Ein starkes Stück Sauerland
zwischen Volme und Lister
Schalksmühle
Halver
Meinerzhagen
Kierspe
DAS SAUERLANDMAGAZIN HERBST 2017
So attraktiv ist die Feuerwehr Nadine Dörseln gibt Werbekampagne ihr Gesicht
Sorgenkind Stadthalle Zwischenbilanz der Regionale
City im Wandel Einkaufszentrum als Herausforderung
Leerstand auf Sportplatz Flüchtlingsdorf bleibt ungenutzt www.komplett-magazin.de
®
VORWORT
Komplett. . . ...neu, komplett anders. Mit Leidenschaft haben wir die Idee verfolgt, dieses Regionalmagazin herauszugeben. Pionierarbeit, die viel Einsatz erfordert, aber mit Leib und Seele hier verwurzelten Redakteuren wie uns große Freude bereitet. Heute halten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, die Erstausgabe von KOMPLETT in Händen. Viermal im Jahr werden wir für Sie die bunte Vielfalt des Lebens in der Region um Meinerzhagen, Kierspe, Halver und Schalksmühle abbilden. Denn dieses starke Stück Sauerland zwischen Volme und Lister verdient und braucht ein journalistisch hochwertiges, kompetentes und authentisches Sprachrohr. Mit dem KomplettVerlag und der Firma Groll Druck haben sich zwei Partner gefunden, die die Verbundenheit zur Region und die Leidenschaft für die gedruckte Zeitschrift teilen. KOMPLETT stellt ebenso bodenständige wie aufgeschlossene Menschen vor, dazu die leistungsfähigen Unternehmen aus Industrie, Handwerk, Handel, Gastronomie, Landwirtschaft und deren Produkte. Komplett würdigt die Bedeutung des in Verbänden, Vereinen, Initiativen geleisteten Ehrenamts. KOMPLETT weist hin auf touristische Angebote und Ziele, Freizeitmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten, Visionen und Entwicklungen, Großveranstaltungen aus den Bereichen Kultur, Brauchtum und Sport. KOMPLETT liefert Verbraucher- und Gesundheitstipps – beleuchtet eben komplett alle spannenden Facetten dieses Filetstücks Sauerland zwischen Bergen und Seen, eines pulsierenden Lebens zwischen Tradition und Fortschritt. Anspruchsvolle Texte und Qualitätsfotos, deren Inhalte den Nerv der (Jahres-) Zeit treffen und Leselust entfachen, stärken die Identifikation mit dieser Region, entwickeln das Wir-Gefühl und geben Impulse für eine bessere Vernetzung von kreativen Köpfen und Talenten. Komplett macht auch Menschen von außerhalb neugierig auf diesen Landstrich. Sei es für einen Tagesaufenthalt, einen mehrtägigen Urlaub oder gar einen Umzug in die Region mit ihren interessanten und sicheren Arbeitsplätzen in einer breit aufgestellten mittelständischen Wirtschaft, mit günstigen Grundstücks- und Mietpreisen, herrlicher Natur und jeder Menge Lebensqualität. Das KOMPLETT-Team dankt allen Mutmachern und Helfern auf unserem Weg von der Idee bis zur Erstausgabe. Jetzt sind wir gespannt auf Ihr Echo. Liebe Leserin, lieber Leser, schreiben oder sagen Sie uns, ob KOMPLETT in ihren Augen komplett ist oder an welchen Ecken und Kanten es zu feilen gilt. Nutzen Sie das Magazin als Informationsund
Kommunikationsplattform.
Allemal
wünschen wir Ihnen viel Freude beim Lesen. Bleiben Sie komplett!
Sarah und Thorsten Kriegeskotte, Bernhard Schlütter und das komplette Team vom KOMPLETT-Magazin
3
Zukunft gestalten - City im Wandel - 16
Alles drin Zukunft gestalten Regionale 2013: Zwischenbilanz für Meinerzhagen.......8 Halver - City im Wandel..................................................16 Doppeltes Kirchenjubiläum in Dahlerbrück....................20 Vom Modell- zum Vorzeigeprojekt: Helfer vor Ort... 22 Komplett jung: Stimmen zu G8 und G9.................... 26 Leerstand: Flüchtlingunterkünfte in Schalksmühle... 32
Echte Sauerländer - Haus mit Seele - 50
Wohnraum für alle Generationen.............................. 46 Abschied vom Schullandheim Haus Lyck.................. 48
Echte Sauerländer Feuerwehrfrau und Model Nadine Dörseln............... 14 Wetterfrosch Marc Thiessenhusen..................................29 Petra Crone - Abschied einer Abgeordneten............ 44 Alter Bahnhof Valbert: ein Haus mit Seele............... 50
Komplett lecker - Pilz und Pils - 43
Komplett lecker und gemütlich Kolumne: Pilz und Pils - beides lecker ��������������������� 43
Kultur komplett Expo-Art in Halver....................................................... 25 Vereine fördern Kleinkunst........................................ 53 Theaterwerkstatt spielt „Schachnovelle“ ����������������� 62 Kiersper Fotograf zeigt ungewöhnliche Ansichten von Mallorca...................................................................... 66 Ausstellung „SpiraleLeben“ im Haus Nordhelle....... 70 Kultur komplett - Schachnovelle - 62
Titelfoto: Martin Büdenbender
Komplett erleben - Das Volmetal - 12
Komplett erleben Haus Rhade - Kierspes Ursprung................................. 6 Wandern oben an der Volme....................................... 7 Das Volmetal aus der Vogelperspektive.................... 12 Veranstaltungen: Nichts wie hin! �����������������������38/39 Erkundungstour durch Volme-Parks.......................... 56
Komplett aktiv - Rollenspiel - 40
Komplett aktiv Neues Museumsleben im Hammer in Bollwerk....... 34 Rollenspiel im Land der Träume................................ 40 Ebbekamm - eine Tour für Wandergourmets........... 60
Komplett beraten E-Bike-Leasing: Unternehmen helfen Mitarbeitern in den Sattel.................................................................... 64 Kreativ mit Baumscheiben......................................... 72 Komplett beraten - Kreativ mit Baumscheiben - 72
Berufswelt Sauerland Tradition trifft Hightech ��������������������������������������������� 54 Umfrage: gute Stimmung in Unternehmen.............. 67
Komplett in eigener Sache Impressum ������������������������������������������������������������������� 7 Vorgestellt: das komplette Team ������������������������������ 68 Kolumne: Genau! ������������������������������������������������������� 74 Berufswelt - Gute Stimmung - 67
Foto Martin Büdenbender
HAUS RHADE: URSPRUNG DER STADT KIERSPE Das ehemalige Rittergut Haus Rhade gilt als Ursprung der Stadt Kierspe. Das Wasserschloss liegt ganz im Norden des Kiersper Stadtgebiets an der Grenze nach Lüdenscheid direkt an der B54. An seinem jetzigen Standort wird Haus Rhade erstmals 1003 erwähnt, zuvor muss das Vorgängergebäude auf einer Erhebung namens Lindenhügel gestanden haben. Aber auch schon sehr viel früher muss die Gegend besiedelt gewesen sein. Denn ganz in der Nähe des Herrenhauses fanden sich die Überreste eines mittelsteinzeitlichen Rastplatzes. Im Lauf der Jahrhunderte wechselte Haus Rhade mehrfach den Besitzer, zwischenzeitlich gehörte es unter anderen den Grafen von der Mark selbst. Im 17. Jahrhundert begann die Anlage zu verfallen, da sie kaum noch
6
genutzt wurde. Nach weiteren Besitzerwechseln wurde das Herrenhaus schließlich 1920 renoviert. Der älteste heute noch erhaltene Teil des Wasserschlosses ist der rechteckige Eckturm. Er erhielt im Zuge der Renovierung ein zusätzliches Stockwerk und die markante geschweifte Haube mit Laterne, die heute zu sehen ist. Zum eigentlichen Herrenhaus gehören noch weitere Neben- und Wirtschaftsgebäude, eine Steinbrücke und drei Fischteiche. Schön ist auch der Park mit den teils sehr alten Bäumen. Zu besichtigen ist Haus Rhade nur von außen, da sich das Anwesen in Privatbesitz befindet. Allerdings kann die stilvolle Örtlichkeit für Hochzeits- und andere Feiern gemietet werden. (Quellen: kierspe.de, ich-geh-wandern.de, cordt.de)
TRAVESTIESHOW „SAHNESTÜCKE DELUXE“
Das Kabarett-Tandem „Ham & Egg“ alias Jörg Dilthey und Andreas Schmitz gastiert am Samstag, 4. November, in der Gesamtschule Kierspe. Mit ihrer Travestieshow „Sahnestücke Deluxe“ präsentieren die beiden Vollblutkünstler das Beste aus 20 Jahren „Ham & Egg“. Jede Menge neue Kostümideen wurden hierfür mit sehr viel Liebe zum Detail umgesetzt. Las Vegas, der Broadway und die Modemetropole Paris erblassen vor Neid beim Anblick der überdimensionalen Federkrägen, bunten Boas, wagenradgroßen Hüten, glitzernden Pailletten und jeder Menge funkelndem Strass. Die beiden Travestie-Torpedos nehmen ihr Publikum mit auf eine Reise durch den internationalen Pop und Schlager der vergangenen Dekaden. Stimmge-
waltig, voluminös und vor allem live. Auf die große Evita, die wunderschöne Miss Silikon können sich die Zuschauer genauso freuen wie auf Eggs unterhaltsame Plaudereien. Und wer kennt sie nicht, die Klatschbase Riccarda Doetscher, die mit ihrer Freundin Annegret zur Lästerhöchstform aufläuft. Ein weiterer Höhepunkt wird sicherlich die Auferstehung der unvergessenen Trude Herr sein, die ein kleines Stück Kölner Volkstheatergeschichte auf die Bühne bringen wird. „Ham & Egg“ präsentieren mit „Sahnestücke Deluxe“ einmal mehr noch nie dagewesene Kostüme gepaart mit herrlichen Sketchen und Conferencen, einer aufwendigen Licht- und Lasershow, viel Publikumsnähe und einer rührenden Mischung aus Selbstironie und Bescheidenheit, die auf Deutschlands Bühnen ihresgleichen sucht. Karten im Vorverkauf (22 Euro, Abendkasse 24 Euro) gibt es bei: Buchhandlung Timpe, Augenoptik Bliewernitz, Schuhhaus Ulrich und im Bürgerbüro.
WANDERUNG „OBEN AN DER VOLME“ Am Sonntag, 15. Oktober, findet die Wanderung Oben an der Volme von Kierspe nach Schalksmühle statt. Die Gesamtstrecke beträgt etwa 18,5 Kilometer. Um 9 Uhr beginnt die erste Etappe (ca. 6,5 km) am Wanderparkplatz Handweiser in Kierspe über Vornholt, Romberg und Brüninghausen zum Sticht in Halver. Dort gibt es um 10.30 Uhr ein Frühstück. Um 11 Uhr geht es weiter über Dahlhausen, Ehringhausen und Ostendorf nach Halverscheid (ca. 7km). Die dritte Etappe (circa 5 km) startet um 13 Uhr in Halverscheid über Wippekühl bis zum Jugendheim Wansbeckplatz in Schalksmühle gegen 15 Uhr. Dort wird es ein Mittagessen und Kuchenbuffet geben.
Die Bürgerbusvereine übernehmen gegen Entgelt den Transport zurück zu den Startpunkten. Ebenso wird bei Bedarf am Vormittag ein Bustransfer von Halver, Schalksmühle und Meinerzhagen zu den Startpunkten eingerichtet. Info: Christiane Rosenberg (Meinerzhagen, Tel. 02354/77132), Regina Semeraro (Kierspe, Tel. 02359/661141), Kai Hellmann (Halver, Tel. 02353/73140) und Nektarios Stefanidis (Schalksmühle, Tel. 02355/84245). www.oadv.de
IMPRESSUM HERAUSGEBER: Emil Groll GmbH Darmcher Grund 14 58540 Meinerzhagen 02354/928450 tel www.groll-druck.com info@groll-druck.com REDAKTIONSANSCHRIFT: Komplett Verlag Am Galgenhagen 13 58840 Plettenberg 02391/606376 tel 02391/606375 fax www.komplett-magazin.de redaktion@komplett-magazin.de REDAKTION: Bernhard Schlütter (verantwortlich), Martin Büdenbender, Horst vom Hofe, Rüdiger Kahlke, Volker Lübke, Elke Teipel, Wolfgang Teipel GESTALTUNG: Heiko Höfner, www.perfect-art.de DRUCK: Emil Groll GmbH www.groll-druck.com, Meinerzhagen ERSCHEINUNGSWEISE: viermal jährlich ANZEIGENVERWALTUNG: Sarah Kriegeskotte 02354/928450 tel s.kriegeskotte@groll-druck.com
Copyright/Haftung: Alle in diesem Magazin veröffentlihten Beiträge, Bilder, vom Verlag gestalteten Anzeigen und g ra p h i s c h e n E l e m e n t e s i n d u r h e b e rrechtlich geschützt und dürfen nur mit Genehmigung und gegebenenfalls gegen Honorarzahlung weiterverwendet werden. Es wird keine Haftung übern o m m e n f ü r u nve r l a n g t e i n g es a n d te Manuskripte, Fotos und sonstige U n t e r l a g e n , f ü r d i e R i c h t i g k e i t b z w. Vo l l s t ä n d i g k e i t v o n Te r m i n a n g a b e n , den Inhalt geschalteter Anzeigen und angegebener Internetadressen sowie für Satz- und Druckfehler. Veranstalter, die honorarpflichtige Fotos zur kostenl o s e n A n k ü n d i g u n g i h re s P ro g ra m m s a n Ko m p l et t ü b e rg e b e n , s i n d f ü r d i e Forderungen des Urhebers selbst verantwortlich. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Bei Verlosungen/Aktionen ist der Rechtsweg ausgeschlossen.
Das nächste Komplett-Magazin erscheint Ende November 2017.
7
SCHICKSAL DER STADTHALLE UNGEWISS Regionale 2013 in Meinerzhagen – Eine noch unvollständige Bilanz
Von Horst vom Hofe
mit einem Gesamtbudget von rund 4 Millionen Euro die größte Einzelmaßnahme im Quellort des Flusses, der dem Gesamtvorhaben der vier Kommunen zugleich als verbindendes Element dient. Ausgerechnet dieses ambitionierte Vorhaben erweist sich in der Umsetzung als problematisch. Da sorgte im Vorfeld eine im öffentlichen und politischen Raum kontrovers geführte öffentliche Diskussion für eine am Ende mehr als einjährige Verzögerung. Erst ein im Dezember 2013 durchgeführter Ratsbürgerentscheid brachte, wenn auch mit durchaus knappem Ausgang, die endgültige Entscheidung zugunsten des Vorhabens. Es sollte aber noch eine Menge Wasser die Volme hinabfließen, ehe die ersten Baumaschinen im Frühjahr 2016 anrollen konnten. Seither ist erkennbar viel geschehen, hat sich das Gesicht der Meinerzhagener Innenstadt deutlich verändert. Die neue Verkehrsführung mit dem Kreisverkehrsplatz am neuralgischen Kreuzungspunkt von Haupt-, Linden-, Birkeshöhstraße und der vierspurigen Straße An der Stadthalle ist komplett fertiggestellt. Und es läuft und funktioniert erkennbar gut. Skeptiker, die wegen der topografisch bedingten und durchaus auffälligen „Schräglage“ des Kreisverkehres insbesondere in der Winterzeit Probleme befürchteten, sehen sich nicht bestätigt. Mehr Lebensqualität durch städtebauliche Veränderungen, bessere Mobilitätsmöglichkeiten und Konzepte gegen die Folgen des demographischen Wandels – diese Aufgaben haben die vier Nachbarkommunen Meinerzhagen, Kierspe, Halver und Schalksmühle mit ihrem Regionale-Projekt „Oben an der Volme“ im engen Schulterschluss angepackt. Allein auf sich gestellt und mit eher kleinteiligen lokalen Projektideen, das war den Verantwortlich klar, hatte man kaum eine reelle Chance, vom millionenschweren Förderprogramm des Landes NRW für die Region Südwestfalen partizipieren zu können. Als das gemeinsame Projekt im März 2012 den „dritten Stern“ erhielt, war der Startschuss für die Regionale 2013 auch im oberen Volmetal gefallen. Investitionen mit einem Gesamtvolumen von rund 65 Millionen konnten in Angriff genommen werden. Fünf Jahre später, im Herbst 2017, kann für die Stadt Meinerzhagen eine nur vorläufige Bilanz gezogen werden. Aus städtebaulicher Sicht kommt der Umgestaltung des Stadthallen-Umfeldes zentrale Bedeutung zu. Es ist
8
Mehr Platz für Veranstaltungen Mit dem Rückbau der bislang die Stadthalle vom Zentrum der Stadt trennenden vierspurigen „Stadtautobahn“ konnte als letzte Einzelmaßnahme im Sommer der Bau des neuen Stadtplatzes, dem künftigen „Volmemarkt“, begonnen werden. Mit dessen Fertigstellung rückt der
auch von Besuchern aus der Nachbarschaft gern frequentierte Wochenmarkt näher an die angrenzenden Einkaufsbereiche der Innenstadt. Für öffentliche Veranstaltungen, wie zum Beispiel Stadtfest, Kirmes und andere Freiluftaktivitäten, bietet der neue zentrale Platz vor der Stadthalle künftig deutlich bessere Rahmenbedingungen. Was allerdings schon jetzt zu bemerken ist: Im Bereich der Stadthalle hat sich im Zuge der erfolgten Offenlegung der Volme und durch den Bau der neuen Umfahrungsstraße das Parkplatzangebot um rund 100 Stellplätze spürbar verringert. Ein Umstand, den der örtliche Einzelhandel und auch die Markthändler beklagen und der nach ihrer Einschätzung zu Einbußen durch fortbleibende Käufer geführt hat. Mit Abschluss der Großbaumaßnahme und ohne die in der Bauphase unvermeidlichen Beeinträchtigungen könnte es im neuen Jahr aber deutlich besser werden, so die Hoffnung.
Stadthallensanierung nur mit Fördermitteln möglich
dieser Form bis dahin nicht publizierten maroden Bauzustand der Stadthalle informiert. Eine deutliche Ratsmehrheit war vor diesem Hintergrund offenbar zunächst bereit, sogar deren Abriss in Kauf zu nehmen – allerdings mit der Perspektive, im Zuge einer Gesamtinvestorenlösung einen neuen multifunktionalen Veranstaltungsraum als Zugabe zum Einkaufszentrum zu erhalten. Dagegen formierte sich massiver öffentlicher Widerstand – mit dem Ergebnis, dass nunmehr eine umfassende Sanierung der Stadthalle angestrebt wird. In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause legte das Meinerzhagener Stadtparlament dafür mehrheitlich die Rahmenbedingungen fest. Neben dem Erhalt der Stadthalle soll demnach auch ein Neubau zur kommerziellen Nutzung entstehen, der durch einen Zwischentrakt mit der Stadthalle verbunden wird. Die dafür notwendige freie Fläche soll durch den Rückbau des Gastronomie-Anbaus geschaffen werden. Den Überlegungen liegen allerdings bestimmte Prämissen zugrunde: Die Stadthalle als Herzstück soll zwar er-
Wäre da nicht das für die Bürgerschaft überraschend neu auf die Agenda gesetzte Thema der notwendigen Sanierung oder gar des vollständigen Rückbaus der Stadthalle! Im Frühjahr wurden Pläne eines privaten Investors zum Bau eines Einkaufszentrums auf dem Gelände der Stadthalle bekannt und lösten eine neuerliche und kontroverse Diskussion aus. Die Öffentlichkeit wurde über einen in
halten bleiben, aber eine Finanzierung der Sanierung mit Hilfe von Fördermitteln ist aus Sicht von Rat und Verwaltung angesichts der aufzubringenden Summen unerlässlich. Um eine realistische Chance auf Förderung zu erhalten, so teilte es Bürgermeister Jan Nesselrath in einer Presseverlautbarung
9
Die Animation zeigt, wie die Stadthalle und ihr Umfeld mal aussehen könnten.
im Juni mit, müssten auch „neue Bereiche mit städtebaulicher Relevanz“ geschaffen werden. Womit wohl in erster Linie das in Rede stehende Einkaufszentrum gemeint ist. Die Renovierung der Stadthalle und der Rückbau des leerstehenden Gastronomie-Anbaus sind nach einem dem Rat vorgelegten Gutachten bei etwa sieben Millionen Euro anzusiedeln. Allein kann die Stadt das Sanierungsprojekt also nicht stemmen. Sämtliche Maßnahmen sind daher an die Teilnahme an einem Förderprogramm gekoppelt. In Frage kommen laut Bürgermeister zwei
Strukturförderprogramme des Landes. Um an ihnen jeweils teilhaben zu können, sollen die entsprechenden Anträge bis Ende dieses Jahres gestellt werden. Ein bauliches Gesamtkonzept wird zurzeit erarbeitet und soll dem Rat noch im Herbst zur Entscheidung vorgelegt werden. Aktuell gibt es also noch einige Unwägbarkeiten, insbesondere was die Finanzierungsfrage angeht. Ohne öffentliche Zuschüsse dürfte das Projekt jedenfalls nicht umsetzbar sein. Das weitere Schicksal der Stadthalle Meinerzhagen, deren Umfeld gerade erst komplett neu gestaltet wird, ist vor diesem Hintergrund ungewisser denn je.
STEUERK ANZLEI
2017 Ihr kompetenter Partner in der heimischen Wirtschaftsregion.
Ihr Steuerberater in KIERSPE und MEINERZHAGEN Friedrich-Ebert-Straße 378 Gerichtstraße 18 Fon 02359 / 66 40 Fon 02354 / 9 23 95 www.gbmp.de 10
WIRTSCHAFTSPRÜFUNG
DEUTSCHLANDS GRÖSSTE STEUERKANZLEIEN IM VERGLEICH I N KOO P E R ATI O N M IT
Reaktivierte Volmetalbahn sorgt für gute Verbindungen Positive Fakten sind derweil in einem anderen Schwerpunktbereich der Regionale 2013 „Oben an der Volme“ geschaffen worden - der Schaffung besserer Mobilitätsmöglichkeiten. Die Reaktivierung der Volmetalbahn steht vor ihrem erfolgreichen Abschluss. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember werden die Züge der Regionalbahn 25 von Köln kommend über den bisherigen Endpunkt Meinerzhagen hinaus durchgängig bis Lüdenscheid verkehren. Der Bahnhof Meinerzhagen mit dem verbundenen zentralen Omnibusbahnhof und seiner stadtbildprägenden neuen Fußgängerbrücke von der Weststraße zum Bahnhofsgelände ist zu einem echten Schmuckstück aufgewer-
- Über 300 Mitarbeiter - 5 Standorte in Deutschland und Europa - Ca. 200 LKW in der täglichen Disposition - 25.000 qm Manipulations- und Lagerfläche - Modernes Hochregallager - Gesellschafter der Cargo Trans Logistik AG
tet worden. Durch die Neugestaltung der angrenzenden Bahnhofstraße und des Stadtparks ist das Stadtzentrum auch für Radfahrer und Fußgänger deutlich besser mit dem Bahnhof verbunden. Der geplante durchgängige Fahrradweg entlang der B 54 durch das Volmetal allerdings weist aktuell noch große Lücken auf, er endet in Meinerzhagen nur wenige hundert Meter hinter der Stadthalle.
TradiTion seiT 1886
Inhaber Heiko Lüsebrink
Gut schlafen, erlesen speisen & tolle Feste feiern
Josef Heuel GmbH · Darmcher Grund 1 · 58540 Meinerzhagen
www.heuel.com
Heerstr. 10 · 58540 Meinerzhagen Tel.: 0 23 54 / 25 80 Fax: 0 23 54 / 62 75 am-schnueffel@t-online.de
11
Halver
OBEN AN DER VOLME Oben an der Volme liegen die Städte Meinerzhagen, Kierspe, Halver und die Gemeinde Schalksmühle. Mit dem gleichnamigen Projekt der Regionale 2013 Südwestfalen, das bis 2020 als Leader-Projekt weitergeführt wird, haben sich diese Orte zum Ziel gesetzt, gemeinsam eine regionale Identität auszubilden sowie übergreifende kulturelle und soziale Vorhaben umzusetzen. In den vier Kommunen
12
Fotos Sebastian Loer
leben rund 65.000 Menschen auf einer Gesamtfläche von 302 Quadratkilometern. Die Sauerländer Mittelgebirgslandschaft mit ihren Hügeln, Wäldern und Talsperren sowie mittelständische Unternehmen vor allem der metallverarbeitenden Industrie prägen die Region. Komplett-Autor Sebastian Loer eröffnet mit Hilfe seiner Fotodrohne Perspektiven von oben auf die Volme.
Schalksmühle
Halver
Kierspe
Meinerzhagen
Volmetal
13
KIERSPERIN MACHT DOPPELT KARRIERE: Von Rüdiger Kahlke
LÖSCHZUGFÜHRERIN UND MODEL Nadine Dörseln wird zum Aushängeschild der Feuerwehr in NRW – Werbung fürs Ehrenamt auf 2.000 Plakatwänden Einzige Löschzugführerin im Kreis Nadine Dörseln war auf Plakaten im Frühjahr das Gesicht der Feuerwehr in NRW. Foto: Marin Büdenbender
Unter Atemschutz in den Innenangriff zu gehen, mit Rauch und Hitze oder mit schwerer Schere Insassen aus Unfallfahrzeugen zu befreien, ist für Nadine Dörseln (31) kein Problem. Dabei fällt es schwer, sich vorzustellen, dass die zierlich wirkende Frau mit schwerem Gerät hantiert. Männer seien kräftiger, räumt die gelernte Industriekauffrau ein, möchte „aber nicht, dass Unterschiede gemacht werden“. Dennoch macht sie den Unterschied aus. Die Kiersperin hat Karriere gemacht – im Löschzug und landesweit. Seit Anfang dieses Jahres ist sie das Gesicht der Feuerwehr in Nordrhein-Westfalen. Im September 2016, einen Tag nach Abschluss eines Führungslehrgangs am Institut der Feuerwehr in Münster, kam der Anruf. Ein Mitglied der Prüfungskommission war auf die Kiersperin aufmerksam geworden, fragte, ob sie bei einer Werbekampagne für die Feuerwehr mitmachen würde. „Zufall“, sagt Nadine Dörseln rückblickend. Sie wollte. Von Januar bis März diesen Jahres lief die Plakataktion. Landesweit wurde die Kiersperin zum sympathischen Aushängeschild der Feuerwehr. In Einsatzmontur warb sie neben dem Slogan „Gemeinsam geben wir alles. Damit andere nicht alles verlieren“ für das Ehrenamt in der Feuerwehr – auf 2.000 Plakatwänden.
14
„Durch den Helm auf dem Foto hat mich kaum einer erkannt“, sagt sie rückblickend. Erst durch Medienberichte wurden viele im Volmetal auf die Feuerwehrfrau aufmerksam. Nadine Dörseln selbst fand es „ungewohnt mich mit Helm zu sehen und das auf zwei mal vier Metern“. Ihr Motiv, sich an der gemeinsamen Kampagne von NRWInnenministerium und Feuerwehrverband zu beteiligen, war, „mehr Frauen zu motivieren, in die Feuerwehr einzutreten“. Die Kiersper waren da schon gut aufgestellt.
