Klar, das drehende Grillfleisch wurde in der Türkei schon in grauer Vorzeit zubereitet, aber die Variante mit Salat und Saucen im Fladenbrot auf die Hand soll Anfang der 70er Jahre erstmals in Berlin gereicht worden sein. Nun gut – „So‘n Döner ist doch nichts Besonderes“, mögen Sie vielleicht einwenden. „Den kriegste doch auch bei uns an jeder Ecke. Mit scharf und ohne.“ Auch das ist richtig. Wer sich allerdings in der Döner-Hauptstadt, wo es über 1000 Anbieter gibt, umschaut, ist überrascht vom Variationsreichtum. Da gibt es den Drehspieß mit Hammel- oder Lammfleisch (ursprüngliche Variante), mit Kalbfleisch (häufigste Form, aber dennoch mit sehr unterschiedlichen Qualitäten), als Hackfleisch-Döner, ausschließlich mit Geflügel, aber auch komplett mit Rindfleisch. Letzterer wird bei Imren am Neuköllner Rathaus, wo die Rind-Variante mit Lammfett überpinselt wird, gereicht. Der Laden, der mittlerweile einige Ableger aufweist, ist immer rappelvoll bis nachts um drei. Geschmacklich ein Döner der etwas anderen Art, etwas säuerlich, aber sehr pikant.
Currywurst für Altkanzler Schröder Ausgesuchtes Kalbfleisch im Döner findet der Genießer bei Pamfilya am Leopoldplatz. Und weil hier die Qualität im Vordergrund steht, muss der Kunde auch 4,30 Euro berappen. Im Schnitt geht das Brot mit Fleischstückchen für drei Euro über die Berliner Theken. Auch für Döner in Bio-Qualität muss der Hungrige ein paar Cent mehr hinblättern. Es lohnt sich. Das Kurioseste, was die Hauptstadt in dieser Hinsicht zu bieten hat, ist ein kleiner Bauwagen am Mehringdamm. Mustafa hat es mit ihm mittlerweile geschafft, in fast jedem Reiseführer Erwähnung zu finden. So ist der Gemüsedönerstand für viele Touristen ein absolutes Muss. Mustafa verkauft lediglich Hähnchenfleisch und viel gebackenes Gemüse. Dazu gibt es als Krönung noch etwas salzigen Käse und einen Spritzer frische Zitrone oben drauf. Außerdem enthält Mustafas Döner noch eine geheime Zutat, die nicht verraten wird. Für Dönerpuristen mag das zwar nicht das Original sein, kommt aber beim Publikum umso besser an. Definitiv ein Döner der anderen Art. Und weil das so ist, bilden sich schon vormittags lange Schlangen, die zum frühen Abend oft Ausmaße annehmen, bei denen man Hungrigen dringend vom Besuch abraten möchte. „Sind fast 2 Stunden angestanden. Irre! Aber soooo gut. Obwohl ich eher zu Fleisch tendiere, habe ich das Vegetarische Kebab genommen. Es gibt leider nirgendwo etwas Vergleichbares“, schwärmt im Netz einer der Geduldigen. Hier wird Schlangestehen zum Kult. Selbst mittags sind 90 Minuten Wartezeit keine Ausnahme. Wer nur ne halbe Stunde Mittagszeit hat, muss sich halt nebenan mit einer Currywurst begnügen. Da lockt das Curry 36, wo schon Altkanzler Schröder einen würdigen Ersatz für die Tofufrikadellen seiner Hillu gefunden hat, mit kürzeren Wartezeiten . . .
Wohl bekomm‘s!
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CRISTIN KOCHT EIN KÜSTENMENÜ AM LENNESTRAND Text Wolfgang Teipel Fotos Martin Büdenbender
Komplett-Dinner nach Rezepten aus der „Weissen Düne“ auf Norderney
Gar-Kontrolle via App Ein Menü ist eine Mahlzeit aus mehreren Speisen, die nacheinander gegessen werden. Das klingt sehr nüchtern. Muss aber nicht sein. Das Komplett-Dinner bei Cristin war ein Erlebnis - und das nicht nur für den Geschmackssinn. Es passte einfach alles. Wir treffen uns an einem Dienstagabend in Cristins schön eingerichteter Wohnung in Plettenberg. Der Tisch ist schon gedeckt. Das sieht nach viel Arbeit aus. Und so ist es auch. Die Gastgeberin wirbelt durch ihre Küche. Trotz sorgfältiger Vorbereitung ist noch jede Menge zu tun. Es duftet und die Oliventapenade aus Oliven, Knoblauch und getrockneten Tomaten lockt. Wir lassen die Gastgeberin einen Moment zur Ruhe kommen. Schließlich beschäftigt sie sich schon seit zwei Tagen mit ihrer „Küstenküche à la Norderney“. Sechs schmackhafte Gänge sollen wir genießen. Die Serviettenringe aus Papier zeigen, wer ihre Leidenschaft für die feine Küche geweckt hat. „Weisse Düne Norderney“ – in dem Strandrestaurant und Feinschmeckerlokal hat sie mal ausgeholfen und kehrt immer wieder gern auf diese ostfriesische Insel zurück. „Dort habe ich Freunde gefunden“, sagt die 38-Jährige. Und die Freude am eleganten Gaumenkitzel. Stolz zeigt sie das Koch-Bilder-Buch der „Weissen Düne“. Aus diesem Buch stammen die Gerichte, mit denen sie für einen Abend die Küstenküche an den Lennestrand holt.
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So. Die Oliventapenade ist verputzt. Jetzt wird die Möhren-Ingwersuppe mit Meersalzschinken-Chips aufgetischt. Ein Gedicht. Das fruchtige Süppchen mit der herzhaften Einlage. Die ist nicht ohne. Cristin berichtet von den Vorbereitungen: „Die Chips müssen sechs Stunden lang bei 70 Grad im Backofen garen.“ Wer hat so viel Zeit? Sie auf jeden Fall nicht. Die Köchin hat neben ihrem Beruf als Kunst- und Politiklehrerin immer noch jede Menge zu tun und so wurde der Garprozess mit einer Videokamera überwacht. Sie konnte das Schauspiel in ihrem Backofen jederzeit und von jedem Ort aus per Smartphone beobachten. So gelingen perfekte Gerichte sogar aus der Ferne. Was gibt’s noch? Surfersalad mit gebratenem Putensteak in Mandelpanade an Ananas-Chilli-Dressing. Da muss die Gastgeberin live die Pfanne schwingen. Immer dezent im Hintergrund. Perfekter Service darf eben nicht aufdringlich sein. Das passt zu der 38-Jährigen. Sie liebt es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. „Nur in der Küche stehen: Das wäre nicht mein Traumjob“, sagt sie.
Leidenschaft für Kochen und Bewirten Der unmittelbare Kontakt zu den Gästen ist ihr wichtig. Und deshalb hat sie in der Vergangenheit ab und an zur Aushilfe gekellnert. Die Leidenschaft fürs Kochen und Bewirten ist geblieben. Ein Glück für alle, die von der Plettenberger Hobbyköchin mal privat zum Essen eingeladen werden.
Rezept: Spaghetti Nordernara Jetzt aber wieder an den Herd. Die Spaghetti für den nächsten Gang müssen ins Kochwasser. „Spaghetti Nordernara mit Speck, Krabben und frischem Schnittlauch“ stehen auf der Menüfolge. Wie so oft bei der kreativen Frau wird das Originalrezept etwas verfeinert. Sie mischt Zucchini-Spiralen unter die Nudeln. „Dann ist es nicht so mächtig.“ Stimmt. Ich verputze gleich zwei Portionen. Bei meinen Tafelgenossen breitet sich langsam ein wohliges Völlegefühl aus. Aber halt! Zum Dessert gibt’s ja noch Vanilleeis mit steirischem Kürbiskernöl und Kürbiskrokant. Ein Gaumenschmeichler par excellence. Warum eigentlich steirisches Öl in der Küstenküche? „Der Koch aus der Weissen Düne sagt: Es ist das beste“, berichtet die Gastgeberin. Für das Komplett-Dinner scheint das Beste gerade gut genug. Jetzt wartet nur noch „Großmutters Gedeck“. Der Eierlikör schimmert verführerisch im Glas. Wenig später steigt auch ein aromatischer Duft aus den Espresso-Tassen auf. Auch Großmutter wusste schon, was gut ist. Und Cristin weiß es eben auch. Dass die Gastgeberin zwischen den Gängen den Abwasch erledigt und dabei viermal das Spülwasser gewechselt hat, das hat keiner bemerkt. Gutes Essen fesselt eben alle Sinne. Quelle: Küstenküche, Weisse Düne Norderney, erschienen 2009 im Küstenküche Verlag, Bremen
isse Düne“ Für alle, die mal Küstenküche à la „We die „Spanachkochen wollen, hier das Rezept für frischem ghetti Nordernara mit Speck, Krabben und Schnittlauch: Gramm Zutaten: 500 Gramm Spaghetti, Salz , 100 SchinkenKochschinken, 100 Gramm gewürfelter 150 Gramm speck, Sonnenblumenöl, 400 ml Sahne, gemahlefrische Nordseekrabben, vier Eigelb, grob ner Pfeffer und frischer Schnittlauch. ngsangaZubereitung: Die Spaghetti nach Verpacku Kochschinbe in Salzwasser al dente kochen. Den in weken würfen. Diesen mit dem Schinkenspeck der Sahne nig Sonnenblumenöl anschwitzen und mit Eiweiß und ablöschen. Danach die Krabben zugeben. lb abbinEigelb trennen. Jetzt die Spaghetti mit Eige mitbringen, den. Da Speck und Krabben schon Salz . Das Geerst jetzt mit Pfeffer und Salz abschmecken gewaschericht auf tiefen Tellern anrichten und mit reuen. Je nem, fein geschnittenem Schnittlauch best eine Dillrispe einstecken. Schon fertig. mit weiTipp: Sie können das Gericht nach Belieben teren frischen Kräutern verfeinern.
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STERNEKOCH DENIS FEIX Ein Werdohler erobert die Gourmet-Welt
von Martin Büdenbender Noch einen Vorteil hat die neue Wirkungsstätte: 630 Kilometer waren es von Werdohl bis Bad Griesbach, nach Stuttgart sind es nur 400 Kilometer. Familienbesuche im Sauerland sind jetzt weniger aufwändig. Hier, im kleinen Werdohl, hat er sich eigentlich immer wohl gefühlt. „Man lebt mitten in der Natur, hat alles, was man braucht“, erinnert er sich an eine schöne Kindheit. Aufgewachsen ist er mit zwei Geschwistern. Zusammen mit Freunden wurde nach der Schule gekickt. Tischtennis und Tennis waren seine Hobbys. Besonders an die Urlaube mit seiner Familie denkt er gerne zurück. „Freunde meiner Eltern besaßen ein Hotel an der Nordsee, die haben wir jedes Jahr besucht.“
Kennen Sie Denis Feix? Na sicher, werden die Werdohler sagen, der ist doch hier aufgewachsen. Aber klar, erinnern sich viele Neuenrader gerne, der hat doch im Kaisergarten seine Ausbildung zum Koch gemacht. Das ist nun alles schon ein paar Jahre her, ziemlich genau zwei Jahrzehnte. Als knapp 20-Jährigen zog es Denis Feix 1995 nach seinen Lehrjahren in die weite Welt der internationalen Kochkünste. Ein Jungkoch, der aufbrach Karriere zu machen. Das ist dem gebürtigen Werdohler mehr als gut gelungen. Mit zwei Michelin-Sternen war das Il Giardino im Columbia Hotels & Resorts in Bad Griesbach ausgezeichnet, in dem er bis 2016 zehn Jahre lang gewirkt hatte. Aktuell gibt es in Deutschland gerade einmal zehn Restaurants mit drei und 38 mit zwei Sternen.
Küchenchef in der Zirbelstube in Stuttgart Wer Denis Feix´ Kochkünste genießen möchte, muss seit diesem Jahr nach Stuttgart fahren. Im Januar wurde er im Althoff Hotel am Schlossgarten als neuer Küchendirektor begrüßt und leitet dort eines der schönsten Stuttgarter Restaurants, die Zirbelstube. Die ist aktuell im Michelin mit einem Stern ausgezeichnet. Die beiden Sterne, die Denis Feix in Bad Griesbach erarbeitet hatte, durfte er nicht mit nach Stuttgart nehmen. „Sterne, Punkte, Pfannen, Mützen - diese Auszeichnungen gehören immer zum Restaurant und nicht zum Koch. Von daher müssen wir auch in Stuttgart unser Bestes geben. Die Auszeichnungen werden in jedem Jahr, in jedem Restaurant neu vergeben“, erklärt er zuversichtlich. Keine Frage, Denis Feix stellt sich der neuen Aufgabe gerne und nimmt die Herausforderung an.
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Schon als Jugendlicher von Gastronomie fasziniert Aber mehr als Sonne, Sand und Strand hat den Werdohler Jungen damals der Hotelbetrieb interessiert. Dieses emsige Treiben, das Ein und Aus von Gästen, das Stimmengewirr an der Rezeption, das Geklapper von Geschirr, der Geruch von gutem Essen, all das faszinierte ihn und ließ den Wunsch aufkommen, dort selbst mitzumischen. Der kleine Denis durfte: „Zuerst habe ich im Service ausgeholfen, es war immerhin im Sommer Hochsaison. Aber bald durfte ich auch in der Küche helfen. Diese frühen Erlebnisse haben mich geprägt und darin bestärkt, den Beruf des Kochs zu ergreifen. Mein Stiefvater fuhr zudem immer mit einem gewissen roten Buch im Auto spazieren. Es war nicht immer die aktuellste Ausgabe, doch wir reisten sehr häufig nach den Empfehlungen des Buches. Von daher war mir klar, dass ich auch gerne in einem Sterne-Restaurant kochen wollte.“ Das rote Buch, gemeint ist der Guide Michelin, von vielen als ultimativer Reiseführer durch die besten Küchen Europas betrachtet, erscheint seit 1900 in Frankreich und seit 1910 als deutschsprachige Ausgabe für Deutschland und die Schweiz. Wer zu den Auserwählten zählen will, die in der Gourmet-Bibel nachzuschlagen sind, muss sich anspruchsvollen Prüfungen unterziehen. 85 Kritiker besuchen im Auftrag des Guide Michelin europaweit fast 4000 Restaurants und 5000 Hotels, und das in regelmäßigen Abständen von maximal 18 Monaten. Bewertungskriterien für die Michelin-Sterne sind die gleichbleibende Qualität der Zutaten und deren Frische, ihre
fachgerechte Zubereitung, die Harmonie der geschmacklichen Verbindung sowie die Innovation und Einzigartigkeit der Gerichte, die sich in Kreativität und persönlicher Note widerspiegelt. Da gibt es keinen Spielraum, in Qualität und Anspruch nachzulassen.
gefangen von der Schule über die sehr fundierte Ausbildung zum Koch im „Kaisergarten“ in Neuenrade, bis hin zu den Stationen bei Dieter Müller, Joachim Wissler, Christian Bau, Thomas Bühner und Berthold Büh-
Michelin-Stern ist Auszeichnung und Belastung So ehrenvoll die Vergabe eines Michelin-Sterns auch ist, viele Meisterköche empfinden ihn nicht nur als Auszeichnung, sondern auch als Belastung. Starkoch Christian Rach schloss 2011 sein Tafelhaus und gab seinen Stern zurück. Er wollte „keine 80 Stunden die Woche arbeiten“ und widmete sich lieber seiner TV-Karriere. Spitzenkoch Jörg Müller verzichtet auf den Stern, den sein Restaurant auf Sylt mehr als 25 Jahre tragen durfte, weil ihm die Belastung zu viel wurde. Marcel Schiefer, 2012 mit 25 Jahren Deutschlands jüngster Sternekoch, hat seinen Stern zurückgegeben, um mehr Zeit seiner Familie widmen zu können. Nicht so Denis Feix. Vom Gault Millau wurde er 2007 als Entdeckung des Jahres gefeiert und im gleichen Jahr erhielt das Il Giardino seinen ersten Michelin-Stern. Für Denis Feix war das ein zusätzlicher Ansporn. Und der wurde belohnt. 2013 gab es den zweiten Stern. In den Schoß sind ihm die Sterne nicht gefallen. Ohne Fleiß keinen Preis. Das weiß er nur zu gut: „Man sollte schon eine gute Portion Ehrgeiz und Disziplin mitbringen, wenn man etwas erreichen möchte. Das ist in allen Branchen so.“ Für Denis Feix galt das nicht immer. „In der Schule war ich so lala“, gesteht er. Das änderte sich erst in der weiterführenden Schule und in der Ausbildungszeit.
