Komplett-Magazin. Zwischen Volme und Lister. Sommer 2018

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Ein starkes Stück Sauerland

zwischen Volme und Lister

Meinerzhagen

Kierspe

Volmetal

DAS SAUERLANDMAGAZIN SOMMER 2018

Beach Boys in Sibirien Projektchor reist nach Omsk

Fußball auf Motorrädern Hochburg des Motoballs

Im Herzen blau-weiß Nuri Sahin hält Heimatverein die Treue

Halver

Komplett gratis!

Höhenrausch Leuchtturmprojekt an der Karlshöhe www.komplett-magazin.de


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VORWORT

Komplett. . . ... geplättet sind wir von Ihrer Resonanz, liebe Leserin, lieber Leser, auf die bisherigen drei Ausgaben unseres KOMPLETT-Magazins zwischen Volme und Lister. Sie geben uns das gute Gefühl, dass wir uns schon nach kurzer Zeit einen festen Platz in der Medienlandschaft im oberen Volmetal erworben haben. Die Menschen hier - Sie, liebe Leserin, lieber Leser - liegen uns am Herzen und wir dürfen annehmen, Sie spüren das in unseren Geschichten und Bildern, unserem kompletten Magazin. Gerne begleiten wir Sie auch durch den Sommer! Der hält für die Meinerzhagener ihr nur alle zwei Jahre stattfindendes Schützenfest bereit. Umso größer ist die Vorfreude. KOMPLETT-Autor Horst vom Hofe, selbst überzeugter Träger des Blaukittels, hat sich mit dem dienstältesten Meinerzhagener Schützenkönig Peter Holthaus und dem amtierenden Schützenkönig Michael Ilberg getroffen und mit ihnen über die Freuden der Königsjahre gesprochen. „Das vergisst man sein Leben lang nicht!“, sagt Peter Holthaus und empfiehlt jedem, „einmal im Leben Schützenkönig“ zu werden. Wie das geht und was es dazu braucht, erklärt Horst vom Hofe gleich mit. Ein Glücksfall für den RSV Meinerzhagen ist Nuri Sahin. Der erfolgreiche Profifußballer in Diensten der schwarz-gelben Borussia Dortmund hat seine blau-weißen Wurzeln nicht vergessen. Er schrieb maßgeblich am Meinerzhagener Fußballmärchen mit, in dem der RSV von der Bezirksliga in die Westfalenliga durchmarschierte. Frischen Wind in die heimische Chorlandschaft bringt der Volmetaler Projektchor. Vom MGV Oberbrügge-Ehringhausen vor vier Jahren ins Leben gerufen, vereint der Chor inzwischen Sängerinnen und Sänger aus dem kompletten oberen Volmetal. Jüngstes Highlight war die Chorreise nach Omsk in Sibirien. Und die nächsten Projekte stehen auf der Agenda, weiß KOMPLETT-Autor Rüdiger Kahlke. Das obere Volmetal bietet komplette Möglichkeiten, in den Sommerferien Urlaub vor der Haustür zu machen. In unserer Rubrik Komplett erleben lesen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum Beispiel über die Knochenmühle in Valbert, die das letzte in Westfalen erhaltene Kulturdenkmal seiner Art ist, erfahren, wo Sie bei einer Draisinenfahrt Natur pur erleben können und wo Zeugen der Weltgeschichte zwar auf dem Abstellgleis stehen, dennoch erlebbar sind. Viele weitere lesenswerte Geschichten, schöne Fotos und Hinweise auf attraktive Veranstaltungen machen unsere Sommerausgabe komplett. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen, beim Erleben ihres Volmetals und vor allem: Bleiben Sie komplett!

Sarah und Thorsten Kriegeskotte, Bernhard Schlütter und das komplette Team vom KOMPLETT-Magazin

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Titelseite: Besuch im Wildgehege Mesekendahl in Schalksmühle Foto: Martin Büdenbender

Zukunft gestalten - Sentiris - 48

Alles drin Zukunft gestalten Imagekampagne mit Herz für eine starke Stadt...........12 Schöner Stadtplatz für Meinerzhagen............................14 Komplett jung: Soziales Engagement der

Echte Sauerländer - Villa Steinbach - 60

Schülervertretung an der Gesamtschule Kierspe..........30 Komplett jung: Mit Sharens auf der Gewinnerseite.... 31 45 Jahre AWO-Ortsverein Meinerzhagen.................. 38 Sentiris leistet Quartiersarbeit im großen Stil........... 48 Insektensterben - droht uns der Öko-Gau?............... 50

Echte Sauerländer Nuri Sahin - im Herzen ein Blau-Weißer................... 26 Villa Steinbach - ein Haus erzählt seine Geschichte......60

Komplett lecker - Rote Beere - 43

Komplett lecker und gemütlich Eiszeit im Sauerland..................................................... 6 Kolumne: Die rote Beere lockt ���������������������������������� 43

Kultur komplett Projektchor bringt gute Laune nach Sibirien............. 16 Da Vincis Visionen in der Villa Wippermann............. 18 Die Kunst zieht ein ins Bürgerzentrum Mittendrin....56 VAKT lässt Kinder malen.................................................58 Landsknechte Halver feiern 60-Jähriges........................73 Komplett erleben - Schützenfest - 8


Komplett aktiv - Yoga für Männer - 64

Komplett erleben Neues Leaderprojekt „Naturerlebnis“......................... 7 Einmal im Leben Schützenkönig sein...............................8 Halver im Höhenrausch...................................................19 Eisenbahnromantik im Volmetal....................................34 Veranstaltungen: Nichts wie hin! ����������������������������� 40 Knochenmühle in Valbert - die letzte ihrer Art......... 54 Ausflug mit der Draisine.................................................68 Weltgeschichte auf dem Abstellgleis.............................70

Komplett aktiv

Komplett beraten - Zuckersteuer - 72

Fußball auf Motorrädern............................................ 22 Race Across America 2019 - Meinerzhagener Orthopäde vor seiner größten Herausforderung................ 32 Yoga für echte Kerle........................................................64

Komplett beraten Haases Kolumne: Über den Sinn der Zuckersteuer... 72

Berufswelt Sauerland

Berufswelt Sauerland - 10 Jahre TEBIT - 44

Kiersper leitet europäisches Anwaltsnetzwerk......... 29 Tradition und Innovation bei TEBIT............................ 44

Komplett in eigener Sache Impressum ������������������������������������������������������������������� 7 Hier gibt‘s Komplett................................................... 40 Geschichtenschmiede: Mein erster Garten �������������� 75 Kolumne: Genau! ������������������������������������������������������� 78 Komplett im Abonnement......................................... 79 Kultur komplett - Mittendrin - 56


EISZEIT IM SAUERLAND

Wenn die Sonne vom Himmel brennt, ist ein kühles Eis genau die richtige Erfrischung. Ob im Becher, am Stil oder im knusprigen Hörnchen, ob Erdbeer-, Vanille-, Himbeer- oder Schokogeschmack, Eis zählt zu den beliebtesten Leckereien der Deutschen. Im Jahr 2017 wurden hierzulande 7,9 Liter Speiseeis pro Kopf konsumiert.

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Im Super-Sommer 2003 waren es sogar 8,7 Liter. Ob es in diesem Jahr zu einem neuen Eisschlecker-Rekord reicht, bleibt abzuwarten. Wie unser Foto zeigt, wird in Meinerzhagen vorm Eiscafé Cortina jedenfalls fleißig daran gearbeitet. Foto: Martin Büdenbender


KRÄUTERFÜHRUNGEN UND TRECKER-TOUREN

IMPRESSUM

NEUES LEADER-PROJEKT „NATURERLEBNIS“ BÜNDELT ANGEBOTE

HERAUSGEBER: Emil Groll GmbH Darmcher Grund 14 58540 Meinerzhagen 02354/928450 tel www.groll-druck.com info@groll-druck.com

Musik und Stockbrot am Lagerfeuer. Kräuter, Beeren oder Pilze sammeln und nutzen. Erfahren, was Bäume erzählen oder auf einer Trecker-Tour Lebensräume von Tieren und Pflanzen erkunden. „Naturerlebnisse oben an der Volme“ nennt sich ein neues Leader-Projekt für das Volmetal. Gefördert mit EU-Mitteln werden in dem Projekt Bildungs- und NaturerlebnisAngebote in der Region gebündelt. Ausgangspunkte sind das Wald- und umweltpädagogische Zentrum in Meinerzhagen und die Heesfelder Mühle in Halver.

Bei einer Treckertour durch das obere Hälvertal in Halver erfahren die Teilnehmer, wie vielfältig die Biotope sind und welch hohen Wert der naturnahe Bach als vernetzendes Element hat. Die Teilnehmer lernen die Vorzüge einer Naturverjüngung kennen, die auch seltenen Pflanzen wie Preiselbeere oder Siebenstern Lebensraum bietet. Den Wert von Streuobstwiesen, Auwaldbereichen oder renaturierten Tümpeln erläutert Klaus Brunsmeier von der Heesfelder Mühle, der die Exkursionen leitet. Er geht auch auf das aktuelle Thema Insektensterben ein. Nur große, vernetzte Bereiche helfen, dem Artensterben entgegen zu wirken. „Sie können auch Insekten wieder ausreichende Lebensräume statt nur Notlandeplätze in der sonst ausgeräumten und intensiv bewirtschafteten Landwirtschaft bieten.“, so Brunsmeier, der auch Mitglied im BUND-Bundesvorstand ist. (rk) www.naturerlebnis-volme.de

VON DER RUINE ZUM MODERNEN E-WERK SESSINGHAUSER HAMMER: SAUBERER STROM FÜR 25 HAUSHALTE Von der Ruine zum modernen Elektrizitätswerk. Diese Wandlung hat sich am Sessinghauser Hammer in Kierspe-Bollwerk vollzogen. Auf dem Gelände der ehemaligen Firma Brune soll alte Industrie des Volmetals mit neuer Nutzung verknüpft werden. Aus Sonneneinstrahlung und Wasserkraft wird Energie gewonnen. Der Projektentwickler Rainer Orth Service GmbH und die Firma Elektro Busch aus Meinerzhagen haben gerade das zweite Solarkraftwerk auf dem Dach des neu errichteten Schmiedegebäudes installiert. Insgesamt sollen die

Anlagen 100.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern. Das entspricht dem Verbrauch von etwa 25 Familien. Der Sessinghauser Hammer wird zum Museum für Industriegeschichte und erneuerbare Energie ausgebaut. Neben Effekten für den Klimaschutz hilft selbst produzierter Strom aus Sonne oder Wasserkraft, der direkt verbraucht wird, die Energiekosten zu deutlich senken. Mit einem Speichersystem sei eine Eigenversorgung von 70 bis 80 Prozent möglich, teilt der Verein Heesfelder Mühle mit, der die Anlagen betreibt. (rk)

REDAKTIONSANSCHRIFT: Komplett Verlag Dillackerstraße 22 58840 Plettenberg 02391/9173002 tel www.komplett-magazin.de redaktion@komplett-magazin.de REDAKTION: Bernhard Schlütter (verantwortlich), Martin Büdenbender, Horst vom Hofe, Rüdiger Kahlke, Volker Lübke, Elke Teipel, Wolfgang Teipel GESTALTUNG: Heiko Höfner, www.perfect-art.de DRUCK: Emil Groll GmbH www.groll-druck.com, Meinerzhagen ERSCHEINUNGSWEISE: viermal jährlich Schutzgebühr: 3 Euro ANZEIGENVERWALTUNG: Sarah Kriegeskotte 02354/928450 tel s.kriegeskotte@groll-druck.com Copyright/Haftung: Alle in diesem Magazin veröffentlichten Beiträge, Bilder, vom Verlag gestalteten Anzeigen und graphischen Elemente sind urhe berrechtlich geschützt und dürfen nur mit Genehmigung und gegebenenfalls gegen Honorarzahlung weiterverwendet werden. Es wird keine Haftung übern o m m e n f ü r u nve r l a n g t e i n g es a n d te Manuskripte, Fotos und sonstige U n t e r l a g e n , f ü r d i e R i c h t i g k e i t b z w. Vo l l s t ä n d i g k e i t v o n Te r m i n a n g a b e n , den Inhalt geschalteter Anzeigen und angegebener Internetadressen sowie für Satz- und Druckfehler. Veranstalter, die honorarpflichtige Fotos zur kostenl o s e n A n k ü n d i g u n g i h re s P ro g ra m m s a n Ko m p l et t ü b e rg e b e n , s i n d f ü r d i e Forderungen des Urhebers selbst verantwortlich. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Bei Verlosungen/Aktionen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Das nächste Komplett-Magazin zwischen Volme und Lister erscheint Ende September 2018.

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EINMAL IM LEBEN SCHÜTZENKÖNIG SEIN

Von Horst vom Hofe

Krönungszeremonie beim Fest 1970: Links das scheidende Regentenpaar Otto und Christel Steiger, rechts ihre Nachfolger Peter Holthaus und seine Königin Gudrun Wernscheid, die mit ihrem Kleid im Mini-Look damals für einiges Aufsehen sorgte.

Komplett im Gespräch mit dem amtierenden und dem dienstältesten Meinerzhagener Regenten

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Ein Schützenfest ohne Krönung und ohne Königspaar ist wie ein Fußballspiel ohne Ball, ein Schiff ohne Wasser, ein Festumzug ohne Marschmusik oder Strandurlaub ohne Sonnenschein. Und so bewegt auch diesmal, im Meinerzhagenener Schützenfestjahr 2018, die im zweijährlichen Turnus regelmäßig gestellte Frage viele Volmestädter: Wer wird neuer Schützenkönig? Und wer löst damit den amtierenden Regenten Michael Ilberg ab. Wer reiht sich ein in die Ehrentafel von bislang 72 in der Chronik der bis auf das Jahr 1582 zurückreichenden Schützengesellschaft Meinerzhagen namentlich verzeichneten Könige. Komplett hat im Vorfeld des diesjährigen Schützenfestes (4. bis 6. August) mit dem amtierenden und dem dienstältesten Schützenkönig gesprochen und sie nach ihren Beweggründen und Eindrücken befragt. Genau 48 Jahre liegt der Königsschuss von Peter Holthaus zurück. Der heute 75-Jährige erinnert sich noch daran, als sei es erst gestern gewesen. „Das vergisst man sein Leben lang nicht!“ Und er freut sich schon auf das Fest in

Erst kurz vor seinem 28. Geburtstag stehend und doch schon ein erprobter und bewährter Blaukittel, das war Peter Holthaus im Jahr 1970. Der gelernte Drucker, der 30 Jahre lang seinen eigenen Betrieb führte, seit 2002 im Ruhestand lebt, stammt aus einer alteingesessenen Familie. Durch seine Brüder Lothar und Hans Jürgen kam auch der Jüngste der Familie schon in frühen Jahren in Kontakt mit dem Schützenfest. „Seit 1950, dem ersten Fest nach dem Krieg, war ich regelmäßig dabei. Das kann ich auch mit allen Plaketten und den jeweiligen Jahreszahlen belegen“, ist er stolz darauf. Peter Holthaus engagierte sich in der Schützenpolizei, gehörte schon damals und bis heute der Kassenkommission an. „So etwa drei Wochen vor dem damaligen Fest habe ich mich entschlossen, draufzuhalten“, erinnert er sich. 1970 wurde zum letzten Mal aus einem Holzschießstand heraus zunächst auf den Holzvogel geschossen, der hoch oben auf der Stange auf einer Aluminium-Platte saß – ohne Kugelfang. Peter Holthaus konnte auch mit dem Luftgewehr seine bei der Bundeswehr erlernten Schieß-

zwei Jahren – dann gilt es ein durchaus seltenes Jubiläum zu feiern: 50jähriges Königsjubiläum. Das war bislang erst drei Regenten vergönnt, Hans Joachim Fuchs, der 1922 König wurde, Ewald Grimm, dem Schützenkönig von 1924, und Wilhelm Metz, der 1956 auf den Thron kam.

künste dabei durchaus erfolgreich unter Beweis stellen. Flügel und Zepter wurden seine Beute beim Schießen auf die Insignien. Als auch der Rumpf des Vogels gefallen war, musste auf die kleine, nur bierdeckelgroße Platte gezielt werden. Nur deren vollständiger Abschuss be-


deutete den entscheidenden Königstreffer – und der war dem Jüngsten im Kreis der Anwärter vorbehalten – nämlich Peter Holthaus. „Ich hatte es unbedingt werden wollen, vorher aber niemanden von meinen Plänen verraten. Auch meiner erst im Februar des Jahres frisch angetrauten Frau Gudrun nicht“, erinnert sich der dienstälteste Regent, in seiner Freizeit übrigens ein passionierter Waidmann. Kleines Problem für den neuen König: „Es war vorher klar, dass meine Frau als Königin keinesfalls zur Verfügung stehen würde, weil sie ungern im Mittelpunkt stehen wollte.“ Was in jener Zeit durchaus nicht unüblich war, kam auch in diesem Fall zum Tragen: Mit Gudrun Wernscheid stellte die Ehefrau eines guten Freundes in allseitigem Einvernehmen sich als Schützenkönigin zur Verfügung. Die neue Schützenkönigin sollte bei der Krönung noch in besonderer Weise für Aufsehen sorgen: Schützenfest galt in den Zeiten der 68er Bewegung zwar als „Opas Fest“, aber nicht so für die Schützenkönigin, die ganz in der neuen frechen Mode der Jugend in einem atemberaubenden Mini-Look sich an der Seite von König Peter Holthaus präsentierte. „Da hat so mancher der Herren im schwarzen Rock ganz schön schlucken müssen“, erinnert Peter Holthaus.

und machte aus dem Schützenfest endgültig DAS ganz große Meinerzhagener Volksfest. Auch Michael Ilberg, der amtierende Schützenkönig, wurde über einen solchen Schützenzug mit dem BlaukittelBazillus infiziert. 1995 war der jetzt 55-jährige mit seiner Frau Sabine und den beiden Söhnen aus Hagen nach Meinerzhagen ins neue Eigenheim an der Brahmsstraße gezogen. Berufliche Gründe hatten den Ausschlag für den Wohnortwechsel gegeben. Ilberg arbeitete als gelernter Speditionskaufmann für ein Logistikunternehmen, ist heute Niederlassungsleiter der DPD in Wuppertal. „Meinerzhagen lag für mich schon damals sehr günstig mitten in dem Gebiet, für das ich zuständig war“. Zwei Nachbarn, beide aktive Mitglieder im Schützenzug der Osterbauernschaft, machten dem Neubürger klar, wie man am schnellsten und besten in Kontakt mit den Menschen der neuen Heimat kommen würde: Durch die Teilnahme am Schützenfest. „Noch ohne Mütze, die man ja, wie ich erfuhr, Monate vorher hätte bestellen müssen, aber schon mit blauem Kittel, Halstuch und Stock vom Opa bin ich 1996 erstmals mit angetreten – in Willertshagen mit der Osterbauernschaft und zum Fest marschiert.“ Beim Fest darauf ebenfalls dabei, auf dem Arm des Papas, war der gerade vierjährige Sohn Kevin. Auch er und Schützenfest 1970 Peter Holthaus. Er nimmt die ersten Glückwünsche für seinen erfolgreichen Königsschuss entgegen. Zum letzten Mal wurde damals auf eine Alu-Platte gezielt.

Immer ein prächtiges Bild: Die Krönung des neuen Schützenkönigspaares. Das Foto zeigt das gerade frisch inthronisierte Regentenpaar Werner und Emmy Schürmann beim Schützenfest 1958.

Die zweijährige Regentschaft verlief dann aber überaus harmonisch – und sollte sich noch in ganz anderer Weise für die Traditionsgesellschaft als Schlüssel hin zu einer erfolgreichen Zukunft in neuen Zeiten erweisen: Peter Holthaus wurde zusammen mit Nachbarn der Birkeshöh zum Wegbereiter für die Gründung des ersten Schützenzuges. Was der damalige Vorsitzende Erich Jäger zunächst eher mit Skepsis und gar Widerstand begleitete, sollte sich am Ende als das Erfolgsrezept schlechthin erweisen. Durch die in der Folgezeit in den verschiedenen Ortsteilen entstandenen Schützenzüge wurden auch zahlreiche Neubürger herangeführt an das Fest der Alteingesessenen

sein zwei Jahre jüngerer Bruder Patrick, beide mittlerweile 25 und 27 Jahre alt, sollten übrigens zu begeisterten Blaukitteln heranwachsen. Und sie waren es auch, die ihren Vater als stolzen Schützenkönig vor zwei Jahren auf ihren Schultern vom Schießstand ins Zelt trugen. Mit seiner ebenfalls vom Schützenfest begeisterten Ehefrau Sabine (50) war sich Michael Ilberg, der mit seiner Liebe zum BV Borussia Dortmund noch eine zweite große Leidenschaft hat, alsbald einig: „Irgendwann schieße ich mal auf den Vogel!“ 2014 war es dann soweit. Doch im ersten Anlauf klappte es nicht. Spontan wurde wenige Tage danach mit den sieben übrigen Verlierern unter den

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damals neun Anwärtern eine Fete im Hause Ilberg veranstaltet, zu der sich zu später Stunde ein Überraschungsgast gesellte: Schießmeister Stefan Schneider, der unter großem Hallo dazu noch den unversehrten Ersatzvogel präsentierte, den die Verantwortlichen der Schützengesellschaft auch für den unwahrscheinlichen Fall der Fälle stets in Bereitschaft halten. Für Michael Ilberg war das wie der Wink mit dem Zaunpfahl: „Ich hab‘ mir da gleich die Königskarte für das nächste Fest gekauft“. Und so ging er mit zweijährigem Vorlauf im August 2016 noch einmal an den Start. Was dann kam, dürfte in die Reihe der Kuriositäten eingehen und sorgte für ein Novum in der Geschichte des Königsschießens: Michael Ilberg setzte nach überaus spannendem und langwierigen Ringen unter den neun Aspiranten den entscheidenden Schuss auf die Halterung. Der hölzerne Rumpf des Vogels fiel, aber nicht bis zum Boden. Mit dem Schnabel blieb er im weichen Holz des aus diesmal erhöhten Sicherheitsgründen vergrößerten und mit neuem Anstellwinkel angebrachten Kugelfangs regelrecht bombenfest hängen. „Das war wirklich surreal! Gerade noch war ich vor Glück auf die Knie gesunken. Mein Sohn Patrick als einer der Böllermänner hatte den ersten Salut geschossen. Und jetzt die bange Frage: War es das oder doch nicht? Erst himmelhochjauchzend und dann zu Tode betrübt?“ Experten waren sich schnell einig: Den Vogel in dieser Lage noch abzuschießen, wäre schlechterdings unmöglich gewesen. Und eindeutig war auch: Die Halterung war vollständig durchtrennt. Für Schützenoberst Achim Freyer bedeutete es am Ende keine schwere Entscheidung mehr. Denn als Erster aus den Reihen der Mitbewerber und in der Reihenfolge

Michael Ilberg bei seiner zweiten Schützenfestteilnahme 1998, diesmal auch mit Mütze, die aber beim Antreten zum Fackelzug voller Stolz erst mal sein damals erst vierjähriger Sohn Kevin aufsetzte.

der nächste mögliche Schütze stellte Frank Schmitt klar: „Ich schieße nicht mehr!“ Nacheinander gaben auch die übrigen Aspiranten genau diese Antwort auf die entsprechende Frage. Und so ging Michael Ilberg laut Titelzeile der Meinerzhagener Zeitung als „König ohne Flug des Adlers“ in die Annalen ein. „Und nun sind die zwei Jahre unserer Regentschaft vorbei, sind fast wie im Fluge vergangen“, blicken Michael und Sabine Ilberg zurück – wobei klar ist: „Der Höhepunkt kommt ja noch mit unserem Fest“. Mit dem Besuch der Steubenparade in New York war ihnen als Meinerzhagener Schützenkönigspaar im vergangenen Jahr noch ein ganz besonderes Erlebnis vergönnt. „Wir haben es keine Sekunde bereut. Und das Schöne dabei ist, dass wir das auch mit unseren beiden Söhnen teilen und es gemeinsam als Familie genießen können. Und es ist nicht auszuschließen, dass es in einigen Jahren vielleicht nochmal einen oder vielleicht auch zwei Königsanwärter mit Namen Ilberg geben wird“, verraten sie noch. Das wäre dann endgültig ein Novum, wenn dem Vater ein Sohn auf dem Meinerzhagener Schützenthron nachfolgen würde. Eine solche Konstellation gab es noch nie – wohl aber, dass zweimal jeweils Brüder in verschiedenen Jahren regierten, Hans Joachim und Otto Eberhard Fuchs (1922 und 1936) sowie Harald und Karsten Decker (1988 bzw. 1998).

„DAVON TRÄUMT JEDER MEINERZHAGENER“

Michael Ilberg und seine Frau und Schützenkönigin Sabine mit dem dienstältesten Schützenkönig Peter Holthaus stellten sich zu einem Komplett-Gespräch. Mit im Bild der Holzvogel, der durch seinen unvollendeten Flug für einiges Aufsehen sorgte. Foto: vom Hofe

Peter Holthaus: Ich habe mich schon als Jugendlicher für die Schützensache begeistern lassen, habe schon früh in der Schützen-

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polizei und der Kassenkommission mitgewirkt, der ich heute noch angehöre, und war dann zwischendurch König. Das hat sich einfach so ergeben und das kann ich jedem Schützen nur zur Nachahmung empfehlen. Das ist in einer Stadt, wo das Schützenfest einen so hohen Stellenwert besitzt, ein einmaliges Erlebnis. Michael Ilberg: Wir sind nach Meinerzhagen gezogen und sind hier als Neubürger sofort in den Bann des Schützenfestes geraten. Meine Frau und ich lieben das Schützenfest, genauso meine Kinder. Wir fühlen uns mittlerweile tief verwurzelt mit Meinerzhagen. Und für mich war vollkommen klar: Irgendwann möchte ich genau das tun, wovon jeder Meinerzhagener, der am Schützenfest teilnimmt, eigentlich träumt, nämlich einmal Schützenkönig zu werden.


5Fragen Wer kann Schützenkönig werden? Grundsätzlich gilt: Jeder Schütze kann König werden. Für das Königsschießen muss jeder Bewerber eine Königskarte zum Preis von 120 Euro erwerben. Der Erwerb kann nur durch ortsansässige, männliche Schützen des Geburtsjahrganges 1998 und älter erfolgen, die im Besitz einer Vollschützenkarte sind. Ortsansässig heißt, dass der Schütze seinen ständigen Wohnsitz seit mindestens 12 Monaten im Bereich der ehemaligen Gemeinde Meinerzhagen haben muss, die vor der mit Wirkung vom 1. Januar 1969 erfolgten Neugliederung des Landkreises Altena bestand.