35 Prozent der Einsatzkräfte sind Frauen. Damit sei man „führend im deutschsprachigen Raum“, sagt Georg Würth, Leiter der Kiersper Feuerwehr, stolz. Mit den Frauen habe sich das Klima im Dienst verändert, nicht das Leistungsniveau. Wo sonst männliches Ego dominierte, etwa wenn es darum ging, schwere Geräte zu tragen, hinterfragten Frauen das: Wenn mehrere mit anfassen, wird’s leichter. „Wenn man es allein nicht schafft, sucht man Hilfe“, sieht auch Nadine Dörseln vermeintliche Schwäche als Stärke. Seit Oktober 2016 hat sie im Löschzug 2 das Kommando, ist die einzige Frau im Märkischen Kreis in dieser Führungsposition. Feuerwehr ist seit ihrem 15. Lebensjahr ein wichtiger Teil ihres Lebens. Angefixt von ihrem großem Bruder und durch Erzählungen trat sie in die Jugendfeuerwehr ein, wechselte mit 18 in den aktiven Dienst, durchlief alle Lehrgänge auf Kreisebene bis sie nach dem Führungslehrgang in Münster zur Löschzugführerin aufstieg. Wie viel Zeit sie für das Ehrenamt opfert, weiß sie nicht genau. „Viel“, sagt sie nur. In der neuen Position sei vor allem auch organisatorisch viel zu erledigen. Sie muss Dienstpläne machen, ist involviert in den Neubau des Gerätehauses, in dem zwei Löschzüge zusammengefasst werden sollen. Zudem agiert sie als Flötistin im Spielmannszug der Feuerwehr. Was bleibt an Freizeit? „Vielleicht abends mal noch Rad fahren.“
Foto MIK NRW
dankbaren Gesichter der Leute. Da ist man nach jedem Einsatz stolz darauf, dass man etwas tun und helfen konnte.“ Dass Nadine Dörseln mit der Kampagne in den Blickpunkt gerückt ist, bedeutet ihr nichts. Angesprochen worden sei sie darauf kaum. Im Dienst ist das kein Thema, bestätigt auch Feuerwehr-Chef Würth. Aber ein bisschen stolz darauf, dass das Gesicht der Feuerwehr aus ihren Reihen kommt und den Imagegewinn, sei die Kiersper Feuerwehr schon.
Motivation ist der Blick „in dankbare Gesichter“ Nadine Dörseln lebt Feuerwehr. Sie hätte sich auch gut vorstellen können, das beruflich zu machen. Dazu hätte sie früher umschalten müssen, meint sie. Und wenn alle vier Wochen sonntags um sieben der Wecker zur Übung klingelt, fragt sie sich gelegentlich: „Warum machst du das? Ist das so richtig?“. Doch nach jedem Einsatz weiß sie: „Ja, das ist richtig.“ Die Antwort geben ihr „die
15
CITY IM WANDEL – IN HALVER BEKOMMEN ALTE PLÄNE NEUE SCHUBKRAFT
Stadtmarketing und Händler sehen Einkaufszentrum als Herausforderung Von Rüdiger Kahlke „Center Halver“ als Fitness-Programm für die Zukunft Bis Mitte Oktober sollen alle Geschäfte im neuen Einkaufszentrum eröffnet haben. Foto: Martin Büdenbender
Ein neues Einkaufszentrum auf dem alten Bahngelände. Ex-Bürgermeister Dr. Bernd Eicker hatte mit der Schleifkottenbahn, die Eigentümerin großer Flächen hinter dem Kulturbahnhof war, eine Einigung erzielt. Nach jahrelanger gegenseitiger Blockade wurde 2011 der Weg für eine Entwicklung des Bahngeländes frei. Eicker und andere wollten damit die „Stadt nach vorn bringen“. Skeptiker befürchteten dagegen eine Verödung der Innenstadt mit weiteren Leerständen. Dass ursprüngliche Pläne scheiterten und die Einigung mit dem privaten Bahnunternehmen eine kompakte Bebauung in City-Nähe ermöglichte, findet der neue Bürgermeister Michael Brosch „gut für die Stadt“. Im August hat das erste Geschäft im Einkaufszentrum eröffnet. Bis Oktober sollen die anderen folgen. Halver präsentiert sich als der Vitalposten im oberen Volmetal. Der Stadtmarketing-Verein hat eine heimische Agentur mit der Imagepflege beauftragt. Vorsitzender Wolfram Stroese, selbst Marketing-Experte, hatte sich geärgert, „dass Halver sich schlecht redet“. Der StadtmarketingVerein brachte im Zuge der Leader-Förderprogramme ein Projekt an den Start. „Center Halver“ soll der Stadt mit Einzelhändlern und Dienstleistern neuen Schwung geben. Mit Rita Katharina Biermeier wurde eine Trainerin engagiert, die die Einzelhändler berät und selbst bei der Umgestaltung mit anpackt – kostenlos für die Händler. Wolfram Stroese ist überzeugt: Es gibt viel Potenzial in Halver.
16
Schon vorher wurde der Wandel sichtbar. Dazu hat ohne Zweifel die Regionale 2013 beitragen. Sie hat alten Ideen neuen Schub verliehen. Pläne dafür lagen bereits in der Schublade. Dazu gehört die Umwandlung der Villa Wippermann, in der früher Teile der Verwaltung (Bauamt) residierten, in ein Regionalmuseum. Es bietet Ausstellungsflächen im Erdgeschoss und beherbergt das Heimatmuseum mit ständigen Ausstellungen im Obergeschoss. Die Schieferhäuser wurden saniert. Auch ein umstrittenes Projekt, das inzwischen zum optischen Ankerpunkt in der Innenstadt geworden ist. Das alte Rathaus bekam einen neuen Anbau mit Aufzug und endlich einen barrierefreiem Zugang.
Mehr Aufenthaltsqualität Während in anderen Kommunen nach Geschäftsschluss sprichwörtlich die Bürgersteige hochgeklappt werden, sitzen in Halver auch abends noch Menschen draußen. Alter Markt und Bahnhofstraße bieten Aufenthaltsqualität. Gerade in der Bahnhofstraße wird der Wandel spürbar. Gastronomen bieten Spezialitäten, haben Tische und Stühle auf den Gehsteig gestellt. Mitarbeiter von Unternehmen, die sonst ihre Pause im Betrieb verbrachten, kommen nun zum Mittagsimbiss in die Stadt, erfreut darüber, was dort inzwischen geboten wird.
Alisa Kannapin (31) hat im Frühjahr eine Boutique eröffnet, sieht im Umfeld des alten Bahnhofs neue Chancen. Sie ist mit ihrem Geschäft aus der Frankfurter Straße in die Nähe des Kulturbahnhofs gezogen. Zwei getrennte Laden-
lokale, kein barrierefreier Zugang, ungünstige Parkmöglichkeiten, mangelnde Bereitschaft des Vermieters zu Veränderungen. Sie gaben den Ausschlag für den Wechsel. Durch die Nähe zum neuen Einkaufszentrum verspricht sich die junge Inhaberin auch mehr Laufkundschaft und „neue Kunden, die Halver für sich entdecken. Bisher haben sich die Erwartungen erfüllt,“ bilanziert Alisa Kannapin ein halbes Jahr nach dem Umzug. Eine Beratung, die der Stadtmarketing-Verein den Einzelhändlern anbietet, hat sie in Anspruch genommen. „Die hat Aspekte reingebracht, die mir noch fehlten“, sagt die studierte Medienexpertin und Journalistin, die fachfremd Fuß im Einzelhandel gefasst hat.
Bereitschaft zur Veränderung „Den Blick von außen zulassen und gegebenenfalls investieren, das müssten mehr Einzelhändler machen“, meint sie. Attraktive Warenpräsentation, Aufenthaltsqualität im Geschäft, netten Umgang mit Kunden sieht sie als Chance im Wettbewerb mit dem Online-Handel. Für die junge Geschäftsfrau ist klar: Es hilft nicht zu jammern. Das Angebot müsse stimmen. Inzwischen fänden es auch jüngere Kunden schön, bei Kaffee und Kuchen individuell einkaufen zu können, beraten zu werden. Kuchen für ihre Café-Ecke mit Außenterrasse bezieht sie aus dem Tortenatelier am Ende der Straße, den Tee vom benachbarten Fachgeschäft. Die Idee dahinter: Läuft es bei dem einen, profitiert auch der andere. Gemeinsam für ein lebenswertes Umfeld, das ist Alisa Kannapin wichtig. Darin sieht sie eine Chance gegen Internet-Giganten zu bestehen.
Aufbruchstimmung auch in der alten Einkaufsstraße. „Wir haben keine Angst vor den Geschäften am Bahnhof“, betont Optikerin Birgit Meier-Böke jovial. Sie hat 2015 den Laden von Ulrich Nockemann an der Ecke Frankfurter Straße/Von-Vincke-Straße übernommen. Dass sie damit doch ein Stück weit vom neuen Einkaufszentrum mit der zu erwartenden Laufkundschaft entfernt ist, ist für die Geschäftsfrau kein Problem. Sie setzt auf Stammkundschaft, die „Nockemann“ seit Jahrzehnten kennen.
Eine neue Brille werde gezielt gekauft, nicht im Vorbeigehen. Dass Ursula Illing als Shop-in-Shop die Schmuckabteilung im Laden weiterführt, bringe Synergieeffekte, sagt Birgit Meier-Böke. Wer auf die Brille wartet, schaut auch mal nach Schmuck und umgekehrt. Beide helfen sich gegenseitig.
Vertrauen auf eigene Stärken „Ein bisschen schicker könnte es noch werden“, wünscht sich Birgit Meier-Böke mit Blick auf das Umfeld. Das Unkraut aus der Kirchmauer entfernen, eine Bank aufstellen, ja, auch mehr Parkplätze in der Nähe. „Vielleicht sind wir in den kleinen Städten auch zu verwöhnt, was Parkplätze angeht“, räumt sie ein. Man dürfe nicht alles schlecht reden, sieht sie den Wandel als Herausforderung. „Wir versuchen, über gute Dienstleistung, Beratung und super geschultes Personal Kunden zu binden“, sagt die Geschäftsfrau. Sie meint es auch so. Stadtmarketing-Vorsitzender Wolfram Stroese strahlt Zuversicht aus, lobt Stadt und Politik: „Die stehen hinter uns.“ Die Stadt selbst habe viel gemacht. „Es war genial, das Bahnhofsgelände zu entwickeln, sehr zentrumsnah“, lobt er. Auch die viel gerügte Parkraumsituation sei so schlecht nicht. Luft nach oben sieht Stroese noch bei manchen Vermietern in der Innenstadt. Hier wäre teilweise mehr Flexibilität und Kreativität angebracht. Beispielhaft nennt er: Mieten an Umsätzen auszurichten, bauliche Veränderungen durch Mieter zuzulassen, Fassaden aufzupeppen. Was Beratungen und Schulungen angeht, reagierten einige Händler zunächst verhalten – trotz des für sie kostenlosen Angebotes. Inzwischen registriert der StadtmarketingVerein auch hier großes Interesse und die Bereitschaft, sich den Herausforderungen zu stellen. Mit dem Projekt „Center Halver“ habe man „alles auf eine große Karte gesetzt. Mit Schrot schießen bringt im Marketing nichts“, ist Stroese überzeugt, dass Halver sein Potenzial auch ausschöpft. Neben viel Zuversicht bleibt Skepsis und ein erster Rückzug. Der Drogeriemarkt Scholz in der Innenstadt hat bereits geschlossen. Grund: die absehbare Konkurrenz durch die Ketten Rossmann und Kaufland in neuen Fachmarktzentrum. Mit der Deichmann-Filiale erwächst Hubert Nicolay, alteingessenem Schuhhändler in der Frankfurter Straße, direkte Konkurrenz. „Kann sein, dass alle dahin laufen“, sagt er und hofft:. „Aber die, die nichts gefunden haben,
17
kommen vielleicht zu mir.“ Noch sei alles zu neu. Mit Qualität und Service will er sich behaupten. Aber: Erst in einigen Monaten könne man die Situation bewerten.Im Jahr 2009 platzten die Vorstellungen von einer Entwicklung von Bahnareal und Wippermann-Gelände. Alte Pläne zeigten mehrgeschossige Bebauung und Arkaden, die bei sauerländer Schmuddelwetter flanieren ohne Schirm ermöglichen sollten. Eine überzogene Anspruchshaltung, die nicht zur Stadt passte, bilanziert Bürgermeister Michael Brosch. Ein Einkaufszentrum dürfe man auch „als solches erkennen, wenn die Begleiteffekte für den Ort in Ordnung sind“. Die City-Nähe sei ein Pfund, mit dem Halver wuchern könne. Die Nähe zur bestehenden Wohnbebauung im Süden sieht er als weiteren Pluspunkt. Der Bereich werde „an Wertigkeit gewinnen“, ist der Bürgermeister überzeugt. Senioren freuten sich schon jetzt, wieder fußläufig einkaufen zu können. Durch Planungsrecht hat die Stadt versucht, ein Ausbluten der Frankfurter Straße, dem jetzigen Zentrum, zu verhindern. Mit Sortiments- und Größenvorgaben sollte „bewusst einen Staubsauger-Effekt“ in Richtung Bahngelände vermieden werden. Probleme gibt es im Bestand dennoch. „Mieten“, formuliert Brosch vorsichtig, „haben teilweise Größenordnungen, die hier nicht unbedingt passen.“ Mangelnde Flexibilität von Eigentümern sehen einige als Problem. Ein Laden sei aus dem Grund schon abgewandert. Ein anderer Knackpunkt ist der Mangel an Parkplätzen in der Frankfurter Straße. Die Stadt hat Ideen, aber noch keine Lösungen. Brosch ist aber auch da zuversichtlich. Der Alte Markt als innerstädtischer Treffpunkt ist dank privater Initiative aufgewertet worden. Weitere Verbesserungen, etwa bei der Möblierung, will die Stadt „noch flankieren“.
als etwa in Meinerzhagen, wo ein externes Planungsbüro die Einkaufsstraße zur Gourmet-Meile deklariert hat, hat sich hat hier ein Angebot entwickelt, das angenommen wird. Schlüssel zum Erfolg sind für den Bürgermeister die Inhaber, die ihr Geschäft „mit Seele betreiben. Das spürt man.“ In die Erschließung des Bahngeländes und eine bessere Verkehrsführung hat die Stadt seit 2015 etwa fünf Millionen Euro investiert. Der Bürgermeister geht davon aus, „dass wir das kostendeckend über die Bühne bringen“. Erlöse kommen aus Grundstücksverkäufen und Anliegerbeiträgen. 150 neue Arbeitsplätze sollen in den zusätzlichen Geschäften entstehen. Das zählt für die Stadtoberen mehr als zusätzliche Steuereinnahmen. Es entstehen Jobs, „für die man nicht gleich einen Masterabschluss braucht. Und die brauchen wir dringend“, sagt Brosch. Zudem verbessere sich die Versorgungsstruktur. Potenzielle Kunden ziehen gleich nebenan ein. 10.000 Quadratmeter stehen, wo früher Schienen lagen, für Wohnbebauung zur Verfügung. Drei Investoren wollen hier, unabhängig voneinander, Eigentums- und Mietwohnungen bauen. Ursprüngliche Ideen für ein Mehrgenerationen-Dorf in der Stadt sind passé. Das Muster-Dorf hätte der Bürgermeister „gerne gehabt“. Menschen mit kleinem Einkommen, die dringend Wohnungen suchen, werden in den neuen Projekten nichts finden. Der Bürgermeister setzt auf mittelbare Effekte. Senioren, die sich kleiner setzen, oder Familien, die sich mehr leisten können, machen Wohnungen frei für jene, die mehr auf den Euro achten müssen. Weitere Wohn-Projekte werden an der Herrmann-Köhler-Straße und auf dem Areal des DRK-Heims und des ehemaligen Heimatmuseums realisiert. Abbruchgenehmigungen liegen bereits vor. Davon, dass es „ein gewisses Angebot gibt“, werden auch Menschen mit kleinerem Einkommen profitieren. Die dürfe man nicht vergessen, betont der Bürgermeister und Sozialdemokrat.
Mix in Bahnhofstraße ein Alleinstellungsmerkmal Augenfällig ist die Entwicklung in der Bahnhofstraße, der Verbindung zwischen neuem Einkaufszentrum und alter Innenstadt. Spezialisierte Angebote, junge Leute mit Mut zu neuen Konzepten. „Für eine Stadt unserer Größe ist das ein Alleinstellungsmerkmal“, freut sich der Bürgermeister und hält das für „einen Glücksfall“. Anders
18
Die Villa Wippermann, die früher das städtische Bauamt beherbergte, ist zum schmucken Regionalmuseum geworden. Foto: Martin Büdenbender
Fragen
4
an RitaKatharina Biermeier
Doch zunächst muss ich die Kunden erst einmal in mein Geschäft bekommen. Daher sollten die Händler vor Ort grundsätzlich mehrere Vertriebskanäle nutzen, um den Kunden langfristig zu binden. Wo sehen Sie sie Stärken und Chancen für den Einzelhandel in Halver? Da denke ich an vier Punkte: • das Alleinstellungsmerkmal in der Fuß- gängerzone, • die Frequenzsteigerung durch das Einkaufscenter, • den attraktiven Ausbau einiger Bereiche in der Innenstadt • und die Kaufbereitschaft der Einwohner vor Ort (denn die ist da!).
Die Business-Trainerin soll im Auftrag des Stadtmarketings Halver den Einzelhandel fit für die Zukunft machen.
Wie ist die Bereitschaft bei den Händlern/ Dienstleistern, sich auf Neues einzulassen und was sind für Sie wesentliche Punkte?
Absolut! Dafür muss ich allerdings auch als Händler, Dienstleister oder Gastronom etwas tun. Das Kundenverhalten und die Ansprüche des Kunden haben sich stark verändert. Wenn ich mein Angebot und meine Serviceleistungen nicht anpasse, habe ich wenig bis keine
Ich war mehr als positiv überrascht. Mein Eindruck war, dass die Einzelhändler und Dienstleister dankbar über jeden Input und die Tipps waren“. Wesentliche Punkte, die zu beachten sind, wären für mich: • Das Schaufenster muss strahlen und überzeugen bevor Sie als Verkäufer überhaupt eine Chance dazu haben. • Das Schaufenster ist eines der wichtigsten Werbemittel für den stationären Einzelhandel. Wer das Schaufenster vernachlässigt, verschenkt bares Geld. • Einkaufen muss Spaß machen, die Sinne berühren und Emotionen wecken. Nur im stationären Einzelhandel habe ich die Möglichkeit über Atmosphäre und Emotionen zu verkaufen. Das ist der wichtigste Vorteil gegenüber dem Online-Handel. • Die meisten Käufe, die wir tätigen sind Impulskäufe. Wecken Sie somit die Impulse Ihrer Kunden. Eine gezielte Warenpräsentation in Kombination mit einer ehrlichen, unaufdringlichen, individuellen, authentischen und einer kompetenten Beratung sollte für jedes Geschäft Standard sein.
Chancen im stationären Handel. Eine individuelle und ehrliche Beratung sollten selbstverständlich sein. Darüber hinaus sollte der Kunde mit einem Einkaufserlebnis das Geschäft verlassen. Die Reklamationsabwicklung der Händler sollte absolut kulant und kundenorientiert sein.
• Nutzen Sie mehrere Vertriebswege um den Kunden langfristig zu binden. Bieten Sie dem Kunden einen Bestellservice vor Ort und demnach mehr Auswahl von Produkten. Der Kunde bevorzugt ein Zusammenspiel von beiden Vertriebskanälen, da er flexibler einkaufen kann.
Frau Biermeier, Sie haben inzwischen einen Überblick über Halvers Einzelhandel. Wo hakt es? Wenn ich für meinen Bereich spreche, also Kundenservice und Wirkung meines Geschäftes nach außen, dann gibt es sicherlich noch ganz viel Spielraum nach oben. Denn das Auge kauft mit und es entscheidet sich bereits vor dem Laden, ob ich Umsatz mache oder nicht. Ist der Kunde dann erst einmal in meinem Geschäft, habe ich die Möglichkeit den Kunden zu begeistern oder ihn in den Online Handel „zu treiben“. Hat der stationäre Einzelhandel in Städten dieser Größe überhaupt eine Chance?
19
EINE GEMEINDE, DREI KIRCHEN EIN FRAGEZEICHEN Evangelische Kirchengemeinde Schalksmühle-Dahlerbrück feiert, blickt aber auch besorgt in die Zukunft Von Elke Teipel Eine Gemeinde, drei Kirchen, drei Kirchenjubiläen, ein Fragezeichen – die evangelische Kirchengemeinde Schalksmühle-Dahlerbrück feiert in diesem Jahr gleich drei Kirchenjubiläen. Das kleinste Gotteshaus, die Christuskirche, wurde am 16. September 1962 eingeweiht, Nummer zwei, die Kreuzkirche Am Mathagen am 1. Advent 1967. Im Juli war volles Haus zum 50. Geburtstag. Ganz klar Nummer eins ist und bleibt die Erlöserkirche. Die „Kirche im Dorf“ ist mit 125 Jahren das älteste Gotteshaus der Gemeinde. Diesen Geburtstag feierten alle am 24. September mit einem Festgottesdienst und Spaß und Begegnung rund um die Erlöserkirche. Das große Fragezeichen: Welche Perspektiven hat die Gemeinde? Wie kann sie sich behaupten, wenn immer weniger Menschen dazu gehören. Die demografische Entwicklung stellt die Kirche vor neue Herausforderungen. Die Gemeinde Schalksmühle-Dahlerbrück setzt verstärkt auf Zusammenarbeit. Zentralisierung ist angesagt, Konzentration auf die Erlöserkirche. Zweifel bestehen, ob sich eine Gemeinde drei Gotteshäuser leisten kann. Pfarrer Dirk Pollmann (Erlöserkirche) und Pfarrer Torsten Beckmann (Kreuzkirche) können nicht für den Bestand garantieren. „Die anderen beiden werden auf Dauer nicht zu halten sein“, sagt Dirk Pollmann.
Erlöserkirche unter Denkmalschutz Eine unsichere Zukunft, aber eines ist sicher. „Wir wollen eine offene Kirche sein, die zeigt: Wir sind da, wir geben Zukunft“, beschreibt Pfarrer Pollmann das gemeinsame Ziel. Eine Kirche im Dorf, das wollte damals auch der Kapellenverein, eine Bürgerinitiative. Am 31. Juli 1891 wurde der Grundstein gelegt für ein Gotteshaus im damals üblichen neugotischen Stil. Die Kirche als zentraler Ort. „Man merkt sofort, hier ist Kirche“, beschreibt Pfarrer Pollmann die Atmosphäre. Angestaubt und ehrwürdig zugleich, seit dem 15. Dezember 1983 unter Denkmalschutz. Nach 125 Jahren ist die Kirche zwar noch im Dorf, aber das Dorf ist nicht mehr Zentrum. Rundum Leerstände.
20
Die Kreuzkirche Am Mathagen Foto Martin Büdenbender
Die Erlöserkirche Foto Martin Büdenbender
Das Zentrum hat sich verlagert. Am Donnerstag war früher Wochenmarkt. Den gibt es nicht mehr. Donnerstags ist Tag der offenen Kirche. Den gibt es nach wie vor. Acht Männer und Frauen aus der Gemeinde sind dann von 10 bis 12 Uhr in der Erlöserkirche. Sie passen auf und sind Ansprechpartner für die Besucher. „Zwischen zwei und zehn Leute kommen donnerstags und nutzen die Kirche gern als Ort der Besinnung“, berichtet Pfarrer Dirk Pollmann.
Kirche und Umfeld als Ort der Begegnung Die Kirche als öffentlicher Ort, an dem man sich willkommen fühlt. Doch es werden immer weniger, die dazugehören wollen. Die Gemeinde Schalksmühle-Dahlerbrück zählt zurzeit 3000 Mitglieder. Zum Vergleich: Etwa 3000 Mitglieder zählte damals in seiner Anfangszeit ab 1967 allein der zweite Pfarrbezirk Kreuzkirche. Der Abwärtstrend – ein allgemeiner Trend. Dirk Pollmann zählt auf: der demografische Prozess, Wegzug; die Bindungen an die Kirche genau wie an Vereine oder an Parteien haben nachgelassen. „Die Kirche steht nicht mehr als alleiniger Anbieter da“, soweit zum allgemeinen Trend. Speziell für die Gemeinde Schalksmühle-Dahlerbrück sei es ein Problem, dass im Zentrum nur wenige Familien leben. „Bei uns im Ortsteil fehlt der Unterbau“, stellt Pfarrer Pollmann fest. Die Gemeinde hat die Zeichen der Zeit erkannt. Der Platz zwischen Gemeindehaus und Erlöserkirche wird neu gestaltet zum Ort der Begegnung mit Bänken und Grünflächen. Das Projekt wird von der Gemeinde Schalksmühle gefördert. Die Kirchengemeinde investiert rund 60.000 Euro. Wie vor 125 Jahren die Bürgerinitiative „Kapellenverein“ will sie Zeichen setzen. „Wetten, dass 125 Brautpaare, die in der Erlöserkirche getraut wurden, am Festgottesdienst teilnehmen“, machten Pfarrer Torsten Beckmann und Pfarrer Dirk Pollmann eine mutige Ansage. Top, die Wette gilt. „Die Hälfte wäre schon ein Erfolg“, meinte Pollmann vorab. Ginge die Wette verloren, würden die Pfarrer in Schalksmühler Gärten sechs Apfelbäumchen (alte Sorten) pflanzen. 76 Paare feierten das Jubiläum in der Erlöserkirche und ließen rote Luftballons steigen. Die Pfarrer verlosten ihre Wettschulden unter den Paaren. Das machten sie gern. „Einen Baum pflanzen, das ist ein Zeichen. Das bedeutet, wir geben Zukunft, wir übernehmen Verantwortung.“
Kreuzkirche: modern und multifunktional Ein altehrwürdiges Gotteshaus im Dorf - auf dem Berg ein funktionales Gebäude. In den 1960er Jahren wurde das Siedlungsgebiet Löh-Mathagen erschlossen. Die Zahl der Gemeindemitglieder stieg rasant an. Das Presbyterium plante ein zweites Gemeindezentrum. Am Mathagen entstand mit der Kreuzkirche eine moderne Kirche, multifunktional nutzbar mit Platz für etwa 250 Besucher. Pfarrer Torsten Beckmann findet seine Kirche ideal: nicht zu groß und nicht zu klein und mit einer ausgezeichneten Akustik. Die Gemeinde feiert die Jubilare. Im Rathaus ist bis zum 19. Oktober eine Ausstellung zum Anfassen u.a. mit der ersten Kirchenglocke zu sehen. Der Verein für Geschichte und Heimatpflege in der Gemeinde Schalksmühle e.V. hat auch eine Festschrift herausgegeben. Jürgen Hellmich und Reiner Rutenbeck unternehmen mit der Chronik eine Reise durch 125 Jahre Geschichte der Erlöserkirche.
SCHROTT- UND METALLGROSSHANDEL Eisenschrott · Kernschrott Blechschrott · Eisenspäne Mischschrott · Gratschrott Stanzabfälle · Maschinenschrott Kühlschrott · Nirosta-Schrott VA-Schrott · Chromschrott NE-Metalle · Aluminium · Messing Kupfer · Bronze
CONTAINERDIENST Bauschutt · Baumischabfälle Abfall zur Verwertung Sperrmüll · Holz · Pappe/Papier
A. Menshen GmbH & Co. KG Im Ohl 7 . 58791 Werdohl Tel. 02392 9296–0
Fax 02392 9296–60
menshen@menshen.de wwww.menshen.de
21
HELFER VOR ORT GEWINNEN WERTVOLLE MINUTEN, DIE LEBEN RETTEN KÖNNEN
Von Volker Lübke
Ehrenamtliche Sanitäter des Deutschen Roten Kreuzes Kierspe leisten nachts und an Wochenenden Bereitschaftsdienst Im Notfall zählt jede Minute – ja, jede Sekunde kann Leben retten. Wer je auf Lebensretter angewiesen war, weiß, dass dieser Satz viel mehr als ein Slogan ist. Der DRK-Ortsverein Kierspe (Deutsches Rotes Kreuz) hat daraus eine seiner zentralen Aufgaben gemacht. „Seit inzwischen mehr als 13 Jahren versuchen wir, die Zeit bis zum Eintreffen der ersten Rettungskräfte im Kiersper Stadtgebiet zu verkürzen“, sagt Fares Bäcker im Gespräch mit dem Komplett-Magazin. Der Rotkreuzleiter des Ortsvereins war einer der Initiatoren eines Modellversuchs, der inzwischen zum Vorzeigemodell weit über das Volmetal hinaus geworden ist: die Helfer vor Ort. Dienstagnacht. Es ist 0.43 Uhr. Irgendwo in Kierspe wird die 112 gewählt. Auf der Kreisleitstelle in Lüdenscheid geht der Notruf ein. Verkehrsunfall mit schwer verletzter
22
Person auf der Kreisstraße irgendwo im Nirgendwo. Wäre dieser Unfall passiert, hätte der Disponent auf der Leitstelle Rettungsdienst und Notarzt in Marsch gesetzt. Gleichzeitig wäre der Alarm bei den Helfern vor Ort aufgelaufen. Der Rettungswagen – aus Halver oder Meinerzhagen braucht bis zu zwölf Minuten zum Einsatzort. Das garantiert der Märkische Kreis als Träger des Rettungswesens. „Und das halten die Rettungsdienste auch ein“, betont Fares Bäcker.