Denis Feix‘ Erfolgsrezept
ler.“ • Eine Prise Talent: „Ob ich Talent habe, weiß ich nicht, wie kann man das messen? Manchmal hat man sofort eine gute Idee und ein anderes Mal dauert es einfach länger mit der Kreativität.“ • Eine Ehefrau, die mitzieht: „Ich muss immer wieder feststellen, dass Partnerschaften in der Gastronomie, auch nur unter Gastronomen funktionieren. Das gilt vom Wirtshaus bis zum Gourmetrestaurant. Vor allem die Arbeitszeiten und die Flexibilität und Bereitschaft für Mehrarbeit stellt die Partnerschaft auf eine harte Probe. Wenn der Partner dann kein Verständnis dafür zeigt, wird es schwierig.“ Kathrin Feix war als Sommelière und Restaurantleiterin ein fester Bestandteil des Il Giardino und 2016 sogar zur „Oberkellnerin des Jahres 2016“ gewählt worden. Sie ist selbstverständlich mit nach Stuttgart gewechselt. Sie ist als Chefsommelière tätig, sowohl für die Zirbelstube als auch für die geplante Neukonzeptionierung in der Vinothek des Luxushotels direkt am Bahnhof in Stuttgart.
Mit Fleiß allein hätte es der Werdohler nicht so weit gebracht. Was ist sein Erfolgsrezept? • Eine gutes Stück Beharrlichkeit: Denis Feix beschreibt sich selbst als einen Menschen, „der zweimal überlegt, bevor er sich entscheidet“, der aber, wenn er sich einmal entschieden hat, beharrlich seinen Weg geht. „Auch wenn etwas nicht gleich funktioniert, gebe ich nicht sofort auf.“ • Eine ordentliche Portion Glück, das „Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein“ und auf die richtigen Förderer und Weggefährten zu treffen. „Alle Stationen und Personen auf meinem Weg haben mich geprägt. An-
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„MUSIK GIBT MIR DIE KRAFT, DIE ICH BRAUCHE“
von Iris Kannenberg
Im Gespräch mit Tlako Mokgadi Lehrer, Musiker und Komödiant
Tlako Mokgadi ist ein Multitalent. Er ist Musiker, Lehrer, Schauspieler, Komödiant, Texter, Komponist und Philosoph. Dazu hat er Sozialpädagogik studiert. Er lebt mit seiner Lebensgefährtin Ulrike Wagner und ihrem gemeinsamen Sohn in Altena, ist aber im ganzen Sauerland und darüber hinaus bekannt. Und ständig unterwegs. Ich nenne ihn im Stillen und manchmal auch laut „das Herz auf zwei Beinen“. Ihn nicht zu mögen, ist eigentlich unmöglich. Man möchte ihm irgendwie gleich sein ganzes Leben erzählen. Viele tun das auch. Er hat etwas Väterliches, Tröstendes an sich und ganz viel von dieser besonderen Herzenswärme, die die Welt so dringend braucht. Tlako, wie kommt jemand, der aussieht wie frisch aus Jamaika importiert dazu, im Sauerland seine Zelte aufzuschlagen? Meine Eltern stammen ursprünglich aus Südafrika und mussten unter dem Apartheidsystem nach der Gefangennahme von Nelson Mandela 1962 nach Deutschland emigrieren. Hier haben sie dann geheiratet. Ich selbst wurde in München geboren. Die beiden waren Akademiker, die es aber hier als Migranten sehr schwer hatten, Arbeit zu finden. Sie sind deswegen oft umgezogen, quasi einmal quer durch Westdeutschland. Wir haben erst in München, dann in Heidelberg und sechs Jahre in Aachen gewohnt, wo ich meine Grundschulzeit verbrachte. Dann zogen wir nach Dortmund, wo ich 25 Jahre meines Lebens verbracht habe. Von Dortmund ins Sauerland ist dann ja nur noch ein Katzensprung. Haben Deine Eltern Dich sehr geprägt?
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Ja, sie waren nicht nur Bauingenieur und Wirtschaftswissenschaftlerin, sondern auch mit Leib und Seele Musiker. Meine Mutter war Sängerin und mein Vater Percussionist. Immer zusammen als Duo oder in Bands. Das hat ihnen Kraft gegeben und Lebensfreude. Die sie anscheinend an Dich weitergegeben haben… Ja, das ist richtig. Mein Bruder
und ich sind mit Musik aufgewachsen. Da wir wenig Geld hatten und uns teuren Musikunterricht nicht leisten konnten, haben wir uns Gitarre spielen selbst beigebracht. Meine erste Gitarre hatten meine Eltern bei einer Tombola gewonnen. Schon als Kinder haben wir uns aus Waschmitteltonnen Trommeln gebastelt und um die Wette getrommelt. Meine Eltern gründeten mit uns dann eine richtige Band und wir spielten bald quer durch die Republik überall, wo man uns hören wollte. Ich war 16 Jahre, als diese Band-Zeit begann. Wir haben oft die Ferien genutzt, auch für Auslandsauftritte. Du hast Abitur gemacht und später studiert? Ja, das habe ich. Sozialpädagogik. Ich mag halt Menschen, sie haben mich immer interessiert. Sozialpädagogik lässt sich sehr gut mit Musik verbinden. So kommt es, dass ich bis heute immer auch als Lehrer tätig bin. Ich habe die Möglichkeit, Musik zu machen, aber auch ganz normal mein Geld zu verdienen. Durch meine erste richtige Stelle nach meinem Studium, nämlich in einer Suchtklinik, bin ich übrigens nach Altena gekommen. Schon damals als Musikpädagoge, der mit suchtkranken Menschen arbeitete und ihnen durch die Musik zu einem neuen, besseren Selbstbild verhelfen durfte. Die Arbeit in der Suchtklinik war erfolgreich, mein Angebot an die Patienten wurde gern und begeistert angenommen. Und hat mir gezeigt, dass meine Entscheidung, in meiner Ausbildung zweigleisig zu fahren, richtig war. Gleichzeitig bin ich so nach und nach in die Kinder– und Jugendarbeit hineingerutscht. Es sprach sich in Altena herum, dass ich ein engagierter Musiklehrer bin. Und so
kam eines zum anderen. Mittlerweile arbeite ich als Musikpädagoge an der Plettenberger Zeppelinschule und im zugehörigen Berufsorientierungszentrum KBOP. Daneben bin ich Musiklehrer in Lüdenscheid und bei der Musikschule Cofidatio in Plettenberg, habe eine eigene Musikschule in Altena und veranstalte regelmäßig Workshops in Werdohl. Also der volle MK-Rundumschlag. (lacht) Mir macht die Arbeit mit den Jugendlichen und Kindern einfach riesigen Spaß. Zu sehen, wie sie sich zu eigenständigen Persönlichkeiten entwickeln und teilweise richtig gute Musiker werden, das ist schon ein besonderes Geschenk für mich. Du trittst ja auch ständig als Musiker auf und produzierst parallel dazu immer mal wieder eine eigene CD. Ja, ich trete sehr gern auf. Musik machen gibt mir große Energie, lässt mich innerlich gesund und ausgeglichen sein. Musik zu machen, ist für mich nie wirklich anstrengend, sondern gibt mir Kraft und Stärke da zurück, wo ein manchmal anstrengender Alltag sie verbraucht. Ich bin mit Leib und Seele Musiker. So mache ich mit meiner Band „Tlakomania“ schwerpunktmäßig Reggae, spiele eigene Stücke gemischt mit Covermusik. In meiner Band „Funcascade“ trete ich gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin Ulrike auf, die Sängerin und Erzieherin ist. Zudem toure ich mit den „Black & White Showbrothers“ durchs Land, einer Show, in der ich mich als Funk&SoulMusiker mit meinem Rock&Pop-Bruder auf sehr witzige Art battle. Und zwar einmal quer durch die jüngere Musikgeschichte. Damit sind wir im Moment wirklich erfolgreich unterwegs. Ich nenne das, was wir da dem Zuschauer bieten „Unterhaltung mit Haltung“. Als Comedians holen wir die Menschen aus dem Stress des Alltags heraus und haben die Möglichkeit, die aktuellen politischen Themen zu platzieren, ohne dass es zu platt wirkt. Ein Spaß, der zum Nachdenken anregt.
und am Schluss vielleicht nie wieder ein Instrument in die Hand nehmen, weil man trotz des vielen Übens wenig Erfolg hat. Ich biete meinen Schülern den Tunnel an: Ich habe eine Methode entwickelt, mit der man bereits nach zwei Tagen in der Lage ist, ein Instrument zu spielen. Weil man das Prinzip dahinter verstanden hat. Das klingt jetzt ungewöhnlich, vielleicht sogar unwahrscheinlich, aber es funktioniert. Ich habe ungefähr zehn Jahre gebraucht, um dieses Konzept auszuarbeiten und hiebund stichfest zu machen. Wenn man es einmal verstanden hat, kann man sehr schnell Erfolge erzielen. Das Instrument wird zum Freund statt zum Feind, mit dem man kämpfen muss. Meine Workshops finden im Restaurant Culo del Mondo in Werdohl statt. Hier bekommt man an nur einem Wochenende das Grundlagenwissen, um mit dem Gitarre spielen sofort zu starten oder bereits bestehende Kenntnis innerhalb kürzester Zeit um ein Vielfaches zu erweitern. Hast Du eigentlich einen Schwerpunkt in Deiner Arbeit? Bist Du eher Musik-Lehrer oder eher Live-Musiker oder vielleicht doch als Erstes Comedian? Alle diese Aspekte meines Lebens als Künstler und Lehrer sind ausgewogen. Lehren ist in erster Linie Beziehungsarbeit. Herauszufinden, was der einzelne Schüler braucht, damit er im Leben weiter kommt, macht mir Spaß und lässt mich diese Arbeit wertschätzen. Aber man muss dabei viel geben, laugt manchmal aus, muss sich seine Energie, die man gibt, auch wieder holen. Dazu ist die Musik für mich da, die Bühne, die Auftritte vor Publikum. Das gibt mir die Kraft, die ich brauche, um dann wieder etwas geben zu können. Ich führe ein ausgewogenes, gutes Leben. Und wertschätze beides, Lehrer zu sein UND Künstler auf der Bühne. Info über die Gitarrenkurse von Tlako Mokgadi: www.up2do.de
Du bietest in Werdohl seit März Workshops an, die in dieser Art neu sind. Was ist das Besondere daran? Wenn man von einem Ort zum anderen will und ein Berg liegt dazwischen, hat man meistens genau zwei Möglichkeiten: Man nimmt den langen beschwerlichen Weg über den Berg. An dem wird man vielleicht sogar scheitern und nie ans Ziel kommen. Oder man geht geradewegs durch den Tunnel durch den Berg hindurch. Wählt also den kurzen, schnellen Weg. Und hat noch jede Menge Puste auf der anderen Seite. Das ist bildlich gesprochen das Prinzip, das ich Menschen beibringe, die ein Instrument erlernen wollen. Der lange Weg ist der über den Berg: Musikschule, Lehrer, üben, üben, üben
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VON EINEM, DER AUSZOG, DASS LEBEN ZU LERNEN Michael Klute - kein Sauerländer, wie er im Buche steht von Martin Büdenbender
Der Sauerländer an und für sich sei, so sagt man, bodenständig, traditionsverbunden und zudem nicht gerade redselig. Michael Klute, vor einem halben Jahrhundert in Sundern-Allendorf geboren, aufgewachsen mit sieben Geschwistern auf dem elterlichen Hof, ist so gesehen aus der Art geschlagen. Der Geschichtenerzähler und Musikant ist jahrelang durch ganz Europa gereist. Die spannendste Geschichte, die er erzählen kann, ist die seines eigenen Lebens. Dabei ist es nicht nur die Art und Weise, wie er sie erzählt - der Mundwerker, wie er sich selber nennt, versteht sein Handwerk -, sondern vor allem, was er erzählt. Auf seiner langen Reise - man kann auch sagen, auf seiner ganz persönlichen Walz - hat er sich von allem gelöst, was den Menschen schlechthin Halt und Sicherheit bedeutet, hat sich und sein Leben auf das wirklich Existenzielle beschränkt, um so schließlich zu sich selbst zu finden. Wenn er von seinen Erlebnissen und Erfahrungen erzählt, die er auf dieser langen Reise gemacht hat, dann werden bei den Zuhörern Bilder und Träume geweckt, dann stellt man Vergleiche mit seinem eigenen Leben an, bedauert vielleicht, es nicht genauso getan zu haben, oder fühlt sich bestätigt, davon geträumt, es aber besser nicht getan zu haben. Schon mit 25 Jahren hat es Michael Klute in die weite Welt getrieben. „Schon“ ist das falsche Wort, besser sollte man sagen: „Erst“. Denn geträumt hatte
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er davon schon lange. Wie wohl die meisten heranwachsenden Menschen verspürte er ein heftiges Verlangen, eine Sehnsucht nach Freiheit und Ungebundenheit, weg von dem, was ein geregeltes Leben darstellt, weg von starren Vorgaben, Verpflichtungen, Regeln und Gesetzen. Doch „zunächst nahm auch bei mir alles seinen geregelten Verlauf“, erzählt Michael Klute. Schule, Ausbildung, dann der Beruf, eben so, wie es die Eltern von ihm erwarteten. „Doch immer wieder habe ich mich in diesen Jahren gefragt: Das kann doch nicht alles sein, was das Leben für dich bereit hält? Alles ist so eingefahren und vorgegeben.“ Mit Anfang 20 schien sein Leben schon verplant. Seinen Beruf als physikalisch-technischer Assistent konnte er da kaum noch ertragen. Er suchte nach einer Alternative, die ihm mehr Sinn versprach. Goldschmied vielleicht, „weil ich dachte, das ist kreativer“, oder Medizintechniker, „weil ich dachte, da tut man etwas Gutes“, oder noch besser Umweltschutztechniker. Dazu ließ er sich dann ausbilden, stellte aber schnell fest, „dass man damit nicht automatisch ein Greenpeace-Aktivist ist“. Damals fiel ihm ein Zeitungsausschnitt in die Hände, der über einen jungen Mann berichtete, der nach Spanien aufbrach und dort zu Fuß durchs Land ziehend sein Glück suchte und fand. „Der Bericht hat mich berührt und ich habe mir gesagt: Wenn du so lebst, gibst du dem lieben Gott eine Chance, Schicksal zu spielen.“
Reise ins Ungewisse Mit Mitte Zwanzig brach Michael Klute mit seinem bisherigen Leben und startete nur mit einem Rucksack auf den Schultern auf in Richtung Süden. „Selbst das wenige, was ich dabei hatte, erschien mir noch zu viel. Als ich meine letzten Groschen für eine Pizza aus-