Welche Verpflichtungen gibt es? Im Königsjahr ist der König Mitglied des Vorstandes und zu allen Vorstandssitzungen und Fahnenstammtischen eingeladen. Die Königin erhält die Einladungen zu den Schützenfrauentreffen. Teilnahme ist erwünscht, aber keine Pflicht. Der König ist in den zwei Jahren seiner Amtszeit Repräsentant der Schützengesellschaft Meinerzhagen. Das Königspaar ist offiziell eingeladen beim Schützenfest in Valbert (1x jährlich), Schützenfest in Kierspe Dorf oder Kierspe Bahnhof (im jährlichen Wechsel), vier Ehrendamentreffen im Schützenfestjahr, Generalversammlungen der Schützengesellschaft) und Gedenkfeier

Was kostet es? Der König kommt für seine Bekleidung und die seiner Königin auf. Das Königspaar richtet traditionell das letzte Ehrendamentreffen vor dem Fest auf dem Schützenplatz aus. Dazu das Schmücken beim König am Mittwoch vor dem Fest, wobei der Rahmen vom König individuell gesteckt werden kann. Für das traditionelle Freibier am Montagmorgen zahlt der neue König einen Anteil von 2500 Euro.

zum Volkstrauertag.

Muss man ein Volksredner sein? Nein, in Meinerzhagen muss der König keine Rede an sein „Volk“ richten.

Was habe ich davon? Hiezur wird empfohlen, mit früheren Königen zu sprechen, denn die können diese Frage aus eigenem Erleben beantworten. Dazu ein paar Zitate ehemaliger Regenten: Es war eine wunderschöne Zeit. - Ich kann es nur jedem empfehlen. - Wir sind froh, dass wir uns das getraut haben. - Es gibt nichts Vergleichbares. - Am schönsten waren die vielen Kontakte. - Auch nach vielen Jahren bleibt dies ein unvergessliches Erlebnis.

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Advertorial

MEIN HERZ FÜR MEINERZHAGEN Imagekampagne für eine starke Stadt

originellen Fahrrädern in der Innenstadt unterwegs und verteilten süße Tütchen. Eine weitere Aktion ist fürs Schützenfest im August geplant. Dann gibt’s eigens angefertigte Fläschchen mit Herzkloper aus der Meinerzhagener Brennerei Krugmann - lecker und mit Sammlerwert.

Fragebogen für Weggezogene

Starke und weltweit erfolgreiche Wirtschaftsunternehmen, eine vielseitige und lebendige Kultur- und Vereinsszene, eine reizvolle Wander- und Freizeitlandschaft - Meinerzhagen ist eine starke Stadt und hat viel zu bieten. Die Bewohner sind es, die ihrer Stadt Leben einhauchen. „Mein Herz für Meinerzhagen“ hat die Wirtschaftsförderung der Stadt daher ihre Kampagne überschrieben. „Damit machen wir Lust darauf, in Meinerzhagen zu leben und zu arbeiten“, will Katharina Suerbier von der Wirtschaftsförderung in Zusammenarbeit mit der heimischen Agentur P.AD. die Sympathiewerte für die Volmestadt nach oben treiben. „Hier will ich nicht weg! Mein Herz für Meinerzhagen“ - Das Logo mit dem grünen M und dem weißen Herz ist an vielen Stellen im Stadtgebiet sichtbar. Darüber hinaus geben einige Meinerzhagener ein Bekenntnis für ihre Stadt ab. „Viel Raum zum Leben, interessante Arbeitgeber, freundliche Menschen“, schätzen Jan und Birgitta Lienenkämper, Marlis Krause, Pietro Trisolini, Patrice und Katrin Hoffmann, Andree Höfer, Christian und Olga Räbsch an Meinerzhagen. Sie alle sind Geschäftsleute in Meinerzhagen.

Herzklopfer zum Schützenfest Zur Imagekampagne „Mein Herz für Meinerzhagen“ gehören auch Aktionen bei Events und Festen. Beim Meinerzhagener Frühling im Mai waren junge Damen mit

Mit der Kampagne soll aber nicht nur die Bindung der Bürger an ihre Stadt wieder aufgebaut und vertieft werden. „Wir wollen nach Möglichkeit auch abgewanderte Meinerzhagener wieder zurückholen“, sagt Katharina Suerbier. Dazu werden Fragebögen an weggezogene Bürger/innen geschickt, um die Gründe für den Wegzug zu erfahren. Daraus ergeben sich auch Handlungsansätze für zukünftige Maßnahmen der Wirtschaftsförderung und des Stadtmarketings. Last but not least möchte Katharina Suerbier potenzielle Neubürger/innen auf Meinerzhagen neugierig machen und sie anlocken. „Ländliche Lebensqualität an einem wirtschaftlich starken Standort“ sind die Trümpfe, die sie dafür in der Hand hat.

GEWINNSPIEL

Mit herzlichen Fotos gewinnen • Auch Ihr Herz schlägt für Meinerzhagen? • Dann schicken Sie ein herzliches Foto, das Ihre Verbundenheit zu Meinerzhagen visualisiert, und gewinnen Sie ein Meinerzhagen-Special für sich und Ihre Freunde. • Die besten fünf Motive werden als Plakate die Stadt schmücken. • Die Begutachtung der Fotos und die Auslosung der Gewinner finden am 15. August 2018 statt. • Die Fotos können Sie auf der Internetseite mein-herz-fuer-meinerzhagen.de hochladen.

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MEINERZHAGEN FREUT SICH ÜBER SCHÖNEN STADTPLATZ Zur Einweihung Public Viewing mit dem WM-Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft

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Text Horst vom Hofe Fotos Martin Büdenbender

„Richtig schön geworden!“ „Da macht der Marktbesuch wieder Spaß!“ „Ich bin begeistert. Bei herrlichem Sonnenschein haben die Kids am und mit dem Wasser gespielt.“ „Und das, obwohl doch alle so gemault haben. Natürlich ist das schön, mir gefällt es auch richtig gut!“ Das sind nur einige von vielen positiven Reaktionen gleich nach dem ersten Tag, an dem der neue Meinerzhagener Stadtplatz im Zentrum vor der Stadthalle mit dem ersten Wochenmarkt vor dem Pfingstwochenende in Nutzung genommen werden konnte.

Am dritten Juni-Wochenende war es dann endgültig soweit: Der neue Stadtplatz konnte offiziell eingeweiht werden, und dieser Meilenstein wurde gebührend gefeiert. Nach der festlichen Einweihung durch Bürgermeister Jan Nesselrath und mit vielen Gästen, darunter Vertretern aus den beiden Partnerstädten Kampen/ Niederlande und Saint Cyr sur Loire/Frankreich, gab es ein zweitägiges großes Volksfest mit abwechslungsreichem Bühnenprogramm und zum krönenden Abschluss des ersten Tages, einem Feuerwerk.

Die Meinerzhagener sind sichtlich stolz auf diesen so schön gewordenen Ort der Begegnung im Herzen ihrer Stadt. Das wurde überdeutlich und erfreut natürlich auch die Verantwortlichen in Rat und Verwaltung nach einer langen und teilweise auch von kontroversen Diskussionen begleiteten Vorgeschichte.

Ein echtes Highlight wurde am zweiten Tag präsentiert und damit auch eindrucksvoll vor Augen geführt, wie multifunktional der neue Stadtplatz genutzt werden kann: Public Viewing mit der Live-Übertragung des WMAuftaktspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Mexiko. Möglich gemacht durch die Sparkasse Kierspe-


Meinerzhagen mit der Installation einer LED-Leinwand, die sie darüber hinaus auch für die gesamte Zeit der WM auf dem Stadtplatz zur Verfügung stellen wird und somit noch garantierten weiteren Festtagen rund um das Abschneiden der Elf mit dem Adler auf dem Weg zur Titelverteidigung beim Turnier in Russland.

„Für Gemeinschaftserlebnisse wie diese bietet sich unser neuer Platz geradezu an, und umso mehr freuen wir uns, dass direkt zu unserem Einweihungsfest und darauf folgend eine so tolle Aktion möglich gemacht wurde“, freute sich darüber der Bürgermeister.

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„BARBARA ANN“ – MIT BEACH-BOYSONG BRINGT PROJEKTCHOR GUTE LAUNE NACH SIBIRIEN Ferienspiele für Kinder waren Keimzelle für Projektchor – Highlight war Tour nach Omsk Regen kennen die Sauerländer. Dass Regen auch völkerverbindend wirkt, erlebte der Volmetaler Projektchor in Omsk. Gut 5.000 Kilometer, knapp sieben Flugstunden entfernt von der Heimat, stimmten die Volmetaler mit „Barbara Ann“ unter einer Brücke den Schauer abwartend, den gut 50 Jahre alten Song der Beach Boys an. „Das kennen alle“, sagt Hartmut Clever vom MGV Oberbrügge-Ehringhausen, der die zehntägige Tour mit organisiert hatte. Mit dem Gute-Laune-Lied waren trotz Regens alle gut drauf – Volmetaler und die Passanten in Omsk. Vor gut einem Jahr hatten die Vorbereitungen für den Trip in die Millionen-Metropole in der Taiga begonnen. Chorleiterin Sofia Wawerla, die aus Omsk stammt, hatte verschiedene Chöre angefragt. Der agile MGV Oberbrügge-Ehringhausen sagte schnell zu. Für Clever und seine Mitstreiter war klar: „Das geht nur mit dem Projektchor.“ Der hatte sich vor vier Jahren nach einer FerienspaßAktion, die der MGV für Kinder ausgerichtet hatte, gegründet. Das Ziel: viele, Junge und Alte, zum Singen zu bewegen. Wenn schon nicht im Chor, dann wenigsten zweimal jährlich zu Projekten. Und was schweißt da mehr zusammen, als eine gemeinsame Tour? Kosten wurden kalkuliert,

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Von Rüdiger Kahlke

andere Chöre, die Sofia Wawerla leitet, wurden angesprochen.

Singen „ja“ – Bindung im Verein „nein“ Am Himmelfahrtstag ging’s dann los. Von Frankfurt über Moskau nochmals knapp 3000 Kilometer durch drei Zeitzonen weiter nach Osten. Die Chorleiterin hatte ihre Kontakte in der Heimat genutzt, um ein Programm für den Projektchor zusammenzustellen. Der trat mit Profichören aus Omsk auf, sorgte mit einem melodischen Flashmob in einem riesigen Einkaufszentrum für Furore und sang in der deutschen Enklave Asowo, 40 Kilometer von Omsk entfernt, wo seit dem 19. Jahrhundert

deutsche Sprache und Kultur gepflegt werden. „Das ist sehr gut angekommen“, bilanziert Hartmut Clever und ist selbst überrascht, wie problemlos die verschiedenen Gruppen im Projektchor harmonierten. Die gut 70 Teilnehmer der Tour kamen aus Halver, Kierspe, Meinerzhagen, Lüdenscheid und Marienheide. Aus dem gemeinsamen Gesang seien Freundschaften erwachsen, so Clever. Mit dem Projektchor werden auch neue Sangesfreunde animiert mitzumachen. „Viele möchten singen, aber sich nicht binden“, weiß Clever, der seit Jahren auch den Stadtverband musiktreibender Vereine in Halver leitet. Für ihn ist das OmskProjekt „eine Werbung für die Musik


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und für die Chöre.“ Zudem wirbt er immer wieder: „Singen ist gesund“. Mit dem Projektchor hat der MGV Oberbrügge-Ehringhausen vor vier Jahren neue Wege eingeschlagen, hat versucht, neue Zielgruppen zu erreichen. Entsprechend breit ist das Repertoire, das alle Altersgruppen ansprechen soll. Es reicht vom Volkslied „Guten Abend, gute Nacht“, über den „Gefangenenchor“ aus der Oper „Nabucco“ über den Beach-Boy-Song bis „We are the World“. Auch nach dem Sibirien-Trip macht der Chor weiter. Im Herbst beginnt die nächste Probenphase für die Sängerinnen und Sänger, die sich dann auf weihnachtliche Konzerte oder den musikalischen Adventskalender in Halver einstimmen. „Das Projekt muss losgelöst vom Choralltag sein“, weiß Clever. Sonst fühlten sich manche wieder vereinnahmt oder verpflichtet. – Und würden abspringen.

Attraktiv auch für junge Leute Besonders stolz ist der MGV-Vorsitzende, dass auch junge Leute mitmachen. Acht Teilnehmer waren jünger als 20 Jahre. Über die Ferienspiele sind sie ans Singen gekommen. Manche haben ihre Eltern mitgebracht. Vierköpfige Familien, die mit nach Omsk gefahren sind, haben für die Tour tief in die Tasche gegriffen. Die Jugendlichen sollten kostenlos mitfahren können, so der Plan. Versuche, Spenden für den internationalen Austausch einzuwerben, sind gescheitert. Goethe-Insti-

tut, Auswärtiges Amt oder Stiftungen lobten die Aktion. Das war’s dann auch. „Es wird immer über das Ehrenamt geredet, wenn man Fragen hat, hilft keiner weiter. Das ist schon frustrierend“, bilanziert Hartmut Clever. Jetzt hofft er auf ein paar heimische Sponsoren, damit die Kosten für den Nachwuchs nicht auch noch bei den Chormitgliedern hängen bleiben. Mitgenommen von der Reise haben die 70 Volmetaler Eindrücke von der grandiosen Gastfreundschaft, die sie in Omsk erfahren haben. „Jeder geht auf jeden zu“, ist Hartmut Clever auch ein paar Tage nach der Rückkehr noch begeistert vom zufälligen Zusammentreffen mit einem Eishockey-Team, das im gleichen Hotel untergebracht war. Sprachlich war die Verständigung schwierig, aber „mit Händen und Füßen ging das. Wir saßen nach einer viertel Stunde zusammen an einem Tisch“, schildert der Organisator. Trotz des Vorbereitungsstresses, den er sich mit Sofia Wawerla und Gerd Becher geteilt hat, trotz des Frustes über mangelnde Unterstützung: „Mit so `ner Truppe würde ich das immer wieder machen“, sagt er, auch wenn er „zu nichts kam und in den zehn Tagen selbst nur ein Foto gemacht hat“. – Die Erinnerungen sind lebendiger als die Fotos auf der Speicherkarte.

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Interessenten, die im Projektchor mitsingen möchten, können sich wenden an: Hartmut Clever, Tel. 02353-10106

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DA VINCIS VISIONEN IN DER VILLA WIPPERMANN Von Elke Teipel

Bitte lächeln – Mona Lisa macht’s vor. Ihr Lächeln kennt die Welt. Und wer hat‘s erfunden? Die Antwort fällt leicht. Man kennt ja schließlich seinen Leonardo da Vinci (1452 bis 1519). Aber kennt man ihn wirklich, kennt man seine Visionen? Am 25. August kommen da Vincis Visionen nach Halver in die Villa Wippermann. Bis zum 25. November können die Besucher der Ausstellung im Regionalmuseum das Universalgenie und seine Zeitgenossen kennenlernen. Es muss nicht immer Mona Lisa sein. Anfassen verboten – die teure Dame darf nicht berührt werden. Aus anderem Holz im wahrsten Sinne des Wortes sind die Ausstellungsstücke, die die Stadt Halver in Zusammenarbeit mit der Galerie-F aus Kranenburg in den Märkischen Kreis bringt: Maschinen und Maschinenelemente, die Leonardo erfunden, erweitert oder verbessert hat, und zwar als Großmodelle aus Holz. Anders als die lächelnde Lisa sind die robust. Und deshalb die Aufforderung: Anfassen und ausprobieren. Der überwiegende Teil der Modelle ist interaktiv gestaltet. „Wie funktionieren Pleuel oder Nockenhammer? Wie leicht lassen sich Lasten mit einem Flaschenzug bewegen?“, das können die Besucher selbst ausprobieren. Dazu gibt es Informationen rund um Leonardo da Vinci in Text und Bild. Zeit, Zeitgeist, wer mit wem, warum, weshalb – das Umfeld in allen Facetten. Im Mittelpunkt stehen die Maschinen. Das sind über 40 Exponate Made in Kranenburg, dem Sitz der Galerie. Die Holzgroßmodelle wurden anhand von computeranimierten Originalskizzen maßstabsgetreu nachgebaut, den technischen Skizzen aus Leonardo da Vincis Codices gegenübergestellt. Es wird deutlich, wer beispielsweise zu frühester Zeit die Visionen von einem Kugellager, einem Panzer oder gar einem Segelflieger zu Papier brachte. Der Film Leonardo da Vinci von Renato Castellani ver-

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mittelt darüber hinaus weitergehende visuelle Eindrücke. Leonardos Leidenschaft galt den wissenschaftlichen und technischen Forschungen. Er hinterließ ein Lebenswerk von über 6000 verschlüsselten Manuskriptseiten. Leonardo da Vinci war „Künstler Ingenieur“. Er studierte als Autodidakt die Mechanik, Vogelflug, Optik, Militärtechnik, Hydraulik und Architektur. Die Galerie-F gastiert zum zweiten Mal in der Villa Wippermann. Knapp 5.000 Besucher hatten sich in der Zeit vom 25. August 2017 bis zum 7. Januar 2018 auf die Spuren des eigenwilligen Künstlers Friedensreich Hundertwasser aus Wien gemacht. Sonderausstellung Leonardo da Vincis Maschinen, Regionalmuseum Villa Wippermann, Halver, Frankfurter Straße 45, 25. August bis 25. November 2018, Montag geschlossen, Dienstag bis Donnerstag 12 bis 17 Uhr, Freitag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr, www.leonardo-ausstellung.de

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HALVER IM HÖHENRAUSCH Text Elke Teipel Fotos Martin Büdenbender Halver im Höhenrausch. Gute Aussichten für den Aussichtsturm. Startschuss für die Sanierung. Das „Leuchtturmprojekt“ an der Karlshöhe kostet 800.000 Euro. Es geht voran. Die Handwerker der Firma Meyer aus Preußisch Oldendorf rücken an. Der Countdown läuft. Der Turm wird am 10. Juli 125 Jahre alt. Das Jubiläum wird im Herbst gefeiert. Der Termin steht noch nicht fest. Ein Hoch auf den 23,5 Meter hohen Oldie 438,5 Meter über NN. Bürgermeister Michael Brosch und Peter Bell, 2. Vorsitzendes des Heimatvereins Halver, wollen mit den Bürgern und Bürgerinnen eine kleine Geburtstagsparty feiern - mit Bierstand und Würstchenbude, so Peter Bell. Ein Prost auf den Jubilar, auch wenn es noch heißt „Betreten verboten“. „Der Turm wird gesichert sein, aber die Bauarbeiten werden noch nicht abgeschlossen sein“, sagt die Halveraner Architektin Cathrin Brückmann, die das Projekt betreut. Die Arbeiten an der Außenfassade sollen bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein, vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Im kommenden Jahr soll das Innere des Turms saniert werden. Startfrei zum Höhenflug? Peter Bell bleibt auf dem Boden der Tatsachen, auch wenn er beim Ausblick in leichtes Schwärmen gerät. „In meiner Kindheit konnte man bis nach Köln blicken und sogar die Spitzen des Kölner Doms sehen.“ Das war einmal. Bäume sind gewachsen und versperren den ganz weiten Blick. Schöne Nostalgie. Bell erinnert sich. Zusammen mit dem Jung-SGV hat er samstags und sonntags auf der Karlshöhe Dienst geschoben und 20 Pfennig Eintritt für den Aufstieg kassiert. „Wenn die Fahne wehte, war der Turm geöffnet und man konnte raufgehen“. Peter Bell genießt den Blick auf Halver.

Die Fahne weht auch jetzt. Fast trotzig. „Unser 1. Vorsitzender Wilhelm Helbert sorgt dafür, dass geflaggt wird“, erklärt Bell. Er steigt die Treppe hoch, nimmt Stufe um Stufe. Wie viele es sind, weiß er nicht. Er hat sie nicht gezählt. Er weiß nur, dass er noch viele Stufen nehmen muss, um das Ziel zu erreichen, die Instandsetzung des Aussichtsturms. Der wurde 1893 vom Sauerländischen Gebirgsverein errichtet. 1911 ging er in das Eigentum der Gemeinde Halver über. Der Heimatverein ist der Motor der Bewegung, die sich für den Erhalt einsetzt. Der Turm wurde damals gebaut, um die Schönheit des Sauerlandes zu sehen. Das hat heute seinen Preis. Rund 800.000 Euro werden Sanierung und Restaurierung kosten. Den Turm abreißen und neu bauen, das war für Peter Bell keine Alternative. „Das ist dann nicht mehr der Turm und viel billiger wäre das auch nicht“, meint er. „Der Turm ist ein alter Knochen“, räumt Wilhelm Helbert ein. Alle sind sich einig: „Der Aussichtsturm gehört zu Halver. Er ist das Wahrzeichen.“ Der Finanzplan: 350.000 Euro übernimmt die Stadt Halver. Je 100.000 Euro sollen von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der NRW-Stiftung kommen. Der Heimatverein will 200.000 Euro an Spenden beisteuern. Zurzeit hat die „Initiative Aussichtsturm“ rund 143.000 Euro

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Friedrich Wilhelm Alte, der jetzt in Kanada lebt, hat 5.000 Euro gespendet, berichtet Peter Bell. Die Renovierung wird in zwei Abschnitten erfolgen. 2018 stehen die Außenarbeiten auf dem Arbeitsprogramm. Im zweiten Schritt wird das Innenleben gesichert und erneuert. Stadtgeschichte und Unternehmensgeschichte verbinden sich. Für Architektin Cathrin Brückmann ist dies ein ganz besonderer Auftrag. Das Unternehmen Brückmann besteht in der fünften Generation. Es feiert in diesem Jahr das 150-jährige Bestehen. Carl Brückmann hat es 1868 gegründet. Der Maurer und Baumeister hat den Aussichtsturm auf der Karlshöhe gebaut. „Für unsere Familie ist es eine große Ehre“, freut sich die Fachfrau auf die große Aufgabe. Das Architekturbüro mit Geschichte betreut Projekte mit Geschichte wie das Rathaus oder das Postamt in Halver. Und jetzt der Aussichtsturm. Die Sanierung erfolgt in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit der LWL-Denkmalpflege in Münster. Cathrin Brückmann gibt der Behörde gute Noten: „positiv und unkompliziert“. gesammelt. Die Bewegung zieht alle Register. In Geschäften und Institutionen stehen Spardosen. Die Mitglieder verkaufen Tassen und Anteile an Bildern des Turms. Jeder Euro zählt. Der Heimatverein sucht Sponsoren und spricht heimische Unternehmen an. Die Aktion weckt Heimatgefühle. Der ehemalige Halveraner

Schlaglichter Bereits bei Gründung der SGV-Abteilung, im Jahre 1891, wurde der Turmbau geplant. Nur 1 1/2 Jahre später, 1893, wurde der Turm fertig gestellt (Kosten: 5.300 Mark) und die Einweihung gefeiert. 18 Jahre danach wurde, aus finanziellen Gründen, die Verantwortung von der Gemeinde Halver übernommen. Die SGV-Wanderfreunde blieben ihrem Turm aber weiter treu und kümmerten sich intensiv um ihn, besonders zwischen den Jahren 1956 und 1966. An Wochenenden war er für die Bevölkerung geöffnet. 1951 besuchten 1.418 Kinder und 1.450 Erwachsene Halvers Wahrzeichen. Ein Gutachten stellte 1981 fest, dass sich der Turm in einem „desolaten, teilweise gefahrdrohenden Zustand“ befand. Am 28.1.1983 erhielt der Turm Denkmalschutz. Nun war eine Restaurierung möglich, die 1990 bis1992 erfolgte. 68.000 DM steuerten die Halveraner Bürger durch Spenden zu den damaligen Gesamtkosten von 230.000 DM bei. Das 100-jährige Bestehen wurde am 27. Juni 1993 gefeiert. Jahre später stellte sich heraus, dass bei der Sa-

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Spendenkonten „Initiative Aussichtsturm“ Sparkasse Lüdenscheid IBAN DE40 4585 0005 0000 2473 04 Volksband im Märkischen Kreis e.G. IBAN DE21 4476 1534 0220 2845 00

nierung gravierende Fahler gemacht wurden: Ziegelsteine wurden mit einer speziellen Imprägnierung versiegelt. Dadurch blieb die Feuchtigkeit in den Steinen mit der Folge, dass sie nach einiger Zeit aufplatzten und teilweise herausfielen.

Bestandsaufnahme Ziegelmauerwerk: Haarrisse und starke Risse, Feldbrandsteine sind abgeplatzt, ganze Ziegel sind ausgebrochen, das Ziegelmauerwerk ist weitgehend durchfeuchtet, pflanzlicher Bewuchs am Gesims und an den Friesen Viele Fugenbereiche sind rissig und porös. Innenputz weist Risse auf, Ausblühungen, Abplatzungen und Durchfeuchtungen, teilweise auch Algenbewuchs. Sämtliche Fensterlaibungen sind durchfeuchtet. Die Fenster sind schwer gängig und nicht zu öffnen. Reinigung oder Öffnen zum Lüftung nicht möglich. Aussichtsebene: Zur Treppe hin haben sich Platten verschoben. Die Ebene hat keine Fenster in den Öffnungen und ist damit frei bewittert. Die Fenstergitter sind beschädigt und lösen sich aus dem Mauerwerk.


Oberste Aussichtsebene: Plattenbelag ist uneben, unschön und mit Pflanzen bewuchert. Das Kupfergeländer hat sich verformt und hat nicht die erforderliche Höhe für eine Absturzsicherung. Die Regenentwässerung ist nicht in Ordnung. Die Geländer sind zu niedrig und Teile des Treppengeländers fehlen. Durch die Nutzung der Mobilfunkbetreiber sind Schäden durch diverse Öffnungen, teilweise Kernbohrungen im Mauerwerk sowie teilweise im Randauflagerbereich der Treppenpodeste entstanden.

Maßnahmenkatalog / Auszug Außenfassade: Reinigung, lose Mauerwerks- und Fugenteile werden ersetzt. Das Mauerwerk und die Eckpfeiler der Aussichtsplattform werden vollständig erneuert. Im Turminnern: Vorhandene Fenster und Türen werden denkmalgerecht aufgearbeitet und neu verglast. Die bestehenden Geländer erhalten ein Edelstahlnetz parallel zum Treppengeländer. Die Innenwände werden denkmalgerecht aufgearbeitet und gestrichen. Die bisher offene untere Aussichtsebene erhält Fenster. Ein Lüftungskonzept sorgt für ausreichende Belüftung. Oberste Aussichtsebene: Die vorhandene Abdeckung des Treppenaufgangs zur obersten Aussichtsebene erhält eine neue wetterfeste Abdeckung. Diese soll klappbar und mit elektrischem Antrieb ausgestattet sein. Zur Herstellung einer ausreichenden Absturzsicherung ist ein neues Geländer mit einer Mindesthöhe von ca. 1,40 m angedacht (nach innen geneigt). Die Entwässerung der obersten Turmebene wird über eine innenliegende Regenentwässerung geregelt.

Es grünt in Fugen und Ritzen.