2004 als Modellversuch gestartet Zwölf Minuten können aber eine halbe Ewigkeit sein, gerade wenn es um Leben und Tod geht. „Unsere Helfer sind häufig einige Minuten eher am Einsatzort“, weiß Bäcker. Das liegt einfach an der räumlichen Nähe. Die Helfer wohnen vor Ort und haben entsprechend kürzere Wege. Das bedeutet natürlich nicht zwangsläufig, dass jeder schwer Verunglückte bzw. jeder Notfall, der von den Helfern vor Ort erstversorgt wird, auch gerettet werden kann. „Wir können aber die Erstversorgung vornehmen und die Situation einschätzen.“ Von 2004 bis 2008 zunächst als Modellversuch gestartet, sind die Helfer vor Ort mittlerweile eine feste Einrichtung. „Der Kreis ist für den Rettungsdienst verantwortlich“, erklärt Fares Bäcker. „Die Verantwortlichen im Kreis wollten damals natürlich wissen, ob eine Organisation wie das DRK so eine Aufgabe ehrenamtlich stemmen kann.“ Und das haben die Helfer vor Ort in den vier Jahren des Modellversuchs bewiesen. Inzwischen kann Fares Bäcker auf etwa zehn Rotkreuzler zählen, die Nacht für Nacht und an Wochenenden auch tagsüber das Projekt Helfer vor Ort möglich machen. Dabei leisten die Helfer je nach eigenen Möglichkeiten eine unterschiedliche Anzahl von Bereitschaftsdiensten im Monat. Der Dienstplan ist – neben den Notfallrucksäcken, einem halbautomatischen Defibrillator und zwei Einsatzfahrzeugen – das Herzstück der Einrichtung. „Wir wollten von Anfang an Verlässlichkeit garantieren“, erzählt der Mitinitiator. „Wenn die Kreisleitstelle uns alarmiert, wollen wir auch in der Lage sein auszurücken.“
Komplett spendenfinanziert
starb. Auch wenn diese Patientin bei früherem Eintreffen des Rettungsdienstes nicht hätte gerettet werden können, ist es bei vielen medizinischen Notfällen sinnvoll, mit einer Erstversorgung frühzeitig zu beginnen.“ Gemeinsam mit Jochen Reiffert, Kiersper Notfallmediziner und Vorsitzender des DRK Kierspe, wurde eine Projektgruppe gegründet. „Wir haben uns damals gesagt: ,Das muss man doch anders hinkriegen‘, und lange im Verein überlegt“, erinnert sich Bäcker. Bei ihrer Recherche stießen die Rotkreuzler auf die First Responder, eine ähnliche Organisation in Österreich und Bayern. Und dann ging es an die Details. Bei Stadt, Kreis und allen Beteiligten und nicht zuletzt in der Bevölkerung und bei möglichen Sponsoren aus der heimischen Wirtschaft warben die Initiatoren um Akzeptanz, Unterstützung und Geld. Am 1.1.2004 war es dann soweit. Die ersten beiden Helfer vor Ort nahmen noch in der Silvesternacht ihren Bereitschaftsdienst auf – Verlässlichkeit first eben.
Montags bis freitags von 18 bis 6 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen rund um die Uhr sind zwei Helfer vor Ort in Bereitschaft. Dazu hat sich das DRK Kierspe verpflichtet. „An nur einem einzigen Tag in den vergangenen 13 Jahren konnten wir einen Teildienst nicht besetzen“, berichtet Bäcker. Darauf können er und seine Mitstreiter durchaus stolz sein, denn das alles funktioniert zu 100 Prozent ehrenamtlich und mit komplett spendenfinanziertem Material (einschließlich der beiden Autos). Initialzündung für die Aktion war – wie sollte es anders sein – ein Unfall. Fares Bäcker, der zufällig als Ersthelfer
Ausbildung zum Sanitäter und Rettungshelfer
vor Ort war, schildert den Verkehrsunfall auf der L 528 zwischen Halver und Kierspe, als wäre es gestern gewesen: „Ein PKW war in die Wiese geschleudert. Ich habe mich um die Frau im zweiten Unfallwagen gekümmert, die letztendlich an den schweren Folgen des Unfalls ver-
200 bis 250 Mal rücken die Helfer vor Ort seitdem in jedem Jahr aus. Vom Sturz von der Leiter über den Herzinfarkt bis zum Verkehrsunfall ist alles dabei. „Immer wenn die Leitstelle einen primären Notarzteinsatz zu den genannten Zeiten im Kiersper Stadtgebiet alarmiert,
23
sind unsere Leute dabei.“ Zwei Helfer pro Schicht, das macht rund 80 Dienste, die jeden Monat zu füllen sind. „Das ist manches Mal keine leichte Aufgabe“, sagt Fares Bäcker und wirbt um Verstärkung: „Wir können immer neue Helfer gebrauchen!“ Bis die allerdings zum Einsatz kommen, braucht es einigen Vorlauf. „Wir könnten die Freiwilligen nach der Ausbildung zum Sanitäter direkt losschicken“, erklärt Bäcker. Nur Theorie reicht ihm aber nicht. „Wir schicken die Leute gerne auch zur Rettungshelferausbildung.“ Das bedeutet 80 Stunden Dienst auf einer Rettungswache und eine bestimmte Anzahl an Notfalleinsätzen. „Da sammeln sie erste wichtige Einsatzerfahrung.“ Schläft nämlich ein Helfer vor Ort mit dem Meldeempfänger auf dem Nachttisch, fährt er bei einer Alarmierung allein zum Einsatzort und ist dort oft auch zunächst der einzige Ersthelfer. Er muss die Lage sofort einschätzen und entsprechend handeln können. Da liegt einer auf dem Rücken und reagiert nicht. Seitenlage, damit er nicht erstickt! Herz-Kreislauf-Wiederbelebung, die Versorgung stark blutender Wunden, aber auch frühzeitige Rückmeldungen an die Leitstelle gehören zu den Aufgaben.
24
Letzteres ist vor allem bei unklaren Situationen wichtig. „Manchmal können wir teilweise Entwarnung geben, die Rettungsdienste brauchen also auf der Fahrt keine Risiken einzugehen“, erklärt Bäcker. Oder die Lage ist schlimmer als gemeldet, es werden also weitere Rettungskräfte und beispielsweise die Feuerwehr gebraucht. Wenn der Rettungsdienst eintrifft, ist die Arbeit der Helfer vor Ort – nach einer klaren und zügigen Übergabe – beendet. „Wir dürfen den Rettungsdienst aber bei weiteren Maßnahmen unterstützen“, sagt Bäcker. Auch das war schon manches Mal hilfreich. Und warum macht man – oder auch Frau, das, denn auch die sind in Kierspe im Einsatz? Es braucht schon einigen Enthusiasmus, sich für die Nächte oder Wochenenden Monat für Monat zum DRK-Dienst zu verpflichten und gegebenenfalls nach einem nächtlichen Einsatz morgens zur Arbeit zu gehen. Ganz abgesehen von der psychischen Belastung, die ein solcher Rettungseinsatz nach sich ziehen kann. Für Mitinitiator und Rotkreuzleiter Fares Bäcker ist die Antwort einfach: „Es reicht doch, wenn man mal den einen oder anderen, dem man geholfen hat, wiedertrifft und der sich des Lebens freut.“
EXPO-ART: SCHAUFENSTER FÜR KÜNSTLER AUS DER REGION
Von Rüdiger Kahlke
Bewerbung für Ausstellung im Kulturbahnhof auch aus Süddeutschland Mundpropaganda oder Zufall? Egal. Die Expo-Art vom 13. bis 15. Oktober im Halveraner Kulturbahnhof ist ein Magnet für Kunstschaffende aus der Region. Mehr als 30 Anmeldungen liegen dem Kunstverein Halver vor, der damit an die Kapazitätsgrenzen stößt. Die Aussteller kommen aus dem Volmetal, aber auch aus Breckerfeld und Hagen. „Diesmal hat sich sogar ein Künstler aus Süddeutschland beworben“, listet Karin Schloten-Walther, Vorsitzende des Kunstvereins VAKT auf. Der Verein richtet die alle zwei Jahre stattfinde Ausstellung bereits zum 4. Mal aus. Ziel des Vereins ist es, Kunst nach Halver zu holen, die Auseinandersetzung mit Kunst zu ermöglichen und zum Mitmachen anzuregen. Mit der Ausstellung will der Verein Künstlern aus der Region die Möglichkeit geben, ihre Arbeiten einem größeren Publikum vorzustellen. Bis zu drei Bilder oder Objekte kann jeder einreichen. Eine Jury, die als Zensur gesehen werden könnte, gibt es nicht. „Die Künstler müssen ihre Sache selbst vertreten“, sagt Karin Schloten-Walther. Bilder und Objekte bestimmten bisher das Bild das dreitägigen Ausstellung. Diesmal werden auch Arbeiten des Fotoclubs Halver und Patchwork-Bilder aus Stoffen zu sehen sein. Unter dem Motto „Verweile doch, hier ist es schön“, in Anlehnung an ein Goethe-Zitat macht der Kunstverein mit einer Stuhl-Aktion auf Halver und die Region aufmerksam. VAKT-Künstler hauchen alten Stühlen mit künstlerischer Gestaltung neues Leben ein. Die Stühle stehen dabei als Symbol fürs Rasten und Verweilen.
Die alle zwei Jahre stattfindende Expo-Art, gedacht als Plattform für heimische Kunstschaffende, findet inzwischen überregionales Interesse.
DUR Schmuck hat den glitzernden Nachthimmel über Ihrer Lieblingsregion eingefangen: Die Kristalle und funkelnden Steine im DUR Lavasand glitzern wie die Sterne und lassen Träume wahr werden. So tragen Sie immer ein Stück Sauerland ganz nah bei sich.
Termin: • Die Expo-Art startet mit einer Vernissage am Freitag, 13. Oktober, 19 Uhr. • Samstag und Sonntag, 14. u. 15. Oktober, jeweils von 13 bis 18 Uhr geöffnet
Der Sauerlandring ist nur erhältlich bei: Goldschmiede Seuthe, Kirchstraße 10, 58540 Meinerzhagen www.goldschmiede-seuthe.de
25
KOMPLETT JUNG Die Seiten für junge Menschen
Komplett, das neue Sauerlandmagazin für die Region zwischen Volme und Lister, hat den Anspruch, spannenden, unterhaltsamen und auch lehrreichen Lesestoff für alle Generationen zu bieten. Regelmäßiger Bestandteil wird auch die hier vorgestellte Rubrik „Komplett Jung“ sein. Wie der Name schon sagt, geht es um Themen für junge Menschen. Hier will die Redaktion interessierten Gruppen die Möglichkeit geben, auch selbst journalistisch aktiv zu werden und sich mit eigenen Beiträgen zu Wort zu melden. Den Auftakt macht mit einem Beitrag über das brandaktuelle Thema „Abschied vom G-8-Projekt?“ das „EGM Presseteam“. Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern des Evangelischen Gymnasiums Meinerzhagen engagiert sich unter Anleitung des für die Öffentlichkeitsarbeit der Schule zuständigen Lehrers Christian Erdmann für das Aufbereiten und Publizieren interessanter Themen aus dem Schulalltag. Aktuell zum Team gehören: Nina Kuhnert und Ole Beckmann, beide aus Marienheide; Paul Handke und Leon Bromand aus Meinerzhagen sowie Carolin Nietzke und
26
Melissa Kuhnke aus Kierspe. Alle sind 16 Jahre alt und nach den Sommerferien in die 11. Klasse bzw. die Qualifikationsphase 1 am EGM Meinerzhagen gewechselt. Das Team schreibt und fotografiert für die Homepage der Schule, übernimmt auch repräsentative Aufgaben und beschäftigt sich zurzeit intensiv mit der Erstellung einer komplett neuen Schul-App. Zur Homepage des EGM geht’s hier: www.ev-g-m.de. Für das Komplett Magazin recherchierte das EGM-Presseteam einen Artikel zur von der neuen schwarz-gelben NRW-Landesregierung angekündigten Rückkehr zu G9. Voraussichtlich ab dem Schuljahr 2019/20 sollen demnach Schüler an Gymnasien in NRW wieder erst nach neun Jahren das Abitur machen können. Interessierte Gruppen junger Menschen, egal aus Vereinen, Schulen oder anderen Bereichen, die sich hier im Komplett Magazin ebenfalls mit eigenen Themen zu Wort melden möchten, sind herzlich eingeladen, sich mit der Redaktion in Verbindung zu setzen. Einfach die nötigen Kontaktdaten per E-Mail senden an: redaktion@komplett-magazin.de Wir melden uns dann!
SCHULZEITDAUER BIS ZUM ABITUR BLEIBT UMSTRITTEN EGM-Schüler/innen führen fürs Projekt „Komplett“ Interviews zum Thema “G8/G9”
Die Schulsysteme G8 und G9 beschreiben die Schuljahre, die benötigt werden, um die allgemeine Hochschulreife zu erlangen. So haben Schüler im G8-System 12 Schuljahre (davon acht auf dem Gymnasium) zu absolvieren, während G9-Schüler 13 Schuljahre absolvieren müssen. Nachdem nun der Landtag in NRW neu gewählt wurde, wird in Zukunft das Schulsystem mehrheitlich von G8 auf G9 zurückspringen. Passend zu der aktuellen Diskussion wurden verschiedene Menschengruppen nach ihrer Ansicht zu G8 und G9 gefragt.
die ein nicht vorhandenes Abitur als persönliches Manko definiert, baut dabei einen Druck auf Eltern und Schüler auf, der sie zwingt, einen Bildungsweg einzugehen, der unter Umständen gar nicht für sie geeignet ist und so ein Gelingen von G8 im Grunde bereits zunichtemacht.
Eltern Dirk Lellwitz, welcher sich aktiv politisch betätigt, meint Folgendes: Die erzwungene Vereinfachung der Diskussion, wie sie sich auch an der Abgabe von maximal drei Sätzen zur Thematik G8 vs. G9 ausdrückt, ist nicht nur Symptom, sie ist auch eine der hauptsächlichen Ursachen für die gesellschaftspolitisch falsch geführte Debatte um das „richtige“ Schulsystem, stellen sich Sätze wie „alle Kinder haben keine Zeit mehr“ doch offensichtlich als falsch dar, wenn Schüler, die sich in diesem Artikel ehrenamtlich mit dem Thema beschäftigen, schon im Grunde das Gegenteil beweisen. Wer ehrlich ist, sieht, dass G8 in den neuen Bundesländern seit Jahrzehnten durchaus erfolgreich funktioniert, erkennt einen Rückgang von Engagement in Sport und Kultur über alle Altersgrenzen hinweg und nimmt auch zur Kenntnis, dass, je nach Schule, bis zu 40 Prozent der Schüler keine Empfehlung der Grundschule für diese Schulform haben (Quelle: Rheinische Direktorenvereinigung), was zweifellos einen Einfluss auf die Lernqualität und Quantität innerhalb der weiterführenden Schule hat. Eine Wirtschaft, die zudem für immer mehr Ausbildungsstellen ein Abitur zur Grundvoraussetzung macht und eine Gesellschaft,
Vereine Ebenfalls äußerte Pressesprecher Frank Michael Rall für den Landessportbund NRW seine Meinung: Ob G8 oder doch wieder G9 - mit Blick auf sportliche Aktivitäten bleiben die durch den Ganztag ausgelösten Entwicklungen und Veränderungen in beiden Schulsystemen komplex. So hat der Ganztag zwar eindeutig viel in Bewegung gebracht, dennoch ersetzen diese Angebote weder den klassischen außerunterrichtlichen Schulsport, wie beispielsweise die Gruppen zur Talentförderung, und schon gar nicht den unverzichtbaren Sportunterricht mit hoffentlich mindestens drei Stunden pro Woche. Die Rückkehr zu einem zusätzlichen Schuljahr be-
27
deutet aus unserer Sicht keineswegs, dass deshalb die Sportvereine automatisch einen Mitgliederzuwachs bei den Jugendlichen vermelden dürfen. Insgesamt kann es für alle Verantwortlichen weiterhin nur eine Richtung geben: Wir brauchen mehr Bewegung, Spiel und Sport für noch mehr Kinder und Jugendliche - ihnen müssen wir in Schule und Sportverein den Spaß an Bewegung und Sport als festes Element ihres Lebensstils vermitteln.
Schüler Florian S. (16): Ich persönlich bin für G8, da meiner Ansicht nach durch das frühere und deswegen schwerere Abitur der Wert des Abiturs steigt, wodurch der Berufseinstieg für Abiturienten einfacher wird. Außerdem kann man durch das frühere Beenden der Schule schneller in das Berufsleben einsteigen. Neele K. (16): Mir ist ein zusätzliches Jahr Schule sehr wichtig, ein früherer Einstieg ins Berufsleben ist meiner Meinung nach oft nicht sinnvoll, da die jungen Erwachsenen noch nicht vollkommen reif sind.
Lehrer Dietmar Först spricht ebenfalls seine Meinung aus: Ich bedauere es sehr, dass G8 und G9 in der Gesellschaft so wenig thematisiert werden. G8 ist dabei nicht für alles Schlechte in Schulen verantwortlich, genauso wenig wie G9 direkt alles gut macht. Eines der zentralen Probleme bei G8 ist, dass die Schüler/innen unter sehr hohem Leistungs- und Anforderungsdruck stehen, was man bei G9 so nicht hat. Bei G8 haben sie weniger Zeit, sich zu testen und den Stoff zu erlernen. Außerdem haben mehrere Kollegen, mich eingeschlossen, feststellen müssen, dass das Leistungsniveau allgemein gesunken ist. Die guten Schüler existieren zwar immer noch, allerdings ist die breite Masse, welche im mittleren Bereich der Noten- und Leistungsschiene steht, gesunken. Es herrscht sichtbar weniger Aufmerksamkeit und Aufnahmebereitschaft, was schade ist.
28
Ehemaliger Schüler Max Gans, ehemaliger Schüler des Evangelischen Gymnasiums Meinerzhagen, verfasste zu seiner Zeit einen Artikel über das Thema auf der Homepage der Schule. Dieser sprach sich deutlich pro G8 aus. Nun äußert sich Max Gans erneut zu dem Thema: Ich wollte damals sagen, dass G8 genauso wenig Wurzel allen Übels wie Lösung sämtlicher Probleme ist. Aber eine sachdienliche und differenzierte Diskussion über das Thema ist leider kaum noch möglich. Ich habe damals nach Veröffentlichung einiges an berechtigter und guter Reaktion bzw. Kritik bekommen, aber auch Kritik, die ich auch vom heutigen Standpunkt aus überzogen finde. Aber das hat meine Sichtweise eher noch bestätigt. Das ganze Thema ist mit so viel Pathos aufgeladen - die Ablehnung von G8 ist zur ideologischen Allzweckwaffe geworden. Die Schule ist immer noch ein unglaublicher Schutzraum, daran ändert weder G8 noch G9 was - leider wird das in der Diskussion immer wieder übersehen. Beitrag von Melissa Kuhnke, Paul Handke, Leon Bromand, Ole Beckmann & Nina Kuhnert
NORDHELLE SORGT FÜR STAU – AUF DER STRASSE UND AM HIMMEL Alle jammern übers Wetter – der Kiersper Wetterfrosch Marc Thiessenhusen versteht es Von Volker Lübke
„Wanderer, freu‘ dich, wenn dir die Sonne lacht...“ Der Spruch, mit dem die Besucher am Wegesrand zum Gipfel der Nordhelle jahrzehntelang begrüßt wurden, hat schon etwas Angsteinflößendes. Der Aufforderung zur Freude folgte nämlich die Gegenüberstellung der Wetterdaten des Standortes und des Köln-Bonner-Raums. Am Rhein jede Menge Sonnenstunden und wenig Regen, hier eher selten Sonne aber Wasser ohne Ende – von oben. Das Sauerland ist berühmt-berüchtigt für feuchte, eher kühle Witterungsverhältnisse. Schuld daran – oder besser ein Grund dafür – ist eben jener Standort: die Nordhelle. Poalbürger aus Meinerzhagen und Herscheid streiten gelegentlich, auf wessen ursprünglichem Territorium die Nordhelle denn nun liegt. Fest steht, die höchste Erhebung des Märkischen Kreises und damit des westlichen Sauerlands hat einige Auswirkungen auf das Wetter diesseits wie jenseits des Ebbegebirges. Wetterfrösche sprechen auch vom Nordhellenstau, wenn es im Raum Meinerzhagen-Kierspe-Lüdenscheid mal wieder wie aus Eimern schüttet. Welche Auswirkungen dieser Stau haben kann, erleben Autofahrer und Radiohörer zwischen September und April immer wieder: Staus auf der Sauerlandlinie bilden sich oft genug aufgrund der speziellen Wetterverhältnisse. Als die A45 gebaut wurde, waren die Täler an Lenne und Volme längst so dicht besiedelt, dass nur eine Trasse in Kammlage möglich war. Dichter Nebel, unerwartet kräftiger Regen und plötzliche Schneefälle sind die Folge. Und warum gerade hier?
Bis zu 1300 Liter Regen im Jahr Marc Thiessenhusen hat eine Erklärung dafür. Und die lautet kurz und bündig „Nordhellenstau“. Damit ist aber
eben nicht das Verkehrschaos auf der Autobahn gemeint, sondern die Wetterlage in der Region. Thiessenhusen hat den Blick aufs Wetter zu einem speziellen Hobby gemacht. Der Kiersper zeichnet seit inzwischen 13 Jahren Wetterdaten auf. Was er im elterlichen Garten in Kierspe Dorf misst und beobachtet, fließt fein säuberlich und wohl sortiert in Wetterstatistiken ein. „Wettermäßig“ – und darauf legt Thiessenhusen großen Wert – „hat die Region ganz zu Recht einen schlechten Ruf.“ Während die Eifel aufziehende Regenwolken aus West/Südwest bremst, stoppen das Ebbe und maßgeblich die Nordhelle die Tiefdruckgebiete von Westen/ Nordwesten her. „Die Eifel ist übrigens auch dafür verantwortlich, dass der Bonner Raum im NRW-Vergleich fürchterlich trocken ist“, so Thiessenhusen: „Wir dagegen wohnen in der nassesten Ecke des Landes.“ Während in Bonn durchschnittlich 600 bis 700 Liter Regen pro Jahr und Quadratmeter fallen, ist es in Kierspe mit 1200 bis 1300 Litern exakt die doppelte Menge. Schon die Olper haben rund 300 Liter weniger Niederschläge als das obere Volmetal. So ein kräftiger Landregen kann einen Sauerländer nicht schrecken heißt es immer wieder. Stimmt, meint Marc Thiessenhusen, und nennt auch die Vorteile: Der Regen fließt ab, so dass das Volmetal kaum von Überschwemmungen betroffen ist. Andererseits bietet die Region genau die richtigen Bedingungen für Talsperren. Die nahezu unübersichtliche Vielzahl an Stauseen stellt die Trinkwasserversorgung nicht nur des Sauerlandes, sondern auch des Bergischen Landes und weiter Teile des Ruhrgebiets sicher. Zudem regelt der Ruhrverband mit dem Betrieb der Sperrwerke den Pegel der Ruhr.
29
Zurückhaltend mit Prognosen Das Interesse an Wetterextremen brachte Marc Thiessenhusen zu seinem Hobby. „Meine erste Wetterstation habe ich 2004 aufgebaut – nach der extremen Hitze im Sommer 2003“, erzählt der Kiersper. Damals war er noch Schüler. Inzwischen ist er Doktorand der Chemiedidaktik und ein gefragter Experte – bei Kierspern, Medien, seinen Kommilitonen an der Uni Siegen und auf seiner Internetseite meteo-nrw.com. Ein Thermometer – möglichst im Schatten montiert, ein Niederschlagsmesser und einen Windmesser – mehr braucht er nicht, um die Daten zu sammeln. Extrem hilfreich dabei ist natürlich ein Computer, mit dem Thiessenhusen die Daten auswertet. Am Abend unseres Gespräches wirft der PC denn auch den Halbjahresbericht für Kierspe aus. Ergebnis zum meteorologischen Herbstanfang: „Es war ein mittelmäßiger Sommer.“ Ob die Unkenrufe über den Sommer 2017 damit bestätigt oder widerlegt werden, muss jeder für sich entscheiden. Die Wetterdaten, die der 29-Jährige gesammelt und im Vergleich über 13 Jahre analysiert hat, zeigen: Frühling und Frühsommer 2017 waren sehr trocken. „Im Juli ist das abgekippt und hat schließlich in den gefühlten Herbst geführt. Allein im August sind 138 Liter Regen gefallen.“ Mit Prognosen hält sich Marc Thiessenhusen übrigens zurück. Vorhersagen entstehen durch Modellrechnungen. „Aber man entwickelt mit der Zeit natürlich ein Gefühl dafür“, erzählt der Hobbymeteorologe. „Bei speziellen Wetterlagen, die man schon mal erlebt und aufgezeichnet hat, kann man schon einschätzen, was da noch kommen könnte.“
Wechselhaftes Wetter macht das Sauerland aus Warme Winter, nasse Sommer, ob das der Klimawandel ist, mag Thiessenhusen nicht beantworten. „Für Klimaaussagen sind Wetterdaten aus mindestens 30 Jahren nötig“, erklärt er. „Bei mir sind in den vergangenen 13 Jahren die Niederschlagsmengen insgesamt etwas zurückgegangen.“ Allerdings, räumt Thiessenhusen ein, könnte sein ungenaueres Anfangsequipment durchaus eine Fehlerquelle sein. Auch 50 Jahre alte Daten reichen als Vergleich nicht aus, um neue Extremwerte wirklich einschätzen zu können, weiß der Kiersper. So sei auch deshalb kaum von zu kalten Monaten die Rede, weil die Daten schlicht zu alt seien. Meist werden bekanntlich Vergleiche aus den 1960er Jahren oder aber „seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“ (um 1900) herangezogen. Eines steht aber wohl fest: Früher war zwar nicht alles besser, aber allemal mehr Winter. Dafür ist es schlicht
30
zu warm, erklärt der Wetterexperte. Die Höhe unserer Berge reicht für mehr Schnee nicht mehr aus. Ursache dafür – und damit ist Chemiker und Wetterfrosch Marc Thiessenhusen mit den meisten Umweltexperten einig – sind die Treibhausgase: „Der Anteil an Kohlenstoffdioxyd in der Luft hat sich in den letzten 100 bis 120 Jahren verdoppelt.“ Den Spruch auf der Wandertafel an der Nordhelle beherzigt der Kiersper übrigens wie manch anderer Sauerländer nicht nur bei gutem Wetter. Er freut sich immer, im Sauerland zu sein. Denn gerade seine Leidenschaft, das wechselhafte Wetter, macht doch die Region ein Stück weit aus.