gegeben hatte, empfand ich das wie eine Befreiung.“ Es war eine Reise ins Ungewisse, ein Weg um zu sich selbst zu finden, an dessen Anfang „ich zwar ziemlich genau wusste, was ich nicht wollte, aber noch keine Vorstellung hatte, was ich wollte“. Jahrelang lebte der Allendorfer von der Hand in den Mund, frei von allen Zwängen, aber nicht frei von der Sorge um das tägliche Brot. „Mit Betteln habe ich es daher versucht.“ Er geriet dabei an die falschen Leute, machte die Erfahrung, dass auch Bettler ihre eigenen Regeln haben und oft Gewalt und Brutalität die Gesetze schreiben. „Doch ich wollte mir keine Regeln aufzwingen lassen und zog von nun alleine, nur begleitet von meinen beiden Hunden, als Landstreicher durch die Lande.“ Allein mit sich und der Natur, Zeit für meditative Momente und immer wieder Begegnungen mit Menschen, die es gut mit ihm meinten. Dieser Lebensabschnitt hat Michael Klute besonders geprägt. „Ich habe in den Dörfern um Essen und Trinken gefragt und meine Arbeitskraft angeboten. Und wenn man feststellte, der ist ja gar nicht betrunken, sondern fröhlich, ehrlich und packt auch an, dann kam ich schnell ins Geschäft.“ Nicht immer hatte er das Glück, Obdach und etwas zu Essen zu erhalten. „Es gab auch kalte, nasse Nächte, in denen ich fürchterlich gefroren und gehungert und mit meinem Schicksal gehadert habe.“ Trotzdem, die schönen Seiten des Lebens in Gottvertrauen überwogen. Am Ende eines Tages hat er sich oft ein kleines Feuer gemacht, Tee gekocht und dann auf seiner Flöte gespielt. „Die Dorfkinder waren davon begeistert. Ich kam mir manchmal vor, wie der Rattenfänger von Hameln.“ Aber nicht nur die Herzen seiner jungen Zuhörer hat er mit seiner Musik berührt. „Dabei waren es nicht einmal richtige Lieder, sonder ganze einfache Melodien, die mir so in den Sinn kamen.“ Musik als Herzensöffner. „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder“, zitiert Klute den deutschen Dichter Johann Gottfried Seume. Fortan hat er sein Talent bewusst eingesetzt. Als Straßenmusiker die Menschen glücklich machen, das war sein Ding. Und Geschichten erzählen, so spannend und lebendig, dass ihm seine Zuhörer gebannt an den Lippen hängen, das konnte und wollte er. Jetzt bekam alles einen Sinn: „Die ganzen Dinge, die vielen schönen aber auch die leidvollen, hätte ich sie nicht erlebt, was hätte ich zu erzählen gehabt?“
„Mundwerker“ und „SchuhputzHerr“ Im Laufe seiner Wanderschaft hat es ihn irgendwann ins bayerische Eging verschlagen. Dort, so hatte man ihm nach einem seiner Auftritte mit auf dem Weg gegeben, wartet man auf jemanden wie dich. Eging am See ist bekannt für seinen Freizeitpark „Pullman City“. „Eine Westernstadt mitten im Grünen gelegen, da passte ich tatsächlich hin“, erinnert sich Klute schmunzelnd. Mit Rauschebart und Schlapphut, seinen Hunden und einem Muli an seiner Seite, mit denen er zu dieser Zeit durchs Land zog, sah er aus wie ein Goldgräber. Er lebte bereits das, was die Akteure in Pullman City nur spielten. Dort bekam man schnell mit, dass der seltsame Kauz nicht nur zum Stall ausmisten taugt, sondern viel mehr auf dem Kasten hat. Aus einem kurzen Vorbeischauen wurde ein längerer Aufenthalt und Michael Klute nach und nach immer mehr Bestandteil der Shows. Mit Unterbrechungen ist Michael Klute seitdem Jahr für Jahr in den Sommermonaten in Pullman City zu erleben. Daneben hat er sich ein zweites Standbein als „Mundwerker“ aufgebaut. Vor allem in den Wintermonaten tritt er unter diesen Namen im Sauerland auf. Wer auf seiner Homepage (www.michael-klute.de) nachliest, erfährt dort, dass es neben dem Mundwerker Michael Klute aber auch den „Tanzpuppenbauer“ und den „SchuhputzHerr“ gibt. Schuhe putzen als Kunst oder Event, auf diese Idee muss man erst mal kommen ...
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von Bernhard Schlütter
KLEINSTADTARTISTEN MISCHEN DIE KNEIPENMUSIKSZENE AUF Band aus Neuenrade spielt Covermusik 2.0 - Idee: ein Festival nur mit lokalen Bands Mit Discorock und Partypunk mischen fünf Musiker aus Neuenrade, Altena, Wiblingwerde und Arnsberg seit einiger Zeit die (Kneipen-) Musikszene der Sauerländer Kleinstädte auf. Folgerichtig haben sich Andreas Reinecke alias Don Reini, Markus Weigel, Rouven Himmen, Patrick Hain und Kevin Gosmann den Bandnamen „Kleinstadtartisten“ gegeben. Erst seit Ende 2015 gemeinsam musikalisch unterwegs, haben sie sich bereits eine beachtliche Fanbase erspielt. Zuletzt sorgten sie beim Kneipenfestival Altena By Night für ein volles Haus im Hardy’s. „Wir spielen Covermusik von Wirtz über Blur bis hin zu den Sportfreunden Stiller“, sagt Don Reini, Sänger und mit 38 Jahren der Senior der Kleinstadtartisten. Er, die beiden Gitarristen Markus (24) und Kevin (23), Bassist Patrick (27) und Drummer Kevin (23) haben über das Internet zueinander gefunden. Zuvor haben
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die Jungs in verschiedenen Schülerbands erste Erfahrungen gesammelt. Don Reini sang in der Plettenberger Band Servant Quarters. Ihr Repertoire haben die fünf Männer in „einem hochbürokratischen Verfahren“ zusammengestellt. „Jeder hat Vorschläge aufgeschrieben. Dann haben wir abgestimmt“, erzählt Patrick. Mit einem Secret Gig im Proberaum und einem Guerilla-Konzert vor dem Neuenrader Hagebaumarkt starteten die Kleinstadtartisten ihre Bandkarriere. Inzwischen haben sie dreimal bei Altena By Night gespielt und sind am 13. Juli zu Gast im Soundgarten im Sauerlandpark in Hemer. Und sie haben schon eine beachtliche Fangemeinde, „weil wir das richtige Set haben“, sind sie überzeugt. „Wir spielen Festivalmusik, gerne auch B-Seiten und holen die Leute auch mit unserer Action auf
der Bühne ab. Was wir machen, ist Cover 2.0“, behauptet Don Reini. Ein etwa zweistündiges Programm hat die Band zurzeit auf der Pfanne und arbeitet an weiteren Stücken. „Wenn wir die ersten 25 Stücke richtig stehen haben, wollen wir vielleicht auch mal was Eigenes machen“, überlegen die Artisten. Die Kleinstadtartisten haben ihren Proberaum in Neuenrade. Ein öffentliches Heimspiel ist ihnen aber noch nicht gelungen. „Wir kriegen’s irgendwie nicht hin“, meint Don Reini und bedauert: „Es mangelt nicht nur in Neuenrade, sondern in der kompletten Region an Auftrittsmöglichkeiten.“ Und wenn mal Angebote kommen, sei die finanzielle Vorstellung weltfremd. „Für 200 Euro einen Abend lang spielen, das geht auch nicht.“ So zehn bis zwölf Auftritte pro Jahr - „gerne auch auf privaten Partys“ - wären das Wunschziel. Eine Möglichkeit sieht Don Reini in Eigeninitiativen von Bands. „Es gibt ja einige gute Bands in Plettenberg, Werdohl, Neuenrade, Altena und Umgebung. Wenn die was zusammen machen würden, wäre das Risiko eigentlich gering.“ Don Reini hat in der Zeit zwischen 1996 und 2000 mit einigen Freunden als Mamba-Team größere Partys in Plettenberg veranstaltet. Aus dieser Erfahrung heraus könnte er sich vorstellen, eine Veranstaltung mit Livemusik von lokalen Bands zu organisieren. Das wäre sicher eine gute Ergänzung zu bestehenden Festivals wie Immecke Open Air in Plettenberg und Rumotripot in Küntrop.
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Plaudern und Musik hören im Sound-Garten In den Sommermonaten ist donnerstags Soundgarten-Zeit im Sauerlandpark Hemer. Vom 11. Mai bis zum 31. August treffen sich Freunde, Verwandte, Familien, Kumpels, Musikliebhaber, Sonnenanbeter, Männer, Frauen, Kinder im größten Biergarten der Region. Das Konzept ist einfach: hingehen, hinsetzen, plaudern und Musik hören. Nicht mehr und nicht weniger wird den Besuchern nach einer harten Arbeitswoche abverlangt. Mit dem Soundgarten hat der Sauerlandpark abseits seiner XXL-Veranstaltungen ein Konzept geschaffen, das auch in diesem Jahr viele tolle Stimmen, herausragende Musiker und teils einzigartige Stile auf der Kaja-Bühne vereint. Los geht’s immer donnerstags um 19.30 Uhr im Biergarten am Restaurant ZwanzigZehn. sauerlandpark-hemer.de
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DAMPF IST VIEL MEHR ALS HEISSE LUFT: WÄRMETRÄGER UND ENERGIESPARER Mit der Entwicklung der Dampfmaschine nahm die industrielle Revolution so richtig Fahrt auf. Die Energie des in Dampfkesseln erzeugten Wasserdampfes wurde als Antriebskraft für Maschinen genutzt. Vor diesem Hintergrund gründete Heinrich Achenbach im Jahr 1890 eine Kesselschmiede in Ohle. Seit nunmehr über 125 Jahren steht der Name Achenbach für Dampfkessel-Kompetenz. Bis 1987 wurden bei Achenbach & Sohn Dampfkessel gefertigt. Höchste Qualität in der Dampfkessel-Produktion lautete die Maxime im Familienunternehmen. „Hiervon zeugen etliche Achenbach-Dampfkessel, die noch heute mit hohen Wirkungsgraden in Betrieb sind“, berichtet Diplom-Wirtschaftsingenieur Hein Achenbach. Der Urenkel des Firmengründers rief 1987 die Achenbach GmbH ins Leben. Im Firmensitz am Stübel in Ohle konzentriert sich ein hoch spezialisiertes Team aus Technikern und Ingenieuren auf die Konstruktionen von Dampfkesseln und die damit verbundene Anlagentechnik, wie zum Beispiel die Wasseraufbereitung. „Entwicklung, Lieferung, Installation, Optimierung und Wartung, das alles bieten wir aus einer Hand“, erklärt Marco Neubauer, zusammen mit Hein Achenbach Geschäftsführer der Achenbach GmbH. Mit ihrem Engineering-Team wollen sie im Segment Energieanlagen und Umwelttechnik mit innovativer Dampfkessel-, Abhitzekessel- und Wasseraufbereitungs-Technologie Vorbild sein. Vereinfacht erklärt, wird in einem Dampfkessel Wasserdampf unter erhöhtem Druck erzeugt. So entstehen Temperaturen deutlich oberhalb des Siedegrads von 100 Grad Celsius. Dieses Prinzip macht sich auch der Schnellkochtopf zunutze, den wir aus unserem Alltag kennen. Während in einem Schnellkochtopf üblicherweise etwa
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Text Iris Kannenberg Fotos Isabel Siliakus
Achenbach GmbH in Ohle entwickelt Dampfkesselanlagen nach Maß Kompetenz seit mehr als 125 Jahren
0,8 bar Überdruck herrschen, womit die Siedetemperatur auf etwa 116 Grad Celsius erhöht wird, erreichen die Großwasserraumkessel, die Achenbachs Kernkompetenz sind, bis zu 30 bar Überdruck korrespondierend mit Siedetemperaturen von bis zu 235 Grad Celsius und Verdampfung bis 30.000 Liter je Stunde (entspricht 20.000 kW). In der Industrie wird Dampf heute vor allem als Wärmeträger und zur Einsparung von Energie genutzt. Dies geschieht bei modernen Kesselanlagen durch die Nutzung von Abwärme, die bei vielen industriellen Prozessen entsteht, oder aus Biogas nach Blockheizkraftwerken und Schadstoffverbrennungen. Im Abhitzekessel wird die Prozesswärme wieder ins System zurückgeführt und werden somit Primärenergieträger wie Gas, Öl oder Strom eingespart. „Solche Anlagen rechnen sich manchmal bereits innerhalb weniger Monate“, sagt Marco Neubauer. Achenbach entwickelt vornehmlich Industriekessel der Bauart Großwasserraumkessel, die wegen des enthaltenen Flammrohrs auch Flammrohrkessel genannt werden. Anders als beim Wasserrohrkessel wird dabei Rauchgas in Rohren geführt.
perfekte Lösung: Mietkessel. „Unsere erfahrenen Monteure installieren bei Ihnen für Übergangszeiten neue oder gebrauchte Dampfkessel gemäß Ihrem Bedarf und stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite, wenn es um TÜV-Zulassungen oder andere Fragestellungen rund um Dampfkessel-Anlagen geht“, verspricht Marco Neubauer.
Achenbach GmbH Am Stübel 26, 58840 Plettenberg Tel 02391 9591-0 service@achenbach-dampf.de www.achenbach-dampf.de Eine weitere energiesparende und umweltschonende Lösung können Hybridkessel darstellen. Diese Dampfkessel eignen sich zur stetigen Dampferzeugung aus Prozesswärme, wenn diese nicht kontinuierlich verfügbar ist. Fällt der Abgasstrom aus oder reicht bei Spitzenlast nicht aus, übernimmt automatisch der durch Öl oder Gas befeuerte Teil die Dampferzeugung bzw. steuert die Spitzenlast zu. Dadurch wird ein zweiter Kessel als Reserve nicht benötigt, die Anlage ist preisgünstiger und hat eine längere Lebensdauer. Der Dampfspezialist aus Ohle liefert komplette Systeme für Kesselhäuser von der Wasseraufbereitung über den mit Gas oder Öl befeuerten Dampfkessel bis zum Economiser. Die Wasseraufbereitung ist notwendig. Damit werden Kesselsteinbeläge vermieden, damit der Wärmedurchgang optimal ist und der maximale Wirkungsgrad der Dampf- und AbhitzekesselTechnik erreicht wird. Und auch der Economiser hat wichtige Funktion: Er ist der Speisewasseraufbereitung nachgeschaltet und ermöglicht die zusätzliche Verwertung der Abwärme. Erst der Economiser macht die Restwärme nutzbar und erhöht den Wirkungsgrad nochmals erheblich. Abgastemperaturen knapp oberhalb der Kondensation werden erreicht. Falls kein Kesselhaus vorhanden sein sollte, ist eine Containerbauweise möglich. Und auch für einen kurzfristigen Bedarf hat Achenbach die
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„DIE MEDIZIN WIRD BESSER UND DAS ESSEN AUCH“
von Bernhard Schlütter
Geschäftsführer Andreas Martin erläutert Zukunftspläne für das Plettenberger Krankenhaus - Verkauf an Radprax soll im Sommer über die Bühne gehen
Die Wuppertaler Radprax Gruppe wird das Krankenhaus Plettenberg mit an 100 Prozent grenzender Wahrscheinlichkeit übernehmen. Die Weichen dafür sind gestellt, denn zum einen hat die zur Radprax gehörende Die Med GmbH im Dezember 2016 die Anteile der Mendritzki Holding erworben, zum anderen hat der Rat der Stadt Plettenberg im März die Absicht bekräftigt, die städtischen Anteile am Krankenhaus an Radprax veräußern zu wollen. Am 15. Dezember 2016 hat Radprax-Gesellschafter Andreas Martin zusammen mit Barbara Teichmann, ebenfalls aus dem Hause Radprax, die Geschäftsführung übernommen. Das zeitigt schon nach kurzer Zeit erste Erfolge. Es herrsche eine positive Aufbruchstimmung, lässt die Belegschaft des Krankenhauses verlauten. Im Gespräch mit dem Komplett-Magazin beschreibt Andreas Martin die Zukunftspläne für das Plettenberger Krankenhaus.
