Komplett DAS Sauerlandmagazin zwischen Verse und Sorpe Sommer 2018

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Ein starkes Stück Sauerland

zwischen Verse und Sorpe

Schwärmen für Alpakas

Plettenberg

Zucht in Langenholthausen

Kein P-Weg ohne Kalkis

Werdohl

Balve

DAS SAUERLANDMAGAZIN

DAS SAUERLANDMAGAZIN SOMMER 2018

Rosins Restaurant

Unverzichtbare Helfer im Hintergrund

Starkoch coacht Sillis Landhaus ISSN 2363-6777

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Heiko Höfner

Martin Droste

Pia Kablau Martin Büdenbender

Rüdiger Kahlke

Wolfgang Teipel

Iris Kannenberg

Ina Hoffmann

Cristin Schmelcher

Detlef Schlüchtermann

... auf (Lese-) Entzug sind Sie, liebe Leserin, lieber Leser, denn die Zeit zwischen der Frühlingsausgabe und der nun vor Ihnen liegenden Sommerausgabe war ungewohnt lang. Dies ist unserer neuen Erscheinungsweise geschuldet. Komplett gratis und viermal im Jahr erhalten Sie nun unser KOMPLETT-Magazin. Weil die erste Ausgabe im Januar erschienen war, die zweite im Mai, mussten wir die Pause bis zur Sommerausgabe etwas verlängern. Mit der vierten Ausgabe im Dezember werden wir das Jahr komplett machen und ihnen dann die Frühlingausgabe 2019 vorlegen. Sie, liebe Leserin, lieber Leser können sich von jetzt an also auf einen Drei-Monats-Rhythmus einstellen. Die Autorinnen und Autoren des KOMPLETT-Magazins begleiten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, mit Reportagen, Interviews und Berichten durch den Spätsommer und lassen Sie schon mal auf den Herbst blicken. Anfang September ist der P-Weg-Marathon in Plettenberg seit Jahren DAS Sportereignis in der KOMPLETT-Region. Insgesamt rund 2000 Wanderer, Walker, Läufer und Biker bewältigen die Strecken rund um die Vier-TälerStadt. Ina Hoffmann hat sie an sich vorbeiziehen lassen und erzählt die Geschichte der Helfer hinter ihnen. Reiter/innen auf Besenpferden und Motorradfahrer leisten einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit der Sportlerinnen und Sportler. In diesem Jahr erleben die Zuschauer und Sportler beim P-Weg außerdem eine Weltpremiere: Die Plettenberger Band Servants’ Quarters hat dem Event ein Lied gewidmet - „1000 Herzen“. Wer im und für das Sauerland Zukunftspläne schmiedet, kommt nicht am Schlagwort „demografischer Wandel“ vorbei. Viele Köpfe arbeiten an Strategien, mit denen die Region für junge Leute attraktiv gemacht werden soll und ihre Vorzüge ins rechte Licht gerückt werden sollen. Leute wie der Plettenberger Stadtplaner Matthias Schröder oder der Poetry Slammer Marian Heuser, die in Gesprächen mit Iris Kannenberg ihre Zukunftsvisionen darlegen, oder die jungen Männer Tim Sadowski, Michael Ikudzwe und Henrik Schmoll Klute die sich im Projekt „Utopia“ für Südwestfalen einbringen. Rüdiger Kahlke spricht mit ihnen und nimmt Utopia unter die Lupe.

Bernhard Schlütter

VORWORT

Komplett. . .

Auch viele Vereine beschreiten neue Wege, um mit ihren Angeboten für möglichst viele Leute attraktiv zu bleiben. Als Beispiele stellen Bernhard Schlütter und Wolfgang Teipel den 150 Jahre alten Plettenberger Turnverein und Martin Büdenbender den Männerchor Balve vor. Was heißt schon alt?, fragen die Plettenberger Seniorenvertretung und das KOMPLETT-Team. Ina Hoffmann und Martin Büdenbender porträtieren Frauen und Männer, die alles andere als alt aussehen und wirken. Eine Auswahl sehen Sie, liebe Leserin, lieber Leser in dieser Ausgabe. Die kompletten Porträts zeigen wir in einer Ausstellung beim Generationen- und Familientag in Plettenberg am 6. Oktober. Liebe Leserin, lieber Leser, wir wünschen Ihnen viel Lesevergnügen, noch einen schönen Spätsommer, einen goldenen Herbst – und vor allem: Bleiben Sie komplett!

Heiko Höfner, Bernhard Schlütter, und das komplette Team vom KOMPLETT-Magazin 3


Titelseite Foto: Martin Büdenbender

Zukunft gestalten - Kita Köbbinghausen

Alles drin Zukunft gestalten Kindergartenplätze da, wo Eltern arbeiten....................22 Lenneschiene 2.0 und die Liebe zur Kunst....................29 Insektensterben - droht uns der Öko-GAU?...................34 Werdohl soll Zeppelin-Stadt werden..............................48

Echte Sauerländer - Udo Hiekel

Utopia - Zukunft fürs Sauerland................................. 50 Neue Zukunft für Haus Nordhelle.............................. 76 Diakonisches Zentrum für Werdohl........................... 77

Echte Sauerländer Bärenstein 2 - ein Haus mit Vergangenheit............. 38 Simone Rein - Landschaftsfotografien wie gemalt.......52 Reinhard Müller hat eine Diva im Garten................. 58 Udo Hiekel - Leidenschaft für Spielautomaten......... 60 Was heißt hier alt?..................................................... 70 Komplett lecker - Pilze

Komplett lecker und gemütlich Kolumne: Lebensmittel bewusst einkaufen ������������� 45 Sillis Landhaus wird Rosins Restaurant �������������������� 46 Wenn über Nacht die Pilze sprießen ������������������������ 74

Kultur komplett Lied für P-Weg: 1000 Herzen..................................... 12 Afrikanische Farben in Fretter.................................... 62 Poesie eröffnet Perspektiven ������������������������������������ 68 Komplett erleben - Schallplatten


Komplett aktiv - Plettenberger TV

Komplett erleben Serie: Mein Lieblingsplatz............................................ 6 Eiszeit im Sauerland................................................... 17 Abenteuer mit Alpakas.............................................. 26 Veranstaltungstipps: Nichts wie hin! ������������������42/43 Die Renaissance der Schallplatte............................... 64 Kürbismarkt und Apfelfest......................................... 67 Traditions-Fohlen im Rieseistadion............................ 72

Komplett beraten - Immobilien-Spezialisten

Musikunterricht ganz lässig....................................... 78

Komplett aktiv P-Weg-Helfer im Hintergrund...................................... 8 Landmaschinenverein mit viel Einsatz für Affeln..... 14 PTV - Weichen auf Zukunft gestellt........................... 18 LIONA - Sieben Powerfrauen gegen Gewalt............. 20 Selbstvertrauen durchs Boxen................................... 25 Chöre im Aufwärtstrend: Männerchor Balve............ 32

Komplett beraten

Komplett aktiv - Schulsport Boxen

Rundum-Versorgung für das Auge............................ 13 Spezialisten für Immobilien und Versicherungen..... 57

Komplett in eigener Sache Hier gibt‘s Komplett................................................... 44 Hubbi-Krimi ���������������������������������������������������������������� 79 Impressum ����������������������������������������������������������������� 82 Hankes Döneken �������������������������������������������������������� 82 Kultur komplett - Poetry Slam


MEIN LIEBLINGSPLATZ

Text Ina Hoffmann Fotos Martin Büdenbender

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Ina Hoffmanns Lieblingsplatz in Plettenberg ist die Birkenbank oberhalb der Hechmecke. Die Komplett-Autorin beschreibt: „Von dort aus hat man einen großartigen Blick über die Wiesen und Felder bis runter in die Stadt, hinüber zur Sundhelle und zum Krankenhaus. Unter den tief herabhängenden Ästen der namensgebenden Birke kann man im Sommer wunderbar im Schatten sitzen und die Aussicht genießen. Im Herbst eignen sich die umliegenden Wiesen prima, um Drachen steigen zu lassen, weil man so hoch oben ist, dass dort eigentlich immer Wind weht und auch im Winter lohnt sich ein Ausflug zu Birkenbank, wenn man weit über das (hoffentlich) verschneite Tal blicken kann. An Silvester kann man von dort das Feuerwerk genießen. Die Birkenbank ist also das komplette Jahr über ein lohnenswertes Ziel für Plettenberger.“


WANDERN IM MÄRKISCHEN SAUERLAND

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Heimat vor der Tür entdecken: 15 Städte und Gemeinden präsentieren jeweils zwei ihrer Lieblingswanderrouten im neuen, kostenlosen Wanderführer des Märkischen Kreises. Das handliche Buch in Spiralbindung enthält insgesamt 30 Wanderrouten mit ausführlichen Beschreibungen, Fotos und Kartenmaterial. Viele von ihnen sind familientauglich und bieten zusätzliche Attraktionen für

Kinder; andere sprechen eher gestandene Wanderer an. Dazu bietet das Heft Wissenswertes zu den Städten und Gemeinden des Kreises, zur Geografie und Geschichte. Es ist kostenlos bei den Städten und Gemeinden sowie in den Bürgerbüros des Märkischen Kreises und im Fachdienst Kultur und Tourismus des Märkischen Kreises in Altena, Bis-

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KALKIS UND BESENPFERDE SIND HELFER IM HINTERGRUND Motorradfahrer und Reiter sorgen für Sicherheit beim P-Weg-Marathon Am zweiten September-Wochenende steht Plettenberg wieder Kopf: Drei Tage lang geben gut 2000 Wanderer, Walker, Läufer und Mountainbiker beim P-Weg alles. Während die Sportler um die Platzierungen kämpfen, kümmern sich rund 1200 ehrenamtliche Helfer entlang der Strecken darum, dass alles glatt läuft. Dazu zählen auch die Motorradfahrer von den „Kalkis“ und die Besenpferde, die das sprichwörtliche Schlusslicht bilden: Sie behalten während des gesamten Laufs den jeweils letzten Läufer bzw. Biker im Auge, um im Notfall Hilfe zu leisten und die Streckenposten aufzulösen, an denen sie vorbeikommen. Seit 2004 findet in der Vier-Täler-Stadt alljährlich der P-Weg-Marathon statt. Schon damals, als der inzwischen bundesweit bekannt gewordene Marathon noch in den Kinderschuhen steckte, war Dietmar Frank mit von der Partie. „Michael Schröder, einer der Initiatoren des P-Wegs, sprach mich damals an, weil er noch Helfer brauchte. Jemand sollte das Schlusslicht hinter den Teilnehmern bilden, um sicherzugehen, dass niemand im Wald zurückbleibt. Das habe ich gerne übernommen“, erinnert sich Dietmar Frank. Damit er den Bikern dabei auf den Fersen bleiben konnte, ging der leidenschaftliche Motorradfahrer damals mit seiner Bundeswehr-Herkules an den Start. Dafür erhielt er einen Extra-Ausweis vom Bürgermeister, um überhaupt mit dem Motorrad durch den Wald fahren zu dürfen, was normalerweise verboten ist.

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Von Ina Hoffmann

Mit seiner geländegängigen Maschine konnte er die Strecke bei jedem Wetter bewältigen und den Bikern folgen. „Da kommen an einem Wochenende schon 700 Kilometer zusammen. Auch als Motorradfahrer spüre ich da ganz schön meine Knochen. Die Waldwege über so lange Strecken zu fahren, ist wirklich anstrengend“, berichtet Dietmar Frank. Da der P-Weg im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut wurde und immer mehr Strecken angeboten wurden, war es für Dietmar Frank irgendwann nicht mehr machbar, auf alle Teilnehmer alleine aufzupassen - zumal sich die Strecken mit der Einführung des Ultra-Marathons teilten und so auf mehreren Wegen gleichzeitig Läufer oder Mountainbiker unterwegs sind. Deshalb sind inzwischen in jedem Jahr vier Motorradfahrer unterwegs. „Immer zwei Helfer fahren zusammen, damit sichergestellt ist, dass sich die Motorradfahrer untereinander helfen können, sollte es nötig sein“, erklärt Dietmar Frank. Er selbst hat im vergangenen Jahr die Koordination der Motorradfahrer übernommen. Wenn etwas transportiert oder Schilder neu aufgestellt werden müssen, kann er per Handy die Fahrer an die Einsatzorte schicken. Andreas Appelbaum, Jan Jarnuczak, Volker Crummenerl und Bernd Milkereit sind an diesem Wochenende jedes Jahr etliche Stunden auf ihren Maschinen unterwegs. Wie die anderen Helfer sind sie ebenfalls ehrenamtlich im Einsatz und nehmen sich oft extra Urlaub für den Marathon in der Vier-Täler-Stadt. „Die vier sind erfahrene Leute, die genau wissen, wie sie mit ihren Maschinen umgehen


müssen“, weiß Dietmar Frank. Die Aufgabe der Motorradfahrer besteht nicht nur darin, dem Feld zu folgen, sondern umfasst noch viele weitere Gebiete: Schon ab Donnerstag vor dem P-Weg helfen die Fahrer dabei, die Schilder im Wald zu verteilen, damit alle Teilnehmer auf dem richtigen Weg bleiben. „Früher fuhren wir mit einem Unimog in den Wald, um mit einer speziellen Anbaumaschine Kalk in Form von Pfeilen zur Orientierung auf den Boden zu streuen“, erzählt Dietmar Frank. So entstand der Name der Truppe: „die Kalkis“. Nach einem nächtlichen Schauer war die Kalk-Spur allerdings verschwunden und musste vor dem Start komplett neu gezogen werden. Dafür war die Truppe schon um 3 Uhr in der Nacht wieder auf den Beinen. Obwohl man sich damals entschied, von nun an Schilder zu ver-

teilen, die dem Regen trotzdem würden, blieb der Name bestehen. Noch heute sind Dietmar Frank, Jörg „Bronco“ Großmann, Dirk Finder, Theo Baranjuk, Norbert Jarnuczak, Jens Martin, Martin Urban mit einigen weiteren Helfern neben den vier Motorradfahrern als „Kalkis“ dafür zuständig die Hinweisschilder zu verteilen, gemeinsam mit der Polizei und dem Bauhof Straßensperren aufzustellen, sie wieder abzubauen und an Straßenübergängen für Sicherheit zu sorgen. Schon bevor am Samstag um 7 Uhr die ersten Teilnehmer an den Start gehen, wird die Strecke komplett abgefahren, um zu kontrollieren, dass noch alle Hinweisschilder da stehen, wo sie hingehören, oder dass keine Bäume auf die Strecke gefallen sind. Nach dem gemeinsamen Frühstück mit den Sportlern im Jugendzentrum in

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der Alten Feuerwache geht es für die vier Motorradfahrer wieder auf die Strecke. Obwohl am Samstag die Läufer an den Start gehen und diese inzwischen nicht mehr von den „Kalkis“ verfolgt werden, zieht es die Fahrer zurück an die Strecke: In der Steinkuhle an einer Waldschonung auf der 21-Kilometer-Strecke bei Landemert bauen die Motorradfahrer eine Musikanlage auf und feuern die vorbeikommenden Läufer an. In den ersten Jahren fuhr Dietmar Frank mit seinem Motorrad auch hinter den Läufern und Wanderern her, die er natürlich mit dem 30 PS starken Gefährt auch nach Pausen schnell wieder eingeholt hatte. „Damals haben sich manche Läufer beschwert, dass wir ihnen mit dem Motorrad hinterher fuhren. Das ist natürlich laut“, erinnert sich Dietmar Frank. Also entschied man sich von 30 PS auf ein PS umzusteigen und sogenannte Besenpferde einzusetzen. Seit 2014 reiten deshalb neben vier bis sechs weiteren Reitern die Mädels von der Freizeitreitschule Ponyhof Klinger als Besenpferde samstags beim P-Weg mit – allen voran Reitlehrerin Sabine Klinger und ihre Töchter Sophia und Jasmin. „Der P-Weg ist auch für uns etwas Besonderes. Wenn wir morgens am Grüner Schützenheim auf der Wieckmerth auf die ersten Läufer warten, können wir hören, wie die Zuschauer in der Stadt beim Start jubeln. Das ist schon toll, bei diesem Event mitwirken zu können“, so Reitlehrerin Sabine Klinger. Sie selbst reitet jedes Jahr beim P-Weg mit. Immer zwei bis vier Reiterinnen sind mit ihren Pferden jeweils zwei Stunden auf der Strecke unterwegs. Weil die gesamte Strecke zu lang für die Pferde wäre, lösen sie sich untereinander ab, sodass insgesamt fünf Gruppen beim P-Weg unterwegs sind. Dazu gehört gute Organisation, damit die Besenreiter immer den letzten Läufer im Blick haben. Neben den Reiterinnen sind weitere Helfer nötig, die die Pferde mit dem Anhänger zu den Treffpunkten fahren und wieder nach Hause bringen. Wer glaubt, dass die Besenpferde einen einfachen Job haben und gemütlich dem Feld hinterher zockeln, irrt

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sich: „Das Tempo ist jedes Jahr ganz unterschiedlich. Mal ist ein Streckenabschnitt gemütlich, aber dann muss man auch ein gutes Stück hinter den Läufern hergaloppieren. Vor allem der letzte Abschnitt ist richtig schnell. Da ziehen die Sportler nochmal das Tempo an, weil es auf das Ziel zugeht“, weiß Sabine Klinger aus Erfahrung. Die Besenreiter sind nicht nur dazu da, die Streckenposten aufzulösen, an denen sie vorbeikommen, sondern auch, um sich um verletzte Sportler zu kümmern. Bis Hilfe vom Orga-Team eingetroffen ist, bleiben sie bei dem Teilnehmer. „Im vergangenen Jahr kam ein älterer Herr als letzter Läufer zum Grüner Schützenheim hoch. Weil er schon da nicht mehr gut laufen konnte, haben wir uns um ihn gekümmert und Hilfe aus der Stadt kommen lassen, damit er wieder gesund ankommt“, erinnert sich Sophia Klinger zurück. Seit es beim P-Weg feste Zeitvorgaben für die Läufer gibt, sind die Reiter vom Orga-Team autorisiert, Läufer aus dem Rennen zu nehmen, sollten diese die Zeitvorgaben nicht einhalten können. „Da gab es anfangs Unbelehrbare, bei denen wir schon länger absehen konnten, dass sie nicht mehr in der vorgegebenen Zeit im Ziel ankommen würden, weil sie mit ihrer Kraft am Ende waren und immer wieder längere Pausen machten. Trotzdem wollten sie nicht aufgeben. Solche Läufer können wir inzwischen aus dem Rennen nehmen“, erklärt Sabine Klinger. Aber es geht auch anders: manche Läufer haben sich im Nachhinein sogar bedankt, dass die Pferde hinter ihnen her ritten und sie so einen Druck spürten, noch einmal die letzten Reserven zu mobilisieren. „Bei manchen denkt man, sie kämen nicht mehr ins Ziel, aber plötzlich geben sie alles und sprinten davon“, berichtet Sophia Klinger. Die Streckenabschnitte, die für die Pferde zu gefährlich zu reiten wären, werden von zwei E-Bikern befahren und kontrolliert. Boris Quast und Georg Wache sind seit drei Jahren deshalb während des P-Wegs unterwegs und befahren mit ihren Rädern sogar die Single-Trails. Auch am Sonntag, dem letzten Marathon-Tag, sind die vier Motorradfahrer von den „Kalkis“ schon frühmorgens wieder auf der Strecke, um die Beschilderung zu kontrollieren. Wenn um 12.30 Uhr in der Sechtenbecke die 90 Kilometer-Strecke gesperrt wird, sodass eventuell noch nachfolgende Fahrer nur noch die kürzere Strecke befahren können, sind die Motorradfahrer wieder zur Stel-


le. „Dann wird noch bis 13 Uhr gewartet, ob noch ein Biker auftaucht, bevor dann zwei Fahrer die kurze Strecke abfahren und zwei die lange Strecke“, so Dietmar Frank. Auch wenn die Mountainbiker dann oft über 30 Minuten Vorsprung haben, dauert es nicht lange, bis die Letzten eingeholt werden. „Wir geben den Letzten im Feld meist 10 Minuten Vorsprung, bei einer Steigung auf der Strecke auch mal mehr. Sie sollen sich ja nicht bedrängt fühlen, wenn wir hinter ihnen her fahren“. Dabei fahren die „Kalkis“ mit ihren Maschinen auch die Single-Trails hinunter, die so eng und steil sind, dass einige Mountainbiker lieber absteigen, um keinen Unfall bei der Abfahrt zu riskieren. „Da muss man seine Maschine schon gut kennen. Aber unsere Fahrer haben alle viel Erfahrung“, erklärt Dietmar Frank. In 14 Jahren P-Weg haben die „Kalkis“ schon einiges erlebt. So kam Dietmar Frank bei einer seiner Kontrollen vor dem Start der Teilnehmer mitten im Wald im EbbeGebirge ein Auto entgegen. Zwei Jäger hatten für das Wochenende eine Lizenz bekommen, um ausgerechnet dort jagen gehen zu dürfen, wo die Biker langfahren würden. „Die wussten gar nichts vom P-Weg. Da habe ich ihnen erzählt, wie das abläuft und das dort in Kürze hunderte von Mountainbikern vorbeikommen werden. Da meinten sie, das wäre für sie uninteressant. So viel Munition hätten sie gar nicht dabei“, erinnert sich Dietmar Frank schmunzelnd. Brenzlig wurde es auch, als ein Waldbauer zu Beginn des Laufs einen Baum fällte, sodass dieser quer über die Strecke fiel. „Da gab es natürlich große Aufregung. Damals wurde sogar Anzeige erstattet“, erinnert er sich zurück. Weniger gefährlich für die Teilnehmer waren die drei Studentinnen des geologischen Instituts der Universität Kiel, die er bei einer Kontrollrunde im Ebbe traf. „Auch die wussten nichts vom P-Weg. Weil sie geologische Untersuchungen machen wollten, durften sie dann abseits der Marathonstrecke arbeiten. Ich habe ihnen noch Verpflegungsscheine gegeben, die sie dann später auch an einem der Versorgungsstände eingelöst haben, wo sie sich das Rennen aus der Nähe ansehen konnten.“ Wenn die Motorradfahrer mit ihren Maschinen auf der Bühne stehen, ist das das offizielle Ende des Laufs. Für die „Kalkis“ ist damit aber noch lange nicht Schluss: nach Abschluss des PWegs geht es kurz darauf wieder auf die Strecke, um die Schilder zu entfernen und Müll zu entsorgen, der eventuell liegen geblieben ist, damit der P-Weg ab 20 Uhr am Sonntagabend wieder ein Waldweg ist – bis im kommenden Jahr wieder 2000 Teilnehmer durch die Plettenberger Wälder laufen und fahren.

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1000 HERZEN SCHLAGEN FÜR P-WEG-MARATHON

von Bernhard Schlütter

Die Band Servants’ Quarters präsentiert selbst geschriebene Rockhymne Der P-Weg-Marathon ist die Top-Veranstaltung in Plettenberg. „Das ist einen eigenen Song wert“, dachten sich die Musikerinnen und Musiker der heimischen Band Servants’ Quarters. Gitarrist „Don“ Tomas Tejero und Sänger Axel Baumung machten sich an die Arbeit und herausgekommen ist das Lied mit dem Titel „1000 Herzen“. Am P-Weg-Marathon-Wochenende vom 7. bis zum 9. September gibt es die Welturaufführung. Ich durfte schon einmal reinhören. Mein erster Eindruck: eine eingängige Melodie, flotte Rockhymne mit Ohrwurmcharakter, im Refrain an den Klassiker „Jump“ von Van Halen erinnernd.

„1000 Herzen“ ist der zweite Streich von Servants’ Quarters. Im Jahr 2016 wurde „Plettenberg - der Song“ veröffentlicht. Tom Tejero (Musik) und Axel Baumung (Text) sind die kreativen Köpfe der Band. Zum PlettenbergSong wurde ein professionelles Video produziert, das auf der Internetplattform Youtube eine fünfstellige Aufrufzahl erreicht hat. Und wer im Plettenberger Rathaus anruft, darf ins Plettenberg-Lied reinhören, denn es läuft in der Warteschleife der Telefonzentrale. „Die Idee, ein Lied zum P-Weg zu machen, hatten wir im vergangenen Jahr“, berichtet Holger Rahn, Gitarrist und Gründungsmitglied von Servants’ Quarters. Und während die Kreativabteilung noch am Song feilte, wurden am PWeg-Wochenende 2017 schon mal die Aufnahmen für den dazugehörigen Videoclip in den Kasten gebracht. Dafür holten sich die Servants mit Tobias Wieneke einen Profi ins Quartier, der auch schon beim Video zum Plettenberg-Song Regie geführt hatte. Dann ging’s ins Studio bzw. den Proberaum, den sich Servants’ Quarters studiomäßig eingerichtet haben.

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Ihr erster Proberaum, ein ehemaliges Gesindehaus, gab der Band übrigens ihren Namen. Der englische Ausdruck Servants’ Quarters bezeichnet die Räume für Bedienstete.

Konzerte für guten Zweck Holger Rahn und Henning Schulte legten 2005 den Grundstein für Servants’ Quarters. Damals heiratete Holger seine Nicole. Auf der Hochzeitsfeier wurden Karten verkauft, die für ein Konzert in einer Kneipe gültig waren. „Bis dahin wusste Holger aber nur, wie eine Gitarre gehalten wurde und konnte einige Riffs bekannter Rockklassiker. Sein Keyboarder war auch nicht besser“, erinnert sich eben jener Keyboarder Henning. Es dauerte bis zum 7. Juli 2012, bis Servants’ Quarters Konzertpremiere feierte. Seitdem ist es eine schöne Tradition geworden, dass die Band einmal jährlich ein Konzert veranstaltet. Das machen die Servants, weil sie einfach Bock drauf haben, Musik zu machen. Die Besucher werden um Spenden gebeten, die jeweils einem guten Zweck hier vor Ort zugute kommen. Das nächste Konzert ist in Planung. Es soll im März 2019 in der Landemerter Dorfhalle über die Bühne gehen. Neben dem Plettenberg-Song und vielen Coverstücken wird dann natürlich auch die P-Weg-Hymne „1000 Herzen“ live zu hören sein.

Die Band Die komplette Besetzung von Servants’ Quarters: Sabrina Blaut (Gesang), Andrea Trapp (Gesang), Axel Baumung (Gesang), Frank Thun (Schlagzeug), Falk Trapp (Bass), Tomàs Tejero (Gitarre), Holger Rahn (Gitarre), Henning Schulte (Keyboard), Carsten Hardt (Gitarre und Gesang), Marvin Trapp (Technik und Mischpult).


Advertorial

RUNDUM-VERSORGUNG FÜR DAS AUGE Optiker Bitzhenner bietet seit 120 Jahren qualifizierten Service und reizvolles Einkaufserlebnis vor Ort Einzelhandelsgeschäfte - ja, es gibt sie noch! Im Sehzentrum Bitzhenner in Plettenberg ist es schon die vierte Generation, die die Einzelhandelstradition fortführt. Vor

Qualifizierter Service und reizvolles Einkaufserlebnis stehen bei Bitzhenner im Vordergrund. Den Kontakt zu den Kunden pflegt das Sehzentrum Bitzhenner mit besonde-

120 Jahren gegründet, wurde das Geschäft fortlaufend mit dem Stand der Technik weiterentwickelt, ist heute ein hochmoderner zertifizierter Betrieb.

ren Aktionen wie Farbberatung, Brillenmessen und verkaufsoffenen Sonntagen. „Wir wollen den Einzelhandel vorantreiben“, betont Ingo Geck. Damit auch die nächste Generation in den Genuss von Beratung und Einkaufsspaß vor Ort kommt.

„Früher bekam man vom Augenarzt ein Rezept und der Optiker fertigte nach den Vorgaben die Brille an. Heute bieten wir eine Rundum-Versorgung für das Auge“, beschreibt Optikermeister und Optometrist Ingo Geck die Entwicklung seines Unternehmens, das seit zwölf Jahren der einzige zertifizierte Augenoptiker im Märkischen Kreis ist. Hier werden mit den neuesten Technologien Augenüberprüfungen, Vorsorge- und Sicherheitsuntersuchungen durchgeführt. Mit einer Reihe von neuartigen Messungen werden ganzheitlich das individuelle Sehvermögen und Sehverhalten erfasst. Nur speziell ausgebildete und zertifizierte Fachbetriebe führen diese Testreihe durch. Regelmäßige Weiterbildungen garantieren einen hohen Qualitätsstandard. Als Kontaktlinsenanpasser schöpft das Sehzentrum Bitzhenner aus über 30-jähriger Erfahrung. Mit dem Simply-Kontaktlinsensystem stehen die praktischen Sehhilfen als Brillenalternative für vielfältige Einsatzbereiche und jede Altersgruppe zur Verfügung.

Auswahl aus über 1000 Brillenmodellen In den stylischen Verkaufsräumen am Obertor, im Zentrum Plettenbergs, finden die Kunden eine große Auswahl an Brillen. Sie wählen aus über 1000 Modellen aus. Das Besondere bleibt dabei die persönliche Beratung und die Freude, direkt vor Ort die perfekte Brille oder Sehhilfe zu finden.