SOMMER 2017 IN KIERSPE NACH MONAT Juni: Höchsttemperatur: +33,0 °C am 22.06.2017 Tiefsttemperatur: +5,3 °C am 14.06.2017 Niederschlagssumme: 44,8 Liter pro Quadratmeter Heiße Tage (>30°C): 1 Tag Sommertage (>25°C): 8 Tage
Juli: Höchsttemperatur: +29,7 °C am 19.07.2017 Tiefsttemperatur: +3,4 °C am 13.07.2017 Niederschlagssumme: 150,0 Liter pro Quadratmeter Heiße Tage (>30°C): 0 Tage Sommertage (>25°C): 7 Tage
August: Höchsttemperatur: +27,2 °C am 29.08.2017 Tiefsttemperatur: +5,7°C am 07.08.2017 Niederschlagssumme: 138,6 Liter pro Quadratmeter Heiße Tage (>30°C): 0 Tage Sommertage (>25°C): 3 Tage
ZUSAMMENFASSUNGEN SOMMER 2017 METEO NRW Station in Kierspe (374m) Mitteltemperatur: 16,26 °C Höchsttemperatur: 33,0 °C am 22.06.2017 Tiefsttemperatur: 3,4 °C am 13.07.2017 Heiße Tage (>30°C): 1 Tag Sommertage (>25°C): 18 Tage Niederschlagssumme: 333,4 Liter pro Quadratmeter DWD-Station Meinerzhagen-Redlendorf (380m) Mitteltemperatur: 16,56 °C Höchsttemperatur: 33,0°C am 22.06.2017 Tiefsttemperatur: 4,6°C am 13.07.2017 Niederschlagssumme: 363,0 Liter pro Quadratmeter
KLIMADATEN MEINERZHAGEN Meinerzhagen-Redlendorf 1981 bis 2010 Mittel Niederschlag:
Mittel Temperatur:
Januar: 154,0 mm Februar: 120,0 mm März: 133,0 mm April: 79,0 mm Mai: 87,0 mm Juni: 99,0 mm Juli: 109,0 mm August: 99,0 mm September: 115,0 mm Oktober: 121,0 mm November: 136,0 mm Dezember: 157,0 mm Jahresmitte: 1409 mm
Januar: 0,7 °C Februar: 1,2 °C März: 4,3 °C April: 8,0 °C Mai: 12,4 °C Juni: 14,9 °C Juli: 17,0 °C August: 16,6 °C September: 13,0 °C Oktober: 9,0 °C November: 4,6 °C Dezember: 1,5 °C Jahresmittel: 8,6 °C
31
FLÜCHTLINGSUNTERKÜNFTE AUF DEM JAHNSPORTPLATZ BLEIBEN LEER Von Elke Teipel
Foto Martin Büdenbender
Die Gemeinde Schalksmühle fühlt sich von Land und Bund alleingelassen Keiner kommt. Keiner wohnt in den Flüchtlingsunterkünften auf dem Jahnsportplatz in Schalksmühle. Keiner ist jemals dort eingezogen. Einmal mehr fühlt sich die Gemeinde Schalksmühle von Land und Bund alleingelassen. Einmal mehr ärgern sich Verwaltung und Politik. Und einmal mehr wollen sie besonnen bleiben. Das Holzhaus-Dorf bleibt vorerst stehen. Solange, bis erkennbar ist, wie viele Flüchtlinge künftig nach Schalksmühle kommen. Bürgermeister Jörg Schönenberg hat die vage Hoffnung, dass nach der Bundestagswahl möglicherweise mehr Klarheit herrscht. Bei den anstehenden Haushaltsberatungen werde die Gemeinde entscheiden, wie es weitergeht. In Schalksmühle sind sie sauer. 2015 wurden der Gemeinde wöchentlich zehn bis 15 Personen zugewiesen. „Wir wurden angerufen. Das war’s. Das war schon sehr chaotisch“, blickt der Bürgermeister zurück. Schönenberg macht deutlich, dass die Menschen ja auch menschenwürdig in der Gemeinde leben sollten. Unterbringung in der Sporthalle? „Das wäre Chaos gewesen“, meint der Bürgermeister, unzumutbar für die Vereine. Die Gemeinde im Schulterschluss mit Parteien und Vereinen wählte den, so Schönenberg, innovativen Weg. Sie baute auf dem Jahnsportplatz, der nicht mehr genutzt wurde, ein Flüchtlingsdorf inklusive neuer Infrastruktur d.h. Wasser, Wärme, Wege. Auf dem Areal zimmerten heimische Unternehmen aus heimischem Holz 16 Häuser mit je 50 Quadratmetern Wohnfläche (Bad, drei Schlafräume, Kochzeile) zusammen - bezugsfertig im September 2016. Kostenpunkt: eine Million Euro. Das seien keine Hütten, verdeutlicht Dieter Hänsch. Er ist zuständig für Bau und Unterhaltung der gemeindeeigenen Gebäude, Straßen, Abwasser, Hochbau. „Die Häu-
32
ser aus Holz haben energetische Werte, die sich sehen lassen können“, sagt er. In der ehemaligen Garage am Jahnsportplatz befindet sich die zentrale Technik. Das ehemalige Vereinsheim wurde quasi zum Wirtschaftsraum mit Waschmaschinen und Trocknern umfunktioniert. Jetzt lagern dort die Tische, Stühle, Betten, Bettdecken, Isomatten, die (noch) nicht gebraucht werden.
„Ohne das Ehrenamt wäre alles zusammengebrochen“ Die Lage in Schalksmühle hat sich entspannt. Seitdem die Grenzen dichtgemacht wurden, kommen keine Flüchtlinge mehr. Etwa 200 leben in der Volmegemeinde in Wohnungen dezentral oder in Häusern In der Lieth. Die Gemeinde hat mit der Wohnungsbaugesellschaft zusammengearbeitet. Natürlich gebe es auch mal Schwierigkeiten, räumt Bürgermeister Schönenberg ein. Doch die Menschen werden nicht allein gelassen. Mit Respekt und Stolz bemerkt er, dass sie von engagierten Bürgern und Bürgerinnen betreut werden, wie dem Netzwerk Flüchtlingshilfe Schalksmühle. „Ohne das Ehrenamt wäre alles zusammengebrochen“, stellt er fest. „Die Menschen wussten ja nicht, wie irgendetwas hier funktioniert“. Nicht nur der Umgang mit den technischen Geräten war ihnen fremd, auch Einkaufen, Behördengänge, Sprache, die Lebensweise. „Die ehrenamtlichen Helfer haben sich um alles gekümmert.“ Schönenberg spricht deutliche Worte: „Der Staat hat nicht so gut funktioniert wie das Ehrenamt.“ Die Frauen und Männer setzen sich für die Integration der Flüchtlinge ein. Diese haben sich in den Wohnungen eingelebt und Fuß gefasst. Der Bürgermeister spricht für alle Beteiligten: „Wir wollen keine Zwangsumzüge, um den
afrikanischen Ländern zu verbessern, solange Waffen dorthin geliefert werden?“ Die Zweifel bleiben, dass weniger Menschen ihre Heimat in der Hoffnung auf ein besseres Leben verlassen. „Bund, Land und Europa treffen die Entscheidung; wir können uns nur untereinander abstimmen“.
An Platzwart Roman Orszulat kommt niemand vorbei
Sportplatz zu füllen.“ Miete sparen um jeden Preis. Das kommt nicht in Frage. Alle wissen, dass man sich mit Unterkünften Probleme schaffen kann. Vor dem Hintergrund dessen, was auf der Welt geschieht, lautet die Devise Ruhe und Besonnenheit anstelle von Schnellschüssen. „Wir brauchen ein hohes Maß an Sicherheit, wie es weitergeht“, erklärt der Gemeindechef. Da wären Afrika und der Flüchtlingsstrom Richtung Italien. „Ist Europa auf Dauer in der Lage, die Augen zu verschließen und Italien allein zu lassen?“, stellt er ein ‚Weiter so’ in Frage. „Ist es möglich, die Situation in den
Also warten sie ab in Schalksmühle. „Wenn die Häuser einmal weg sind, verbrennen wir Geld“, sagt Jörg Schönenberg. Man schraube ja nicht nur die Häuser auseinander, sondern baue die gesamte Infrastruktur zurück. Eine Vermarktung als Feriendorf hält er mit Blick auf die Lage an der Bergstraße für wenig lohnend. Am Jahnsportplatz lassen sich kaum ungebetene Gäste blicken. Dort wohnt Platzwart Roman Orszulak. An ihm kommt keiner vorbei. Die Bewegungsmelder funktionieren. Dann wird es hell und Orszulak erscheint. „Meine Anwesenheit erschreckt die Leute. Sie verziehen sich.“ Die Schadensbilanz eines Jahres: eine kaputte Fensterscheibe.
137 Buslinien für 2.300 Haltestellen
AZ Image 2x_168x124_4c_iO.indd 2
08.02.16 15:16
33
ZWEI WOCHEN ROSTSTAUB AUF DER ZUNGE Von Rüdiger Kahlke
Junges Team haucht altem Hammer in Bollwerk neues Leben ein Verein Heesfelder Mühle stemmt Vorzeigeobjekt - Aus Industriebrache wird Museum für Industriegeschichte und erneuerbare Energien Till (19) hat mit der Flex die Rahmen der alten, gitterartigen Eisenfenster aus dem Sessinghauser Hammer in Kierspe-Bollwerk entrostet. „Meine zweitschlimmste Tätigkeit bisher“, sagt der junge Mann, der seinen Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) an der Heesfelder Mühle absolviert. „Den Roststaub hab ich noch zwei Wochen später auf der Zunge gehabt“, erinnert er sich. Jetzt setzt er den ersten Rahmen in der frisch aufgemauerten Wand ein, die zur künftigen Schmiede gehört – und ist mächtig stolz. Stolz, Teil eines Projektes zu sein, das alte Industrie des Volmetals mit neuer Nutzung verknüpft. Innovativ und nachhaltig. Das Ziel hat sich der Verein Heesfelder Mühle gesetzt. Der hatte schon Anfang der 1990er Jahre die Wassermühle, die alte Schule und den Speicher im Hälvertal renoviert. Was in Halver zunächst skeptisch gesehen oder bespöttelt wurde, ist inzwischen ein Vorzeigeprojekt mit hohem Nutz- und Freizeitwert. Das will Projektleiter Klaus Brunsmeier auch aus dem Sessinghauser Hammer machen. Den Anstoß gab Regierungspräsident Helmut Diegel, der das Kirschblütenfest an der Heesfelder Mühle besucht hatte. Sein Anliegen: die alte Industriebrache im Volmetal so schön herzurichten wie das bäuerliche Ensemble an der Heesfelder Mühle. Für Brunsmeier, erfahren
Der Sessinghauser Hammer früher...
34
in Sachen Restauration, war klar: „Ein Industriedenkmal macht nur Sinn, wenn es genutzt wird und Einnahmen erzielt.“ 2010 wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt. Die Uni Siegen legte ein Gutachten vor, was an Einnahmen zu erwarten ist, Erlöse aus der Wasserkraftnutzung inklusive. Für den symbolischen Preis von einem Euro hatte der Verein Heesfelder Mühle 2010 das Areal gekauft. Inzwischen sind zwei Drittel der Gebäude abgerissen. Der Rest wurde für die weitere Nutzung und zur Gefahrenabwehr gesichert. Alte Baustoffe wurden zwischengelagert. Sie werden, wie die Gitterfenster, wieder verwendet.
Viertelmillion aus Eigenmitteln aktiviert Erste Maßnahme: ein Dach, das die Bausubstanz schützt, Solaranlage inklusive. „Die liefert seit 2012 sehr gute Erträge“, freut sich Klaus Brunsmeier. Die braucht es auch, um die Kosten zu stemmen. Bis Ende 2015 wurden 250.000 Euro für die Restaurierung aktiviert – überwiegend aus Eigenmitteln. Zuschüsse gab es aus dem Programm progress.nrw für das Wasserrad und von der Bezirksregierung für die Renaturierung des Wehres aus Mitteln der Wasserrahmenrichtlinie. „Für einen kleinen Verein ist das schon eine Hausnummer“, meint Brunsmeier.
... und wie er künftig aussehen soll. Repros: G. Brunsmeier
Größtes Kapital des Vereins ist das Engagement der Mitglieder. Gelände und Gebäude mussten entrümpelt werden. Für das neue Wasserrad mussten nicht nur Genehmigungen erkämpft und Rechte erstritten werden. Im Außenbereich wurden Fichten und Pappeln entfernt. „Das war ´ne echte Aktion“, erinnert sich Brunsmeier. Das neue Wasserrad ist montiert. Die Schmiede nebenan, in der auch Vorführungen geplant sind, ist im Bau. Und der Bereich der Sohlgleite oberhalb des Wasserrades mit einem Mix aus stehenden und fließenden Gewässern ist bereits als neues Biotop erkennbar. Beste Bedingungen für Biodiversität. Hier, ist sich Brunsmeier sicher, wird sich Artenvielfalt einstellen. Die Projektidee wirkt motivierend. Mit dabei sind junge Leute, die ihr Herz für die alte Brache entdeckt haben. Luka Machelett (27) studiert Umwelttechnik in Kassel. Sein Praktikum als Bachelor-Student hat er bereits an der Heesfelder Mühle gemacht. Schwerpunkt seiner Masterarbeit wird ein Konzept zur Energie-Autarkie am Sessinghauser Hammer sein. Dabei sollen aktuelle Standards zur Wärmedämmung mit historischen Bauelementen verbunden werden. Machelett: „Wir wollen die Fassade erhalten. Die Frage ist: Was machen wir innen drin, um etwa Wärmebrücken zu vermeiden?“ Mit dem Sessinghauser Hammer, bei dessen Renovierung er selbst mit anpackt, hat er ein Projekt gefunden, „hinter dem ich stehe. Man schafft etwas, das einen selbst überdauert, nichts nur für die Schublade.“
„Tolle, neue Location“ – Chance für Region „Eine sehr schöne Kombination: Büro und Schüppe in der Hand“, schildert Robin Brunsmeier (28) seine Arbeit für den Verein Heesfelder Mühle. Der Musiker, bekannt als Binyo, macht als Teilzeitkraft die Buchhaltung für die Projekte Vereins und packt in Bollwerk mit an: Fenster einsetzen, Mauerwerk verfugen. Wie die Heesfelder Mühle
biete auch das Projekt „Platz für junge Visionäre“, sagt er. Seine Agentur, die Soundbäckerei, sei durch Kooperation mit der Heesfelder Mühle entstanden. Mit dem Sessinghauser Hammer entstehe eine tolle neue Location. Kulturelle Veranstaltungen könnten von der natürlichen Umgebung profitieren. Beides zu verbinden, fühlt sich für Binyo „gut an“. Auch das ist Nachhaltigkeit. Junge Leute bringen sich ein, weil sie ihre Chancen in der Region sehen. Jetzt, wo die Konturen des künftigen Museums sichtbar werden, hat auch Till Berndt (19) seinen Frieden mit dem Roststaub gemacht. Bisher hatte er als Bufdi im Umfeld der Mühle gearbeitet, hatte geholfen Streuobstwiesen zu pflegen. Die Geschichte des Projekts in Bollwerk findet er spannend. Hier hat er „handwerklich Sachen gelernt, die ich vorher nie gemacht habe“. Eigentlich wollte er nach dem Dienst Lehrer werden. Geprägt durch die Erfahrungen als Bufdi schlägt er eine neue Richtung ein, studiert ab Herbst Naturschutz und Landnutzungsplanung. „Jetzt fühlt es sich gut an“, sagt er und freut sich schon, wenn der Sessinghauser Hammer fertig ist. Dann will er wiederkommen und „gucken, was draus geworden ist“.
Hoffnung auf Volmeradweg als Zubringer Das dauert noch. Auf ein Datum für die Fertigstellung will sich Klaus Brunsmeier nicht festlegen, auch deshalb nicht, weil der Einfluss auf die Fertigstellung des Radweges gering ist. „Wir können ehrenamtlich nur beschränkt Zeit investieren und müssen auch schauen, was für einen Verein finanziell möglich ist“, sagt er mit Blick auf Muskelkraft und monetäre Möglichkeiten. Das Team müsse zunächst die Aufgaben an der Heesfelder Mühle stemmen, Obstwiesen und Hecken pflegen sowie die historischen Gebäude unterhalten.
35
Aber die Planung ist schon weiter. Das Museum soll an die Verhüttung von Erzen und die Metallbearbeitung im Volmetal erinnern. Es soll die Besucher emotional vereinnahmen, Geschichte erlebbar machen und ein lohnender Stopp am Volmeradweg werden. Klaus Brunsmeier hofft mit dem Projekt in Bollwerk auf Fördermittel bei der Regionale 2025, wenn wieder Geld nach Südwestfalen fließen soll. Die steht unter dem Thema Digitalisierung. „Eine Digitalisierung der Geschichte“, kann sich der Visionär und Praktiker gut für das Museum vorstellen. Ohne Fördermittel werde es kaum gehen. Vorstellungen, was man wie präsentieren kann, wurden schon mit dem Kiersper Heimatkundler Ludwig Knau und Essener Historikern entwickelt. Ein angegliedertes Café soll zum Verweilen einladen und Publikum anlocken. „Das hängt sehr eng mit dem Volmeradweg zusammen“, räumt Brunsmeier ein und betont das „große Interesse, dass es da voran geht“. Der Weg, ein Schwerpunkt der Regionale 2013, lässt aber weiter auf sich warten. Was für Berlin der Flughafen, ist für die vier Volme-Kommunen der gemeinsame Radweg. Die Chancen, dass das Museum in Bollwerk eher zur Attraktion wird als der Radweg, stehen angesichts des privaten Engagements, das Brunsmeier und seine Mitstreiter einbringen, nicht schlecht.
Chronologie • 2010 Machbarkeitsstudie, Übernahme der Immobilie im Dezember • 2011 Abrissantrag, Entrümpelung, Rückbau von zwei Dritteln der ehemaligen Fabrik, Sicherung historischer Baustoffe • 2012 Teil-Entkernung, Ringanker, neuer Dachstuhl, 70KWp Fotovoltaikanlage geht ans Netz • 2013 Entfernen der Fichten- u. Pappelschonung, Wasserrechtliche Genehmigung im Dezember • 2014 Stopp der Arbeiten wegen Klage des Landesfischereiverbandes, Studie Hochschule Ostwestfalen-Lippe zu Synergieeffekten „Infrastruktur - Radweg - Renaturierung der Aue - Wasserkraftnutzung“ • 2015 Vergleich VG Arnsberg, Fortsetzung der Arbeiten, Renaturierung Volmeniederung, Baugenehmigung Schmiede • 2016 Bau Sohlgleite, Restaurierung der Wasserführung zum Wasserrad, Rohbau Schmiede • 2017 Freilegen des Gewölbes im Untergraben, Inbetriebnahme Wasserrad
Spektakuläre Räume, 180 Exponate, einige Extras und alles zum Selbstausprobieren:
© thomasmayerarchive.de / Guido Raith
TA Spektakuläre Räume, 170 Exponate zu den Themen Magnetismus, Licht, Mechanik … eine riesige Kugelbahn und alles zum Selbstausprobieren Phänomenta-Weg 1 (bisher Gustav-Adolf-Str.) 58507 Lüdenscheid info@phaenomenta.de Parkplätze in der Bahnhofsallee
Sich in ganz anderen Farben sehen, fließend rückwärts sprechen, in eine Seifenblase tauchen– was man schon immer mal ausprobieren wollte, macht ein Besuch der PHÄNOMENTA möglich. Im dem 75 Meter hohen Turm des interaktiven „Museums“ können das Foucault-Pendel sowie Europas größtes Kaleidoskop besichtigt werden. Weitere außergewöhnliche Experimente wie die „Unendliche Tonleiter“ oder das „Hör-Memory“ fordern die eigenen Sinne ganz schön heraus! Phänomenta-Weg 1 (bisher Gustav-Adolf-Str.) 58507 Lüdenscheid info@phaenomenta.de Parkplätze in der Bahnhofsallee
www.phaenomenta-luedenscheid.de 36 www.phaenomenta-luedenscheid.de
37
N E G N U T L VERANSTA thmen
- die Macht der Algory
assen und bewerten nzt. Ihre Algorithmen erf gre be un t ein sch ple Ap itglied oder n wie Google, Facebook n. Mike Karst, Gründungsm che ma zu ar nb he rec Die Macht von Konzerne be einzelnen von uns d, vermittelt in elt und scheinen jeden International Deutschlan sty ne Am i be unsere gesamte Lebensw ter tal Zei e im digitalen r Computersysteme. nsgruppe Menschenrecht en und Grenzen aktuelle eit chk gli der Themenkoordinatio Mö die für r l ein Gespü ecke, hat verschiedene Volkshochschule Volmeta r Universität Witten-Herd de an seinem Vortrag bei der nt me ge na Ma d l ist rie un Vortrag der VHS Volmeta Lehrstuhl für Kulturtheo und Globalisierung. Der Karst ist Mitarbeiter am ng eru lisi ita Dig um d lt Kurse und Vorträge run Start-Ups beraten und hä . eise: vhs-volmetal.de ldung nicht erforderlich re Veranstaltungshinw ite we d gebührenfrei, eine Anme un o Inf e; rsp hule Kie tober, 19 Uhr, Gesamtsc Termin: Dienstag, 10. Ok
e Google, Facebook , Appl
biologie
Science Slam in Meeres
Lebewesen um ein paar der kleinsten eid sch en Lüd ta en om in der Phän istert sich für das ganz Am 13. Oktober geht es gin Julia Schnetzer bege olo sbi ere Me rte vie mo Die pro über. Sie berichtet sie in auf unserem Planeten. Begeisterung schwappt se die d un r sse Wa im en Möglichkeit, kleine, faszinierende Leb Die Besucher haben die . eit Arb er ihr s au ms terhaltsamen Sla iet zu stellen. Die zwei kurzen, äußerst un über ihr Forschungsgeb n ge Fra d un en mm ko spräch zu mit Julia Schnetzer ins Ge rinnen und Schüler. htet sich auch an Schüle ric d un ei nfr ste ko ist chte, ist im am Abend ab Veranstaltung d Forschung erfahren mö un ft ha nsc sse Wi s au ndes Vorstellung Wer noch mehr Spanne der richtigen Adresse. Die an 6 Nr. m Sla ce en Sci enscheid beim Organisator 20 Uhr im Kulturhaus Lüd enscheid und dem SlamLüd us rha ltu Ku m de t operation mi ermöglicht durch die Ko in der Phänomenta wird rhaus-luedenscheid.de phaenomenta.de, kultu o: Inf Marian Heuser. ; eid ch ns de Lü ta omen tober, 15.30 Uhr, Phän Termin: Freitag, 13. Ok
kollu
Kabarett mit Fatih Cevik
vikkollu zu Gast lner Kabarettist Fatih Ce Kö r de r de ist “ ih! fat rogramm „Em n ein Kopftuch, die Mit seinem neuen Solop atismus: Die Einen trage Fan d un eit hrh Wa t mi llu spielt ns spazieren. Sagte in Halver. Fatih Çevikko Lügenfresse geht morge e nch ma so d un er lei ben n Sch Anderen einen geistige S aber wissen wir: Wir ha : Topterroristen. Seit ISI ute he es d sin so , en Uh tober, 20 r, man früher: Kümmeltürk Termin: Samstag, 14. Ok os. pfl ko eln nd ha r Wi Fanatismus. e keinen Plan gegen den Kö-Shop; Info. halver.d rverkauf (23,10 Euro): Vo r; lve Ha m siu na ym Anne-Frank-G
tdeckt Altes Handwerk neu en
ogischen Zentrum in wald- und umweltpädag im e ert ssi ere Int h sic n erarbeitung Mehrfach im Jahr treffe Spinnens und der Wollv s de rk we nd Ha e alt s sich über da ugiernase. Meinerzhagen-Heed, um t dem Spinnrad oder Ne mi ng ga Um im g run ah hrige Erf zu beleben und sich auszutauschen. Ob langjä s alte Handwerk wieder Da n. me om llk wi ed He in die Veranstalter um Beate Jeder ist beim Spinntreff nd zu holen, das bieten Ha ter ers s au fos hin Fac Oktober, 11 bei einer Tasse Kaffee . Termin: Sonntag, 15. ng gu rfü Ve zur er räd sreichend Spinn Hoppe an. Es stehen au en; Info: fsj.de um, Heed 3, Meinerzhag ntr Ze s he isc og ag äd ltp 17 Uhr, wald- und umwe Spormecke thalle der Grundschule Fes r de In rt. nze tko rbs n traditionelles He d neben den lmetaler veranstaltet sei Kuchen. Mitwirkende sin d un e ffe Ka i Der Musikverein Die Vo be k usi l- und Chorm terhaltsame Instrumenta rs aus Witten. erwartet die Besucher un lchor Spirit & Soul Singe spe Go r 14 Uhr de d un ück rbr Kinder bis 14 J. frei) ab erein Dahle gv ro, Eu san (9 Ge f r au de n erk ler nv eta rte lm Ka Vo ndschule Spormecke; tober, 15 - 17 Uhr, Gru Termin: Sonntag, 15. Ok schalksmuehle.de an der Tageskasse; Info:
zert Traditionelles Herbstkon
t zwei r Jugendliche enteuer-Wochenende mi Action-Wochenende fü Kierspe bietet in den Herbstferien ein Action- und Ab us Marburg. Alles steht unter dt geht ins Naturfreundeha s Jugendzentrum der Sta
zum Da Jahre an. Es nen und Ausflüge, u.a. endliche von 12 bis 14 Es gibt spannende Aktio “ hr? wa Übernachtungen für Jug ht nic pt au erh Kinderkram und üb dem Motto. „Märchen zkierspe@aol.com Skisprungschanze. er endzentrum Kierspe, jug Jug im : Schwimmen und zu ein ng ldu me An ro; er; Kosten: 15 Eu Termin: 20. - 22. Oktob
lrute Vogelrute. Es gibt AkHerbstfest auf der Vogeinerzhagen feiert ein herbstliches Familienfest auf der zug Meinerzhagen, ft Me ng mit dem Fanfaren Die Schützengesellscha musikalische Unterhaltu ie sow r de Kin rdem wird ein großes die für e ardus-Musikanten. Auße tionen und Spiel inh Me n de d un n tze llt, von dem Kinder in Kohlbergspa eck zur Verfügung geste dem Chor Mixtour, den Zw ten gu en ein für rd r Erlös wi Nagelbild angefertigt. De sollen. n ere fiti o: blaukittel.de Meinerzhagen pro Uhr, Schützenplatz; Inf 18 11 er, tob Ok . 21 , Termin: Samstag
“ von Eden Kabarett „Paradiesseitsn Müller aus Hannover sind das Kabarett-Duo „Das
sie edoli s KUK-Vereins gastieren Wiebke Eymess und Fri Marie“. Auf Einladung de , nk n rba ue ste ne Fen em r ihr de f In au le Kierspe. Geld liegt seits“ in der Gesamtschu ies rad d „Pa un mm am Ad gra n Pro mit ihrem te Nachfahren vo beiden – übrigens direk ckt sind. Waren wir nicht na Programm fragen sich die ric Eden noch ganz htig n vo e ts“ ein sei o ies dw rad en „Pa irg muss doch Eva – ob sie ? Und sie überlegen: Es ckt rpa ve um ku va als glücklicher mmte Paradies geben! andlung Schmitz, AteHintertür in dieses verda rverkauf (18 Euro): Buchh Vo e; rsp Kie le hu tsc rspe; Info: kuk-verein.de November, 20 Uhr, Gesam pe und MIB-Music in Kie Tim ng dlu an Termin: Donnerstag, 9. chh Bu , en ro Lück in Meinerzhag lier Albrecht und Reisebü
Konzert mit dem MJO
Erlöserkirche. Unter ert in der Schalksmühler sti ga r ste he orc nie nfo ren von Johann SebasDas Märkische Jugendsi Körner sind Werke zu hö r ve Oli d un te Gro as Creston sowie ein der Leitung von Thom , Joseph Haydn und Paul od un Go es arl Ch k, ece das Konzert von tian Bach, Josef Mysliv k Loewe. Moderiert wird ric de Fre n vo y Lad r fai Auszug des Musicals My le; Vorverkauf Stephan Quandel. öserkirche, Schalksmüh Erl r, Uh 17 er, mb ve No 840); Termin: Sonntag, 12. ngen unter Tel. 02355/ im Rathaus (Vorbestellu ro rbü rge Bü : ro) Eu (14 Info: schalksmuehle.de
eutschland gucken“ Mit Kom(m)ödchen „Drfer Kom(m)ödchens garantiert rasantes Kabarett mit mu
ldo en. Im Programm Das Ensemble des Düsse absurden Überraschung d un en em Th n lle tue d Lutz, die sich gefühlt sikalischen Einlagen, ak Freunde Dieter, Bodo un i dre die um es ht ge Fernsehen anschau„Deutschland gucken“ Deutschland-Spiele im e all am ins me ge m ku n bei genauem schon seit dem Paläozoi sind die Gemeinsamkeite i be da n, me am zus n TV-Dokumentation en. Sie jubeln und leide sichtlich, als sie für eine en off rd wi s Da ß. gro r Abend eine ganz Hinsehen gar nicht so n. Plötzlich entwickelt de cke gu ll ba Fuß sie nd gefilmt werden, währe r; Vorverkauf (23,10 neue Dynamik. -Frank-Gymnasium Halve ne An r, Uh 20 er, mb ve Info: halver.de Termin: Freitag, 24. No ichten in Lüdenscheid; chr Na er eid sch en Lüd r, Euro): Kö-Shop in Halve
1 Halver. 1986 die Ehre im Werkhof in ne Ca nd Ba ale lok die h r pure Energie, Alle Jahre wieder gibt sic e Sängerin nach wie vo ihr d un er sik Mu f fün die . Für ihr Konzert gegründet, versprühen 90er sowie eigene Stücke d un er 80 er, 70 r de ck Ro Stücken - abgespielen Mainstream und s bekannten und neuen au x Mi en ein sie n he rec in der Stage-Halle versp ecial Guests. Sp ar pa uf (7 Euro): Köein rch rundet du rkhof Halver; Vorverka We r, Uh .30 19 er, mb ve Termin: Samstag, 25. No ig, Tel. 02353/14 Tun n tia ris (Ch ne Shop, Ca Cane feiert 30 Jahre +
„Willkommen im Land der Träume“ hieß es vor einem Jahr im SGV-Heim Wiehardt. So fantasievoll wie auf diesen Fotos geht am 11. November auch in der Heesfelder Mühle zu
von Martin Büdenbender
WILLKOMMEN IM LAND DER TRÄUME
von Martin Büdenbender
Wenn die Heesfelder Mühle zur Taverne „Zum besseren Betrüger“ wird
40
Willkommen im Land der Träume und der Fantasie. Hier ist alles möglich, hier darf jeder ein Held sein und reisen, wohin er will. Die Mitglieder des Rollenspielvereins „Die Traumjäger e.V.“ tun das oft und ausgiebig. So geht ihre Reise am 11. November wieder einmal ins idyllisch gelegene Tal der Hälver und von dort direkt ins Mittelalter. Dann wird die Heesfelder Mühle zur Taverne „Zum besseren Betrüger“. Die Anreise verfolgt über die Fürstentümer Wolfenstieg und Neu Hammerfels. Man kann natürlich auch über Lüdenscheid oder Halver fahren, aber dann läuft man Gefahr, die Taverne im Westen der Mittellande zu verpassen. Für eine Nacht hallt dann durchs Tal der Lärm durstiger Zecher, die sich von der drallen Wirtin und ihren Schankmaiden die Krüge mit köstlichem Gerstensaft füllen las-
nisvolle Zauberer oder edle Ritter. Es wird getrunken und gespeist, gelacht und gesungen, es werden düstere Geschichten erzählt und Ränke geschmiedet. Für eine Nacht wird die Heesfelder Mühle ein Ort der Begegnung für Fantasiegestalten, ein Treffpunkt für Edelmänner und Alchemisten, für Knechte und Mägde. Einen Abend lang werden die Teilnehmer aus dem ganzen Märkischen Kreis diese vielfältigen Charaktere verkörpern und so einen gemeinsamen Traum leben. Man kann das Ganze als interaktive Geschichte oder Rollenspiel bezeichnen. Vielleicht ist es eher eine Art Improvisationstheater ohne Zuschauer. Aber auf jeden Fall ist es für alle Beteiligten ein großes Vergnügen.
sen. Kerzen werden die alte Scheune in schummriges Licht tauchen. Zwielichtige Gestalten drücken sich in dunkle Ecken, Händler bieten ihre Waren feil. Elfengleiche Wesen wird man an diesem Abend genauso treffen, wie verwegene Burschen, kesse Weibsbilder, geheim-
für den Märkischen Kreis mit Sitz in Lüdenscheid. Wöchentlich treffen sich die Mitglieder, zurzeit sind es etwa 50, um gemeinsam fantastische Rollenspiele (wie zum Beispiel „Das schwarze Auge“) zu spielen. Höhepunkte im Vereinsleben sind die Veranstaltungen von Larps.