Wann wird das Krankenhaus verkauft? Vor der Veräußerung des Krankenhauses müssen noch formale Auf-
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lagen der Kommunalaufsicht abgearbeitet werden. Derzeit wird von zwei unabhängigen Wirtschaftsprüfern die Bilanz 2016 des Krankenhauses geprüft. Im Anschluss daran wird ein weiterer Wirtschaftsprüfer damit beauftragt, ein Verkehrswertgutachten zu erstellen. Das Gutachten soll voraussichtlich Mitte Juni vorliegen. Daher rechnet Andreas Martin damit, dass im Sommer der Handel perfekt gemacht wird.
Warum kauft die Radprax Gruppe ein Krankenhaus? Das hat rechtliche Gründe. Radprax ist ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) und darf als solches nur an andere niedergelassene Ärzte oder an Krankenhäuser bzw. Krankenhausgruppen veräußert werden. „Wir sind als eines der größten MVZ im radiologischen Bereich in Deutschland praktisch nicht mehr veräußerbar an junge Kollegen“, stellt Andreas Martin fest. Durch die Verknüpfung des MVZ mit einem Krankenhaus können in Zukunft auch Nichtmediziner als Gesellschafter eintreten. Darüber hinaus möchte Radprax auf Dauer mit den Krankenkassen Modellprojekte im ambulant-stationären Bereich machen, die dann auch in anderen Bereichen der Radprax-MVZ genutzt werden können. „Wir wollen hier im Krankenhaus gute Medi-
zin machen, um dann auch unseren MVZ neue Impulse geben zu können. Die MVZ bleiben unser Wachstumsbereich.“ Auf jeden Fall meint es Radprax ernst mit dem Erhalt des Krankenhauses. „Wir hängen uns mit Gedeih und Verderb an das Krankenhaus, denn das MVZ wird Tochtergesellschaft. Wenn das Krankenhaus den Bach runtergehen sollte, können wir auch das MVZ nicht mehr halten.“
Warum Plettenberg? Radprax hat eine Reihe von Krankenhäusern ins Kalkül gezogen. Für Plettenberg sprechen vor allem drei Gründe: „1. Das Krankenhaus hat ein sehr gutes Personal, in dem viel Potenzial steckt und das offen für Neuerungen ist. 2. Wir haben für dieses Haus und diese Region die richtigen Fachspezialisierungen, die wir brauchen. 3. Ich kenne keine Stadt in Deutschland, in der ein Krankenhaus eine derartige Verankerung in der Bevölkerung hat wie in Plettenberg. Dass der größte Verein von Plettenberg der Krankenhaus-Förderverein ist mit rund 1700 Mitgliedern, das ist gigantisch. Man kann wirklich von einem Bürger-Krankenhaus sprechen. Das heißt: Wir haben hier ein inhaltlich gut orientiertes, mit sehr gutem fachlichen Personal versehenes Krankenhaus, das alle Potenziale hat, sich zu entwickeln.“
Was wird Radprax im Krankenhaus verändern? Die kompletten Abläufe werden neu geordnet. Diese seien bisher „katas-
trophal“ gewesen, hat Andreas Martin festgestellt. „Die Prozesse greifen nicht ineinander. Es wird gute Medizin gemacht, aber es mangelt an Kommunikation.“ Genau diese Mängel geben Radprax aber die Gewissheit, dass Luft nach oben ist. „Wenn hier alles optimal liefe und dennoch rote Zahlen geschrieben würden, hätten wir ja keine Chance.“ So aber geht Andreas Martin die Sache selbstbewusst und zuversichtlich an: „Unsere Absicht ist, mit demselben Personal so viele Patienten zu behandeln, dass wir in drei Jahren die Wende schaffen und mit schwarzen Zahlen arbeiten.“ Dafür wird auch die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten intensiviert. „Wir können das. Unser Tagesgeschäft im MVZ ist es, auf Ärzte zuzugehen, damit die uns Patienten schicken. Im Krankenhaus ist das genauso. Wir Radiologen haben immer mit allen Fachrichtungen reden müssen. Wir sind in der Kommunikation geübt und tun uns leicht, mit anderen Ärzten zu reden.“
Was werden die Patienten bemerken? „Die Medizin läuft flüssiger und wird auch noch besser durch die verbesserten Abläufe.“ Dass es nach der stationären Aufnahme zwei bis drei Tage dauert, ehe die Behandlung richtig in Gang kommt, soll nicht mehr vorkommen. Und: Das Essen wird besser. „Im nächsten Jahr werden wir eine neue Küche haben“, kündigt Andreas Martin an. Dort wird dann auch das Essen für die Bewohner des Seniorenzentrums zubereitet. Ebenso sei die Belieferung von Kindergärten und anderen Einrichtungen möglich.
und einer Zuversicht gewichen, die aus der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit der Geschäftsführung mit allen Mitarbeitern und Abteilungen in Pflege und ärztlichem Dienst resultieren“, bilanzierten Vertreter/-innen der Belegschaft die ersten 100 Tage der neuen Geschäftsführung. Der offene und transparente Umgang miteinander motiviere zu zusätzlicher Leistung und noch mehr Engagement und wecke Zuversicht auf eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Für die Mitarbeiter sei wichtig, „dass der persönliche und familiäre Charakter des Krankenhauses mit dem hervorragenden medizinischen Angebot und bester Pflege nicht nur erhalten bleibt, sondern mit Hilfe von Radprax die Option erhält, sich zu erweitern und auszubauen“.
Andreas Martin (68) ist Facharzt für Radiologie. Den Grundstein zur Radprax Gruppe legte er 1987 zusammen mit Dr. Heiner Steffens (65), ebenfalls Facharzt für Radiologie. Aus zwei Einzelpraxen wurde die Radprax Gruppe. Heute ist sie ein Verbund von MVZ und Praxen für Radiologie, Kardiologie, Strahlentherapie und Nuklearmedizin. Info: www.radprax.de
Was passiert mit dem Förderverein? Bis zum Ende dieses Jahres hat die Schawag AZ 54x65.indd Gemeinnützige GmbH Bestand und kann damit der Förderverein sein Engagement fortsetzen. „Unser Bestreben ist, die Gemeinnützigkeit für bestimmte Aufgabenbereiche zu erhalten“, sagt Andreas Martin. Dazu könnte die Küche gehören oder die niederschwellige nachstationäre Pflege. So könnten der Förderverein, aber auch die Mendritzki- und die Friedrich-WilhelmBerges-Stiftung weiter eingebunden werden. Schawag AZ 54x65.indd
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Was sagen die Mitarbeiter? „Die anfängliche Unsicherheit ist mittlerweile einem Optimismus
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DIE TÜR ZUM ABENTEUER ÖFFNET SICH IN HÜTTEBRÜCHEN Auf Potts Bauernhof ist alles ein bisschen anders
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Von Martin Büdenbender
Paris hat den Eiffelturm, Athen die Akropolis, Dresden die Semperoper, Köln den Dom und Sundern hat ein „Am Vieh Theater“. Das kennen Sie nicht? Zugegeben, es liegt ein bisschen abseits, irgendwo zwischen Plettenberg und Sundern, eingebettet zwischen Kuhwiesen und Wäldern. Wenn man dem Wegweiser auf Potts Bauernhof trauen darf, liegt es ziemlich genau im Wegekreuz zwischen Linsengericht, Himmelreich, Faulebutter, Hölle und Sorgenlos. Um die Angelegenheit aufzuklären: Mit dem „Am Vieh Theater“ ist Potts Kuh-und Pferdestall in Sundern-Hüttebrüchen gemeint und der ist mit dem Wohnhaus, der großen Reithalle sowie diversen anderen Stallungen, Silos, Hütten,Wiesen und Weiden der Lebensmittelpunkt für einen Vier-Generationen-Haushalt. Jonas Müskens stellt die Großfamilie vor: „Da sind zunächst einmal Großonkel und Großtante Anton und Gerlinde Freiburg-
tableren „Langweilerweg“ nehmen), die Stiefmütterchen in der alten Kuchenform, das Windspiel aus Omas altem Essbesteck und die gekonnt auf die Außenwand des Stalles gemalte Hühneridylle.
Pott (aha, daher Name des Hofs), dann meinen Eltern Hans-Günter und Ingrid Müskens, meine Frau Leonie und schließlich unser Töchterchen Mila Carlotta.“ Der kreative Kopf des landwirtschaftlichen Unterneh-
ner immer gleich dabei. Es dürfte weit und breit der einzige mobile Hühnerstall sein. Haben die Hühner einem Wiesenstück mit ihrem emsigen Gepicke genug zugesetzt, zieht die Karawane nebst ihrem Zuhause einfach
mens ist übrigens Ingrid Müskens. Der Name „Am Vieh Theater“ ist, um im ländlichen Sprachbild zu bleiben, ebenso auf ihrem Mist gewachsen, wie die „Tür zum Abenteuer“, die am Hof-Eingang auf die Besucher wartet (alternativ darf man aber auch den etwas komfor-
ein paar hundert Meter weiter. „So ermöglichen wir nicht nur den Hühnern immer frisches Gras, sondern schonen auch den Boden vor Überdüngung und Krankheitserregern“, erklärt Leonie Müskens. Praktisch ist so ein Wohnmobil fürs Federvieh.
Ein Wohnmobil für die Hühner Überhaupt, auf Hühner trifft man auf Potts Bauernhof fast überall: Hühner aus Beton auf der Terrasse, Hühner aus Holz im Regal, als Serviettenhalter im großen Fest- und Veranstaltungsraum, als Tonfigur vor der Veranda und natürlich „ganz in echt“ auf der grünen Wiese. Ja, Sie haben richtig gehört, nicht im Stall, sondern auf der Wiese. Denn bei Potts haben die Hühner Ausgang und laufen, wie andernorts die Kühe oder Schafe, auf der grünen Wiese herum. Einen weiten Weg in den Stall hat das liebe Federvieh dennoch nicht zurück zu legen. Ihr komfortables Nachtlager haben Potts Hüh-
Würdevoller Umgang mit den Tieren
Das Komplett-Magazin durfte den mobilen Hühnerstall genauer in Augenschein nehmen, was in Anbetracht von 250 lauthals gackernden Legehennen gar nicht so einfach ist. Ein ewiges Rein und Raus ist das jedenfalls in, unter dem und rund um das Hühnermobil. Draußen nach Herzenslust herumpicken und nach Futter suchen, zwischendurch gerne auch ein Sonnenbad, und drinnen dann ein Nickerchen oder ab und an laut gackernd ein Ei gelegt, so lässt es sich leben. „Ich wollt ich wär‘ ein Huhn, dann braucht ich nichts zu tun, ich legte jeden Tag ein Ei und sonntags auch mal zwei.“ „Das ist etwas übertrieben“, lacht Jonas Müskens. „Unsere 250 Hühner legen pro Tag 200 bis 210 Eier.“ Die frisch gelegten Eier vertreiben die Müskens direkt. Ein Teil geht an ausgewählte Einzelhändler und an die Offene Ganztagsschule im nahe gelegenen Allendorf, ein weiteres Kontingent wird zu Eiernudeln verarbeitet. Der weitaus größte Teil der Eier steht in der kleinen Selbstbedienungshütte neben der Hofeinfahrt für Selbstabholer bereit. Auch ein Teil der Wurst- und Fleischwaren wird so an den Mann und die Frau gebracht. Auf Potts Bauernhof hat nämlich neben der Mutterkuh-Haltung eine kleine Rindermast Platz gefunden. Bei einem Metzger in der Nachbarschaft wird alle vier bis sechs Wochen geschlachtet, das Fleisch in Pakete verpackt und verkauft. Da ist
Er und seine junge Frau haben sich viele Gedanken über die Haltung der Nutztiere gemacht. Sie betonen, wie wichtig ihnen ein würdevoller Umgang mit den Tieren ist. Die artgerechte Haltung entspricht ihrer Auffassung von umweltfreundlicher Landwirtschaft, eine Auffassung, an der sie Besucher des Hofes gerne Anteil nehmen lassen. Vor allem den kleinen Gästen wollen sie das Leben mit und von den Tieren auf einem Bauernhof nahebringen. Mit der Ausrichtung von Kindergeburtstagen, mit FerienprogrammAngeboten, und Aktionen für Schulklassen oder Kindergärten hat sich Potts Bauernhof ebenso einen Namen gemacht, wie mit dem Reitunterricht in der 2004 erbauten Reithalle.
dann alles drin, was so ein Rind hergibt. Wer jedoch nur das Feinste haben will, ist bei Potts nicht an der richtigen Adresse. „Ein Rind besteht schließlich nicht nur aus Filet“, erklärt Jonas Müskens.
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ne gesehene Gäste sind. Im Moment haben ihnen aber die Ziegen den Rang abgelaufen. Da hat es gerade Nachwuchs gegeben. Beim Anblick der drei kleinen Zicklein schmelzen nicht nur die Kinderherzen dahin. Unter pottsbauernhof.de im Internet kann man sich anschauen, was Familie Müskens auf ihrem Hof so alles treibt und bereit hält. Illustriert ist die Homepage mit vielen schönen Bildern.
Speziell das Angebot für die vielen kleinen Pferdeliebhaber möchte Leonie Müskens erweitern. Die gelernte Erzieherin lässt sich gerade zur Reitpädagogin und Fachkraft für tiergestützte Intervention weiterbilden. Damit ist keine alternativmedizinische Therapie mit Hilfe von Tieren gemeint, obwohl allein der Umgang mit Tieren therapeutische Wirkung haben kann. Im Mittelpunkt der Arbeit der tiergestützten Intervention steht vielmehr die Mensch-Tier-Beziehung mit ihren positiven Auswirkungen vor allem für junge Menschen. Eine Ponyschule für die Jüngsten (von 3 bis 9 Jahre) hat Leonie Müskens gerade ins Leben gerufen. Die knuffigen Reittiere sind die Lieblinge der vielen Kinder, die auf Potts Bauernhof ger-
137 Buslinien für 2.300 Haltestellen
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Heiße Acts beim Immecke-Festival 2017 Open-Air-Kult-Event am 4. Juni in Plettenberg Nach einer zünftigen Schneeballschlacht und Eiseskälte beim letzten Festival, hoffen alle Immecke-Fans in diesem Jahr auf gutes Wetter. Das sollte möglich sein, denn das größte Independent-Open-Air Südwestfalens findet 2017 spät im Jahr, genau gesagt am 4. Juni statt. Und sollten die Außentemperaturen auch nicht ganz so mitspielen wie gewünscht, verspricht das 27. ImmeckeFestival in Plettenberg zumindest ganz heiße Bühnenacts mit einem gewohnt schrillen Stilmix von Punk bis Reggae, von Ska bis Metal. Einlass ist am Pfingstsonntag um 13 Uhr. Tickets kosten im Vorverkauf 20, an der Tageskasse 22 Euro. Vorbestellbar sind die Karten im Internet unter www. immeckeopen-air.de.