VIER GENERATIONEN • R o b e r t B i t z h e n ner, Uhrmacher aus Werdohl, gründet 1898 das erste Optik-Fachgeschäft in der Neuestraße. • Alfred Geck, Uhrmacher und Augenoptiker, übernimmt zusammen mit Hertha, geborene Bitzhenner, das Geschäft. • Im Jahr 1973 folgt mit Günter Geck der Enkel des Firmengründers nach. Er ist Augenoptiker- und Uhrmachermeister, seine Frau Gertrud ist Goldschmiedin. • Ingo Geck, Urenkel von Robert Bitzhenner, wird 1996 mit 22 Jahren der damals jüngste Augenoptikermeister Deutschlands und nimmt die Arbeit im Geschäft auf. Im Jahr 2000 übernimmt er die Geschäftsführung. • Im Jahr 2006 wird Optik Bitzhenner als Sehzentrum zertifiziert, bis heute das einzige im Märkischen Kreis. Inh. Ingo Geck · Am Obertor 1 · 58840 Plettenberg Tel. (02391) 2304 · www.optik-bitzhenner.de

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Hubertus und Robin Klöwer - Ehrenvorsitzender und neuer Vorsitzender des Landmaschinenvereins Affeln. Darüber hinaus gibt es viele weitere junge Köpfe im Vorstand.

25 JAHRE LANDMASCHINENVEREIN AFFELN - BESTENS FÜR DIE ZUKUNFT AUFGESTELLT Text Uwe Tonscheidt Fotos Martin Büdenbender

Dörflicher Gemeinschaftssinn macht Meilertage zum ein großen Jubiläumserlebnis

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Der Jedes-Jahr-Publikumsmagnet ist der „Historische Bauernmarkt“ mit Vorführung alter Landmaschinen.

25 Jahre Verein zur Erhaltung historischer Landmaschinen und Geräte. Das wurde im Mai und Juni in Affeln mit einem ganz besonderen Ereignis gefeiert. Zehn Tage lang gab es Meilertage. Das Komplett-Magazin hat mit dem Vorsitzenden Robin Klöwer, seinem Stellvertreter Andre Linnemann und dem Ehrenvorsitzenden Hubertus Klöwer über das gelungene Jubiläumsprojekt und die Zukunft des Vereins gesprochen. „Es war gewaltig“, sind sich die drei einig. „Das Vereinsleben in Affeln ist einfach hervorragend“, so Andre Linnemann. „Immer war Unterstützung da, wenn sie gebraucht wurde“, freut sich Robin Klöwer. Und der Ehrenvorsitzende fühlt sich bestätigt, dass es richtig war, das Mammutprojekt zum 25-Jährigen in Angriff zu nehmen. „Wenn nicht jetzt, dann hätten wir es nie hingekriegt.“ Es wurde für Affeln ein ganz großes Gemeinschaftserlebnis. Das erinnert ein wenig an die Gründungszeit des Landmaschinenvereins 1993. Da hatte Affeln gerade ein historisches Ereignis gestemmt: 500 Jahre Freiheit Affeln im Sommer 1992. Es war ein Mammutprojekt mit ganz

viel gemeinschaftlichem Engagement. Der Gemeinschaftssinn sorgte auch bei den Affelner Meilertagen für ein ganz besonderes Dorferlebnis. Damit ging es schon früh los, als das Projekt in mehreren Treffen bei Theo Wortmann mit allen Affelner Vereinen besprochen und der Ablauf grob geplant wurde. Anschließend machte sich die Kreativtruppe des Landmaschinenvereins an die Programm-Feinplanung. „Da brauchten wir schon ein paar Bier“, berichten Robin Klöwer und Andre Linnemann lachend. Den zehn Veranstaltungstagen wurden knackige Titel verpasst: „Sauerländisch und witzig“. Mit „Hasse ma Feuer“ ging‘s am 25. Mai los. „Endlich gibt‘s Kohle“ hieß es am 3. Juni. Und dazwischen: Programm, Programm, Programm. „Rund 150 Dienste waren zu besetzen“, erinnert sich das Vorstandsteam. Neben den über 50 Helferinnen und Helfern waren die örtlichen Vereine engagiert im Einsatz, gestalteten unter anderem ganze Programmangebote. „Nachdem der erste Tag gut gelaufen war, ging es mir besser“, verrät Robin Klöwer, dass ihn am Anfang doch arg das Lampenfieber plagte. Danach war es ein ganz großes Gemeinschaftsding. „Eine so schöne Zeit über so

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viele Tage, das haben wir lange nicht zusammen erlebt“, berichtet Andre Linnemann erfreut von Reaktionen aus dem Kirchspiel Affeln. Für den neuen Vorstand war es eine gute Gelegenheit zu lernen, wie man organisatorisch das ganz große Rad drehen kann. Mit den jährlichen Dauerbrennern des Vereins - Bauernmarkt und Weihnachtsmarkt - ist die neue Führungsriege mittlerweile bestens vertraut. Ein mehrtägiges Projekt wie die Meilertage ist da eine ganz andere Hausnummer. Gerade der formelle Aspekt ist nicht ohne, weiß Hubertus Klöwer nur zu gut. Der langjährige Vereinschef brachte zusammen mit Theo Schulte-Maas das notwendige Know-How ein, um die Wünsche diverser Ämter und Behörden geregelt zu bekommen. „Das war richtig viel Arbeit“, erinnern sich die Interviewten im Komplettgespräch. Viel Lob gibt‘s dabei für den Neuenrader Rathauschef und die Unterstützung der Stadt Neuenrade. Von der übergeordneten Behörde erzählt der Ehrenvorsitzender gerne die Anekdote eines Telefongespräches. Da vernahmen die Landmaschinenfreun-

de eine junge Stimme mit der Frage: Wo liegt Affeln eigentlich? Ein Bonmot als i-Tüpfelchen fürs Wir-Gefühl im historischen Kirchspiel Affeln. Der Landmaschinenverein sieht sich gut aufgestellt für die Zukunft. Eine junge Truppe hat die Verantwortung übernommen und eine besondere Herausforderung gemeistert. Obwohl die neuen Vorderen noch keine 30 Jahre alt sind, haben sie selbst schon den Vereinsnachwuchs im Blick: „Zwischen 12 und 16 Jahre alt sind augenblicklich die Jüngsten. Und auch in der Altersgruppe 16 bis 21 sind etliche eingetreten.“ Bisweilen verabreden sie sich via Whatsapp, verrät Linnemann. Dann heißt es „Nachts im Museum“. Schließlich wollen künftige Aktivitäten vorbereitet und neue Ideen ausgebrütet werden. Eine gibt es übrigens schon für den Bauernmarkt 2019. Da sollen historische Traktoren mit Hilfe einer Zapfwellenbremse besondere Aufmerksamkeit finden. Mit solch einer Bremse kann man nämlich eine Frage beantworten: Wie stark ist mein alter Trecker? Details gibt es im August 2019.

Das war ein echtes Highlight in 25 Jahren Landmaschinenverein: Zehn Affelner Meilertage...

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EISZEIT IM SAUERLAND Wenn die Sonne vom Himmel brennt, ist ein kühles Eis genau die richtige Erfrischung. Ob im Becher, am Stil oder im knusprigen Hörnchen, ob Erdbeer-, Vanille-, Himbeer- oder Schokogeschmack, Eis zählt zu den beliebtesten Leckereien der Deutschen. Im Jahr 2017 wurden hierzulande 7,9 Liter Speiseeis pro Kopf kon-

sumiert. Im Super-Sommer 2003 waren es sogar 8,7 Liter. Ob es in diesem Jahr zu einem neuen Eisschlecker-Rekord reicht, bleibt abzuwarten. Wie unser Foto zeigt, wird in Plettenberg vorm Eiscafé Sagui jedenfalls fleißig daran gearbeitet. Foto: Martin Büdenbender

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WEICHEN RECHTZEITIG AUF ZUKUNFT GESTELLT Plettenberger Turnverein feiert 150 - jähriges Jubiläum Von Leibesübungen hin zur sportlichen Vielfalt „Unser Sport ist bunt!“ So lautet das Motto des Plettenberger Turnvereins. Der PTV feiert in diesem Jahr das Jubiläum seines 150-jährigen Bestehens. Der älteste Sportverein Plettenbergs beschreitet immer wieder neue, innovative Wege, stellt sich mit zeitgemäßen Angeboten den Ansprüchen seiner Mitglieder und wirkt als Netzwerkpartner sehr aktiv im sozialen Gefüge der Stadt Plettenberg mit. In seiner langen Geschichte seit der Vereinsgründung im Mai 1868 pflegte der PTV zunächst vor allem das Gerätturnen, dann kamen weitere Wettkampfsportarten wie Leichtathletik, Tischtennis und Judo hinzu. PTV-Sportler/ innen feierten Erfolge z.B. als Turnfestsieger bei Landesund Deutschen Turnfesten. Der Schwerpunkt der Vereinsaktivitäten lag auf dem Breitensport. Jahrzehntelang geschah dies in verschiedenen Abteilungen, die in erster Linie Turn- und Gymnastikübungen mit Freude an der Bewegung verbanden. Vor etwa fünf Jahren begannen der Vorstand um den 1. Vorsitzenden Winfrid Schulte und engagierte Übungsleiter/innen die Weichen neu zu stellen. „Von Leibesübungen hin zur sportlichen Vielfalt“, gab Winfrid Schulte das Motto aus. Mit einem flexibel auswählbaren Kursprogramm reagierten sie auf die Trends hin zu Fitness, Gesundheit und Wohlbefinden. Für aktuell 65 Euro pro Jahr können die Mitglieder an allen Flexi-Kursen teilnehmen. Rücken-, Bauch- und Ganzkörper-Fitnesskurse werden angeboten, Pilates, Zumba und Fitness-Yoga. Für Nichtmitglieder ist der Einstieg mit Zehnerkarte möglich. Zu-

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Text Bernhard Schlütter Fotos Martin Büdenbender

vor können sie unverbindliche Probeläufe in den einzelnen Kursen machen.

„Immer wieder auf neue Trends eingehen“ „Das wird super angenommen“, berichtet Tanja Suliani, A-Lizenz-Trainerin und Koordinatorin für das Flexi-KursSystem beim PTV. Nicht im Flexi-System, aber ebenso separat buch- und nutzbar sind die Indoor-Cycling-Kurse des PTV. Und es gibt immer wieder zeitlich begrenzte (10 oder 15 Trainingseinheiten) Angebote wie aktuell den Mix aus Indoor Cycling und Krafttraining als GanzkörperWorkout. „Wir wollen schnelllebig sein und immer wieder auf neue Trends eingehen“, sagt Tanja Suliani. Dass der PTV mit über 400 Mitgliedern und zahlreichen Kursteilnehmern mit Zehnerkarten gut dasteht, bestätigt den eingeschlagenen Weg. Alle PTV-Kurse werden von lizensierten Übungsleiter/innen geleitet. Neben Tanja Suliani sind das Sabine Weber, Luzy Lingstätt, Margareta Dymek, Katharina Groos und Peter Opitz. „Die PTV-Trainer/innen haben in den letzten Jahren zusammen mehrere tausend Stunden die Schulbank gedrückt, um in den Besitz der Lizenzen zu kommen“, ist Winfrid Schulte zu Recht stolz auf sein Team. Einige klassische Vereinsangebote hält der PTV ebenfalls aufrecht. So gibt es den Gruppensport für Frauen und Männer ab 40, den Kampfsport Aikoido und für den Nachwuchs die Übungsstunden der Turndrachen in der Eschenschule. Im Bereich Reha wird für Frauen Sport in der Krebsnachsorge angeboten.


Engagiert in lokalen Netzwerken Sehr engagiert ist der PTV in mehreren lokalen Netzwerken. Der Turnverein gehört zu den Gründungsmitgliedern des Demenznetzwerks Plettenberg/Herscheid, erarbeitet Bewegungsangebote für Ältere und gegen Demenz. Aus der Kooperation „Starke Netze gegen Gewalt“ ist mit der Liona-Gruppe eine neue Abteilung im PTV entstanden, die Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse sowie Projekte mit Schulen und Kindergärten durchführt (siehe eigenen Bericht auf den folgenden Seiten). Zudem ist der PTV Integrationsstützpunkt des Kreissportbundes MK. Mit all diesen Aktivitäten stellt sich der 150-jährige PTV als moderner Sportverein dar, dessen Verantwortliche das Motto „Sport ist bunt“ als Handlungsleitfanden verstehen.

Jubiläumsfeier am 24. November Der offizielle Festakt zum 150. Jubiläum des PTV findet am Samstagnachmittag, 24. November, in der Aula des Schulzentrums Böddinghausen statt. „Dazu sind alle Interessierten willkommen“, betont der 1. Vorsitzende Winfrid Schulte. Die PTV-Abteilungen und die Koperationspartner werden in Kurzform vorgestellt. Darüber hinaus gibt es kompakte Fachvorträge: u.a. „Wo fängt Doping an (Aspirin)“, Sport und Depression, Sport im Alter. Im Foyer der Aula werden Infostände zu Themen wie Sportversicherung, Ernährung und Gesundheit aufgebaut. Vorher, in der Pause und nachher gibt es die Möglichkeit, bei Getränken und Snacks untereinander und mit Fachleuten ins Gespräch zu kommen. Der PTV wird im Herbst 2018 eine erneuerte InternetHomepage präsentieren. Die Adresse lautet ptv-sport.de.

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SIEBEN POWERFRAUEN KÄMPFEN GEGEN GEWALT

Von Wolfgang Teipel

PTV-Gruppe „Liona“ ist zum Sommerfest des Bundespräsidenten eingeladen

Die Powerfrauen nennen ihn liebevoll „Winni“. Ab und an wird Winfrid Schulte von den Damen kräftig in die Mangel genommen. Dann dient der 1. Vorsitzende des Plettenberger Turnvereins (PTV) als Bösewicht in ihren Selbstverteidigungskursen. Jetzt wird „Winni“ für seine Leiden entschädigt. Am 7. September fährt er mit seinen Powerfrauen zum Bürgerfest des Bundespräsidenten. Im Park von Schloss Bellevue setzt es sicher keine Hiebe. Die Einladung des Staatsoberhaupts gilt in erster Linie den sieben Frauen des Projekts „Liona“. Mit dabei ist auch Diplom-Psychologin Claudia Petri, Mitarbeiterin der Psychologischen Beratungsstelle im Diakonischen Werk Lüdenscheid-Plettenberg. Die Frauen bauen ein starkes Netzwerk gegen Gewalt auf. Mit welcher Kraft sie drangehen, das hat die Berater des Bundespräsidenten mächtig beindruckt. Deshalb darf das Team mit Begleitungen beim Sommerfest von Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender dabei sein. Das Fest hat Tradition. Es ist ein Treffpunkt für „besonders engagierte Bürgerinnen und Bürger“, wie es in der Einladung heißt.

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Noel Schulte, Claudia Petri, Mareike Masuch, Franzi Rademacher, Vanessa Faber, Annika Nimtz und Yasmin Patzak – das sind die sieben Powerfrauen. Sie sind schon sehr gespannt auf die Riesenparty in Berlin und überlegen, wie sie den Bundespräsidenten überraschen könnten. „Ein Foto mit ihm, vielleicht in unserer Löwinnen-Pose mit der abwehrenden Hand, das wäre schon klasse“, sagen sie. Es könnte klappen. Nicht nur Winfrid Schulte traut den sieben starken Frauen so einiges zu. Der PTV hat allen Grund, auf die sieben starken Frauen stolz zu sein. Im April dieses Jahres erhielt ihr Projekt „Gemeinsam gegen Gewalt“ den NRW-Preis „Mädchen und Frauen im Sport“. „Das Team hat schon jede Menge in Bewegung gesetzt“, sagt Winfrid Schulte. Worum geht’s? Die sieben Powerfrauen leiten und lenken das Projekt, dem die starke Löwin Liona den Namen gibt. Damit wird das Thema „Gemeinsam gegen Gewalt“ intensiv behandelt. Sie führen Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse durch. Darüber hinaus werden Gesprächsrunden, Elternabende in Kindertagesstätten, Stadtfest-Aktio-

nen, spezielle Flyer, der Aufbau einer Internetseite und vieles mehr organisiert. Innerhalb des PTV hat die LionaGruppe inzwischen den Status einer eigenen Abteilung bekommen. Dadurch hat die Gruppe Stimmrecht bei Vereinsbeschlüssen und kann in eigener Regie im Rahmen der Satzung Finanzmittel verplanen und ausgeben. In seinen Kursen hat das Team bisher rund 300 Frauen betreut, darunter auch solche, die bereits einmal Opfer von Gewalt geworden sind. „Zumindest zwei der Teilnehmerinnen haben von einem üblen Vorfall in einer Diskothek gesprochen“, erinnert sich Winfrid Schulte. In eine ähnlich schwierige Lage wollten sie nie wieder kommen. Wie viele andere Frauen ähnliches erlebt haben, sei schwer einzuschätzen, sagt Claudia Petri. „Es ist eben nicht leicht,über solche Dinge zu sprechen.“ Das Thema Selbstbehauptung und Selbstverteidigung zieht sich durch alle Bevölkerungsgruppen. So sind die Plettenberger Löwinnen eine Kooperation mit drei Plettenberger Kitas eingegangen. Inhalt: Selbstbehauptungskurse und Elternabende zum Thema sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern. Sie sind bei Gesprächsrunden


zum Thema „Häusliche Gewalt“ ver- tung/Selbstverteidigung, leitet mit treten oder bieten in der Plettenber- Franzi Rademacher, den PTV-Stützger Flüchtlingsunterkunft Selbstvertei- punkt „Integration durch Sport“. digungs- und Selbstbehauptungskurse Annika Nimtz (25): staatlich gefür Flüchtlingsfrauen als Vorstufe zur prüfte Erzieherin, ZusatzqualifikatiIntegration an. Inzwischen haben sie on „Erlebnispädagogik“, arbeitet in erreicht, dass der Plettenberger Turn- verantwortlicher Position in einem verein ein Integrationsstützpunkt im Kinderhort, erfolgreiche Teilnahme Märkischen Kreis ist. Die sieben Pow- am LSB-Lehrgang Selbstbehauptung/ erfrauen sind eben kaum zu bremsen. Selbstverteidigung, entwickelt und In diesem Jahr feiert der Plettenber- realisiert mit Yasmin Patzak neue PTVger Turnverein seinen 150. Geburtstag. Kinderselbstbehauptungskurse. Da will die Liona-Gruppe noch etwas Yasmin Patzak (24): staatlich geganz Besonderes auf die Beine stel- prüfte Erzieherin, Zusatzqualifikation len. „Als 1. Vorsitzender bin ich sehr „Ringen und Raufen“, arbeitet in vergespannt“, sagt Winfrid Schulte. Ver- antwortlicher Position in einer Kita, mutlich werden sie nicht ihre Selbst- erfolgreiche Teilnahme am LSB-Lehrverteidigungskünste demonstrieren gang Selbstbehauptung/Selbstverund ihren „Winni“ wieder mal vermö- teidigung, entwickelt und realisiert beln. Und wenn doch, ist er ja durch mit Annika Nimtz PTV-Kinderselbstdie große Party beim Bundespräsiden- behauptungskurse. ten bereits vorab entschädigt . . . Mareike Masuch (43): Gleichstellungsbeauftragte der Stadt PletWer sind die Powerfrauen? tenberg, abgeschlossenes Studium Noel Schulte (27): aktive PTV- (M.A.), unterstützt die PTV-LehrgänÜbungsleiterin im Bereich medizini- ge Selbstbehauptung/Selbstverteischer Gesundheitssport, Leiterin der digung, leitet Gesprächsrunden zum Gruppe Selbstbehauptung/Selbstver- Thema „Häusliche Gewalt“, hat mit teidigung (mit B-Lizenz), Projektleite- Claudia Petri einen speziellen PTVrin für den Bereich Kinder-Selbstbe- Hilfeflyer entwickelt. hauptung, Braungurt-Trägerin im Judo. Claudia Petri: arbeitet für die PsyFranzi Rademacher (23): abgeschlos- chologische Beratungsstelle des Disenes Studium der Erziehungswissen- akonischen Werkes in Plettenberg, schaft (Bachelorarbeit zum Thema Diplom-Psychologin, unterstützt die „Flüchtlingsprobleme“), neben dem PTV-Lehrgänge Selbstbehauptung/ Studium Arbeit für die Stadt Pletten- Selbstverteidigung, steht den Kursberg im Bereich Flüchtlingshilfe, Pro- teilnehmerinnen für professionelle jektleiterin Flüchtlingsintegration bei Beratung zur Verfügung, Gesprächsder Stadt Lüdenscheid, PTV-Assis- teilnehmerin an der Runde zum Thetenztrainerin für Selbstbehauptung/ ma „häusliche Gewalt“, Entwicklung Selbstverteidigung, leitet mit Vanes- des Hilfeflyers (mit Mareike Masuch). sa Faber den PTV-Stützpunkt „Integra- Die Unterstützer: Winfrid Schulte, 1. tion durch Sport“. PTV-Vorsitzender, Kampfsportler und Vanessa Faber (22): abgeschlosse- Leitung der Kurse Selbstbehauptung/ nes Studium der sozialen Arbeit, Ba- Selbstverteidigung (mit Noel Schulchelorarbeit über Gewalt gegenüber te), Fabian Gieshoff, Schüler und BeKindern, neben dem Studium Arbeit treiber eines Filmstudios, Zoran Grefür die Stadt Plettenberg im Bereich te, Schüler und der PTV-Fachmann für Flüchtlingshilfe (jetzt Vollzeit), PTV- Film und Fotografie. Assistenztrainerin für Selbstbehaup-

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HÜHNERSTALL, HEXENPFAD UND HOBBITHÖHLE

Text Bernhard Schlütter Fotos (5) Martin Büdenbender

Kindertagesstätte Junior - Im Bauernhaus von 1492 entstand Plettenbergs modernste Kita

Lachen und Juchzen schallt durch die Räume des alten Bauernhauses, Kinder spielen im Bällebad, Hauptattraktion ist die Röhrenrutsche im Treppenhaus, eher ruhig geht es auf dem riesigen Außengelände zu - es ist viel zu heiß in der Sonne. Beim Tag der offenen Tür in der Kindertagesstätte Junior in Köbbinghausen testen Mädchen und Jungen die neue Kita. Sie können es kaum erwarten, bis hier nach den Sommerferien der Betrieb aufgenommen wird. 33 Plätze stehen zur Verfügung, davon 11 U3. Ab Januar 2019 kommen zehn und ab August noch mal zehn Plätze dazu. Dafür wird das zweite Gebäude auf dem Grundstück ebenfalls noch umgebaut. „Das ist eine wertvolle Ergänzung der Kita-Landschaft“, zollt Bürgermeister Ulrich Schulte dem Geschäftsführer Thomas Junior großes Lob. „Da wird man als Bürgermeis-

ter fast schon neidisch, was hier geschaffen wurde, denn dieses Niveau können wir bei unseren städtischen Einrichtungen nicht erreichen.“ Gut anderthalb Jahre dauerte der Umbau des 1428 errichteten Bauernhauses. Bis auf die Außenwände und den Keller wurde es kernsaniert. „Ein Neubau im alten Gebäude entstand“, stellt Bauherr Thomas Junior fest. Die Planung und Bauleitung führte die Plettenberger Architektin Claudia Damm-Marl aus und auch sonst wurden alle Arbeiten von heimischen Unternehmen durchgeführt. Das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen. Moderne Räume, praktisch ausgestattete Küchen (mit zwei Arbeitshöhen) auf jeder Etage, Turnhalle und Mehrzweckraum auf dem Spitzboden. Dank Rampen, Aufzug, breiten Türen und angepasster Raumgeometrie ist der Kindergarten rollstuhlfähig. „Als einziger in Plettenberg“, wie Thomas Junior anmerkt. An vielen Stellen blitzt das ursprüngliche Bruchsteinwerk aus dem Wandputz und weist auf die fast 700-jährige Geschichte des Bauernhauses hin. Rund zwei Millionen Euro habe er investiert, so Thomas Junior. „Es wäre wahrscheinlich preiswerter gewesen, das Gebäude abzureißen und neu zu bauen, aber dann hätte es keinen alten Charme mehr gehabt.“ Die Kita Junior in Köbbinghausen bietet nicht nur im Haupthaus 700 qm Fläche auf vier Ebenen, ein riesiges Außengelände steht den jungen Nutzern und ihren Erzieherinnen zur Verfügung. Neben Spielmöglichkeiten, wie

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Sandkasten und Hobbithöhle, gibt es hier einen Gemüsegarten und einen Hühnerstall. Über den sog. Hexenpfad gelangt man auf die zukünftige Streuobstwiese. Außerdem stehen 26 Parkplätze zur Verfügung, so dass die Köbbinghauser nicht befürchten müssen, ihr Dorf werde regelmäßig zugeparkt. Überhaupt: „Mit der Dorfgemeinschaft hat der Kontakt sofort funktioniert“, berichtet Thomas Junior. Er stellt sich in Zukunft gemeinsame Veranstaltungen wie z.B. ein Obstfest vor.

Kita dort, wo Eltern arbeiten Der Plettenberger Wirtschaftsingenieur Thomas Junior hat die Kita Junior gGmbH gegründet. Die Einrichtung in Köbbinghausen ist die zweite Kindertagesstätte, die er betreibt. Im Jahr 2010 wurde die Kita Junior in Ohle eröffnet. Auch dafür ließ Junior einen alten Bauernhof umbauen. Als privater Inhaber betreibt er die gemein-

nützigen Einrichtungen in öffentlicher Trägerschaft. Das bedeutet für die Eltern, dass sie für die Unterbringung ihrer Kinder in den Junior-Tagesstätten die gleichen Kosten und Voraussetzungen erwarten können, wie in einer städtischen oder kirchlichen Einrichtung. Geleitet werden beide Einrichtungen von Aleksandra Güler und Anna Didschuneit als Doppelspitze. In Köbbinghausen werden sechs Erzieherinnen und zwei Praktikantinnen im Anerkennungsjahr eingesetzt. Nach der Erweiterung zum 1. Januar 2019 kommen nochmal drei Erzieherinnen und eine Praktikantin dazu.

Firmen können Kita-Plätze reservieren Den Standort in Köbbinghausen findet Thomas Junior interessant, weil die Kita dort ist, wo die Eltern arbeiten. Für die Zukunft plant er, den Unternehmen im benachbarten Industriegebiet Betriebskindergartenplätze an-

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zubieten. „Firmen können Plätze für einen bestimmten Zeitraum blocken und entscheiden, wann sie die besetzen. Dafür könnten sich auch mehrere Unternehmen zusammentun“, beschreibt er das Konzept. Damit hätten die Unternehmen ein gewichtiges Argument bei der Werbung um neue Mitarbeiter. Maximal zehn Plätze will Thomas Junior so vergeben. „Das Interesse ist groß“, stellt er nach ersten Vorgesprächen fest. Die Plätze für das beginnende Kindergartenjahr sind komplett vergeben. Eltern, die ihre Kinder ab August 2019 in der Kita Junior unterbringen möchten, erhalten Informationen unter Tel. 02391/607 42 08 oder per EMail an info@kita-junior.de.

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SELBSTVERTRAUEN DURCHS BOXEN

Text Bernhard Schlütter First Punch holt Jugendliche in die Boxschule Fotos privat Kombination aus Training und sozialer Gruppenarbeit

Boxen - das ist nicht nur ein höchst anspruchsvoller Sport, es ist auch hervorragend geeignet, um soziale Werte wie Respekt, Disziplin und Fairness zu vermitteln. Christoph Jaszczuk und Julian Prange von der Plettenberger Boxpromotion First Punch haben daher die Säule Punch School in ihr Unternehmen aufgenommen. Damit bieten sie Schulen vor Ort soziale Gruppenarbeit an. Aktuell arbeiten sie mit der Zeppelinschule sowie den Grundschulen Eschenschule und Martin-Luther-Schule zusammen. „Das ist ein super geniales Projekt“, schwärmt Khaoula Gerdes, Schulsozialarbeiterin an der Zeppelinschule. Sie findet es klasse, dass sich First Punch in dieser Weise engagiert. Bei den Schülern käme das durch die Prange-Gruppe getragene Angebot super an. Angesprochen werden Jugendliche in den Klassen 7 und 8. Zehn Plätze stehen pro Durchgang zur Verfügung. Das Interesse unter den Jugendlichen ist so groß, dass diese per Los vergeben werden. Die zehn Glücklichen werden einmal pro Woche von der Schule abgeholt und ins Boxstudio an der Jüttenstraße gebracht. Dort stehen neben einem gemeinsamen Mittagessen Boxtraining und soziale Gruppenarbeit auf dem Plan. Zum Leitungsteam gehören Chris Jaszczuk, der das professionelle Boxtraining leitet, sowie mit Annika Nimtz und Pierre van der Hurk zwei sozialpädagogisch geschulte Kräfte. Den konzeptionellen Unterbau für das Schulprojekt hat der Sozialpädagoge Matthias Bosse geschaffen. Er bringt

seine Kompetenz als Antiagressionstrainer für die Gestaltung des sozialen Gruppentrainings ein. „Die Verbindung der Gruppenarbeit mit dem Boxen ermöglicht eine effektive Bearbeitung individueller Ziele der Jugendlichen, unterstützt durch den positiven Gruppeneffekt“, erklärt Bosse. Die Jugendlichen könnten sich dabei richtig auspowern, „mal am Boxsack Aggressionen rauslassen“. Dabei, so betont der Sozialpädagoge, sei es nicht das Ziel, Boxkämpfer auszubilden, sondern den Jugendlichen zu ermöglichen, Selbstvertrauen und Konzentrationsfähigkeit durch sportliche Betätigung zu gewinnen. Chris Jaszczuk liegt die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen sehr am Herzen. „Der Boxsport hat mir in meiner Jugend viel gegeben. Diese Erfahrungen möchte ich weitergeben.“ Im Umgang mit den Jugendlichen sei er „hart aber fair“. „Als Trainer und Partner haben wir schnell ein gutes Verhältnis zu den jungen Leuten.“ Nicht zuletzt sei der Boxsport in Sachen Ganzkörpertraining ganz klar die Nummer 1 - und zwar für Jungen wie Mädchen gleichermaßen. Zehn Einheiten mit Boxtraining und sozialer Gruppenarbeit umfasst die Punch School pro Durchgang. Anschließend dürfen die Teilnehmer weiterhin einmal pro Woche die Trainingsmöglichkeiten im First-Punch-Boxstudio nutzen. Am 6. September findet ein Kennenlern-Tag für die Zeppelinschüler statt. Danach können sich die Jugendlichen bewerben, indem sie u.a. beschreiben, aus welchen Beweggründen sie an Punch School teilnehmen wollen.