Die Traumjäger laden ein Veranstalter sind die Traumjäger, ein Rollenspielverein
LARP steht für Live Action Role Playing, ein Rollenspiel, bei dem die Spieler ihre Spielfigur auch physisch selbst darstellen. Die Teilnehmenden können im Rahmen einer Rolle, die die eigene Figur und ihre Eigenschaften und Möglichkeiten beschreibt, frei improvisieren. Soweit möglich, finden Live-Rollenspiel-Veranstaltungen an Spielorten statt, deren Ambiente dem Szenario der Spielhandlung entspricht, und die Charaktere werden mit einer entsprechenden Gewandung kostümiert. Die Heesfelder Mühle, die vermutlich schon im 14. Jahrhundert entstand, ist ein idealer Spielort. Die Traumjäger sind dort schon mehrfach zu Gast gewesen. Für die Teilnahme an dieser Veranstaltung sind ein paar Voraussetzungen zu erfüllen: Willkommen ist jeder ab 18 Jahren, der sich anmeldet, zahlt und Lust am Spielen hat. Bedingung ist, dass er einen Charakter verkörpern kann/möchte der in das jeweilige Larp passt. Die Details erklären die Traumjäger auf http://taverne. zorac-quan.de/ Wenn man lieber erst einmal an den wöchentlichen (Tisch-) Spielrunden (freitags im Audreys, Im Olpendahl 52, 58507 Lüdenscheid) teilnehmen möchte, ist man auch dort zum Probespielen willkommen.
Die hübsche Comtesse weiß sich zu wehren.
Die Schmuckhändlerin macht gute Geschäfte
41
Fragen
2
an die Traumjäger
Wie kann ich Mitglied werden?: „Ganz einfach den Mitgliedsantrag ausfüllen und jeden zweiten Freitag oder auch jeden Freitag mit uns gemeinsam in fantastische Welten abtauchen. Spaß beiseite. Auf der Internetseite (http://www.die-traumjaeger.de/) gibt es ein Kontaktformular, einfach ausfüllen und dann wird alles weiter besprochen, wann, wie und wo wir uns treffen. Man kann uns auch auf Facebook anschreiben: https://www.facebook.com/dietraumjaeger.
Ein Bänkelsänger unterhält mit fröhlichen Liedern.
Seit wann gibt es Traumjäger e.V.?: „Angefangen haben wir 1999 als Rollenspielgruppe in Plettenberg im Sauerland. Jeder von uns hatte schon jahrelange Rollenspielerfahrung. Im Juni 2000 haben wir uns dann entschlossen, einen richtigen Rollenspielverein zu gründen und mit der offiziellen Eintragung am 6.12.2002 im Vereinsregister haben wir den Vereins status e.V. errungen.“
Die Wirtin schenkt ihren Gästen Met ein.
ossenkaemper.de
42
Komplett lecker. Autor Detlef Schlüchtermann
ZUM GEPFLEGTEN PILS EINEN LECKEREN PILZ Zur Entspannung am Feierabend ein Gläschen Bier. Was sonst? Und da bietet das Land der Tausend Berge, wie Sie selbstverständlich wissen, ja reichlich Auswahl. Ganzjährig. Aber für den Herbst, die schönste Jahreszeit, wie ich finde, habe ich noch einen ganz besonderen Tipp: Genießen Sie doch zum gepflegten Pils einen leckeren Pilz.
Packen Sie wirklich nur das in den Korb, was Sie auch kennen. So jetzt genug der Tipps. Übrigens mir schmeckt der Steinpilz am Besten in Scheiben geschnitten, scharf in Öl angebraten, zum Schluss etwas Salzbutter dazu und mit Salz, Pfeffer, Basilikum und Zitronenthymian gewürzt. Bevor mir das Wasser im Mund zusammenläuft, wünsche ich Ihnen auf jeden Fall schon mal „guten Hunger“ und auf den Pilz ein gutes Pils. Und zum Abschluss vielleicht noch ein Sauerländer Körnchen . . .
Wohl bekomm‘s! Also: Ab in den heimischen Forst. Wandern ist gesund und macht den Kopf frei. Der Herbst ist Pilzzeit. Nach den eher mauen Erträgen im vergangenen Jahr deutet vieles diesmal auf ein gutes Pilzjahr hin. Die Jagd auf den schmackhaften Boletus edulis kann beginnen. „Kenn ich nicht“, mögen Sie einwenden. Macht nichts. Auf deutsch heißt der König des Waldes Steinpilz. Und der ist auch in den Wäldern an der Volme ein gerngesehener Gast im Laub- und Nadelwald. Das Schöne: Er lässt sich so vielfach verwenden, dass selbst Hobbyköche und Laien am Herd mit ihm etwas anfangen können. Und wem gar nichts einfällt, der kann ihn sogar roh vertilgen. Auch so mundet er hervorragend.
PS: In der Kolumne Komplett lecker werden wir uns in den nächsten Ausgaben mit aktuellen Trends in der Gastronomie, mit heimischen Lebensmitteln und vielen kulinarischen Besonderheiten auseinandersetzen, die das Leben lebenswert machen. Der Autor hat 30 Jahre für die Westfälische Rundschau im sauerländischen Arnsberg gearbeitet, als Restauranttester und Autor für Fachmagazine reichlich Erfahrungen gesammelt. In seiner heimischen Küche ist er bestrebt, auch Traditionsgerichte der heimischen Küche modern weiterzuentwickeln.
Aber der hiesige Wald lädt auch ein zum Sammeln von Stockschwämmchen, bisweilen Pfifferlingen, Birkenund Maronenröhrlinge, Rotkappen und für die Suppe und die Mischpilzpfanne den ein oder anderen Täubling und Wiesenchampignon. Und wenn deren Zeit vorbei ist, dann gibt’s ja noch zum Saisonabschluss den bei Lecker-Schmeckern nicht so beliebten Hallimasch, der erst einmal richtig lange gekocht oder gebraten werden muss, bis er genießbar ist. Sie sehen, im heimischen Forst finden Sie `ne ganze Menge an Köstlichkeiten. Und wenn Sie beim Sammeln nicht die Forstleute verärgern wollen, dann gehen Sie mit den Waldfrüchten behutsam um, decken nur Ihren Eigenbedarf ab und denken auch an das scheue Wild im Unterholz. Und das Wichtigste, um auch den nächsten Tag noch genießen zu können:
43
„DIESE ZEIT HAT MEINEN HORIZONT UNGLAUBLICH ERWEITERT“
Von Rüdiger Kahlke
SPD-Politikerin Petra Crone scheidet nach acht Jahren aus dem Bundestag aus der Politik gibt es keine Freundschaften. Ich kann nur sagen, dass nachhaltige Freundschaften entstanden sind. Was werden sie ab September vermissen? Auf jeden Fall die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen und den Mitarbeiterinnen. Was gewinnen Sie mit Ende des Mandats? Eine neue Freiheit, mehr Zeit für die Familie und Freunde, aber auch fürs Ehrenamt. Ich bin froh, dass ich mich entschieden habe freiwillig aufzuhören, zum richtigen Zeitpunkt. Was schätzen Sie als ihren größten Erfolg ein?
Foto Achim Melde
Acht Jahre im Deutschen Bundestag. 2009 zog Petra Crone, die erstmals kandidierte, über die Landesliste ins Parlament ein. Im schwierigen Wahlkreis 149, der den südlichen Märkischen Kreis und den Kreis Olpe mit starker CDU-Basis umfasst, holte Dr. Matthias Heider - wie auch bei der diesjährigen Bundestagswahl - das Direktmandat für die CDU. Zum Ende der Legislaturperiode im September schied Petra Crone aus – freiwillig. Ihre Bilanz fällt positiv aus.
Die Reform der Pflegeberufe, aber auch das Lohntransparenzgesetz, an dem ich mitgearbeitet habe. Das bringt einen Fuß in die Tür zu mehr Lohngerechtigkeit zwischen Männern und Frauen. Ich hätte auch gerne das Bundesjagdgesetz mit verabschiedet. Es war alles fertig, dann hat Seehofer „nein“ gesagt. Das zeigt: Die Arbeit in der großen Koalition ist auch mühselig. Man hat mit zwei unterschiedlichen Partnern zu tun.
Frau Crone, acht Jahre im Bundestag. Was nehmen Sie mit aus dieser Zeit mit? Crone: Diese Zeit hat meinen Horizont unglaublich erweitert. Da ist die Zusammenarbeit mit jungen Leuten im Team, aber auch viele, viele Gespräche mit hochinteressanten Menschen. Ich denke auch an die Delegationsreisen wie zum UN-Waldforum in New York oder zu Palmölplantagen in Vietnam. Oder die Frage: Wie läuft es mit der Pflege und Sozialsystem in den Niederlanden und den skandinavischen Ländern? Das hat mich sehr weiter gebracht. Man sagt ja immer, in
44
Welche Ereignisse waren besonders belastend? Ganz sicher, die Entscheidungen für Auslandseinsätze. Oft muss man in der Koalition auch mit zusammengebissenen Zähnen abstimmen. Man ist in der Zwickmühle. Das belastet. Wo fühlt man sich ohnmächtig, obwohl man doch ganz nah dran ist an der Macht?
KORREKTURABZUG Auch wenn ich mich als freie Abgeordnete fühle, muss man klein begeben und Kompromisse eingehen. Oft empfinde ich eine starke Ablehnung der Politik und viel Hetze im Internet. Das hat zugenommen in den acht Jahren. Da fühle ich mich ohnmächtig. Man denkt, Demokratie ist normal und selbstverständlich, aber man muss immer dafür kämpfen. Mir ist auch der europäische Gedanke wichtig. Dass es auch da bröckelt, hätte ich so nicht gedacht.
Bitte ausfüllen und zurück an anzeigen@staedte-verlag.de oder Telefax 0711 5762-208.
Petra Crone bei einer Veranstaltung mit dem ehemaligen Arbeitsminister und SPD-Parteivorsitzenden Franz Müntefering (2. von rechts) in der Stadthalle Meinerzhagen
Bei der Bilanz ihrer ersten 100 Tage im Parlament hatten Sie gesagt, „Reden ist anders als zu Hause vor Publikum“. Wo liegt der Unterschied? Es gibt eine größere Öffentlichkeit. Unter Umständen wird gefilmt für Nachrichtensendungen. Da muss alles stimmen. Was man sagt, bietet zudem Angriffspunkte. Man muss Zwischenrufe oder Fragen parieren. Die erste Rede war am aufregendsten, aber auch meine letzte vor der Sommerpause war keine Routine. Was ist das Rezept, geerdet zu bleiben, nicht abzuheben?
Der Druck Ihrer Anzeige ist diesem Korrekturabzug gemäß vorgesehen. Die Farbgebung des Korrekturabzuges kann technisch bedingt von den Druckfarben abweichen. Die endgültige Farbe des Anzeigenrahmens bestimmt der Verlag (z. B. abhängig von Layout- bzw. Farbvorgaben der Kommune).
Viel im Wahlkreis unterwegs sein, präsent zu sein, mit vielen ins Gespräch zu kommen, auch mit jungen Leuten, Schulklassen zum Beispiel. Wichtig ist auch, kritikfähig zu bleiben und mögliche Fehler zuzugeben. Welche Wesenszüge sind für ein Bundestags-Mitglied hilfreich? Menschen lieben, Offenheit und Kritikfähigkeit Was würden sie ihrer Nachfolgerin im Wahlkreis raten? Ich gebe da keine Ratschläge. Jeder muss seine eigene Art finden, Politik zu machen. Es ist nie gut, wenn Alte den Jungen raten, was sie tun sollen.
Inklusive:
Vielfältig lizenzierte Trainer/innen garantieren Ihnen ein abwechslungsreiches und zielorientiertes Training.
15
AT Halver 21
E-Mail (sc)
G (bk) / kr
Kölner Straße 159 | 58566 Kierspe | Tel.: 0 23 59 - 299 90 99 | E-Mail: info@sportshouse4u.de | www.sportshouse4u.de
45
WOHNRAUM FÜR ALLE GENERATIONEN
Text Wolfgang Teipel, Fotos Martin Büdenbender
Für ehemalige Hauptschule in Meinerzhagen bricht neues Zeitalter an Die Zeiger der alten Uhr sind vor einer gefühlten Ewig-
Neue Wände trennen das langgezogene Gebäude im
keit bei 13.15 Uhr stehengeblieben. Das war schon lange vor dem Abbau des Uhrenturms der ehemaligen Hauptschule an der Genkeler Straße in Meinerzhagen. Schon bald sollen sie wieder über das Zifferblatt wandern. Dann zeigen sie im neuen Quartier der Generationen die Zeit an. Auf der zurzeit wohl größten Hochbau-Baustelle Meinerzhagens herrscht reger Betrieb. Fassaden werden verkleidet, der Innenausbau läuft auf Hochtouren, kleine Flächen für einen geplanten Park sind bereits freigeschoben. Die Vertiefung zeigt: Hier soll einer von mehreren Teichen entstehen. Rolf Lutz hat klar vor Augen, was auf dem 14.600 Quadratmeter großen Areal mit seinem über 6000 Quadratmeter Nutzfläche in wenigen Monaten in Betrieb gehen soll. Lutz gehört zur fünfköpfigen Investorengruppe und ist gleichzeitig ihr Sprecher. Nach einer von zahllosen Baubesprechungen nimmt sich der Chef eines Gelsenkirchener Dachdeckerunternehmens Zeit für einen Rundgang mit den KomplettReportern.
Innern. So entstehen fünf neue Häuser. Jedes verfügt über einen eigenen Eingang. Vier werden bis unter das Dachgeschoss mit Sozialwohnungen belegt. Die obersten Stockwerke sind jeweils frei finanziert und können von jedem Interessenten angemietet werden. Das fünfte Haus ist den Demenz-Wohngruppen vorbehalten. „Alles ist komplett barrierefrei angelegt. Wir bauen überall Aufzüge ein“, erläutert Rolf Lutz. Dazu kommen Räume für den Pflegedienst, der rund um die Uhr vor Ort sein wird, Platz für einen kleinen Friseursalon sowie ein Fußpflege-Studio.
An der Genkeler Straße entstehen in der einstigen Hauptschule citynah 34 Wohnungen im sozialen Wohnungsbau; 17 zusätzliche sind frei finanziert. Außerdem wird Raum für drei Demenz-Wohngruppen geschaffen,
Die Energieversorgung des gesamten Komplexes erfolgt über ein Blockheizkraftwerk sowie eine Fotovoltaik-Anlage. „Damit sind wir autark“, sagt Rolf Lutz. Im Übrigen verfügten die Gebäude über höchste Standards in Sachen Wärmedämmung. „Ich will hier mit einer Kerze heizen“, lacht Rolf Lutz. Für den Bau des Quartiers der Generationen hat die Investorengruppe rund 18,5 Millionen Euro veranschlagt. Der Kaufpreis für Gebäude und Grundstück kommt noch oben drauf. Ein wirtschaftliches Wagnis? Rolf Lutz sieht das gelassen. „Wir haben mit vergleichbaren Projekten in anderen Städten beste Erfahrungen gemacht“, sagt er. Die Politik in Meinerzhagen stehe voll hinter dem
in denen insgesamt 24 Menschen wohnen und betreut werden können. „Für jeden dieser Bewohner rechnen wir etwa 50 Quadratmeter Platz ein“, erläutert Rolf Lutz. Der Essener ambulante Pflegedienst APD wird die Betreuung der dementen Bewohner übernehmen.
Projekt. „Der Rat hat sich einige unserer Einrichtungen angesehen“, berichtet er. Danach sei der Verkauf an die Investorengruppe einstimmig beschlossen worden. Meinerzhagens Bürgermeister Jan Nesselrath meint: „Wir haben nicht nur einen seriösen Käufer für den Gebäu-
Platz für drei Demenz-Wohngruppen
46
Rückhalt aus der Politik
dekomplex der ehemaligen Hauptschule, sondern auch einen Partner für unsere Stadt gefunden, der die Lebensqualität um eine wichtige Facette bereichern, Wohnraum für alle Generationen schaffen und neue Perspektiven für die Versorgung demenzkranker Menschen eröffnen wird.“ Wann werden die ersten Mieter einziehen? Bis zum Herbst solle der Komplex bezugsfertig sein. „Wenn nichts dazwischen kommt“, sagt Rolf Lutz. Die Investoren haben einen Zeitpuffer eingebaut. Das Interesse sei groß. Anfragen für Vermietung und WG-Plätze seien bereits vor Baubeginn im Juli 2016 eingetroffen. „Die Vermietung ist auf die Zeit ab 1. Januar 2018 angelegt“, erklärt Lutz. Dann beginnt an der Genkeler Straße ein neues Zeitalter und spätestens dann setzen sich auch die Zeiger der Turmuhr aus den 1950er Jahren wieder in Bewegung.
INFO Die Investoren: Zu den Investoren zählen die inzwischen verstorbene Petra Hasenau-Rossing, ihr Ehemann Hans-Werner Rössing, Dachdeckermeister Rolf Lutz, Mike Sternkopf (Sachverständiger für das Dachdeckerhandwerk) sowie Claudius Hasenau. Petra Hasenau-Rossing und ihr Bruder Claudius Hasenau gründeten im April 1993 die „Ambulante Pflegedienste Gelsenkirchen GmbH“, kurz APD. Die APD betreut Pflegebedürftige in ihrer Wohnung und versorgt sie hauswirtschaftlich. Sie übernimmt auch die Pflege im Meinerzhagener Quartier der Generationen. Der Sinnesgarten: Die Investorengemeinschaft lässt im Innenhof des Quartiers der Generationen eine rund 4000 Quadratmeter große Grünfläche mit Teichen und Wasserlauf anlegen. „Sie wird später für die Öffentlichkeit zugänglich sein“, verspricht Rolf Lutz. Die Wasserfläche wird etwa 300 Quadratmeter groß und besteht aus zwei kleineren Seen mit Seerosen und Schilfflächen sowie einem kleinen Bachlauf. Dazu kommen Wege und Ruhebänke.
Hugo Ackermann GmbH & Co. KG Kunststoffverarbeitung Volmestraße 129 58566 Kierspe
Wir sind ein modern ausgerichtetes Familien-Unternehmen mit über 75 jähriger Erfahrung in der Herstellung von Präzisions-Kunststoffteilen. Spritzgießmaschinen mit 40t bis 500t Schließkraft. Verarbeitung von technisch hochwertigen Kunststoffen. Spezialverfahren: Kernausschmelztechnik, Montagespritzguss, Gasinnendruckverfahren und Mehrkomponenten-Spritzguss. DIN EN ISO 9001-2008 zertifiziert. Feuersicheres Werkzeuglager. Mehr erfahren SIe auf unserer Website: www.hugo-ackermann.de Oder rufen Sie uns einfach an: 02359 90860
47
AUS NACH 55 JAHREN
Von Horst vom Hofe
Schullandheim „Haus Lyck“ in Meinerzhagen schließt zum Jahresende
beschlossen. Vorstand und Mitglieder des „Schullandheimvereins Meinerzhagen“ fassten dazu auf einer außerordentlichen Versammlung den Beschluss. Seit 1984 stand die einstmals städtische Einrichtung in ehrenamtlicher Trägerschaft.
50.000 Gästeübernachtungen zählt die Stadt Meinerzhagen jährlich – und gehört damit bislang zu den drei Kommunen im Märkischen Kreis mit den höchsten Zahlen im Beherbergungsgewerbe. Ab 2018 werden es rund 5000 Übernachtungen weniger sein – denn eine traditionsreiche Einrichtung mit 80 Betten hat dann nicht mehr geöffnet. Nach der 2016 vollzogenen Schließung der Jugendherberge ist das ein weiterer herber Verlust an touristischer Infrastruktur in der Volmestadt. „Das hier ist einer der schönsten Flecken in unserem Städtchen“, stellt Christel Burja (62) mit Stolz und auch ein wenig Wehmut in der Stimme fest. Gemeinsam mit ihrem Mann Otmar (66) leitet sie seit 1985 das Schullandheim „Haus Lyck“ in Meinerzhagen. Im November dieses Jahres kommt noch einmal eine Schülergruppe der Gesamtschule aus Hagen-Eilpe in diese Idylle im Schatten der großen Meinhardus-Mattenschanze, dem markanten Wahrzeichen der Volmestadt. Und dann ist endgültig Schluss – 55 Jahre, nachdem hier die ersten jungen Gäste eine erlebnisreiche Woche als Abwechslung zum Schulalltag verbringen konnten. Mehr als 350.000 Übernachtungen hat es seit Inbetriebnahme des Hauses gegeben. Für die langjährigen Heimeltern bedeutet die bevorstehende Schließung den Abschied von einer liebgewordenen Heimstätte und markiert zugleich das Ende ihrer beruflichen Tätigkeit. Generationen von jungen Menschen haben sich hier wohlgefühlt. „Von uns aus hätte das auch noch einige Jahre so weitergehen können“, sagt Otmar Burja. Doch das endgültige Aus wurde bereits im März vergangenen Jahres
48
Nach der Ortschaft Lyck in Ostpreußen benannt „Ohne den Verein mit seinen engagierten Mitgliedern wäre das Haus schon sehr viel früher geschlossen worden“, konstatiert Christel Burja. Immer wieder schwebte – trotz durchaus guter Auslastung – das Damoklesschwert der Schließung über der Einrichtung. Diese wurde benannt nach dem einstigen Lyck in Ostpreußen, dem heutigen Elk im polnischen Verwaltungsbezirk Ermland-Masuren. Die feierliche Namensgebung durch den damaligen Hagener Oberbürgermeister und vormaligen Ministerpräsidenten des Landes NRW, Fritz Steinhoff, erfolgte 1963. Hagen war von der Kreisgruppe Lyck in der Landsmannschaft der Ostpreußen als Partnerstadt ausgewählt worden. Weil Hagen als Folge der einsetzenden Krise in der Kohle- und Schwerindustrie des Ruhrgebietes ab Mitte der 1960er Jahre fortwährend mit strukturell bedingten großen finanziellen Problemen zu kämpfen hatte, kamen im Zeichen der Rotstiftpolitik sehr bald freiwillige Leistungen auf den Prüfstand. Erstmals 1972 äußerten die Verantwortlichen in Rat und Politik die Absicht, „wegen ständig steigender Kosten“ die Verantwortung für das Schullandheim abgeben zu wollen. Zunächst aber zeigte erheblicher Widerstand aus der Bürgerschaft Wirkung. Unter anderem hatten sich Schulpflegschaften von 17 Hagener Schulen mit einer Petition einmütig für den Erhalt von Haus Lyck eingesetzt.
Zehn Jahre später, 1982, schien das Aus für das Schullandheim in Meinerzhagen aber besiegelt. Es gab konkrete Übernahmepläne für das Gebäude. Eine Stoffdruckerei sollte hier angesiedelt werden. Doch es stellte sich heraus, dass für die geplante Aufstellung des Maschinenparks die dafür erforderlichen statischen Voraussetzungen fehlten, woran der Verkauf an den privaten Investor scheiterte. Gleichwohl hielt die Stadt Hagen an den Plänen für die Schließung fest. Es gab auch bereits eine Deadline: Ab 1. August 1983 sollte das städtische Schulamt für Haus Lyck keine Belegungswünsche mehr annehmen.