Neun Bands aus ganz Deutschland, Frankreich, Schottland und Holland und dazu einige hoch interessante Singer Songwriter versprechen ein knallbuntes GuteLaune-Programm. Das Immecke-Open-Air ist nicht nur bekannt für seine grandios friedvolle Atmosphäre, sondern auch für eine schier grenzenlose Offenheit von Musikstilen. Größtmögliche Abwechslung bietet der veranstaltende I-Rock e.V. auch 2017, u.a. mit Punkrock aus Berlin, Blues und Funk aus Hessen und Heavy Metal aus Tilburg/Holland. Über eine gute Reggae-Band freut sich das ImmeckePublikum auch immer. Die „Betrayers of Babylon“ bringen den entspannten und sonnigen Jamaika-Sound zum Festival. Eine rasante Mixtur aus HipHop und New Metal hingegen verspricht „Ze Gan Zeft“ aus Marseille.
Ska, Pogo und gute Laune sind angesagt, wenn „Rafiki“ (Nürnberg) die Bühne betreten und „PC Herman & the destroyers“ mit Immecke-Urgestein Frank the tank an der Gitarre grooven mit Funk und Rhythm’n’Blues um den Sägeschuppen. Zwei Damen an den Saiteninstrumenten und ein Schlagzeuger, der nicht langsam spielen kann – „Shirley Holmes“ ist eine Punk- und Rock’n’Roll-Granate. Aktuell arbeiten die Berliner an einem neuen Album, u.a. mit Produzenten von „Extrabreit“, „Jennifer Rostock“ und „Käptn Peng“. Ab Mai geht es damit auf Tournee und natürlich macht das Kracher-Trio mit ihrem Dampfhammer-Sound,
der wie eine Mischung aus „Dover“, „Kraftclub“ und „Ideal“ klingt, Station in der Immecke. Als Top-Act. Mit dabei sind beim 27. Immecke-Open-Air natürlich auch die „Immecke Allstars“, daneben die frischen Alternative-Newcomer „What the fuck Boom“ und die holländische Metalband „Order of the emperor“. Auf der Akustikbühne „Scotch Corner“ werden u.a. Singer Songwriter aus Schottland, Holland und Frankreich auftreten. Immecke-Stammgast Andrew Burton aus Edinburgh hat fest zugesagt. Mit einem gültigen Festivalticket ist das Campen auf den Wiesen am Sägewerk auch 2017 wieder kostenlos und erlaubt ab Samstag, den 3. Juni. (St.L.)
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„WILLKOMMEN“ IN NEUN SPRACHEN
Werdohler Realschüler diskutieren und praktizieren Integration von Martin Büdenbender
„Willkommen“ steht in neun verschiedenen Sprachen mit bunter Kreide kunstvoll auf die große Wandtafel geschrieben. Eine „internationale“ Begrüßung ist bei Gülcan Kiraz, Lehr- und Integrationskraft der Städtischen Realschule Werdohl, üblich. Sie unterrichtet das Fach „soziales Lernen“ und führt regelmäßig Integrationsprojekte zur Förderung von Sozialkompetenzen und zur Sensibilisierung der kulturellen Vielfalt durch. Bei ihr ist heute die Klasse 8b von Ulrike Schulte-Schürholz zu Gast. Der Unterricht läuft daher ein wenig anders ab als üblich. Der süße Duft von Cay zieht durch das Klassenzimmer. Kerzenlicht flackert auf den Tischen, an denen Schülerinnen und Schüler aus neun verschiedenen Nationen sitzen und offen über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Kulturen und Religionen, über Migration und Integration reden. Dabei gehen sie auffallend respektvoll miteinander um. Sie lassen sich ausreden und fallen sich nicht gegenseitig ins Wort, wie viele prominente Teilnehmer so mancher im Fernsehen präsentierter Talkrunde. Angeregt unterhalten sich die Schülerinnen und Schüler über ein Kapitel aus Nazan Eckes Buch „Guten Morgen Abendland“. Dazu trinken sie heißen,
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türkischen Tee. In dem Buch geht es um Gastarbeiter, um Zuwanderung und Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Gülcan Kiraz lässt ihre eigenen Erlebnisse einfließen und fordert die Schüler auf, über ihre Erfahrungen, Gefühle und Gedanken zu sprechen. Sie moderiert die Veranstaltung mehr, als dass sie diese leitet. Man spürt, die 13- und 14-Jährigen fühlen sich ernst genommen und nehmen daher auch das Thema ernst. Sie haben viel zu erzählen. Denn die meisten haben selbst einen Migrationshintergrund. Oft genug fühlen auch sie sich hin- und hergerissen zwischen den Kulturen, spüren, dass es Vorbehalte und Vorurteile gibt, erkennen aber auch, wie einfach es sein kann, den anderen zu verstehen, wenn man aufeinander zugeht und miteinander redet. Zwei Schulstunden in entspannter Atmosphäre vergehen wie im Fluge. Gülcan Kiraz macht zum Abschluss Mut: „Es ist egal, ob ihr Aserbaidschaner, Pole, Italiener, Türke oder Deutscher seid oder ob eure Eltern aus Serbien, Griechenland, dem Kosovo oder England kommen, ihr alle seid Deutschlands Zukunft.“
„INTEGRATIONSARBEIT IST HEUTE WICHTIGER DENN JE!“ „Integration ist keine Einbahnstraße, es ist ein Geben und Nehmen. Wir respektieren und tolerieren alle Unterschiede in den Religionen und lernen voneinander, indem wir nicht übereinander, sondern miteinander freundschaftlich reden“, erklärt Gülcan Kiraz. Integrationsarbeit ist ihr seit vielen Jahren eine Herzensangelegenheit. Migration und in der Folge Integration ist überall ein großes Thema. Eine Fachkraft mit dem Aufgabenschwerpunkt Integration gibt es in der Region zwischen Verse und Sorpe aber nur in Werdohl. „Die aktuell angespannte politische Situation zwischen der Türkei und Deutschland erschwert definitiv die Arbeit der Menschen, die sich für die Integration einsetzen“, bedauert Gülcan Kiraz und betont „aber umso wichtiger ist diese Arbeit gerade jetzt.“
Frau Kiraz, sie sind in der Türkei geboren und in Deutschland aufgewachsen. Wie erlebten Sie ihre Kindheit? Als „Gastarbeiterkind“ bin ich mit drei Jahren, gemeinsam mit meiner Mutter und meinem vierjährigen Bruder nach Deutschland eingereist. Geboren wurde ich in SarIkaya-Yozgat in der Türkei. Ohne Deutschkenntnisse wurde ich eingeschult und wuchs in einem „schwäbisch-katholischen Viertel“ auf. Mein Vater war in seiner Heimat ein Gelehrter und erzog uns religiös, aber liberal. Einen Kopftuchzwang gab es bei uns nicht. Er vermittelte uns Kindern einen friedlichen, ungezwungenen Islam, die Liebe zu Allah, zu unserem Propheten Muhammed, zur Heimat und Familie, zur Muttersprache und zu Mustafa Kemal Atatürk.
Wo fühlen Sie sich zu Hause, was ist für sie Heimat? Heimat ist dort, wo man sich wohl fühlt! Daher sind das Sauerland und Werdohl für mich auch Heimat. Mir persönlich ist es natürlich ebenso wichtig, die eigene Identität nicht zu verleugnen. Wir Türkischstämmigen sind sehr mit unserer ersten Heimat verbunden. Dort leben unsere Familienangehörigen und mindestens einmal im Jahr sind wir im Urlaub in der Türkei.
Welche Grundwerte haben Ihnen Ihre Eltern vermittelt? Ein Grundwert war meinen Eltern ganz besonders wichtig, nämlich, Mitmenschen, völlig egal, welcher Abstammung, Rasse, Religion oder Kultur, so zu akzep-
Interview mit Gülcan Kiraz
tieren und zu respektieren, wie sie sind. Ein weiterer Grundwert in meinem Elternhaus war die Bildung: Bildung war das A und O, das galt nicht nur für meine Brüder, sondern auch für mich als Mädchen. Als mein Vater im Alter von 51 im Sterbebett lag, habe ich ihm versprochen, mindestens eine Ausbildung zu absolvieren. Ich habe meinen ersten Beruf als Bekleidungsschneiderin in der einzigen deutschen Textilfirma „Trigema“ im Schwabenland erlernt.
Wie definieren Sie Integration? Integration ist unterschiedlich definierbar. Für mich bedeutet Integration ganz einfach ein Geben und Nehmen. Wir lernen voneinander, indem wir miteinander über die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten reden. Wir respektieren und akzeptieren uns gegenseitig, so wie wir sind. Lasst uns nach Gemeinsamkeiten schauen, denn nur so können wir das ‚Wir-Gefühl‘ stärken.
Wie kamen Sie zu Ihrem heutigen Beruf als Integrationsbeauftragte? Als junge Familie sind wir, mein Mann, meine Tochter und ich, 1998 aus beruflichen Gründen nach Werdohl gezogen. Nach der Einschulung meiner Tochter bemerkte ich die Schwierigkeiten, die viele ihrer Mitschülerinnen mit der deutschen Sprache hatten.
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zu einem unbefristeten Arbeitsvertrag beim Land NRW. Ich bin seitdem als Lehr- und Integrationskraft tätig. Es war eine unglaubliche Erfahrung, als „Türkin“ in der deutschen Gesellschaft etwas erreicht zu haben. Denn die „Türken“ oder „Muslime“ müssen sich leider zehnfach mehr beweisen als die Europäer. Nach der Schließung der Hauptschule wechselte ich im letzten Schuljahr zur Realschule.
Welche Werte möchten Sie den Schülern mit auf ihren Lebensweg geben? Im Rahmen des sozialen Lernens versuche ich meinen Schülern vor allem zu vermitteln, „menschlich“ miteinander umzugehen und Menschen nicht pauschal in eine Schublade zu stecken. Auch Empathie, Dankbarkeit, Geduld und Respekt sind wichtige Werte. Als Minderheit in der Mehrheitsgesellschaft erfahren viele von ihnen Diskriminierung. Damit gewaltfrei umzugehen, möchte ich ihnen ebenfalls vermitteln. Warum ist das so?, habe ich mich damals oft gefragt. Schließlich waren unsere Kinder schon die dritte Generation in Deutschland und diese Generation hatte viel bessere Voraussetzungen als wir damals. Für mich war klar, dass die Integration leider verschlafen wurde, und das sowohl vom türkischen als auch vom deutschen Staat. Nun hatten wir das Glück, in der Grundschule auf eine aufgeschlossene Schulleiterin und Klassenlehrerin zu treffen. Das betone ich bewusst, denn Aufgeschlossenheit auf beiden Seiten ist die Voraussetzung dafür, dass Integration gelingt. Diese positive Erfahrung motivierte mich, selber aktiv für Integration einzutreten. Durch mein ehrenamtliches Engagement brachte mich die damalige Grundschulleiterin auf die Idee, im pädagogischen Bereich zu studieren. Sie meinte, ich hätte eine soziale Ader und Geschick im Umgang mit Kindern und Erwachsenen. Mit 30 Jahren entschied ich mich daher für diesen Ausbildungsweg. Mein Mann stand ganz stark hinter mir und hat das alles mitgetragen. 2007 absolvierte ich ein Semesterpraktikum an der Hauptschule in Werdohl. Dank der Initiative der damaligen Schulleiterin, Frau Neubeck, bekam ich zunächst befristete Arbeitsverträge bei der Stadt und beim Land NRW. Bei einen bundesweiten Integrationsschulwettbewerb unter dem Motto „Alle Kids sind VIPs“ im Jahre 2009, den ich geleitet habe, gewann unsere Schule einen Preis. Dieser Erfolg führte dann 2010
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Worin besteht Ihre Integrationsarbeit? Im Fach soziales Lernen steht die Darstellung der Vielfalt der unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Religionen im Vordergrund. Wir schauen über den Tellerrand und erweitern unsern Horizont, ohne jemanden aufgrund seiner Herkunft, Religion oder Sprache auszuschließen. Gemeinsam mit den Religionslehrern organisiere ich Exkursionen in eine Moschee und eine Kirche. Hier geht ebenfalls um die Gemeinsamkeiten in beiden Religionen. Die Zuwanderungsgeschichte ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der Integrationsarbeit. Darüber hinaus unterrichte ich gemeinsam mit einer erfahrenen Lehrerin das Fach Deutsch für Flüchtlinge aus Syrien und Schüler aus europäischen Ländern (Polen, Bulgarien, Griechenland, Armenien), die ohne Deutschkenntnisse zu uns nach Deutschland kommen.
PAPIERBRÜCKEN UND FLOTTE LEGO-FLITZER ERÖFFNEN SCHÜLERN NEUE PERSPEKTIVEN Wettbewerbe fördern Kreativität und Teamwork Langsam steigt die Belastung auf dem Prüfstand. Dann, bei 16,8 Kilogramm, gibt die Konstruktion nach. Sieg! Mit ihrer Papierbrücke hatte eine Schülergruppe des Gymnasiums Plettenberg im Februar den Brückenbau-Wettbewerb der Uni Siegen gewonnen. Die nur 152 Gramm schwere Konstruktion aus Papier und Klebstoff hatte das 110-fache ihres Eigengewichts getragen. Die Uni Siegen hatte den Wettbewerb zum 14. Mal ausgetragen. Schüler und Schulen können sich auf vielen Feldern messen. Die Zahl der Schul-Wettbewerbe ist kaum überschaubar. „Jugend forscht“, 1965 vom damaligen Stern-Chefredakteur Henri Nannen ins Leben gerufen, ist einer der ältesten und renommiertesten. Mal geht es um Geschichte, etwa beim Wettbewerb des Bundespräsidenten, mal um Design oder Literatur, mal auch um regionale Besonderheiten wie das beste Rezept für „Grüne Soße“, einen Klassiker der hessischen Küche. Oft geht es aber um Naturwissenschaften und Technik, die MINT-Fächer. Mit ihrem Brückenbau-Wettbewerb will die Uni Siegen Jugendlichen „auf spielerische Weise einen ersten Einblick in die Fragestellungen der Bauingenieure“ vermitteln, heißt es in der Einladung zu dem Schüler-Wettbewerb „Papierbrücken“.
von Rüdiger Kahlke
werb keine Einmal-Aktion. Mit der benachbarten Firma Novelis haben sie selbst ein Prüfgerät konstruiert, um die Brücken vorab testen zu können. Nebenan im Physikraum haben Mitschüler eine Startrampe für Wasserraketen aufgebaut. Sie suchen die optimale Lösung für lange Flugzeiten – und stellen sich damit der Konkurrenz anderer Schul-Teams. Auf der anderen Seite des Flures, im naturwissenschaftlichen Trakt, tüftelt die Roboter AG an einem Parcours. Ein Fahrzeug, aus Lego-Elementen gebaut, muss, einmal programmiert, verschiedene Aufträge abarbeiten. Eine komplexe Aufgabe. Die Schüler trainieren im Team für den nächsten Wettbewerb, die „First® Lego® League“ (FLL). Das Förderprogramm möchte „Kinder und Jugendliche in einer sportlichen Atmosphäre an Wissenschaft und Technologie heran führen (…) und ihnen den Zugang zu naturwissenschaftlichen Fächern zu erleichtern und sie frühzeitig für einen Ingenieurs- oder IT-Beruf zu motivieren“, heißt es dazu im Schulprogramm. Unter Punkt 5 „Wettbewerbe und Zertifikate“ sind darin elf Wettbewerbe aus den Bereichen Sprachen, Mathematik, Biologie, Chemie und Technik aufgelistet, an denen die Schüler teilnehmen können.