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SCHWERMANNS SCHWÄRMEN FÜR ALPAKAS Eigene Zucht vor elf Jahren aufgebaut

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von Martin Büdenbender

Gregor Schwermanns Enkelinnen heißen Laura und Lena. Gleich nebenan in der Nachbarschaft wohnen auch noch Lisa, Lea und Lia. Da muss man aufpassen, dass man nicht durcheinander kommt. Deswegen überlegt Gregor Schwermann auch kurz, bevor er auf die Frage antwortet, wer denn da gerade so innig mit Pepe kuschelt. Es ist Laura. Aber um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Lauras Freund ist fünf Jahre alt, hat wuscheliges Haupthaar, riesige neugierig umherschauende Kulleraugen und einen endlos langen Hals. Pepe ist einer von 45 Alpakas, die auf den Weiden rund um Langenholthausen zuhause sind. Fährt man von Balve über die B229 Richtung Neuenrade, kann man sie schon von weitem auf

Gregor Schwermann darf man zu den deutschen Alpaka-Pionieren zählen. Seine Begeisterung für Anden-Tiere wurde durch eine Fernsehsendung und durch eine Treckingtour mit Lamas geweckt, an der er vor etwa zwölf Jahren mit seinem Sohn Timo teilgenommen hat. Interesse zeigte er daher zunächst für Lamas. „Aber die waren mir zu groß“, erinnert er sich. Stattdessen vergrub sich der einstige Finanz- und Lohnbuchhalter in Bücher über das Leben und die Pflege von Alpakas. Die gehören wie die Lamas der Gruppe der Kameliden an, sind mit einem Körpergewicht von 50 bis 80 Kilo aber leichter und kleiner als die in den südamerikanischen Anden als Lastentiere genutzten Lamas. Alpakas

der Wiese grasen sehen. Mittlerweile ist das in Deutschland ein gar nicht mehr so seltener Anblick. Bundesweit gibt es rund 20 000 Alpakas, weiß Gregor Schwermann. Vor zehn Jahren war das noch anders. Da waren gerade einmal 3000 registriert.

haben sehr weiches Fell. Sie werden vor allem wegen ihrer Wolle gezüchtet, in Europa aber aufgrund ihres ruhigen und friedlichen Charakters auch in der tiergestützten Therapie eingesetzt. Seine beiden ersten Alpakas hat der 74-Jährige vor elf


Jahren, als er in Ruhestand ging, erworben. Die Zwei eroberten die Herzen der Familie Schwermann im Sturm. Gattin Marianne, Tochter Alexandra und auch die beiden Söhne Dominik und Timo teilten seine Leidenschaft nicht nur, sondern gaben sogar den Anstoß noch weitere Tiere zu kaufen und eine eigene Zucht aufzubauen.

Der Anfang war ein Abenteuer Der Anfang war in vielfacher Hinsicht ein Abenteuer „Wir mussten richtig Lehrgeld zahlen“, gesteht Gregor Schwermann. Das große Grundstück hinter dem Eigenheim an der Brunnenstraße reichte bald nicht mehr aus. Wiesen mussten dazu gepachtet werden und Geräte gekauft werden. Allein die Ausrüstung, um die Tiere scheren zu können, hat 3000 Euro gekostet. Vor allem die medizinische Versorgung erwies sich als Problem. Auf Alpakas sind die Sauerländer Tierärzte verständlicherweise nicht gerade spezialisiert. Schwermann hat sich daher sein Wissen im Laufe der Jahre selbst angelesen. Er weiß sich, und damit seinen Tieren, zu helfen.

Nur in Notfällen muss eine Spezialklinik in Gießen weiterhelfen. Inzwischen profitiert die Alpaka-Zucht auch davon, dass Sohn Timo Medizin studiert. Auf seine Familie kann Gregor Schwermann sich auf jeden Fall verlassen. Muss er auch. Denn die Tierpflege kostet viel Zeit. Tagein, tagaus, natürlich auch am Wochenende, muss jemand für die Tiere da sein. Mal eben in Urlaub fahren, geht gar nicht und wenn, dann nur, weil die Söhne einspringen. Selbst die im Rheinland wohnende Tochter kommt im Falle des Falles angereist und kümmert sich. Diese Umstände nimmt die Familie gerne in Kauf. Ein Leben ohne Tiere können sich die Schwermanns nicht vorstellen. Die friedliebenden Alpakas teilen sich ihr Gehege mit allerlei anderem Getier und sind beim Grasen meist von Laufenten und Gänsen umgeben. Nebenan in einem gesonderten Gehege gackern die Hühner und im Stall mümmeln Kaninchen. Da wundert es nicht, das der Hof beliebte Anlaufstelle für viele Tierfreunde und insbesondere für Kindergärten und Schulen ist. „Bei uns ist eben immer was los“, scherzt Timo Schwermann, und sein Vater nickt zustimmend. www.schwermann-alpaka.de mschwermann@gmx.de Telefon: 02375 3514

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LENNESCHIENE 2.0 UND DIE LIEBE ZUR KUNST Matthias Schröder und seine ganz spezielle Sicht auf die Welt

Lenneschiene 2.0? Ein abstrakter Begriff für ein Projekt, das viele betrifft. Matthias Schröder, Stadtplaner der Stadt Plettenberg, Schatzmeister des Leader-Vereins Lenneschiene und begabter Künstler engagiert sich schon lange für dieses Projekt. Seine Ansichten sind dabei nicht immer konventionell, wird im Komplett-Interview deutlich. Matthias, was ist Lenneschiene 2.0 und was hat der Bürger davon? Nun, 2016 haben wir die Schmallenberger Erklärung verfasst. Dazu haben alle Bürgermeister der Lenneschiene noch einmal bestätigt, das sie gemeinsam dieses Projekt vorantreiben wollen. Der Auslöser für diese Erklärung war der Erfolg der Lenneschiene 1.0, die wir 2013 ins Leben gerufen haben. Da ist wirklich viel passiert. Um es noch einmal zu bekräftigen und dem ganzen einen moderneren Anstrich zu geben, wurde daraus 2.0. In dem jetzigen Handlungskonzept soll noch einmal fokussiert werden, was genau an der Lenne geschehen soll. So wollen wir hier in Eiringhausen und Böddinghausen zur Innenstadt hin eine Verbesserung der örtlichen Strukturen erreichen. Wir wollen weg von diesem Stadtdschungel und alles licht und offen gestalten, so dass man sich gerne in der Stadt und am Fluss aufhält. Auch die alte Bahnhofsbrücke soll aufgewertet werden. Es gibt da viele Vorstellungen, auch gerade von den Bürgern, die von Klettergarten bis Hotel reichen und die wir versuchen werden voranzutreiben. So wie wir es schon in weiten Teilen der Lennepromenade getan haben.

Von Iris Kannenberg Wir sitzen hier gerade an der Plettenberger Waterkant, einer beeindruckenden Terrassenanlage direkt am Fluss mit Fontäne und abendlicher Beleuchtung. Ja, es ist schon einiges passiert. Was mir besonders viel Spaß macht, ist, dass es mit dem Ausbau der Promenade auch eine Verbreiterung des Lennebettes gegeben hat. Also eine Renaturierung. Dadurch ist das, was wir uns vorgestellt haben, nämlich ein schöner Platz am Fluss, tatsächlich Realität geworden. So ist das Ufer zu einem Ort geworden, der die Lebensqualität der Bürger deutlich steigert. Wird diese Veränderung gut angenommen? Auf jeden Fall. Selbst unter der Woche ist hier immer etwas los. Senioren, Jugendliche und Familien nutzen die Möglichkeit, am Fluss zu sitzen und sich zu erholen. Da wir sehr viel Wert auf eine Zusammenarbeit mit den Bürgern legen, hatten wir auch im Vorfeld schon die entsprechenden positiven Feedbacks aus der Bürgerschaft, die sich ausdrücklich für einen Erholungsbereich direkt am Ufer ausgesprochen haben. Bist du nur zuständig für Plettenberg oder für die gesamte Lenneschiene? Ich bin in der Lenkungsgruppe und so eigentlich einer von denen, die für die gesamte Lenneschiene arbeiten. Zusammen mit Torsten Grote aus Iserlohn und vielen anderen, waren wir an der Entwicklung, dem Face der Lenneschiene, bisher doch relativ gut beteiligt und haben uns gut einbringen können. Was ist Dir besonders wichtig? Mir war und ist es wichtig, dass die Anrainer der Lenne eine eigene Identität entwickeln, mit der sie sich identifizieren können und auf die sie stolz sind. Sie haben eine gemeinsame Geschichte und eine gemeinsame Entwicklung. Dieses Bewusstsein dafür wollen wir einfach stärken.

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Wollt ihr die Lennepromenade weiter ausbauen, mit dem Ziel, die Städte alle auch per Rad und zu Fuß zu verbinden? Das ist das erklärte Ziel, auf jeden Fall. Wir stellen uns vor, dass man sich aus den Nachbarstädten immer wieder besucht, voneinander profitiert und die Städte auch touristisch und freizeittechnisch attraktiver macht. Ich stelle mir vor, dass man einen anderen Blick dafür entwickelt, was rechts und links von der eigenen Stadt passiert.

sind. Dabei wollen wir weg von der Legendenbildung und ernsthaft wissenschaftlich forschen, wie das Leben vergangener Generationen wirklich abgelaufen ist. Was ist echte Realität und was gehört eher ins Reich der Märchen. Obwohl Legenden und Märchen, wie z.B. die Legende um den Felsen „Pater und Nonne“ in NachrodtWiblingwerde natürlich auch Spaß machen und nicht in Vergessenheit geraten sollten. Das ist ja schon teilweise in Werdohl als Leaderprojekt im dortigen Stadtmuseeum verwirklicht worden. Ja, dort wird die Industriegeschichte der Stadt noch einmal ganz neu und hoch interessant aufgearbeitet und abgebildet. Wenn man weiß, das Iserlohn z.B. eine blühende Waffenindustrie hatte und Kettenhemden herstellte oder Altena ein Regierungszentrum, dann kann man sich vorstellen, dass da noch so viel mehr ist, was es wert ist, aufgearbeitet und den Bürgern zugänglich gemacht zu werden. Vieles gilt es auch noch zu erforschen. Es gibt hier auch Zeugnisse von neolithischen Menschen. Und von der Besiedelung durch die Kelten. Es gibt unheimlich viele Details, die noch unerforscht sind. Und auf ihre Entdeckung warten Du bist ja sehr aktiv. Als Städteplaner und Schatzmeister. Aber du bist auch Künstler.

Gehört da auch der Fahrradweg Lenneroute dazu? Auf jeden Fall! Dieser Radweg ist eines der Herzstücke des ganzen Projektes. Wir haben jetzt die Zusage von Straßen NRW, dass 2019 endlich die Verbindung zwischen Werdohl und Plettenberg entlang des Flusses möglich wird. Und damit dieser Bruch zwischen den beiden Städten verschwindet. Von hier nach Schmallenberg kann man bereits problemlos mit dem Rad fahren. Aber an dieser einen Stelle zwischen Werdohl und Plettenberg ist das zu gefährlich. Die kann man mit einer Familie nicht einfach so passieren. Und das soll sich jetzt eben ändern. Zudem wollen wir die Stadtarchive zu dem interessanten Thema „Industriekultur“ zusammenbringen. Ein Gremium bilden, das sich gegenseitig bei der Aufarbeitung dieses geschichtlich so wichtigen Themas hilft. Und den Bürgern so noch einmal näher bringen, dass es ein gemeinschaftliches Wertesystem entlang der Lenne gab, dass das Leben hier in der Region über Jahrhunderte hinweg entscheidend prägte. Wir wünschen uns, Museeums-Touren anbieten zu können, die wissenschaftlich und geschichtlich untermauert

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Mein Vater ermöglichte mir ein Kunststudium an einer Fernakademie. Er meinte irgendwann, ich bräuchte etwas, was mich wirklich beschäftigt. Ich kam ihm wohl definitiv unterfordert vor und das war seine Art, mich gezielt zu fördern. Und natürlich, mich von den Dummheiten fern zu halten, die man eben so im Kopf hat als Teenager. Ich habe dadurch meine Liebe zur Kunst entdeckt und hoffe, wenn ich einmal in Rente gehe, dann wieder als Künstler durchzustarten. Wieder richtig zu malen und auch mal etwas auszustellen. Leider komme ich zeittechnisch im Moment kaum dazu. Du hast ja auch eine große Affinität zu Künstlern, engagierst Dich im Bereich Kultur und hast beste Beziehungen zu den Künstlern des Lennetals und weit darüber hinaus. Kunst ist mir sehr wichtig. Ich kann mir nicht vorstellen, in einer Welt ohne Kunst zu leben. Sie bildet ja nicht nur den Zeitgeist ab, sie bereichert in jeder Beziehung unser Leben. Was wäre die Menschheit ohne Kunst? Das mag man sich eigentlich auch gar nicht vorstellen.


Du hast ja mal in einem Treffen gesagt, dass es Dir wichtig wäre, dass Künstler auch politisch sind. Ich meine, dass man alles auch vom politischen Aspekt her sehen muss. Auch die Lenneschiene 2.0 ist ja ein politisches Projekt, das von Politikern getragen und mitentschieden wird. Inwiefern kann Kunst Politik beeinflussen? Wir sind immer und überall in politische Strukturen eingebunden. Als Künstler ist man sicher nicht unbedingt zum Revoluzzer geboren. Aber doch wichtig, um Anstöße zu geben, Dinge mal von einer anderen Perspektive her zu sehen. Künstler haben fast immer eine eigene Sicht auf das Leben, sonst könnten sie nicht kreativ sein. Oft waren es Künstler in der Geschichte der Menschheit, die entscheidende Impulse zu deren Fortentwicklung gegeben haben. Die Gabe, weiter zu sehen, Neues zu entwickeln und auch mal über den Tellerrand hinaus, weit in die Zukunft zu schauen, ist sehr wichtig, um Stillstand und Rückentwicklung zu vermeiden.

Man lernte früher leichter, was das eigene Handeln für andere an Konsequenzen hatte. Heute ist das fast nicht mehr möglich. Was wir heute lernen, ist so eng gefasst, dass unserem Handeln oft der Weitblick fehlt. Es zählt eigentlich nur das, was man in seinem kleinen Radius zu tun hat. Und man steht permanent deswegen unter Stress. So geht der Blick für das große Ganze leider oft verloren. Versucht ihr deshalb, die Künstler und Kulturschaffenden auch bei der Lenneschiene 2.0 und den Leaderaktivitäten so intensiv mit einzubeziehen? Weil sie diesen weiten Blick noch haben? Es ist uns ein großes Anliegen, sie mit einzubeziehen. Ja, das kann man definitiv so sagen. Ohne Kultur wird ein Volk arm. Kulturelle Aktivitäten beleben eine ganze Region, machen sie interessant und lebendig. Ohne Kultur kann eine Region sterben. Ganz definitiv.

Wird die Kunst diesem Anspruch heute auch noch gerecht? Das Problem, das ich sehe, ist: Als ich studiert habe, konnte man sozusagen eine Art Grundstudium Generale absolvieren. Man hatte die Möglichkeit, auch einmal woanders reinzuschnuppern. Ist das heute nicht mehr so?

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WENN DER MC BALVE PROBT...

… bebt im Haus Am Drostenplatz der komplette Dachstuhl Die lange Tradition deutschen Männergesangs steht vor dem Aus, das liest man allerorten. Vom Männerchorsterben ist in Balve jedoch nichts zu merken. Hier ist das letzte Lied noch lange nicht gesungen. Wenn montags der Männerchor Balve probt, droht der Probenraum unterm Dach des altehrwürdigen Hauses Am Drostenplatz aus allen Nähten zu platzen. Gut 60 Aktive zählt der 1874 gegründete Chor. Es ist ein Montag im April. Die Sonne lacht vom Balver Himmel. Schon um halb sechs treffen die ersten Sangesbrüder im Probenraum ein und nutzen die halbe Stunde bis zum Probenbeginn. Neuigkeiten werden ausgetauscht oder mal eben die aktuellste CD des Chores erworben. Vorsitzender Bernhard Krüdewagen begrüßt jeden persönlich. Nicht nur aus Balve, auch aus Altena, Werdohl, Menden und sogar aus Unna kommen die Mitglieder. Kein Weg scheint ihnen zu weit. Der Minutenzeiger geht auf 18 Uhr zu. Eine gewisse Anspannung macht sich breit. Wieso Anspannung? Es ist doch nur ein Probenabend unter vielen. Die Antwort kommt Punkt 18 Uhr in Form von Chorleiter Hubertus Schönauer zur Tür herein gewirbelt. Eine kurze Begrüßung, ein paar flockige Worte, schon sitzt er am Klavier und das erste Lied wird angestimmt. „Seemann, deine Heimat ist das Meer“ erklingt es aus 60 Kehlen. Der ganze Dachstuhl bebt unter dieser Stimmgewalt. Doch

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von Martin Büdenbender

Hubertus Schönauer ist bei weitem nicht zufrieden. Aus voller Brust singt er selbst vor, was er von den Männern hören möchte. „Mehr Hingabe“ und „volle Konzentration“ fordert er und mahnt: „nicht einfach drauf los singen“. Er kritisiert die falschen Töne die er aus der Mitte vernommen hat und erklärt mit einem Augenzwinkern: „Mit falschen Tönen klingt das ganze Stück nicht gut. Die falschen Töne weglassen!“

Chorleiter Schönauer hat mächtig Zug in seiner Probe Hubertus Schönauer ist nicht ein nur ein leidenschaftlicher Chorleiter, sondern zugleich auch ein guter Entertainer. Ein Chor will unterhalten sein. 75 Minuten intensive Probenarbeit nach einem langen Arbeitstag leistet kein Sangesbruder mal so eben nebenher. Hubertus Schönauer versteht es seine Männer bei Laune zu halten. Mächtig Zug ist in seiner Probe. Konzentration und Einsatz fordert er immer wieder, kritisiert und tadelt in einem Moment, lobt und verteilt Streicheleinheiten im nächsten Augenblick. Er weiß die richtige Stimmung für eine intensive Chorprobe zu schaffen. Im Wechsel nimmt er sich der Tenöre und dann der Bässe an „Seemann, Wind und Wellen rufen Dich hinaus....“, singen die Männer. Mit „viel zu wenig Leidenschaft“, findet Hubertus Schönauer und muntert auf: „einmal geht noch, aber bitte mit mehr Konzentration.“


Nun klappt es besser. „Du bist gerade schön mit dem Kopf mitgegangen, das hat mir gefallen“, bemerkt der Chorleiter. Alle blicken sich um. Wie hat er das gemeint?

Ironie? Nein, er meint es ernst. „Man kann nicht richtig singen, wenn man sich mit dem Rücken anlehnt“, erklärt Schönauer. „Lehne ich mich an, dann ist der Ton gleich 70 Prozent schlechter.“ Seine Forderung: „Der Oberkörper muss frei sein“, bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Allgemeines Stühlerücken. Aufrecht mit der gewünschten Körperspannung wird von nun an gesungen „Deine Liebe ist dein Schiff. Deine Sehnsucht ist die Ferne. Und nur ihnen bist du treu...“ Es ist April. Doch die Sonne hat schon richtig Kraft. Heiß ist es im Probenraum unterm Dach und auch Hubertus Schönauer heizt den Männern weiter ein. Da kommt das „Loblied auf den edlen deutschen Wein“ gerade recht. Ein Stunde dauert die Probe nun schon, was man dem ein oder anderen Sangesbruder durchaus anmerkt. „Volle Konzentration“ fordert Hubertus Schönauer sicherlich schon zum zehnten Mal an diesem Abend und legt nach: „ Ihr müsst strahlen, noch mehr strahlen, sonst kommt kein vernünftiger Ton heraus“. „Rheinwein muss ich haben, soll ich mich weidlich laben …“ schallt es durch den Probenraum. „Da ist immer einer am flattern“, unterbricht Hubertus Schönauer. „Das geht nicht. Im Chor musst du den stracken Ton bringen, immer gerade raus.“ Noch einmal Konzentration: „Mit Wasser bleib mir ferne, das trink ich gar nicht gerne, Wein, Wein, Wein muss es sein“. Das hat nicht nur gut geklungen, sondern war auch eine klare Ansage zum Schluss der Chorprobe. Hubertus Schönauer bedankt sich und enteilt genauso schnell wie er gekommen ist. Drei Chorproben hat der Chordirektor an diesem Montagabend auf seinem Terminkalender. - Respekt.

„Die Abendruhe“ vom MCB gesungen ist ein Quotenhit auf Youtube Die Männer vom MC Balve gehen zum gemütlichen Teil über. Entgegen der Ansage im letzten Probenlied gibt´s keinen Wein. Im Sauerland bevorzugt man Gerstensaft. Beim kühlen Blonden unterm heißen Dach legt sich die Anspannung und der Blick geht nach vorne, zum „Meisterlichen Chorkonzert“. Das wird der MC Balve am 29. September zusammen mit anderen hervorragenden Chören in der Balver Höhle veranstalten. Darauf dürfen sich alle Freunde guten Gesangs freuen. Denn der Chor hat nicht nur Trink- und Seemannslieder in seinem Repertoire, sondern singt auch weltberühmte Musicalmelodien wie zum Beispiel „Can you feel the love tonight“ aus dem König der Löwen oder Mozarts Klassiker „Die Abend­ ruhe“. Beide Interpretationen des Balver Männerchores findet man übrigens als Youtube-Video. Die Abend­ruhe ist bereits über 116 000 mal aufgerufen worden.

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INSEKTENSTERBEN:

WETTBEWERB ALS GEGENMITTEL – STADT LEGT WILDBLUMENWIESEN AN Experten einig: Intensive Landwirtschaft Hauptursache – Nur Blühstreifen reichen nicht aus Von Rüdiger Kahlke

Lästige Brummer am Kaffeetisch, summende Mücken, die das Nickerchen stören. „Es müsste jeder merken, dass es nicht mehr ist wie früher“, sagt Annette Maus vom Tierschutzverein Plettenberg. Wenn es im eigenen Garten nicht mehr summt oder selbst nach der Autobahnfahrt kaum Insekten von der Windschutzscheibe gewischt werden müssen, ist das für die Tierschützerin ein Indiz für das Insektensterben. Brigitte Irmscher von der Aktion „Grüner Daumen“ in Neuenrade vermisst die Singvögel im Garten. Für sie ist der Zusammenhang klar: keine Insekten, keine Nahrung für die Vögel. Man kann es achselzuckend hinnehmen. Andere finden es alarmierend. Was zunächst als „Bienensterben“ die Runde machte, hat längst weitere Kreise gezogen. Im Herbst 2017 ließ eine Studie aufhorchen. Krefelder Insektenforscher hatten festgestellt, dass die Anzahl der Insekten seit 1990 um 76 Prozent abgenommen hat. Noch stärker war der Rückgang im Sommer, obwohl gerade zu dieser Zeit die Populationen am größten sein müssten. Als alarmierend galt, dass die ehrenamtlichen Forscher ihre Untersuchungen in Schutzgebieten durchgeführt hatten, also dort, wo die Lebensbedingungen besonders günstig sein sollten. Annette Maus war schockiert, als sie bei einem Workshop Details der Studie erfuhr. Hält der Trend an, sterben jedes Jahr weitere sechs Prozent der Insekten aus, rechnet sie vor. Fachleute sind sich einig: Verschwinden die kleinen Krabbler, droht ein großer Öko-Gau. „Ohne drastische Wechsel in der Siedlungsplanung, bei der Mobilität, in der Landwirtschaft und beim Klimaschutz wird wohl sehr bald so mancher kleine Helfer mit sechs Beinen ausgestorben sein, mit Folgen, die wir heute noch gar nicht abschätzen können“, sagt Klaus Brunsmeier, Leiter des Zentrums für Naturschutz und Kulturlandschaftspflege an der Heesfelder Mühle in Halver.

Imker müssen zufüttern Die Gründe für das Insektensterben sind vielfältig, so Hans Obergruber, Leiter des Naturschutzzentrums Mär-

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kischer Kreis. Durch eine Intensivierung der Landwirtschaft sind Brachflächen und Feldraine verloren gegangen. Sie boten mit ihren Wildblumen den Insekten Nahrung. „Diese Sonderstandorte verschwinden“, so Obergruber. Er spricht von einer „Uniformierung der Landschaft“, die zum Artensterben beitrage. Durch Gülleimporte werde die jahrhundertealte Kreislaufwirtschaft durchbrochen. Und dann ist da noch die Chemie. Spritzmittel gegen „Unkräuter“ und Pflanzenschutzmittel treffen eben nicht nur vermeintliche Schädlinge, sondern auch Schmetterlinge, Hummeln, Bienen oder Mücken, die alle ihren Stellenwert im Öko-System haben. Für Obergruber ist es der Mix verschiedener Faktoren, der die Insekten sterben lässt. Monokulturen wie Raps oder Mais verringern das Nahrungsangebot. „Wildbienen werden weniger, Schmetterlinge auch“ hat Dietmar Krehmer, Vorsitzender des Imkervereins in Plettenberg beobachtet. Ihnen fehle es


an Nahrungsgrundlagen. Das sei anders als bei Honigbienen, Haustiere quasi, die gefüttert werden können. „Es gibt keine Blühpflanzen mehr“, sagt Krehmer. Wiesen würden ständig gemäht. „Da kommt nichts mehr hoch“, was als Nahrung dienen könnte.

aler Lande- und Futterplatz für Insekten. Der Plettenberger Bürgermeister sieht das Thema Insektensterben

Bürger sensibilisieren Naturschützer plädieren für mehr Vielfalt in den Gärten. Das ist auch für Annette Maus ein Weg, mehr Nahrungsangebote zu schaffen und den Insekten das Überleben zu erleichtern. Mit einem Wettbewerb werben der Tierschutzverein und die Stadt für einen insektenfreundlichen Garten. 26 Bewerbungen liegen vor. Die Palette umfasst Kleingärten von fünf Quadratmetern bis zu parkähnlichen Anlagen mit 2.500 Quadratmetern, bilanziert die Initiatorin. Die Politik habe das Problem erkannt, agiere aber zu langsam, meint sie. Mit dem Wettbewerb sollen Bürgerinnen und Bürger direkt angesprochen und für das Thema sensibilisiert werden. Geplant sind zudem Info-Abende, um deutlich zu machen, dass ein insektenfreundlicher Garten gar nicht so viel Aufwand erfordert. Ein Anliegen, das Bürgermeister Ulrich Schulte unterstützt. Der städtische Bauhof hat ein Hochbeet vor dem Gymnasium zur Testwiese gemacht. Seit Ende Juni sorgen Wildblumen hier für ein farbenfrohes Bild. – Ein ide-

irgendwo zwischen Hype und Menschheitsfrage angesiedelt. Man könne es auch ohne Idealismus betrachten. Eine Wildblumenwiese sehe schön aus, und wenn sich mittelfristig auch der Pflegeaufwand in Grenzen hält, „dann lohnt es sich“, sagt Schulte. Inzwischen hat er Fotos von der Wiese in Böddinghausen gepostet. Die Reaktionen: allesamt positiv. Dabei soll es nicht bleiben. Randstreifen am Radweg nach Landemert sollen ebenfalls mit Wildblumen eingesät werden. Andreas Denkert, Leiter des städtischen

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Bauhofes, hat noch weitere Flächen im Visier. Er setzt auf Nachhaltigkeit. „Wir halten uns mit dem Mähen zurück“, sagt er. Einmal im Jahr wird gemäht. „Wir wollen sehen, wie sich das entwickelt“, sagt er. Kommen die Wildblumen wieder, werde das Programm ausgeweitet. Klaus Brunsmeier, Mitglied im BUND-Bundesvorstand, sieht das als richtigen Ansatz: „Wenn wir Wirkung erzielen wollen, braucht es Fläche.“ Nur Blühstreifen reichten nicht aus. „Wichtig ist auch mal ein Kuhschiss auf der Wiese“, sagt er. Auch der biete Lebensraum für Insekten.

