Komplett-Magazin Max Otte

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SPAZIERGANG DURCH OHLE MIT PROFESSOR MAX OTTE Wirtschaftswissenschaftler, Börsianer, Publizist und im Herzen Sauerländer Text Bernhard Schlütter, Fotos Martin Büdenbender

Blick von der Terrasse des Elternhauses auf das Lennetal

Professor Max Otte macht im August einen Spaziergang nach Berlin. Nicht einfach so. Er will ein Zeichen setzen: für die freiheitlich-demokratische Grundordnung, für Frieden und für die soziale Marktwirtschaft. In neun Tagesetappen legt Max Otte die Strecke von der Rhön bis in die Bundeshauptstadt zurück. Mitwanderer und Mitwanderinnen sind ihm willkommen, für die

komplette Tour oder auf einzelnen Abschnitten. Max Ottes Wanderstrecke führt durchs Sauerland. Am 12. August heißt das Etappenziel Plettenberg-Ohle, Ottes Heimatdorf. Mit seinem früheren Schul- und Bandkollegen Bernhard Schlütter unternahm der vielbeschäftigte Wirtschaftswissenschaftler, Börsianer und Publizist vorab einen Spaziergang durch Ohle.

Ich treffe Max Otte vor seinem Elternhaus am Stübel. Seine Mutter Lore wohnt hier. Auch eine Tante und ein Onkel wohnen in Plettenberg. Sie besucht er regelmäßig, pflegt außerdem den Kontakt zu Schulfreunden, die hier heimisch geblieben sind. In Ottes Garage haben wir damals unseren ersten Proberaum gehabt. Neugierig öffne ich die Tür und siehe da: Reste von Eierkartons kleben von innen am Garagentor - unsere Schallisolierung, denn die Nachbarn standen nicht alle auf Rockmusik. „New Waterfall“, später „Täuschung“ hieß unsere Band. „Es war eine klasse Zeit“, sind wir uns einig. Und Hobbymusiker sind wir beide heute noch. Ich jetzt eher mehr, der rührige Unternehmer Otte weniger: „Leider viel zu wenig Zeit!“

„Am Stübel bin ich geboren und aufgewachsen. Seit dem

ist er erneut in einem Dorf, genau gesagt Blankenheimerdorf in der Eifel. Dort hat er das ehemalige Pfarrhaus bezogen, die benachbarte ehemalige Dorfkneipe gleich mitgekauft und zu einem Tagungshaus umgebaut. Seine Arbeit als Unternehmer erledigt er in Köln. Mit seinem Institut für Vermögensentwicklung (IFVE) berät er Privatanleger. Darüber hinaus veröffentlicht Max Otte als gefragter Wirtschafts- und Finanzexperte regelmäßig Artikel zu Wirtschafts- und Finanzthemen in Tages- und Fachzeitschriften. Berühmt geworden durch sein 2006 veröffentlichtes Buch „Der Crash kommt“, in dem er die die internationale Finanzkrise und ihre Auswirkungen vorhersagte, ist er ein gefragter Interviewpartner und absolviert regelmäßig Fernseh- und Radioauftritte. Die Zahl seiner Vorträge hat er inzwischen von einst über 80 auf rund 20 pro Jahr verringert. „Ich konzentriere mich auf die Tätigkeiten als Publizist und Fondsmanager. Vorträge halte ich

Abitur bin dann allerdings so um die 40 Mal umgezogen.“ Er ist herumgekommen in der Welt. Heimisch geworden

nur noch da, wo es mir Spaß macht.“ Sein Lieblingsthema derzeit: Das Bargeld soll nicht abgeschafft werden.