Teil des Schulprogramms
Was motiviert Schüler, an Wettbewerben teilzunehmen?
Für die Schüler des Plettenberger Albert-SchweitzerGymnasiums (ASG) war die Teilnahme an dem Wettbe-
Am Anfang steht für Veli (16) das Interesse. Man bekomme Einblick in schwierigere Aufgaben und zusätzli-
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che Bereiche, über den Unterricht hinaus. „Experimente durchführen und Statistiken auswerten. Man kann sich Sachen selbst beibringen“, lässt auch Florian (16) Forschergeist erkennen. Andere sehen die Verbindung von Theorie und Praxis. Da wird auch gerne Freizeit investiert, etwa um das Prüfgerät für die Papierbrücken mit Technikern zu bauen, betont Julian (18). Er mag den ganzheitlichen Ansatz: planen, bauen, anwenden , aber auch „mit anderen zusammenarbeiten.“ Gerade beim Brückenbau waren auch praktische Fähigkeiten gefragt, was manchen entgegenkomme.
Was bringt es? Für Julian bringt die Wettbewerbs-Teilnahme neue Erfahrungen und Bestätigung. „Wenn man lange darauf hingearbeitet hat, ist es umso schöner“, meint er mit Blick auf den Sieg beim Brückenbau. Die Zusammenarbeit mit Novelis habe ihm zudem Einblicke ins Unternehmen gebracht, wie dort kooperiert werde. Für Veli, der in der Roboter-AG mitmacht, klären sich die Berufsziele. Ein MINTFach als Studium, ja, aber Biologie hat er durch die Arbeit für den Roboter-Wettbewerb bereits ausgeschlossen. Ein Workshop bei Bayer hat für ihn die Chemie in den Fokus gerückt. Auch Florian sieht neben dem Spaß am Entdecken die pragmatische Seite, „schneller studieren zu können. Man kann den NC verbessern, wenn man an Wettbewerben teilgenommen hat“, sagt er.
Was bringt es für den Unterricht? Versuche und Experimente, die oft mit Wettbewerben verbunden sind, sind gut „für Schüler, die gerne praktisch arbeiten“, sagt Bastian Rinke, MINT-Beauftragter am Plettenberger ASG. Wenn sich das Thema mit den Interessen decke, freuten sich die Schüler auf die Herausforderung. „Das gilt auch für Lehrer“, weiß Rinke und sieht darin auch einen Motivations-Kick für die Pädagogen, „wenn man merkt, es geht gut vorwärts.“ Erfolge, es müsse nicht immer der erste Platz sein, weckten auch Interesse bei jüngeren Jahrgängen. „Es macht Spaß, mit interessierten Schülern zu arbeiten“ und es sei schön zu sehen, wenn sich etwas entwickelt und das soweit als möglich in den Unterricht zu integrieren. „Es macht den Unterricht angenehmer“, betont Bastian Rinke.
Warum macht die Schule mit? Für Elisabeth Minner, Leiterin des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, gibt es eine Reihe von Gründen, an Wettbewerben teilzunehmen. Die Schule müsse Schüler an Herausforderungen heranführen, sie bekannt machen mit außerschulischen Feldern, ihre Kreativität fördern. Zu-
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dem seien die Wettbewerbe „eine gute Möglichkeit, im Team zu lernen und mit Praktikern in Kontakt zu kommen.“ Schule solle aber auch Orientierung bieten und als „Türöffner dienen, um Schüler auf andere Dinge aufmerksam zu machen.“ Wettbewerbe entfalteten auch eine Sogwirkung. „Man möchte gerne dabei sein“, sagt sie und verweist auf die Resonanz auf den Mathematik-Känguru-Wettbewerb. Von den 800 Schülern am ASG nähmen jährlich etwa 500 am Wettbewerb teil, davon über 300 freiwillig. Zudem könnten Lehrkräfte und Eltern bei den Wettbewerben die Schüler auch in anderen Rollen erleben.
Wie profitiert die Schule? Wettbewerbe helfen der Schule sich zu profilieren. Das hilft beim Werben um Schüler und bei der Rekrutierung von Lehrkräften. „Planstellen zu besetzen ist kein Problem“, sagt Elisabeth Minner und sieht einen Grund dafür auch im guten Standing und den guten Arbeitsmöglichkeiten in der Schule. Sie verweist auf die starke Unterstützung durch den Förderverein. Gute Leistungen pushen auch die Spendenbereitschaft, sieht sie durchaus einen Zusammenhang mit dem guten Abschneiden bei Wettbewerben.
INFO „Schülerwettbewerbe gehören zu einem festen Bestandteil des nordrhein-westfälischen Konzeptes zur Förderung interessierter und begabter Schülerinnen und Schüler. Es werden Fragestellungen angesprochen und Erkenntnisse gewonnen, die verstärkt in die schulische Arbeit einbezogen werden können.“ (Quelle: Bildungsportal NRW) Link: www.schulministerium.nrw.de Informationen über Schülerwettbewerbe und Qualitätsstandards liefert die Arbeitsgemeinschaft bundesweiter Schülerwettbewerbe. Sie hat auch eine Checkliste für die „Kriterien guter Schülerwettbewerbe“ herausgegeben. Link: www.bundeswettbewerbe.de
Fragen
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Ist Schule so langweilig, dass externe Wettbewerbe als Anreize notwendig sind? Sylvia Löhrmann: Nein, ganz im Gegenteil. Es gibt Wettbewerbe für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und für die ganze Schule, gerade weil die Begeisterung für das Lernen niemals langweilig ist. Gute Schule und Wettbewerbe bilden keinen Gegensatz.
Schulministerin Sylvia Löhrmann zur Funktion von Wettbewerben in Schulen. orientiert. Das erleben sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrkräfte als abwechslungsreiche und damit auch bereichernde Erfahrung.
Welchen Nutzen / Sinn haben die Wettbewerbe für die verschiedenen Akteure (für Schüler, Lehrkräfte, die Schulen selbst)? Wettbewerbe schaffen eine veränderte Lernsituation: Das Lernen erfolgt nicht allein mit Blick auf ein einzel-
Sind Auswirkungen feststellbar / messbar, wenn Schulen oder Schüler intensiv an Wettbewerben teilnehmen? Das wäre schwer zu messen. Das Ziel von Wettbewerben sind auch nicht permanente Leistungssteigerungen, aber das Lernen ist wohl nachhaltiger und stärker selbstgesteuert. Worum es geht, und was ganz sicher positiv wirkt, sind neue Impulse für die eigene Entwicklung und die Lust, sich engagiert mit anderen zu messen. So gewinnen Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte, auch
nes Fach, sondern teils fächerübergreifend und projekt-
wenn am Ende nicht Platz Eins herausspringt.
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BEWEGENDES GESPRÄCH MIT HOLOCAUST-ÜBERLEBENDEM ASG-Schüler schildern Eindrücke aus Auschwitz und Krakau Völlig neues Bild der Vergangenheit
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Der Leistungskurs Geschichte des aktuellen Abiturjahrgangs am Al-
„Trotz der vorherigen Auseinandersetzung mit dem Holocaust im Unterricht und der Mitgestaltung des Auschwitz-Gedenktages mussten wir während und nach der Besichtigung der beiden Lager Auschwitz und Birkenau und vor allem nach dem Zeitzeugengespräch einen Tag später feststellen, dass diese Erfahrungen nochmals ein völlig neues Bild der Vergangenheit ergaben.
bert-Schweitzer-Gymnasium in Plettenberg hat sich intensiv mit dem Thema Holocaust auseinandergesetzt. Die Schülerinnen und Schüler des von Dr. Peter Schmidtsiefer geleiteten Leistungskurses gestalteten mit ihrer Aufführung von Ausschnitten des Dramas „Ermittlungen“ von Peter Weiss den Auschwitz-Gedenktag in Plettenberg am 27. Januar mit. Einen nachhaltigen Eindruck von den Verbrechen der Nationalsozialisten erhielten die Gymnasiasten bei einer 5-tägigen Reise nach Krakau, die dank Unterstützung der Konrad-Adenauer- und der Bethe-Stiftung sowie durch den Förderverein des ASG durchgeführt werden konnte. Die Jugendlichen besuchten das jüdische Viertel, das während des Krieges geschaffene Krakauer Ghetto und die ehemalige Fabrik Oscar Schindlers. Vor allem standen jedoch die zweitägige Besichtigung des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz/Birkenau und ein Zeitzeugengespräch mit einem Überlebenden des Lagers im Mittelpunkt. Für das Komplett-Magazin schildern die Schülerinnen und Schüler ihre Eindrücke.
Natürlich war die Besichtigung der Gedenkstätten sehr beeindruckend und auch bedrückend, doch besonders bewegt waren wir durch das Gespräch mit dem Zeitzeugen Karol Tendera, der es geschafft hatte, vier Jahre in diesen unvorstellbar grausamen Lagern zu überleben, und uns seine Erlebnisse aus dieser Zeit näher brachte. Dreieinhalb Stunden hörten wir einer unglaublichen Geschichte zu, von einer zweimaligen Flucht aus der Zwangsarbeit, von seiner Verhaftung und der Inhaftierung im sogenannten Stammlager Auschwitz, von unerträglichem Leid und vier Jahre anhaltender Todesangst, von schwerster physischer und psychischer Belastung und von waghalsigen Versuchen, dem Tod zu entgehen, oder in Worten des Zeitzeugen, ‚der Hölle’ zu entgehen. Eine Geschichte, die gut und gerne einen spannenden Hollywood-Film füllen könnte – tatsächlich jedoch die wahre Geschichte des Mannes ist, der sie uns erzählte. Die persönlichen Erfahrungsberichte des 95-Jährigen riefen nochmals ein neues und anderes Bild in unseren Köpfen hervor, als es uns schon
Von Bernhard Schlütter an den beiden Tagen zuvor während der Lagerbesichtigung vermittelt wurde. Denn auch ohne diesen persönlichen Bericht ist eine Besichtigung der Lager als beeindruckend, beklemmend und schockierend zu bezeichnen; sei es die berüchtigte Eingangsüberschrift des Stammlagers ‚Arbeit macht frei’, die alten sanitären Anlagen und Schlafräume oder der Gang durch den berüchtigten Block 11, in welchem sich die Hunger- und Dunkelzellen des Lagers befinden – Orte, von denen wir bei der Gestaltung des Auschwitz-Gedenktages noch gelesen und sie uns vorgestellt hatten, die in der Realität jedoch noch weit andere Gefühle und Eindrücke vermitteln, als es in der Vorstellung möglich ist.
Beeindruckend, bedrückend, beklemmend und unvorstellbar Unvorstellbar sind auch im Vorfeld die Dimensionen des Holocausts und die Dimensionen der Vernichtungsmaschinerie in den Konzentrationslagern, denn auch wenn viele Baracken und Anlagen des Vernichtungslagers Birkenau heute verfallen sind oder von den Nazis zerstört wurden, beeindruckt das Lager alleine durch seine unglaubliche Größe und Fläche. Das Wissen um die hier geschehenen Gräueltaten und das menschliche Leid sorgten für beklemmende Gefühle und Vorstellungen während des Gangs durch das Lager, hinzu kamen die Berichte unserer Begleiterin, welche es schaffte, mit den Erzählungen über individuelle Schicksale und Begebenheiten eine traurige und düstere Stimmung
hervorzurufen. Besonders bewegend und schockierend waren die heute im Stammlager ausgestellten Überreste und Besitztümer der Opfer der Vergasungen in Birkenau, worunter ungefähr eine Million Juden waren. Auch hier ist zu sagen, dass wir alle vorbereitet und schon informiert waren, was man als Besucher der Gedenkstätte zu sehen bekommen würde, aber auch hier ist im Nachhinein festzustellen, dass der reale Anblick der Ausstellung in seinen unglaublichen Dimensionen, was die Menge an Schuhen, Kleidung und Alltagsgegenstände betrifft, nicht vorstellbar war. In diesen Momenten, in denen man diesen vielen privaten und persönlichen Gebrauchsgegenständen, aber vor allem auch der Masse an menschlichen Haaren gegenübersteht, wird einem das Ausmaß des Holocausts und der Taten der Nazis ein weiteres Mal völlig neu bewusst. Diese vielen Eindrücke und der bewegende Bericht des Zeitzeugen Karol Tendera später ließen nur erahnen, welches Leid die Opfer ertragen mussten. Umso überraschter und bewegter waren wir, wie es diesem Menschen heute möglich ist, über die schrecklichen Erlebnisse zu be-
richten, und wie er es schaffte, diese zu verarbeiten. Insgesamt lassen sich die Eindrücke mit sehr beeindruckend, bedrückend, beklemmend und unvorstellbar bezeichnen, mit Sicherheit ist auch der Begriff der Fassungslosigkeit über diese Vergangenheit zutreffend.
Zeitzeugen-Gespräch eine Ehre und Bereicherung Des Weiteren empfanden wir es als eine Ehre und Bereicherung, in unserer Generation noch die Möglichkeit zu erhalten, mit einem Zeitzeugen über dessen Erlebnisse und Erfahrungen zu sprechen. Ein solches Gespräch birgt mit Sicherheit noch einige Aspekte, Informationen und Anstöße, über welche man meistens zuerst nicht nachdenkt, wenn an den Holocaust und die NS-Zeit erinnert wird. Somit kann als Fazit der Fahrt festgehalten werden, dass es sich empfiehlt, diesen Ort einmal persönlich zu besuchen und sich mit der Vergangenheit neu auseinanderzusetzen. Besonders für uns Deutsche sollte dies ein wichtiges Anliegen sein, ist doch die Vergangenheit bis heute von prägender Bedeutung in unserem Alltag und sollte dies auch in Zukunft bleiben.“
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Text und Fotos Cristin Schmelcher
200 JAHRE HOFGESCHICHTE IN EINEM SILO-MUSEUM Heribert Lill nimmt Besucher mit auf Reise in die Vergangenheit Schon als ich die Einfahrt zum Wohnhaus von Renate und Heribert Lill in Plettenberg-Himmelmert entlang fahre, fällt mein Blick nach links auf die alten Grünfuttersilos, die wie vier Türme aus einem Märchen inmitten des Hofgeländes empor ragen und Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählen. Als der Hausherr mich in Empfang nimmt, deuten im und um das Wohnhaus herum bereits einige Gegenstände auf die Sammelleidenschaft der Bewohner hin. Im Esszimmer des Wohnhauses werde ich herzlich mit Kaffee auf einem Teewagen mit antiker Zuckerdose empfangen und lasse mich beim munteren Gezwitscher des Kanarienvogels von den beiden Tierliebhabern in die Vergangenheit des „Haasenhofes“ entführen, der seit 1854 von Generation zu Generation unter den wechselnden Namen Gester – Haase – Lill – Jeschke weiter geführt wurde. In alten Aufzeichnungen wird das Anwesen am Ausgang des Achmecketals erstmals im 16. Jahrhundert erwähnt, später ist vom „Erlenhof“ die Rede. Die Struktur des Bauernhauses lässt eine Erbauung um 1300 erkennen.