„Bei EU-Fördermitteln umsteuern“ Wissenschaftler sehen diese Goodwill-Aktionen differenziert (s. Interview). Für sie kommt es darauf an, nachhaltig die Lebensräume vor allem für seltenere Arten zu schaffen und zu erhalten. Für Brunsmeier sind die regionalen Aktivitäten ein Ansatz, aber keine Lösung. Er sieht sie mehr als Alibi, das von der flächenintensiven Bewirtschaftung ablenkt. Die macht auch Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz als Hauptursache für den Insekten-Rückgang aus, der in allen Studien belegt sei. Dazu kommen Überdüngung, ausgeräumte Landschaften, zu viel Pflanzenschutzmittel und die zunehmende künstliche Beleuchtung, die nachts Insekten anzieht, wird Beate Jessel zitiert. Sie sieht die Politik gefordert. Staatliche Subventionen sollten nur fließen, wenn sie naturschonendes Wirtschaften fördern. Die gesellschaftliche Leistung der Landwirte und der Aufwand für den Naturschutz müssten aufgestockt werden, meint auch Praktiker Brunsmeier. Die Weichen könnten im Finanzplan der EU ab 2021 gestellt werden. – Experten befürchten, dass sie wieder in die falsche Richtung führen. So solle weiter nach bestellter Fläche statt nach Kriterien des Naturschutzes gefördert werden. Auch wenn die heimischen Imker noch keine negativen Auswirkungen spüren, allein die Bestäubungsleistung der Insekten hat in Deutschland einen volkswirtschaftlichen Wert von mehr als einer Milliarde Euro jährlich, schätzt das Bundesamt für Naturschutz. Die Erträge würden „ohne eine Bestäubung durch Insekten dramatisch zurückgehen“, mahnt Präsidentin Beate Jessel. So wird letztlich Wirtschaftlichkeit zum Argument für Artenschutz.

Was jeder tun kann: 1. Vielfalt und Unordnung im Garten zulassen: Ein englischer Rasen mag schön aussehen, fördert aber kein Leben. Käfer, Bienen und andere Nützlinge mögen viel lieber Wildblumenwiesen, Totholz und Co. Also:

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ruhig in einer Ecke des Gartens auch mal Brennnesseln wachsen lassen 2. Insektenhotel aufhängen: Holz oder Halme bieten Insekten Nistmöglichkeiten und Unterschlupf. 3. Auf giftige Insektensprays o. ä verzichten. Besser als teure Chemie sind natürliche Mittel, die kleine Plagegeister wie Wespen fernhalten. Lavendel, Salbei und Zitronengras halten Stechmücken fern, sind aber ein Schmaus für Bienen und Schmetterlinge. Auch Räucherstäbchen und geschmorter Kaffeesatz helfen gegen Wespen und Fliegen. Mehr Tipps: https://utopia.de/ratgeber/muecken-wespen-ameisen-fliegen-bekaempfen-vertreiben-hausmittel 4. Es nachts Nacht sein lassen: Licht wird oft zur Todesfalle für nachtaktive Insekten. Besser: nachts die Fassaden- und Gartenbeleuchtung ausschalten oder nur indirektes, nach unten strahlendes Licht nutzen. 5. Alte Harke statt neuer Laubsauger verwenden: Statt Laub zusammen zu harken kommt oft Technik zum Einsatz. Die erzeugt nicht nur Lärm, sondern auch ein Massaker an Kleintieren.

Mehr zum Thema: www.bfn.de, (Bundesamt für Naturschutz, Pressemitteilungen) www.bluehende-Landschaft.de(Netzwerk mit Tipps, selbst aktiv zu werden) www.mellifera.de (Verein, der sich für die Lebensräume von Bienen/Insekten einsetzt) https://br.de/s/3R90ESO (Guter Überblick zum Thema „Aussterbende Insekten“)


Insektensterben: KOMPLETT-Interview mit Biologie-Professor Dr. Stefan Brunzel Wissenschaftler sieht intensive Landwirtschaft als Hauptursache – Dramatisierung nicht angebracht – Streuobstwiesen hilfreich Prof. Dr. Stefan Brunzel beschäftigt sich seit fast zwei Jahrzehnten mit Insekten. Der aus Lüdenscheid stammende Wissenschaftler, der an der FH Erfurt „Biologische Vielfalt und Artenschutz“ lehrt, hat lange Zeit die Verbreitung von Tagfaltern im südlichen Märkischen Kreis untersucht.

Wie wirkt sich das Insektensterben aus? Bei uns in Südwestfalen ist das Insektensterben sicher nicht so massiv. Das liegt daran, dass wir eine waldreiche Region, grundsätzlich noch sehr reich strukturiert sind. Das Zweite ist, bis man das in einer geringer werdenden Befruchtungsrate bemerkt, da muss dann schon sehr viel passieren und zwar bei Hauptbestäubern, bei Bienen. Wir haben das Problem des Bienensterbens. Das liegt vermutlich an den Neonikotinoiden, die ja jetzt verboten sind.

Herr Professor Brunzel, haben wir es beim Thema Insektensterben mit einer dramatischen Entwicklung zu tun oder mit einem Medien-Hype? Durch die Studie, die im Herbst 2017 veröffentlicht wurde, ist das so richtig in den Medien angekommen. Da wurde ja eine Abnahme der Insekten-Biomasse, auch in Naturschutzgebieten, von 76 Prozent konstatiert. Das ist natürlich ein dickes Ding, weil man solche Ergebnisse bisher nicht hatte. Allerdings muss man sagen, es wird auch ziemlich gehypt. Die Studie hat ein paar kleinere Schwächen. Ob das nun 76 Prozent sind, ist die eine Frage und ob das überall gleich ist, die andere.

Was könnte man tun? Ist die Anlage von Blühstreifen durch Landwirte mehr als eine PR-Aktion? Es ist nicht nur eine PR-Aktion. Es bringt was für generalistische Arten, wie häufige Hummel-Arten etwa, weil sie eine neue Nektarquelle haben, wo vorher keine war. Für seltene Arten bringt es nichts. Die sind so spezialisiert und da helfen Blumenmischungen, die aus aller Herren Länder zusammengesucht sind, gar nichts.

Sie haben seit 2000 die Population der Tagfalter in unserer Region untersucht – mit welchem Ergebnis? Da gibt es Arten, die seltener werden. Und es gibt insbesondere im Sauerland auch Arten, die mehr geworden sind. Das liegt schlichtweg daran, dass wir in den 1980er Jahren deutlich schlechteres Wetter hatten als das insbesondere seit 2000 der Fall ist. Da spielt die klimatische Veränderung eine deutlich positive Rolle. Dann steht also nicht die Landwirtschaft am Pranger, sondern klimatische Faktoren sind schuld? Nein, was den Insektenrückgang allgemein angeht , muss man sagen, es gibt eigentlich nur einen Treiber, der den Rückgang der Insekten-Biomasse erklären kann, und das ist tatsächlich eine Intensivierung der Landwirtschaft. Übermäßige Düngung und Pestizid-Einsatz, die ganz diffus auch in der Menge auf Insekten wirken. Aber es spielen eben auch andere Sachen eine Rolle.

Naturschützer propagieren, im Garten eine Ecke sich selbst zu überlassen. Macht ein Netz kleiner Parzellen Sinn? Da bringt was, wenn sie den Vergleich haben mit einem wöchentlich gemähten Rasen und einer Ecke, wo sie die Pflanzen wachsen lassen. Da haben viele Tiere was von. Auch da gilt: Für die noch häufigen Arten ist das hilfreich, für die seltenen Arten ist das zu wenig – meistens. Es sind in der Region etliche Streuobstwiesen angelegt worden. Ist das ein geeignetes Mittel, dem Artensterben entgegenzuwirken? Streuobstwiesen sind eine der Nutzungsformen, die extrem viel bringen für alle möglichen Viecher. Das ist das Mittel der Wahl, wenn man viel tun will. Je älter die Obstwiesen sind, desto besser. Grundvoraussetzung: drunter wird eine extensive Grünlandnutzung betrieben. Dann hab ich altes, dazu noch blühendes Holz. Ich hab den Erhalt alter Kultursorten und damit auch biologische Vielfalt erhalten und ich hab drunter Lebensraum mit einer blütenreichen extensiven Weide. Das ist super gut und es ist relativ leicht zum machen.

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HAUS BÄRENSTEIN 2 1885 von Basse & Selve für den Betriebsleiter gebaut

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Von Martin Büdenbender

Als Raffaele Mimmo zusammen mit Gattin Emanuela und seinen Kindern vor 25 Jahren vom sonnig warmen Italien (Puglia) ins kühle Sauerland umsiedelte, hatte er

Beides hat bestens funktioniert. Raffaele Mimmo hat sich als Fliesen-, Platten- und Mosaikleger in Werdohl und der Umgebung einen Namen gemacht. Seine Söh-

genaue Vorstellungen davon, wie sein künftiges Leben aussehen soll. Der gelernte Fliesenleger wollte sich in seiner neuen Heimat eine berufliche Existenz aufbauen. Und er wollte so schnell wie möglich mit seiner Familie die eigenen vier Wände beziehen.

ne arbeiten inzwischen mit im Betrieb. Und das eigene Haus konnte die italienische Familie bereits 1997 beziehen. Dass ihr neues Zuhause ein Gebäude mit einer besonderen Vergangenheit ist, war ihnen damals gar nicht klar.


Das Haus mit der Nummer 2 in Werdohl-Bärenstein wurde 1885 von den Inhabern der damaligen Firma Basse & Selve gebaut und vom Betriebsleiter und seiner Familie bewohnt. Aus Basse & Selve gingen später die Vereinigten Deutschen Metallwerke ( ThyssenKrupp VDM) hervor. „Meinem Mann hat das Haus mit dem großen Grundstück sofort gut gefallen“, erinnert sich Emanuela Mimmo. „Ich selbst wollte es ehrlich gesagt nicht haben, weil es direkt an der stark befahrenen Versestraße liegt. Und wenn wir damals gewusst hätten, dass das Haus unter Denkmalschutz steht, hätten wir es nicht gekauft.“ Dieser Umstand, so berichten die Mimmos, sei ihnen nicht mitgeteilt worden. Die Mimmos hatten jedenfalls nicht im Entferntesten damit gerechnet, dass das Haus unter Denkmalschutz steht und damit bauliche Veränderungen nur eingeschränkt

des Relief mit neurenaissancehaften Figuren eingelassen. Im Bereich des Drempels gliedern waagerechte und schräge Mauervorsprünge die Fassade. Ein Gurtgesimse aus Kacheln umringt das ganze Haus. Über dem giebelseitig platzierten Hauseingang mit seiner zweiflügeligen Eingangstür fällt das prächtige Buntglasfenster ins Auge. Eine Stützmauer aus Bruchsteinen umgibt mit ihrem gusseisernen Staketenzaun den großen Garten des Hauses, dem die Familie mit allerlei Skulpturen südländischen Flair verliehen hat. Das ist sicherlich nicht stilecht, bildet aber einen interessanten Kontrast zur Architektur des Hauses.

möglich sind.

Familie Immo erwarb das denkmalgeschützte Gebäude 1997 Direkt nach dem Kauf startete Raffaele Mimmo mit den dringend notwendigen Renovierungsarbeiten. Das Haus war innen schon zu weiten Teilen umgebaut, als die Denkmalbehörde auf den Umbau aufmerksam wurde. „Der Denkmalschutz ist auf das Gebäude insgesamt (innen und außen) bezogen“, steht in der entsprechenden Akte der Stadt Werdohl geschrieben. Glücklich waren mit der Situation weder die Stadt, noch der neue Hauseigentümer. Schließlich einigten sich beide Seiten: Was geändert worden war, durfte bleiben. Aber fortan mussten alle baulichen Maßnahmen mit den zuständigen Behörden abgestimmt werden. Nicht für jede Vorgabe hatten Emanuela und Raffaele Mimmo Verständnis. Dennoch haben sie ihr Haus im Laufe der Jahre in einen tadellosen Zustand gebracht. Innen präsentiert es sich wohnlich, zeitgemäß mit einem offenem Koch- und Wohnbereich. Die alten Holzträger sind erhalten geblieben und lassen die frühere Raumaufteilung erkennen. Äußerlich fällt das eingeschossige Haus durch seine rote Backsteinfassade auf, die auf einem geputzten Sockel mit Drempel gründet. Besonders ansehnlich ist die zur Straße gewandte Hauswand . Hier springt die Fassade im mittleren Bereich vor (Mittelrisalit) was sich bis ins traufenständige Satteldach mit seinen vier Achsen fortsetzt. Rechts und links des Mittelrisalit ist jeweils ein kreisrun-

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Dies gilt auch für die nähere Umgebung des Denkmals. „Dafür bekommen die Anwohner aber Steuererleichterungen. Früher gab es zudem auch noch Fördermittel von der Stadt, aber durch die Sparmaßnahmen ist das nicht mehr möglich“, sagt Wüllner-Leisen.

Das Bürgerhaus in Bärenstein 2 steht seit dem 27. August 1985 unter Denkmalschutz. Es wurde 1885 als Betriebsleiterhaus der Firma Basse & Selve errichtet, Basse & Selve wurde 1861 von zwei Lüdenscheider Kaufleuten gegründet und in Bärenstein angesiedelt, die im wirtschaftsbürgerlichen Milieu des märkischen Sauerlandes bereits fest verwurzelt waren: Carl Basse (1802-1873), einem Manufakturwarenhändler und Finanzier, sowie Hermann Dietrich Selve (1813-1881), einem Mühlenbesitzer und Landwirt auf dem Hof Peddensiepen. Der Konzern wurde nach seinem Tode aufgelöst. Unter anderem gingen die Vereinigte Deutsche Metallwerke (später ThyssenKrupp VDM) daraus hervor. Seit 2008 ist dort die Edelstahlzieherei Mark GmbH (EZM) angesiedelt. Direkte Kosten entstehen durch den Denkmalschutz für die Anwohner nicht, dennoch ist der Gebäudeerhalt meist mit einem größeren Aufwand verbunden. Alle Baumaßnahmen müssen vorher mit Reinhild WüllnerLeisen abgesprochen und von den Fachleuten des Westfälischen Amts für Denkmalpflege begutachtet werden.

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VERANSTALTUNGEN Kabarett „In bekloppten Zeiten“ Der Kabarettist Christoph Brüske gastiert am Freitag, 31. August, um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Werdohl. Er präsentiert sein Soloprogramm „In bekloppten Zeiten“, das ein Zusammenspiel von guter Laune, politischer Information und Unterhaltung verspricht. Dem Kölner Künstler eilt der Ruf als pfeilschneller Wortjongleur und begnadeter Sänger voraus. Eintrittskarten gibt es zum Preis von 8 Euro in der Stadtbücherei.

Letmather Brückenfest Das größte Brückenfest Südwestfalens findet vom 31. August bis zum 2. September in Letmathe statt. Das Programm mit viel Musik, Aktionen und kulinarischen Köstlichkeiten haben dieses Fest weit über die Grenzen Letmathes hinaus bekannt gemacht. Musik gibt es auf zwei Bühnen in der Innenstadt; ein Muss ist die Rue Gourmet auf der Lennebrücke, am Rathaus und unter den mediterranen Dom-Arkaden. Nach Einbruch der Dunkelheit fasziniert der Anblick der illuminierten Lenne und der Bahnhofsbrücken. Am Samstag um 23 Uhr wird ein großes Höhenfeuerwerk abgebrannt. www.werbegemeinschaft-letmathe.de

Sommerkonzerte des Märkischen Jugendsinfonieorchesters Zu einem facettenreichen Programm quer durch die Musikgeschichte lädt das Märkische Jugendsinfonieorchester in seinen Sommerkonzerten in Altena, Lüdenscheid, Neuenrade und Olpe ein. Die Nachwuchsmusiker unter Leitung von Thomas Grote spielen u.a. die erste Rumänische Rhapsodie von George Enescu und das Konzert für Fagott und Orchester B-Dur von W.A. Mozart. Den Solopart übernimmt Diana Rohnfelder, Stipendiatin der Märkischen Kulturkonferenz des Jahres 2018. Die Konzerttermine: 1. September um 17 Uhr im Thomas-Morus-Gebäude in Altena, 2. September um 19.30 Uhr im Kulturhaus Lüdenscheid, 8. September um 17 Uhr in der Stadthalle Olpe und 9. September um 11 Uhr im Hotel Kaisergarten in Neuenrade. Die Eintrittspreise liegen zwischen 10 und 18 Euro, je nach Veranstaltungsort und Ermäßigung. Informationen dazu sowie zum Vorverkauf gibt es unter Tel. 02352/9667044 und www.maerkischer-kreis.de

Comedian Hennes Bender im Neuenrader Kulturschuppen Das Leben ist ein Wunschkonzert. Zumindest, wenn Comedian Hennes Bender mit „Alle Jubeljahre - Das Beste aus 50 Jahren: von Shakespeare bis Spongebob“ die besten Nummern, Songs und Dönekes aus seinen 50 Lebensjahren auf die Bühne bringt. Es ist ein Best-Of der besonderen Art, denn die Fans dürfen entscheiden, was gespielt wird. Dass dabei der legendäre Anrufbeantworter, die „Doppelhaushälfte“, Spongebob und „La Boom“ auftauchen, ist von einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit. Am Donnerstag, 13. September, um 19 Uhr, findet eine Vorpremiere des Programmes „Alle Jubeljahre“ im Neuenrader Kulturschuppen am Bahnhof statt. Eintrittskarten für diese Kulturveranstaltung der Stadt Neuenrade sind im Vorverkauf zum Preis von 17 Euro an der Bürgerrezeption im Neuenrader Rathaus erhältlich.

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„Best Of“ Rüdiger Hoffmann Die Plettenberger Schützengesellschaft präsentiert am Sonntag, 7. Oktober, um 19.30 Uhr den Kabarettisten Rüdiger Hoffmann mit seinem Programm „Best Of“ in der Schützenhalle. Eintrittskarten gibt’s zum Preis von 29,90 Euro im Vorverkauf bei den Fahrschulen Fellmer in Plettenberg, Werdohl, Herscheid, Balve, Attendorn und Olpe, können bestellt werden per Mail an psg-tickets@stanzteile-paul.de oder auf dem Internetportal eventim.de. Foto: Nadine Dilly

Festival Acappellissimo mit den „medlz“ Der Plettenberger Männerchor MGV Bremcke/Die Four Valleys veranstaltet am Samstag, 17. November, um 19.30 Uhr in der Aula Böddinghausen das Festival Acappellissimo. Zu Gast sind im diesen Jahr die „medlz“. Die vier Sängerinnen aus Dresden gelten als die beste weibliche A Cappella-Popband Europas. In Plettenberg präsentieren sie ihr Programm „Heimspiel - medlz singen deutsch“. Musikalisch wie inhaltlich zeigen sie ihrem Publikum, wie vielfältig die deutsche Sprache ist und lassen alte Schlager der Wirtschaftswunderzeit genauso aufleben wie Schillers „Ode an die Freude“ oder Hits von den „Prinzen“. Natürlich werden beim Festival auch die Four Valleys auftreten. Nach knapp einjähriger Auftrittspause erwarten ihre Fans mit Spannung Auszüge aus dem neuen Repertoire des Meisterchors. Ebenso spannend wird der Auftritt von Soundsation, dem Jugendchor der Vocal Factory Plettenberg. Nach einem Casting mit Jini Meyer und Tobias Richter im Frühjahr und weiteren Coachings präsentiert sich der Chor mit neuen Sängerinnen und Solistinnen. Im Anschluss ans Konzert gibt es einen Afterglow mit Gesang, Snacks und Getränken. Karten zum Preis von 19 Euro können bestellt werden auf www.four-valleys.de. Foto: Robert Jentzsch

NRW-Meisterschaft der Slam-Poeten Die nordrhein-westfälischen Poetry Slam Landesmeisterschaften 2018 kommen am 5. und 6. Oktober nach Lüdenscheid. Bei dem zweitägigen Live-Literaturfestival gibt sich die Crème da la Crème der nordrhein-westfälischen Slamszene ein Stelldichein. 36 Starter/innen haben sich für den Landeswettbewerb qualifiziert, darunter auch drei Newcomer unter 20 Jahren, die sich bei den U20 NRW-Meisterschaften in Krefeld hervorgetan haben. Bevor es am Samstag im Finale im Lüdenscheider Kulturhaus ab 20 Uhr um den begehrten Titel der Landesmeisterin bzw. des Landesmeisters geht, liefern sich die Kandidaten am Freitag ab 19 Uhr in vier Vorrunden einen furiosen Dichterstreit im weiten Feld zwischen Lyrik, Comedy, Kabarett, Prosa, Rap und Dada mit mal lauten und mal leisen Tönen. Zu den Spielorten gehören neben dem Kulturhaus auch das Science Center Phänomenta und die Gaststätte Dahlmann. Nur die besten 12 Poeten und Poetinnen ziehen ins große Finale ein. Foto: Unterharnscheidt Fotografie

Olm „macht fertig“ in Hüinghausen Der Kabarettist Hans Werner Olm gastiert am Freitag, 9. November, um 20 Uhr mit seinem Programm „Mach fertig!“ in der Rammberghalle in Herscheid-Hüinghausen. Das neue Programm von Hans Werner Olm zeigt ein deutsches Leben im Schnelldurchlauf. Von der Wiege bis zum Sarg. Olm spiegelt uns das Portrait des späteren Arschlochs als süßes rebellisches Kind auf dem Weg in die angepasste Erwachsenenwelt. Eintrittskarten kosten im Vorverkauf 22 und an der Abendkasse 24 Euro. Info: www.herscheid.de

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Gibt‘s hier Plettenberg:

Herscheid:

Stadtbücherei, Alter Markt 3 Tankstelle Schachta, Bahnhofstr. 31 Lotto Tabak Presse Holterhof, Ebbetalstr. 125 Industriebedarf Alfred Bröcker, Grafweg 3 Bürgerhaus Bremcke, Grundgasse 9 Bürgerhaus Pasel, Rathaus (Foyer u. Einwohnermeldeamt), Grünestr. 12 Langhoff - Tabakwaren, Zeitschriften, Geschenke, Grünestr. 8 Lotto Kleine, Herscheider Straße 118 Bäckerei Sondermann, Herscheider Straße 128 Café Haltepunkt, Hestenberg Gaststätte Zur Lohmühle, Kaiserstr. 22 Postagentur Henkel, Kaiserstraße 14 Heimathaus, Kirchplatz Gaststätte Käsebrink, Landemert Bäcker Schubert, Lennestr. 21 Postagentur Schütz Ohle, Lennestr. 39 Uhren Schmuck Bitzhenner, Neue Str. 3 Postagentur Schütz Eiringhausen, Reichsstr. 56e Buchhandlung Plettendorff, Umlauf 14 Café Stadtleben, Wilhelmstr. 5 Tankstelle Hagemann, Zeppelinstr. 10 Zeitschriften Lehmann (Rewe Kaufpark), Ziegelstr. 7 Hagen & Hermann, Bahnhofstr. 3 Ihre Kette Schlenck, Derfflinger Str. 52 Lecker Lädchen, Brauckstr. 2a Bäckerei Niehaves, Grafweg 19 Café Mittelpunkt, Kaiserstraße Café Bar Mittendrin, Bachstr. 8 Krankenhaus Plettenberg HIT Markt im P-Center, Bahnhofstraße Rewe Kaufpark Eiringhausen, Breddestr. 1

Lotto Panne, Plettenberger Str. 10 Rathaus Bäckerei Sondermann im Kaufpark, Neuer Weg 11 Dorfladen Hüinghausen, Alte Dorfstr. 11 Tankstelle Turk, Alte Dorfstr. 37 Dorf-Apotheke, Lüdenscheider Str. 17

Werdohl: Werdohl Marketing, Bahnhofsplatz Bahnhofscafé Grote, Bahnhofsplatz WK, Grasacker 54 Blumen Fromm, Freiheitsstr. 22 Rathaus, Goethestr. 51 Stadtbücherei, Freiheitstraße 1 Hof Crone, Dösseln 1 Krankenhaus Werdohl Sport Bathe, Bahnhofstr. 23 Neuenrade: Stadtbücherei, Niederheide 5 Café Karl, Am Stadtgarten 4 Apotheke Am Stadttor, Werdohler Str. 4 DRK-Begegnungsstätte, Am Stadtgarten Rathaus, Alte Burg 1 Naturheilpraxis am Stadtgarten, Am Stadtgarten 4 Gertruden-Apotheke, Am Stadtgarten 4

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Finnentrop: Lotto Wagener, Bamenohler Str. 248 Bäckerei Sondermann, Rönkhausen Bäckerei Lennemann, Kirchstr. 77 Bäckerei Lennemann, Bamenohler Str. 254 Rathaus, Finnentrop Bäckerei Lennemann, Bamenohler Str. 349 Sundern: Ski Baggeroer, Wildewiese (nur während der Saisonöffnungszeiten im Herbst/Winter) Leserille, Halmersreihe 3, Allendorf Die Magazine sind vergriffen oder Sie möchten auch eine Komplett-Auslagestelle werden? Dann rufen Sie uns an oder schreiben uns eine Mail. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht. 0 23 91 / 91 73 002 · info@komplett-magazin.de


Komplett lecker. Autor Detlef Schlüchtermann

JEDES 8. LEBENSMITTEL LANDET IN DER TONNE EINER VON NEUN MENSCHEN HUNGERT Mit leckeren Rezepten und heißen Tipps habe ich bisher versucht, Sie mit dieser Kolumne zu erheitern und anzuregen, Ihren Gästen mal wieder etwas Schmackhaftes auf den Teller zu zaubern, habe über sauerländische Gastronomie und Restauranttipps in anderen Regionen geschrieben. Meine Maxime: Wer die Nahrungsaufnahme nicht nur als Notwendigkeit, sondern als großes Vergnügen betrachtet, ist ausgeglichener als viele hektische Zeitgenossen, denen der flüchtige Genuss wenig bedeutet. Doch, wer sich intensiv mit Essen oder Ernährung befasst, stößt auch immer wieder auf Zahlen und Statistiken, die zum Nachdenken anregen und zum Handeln auffordern. Ich hab’ mal aus unterschiedlichen Quellen Fakten zusammenzutragen, die eher erschrecken als Mut machen. Hier eine Auswahl: *Auf der Erde leben 7,32 Milliarden Menschen, es werden aber Lebensmittel für 12 Milliarden produziert. Dennoch hungern 795 Millionen Menschen weltweit. Verrückt! *Einer von neun Menschen auf der Welt hungert. Jedes 8. Lebensmittel wird bei uns weggeschmissen. 11 Millionen Tonnen pro Jahr, 82 Kilogramm pro Kopf und Jahr, umgerechnet in Euro sind dies 235 Euro pro Person. *65 Prozent der Lebensmittel schmeißt der Verbraucher weg, 17% die Industrie, 17% die Gastronomie und 5 % der Handel *44 Prozent Obst und Gemüse, 20 % Brot, 12 % zubereitete Speisen, 8 % Käse, 6 % Fisch und Fleisch landen bei uns im Müll. *Mehr als die Hälfte der Deutschen (56 Prozent) ist übergewichtig. Ideal ist der Verbrauch von 2400 Kilokalorien pro Tag und Person. Der Weltdurchschnitt liegt bei 2870. Die Deutschen liegen bei 3539.

*Wir essen doppelt soviel Fleisch wie vor hundert Jahren – exakt sind es pro Person und Jahr 88 Kilogramm. (USA 120 kg, Indien 4 kg) *Um ein Kilogramm Rindfleisch auf dem Teller zu haben, mussten zuvor 15000 Liter Wasser verbraucht werden. Im Vergleich dazu: Für ein Kilo Brot sind es 1000 Liter, *Und auch beim Co2-Ausstoß schafft es die Lebensmittelbranche zu Rekordzahlen. Avocados aus Mexiko legen 9500 km zurück, Fischstäbchen aus Alaska 8100 km, Rindfleisch aus Argentinien 11800 km, Bohnen aus Kenia 6600 km und Butter aus Irland 1300 km, um nur einige Beispiele zu nennen.

Regionales und eine kreative Resteküche Bei all diesen Zahlen und Fakten kommt man irgendwann unweigerlich zu dem Schluss, dass es in dieser Form nicht endlos weitergehen kann, nicht weitergehen darf. Im Schnitt essen wir zuviel, vor allem Fleisch, schmeißen aber auch zuviel weg und schädigen unsere Umwelt durch oft unnötige Transporte. Nur, wie kommen wir aus diesem Dilemma? Mein Tipp: Setzen Sie einfach mehr auf Regionales: Die Produkte, die Landwirte aus der Umgebung im Sauerland anbauen, erfüllen in der Regel höchste Qualitätsansprüche. Wenn Tiere artgerecht gehalten werden, dann lohnt sich auch schon mal, ein paar Euro mehr auf die Theke zu legen. Und wenn Sie dann auch noch das bevorzugen, was in der jeweiligen Jahreszeit seinen vollen Geschmack entwickelt, statt Fleisch auch mal wieder einen Gemüseeintopf präferieren, dann haben Sie schon viel für die Umwelt und vielleicht auch für Ihr gutes Gewissen getan. Und vor allem auch für Ihre Gesundheit. Und wenn Sie dann auch nur noch soviel einkaufen, wie Sie glauben, verarbeiten zu können, sind Sie ganz weit vorn. Und dass selbst alte Lebensmittel (allerdings nur ohne Schimmel) in der Küche kreativ verarbeitet werden können, dafür gibt es mittlerweile ganze Kochbuchreihen. Versuchen Sie’s doch mal mit Käseknödel aus Käseresten, Arme Ritter aus alten Brotscheiben oder Sülze aus Fleisch- und Gemüseresten. Ich hab’s probiert und bin begeistert.