Erfolgreiche Zeit unter ehrenamtlicher Trägerschaft Es war dem großen ehrenamtlichen Engagement einer Gruppe von Hagener Pädagogen und Elternvertretern geschuldet, dass die Schließung buchstäblich im letzten Augenblick doch noch abgewendet werden konnte. Sie gründeten kurzentschlossen einen Verein, erreichten in Verhandlungen mit der Stadt Hagen, dass diesem das Haus pachtweise in Obhut gegeben wurde. Das bedeutete ein nicht unerhebliches finanzielles Risiko für die Initiatoren. Die Stadt Hagen erklärte sich zwar bereit, zunächst weiterhin einen jährlichen Zuschuss zu leisten. Der wurde gedeckelt auf 90.000 D-Mark festgelegt, was aber gegenüber der bisherigen Regelung nicht einmal mehr die Hälfte der jährlich anfallenden Betriebs- und Unterhaltungskosten für das Haus ausmachte. Unter neuer ehrenamtlicher Trägerschaft durchlebte Haus Lyck gleichwohl noch einmal eine sehr erfolgreiche Phase. Die Gäste- und Übernachtungszahlen konnten bis auf maximal 9000 Jahresübernachtungen deutlich gesteigert werden. Im Trägerverein engagierten sich in der Spitze bis zu 140 Mitglieder oftmals auch in ihrer Freizeit aktiv für nötige Renovierungs- und Umbauarbeiten. Auch der Meinerzhagener Industriekaufmann Gerhard Ihne (65) ließ sich für die Sache begeistern, fungiert seit etlichen Jahren als 2. Vereinsvorsitzender. „Wir mussten leider erkennen, dass wegen deutlich veränderter Rahmenbedingungen auf Dauer eine solche Einrichtung in ehrenamtlicher Trägerschaft nicht zu halten ist“, stellt er fest. „Von der Stadt Hagen gab es zwar bis zuletzt viel Lob und Anerkennung für unsere Arbeit, aber leider keine Erhöhung des Zuschusses“, bedauert der Vor-
standsvertreter. Es kommen immer noch Schulklassen und andere Gruppen hierher. Blieben sie früher meist eine ganze Woche, beschränkt sich ihr Aufenthalt heute aber in der Regel auf einen deutlich kürzeren Zeitraum. Für das laufende Jahr wird mit noch rund 5000 Übernachtungen ein Tiefpunkt in der Belegung erreicht sein. „Bevor wir unweigerlich in die roten Zahlen geraten, mussten wir handeln“, begründet Ihne den gefassten Beschluss zur Schließung und damit auch der Auflösung des Vereins.
Zukunft der Liegenschaft ist ungewiss Was aus dem Gebäude und der umliegenden großen Frei- und Spielfläche nun wird, ist ungewiss. Die Stadt Hagen ist nach wie vor Eigentümerin der Liegenschaft. Bemühungen um eine Vermarktung laufen, bislang jedoch ohne konkretes Ergebnis. Das scheidende Heimleiterehepaar wird aus der Nähe ein interessiertes Auge auf das weitere Schicksal ihrer langjährigen Wirkungsstätte halten. „Wir sind echte und überzeugte Meinerzhagener geworden und bleiben natürlich hier wohnen“, so Otmar Burja, der vor jetzt 32 Jahren mit seiner Frau Christel aus der großen Volmestadt Hagen an den Quellort der Volme im Sauerland übersiedelte. An der Kampstraße wird gerade gemeinsam mit Tochter und Schwiegersohn das künftige Wohnhaus der Familie renoviert.
Starke Leistung - Günstige Preise Erdgas von den Stadtwerken Meinerzhagen
Wir haben für jeden das Richtige
Wasser- -Mobilität Erdgas -- Service Energie -- Wasser www.stadtwerke-meinerzhagen.de www.stadtwerke-meinerzhagen.de
Stadtwerke Meinerzhagen GmbH Bahnhofstraße 17 · 58540 Meinerzhagen Telefon 02354 9280-0 · Fax 02354 9280-20
49
EIN HAUS MIT SEELE Peter und Karin Sevriens hauchen altem Bahnhof Valbert neues Leben ein Von Martin Büdenbender Alte Häuser, sagt man, haben eine Seele. Das trifft besonders dann zu, wenn das alte Haus einmal ein Bahnhof gewesen ist. Als Peter und Karin Sevriens vor 31 Jahren den alten Bahnhof Valbert erwarben, da fand damals zusammen, was zusammengehört. Wer schließlich könnte besser befähigt sein, einem solchen alten Gebäude neues Leben einzuhauchen, als ein Künstler. Das muss man auch in der Bahndirektion Essen gedacht haben, als der Fotograf und Objektkünstler Peter Sevriens im Sommer 1986 mit 5000 Mark in der Hand im Direktionsbüro auftauchte und erklärte: „Ich möchte den Bahnhof kaufen.“ Er stieß auf offene Ohren. Aber ganz so schnell und ganz so preiswert lief es doch nicht ab. Zunächst wurde ein Gutachter nach Valbert geschickt, der den Wert des seit Jahren leer stehenden Bahnhofs taxierte. Im Oktober wurde der Deal dann tatsächlich perfekt gemacht und Familie Sevriens zog mit drei Kindern und Hund Baro in den Bahnhof ein. Einziehen ist reichlich übertrieben. Denn das Bahnhofsgebäude befand sich damals, nach jahrelangem Leerstand, in einem desolatem Zustand. Gewohnt hat die fünfköpfige Familie nebst Hund zunächst in einem Zimmer. „Alle anderen Räume waren nicht zu gebrauchen“, erinnert sich Peter Sevriens. „Die mussten wir erst renovieren.“ Geheizt wurde mit Kohle. „Der erste Winter war lausig kalt“, schaudert es Karin Sevriens noch heute. Nach zwei Jahren intensiver Renovierung ist es so langsam häuslich im Bahnhof geworden. Die Einrichtung indessen dauert bis heute an. Denn Peter Sevriens hat zwar im Erdgeschoss sein Atelier bezogen, aber im Laufe der Jahre sein ganzes Haus zum Kunstraum umgestaltet. Das fällt schon von außen auf. Im Listertal gibt es wohl niemanden, der den Bahnhof mit seinen bunt bemalten Bruchsteinmauern und Efeu umrankten Fenstern nicht kennen würde.
Der letzte Zug fährt im Mai 1955 So farbenfroh hat die kleine Bahnstation früher nicht ausgesehen. Auf der 1927 eröffneten Bahnstrecke von Meinerzhagen ins Listertal wurde Personenverkehr nur bis zum Mai 1955 betrieben. Seitdem hat der Bahnhof seine eigentliche Funktion verloren. Nur noch gelegentlich zieht hier ein Güterzug, beladen mit Schotter vom Steinbruch Krummenerl, vorbei und stört die idyllische Ruhe.
50
Ina Hoffmann
Dort wo früher die Reisenden ein- und ausstiegen steht man heute im Garten von Sevriens’. Mittendrin ist ein ausrangierter Eisenbahnwagon geparkt. Auch darin hat sich Peter Sevriens mit seinen künstlerischen Arbeiten breit gemacht. Auf die Ergebnisse seiner überbordenden Fantasie und Kreativität stößt man auf dem gesamten Grundstück. Vor der Haustür überrascht eine Ansammlung alter Kameras die Besucher des Bahnhofs mit der blauen Hausnummer 2, die auf einem ausgedienten Postbriefkasten prangt. Die alten Fotoapparate stehen für einen Lebensabschnitt Peter Sevriens. In den 70er- und 80er-Jahren hat er sich einen Namen als Kunstfotograf gemacht. Fotoapparate begegnen dem Gast im Haus auf Schritt und Tritt. Erkennen kann man sie oft nur auf dem zweiten Blick. Sie sind eingebunden in bizarre Kunstwerke und dabei oft ihrer ursprünglichen Funktion enthoben. Zwei Kameras verleihen einer Collage die Augen, ein anderer Fotoapparat ist zum Trommelrevolver umfunktioniert, daneben eine Holzkamera mit Zapfhahn als Objektiv. Aus einer anderen Kamera wächst eine Hand, das Objektiv indessen lugt aus einem Verbandskasten hervor.
Joseph Beuys lässt grüßen Der Kunstfotograf Peter Sevriens hat sich zum Objektkünstler entwickelt. Seine Atelierräume sind bis unter die Decke gefüllt mit einem Sammelsurium aus fertigen und halbfertigen Kunstwerken und Gegenständen, aus denen vielleicht einmal Kunstwerke entstehen werden.
51
In einer Nische fällt ein alter Holzschrank mit seinen drei Türen auf. Die sind auf der einen Seite in den Farben schwarz, rot und gold auf der anderen Seite rot, weiß und blau angemalt. Peter Sevriens ist, wie schon sein Name vermuten lässt, Niederländer. Überwältigt von der Fülle von Exponaten, die überall im Haus an den Wänden und sogar an der Decke hängen, gelangt man über die Flurtreppe vorbei an einem fast lebensgroßem Bildnis der heiligen Jungfrau Maria mit knallrotem Kussmund in die Küche. Durch die zerborstenen Glasscheiben der Küchentür (das ist so gewollt) „Unsere Kinder fanden das immer gut“, lacht Karin Sevriens. Vorbei an einem riesigen gusseisernen Ofen gelangt man ins Wohnzimmer. Endlos viele Schallplatten reihen sich in der Phonoecke aneinander. Blues klingt aus großen Lautsprecherboxen. An den Wänden hängen Fotografien, Gemälde, Skulpturen, seltsame Gebilde aus Fotoapparaten und riesige Setzkästen voll mit Uhrwerken,
blickt man in einen Raum, in dem Geräte und Mobiliar aus Omas Zeiten das Bild bestimmen. Über dem Herd hängt eingerahmt ein Plakat, das für eine Ausstellung des berühmten Aktionskünstlers Joseph Beuys wirbt. „Das hängt da ganz im Sinne von Beuys genau richtig. Alle paar Wochen muss ich es entfetten“, schmunzelt Karin Sevriens und spielt darauf an, dass Fett ein gestalterisches Element im Schaffen von Beuys war. Peter Sevriens hat den 1986 verstorbenen Künstler gut gekannt.
die Peter Sevriens in Stahlmuttern eingelassen und mit Objektivfiltern abgedeckt hat. Mit seinen Fotografien hat er früher die Zeit eingefroren. Jetzt interessiert ihn mehr, wie die Zeit vergeht und wohin sie führt. Gegenüber fällt ein Setzkasten ins Auge, in dem sich Feuerzeuge in allen Größen und Formen stapeln.
Unkonventionell: Badewanne hinterm Fahrkartenschalter
52
Alte Warnschilder und ein Schalterschrank erinnern daran, dass das Haus mal eine Bahnstation gewesen ist. Hinter der Schaltertür, durch deren Luke vor vielen Jahren die Bahntickets gereicht wurden, stößt
Diese kleine Galerie dokumentiert - ausnahmsweise - nur die Sammelleidenschaft von Peter Sevriens. Die Feuerzeuge stehen für sich und sind nicht, so wie die meisten anderen Dinge in diesem Haus, ihrer ursprünglichen Funktion enthoben und in einen neuen Bedeutungszusammenhang gesetzt. Denn ganz im Sinne Picassos, der von Künstlern einforderte, die Wirklichkeit nicht abzubilden, sondern her-
man unverhofft auf eine Badewanne. Wer sagt denn, dass eine Badewanne im Badezimmer stehen muss?
zustellen, hat Peter Sevriens die Dinge, die ihn umgeben und mit denen er lebt, neu gedeutet, umgestaltet und ihnen eine neue Funktion gegeben, eben genau so, wie der Bahnhof Valbert nicht mehr Bahnhof, sondern Wohnhaus und Kunstwerkstatt geworden ist.
KLEINKUNSTBÜHNE TuS Meinerzhagen bereichert Szene: Lesungen, Cover-Songs und Oldies zum Mitsingen Ein Sportverein setzt kulturelle Akzente. Mit der Kleinkunstbühne hat der TuS Meinerzhagen im Winter 2016 ein neues Angebot gemacht, das die Kulturszene im oberen Volmetal bereichert hat. Der TuS bietet damit in der eigenen Halle an der Genkeler Straße heimischen Künstlern eine Bühne. Initiator Christian Schmitt hat für den Herbst/Winter 2017 erneut ein Programm aufgelegt. „Ich packe meine Cover - Von den 90ern bis heute“ ist Thema am 14. Oktober. Ab 20 Uhr dreht sich alles um Coversongs der letzten Jahre. Den Auftakt machen Nadine Conrad und Christian Schmitt mit einem halbstündigen Set. Danach ist die Bühne frei für jeden, der gerne gecoverte Lieder vortragen möchte.
Nadine Conrad und Christian Schmitt gestalten am 14. Oktober auf der Kleinkunstbühne einen Abend mit Cover-Songs. Foto: Rüdiger Kahlke
Im November steht ein Oldie-Abend mit Live-Musik auf dem Programm. Mitsingen erwünscht. Ein Termin stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Am 23. Dezember beginnt um 20 Uhr die Weihnachtslesung. Jeder, der möchte, kann auf dem roten Lesesessel Platz nehmen und eine kurze Geschichte vorlesen, die für einen selbst zur Weihnachtszeit passt. rk • Alle Infos unter www.facebook.com/kleinkunstbuehnemeinerzhagen.
KUK-PROGRAMM: DER HERBST IST WEIBLICH Literarische Revue mit Ann-Kathrin Kramer, Karoline Eichholz und Gesine Crukowski • Konzerte, Jazz in Kierspe, Kabarett und Fahrten zu Kunst-Ausstellungen runden das KUK-Programm ab. • Alle Infos unter unter: www.kuk-verein.de.
FRITZ SCHNEIDER GMBH & CO. KG Drei Frauen - Foto von der veranstaltenden Agentur Sagas
Der Herbst ist weiblich. Jedenfalls im neuen KUK-Programm, das der Verein für Kommunikation und Kultur in Kierspe und Meinerzhagen vorgelegt hat. Beschaulich und nachdenklich geht es am 19. Oktober in der Stadthalle Meinerzhagen zu. Die bekannten Schauspielerinnen Ann-Kathrin Kramer, Karoline Eichholz und Gesine Crukowski erzählen in einer literarischen Revue die Geschichte von „Drei Frauen in Deutschland“. Anhand der Lebenslinien der Schriftstellerinnen Bettina von Arnim, Else Lasker-Schüler und Erika Mann zeichnen sie 200 Jahre Geschichte nach, die zumeist die Geschichte der Männer ist. – Oft mit Gedanken „von verstörender Aktualität“, heißt es im Programm des KUK-Vereins. Beginn ist um 20 Uhr. Karten für den literarischen Abend gibt es für 28 Euro (ermäßigt 15 Euro) im Vorverkauf bei der Buchhandlung Schmitz (Tel. 02354/2762), Atelier Albrecht (Meinerzhagen), Buchhandlung Timpe (Kierspe), Reisebüro Lück (Valbert) und unter www.kuk-verein.de. An der Abendkasse 32 bzw. ermäßigt 18 Euro. rk
Präzisions-Werkzeugfabrik Formwerkzeuge aus HSS, VHM und HM-bestückt für die spanabhebende Fertigung
Darmcher Grund 6 · 58540 Meinerzhagen Telefon 0 23 54 / 14 65 65 · Telefax 0 23 54 / 14 65 66 E-Mail: info@fritzschneidergmbh.de www.fritzschneidergmbh.de
53
Advertorial
HERZBLUT UND MODERNE TECHNIK Im Familienunternehmen Groll Druck entsteht das Komplett-Magazin
Über 115-jährige Tradition als Familienunternehmen sowie moderne Technik und Produktionsweisen gehen bei Groll Druck in Meinerzhagen eine harmonische Verbindung ein. „Es zählen nicht allein die Leistungsdaten unserer Maschinenausstattung“, sagt Thorsten Kriegeskotte, der in der vierten Familiengeneration das Unternehmen leitet. „Es sind vielmehr unsere Mitarbeiter, die neben fachlicher Qualifikation vor allem eine gehörige Portion Herzblut mitbringen, ohne die es für einen modernen Druckereibetrieb kein Vorwärtskommen gibt.“ Herzblut und moderne Technik stecken auch im KomplettMagazin, dessen Herstellung beispielhaft für alle Produktionsprozesse bei Groll Druck steht. Sarah Kriegeskotte beschreibt beschreibt die Entstehung der Zeitschrift:
5 Schritte bis zum kompletten Magazin 1. Wie jeder Auftrag beginnt das Komplett-Magazin in der Verwaltung. Dort nimmt einer der Sachbearbeiter den Auftrag entgegen und bestellt das benötigte Papier und die dazugehörigen Druckfarben. Alle für die Produktion benötigten Informationen werden auf einem Auftragsblatt für die späteren Arbeitsstationen festgehalten. 2. Weiter geht es in der Druckvorstufe. Dort prüft einer der beiden Mitarbeiter die Druckdaten auf Richtigkeit. Sind diese in Ordnung, wird die Datei für den Druck aufbereitet und die Druckformen, die anschließend in die einzelnen Druckwerke der Druckmaschine eingespannt werden, werden erstellt. 3. Nun übernimmt einer unserer fünf Medientechnologen Offsetdruck den Auftrag und der Druckprozess beginnt. Tatkräftig unterstützt werden sie von drei Produktionshelfern sowie seit diesem Jahr von unserem Azubi Robin. Damit das Komplett-Magazin, so wie auch alle weiteren Produkte, möglichst schnell ausgeliefert werden können, arbeiten unsere Mitarbeiter im Schichtbetrieb. Die Druckformen werden in die 2014 angeschaffte Heidelberger 5-Farben-Druckmaschine mit zusätzlichem Lackwerk eingespannt. Zum Druck des Komplett-Magazins werden nur vier Druckwerke benötigt, da die Daten aus den Grundfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz
54
aufgebaut sind. Mit diesen vier Farben lassen sich fast alle Farben durch übereinander und nebeneinander Drucken von kleinen Punkten darstellen. Das kann man leicht sehen, in dem man die Fotos des Komplett-Magazins durch eine Lupe betrachtet. Im Lackwerk wird zuletzt noch ein matter Lack aufgebracht. Das fünfte Farbwerk kommt zum Einsatz, wenn ein Kunde eine Sonderfarbe wünscht. Das Bedrucken des Papiers geschieht mit enormer Geschwindigkeit: Bis zu 15.000 Bogen werden pro Stunde bedruckt. 4. Nach dem Druck und einer Trocknungszeit beginnen unsere Mitarbeiter aus der Druckweiterverarbeitung mit der Fertigung. Hier arbeiten neben den drei Produktionsleitern sechs weitere Mitarbeiter, welche die verschiedenen Maschinen zur Endverarbeitung bedienen. Hier werden Druckprodukte wie Visitenkarten, Briefbogen, Flyer, Blöcke, Broschüren, Etiketten usw. veredelt und fertiggestellt: nummerieren, falzen, stanzen, prägen, cellophanieren, heften und lochen sind nur einige der vielen Möglichkeiten. Für die Fertigstellung des Komplett-Magazins müssen die einzelnen Druckbogen gesammelt und geheftet werden. Dies geschieht auf dem sog. Sammelhefter. Dieser legt die Druckbogen in der richtigen Reihenfolge übereinander, falzt sie, klammert die Broschüre und beschneidet sie. Jetzt kann das fertige Komplett-Magazin bereits in den Händen gehalten werden. 5. Im letzten Schritt werden die Magazine handlich in Kartons verpackt und so an die Auslagestellen geliefert.
1920
Grün drucken Schon seit 2007 ist die Druckerei Groll FSC-zertifiziert. Das bedeutet, dass FSC-zertifizierte Papiere zum Einsatz kommen und auch mit dem FSC-Logo versehen werden dürfen. Holz- und Papierprodukte mit diesem Siegel stammen aus kontrollierter, nachhaltiger Bewirtschaftung. Darüber hinaus steht das Siegel für sichere und faire Arbeitsbedingungen aller an der Herstellung und Verarbeitung des Papieres beschäftigten Menschen: vom Waldarbeiter bis zu den Mitarbeitern der Druckereien. Einen Schritt weiter geht Groll Druck mit der Möglichkeit der klimaneutralen Produktion. Dabei werden die CO2Emissionen, die von der Papierherstellung bis zum fertigen Endprodukt entstehen, an anderer Stelle ausgeglichen. „Viele Kunden zeigen inzwischen Initiative. Sie bekennen sich nicht nur zur klimaneutralen Produktion, sie erwarten das von uns. Und das ist gut so“, meint Thorsten Kriegeskotte. Weiterhin wurde mit dem Neubau 2009 im Industriegebiet Darmcher Grund eine moderne Wärmerückgewinnungsanlage installiert. Diese Anlage nutzt die Abwärme der Maschinen für die Raumheizung und somit verringert sich der Energieverbrauch um ca. 50 Prozent. Das Brauchwasser liefert eine Quelle auf dem Grundstück. So trägt die Druckerei Groll einen Anteil zum Umweltschutz bei und auch die Kunden haben durch FSC-Papiere und die CO2-Kompensation die Möglichkeit, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten und gleichzeitig öffentlichkeitswirksam ihr Engagement zu zeigen.
Groll Druck bildet aus: - Mediengestalter Digital und Print - Medientechnologen Offsetdruck - Medientechnologen Druckverarbeitung Bewerbungen an: info@groll-druck.com
FIRMENGESCHICHTE 1902 Emil Groll gründet die Druckerei in Meinerzhagen in der Bahnhofstraße. 1910 Umzug in das Gebäude Derschlager Straße 12, Meinerzhagen. 1923 Nach dem ersten Weltkrieg wurden aufgrund der Inflation Geldscheine für die Gemeinden Meinerzhagen und Valbert gedruckt. 1930 Wilhelm Kriegeskotte, der Schwiegersohn des Firmengründers, steigt als Schriftsetzer in die Druckerei ein. 1950 Anbau an das alte Firmengebäude in der Derschlager Straße in Meinerzhagen . 1960 Installation der ersten Offset-Druckmaschine. 1972 Friedrich Kriegeskotte wird Geschäftsführer in 3. Generation. 1991 Aufstellung der ersten 4-Farben-Druckmaschine bei Groll. 1996 Die erste 4-Farb-Etikettenmaschine wird aufgebaut; Thorsten Kriegeskotte wird Geschäftsführer in der 4. Generation. 2009 Umzug ins neu gebaute Firmengebäude im Darmcher Grund und Anschaffung neuer Druckmaschinen. 2014 Installation der neuesten Heidelberger 5-Farben- Druckmaschine plus Lackwerk. 2015 Anschaffung neuer Sammelhefter und Falzmaschinen. 2016 Mit Sarah Kriegeskotte tritt die 5. Familiengeneration ins Unternehmen ein. 2017 Investition in einen Druckplattenbelichter und eine neue Schneidemaschine
Darmcher Grund 14 58540 Meinerzhagen Tel. 02354/928450 info@groll-druck.de www.groll-druck.de
55
Text Wolfgang Teipel Fotos Martin Büdenbender, Wolfgang Teipel
WIRBELWIND MIRA (3) ERKUNDET DIE PARKS AN DER Mit Regionale-Mitteln bauen Meinerzhagen, VOLME Kierspe und Schalksmühle neue Freizeiteinrichtungen
Die Kiersper und ihre Politik setzen große Hoffnungen in den neuen Park. Teuer genug war er ja. Rund 4,2 Millionen Euro, der größte Teil davon aus Mitteln der Regionale 2013, sind in das Schmuckstück zwischen B 54 und Kölner Straße geflossen. Jetzt soll sich die Anlage zur Erfolgsstory entwickeln. Für Bürgermeister Frank Emde ist die Sache klar. „Ein Highlight in
Die Bäume im Meinerzhagener Volkspark sind zum Teil uralt. Im verwunschenen Märchenwald versteckt sich Mira gern hinter den Riesen. Das liebt sie. Im Schalksmühler Mehrgenerationenpark steuert sie gleich das kleine Holzhaus an und schaut aus dem Fenster. Im Kiersper Volmefreizeitpark hat sie dafür die Volme im Blick. Oh, da muss man ein wenig aufpassen. Ein kleiner Wirbelwind von knapp drei Jahren und drei Parks. Und das passt. Freizeit ist für die Region „Oben an der Volme“ das Stichwort. Und Mira verbringt sie gern in Parks oder auch mal im Zoo, genau wie ihre Eltern und Großeltern. Schalksmühle und Kierspe haben ihren Freizeitwert gesteigert. Mit Mitteln aus der Regionale 2013, die sie in den Ausbau von Flächen an der Volme gesteckt haben. Meinerzhagen ist gerade dabei. Allerdings ein wenig abseits der Volme. Der Volkspark im Herzen der Stadt ist ein wenig ausgelichtet worden. Jetzt wird die Villa im Park restauriert und in ein Haus der Kultur verwandelt. Auch das wird Mira gefallen. Wenn sie ein wenig älter ist. Vorerst sind die Spielgeräte neben der Villa Schmiemicke ihre Favoriten.
56
Volme-Freizeitpark: Erfolgsstory mit Anlaufschwierigkeiten
der Stadtentwicklung“, schwärmt der Rathaus-Chef. Aus einem ehemaligen Schandfleck mit heruntergekommenen Gebäuden und belastetem Boden sei ein Schmuckstück geworden. Der Volme-Freizeitpark eröffne jetzt völlig neue Perspektiven für den Kiersper Ortsteil Bahnhof. Nicht immer stand das Projekt unter einem guten Stern. Neue Grenzwerte für den Einbau von belastetem Boden verteuerten den Park. Oftmals machte schlechtes Wetter dem Baufortschritt einen Strich durch die Rechnung. Tüpfelchen auf dem i war der Fund einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie verursachte allerdings nur eine kurze Unterbrechung der Arbeiten und wurde problemlos geborgen. Emde ist stolz auf das „schicke Entrée“, das demnächst auch Bahnfahrer und Benutzer des Volmetal-Radweges bewundern können. Vielleicht hält der ein oder andere
Wie buchstabiert man eigentlich Kierspe? NRW-Ministerin Ina Scharrenbach machte es jüngst bei der Eröffnung des Volme-Freizeitparks vor. K für „Kinder“, i für „Ideen“, e für „Engagement“, r für „Reichtum an Tatkraft“, s für „Standortentwicklung“, p für „Potenzial“ und e für „Erfolg“.
Radler auch mal an. Der Park öffnet sich zum Volmeufer hin, zahlreiche Spielgeräte bieten Abwechslung zum eher monotonen Pedaltritt und auf einigen Bänken kann der Besucher ausruhen und den Blick übers Volmetal schweifen lassen.
Schalksmühler erobern ihren Mehrgenerationenpark Zuvor stand allerdings noch eine Umzugsaktion an. Der Tümpel wurde abgefischt. Und - oh Wunder - rund 100 Kilogramm verschiedenster Fische fanden schließlich in Kleve ein neues Zuhause. Darunter waren auch zwei 60 Zentimeter große Karpfen, außerdem Hechte, Rotaugen, Flussbarsche, Hasel und Elritzen.
Die Schalksmühler haben ihren Mehrgenerationenpark nach der Eröffnung am 28. August 2015 ebenso schnell erobert wie Mira gleich beim ersten Besuch. Familien veranstalten Picknicks auf den Grünflächen der 4400 Quadratmeter großen Anlage, Senioren nutzen die Ruhebänke oder schlendern über die Wege. Ein Fitnessstudio hat den Park für Sportler entdeckt. An einigen Sonntagen im August konnten Jung und Alt im Rahmen der Aktion „Deutschland trainiert“ in der Grünanlage schweißtreibende und muskelfördernde Übungen absolvieren. Bevor die ersten Bagger anrollten, wurde viel diskutiert. Besonders um die Verfüllung des ehemaligen Volmeteichs wurde lange gerungen. Erst als klar war, dass sich Naturschutzbehörden gegen einen künstlichen Zufluss aus dem Klagebach stellten, wurden die Signale auf grün gestellt.
Darüber hinaus mussten 180 Bäume weichen. Sie sind durch neue Gehölze ersetzt worden, die den Park zur Straße und zur neuen Uferböschung abgrenzen. Auch im neuen Gemeindegarten an der Volme stecken Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie sind im Zuge der Regionale 2013 zur Verfügung gestellt worden. Aber: Immerhin 275.000 Euro musste die Gemeinde selbst beisteuern. Mit dem Geld wurden ein Teil der Volme renaturiert, das alte Volmewehr abgebaut, der frühere Teich trockengelegt, die alte Konzertmuschel abgerissen und das Gelände neu aufbereitet und zur Volme hin geöffnet. Mit Schachfeld, Schaukel und weiteren Geräten bis hin zum großen Wasserspielplatz und Ruheplätzen präsentiert sich der Park jetzt als Freizeitzentrum unter freiem Himmel. Dazu kommen beleuchtete Eingangstore, Lichtelemente an den Sitzstufen zur Volme und am Wasserspielplatz, kreiert von der niederländischen Lichtkünstlerin Diana Rademakers. Die würden auch Mira gefallen. Einen Besuch im Dunkeln hat sie aber noch nicht geschafft.
57
Segen der Regionale 2013. Im Einklang mit Ideen aus der Bürgerschaft, Konzepten aus dem Düsseldorfer Planungsbüro ASS und Geld von NRW-Landesregierung und den Stadtkassen hat sich in den Ortskernen von Schalks-
suchen. Der Prachtbau wurde 1716 von dem letzten Meinerzhagener Richter Dr. Johann Caspar Wever errichtet. Die Villa diente ihm als Wohnhaus und Dienstsitz.