Die Scheune als Schatzkammer antiker Gegenstände Als Mitte der 50er Jahre der letzte Rundsilo für Grünfutter von zehn Metern Höhe und 100 Kubikmeter Fassungsvolumen erbaut wurde, ahnte niemand, dass dessen Nutzung 20 Jahre später beendet sein würde. 1976 endete die Bewirtschaftung als Grünlandbetrieb mit Milcherzeugung im Vollerwerb aufgrund schnell fortschreitender technischer und struktureller Entwicklungen innerhalb der Landwirtschaft. Daraufhin wurde im Nebenerwerb
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zunächst Lammfleisch und später Fleisch vom Damwild produziert. Auch heute grasen noch 40 Damtiere auf den ehemaligen Kuhweiden hinter dem Hof. Einige Wiesenund Ackerflächen sind verpachtet. Für die drei kleineren Hochsilos fanden sich ebenfalls schnell andere Nutzungsmöglichkeiten. Der von den Lills liebevoll getaufte „Spatzenturm“, der seinen Namen den im Efeu nistenden Spatzenschwärmen verdankt, musste bis 2007 warten, bis Heribert Lill den Plan fasste, ihn als Ausstellungsturm umzubauen. Anlass dazu gaben zahlreiche noch auf dem Hof vorhandene alte Maschinen, Handwerkzeuge, Kleidungsstücke und Abbildungen, da die Großmutter des heute 81-Jährigen sich kaum von etwas trennen konnte und stets zu sagen pflegte: „Daut es in de Schüe“. Mit großer Unterstützung seines leider mittlerweile verstorbenen Mieters Heinz Gerken entstanden Bauskizzen, und ab 2008 begann der Umbau des Turms. Durch das Anpflanzen von wildem Wein könnte man in Zukunft auch die Spatzenschwärme wieder begünstigen. Heute findet man auf drei Ebenen, die durch raumsparende Treppen zu erreichen sind, zahlreiche Relikte aus der bäuerlichen Welt aus etwa 200 Jahren Hofgeschichte mit zusätzlichen Informationen aus dem Stadtarchiv, die nach Arbeitsfeldern geordnet sind. Sie vermitteln den Besuchern Eindrücke vor allem aus der Arbeitswelt unserer Vorfahren. Fast alle Gegenstände stammen von dem eigenen Hof, der weitgehend mit anderen Höfen dieser Größenordnung im Märkischen Sauerland vergleich-
bar ist. Unter dem Titel „Ich bin ein Kind vom Haasenhof“ hat Lills Bruder Siegfried ein Buch veröffentlicht, das das Leben und Aufwachsen auf einem solchen Hof widerspiegelt.
„Mein Mann ist das Museum!“ Im Erdgeschoss des kleinen Museums erzählt Heribert Lill mir alles über die alte Hof- und Dorfschmiede am Achmeckebach und erklärt mir anschaulich mit den entsprechenden Gegenständen wie das Lohschälen und die Köhlerei in der Waldwirtschaft funktionierte. Zu den Besonderheiten zählen hier Ochseneisen, Reißhaken und Schällöffel. Noch 1947 lieferte der Haasenhof Eichenlohe an die Lohmühle in Plettenberg, die dort zum Gerben von Leder benötigt wurde. Eine Etage höher erläutert mir der Landwirt und pensionierte Lehrer Stellmacherarbeiten auf dem Hof und zeigt mir Geräte und Handwerkzeuge für verschiedene Arbeiten im Jahresablauf. Ebenfalls vorzufinden sind hier Informationen über die Imkerei auf dem Bauernhof, die das Ehepaar auch heute noch betreibt. „Mein Mann ist das Museum“, schmunzelt Renate Lill über die vielen Geschichten, die ihr Mann über das frühere Hofleben zu berichten weiß. Im einladenden hellen Obergeschoss des ehemaligen Futtermittelsilos bittet mich die 79-Jährige an einen Tisch und weiß ebenfalls so einiges zu erzählen, besonders über die bäuerliche Hauswirtschaft. Sie erklärt mir u.a. die einzelnen Gerätschaften, mit denen ein „Kaffee Muckefuck“, der aus geröstetem Roggen und Zichorien besteht, zubereitet wurde. Hier befinden sich ebenfalls Modelle von Fleischwölfen aus verschiedenen Jahrzehnten und persönliche Gegenstände, wie die „Sauerlandtracht“ der Urgroßeltern, die über die Jahre gut im sogenannten Leinenschrank erhalten geblieben ist. Heute befindet sich der Hof mit einer Fläche von 44 Hektar inklusive Wald im Besitz der nächsten Generation. Dazu gehören fünf Fischteiche und ein eigens nachkonstruiertes Wasserrad aus Eiche. Mit dem alten, heute nicht mehr vorhandenen eisernen Wasserrad wurden bis 1962 die Drehmaschine, Häckselmaschine, die Mühle und die Kreissäge angetrieben. Die Uferzone entlang der naturbelassenen Achmecke bietet zudem seltenen Tierarten wie Eisvogel und Wasseramsel ein ungestörtes Refugium.
Besichtigungstermine auf Anfrage Besichtigungen des kleinen, aber feinen Hofmuseums können telefonisch abgestimmt werden unter 02391/6060406. In der Zeit vom 1. Mai bis 31. Oktober freut sich das Ehepaar über viele interessierte Besucher, im Winter ist es zu kalt im Silo. „So lernen auch wir im-
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mer wieder neue interessante Menschen kennen“, erzählen die Beiden im Gespräch mit dem Komplett-Magazin. Im Rundsilo haben bis zehn Personen Platz, bei größeren Gruppen findet die Führung in zwei Gruppen statt: Während Heribert Lill der einen Hälfte der Gruppe die Relikte im Silo erklärt, erzählt Renate Lill dann der anderen Hälfte so einige Geschichten über das frühere Leben in Himmelmert. Der Eintritt ist kostenfrei, stattdessen werfen die meisten Besucher nach der Museumsführung ein wenig Geld in eine bereitstehende Unicef-Spardose.
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BUNDESWEHRORCHESTER UND HEAVY-METALBAND U.D.O. SPIELEN FÜRS HOSPIZ ST. ELISABETH Benefiz-Musikspektakel Military Metal Night 2018 in Elspe
nach war uns allen sofort klar: Das darf nicht einmalig bleiben“, erzählt Oberstleutnant Christoph Scheibling, Dirigent des Musikkorps‘. Und so kommt es im nächsten Jahr zum freudigen Wiedersehen zwischen den Militärmusikern und der Rockband um Metal-Urgestein Udo Dirkschneider. Zwei Konzerte sind vorgesehen: in Elspe und einen Tag später in Bonn. „In Wacken haben wir ein 90-minütiges Programm gehabt. Für Elspe wird das um noch einmal eine Stunde erweitert“, kündigt Oberstleutnant Scheibling an. Dazu gehören U.D.O.-Stücke und Stücke aus der alten Accept-Zeit, die in Spezialarrangements mit großem symphonischen Blasorchester, Solisten und Backgroundchor dem Publikum präsentiert werden. Darüber hinaus kommt das Musikkorps der Bundeswehr, als eines der weltbesten symphonischen Blasorchester mit eigener, neuer Musik nach Elspe. Die Trailermusik „Two Steps from Hell“ ist ebenso angesagt wie eine artistische Trommelshow. Der Erlös des Konzertes kommt dem St.-Elisabeth-Hospiz in Lennestadt-Altenhundem zugute. Dafür spielt nicht nur das Bundeswehrorchester traditionell ohne Gage, sondern auch U.D.O. verzichtet auf einen Teil des Honorars. „Die Military Metal Night ist eine sehr gute Möglichkeit, auch junge Menschen zu erreichen“, versteht Martin Schäfer, Geschäftsführer des St.-Elisabeth-Hospiz‘, diese Veranstaltung als wirksame Öffentlichkeitsarbeit für das Hospiz. „Die Themen Tod und Sterben gehen nicht nur über 70-Jährige an.“ Vorverkauf (Karten ab 36,90 Euro): elspe.de oder unter Tel. 02721/94440 (obs)
Ein ganz besonderes Musikspektakel präsentiert das St.Elisabeth-Hospiz zusammen mit Elspe Festival am 8. Juni 2018. Das Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg und die Heavy-Metal-Band U.D.O. treten gemeinsam in der Military Metal Night auf der Naturbühne Elspe auf. Der Vorverkauf hat begonnen. Rund 4300 Zuschauerplätze stehen zur Verfügung. Das 60-köpfige Bundeswehrorchester und die MetalBand begeisterten im Jahr 2015 die rund 75.000 Fans beim weltgrößten Heavy-Metal-Festival in Wacken. „Da-
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Text Martin Droste Fotos Karsten Binczyk/Joachim Hoberg
SPANNENDE EXPEDITIONEN IN DIE SAUERLÄNDER UNTERWELT Karsten Binczyk und Joachim Hoberg erkunden Höhlen und alte Bergwerksstollen „Die anderen blicken in den Nachthimmel, wir haben ein Firmament aus Stein“, schmunzelt Karsten Binczyk. Der 49-Jährige aus Lüdenscheid steigt zusammen mit seinem Freund Joachim Hoberg (63) aus Attendorn regelmäßig in die Unterwelt ab und erkundet alte Stollen, Gruben und Bergwerke, Bunker oder Tunnel. „Der Märkische Kreis ist wie ein riesengroßer Flickenteppich. Es gibt kaum eine Gemarkung, wo nicht ein Grubenfeld drauf ist“, berichtet der inzwischen in Valbert wohnende Binczyk. Abgebaut wurden hier vor vielen Jahren Kupfer, Bleierz, Eisen, Zink, Schwerspat oder Schwefelkies. Mit „Hartnäckigkeit und Detektivarbeit“ macht sich der für eine Hausverwaltung in Lüdenscheid arbeitende Techniker mit dem Gardemaß von 2,03 Meter in seiner Freizeit auf Spurensuche. Die beiden Heimatforscher sind ein eingespieltes Team. Das zeigt das Beispiel der Kieselschiefer-Grube am Dumberg bei Heggen. Hoberg hatte seinen Kumpel Binczyk informiert, dass es hier ein dicht verzweigtes Stollensystem von sieben Kilometer Länge gibt. Abgebaut wurde das Gestein zwischen 1939 und 1973. Karsten Binczyk war sofort Feuer und Flamme, suchte Augenzeugen, alte Unterlagen und hatte Glück. Durch den Tipp eines ehemaligen Steigers aus Brilon entdeckte er in einem alten, festverschlossenen Firmenschrank Pläne. Wenig später stieß der Lüdenscheider auf 56 historische Fotos. Für solche Augenblicke lebt er seine Leidenschaft.
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Unter Tage funktioniert kein Handy Als sich Karsten Binczyk und Joachim Hoberg um 1990 zum ersten Mal begegneten, natürlich unter Tage, lief der Lüdenscheider noch im Blaumann durch die Stollen. Der Höhlenforscher aus Attendorn mit geologischem Interesse war da schon wesentlich professioneller unterwegs und hat seinem Freund in Sachen Ausrüstung viel beigebracht. Längst gehören Sauerstoff- und CO2Messgeräte, Lampen, Helme, Seile, Gummistiefel, Thermo-Schutzdecken, ein Erste-Hilfe-Koffer und genügend Proviant zur Grundausstattung, wenn die Beiden in die Tiefe absteigen. Da unten kann es ganz schön kalt werden. „Man bewegt sich ja nicht so viel“, erzählt Joachim Hoberg. Oft geht es im schwierigen Gelände nur kriechend oder auf dem Bauch rutschend zentimeterweise weiter. Für Menschen mit Platzangst ist das nichts. Zehn bis zwölf Stunden sind Binczyk und Hoberg in der dunklen Unterwelt unterwegs, zum Teil übernachten sie sogar dort. „Man verliert jegliches Zeitgefühl“, sagt Joachim Hoberg. „Ein Handy funktioniert hier unten nicht“, verrät der gelernte Industriemeister, der seit einigen Monaten Rentner ist. Deshalb geben der Bergbauexperte und der Höhlenforscher, die aus Sicherheitsgründen nie allein in einen Stollen oder eine Höhle einfahren, vorher immer genau Bescheid, wo und wann sie in die
Unterwelt abtauchen. Passiert ist den beiden „Profis“, wie sie sich selber bezeichnen, dank der guten Vorbereitung und Ausrüstung noch nichts. „Für Abenteurer und Touristen ist es genau das falsche Hobby“, betont Karsten Binczyk. Deshalb schaut sich er sich bei seinen Exkursionen über der Erde auch genau die Teilnehmer an und entscheidet dann, wer geeignet für einen Ausflug in die Unterwelt ist. „Höhlen sind viel sicherer als Bergwerke“, erklärt Joachim Hoberg und nennt den Grund: „Beim Anlegen von Stollen wird auch schon einmal gegen den Berg gearbeitet.“ Auch das müssen die beiden Experten berücksichtigen, wenn sie unter Tage einfahren.
Eine eigene Höhle im Garten Der Attendorner Hoberg hat zu Hause das, von dem wohl viele Kinder träumen: eine eigene Höhle. Die „Noackenhöhle“ wurde 1949 beim Bau des Elternhauses freigelegt. Schon als kleiner Junge ist Joachim Hoberg durch die verwinkelte und an einigen Stellen sehr enge Horizontalhöhle gekrochen und geklettert. 2013 ließ sich der stellvertretende Bürgermeister Uli Selter vom Hausherrn die Dolomitkammer, den Abstieg in die Teufelsgrube und die größere Eierhalle zeigen. Sogar Stalaktiten gibt es zu bestaunen. Alles festgehalten in einem Videofilm. Die Höhlenforschung hat Joachim Hoberg nicht mehr losgelassen. In der Kalksenke zwischen Attendorn und Elspe gibt es über 100 Höhlen. Die allermeisten hat der heute 63-Jährige erkundet. Seit vielen Jahren interessieren den Hansestädter aber auch die Spuren des heimischen Bergbaus. „Das war richtige Knochenarbeit. Die Bergleute haben am Tag zum Teil nur 20 Zentimeter Strecke geschafft. Mich fasziniert, wie dort früher gearbeitet worden ist“, ist der Hansestädter längst nicht mehr nur Höhlenforscher.