Wohl bekomm‘s! 45


AUFGEBEN IST NICHT

Inmitten seiner Schützlinge: Frank Rosin mit den beiden Schwestern Silvana und Andrea Cambiolo.

Starkoch Frank Rosin sieht im Werdohler „Sillis Landhaus“ großes Potenzial Von Iris Kannenberg

Wer auf dem Weg nach Werdohl den Höhenweg nutzt, kann es eigentlich nicht übersehen. Ein großes Schild, das auf „Sillis Landhaus“ hinweist. Direkt auf dem Reiterhof Noelle in idyllischer Lage gelegen, punktet das Restaurant von Silvana Cambiolo nicht nur mit guter Küche und einer besonders schönen Innenausstattung, sondern auch mit einer kleinen Beachmeile, auf der man sich mit Sand und Strandkorb ganz wie im Urlaub fühlen darf. Trotz dieser Vorzüge und der 30-jährigen Gastronomieerfahrung der beiden Schwestern Silvana und Andrea Cambiolo, hat das Landhaus immer wieder zu kämpfen. Die exaltierte Lage und die langen Winter im Sauerland, machen es der fleißigen Crew von Silli Cambiolo nicht gerade leicht, ihren Traum von einem eigenen Restaurant umzusetzen. Die beiden Schwestern wollten aber nicht aufgeben. Sie wollten Hilfe, wissen, wie sie ihr Restaurant noch attraktiver gestalten könnten und einfach einmal ein Feedback von einem Außenstehenden, der in der Lage ist, das Restaurant professionell zu beurteilen. Die zwei entschlossen sich daher zu einem besonderen Schritt. Sie schrieben den Starkoch Frank Rosin an, der mit seiner beliebten Fernsehserie „Rosins Restaurant“, die seit Jahren erfolgreich auf Kabel eins läuft, schon vielen Gastronomen geholfen hat. Und der ließ sich nicht lange bitten. Nach einem kurzen und sehr überraschenden Restaurant-Check durch sein Team war man sich sicher: Hier gibt es viel Potenzial, das es wert ist, neu entdeckt und gefördert zu werden. Und so wurde das ehemalige „Culo del Mondo” gleichsam über Nacht Drehort für die wohl bekannteste Kochshow im deutschsprachigen Fernsehen. Frank Rosin und sein Team von Kabel 1 drehten das „Culo” in den folgenden Wochen einmal von oben nach unten und dann wie-

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der und noch einmal von unten nach oben. Nichts wurde einfach so gelassen, wie es war, alles kam dabei auf den Prüfstand. Auch der Name: Und so wurde der „Arsch der Welt“ in „Sillis Landhaus“ umgetauft. Frank Rosin ist sicher einer der besten Köche Deutschlands und darf stolz auf zwei Michelin-Sterne im Gourmetführer Gault-Millau sein. Zu Recht. Denn er ist nicht nur Spitzenkoch und in seinem Fach ein echter Künstler, sondern zudem jemand, der auch nach vielen Jahren des Erfolgs ganz ohne Zweifel auf dem Boden geblieben ist. Und dabei sehr sympathisch rüberkommt. „Restaurant und Team haben eine echte Chance”, meinte Frank Rosin. Die Außenanlage, das schöne Ambiente der Gasträume, das Gesamt-Styling und die Lage finden Wohlwollen in den geübten und für Details geschärften Augen des Starkochs. Mängel sah er vor allem er im Marketing und in der Verkaufsstrategie. Und im eher wässerigen Image des Restaurants, unter dem sich niemand so recht etwas vorstellen konnte. Und genau da setzten Frank Rosin und sein Team an. Neue Karte, neues Logo, neue Positionierung, neue Außenwirkung. Aus „Culo del Mondo”, übersetzt „Arsch der Welt” wurde das heimelige „Sillis Landhaus”, das nun auf seiner neuen Speisenkarte mit heimatlichen Speisen in ausgezeichneter Qualität lockt. Dazu bietet das Landhaus seinen Gästen jetzt jeden Sonntag selbst gebackene Kuchen und Torten an, ganz nach Landhausart. Der Style des Restaurants wurde mit einer neuen Küchenzeile und einer neu gestalteten Außenanlage deutlich aufgewertet. Alles in allem erwartet den hungrigen Gast seit Frank Rosins Besuch eine Location, die nicht nur mit wohlschmeckenden Speisen punktet, sondern auch mit einer innenarchitektonisch gut durchdachten


und gemütlichen Landhausatmosphäre. Wichtig war Frank Rosin die Authentizität des Gasthauses. Dabei spielte der Begriff „Heimat” eine große Rolle. Dass man diese wiedererkennt in Rezepten und einer besonderen Lebensart, die, im Restaurant zelebriert, die Region widerspiegelt. Eine Region, die im Laufe der

Jahrhunderte von vielen unterschiedlichen Völkern geprägt wurde, die sich nach und nach im Lennetal niederließen. Und zusammen zu etwas wurden, dass man heute schlicht und einfach den „Sauerländer” nennt. Silvana Cambiolo und ihr Team saßen beim Pressetermin erschöpft, aber sichtbar glücklich und strahlend neben ihrem prominenten Coach. Frank Rosin als Ratgeber und Motivator an ihrer Seite zu wissen, tat den beiden Schwestern spürbar gut. Was aber nicht immer nur mit angenehmen Erfahrungen verbunden war. Denn Frank Rosin spricht Tacheles. Er sagt immer ganz geradeaus, was er denkt und was er mit seinen geübten Augen sieht. „Man muss schon auch kritikfähig sein und wirklich aus der Misere heraus wollen, sonst funktioniert Veränderung nicht”, meint Rosin. „Und Veränderung tut eben oft auch weh. Das ist nichts für Angsthasen. Man muss kämpfen wollen und bereit sein, für seinen Traum vom erfolgreichen Restaurant zu geben, was nötig ist, um die gewünschte Veränderung herbeizuführen.” Silvana und ihre Schwester stellen sich nun dieser Aufgabe. Denn: Aufgeben ist nicht! Sie wollen erfolgreich sein, ihr Restaurant nach vorne bringen und sich voll in das neue Konzept investieren. Frank Rosin war ihnen dabei die Hilfe, die sie gebraucht haben, um neuen Mut zu schöpfen und sich noch einmal ganz neu zu orientieren. Alles in allem hat man Hoffnung für Silvana und ihr Team, besonders dann, wenn man erlebt hat, wie Frank ihnen etwas erklärte oder über ihre Stärken und Schwächen redete. Dann möchte man tatsächlich fest daran glauben, dass alles gut wird. Jetzt, drei Monate später, sind Silvana und Andrea im-

mer noch nicht ganz raus aus dem Tief. Gut Ding will eben Weile haben. Und Veränderungen brauchen ihre Zeit. Auch bis sie sich herumsprechen. Aber sie haben zu tun, das neue Konzept wird gut angenommen und die Gäste sind sehr zufrieden und empfehlen das Landhaus gerne weiter. Silvana Cambiolo wartet nun darauf, dass die Sendung, in der ihr Gasthaus der Star ist, ausgestrahlt wird. Der Sendetermin war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Sie erhofft sich dadurch den Schub, den ihr Landhaus braucht, um so richtig durchzustarten. Sie ist bereit, auch weiter zu kämpfen und die Menschen der Region von ihrem neuen Gastronomie-Konzept zu überzeugen. Frank Rosin war und ist da der gleichen Meinung. Er betont ausdrücklich, für wie außergewöhnlich und wertvoll er das Landhaus gerade in dieser Gegend hält. „Gutes setzt sich durch. Man braucht den entsprechenden Biss. Aber ich bin zuversichtlich, dass die beiden Schwestern alles dafür tun werden, um die mit unserer Sendung angestoßenen Veränderungen umzusetzen und zu einem Erfolg werden zu lassen. Ein Gewinn für diese schöne Region, in die es sich einfach lohnt zu investieren.“

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LUST AUF ZEPPELIN Luftschiff soll Wahrzeichen für Werdohl werden Moritz-Adolf Trappe hat jede Menge Lust auf Zeppelin und er will Werdohl ebenfalls Appetit auf die mächtigen Luftschiffe machen. Sein Traum: Werdohl wird Zeppelinstadt. Schließlich stand die Wiege der majestätischen Luftfahrzeuge in der Bergschen Fabrik in Eveking. Hier wurden die Aluminiumteile für das erste Luftschiff und viele weitere gefertigt. „Die Zeppeline könnten zu einem Markenzeichen für Werdohl werden“, sagt Moritz-Adolf Trappe. Das könne der Stadt, die für Touristen nur wenig Anziehungskraft besitze, nur guttun. Kunstwissenschaftler Trappe, der vor einiger Zeit aus Brandenburg in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist, geht noch weiter. „Der Zeppelin könnte identitätsstiftend wirken und Werdohlern ein neues Heimatgefühl vermitteln“, glaubt Trappe. Die Luftschiffe sollen es bis auf die Ortseingangsschilder schaffen. Trappe hat bereits eine Fotomontage gebastelt. Werdohl mit dem Zusatz „Zeppelinstadt“. So wie „Klingenstadt Solingen“ oder Hagen „Stadt der Fernuniversität“. „Das sieht doch gut aus“, strahlt der Kunstwissenschaftler. Die Ausstrahlung solcher Zusätze wird nicht bestritten. „Mit dem offiziellen Zusatz können Gemeinden und Kreise ihre Einzigartigkeit bekannt machen. Das stiftet Identität und stärkt das kommunale Selbstbewusstsein“, sagte der ehemali-

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Von Wolfgang Teipel

ge NRW-Innenminister Ralf Jäger, als er 2012 die ersten Zusätze genehmigte. Moritz-Adolf Trappe, Bürgerstammtisch-Vorsitzender Rolf Kronfeld und der Kölner Wolfgang Beier haben die Arbeitsgemeinschaft Zeppelin-Stadt Werdohl gegründet. Ihre Pläne haben sie zunächst im Stillen bewegt. Mit einer Pop-up-Ausstellung im Gewerbepark Eveking sind sie Ende Juni erstmals an die Öffentlichkeit getreten. Sie war nur für wenige Stunden zu sehen. Immerhin fanden aber rund 250 Besucher den Weg zu den Ausstellungsstücken, die in einer Halle der ehemaligen Berg’schen Fabrik präsentiert wurden. „Wir haben uns ganz besonders über Gäste aus den Familien Berg und Colsmann gefreut“, sagt Moritz-Adolf Trappe. „Beide Familien sind ja untrennbar mit der Geschichte des Zeppelins verbunden.“ Das ist der Initiator der Arbeitsgemeinschaft Zeppelinstadt Werdohl inzwischen wohl auch. Er hat sich in die Geschichte der Luftfahrzeuge, die von 1900 bis 1940 regelmäßig am Himmel zu sehen waren, eingearbeitet. Er kann jede Menge Geschichten erzählen und er besitzt einen Schatz. „Über 50 Kisten aus einem Nachlass, bei dem sich alles um die Zeppeline dreht“, sagt er. Diesen Schatz will er heben und in einem Museum präsentieren. „Welche Räume wären da besser geeignet, als die ehemalige Produktionsstätte der Berg’schen Fabriken im Versetal?“


fragt er. Die Halle im Gewerbepark, Ort der Pop-up-Ausstellung, könne zu einem Anziehungspunkt für den Kulturtourismus werden, glaubt Moritz-Adolf Trappe. „Werdohl sollte sein Licht nicht unter den Scheffel stellen.“ Das Echo auf die erste Aktion hat ihm Mut gemacht. Am 29. September wird die Arbeitsgemeinschaft beim Lennekulturtag in Werdohl dabei sein. Im nächsten Jahr will

die Arbeitsgemeinschaft mit einer weiteren Ausstellung den nächsten Impuls setzen. Sie wird sich unter dem Motto „111 Jahre Unglück von Echterdingen“ mit der Havarie des LZ 4 am 5. August 1908 beschäftigen. Und es soll nicht das letzte Mal sein, dass Moritz Adolf Trappe historisches Fachwissen zur regionalen Industriegeschichte mit hörenswerten Episoden aus der Historie der fliegenden Zigarren verbinden wird.

Die Trümmer des LZ 4 im Werk der Carl Berg AG in Eveking.

Ein Trümmerteil der „Hindenburg“ vor einer Büste von Carl Berg.

DER TRAUM VOM FLIEGEN Der Startschuss für das aufsehenerregende Kapitel der deutschen Luftschifffahrt war eng mit den Personen Graf Zeppelin und Alfred Colsman verbunden war. Zunächst war es Fabrikant Carl Berg, den Graf Zeppelin für die Fortsetzung des Baus von Luftschiffen gewinnen konnte. Die Moritz-Adolf Trappe erläutert das Modell eines Maybach-Motors.

Aluminiumgerüste für seine Zeppeline wurden in Werdohl gefertigt. Auch Alfred Colsman, der nach dem Tod seines Schwiegervaters, Carl Berg, ab 1907 im Aufsichtsrat der Firma Berg saß, unterstützte die Arbeit des Grafen. Das war nicht selbstverständlich. Denn die Geschichte der Zeppeline ist von vielen Misserfolgen gezeichnet. Luftschiff Zeppelin 1 (LZ1) stieg am 2. Juli 1900 auf, blieb

gerade einmal 18 Minuten in der Luft, bis die Spitze entzweibrach. LZ2 stieg im November 1905 auf und strandete. Beim zweiten Versuch im Januar 1906 wurde es nach kurzer Fahrt vom Wind zerschlagen. LZ3 brachte es in den Jahren von 1906 bis 1908 immerhin auf 45 erfolgreiche Fahrten. Eine dieser Fahrten führte auch über das Sauerland. Als LZ3 damals in voller Fahrt über das Lennetal hinweg zog und zum Gruß seine Bugspitze nach unten neigte, war ganz Werdohl auf den Beinen, um dieses Spektakel am Himmel mit zu erleben. Weniger Ruhm fuhr die LZ4 ein. Sie wurde 1908 gebaut. Zum Abschluss einer 24-Stundenfahrt musste sie mit Motorschaden erfolgreich notlanden, wurde dann aber Opfer eines aufkommenden Sturms. Das hätte beinahe zum wirtschaftlichen Ruin des Luftschiffprojektes geführt. Erst eine spontane Spendenaktion, die eine Welle der Hilfsbereitschaft im ganzen Land auslöste, sicherte den Fortbestand. Die Luftschiffbau Zeppelin GmbH wurde daraufhin gegründet und eine Zeppelin-Stiftung ins Leben gerufen. Zum Vorsitzenden berief Graf Zeppelin Alfred Colsman aus Werdohl. 1931 zog sich Colsman aus dem Zeppelin-Konzern zurück. Er lebte anschließend bis zu seinem Tod im Januar 1955 wieder in Werdohl.

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UTOPIA: ZUKUNFT FÜRS SAUERLAND Mit Workshops will Südwestfalen-Agentur die Region für U-30-Generation Von Rüdiger Kahlke schmackhaft machen Brandschutzhinweise in 21 Sprachen hängen gleich am Eingang. Menschen aus mehr als 20 Nationen gehen hier ein und aus. Ein kleiner Kosmos, der ein großes Problem unserer Zeit spiegelt. Die Flüchtlingsunterkunft ist Tim Sadowskis (19) Arbeitswelt, Schmelztiegel verschiedener Sprachen, Kulturen, Charaktere. Im Zuge seines Bundesfreiwilligendienstes betreut er als Bufdi in Plettenberg Migranten. Während viele in seinem Alter der Region nach der Schule den Rücken kehren, um die Welt kennenzulernen, ist für Tim klar: Er will hier bleiben. Aber: Er will hier auch gut leben. Deswegen engagiert er sich in dem Projekt „Utopia“. Die Ausschreibung eines Workshops der Südwestfalenagentur im Frühjahr sahen Tim und sein Bufdi-Kollege Michael Ikuzwe „als offene Einladung, die Zukunft im Sauerland mitzugestalten“. In Olpe ging es darum, jungen Menschen aus der Region die Möglichkeit zu geben, „spannende Lösungen für das zu finden, was sie in der Region nervt“. Die Südwestfalenagentur setzt darauf, der U-30-Generation das Sauerland schmackhaft zu machen, Abwanderung zu verhindern und die Region als attraktiv und zukunftsorientiert zu präsentieren.

Sehen, wie Politik funktioniert Die beiden Plettenberger sahen das als Chance, ihre Vorstellungen einzubringen – und Defizite anzusprechen. Großes Problem: der öffentliche Personennahverkehr. Wer aus dem Lennetal abends mal Party in Lüdenscheid machen möchte, „hat Probleme zurückzukommen“, schildert Tim. Außerdem sind Internet-Zugänge ein Problem. Das solle im Zuge der Regionale 2025 angegangen werden. Und da wollen die UtopiaTeilnehmer darauf achten, dass ihre Region beim Breitband-Ausbau nicht vernachlässigt wird. Für Tim war der Workshop auch eine interessante Gelegenheit zu sehen, wie Politik und Planung funktionieren, mitzuerleben, wie „Konzepte entwickelt und verfeinert werden“. Ihm wurde schnell klar: Ein Tag ist dafür knapp bemessen – zu knapp. Ein Vorschlag aus

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der Utopia-Runde soll sofort umgesetzt werden: Für den nächsten Workshop im November, dann in der Jugendherberge Winterberg-Neuastenberg, sind zwei Tage angesetzt. Wenn man sich besser kennen lerne, ließen sich Ideen auch besser entwickeln, begründet Tim den Vorschlag, den er mitgetragen hat. „Man hat gemerkt, dass nicht nur geredet wird, sondern Projekte auch umgesetzt werden“, blickt Michael auf den Utopia-Workshop im März zurück.

Gap-Year, eine kaum bekannte Chance Henrik Schmoll Klute aus Neuenrade ist von Beginn dabei, hat als Botschafter für „Utopia“ geworben, um Jugendliche zu bewegen, Einfluss zu nehmen. Als Erfolg sieht er das Gap-Year. Unter dem Motto „1 Jahr, 3 Unternehmen, deine Zukunft“ können Interessenten für jeweils drei Monate drei verschiedene Praktika in Unternehmen in der Region absolvieren - mit nur einer Bewerbung. Bezahlt werden sie wie Mini-Jobber: 450 Euro pro Monat. „Das Konzept wurde bei Utopia entwickelt“, sagt Tim. Unterschiedliche Bereiche einkreisen, ausschließen, was nicht infrage kommt, das findet er gut. Er hat sich entschieden, als Bufdi zu arbeiten, „weil ich nicht sicher war, was ich machen wollte“. Das Gap-Year könnte jungen Menschen bei der Berufs- oder Studienwahl helfen. 30 junge Leute nahmen am Workshop im März teil. Viele kamen aus dem Bereich des öffentlichen Dienstes, besonders aus dem Bereich der Sparkassen, die das Projekt fördern. „Bei vielen hat man gemerkt, dass eine höhere Kraft dahinter steht“, vermutet Tim, dass nicht eigene Motivation die stärkste Triebfeder zur Teilnahme war. Aber alle hätten sich eingebracht.

„Viele würden gerne bleiben“ Der Bufdi ist überzeugt: „Es gibt viele, die hier bleiben würden, auch nach dem Studium, wenn es hier attraktiver wäre.“ Als Beispiel nennt er fehlende Freizeitangebote. „In Plettenberg gibt es nur das Aqua Magis.“


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Fragen

Dass es in der Umgebung auch andere Attraktionen wie Kletterwald oder Draisinenbahn gibt, hat der 19-Jährige nicht auf dem Schirm. Es bestätigt aber seine Einschätzung, dass manche Dinge zu wenig in den Fokus gerückt werden. Überlegen, wie man bessere Werbung machen kann, sieht Michael als notwendig an. Seine Erwartungen an den Workshop hätten sich erfüllt. Aber: „Das Konzept muss man besser verkaufen.“ Ein paar Jahre woanders leben, studieren, sieht Henrik als normal an. Er sieht seine Zukunft nach dem BWLStudium wieder im Sauerland. Gut, die Infrastruktur hat Luft nach oben. Aber: Günstige Lebenshaltungskosten, Möglichkeiten der Kinderbetreuung, Familien und Freunde hier, sieht er als Pluspunkte und kann sich „sehr gut vorstellen, dass junge Leute, wieder hier leben wollen“. Michael macht es vom künftigen Studienplatz

an Tobias Brömme

bei der Südwestalen-Agentur zuständig für das Jugendprojekt Utopia Tote Hose am Arsch der Welt“, „Geile Typen hier“, „Metropole Pusemuckel“. Die Südwestfalen-Agentur wirbt mit lockeren Sprüchen, Selbstironie. Wen wollen sie damit erreichen? Tobias Brömme: Damit wollen wir junge und kreative

abhängig. „Ich habe bisher wenig von Deutschland gesehen“, meint der aus Uganda stammende junge Mann, der sich vorstellen kann, auch woanders zu leben. Vorteilhaft wäre es, „wenn man Veränderungen sehen würde“, glaubt Tim. „Das würde sicher auch andere inspirieren. Die meisten sind bodenständig und würden gerne hier bleiben“ - wie er. „Familie und Freunde sind hier. Warum soll ich weg?“. • Der nächste Utopia-Workshop läuft am 17. und 18. November in der Jugendherberge Winterberg. Mitmachen können 16- bis 26-Jährige. Mitzubringen sind gute Laune, viele Ideen und Schreibzeug. Die Teilnahme ist kostenlos. • Organisiert werden die Utopia-Ideenwerkstätten von der Südwestfalen Agentur. ist. Wie wollen sie mehr, ggf. auch andere junge Menschen erreichen? Das machen wir über den persönlichen Kontakt. Wir stellen das Projekt UTOPiA und die Einbindung junger Menschen in die REGIONALE 2025 persönlich vor, beispielsweise vor den Schülervertretungen, Jugendzentren, den Jugendparlamenten oder anderen Jugendorganisationen in Südwestfalen. Weiterhin werden wir für unsere kommende Denkwerkstatt vom 17. November bis 18. November 2018 in Winterberg Videos produzieren, diese über die Sozialen Netzwerke verbreiten und auch Radiospots schalten. Denn Ziel ist es, möglichst viele junge Menschen zu erreichen, um sie in die Zukunftsgestaltung unserer Region mit einzubeziehen.

Köpfe aus ganz Südwestfalen erreichen. Mit ihnen wollen wir gemeinsam an der Zukunft unserer Region arbeiten. Wir wollen, dass uns die jungen Menschen sagen, was sie an ihrer Region stört und was verbessert werden muss, um auch in Zukunft in Südwestfalen gut leben und arbeiten zu können. Somit regen die Sprüche dazu an, um augenzwinkernd über unsere Region nachzudenken und neue, spannende Ideen für Südwestfalen zu entwickeln.

Bürgerbeteiligung, Kommunikation sind ja Stichworte, die immer wieder auftauchen. Die Frage ist: Was bringt’s?. Wo wird Veränderung spürbar, sichtbar, wie es sich Workshop-Teilnehmer wünschen? Zunächst gilt es, die Ideen und Anregungen der jungen Menschen ernst zu nehmen. Wir wollen mit UTOPiA nicht nur einmalige Workshops durchführen und dann sind die Ideen verflogen. Wir werden die Anregungen und Wünsche auch konkret umsetzen. Hier sei beispielsweise das von der Südwestfalen-Agentur initiierte GAP- Year, ein einjähriges Praktikum in drei südwestfälischen Unternehmen, genannt. Eine Idee, die in einer vergangenen UTOPiA entstanden ist. Auch bietet uns die REGIONA-

Im März waren etwa 30 junge Leute beim Workshop in Olpe. Das Gros waren angehende Akademiker und Teilnehmer aus dem öffentlichen Dienst, bzw. Sparkassen-Angestellte. Ein Querschnitt, der nicht repräsentativ

LE 2025 viele Möglichkeiten, Projektideen auch Realität werden zu lassen. Wir tauschen uns regelmäßig mit unseren UTOPiSTEN aus und binden sie in Entscheidungen mit ein. Außerdem sind im REGIONALE Beirat UTOPiSTEN vertreten, die REGIONALE Projekte mit beraten.

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LANDSCHAFTSFOTOGRAFIEN WIE GEMALT Interview mit Fotodesignerin Simone Rein

Simone Rein, Jahrgang 1976, ist gelernte Tischlerin und hat nach einer weiteren Ausbildung lange Zeit als Bürokauffrau gearbeitet. Bis sie ihre Leidenschaft für die Fotografie entdeckt hat. Beigebracht hat sie sich das Fotografieren selbst und aus dem Hobby einen

von Martin Büdenbender

Beruf gemacht. Mit bemerkenswertem Erfolg. Mit einer kleinen Auswahl ihrer Bilder und einem Interview gibt das Komplett-Magazin einen Einblick in die Arbeit der Herscheiderin.

Frau Rein, wie hat für Sie das Abenteuer Fotografie angefangen? Meinen ersten Fotoapparat habe ich mit zehn Jahren in den Händen gehalten. So richtig angefangen hat es aber erst vor etwa sechs Jahren mit Landschaftsaufnahmen in Herscheid und schon bald in der ganzen Region. Im Internet las ich damals, dass der Märkische Kreis nicht so schön sein soll. Märkischer Kreis? Wo liegt das? Natürlich im Sauerland. Aber viele zählten es zum Ruhrgebiet, teilweise auch heute noch. Von dem Zeitpunkt an habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die schönen Seiten des Märkischen Kreis – die wundervollen Landschaften, Talsperren, Fachwerkhäuser, Museen, Burgen und Schlösser – im Bild festzuhalten. Dieses zeige ich nun seit zwei Jahren in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und Twitter.

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Sie haben sich das Fotografieren selber beigebracht? Ja, es war für mich viele Jahre lang immer nur ein Hobby. Bücher über die Fotografie habe ich nur wenige gelesen. Diese brachten mich aber nicht wirklich weiter. Ich fotografiere mit Gefühl und entscheide selber, welche Belichtung geeignet ist. Ich arbeite nicht mit Zahlen. Die bringen am Ende nicht das gewünschte Ergebnis. Da ich weder eine Ausbildung noch ein Studium absolviert habe, darf ich mich auch nicht als Fotografin bezeichnen. Ich bin eine Fotodesignerin.


Was bedeutet Ihnen Fotografie und was fasziniert Sie daran? Die Fotografie gibt mir Ruhe. Ich kann dabei abschalten, alles um mich herum vergessen. Die Natur dabei beobachten, wie sie sich verändert. Experimentieren mit Personen, Tieren und Gegenständen. Kreativ sein. Mich fasziniert es, dass man wundervolle Augenblicke im Bild festhalten kann, die es nicht tagtäglich gibt, etwa den aufsteigenden Dunst nach einem Sommergewitter. Ihre Fotografien haben eine ganz eigenständige Wirkung. Ja, ich betone gerne des Märchenhafte und Malerische einer Landschaft oder das Mystische einer Burg oder eines Schlosses. Das ist meine Art des Fotografierens, das ist mein Stil.

Verwenden Sie dazu besondere Techniken? Entscheidend ist das Motiv und seine Ausdruckskraft selbst. Aber mit den Möglichkeiten der Bildbearbeitung versuche ich die Stimmung, die zum Beispiel eine Landschaftsaufnahme ausmacht, zu unterstreichen. Ich versuche sie so zu bearbeiten, dass sie am Ende wie ein Gemälde aussehen, indem ich die Farben etwas verändere oder den Kontrast und die Sättigung erhöhe. Das dadurch entstehende Rauschen minimiere und glätte ich. So wirken meine Bilder oft, als seien sie mit einem Pinsel gemalt. Das alles muss mit Vorsicht vorgenommen werden. Ein zu viel des Guten kann das Foto verderben. Bis zur Fertigstellung dauert es in der Regel eine Stunde, manchmal auch zwei Stunden, eben so lange, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin.

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Verraten Sie uns ein paar ihrer liebsten Orte und Fotomotive? Orte, die mir besonders gut gefallen und die nur wenige kennen, sind Marlin in Herscheid und Plettenberg-Sonneborn mit einem fantastischen Blick auf die Sauerländer Berge. Ich versuche Orte ausfindig zu machen, die so auch im Internet nicht vorgestellt werden. Ein Beispiel ist die Verstalsperre. Das klassische Motiv mit der Klamer Brücke vom Wanderparkplatz aus gesehen findet man hundertfach im Internet. Aber es gibt noch andere Perspektiven. Etwa von Herscheid-Gasmert aus kann man aus der Vogelperspektive auf die Klamer Brücke blicken. Auf meinen Fototouren entscheide ich oft kurzfristig, welchen Weg ich einschlage. Die Neugier führt mich meistens zu verborgenen und unbekannten Orten. Es ist unübersehbar. Ihre Liebe gehört der Landschaftsfotografie. Was fotografieren Sie darüber hinaus? Neben der Landschaftsfotografie mache ich auch Shootings. Das letzte Shooting fand im Freien in winterlicher Landschaft statt. Ich fotografiere gerne Menschen in der Natur mit natürlichem Licht, habe aber auch ein eigenes Fotostudio. Daneben übernehme ich Aufträge im Bereich der Produktfotografie.