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Die beschriebenen Maßnahmen sollen dazu beitragen, den Turm in statischer Hinsicht zu stabilisieren, die aufgetretenen Schäden an der Innen- und Außenfassade zu beheben und vorbeugend neue Schäden zu vermeiden. Aufgrund der historischen Baukonstruktion und der exponierten Lage bleibt der Turm jedoch immer anfällig für Verwitterungen und Spannungen. Ein vollständig rissfreies Gebäude nach heutigem Standard ist durch die Instandsetzung nicht zu erreichen. Bei einer regelmäßigen und sorgfältigen Kontrolle sowie kontinuierlicher Instandhaltung des Denkmals in bautechnischer Hinsicht wird der Aussichtsturm von Halver allerdings weiterhin Bestand haben und noch vielen Generationen von Besuchern Freude bereiten. (Quelle: Heimatverein Halver, Konzept zur Instandsetzung des Aussichtsturms)

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FUSSBALL AUF MOTORRÄDERN Kierspe ist eine Hochburg des Motoballs Sport, so heißt es, ist die schönste Nebensache der Welt. Wenn das Runde ins Eckige geht, dann wird Sport für viele sogar zur wichtigsten Sache. König Fußball regiert die Welt. Mit Fußball werden Millionengeschäfte gemacht und aus dem ganzen Spaß wird auf diese Weise all zu oft unangemessen viel Ernst. Aber bitte schön: Es gibt neben dem Fußball noch genügend andere Sportarten, bei denen Spiel und Spaß im Vordergrund stehen stehen. Etwa Motoball, das dem Fußball gar nicht so unähnlich ist und unglaublich spektakulär aussieht. Um Motoball live zu erleben, sind keine weiten Anfahrten nötig. Denn gleich zwei Kiersper Vereine sind mit ihren Mannschaften in der Motoball-Bundesliga vertreten. Das Komplett-Magazin war Ende April zu Gast in der Kiersper Motoball-Arena:

Lokalderby – die Blauen gegen die Roten Das Revierderby Dortmund gegen Schalke war gestern. Heute steht ein anderes Derby im Blickpunkt: MBC Kierspe gegen MSF Tornado Kierspe. Auch hier geht es wie im Fußball ums runde Leder. Nur ist der um einiges größer. Die Spieler sitzen auf Motorrädern und jagen mit Vollgas einem Ball hinterher, der

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von Martin Büdenbender nicht wie üblich einen Umfang von 70, sondern von satten 120 Zentimetern besitzt und der nicht 450 Gramm sondern mindestens das Doppelte wiegt. Also auf geht’s zum Derby. Nur trifft man sich diesmal nicht auf Schalke, sondern „In der Helle“, der Kiersper Motoballarena. In der Helle ist heute die Hölle los. Die Blauen gegen die Roten, MBC gegen MSF Tornado. Die Favoritenrolle tragen die Tornados. Aber im Fußball ist bekanntlich alles möglich. Auf Zigtausende von Besuchern ist man In der Helle nicht eingestellt. Muss man auch nicht. Ein paar Hundert sind gekommen. Die finden am Wochenende im benachbarten Industriegebiet genügend Parkmöglichkeiten. Den kurzen Fußweg zur Arena kann man nicht verfehlen. Denn auf dem Platz fahren schon Minuten vor dem Anpfiff die Spieler ihre Maschinen warm. Der Lärm der hochdrehenden Motoren ist nicht zu überhören. Fünf Euro Eintritt kostet das Spektakel. Dafür gibt’s Stehplätze entlang dem Spielfeldrand. Benzingeruch und jede Menge Staub sind im Preis inbegriffen. Erwartungsfroh blicken die Fans auf den grauen Ascheplatz. Der ist tiefer gelegt. So bietet er zumindest etwas Schutz vor aufwirbelendem Dreck und Staub. Obendrein hat man so einen


besseren Überblick. Die Sonne lacht vom Himmel, aus den Lautsprecherboxen dudelt Musik. Die ersten Würstchen vom Holzkohlegrill wechseln die Besitzer und der aufgewirbelte Staub, der über dem ganzen Platz liegt, spülen die Zuschauer mit kühlen Getränken herrunter.

dem Motorlärm von den Rängen rufen. Überhaupt ist der Lärmpegel ein wirkliches Problem für die beiden Spielleiter, die zudem permanent auf der Hut sein müssen, nicht über den Haufen gefahren zu werden. Ihr Pfiff mit der Trillerpfeife geht all zu oft im Motorgekreische unter. Dennoch herrscht kein Chaos. Die Spieler folgen, wenn auch oft verspätet, den Anweisungen der Männer in Gelb. Allzu harte Zweikämpfe regeln sich zudem von selbst, etwa wenn die Fahrer von ihren Maschinen fliegen und im Staub landen. Für alle Fälle hat direkt am Spielfeldrand das Rote Kreuz Stellung bezogen. „Ihr kommt hier sicher oft zum Einsatz?“. Falsch vermutet: „Nööö, eigentlich nicht. Die haben dicke Schutzkleidung an. Solange die wieder aufstehen, ist nicht viel passiert.“ Scheint zu stimmen. Die Jungens wissen, wie man fallen muss. Und als einmal einer in die Spielfeldumrandung kracht, sitzt auch der schneller als man gucken kann im Sattel und startet zum nächsten Angriff.

Schnellste Mannschaftssportart der Welt Nur wenige Minuten noch bis zum Anpfiff. Die Blauen drehen nervös am Gashahn, die Roten klopfen sich zuversichtlich auf die Schultern. Das Schiedsrichtergespann inspiziert die Tore. Und der Aschenplatz wird ein letztes Mal gewässert, um die Staubentwicklung während des Spiels in Grenzen zu halten. Die Spieler nehmen auf mit ihren Maschinen in der Platzmitte Aufstellung. Ein Gruß ins Publikum, ein kurzes Abklatschen unter einander und endlich geht es los. Die Motoren heulen auf. Ein wilder Pulk in Rot und Blau prescht hinter dem Ball her. Das Spielgeschehen wogt hin und her. Motoball ist, so sagt man, die schnellste Mannschaftssportart der Welt. Das kann gut sein, denkt sich der Motoball-Neuling und hadert indes mit den Spielregeln. Zwar gibt es beim Motoball kein Abseits, aber selbsterklärend ist das Regelwerk auch hier nicht. Das fachkundige Publikum scheint es dafür um so besser zu kennen, besser noch als die beiden Schiedsrichter. „Schiri, das war ein Foul“, hört man zwischen all

Enttäuschte Gesichter bei den Spielern des MBC Kierspe.

Motoball? Nix für mich, wuff

Den Ball erobern und mit einem Fuß eng an der Maschine führen, das ist die Kunst des Motoballs. Akrobatische Wendemanöver gehören dazu. Das geschickte Abblocken der gegnerischen Spieler ermöglicht schließlich

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den Pass quer übers Feld zum freien Mitspieler. Ein ge-

Wird es richtig spannend oder fällt gar ein Tor, dann bal-

zielter Schuss und: Tooor!!!

lern ein paar hundert Motorball-Begeisterte mit flachen Händen auf die Bleche und Reklametafeln der Spielfeldumrandung und übertönen so sogar die jaulenden Maschinen. Beim Motoball In der Helle kommen die Fans auf ihre

Viel bekommt man vom Jubel über den Treffer bei dem Motorenlärm allerdings nicht mit. Aber die Fans haben ihre eigenen Weg gefunden, sich Gehör zu verschaffen.

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Die Tornados haben es mal wieder geschafft.

Aber beim nächsten Mal ...

Kosten. Das sich im Lokal-Derby die favorisierten Torna-

land hat man ihn erstmals in den 20er Jahren des ver-

dos 6:3 gegen die Spieler des MBC durchgesetzt haben, ist dabei schon fast nebensächlich. 4 mal 20 Minuten dauert so ein rasantes Spiel, das man unbedingt einmal live gesehen und erlebt haben sollte Entdeckt haben diesen Sport die Franzosen. In Deutsch-

gangenen Jahrhunderts praktiziert und in Meinerzhagen und Kierspe hat er in den 50ern ein Zuhause gefunden. Mehr zum Sport und Spielplan erfahren Sie unter: www.tornado-kierspe.de und unter mbckierspe.com

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Geschafft! Binnen von nur drei Jahren spielt der RSV Meinerzhagen in der kommenden Saison drei Klassen höher in der Westfalenliga. Das Foto zeigt die Meistermannschaft nach dem letzten Landesliga-Punktspiel, das gegen den SV Hohenlimburg mit 3:0 gewonnen wurde.

BVB-PROFI NURI SAHIN: IM HERZEN EIN BLAU-WEISSER! Zurück zu den Wurzeln: Die Wiedergeburt des RSV Meinerzhagen Ältere Fußball-Fans geraten regelmäßig ins Schwärmen, wenn sie an die ganz große Zeit des RSV Meinerzhagen zurückdenken. In den 1960er Jahren stieg der 1921 gegründete Fußballverein aus dem Sauerland zur Nummer 1 in Südwestfalen auf und kratzte ganz kurz sogar am Tor zum Profi-Fußball. Unter Trainer Erich Schanko, einem Altinternationalen vom BV Borussia Dortmund 09, verpasste man in der Saison 1965/66 die Meisterschaft in der damals höchsten Amateurklasse, der Verbandsliga Westfalen, denkbar knapp um nur einen Punkt und damit den möglichen Sprung in die Regionalliga West, die damals den Unterbau unter der erst kurz zuvor gegründete Bundesliga bildete. Mehr als 50 Jahre später spricht man in der Stadt an der Volmequelle von einem gerade beginnenden neuen Fußball-Märchen, maßgeblich mitgeschrieben von einem Profikicker, der sein Geld bei den Schwarz-Gelben in der Reviermetropole Dortmund verdient, dessen Herz aber nach wie vor für die ansonsten dort verpönten Farben blau und weiß schlägt. Nuri Sahin (29) hat seine familiären Wurzeln in Meinerzhagen. Hier leben Eltern, Bruder, Onkel und Tanten und hier hat er als kleiner Junge mit Freunden auf dem abschüssigen Bolzplatz unterhalb des Hochhauses an der Mozartstraße stundenlang voller Begeisterung gekickt. Sein erster Trainer beim heimischen RSV, Heinz Gerd Maikranz, im Rathaus der Stadt als Fachbereichsleiter Bürgerservice zuständig, erinnert sich an die Anfänge als gerade 4-jähriger in der „Pampers-Liga“. „Das riesengroße Talent von Nuri war schon im frühen Alter deutlich erkennbar!“ Bevor Nuri

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Von Horst vom Hofe

als 12-Jähriger zu Borussia Dortmund wechselte, spielte er beim RSV eine Saison gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Ufuk in einem Team, als er von der D- in die C-Jugend hochgezogen wurde. Die weiteren Etappen der Fußball-Karriere, für die Nuri Sahin als guter Schüler des Evangelischen Gymnasiums am Ort vorzeitig seine Schullaufbahn mit dem möglichen Abitur beendete, klingen auch heute in der Rückschau bilderbuchmäßig: Mit 16 Jahren, elf Monaten und zwei Tagen bis heute jüngster Bundesligaspieler aller Zeiten, 2005 Europameister mit der türkischen U17-Nationalelf und seinerzeit von Trainerlegende Arsen Wenger als „Jahrhundertalent“ geadelt, 2010/11 Wegbereiter zur Deutschen Meisterschaft durch den BVB und von der Spielergewerkschaft zum Spieler der Saison gewählt, dann der spektakuläre Wechsel zu Real Madrid, wo er aber auf Grund einer langwierigen Verletzung nicht den Sprung in den Stammkader schaffte, auf Leihbasis zum britischen Traditionsklub FC Liverpool an die Anfield Road wechselte, um 2013 zu seinem Herzensverein Borussia zurückzukehren, wo er noch bis 2019 unter Vertrag steht. Große Intelligenz auf und neben dem Platz, das zeichnet Nuri Sahin als Vorzeigeprofi in den Augen vieler Experten aus. Er ist stets ein gefragter Interviewpartner. Auch in kritischen Situationen, wie zuletzt in der einigermaßen verkorksten Saison der Borussen, spricht er klare und nachvollziehbare Worte. Und es gilt in Fußballerkreisen als ausgemacht, dass der bodenständige Türke aus Meinerzhagen auch nach Ende seiner aktiven Zeit auf jeden Fall weiter eine wichtige Rolle im Fußballge-


schäft spielen dürfte – ob als Trainer, Manager oder was auch immer. Das Spiel zum Saisonfinale des RSV Meinerzhagen in der Landesliga Südwestfalen am letzten Sonntag im Mai mit der anschließenden Aufstiegsfeier ist eines von ganz wenigen, dass Nuri Sahin verpasste. Seit nunmehr schon drei Jahren hat er kaum eine Trainingseinheit der 1. Mannschaft und nur ganz wenige Punktspiele verpasst. Gemeinsam mit seinem Freund aus Jugendzeiten, Mutlu Demir und Bruder Ufuk bildet der Profi-Kicker das Dreier-Trainer-Team der Blau-Weißen. Die Abwesenheit Sahins ausgerechnet am Tag des bislang größten Triumphes, dem Titelgewinn in der Landesliga als Neuling und damit Aufstieg in die 6.höchste Spielklasse, die Westfalenliga, hat wie alles in der Bilderbuchkarriere Nuri Sahins einen durchdachten Grund: Von Los Angeles, wo Borussia Dortmund am Dienstag nach Pfingsten eine lange verabredete Spielverpflichtung bei einer Stadioneinweihung abwickelte, flog er weiter nach Boston. Sahin hat sich an der Universität in Harvard, der weltweit wohl angesehensten Business School, eingeschrieben und besucht, während Andere in der Sommerpause im WMFieber leben, seinen ersten Kurs.

BVB-Profi Nuri Sahin in der nach seinen Vorgaben professionell neu gestalteten Spielerkabine seines Heimatvereins RSV Meinerzhagen, dem er durch sein Engagement „etwas zurückgeben möchte“, wie er betont.

„Ich bereite mich auf die Zeit nach dem Fußball vor,“ verriet er in einem Interview dem Sportmagazin Kicker und erklärte auf Nachfrage, ob er eine Laufbahn als Trainer oder Manager anstrebe, durchaus selbstbewusst: „Ich bin mir sicher, dass ich beides kann!“ Es scheint nicht weit hergeholt, als bedeute das von ihm selbst von Beginn an auf die Dauer von sechs Jahren angelegtes Engagement bei seinem Stammverein RSV Meinerzhagen für ihn so etwas wie Lehrjahre auf dem Weg zur zweiten Karriere. Bei seinem überraschenden Einstieg 2015 befand sich der einst ruhmreiche Fußballverein erneut in einer schweren Krise, finanziell wie sportlich. Der Abstieg in die Kreisliga drohte. RSV-Vereinsvorsitzender Dirk Rebein, der gemeinsam mit Andreas Schulte in schwieriger Zeit neu Verantwortung im

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Vorstand übernommen hatte, erinnert sich noch genau an den überraschenden Anruf, der die unverhoffte Wende bringen sollte: „Mein Telefon klingelte. Nuri war dran. Er meinte, er würde gern beim RSV einsteigen, möchte dem Verein etwas zurückgeben und ihn nach vorn bringen.“ Den Worten folgten unmittelbar danach Taten, die eine schier atemberaubende Dynamik entwickeln sollten. Gemeinsam mit seinem Bruder Ufuk und Kumpel Mutlu Demir übernahm Sahin den Trainerposten und die sportliche Leitung. Und er schuf binnen kürzester Zeit deutlich professionellere Strukturen: Im betagten Klubheim wurde eine topmoderne Spielerkabine eingebaut, wie bei den Profis. Top-Trainingsmaterial wurde beschafft. Dazu gehört auch die konsequent genutzte Möglichkeit zur Video-Analyse. Im ersten Jahr die Klasse gehalten, dann der Titelgewinn in der Bezirksliga und jetzt, übrigens eine Parallele zum ersten großen Aufstieg des RSV in den 1960er Jahren, im Durchmarsch aus der Landesliga in die Westfalenliga

zur TSG Hoffenheim im Kleinformat“, schreibt der Kicker. Wie weit soll es, kann es für den RSV da noch gehen? „Sportlich setzen wir uns keine Grenzen“, antwortet Sahin selbstbewusst auf diese Frage, ohne allerdings konkreter werden zu wollen. 2021 feiert der RSV seinen 100. Geburtstag. Vor drei Jahren, als Nuri Sahins Engagement begann, lautete der kühne Plan, bis dahin in die West-

aufgestiegen. Das nötigte jüngst auch dem Sportmagazin Kicker großen Respekt ab. In einer zweiseitigen Reportage wird vom „Wunder im Klappstuhl“ berichtet, auf dem Sahin jeweils bei Auswärtsspielen des RSV als Trainer Platz nimmt. Und anschaulich wird dessen Engagement unter anderem so beschrieben: „Viel höher als der materielle Wert seiner Hilfe fällt der ideelle aus. Nach dem Training in Dortmund braust Sahin ins 45 Minuten entfernte Meinerzhagen. Präsident Dirk Rebein findet es ‚unvorstellbar‘, wie viele Einheiten Sahin auf Profiniveau selbst leitet. Dem Zufall wird nichts mehr überlassen, seit der ehemalige Nationalspieler (52 Länderspiele für die Türkei) seine Mission begann. So wird der RSV

falenliga aufzusteigen. Das hat man in der Hälfte der Zeit gerade schon geschafft. Einer, der ganz nah dran ist und Nuris Laufbahn eng begleitet hat, ist Hans Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund und zugleich Präsident von Rot-Weiß Erlinghausen, einem Konkurrenten des RSV in der gerade zu Ende gegangenen Landesligasaison und diesem in beiden Aufeinandertreffen unterlegen: „Ich finde Nuris Engagement in Meinerzhagen super. Man merkt, dass es hier nicht um Geld, sondern vor allem um die Freude am Fußball geht. Der Weg wird für den RSV in der Westfalenliga noch nicht zu Ende sein“, orakelte er jüngst in einem TV-Interview für den eigenen Borussia-Kanal.

Tolle Stimmung herrscht wieder im Stadion an der Oststraße. Zum Saisonkehraus hatten Fans ein riesiges Banner gehisst. Begleitet von Auflaufkindern, fast wie bei einem großen Spiel, betraten die Akteure zum Saisonkehraus den grünen Rasen.

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KIERSPER RECHTSANWALT LEITET EUROPÄISCHES ANWALTSNETZWERK

Christoph Gebauer ist Geschäftsführer der EuroLawyers

Ein Netzwerk aus 31 Anwaltskanzleien an 35 Standorten in 14 Ländern mit über 100 Anwälten in Europa, die sich in der EuroLawyers EWIV verbunden haben, hat seinen Dreh- und Angelpunkt im Oberen Volmetal. Rechtsanwalt Christoph Gebauer, Gründer und Partner der Anwaltskanzlei Gebauer - Kaus Partnerschaft mbB in Kierspe, lenkt als Geschäftsführer die Geschicke dieses europäischen Anwaltsnetzwerks. „Seit meiner Berufung zum Geschäftsführer 2011 konnte ich das Netzwerk erheblich ausbauen. Waren wir damals nur in vier Ländern in Europa vertreten, sind es nun 14. Europa geht also auch aus dem oberen Volmetal aus“, so Gebauer. Mittelständisch engagierte Anwaltskanzleien haben durch das Netzwerk die Möglichkeit, ihre Mandanten auch im Ausland weiter zu begleiten. Viele Rechtsfälle enden nicht an den Grenzen. Ob es um die Immobilie in Spanien geht, den Erbfall in Italien oder einen Verkehrsunfall in Frankreich - für die Mandanten vor Ort ist es von großem Vorteil, wenn sie nicht erst im betreffenden Land einen Anwalt suchen müssen, sondern von zu Hause aus ihre Interessen wahren können. „Auch spricht in der Regel ein Anwalt in der jeweiligen Kanzlei deutsch, was die Sache natürlich auch noch mal erleichtert“, erklärt Rechtsanwältin Nadine Kaus, Partnerin in der Kanzlei Gebauer - Kaus. Auch national ist das Netzwerk aktiv, so dass im Bedarfsfall von Gebauer und Kaus Partnerkanzleien z.B. in Hamburg, Berlin oder München angesprochen werden können. „Das ist natürlich viel zusätzliche Arbeit zum bereits intensiven Kanzleialltag. Aber ich habe schon immer ger-

ne über den Tellerrand geschaut“, so Gebauer. „Gerade als mittelständische Kanzlei muss man sich in Europa vernetzen, um den Kunden vor Ort entsprechenden Service bieten zu können.“ Genau so, wie Gebauer und Kaus die Partnerkanzleien aus dem Netzwerk einschalten können, werden auch sie von Kollegen aus dem Ausland kontaktiert, wenn dort Fragestellungen zum deutschen Recht aufkommen. „Erst kürzlich wurde ich von den Kollegen aus Zürich gebeten, einem dortigen Unternehmer in Fragen zum deutschen Arbeitsrecht zu helfen. Somit ist die Zusammenarbeit für alle ein Gewinn.“ Einmal pro Jahr treffen sich die EuroLawyers zur Tagung, wie vor wenigen Wochen in Paris. Neben der Arbeit, der Besichtigung des beeindruckenden alten Justizgebäudes und einer Diskussionsrunde in der Kanzlei der gastgebenden Partnerin Avocat Anne Lemarchand fanden die ca. 35 Teilnehmer auch Zeit, sich die Stadt anzusehen. „Auch wenn die Tagung in den drei Tagen erfolgreich und sehr schön war, bin ich dann doch als Leiter froh, wenn sie endet und alle unversehrt wieder zu Hause angekommen sind, zumal sich am letzten Abend in Paris das Attentat mit zwei Toten und mehreren Schwerverletzten ereignete“, berichtet Gebauer. Für 2019 hat Gebauer die EuroLawyers nach Wien eingeladen. Bis dahin will das europäische Anwaltsnetzwerk behutsam weiter wachsen. Erst Anfang dieses Jahres wurde eine Kanzlei aus Madrid/Spanien neu aufgenommen. Aktuell befindet Gebauer sich mit einer Kanzlei aus Stettin/ Polen im Gespräch.

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KOMPLETT JUNG Die Seiten für junge Menschen

500 DECKEL FÜR EIN LEBEN OHNE KINDERLÄHMUNG Aktion der Schülervertretung an der Gesamtschule Kierspe zeigt erfreuliche Erfolge Komplett, das neue Sauerlandmagazin für die Region zwischen Volme und Lister, hat den Anspruch, spannenden, unterhaltsamen und auch lehrreichen Lesestoff für alle Generationen zu bieten. Regelmäßiger Bestandteil ist unsere Rubrik „Komplett Jung“. Wie der Name schon sagt, geht es um Themen für junge Menschen. Hier will die Redaktion interessierten Gruppen die Möglichkeit geben, auch selbst journalistisch tätig zu werden und sich mit eigenen Beiträgen zu Wort zu melden. Wer mitmachen will, ist herzlich eingeladen. Einfach die nötigen Kontaktdaten per E-Mail senden an: redaktion@komplett-magazin.de. Wir melden uns dann.

die orangenen Kästen etabliert. Auch die Schüler der diesjährigen SV sind weiterhin in diesem Projekt aktiv und haben es mit viel Engagement weiterentwickelt. Ergänzend zu der Pfandflaschensammlung begannen sie vor einiger Zeit die Aktion „500 Deckel für ein Leben ohne Kinderlähmung“, welche von der Klasse 6.2 initiiert wurde. Pro 500 gesammelte Deckel wird die Finanzierung für eine Impfung gegen Polio, besser bekannt als Kinderlähmung, ermöglicht.

Diesmal drucken wir einen Bericht ab, den uns drei Schülerinnen der Gesamtschule Kierspe rund um die Aktivitäten der Schülervertretung zur Verfügung gestellt haben. Pia Löffler, Vanessa Cox und Zoe Berger berichten dabei auch über die erfolgreiche Aktion „500 Deckel für ein Leben ohne Kinderlähmung“.

Allerdings besteht die SV-Arbeit nicht allein aus Sammlungen von Flaschen und ihren Deckeln. Aktuell bemühen sich die dort tätigen Schüler um eine Unterschriftensammlung unter dem Namen „Schule mit Courage, Schule ohne Rassismus“. Auf diese Weise bezweckt die Schülervertretung, die damit verbundene Auszeichnung zu erhalten, sofern die benötigte Anzahl der Unterschriften zusammenkommt und ein Pate für die Schule gefunden werden kann.

Hier ihr Bericht: Ein Gang durch die Flure einer Schule - normalerweise völlig unspektakulär. Doch an der Kiersper Gesamtschule sind es nicht nur die auffälligen Wandmalereien, die sofort ins Auge stechen. Auch kleine, orangefarbene Kästen zieren die Gänge der Schule. Als solches werden sie meist wahrgenommen, doch diese sind keineswegs zur Dekoration gedacht. Ganz im Gegenteil - diese Kästen erfüllen einen sehr wichtigen Zweck. Durch diese Einrichtung haben die Schüler als auch Lehrer und Besucher die Möglichkeit, die von ihnen nicht mehr benötigten Pfandflaschen für einen guten Zweck zu spenden. Der dabei entstehende Erlös der Flaschen dient als Unterstützung für verschiedene soziale Projekte. Diese hilfreiche Initiative ist schon lange keine Neuheit mehr an der GsKi. Schon vor mehreren Jahren hat die damalige Schülervertretung diese Entsorgungsmöglichkeit der Pfandflaschen in die Wege geleitet und damit

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Unterschriften für Schule ohne Rassismus

Als Höhepunkt der Arbeit der amtierenden Schülervertretung, die ihr Ende mit dem Beginn der Sommerferien erreicht, fand am 15. April eine Fahrt zum Landtag von Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf statt. Im Anschluss an eine informative Führung durch das Gebäude hatten die SV-Mitglieder sowie weitere interessierte Schüler die Möglichkeit, den heimischen SPD-Landtagsabgeordneten Gordan Dudas bei einer Diskussion Fragen zu stellen. Das Engagement, mit dem die Schülervertretung sich sozial einsetzt, wird hin und wieder belohnt und sowohl unter Lehrern als auch unter Schülern sehr geschätzt. Es sind nun alle gespannt, wie die nächste Schülersprecherwahl, für die die Vorbereitungen bereits im Gange sind, ausfallen und welche Projekte das neue Schülersprecherteam ins Rollen bringen wird.


