hörbar
DAS MAGAZIN DES KONZERTHAUS DORTMUND
M I R G A G R A Ž I N Y T E˙ - T Y L A
AUSGABE 03 2020 21
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SPONSOREN
FÖRDERKREISE
FÖRDERER
DANKE FÜR: SO KLINGT NUR DORTMUND.
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TITELFOTO: ANDREAS HECHENBERGER · DG FOTO: SONJA WERNER
Wie schauen wir auf das Heute aus der Perspektive von morgen? Ich kenne das von Momenten persönlicher Krisen, aber auch vom Wandern: Im Tal fällt es schwer, sich in die Perspektive des Gipfels hineinzuversetzen. Stattdessen kommt nach scheinbar jeder bewältigten Anhöhe wieder eine neue, und das Ende fühlt sich unerreichbar an. Oder wir überhöhen das, was uns gerade fehlt: So wie ich mir frierend im Winter oft nicht vorstellen kann, dass es mir im Sommer auch mal zu heiß ist und umgekehrt. Besonders in schwierigen Zeiten fällt es uns offenbar schwer, den Kopf zu heben und aus höherer Perspektive auf die Situation zu schauen. Erst im Rückblick erscheint dann vieles relativ, das uns besorgt hatte; denn aus der Perspektive von morgen spielt der Faktor Sorge keine entscheidende Rolle mehr. Aber wie können wir diese höhere Perspektive im Heute erklimmen? Beim Fliegen fällt mir immer wieder auf, dass über dem diesigen Nebel ja doch immer die Sonne scheint – als wäre das überraschend. »Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich«, heißt ein schöner Aphorismus aus Südafrika. Ganz in diesem Sinne wende ich in diesen Tagen gerne meine Ohren der Musik zu, tauche auf aus dem Lärm der Zeit. Ist es nicht erstaunlich, welche Wirkung Musik dann haben kann? Was sind Ihre Lieblingsaufnahmen? Ich höre derzeit gerne Franz Schuberts letzte Sonaten Nr. 20 und 21 mit Alfred Brendel, Víkingur Ólafssons CD »Debussy Rameau« (apropos Rameau: Kennen Sie Teodor Currentzis’ Platte »The sound of light«? Großartig!), Brahms’ 3. Sinfonie mit Boston Symphony und unserem ehemaligen Exklusivkünstler Andris Nelsons, César Francks Klavierquintett in der Aufnahme mit Joshua Bell und Steven Isserlis und natürlich immer wieder Bach in allen Ausprägungen (wunderbar z. B. die Motetten mit dem Collegi-
um Vocale Gent unter Herreweghe). Dann relativiert sich doch einiges wieder. Anfang Dezember wurde im Konzerthaus ein Konzert unserer jetzigen Exklusivkünstlerin Mirga Gražynitė -Tyla mit Kirill Gerstein an Klavier und Cembalo und der Kammerphilharmonie Bremen gestreamt: Mieczysław Weinbergs 7. Sinfonie war für mich eine Entdeckung, und Schumanns Klavierkonzert liegt mir seither auch wieder mal in den Ohren – sehr zu empfehlen in der Aufnahme Argerich und Harnoncourt. Nutzen wir diese Zeit doch dazu, aufzutauchen, innezuhalten, hin- und zuzuhören, einander und der Musik. Mit dieser hörbar möchten wir inmitten einer konzertstillen Zeit gerne ein wenig auftauchen aus dem Lärm, gemeinsam mit Ihnen. Wo wir Ihnen sonst die kommenden Konzerte präsentiert hätten, haben wir diesmal Geschichten rund ums Konzerthaus und unsere Künstler für Sie eingefangen: Zugehört haben wir z. B. beim Interview mit Mirga (Seite 6) und Philippe Jaroussky (Seite 19), hingehört beim MCO (Seite 12) und unserem Community Musician Matt Robinson (Seite 22), innegehalten unter anderem für eine Aerosol-Studie mit dem Fraunhofer-Institut (Seite 16) und eine Bûche de Noël unserer Gastronomin Laurence Barties. Genießen Sie die Lektüre – und hören Sie ein wenig Musik. Ich hoffe sehr, dass wir uns bald wiedersehen werden in unserem, in Ihrem schönen KONZERTHAUS DORTMUND. Und ich wünsche Ihnen von Herzen Gesundheit, eine segensreiche Weihnachtszeit und ein Jahr 2021 voller Live-Musik. Ihr Dr. Raphael von Hoensbroech Intendant und Geschäftsführer des KONZERTHAUS DORTMUND
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Der Dezember im Konzerthaus
BEIM INSPIZIENTEN
Wenn es im Moment auch keine Konzerte im Saal gibt, bleibt es hinter den Türen doch nicht still: Proben, Filmaufnahmen, Streamings, Probespiele, Workshops mit digitaler Unterstützung und Tests mit unserem neuen Konzertflügel halten das Konzerthaus in Schwung.