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Welche Ideen haben Sie für dieses Jahr und die Zukunft? Das kommt darauf an, was mir einfällt. Letztes Jahr waren es die Wandbilder, Windlichter etc. In einer ruhigen Stunde denke ich darüber nach, was man noch mit den Fotografien machen kann und wie ich es umsetzen kann. Neben den Ideen sind es die jährlichen Projekte. Eine fotografische Reise durch den Märkischen Kreis. Vorletztes Jahr war es das Projekt „In sechs Tagen durch den Märkischen Kreis“. Hier wollte ich wissen, wie viele Tage nötig sind, um alle 15 Städte und Gemeinden zu sehen und zu fotografieren. Sechs Tage sind dabei herausgekommen. Letztes Jahr hatte ich eigentlich ein anderes Projekt geplant, aber der Sommer zeigte sich von seiner schlechten Seite. So entschied ich mich, den Märkischen Kreis im Herbst in seiner bunten Vielfalt zeigen. Natürlich fiebert man im Vorfeld immer: Spielt das Wetter mit? „Goldenes Märkisches Sauerland“ ist daraus entstanden. Dieses Jahr wird es wieder ein Projekt geben, aber das entscheide ich kurzfristig.

Mein Traum, den ich mir erfüllen möchte, ist eine fotografische Reise durch Süddeutschland. Die Berge haben mich schon als Kind fasziniert. Bereits ein paar Mal war ich im Allgäu, aber zu dieser Zeit hatte ich noch einen Fotoapparat bzw. eine einfache Digitalkamera dabei. Ich würde liebend gerne noch einmal die Berge erleben und fotografieren, sie in ihrer Schönheit im Bild festhalten. Es gibt noch jede Menge zu sehen und zu fotografieren.

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ADVERTORIAL

Wasserschaden ebnet Ralf Beßler den Weg für erfolgreiche Karriere 25 Jahre R.B. Makler GmbH - feste Größe für Immobilien, Finanzierungen und Versicherungen Das Jubiläum des 25-jährigen Bestehens feiert die R.B. Makler GmbH. Das von Ralf Beßler 1993 gegründete Unternehmen hat sich in Plettenberg und Umgebung als feste Größe für Immobilien, Finanzierungen und Versicherungen etabliert. Dass er diese Laufbahn einschlug, verdankt Ralf Beßler einem Zufall, genau gesagt einem Wasserschaden im Hause seiner Eltern Anfang der 1990er Jahre. Hans Schmellenkamp (damals Deutscher Herold) begutachtete für die Versicherung den Schaden. Neben den Feuchteproblemen der Eltern interessierte er sich für die berufliche Laufbahn von Beßler junior. Ob denn Versicherungen nichts für ihn seien? Marketing hatte Ralf Beßler bereits durch seine Angestelltentätigkeit bei der Firma IBG und durch den Vereinssport beim TuS Plettenberg erlernt. So wagte er die berufliche Veränderung. Er nahm an einem Seminar des Deutschen Herolds teil, der später von der Deutschen Bank aufgekauft wurde, und stieg in die Agentur von Hans Schmellenkamp ein. Bereits im Jahr darauf wurde ihm die Agentur überschrieben. Am 1. Juli 1993 startete Beßler zunächst mit Versicherungen und Marketing, lernte den Versicherungskaufmann in der Abendschule und bildete sich auch als Finanzkaufmann weiter. Zwei Jahre später kam 1995 der Bereich der Immobilien

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hinzu. Auch das war wieder einem Zufall geschuldet, als Ralf Beßler im Kundenauftrag das Objekt an der Offenbornstraße 1 veräußern sollte. Mit dieser ersten großen Immobilien-Aufgabe gliederte sich dann auch der Bereich Finanzierungen gleichsam automatisch an die Firma an.

Wohnräume und Wohnträume Bis heute bilden Immobilien, Finanzierungen und Versicherungen die Standbeine der Arbeit der R.B. Makler GmbH. Nach der Gründung und Eröffnung am 1. Juli 1993 an der Offenbornstraße folgten Stationen in Eiringhausen (Villa an der Reichsstraße, von 2001 bis 2005), Auf der Ratschelle (bis 2008), in der Hechmecke (bis 2010) sowie an der Fontanestraße bis ins Jahr 2017. Im Zuge der Erschließung des Menschel-Quartiers ließ auch Ralf Beßler dort einen Bungalow erbauen, der nun als neuer Firmensitz dient. Seit dem 1. Juli 2017 ist die R.B. Makler GmbH an der Freiligrathstraße 26 beheimatet. Außer dem Menschel-Quartier entwickelte die R.B. Makler GmbH weitere teilweise spektakuläre Großprojekte in Plettenberg, u.a. das Wohnbaugebiet Mozartstraße, die Immobilie für die LWL-Tagesklinik an der Bahnhofstraße und aktuell das Neubaugebiet theVIEW auf der Bracht, wo Wohnträume wahr werden können.


Zukunft gesichert: Jackson Kuschel in Geschäftsführung berufen Seit dem 1. Juli 2009 erfährt Ralf Beßler kompetente Unterstützung durch Jackson Kuschel. Er durchlief bereits seine Ausbildung zum Immobilienkaufmann bei der R.B. Makler GmbH und betreut heute die Kunden auch als Baufinanzierungsberater. Komplettiert wird das Team durch Sebastian Beßler, der seit 2011 das Backoffice führt. Auch an die Zukunft denkt das R.B.-Makler-Team: Bei der Jubiläumsfeier mit Freunden und Kunden im Werk 2 von Langenbach & Köster überraschte Ralf Beßler Jackson Kuschel mit der Berufung in die Geschäftsführung. In einer berührenden Dankesrede bedankte sich Ralf Beßler bei Jackson Kuschel für seinen Einsatz und seine Loyalität. Er betonte besonders, dass sich Treue, Loyalität, Motivation, Einsatz und Erfolg für die Menschen, für das Unternehmen und für alle Kunden gleichermaßen lohnten. Ralf Beßler beabsichtigt, in fünf Jahren in den Ruhestand zu gehen; dann wird Jackson Kuschel als alleiniger Geschäftsführer das Unternehmen weiterführen. Somit ist für alle bestehenden und neuen Kunden sichergestellt, dass Betreuung und Service mit innovativen Ideen in bekannter Art und Weise auch in Zukunft weitergeführt werden.

Vorzeigeprojekte: theVIEW und Klinikbau „Vertrauen ist der Anfang von allem.“ Seit einem Vierteljahrhundert steht die Arbeit der R.B. Makler GmbH unter diesem Leitspruch. Auf dieser Grundlage sind in den letzten Jahren zahlreiche Vorzeigeprojekte durchgeführt worden. Aktuell geht es mit „theVIEW“ im wahrsten Sinne des Wortes besonders hoch hinaus. Das Neubaugebiet oben auf der Bracht, wo in exponierter Lage fünf Baugrundstücke entstehen, die mit Einfamilienhäusern bebaut werden können. „Es ist das schönste Grundstück Plettenbergs“, versprechen die Immobilen-Experten der R.B. Makler GmbH eine neue Definition vion Exklusivität. Dazu gehört für die R.B. Makler GmbH das Privileg, an einem Ort zu wohnen, der wahrhaftig einzigartig ist: Der Blick schweift über die grüne Weite Plettenbergs,

eine Aussicht, wie es wohl keine zweite gibt. Hier am Rande des Tannenecks fügen sich kosmopolitische Lebensart und herrliche Natur zu einem ganz eigenen Lebensgefühl. Dabei ist es eine Kombination, wie sie nur selten zusammenkommt: pure Naturidylle und das Stadtzentrum direkt nebeneinander. „Die Planungen für das Projekt sind mittlerweile abgeschlossen“, erklären Ralf Beßler und Jackson Kuschel. Im August startete der Abbruch der Brachtvilla. Im Anschluss wird das Regenrückhaltebecken gebaut, ehe es dann an den Straßenausbau geht. Der Stichweg zu den Grundstücken befindet sich später im Gemeinschaftseigentum der Hausbesitzer. Um für die Kunden eine klare Transparenz zu schaffen, sind alle anfallenden Kosten auf der Homepage der R.B. Makler GmbH einzusehen. „Wir haben eine Kostentabelle erstellt, wo genau erkennbar ist, wie sich der Preis aus Grundstückspreis, Erschließung und Nebenkosten zusammensetzt. Die Kosten liegen pro Quadratmeter bei 199 Euro“, erklärt Jackson Kuschel. Es sind Grundstücke für Menschen, denen das Beste gerade gut genug ist. Das eine Baugebiet hoch oben auf der Bracht, das andere unten am Fuße der Bracht: Komplett abgeschlossen ist mittlerweile die Vermarktung des MenschelQuartiers an der Freiligrathstraße. Alle Grundstücke sind verkauft, allerdings noch nicht komplett bebaut. Einige Plettenberger haben hier die Möglichkeit genutzt, einen barrierefreien Bungalow auf überschaubarer Grundstücksfläche zu errichten, um auch später noch selbstständig in den eigenen vier Wänden leben zu können. Große Fensterflächen und bordauxrote Farbflächen sind bereits weithin sichtbare Erkennungsmerkmale des nächsten Großprojektes der R.B. Makler GmbH. Der Büro- und Klinik-Neubau an der Bahnhofstraße grenzt direkt an das P-Center und wird demnächst die LWLTagesklinik beherbergen.

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DIVA IM GARTEN Reinhard Müller ist fasziniert von Taglilien Von Martin Büdenbender

Die Taglilie ist eine Diva“, schwärmt Reinhard Müller. Er muss es wissen. Im Garten des Herscheider Landschaftsgärtners und Gartenpflegers gedeihen an die Tausend dieser prächtigen Pflanzen. Die Taglilie ist der Star in seinen Beeten. Wie es sich für eine Diva gehört, muss man lange warten, bis sie sich zeigt. Und dann blüht sie nur einen Tag. Ein kurzes Vergnügen? „Nein“, entgegnet Reinhard Müller entschieden. So eine Staude hat viele Blüten und kaum ist die eine verblüht, öffnet sich die nächste in ihrer ganzen Schönheit. Wer sich möglichst lange am Anblick der blühenden Taglilien erfreuen will, dem rät der Experte frühe und späte Sorten zu pflanzen. So kann die Blütezeit von Mai bis Oktober dauern. Haus und Garten von Reinhard Müller und Lebensgefährtin Claudia Braun befinden sich im kleinen Örtchen Verse. Das liegt nicht, wie der Name glauben lässt, im Versetal, sondern im Tal der schwarzen Ahe. Die plätschert munter durch Müllers Garten und gluckert vorbei

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am Meer der blühenden Lilien. Die Zahl der unterschiedlichen Sorten ist riesig. Da blühen gelbe neben orangenen, zinnoberrote mit gelbem Augen neben lilafarbenen, daumengroße Blüten neben Blüten so groß wie ein Handteller. Reinhard Müller sorgt selbst für Vielfalt im Blütenwald. Er kreuzt die Lilien und züchtet so die schönsten Sorten.

Blütenpracht für einen Tag Vor allem in den Vereinigten Staaten hat die Taglilienzucht eine lange Tradition. Dort gibt es über 80 000 Sorten. In Deutschland sind es deutlich weniger. Gezählt werden allerdings nur registrierte Sorten. Da das ein langwieriger Prozess ist, verzichten viele deutsche Lilienfreunde darauf, ihre Eigenzüchtungen registrieren zu lassen. So hält es auch Reinhard Müller. Drei besonders gelungene Züchtungen hat der Herscheider jedoch bei der Gesellschaft der Staudenfreunde (GdS) zur Registrierung angemeldet. Bis sie alle Prüfungsinstanzen


durchlaufen haben, die Kreuzungen offiziell registriert und ihre Namen geschützt sind, werde es noch ein paar Jahre dauern, erklärt er. Namen vergibt Reinhard Müller auch seinen vielen nicht registrierten Kreuzungen. Diese sind dann nicht geschützt. Aber wenn Tante Hedwig zu ihrem 80. Geburtstag eine auf ihren Namen „Hedi“ getaufte Taglilie überreicht bekommt, dann ist das auch ohne Namenspatent für sie ein besonders persönliches Geschenk. Seine Leidenschaft für die vergängliche Schönheit hat der Herscheider erst vor ein paar Jahren entdeckt. Im Grünabfall eines Wertstoffhofes hatte er eine Taglilienstaude entdeckt und das entsorgte Stück mit nach Hause genommen. Von den Qualitäten der Tageslilie war er schnell überzeugt. Die Pflanzen sind nicht anspruchsvoll, brauchen nur wenig Pflege, sind winterfest und gedeihen in der Sonne genauso wie an schattigen Standorten. „Außerdem kann man sie essen“, ergänzt Claudia Braun. Die Blüten haben einen nussigen Geschmack. Besonders in der chinesischen Gartenkunst werden einige Arten wegen der essbaren Blüten geschätzt und finden zudem Anwendung in der chinesischen Medizin. Wer das nicht glaubt, sollte einmal das Claudia Braun nach ihrem Rezept für in Bierteig frittierte Taglilienblüten fragen und ausprobieren. Lecker.

Rezept Mehl (200 g), Öl (ein Esslöffel), Bier (0,125 Liter) und Milch (fünf Esslöffel) zu einem glatten Teig verrühren. Zwei Eier und einen halben Teelöffel Salz untermischen. Den Teig ca. 30 Minuten quellen lassen. Im Teig kann man nun die Blätter der Taglilienblüten frittieren.

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LEIDENSCHAFT GELDSPIELAUTOMAT GEWINNEN UNWICHTIG

Von Uwe Tonscheidt

Dem Affelner Udo Hiekel haben es Spielgeräte aus den 70ern und 80ern angetan Würde Udo Hiekel Münzen sammeln, sähe es in seinem Affelner Hobbykeller anders aus. Vielleicht gäbe es ein stabiles Regal. Darin Münzalben und Münzkassetten. Und an der Wand ein Tresor für die richtig wertvollen Exemplare. An Münzen mangelt es Udo Hiekel nicht. Doch es ist nichts wertvolles dabei. Keine Kronentaler und Dukaten, keine Goldmark und keine Dublonen. Token heißt die Währung in Hiekels Hobbykeller. Spielmünzen, die nur eine Funktion haben: Automaten zum laufen, leuchten und klingen zu bringen. Im Hiekelschen Hobbykeller hängt an den Wänden ein Geldspielautomat neben dem anderen. Voll betriebsbereite Schätzchen aus vergangenen D-Mark-Zeiten. Die Exemplare aus den 70ern und 80ern haben es dem Mittfünfziger angetan. Warum? Da kann er nur spekulieren. „Manchen bringt es ein Stück ihrer Jugend zurück“, berichtet er von Vereinskollegen aus dem Goldserie e.V. Das ist ein deutschlandweiter Verein von Gleichgesinnten, die sich allesamt mit Geldspielautomaten beschäftigen. Sie fachsimpeln über technische Details, unterstützten sich bei Reparaturen und dokumentieren in einem umfangreichen Onlineforum alles nur Denkbare zum Thema. Um eines geht es dabei gar nicht: ums Geld gewinnen. „Das Thema Geld ist tabu, ebenso das Thema Manipulationsmöglichkeiten“, berichtet der Affelner aus dem Fo-

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rumsleben. Beim Thema Geld ist er leidenschaftslos. Für ihn ist klar, dass letztlich immer der Automat gewinnt. Wann ein Spieler Geld gewinnt, ist vorherbestimmt. Früher durch elektromechanische Technik heute durch ein Softwareprogramm. Echte entscheidende Einflussmöglichkeiten habe der Spieler nicht wirklich. Alte Automaten zu pflegen oder wieder ans Laufen zu bekommen, da springt die Leidenschaft an. „Manchmal mache ich sie einfach nur an und lass sie laufen“, erzählt Hiekel von einem Kollegen. Und wer ihm selbst zuschaut, wenn er seinen Automatenpark ans Laufen bringt, kann diese Freude sehen. Da verwundert ein ‚Geständnis‘ nicht: „Wenn irgendwo so ein Ding rumsteht, dann kann ich das nicht stehen lassen. Nicht, dass es noch weggeschmissen wird.“ So was hat Folgen. Aktuell umfasst der Automatenbestand 35 bis 40 Geräte. Die passen nicht alle in den Keller. Gattin Resis Toleranz ist durchaus gefordert. Gatte Udo zeigt sich einsichtig. „Ich will mich verschlanken“, sagt er dem Komplett-Chronisten in den Block. Wer also Spaß hat an Geldspielautomaten aus den 1970er und 1980er Jahren, kann sich die abzugebenden Exemplare bei Hiekels anschauen, auch wenn dem Sammler das Abgeben sicherlich schwerfällt. Aber Abgeben ist in Ordnung.


Mit dem Repair-Cafe Plettenberg etwas tun gegen das Wegschmeißen Wegschmeißen allerdings, insbesondere technisches Gerät, war noch nie die Sache von Udo Hiekel: „Ich habe mich schon immer für Elektrotechnik interessiert.“ Schon in jungen Jahren war da die Frage: Wie funktioniert das? Elektrotechnische Antworten gaben die Kosmos Elektronikbaukästen. Und bei der Neugier: Was verbirgt sich im Gehäuse? leistete seinerzeit ein Schraubenzieher gute Dienste. So traut sich der Hobby-Elektrotechniker heute an alles, was man schadlos aufmachen kann. Darüber freut sich besonders Steffen Reeder. Der Geschäftsführer des Plettenberger Stadtmarketings hat im vergangenen Juni in der Stadtbücherei ein Repair-Cafe ins Leben gerufen. Udo Hiekel, der bei einem Plettenberger Unternehmen arbeitet, hatte schon länger überlegt, ob er bei einer Repair-Initiative mitmachen soll. Als in der Vier-Täler-Stadt der Aufruf zum Mitmachen kam beteiligte er sich gern.

Sechs bis acht technikkundige Leute zählt die Initiative zurzeit, berichtet der Affelner von einem gelungenen Auftakt. Mitbürger stellten technisches Gerät und Hilfsmittel zur Verfügung. Die Stadt sorgte für eine kleine Werkstatt neben der Bücherei. Weitere kundige Helfer und Helferinnen sind willkommen, sagt Steffen Reeder im Komplett-Gespräch. Repariert wird immer am ersten Freitag im Monat von 14.30 bis 18.30 Uhr in der Stadtbücherei. „Ob eine Stehlampe von anno tuk“, einen muckenden CD-Player oder eine schwächelnde Kaffeemaschine - „wir gucken uns alles an“, so Udo Hiekel. Und wenn etwas mal gar nicht mehr zu reparieren ist, kann man mit dem Repair-Team auch darüber sinnieren, ob man aus der ausgedienten Gerätschaft vielleicht noch etwas Nützliches machen könnte. Ein Beispiel für solche technische Neuverwendung hat sich Hiekel im Garten installiert. Ein blaues Windrad: „Das war mal ein Zimmerventilator.“ Ob beim Repair-Cafe auch über Spielautomaten-Technik gefachsimpelt wird, das haben wir ganz vergessen zu fragen. Wer‘s unbedingt wissen will: Nächster Termin ist am 7. September ab 14.30 Uhr.

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AFRIKANISCHE FARBEN IN FRETTER Sami Geberemariam malt nach seiner abenteuerlichen Flucht weiter von Martin Droste

Zwei Jahre war Sami Geberemariam gen weg muss“, schildert der 33-Jähauf der Flucht. Über seinen aben- rige die zermürbende Wartezeit. teuerlichen Weg per Auto, Flugzeug In Deutschland hat Sami Gebereund Boot von Äthiopien über den mariam wieder mit dem angefanSudan, die Türkei und Griechenland gen, was er am besten kann: malen. nach Deutschland redet der 33-Jäh- Schon als Kind hat er sich für das Marige nicht viel. An die Überfahrt im len begeistert, vor allem für Porträts Mittelmeer erinnert sich der in Erit- in bunten afrikanischen Farben. Mittrea geborene Künstler mit Schaudern. lerweile stehen in seinem zum klei„Das war ganz schrecklich. Zum Glück nen Atelier umfunktionierten Wohnwaren wir auf einem besseren Boot, zimmer in Fretter wieder Bilder, die Rettungswesten gab es aber nicht.“ vor bunter Farbe und Lebensfreude Und schwimmen konnte der Afri- strotzen. Das war nach seiner Ankaner wie viele andere Flüchtlinge kunft in Deutschland ganz anders. auch nicht. „Damals habe ich viele traurige BilIm Juni 2011 erreichte Sami Gebere- der gemalt“, erzählt der Künstler. mariam Deutschland. Eigentlich woll- In Asmara in Eritrea geboren, zog te er weiter nach England. Über die „Sami“ als kleiner Junge mit seinen Stationen München, Düsseldorf und Eltern „wegen der Arbeit“ nach AdMenden landete „Sami“, wie ihn alle dis Abeba, die Hauptstadt von Äthinennen, im beschaulichen Fretter in opien. Damals war Eritrea noch ein der Gemeinde Finnentrop. Sechs lan- Teil von Äthiopien. Nach einem bluge Jahre wartete der Flüchtling, bis tigen Unabhängigkeitskrieg trennte sein Antrag auf Asyl endlich bewil- sich das kleine Land im nordöstlichen ligt wurde. „Ich durfte in der ganzen Afrika vom verhassten großen Bruder. Zeit nicht arbeiten und hatte keine Die Eltern von Sami Geberemariam Sicherheit. Ich lebte immer in dem starben früh und der Junge wuchs Gefühl, dass ich von heute auf mor- bei einem Arbeitskollegen seines Va-

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ters auf. Der „Stiefvater“, so nennt er ihn, lebt nach wie vor in Addis Abeba. „Ich musste das Land aus politischen Gründen verlassen. Es gab dort keine Freiheit, das war eine Diktatur“, betont „Sami“, ein orthodoxer Christ. Mit 24 Jahren wagte er eine abenteuerliche Flucht. Was er nicht erzählt: Dabei verlor er seine Rastalocken, auf die der junge Mann so stolz war. In Finnentrop hatte Sami Geberemariam Glück und traf immer wieder Menschen, die ihn unterstützt und ihm geholfen haben. Stellvertretend bedankt sich der 33-Jährige bei Doro Heimes und Elisabeth Jostes. Sie und andere öffneten ihm den Weg, seine afrikanische Kunst in Ausstellungen der Öffentlichkeit zu zeigen. Mit dem Gerlinger Bildhauer Burkhard Ritter verbindet ihn mittlerweile eine enge Freundschaft. Ritter und Ehefrau Ursula waren durch eine Ausstellung auf Geberemariam aufmerksam geworden. Die Skulpturen, die aus der Zusammenarbeit


des Holzkünstlers Burkhard Ridder „Ich habe keinen speziellen Stil“, sagt und des Malers Sami Gebremariam der 33-Jährige. Ob abstrakt, gegenentstanden sind, sind eindrucksvoll ständlich oder als Porträt: „Sami“ und einzigartig. malt so, wie gerade seine Stimmung Verkaufen durfte „Sami“ seine Bilder ist. Es gibt aber auch Tage, da mag er als nicht anerkannter Asylbewerber den Pinsel nicht in die Hand nehmen. aber nicht. Von der Malerei zu leben, Die Arbeit mit Kindern hat ihm schon das ist der „große Traum“ des in Fret- in Addis Abeba Spaß gemacht. Im ter wohnenden Künstlers, der schon Kinder-, Jugend- und Kulturhaus in in Addis Abeba ein kleines Atelier Finnentrop will der junge Künstler besaß. „Aber das ist ganz schwer“, Mädchen und Jungen für das Malen macht sich „Sami“ nichts vor. „Wenn begeistern. Gerade hat „Sami“ seidie Leute meine Bilder sehen, sagen ne Sprachprüfung bestanden und sie oft Wow! Aber kaufen wollen sie hofft, als „Bufdi“ (Bundesfreiwillidann doch nicht“, schildert er seine gendienst) in einer Schule anfangen Erfahrungen. zu können. Trotzdem malt der junge Mann mit „Die Deutschen lieben ihr Land“, bunten Acryllfarben weiter, zuletzt sagt Sami Gebremariam über seine ein Porträt des legendären Gitarris- neue Heimat, mit dem er vor allem ten Jimy Hendrix. Persönlich mag es „Pünktlichkeit“ verbindet. „In Afrika Geberemariam, der „ein bisschen ist viel Korruption“, weiß der 33-JähKlavier spielen kann“, musikalisch rige aus leidvoller Erfahrung. Aber aber eher klassisch. Neben Gitarren- lange zurückblicken will „Sami“, der gott Hendrix und den Bildern stolzer „ein bisschen Englisch und ein bissund wunderschöner Afrikanerinnen chen Deutsch spricht“ und ab und zu steht in seinem Wohnzimmer-Ate- in seiner Muttersprache Amharisch lier eine Leinwand mit dem Porträt singt, nicht mehr. Stattdessen freut von Angela Merkel. Das Bild wollte er sich auf seine nächste Ausstellung. „Sami“ der Bundeskanzlerin eigent- Wer Kontakt mit Sami Geberemariam lich bei einem Wahlkampfauftritt in aufnehmen will, erreicht den KünstSiegen überreichen. Aber irgendwie ler unter samikunst@yahoo.com. ist es nicht dazu gekommen.

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DIE RENAISSANCE DER SCHALLPLATTE Für die Fans der schwarzen Scheiben ist die „Leserille“ mehr als ein Geheimtipp von Martin Büdenbender

Willkommen im kleinen Allendorf. Der in ländlicher Idylle, nur fünf Fahrminuten vom Sorpesee entfernt liegende Ort lässt wenig von seiner bewegten Vergangenheit erahnen. Kaum zu glauben, das dieser Flecken vor gut 600 Jahren die Rechte einer kölnischen Stadt erhielt. Rund um den Kirchplatz scharen sich die Wohnhäuser, darunter auch ein paar alte, schön restaurierte Höfe. Sie boten einst den Bauern samt Gesinde und Vieh ein Zuhause. In vielen wurden früher Wolle gesponnen und Tücher gewoben. 1696 wurde der Stadt das Statut der Wollmacherzunft offiziell bestätigt. Auch das Haus Halmersreihe 3 hat schon viele Jahre auf

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dem Buckel: Bruchsteingemäuer, verschieferter Giebel, tiefsitzende Fenster, massive Holztüren. Vor einer leuchtet in seltsamen Kontrast zur dunklen Steinwand eine Leuchtreklame in neongrellen Farben: „Open!“ Daneben informiert ein großes Plakat: „Eingang zur Leserille“. Leserille? Ein Schreibfehler? - Wer in der Halmersreihe vorfährt, weiß natürlich längst was ihn innen erwartet. Lese steht für Bücher, Rille steht für Schallplatten. Knarrend öffnet sich die alte Holztür. Aus der ehemaligen Scheune dringen rhythmische Klänge aus großen Boxen, erzeugt von einer schwarzen Vinylscheibe, die sich auf einem Plattenteller dreht. Schallplatten? Wer braucht denn so etwas? Das ist doch völlig aus der Mode? Von wegen aus der Mode. Schallplatten erleben in den letzten Jahren eine ungeahnte Renaissance.


In der Leserille reihen sie sich kistenweise . Und in den Regalen stapeln sich Bücher bis unter die Scheunendecke. Von einer ausgedienten Coach grüßt der Hausherr und bietet heißen Kaffee an. Hans-Georg Lehnert - groß, schlank, drahtig, mit Bürstenhaarschnitt und einem sympathischen Lächeln auf den Lippen - fühlt sich offensichtlich wohl in seiner Haut. Hauptberuflich arbeitet er bei Severin in Sundern. Aber seine Leidenschaft gilt den schwarzen Scheiben. Die Leserille ist sein Hobby, sein Freizeitvertreib. Früher, so erzählt er, habe er mit Trödel gehandelt, sei jahrelang von Jahrmarkt zu Jahrmarkt und von Trödel zu Trödel gezogen. Verkauft hat er alles, was Omas Dachboden so hergibt, vom Gemälde mit dem röhrenden Hirsch bis zur Briefmarkensammlung, vom abgelegten Pelzmantel bis zur Öllampe. Natürlich auch Bücher und Schallplatten. Die liefen immer besonders gut. Als er dann vor einigen Jahren,das Haus an der Halmersreihe für sich und seine Familie gekauft und renoviert hat, fehlte die Zeit für die Trödelmärkte. Stattdessen hat er damals Keller und Scheune umgebaut, um dort Bücher und Schallplatten zu verkaufen.