MIT „SHARENS“ AUF DER GEWINNERSEITE Von Wolfgang Teipel

Die Schülergenossenschaft in Meinerzhagen stellt ein außergewöhnliches Projekt auf die Beine Bei „Sharens“ geht es auf und ab. 2016 stand die Arbeit der Schülergenossenschaft am Evangelischen Gymnasium Meinerzhagen kurzzeitig auf der Kippe. Ein Hackerangriff auf die Internetseite als Herzstück der Genossenschaft brachte die jungen Leute mächtig in Bedrängnis. Vergessen. Zwischenzeitlich haben sie Preise abgeräumt. Zuletzt belegten sie bei einem Wettbewerb der easyCredit-Bank für „Finanzielle Bildung“ Platz 3. Der Lohn: 4.250 Euro Preisgeld und ein professionell gedrehtes Video – Promotionsmaterial im Wert von immerhin 10.000 Euro. „Das gibt Wind unter die Flügel“, sagt Betreuungslehrer Michael Hofmann. Was will „Sharens“? Die Schülergenossenschaft mit dem Herzen im Logo hat mit der Volksbank im Märkischen Kreis als Gründungspartner ein in der Region einzigartiges Projekt gestartet. Das Kernstück von „Sharens“ ist die Website www. sharens.info. Sie soll als Plattform für soziales Engagement und soziale Erfahrungen etabliert werden. Sie bietet jungen Leuten die Chance zum weit vernetzten Erfahrungsaustausch im geschützten Umfeld. Dabei geht es im Wesentlichen um den Austausch und die Verbreitung persönlicher Erfahrungen bei Auslandsaufenthalten, Au-Pair-Diensten oder beim Diakonischen Praktikum. Ein besonderes Angebot ist die Stellenbörse. Hier können diakonische Einrichtungen Stellen ausschreiben und so ganz gezielt junge Menschen anwerben, die sich durch ihr soziales Engagement auszeichnen – das ist „Social Media“ im wahrsten Sinne des Wortes. Mit dem Aufbau eines regionalen Netzwerkes will „Sharens“ einen Beitrag dazu leisten, den sozialen und diakonischen Austausch im Raum Meinerzhagen und Umgebung zu ermöglichen, für soziales Engagement zu werben und junge Menschen zu motivieren, einen Einblick in soziale Berufe zu riskieren. Die vergangenen Wochen waren ausgesprochen spannend und fordernd für das „Sharens“-Team. „Als wir merkten, dass wir beim Wettbewerb weit vorne landen könnten, haben wir alles gegeben, um das pushen“,

sagt Lara Eigner. Ganz nebenbei mussten auch noch die große Preisverleihung und die Generalversammlung am 7. Juni vorbereitet werden. Bei diesem Treffen schlägt für den Vorstand immer wieder die Stunde der Wahrheit. Sind die über 150 Anteilseigner mit der Arbeit der Genossenschaft zufrieden? Werden sie dem Vorstand Entlastung erteilen? Welchen Kurs soll „Sharens“ im nächsten Geschäftsjahr verfolgen? Fragen über Fragen, die die Leitungscrew beantworten muss. „Sharens“ spannt das Team außerhalb der Unterrichtszeit ganz schön ein. Die jungen Leute stellen sich der Herausforderung aber gern. Sie haben inzwischen ein Leitbild für ihre Genossenschaft entwickelt und die inneren Strukturen gefestigt. „Das ist gar nicht so leicht. Naturgemäß ergeben sich immer wieder zahlreiche Wechsel“, sagt Mira Weiß. Für das Team ist die Mitarbeit bei „Sharens“ außerdem ein wichtiger Beitrag zur persönlichen Entwicklung. Außerdem eröffnet das Engagement in der Schülergenossenschaft Karrierechancen. Das zeigen die Erfahrungen von Ehemaligen. Sie haben Michael Hofmann von Bewerbungsgesprächen bei Weltunternehmen berichtet. „Wenn die Personalchefs auf das ,Sharens‘-Zertifikat im Lebenslauf stießen, ging es anschließend oft nur noch um dieses besondere Engagement“, erzählt der Betreuungslehrer. Die Meinerzhagener Schülergenossenschaft mit dem Herzen im Logo macht eben neugierig. „Share and find your social experience“ – wer sich mit „Sharens“ beschäftigt, befindet sich auf jeden Fall auf der Gewinnerseite, trotz allem Auf und Ab.

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Schmerz geht vorüber – der Ruhm bleibt für immer. An diesen Spruch der britischen Fußballlegende George Best wird sich Miki Milivoje Nilovic im Juni 2019 oft erinnern. Dann tritt er auf einer 4.800 Kilometer langen Tour quer durch die USA beim Race Across Amerika (RAAM) in die Pedalen seines Rennrades. Mit Schmerzen kennt sich der Facharzt für Orthopädie mit eigener Praxis aus. Den Ruhm als Finisher muss er mit seinen drei Teamkollegen Markus Gärtner und Julian Becker (Herscheid) sowie Sven Dunker (Plettenberg) noch erringen. Bei dem Nonstop-Radrennen von der West- zur Ostküste durch zwölf US-Bundesstaaten stellen sich die vier Männer einer ultimativen Herausforderung. Auch das zehnköpfige Begleitteam bereitet sich auf einen Kraftakt sondergleichen vor. Die vier Sportler sind keine Anfänger. Markus Gärtner ist ein erfahrener Triathlet und Finisher des wohl berühmtesten Triathlons, dem Ironman-Run auf Hawaii. Julian Becker ist Sportler durch und durch. Extreme Radrennen sind seine große Leidenschaft. Sven Dunker steht als Elektroniker im Bereich Hochspannung im Beruf und im Sattel unter Strom, beispielsweise beim MountainbikeAlpencross. Und dann ist da noch der Mittvierziger Miki Milivoje Nilovic, der Senior im Team. Er hat bereits mehrere Langstrecken-Rennen erfolgreich bewältigt. Frank Lachnitt, bei dem in der Vorbereitung auf das große Ereignis alle Fäden zusammenlaufen, sagt: „Miki ist wie eine Lokomotive. Wenn er einmal ins Rollen kommt, ist er nicht mehr zu stoppen.“

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Text Wolfgang Teipel

DER SCHMERZ GEHT VORÜBER – DER RUHM BLEIBT

„Für mich ist es ein Riesenansporn, diese Herausforderung zu bewältigen“, sagt der Meinerzhagener Orthopäde. Das Sportler-Quartett hat aber noch eine weitere Triebfeder. Es tritt für einen guten Zweck in die Pedale. Die Sportler hoffen, dass sie nach dem Rennen der Palliativstation des Klinikums Lüdenscheid eine fünfstellige Summe spenden können. Soziale Aktivitäten sind für Miki Milivoje Nilovic nichts Neues. Er hat bereits einmal eine große Spendenaktion für Tansania organisiert. Außerdem möchte er als Mediziner seinen Patienten als gutes Beispiel vorangehen und zeigen, dass sich auch ein Mittvierziger solchen Strapazen aussetzen kann, wenn er gut trainiert ist. Seit Februar simuliert das RAAM-Team 2019 unter den verschiedensten Bedingungen die 4.800-Kilometer-Tour. Die Vorbereitungen begannen relativ harmlos mit einem 24-Stunden-Spinning-Marathon im Herscheider Fitness-Studio von Markus Gärtner. Der erste Härtetest folgte an Pfingsten 2017. Fahrer und Follower fuhren 550 Kilometer nonstop nach Finsterwalde und zurück. Beim einem einwöchigen Trainingslager auf Mallorca standen Grundlagentraining und Teambuilding auf dem Programm. „Alle Sportler und Betreuer waren dabei“, berichtet Frank Lachnitt. „Hier haben wir gespürt, dass sich tatsächlich einer auf den anderen verlassen kann.“ Hier hakten die Sportler akribisch die von Andreas Kramer ausgearbeiteten Trainingspläne ab. Kramer ist Sportwissenschaftler und Experte für Leistungsdiagnostik und Trainingssteuerung in der Sportklinik Hellersen. Er verfügt selbst über 15 Jahre Radsporterfahrung. Gemeinsam bewältigte das Team auf Mallorca auch


eine Belastung anderer Art. An einem kleinen Mahnmal legte die Gruppe eine Gedenkpause ein. Es erinnert an Christoph Bohnen, einen Radsportkollegen, der im April ums Leben kam, als eine Autofahrerin eine Radlerkolonne überrollte. Cycle-Classic Leipzig, nonstop Oslo-Trondheim und Race across Germany von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen – im Mai und Juni ging es für das RAAM-Team 2019 richtig zur Sache. Miki Milivoje Nilovic fuhr solo mit „Mallorca312“ rund um die Urlaubsinsel noch schnell eine kleine Extratour.

Auch für September 2018 haben sich Sportler und Betreuer einiges vorgenommen. So gehen sie wieder beim 24-Stunden-Rennen Velofondo Oschersleben an den Start. Hier waren Julian Becker und Markus Gärtner 2017 als Zweier-Express in ihrer Kategorie auf Platz 1 gerast. Vom 21. bis 23. September steht eine Simulation des großen Rennens durch die USA auf dem Programm. Sportler und Betreuerteam wollen rund 1.700 Kilometer durch Deutschland bewältigen und dabei durch alle 16 Bundesländer fahren. „Wir nehmen die Herausforderung schon ernst“, lacht Frank Lachnitt, Das RAAM-Team 2019 schenkt sich eben nichts. Parallel zu den Strapazen beginnt die heiße Phase der Sponsorenwerbung. Auf Mallorca hat die Truppe ein Video gedreht. Es erklärt, warum die Gruppe die Herausforderung annimmt und dass das Projekt ohne finanzielle Unterstützung nicht zu stemmen ist. Mit MK-Landrat Thomas Gemke haben die Racer bereits einen starken Partner. Der Chef im Lüdenscheider Kreishaus hat die Schirmherrschaft über das RAAM-Team 2019 übernommen. „Wir unterstützen das RAAM-Team bei der Öffentlichkeitsarbeit und der Werbung um Spendengelder“, sagt Thomas Gemke. Dabei denkt er auch an den guten Zweck, den die Sportler verfolgen. „Jeder Cent, der in die Therapie unheilbar Kranker fließt, ist gut eingesetzt“, sagt er. Gleichzeitig setzt er darauf, dass durch den Publicity-Effekt gemeinsamer Aktionen der Radsport und der Radtourismus im Märkischen Kreis beflügelt wird.

Die Fahrer haben für das Rennen maximal neun Tage Zeit. Markus Gärtner ist optimistisch. „Ich rechne damit, dass wir einen Schnitt von 30 km/h fahren können.“ Dann wäre die Gruppe nach etwas weniger als sieben Tagen am Ziel in Annapolis. Bis dahin heißt es: Fahren bis der Arzt kommt, immer nach dem Motto „Der Schmerz vergeht, der Ruhm bleibt für immer“.

Die Herausforderung • 4.800 Kilometer nonstop von Oceanside (US-Bundesstaat Kalifornien) im Westen bis Annapolis (US-Bundesstaat Maryland) im Osten der Vereinigten Staaten. • Die Fahrer müssen rund 50.000 Höhenmeter bewältigen. Unter anderem überqueren sie die Rocky Mountains mit Pässen über 3.000 Meter Höhe. • Das Rennen führt durch vier Zeitzonen durch extrem heiße und trockene Wüstenzonen und das schwülheiße Klima am Mississippi. • Steile Anstiege mit bis zu 18 Prozent Steigung fordern die Fahrer heraus ebenso wie endlose Geraden mit Gegenwind. • Fahrerwechsel, vermutliche jede Stunde, das bedeutet jede Menge Schlafentzug und Nervenanspannung. • Insgesamt müssen 55 Kontrollstationen angefahren werden. • Ein Vierer-Team muss die Strecke nach spätestens neun Tagen bewältigt haben. • Eine Herausforderung der anderen Art: Für Startgeld, Benzinkosten und andere Ausgaben werden ungefähr 50.000 Euro benötigt.

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EISENBAHN Mit der Volmetal-Bahn vom Sauerland bis ins Rheinland Fotos Sebastian Loer Text Martin BĂźdenbender

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NROMANTIK

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Der Regio quert die Volme kurz vor Schalksmühle.

Im Dreiklang ziehen sich der von dichten Bäumen gesäumte Fluss, die Bundesstraße 54 und die Eisenbahn vorbei an Haus Rhade durch das idyllische Volmetal. Die

der Bahnstrecke zeigt. Angefangen im modernen Bahnhof Meinerzhagen, hat er die Bahnhöfe in Oberbrügge und Brügge besucht und Fotos von den Regio-Zügen ge-

roten Wagons der DB Regio NRW bilden einen auffälligen Kontrast zum satten Grün der Wiesen und Wälder und dem kräftigen Himmelsblau.

macht, die bei Kierspe-Bollwerk und kurz vor Schalksmühle (über das Viadukt) die B54 queren. Die Luftaufnahme vom Wasserschloss Haus Rhade, das gerade von der Volmetalbahn passiert wird, erstellte er mit Hilfe seiner Drohne. Während der Bahnhof Meinerzhagen funktionell und modern eingerichtet ist, scheint in Oberbrügge die Zeit stehen geblieben zu sein. Dieser Haltepunkt soll aber laut Deutscher Bahn schon bald umgebaut werden. Eine Mischung aus alt und neu begegnet den Fahrgästen auf dem Bahnhof Brügge. Dort befindet sich direkt gegenüber dem modernen Bahnsteig das alte, unter Denkmalschutz stehende Stellwerk.

Seit Ende 2017 ist als letztes Teilstück der „Volmetalbahn“, der Streckenabschnitt zwischen Brügge (Westf.) und Meinerzhagen, wieder in Betrieb. Das freut nicht nur die Pragmatiker, die nun endlich wieder mit dem Zug vom Sauerland bis ins Rheinland reisen zu können, sondern auch die vielen Eisenbahn-Romantiker. Denn die Eisenbahnlinie durch das Volmetal ist besonders schön. Komplett-Fotograf Sebastian Loer hat einen bunten Bilderbogen erstellt, der die interessantesten Abschnitte

Der Bahnhof in Meinerzhagen.

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Bahnhof Brügge. Das Stellwerk steht unter Denkmalschutz.

In früheren Jahren hatte Brügge eine besondere Bedeutung als Rangierbahnhof und wäre beinahe sogar zu einem wichtigen Eisenbahnkreuzungspunkt geworden. Denn Anfang des 20. Jahrhunderts bestanden Planungen, die Volmetalbahn mit der damaligen Bahnstrecke Plettenberg–Herscheid zu verknüpfen. Man wollte da-

durch Volme- und Lennetal miteinander verbinden. Im Mintenbecker Tal bei Oberbrügge liefen dazu um 1914 die ersten Erdarbeiten an. Spuren davon sind heute noch zu erkennen. Aber das Vorhaben scheiterte während des ersten Weltkrieges an den hohen Baukosten.

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24.08.2010 10:29:56 Uhr

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Der aktuelle Vorstand des AWO-Ortsvereins Meinerzhagen: von links Rainer Schmidt, Gudrun Sablotny, Daniela Sablotny, Susanne Berndt (2. Vorsitzende), Reinhard Mohn, Otmar Burja, Margit Ostermann, Rolf Puschkarsky (1. Vorsitzender), Harald Berger, Gerd Hegemann, Ralf Dieter Berndt, Udo Faust, Horst Dango, Silvia Gronau. Es fehlen Ömer Ikinci und Helga Faust.

SICHTBAR – UNVERZICHTBAR 45 Jahre AWO-Ortsverein Meinerzhagen – Eine Erfolgsgeschichte „Sichtbar – unverzichtbar!“ – zwei Worte, ein Motto, die für die Erfolgsgeschichte des Ortsvereins Meinerzhagen der Arbeiterwohlfahrt stehen. Heute einer von sechs Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege in Deutschland, fußend auf einer 1919 begründeten Tradition der „Selbsthilfe der Arbeiterschaft“, stellt sich die Dachorganisation dar, bei der bedingt durch den demografischen Wandel und Veränderungen der Gesellschaft der Sockel an Mitgliedern bröckelt. Nicht so in Meinerzhagen, wo man erst relativ spät einen Ortsverein gründete (1973) und wo man mit rund 500 Mitgliedern, einem überaus rührigen Vorstand und vielen Angeboten nach wie vor quantitativ wie qualitativ ein ganz besonderer Aktivposten im sozialen Gepräge der Volmestadt ist. „Sichtbar und eben auch unverzichtbar“, wie es mit einigem Stolz der aktuelle, nach Günther Wiedemann und Klaus Willert erst dritte Vorsitzende seit Gründung, Rolf Puschkarsky, feststellt. 45 Jahre sind zwar kein echtes Jubiläum, wohl aber ein guter Anlass, um Rückschau zu halten, vor allem aber auch, um zu feiern. Das geschieht mit einem großen öffentlichen Sommerfest, zu dem Mitglieder und interessierte Bürgerschaft für Samstag, 30. Juni, von 11 bis 18 Uhr zum AWO-Treff in der Stadthalle herzlich eingeladen sind. Es erwartet die Gäste ein buntes Programm mit Angeboten für Jung und Alt. Musik mit den Meinhardus

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Von Horst vom Hofe

Musikanten, Flohmarkt für Kinder, eine Enten-Regatta auf der angrenzenden Volme und vielem mehr. Dazu natürlich und wie man es von der AWO Meinerzhagen nicht anders kennt mit vielen kulinarischen Leckereien. Bei einer Tombola winkt als Hauptgewinn ein einwöchiger Aufenthalt auf der Nordseeinsel Borkum. Was die AWO in Meinerzhagen auszeichnet, das hat anlässlich des 40. Geburtstages der damalige Bürgermeister Erhard Pierlings treffend so beschrieben: „Die Palette dessen, was der Ortsverein Meinerzhagen und die AWO als die ihn tragende Organisation bieten, ist bunt und vielfältig und spricht alle an, von den Kindern bis zu den Senioren. So halten sich Mitglieder und Verantwortliche des Ortsvereins an das schöne Motto: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! All das, was im größeren gesellschaftlichen Rahmen diskutiert und erörtert wird, etwa Handlungskonzept für eine familiengerechte Stadt, wird durch unseren AWO-Ortsverein vom Reden ins konkrete Handeln verlagert.“ Seit 1978 bildet die in der damals als Ergebnis einer großen bürgerschaftlichen Gemeinschaftsleistung in Betrieb gegangenen Stadthalle untergebrachte Begegnungsstätte das Zentrum der vielfältigen Aktivitäten des Ortsvereins. Dort gab es wiederholt auch prominenten Besuch, wie beispielsweise 1980, als der Landesvater und spätere Bundespräsident Johannes Rau persönlich


den Gästen des Seniorentreffs den Kaffee ausschenkte. Nach wie vor bildet die Seniorenbetreuung mit jeweils zwei Öffnungstagen in der Woche (dienstags 14 bis 17 Uhr, donnerstags 14 bis 17 Uhr) einen besonderen Schwerpunkt der Arbeit. Dazu kommen aber viele weitere generationsübergreifende Angebote und Aktivitäten, zum Beispiel das rege in Anspruch genommene Marktfrühstück jeweils freitags von 8 bis 11 Uhr. Besonders aktiv ist der Ortsverein auch in der Flüchtlingsbetreuung. Gern in Anspruch genommen wird von Menschen mit Handikaps der von der AWO geleistete Fahrdienst zu Ärzten oder ins Krankenhaus. Beteiligt ist die AWO beim Mahlzeitendienst „Essen auf Rädern“. Eine besondere Erfolgsgeschichte bilden die jährlichen Ausflüge und das Kinder-Zeltlager im Rahmen der Ferienspiele. Angesichts der eigenen Historie und der vielfältigen Leistungen insbesondere auf sozialem Gebiet ist es im Übrigen folgerichtig, dass die AWO neben vielen anderen Organisationen seit 2008 auch Mitglied im Trägerverein des Sozialen Bürgerzentrums Mittendrin in Meinerzhagen ist und dazu beiträgt, dass das Angebot damit noch vielfältiger geworden ist. „Bürgerschaftliches Engagement ist seit ihrem Bestehen ein wesentlicher Bestandteil der Arbeiterwohlfahrt gewesen. Der Erfolg der AWO ist nicht nur von der Qualität ihrer sozialen Arbeit, sondern auch von ihren Mitgliedern abhängig. Diese beiden Punkte haben die Arbeit hier in Meinerzhagen zum Vorbild für den ganzen Kreis-

Jubiläum und Sommerfe

st

45 Jahre AWO Meinerzh agen am 30. Juni 2018, 11.00 – 18.00 Uhr AWO-Treff - Stadthalle

Musik mit den Meinhardusmusikanten Flohmarkt für Kinder Kinderschminken, Entenrennen auf der Volme Getränke, Kaffeestube, Bischoffinger Wein, Grillstand, Glücksrad, Ges präche und nette Leute!

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verband werden lassen. Dabei ist man unseren Werten Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, immer gerecht geworden“, formulierte es Karin Löhr als Vorsitzende des Kreisverbandes anlässlich des 40jährigen Bestehens. Dem bleibt auch fünf Jahre danach nichts hinzuzufügen.

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VERANSTALTUNGEN Ballettaufführung der Musikschule Volmetal Die Ballettgruppe der Musikschule Volmetal führt am Samstag, 30. Juni, und am Sonntag, 1. Juli, das Ballett „Das vergessene Tagebuch“ auf. Die Aufführungen beginnen jeweils um 17.30 Uhr in der Stadthalle Meinerzhagen. Eintrittskarten (7 Euro Erwachsene/3 Euro Kinder 3 bis 17 Jahre) gibt es im Vorverkauf in den Büros der Musikschule Volmetal in Meinerzhagen (Schulplatz 7) und Schalksmühle (Viktoriastr. 6). www.musikschule-volmetal.de

45. Kinderschützenfest in der Wiebelsaat Der Kinderschützenverein in der Wiebelsaat feiert am Freitag und Samstag, 6. und 7. Juli, sein 45. Kinderschützenfest am Vereinsheim des SC Rotenstein-Wiebelsaat. In diesem Jahr wird neben den klassischen Mini-, Junior-, Jugend- und Erwachsenen-Königen auch ein Kaiser ermittelt. Dazu sind alle ehemaligen Kinderkönige und -königinnen eingeladen. Beginn ist am Freitag um 18 und am Samstag um 11 Uhr. Info: Claudia Baumhof, Tel. 02354/13804

School’s-Out-Party Die Musikschule Volmetal lädt für Samstag, 7. Juli, ab 11 Uhr zur School’s-Out-Party ein. Die Open-AirVeranstaltung mit den Rockbands von Harald Eller, die bei gutem Wetter am Pollmanns Eck stattfindet, werden die Sommerferien musikalisch-rockig eingeläutet.

Metal 4 Meinerzhagen Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr geht das Meinerzhagener Metal Open Air M4M am Samstag, 8. September, ab 16 Uhr auf dem Vorplatz des Jugendzentrums in die zweite Runde. In diesem Jahr sind gleich fünf Bands dabei: Tyler Leads (Heavy Rock aus Recklinghausen), Mirrorplain (Prog/Alternative aus Finnentrop), Sweeping Death (Prog/Thrash aus Wessobrunn/Bayern), Delirious (Thrash aus Hamm) und Messerschmitt (Speed aus Remscheid). Dazu gibt es reichlich Essen und einen Metal-Markt mit Band-Merch und PS-Metal-Stand. Und das Beste: Der Eintritt ist auch dieses Mal frei. Info: Kulturschock e.V., Dirk Lellwitz, Tel. 02354/779571

Spielefest im VolmeFreizeitPark Der VolmeFreizeitPark in Kierspe wird ein Jahr alt. Das wird am Sonntag, 8. Juli, von 13 bis 18 Uhr mit einem Spielefest für die komplette Familie gefeiert. www.kierspe.de

Handwerkermarkt Kräuterpädagogin Karola Wolff veranstaltet am Samstag und Sonntag, 18. und 19. August, jeweils von 12 bis 18 Uhr einen Handwerkermarkt am Löwenzähnchen (Höhlen 15 in Kierspe). Zahlreiche Aussteller zeigen ihr Handwerk und bieten ihre Waren an. Außerdem gibt es getopfte Wildkräuterpflanzen in großer Auswahl.