BRENNT NOCH LICHT
04 einblick
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Ein kleines Wunder
Exklusivkünstlerin Mirga Gražinytė-Tyla über Streams, Lieblingskomponisten und Musikhunger
10 hinter den kulissen
04 einblick 05 inhalt 26 augenblick
Schulterschluss auf Abstand
Das Konzerthaus bedankt sich bei Sponsoren und Förderern für ihren Rückhalt
12 internationale orchester
28 gästebuch 29 ausblick I rätsel I impressum 30 aktuelles
Ein Orchester im Härtetest
Das Mahler Chamber Orchestra hat wie viele freie Ensembles mit der Corona-Krise zu kämpfen
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Zeit für Fakten
Das Konzerthaus lässt als erstes deutsches Haus die Ansteckungsgefahr im Saal untersuchen
19 interview
So klingt die Zukunft
Countertenor Philippe Jaroussky blickt hoffnungsvoll Richtung Curating-Artist-Festival im März
22 community music
FOTOS: SONJA WERNER, ANDREAS HECHENBERGER · DG, MOLINA VISUALS, MARIE-SÜNJE SCHADE
Hi, ich bin Matt!
Wie das Konzerthaus zu seinem Community-Music-Programm kam
24 zahlen
Die etwas andere Konzerthaus-Statistik Dinge, die Sie über das Konzerthaus sicher noch nicht wussten
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EIN KLEINES
WUNDER 06
Als Exklusivkünstlerin am KONZERTHAUS DORTMUND wollte Mirga Gražinytė-Tyla mit all ihrem Temperament und ihrer Vielseitigkeit über drei Jahre lang Musik mit dem Publikum teilen. Nun mussten bereits fünf ihrer Konzerte wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Als sie
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Anfang Dezember zum Video-Interview mit Raphael von Hoensbroech auf dem Bildschirm erschien, waren im Hintergrund viele Notenständer zu sehen – Arbeitsatmosphäre. »Es ist einfach ein kleines Wunder, dass wir jetzt proben können für ein gestreamtes Konzert aus Dortmund«, erklärt Mirga.
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Mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und Kirill Gerstein hat sie noch vor Erscheinen dieser hörbar ein Programm mit Werken von Schumann, Weinberg und Beethoven auf die Beine gestellt.