Bestand auf 30 000 Platten geschätzt Ganz schön mutig, so etwas in der Diaspora zu versuchen. Aber der Einsatz hat sich gelohnt. Dass es im kleinen Allendorf Schallplatten und Bücher zu kaufen gibt, hat sich schnell herumgesprochen. Von überall reisen die Anhänger der schwarzen Scheiben und alten Schmöker mittlerweile nach Allendorf an. So auch Markus Michael und sein Sohn Iven. Sie sind aus der Nähe von Soest

nach Allendorf gekommen, „zum zweiten Mal, und nicht zum letzten Mal“, versichert Markus mit einem Stapel Schallplatten in der Hand: „Ich habe meine Schallplattensammlung aus Jugendjahren Mitte der 90er-Jahre aufgelöst, die Platten teils verschenkt und teils verkauft.“ Warum dann jetzt wieder Platten kaufen? „Den Schritt von damals habe ich längst bereut. Es ist einfach etwas anderes, ob man Musik vom Mp3-Player oder von der CD abspielt. Musik von der Schallplatte hört man viel bewusster“, versichert er. „Man springt nicht von Stück zu Stück, sondern hört sich die ganze Platte an.“ Auch die Plattenhülle, das Cover, spiele eine Rolle. Das seien oft richtige kleine Kunstwerke. Wer mit flinken Fingern durch die Plattenstapel blättert, kann das bestätigen. Viele Plattenhüllen, die sich dort zeigen, sind Kult, etwa das Cover der Rolling-Stones-LP „sticky fingers“, bekannt als das Cover mit dem Reißverschluss. Es wird unter Sammlern um die 100 Euro gehandelt. Unverkennbar auch das Cover der BeatlesLP Abbey Road, oder das mit dem surrealen Motiv von Hieronymus Bosch geschmückte Cover von Deep Purples „April“. Für manchen Plattenfreund ist das Stöbern in den Kisten ein bisschen wie eine Reise in die eigene Vergangenheit. Immer wieder stößt man auf alte Bekannte, auf die Supremes, auf die Doors, auf die junge Madonna, die Jackson Five oder Garry Rafferty mit seiner unvergesslichen Baker Street, auf REM oder Aha, auf Pink Floyd oder Kate Bush, auf Richard Wahnfrieds Tonwelle und auf Udo Lindenbergs Andrea Doria. Natürlich sind auch andere Genres vertreten. „Wir hatten schon Holländer hier, die haben ganz begeistert Heintje-Platten gekauft“, lacht Hans-Georg Lehnert. Andere Besucher haben es auf Jazz abgesehen, oder stöbern in den Klassikern von Beethoven bis Chopin. Die Auswahl ist riesig. Auf 30 000 Schallplatten schätzt Hans-Georg Lehnert seinen Bestand. Und es kommen immer neue dazu. „Ich muss nicht herumfahren. Die Leserille ist bekannt. Bücher und Schallplatten werden mir zum Aufkauf angeboten, manchmal auch zum Tausch.“

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Vorne in der Scheune stehen die Neuzugänge, damit die Stammkunden gleich wissen, wo sich das Nachschlagen lohnt. Der Preis wird an der Kasse ausgehandelt. Entscheidend für die Höhe ist der Zustand der Platten. Unterschieden wird zwischen „Mint“ (nie gebraucht), „Near Mint“ (ohne Gebrauchsspuren, so gut wie neu) „Very Good“ (ganz feine Kratzer, jedoch kaum hörbar.)

„Good (leichte Kratzer und/oder Grundrauschen) „Worn“ (Kratzer und Grundrauschen sind deutlich hörbar.) „Fair“ (praktisch nicht mehr abspielbar, nur für Archivzwecke). Natürlich spielen auch der Sammlerwert und letztlich auch das Verhandlungsgeschick eine Rolle. Handeln ist ausdrücklich erwünscht. „Das Einkaufen soll ja auch Spaß machen“, schmunzelt Hans-Georg Lehnert.

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KÜRBISMARKT ZIEHT VON RÄRIN NACH HALVER UM 17 Jahre lang war der Kürbismarkt in Rärin ein Publikumsmagnet. Jetzt zieht er um nach Halver. Am 3. Oktober (10 bis 17 Uhr) ist die Heesfelder Mühle erstmals Schauplatz des Kürbismarktes. Veranstalter ist die Soundbäckerei. Auch im oberen Hälvertal soll der Kürbismarkt ein ähnliches Format erreichen wie bei den vorangegangenen Veranstaltungen in Herscheid. Mit 40 bis 50 Ständen rechnet man in der Heesfelder Mühle, die zugleich Naturschutzzentrum im Oberen Volmetal ist. Mit dabei ist auch wie in Rärin Peter Viertmann, Obstund Gemüsebauer aus der Soester Börde. Allein 40 bis 45 Meter Standlänge für seine Kürbisse kündigt er an. Hinzu kommen Stände von Kunsthandwerkern, Mitmachaktionen für Kinder und ein Schätzwettbewerb. Für Essen und Trinken wird u.a. mit Kürbiskuchen, Kürbissuppe, Kürbisdip, Kürbiswaffeln und Kürbis-Bowle gesorgt sein.

APFELFEST AUF HOF CRONE

Das 23. Apfelfest findet am Sonntag, 21. Oktober, auf Hof Crone in Werdohl-Dösseln statt. Neben Äpfeln, die in jeglicher Form angeboten werden, stehen weitere Früchte des Herbstes im Mittelpunkt. Kürbisse werden ebenfalls in allen Formen und Farben angeboten und laden zum Stöbern und Kaufen ein. Schnäpse, Säfte sowie Knabberkram und Gewürze runden das Angebot der Leckereien ab. Über 60 Stände und Attraktionen erwarten die Besucher. Eröffnet wird die gemeinsame Veranstaltung vom Naturschutzzentrum Märkischer Kreis e.V. und Hof Crone traidtionell mit einer ökumenischen Andacht um 10 Uhr.

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Marian Heuser inmitten seiner Workshop-Teilnehmer. Seit 2008 bildet er junge Menschen im Bereich Poetry Slam aus. Und ist sehr erfolgreich damit.

POESIE ERÖFFNET ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN

Von Iris Kannenberg

Poetry-Slammer Marian Heuser und seine U20-Slams im Lennetal Marian Heuser ist nicht nur der erfolgreichste PoetrySlammer, den das Sauerland bisher hervorgebracht hat, sondern auch Moderator, Musiker und Buchautor. Er bildet Poetry-Slammer aus, bietet Workshops an und organisiert für Kids Möglichkeiten aufzutreten. Poetry-Slam als Schlüssel für eine neue Sichtweise, für Selbstfindung, Kultur und Kunst. Und als regionaler Magnet, der nicht nur junge Menschen aus anderen Regionen ins Lennetal holt, sondern auch dazu führt, dass die Youngsters gar nicht erst weggehen. Sondern sich da engagieren, wo sie geboren wurden. Sag mal Marian, bist Du nicht erfolgreich genug mit deinen Slam-Veranstaltungen im Kulturhaus Lüdenscheid, in Münster, Niedersachsen und wo auch sonst immer? Was genau reizt dich daran, jetzt mit ganz jungen Leuten im Lennetal durchzustarten? U20 ist gerade das „Outcoming Ding“ überhaupt. Poetry-Slam ist beliebt, hat sogar seinen Weg ins Fernsehen gefunden. Ist mittlerweile nicht mehr etwas für Insider, sondern in aller Munde. Es ist daher ganz entscheidend, dass wir jetzt gerade auch die Gelegenheit haben, jungen Menschen das Thema Poetry-Slam nahezubringen. Das sind einfach Möglichkeiten, die wir alten Slammer damals noch nicht hatten. Wenn wir in den Deutschunterricht dürfen, wenn wir Menschen berühren, dann sollten wir uns auch weiter etablieren. Weitergeben, was wir gelernt haben. Eine neue Generation für das Genre

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begeistern. Und die Erfahrung zeigt einfach, dass Poetry- Slam den jungen Leuten Spaß macht und sie auch ganz persönlich weiterbringt. Inwiefern bringt Poetry-Slam die jungen Leute weiter? Nun, oft ist diese Art der Begegnung mit dieser besonderen Kunstform überhaupt das erste Mal, dass junge Menschen die Möglichkeit haben, eine Erfahrung mit sich selbst zu machen, die weit über das hinaus geht, was sie sich bis dahin zugetraut haben. Was passiert in deinen Workshops? Durchweg ist es so, dass ich dort ganz junge Menschen sitzen habe, die mich erst einmal sehr skeptisch und mit großen Augen anschauen. Und sich fragen, was um alles in der Welt sie mit mir und Poetry-Slam wohl gerade anfangen sollen. Das Misstrauen, dass es sich auch wieder nur um etwas Langweiliges handelt, an dem sie teilnehmen müssen, ist groß. Da sitzen oft junge Menschen vor mir, die noch nie etwas geschrieben haben, was mit ihnen selbst, ihren Erfahrungen mit ihrer Lebenssituation oder ihren persönlichen Wünschen zu tun hatte. Wie sprichst Du sie dann an? Ich erzähle ihnen von mir, zeige Filme von guten Poetry-Slammern und beginne einfach ganz soft, mit ersten Stichworten, einer Themenauswahl, die ich mit ihnen gemeinsam erarbeite und lasse sie erste Eindrücke


schriftlich fixieren. Allein oder auch in kleinen Gruppen. Und was dabei herauskommt, ist jedes Mal aufs Neue auch für mich überraschend. Sie sind meistens schon nach kurzer Zeit mit Feuereifer dabei, tauen richtig auf und je länger wir zusammen arbeiten, desto besser sind die Ergebnisse. Und dann hast Du da auf einmal junge Menschen vor Dir stehen, die zu Anfang ganz schüchtern rübergekommen sind und es trotzdem wagen, ihre eigenen Texte vor den anderen ganz frei und selbstständig zu performen. Wieso das Lennetal? Du hast ja schon Workshops in Altena, Werdohl, Plettenberg und Iserlohn gemacht. Und auch Poetry Slams mit Deinen U20-Leuten vor großem Publikum. Bei den NRW-Meisterschaften im Oktober in Lüdenscheid hast du auch U20-Slammer dabei. Was hat dich bewegt, dich hier bei uns so zu engagieren? Ich bin da schon seit 2015 dran. Da hatte ich die ersten Treffen. Mit Leader, mit Werdohl Marketing, mit Kulturdezernenten und Schulen. Das Lennetal war da quasi wie ein leeres Buch, dessen Seiten beschrieben werden wollten. Hier gibt es jede Menge begabte junge Menschen, die Lust haben auf Kunst und Kultur. Aber oft den Weg dahin nicht kennen. Ihnen diesen Weg zu zeigen, ist mein Anliegen. Poetry-Slam in die Schulen zu bringen, Interesse zu wecken, vielleicht der Anstoß zu sein, durch den man lernt, selbst ein Künstler zu werden, das ist mir von Anfang an wichtig gewesen. Diese Region ist offen für Neues. Die jungen Leute hier wollen zeigen, was sie können. Man darf sie nicht einfach vergessen, sondern sollte ihr Potenzial wecken, an sie glauben und ihnen die Möglichkeit bieten, sich hier, genau da, wo sie zu Hause sind, auch künstlerisch zu etablieren. Dafür arbeite ich. Das ist mir wichtig. Du bist ja auch aus der Region. Ja, ich bin in Herscheid aufgewachsen. Ich fühle mich verbunden mit meiner Heimat. Und ich hatte hier keine Chance, das zu tun, was ich tun wollte. Ich musste erst einmal weg hier. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Aber ich habe mich auch entschieden zurückzukommen. Habe erst einmal in Lüdenscheid angefangen, PoetrySlams zu organisieren. Mittlerweile füllen wir mit World of Wordcraft das Kulturhaus Lüdenscheid. Wir sind sehr erfolgreich. Wir haben eine große und sehr treue Fangemeinde, die mit ihrer Begeisterung viel Aufmerksamkeit auch im deutschsprachigen Ausland erregt. Weswegen wir nun sogar den Zuschlag für die NRW-Meisterschaft im Oktober 2018 bekommen haben.

Denkst du, dass so etwas auch auf der Lenneschiene möglich ist? Ja, sonst würde ich mich da nicht engagieren. Da ist so viel Potenzial. So ein Hunger nach mehr! Und gleichzeitigt auch eine starke Verbundenheit der jungen Menschen mit ihrer Region. Sie wollen ja gar nicht wirklich weg. Sie wollen aber etwas erleben. Sich selbst ausprobieren, die Möglichkeit haben, selbst etwas zu verändern. Und Kunst und Kultur sind dabei ein starker Motor. Junge Menschen dazu zu ermutigen, ihr Lebensumfeld aktiv mitzugestalten und zu verändern, auch das ist ein Teil meiner Arbeit mit ihnen. Und es funktioniert. Z.B. bei jemandem wie Luise Wolf aus Plettenberg, die mit einem Workshop bei mir angefangen hat und mittlerweile eine ganz aktive Poetry Slammerin und Musikerin ist. Und andere mitzieht. Sie ist nur ein Beispiel dafür, dass man gerade hier im Lennetal Potenziale wecken und fördern kann. Hast Du das Gefühl, dass das Jugendliche in der Region hält? Ich denke schon. Natürlich gehen viele erst einmal weg zum Studieren. Aber ich glaube, wenn man die Erfahrung gemacht hat, dass man in der eigenen Stadt etwas bewirken kann, Erfolg hat, gefördert wird, dann ist das nachhaltig. Dann zieht es einen zurück. Dahin, wo die Familie ist, die Freunde, etwas, was einem ein Gefühl der Geborgenheit gibt. Wir wollen ja, dass die jungen Menschen zurückkommen, ihren Lebensmittelpunkt da wiederfinden, wo sie aufgewachsen sind. Selbst Familien gründen, gerade die ländlichen Regionen mitgestalten. Und dazu sind wir Älteren einfach aufgerufen, ihnen den Weg dahin so leicht wie möglich zu machen. Sie ernst zu nehmen und sie zu fördern. An sie zu glauben. Ja, ich denke, das ist der richtige Weg. Nur einer von vielen. Aber auf jeden Fall ein Weg, der sich für alle hier lohnen wird. Und verhindert, dass uns diese wertvollen Menschen aufgeben und verlassen. Ich bin davon überzeugt, dass die jetzige Investition in junge Menschen sich auszahlt. Dass die Saat, die wir da säen, aufgeht und wir uns in ein paar Jahren freuen, dass wir drangeblieben sind. Es passiert gerade so viel hier im Lennetal. Man kann diesen Aufbruch überall spüren. Teil davon zu sein, macht mir Freude. Wenn man mir weiter die Gelegenheit dazu gibt, werde ich mich auch weiter investieren. Und eine sehr positive Veränderung für diesen Teil des Sauerlandes erwarten.

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WAS HEISST HIER ALT? Plettenberger Senioren gehören noch lange nicht zum alten Eisen

Text Ina Hoffmann Fotos Martin Büdenbender

Dass man in der Generation 70+ noch lange nicht zum alten Eisen gehören muss, beweist die Ausstellung der Seniorenvertretung Plettenberg. Anlässlich des Mehrgenerationentages am 6. Oktober werden zahlreiche Bilder unseres Komplett-Fotografen Martin Büdenbender im Plettenberger Ratssaal zu sehen sein. Die Plettenberger Senioren treten den Beweis an, dass sie noch lange nicht alt sind. Wir zeigen Ihnen eine kleine Vorauswahl der Fotos, die in der Ausstellung zu sehen sein werden.

Inge Pfeifer Wer rastet, der rostet. Das weiß auch Inge Pfeifer. Die Plettenbergerin feiert im kommenden Jahr ihren 80. Geburtstag. Trotzdem tritt sie seit gut 30 Jahren jeden Tag den Beweis an, dass Sport fit, jung und gesund hält: ein Sportkurs beim Plettenberger Turnverein, Taekwondo, Fahrrad fahren, joggen und mehrmals quer durch die Oester schwimmen gehört für sie zum wöchentlichen Programm. „Das ist doch gar nichts“, winkt die fitte Seniorin ab. Ein Highlight war für sie im vergangenen Jahr die Teilnahme an der Familienstaffel beim Köln-Marathon, wo sie die 10-KilometerStrecke absolvierte. Auch das goldene Sportabzeichen hat sie gerade erst im Eildurchgang abgelegt. „Ich mache alles mit Spaß. Bewegung bereitet mir so viel Freude, dass ich gar nicht anders kann, als täglich die Sportschuhe zu schnüren. Das ist fast schon eine Sucht“.

Kurzgeschichten-Projekt über Morde im Sauerland angemeldet. Erst dachte ich, ich könnte sowas nicht schreiben. Aber da habe ich mich selber überrascht“, erinnert sich die Paselerin. Seitdem hat sie in ihren Geschichten schon so manche Figur sterben lassen. Und auch die Inspiration für den nächsten Mord im Sauerland lässt nie lange auf sich warten, denn die 78-Jährige weiß: „Jeder Ort kann für mich zum Tatort werden.“

Dörte Kaul-Hentschel und Matthias Hentschel Im Alter von 70 und 66 Jahren wagen Dörte Kaul-Hentschel und Matthias Hentschel den Sprung in das Abenteuer Ehe. Als sich die Wahl-Plettenbergerin und der Neusser vor 19 Jahren in der Kur kennenlernten, war es Liebe auf den ersten Blick. Matthias Hentschel brach kurzentschlos-

Erika Thole Das Leben eines Sauerländer Senioren ist ruhig und beschaulich? Nicht bei Erika Thole. Bei ihr wird regelmäßig gemordet und gemeuchelt – aber keine Sorge, nur auf dem Papier. Seit zehn Jahren verfasst die heute 78-Jährige Kurzkrimis, die im Süderländer Tageblatt und in Geschichtensammlungen veröffentlicht werden. Eigentlich schreibt sie gerne Gedichte, Reiseerinnerungen oder auch mal Büttenreden. Durch ihren Bruder, der sich im Literaturkreis in Menden engagiert, wurde sie ebenfalls dort Mitglied. „Eines Tages fragte er, ob ich schon einmal einen Krimi geschrieben hätte. Als ich nein sagte, meinte er, dann sollte ich mich ran halten. Er hatte uns für das

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sen seine Zelte in der Heimat ab und zog zu seiner Liebsten in die Vier-Täler-Stadt. Eine Hochzeit kam für die beiden nicht in Frage, waren sie doch bereits früher mit anderen Partnern verheiratet gewesen. Aber dann überlegte Matthias Hentschel es sich doch noch anders: am vergangenen Weihnachtsfest machte er seiner Braut einen unverhofften Antrag. „Wir sind schon so lange glücklich und ich wollte Nägel mit Köpfen machen. Im Kreise unserer Fami-


lien fand ich, es sei ein schöner Rahmen dafür. Ich hatte mir so viele Worte zurecht gelegt, aber ich war zu aufgeregt, um viel zu sagen“, erinnert sich der 66-Jährige zurück. Kaum drei Monate später besiegelten sie ihre Liebe offiziell. Und die beiden haben noch viel vor: „Wir möchten auf der Hochzeit unserer Enkeltochter gemeinsam Walzer tanzen. Aber sie ist erst zehn Jahre alt, also haben wir noch viel Zeit zum Üben“, lacht Dörte Kaul-Hentschel.

wegs ist, so liebt der 86-Jährige immer noch schnelle Autos: so ist er oft mit seinem 400 PS starken Auto auf den Straßen unterwegs. Und wer weiß, ob der Wagen nicht eines Tages doch wieder auf die Strecke zurückkehrt…

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Paul Schemann Der Motorsport ist seine große Leidenschaft: gemeinsam mit Heinz Arens baute der Plettenberger Architekt Paul Schemann Ende der 1960er Jahre seinen eigenen Formel V 1300- Rennwagen auf Basis eines VW-Käfers. Zahllose Arbeitsstunden verbrachten die beiden Tüftler damit den Boliden renntauglich zu machen. 1970 hatten sie ihr Ziel erreicht: Paul Schemann konnte seine ersten Rennen in dem selbstgebauten Wagen starten, der 240 km/h Spitze auf den Asphalt bringt. „Der Rennwagen ist nicht leicht zu fahren. Er ist hochtourig und hat keinen Leerlauf – der will schnell gefahren werden“. Und das tat der Plettenberger: innerhalb von 14 Jahren startete er in mehr als 150 Rennen. Erfolgreich, wie die zahlreichen Pokale und Siegerkränze in seiner Garage verraten: mehr als 40 Siege und etliche weitere Platzierungen auf den vorderen Plätzen konnte er mit seinem selbstgebauten Wagen einfahren, bis Paul Schemann im Jahr 1984 seine Rennkarriere beendete. Doch die Liebe zu seinem Flitzer ließ ihn nicht los – 24 Jahre nach seinem letzten Start erweckte der Rennfahrer gemeinsam mit Jörg Paul seinen Liebling aus dem Winterschlaf und wagte sich nach einer grundlegenden Restaurierung des Wagens mit damals 76 Jahren wieder hinter das Steuer und belegte beim Sauerland-Bergpreis den 3. Platz. „Es war, als wäre es gestern gewesen. Alle

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Bewegungen sind mir mit den Jahren in Fleisch und Blut übergegangen“, so Paul Scheeman. Auch mit heute 86 Jahren klettert der Motorsportfan flink wie ein Jugendlicher für unser Foto hinter das Steuer seines Rennwagens. Auch wenn er heute nicht mehr auf den Rennstrecken unter-

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FUSSBALLSTARS IM RIESEI-STADION Werdohl ist eine Kleinstadt. Das wissen wir alle. Aber eine Kleinstadt mit einem sehr aktiven Vereinsleben. Besonders im sportlichen Bereich hat man viele Möglichkeiten, sich aktiv zu engagieren. Besonders beliebt, wie könnte es anders sein, ist dabei der Fußball. Die FSV Werdohl hat in Werdohl eine lange Tradition und ist ein sehr lebendiges Beispiel dafür, dass Vereinsleben auch heute noch richtig Spaß machen kann. Seit 55 Jahren stehen dafür in besonderer Weise die „Alten Herren“ des Vereins. Über 100 Mitglieder fasst diese „Alte Herren“-Abteilung mittlerweile, deren Altersspanne zwischen 32 und 90 Jahren liegt. Viele von ihnen sind im Verein groß geworden. Waren schon als Kinder mit dabei und später als Jugendliche. Und fühlen sich einander verbunden. Ralf Schulze, der 1. Vorsitzende, formuliert das so: „Wir sind hier eine große Familie. Wir teilen nicht nur die Leidenschaft für den Sport, sondern leben auch miteinander. Wir halten nichts davon, dass wir hier nur als Männer miteinander Fußball spielen. Auch unsere Frauen sind immer mit dabei und ein wichtiger und geschätzter Teil der FSV. Unsere Familien nehmen aktiv teil an der Gestaltung unseres Vereinslebens. Wir machen gemeinsame Ausflüge, feiern gemeinsame Feste und engagieren uns ehrenamtlich für Bedürftige, Kinder und kranke Menschen. Für viele von uns ist gerade das sehr anziehend. Wir wissen voneinander, helfen uns gegenseitig und sind Freunde. Eine gute Erfahrung und die Sicherheit, nicht alleine zu sein. In welcher Lebenssituation auch immer.“ Und das zahlt sich auch im sportlichen Engagement aus. Bereits zum dritten Mal wurden sie ganz souverän Kreis-

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Die Hennes-WeisweilerTraditionself zu Gast bei der FSV Werdohl Von Iris Kannenberg

meister. Darüber sind sie zu recht stolz, beweist es doch, dass sich diese besondere, freundschaftliche Art, die ihnen in ihrem Vereinsleben so wichtig ist, auch sportlich niederschlägt. Denn Menschen, die sich aufgehoben und wertgeschätzt fühlen, erbringen eben auch oft in ihrem Sport eine konstantere und bessere Leistung. „Wir wollen ermutigen“, sagt Kassenprüfer Thomas Kauth so auch mit Überzeugung. „Wir sehen eben Menschen nicht nur als Leistungsträger, sondern als wertgeschätzte Individuen, ganz gleich, ob sie noch Fußball spielen können, unser Vereinsleben mitgestalten oder vielleicht aufgrund ihres hohen Alters einfach nur noch mit uns zusammensitzen können. Jeder einzelne ist uns wichtig. Und ohne die vielen aktiven Helfer im Hintergrund, wäre das meiste hier sowieso gar nicht möglich.“ Die FSV pflegt auch viele Freundschaften außerhalb Werdohls. Man ist gut bekannt mit anderen Fußball-Vereinen, z.B. mit solchen Bundesligagrößen wie Borussia Mönchen- Gladbach. Sie besuchen sich in regelmäßigen Abständen gegenseitig und tauschen sich aus. Und freuen sich immer auf ein Wiedersehen. So wie in diesem Jahr. Da traut man sich zusammen an ein richtig großes Event. Die Hennes-Weißweiler-Traditionself wird dann in Werdohl zu Gast sein und für die Fragen der vielen Fans zur Verfügung stehen. Die Traditionself von Mönchen-Gladbach vereint die Spieler aus vier Jahrzehnten erfolgreicher Bundesligazeiten in einem Team. Zahlreiche Titel wurden seit Gründung der Weisweiler Elf im Jahr 1991 schon gewonnen. Aufgrund der vielen Erfolge und der Attraktivität des mit vielen Nationalspielern besetzten Teams, ist die Weis-


weiler Elf zu einer der erfolgreichsten und beliebtesten Traditionsmannschaften in Deutschland geworden. Natürlich wird an diesem 1. September 2018, dem Tag des Fußball-Events, Fußball gespielt. Zuerst tritt Wassenberg AH gegen eine Werdohler Auswahl an. Dann wird es richtig spannend, denn dann spielt die FSV Werdohl AH gegen die Profis der Weisweiler Elf. Es dürfen Daumen gedrückt und zum Werdohler Fußball-Gott gebetet werden, wenn sich diese beiden Mannschaften im Werdohler Stadion Riesei gegenüberstehen. Der Ausgang des Spiels ist ungewiss, denn die Werdohler wollen wie immer alles geben. Sie werden kämpfen, das ist sicher. Wer da nicht automatisch jetzt schon mitfiebert, der ist wohl einfach kein echter Fan. Das Vorspiel ist bereits um 13.30 Uhr, um 15.3O Uhr beginnt dann das Match gegen die Borussen. Autogramme geben sie danach natürlich auch, die ehemaligen Nationalspieler. Man kann dann mit ihnen persönlich reden und hautnah erleben, wie sich deutsche Fußball-Legenden, die man so nur aus dem Fernsehen kennt, ganz von nahem anfühlen. Und natürlich wird gefeiert. Mit einer Bühne der Veranstaltungstechniker von „Sound of Centuries“, viel Musik, DJ Zobel und der CVJM-Cocktail-Bar. Dazu ist ein Caterer aus Plettenberg angefragt, der sich um das leibliche Wohl der Gäste kümmern wird. Die Cheerleader des LTV Lüdenscheid werden zudem ordentlich für Stimmung sorgen und die hoffentlich vielen Gäste dazu animieren, die Fußballer mächtig anzufeuern. Ein umfangreiches Kinderprogramm sorgt dafür, dass sich auch die Kleinsten wohl fühlen dürfen. Ein Fest soll es werden, das man so schnell nicht vergessen wird. Dafür waren intensive Vorbereitungen nötig und jede Menge Planung. Die Vereinsmitglieder haben sich für dieses Event sehr persönlich engagiert und eingesetzt. Viel Arbeit, Absprachen und Kopfzerbrechen waren im Vorfeld nötig, um die Ideen, wie man so ein Ereignis attraktiv gestalten könnte, umzusetzen. Zudem wird dieses Event von der Werdohler Bürgermeisterin Silvia Vossloh ebenso aktiv unterstützt, wie von dem 1. Stellvertretenden Bürgermeister Dirk Middendorf, der auch gleichzeitig im Vorstand der Alten Herren mit dabei ist. Gutes bewirken wollen sie natürlich auch mit diesem außergewöhnlichen Fußball-Ereignis. Von jeder verkauften Eintrittskarte geht daher ein Euro an das Kinderhospiz in Olpe. Das war ihnen besonders wichtig. Denn wie Dirk Middendorf so treffend in seinem Grußwort an die FSV formuliert: „Als Mannschaftssport trägt Fußball dazu bei,

Qualitäten wie Teamgeist, Fairness und Zusammenhalt zu fördern. Diese Werte sind offensichtlich auch in der heutigen Zeit für uns von großer Bedeutung. Besonders im Rahmen einer solchen Veranstaltung gilt mehr als je die Devise: Gemeinsam sind wir stark.“ Und das gilt eben auch dafür, diejenigen Menschen zu unterstützen, die es wirklich gebrauchen können. Thomas Kauth und Ralf Schulze, die das Interview mit dem Komplett-Magazin führten, sind sich darin einig, dass es wichtig ist, von dem, was man selbst an Gutem erfährt, etwas abzugeben. Wie z.B. an das Kinder-Hospiz. Karten für den 1. September 2018 im Stadion Riesei kann man sich bei den Vorstandsvorsitzenden der FSV Werdohl ebenso sichern, wie an den Vorverkaufsstellen (Spiegel, Schauerte, Meschede & Co, Haus Werdohl, Lennetaler Reisewelten) oder an der Tageskasse. Der Eintritt beträgt im Vorverkauf 8 Euro, an der Tageskasse 10 Euro. Kinder unter 16 Jahren sowie Frauen haben freien Eintritt.