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Stadtfest in Kierspe Die Kiersper feiern ihr Stadtfest am Samstag und Sonntag, 8. und 9. September, im Forum der Gesamtschule. www.kierspe.de

Volkslauf Cross & Quer Am Samstag, 30. Juni, findet der 28. Volkslauf Cross & Quer in Oberbrügge statt. Die Strecke ist 9,3 Kilometer lang und kann laufend, im Walking oder Nordic Walking absolviert werden. Start und Ziel sind auf dem Sportplatz an der Grundschule Oberbrügge. Das Rennen führt vom Sportplatz über die Straße am Nocken, quert die Heerstraße und verläuft weiter entlang des Heidewegs. Der Straßenbelag geht dann in Forst- und Waldwege über. Die Strecke ist sehr hügelig und dem entsprechend anspruchsvoll, insbesondere mit zwei langen Anstiegen etwa bei Kilometer 2 und 6 und einem längeren Flachstück mittendrin. Geduscht werden kann direkt am Sportplatz in der angrenzenden Turnhalle. Traditionell wird an den Buden am Sportplatz für das leibliche Wohl gesorgt. Von 14 bis 16 Uhr wird die Cross & Quer-Strecke als freie Wanderung angeboten. Start des Kinderrennens ist um 16 Uhr. Der Hauptlauf wird um 18 Uhr gestartet. www.tus-oberbruegge.de

Summerfest der Hardcore Help Foundation Die Hardcore Help Foundation (HHF) mit Sitz in Lüdenscheid veranstaltet am Samstag, 7. Juli, ein Musikfestival im Rathauspark in Halver. Beginn ist um 12 Uhr. Der Eintritt ist frei. Folgende Bands werden auf zwei Bühnen zu hören und sehen sein: Broken Teeth (Großbritannien), In Other Climes (Frankreich), All For Nothing (Niederlande), Ancst, Miozän, A Traitor Like Judas (alle Deutschland), Danny Trejo (Italien), Desasterkids, Peace Of Mind, Whiteriver (alle Deutschland), Soul Grip (Belgien), Cutthorat (USA), Giver, City Of Thief, Born As Lions (alle Deutschland), Scavengers (USA), Frau Winzig (Deutschland), Slow Crush (Belgien), Citizen Tim (Deutschland), Gab De La Vega (Italien) und Malcolm Rivers (Deutschland). www.hardcore-help.org

85 Jahre Herpine Das Wald- und Freizeitbad Herpine in Halver wird 85 Jahre alt. Dieser Geburtstag wird am Montag, 23. Juli gefeiert. Beginn ist um 15 Uhr mit einem Spielenachmittag. Neben Spiel und Spaß gibt es Kaffee, Kakao und leckere Herpine-Waffeln. Ab 18 Uhr gibt es Livemusik und Cocktails. Spielenachmittage finden in der Herpine während der Sommerferien jeden Dienstag ab 15 Uhr statt. Wasserspielzeug ist vorhanden oder kann mitgebracht werden. www.herpine.de

Halveraner Herbst Der Halveraner Herbst findet am Sonntag, 30. September, von 10 bis 18 Uhr in der Innenstadt statt. Mit dem großen Bauernmarkt, verkaufsoffenem Sonntag sowie einer Leistungsschau aus Handel, Dienstleistung und Handwerk summieren sich über 100 Aussteller, die ihre Produkte und Attraktionen im Zentrum Halvers präsentieren. www.centerhalver.de

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Gibt‘s hier Valbert:

Kierspe:

Bäckerei Schmidt, Ihnestr. 24 Bio Dorfladen Berghaus, Ihnestr. 14 CHKretschmann, Ihnestr. 27 Die Jause, Echternhagen 1 Ihne-Apotheke, Ihnestr. 26 Naturheilpraxis Tanja Boele, Am Sonnenhang 52 Reisebüro Lück, Ihnestr. 35 SauerlandBIKES, Ihnestr. 6 Schenken-Wohnen-Floristik Braun, Ihnestr. 21 Volksbank im MK, Ihnestr. 10

Bäckerei Gießelmann, Friedrich-Ebert-Str. 349 Blumenhaus Varnhorn, Kölner Str. 89 Buchhandlung Timpe, Friedrich-Ebert-Str. 363 Ecki, Volmestr. 127 Frauenärztin Marrenbach-Knipp, Kölner Str. 159 Herz Heimat Laden, Schmiedestr. 5 Löhwenzähnchen, Höhlen 15 Metzgerei Hoffmann, Friedrich-Ebert-Str. 337 Post Apotheke, Kölner Str. 85 Praxis für Physiotherapie & Osteopathie Stuberg, Kölner Str. 159 Rathaus, Springerweg 21 Rechtsanwaltskanzlei Gebauer/Kaus, Kölner Str. 159 Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen, Thingslindestr. 1 Sport Engstfeld, Kölner Str. 78 Sportshouse4U, Kölner Str. 159 Tierarzt Klaus, Friedrich-Ebert-Str. 348 Vitalis, Friedrich-Ebert-Str. 294 vividum - Praxis für Physiotherapie, Friedrich-Ebert-Str. 243 Zahnarzt Dr. Henner Kraft, Friedrich-Ebert-Str. 365

Meinerzhagen: Aktiv Physio, Kirchstr. 5 Apotheke im Multimedicum, Volmestr. 2b Apotheke Zum Alten Teich, Kampstr. 9 Bäcker mit Herz, Zur Alten Post 6 Bäckerei Schmidt, Mühlenbergstraße 2 Bäckerei Voss-Mühle, Lindenstr. 25 Blumenhaus art flora, Krim 1 Blumenhaus Krause, Hauptstr. 15 Buchhandlung Schmitz, Zur Alten Post 6 Café Kaffeeklatsch, Hauptstr. 39 Ceranski Autowerkstatt, Darmcher Grund 12 Dr. med. Matthias Biezynski, Kampstr. 9 Dursty Getränkemarkt, Oststr. 40 Eiscafé Cortina, Zur Alten Post 3 Feel Good, Bergstr. 6 Feinkost Shahi, Wochenmarkt freitags Fleischerei Hoffmann, Hauptstr. 5 Foto Heyder, Hauptstr. 10 Fotoatelier Albrecht, Derschlager Str. 8 Friseursalon Isenburg, Derschlager Str. 7 Haarstudio Struwwelpeter, Hauptstr. 30 Gasthaus Theile, Derschlager Str. 24 Gasthof zur Rose, Kirchstr. 20 Goldschmiede Seuthe, Kirchstr. 10 Hirsch-Apotheke, Derschlager Str. 1A Hotel Bauer, Willertshagen 10 Hotel Pension Haus Hahnenbecke, Hahnenbecke 8 Hotel-Restaurant Am Schnüffel, Heerstr.10 Italienische Spezialitäten Elena, Zur Alten Post 8 Kraut und Rüben, Kirchstr. 7 Lienenkämper, Hauptstr. 2 Löwen-Apotheke, Hauptstr. 43 Maiworm, Zur Alten Post 3 Optiker Casimir, Derschlager Str. 2 Orthopädische Praxis Nilovic, Volmestr. 2 Parfümerie Gottmann, Derschlager Str. 10 Physiopraxis Kison & Büthe, Hauptstr. 34 Pot Au Feu, Steinsmark 1 Rathaus, Bahnhofstr. 15 Raumausstattung Lothar Kaufmann, Birkenweg 12 Salon Figaro, Derschlager Str. 1 Schuhmode Geller, Oststr. 40 Siam Massage, Derschlager Str. 10 Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen, Zur Alten Post 2-4 Volksbank im MK, Hauptstr. 12 Weinstube Dango, Kirchstr. 12a Weltladen, Zur Alten Post 9 Wirtshaus in der Altstadt, Derschlager Str. 15 Zahnarztpraxis Klee/Haidle, Volmestr. 2

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Halver: Alte-Hirsch-Apotheke, Frankfurter Str. 15 Atlantis Apotheke, Mittelstr. 25 (EKZ Rewe) Augenoptik Meier-Böke / Schmuck-Ecke, Frankfurter Str. 7 Bioladen Wolf, Heerstr. 117 (Oberbrügge) Blumen Gerull, Mittelstr. 21 (EKZ Rewe) Feinkost bei Domenico, Bahnhofstr. 9 Five o‘Clock - Tea Time Cottage & Catering, Heesfelder Mühle 3 Heesfelder Mühle, Heesfelder Mühle 1 KÖ-Shop, Buchhandlung, Mittelstr. 21 (EKZ Rewe) Kortmann Augenoptik, Frankfurter Str. 16 Kunstverein VAKT, Frankfurter Str. 41 LENE Fashion, Bahnhofstr. 13 Natürlich Wohnen, Heerstr. 62 (Oberbrügge) Noelle Zeitschriften, Alter Bahnhof 1 (Oberbrügge) Peters Lädchen Feinkost & Spezialitäten, Von-Vincke-Str. 28 Raiffeisen-Südwestfalen eG, Frankfurter Str. 73 Rathaus, Thomasstr. 18 Schuhhaus Nicolay, Frankfurter Str. 9 Seniorenzentrum Bethanien, Bachstr. 1 Stadtbücherei, Bahnhofstr, 19 Tortenatelier, Frankfurter Str. 39 Schalksmühle: Bäckerei Sondermann, Bahnhofstr. 3 Café Holzwurm, Bahnhofstr. 9a Eiscafé Valentina, Rathausplatz 2 Fleischerei Geier, Mühlenstr. 9 Fliesen Kleindopp – Wohnen und Baden, Heedfelder Str. 2 Hirsch-Apotheke, Hälverstr. 19 Jugendzentrum, Wansbeckplatz 1 Kath. Öffentliche Bücherei, Hälverstr. 3 Konnis Obst- und Gemüselädchen, Rathausplatz 2 Provinzial Brigitte Nölke, Kirchgasse 9 Rathaus, Rathausplatz 1 Schuhe Nicolay, Bahnhofstr. 6 Sportpark Injoy, Volmestr. 51 Wohnideen Krampe, Mühlenstr. 1 02354/928493 · info@komplett-magazin.de Die Magazine sind vergriffen oder Sie möchten auch eine Komplett-Auslagestelle werden? Dann rufen Sie uns an oder schreiben uns eine Mail. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.


Komplett lecker. Autor Detlef Schlüchtermann

NACH DEM SPARGELSILVESTER LOCKT DIE ROTE BEERE Spargel satt. Ja, ich hab’ ihn wieder genossen. In allen Variationen. Als Salat, überbacken mit Käse und Sauce Bearnaise, gebraten in Wok und Pfanne, als Einlage in Suppen oder auch zur Pasta. Das Spektrum war mannigfaltig. Aber irgendwann reicht’s dann auch. Und zum Glück gibt’s den 24. Juni. Am Johannistag, dem sogenannten Spargelsilvester, endet die Saison. Aber wenig später beginnt sie wieder: Die Vorfreude auf die Saison 2019. Exemplare, die in den kalten Monaten aus Übersee Eingang in die Supermärkte finden, kommen bei uns nicht auf den Tisch. Da sind wir konsequent. Region und Saison entscheiden, was auf den Teller kommt. Und deswegen dominiert in diesen Tagen ein anderer Star in unserer Küche. Früher war er rot, heute gibt es ihn auch in gelb, orange, violette und sogar schwarz. Na klar, es ist die Tomate. Sie stammt aus Süd- und Mittelamerika und ist in Deutschland erst um 1950 heimisch geworden. Vorher regierte nur der Kohl in deutschen Töpfen. Tomaten sind nicht nur lecker und vielseitig verwendbar, nein, sie sind vor allem sehr gesund. In Freilandtomaten, die zu bevorzugen sind, steckt reichlich Vitamin C. Vor allem, wenn sie nicht gekocht werden. Ein Tipp: Tomaten mit einem guten kalt gepressten Olivenöl beträufeln oder als Saft mit Pfeffer und Öl. Ein Genuss und so gesund. Denn neben das Vitamin gesellt sich noch Lycopin, das freie Radikale im Körper unschädlich macht, es soll vor Herz-Kreislauferkrankungen schützen. Dadurch nimmt auch das Infarktrisiko ab. Außerdem bringen Ballaststoffe von Kernen und Schale den trägen Darm in Schwung. Das rote Früchtchen ist eben ein Alleskönner

Tomaten sind Früchte aus dem Paradies Immer mehr Gärtner und Feinschmecker beschäftigen sich mit dem Anbau und der Züchtung des vielfach

verwertbaren Gewächses, längst in Vergessenheit geratene Sorten werden auch bei uns neu entdeckt. In Süd- und Mittelamerika existiert die Beere (ja, das ist sie botanisch) schon seit 2000 Jahren. Wegen ihrer roten Frucht wurde sie anfangs Paradiesapfel genannt, in Österreich heute immer noch Paradeiser. Sie schmeckt roh, gekocht, gegrillt und auch püriert. Und wenn’s Sie interessiert: Ich esse Tomaten am Liebsten als Suppe mit frisch gerösteten Brotcroutons und mit Basilikumblättern verfeinert. Und um auch noch satt zu werden, kommen bei mir je nach Lust und Laune Reis oder kleine Nudeln als Beilage hinzu. Hmmm. Mir läuft schon wieder das Wasser im Mund zusammen. . .

Mein Rezept Für meine Standardtomatensuppe benötige ich rd. 1 Kilogramm Tomaten (welche Sorte Sie wählen, ist ganz Ihren Vorlieben überlassen, auch Dosentomaten eignen sich), Olivenöl, 3 Zwiebeln oder Schalotten, 2 Knoblauchzehen, 1 Esslöffel Tomatenmark, etwas frischen Ingwer, mehrere Zweige Thymian, 1 Lorbeerblatt, Salz, Pfeffer, 0,5 l Fleisch- oder Gemüsebrühe, ein Brötchen vom Vortag, Butter, Petersilie und Schnittlauch. Zubereitung: Kleingeschnittene Zwiebeln und Knoblauch in Olivenöl anschwitzen, nach wenigen Minuten Tomatenmark hinzufügen (sorgt für intensiveren Geschmack und fördert die Bindung), die Tomaten in Vierteln geschnitten, Ingwer, Lorbeerblatt, Salz, Pfeffer und einige Stängel Thymian hinzufügen. Mit einem halben Liter Gemüse- oder Fleischbrühe auffüllen, alles etwa eine halbe Stunde köcheln lassen. Die Suppe mit der Flotten Lotte oder durch ein Sieb passieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Brötchen in kleine Würfel teilen, in Butter goldbraun rösten. Schnittlauch, Petersilie und Croutons über die Suppe verteilen. Als Einlage (auch zur Sättigung) eignen sich Reis oder kleine Nudeln.

Wohl bekomm‘s! 43


Advertorial

TRADITION UND INNOVATION GEHEN BEI TEBIT HAND IN HAND Entwicklungsfreudiges Unternehmen seit 30 Jahren in Meinerzhagen beheimatet Komponenten für Medizintechnik Auf das Gleichgewicht zwischen Tradition und Innovation wird in der Meinerzhagener Unternehmensgruppe TEBIT höchster Wert gelegt. Das familiär geführte Unternehmen hat sich innerhalb von drei Jahrzehnten vom kleinen Händler für Drehteile zu einem anerkannten und wichtigen Partner namhafter internationaler Medizintechnikunternehmen entwickelt. Voraussetzungen dafür waren und sind technisches Know-How und innovativer Entwicklergeist von Unternehmensführung und Mitarbeitern. Firmengründer Meinolf Skudlarek hat sich seine

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Leidenschaft für technologische Herausforderungen bis heute erhalten. Mit Thomas Becker steht ein Bruder im Geiste in der Geschäftsführung an seiner Seite.

Vision wird Wirklichkeit Die Wurzeln der Firma TEBIT liegen im Jahr 1988 in Meinerzhagen. Gemeinsam mit einem Studienfreund kaufte Meinolf Skudlarek, damals 23 Jahre jung, das Grund­ equipment für ein Unternehmen: einen Schreibtisch, einen Computer, ein Telefon und ein Faxgerät. Zusammen


Auch in der Implantatprothetik profitiert TEBIT von der Präzision der Tornos Drehmaschinen. Bild: TEBIT

gründeten sie das „Technische Beratungs- und Innovations-Team“, kurz TEBIT. Kerngeschäft war zunächst der Handel mit Drehteilen für die Fotokopier- und Pneumatikindustrie. Meinolf Skudlarek trieb den Aufbau des Unternehmens mit Mut und Konsequenz voran. Inspiriert wurde er dabei von seinem Vater, der auch mit Drehteilen handelte und schon immer von einer eigenen Produktionsstätte geträumt hatte. Aber Meinolf Skudlarek hatte auch eine eigene Vision: Sein Unternehmen sollte anders sein als alle anderen. Und so konzentrierte er sich von Anfang an auf Drehteile für die Medizintechnik, an die sich kein anderer herantraute.

Seit 1991 Standort am Schnüffel Mit Ideen für einen modernen Industriebau entstand 1991 der Firmenstandort am Schnüffel in Meinerzhagen. In einem ersten Schritt wurden drei Maschinen angeschafft und eingerichtet. Mittlerweile verfügt das Unternehmen über mehr als 60 CNC-Maschinen, auf denen die rund 120 Mitarbeiter auf 5000 Quadratmetern Produktionsfläche hochspezialisierte Drehund Frästeile vorwiegend für die Medizintechnik produzieren und montieren. 2013

entstanden die beiden Säulen der Unternehmensgruppe, die TEBIT Medizintechnik GmbH und die TEBIT Präzisionstechnik GmbH. Zeitgleich erfolgte der Einstieg von Thomas Becker als weiterer geschäftsführender Gesellschafter. Den wesentlichen Anteil der Produktion machen heute sehr spezifische Komponenten für den Einsatz in Dialyse, Zellvereinzelung, Endoskopie und Medizinprodukte für Implantatprothetik und Traumabehandlung aus. Die Entwicklung und Produktion spezifischer Kundenlösungen ergänzen das Kerngeschäft in den Unternehmensbereichen der TEBIT-Gruppe. Geschäftsführer Thomas Becker erklärt am Modell die bei TEBIT hergestellten Bauteile eines Implantates für die Zahntechnik.

Geschäftsführer Thomas Becker im Gespräch mit Gästen.

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Firma TEBIT feiert 30jähriges Bestehen, die beiden Geschäftsführer Meinolf Skudlarek (links) und Thomas Becker

Produkte, die Menschen helfen Von der Qualität der Komponenten von Medizinprodukten und medizinischen Geräten hängen Menschenleben ab. Daher ist Genauigkeit bei TEBIT Programm. Das gilt für die Präzision bei der Fertigung, die Reproduzierbarkeit von Prozessen und die genaue Einhaltung von Vorgaben. Und zwar gleichermaßen für chirurgisch-invasive oder implantierbare Medizinprodukte als auch für mechanische Produkte und elektromechanische Baugruppen für den medizinischen Geräte- und Apparatebau. Deshalb investiert das Unternehmen ausschließlich in Maschinen und Equipment, die extremen Qualitätsanforderungen entsprechen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Motivation, die das TEBIT-Team antreibt. Es geht nicht nur um den Profit, sondern auch um das Wissen, an der Herstellung von Produkten beteiligt zu sein, die den Menschen nützen und helfen. Sehr stolz ist man unter anderem auf die Fertigung von Komponenten für ein spezielles medizintechnisches Gerät, das auf Kinderkrebsstationen zur exakten Dosierung von Medikamenten zum Einsatz kommt. Dieses Gerät ermöglichte eine Verringerung der Mortalitätsrate bei Kleinkindern um bis zu 80%. „Derartige Geschichten sind für uns sehr bewegend und sie sind ein fester Bestandteil unseres unternehmerischen Antriebs“, so der Geschäftsführer Thomas Becker.

in die Analyse des Fertigungsprozesses einbezogen wird.“ TEBIT führt Komponenten medizintechnischer Geräte für den Einsatz bei der Dialyse, Zellvereinzelung, Endoskopie, Chirurgie sowie Medizinprodukte für Implantatprothetik und Traumabehandlung schon seit vielen Jahren im Produktionsprogramm. Dennoch: Jede Anfrage ist individuell. TEBIT hat gelernt, zuzuhören und sich ganz auf die speziellen Anforderungen seiner Kunden einzustellen. Deshalb folgt bei TEBIT auf jede Anfrage eine genauestens abgestimmte, besondere Lösung, die auf Erfahrungswerte zurückgreifen kann. Bei TEBIT gibt es nichts von der Stange. Je anspruchsvoller die Produktanforderung im Hinblick auf kleinste Baugrößen, Präzision oder Material, desto größer die Herausforderung für das Entwicklungsteam. Und hier arbeitet TEBIT Hand in Hand mit dem Kunden. Ganz gleich zu welchem Zeitpunkt: bei der Produktidee, bei der Planung oder der Realisierung – TEBIT ist ein lösungsorientierter und zuverlässiger Partner in jeder Projektphase. Diese akribische Analyse im Vorfeld ist zwar etwas zeitaufwändig, spart aber im folgenden Zeit, verbessert die Qualität und ist letztendlich auch wirtschaftlicher.

Voll vernetzt und digitalisiert

Nichts von der Stange „Oft quälen wir unsere Kunden“, verrät Becker. Welches Unternehmen kann sich so einen Satz leisten? Der Geschäftsführer schmunzelt und erklärt: „Wir legen keinen Wert auf Kunden, die schnell mal ein paar Teile gedreht haben wollen. Wir sehen uns als Systempartner, der am besten in den Konstruktionsprozess, mindestens aber

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Sowohl auf dem Tablet als auch auf dem Smartphone verfügbar. Die Tisis Software von Tornos steigert die Produktivität, Flexibilität und Verfügbarkeit um ein Vielfaches. Bild: Tornos


TEBIT produziert mehr als 1.000 verschiedene hochpräzise Drehteile in Losgrößen zwischen 500 und 10.000 Stück. Dies stellt die Fertigungsplanung vor große Herausforderungen. „Unsere 0-FehlerStrategie bei kleinen Serien und die geforderte extreme Präzision mit engsten Toleranzen erfordert hochpräzise, prozessstabile Maschinen und eng abgestimmte Dispositionsprozesse.“ Auf dem Weg zum Systempartner hat sich das Unternehmen voll vernetzt, digitalisiert und automatisiert. „Wir sind mittlerweile in der Lage, den Bedarf unserer Kunden bei bestimmten Komponenten zu antizipieren und uns entsprechend darauf einzustellen. Unsere Maschinen können miteinander kommunizieren, und wir haben die Prozesse weitestgehend standardisiert und automatisiert“, so Becker.

Eigene Ausbildung TEBIT bildet seine eigenen Fachkräfte aus. Im Rahmen des eigenen Ausbildungsprogramms erreichen jedes

Präzision und Qualität werden bei TEBIT groß geschrieben.

Jahr junge Menschen ihren Abschluss für kaufmännische und technische Berufe. Sie können sich im Anschluss zu hochqualifizierten Fachkräften weiterentwickeln. So entstand im Laufe der Zeit ein motiviertes Team mit technischem Know-How, starkem Innovationsgeist und familiärer Bindung. Seit 30 Jahren ist TEBIT nun am Standort Meinerzhagen ansässig. Kontinuität und Zukunftsorientierung der Unternehmensführung werden dafür sorgen, dass noch viele Jahrzehnte folgen.

TEBIT GmbH & Co. KG Zum Schnüffel 6 58540 Meinerzhagen 02354/9295-0 www.TEBIT.de

Produktion nahezu in Reinraumcharakter. Die neue Fertigungsstätte der TEBIT Medizintechnik GmbH. Bild: TEBIT

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QUARTIERSARBEIT IM GROSSEN STIL Text Elke Teipel Fotos Martin Büdenbender

Wer glaubt denn noch an Wunder? Das sind Traumtänzer von einem anderen Stern. Weit gefehlt. Es gibt sie tatsächlich, Menschen, die an Wunder glauben, und gleichzeitig ganz geerdet konkrete Projekte für die Menschen vor Ort schaffen: Quartiersarbeit in großem Stil. In Halver-Oberbrügge betreibt die gemeinnützige Sentiris GmbH den Kinder- und Jugendtreff „die Insel“, den Mittagstisch und ab August die Kindertagesstätte „Wunderland“. Sentiris – was heißt das? Geschäftsführer Kristian Hamm liefert seine Übersetzung: „Du wirst gefühlt, gesehen und wahrgenommen. Darum geht es uns.“ Keine leeren Worte. Die Fakten sprechen für sich.

Wunderland unter dem Regenbogen In der Grundschule Oberbrügge, der Regenbogenschule, wirbeln bald die Wunderkinder durch Räume und Flure. Am 1. August geht dort die KiTa an den Start in zwei Gruppen mit insgesamt 45 Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren und zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon sechs Erzieherinnen. Vera Eggemann wird die Einrichtung leiten. Kristian Hamm hat festgestellt: „Vieles ist in KiTas eingefahren“. Bewegung, Offenheit und Kreativität sind angesagt und zwar für Erzieherinnen und Kinder gleichermaßen. Ein pädagogisches Team aus „Listenabarbeitern“ – nicht im Wunderland. Stärken fördern und entwickeln – das ist der Leitspruch. Also baut Sentiris um und schafft auf 415 Quadratmetern die Räume dafür: ein Atelier zum Malen, einen Rollenspielraum mit Lesebereich, einen Forscherraum. Der hat es in sich mit Mikroskopie, Werkbank und Computer. Und dann gibt es noch den Bauraum und den Mehrzweckraum mit Orff‘schen Musikinstrumenten und Bühne. „Die Bedürfnisse und Interessen der Kinder stehen im Mittelpunkt“, macht Kristian Hamm deutlich. Folgerichtig sollen sie nicht in ein festes Programm eingeschnürt werden. Zum KiTa-Alltag gehöre auch Mitbestimmung. Die steht zwar für jede Einrichtung im Gesetz, auf dem Papier. Das Papier liegt aber häufig versteckt in der Schublade. Kinder an die Macht. Im Wunderland wird

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Der Mittagstisch im Bürgerhaus ist der „Renner“.

es ein Kinderparlament geben, das auch bei Personal­ entscheidungen mitreden wird und nicht zuletzt auswählt, was gegessen wird. „Wenn die Kinder unbedingt nur noch Nutella essen wollen, dann müssen wir das aushalten“, meint Hamm. Im übrigen weiß er von anderen KiTas: „Das geht schnell vorbei. Spätesten nach zwei Wochen haben die Kleinen genug von Nutella.“ Große Pläne für einen kleinen Träger. Neun Prozent der Betriebskosten muss Sentiris selbst aufbringen. „Wir haben keinen Verband im Nacken“, sagt der Geschäftsführer. „Wir erarbeiten die Themen zu Fuß“. Die Datenschutzgrundverordnung ist nur ein Beispiel. Die großen Träger können auf einen Apparat zurückgreifen. Die Bürokratie ist auch so ein Kapitel für sich. Fördergelder, die Ende 2017 beantragt wurden, kommen erst Ende 2018 an. Die KiTa öffnet aber im August. Kosten, die bis zum 31. Juli entstehen, müssen aus eigenen Finanzen bestritten werden. Personal, das vor dem Eröffnungstermin eingestellt wird, muss von der gemeinnützigen GmbH bezahlt werden. Schwierig für Sentiris, Organisationen wie das DRK oder die AWO könnten das besser bewältigen als ein kleiner Träger. Kristian Hamm vermisst bisweilen die Unterstützung und fragt sich, ob die vielbeschworene Trägervielfalt wirklich von der Politik gewünscht werde.

Kinder- und Jugendtreff „die Insel“ Im Bürgerhaus treffen sich seit den Osterferien die jungen Bürger dienstags, mittwochs und donnerstags ab 14 Uhr. Dann ist Sozialpädagogin Kerstin Herbert für die Jungen und Mädchen ab acht Jahren da. Ihre Aufgabe lautet „mobile aufsuchende Jugendarbeit“. Das fängt bei Kindern und Jugendlichen an und reicht bis in die Familie. Dienstags ist Kerstin Herbert bei Freibadwetter in der Herpine. Freischwimmen – mehr als Wassersport. Die Frau mit der Mütze ist Ansprechpartnerin auch für die Eltern, die Atmosphäre lockerer als bei einem Elternsprechtag, meint Kristian Hamm.


„Alles ist möglich“, bringt Kristian Hamm das Programm auf den Punkt. Und er sagt: „Es ist eine Insel in der Realität“. Den Namen Insel haben die jungen Leute selbst ausgewählt. Dahinter steht einmal mehr die Sentiris-Philosophie: „Gemeinsam mit den Menschen entwickeln wir neue und kreative Angebote, die das Potential von Menschen wecken und ihren Selbstwert stärken und die Lebenssituation von Menschen verbessern.“ Sentiris will den Jugendtreff Stück für Stück ausbauen. Kristian Hamm denkt an eine „Selbstwertmanufaktur“. Konkret schwebt ihm ein Theaterprojekt vor „mit allem, was dazu gehört.“ Der Pädagoge und Theologe ärgert sich, wenn ständig vorgebetet wird: “Kinder sind unsere Zukunft“. „Nein,“ sagt er: „Kinder sind unsere Gegenwart“. Die Aufgabe liege auf der Hand, Förderung und Unterstützung und zwar jetzt und für alle. Jeder habe das Recht auf Teilhabe. Die meisten Angebote sind kostenfrei. Bei kostenpflichtigen Angeboten erhalten Familien, die wenig Geld haben, Unterstützung.

Der Mittagstisch Lecker essen im Bürgerhaus Oberbrügge, das ist der Renner, einmal im Monat, freitags ab 12 Uhr. Ein ehrenamtli-

Im Grundschulgebäude (im Hintergrund) wird nach dem Umbau die KiTa einziehen.

ches Team aus sechs Leuten steht ab acht Uhr in der Küche. Den Gästen schmeckt’s, denn schon ab 11.30 Uhr stehen sie Schlange. „Das läuft gnadenlos gut“, staunt Kristian Hamm immer wieder. Am 25. Mai feierten alle ein Jahr Mittagstisch. Und wieder strömten die Besucher ins Bürgerhaus. Mehr als hundert Leute nahmen an den Tischen Platz. Und das Team tischte kräftig auf. Mehr als 140 Stücke Putenschnitzel wurden verarbeitet. Es gab Nudeln mit einem Putenauflauf und Salat und zum Nachtisch Quark mit frischen Erdbeeren. Informationen unter www.sentiris.de

MENSCHEN SIND SEIN GROSSES THEMA wegs. Bildung und Chancengleichheit und die individuelle Förderung von Menschen und ihren Begabungen sind Hamms große Themen. Ein gesunder und starker Selbstwert bildet - laut Hamm - die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben und die aktive und produktive Teilhabe in der Gesellschaft. Dafür setzt er sich mit Sentiris ein.