Vom Dorf Ohle über 40 Stationen nach Blankenheimerdorf

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Erster Job als Zeitungsbote für „Die Kirche“ Wir haben die alte Ohler Dorfkirche erreicht. Hier ist Max Otte, damals noch mit dem Vornamen Matthias, von Superintendent Otto Grünberg konfimiert worden. Später hat Matthias den Vornamen seines Vaters angenommen. Vor zwei Jahren, an seinem 50. Geburtstag, ließ sich Max Otte mennonitisch taufen. „Meine Mutter stammt aus einer Mennoniten-Familie.“ Er identifiziert sich mit dieser evangelischen Freikirche, deren Merkmale u.a. die Erwachsenentaufe und der Verzicht auf Berufsgeistliche sind. Der evangelischen Kirchengemeinde Ohle bleibt er eng verbunden. „Pfarrerin Anju Laddach ist eine Freundin der Familie. Meine Mutter ist engagiertes Mitglied der Gemeinde.“

Die Lehrer haben eben nicht verstanden, wie gut ich eigentlich bin“, meint er, der sein Abitur am Albert-Schweitzer-Gymnasium Plettenberg schließlich mit dem Notenschnitt von 1,3 absolvierte. An Bäcker Schubert führt für Max Otte kein Weg vorbei, wenn er zu Besuch in Ohle ist. „Hier habe ich früher jeden Tag Brötchen geholt.“ Jetzt kauft er ein Brot, nimmt damit ein Stück Geschmack und Erinnerung aus dem Sauerland mit in die Eifel.

Grundschüler machen Weinprobe beim „Kleinen Onkel“ Schöne - und lustige - Erinnerungen verbindet Max Otte auch mit dem „Kleinen Onkel“. Die Gaststätte direkt an den Bahngleisen der Lenneschiene gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Heute hat Tischlerin Karin Gutschlag ihre Werkstatt in dem Haus ihrer Eltern eingerichtet. „Wir sind in der vierten Grundschulklasse mit unserem Lehrer Martin Zimmer zu einer Weinprobe hier gewesen. Das waren andere Zeiten“, erzählt Max Otte. Ihn hat diese Weinprobe offenbar auf den Geschmack gebracht, denn inzwischen gibt es eine eigene „Weinselektion Prof. Otte“. Seine besondere Verbindung zum Wein und zum Weinanbau ist tatsächlich familiär bedingt. Ein entfernter Onkel war Winzer in Oppenheim am Rhein und als Jugendlicher arbeitete Otte dort in der Weinlese mit. Im Biergarten der Gaststätte Zur Post gönnen wir uns einen Kaffee. Hier bei Gastwirtsfamilie Bulis wird am 12. August auch das Etappenziel des Spaziergangs nach Berlin sein. Dann darf auch ein Pils oder ein Glas Wein getrunken werden. Im Jahr 2016 organisierte Max Otte diese Etappenwanderung erstmals. „Es war eine spontane Aktion. Gemeinsam wandern, dabei Gespräche führen und sich auf die Grundwerte unserer Demokratie und der sozialen Marktwirtschaft besinnen, unter dem Motto ‚freie Bürger unter freiem Himmel’, das funktioniert.“

Auf dem Weg entlang der Bundestraße 236 zur Grundschule zählt Max Otte die Namen der Familien auf, die zu seiner Kindheit und Jugendzeit in den einzelnen Häusern wohnten. „Ich kenne hier jedes Haus, denn ich habe die evangelische Kirchenzeitung „Die Kirche“ ausgetragen und damit mein erstes Geld verdient.“ Das ist nun über 35 Jahre her und an manchen Stellen rätselt Otte. „Hier hat sich doch einiges verändert.“ Sein früheres Klassenzimmer in der Grundschule Ohle findet Max Otte fast auf Anhieb wieder. Es ist heute der Gymnastikraum. „Meine Noten in der Grundschule waren durchwachsen, wie eigentlich bis zur Klasse 10.