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WENN ÜBER NACHT DIE PILZE AUS DEM BODEN SCHIESSEN

Von Martin Büdenbender

Wenn im September und Oktober die Temperaturen noch mild, aber die Niederschläge ergiebig sind, dann schießen über Nacht die Pilze aus dem Boden. Im Grunde ist diese sprichwörtliche Red ewe n d u n g falsch. Denn das, was über der Erde zum Vorschein kommt, ist nur ein Teil des ganzen Pilzes, dafür aber für Gourmets der weitaus interessantere. Nicht die unterirdischen Pilzgeflechte, sondern die Fruchtkörper werden von Pilzkennern gesammelt. Und Kenner sollte man schon sein, um Speise- von Giftpilzen unterscheiden zu können. Als Fotograf hat man es da schon leichter. Da zählt nur die Optik. In dieser Hinsicht stehen die giftigen den essbaren Pilzen in nichts nach. Bestes Beispiel ist der Fliegenpilz. Mit seiner weiß gepunkteten, knallroten Haube ist der giftige Pilz ein optischer Leckerbissen. Genauso fotogen sind Steinpilze, die zudem zu den besten Speisepilzen zählen. In den Wäldern zwischen Sorpe und Verse kommen Pilzfreunde und Fotografen

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gleichermaßen auf ihre Kosten. Im untenstehenden Rezept sind Champions und Pfifferlinge aufgeführt. Verwenden kann man aber auch jeden anderen Speisepilz aus dem Garten der Natur. (bübe)


KOMPLETT LECKER: Pilzpfanne mit Knoblauchsauce an Rucolasalat mit ApfelZwiebel-Preisselbeer-Vinaigrette, glasierten Ziegenkäsetalern und Knoblauchbrot

Zutaten für 4 Personen: Für die Pilzpfanne: - Pilze nach Wahl, hier: 700g weiße und braune Champignons (eher kleinere), 300g Pfifferlinge - 1 bis 2 Zwiebeln - 1 Knoblauchzehe - Salz, Pfeffer, Gewürze nach Geschmack (Empfehlung: Curry, diverse Paprika-Mischungen, ital. Kräuter-Mischung) Für den Salat: - 1 Paket Rucolasalat - 1 Apfel - 1/2 Zwiebel - 1 Rolle Ziegencamembert - Honig* - 2 EL Tomatenmark - 100 ml Rotwein - Preisselbeermarmelade - Balsamicoessig dunkel - Öl nach Wahl - Salz, Pfeffer, 1 TL Zucker

Für die Knoblauchsauce: - ca. 150 g Joghurt* - ca. 150 g Crème légère* - ca. 100 g Mayonnaise* - 1 Knoblauchzehe - Kräuter nach Wahl (Empfehlung: Petersilie, frischer Schnittlauch) Für das Brot: - 1 Stange Ciabatta - Olivenöl zum beträufeln - 1 Knoblauchzehe zum Einreiben

Zubereitung: Knoblauchsauce: Knoblauch fein hacken und mit den anderen Zutaten in einer Schüssel verrühren. Mit Kräutern nach Wahl so wie Pfeffer und Salz abschmecken und im Kühlschrank ziehen lassen. Brot: In Scheiben schneiden, mit Olivenöl beträufeln und bei 180 Grad Umluft ca. 20 Minuten in den Backofen (bis es schön goldgelb ist) Anschließend von beiden Seiten mit einer halbierten Knoblauchzehe einreiben

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HAUS NORDHELLE WIRD VERPACHTET

Von Wolfgang Teipel

Die Ev. Tagungsstätte Haus Nordhelle wird ab 1. Januar 2019 von einem neuen Betreiber übernommen. Foto: Wolfgang Teipel

Für die Zukunft der Evangelischen Tagungsstätte Haus Nordhelle zeichnet sich eine Lösung ab. Das Modell: Ab 1. Januar 2019 soll das Haus auf dem Valberter Koppenkopf in die Trägerschaft eines privaten Betreibers übergehen. Die beiden Kirchenkreise Lüdenscheid-Plettenberg und Iserlohn bleiben zunächst für acht Jahre Eigentümer. Dann könnte das Haus ins Eigentum des neuen Trägers übergehen. Die Kirchenkreise nutzen die Pacht/Miete, um die Kredite abzulösen, die sie für die Modernisierung von Haus Nordhelle aufgenommen haben. Diesen Weg hat Superintendent Klaus Majoress jetzt skizziert. Weitere Einzelheiten, insbesondere zum neuen Betreiber, wollte der Chef des Kirchenkreises mit Rücksicht auf die laufenden Verhandlungen nicht nennen. Nur so viel: Es sei mit Umstrukturierungen im Personalbereich zu rechnen. Die derzeitigen Mitarbeiter sollen aber eine Beschäftigungsgarantie für ein Jahr erhalten. „Danach könnte durchaus eine Weiterbeschäftigung erfolgen“, sagte Klaus Majoress. „Allerdings nicht zu den Tarifen, die die Kirchliche Anstellungsordnung (KAO) garantiert.“ Unter diesen Bedingungen sei ein wirtschaftlicher Betrieb des Hauses auch künftig nicht möglich. Die kirchliche Nutzung sei weiter möglich, da der neue Betreiber die Kapelle belassen wolle und Gruppen aus den Gemeinden der beiden Kirchenkreise das Haus zu den bisherigen finanziellen Bedingungen nutzen könnten. Klar sei aber auch, dass Haus Nordhelle einen völlig neuen Charakter erhalten werde. Schon jetzt fehle ja mit der Erwachsenenbildung ein Merkmal, das das Haus über 30 Jahre geprägt habe. Klaus Majoress räumt ein, dass auch mit der angestrebten Lösung ein Risiko für die beiden Kirchenkreise verbunden sei. „Stellt sich das Modell nach acht Jahren als unwirtschaftlich heraus, so dass sich der Betreiber wieder zurückzieht, bleiben die beiden Kirchenkreise Eigentümer.“ Aus heutiger Sicht sei die Entwicklung unumkehrbar. „Der Weg ist deutlich beschritten“, betonte der Superintendent.

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Unter dem Schlagwort „Aufbruch 2015“ hatten die beiden Kirchenkreise Lüdenscheid-Plettenberg und Iserlohn im Jahr 2014 rund drei Millionen Euro in eine umfassende Modernisierung von Haus Nordhelle gesteckt. Die Zuversicht, die Einrichtung danach wirtschaftlich betreiben zu können, war bald geschwunden. Schnell stellte sich heraus, dass Jahr für Jahr rund 500.000 Euro aus Kirchensteuermitteln in den Betrieb gesteckt werden mussten, um das Tagungszentrum zu unterhalten. Dazu waren schließlich die Kreiskirchenvorstände und auch die beiden Kreissynoden nicht mehr bereit.

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DIAKONISCHES WERK BAUT AKTIVITÄTEN IN WERDOHL AUS

Von Wolfgang Teipel

Das Diakonische Werk im KirHeike Schaefer, Iris Jänicke chenkreis Lüdenscheid-Plet- und Dirk Grzegorek sehen der Zusammenarbeit von tenberg baut seine Aktivitäten Kirchengemeinde und Diakonie zuversichtlich in Werdohl aus. Für zunächst entgegen. sieben Jahre zieht es als Mieter in das Gebäude der Evangelischen Kirchengemeinde am Kirchenpfad ein. Dirk Grzegorek ist gespannt auf die Entwicklung. „Ich freue mich, dass ich diesen Prozess begleiten darf“, sagt er. Der Mietvertrag beginnt am 1. September. „Dann steigen wir ganz offiziell in die Arbeit ein“, sagt Heike Schaefer, Leiterin der Freiwilligenzentrale im Diakonischen Werk. „Wir wollen vor Ort die Tafelarbeit stärken“, berichtet Diakonie-Geschäftsführerin Iris Jänicke. Erster Schritt: Mit Jörg Wonneberger hat das Diakonische Werk bereits einen hauptamtlichen Mitarbeiter für die Werdohler Tafelausgabe eingestellt. Wonneberger hat die Nachfolge von Ulrike Schiller angetreten. Er wird mit dem ehrenamtlichen Team die rund 160 Gäste der Tafel weiter im Gebäude am Kirchenpfad betreuen. Zum bereits bestehenden Büro der Flüchtlingshilfe in dem ehemaligen Kindergarten, der vor rund 13 Jahren aufgegeben worden ist, könnte, so Iris Jänicke, auch ein kleines Sozialkaufhaus kommen. Das Angebot sollte aus Hausrat, Kleinmöbeln, Kinderwagen, Kinderspielzeug und Ähnlichem bestehen. An Abstimmung mit anderen vor Ort aktiven Trägern (Caritas und AWO) könnte auch Bekleidung angeboten werden. „Wir bauen weiter auf die gute partnerschaftlich-ökumenische Zusammenarbeit“, betont Iris Jänicke. Heike Schaefer wird die Leitung des Projektes Kirchenpfad übernehmen. Für die Leiterin der Freiwilligenzentrale ist vorstellbar, dass im Laufe der Zeit weitere diakonische Aktivitäten hinzukommen könnten. „Das Haus bietet uns tolle Möglichkeiten. Wir müssen schauen, welcher Bedarf sich ergibt und dann darauf reagieren.“ Erste Gespräche sind bereits geführt worden. 20 Vertreter verschiedener sozialer Organisationen haben daran teilgenommen. „Wir sind auf reges Interesse gestoßen“, resümiert Heike Schaefer. Mit der Vermietung des Gebäudes wird sich in der Arbeit der evangelischen Gemeinde einiges ändern. So werden

die kirchlichen Kinder- und Jugendgruppen in den leerstehenden Küsteranbau des Gemeindehauses an der Freiheitstraße 23 umziehen. Auch Begegnungscafé und Trauercafé werden ins Gemeindehaus verlagert. Für die Jugendgruppen sollen auf zwei Etagen im Küsteranbau große Räume für die Kinder- und Jugendarbeit der Kirchengemeinde hergerichtet werden. „Das Presbyterium hat den Plänen bereits zugestimmt“, erläuterte Pfarrer Dirk Grzegorek. „Ich freue mich, dass mit dem hochprofessionell nah an den Menschen arbeitenden Diakonischen Werk eine tragfähige Lösung gefunden worden ist“, betont er. Nach aktueller Beschlusslage sei sonst der Abriss des Gebäudes die Alternative gewesen. Dass die Kirchengemeinde gut mit dem Mieter am Kirchenpfad klarkommen wird, steht für Dirk Grzegorek außer Frage. Mit dieser neuen Zusammenarbeit werde der diakonische Auftrag sehr gut umgesetzt, erklärte er. Der Mietvertrag laufe über sieben Jahre, weil danach Pfarrer Martin Buschhaus in den Ruhestand gehe. Zu dem Zeitpunkt müsse sich die Kirchengemeinde neu orientieren.

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MUSIKUNTERRICHT IN LÄSSIGEM AMBIENTE Von Bernhard Schlütter

Cofidato hat sich in Plettenberg als Pop-Musikschule etabliert

Moderner Unterricht, lässiges Ambiente - dafür steht die Musikschule Cofidato in Plettenberg seit über 13 Jahren. Von Thomas Höller und Ben Weiss im April 2005 eröffnet, hat sich Cofidato zur Pop-Musikschule entwickelt. In den Unterrichtsräumen an der Reichsstraße in Eiringhausen gehen Musikschüler aller Altersklassen ein und aus. Eigentlich hat Thomas Höller (40) mal Diplom-Verwaltungswirt beim Märkischen Kreis gelernt. Die Musik nahm aber immer einen großen Raum in seinem Leben ein. Während seines Studiums jobbte „Cofi“, so sein Spitzname, als Klavierlehrer an einer privaten Musikschule in Breckerfeld. Zusammen mit seinem Cousin Ben Weiss gründete er die Partyband „Hush“. „Dahinter steckte schon die Idee, damit Geld zu verdienen“, erzählt Thomas Höller. Das funktionierte auch ganz gut, vor allem aber entwickelte sich daraus die Idee, eine Musikschule und Eventagentur zu gründen. „Unsere Wahl fiel auf Plettenberg, weil hier geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung standen und neben der Musikschule Lennetal keine weiteren privaten Mitbewerber waren.“ Cofidato hat sich als Pop-Musikschule etabliert. Inzwischen sind zwei weitere Standorte in Katzenelnbogen (Rhein-Lahn-Kreis) und Limburg an der Lahn dazugekommen. Unterrichtet wird eigentlich auf allen Musikinstrumenten. „Das richtet sich nach dem Bedarf“, sagt Thomas Höller. Am meisten gefragt würden Gitarre und Klavier bzw. Keyboard. Unterricht gibt’s in Eiringhausen aktuell auch für Schlagzeug, E-Bass und Blockflöte, außerdem Gesangsunterricht.

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Die Lehrer sind Profimusiker mit Band- und Bühnenerfahrung, die als Honorarkräfte arbeiten. Sie lehren das jeweilige Instrument von der Pike an, denn die Grundlagen sind wichtig für die spätere Entwicklung. „Der Lehrplan in den einzelnen Fachbereichen wird mit jedem Schüler speziell auf ihn zugeschnitten, wobei dessen Wünsche große Beachtung finden“, beschreibt Thomas Höller das Konzept. „Neben fundierten Theoriekenntnissen und praktischen Übungen bieten wir auch Aktionen wie eigene Aufnahmen, Vorspiele oder Workshops an, damit besonders der Unterricht für Kinder immer spannend bleibt.“ Gelernt wird in Kleingruppen mit maximal vier Leuten. „Das Alter spielt keine Rolle. Unser ältester Schüler ist 75 und hat vor drei Jahren mit dem Klavierspielen angefangen“, berichtet Thomas Höller. Für die Jüngsten gibt es das Angebot der musikalischen Früherziehung bei den „Singemäusen“. Über den Unterricht in Eiringhausen hinaus pflegt Cofidato Kooperationen mit dem Evangelischen Familienzentrum Eiringhausen, dem Städtischen Familienzentrum Mittendrin, der Zeppelinschule sowie dem Musikverein Affeln. Aus dem Musikunterricht sind verschiedene Gruppen hervorgegangen. Die Band „Standgas“ spielte u.a. bei PleWo-Stadtfesten; auch die Trommelgruppe „Groove Circle“ trat schon in der Öffentlichkeit auf. Einmal im Jahr veranstaltet Cofidato zudem ein Vorspiel in der Johanniskirche. Dabei sammeln vor allem fortgeschrittene Schüler Erfahrungen vor Publikum. Der nächste Termin steht schon fest: 17. November. Musikschule Cofidato Reichsstr. 56 d, Plettenberg Tel. 0 23 91 / 60 87 80 www.cofidato.de


DIE DIEBIN MIT DEN TAUSEND GESICHTERN EIN HUBBI-KURZKRIMI

Von Pia Mester

Mit einem Träger voller Biergläser in der Hand quetschte sich Hubbi durch die Masse der Schützfenfestbesucher. Es war warm und stickig in der Halle und Hubbi lief der Schweiß den Rücken hinunter. Allerdings, dachte sie, hatte sie gerade auch ganz schön wild mit ihrer besten Freundin Lotte zu ihrem neuen Lieblingstlied getanzt. Als die Band eine Pause angekündigt hatte, hatte Hubbi sich auf den Weg zur Theke gemacht. Sie kam zurück zu Lotte und deren Bekannten und stellte den Träger in die Mitte auf den Boden. Sofort griffen die Leute durstig danach. Nur Lotte wühlte mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck in ihrer Handtaschte. „Was ist denn?”, erkundigte sich Hubbi schließlich. Lotte schaute entsetzt auf. „Mein Portemonnaie. Es ist weg.” „Zeig mal her.“ Hubbi griff nach der Handtasche. „Hm“, machte sie, als sie ebenfalls nicht fündig wurde. Sie ging zu einem freien Tisch und kippte den Inhalt der Tasdche darauf aus. „Hubbi!“, rief Lotte entrüstet. Hubbi rollte die Augen. „Jetzt wissen wir jedenfalls, dass du es nicht übersehen hast. Es ist wirklich weg.“ Lotte schluckte. „Eben hab ich es noch rausgeholt, um mir eine Cola zu holen. Danach habe ich es zurück in die Tasche gesteckt, das weiß ich ganz genau.“ „Entschuldigung“, hörten sie eine Stimme hinter sich und drehten sich um. Dort stand Karina, eine ehemalige Klassenkameradin von ihnen. „Fehlt dir deine Breiftasche etwa auch?“ „Wieso auch?“, fragte Hubbi. „Weil heute Abend schon einige Geldbörsen und Armbanduhren verschwunden sind“, antwortete Karina und griff sich an den Hals. „Wie auch meine Goldkette. Ich glaube, hier geht ein Taschendieb um.“ „In meinem Portemonnaie sind alle meine Karten“, sagte Lotte tonlos und schlug sich die Hand vor den Mund. „Ich muss sofort alles sperren lassen“, sagte sie und griff nach ihrem Handy. „Hat denn jemand was beobachtet?“, wollte Hubbi von Karina wissen. Die zuckte die Schultern. „Alle sagen was anderes. Die eine will eine junge Blondine mit einem blauen Zopfband gesehen haben, die sie angerempelt hat. Meine

Nachbarin meint, da wäre ihr eine knapp Vierzigjährige mit kurzen dunklen Haaren zu nahe gekommen und der Kollege von meinem Freund wurde angblich von einer Rothaarigen in einem schwarzen MInikleid angegraben, bevor er bemerkt hat, dass seine Armbanduhr fehlt.“ Hubbi fuhr sich durch die Locken, die sie heute offen trug. Sie beobachte, wie Lotte verzweifelt in ihr Handy sprach, sich dabei das andere Ohr zuhielt und schließlich vor dem Stimmengewirr in der Halle nach draußen flüchtete. Plötzlich kam eine Frau angerannt. „Karina!“, rief sie. „Leni?“, fragte Karina. „Ich hab die Diebin grad noch gesehen, konnte sie davon abhalten, mir in die Tasche zu greifen.“ „Wo ist sie hin?“, fragte Karina. Leni deutete in Richtung derToiletten. „Wie sah sie aus?“, schaltete sich nun auch Hubbi ein. „Dunkles Shirt und blonde Haare, und sie trug einen blaue Schleife im Haar.“ Karina und Hubbi tauschten einen Blick, dann rannten sie los. Hubbi drängte sich an der Schlange vorbei in die Damentoilette. Dafür erntete sie böse Blicke. „Ist hier gerade eine blonde Frau mit einem dunklen T-Shirt reingekommen?“, fragte sie in die Menge. Die Frauen schauten sie ratlos an. Hubbi hatte sie bei ihren Gesprächen unterbrochen. Außerdem wirkten die meisten von ihnen auf sie nicht mehr ganz nüchtern. „Ich glaub, die ist grad raus“, sagte ein Mädchen und schaute fragend zu ihrer Freundin. „Oder?“ Die Freundin nickte unsicher. „Kann sein.“ Hubbi schaute die beiden Mädchen prüfend an. Dann sah sie aus den Augenwinkeln die Klofrau, die gerade aus einer Toilettenkabine trat. Sie trug ein Kopftuch und hatte eine Mülltüte in der einen und einen freuchten Putzlappen in der anderen Hand. „Tschuldigung“, sprach Hubbi sie an. „Haben Sie gerade eine Blondine mit einem dunklen Oberteil hier drin gesehen?“ Die Klofrau schaute sie verständnislos an, dann hellte sich ihr Gesicht auf. „Ja, blond Frau grad gegangen raus, nix Trinkgeld.“ Ihr türkischer Akzent war so stark, dass Hubbi sich konzentrieren musste, um ihre Worte zu verstehen.

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„Danke“, sagte Hubbi. Die Klofrau lächelte und wandte sich der Schale mit dem Kleingeld zu, das auf dem Tischchen im Flur stand. Hubbi und Karina kehrten in die Halle zurück und suchten alles ab, aber sie fanden die Diebin nirgends. Schließlich gingen sie zu dem Tisch zurück, an dem neben Leni und Lotte auch zwei fremde Männer auf sie warteten. „Timo“, sprach Leni den jüngeren der beiden an, der einen Vollbart trug. „Erzähl ihnen, was passiert ist.“ „Die Olle hat mir einfach in die Tasche gegriffen“, lallte er. „Erst dachte ich“, er grinste schief, „sie will mich angraben. Hat auch so mit den Augen geflirtet und alles. Und dann schnappt sie sich einfach meine Brieftasche und haut ab.“ „Wie sah sie aus?“, bohrte Hubbi nach. „So groß ungefähr“, sagte Timo und hielt sich die Hand an die Brust. „Hatte so ein pinkes Teil mit nem Hammer Ausschnitt an.“ Wieder grinste er anzüglich. „Haarfarbe? Augenfarbe? Alter?“, fragte Hubbi nach. „Boa, so inne 30, glaub ich, und hellbraun, also die Haare, aber die Augen, puh!“ Er fuhr sich durch den Bart. „Wohin ist sie gegangen?“, fragte Karina nun. „Ich hab sie zu den Toiletten rennen sehen“, schaltete sich der andere Mann ein. „Wollte sie noch aufhalten, aber da war sie schon drin verschwunden und dahin wollte ich ihr jetzt nicht folgen.“ Seufzend machte sich Hubbi wieder auf zu den Toiletten. In der Warteschlange stand keine Frau, auf die die Beschreibung gepasst hätte. Hubbi beschloss, dieses Mal einfach zu warten. Irgendwann würde die Diebin ja vom Klo runter kommen müssen. Sie beobachtete, wie Frauen die Kabinen betraten und verließen, dazwischen huschte die Klofrau mit ihrer Tüte und dem Putztuch umher. Hubbi fragte sich angeekelt, ob sie die Keime auf den Brillen mit ihrem schmutzigen Lappen nicht eher verteilte, als sie zu beseitigen. Hubbi schaute auf ihre Uhr. Sie wartete nun schon eine halbe Stunde. „Gibt es vielleicht ein Fenster in einer der Kabinen?“, fragte Karina. Hubbi schüttelte den Kopf. Das einzige Fenster im Damenklo befand sich am anderen Ende des Ganges. Und das war viel zu klein, um hindurch zu klettern. Außerdem hätte das jemand bemerkt. „Wir haben sie wohl wieder verpasst“, meinte Hubbi ärgerlich. „Ich rufe jetzt die Polizei“, flüsterte Karina. „Hoffentlich lösen sie das Fest nicht auf.“ Sie schaute Hubbi fragend an, aber die nickte nur. „Ich weiß auch nicht, was wir sonst tun sollen.“ Karina ging.

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Zeichnung Arnd Hawlina

Hubbi blieb noch eine Weile gedankenverloren stehen. Ihre Blase drückte. Wo sie schon mal hier war, dachte sie, konnte sie genauso gut mal eben zur Toilette gehen. Sie betrat eine leere Kabine. Als sie auf der Brille saß, sah sie unter der Tür hindurch die dunkelblaue Mülltüte der Klofrau in der Kabine neben sich. Es raschelte, als sie etwas hinein warf. Dann Hörte Hubbi den Deckel des Mülleimers auf und zuklappen. Hubbi beendete ihr Geschäft und trat alarmiert aus der Kabine. Gerade noch sah sie eine Frau mit einem blonden Flechtzopf und einem Blumenkleid verschwinden. Sie drehte sich nach rechts. Die Kabinentür stand offen. Hubbi trat hinein. „Hey, ich bin dran”, protestierte eine der Wartenden . Hubbi ignorierte sie und hob den Deckel des Mülleimers. Darin lag die dunkelblaue Tüte der Klofrau. Hubbi öffnete die Tüte. Und nun wurde ihr auch klar, wohin die vielen Diebinnen verschwunden waren. Mit der Tüte in der Hand lief sie zurück zu Lotte und Karina. „Warum grinst du so?“, fragte Lotte mit verweinten Augen. Hubbi schüttete den Inhalt der Tüte vor ihnen auf den Boden. „Deshalb“, sagte sie und hob ein Teil nach dem


anderen auf: Das knappe Shirt, die schwarze Kurzhaarperücke, die weiße Bluse und zuletzt das dunkelblaue Haarband. Lotte und Karina stand der Mund offen.

„Und nun“, sagte sie zu Lotte und Karina. „wollen wir mal in den anderen Mülltüten der Klofrau nachsehen, ob wir nicht das Diebesgut finden.“

Hubbi ermittelt auch in Romanlänge. „Fronleichnam - Hubbis fünfter Fall“ erscheint im August und ist als eBook bei Amazon und als Taschenbuch überall im Buchhandel erhältlich.

Fronleichnam - Hubbis fünfter Fall Hubbi betrat die Sakristei und stand Emmy Fingerhut persönlich gegenüber. Die richtete sich gerade auf und steckte etwas in die Tasche ihrer dunkelbraunen Stoffhose. »Hallo«, grüßte Hubbi freundlich. Doch nun bemerkte sie, wie blass die Küsterin war. So als hätte sie den Tod persönlich gesehen. Hubbi sah sich um und erstarrte. Das mit dem Tod, schoss es ihr durch den Kopf, während sie an dem von der Decke baumelnden Pastor hochschaute, war nicht so weit hergeholt wie ich dachte.

Ohne das unerbittliche Drängen ihrer Mutter hätte Hubbi diesen Sonntagmorgen wie jeden anderen im Bett verbracht. Doch dann kommt alles anders: Nach der Messe findet sie den neuen attraktiven Pastor, von dem alle Frauen im Dorf schwärmen, an einem Seil baumelnd in der Sakristei der Lambertuskirche in Affeln. Schnell wird ihr klar: Das war kein Selbstmord, auch wenn es so aussehen soll. Da hat jemand nachgeholfen. Mit der Hilfe von Dackel Meter und Computerspezialist Tristan begibt sie sich auf die Suche nach dem Täter und muss erkennen, dass der junge Geistliche alles andere als fromm war. Doch warum musste er wirklich sterben? Und was will die Küsterin verheimlichen? Kneipenwirtin und Hobbydetektivin Hubbi Dötsch stolpert ungewollt in ihren fünften Fall und ermittelt mal wieder in den Untiefen des sauerländer Dorflebens.

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GRILLEN, EINE PRESTIGESACHE?

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Irgendwann wollte auch ich mich der Kunst des Grillens widmen. Was braucht man dafür? Natürlich einen Grill. Da ich aber in dieser Sache ein totales Greenhorn war, ging ich ganz locker in den Baumarkt, um ein solches Gerät zu kaufen. Da stand einsam und verlassen ein wunderschöner Grill. Auf drei Füßen, 50 cm hoch mit einer Grillfläche für etwa acht Würstchen, mit einem riesengroßen Preisschild, auf dem ein mir sehr sympathischer Preis von 9,90 Euro stand. Der Verkäufer sagte mir, das wäre der letzte Grill dieser Art und ich könnte den, so wie er da stand, mitnehmen. Einen Karton dafür gab es nicht mehr. Ich ging zufrieden, den Grill auf dem Arm, in Richtung Kasse. Einige Leute lächelten irgendwie gespielt freundlich in meine Richtung, bis ein guter Bekannter mich ansprach und fragte: „Was willst Du denn da kaufen? Das ist ja das erbärmlichste Modell, was es an Grills gibt.“ Es gäbe nur eine Marke, die in der Grillszene etwas bedeute, und das sei die Marke Weber. Aha, jetzt konnte ich mir auch das gespielte Lächeln der Leute erklären, das war Häme. Um nicht auf dem Weg zur Kasse weiterer Häme oder sogar Mitleid ausgesetzt zu sein, ging ich zurück in die Grillabteilung, holte mir Werbematerial von Weber und klemmte es deutlich sichtbar in das Gitter meines kleinen Dreibeiners. Dann ging ich in die Schreibwarenabteilung, suchte mir die dicksten roten und schwarzen Filzstifte aus und schrieb auf die freie Rückseite des ca. A4-großen Preisschildes: SONDERMODELL der kleine Weber, nur 9,90 Euro (die Worte „Sondermodell“ und „nur“ in roten Buchstaben).

HERAUSGEBER: Komplett Verlag Postadresse: Dillackerstr. 22, 58840 Plettenberg 02391/9173002 tel www.komplett-magazin.de, info@komplett-magazin.de REDAKTION: verantwortlich Bernhard Schlütter Redaktionelle Mitarbeit Pia Kablau, Martin Büdenbender, Rüdiger Kahlke, Detlef Schlüchtermann, Martin Droste, Wolfgang Teipel, Iris Kannenberg, Cristin Schmelcher, Ai-Lan Na-Schlütter, Ina Hoffmann, Uwe Tonscheidt,

Der Weg zur Kasse war für mich wie ein Triumphzug. Aus Häme wurde Neugier - oder sogar Neid? Mein Schild und das Werbematerial von Weber sprachen für sich. An der Kasse wunderte sich die Kassiererin über das eigenartige Preisschild und ich mich darüber, dass die zwei Filzstifte teurer waren als der Grill. Naja! Auf dem Weg zum Parkplatz hörte ich noch von irgendwoher: „Mensch, da hast du aber ein tolles Schnäppchen erwischt!“ Sag ich doch, der hatte Ahnung. Am Grillabend musste ich aber dann doch eine Art Prüfung überstehen, denn zwei der Besucher, selbst ernannte Grillweltmeister, die zu Hause Grillausrüstungen in Halbterrassengröße besitzen, bekamen mehrere Lachkoller, als sie meinen „kleinen Weber“ sahen. Ihre Lästerei nahm erst ein Ende, als sie merkten, dass es allen Gästen trotzdem schmeckte.

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