Kristian Hamm (40 Jahre) ist Geschäftsführer der Sentiris gGmbH Halver. Der Pädagoge und Theologe ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Nach Ausbildung und Studium war Hamm in unterschiedlichen Kirchengemeinden (Hückeswagen, Lüdenscheid und Marienheide) tätig und hat darüber hinaus das soziale Jugendprojekt „Zdrei“ der deutschen Zeltmission in Siegen, das bundesweit tätig war, initiiert und geleitet. Außerdem war er in Hamm in den letzten zehn Jahren als Referent zu theologischen und pädagogischen Themen und Coach für Kirchengemeinden im ganzen Bundesgebiet unter-

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INSEKTENSTERBEN: VOLKSWIRTSCHAFTLICHER MILLIARDENSCHADEN DROHT Von Rüdiger Kahlke

Experten einig: Intensive Landwirtschaft als Hauptursache – Nur Blühstreifen reichen nicht aus Blauer Himmel, laues Lüftchen. Dazu ein Stück Erdbeertorte auf der Terrasse. Das Ganze untermalt von einem sonoren Summen in blühenden Beeten und Sträuchern. Blauen Himmel gibt es – manchmal. Erdbeertorte auch. Aber: Das Konzert schwirrender Insekten ist abgeebbt. Das Schlagwort: Insektensterben. Man kann es achselzuckend hinnehmen. Andere finden es alarmierend. Was zunächst als „Bienensterben“ die Runde machte, hat längst weitere Kreise gezogen. Im Herbst 2017 ließ eine Studie aufhorchen. Krefelder Insektenforscher hatten festgestellt, dass die Anzahl der Insekten seit 1990 um 76 Prozent abgenommen hat. Noch stärker war der Rückgang im Sommer, obwohl gerade zu dieser Zeit die Populationen am größten sein müssten. Als alarmierend galt, dass die ehrenamtlichen Forscher ihre Untersuchungen in Schutzgebieten durchgeführt hatten, also dort, wo die Lebensbedingungen besonders günstig sein sollten. Fachleute sind sich einig: Verschwinden die kleinen Krabbler, droht ein großer Öko-Gau. „Ohne drastische Wechsel in der Siedlungsplanung, bei der Mobilität, in der Landwirtschaft und beim Klimaschutz wird wohl sehr bald so mancher kleine Helfer mit sechs Beinen ausgestorben sein, mit Folgen, die wir heute noch gar nicht abschätzen können.“, sagt Klaus Brunsmeier, Leiter des Zentrums für Naturschutz und Kulturlandschaftspflege an der Heesfelder Mühle in Halver.

Imker müssen zufüttern Die Gründe für das Insektensterben sind vielfältig, so Hans Obergruber, Leiter des Naturschutzzentrums Märkischer Kreis. Durch eine Intensivierung der Landwirtschaft sind Brachflächen und Feldraine verloren gegangen. Sie boten mit ihren Wildblumen den Insekten Nahrung. „Diese Sonderstandorte verschwinden“, so Obergruber und verweist auf Überschwemmungs-

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gebiete, die es kaum noch gebe. Er spricht von einer „Uniformierung der Landschaft“, die zum Artensterben beitrage. Durch Gülleimporte werde die jahrhundertealte Kreislaufwirtschaft durchbrochen. Und dann ist da noch die Chemie. Spritzmittel gegen „Unkräuter“ und Pflanzenschutzmittel treffen eben nicht nur vermeintliche Schädlinge sondern auch Schmetterlinge, Hummeln, Bienen oder Mücken, die alle ihren Stellenwert im ÖkoSystem haben. Für Obergruber ist es der Mix verschiedener Faktoren, der die Insekten sterben lässt. Monokulturen wie Raps oder Mais verringern das Nahrungsangebot. Margot Ihne, Vorsitzende des Imkervereins Halver-Schalksmühle, hat noch nicht festgestellt, dass die Erträge der Imker rückläufig sind, weiß aber von anderen, dass sie zwischen „Raps- und Lindenblüte zufüttern, weil es sonst nichts gibt“. Probleme sieht sie somit auch eher für „viele wildlebende Insekten, die keine Nahrung und Unterschlupf mehr finden.“ „Es


gibt weniger Wege, die noch von Wildblumen gesäumt sind“, hat Gudrun Barth, Sprecherin des BUND in Kierspe, beobachtet. Sie plädiert für „mehr Vielfalt in den Gärten. Das hilft den Insekten in den verschiedenen Entwicklungsstadien“, ist sie überzeugt. Der BUND will das Insektensterben beim Stadtfest in Kierspe thematisieren.

brügge ist klar, dass private Initiativen das nicht, wie bisher, aus eigener Kasse leisten können.

Gemeinsame Aktion in Halver Bereits im März hatte der Baumverein in Halver die Initiative „Halver blüht auf“ gestartet, um Insekten bessere Lebensbedingungen zu bieten. „Jeder will etwas machen, aber keiner organisiert etwas“, sagt Martin Halbrügge. Nach gut besuchten Info-Veranstaltungen des Vereins wurde das Thema auf die politische Tagesordnung gesetzt. Der Facharbeitskreis Energie und Umwelt diskutierte öffentlich, wie dem Insektensterben begegnet werden kann. Kommune, Vereine und Landwirte beteiligen sich an der Aktion. Der Landwirtschaftliche Ortsverein hat medienwirksam angekündigt rund um Halver einen Kilometer Blühstreifen mit 1,5 Metern Breite anzulegen. Angesichts der Flächen für Mais und Raps kaum mehr als eine Alibi-Aktion. „Aber ein Anfang. Gut, dass alle mit dem, was sie können, mitmachen“, meint Halbrügge. Bio-Bauer Hennig Wolf aus Oberbrügge plant mit 1,5 Hektar gleich das zehnfache dieser Fläche mit einer vom BUND empfohlenen Wildblumenmischung einzusäen. Er ist überzeugt, dass weniger Insekten auch geringeren Ertrag bedeuten. Volker Grüber, der Bio-Weihnachtsbäume anbaut, hat sich dem Netzwerk Blühende Landschaften angeschlossen und bietet in Halverscheid auf 3600 Quadratmetern Bienen und anderen Insekten einen bunt gedeckten Tisch mit Wildblumen. Die Stadt hat eigene Flächen für die Aussaat von Wildblumen angeboten, freut sich Halbrügge. Brunsmeier sieht das als richtigen Ansatz: „Wenn wir Wirkung erzielen wollen, braucht es Fläche. Wir machen keine Blühstreifen, sondern ganze Ackerflächen“, beschreibt er die extensive Landwirtschaft im Hälvertal. „Wichtig ist auch mal ein Kuhschiss auf der Wiese“, sagt er. Auch der biete Lebensraum für Insekten. Das Problem wird nicht überall so gesehen und gemeinsam angegangen. Als der Ortsverband der Grünen in Meinerzhagen auf einer Streuobstwiese am Ortseingang einen Blühstreifen angelegen wollte, waren einige Hürden zu nehmen. Erst ein Ratsbeschluss machte den Weg frei. Sollte der Versuch erfolgreich sein, sollen in Zusammenarbeit mit dem städtischen Bauhof weitere Flächen mit Wildblumen eingesät werden. Für Hal-

„Bei EU-Fördermitteln umsteuern“ Wissenschaftler sehen diese Goodwill-Aktionen differenziert (s. Interview). Für sie kommt es darauf an, nachhaltig die Lebensräume vor allem für seltenere Arten zu schaffen und zu erhalten. Für Brunsmeier sind die regionalen Aktivitäten ein Ansatz, aber keine Lösung. Er sieht sie mehr als Alibi, um von der flächenintensiven Bewirtschaftung abzulenken. Die macht auch die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz als Hauptursache für den Insekten-Rückgang aus, der in allen Studien belegt sei. Dazu kommen Überdüngung, ausgeräumte Landschaften, zu viel Pflanzenschutzmittel und die zunehmende künstliche Beleuchtung, die nachts Insekten anzieht, wird Beate Jessel zitiert. Die Chefin des Bundesamtes fordert demnach, staatliche Subventionen nur zu zahlen, wenn sie für naturschonendes Wirtschaften fließen. Die gesellschaftliche Leistung der Landwirte und der Aufwand für den Naturschutz müssten aufgestockt werden, meint auch Praktiker Klaus Brunsmeier. Die Weichen könnten im Finanzplan der EU ab 2021 gestellt werden. – Experten befürchten, dass sie wieder in die falsche Richtung führen. So solle weiter nach bestellter Fläche statt nach Kriterien des Naturschutzes gefördert werden. Auch wenn die heimischen Imker noch keine negativen Auswirkungen spüren, allein die Bestäubungsleistung der Insekten hat in Deutschland einen volkswirtschaftlichen Wert von mehr als einer Milliarde Euro jährlich, schätzt das Bundesamt für Naturschutz. Die Erträge würden „ohne eine Bestäubung durch Insekten dramatisch zurückgehen“, mahnt Präsidentin Beate Jessel. So wird letztlich Wirtschaftlichkeit zum Argument für Artenschutz.

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Mehr zum Thema: www.bfn.de, (Bundesamt für Naturschutz, Pressemitteilungen) www.bluehende-Landschaft.de (Netzwerk mit Tipps, selbst aktiv zu werden)

www.mellifera.de (Verein, der sich für die Lebensräume von Bienen/Insekten einsetzt) https://br.de/s/3R90ESO (Guter Überblick zum Thema „Aussterbende Insekten“)

INSEKTENSTERBEN: KOMPLETT-INTERVIEW MIT BIOLOGIE-PROFESSOR DR. STEFAN BRUNZEL Prof. Dr. Stefan Brunzel beschäftigt sich seit fast zwei Jahrzehnten mit Insekten. Der aus Lüdenscheid stammende Wissenschaftler, der an der FH Erfurt „Biologische Vielfalt und Artenschutz“ lehrt, hat lange Zeit die Verbreitung von Tagfaltern im südlichen Märkischen Kreis untersucht. Im KOMPLETT-Interview plädiert er in Sachen „Insektensterben“ für eine differenzierte Betrachtungsweise. Herr Prof. Brunzel, haben wir es beim Thema Insektensterben mit einer dramatischen Entwicklung zu tun oder mit einem Medien-Hype? Durch die Studie, die im Herbst 2017 veröffentlicht worden ist, ist das so richtig in den Medien angekommen. Da wurde ja eine Abnahme der Insekten-Biomasse, auch in Naturschutzgebieten, von 76 Prozent konstatiert. Das ist natürlich ein dickes Ding, weil man solche Ergebnisse bisher nicht hatte. Das ist tatsächlich Besorgnis erregend. Insofern ist das auf sehr fruchtbaren Boden gefallen. Allerdings muss man sagen, es wird auch ziemlich gehypt. Die Studie hat ein paar kleinere Schwächen. Da ist sicher sehr viel dran. Aber ob das nun

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76 Prozent sind, ist die eine Frage und ob das in allen Gegenden gleich ist, ist auch noch mal die Frage. Sie haben seit 2000 die Population der Tagfalter in unserer Region untersucht – mit welchem Ergebnis? Da gibt es Arten – und das ist die Grundbotschaft –, die seltener werden. Und es gibt insbesondere im Sauerland auch Arten, die mehr geworden sind. Das liegt schlichtweg daran, dass wir in den 1980-er Jahren deutlich schlechteres Wetter hatten als das insbesondere seit den 2000-er Jahren im Sauerland der Fall ist. Da spielt die klimatische Veränderung eine deutlich positive Rolle. Dann steht also nicht die Landwirtschaft am Pranger, sondern klimatische Faktoren sind bedeutsam? Nein, was den Insektenrückgang allgemein angeht , muss man sagen, es gibt eigentlich nur einen Treiber, der dieses Phänomen Rückgang der Insekten-Biomasse – und der ist nicht anzuzweifeln – erklären kann und das ist tatsächlich eine Intensivierung der Landwirtschaft. Übermäßige Düngung und Pestizid-Einsatz, die ganz diffus auch in der Menge auf Insekten wirken. Aber es spielen eben auch andere Sachen eine Rolle. Bei uns, was Tagfalter angeht, ist es bei einigen Arten positiv.

Das hat klimatische Gründe. Andere sind negativ, zum Beispiel der Perlmutterfalter im Ebbegebirge, der ist weg und da hat die Landwirtschaft nichts mit zu tun. Wie wirkt sich das Insektensterben aus? Bei uns in Südwestfalen ist das Insektensterben sicher nicht so massiv. Das liegt daran, dass wir eine waldreiche Region sind, grundsätzlich noch sehr reich strukturiert sind. Ich denke nicht, dass das bei uns dramatisch ist. Das Zweite ist, selbst wenn das dramatisch ist, bis man das in einer geringer werdenden Befruchtungsrate bemerkt, da muss dann schon sehr viel passieren. Und da muss das bei Hauptbestäubern, bei Bienen, passieren. Wir haben das Problem des Bienensterbens. Das liegt vermutlich an den Neonikotinoiden, die ja jetzt verboten sind. Aber an dem Gros der Insekten wird es vermutlich nicht liegen. Da muss es schon sehr drastisch wie in Regionen in den USA und in China sein, wo die Bestäubungsleistung komplett weg ist. Also entspannt zurücklehnen? Bei bestimmten Arten nicht, weil die tatsächlich gefährdet sind. Im Großen und Ganzen und in Relation zu anderen Weltgegenden und anderen Regionen in Deutschland sieht es bei und noch ganz gut aus.

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KNOCHENMÜHLE IN VALBERT Das letzte in Westfalen erhaltene Kulturdenkmal seiner Art Nicht erst seit Ostfried Preußlers Jugendroman Krabat haftet den Mühlen, insbesondere den Knochenmühlen, etwas Unheimliches an. Solch düstere Geheimnisse, wie sie der junge Krabat in der Mühle im Koselbruch entdeckt hat, birgt die Knochenmühle im Ihne-Tal nicht. Hier wurden in all den Jahren ganz redlich Tierknochen zu Mehl zerstampft. Rudi Lahme präsentiert eines der ältesten Stücke aus der Hufeisensammlung.

Knochenmehl war in früheren Jahren ein beliebter Dünger. Auch Gottfried Stamm, der die Mühle 1849 bauen ließ, trieb damit einen schwunghaften Handel. Er und seine Nachfahren brachten es so zu Ansehen und Wohlstand. Nach dem zweiten Weltkrieg drohte die Mühle das gleiche Schicksal zu ereilen, wie viele andere Knochenmühlen in Westfalen auch. Sie wurde stillgelegt und verfiel zusehends. Doch gerade noch zur rechten Zeit wurde der kulturhistorische Wert der alten Mühle erkannt. 1986 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt und in den folgenden Jahren mit Unterstützung der Stadt Meinerzhagen, des Märkischen Kreises, des Amtes für Agrarordnung sowie des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege umfassend renoviert. Seitdem ist sie wieder voll funktionstüchtig. Sie ist das letzte in Westfalen erhaltene Kulturdenkmal seiner Art.

Es klappert die Mühle am rauschenden Bach Maßgeblichen Anteil am Erhalt dieses einzigartigen Bauwerks hat die zum Heimatverein Meinerzhagen zählende Interessengemeinschaft Knochenmühle. Zweimal im Jahr erweckt sie die Mühle zu neuem Leben. Dann heißt es: Es klappert die Mühle am rauschenden Bach. Klappern ist untertrieben, denn wenn die zentnerschweren Stampfer, angetrieben von der Kraft des im Mühlenteich angestauten Wassers, ihre Arbeit aufnehmen, dann poltert, knackt und stampft es gewaltig. Diese imposante

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Von Martin Büdenbender

Vorführung findet jährlich nur am Pfingstmontag und am Tag des offenen Denkmals, am zweiten Sonntag im September, statt. Zu laut ist die Mühle im Betrieb. Für die Anwohner wäre das auf Dauer eine Zumutung. Die zahlreichen Gruppen, Vereine, Schulen und Kindergärten, die Jahr für Jahr die Mühle besuchen, mussten sich bislang mit den Beschreibungen der vier Museumsführer Rudi Lahme, Günter Hornbruch, Reinhold Abel und Diethelm Busch begnügen. „Doch seit diesem Jahr haben wir ein Model, an dem wir die Funktionsweise der Mühle anschaulich darstellen können“, freut sich Rudi Lahme. Gebaut hat das Model Otto Schwarz, detailgetreu und dem Original bis auf die unterschiedliche Größe zum Verwechseln ähnlich.

Urgemütliche Heimatstube Das mit Wasserkraft betriebene Stampfwerk ist selbstverständlich nicht die einzige Attraktion der Knochenmühle. Im Laufe der Jahre hat die Interessengemeinschaft eine Vielzahl von Ausstellungsstücken zusammengetragen und die Mühle mit großem Engagement und Liebe zu einem kleinen, aber feinen Heimatmuseum ausgebaut. Eine historische Schusterwerkstatt ist unterm Dach der Mühle eingerichtet. In der Scheune nebenan befindet sich eine kleine Schreinerei. Dazu gibt es eine Vielzahl landwirtschaftlicher Geräte zu sehen. Urgemütlich ist die Heimatstube im Obergeschoss der Mühle. Dutzende von Kaffeemühlen, Bügeleisen, Spinnräder, Öllampen und Hufeisen füllen die Regale und schmücken die Wände der guten Stube, in der die Besucher am Mühlentag


auch schon mal mit Kaffee und Kuchen bewirtet werden. Rudi Lahme macht auf eine Reihe von Stempeln aufmerksam, die aus der früheren Schule Rinkscheid stammen. Damit hat der Dorfschullehrer seinen Schützlingen Landkarten und andere Aufgaben ins Schulheft gedruckt. „Unsere kleine Gäste sind begeistert, wenn sie von uns einen solchen Stempeldruck erhalten und diesen dann mit Buntstiften ausmalen dürfen.“ Für die kleinen Besucher hat die Mühle einiges zu bieten. Vielfach dürfen die Kinder selber Hand anlegen und alte Geräte ausprobieren, etwa wie zu Großmutters Zeiten Wäsche auf dem Waschbrett schrubben und anschließend durch die Mangel drehen. So wird Heimatgeschichte erfahrbar. Schuster bleib bei deinen Leisten: Blick in die historische Schusterwerkstatt

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Oliver Drenkard eröffnet die Ausstellung von Bildern der Künstlerin Karin Fischer

Blick in die Kleiderkammer

VON DER VAGEN IDEE ZUR ERFOLGSGESCHICHTE

Text Wolfgang Teipel Fotos Martin Büdenbender

Dass ein kleiner Trupp Ehrenamtler einen Möbelgiganten wie Ikea vor Probleme stellt, kommt nicht alle Tage vor. Das schwedische Möbelhaus löste die Aufgabe später doch noch und wurde so zu einem Teil der Erfolgsgeschichte des Sozialen Bürgerzentrums „Mittendrin“ in Meinerzhagen. Auch das ist sicher ungewöhnlich. Doch dazu später mehr. Seit zehn Jahren arbeitet das Mittendrin an den „Bruchstellen des Systems“. So bezeichnet Joachim Stöver die Aufgaben, die das Mittendrin übernommen hat. Was der ehemalige pädagogische Leiter des Hauses Nordhelle in seinem Festvortrag zum zehnten Geburtstag des Mittendrin ausführte, hatte dessen Vorsitzender Oliver Drenkard zuvor mit einem Zitat von Erich Kästner angedeutet. „Wir müssen unseren Teil der Verantwortung für das, was geschieht, und für das, was unterbleibt, aus der öffentlichen Hand in die eigenen Hände zurücknehmen“, hatte der 1974 verstorbene Schriftsteller bereits vor über 60 Jahren festgestellt. Verantwortung spüren, sie annehmen, Ideen entwickeln und sie in die Tat umsetzen: Das zeichnet die Mütter und Väter des Sozialen Bürgerzentrums aus. Deshalb charakterisiert dieses Kästner-Zitat so gut die beispielhafte Gemeinschaftsleistung von Meinerzhagener für Meinerzhagener Bürgerinnen und Bürger. Von der vagen Idee zur starken Plattform: 2006 hatte Rolf Puschkarsky die Idee, möglichst viele Hilfsangebote in der Stadt unter einem Dach zu bündeln und das Konkurrenzdenken der unterschiedlichen Träger zugunsten Hilfesuchender zu durchbrechen und gleichzeitig eine Begegnungsstätte zu schaffen. Zudem sollte die neue Einrichtung eine Kleiderkammer aufnehmen. Kein einfaches Unterfangen. Aber es gelang. Auf Pusch-

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karskys Initiative fanden sich im Dezember 2006 in einer ersten Runde zunächst acht kirchliche und nicht konfessionell gebundene Organisationen an einem Tisch zusammen. Später kamen vier weitere dazu. Im November 2007 wurde der Verein Soziales Bürgerzentrum Meinerzhagen e. V. gegründet. Die Gründungsmitglieder wählten Rolf Puschkarsky zum 1. Vorsitzenden. Das liebe Geld: Rund 35.000 Euro waren nötig, um die Arbeit des Vereins auf eine sichere finanzielle Basis zu stellen. Die Spendenbereitschaft war groß. Schließlich wurden rund 40.000 Euro Startkapital eingesammelt.

Start mit 80 Helfern Dr. Rainer Müller (Busch & Müller) erinnerte bei der Geburtstagfeier des Mittendrin an die Zeit des Anfangs. „Strohfeuer aller Art“ habe er bereits genug finanziert, habe er damals Hermann-Josef Lobner gesagt. Dann habe er sich dennoch entschlossen, die MittendrinMacher finanziell zu unterstützen, allerdings mit einer Maßgabe. Der Verein müsse das Geld zurückzahlen, wenn er die ersten drei Jahre nicht überlebe. „Und jetzt feiert die Einrichtung bereits ihren zehnten Geburtstag“, schmunzelte der Meinerzhagener Unternehmer. Seinem Geld trauert er offenbar nicht hinterher. Diese Anekdote ist ebenso Teil der Mittendrin-Erfolgsgeschichte wie ein Treffen in der Stadthalle im Jahr 2007. Zwei Wochen nach der Gründungsversammlung hatte der Vorstand unter dem Motto „Wir brauchen dich für drei Stunden in der Woche“ zu einem Treffen eingeladen. Es sollte dazu dienen, ehrenamtliche Helfer zu finden, die den Betrieb des Mittendrin im Café, im Second-Hand-Laden und Verwaltung sicherstellen sollten. Der Zuspruch war enorm. Die Sitzplätze im Foyer der Stadthalle reichten nicht aus. Der Vorstand war über-


wältigt. Insgesamt 80 Helfer verpflichteten sich an diesem Abend für spezielle Aufgaben und stellten ab der Eröffnung im Januar 2008 ihre Leistung in den Dienst der guten Sache. Ihr Einsatz bis heute: • In den zehn Jahren wurden ca. 82.000 ehrenamtliche Stunden geleistet. Das entspricht dem Arbeitsvolumen eines kleinen Unternehmens mit fünf Vollzeitmitarbeitern. • Es wurden rund 42 Tonnen Bekleidung sortiert, aufbereitet und über den Kleiderladen wieder einer Nutzung zugeführt. • Das Mittendrin hat an fünf Tagen in der Woche geöffnet und war somit an rund 2500 Tagen für seine Besucher erreichbar.

Kunst im Mittendrin Die gute Idee hat Bestand. Vorsitzender Oliver Drenkard fügt ihr als Nachfolger von Rolf Puschkarsky neue Facetten hinzu. Die Marschrichtung heißt: Kunst im Mittendrin. Die Bilder von Karin Fischer kommen zurückhaltend daher. In zarten aber dennoch bunten Farben präsentieren sich die Bilder in verschiedenen Formaten, die im Sozialen Bürgerzentrum zu sehen sind. Die Idee: Kunstwerke sind Objekte der Kommunikation und die soll im Mittendrin auf besondere Weise gepflegt werden. Für Oliver Drenkard ist das Mittendrin gesellschaftsübergreifend die Schnittstelle von Geselligkeit und Kommunikation. Die Meinerzhagener Baugesellschaft (MBG), deren Geschäftsführer Oliver Drenkard ist, liefert übrigens einen ganz entscheidenden Beitrag für das Soziale Bürgerzentrum. Sie stellt für ein geringes Entgelt die Räumlichkeiten zur Verfügung. Außerdem ist das Soziale Bürgerzentrum ein Ort für Geschichten, die immer wieder gern erzählt werden. So wie die Story aus den Anfangszeiten, die sich um den Möbelriesen Ikea dreht. Für den Second-Hand-Laden sollten damals bei Ikea in Siegen ca. 60 Pax-Schränke gekauft, nach Meinerzhagen transportiert und dort aufgebaut werden. Vorstandsmitglieder fuhren mit einigen Helfern, mit Auto und Anhänger zum schwedischen Möbelhaus. Dort stellten sie fest, dass der Einkauf von 60 Pax-Schränken selbst für den Möbelgiganten nicht alltäglich war. Erstens war die notwendige Anzahl nicht vorhanden. Zweitens mussten sie sich aufklären lassen, dass die georderte Fracht fast sechs Tonnen wiegen sollte und daher mit dem mitgebrachten Fahrzeug keinesfalls transportiert werden könne. Glück im Unglück: Just in dieser Woche lief bei Ikea eine Aktion. Sie versprach, dass bei einem Einkauf von mehr als drei Möbelstücken die Lieferung frei Haus erfolgen sollte.

So musste Ikea schließlich die 60 Pax-Schränke aufgrund des Werbeversprechens gratis nach Meinerzhagen in den Prumbomweg liefern.

Der Trägerkreis: • • • • • • • • • •

Kirchengemeinde Meinerzhagen Ev. Kirchengemeinde Valbert Caritas der Kath. Kirchengemeinde Meinerzhagen Freie Evangelische Gemeinde Meinerzhagen Arbeiterwohlfahrt Meinerzhagen Stadt Meinerzhagen Deutsches Rotes Kreuz Meinerzhagen Hilfswerk Volmetal e.V. Inner Wheel Islamisches Zentrum Meinerzhagen e.V.