„Es ist schön auf Schusters Rappen“ Das Wandern als Hobby habe er vor zehn Jahren wiederentdeckt. „Als Kind und Jugendlicher bin ich mit meinen Eltern und dem SGV Ohle viel gewandert. Es ist schön auf Schusters Rappen. Das macht mir Spaß. Ein Marathonlauf dagegen ist Quälerei und werde ich nie machen, das habe ich mir geschworen.“ Durch seine Vorträge ist er überall in Deutschland gewesen und findet, dass es „so viele wunderschöne Landschaften bei uns gibt“. Besonders haben es ihm die Mittelgebirge angetan: Taunus, Harz, Pfälzer Wald zählt er auf, aber natürlich auch das Sauerland und die Eifel - die beiden Regionen, die er „Heimat“ nennt.

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Einkaufen wie früher: Ein frisches Brot bei Bäcker Schubert

ZUR PERSON Max Otte ist am 7.10.1964 in Plettenberg geboren. Er besuchte die Grundschule Ohle und das städtische Gymnasium Plettenberg (heute Albert-Schweitzer-Gymnasium. Otte studierte Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und politische Wissenschaften in Köln, des Weiteren an der American University in Washington D.C. und promovierte an der Princetown University.

Otte macht Werbung bei den Lesern seines Börsenbriefs, in den sozialen Medien und über Anzeigen. Die Idee kommt an. „Bunt gemischt“, beschreibt Max Otte die Schar der Mitwanderer. Viele begleiten ihn auf einzelnen Etappen, manche machen den kompletten Weg mit. Der beginnt diesmal am 8. August in der Rhön und endet am 18. August in Berlin. Nicht nur Mitwanderer, sondern auch Wanderführer für einzelne Tagesabschnitte, die zwischen etwa 20 und 35 Kilometer betragen, können sich über die Internetseite spaziergang-nach-berlin.de melden.

Wandern mit der Deutschlandfahne Auf der Sauerland-Etappe am 12. August wird Max Otte selbst die Wanderführung übernehmen. Treffpunkt und Streckenführung werden angemeldeten Teilnehmern mitgeteilt. „Das machen wir nicht öffentlich, um zu verhindern, dass Störenfriede kommen“, erklärt Otte. „Wir wandern mit Deutschlandfahne. Das ist halt das einzige Symbol, das wir haben, und es steht für unsere demokratische Grundordnung. Aber mancher stört sich daran.“

Plötzlich ist „früher“ ganz gegenwärtig. Max Otte schwelgt im Gespräch mit Komplett-Herausgeber Bernhard Schlütter in alten Erinnerungen.

Von 2011 bis 2016 war Otte Professor an der Karl-Franzens-Universität Graz. Seine Professur an der Fachhochschule Worms, die er seit 2001 inne hat, ruht. Otte ist Gründer der Instituts für Vermögensentwicklung GmbH (IFVE) in Köln. Mit seinem Börsenbrief privatinvestor.de präsentiert Otte Finanzen und Finanzinformationen für Privatinvestoren sowie Bürgerinnen und Bürger allgemeinverständlich, nutzbringend und humorvoll.

An den Abenden der Wandertage werden verschiedene Fachleute kurze Impulsreferate halten, z.B. der Wissenschaftler Prof. Dr. Dr. Helge Peukert, der Rechtsanwalt und Publizist Carlos A. Gebauer sowie der Kabarettist Ludger K. Im Gasthof Zur Post in Ohle wird am 12. August Prof. Max Otte den Impulsvortrag halten. Auf ein Thema will er sich noch nicht festlegen, aber es werde um Gefahren für die Demokratie und die soziale Marktwirtschaft gehen. Die Abendveranstaltung im Gasthof Zur Post beginnt um 19 Uhr. Dazu sind auch Nicht-Wanderer willkommen. Der Eintritt beträgt 8 Euro. Voranmeldungen für einzelne Tagesetappen oder die gesamte Tour sind möglich auf der Homepage spaziergangnach-berlin.de. Nach der Anmeldung erhalten die Teilnehmer alle Informationen über ihre Etappen.

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