Erlebnis-Shopping in Halver Halver, das Kaff? Ja, Halver ist ein kleiner Ort. Aber alles andere als langweilig: Halver bedeutet entspanntes Erlebnis-Shopping unter freiem Himmel. Im Center Halver genießen Sie ein großräumiges Einkaufsvergnügen. Ohne Stress, Anstehen und Gedrängel. Statt überfüllter Geschäfte finden Sie in Halver charmante Einzelhandelsgeschäfte, die dennoch keinen Einkaufswunsch offen lassen. Neben zahlreichen inhabergeführten Geschäften bieten auch große Ketten ihre Produkte an. Am neuen Fachmarktzentrum siedeln sich Lebensmittelgeschäfte wie Kaufland und Aldi zusammen mit Rossmann, Deichmann, Jeans Fritz, Takko und vielen weiteren an. Mehr als 1000 kostenfreie Parkplätze stehen direkt in der Innenstadt zur Verfügung. Statt kalter Kaufhaus-Atmosphäre erwartet die ganze Familie eine liebenswerte Stadt, die alle begeistert. Eingebettet in idyllische Wälder, bietet die Innenstadt einen Mix aus historischen Gebäuden und urbaner Einkaufsmeile – allerdings ohne Stress und Hektik. Zahlreiche Cafés bieten kleine Snacks und besondere Tee- und Kaffeespezialitäten, exquisite Torten, Eis oder Pasta-Gerichte. Die Villa Wippermann, die Häuser der Kultur, der Alte Markt, der Kulturbahnhof und zahlreiche andere Gebäude bieten Kultur und Geschichte. Mitten im Kulturquartier entsteht oberhalb der Villa Wippermann ein großer Spielplatz. Direkt an die Innenstadt grenzt das Naherholungs-
58
Das Stadtmarketing präsentiert zusammen mit Mitarbeitern der Werbeagentur „die von hier“ das Center Halver-Logo.
gebiet rund um die Herpine. Neben einem der größten Naturfreibäder Europas erwarten die Besucher ein Kletterpark, Tennisplätze, ein Trimm-dich-Pfad sowie zahlreiche andere Attraktionen. Weitere Maßnahmen sind innerhalb der Stadt geplant. So soll bald der Aussichtsturm restauriert werden. Diese außergewöhnliche Kombination lädt zum Einkaufen und Verweilen ein – zum Shopping-Besuch mit allen Sinnen.
ANZEIGE
Villa Schmiemicke wird Haus für Kunst und Kultur
mühle, Halver, Kierspe und Meinerzhagen viel bewegt. Noch ist nicht alles abgeschlossen. Vor der Stadthalle Meinerzhagen werkeln die Tiefbauarbeiter. Sehr zu Miras Freude. Sie liebt Handwerker. Die kann sie inzwischen auch in der Villa Schmiemicke im sogenannten Meinerzhagener Volkspark be-
Das Gebäude und der Park, ein Lustgarten für die Familie des Richters, waren seither sichtbar in die Jahre gekommen. Ein Meinerzhagener baute sie vor 180 Jahren wieder auf. Johann Gustav Weyland, 1837 als Sohn der Eheleute Johann Heinrich Weyland geboren, avancierte er nach dem Studium des Bergfachs zum Geheimen Kommerzienrat in der Bergbaustadt Siegen. 1877 erwarb er von der Familie Wever die „Villa Schmiemicke“, riss sie 1888 teilweise ab und baute sie „unter Wahrung der Formen“ wieder auf. Jetzt gehört das Haus der Stadt. Sie will bei Umbau und Sanierung ebenso sorgfältig vorgehen wie damals Johann Gustav Weiland. Schließlich atmen Haus und Park Meinerzhagener Geschichte. Kunst und Kultur sollen beide schon bald mit mehr Leben füllen.
Foto: Wolfgang Teipel
Parks als Freizeiteinrichtungen und Häuser für Kunst und Kultur – ist das die Zukunft in der Region „Oben an der Volme“? Diese Frage wird Mira wahrscheinlich in 20 Jahren beantworten.
Meinerzhagener Baugesellschaft mbH
www.mbg25.de
Bauen, wohnen und leben in Meinerzhagen
Nutzen Sie unsere Präsenz vor Ort und bauen Sie auf unsere Erfahrung
mbg mbh | Volmestraße 4 | 58540 Meinerzhagen | Tel. 0 23 54 / 92 55-0 | Fax 0 23 54 / 12 28 0 | info@mbg25.de MBG_Infokasten.indd 1
24.08.2010 10:29:56 Uhr
59
EBBEKAMM - VON SOMMER BIS HERBST EINE TOUR FÜR WANDER-GOURMETS NahTourBus sorgt für bequeme An- und Abreise – Einkehrmöglichkeiten bodenständig und preiswert
Von Rüdiger Kahlke
ler, von der Gesellschaft geächtet, Holzkohle produziert haben. Eine Köhlerhütte und ein schematischer Meiler geben die Größenverhältnisse wieder.
Zeit für Nasch-Stopps einplanen Noch mehr Zeit als die Fernsicht und die Info-Tafeln kosten die Nasch-Stopps. Jetzt, Mitte Juli, sind die Waldbeeren reif. Die Himbeeren auch, jedenfalls dort, wo die Sonne freie Bahn hat, die Früchte dunkelrot „anzuma-
Gut acht Kilometer Strecke mit 90 Höhenmetern. Reine Gehzeit 2:09 Stunden. Soweit die Angaben der Wander-App, die die Tour als „mittelschwer“ ausweist. Okay. Das ist machbar, wenn… – Ja, wenn man geht und nicht steht. Gelegenheiten inne zu halten gibt es auf dem Ebbe-Kamm reichlich. Der Wanderbus der MVG, Linie 252, der jetzt NahTourBus heißt, bringt uns hin. Von der Haltestelle Nordhelle, geht es erstmal auf asphaltierter Piste gut 500 Meter leicht bergauf. Sattes Grün säumt den Weg. Die Wegmarkierungen bieten eine gute Orientierung. Rechts leuchten blau und rosa Shirts und Jacken durchs Gebüsch. Ein Trupp älterer Damen zupft Waldbeeren von den Sträuchern. Rund um den Robert-Kolb-Turm, dessen Gaststätte schon zur ersten Rast einlädt, öffnet sich der Blick gen Norden in Richtung Herscheid. Nach oben schweift der Blick zum Turm und zum Sendemasten des WDR. Eine grandiose Aussicht, wenn das Wetter mitspielt. Unterwegs informieren Tafeln, die den Weg entlang des Robert-Kolb-Turms bis zur Spinne säumen. Mal geht es um die Bedeutung der Nordhelle für die Landvermessung. Es wird erklärt, wie Karten entstanden. Ein Stück weiter ist nachzulesen, unter welchen Bedingungen Köh-
60
len“ und Fruchtzucker einzulagern. Kaum haben wir den Robert-Kolb-Turm mit dem benachbarten Sendeturm des WDR hinter uns gelassen, sind Hände, Lippen und Zunge blau-violett. Den Waldbeeren am Wegesrand kann man kaum widerstehen. Genuss pur. Die leckeren und gesunden Früchte gibt es reichlich rund um die Nordhelle. Sträucher am Wegesrand sind schon weitgehend geplündert, aber ein paar Schritte rein in die Botanik, finden sich die kleinen Verlockungen. Schnell lernt der Wander-Gourmet zu unterscheiden, wo es lohnt hinzulangen. Die jungen Sträucher, die mit dem frischeren Grün, tragen die größeren Früchte. Zeitlich etwas später folgen Himbeeren und Brombeeren. Im Spätsommer und Herbst werden Pilzsammler in den Mischwäldern auf dem Dach des Märkischen Kreises fündig. Aber das ist eher was für Kenner. Verwechslungen können hier unangenehme Folgen haben. Nach dem Kolb-Turm auf 663 Metern Höhe geht es weiter auf dem Wirtschaftsweg, der gut zu begehen ist – und zudem mit einem Dreieck auf schwarzen Grund markiert ist – bis zur Spinne. Hier laufen ein halbes Dutzend Wege zusammen. Schilder weisen auf die vielfältigen Ziele hin, die von hier aus angesteuert werden können. Entfernungsangaben erleichtern die Auswahl, motivieren – oder eben manchmal auch nicht.
Abzweig nicht verpassen Wir zweigen kurz vor der Schutzhütte rechts ab. Eine weiße Raute auf schwarzem Grund ist nun unsere Orientierungsmarke. Jetzt geht es fast nur noch talwärts.
290 Höhenmeter runter Richtung Echternhagen. Lohnendes Ziel: die Jause. – Kleine Karte, große Qualität. Hier kommt das Schnitzel oder Krüstchen noch aus Pfanne, nicht aus der Fritteuse. Das Essen: rustikal-deftig. Gerade richtig für Wanderer. Die Preise: zivil. Wo der Weg von der Spinne talwärts auf den Königsfarnweg trifft, geht es ein paar Schritte nach rechts, dann weiter runter Richtung Echternhagen. Hier heißt es aufpassen, um den Abzweig nicht zu verpassen, zumal der Wirtschaftsweg hier in einen schmaleren Hohlweg übergeht mit Stolperfallen aus Baumwurzeln und Steinen. Aber auch mit abwechslungsreichem Unterwuchs. Unter hochgewachsenen Nadelbäumen breitet sich ein Moosund Farnteppich aus. Dazwischen lichter Mischwald. Nach gut zwei Stunden ist die Jause erreicht. Der knapp halbstündige Weg zurück entlang der Straße nach Valbert ist wenig spektakulär. Zurück geht’s wieder mit dem NahTourBus in Richtung Meinerzhagen oder nach Herscheid - Lüdenscheid, viermal sonntags in jede Richtung. Wer die Linie 252 verpasst hat, hat noch die Chance, 15 Minuten später mit einem Kleinbus der Linie R 61 weiter bis Meinerzhagen zu fahren. Eine runde Sache und eine Tour, die auch mit Kindern gut zu bewältigen ist.
Info • Anfahrt: Der NahTourBus, Linie 252 bringt Wanderer sonntags ins Ebbe. Information über Aktionstage und Fahrplan unter: www.mvg-online.de/wir-ueber-uns/produktpalette/ nahtourbus-linie-252 • Einkehrmöglichkeiten: Gaststätte Nordhelle am Robert-Kolb-Turm. Montags und donnerstags Ruhetag. Öffnungszeiten und Speisekarte unter: www.gaststaette-nordhelle.de Jause Echternhagen, geöffnet freitags ab 15 Uhr, samstags und sonntags sowie an Feiertagen: www.die-jause.de • Orientierung: Eine gute Übersicht und Orientierung bietet die Wanderkarte „Ferienregion Naturpark Ebbegebirge“, Maßstab 1:25.000, Herausgeber: SGV Herscheid. Die Karte gibt es im Buchhandel, Rathäusern und Bürgerbüros, Preis: 7,50 Euro.
61
„WIR BEVORZUGEN STÜCKE MIT TIEFGANG“
Text: Elke Teipel, Fotos: TWS
Theaterwerkstatt Schalksmühle gibt „Schachnovelle“ nach Stefan Zweig
Neuer Regisseur, neue Bühnentechnik
„Same procedure as last year?“, fragt Butler James Miss Sophie seit mittlerweile 54 Jahren. Und alle Jahre wieder antwortet Miss Sophie: „Same procedure as every year.“ Claudia und Uwe Baumann kennen sich aus mit dem „Dinner for One“. Oft genug haben sie als Miss Sophie und Butler Jones geglänzt. Das Ehepaar aus Lüdenscheid zählt zu den Gründungsmitgliedern der Theaterwerkstatt Schalksmühle (TWS) gestartet 1988 als Theaterprojekt Schalksmühle unter Volker Freibott, nach einigen Jahren fortgesetzt als Theaterwerkstatt mit Regisseurin Ingrid Kämper. Seitdem fragt sich die Truppe alle Jahre wieder „Same procedure als every year?“ Ja, antworten sie. Die Männer und Frauen wollen wieder auf die Bühne, auch in diesem Jahr. Am 4. November um 18 Uhr ist Premiere in der Grundschule Spormecke. Das Stück heißt „Schachnovelle“ nach der gleichnamigen Erzählung von Stefan Zweig. Das Ensemble traf sich im Januar – erste Annäherung an die Schachnovelle in der Bearbeitung von Helmut Peschina. Die Geschichte spielt an Bord eines Passagierdampfers auf der Fahrt von New York nach Buenos Aires. Dort treffen der Tiefbauingenieur McConnor, Schachweltmeister Mirko Centovic und der ehemalige Gefangene Dr. Bertram aufeinander. Die Gestapo hatte Dr. B. monatelang in Einzelhaft gesperrt. Hier begann er Schachpartien nachzuspielen und verfiel dem Spiel der Könige. Auf dem Schiff lässt er sich zu einer Partie mit dem Weltmeister überreden, eine Partie, die mehr als nur ein Spiel ist.
62
Die Schachnovelle ist auch für das TWS-Team mehr als nur ein (Theater-) Spiel. Von wegen „same procedure“: neuer Regisseur, neues Bühnenelement, ein Trailer. Reinhard Meyer ist der neue Mann, der die Richtung vorgibt. Meyer hat jahrzehntelang die Lüdenscheider Bühnenmäuse im CVJM-West geleitet. Nach dem Tod der langjährigen TWS-Regisseurin Ingrid Kämper im Oktober 2015 sprang er ein. Mit großem Erfolg brachte Meyer das laufende Stück „Die zwölf Geschworenen“ zu Ende. Dann seine Entscheidung: Er macht weiter. Erleichterung bei der Truppe. Die Chemie stimmt. Der gelernte Schreiner arbeitet als Bühnentechniker im Kulturhaus Lüdenscheid – ein Theatermann. Auf zum Neustart mit dem neuen Regisseur. Erstmals mit einem Drehelement, das die Bühne bewegt. „So kann man schnell vom Passagierschiff in die Rückblende wechseln“, erklärt Uwe Baumann. „So etwas hatten wir noch nie.“
„Vereinsmeierei können wir uns sparen“ Die Gemeinde Schalksmühle unterstützt die TWS. Klare Verhältnisse: „Wir sind kein Verein. Die Gemeinde finanziert vor und kassiert die Einnahmen. Vereinsmeierei können wir uns sparen.“ Das klappt. Die Akteure bevorzugen Stücke mit Tiefgang. Ja, sie hätten auch schon Komödien gespielt, räumt Claudia Baumann ein. „Aber das machen schon andere Bühnen. Leicht und locker, das können die Bühnenmäuse und die Altstadtbühne besser.“ Eins steht für alle fest: Die Regie muss entscheiden. Die Auswahlkriterien liegen auf der Hand. Wer passt auf die Rolle? Wie ticken die Leute? Wie lassen sich die Stücke umsetzen? Die Schachnovelle, das ist Schullektüre. Sven Schneider arbeitet als Erzieher. Er bekennt: „Deutsch war nie mein Lieblingsfach.“ Bei der Theaterwerkstatt kann er den Deutsch-Leistungskurs nachholen. Die Akteure haben keine Probleme mit Klassikern. Claudia Baumann bringt es auf den Punkt: „Wir wollen Klassiker verständlich auf die Bühne bringen. Ein schweres Stück – na und? Am Ende soll das Publikum sagen: Man das war mal schön.“ Uwe Baumann ärgert sich, wenn Stücke bis zur Unkenntlichkeit verändert werden.
ten ausgelassen. Das Ensemble hat mitgespielt. The show must go on! Die Leute hinter den Kulissen übernehmen eine wichtige Rolle. „Du kannst Dich vor dem Publikum noch so abkaspern, das klappt nicht, wenn es hinten nicht stimmt“, stellt Schneider fest. Alles muss gut vorbereitet sein. Bis ins kleinste Detail. Das gilt einmal mehr bei der Schachnovelle. Keiner der Schauspieler ist Schachspieler. Sven Schneider spielt lieber Backgammon. Uwe Baumann weiß, wie man die Figuren setzt, mehr aber auch nicht. Also werden die Schachzüge abfotografiert, damit die Aufstellung in jeder Szene stimmt. Er schüttelt den Kopf und sagt: „Profitheater ist Regietheater.“ Das ist nicht sein Ding. „Wir wollen nicht provozieren.“ Seine Frau stimmt ihm zu: „Lieber authentisch inszenieren. Frech sein, die Leute sollen merken, dass es uns Spaß macht.“
Alles muss passen: auf und hinter der Bühne Jetzt heißt es: Text lernen. Claudia Baumann schreibt Stichworte ins Notizbuch, ihr Mann vertraut aufs Diktiergerät. Einwortsätze sind schwierig, manche Namen gehen bei den Proben quer. Die TWS verfügt über den Luxus zweier Souffleusen. Und dann passiert es doch. Sven Schneider schmunzelt. Ein Akteur hat einfach zwei Sei-
INFO Termine: 4. 11., 18 Uhr (Premiere), 5.11., 17.11., 18.11. und 19.11. jeweils 18 Uhr, Grundschule Spormecke; Kartenvorbestellung unter der Telefonnummer 02355/840 Ensemble: Uwe Baumann (McConnor), Sven Schneider (Dr. Bertram), Michael Lynker (Schachweltmeister Czentovic), Felicitas von Biedersee, Claudia Baumann, Hendrik vom Heede, Jan-Arne Heyrock, Carsten Schmidt, Dietmar Wilde, Simone Thewes, Andreas Stach, Michaela Half-Dicke, Markus Schwarz, Anne Chmielek, Janina Jocks, Anke Schneider, Miriam und Florian Baumann; Regie: Reinhard Meyer
AUM R ) T ( n e jed r ü f n e d ö B Seit 1961 Telefon: 0 23 59 / 23 02 Telefax: 0 23 59 / 43 04
Kiersperhagen 4 58566 Kierspe
info@fussboden-brueck.de www.fussboden-brueck.de 63
UNTERNEHMEN HELFEN MITARBEITERN IN DEN SATTEL
Von Rüdiger Kahlke
E-Bike-Leasing boomt – Gesundheitsmanagement und Imagepflege kam die Rad-Welle Anfang des Jahres, so Stefan Laatz. „Es geht dabei nicht um finanzielle Vorteile“, betont der Personalchef die Motivation des Unternehmens. Stichwort ist für ihn ist das Gesundheitsmanagement. Mit dem Rad-Leasing sollen Mitarbeiter bewegt werden,
„Wünsch dir was!“ – Das gilt nicht für E-Bikes. Modelle, die gefragt sind oder bei Tests gut abgeschnitten haben, sind kaum mehr zu haben. „Ausverkauft“, heißt es oft bei Händlern. Der Grund: E-Bike-Leasing boomt. Das Geschäft mache inzwischen einen großen Teil des Umsatzes aus, bilanziert Uli Berg, Geschäftsführer des Kiersper Fahrradladens X-Bike. „Das hat im Mai 2016 angefangen. Da ging der Boom los“, so Berg.
64
Dass Arbeitgeber den Umstieg aufs Rad fördern, „ist zu einem Push für den Umsatz geworden“, bestätigt Sascha Michels, Geschäftsführer von Bike out 24 in Valbert. Fahrräder ab 750 Euro und E-Bikes stehen im Zentrum der Nachfrage. Die Räder mit Motor-Unterstützung machen rund 80 Prozent des Leasing-Geschäftes aus, schätzt Berg. Treibende Kraft dabei waren große Unternehmen. Bei der Meinerzhagener Felgen- und
selbst aktiv zu sein. Prävention durch Pedal-Treten. „Gesunderhaltung der Kolleginnen und Kollegen“, gibt auch Helmut Klose, Leiter des Fachbereichs Zentrale Dienste bei der Stadt Meinerzhagen, als Grund für den Einstieg ins Rad-Leasing an. Sechs Monate nach dem Einstieg sind gut 20 Prozent der Beschäftigten auf Leasing-Rädern unterwegs. Klose ist davon „angenehm überrascht in der kurzen Zeit“. Im Zuge des Gesundheitsmanagements gibt’s für die Radler monatlich noch 10 Euro Zuschuss zur LeasingGebühr. Viele kämen mit den Rad zur Arbeit, so Klose. Inzwischen sucht die Stadt nach geeigneten Unterstell-
Flugzeugteile-Schmiede Otto Fuchs liegt die Zahl der Arbeitnehmer mit Leasing-Rad inzwischen im vierstelligen Bereich, so Stefan Laatz, Leiter der Personalabteilung. Gut jeder Dritte der rund 2.900 Beschäftigen ist auf einem geleasten Rad unterwegs. Richtig ins Rollen
Möglichkeiten für die meist hochpreisigen Räder. Sie sollen sicher stehen, wenn die Radler arbeiten. Und: Wer mit dem Rad kommt, blockiert keinen Parkplatz. Für Klose unterm Strich „eine Win-Win-Situation“ für die Beteiligten.
Der Zug zum Rad geht durch alle Schichten, so Sascha Michels. Wer früher mit Kumpeln unterwegs war und wegen zunehmender Zipperlein kürzer trat, steigt wieder aufs Rad – auf eines mit mit Motor natürlich. Wer aufs Job-Rad setzt, bewegt sich auch mehr, hat Uli Berg beobachtet. Ein älterer Herr tauchte schon nach drei Wochen mit seinem E-Bike zur Inspektion auf. Er hatte inzwischen 1.000 Kilometer abgestrampelt, wundert sich der Rad-Händler. Gründe für den Trend sieht der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) neben der Modellvielfalt auch darin, dass „Fahrräder und E-Bikes inzwischen gesetzlich dem Dienstwagen gleichgestellt sind.“ Damit könnten „Unternehmen diese ihren Mitarbeitern als attraktive Alternative zum Auto anbieten.“ Die Regelung ist lukrativ. Entweder muss ein Prozent des Listenpreises versteuert werden, wenn der Arbeitgeber das Rad least oder die Leasing-Raten werden durch Gehaltsumwandlung erbracht. Die Rate wird vom Bruttolohn abgezogen. Das erspart dem Arbeitnehmer etwas an Lohnsteuer und Aufwand für Sozialabgaben. In der Regel können die Arbeitnehmer das Rad nach dem Ablauf der dreijährigen Leasingfrist für zehn Prozent des Neupreises übernehmen. Wer über die Firma least, entscheidet sich in der Regel für ein höherwertiges Rad, haben Michels und Berg beobachtet. Renner sind Räder ab 2.500 Euro aufwärts. Was aber ist, wenn in zwei oder drei Jahren die LeasingVerträge auslaufen? Die Rad-Händler gehen davon aus, dass viele Arbeitnehmer ihr Pedelec dann für zehn Prozent des Neupreises übernehmen. Möglicherweise, so
58566 Kierspe · Volmestraße 117-119 e-mail: eckes-papier@t-online.de
X-Bike-Chef Berg, wird der Markt dann auch mit Gebrauchträdern geflutet, weil sich viele dann für einen neuen Leasing-Vertrag entscheiden. Bike-out-Chef Michels begründet das auch mit der technischen Entwicklung. Die sei in drei Jahren deutlich spürbar und biete Anreiz auf ein neues Rad zu steigen. Für die Händler ist noch nicht absehbar, in welche Richtung Genosse Trend radelt. Inzwischen ziehen auch kleinere Unternehmen oder Dienstleister wie Banken nach und bieten ihren Beschäftigten die Leasing-Möglichkeiten für Rädern an. Die RadHändler im Volmetal hoffen, künftig davon mehr zu profitieren. Viele Kunden, klagen sie, lassen sich ausführlich beraten und kaufen dann bei Anbietern mit größerer Auswahl. Da wünschen sie sich, dass heimische Unternehmen mehr Verträge mit Anbietern vor Ort abschließen.
Info • Rad-Leasing ist über verschiedene Anbieter möglich, u.a.: Job-Rad : www.jobrad.org Business-Bike: www.businessbike.de Euro-Rad: www.eurorad.de • Schritt-für-Schritt Anleitungen, Hintergrundwissen und einen Überblick über Vorteile für Arbeitnehmer und Arbeitgeber samt Beispielrechnungen bieten z.B.: www.bikeleasing-service.de www.lease-a-bike.de/rechner
Telefon (0 23 59) 23 91 Telefax (0 23 59) 29 02 01
Aus unserem Lieferprogramm: Seiden-, Einschlag- u. Packpapiere, Wellpappe in Rollen u. Kartons tesa- u. sonst. Klebebänder, Stahl- u. Kunststoff-Umreifungsbänder, Seilerwaren, Verpackungsgeräte, Füllmaterial, Hygienische Papiere: Toilettenpapiere, Papierhandtücher, -Putztücher und -Wischrollen Spitztüten, Beutel, Tragetaschen u. Säcke aus Papier und Kunststoff, Papier-Tischdecken und -servietten, DUNI-Artikel, Einweggeschirr aus Pappe und Kunststoff -auch aus kompostierbaren Materialien-
65
ARNE MACHEL ENTDECKT MALLORCA ABSEITS DER TOURISTENSTRÖME Kiersper Fotograf und Journalist fängt ungewöhnliche Motive ein
Zwei rostige Nägel und eine verbeulte Blechkante ergeben ein lachendes Gesicht, ein notdürftig mit Spachtel geflicktes Leck in einem Schiffsrumpf wird zum sturmgepeitschten Meer: Der Kiersper Fotograf und Autor Arne Machel fängt mit seiner Kamera ungewöhnliche Motive ein. Und immer ist es Mallorca. Dort entstehen seine Fotos. Arne Machel entdeckt die Lieblingsinsel der Deutschen abseits der Touristenströme. Seine Bilder meiden jeglichen Touristenkitsch. Der Fotograf nennt sein Projekt „arte casual“. Das ist die zufällige Kunst, geschaffen von Wasser, Wind und Sonne und dem Improvisationstalent der Mallorquiner. Manche seiner Bilder muten an wie impressionistische Landschaften. Die Charakteristika der Insel, vom roten Mares-Stein über das türkisfarbene Meer bis zum strahlend blauen Himmel spiegeln sich auch in den kleinen Details, die Machel auf seinen Erkundungen in kleinen Dörfern und Häfen aufspürt. Das Foto-Projekt „arte casual“ ist eine Bilderreise in die Welt der kleinen, oft übersehenen Dinge der Insel Mallorca. Miniaturen, Zeichen des Verfalls. Arne Machel löst sie mit einer Kamera aus ihrer Umgebung heraus. So entwickeln die großformatigen Fotos eine besondere Ausstrahlung. Auf die Betrachter wirken die Bilder
66
Von Wolfgang Teipel
wie Gemälde. Und manch einer wollte schon mit den Fingern ertasten, ob nicht doch verschiedene Farbschichten aufgetragen sind. Fehlanzeige. Bei zahllosen Besuchen in den vergangenen 20 Jahren hat der langjährige Tageszeitungsredakteur die Insel und ihre Bewohner beruflich und privat kennen und schätzen gelernt. Daraus ist das Fotoprojekt entstanden, das er seit Mitte 2014 in Ausstellungen in Deutschland und auf Mallorca präsentiert hat. Im Sommer 2015 gewann er mit dem Bild „Cosmos“ den Wettbewerb „Die Farben Mallorcas“ unter mehr als 1100 Teilnehmer/innen. Das Bild zeigt eine verlötete Schraube auf einer vom jahrelangen Einsatz gezeichneten Schiffswand eines Bootes, das zur Reparatur im Hafen aufgebockt war. Inzwischen umfasst das Projekt über 500 Bilder. Auf dem Chip seiner Kamera schlummern noch viele Schätze, die Arne Machel in den nächsten Wochen heben wird. „Seit meiner letzten Bilderreise im Mai 2017 war ich intensiv mit Ausstellungen beschäftigt“, sagt er. „Jetzt habe ich ein wenig Luft, die Sachen zu bearbeiten.“ Aktuell sind zwölf Bilder des 60-jährigen Kierspers bis 29. Oktober in der Gemeinschaftsausstellung „KreisWeiten“ des Künstlerbundes Südsauerland im Museum Wendener Hütte in Olpe-Wenden zu sehen. Im Ausstellungskatalog ist er mit sechs Bildern vertreten. Parallel dazu läuft eine Ausstellung im Klinikum Dortmund-Mitte. Vom 13. bis 15. Oktober 2017 ist der Fotograf bei der 4. Expo Art im Halveraner Kulturbahnhof vertreten. Anfang 2018 werden Machels Fotos in der Galerie „Kunstraum“ in Unna und die Sparkassengalerie Olpe zu sehen sein. Hat er noch Zeit für seine Lieblingsinsel? Arne Machel lacht. „Drei Wochen sind noch für dieses Jahr fest eingeplant.“ Dann wird er sich wieder intensiv den Schönheiten Mallorcas widmen - abseits von Postkarten-Kitsch und Touristen-Trubel.