Die Angebote: Das Mittendrin bietet am Prumbomweg mit seinen Partnern thematisch unterschiedliche Beratungsangebote an. Dazu zählen: • Ehe- Familien- und Lebensberatung • Rentenberatung • Pflegeberatung • Schwerbehindertenberatung • Rechtsberatung • Jugendmigrationsdienst • Schwangerenberatung • Schuldnerberatung • Außerdem zahlreiche Hilfestellungen über das AWOProgramm Miteinander-Füreinander

Die Öffnungszeiten: Das Soziale Bürgerzentrum „Mittendrin“ am Prumbomweg ist montags bis freitags von 9 bis 12 und von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet. Neben dem Begegnungscafé und der Kleiderkammer gibt es verschiedene Beratungsangebote. • Dienstags ist von 10 bis 12 Uhr die Caritas vor Ort, am Mittwoch zur gleichen Zeit der Jugendmigrationsdienst. Am ersten und dritten Mittwoch im Monat steht der Sozialverband VDK von 15 bis 17 Uhr für Fragen zur Verfügung. An jedem ersten Donnerstag besteht von 16 bis 17.30 Uhr die Möglichkeit einer Rechtsberatung durch Rechtsanwälte. • Zudem kann man sich an jedem ersten Freitag im Monat von 9.30 bis 11.30 Uhr an die Pflegeberatung Märkischer Kreis wenden.

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SCHRILL, SCHRÄG, BUNT: KINDER MALEN WIE KÜNSTLER OTMAR ALT

Von Rüdiger Kahlke

Mit Jahresthema „Kinder der Welt“ rückt Kunstverein VAKT die Jüngsten in den Fokus Schrill, schräg, knallbunt. So malt Otmar Alt. Ganz nach dem Geschmack von Kindern. Die treten beim Kunstverein VAKT in Halver in die Fußstapfen des zeitgenössischen Künstlers. Sie können beim Malen von UmrissSkizzen oder Tierbildern nach dem Vorbild des bei Hamm lebenden Künstlers ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Mit „Kinder der Welt“ hat der Verein, der in diesem Jahr volljährig wird, ein neues Mitmach-Projekt gestartet. Bei verschiedenen Aktionen und Ausstellungen sollen Kinder sich mit Kunst und Künstler sich mit Kindern beschäftigen. „Auslöser war die Flüchtlingskrise“, so VAKTVorsitzende Karin Schloten-Walther. Kinder haben bei dem vor 18 Jahren gegründeten Verein schon immer eine große Rolle gespielt. Malkurse für den Nachwuchs gehören zum festen Programm. Aber „gerade in dieser Zeit der weltweiten Auseinandersetzungen, des Klimawandels und der Globalisierung gewinnt es an Bedeutung, Kinder mit all ihren Problemen, Fragen, Wünschen und Hoffnungen in den Vordergrund zu stellen“, heißt es in einem Flyer zum Jahresthema „Kinder der Welt“. Zum

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Auftakt konnten Kinder am 1. Mai beim Kirschblütenfest an der Heesfelder Mühle Umriss-Bilder zeichnen. Bei einer Mitmach-Aktion sind Jung und Alt aufgefordert, Bretter, die der Verein zur Verfügung stellt, zu gestalten, zu bemalen, Kollagen zu erstellen oder Profile auszusägen. Die Arbeiten sollen nach den Sommerferien im Umfeld der Schieferhäuser in Halver ausgestellt werden. „Kinder können Kunst“ heißt es im Herbst. „Sie sollen die Möglichkeit haben, ihre Sachen im Rathaus zu zeigen“, sagt Karin Schloten-Walther. Dabei spielt es keine Rolle, wo die Arbeiten entstanden sind. Zeitgleich ist in den VAKT-Räumen und im benachbarten „Tortenatelier“ eine Ausstellung von Bildern vorgesehen, bei denen Künstler sich mit Kindern beschäftigen. Daran werden sich neben Aktiven aus dem Kunstverein auch Künstler aus der Region beteiligen. Für Gudi Mausbach-Dahl vom VAKTVorstand sind die Aktionen auch eine Gelegenheit, „mal unsere Räume zu präsentieren und neue Leute anzusprechen, die vielleicht auch kreativ werden möchten.“


Mitmach-Aktionen sind das Markenzeichen Farbe und Fantasie stehen erstmal in den Kindermalkursen im Mittelpunkt. „Die Kinder entdecken Otmar Alt“, hat Gudi Mausbach-Dahl beobachtet. Seine Tierbilder oder Clownsgesichter sollen inspirieren, eigene Ideen umzusetzen. „Die freuen sich total auf das Thema“, sind die ersten Erfahrungen der Kursleiterinnen. Neben Bildern sollen auch Skulpturen oder Musikinstrumente entstehen. „Schön wäre es, wenn wir noch jemanden fänden, der auch Musik machen kann“, wünscht sich Gudi Mausbach-Dahl. – Dann natürlich auf den selbst gebauten Instrumenten. In Kindermalkursen und in Zusammenarbeit mit Schulen will der Kunstverein „Freude und Spannung am selbstständigen Arbeiten vermitteln und das Selbstvertrauen stärken.“, wie es in der Chronik zum zehnjährigen Bestehen des Vereins heißt. „Kinder der Welt“ ist bereits die 10. Mitmach-Aktion. Sie sind zum Markenzeichen des Vereins geworden. Aktion ist für VAKT Bestandteil des Namen. Das Kürzel steht für „Verein Aktion Kunst Treff“. 16 Halveraner hatten 2000 den Verein gegründet. Sein Ziel: Förderung der Kunst, Verbesserung der Kommunikation unter den hier ansässigen Künstlern. Es ging darum, Kunst nach Halver zu holen, die Bürgerschaft zum Mitmachen anzuregen und die soziokulturelle Infrastruktur zu verbessern. Dabei ist es den Aktiven gelungen Künstlerinnen und Künstler aus der Region einzubinden, Brücken zu schlagen, Halver in den Fokus zu rücken und die weichen Standortfaktoren zu verstärken. Sie machen neben Arbeitsplätzen, Bildungsangeboten und Wohnumfeld die Attraktivität einer Stadt aus.

Motor für Kultur und regionale Kooperation VAKT hat damit dafür gesorgt, dass die kleine „Stadt im Grünen“ in den Fokus der Kunstinteressierten gerückt ist. Der Kunstverein hat damit, lange bevor der Hype um Kultur „Oben an der Volme“ einsetzte, interkommunal gearbeitet. Eine Bilanz, die das mit erheblichen Steuermitteln gepushte Kulturmanagement auch sechs Jahre nach seinem Start nicht vorweisen kann. Der Halveraner Kunstverein selbst hat für das Kulturkonzept des Förderprogramm Regionale 2013 die Fundamente gelegt und ist damit zu einem der bekanntesten und aktivsten Akteure in der regionalen Kulturszene geworden. Mit der Expo-Art im Kulturbahnhof bietet der Verein alle zwei Jahre Kunstschaffenden eine Möglichkeit zum Austausch und eine Plattform, eigene Arbeiten einem größeren Publikum zu präsentieren. Der Verein hat damit ehrenamtlich eine Lücke gefüllt, die kommuna-

le Kulturpolitik hinterlassen hatte. Die Stadt hatte ihre „Galerie regional“ eingestellt. Schon kurz nach Gründung im September 2000 sorgte VAKT für Furore. Für den Halveraner Herbst gestalteten neun Kunstschaffende Schaufensterpuppen in der Innenstadt, an denen beim verkaufsoffenen Sonntag teilweise noch gearbeitet wurde. Ihr Thema: Mensch und Zukunft. 2006 beteiligte sich NRW-Arbeitsminister Karl Josef Laumann an der Aktion „Mensch und Arbeit“. Die Ausstellung der Bilder 2009 im Düsseldorfer Landtag zeigte, dass Kunst auch in der vermeintlichen Provinz präsent ist. Im vorigen Jahr begleitete VAKT eine vielbeachtete Hundertwasser-Ausstellung in der Villa Wippermann. Für die Mitmachaktion waren Holzköpfe verteilt worden, die Interessenten in Hundertwasser-Manier gestalten sollten.

VAKT steht „mitten im Leben“ „Macht uns einen Bürger“ hieß es 2007 anlässlich des 100-jährigen Rathaus-Jubiläums. 36 Bürger/innen beteiligten sich. 2008 gab es in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein die 2. Museumsnacht in Halver. 114 Bürger/innen wollten 2009 „In Kunst leben“. 400 Besucher kamen zur Eröffnung der Ausstellung. Die Lüdenscheider Kunsthistorikerin Dr. Susanne Conzen bescheinigte VAKT damit „mitten im Leben“ zu stehen und „oftmals verschlüsselt und unbemerkt“ kreative Prozesse in Gang zu setzen. Das bezieht sich räumlich auf das Domizil des Vereins mitten in der Stadt mit neuer Nutzung der alten Schieferhäuser. Es gilt gleichermaßen für den Ansatz Kunst aus der elitären Nische zu holen. – Statt hehrer politischer Konzepte sind es letztlich Aktive vor Ort und Vereine wie VAKT, die mit kleinem Budget und großem Engagement Angebote machen. Sie sind es, die etwas bewegen, die Kultur für Menschen erlebbar machen und das Leben im Volmetal urbaner, bunter machen. - blog.blogspot.com - www.kulturportal.de/-/organisationen/detail/59198 - www.oben-an-der-volme.de/vakt-ist-wieder-da

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VILLA STEINBACH

ein Haus erzählt seine Geschichte

Text Martin Büdenbender / Fotos: Marschner (1) Büdenbender (5) Oberhalb von Heerstraße und Ohler Weg liegt in HalverOberbrügge die Villa Steinbach. Umringt von prächtigen Buchen, Kastanien und allerlei Zierholz wird das altehrwürdige Haus trotz seiner Größe leicht übersehen. Eine Allee-artige Zufahrt führt, gesäumt von hohen Bäumen, im leichten Bogen hinauf zum Eingang und gibt schließlich den Blick frei auf die Villa. 1889, zur Hochzeit des Historismus errichtet, präsentierte sie sich kurz nach ihrer Fertigstellung mit ihren prächtigen, stuckverzierten Giebeln noch eindrucksvoller als heute. Wegen Einsturzgefahr

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mussten die Giebelverzierungen 1920 abgerissen werden. Der ein wenig an das Vorbild der italienischen Renaissance erinnernde Baustil ist jedoch bis heute unübersehbar: Über dem Erdgeschoss aus hellem Stein liegt die ziegelrote Bel Etage mit einem rundbogigen, weiß eingefassten Fensterpaar auf der linken Seite, das durch den überstehenden Giebel zusätzlich betont wird. Verzierungen entdeckt man auch an vielen anderen Fenstern und an den Dachüberständen. Weiß gestrichen heben sie sich weithin sichtbar vom roten Ziegelmauerwerk ab.


Groß und repräsentativ Die Geschichte der Villa ist eng mit der der Firma Steinbach verknüpft. Als sie vor 129 Jahren gebaut wurde, blickte die Firma Steinbach bereits auf eine über 60-jährige Unternehmensgeschichte zurück. Firmengründer ist Caspar Heinrich Steinbach. Der war 1827 als Teilhaber in die Firma seines Schwiegervaters in Berkermühle eingestiegen. Aus „Berghaus & Steinbach“ wurde 1862 C.H. Steinbach. Zwischenzeitig war der Betrieb in das besser gelegenen Oberbrügge umgezogen. 1867 wurde dort eine weiträumige Fabrik errichtet und 23 Jahre später kamen in der Nähe des inzwischen entstandenen Bahnhofs Oberbrügge ein größeres Lagerhaus und ein eigenes Postgebäude hinzu. Fast gleichzeitig wurde nur wenige hundert Meter entfernt die Villa Steinbach gebaut. Groß und repräsentativ sollte sie werden, eben genau so, wie viele Industriellen-Villen in der damaligen Zeit. Die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts brachte den Menschen Arbeit, Lohn und Brot und den Unternehmern Wohlstand, der sich vielfach in ihren großen Häusern ausdrückte. Den Stolz des aufstrebenden Bürgertums strahlt die Villa bis heute aus, wohingegen die Firma Steinbach im ruinösen Kampf mit der Konkurrenz aus Fernost vor etwa zehn Jahren aufgeben musste.

Das Haus nach dem Krieg mit 25 Flüchtlingen geteilt Die Innengestaltung der Villa Steinbach ist ebenso wie das Äußere des Hauses auf Großzügigkeit angelegt. Hohe Decken, großflächige Räume, bunt verglaste Flurfenster und dazu eine breite, hölzerne Treppe, die in alle

Stockwerken führt, sogar hinunter in den aus Bruchsteinen gemauerten Gewölbekeller. Ein roter Läufer dämpft das knarzende Geräusch beim Betreten der Stufen. Im Erdgeschoss wohnen Mieter. In der ersten Etage haben sich Gesa und Caspar Heinrich Steinbach eingerichtet und heißen ihre neugierigen Gäste willkommen. Der Hausherr, der den Vornamen seines Ururgroßvaters

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seiner Mutter und seinen Geschwistern das Haus mit 25 Flüchtlingen und Ostvertriebenen teilen musste. Die große parkähnliche Gartenlage wurde für einige Jahre zum Acker umfunktioniert. Obst und Gemüse aus eigenem Anbau war so kurz nach dem Krieg wichtiger als ein gepflegtes Grün.

trägt, spricht gerne über die Geschichte seines Hauses,

Heute ist der Garten wieder prächtig anzusehen. Gartenarbeit ist die Leidenschaft des 81-Jährigen, der hofft, seinem Hobby trotz gesundheitlicher Problem noch viele Jahre nachgehen zu können.

erinnert sich an glückliche Kinderjahre, als er im Winter mit Freunden auf den zugefrorenen Teichen von Haus Rhade Schlittschuh gelaufen ist, aber auch an die Schrecken des Krieges, an dessen Folgen sein Vater allzu früh verstarb, oder an die Nachkriegsjahre, als er sich mit

Gattin Gesa Steinbach widmet sich dagegen den bildenden Künsten. Sie malt in ihrem Atelier unterm Dach bezaubernde Aquarelle. Das ganze Haus hängt voll mit ihren Gemälden, aber auch mit Bildern vieler anderer Künstler. Die großen, lichten Räume sind wie geschaffen dafür.

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Text Horst vom Hofe Fotos Martin Büdenbender

YOGA – NATÜRLICH AUCH FÜR ECHTE KERLE! Verena Schanzenberger gibt Power-Yoga Kurse im katholischen Jugendheim

Yoga?! Das ist doch nichts für echte Kerle! Da sind zehn gestandene Meinerzhagener ganz anderer Meinung. Einmal in der Woche treffen sich der Apotheker, der Mechtatroniker, der Programmierer, der Kaufmann und Vertreter weiterer ganz handfester Berufe im katholischen Jugendheim an der Kampstraße in Meinerzhagen. Eine Stunde lang fließt auf den mitgebrachten Iso-Matten reichlich Schweiß. Um am Ende jedes Treffens dann in tiefenentspannter Haltung auf dem Rücken liegend nach der Muskelbeanspruchung auch die Seele ins Gleichgewicht geraten zu lassen. Holger, mit 55 Jahren der Älteste in der Herrenrunde erklärt: „Mir gibt Yoga vor allem Entspannung. Ich hatte berufsbedingt chronische Probleme mit meiner Nackenmuskulatur und litt zudem unter einem starken Hörschaden. Yoga hat mir sehr geholfen – ich habe keine Schmerzen mehr.“ Albert, nur ein Jahr jünger, beschreibt: „Als ich anfangs dabei war, hatte ich anschließend Muskelkater an Stellen, von denen ich nicht ahnte, dass man sie würde beanspruchen können. Wenn man nach den durchaus schweißtreibenden Übungen am Ende der Stunde so auf der Matte liegt und bewusst entspannt, dann ist das schon beeindruckend, wie Alltag und Stress von einem abfallen.“

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Und Tim, mit 27 Lenzen der Jüngste, beschreibt es so: „Beim Yoga bin ich, weil es für mich ein guter Ausgleich zu meinem Kraftsport ist und weil man dadurch sehr beweglich bleibt. Aber es geht ja nicht nur um Bewegung und Kraft, es ist viel tiefgründiger. Man lernt sehr viel auch über sich selbst und für sein Leben. Man wird durch Yoga entspannter und geht alle Aufgaben mit sehr viel mehr Ruhe und Gelassenheit, aber immer auch mit Zielstrebigkeit an.“ Zehn Männer, die unterschiedlicher nicht sein können und die doch alle auf die Stimme einer Frau hören, die von Verena Schanzenberger. Die 51-jährige Gemeindesekretärin, in ihrer Freizeit eine begeisterte Sängerin, ist der Typus einer echten Powerfrau. Jazztanz, rhythmische Sportgymnastik, Joggen, das waren nur einige Stationen ihrer eigenen sportlichen Betätigung, ehe sie eher durch Zufall von Power Yoga hörte und sich dafür spontan begeisterte. In zweihundert Stunden ließ sie sich ausbilden zur zertifizierten Lehrerin und gibt nun schon seit einigen Jahren regelmäßig auch Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene beiderlei Geschlechts: Die gemischte Gruppe trifft sich jeweils dienstags ab 18 Uhr, die Frauengruppe mittwochs ab 17.30 Uhr. Und das als letztes formierte Männer-Team hört jeweils mittwochs ab 18.50 Uhr ganz auf ihre Stim-


me und lässt sich unter begleitender meditativer Musik zu körperlichen Höchstleistungen anspornen. Verena Schanzenberger erklärt: „Yoga und Männlichkeit widersprechen sich überhaupt nicht. Power Yoga, wie ich es anbiete, ist eine intensive und fordernde körperliche Praxis, die auch die mentale Stärke trainiert. Und das wird Männern spätestens dann klar, wenn sie das erste Mal auf einem Bein stehen, auf den Händen balancieren oder

eine Übung zur Flexibilität in den Hüften machen“. Yoga, jene jahrhundertealte Lebenshaltung aus Indien, ist eine auch in der westlichen Gesellschaft längst erprobte und bewährte Methode auf dem Weg, Körper und Geist zu beherrschen. Die Übungen selbst sehen traditionellen Gymnastikübungen zum Teil ähnlich. Sie werden aber bewusster und langsamer ausgeführt. Spezielle Leitformeln und das Atmen spielen dabei eine entscheidende Rolle.

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Verena Schanzenberger: „Im Yoga heißen zentrale Positionen ‚Krieger‘, mit denen Mut, ein starker Wille, Standfestigkeit und Balance trainiert werden.“ Yogaübungen und dazu abgestimmte Atemtechniken verbessern zunehmend die Körperhaltung. „Man gewinnt an Energie, Ruhe und Gelassenheit“, haben es auch die Teilnehmer ihres Kurses erfahren können. Die jeweils abschließende Entspannung im sogenannten Shavasana gerät dann jeweils zu einer ganz individuellen Phantasiereise und bedeutet für die Teilnehmer des Kurses ebenso ein absolutes Muss wie zum geselligen Ausklang jeder Stunde der Genuss eines ganz speziellen Herrengedecks aus Yogi Tee und kühlem Bierchen. Neue Mitglieder sind herzlich willkommen, auch zum zunächst unverbindlichen Reinschnuppern! Kontakt: Verena Schanzenberger, Telefon 0160 – 97 86 83 83.

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DRAISINENSTRECKE PUNKTET MIT NATUR PUR – TUNNEL-DURCHFAHRT REIZT FÜR BESUCHER

Von Rüdiger Kahlke

Ehemalige Bahntrasse zwischen Oberbrügge und Halver ein touristisches Aushängeschild Rechts gleitet ein Greifvogel in eleganter Kurve lautlos talwärts. Etwas später steht ein Reh zehn Meter vor uns auf den Gleisen. Bis die Kamera startklar ist, hat sich der Waldbewohner ins Gebüsch geschlagen. Lichte Laubwälder wechseln mit blühenden Wiesen. Idylle pur zwischen Oberbrügge und Halver, erfahrbar mit Draisinen – Fahrrädern auf Schienen. 2015 hat die Schleifkottenbahn das neue Freizeitangebot auf der alten Bahnstrecke gestartet. Inzwischen steht schon eine neue Generation Draisinen auf den Schienen am Oberbrügger Bahnhof. Vorbei die Zeiten, als die Ruhe auf der 6,5 Kilometer langen Strecke nur vom Klackern der Metallräder auf den Bahngleisen unterbrochen wurde. Mit den Draisinen, Stahlgestell und Eisenräder bergauf zu strampeln, war eine Herausforderung. Da hieß es: bloß nicht aus dem Rhythmus kommen. Die Devise:

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trampeln, trampeln…. Ein Stopp war problematisch. Anhalten hieß hier Rückschritt oder einer musste fest auf der Bremse stehen.

Von Teststrecke zum Radweg auf Schienen Was nach Aufgabe des Bahnverkehrs mal als Teststrecke für automatisch fahrende Schienentaxis geplant war, hat sich zum attraktiven Freizeitangebot gemausert. Durch private Initiative und mit ehrenamtlichem Engagement haben Bahnfreunde die Trasse nach Halver vor dem Abriss und Verfall gerettet. Die Schienen sind geblieben. Die Draisinenstrecke soll den Bahngedanken konservieren und der Region neues Leben einhauchen. „Lassen sie‘s langsam angehen“, hatte Stefan Heinrich anfangs noch geraten. Der Geschäftsführer der Schleifkottenbahn, wusste warum: Es ging bergauf, kilometerlang. Das spürte man in den Beinen. Was man auf der


6,5-Kilometer-Tour in die Stadt geleistet hatte, realisierte man erst richtig, wenn es vom Kulturbahnhof in Halver wieder zurück nach Oberbrügge ging. Von oben gesehen, wurde das Gefälle sichtbarer. Statt zu trampeln war jetzt bremsen angesagt. Die Draisine nahm sonst mächtig Fahrt auf. Über ein Pedal wurde eine Metallplatte auf die Schienen gedrückt. Einfache Technik, aber effektiv.

Stolz auf eigene Leistung „90 Minuten für die Tour bergauf. Dann bleibt oben noch Zeit für einen Kaffee“, hatte Heinrich einen zeitlichen Rahmen vorgegeben. Wir sind ein bisschen stolz, dass wir es in einer Stunde – getrampelt wurde abwechselnd – geschafft haben. Das Pärchen aus Wuppertal hinter uns kam zur gleichen Zeit an, trotz vorheriger Bedenken. Sie hatten auch, weil nur zu Zweit, geschätzt 150 Kilogramm weniger bergauf zu bewegen. Spaß gemacht hat es allemal. Und für einen kleinen Stadtbummel in Halver (Wochenmarkt freitags) mit Gastronomie und Eisdielen am Alten Markt, einen Imbiss in der angrenzenden Bahnhofstraße mit der Palette von gutbürgerlich über italienisch bis asiatisch oder Kaffee und Kuchen in den liebevoll restaurierten Schieferhäusern nur zwei Minuten vom Bahnhof entfernt, bleibt auch Zeit, selbst dann, wenn man doch 90 Minuten brauchen sollte. Daran hat sich nichts geändert. Auf der Talfahrt bietet sich dann ein Fotostopp an. Man kann die Ausblicke in die Landschaft, auf das Waldfreibad Herpine oder den Kletterwald besser genießen. Entspannt geht es zurück nach Oberbrügge. Spaß macht das Freizeitvergnügen mit FitnessFaktor allemal. Wir waren uns einig: „Gerne mal wieder“.

Drei bis vier Personen bieten die neuen Draisinen Platz. Zwei Akteure können zugleich in die Pedalen treten. Beim Foto-Stopp muss auch niemand mehr auf der Fußbremse stehen und die Muskeln strapazieren. Die Handbremsen lassen sich fixieren, damit sich das Gefährt beim Shooting nicht selbstständig talwärts verabschiedet. Gäste kommen inzwischen aus dem Raum Köln-Bonn, dem Siegerland oder Wolfsburg. Selbst Besucher aus Australien sind auf der Schleifkottenbahn schon nach Halver gestrampelt. Es ist der Reiz des Neuen, die Landschaft oder, wie für die Familie aus Dortmund, die Tunneldurchfahrt. Gut 300 Meter geht auf es auf halber Strecke durch die dunkle Röhre. Eine Taschenlampe gehört zur Sicherheitsausstattung, die Michael Arnold neben einem Zahlenschloss bei der Einweisung überreicht. Andere machen aus der Geburtstagsfeier eine Gaudi auf Schienen. Aber: manche wählen bewusst die alten Draisinen, die mit den rumpelnden Metallrädern. – „Aus sportlichen Gründen“, weiß Arnold. Aber der hat schon die nächste Generation der Schienenfahrräder in Visier: Draisinen mit Elektromotor. – Der E-Bike-Boom lässt grüßen.

Es trampelt sich leichter mit leichtem Gerät Und mit den neuen Draisinen geht es noch komfortabler. Die sind 20 Kilogramm leichter, laufen auf 16-Zoll-Pneus, die, mit vier Bar aufgepumpt, für angenehmes, fast lautloses Rollen sorgen. Eine Nabenschaltung verhindert, dass die Fahrt bergauf zum schweißtreibenden Anstrengung wird. Anstrengend wird es allenfalls für Michael Arnold, Techniker, Streckenwart, guter Geist der Schleifkottenbahn. Der muss, wenn alle acht Gefährte an den Start gehen, 48 Reifen aufpumpen.

Für die Touren stehen acht Fahrrad-Draisinen mit Nabenschaltung zur Verfügung, die jeweils bis zu vier Personen PLatz bieten. Die Fahrten beginnen und enden im Bhf. Oberbrügge. Abfahrtszeiten sind samstags und sonntags 10, 13 und 16 Uhr, andere Tage nach Vereinbarung. Info und Buchung: Tel.: 02351 / 7584 www.schleifkotten-draisinenbahn.de

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RELIKT AUS DEM KALTEN KRIEG AUF DEM ABSTELLGLEIS

Von Rüdiger Kahlke

Schleifkottenbahn erweckt US-Army-Waggon zu neuem Leben – Alliierte sicherten Berlin-Zugang 26,4 Meter lang, 2,50 Meter breit, Übernachtungsmöglichkeiten für 21 Personen. Duschen und Toiletten am Wagen­ ende. Salon in der Mitte. Ein Waggon, der komfortables Reisen ermöglichte. Autark dazu. Zehn dieser Eisenbahnwagen wurden nach Vorgaben der US-Army während des Kalten Krieges gebaut. Einer davon steht auf dem Abstellgleis in Oberbrügge. Die Alliierten hatten ihn ausrangiert. Die Schleifkottenbahn in Halver hat ihn zu neuem Leben erweckt. Mit dem Relikt der Ost-West-Konfrontation untermauerten die Amerikaner ihr Recht auf freien Zugang nach Berlin. Das hatte die Sowjetunion infrage gestellt, als sie am 26. Juni 1948, wenige Tage nach Einführung der Währungsreform, mit Einführung der D-Mark auch in den drei WestSektoren der Stadt, die Verbindung nach Berlin kappte. Fast ein Jahr lang musste Berlin als Leuchtturm der Freiheit durch die „Rosinenbomber“ aus der Luft versorgt werden. Dann gaben die Sowjets die Blockade auf. WestBerlin war aber nur noch über drei Korridore erreichbar. Auf diesen Transitstrecken rollten auch die Militärtransporte und die Soldaten. Im Fall der Amerikaner ganz bequem, wenn auch mit strengen Regeln.