Karsten Binczyk hat schon mit sechs Jahren in Sachen Bergbau Blut geleckt. Mit Otto Kaule von der Naturwissenschaftlichen Vereinigung Lüdenscheid zählte Binczyk junior in der Grube „Olga“ bei Herscheid Fledermäuse und Salamander. „Das war für mich etwas Neues und ganz anders, als auf Bäume zu klettern und im Sandkasten zu spielen“, blickt der Lüdenscheider zurück. „Wo gehen die Stollen hin und wo hören sie auf? Wie sah der technische Ausbau aus? Wofür haben die Menschen früher Blei und Eisen gebraucht?“ Fragen über Fragen, die sich der junge Mann gestellt hat und die ihn heute noch immer interessieren. Karsten Binczyk suchte den Kontakt mit Fachleuten und Ämtern, ließ sich trotz seines jungen Alters bei den Amtsgerichten in Lüdenscheid bzw. Plettenberg nicht abwimmeln, wo damals die Bergbau-Grundbücher aufbewahrt wurden. Die Übersicht des Plettenbergers Fritz Bertram über die Bergwerke im südlichen Märkischen Kreis wurde sein Leitfaden. „Andere haben Micky Maus gelesen, ich Fritz Bertram“, lacht der Lüdenscheider, der eng
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die Gruben „Olga“ bei Herscheid und „Bertha“ bei Werdohl sowie der Dortmunder Goldschmiedefamilie Carl Tewes auf sich hat. In Sachen Heimatforschung haben Joachim Hoberg und Karsten Binczyk eine Vielzahl von Vorträgen gehalten, Fachbeiträge verfasst, Fotos gemacht, Videos gedreht. Auch der WDR hat über das Duo aus Lüdenscheid und Attendorn berichtet. Mit ihren Vorträgen und Veröffentlichungen wollen die Beiden den Sauerländern ein Stück Heimatgeschichte und Industriekultur vor der Haustür zeigen. mit Biologen, Geologen und anderen Bergbaufachleuten zusammenarbeitet. Mit dem Fahrrad, später mit dem Mofa, suchte der Schüler verschollene und verschüttete Standorte von ehemaligen Gruben und Bergwerken, besorgte sich alte Pläne und Fotos und buddelte zum Teil wochenlang. In der Hölmecke bei Herscheid grub Karsten Binczyk mit unendlicher Geduld einen Stollen der Grube „Amandus“ aus. In einem Garten bei Heedfeld stieß der Hobbyforscher in sechs Meter Tiefe auf Teile der alten Eisengrube „Superintendent“, benannt nach dem Hülscheider Pfarrer Karl Stöter, der hier und an anderer Stelle schürfen ließ. Mit Genehmigung der Hausbesitzer, die vier Wochen in Ägypten Urlaub machten, durfte Binczyk im Garten graben. Längst sind Joachim Hoberg und Karsten Binczyk in ganz Deutschland unterwegs und haben unterirdische Geheimnisse im Erzgebirge oder in Thüringen gesucht und gefunden. „Mein tiefster Punkt waren 1750 Meter in einem Uran-Bergwerk bei Aue.“ – „Ich bin im Kohlebergwerk Ibbenbüren schon auf 1545 Meter gewesen“, versuchen sich die beiden Freunde in Sachen Tiefenrekord zu übertrumpfen.
Spektakuläre Fotos und Videos Ernst wird Binczyk, wenn er auf seine Besuche in riesigen Untertage-Fabriken aus der Nazi-Zeit zu sprechen kommt, wo Tausende von Zwangsarbeitern unter unmenschlichen Bedingungen schuften mussten und viele regelrecht krepiert sind. Festgehalten hat der Heimatforscher auch diese düsteren Ausflüge in die Unterwelt in spektakulären Fotos und mittlerweile bereits sieben Videofilmen. Die Fotoausrüstung ist im Laufe der Jahre immer professioneller geworden. Seine Videos schneidet Karsten Binczyk selbst. Wer mehr erfahren will, sollte unter www.no-limits-unterwelt.de nachschauen. Dort wird auch aufgeklärt, was es mit den Namensgeberinnen für
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DIE MARMELADENKÖNIGIN EIN HUBBI-KURZKRIMI
Von Pia Mester
„Dann kannst du ja auch eben reinschauen und sie dir ansehen“, sagte Lotte in einem flehentlichen Ton, bei dem Hubbi immer weich wurde. „Ok, aber nur ganz kurz“, seufzte sie. An diesem Morgen wollte sie zum Getränkehändler, um wie fast jeden Monat einen Zahlungsaufschub herauszuhandeln. Ihre Kneipe, die Nuckelpinne in Affeln, würde irgendwann schon richtig anlaufen, davon war sie überzeugt. Noch war es allerdings nicht so weit. Sie setzte ihren Rauhaardackel Meter auf den Beifahrersitz ihres Caddys und fuhr zu dem Häuschen von Lottes Tante Brunhilde Mazer. Seit einem Jahr führte Brunhilde ein kleines Marmeladen-Unternehmen, das Monat für Monat wuchs. Über die paar Gläser, die sie anfangs auf Bauern- und Wochenmärkten verkauft hatte, konnte sie heute nur staunen. Mittlerweile rissen die Leute ihr ihre Marmeladen-Kreationen aus den Händen und sie hatte expandiert. Nun beschäftigte sie mehrere Mitarbeiter, die im ausgebauten Keller ihres Hauses Tag für Tag nach Brunhildes Rezepten kochten und die Ergebnisse verpackten und verschickten. Lotte half ihrer Tante gelegentlich, wenn es besonders hoch her ging, beim Versand. Jetzt, im Juni, brummte das Geschäft und Lotte war fast täglich bei Brunhilde. Hubbi parkte vor Brunhildes Haus, stieg aus und ging zur Tür. Die wurde aufgerissen, noch ehe sie auf den Klingeknopf drücken konnte. „Da bist du ja endlich!“, rief Lotte und umarmte ihre Freundin. Sie strahlte über das ganze Gesicht. Hubbi musste schmunzeln. „Dann zeig das gute Stück mal her“, sagte sie. Lotte eilte voran in das Büro der Marmeladenkönigin, wie Brunhilde im Dorf heimlich genannt wurde. „Hallo Hubbi, wie geht´s?“, fragte Brunhilde und verwickelte Hubbi in einen freundlichen Plausch über den Gesundheitszustand ihrer Eltern und das Wetter. Lotte schaute dem Ganzen ungeduldig zu, doch irgendwann unterbrach sie die beiden. „Hier, jetzt guck doch“, sagte sie und streckte Hubbi eine silberglänzende Handtasche entgegen. Hubbi musste blinzeln, so stark reflektierte die Tasche das Licht. „Ist sie nicht wunderschön?“, fragte Lotte und schaute die Tasche dabei so liebevoll an, als handele es sich dabei um ihr Baby. „Wirklich hübsch“, sagte Hubbi und Lotte grinste. Hubbi wusste, dass ihre Freundin sich die Tasche regelrecht vom Mund abgespart hatte. Am Tag zuvor hatte sie sie
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dann endlich gekauft und musste sie Hubbi natürlich sofort vorführen. „Nicht wahr?“, sie streichelte die Tasche zärtlich. Hubbi war so amüsiert über dieses Schauspiel, dass sie erst mitbekam, dass Brunhilde telefonierte, als diese einen spitzen Schrei ausstieß. „Das können Sie doch nicht machen!“, rief sie, kreidebleich im Gesicht. Sie sah, dass Lotte und Hubbi zu ihr herüberstarrten und drückte auf den Lautsprecherknopf. „… Hundertausend in bar, oder ich poste es auf Facebook“, hörte Hubbi eine Stimme, die wie von einem Computer zu stammen schien. „So viel habe ich aber nicht“, protestierte Brunhilde. Ein raues Lachen erklang in der Leitung. „Lügen Sie mich doch nicht an.“ Brunhilde legte die Stirn in Falten.„Und wie soll ich Ihnen das Geld geben? „Ihre Nichte soll das Geld in ihrer schicken Glitzerhandtasche mit sich herumtragen. Ich hole es mir dann irgendwann schon“, antwortete die Stimme und legte auf. „Was war das denn?“, wollte Lotte wissen? „Ein Erpresser“, sagte Brunhilde. „Er sagt, dass fünf Marmeladengläser vergiftet sind. Wenn ich ihm nicht hundertausend Euro gebe, will er damit an die Öffentlichkeit gehen.“ Geschockt starrten Brunhilde und Lotte sich an. Nur Hubbi guckte nachdenklich an die Decke. Ihr detektivischer Verstand arbeitete bereits auf Hochtouren. Der Erpresser konnte nur jemand sein, der wusste, dass Lotte diese Handtasche besaß. „Wer war heute schon alles hier?“, fragte sie. Brunhilde blinzelte irritiert. „Wir beide, Ingo, mein Koch, er ist unten in der Küche. Und Louisa...“ Bei den letzten Worten schaute sie zu Boden. „Louisa hat sich ihr Arbeitszeugnis abgeholt“, erklärte Lotte. „Brunhilde musste sie letzte Woche kündigen, sie hat ständig gegen die Hygienevorschriften verstoßen. Ihr Freund hat sie begleitet.“ „Und Wendelin, mein Nachbar“, fügte Brunhilde noch hinzu. „Hattet ihr nicht mal Ärger wegen der Gerüche aus dem Keller?“, fragte Lotte. Brunhilde nickte. „Ja. Er wollte sein Haus verkaufen und meinte, die Küchendüfte würden den Verkaufswert mindern. Aber das haben wir aus der Welt geschafft.“
Hubbi zog ein einseitig bedrucktes Werbeschreiben aus Lottes Papierkorb und notierte sich die Namen auf der Rückseite. „Was machen wir denn jetzt?“, fragte Brunhilde. Lotte schaute Hubbi fragend an. „Ich hab da eine Idee.“ Am Abend drückte Hubbi ihrer Cousine Fritzi eine Cola flasche und eine Laugenbretzel in die Hand und schaute sie streng an. „Nicht einschlafen, verstanden?“ Fritzi nickte artig, was Hubbi von der aufmüpfigen 16-Jährigen so gar nicht kannte. Doch die Belohnung dafür, dass sie die ganze Nacht in Hubbis Caddy vor Lottes Haus saß und auf Einbrecher achtete, schien sie zu motivieren. Hubbi hatte ihr und ihren drei Freundinnen, die zeitgleich die Häuser der Verdächtigen bewachten, eine Stange Zigaretten versprochen. „Wie kannst du den Kindern bloß das Rauchen ermöglichen?!“, hatte Lotte entsetzt gefragt. „Sie werden es ausprobieren und bald merken, dass man als Raucher immer ausgeschlossen und auf die Straße gesetzt wird, da wird es ihnen schon wieder vergehen“, sagte Hubbi leichthin. So war es ihr zumindest ergangen und sie war ihrer Cousine mit 16 ziemlich ähnlich gewesen. Hubbi schlief in Lottes Wohnzimmer. Lottes Mann war auf Geschäftsreise in Schweden, aber als er hörte, dass Hubbi auf seine Frau aufpasste, war er beruhigt gewesen. Brunhilde hatte Hubbis Plan, Lotte heimlich beschatten zu lassen, um so den Erpresser auf frischer Tat zu ertappen, erst angezweifelt. Sie hatte sogar ihren Mann dazu geholt, und der konnte die Marmeladenunternehmerin davon überzeugen, dass Hubbis Idee gar nicht so schlecht war. Nun hoffte Hubbi, dass der Erpresser bald zuschlagen würde. Sie starrrte an Lottes Wohnzimmerdecke und lauschte dem tiefen Atmen ihrer Freundin, bis sie irgendwann wegnickte. „Du hast nichts mitbekommen?!“ Hubbi musste sich zwingen, nicht zu schreien. Fritzi rieb sich die Augen. Als sie am Morgen erwacht waren, hatte Lottes Schlafzimmerfenster offen gestanden. Die silberne Handtasche mit den hundertausend Euro war weg und auf ihrem Nachttisch lag ein Zettel mit den genauen Angaben, welches Glas vergiftet worden war. Lotte hatte den Einbruch verschlafen, worüber sie alle froh waren. Weniger froh war Hubbi darüber, dass auch Fritzi eingeschlafen war. „Ich war wirklich hellwach, aber dann kam Brunhildes
Mann und brachte mir eine heiße Zeichnung Schokolade.“ Arnd Hawlina Hubbis Augen weiteten sich. Sie rief Fritzis Freundinnen an, die nicht eingeschlafen waren, und erfuhr, dass die anderen Verdächtigen die Nacht über zuhause gewesen waren. „Mist“, murmelte sie. Lotte schaute sie fragend an. „Am besten sagst du es deiner Tante“, sagte Hubbi zerknirscht. „Was soll ich ihr sagen?“ „Dass ihr eigener Mann sie erpresst hat.“ Lotte schnappte nach Luft. „Wie kommst du denn darauf?“ „Er war der Einzige außer uns beiden und Brunhilde selber, der von Fritzi im Gartenhaus wusste.“ Jetzt blieb Lotte der Mund offen stehen. „Vielleicht kauft dir Brunhilde zum Dank für die Gefahr, in die du dich gebracht hast, ja eine neue Handtasche“, sagte Hubbi und beide mussten lächeln.
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WUNDERSAME SCHARFSICHTIGKEIT
IMPRESSUM
Um meine halbjährliche Augenuntersuchung durchführen zu lassen, sitze ich schon, aber noch alleine, im Behandlungszimmer meiner Augenarztpraxis in der Nachbarstadt. Mir fällt auf, dass jemand das Licht in der Zahlentafel angelassen hat. Im gleichen Moment bekomme ich die Idee, näher an diese Tafel heranzugehen, um mir von den fünf Zahlenreihen die zwei untersten, also die mit den kleinsten Zahlen, mit einem Filzschreiber, der dort liegt, in die linke Handfläche zu schreiben. Als die nette Assistentin kommt, um mit der Vorbehandlung zu beginnen, sitze ich längst wieder brav auf meinem Stuhl. Sie studiert meine Unterlagen und beginnt dann die übliche Zeremonie mit dem Vorlesen der Buchstaben an der Zahlentafel, von der ich bisher immer nur die ersten drei Zahlenreihen erkennen konnte. Als ich aber diesmal anstelle der üblichen drei Zeilen alle fünf super sicher, schnell und flüssig vorlese, kommt sie doch sehr ins Grübeln. Hatte sie doch nicht gemerkt, dass ich die letzten Zahlenreihen aus meiner Hand vorlese. Erstaunt verlangt sie von mir eine Wiederholung, bei der ich wieder ohne Probleme jede einzelne Zahl lesen kann. Daraufhin beginnt sie intensiv, meine Datei zu studieren, misst meine Brillengläser nach, fragt per Sprechanlage, ob von mir neue Daten vorlägen und ist sichtlich irritiert. Als dann auch noch der Augenarzt dazu kommt und verständlicherweise auch keine Erklärung findet, bekomme ich langsam, aber sicher ein schlechtes Gewissen.
Irgendwann entdeckt der Herr Doktor mein unschuldiges Lächeln und da dämmert es ihm. Unter Androhung, unsere Freundschaft zu kündigen, sagt er: „Komm sag’ es schon, was ist los, was hast du gemacht?“ Ich versuche es zunächst mit Ausreden: Das Licht in der Tafel wäre das erste Mal an gewesen, der Stuhl wäre viel näher an der Tafel als sonst, ich hätte vorher die Brille geputzt, bis zur Behauptung, ich wäre heute halt gut drauf. Leider sieht er, je dümmer meine Erklärungen klingen, immer skeptischer drein. Bis ich einsehe, dass es keinen Zweck mehr hat weiter zu gaukeln. Ich kapituliere und zeige ihm die linke Handfläche mit den zwei Zahlenreihen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es Weinen oder Lachen ist, was ich ernte. Schließlich aber wird mir verziehen und ich darf in einem halben Jahr wiederkommen.
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Von Horst Hanke
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