GUTE STIMMUNG IN DEN UNTERNEHMEN
Text und Foto Wolfgang Teipel
Volksbank-Umfrage im heimischen Mittelstand nehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern ihre Lage tendenziell etwas trüber ein. Für den weiteren Jahresverlauf sind die Unternehmen aus dem Geschäftsgebiet der Volksbank im Märkischen Kreis grundsätzlich zuversichtlich gestimmt. Im Vergleich zum Vorjahr nahm der Anteil der Unternehmen, die eine Verschlechterung befürchten, sogar von zehn auf sieben Prozent ab. Die Mehrheit, immerhin 52 Prozent, erwartet einen weitgehend gleichbleibenden Geschäftsgang auf dem derzeitig hohen Niveau. 38 Prozent setzen auf eine etwas verbesserte und drei Prozent sogar auf eine starke Aufhellung der Geschäftslage. Die Sorgen der märkischen Unternehmen aus dem Jahr 2009 sind passé. Nach der Finanzkrise hatten einige Umsatzeinbrüche von bis zu 40 Prozent zu verzeichnen. Wie sollte es weitergehen? Nach oben. „Die Wirtschaft hat sich schnell erholt“, sagt Karl-Michael Dommes, Vorstandssprecher der Volksbank im Märkischen Kreis. Im Juni 2017 war die Stimmung so gut wie selten. Die Unternehmerschaft blickt zuversichtlich in die Zukunft, viele wollen investieren und neue Mitarbeiter einstellen. Das belegt die jährliche Umfrage im heimischen Mittelstand. Aber eine Sorge wächst. Der Fachkräftemangel wird immer mehr zum Problem.
Allerdings: 58 Prozent der Befragten mussten Kostensteigerungen hinnehmen. Besonders betroffen war das Baugewerbe. Die Unternehmen erwarten zudem, dass sich der Kostenanstieg im Laufe des Jahres nur leicht abschwächen wird. Das schlägt sich auf die Preise nieder. Mit 24 Prozent wollen mehr Unternehmen die Preise anheben als das noch vor einem Jahr der Fall war (13 Prozent). 67 Prozent gehen mit unveränderten Preisplanungen in die nächsten Monate.
„2011 spielte die Sorge um geeigneten Nachwuchs bei den Unternehmen kaum eine Rolle“, sagt Dommes. Inzwischen ist sie als aktuelles Problemfeld an die erste Stelle gerückt. 2016 äußerten sich rund 50 Prozent der Unternehmen besorgt. Inzwischen sind es bereits 60 Prozent.
Nur leichte Verschiebungen gab es gegenüber der letzten Befragung bei der Entwicklung der Investitionsausgaben. Rund die Hälfte der Mittelständler hielten ihre Ausgaben im letzten Halbjahr stabil. Der Anteil der Unternehmen mit steigender Investitionstätigkeit überwog mit 35 Prozent aber weiterhin spürbar die 15 Prozent der Unternehmen, die ihre Investitionen gekürzt haben.
Wirtschaftliche Lage gut bis sehr gut Zur Umfrage: Elf Prozent der 95 Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, bewerten ihre aktuelle wirtschaftliche Lage mit „sehr gut“. 73 Prozent sehen sich in einer guten Lage. In einer schlechten Position befinden sich nach eigenen Angaben nur drei Prozent. Die überwiegend gute Beurteilung der Geschäftslage ist zwar in allen Wirtschaftsbereichen und Größenklassen zu finden. Aber wie schon vor einem Jahr schätzen Unter-
Keine Angst vor Dieselgate und E-Mobilität
Aktuelle Entwicklungen in der Autoindustrie, Stichworte Dieselgate und E-Mobilität, spielen für die heimischen Automobilzulieferer nach Einschätzung der Volksbank eine eher untergeordnete Rolle. „Sie produzieren bei weitem nicht nur Komponenten für Motoren, sondern auch jede Menge Teile, die auch in E-Autos verbaut werden können“, sagt Karl-Michael Dommes.
67
DAS KOMPLETTE TEAM STELLT SICH VOR Elke Teipel hat ihr Handwerk von der Pike auf gelernt Seit über 25 Jahren ist sie als Journalistin in ganz Westfalen unterwegs – bei der Westfälischen Rundschau in Lüdenscheid, im Lenne- und im Volmetal, für den Remscheider General-Anzeiger im Bergischen Land und für die Online-Zeitung TACH! im Märkischen Kreis. Martin Büdenbender (Jahrgang 1956) fand sein Glück (privat und beruflich) vor 30 Jahren in Lüdenscheid und ist seitdem mit Notizbuch und Fotoapparat im Märkischen Kreis unterwegs. Bis 2013 als Redakteur und Fotograf der Westfälischen Rundschau angestellt, zählt er jetzt als freier Journalist und Fotograf zum Komplett-Team und ist darüber hinaus überall dort aktiv, wo seine Arbeit wertgeschätzt wird. Rüdiger Kahlke: „Für mich (Jahrgang 1953) schließt sich mit der Arbeit für das Komplett-Magazin ein Kreis. Mitte der 1970er Jahre habe ich als freier Mitarbeiter für die Westfälische Rundschau in Plettenberg meine ersten Beiträge geschrieben. Nach dem Journalistik-Studium und Redakteurs-Tätigkeit in Lokal-, Politik- und Zeitschriftenredaktionen in Köln, Frankfurt und dem Ruhrgebiet ist seit vielen Jahren der Märkische Kreis wieder mein Arbeitsbereich. Näher dran als Lokalredakteure ist hier niemand oder wie es ein Kollege mal formulierte: Wir sind die Trüffelsucher des Medienbetriebs. Für das Komplett-Magazin mit seinem Selbstverständnis und in dieser Region mit ihren interessanten Facetten zu arbeiten, macht auch vier Jahrzehnte nach dem Start in Plettenberg noch Spaß.“
68
Wolfgang Teipel (Jahrgang 1955) lebt seit 1986 in Lüdenscheid. Schon seit 1984 beackert er den Süden des Märkischen Kreises als Journalist. Zunächst in der Position eines Redaktionsleiters an verschiedenen Standorten der Westfälischen Rundschau. Jetzt als freiberuflicher Journalist. Seit August 2013 schreibt er ein Blog zum Thema Licht in Kunst, Design, Technik und Architektur. Auslöser war das Internationale Forum für Licht in Kunst und Design in Lüdenscheid („Lichtrouten“). Wolfgang Teipel ist außer für das Komplett-Magazin auch Autor für das Online-Magazin TACH!, die Wochenzeitung „Unsere Kirche“ und die Zeitschrift Westfalium. Volker Lübke: Im ersten Leben Kunsthysteriker und Philosoph (Studium M.A.), kam er zum Journalismus wie die berühmte Jungfrau zum Kinde. Aber wie das mit Kindern so ist: Sind sie erst da, werden sie heiß geliebt. Volker Lübke (Jahrgang 1960) vergoss mehr als 20 Jahre lang jede Menge Herzblut an den Redakteursberuf – anfangs an Lenne und Hönne, die meiste Zeit im Volmetal. In Kierspe drehte der gebürtige Neuenrader nahezu jeden Stein um. Als echter Lokaljournalist wittert er überall eine Geschichte. Zuletzt beackerte er das gesamte Dreistromland zwischen Hönne, Lenne und Volme (MK) und entdeckte sein Faible für Kindermedien. Solche Projekte führten ihn spätberufen in den Beruf des Grundschullehrers. Wie mit den Kindern geht es Volker Lübke auch mit dem Journalismus: So ganz loslassen kann man beide nicht. Jetzt hat er sich dem Komplett-Team angeschlossen, weil hier der Platz für die Storys ist, die im Mainstream allzu oft auf der Strecke bleiben. Horst vom Hofe, Jahrgang 1951, geboren im oberbergischen Marienheide, aufgewachsen und heimisch geworden im sauerländischen Meinerzhagen. 45 Berufsjahre als Journalist, Redaktionsleiter der Meinerzhagener Zeitung. Freiberuflich als Radiomoderator einer Sendung für Country Music bei Radio MK und WDR
4 über 25 Jahre im Einsatz. Verbunden mit dem Schützenwesen als ehemaliger Schützenkönig der 1582 gegründeten Schützengesellschaft Meinerzhagen. Hobbys: wandern und Rad fahren, lesen und reisen. Thorsten Kriegeskotte (Jahrgang 1961) leitet das Familienunternehmen, die Druckerei Groll , in der 4. Generation. Nach Ausbildung und Studium kehrte der gebürtige Sauerländer wieder in seine Heimat zurück und ist seit 1993 Geschäftsführer des Medienbetriebes. „Schon seit vielen Jahren werden bei Groll verschiedene, hochwertige Magazine gefertigt. Dabei kommen unterschiedlichste Papiere und auch Veredelungen zum
Die Plettenberger WR Geschäftsstelle in der Kaiserstraße war viele Jahre mein Standort, bevor es weiter nach Lüdenscheid, Arnsberg und Essen ging. Der Kontakt ins Lennetal und die kollegiale Verbundenheit mit Bernhard Schlütter und Bernd Maus (†) blieben über die Jahre bestehen und so war klar, dass der Ruhestand noch warten kann. Das Komplett Magazin, das komplette Team stehen für Qualität und Heimatverbundenheit, da bringe ich mich gern ein.“ Bernhard Schlütter (Jahrgang 1963) ist Mitgründer und verantwortlicher Redakteur von Komplett – Das Sauerlandmagazin. Er war von 1990 bis 2009 in der Lokalredaktion der Westfälischen Rundschau (WR) in Neheim-Hüsten tätig, von 2009 bis 2013 bei der WR in Plettenberg. „Meine Verbundenheit zu meiner Heimat Sauer-
Einsatz. So liegt es nahe, gemeinsam mit dem Komplett-Team ein Sauerlandmagazin zu produzieren, in dem spannende und interessante Geschichten entlang der Volme erscheinen.“ In seiner Freizeit ist der Meinerzhagener sportlich dem Volleyball verbunden: als Trainer einer Jugendmannschaft und aktiv als Spieler beim TuS Meinerzhagen.
land ist auch mein Antrieb, mit Komplett eine hochwertige Zeitschrift für die Region anzubieten. Ich schreibe gerne über die sympathischen Menschen hier und die vielen Vorzüge, die das Sauerland zu bieten hat. Ich biete darüber hinaus auch als freiberuflicher Journalist Themen aus den starken Unternehmen in der Wirtschaftsregion Südwestfalen.“
Sarah Kriegeskotte: Geboren 1989 im Sauerland, ging es nach der Schullaufbahn und einer Ausbildung zur Mediengestalterin in Meinerzhagen im Jahr 2011 zum Studium der Druck- und Medientechnologie nach Wuppertal. Nachdem das Studium im Tal der Schwebebahn erfolgreich abgeschlossen wurde, kehrte Sarah zurück nach Meinerzhagen ins Familienunternehmen Druckerei Groll. Dort arbeitet sie seit April 2016 in der 5. Generation. „Mit dem Komplett-Magazin habe ich eine spannende, abwechslungsreiche Aufgabe gefunden und wünsche mir, die vier Volmestädte stärker miteinander zu vernetzen.“
Heiko Höfner (Jahrgang 1965) ist Mitgründer und als Inhaber der Werbeagentur Perfect Art verantwortlich für das Gesamtlayout des Komplett-Magazins. Er ist fest mit der Region verwurzelt und an zahlreichen regionalen Projekten beteiligt. Unter anderem zeigt er sich verantwortlich für den Bereich Werbung und Marketing beim Plettenberger P-Weg. „Ich engagiere mich gerne in Projekten, die zeigen was unsere Heimat prägt und würde gerne einen Beitrag dazu leisten unsere Region in kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht voranzutreiben. Ich denke, dass es da noch eine Menge Potenzial gibt, das nur geweckt werden muss.“
Barbara Köster-Ewald (Jahrgang 1950) ist seit 1993 als Medienberaterin im südlichen MK tätig. Früher nannte man dies Anzeigenverkäuferin. „Ich war für die Anzeigenakquise der Tageszeitungen und des Anzeigenblattes, die WAP zuständig.
Ein starkes Stück Sauerland
zwischen Volme und Lister
69
BILDERZYKLUS „SPIRALELEBEN“ Jahresausstellung im Haus Nordhelle zeigt Werke von Hartmut F. K. Gogler
Text und Foto: Wolfgang Teipel
70
Die Zeit von Oktober 2009 bis November 2010 war für Hartmut F. K. Gloger eine spannende Phase. In dieser Zeit entwickelte der Hagener Maler und Diplom-Kulturmanager seinen Bilderzyklus „SpiraleLeben“. Die großformatigen Bilder, in denen Symbole aus dem Christentum, Judentum und dem Islam verschmelzen, sind bis zum 7. Januar 2018 in der evangelischen Tagungsstätte „Haus Nordhelle“ in Meinerzhagen-Valbert zu sehen. Für Haus Nordhelle ist diese Ausstellung eine Premiere. Erstmals zeigt die Evangelische Tagungsstätte auf dem Koppenkopf Werke eines Künstlers über ein komplettes Jahr. Das macht bei der Gloger-Kunst Sinn. Der Hagener Maler hat sich am keltischen Jahreskalender orientiert, der mit dem Mondfest am 31. Oktober beginnt und mit dem Sonnenfest am 22. September endet. Gloger hat sich bei der Erschaffung des Zyklus streng in
Seine Herkunft als Ingenieur kann der 1954 in Bielefeld geborene Künstler dabei nicht verleugnen. Vor dem Griff zu Farbe, Pinsel und Spachtel hat er alle Informationen zu den einzelnen Werken und seine Vorgehensweise präzise beschrieben. Auch die Farbsymbolik ist streng zugeordnet. So steht Gelb beispielsweise für wachsen und ernten. Blau kennzeichnet die Reinheit. „Aus allen Informationen hat sich ein dickes Buch entwickelt“, erzählt er. „So hatte ich später alles auch im Kopf. Und dann hat der Kopf eben beim Malen die Hand geführt.“ Im Mittelpunkt seiner meist farbenprächtigen Gemälde steht die Spirale. „Sie kommt aus dem Nichts und führt in die Unendlichkeit“, sagt Gloger. In Glogers Werken gebe es keine Konkurrenz zwischen Religionen und Weltanschauungen, erläutert Andreas Thiemann. Der Journalist ist seit Jahren mit dem Schaffen des Hagener
die Pflicht genommen. Für die Produktion wählte er die Zeit zwischen den Festen und gestaltete so innerhalb eines Jahres zehn vielschichtige großformatige Werke (120 x 150 Zentimeter) auf Leinwand. Sie tragen alle die keltischen Festbezeichnungen wie „Samhain“ für Mondfest, „Ostara“ für das Sonnenfest am 21. März oder „Lammas“ für das Mondfest am 1. August. Hartmut Gloger ist vor der Produktion tief in die verschiedenen Kulturen eingetaucht, hat sich mit
Malers und Diplom-Kulturmanagers vertraut. Für Thiemann ist die spezielle Gloger-Kunst ein „Weg der Meditation oder auch ein Kreuzweg der besonderen Art“ ohne die Schranken von Religion oder Weltanschauung. Auch Hartmut Gloger glaubt, dass jeder seinen eigenen Zugang zum Bilderzyklus finden könne, ganz gleich ob Christ, Buddhist, Moslem oder Jude. Schließlich seien das Vergängliche, das Ewige und das Leben selbst Themen in „SpiraleLeben“.
keltischen, christlichen und islamischen Bräuchen befasst. Zugleich hat er sich bei seiner Malerei von den jahreszeitlichen Lichterlebnissen, den Gefühlen im Freundeskreis und selbstverständlich den eigenen Stimmungen beeinflussen lassen.
Die evangelische Tagungsstätte Haus Nordhelle bietet interessierten Gruppen Führungen (nach telefonischer Vereinbarung) an. Kontakt: 02358/8009-0 oder info@ haus-nordhelle.de Kontakt zu Hartmut F. K. Gloger: info@gloger-kunst.de
Hotel / Pension
KOMPLETT KOMPETENT
FRITZ SCHNEIDER GMBH & CO. KG Darmcher Grund 6 D-58540 Meinerzhagen
Familie Kniese
Telefon 02354 / 14 65 65 Telefax 02354 / 14 65 66
Gut schlafen · Gut frühstücken Romantisch-Rustikale Einrichtung
E-mail: info@fritzschneidergmbh.de www.fritzschneidergmbh.de
Hahnenbecke 8 · 58540 Meinerzhagen Tel.: 0 23 54 22 36 · www.haus-hahnenbecke.de
Ab dem 25.09.2017 in neuen Räumlichkeiten: Darmcher Grund 12 58540 Meinerzhagen
Telefon 0 23 54 / 91 15 77 Telefax 0 23 54 / 91 15 79
Fleischerei Hoffmann Meinerzhagen Tel: 0 23 54 - 70 67 21
I AT
ON
AL
E KÜ
C H E • BA L K A
N- S
PE
ZI
AL
I
N
IN
TE
N
TE TÄ
R
Die lokale Online-Zeitung fürs Volmetal. guten-tach.de/volmetal
Inh. Fam. Mrzljak Derschlager Str. 24 58540 Meinerzhagen Tel.: 0 23 54 / 777 99 55 Fax: 0 23 54 / 779 79 78 www.gasthaus-theile.de
Waschcenter Oeckinghaus e.K. Inh. Carmen Brandt Volmestr. 45 · 58540 Meinerzhagen carmenbrandt@web.de · Tel. 0 23 54 / 22 54 Öffnungszeiten: Montag - Samstag 06:00 - 22:00 Uhr
Ihre IT-Dienstleister vor Ort mit 25 Jahren Erfahrung
Wir machen das ✓
Dirk Weyl Frank Schanzenberger Telefon 02354 77 89 500 it@fs-softwareconsult.de
71
KOMPLETT KREATIV: BASTELN MIT BAUMSCHEIBEN Text und Fotos Cristin Schmelcher
Dekorationen mit Naturmaterialien liegen voll im Trend und sind leicht und günstig zu beschaffen, wenn man die Augen aufhält und die richtigen Ansprechpartner findet. Sollte zum Beispiel der Nachbar in nächster Zeit zufällig wieder seinen Vorrat an Brennholz für den Winter aufstocken, fragen Sie ihn doch einfach, ob er Ihnen nicht drei Baumscheiben abgeben kann. Diese sollten einen Durchmesser von etwa 20 cm haben, mindestens 2,5 cm dick sein und vor der Verarbeitung einige Tage gut durchtrocknen. Halten Sie im Idealfall nach weichen
Holzarten wie Fichte, Kiefer oder Erle Ausschau, da die Gefahr, dass diese einreißen könnten, geringer ist und sie sich besser bearbeiten lassen als z. B. eine harte Buche oder Eiche. Das Holz eignet sich nicht nur als kreativer Untersetzer für eine Vase oder eine Kerze. Mit ein bisschen Fantasie können Sie u. a. ein Türschild, eine Teelichtfassung oder sogar eine Garderobe daraus bauen. Komplett zeigt Ihnen wie es geht.
Türschild Dazu benötigen Sie eine Baumscheibe, zwei kleine Schraubringe, ein Stück Draht, gut deckende Filzstifte, einen Gliedermaßstab, einen Hammer, ggf. eine Spitzzange. So geht’s: Beschriften und bemalen Sie das Schild mit ihrem Lieblingsspruch oder -motiv und lassen Sie die Farben trocknen. Ermitteln Sie mit einem Gliedermaßstab die Mitte und schrauben Sie die Schraubringe etwas oberhalb der Mitte parallel gegenüber rechts und links von außen in die Baumrinde. Für den Anfang der Löcher eignet sich hier ein Hammer, da die Schraubringe sich dann leichter in die Rinde eindrehen lassen. Nun knicken Sie den Draht leicht in der Mitte und ziehen die Enden jeweils etwa 2 cm durch die Schraubringe. Drehen Sie die Enden mehrmals um den Draht herum und kneifen Sie ggf. Überstehendes mit der Spitzzange ab. Tipp: Statt mit Filzstiften kann die Baumscheibe auch mit Acryl- oder Wandfarben bemalt werden. Neben Draht können Sie auch andere Bänder verwenden, wie z. B. Paketschnur.
72
Teelichtfassung Dazu benötigen Sie eine Baumscheibe, eine Bohrmaschine, einen Forstnerbohrer mit 40 mm Durchmesser, Tusche, Zeichenfeder. So geht’s: Bohren Sie mit dem Forstnerbohrer in die Mitte der Baumscheibe ein so tiefes Loch, dass ein Teelicht hinein passt. Die Baumscheibe sollte ausreichend dick dafür sein. Halten Sie dabei die Baumscheibe gut fest, da diese sich sonst dreht. Entfernen Sie den Staub vom Sägen mit einer Bürste und dann mit einem feuchten Tuch von dem Holz. Nun beschriften Sie die Baumscheibe nach Belieben, wofür Sie z. B. eine (Glas-) Zeichenfeder und schwarze Tusche, aber auch Filzstifte oder Acrylfarben verwenden können. Setzen Sie ein Teelicht in das gebohrte Loch. Tipp: Wenn Sie die Baumscheibe vorher mit Speiseöl einpinseln und dieses einziehen lassen, verleihen Sie dem Holz ein wenig Glanz.
Garderobe Dazu benötigen Sie eine Baumscheibe, einen alten Teller, einen Schwamm, weiße Acrylfarbe, etwas Wasser, einen Bildaufhänger, einen Kleiderhaken, Dekorationsobjekte, starken Flüssigkleber, ein Lineal, einen Bleistift, einen Schraubendreher. So geht’s: Vermischen Sie etwas Acrylfarbe mit dem Wasser und färben Sie mit einem Schwamm die Vorderseite der Baumscheibe und die Rinde ein. Lassen Sie die Farbe trocknen und bringen Sie mit Hilfe eines Lineals und eines Bleistiftes auf der Rückseite mittig in Nähe des Randes einen Bildaufhänger an. Drehen Sie die Baumscheibe um und befestigen Sie unten mittig in Nähe des Randes den Kleiderhaken mit dem Schraubendreher. Hängen Sie hierfür zuvor ggf. die Baumscheibe auf und markieren Sie sich die gewünschte Position des Hakens. Kleben Sie nun mit dem Kleber ein beliebiges Dekorationsobjekt auf das Holz. Tipp: Achten Sie auf die Länge der Schrauben und die Dicke der Baumscheibe.
73
GENAU! Das war doch mal wieder ein wettermäßig so richtig abwechslungsreicher Sommer, oder? Genau! Trotzdem schönen Urlaub gehabt? Stressfrei hin- und wieder zurückgekommen? Der eigene Pkw ist ja immer noch das häufigste Transportmittel, um von A (zu Hause) nach B (Urlaubsort) zu kommen. Und wie hat das mit der Fahrt geklappt? Auf direktem Weg und weitgehend staufrei trotz der zahlreichen Baustellen? Nein! Und warum nicht? Wo der ADAC doch so schöne Tourenpakete zusammenstellt. War der Shell-Atlas im Handschuhfach doch ein wenig veraltet? Oder hat der Beifahrer versagt, weil er die nächste Abfahrt immer erst ansagte („da hätten wir runter gemusst…“), wenn man sie gerade passiert hatte? Total antiquiert, old school sozusagen, denn zur Standardausstattung eines Reisenden im Auto gehört heute natürlich ein High Tech Navigationsgerät! Doch auch diese modernste Form der Orientierung hat so ihre Tücken, wie ich bei unserem letzten Trip und übrigens nicht zum ersten Mal leidlich erfuhr. Erna, so habe ich die weibliche Ansagestimme getauft, hat bei der Rückfahrt vom schönen Südtirol ins ebenso schöne Sauerland diesmal besonders schmählich versagt. „Die Route enthält Verkehrsstörungen“, sagte sie immer wieder, um gleich darauf hinzuzufügen: „Eine Ausweichempfehlung kann nicht gegeben werden.“ Die Verkehrsnachrichten auf Bayern 3 ließen jedoch hoffen. Keine Hinweise auf dicke Staus, höchstens mal der Hinweis auf „zähflüssigen Verkehr“. Erna, natürlich satellitengestützt und damit informationsmäßig sozusagen auf Augenhöhe mit NSA, BND und anderen Ausspähern, sah das kurz vor Würzburg aber ganz anders. „Nehmen Sie die nächste Ausfahrt!“, wies sie mich an. Darauf hätte mein leider verstorbener Stammtischbruder, der als Erster von uns schon vor langer Zeit ein Navi in seinem Nobelschlitten mit sich führte, keinesfalls reagiert. „Von Frauen lass ich mir doch nicht sagen, wie ich zu fahren habe!“
Er verweigerte sich schlichtweg den Anweisungen und kam trotzdem irgendwie und irgendwann ans Ziel. Die holde Gattin auf dem Beifahrersitz erinnerte indes daran, dass wir uns nach leidlicher Erfahrung geschworen hatten, künftig Ausweichempfehlungen auf jeden Fall zu folgen. Also runter von der Autobahn. Und dann wurde es touristisch. Es ging kreuz und quer durch eine herrliche Gegend mit vielen schönen kleinen Weinanbauorten. Von Franken führte uns Erna vorbei an verwunschenen Burgen und Schlössern in den Spessart. Die Straßen wurden immer enger – oft hatten wir Mühe, langsam vor uns fahrende landwirtschaftliche Gefährte mit mächtigen Abmessungen gefahrlos zu überholen. „Ist doch schön hier…“ machte ich uns selbst Mut. Aber irgendwann war es zu viel Gegend und zu wenig Orientierung in Richtung einer möglichst schnell zum Ziel führenden Route. Erna blieb unermüdlich, ließ mich links, rechts, im Kreisverkehr die dritte Ausfahrt und so weiter irrlichternd durch die Pampa fahren. Als es in einem öden Kaff dann „rechts in den Tiefenbrunnenweg“ gehen sollte, hatte ich den Kaffee endgültig auf. „Jetzt hast Du mit ihr gesprochen wie manchmal mit mir…“, staunte die bessere Ehehälfte. Ich kann mich nicht erinnern, ihr gegenüber jemals so ausfallend geworden zu sein. Erna blieb zunächst unbeeindruckt, forderte penetrant: „Wenn möglich bitte wenden!“ Doch ich folgte nun den blauen Wegezeichen zur nächsten Autobahnauffahrt. Dort aufgefahren, freuten wir uns über den gut fließenden Verkehr, in den wir uns gern einfädelten und hörten im Radio kurz darauf, dass wir „in Echtzeit“ auf der vorangegangenen Etappe rund 15 Minuten eingebüßt hätten. Ernas Ausweichempfehlung dagegen hatte uns mehr als anderthalb Stunden zusätzliche Fahrtzeit und jede Menge Nerven gekostet. Gleichwohl reagierte Erna beleidigt, meldete sich erst kurz vor Zuhause auf der Sauerlandlinie nochmal, um auf eine „Fahrbahnverengung voraus“ aufmerksam zu machen. „Sie haben Ihr Ziel erreicht“, ließ ich sie nicht mehr sagen. Ich hatte Erna abgeschaltet. Es ist Ihnen so oder ähnlich auch schon mal ergangen? Genau! Das tröstet mich dann ein kleines bisschen. Horst vom Hofe
t i m a D e k n u F der . . t . g n i r p s r e üb
Galvanotechnik Finish Follows Function
WIR
Drehtechnik GmbH
WISSEN WORUM ES SICH DREHT druckhaus
Wir treiben‘s bunt
LEISTUNG wie gedruckt !
Ihr regionaler Partner seit über 20 Jahren für ... ... Corporate Design, Corporate Publishing, Fotografie, Printwerbung und Online Auftritte.
... 0 23 91/60 68 69 · www.perfect-art.de
Von Mittelstand zu Mittelstand Die Webserie der Genossenschaftlichen Beratung
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Wir machen den Weg frei.