Anweisung im Abteil: Kein Kontakt mit Kommunisten Kontakt oder Konversation mit Menschen in Ostdeutschland oder Sowjet-Personal waren bei der Durchfahrt durch die DDR verboten. „Sneaking or attempting to converse with east german nationals or soviet personnel while train is in the East Zone of germany.”, heißt es als VerbotsRegel Nr. 9 in den Abteilen. Im Kalten Krieg war Abgrenzung angesagt. Der Westen spielte seine Überlegenheit aus. Die Waggons der US-Army hatten schon in den 1950er Jahren eine eigene Klimaanlage, eine Heizung mit Ölbrenner für jeden Wagen. Und jeder Waggon hatte eine eigene Trinkwasserversorgung. Das floss – gut gekühlt – aus dem Zapfhahn vorm Abteil des Wagenmeisters, der sich um die Technik, aber auch um die Wünsche der Soldaten kümmerte, skizziert Michael Arnold von der Schleifkottenbahn die Geschichte um den Waggon. Den hatte der Bürgerverein zur Förderung des Schienenverkehrs (BFS) aus Lüdenscheid vor etlichen Jahren bei ei-

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ner Bremer Waggonbau-Firma entdeckt: Konkursmasse eines Reiseunternehmens, das die Mitte der 1950-er Jahre gebauten Wagen umbauen und für eigene Zwecke einsetzen wollte. Der BFS kaufte die Wagen, um sie für seine Sonderzugfahrten einzusetzen, etwa für die Züge, die noch Anfang der 1990-er Jahre zur Kirmes nach Halver fuhren. Einer der Wagen wurde ausgeschlachtet, um den anderen aufzumöbeln. „Dann haben wir die Reißleine gezogen“, erinnert sich Arnold, der sich um die Instandhaltung der Strecke und Fahrzeuge der Schleifkottenbahn kümmert. „Das Inventar wurde nicht mehr angetastet.“ Auch die schriftlichen Anweisungen für die Soldaten hängen noch in den Abteilen. Der Charme der 1950-er und beginnenden 1960-er Jahre blieb so in einem der Wagen erhalten.

Anschluss an die neue Zeit: Steckdosen für Ladegeräte Vor drei Jahren, als auf der Trasse zwischen Halver und Oberbrügge die ersten Draisinen fuhren, setzte die Schleifkottenbahn auch die Idee um, den Waggon wieder zu nutzen. Seither dient er als nostalgische Übernachtungsmöglichkeit. Die Klimaanlage funktioniert nicht mehr. „Die Kältemittel sind heute nicht mehr erlaubt. Die ist nicht reaktivierbar“, sagt Arnold. In den Abteilen, in denen früher in Etagenbetten bis zu drei Personen untergebracht waren, wurde eine Liege entfernt. Eine Konzession ans Wohlfühl-Gefühl. Wasser zum Zähneputzen kommt aus der Mineralwasserflasche, die im Übernachtungspreis enthalten ist. Das Wasser in den Tanks dient nur zum Händewaschen oder für die WCSpülung. Es entspräche nicht mehr heutigen Hygieneanforderungen. Dafür wurden dezent Steckdosen für Rasierer oder Ladegeräte in die alten Holzspinde eingebaut. Ein Zugeständis an die neue Smartphone-Zeit. Die Abteile lassen sich inzwischen einzeln elektrisch beheizen. „Bis minus 12 Grad funktioniert das ganz gut“, so Arnold. Im Salon, wo heute Sessel stehen, war einst eine gepolsterte Eckbank. Aber die Anrichte mit der Bar, die die


nächtliche Zugfahrt von Frankfurt nach Berlin angenehmer machte, ist noch erhalten geblieben. Und eine USUniformjacke samt Käppi hat Arnold, ehemaliger Berufssoldat, auch noch besorgt. Sie liegt wie ein Museumsstück auf der Pritsche in einem Abteil.

Auf Wunsch: Eine Geschichte zur Geschichte Der Wagen, eine Besonderheit des Kalten Krieges, dient inzwischen als besondere Übernachtungsmöglichkeit. Quasi ein Museum, in dem man schlafen kann. Nicht mehr mit dem Komfort, den die Angehörigen der US-Army genießen konnten, dafür aber möglich für jeden, der EisenbannNostalgie mag. Airbnb bietet auf seiner Internetseite den „histo. D-Zug-Schlafwagen“ als Übernachtungsmöglich-

keit für bis zu 12 Gäste an. „Die Ausstattung ist nahezu original 50er/60er Jahre und bietet deshalb KEINERLEI Komfort. Auch eine Temperierung der Abteilung ist nur eingeschränkt möglich - also etwas für Hardcore-Eisenbahnnostalgiker...“, heißt es auf der Internetseite des weltweit agierenden Vermittlers von Unterkünften. Bevor eines der Abteile bezogen wird, gibt es eine Sicherheits- und Technikeinweisung von Michael Arnold. – Auf Wunsch auch einen Exkurs des Ex-Soldaten zum historischen Bezug. Und wer zum Einschlafen das Rattern des fahrenden Zuges vermisst, kann sich für den passenden Sound ja ein Video aufs Smartphone laden.– Akkuschonend an den Steckdosen im Abteil. www.schleifkotten-draisinenbahn.de

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GESUNDHEITSTIPPS Sinn oder Unsinn: Zuckersteuer Allein die Umstellung der Mehrwertsteuer für zucker- und fettreiche Lebensmittel wäre überfällig Die Zuckersteuer ist in aller Munde: eine neue Steuer - gedacht für Lebensmittel, die Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes mellitus Typ 2 begünstigen. Deutschland diskutiert und die Organisation „Ärzte gegen Fehlernährung“ betont, dass diese Steuer überfällig ist. Arzt und TV-Moderator Eckart von Hirschhausen schrieb in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und äußerte sich auch in der Tagesschau am 2. Mai: „Mich wundert, dass wir in Deutschland einen Eiertanz machen, während es bei anderen Stoffen klar ist. Und Zucker hat Suchtpotential. Das Verbot von Rauchen in Kneipen hat dazu geführt, dass viel weniger Herzinfarkte passieren, dass weniger Leute passiv rauchen. Und was gab es da vorher für ein Geschiss, dass die Welt untergeht und die freie Marktwirtschaft bedroht ist und alle Kneipen zumachen - es ist nichts davon eingetreten.“ Fakt ist sicherlich: Das Thema muss ins Bewusstsein der Menschen. Viele Erwachsene gelten als übergewichtig. Das Robert-Koch-Institut hat ermittelt, dass es bei Kindern jedes sechste Kind ist, das mit zu viel Körperfett lebt und, dass sich die Anzahl der übergewichtigen Kinder seit 1990 verdoppelt hat. Als Ursache des Problems gelten zuckerhaltige Limonaden und Snacks. Zucker besitzt hohes Suchtpotential. Warum mögen Kinder so gerne Süßes? Weil sie an den süßen Geschmack sehr früh gewöhnt werden. Wenn mir in der Ernährungsberatung Eltern sagen, ihr Kind trinke kein Wasser, und ich frage mal nach und erfahre, dass das Kind halt immer süße Sachen zu trinken kriegt - ja, dann findet es natürlich Wasser langweilig. Das heißt, da findet Prägung statt. Partizipation, also Mitsprache der Kleinen, ist wichtig. Bei mir bleibt aber zunehmend ein unbehagliches Bauchgefühl, wenn es um den Bereich von Entscheidungen durch Kinder im Ernährungsbereich geht. Dürfen Kinder entscheiden, wird es meist ungesund und erst einmal an die Entscheidungsmacht und den Geschmack gewöhnt, bleibt es das auch. Die Kleinen sind stur, dickköpfig, hungern lieber, als dass sie zu etwas Gesundem greifen und die Eltern machen sich Sorgen, wenn das Kind nicht trinkt oder isst. Der Kühlschrank wird aufgemacht und heraus kommt der Fruchtjoghurt als Alter-

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Wünschenswert, aber keine Realität: 7 % Mehrwertsteuer für Mineralwasser und 19 % Mehrwertsteuer für Süßwaren, süße Getränke und Knabbereien.

native zur ausgewogenen Mahlzeit. Meist enthält ein Fruchtjoghurt mit 100 g Inhalt fünf Stück Zuckerwürfel. Aber zurück zur Steuer. Wer für den Fernsehabend Eis, Gummibärchen und Kartoffelchips einkauft, zahlt an der Kasse nur sieben Prozent Mehrwertsteuer. Sie zählen laut Steuerrecht ebenso zur Grundversorgung wie Brot, Fleisch und Käse. Weitere Kostproben des Katalogs der Unlogik: Bei Obst und Gemüse hängt der Steuersatz nicht von der Herkunft oder der Nachfrage ab, sondern von der Verarbeitung: Die Trauben aus Chile, die Papaya aus Australien gibt’s wie die hessischen Kirschen oder Bodensee-Äpfel für sieben Prozent, solange sie frisch sind. Frisches Obst und Gemüse sind als Agrarprodukte subventioniert. Ebenso Püriertes, etwa dickflüssige Säfte (Smoothies) und Eingekochtes wie Marmelade. Pressen ist für den Steuersatz fatal: Apfel, Kirsch- und Birnensaft lösen 19 Prozent Mehrwertsteuer aus. FeinschmeckerProdukte wie Entenleber, Froschschenkel, Wachteleier, Krebsfleisch, Riesengarnelen oder Schildkrötenfleisch gibt es mit sieben Prozent, Babynahrung und (das sehr gesunde) Mineralwasser indes mit 19 Prozent. Das Mehrwertsteuer-Recht ist eine äußerst komplexe Materie. Was wie besteuert wird, sollen Paragraf 12 des Umsatzsteuergesetzes sowie zwei Tabellenanhänge mit 54 Kategorien regeln. Ergänzend gibt es wohl ein 140 Seiten starkes Ministeriumsschreiben, das bei der Einordnung, ob sieben oder 19 Prozent Steuer fällig sind, helfen soll. Einfacher und besser wäre eine Einteilung nach den Farben, wie sie in der Ernährungspyramide zu finden sind: grün, gelb, rot - notwendig, wichtig oder Luxuslebensmittel für Körper und Geist und eine Besteuerung auf dieser Grundlage. Andrea Haase Diplom-Oecotrophologin und Ernährungsberaterin/ DGE, Kierspe


KUK-MATINEE MIT MAGIC BRASS Der KuK-Verein lädt für Sonntag, 8. Juli, ab 11 Uhr zur Matinee mit dem Ensemble Magic Brass in die Historische Brennerei Rönsahl ein. Karten kosten im Vorverkauf 15 Euro (ermäßigt 7 Euro), an der Tageskasse 18 Euro (erm. 8 Euro). Im Dezember 1998 trafen sich fünf junge Blechbläser, um ein BlechbläserEnsemble aus der Wiege zu heben. Der eigentliche Anlass war die Christmette in der Pfarrkirche St. Michael in Kirchen/Sieg, wo ehemals „Wunderbrass“ seinen ersten öffentlichen Auftritt und somit seine Feuertaufe hatte. Das Ensemble hat inzwischen einen festen Platz im heimischen Kulturleben und ist auch über die Grenzen hinaus bekannt. So hat sich das Quintett zur Aufgabe gemacht, jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, um die Öffentlichkeit mit guter Musik zu begeistern. Ob private Feiern oder KonzertHöhepunkte: Das Quintett Magicbrass lässt es sich nicht entgehen, die musikalischen Vorzüge eines Quintetts unter Beweis zu stellen. Dabei kommt der Spaß an der Musik natürlich nicht zu kurz. www.kuk-verein.de

LANDSKNECHTE HALVER FEIERN 60-JÄHRIGES BESTEHEN Das Fanfarencorps Landsknechte Halver feiert am Wochenende vom 6. bis zum 8. Juli sein 60-jähriges Bestehen. Am Freitag ab 19 Uhr findet in der Ganztagsschule Halver ein Showabend mit den „Draufgängern“ aus Österreich statt. Karten dazu gibt es zum Vorverkauspreis von 19 Euro (Abendkasse 22 Euro) in allen Filialen der Sparkasse Lüdenscheid in Halver und im Barbershop Kleine-Tebbe & Döken in Halver. Am Samstag ist erstmalig das große Verbandstreffen der südwestdeutschen Fanfarenzüge in Halver. Es werden Einzel- und Gemeinschaftskonzerte stattfinden. Am Sonntag findet ab 8 Uhr der Wettstreit um den 2. Sauerlandpokal und am Mittag der große Festumzug durch Halver statt. Es werden weit über 1000 Musiker an beiden Tagen teilnehmen. Das Fest findet auf dem Gelände der Ganztagsschule Halver in der Mühlenstr. 2 statt. www.fanfarencorps-halver.de

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SINGER UND SONGWRITER STEVE FOLK AUF KLEINKUNSTBÜHNE Der Singer und Songwriter Steve Folk ist am Samstag, 29. September, um 20 Uhr zu Gast auf der Kleinkunstbühne des TuS Meinerzhagen. Der Eintritt ist wie immer kostenlos. Zum Schluss kann jeder Besucher spenden, was ihm die Veranstaltung wert war. Steve Folk ist ein erfolgreicher Singer und Songwriter aus London, der in den letzten Jahren unzählige Wohnzimmerkonzerte gegeben hat. Er liebt es, zu reisen und dabei seine Musik und Geschichten dem Publikum zu präsentieren. Neben der Musik studierte er Kunst und verbindet beide Leidenschaften miteinander. So bringt er seine Aquarelle mit zu Konzerten und gestaltet die Bühne farbenfroh. www.tus-meinerzhagen.de

THEATER-AG FÜHRT KRIMIKOMÖDIE AUF Die Theater-AG des Anne-Frank-Gymnasiums Halver führt am Freitag und Samstag, 29. und 30. Juni, jeweils um 19 Uhr die Krimikomödie „Möderstund’ ist ungesund“ auf. Der Eintritt kostet für Erwachsene 5 und ermäßigt 3 Euro. Zum Inhalt des Stücks: Der Freiherr von Putzstein hat zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der Psychologin Dr. Franziska Kümmersbrück, sein Schloss in ein Sanatorium für Patienten mit multipler Persönlichkeitsstörung umgewandelt. Dies läuft recht ordentlich, große Sprünge sind aber nicht drin, weil die Exfrau des Freiherrn ihnen mit ihren maßlosen Ansprüchen das Geld aus der Tasche zieht. Um noch mehr Geld herauszupressen, hat die Freifrau von Putzstein sogar eine Unternehmensberaterin engagiert und will Personal und Patienten hinauswerfen und das Sanatorium in ein Luxushotel umwandeln. Da es dem Freiherrn nun reicht, greift er zu radikalen Methoden um „das Problem“ zu lösen: Er heuert einen Auftragskiller, Codename „der Gärtner“, an. Aber weil seine Exfrau ebenfalls einen Gärtner engagiert hat – wenn auch aus ganz anderen Gründen –, verlieren nicht nur die Bewohner des Schlosses und die Patienten, sondern auch Kommissarin Klara Fall und ihre Assistentin Mechthild Witzig bald den Überblick. www.afg-halver.de

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„Dann also Kierspe.“ Dieser Balkon war zwar kein Ersatz Anton hatte noch nie von diesem Ort für einen Garten, doch inmitten der gehört. Aber immerhin. Luftkurort, Betonwüste dieser Neubausiedlung stand im Beinamen. Das freute ihn Felderhof mit den Reihen von Sechsfür seine drei Mädchen. Und nicht familienhäusern und Rasenflächen zuletzt für seine Frau, die im Müns- dazwischen, die Kinder nicht betreterland krank geworden war. Kurort, ten durften, immerhin eine kleine, war da ja wohl das Richtige. bunte Oase. Die Wohnung war nicht riesig, vielleicht fünfundsiebzig Quadratme- Einen Sonntag am Mittagstisch, es ter. Das Winzigste an ihr war die Kü- hatte Gulasch mit dunkelbrauner, che, was Anton bemängelte. „Kurze köstlicher Soße und Knödel gegeWege“, relativierte seine Frau Christi- ben, setzte Anton eine schelmische ne den Makel. Das Wohnzimmer war Miene auf. „Nächste Woche bekomgeräumig und bot neben dem Sofa men wir ein Stück Land. Hinter der auch Platz für einen Esstisch mit fünf Königsbergerstraße. Das können wir Stühlen. Das Beste aber war der klei- nach Herzenslust bepflanzen und bene Balkon, der daran hing. Hier wür- stellen.“ Seine vergissmeinnichtblaude Anton Blumenkästen mit Stief- en Augen funkelten vergnügt. mütterchen, Primeln, Geranien und „Bestellen? Wie Mama im Bader KaHeidekraut bestücken; je nach Jah- talog?“, fragte Nina. Und alle lachten. reszeit. Und Platz für eine Schale, wo „Nein Süße, der Bauer bestellt sein Petersilie und Schnittlauch gedeihen Feld bedeutet, er macht es bereit konnten, würde sich auch noch fin- zum Aussähen“, sagte Anton laden. chend und struwwelte den Kopf sei-

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ner mittleren Tochter. Lena, mit ihren zehn Jahren die Älteste, riss die Arme hoch. „Juchu, da mach ich mit, Paps, und helfe dir. Das bedeutet doch dann sicher, dass ich nicht mehr Abtrocknen muss.“ Lena hasste Hausarbeit inbrünstig. Und dann standen sie alle vor ihrem neuen Garten. Das Baby Anna im Kinderwagen musste auch mit zur Erstbeschauung. „Wo ist denn hier ein Garten? Sind denn nicht Blumen in einem Garten?“ Nina schaute verwundert auf das Stück Kuhweide, auf das Anton voller Freude gezeigt hatte. „Wir müssen das Stückchen Weide erst einmal in einen Garten verwandeln?“, sagte Anton, „aber als Pferdekoppel taugt es jetzt schon.“ Er schnappte sich die Fünfjährige und hob sie sich auf die Schultern. Unter freudigem Gejohle des Kindes trabte er mit ihr die Grenzen des neuen Gartenreiches ab.

Lena gab den Spaten schweren Herzens aus der Hand. Sie liebte diesen satten Ton, wenn die Erde unter dem Spaten nachgab und dieses volle Schmatzen, wenn sich der dicke Erdklumpen aus seinem Bett löste. Antons Bizeps waren schweißnass und die vollen Waden pumpten bei jedem neuen Stich. Als der gesamte Boden aufgelockert war, baute Anton erst einmal eine Bank aus Holz, damit Mutter Christine mit Nina und dem Baby zum Picknick kommen konnten. Stets brachte sie eine ganze Kinderwagenladung voller Leckereien mit. Limonade und Kaffee, Kekse und Obst. Damit es Nina nicht langweilig wurde, schmiedete Anton als zweite Maßnahme ein Schaukelgestell, welches einbetoniert und mit einer Rasenfläche umgeben wurde. Und während nun die Mutter mit Anna im Arm auf der Bank saß, Nina samt Schaukel hoch in die Lüfte schwang, begannen Anton und Lena mit der Aussaat.

Das Grundstück war gut dreißig Meter lang und 20 Meter breit. Lena war zunächst enttäuscht, dass sie nicht „Schau dir dieses winzige Samensofort etwas pflanzen konnte, son- korn an, Lena. Aus diesem kleinen dern erst einmal die dicken Steine Kerl wird einmal eine dicke, köstliche aus der Erde klauben musste. Sie Karotte. Und weißt du was das Alwollte natürlich auch einen Spaten, lerverrückteste ist? Selbst der größte wie Anton, der das gesamte Areal Baum hat einmal ganz winzig klein umgraben musste. angefangen und jeder Elefant und jeAls sie nicht aufhörte zu Murren, der Bär und sogar wir beide.“ Und drückte der Vater ihr den Spatenstiel dabei schaute Anton anerkennend in in die Hand. den Himmel. „Das ist immer wieder „Hier, bitte schön.“ das Wunder. Und warum vertut sich Nicht nur, dass sie das Gartenge- so ein Samenkorn nicht einmal und rät keine fünf Zentimeter weit in aus dem, einer Möhre, wird plötzden Boden stoßen konnte, so konn- lich eine Palme? Woher weiß so ein te auch ein Fußtritt auf die Spaten- kleines Etwas so genau, was es zu blattkante überhaupt nichts aus- tun hat?“ Dann schimmerten schon richten. Dabei hatte das bei Anton mal Tränen in seinen Augen vor lauso leicht ausgesehen. So leicht und ter Ehrfurcht. Das alles war für ihn kraftvoll zugleich. Anton lachte und Gott. Losgelöst von jeglicher Religion. schüttelte den Kopf. „Soll ich viel- Lena lernte, das man den leichten leicht doch besser weitermachen?“ Möhrensamen mit Sand mischen

sollte, damit man ihn besser aussäen konnte und wie weit man die Zuchterbsen voneinander setzte, damit die Pflanzen nah, aber nicht zu nah nebeneinander standen. Sie steckten Weidenzweige, wie einen kleinen Zaun dazwischen, sodass die Erbsenpflanzen ranken konnten. Und die Blüten sahen hübsch aus, ähnlich wie die Wicken, die an dem leichten Weidezaun den Anton rings um ihren Garten aufgestellt hatte, empor rankten. Natürlich kamen viele Erbsen gar nicht erst zur Reife, weil die süßen Schoten den Naschkatzen Lena und Nina zum Opfer fielen. Anton versuchte sich an Buschbohnen und Stangenbohnen, Radieschen, Kartoffeln, und dem Besten für die Kinder, Erdbeeren. Natürlich gehörte vorher eine große Fuhre Mist, vom Bauern nebenan, in den Boden. Die Beete wurden jeweils durch einen schmalen Pfad begrenzt. Den Anton mit den klobigen Rabattentramplern planiert hatte. Rabattentrampler. Lena liebte dieses Wort. Und sie zog die übergroßen Holzschuhe selber gerne über. Die Familie verbrachte alle schönen Tage in ihrem Gärtchen. Es gab immer etwas zu säen, zu ernten, Unkraut zu zupfen oder nur anzuschauen. Anton hatte unzählige Sorten Dahlien gesetzt. Im Herbst übertrafen sie sich in Farben und Formen. Gladiolen allerdings begeisterten ihn weniger. Sie sahen wundervoll aus, doch sie standen leider selten ohne Stütze. Auf den großen Komposthaufen probierte er sich an Kürbispflanzen. Im Herbst lachten die orange farbigen Riesen ihnen von Weitem entgegen. So klein dieses Gärtlein auch war, verkörperte es doch für die Familie die verschiedensten Phänomene. Es war Naturschule, Freizeitparadies, Bioladen und ein Stück Freiheit.


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FUSSBALL-WELT AUF KLEBEBILDCHEN Erinnern Sie sich noch? An die bunten FußballBildchen. Als Panini noch Bergmann hieß und man für einen Groschen, was damals zehn Pfennig waren, heute fünf Cent sind, Wundertüten kaufte. Darin unsere Objekte der Begierde. Fußballmannschaften in Postkartengröße, Spielerporträts im handlichen Format. Genau! Die Bundesliga war in den bewegten 1960er Jahren gerade an den Start gegangen. Das sorgte für einen regelrechten Run auf solche Fan-Devotionalien. Heinz Bergmann aus Unna hatte den richtigen Riecher, als er das Programm seines kleinen Verlagsunternehmens radikal umstellte. Seine Bilderbücher, wie „Der Baron von Kolon“, fanden kaum noch Absatz. Aber der Vertrieb von Fußball-Bildern brachte durchschlagenden Erfolg. Ich erinnere, wie auch in mir die Sammelleidenschaft entfacht wurde. Was zuvor nichts kostete, wenn man nur brav seinen Haferflocken-Brei aß und über den Kauf der Tüten mit Kölln-Flocken als Dreingabe Abbildungen mit Motiven aus aller Welt bekam, ging nun ganz schön ans Geld. Taschengeld? Gab’s noch nicht. Aber kleine Belohnungen, für eine gute Schulnote, für Hilfsdienste im Haushalt, Kohlen aus dem Keller holen und andere Dinge. Jeden Groschen, den ich so verdiente, trug ich gleich in den kleinen Kolonialladen direkt gegenüber meiner Schule. Drei Bilder in jeder Tüte, und noch gab es so viele, die man haben musste, unbedingt. Schon bald häuften sich Doppelte und echte Ladenhüter an. Peter Kaack, ja so hieß er wirklich, war ein Spieler von Eintracht Braunschweig. Dessen Konterfeit wurde für mich so etwas wie der personifizierte Albtraum. Ich wollte natürlich so schnell wie möglich alle Bilder von meinem Lieblingsverein FC Schalke 04 haben, dessen letzter Meistertitel da gerade fünf Jahre zurücklag. Also tauschen. Doch auch für dreimal Kaack gab’s allenfalls ein Angebot für einen Kicker aus Saarbrücken oder Bremen. Das Sammelalbum, für das man damals auch ein paar Mark hinlegen musste, habe ich nie komplettieren können. Und so erlosch irgendwann auch meine Sammelwut. Ich legte das Geld lieber für die aktuelle

Single der Beatles an. Und dann bekam ich vor wenigen Wochen als Gratis-Zugabe zu meinem Fußball-Fachblatt ein in edlem Design daherkommendes Sticker Album. Dazu auch gleich die ersten sechs Bilder. Sollte ich es noch einmal wagen? Wo ich doch jetzt nicht mehr um jeden Groschen betteln muss! Das 80-seitige Album beinhaltet sage und schreibe 682 Sticker, davon sind 50 mit Glitzereffekten versehen, beispielsweise die 32 Verbandswappen oder Fifa-WMPokal. Ein Tütchen mit jeweils fünf Aufklebern kostet 90 Cent, gegenüber der letzten WM satte 30 Cent mehr. Im allergünstigsten Fall würde ich Tütchen für rund 130 Euro kaufen müssen, um alle vorgesehenen Felder im Album füllen zu können, habe ich errechnet. Und weil die Panini Bilder schon Monate vor der Nominierung der WM-Kader hergestellt werden, rutschen auch Fußballer in die Liste, die überhaupt nicht mitspielen beim Turnier in Russland. Mario Götze und Emre Can bei den Deutschen, beispielsweise. „Sammler sind verrückt“, sagt Stefan Jordan von der Historischen Kommission bei der Akademie der Wissenschaften in München, der solche Phänomene wissenschaftlich ergründet hat. Und da muss ich ihm Recht geben, wie auch diese Nachricht verdeutlicht: Seit sich Peru nach 36 Jahren wieder für die Fußball-WM hat qualifizieren konnte, gibt es in dem armen südamerikanischen Land nur ein Thema: Klebebildchen. Panini, jener omnipräsente Hersteller aus Italien, verkaufte allein in den ersten zehn Tagen 140 Tonnen der Sammelkarten. Ich mag mich nicht mehr einreihen in die globale Meute der Bilderstürmer. Ich warte die WM ab, freue mich über die Titelverteidigung Deutschlands (hoffentlich!) und kaufe mir bald danach wieder ein Sportbuch – mit allen Daten, Fakten und natürlich den kompletten und authentischen Bildern meiner Helden. Genau! Wird auf jeden Fall billiger! Horst vom Hofe


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