FOTO: SONJA WERNER · KONZERTHAUS DORTMUND
Jetzt, in dieser Zeit, in der doch viele zu Hause bleiben, hat man das Gefühl, dass du aber unheimlich beschäftigt bist. Hat sich für dich überhaupt etwas geändert in diesem Herbst? Ich bzw. wir haben alles Mögliche erlebt. Ich hatte viele Monate, in denen ich tatsächlich überhaupt nicht dirigiert habe. Zum Teil habe ich es sehr genossen, zum Teil sehr vermisst. Der November war dann unerwarteter Weise total voll. In Birmingham haben wir drei Wochen gespielt, in der ersten Woche sogar noch zwei Konzerte mit einem reduzierten Publikum. Und am nächsten Tag kam der Lockdown. Wir haben aber noch zwei Wochen lang Programme aufgenommen fürs Streaming. Und dann durfte ich noch das London Symphony Orchestra kennenlernen. Das ist ja im Moment unser Residenzorchester – wunderbar, dass du da jetzt zu Gast gewesen bist! In Großbritannien ist die Lage noch mal schwieriger in der Musikwelt. Wie erlebst du denn die Stimmung bei den englischen Orchestern? Verglichen mit Deutschland und Österreich war die Pause sehr viel länger bei den englischen Orchestern, bis man im Sommer, im Juli oder August irgendwann wieder angefangen hat zu spielen, zunächst nur Kammermusik. Man spürt einen sehr großen Hunger, wieder etwas zu machen, wieder aktiv zu sein. Und jetzt finde ich es fantastisch, dass durch Streaming wirklich sehr viel passiert, gerade in Birmingham und London. Und auch andere Orte sind auf diese Art und Weise sehr aktiv. Du hast ja viele Heimaten. Da ist Großbritannien durch dein City of Birmingham Symphony Orchestra, du lebst in Salzburg, du bist viel in Deutschland und du kommst natürlich aus Litauen. Wenn du diese vier Länder mal gegeneinander hältst in dieser Corona-Zeit, läuft das aus deiner Sicht alles parallel ab oder gibt es da große Unterschiede? Wer hat es am schwierigsten? Wer hat es am schwierigsten? Gute Frage. Ich glaube, dass es in allen Ländern wohl Menschen gibt, die ganz okay damit klarkommen, und die, die wahnsinnig darunter leiden. Dieser Kampf ist halt bei uns allen da. Ich bin lange nicht in Litau-
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en gewesen – doch ja, im Juli durfte ich einmal dort sein. Da war nach viel Pause mal wieder ein kleines Konzert möglich, und jetzt sind die Zahlen dort ja wahnsinnig hoch. Ich kann nur versuchen mir vorzustellen, wie es Freiberuflern, die wirklich auf jedes Engagement angewiesen sind, gerade geht. Toll, dass Dortmund und Bremen hier gerade versuchen, trotzdem aktiv zu bleiben. Wenn morgen die Pandemie vorbei wäre, was würdest du als Erstes tun? Ich würde versuchen, diesen Fokus auf Familie, der sich jetzt so ergeben konnte, weiter zu behalten und zu schauen, was die optimale Balance sein kann. titel 07
punkt bei uns am Haus machen, so Gott will und die Pandemie es uns machen lässt. Nun spielst du im Stream auch mit der Kammerphilharmonie Bremen eine Weinberg-Sinfonie, und zwar die Siebte. Weinberg ist ja vielen Menschen gar nicht so unmittelbar vor Ohren und vor Augen – kannst du noch mal kurz erzählen, wie du auf ihn kamst und was du so an Weinberg schätzt? Auf Mieczysław Weinberg kam ich zunächst durch Gidon Kremer. Die allerersten Werke, die wir mit der Kremerata Baltica gemacht haben, unter anderem seine 3. und 4. Kammersinfonie, habe ich unheimlich gemocht. Es war trotzdem nicht sofort Liebe auf den ersten Blick mit Weinberg. Es hat eine kleine Weile gedauert, bis mir immer bewusster wurde, was für ein Werk dieser Mensch geschrieben hat, was für ein Mensch er gewesen sein muss. Es ist eine Reise, das immer mehr zu entdecken. Dieses unglaubliche Leben, diese Dinge, die er erlebt hat und seine Art, damit umzugehen und das Erlebte auch in Klang umzusetzen – es ist einfach einmalig. An diesen Werken möchte ich wirklich mein ganzes Leben lang kleben bleiben.
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Du bist ja Exklusivkünstlerin am Konzerthaus. Wenn du jetzt an Dortmund denkst, was geht dir durch den Kopf? Über das Konzerthaus, die Stadt, die Menschen? Als Erstes sicher die Kommunikation über Musik, die ich im Konzerthaus schon oft erleben und teilen durfte. Die Nähe zum Bahnhof und ich mag sehr gerne das NH-Hotel, wo man den Bahnhof auch hört. Überhaupt ist alles so schön kompakt. Und das tolle Team vom Konzerthaus, wohin man so gerne zurückkommt. Du wirst ja in der nächsten Saison, vielleicht kann man sich diesen Vorgriff schon mal erlauben, auch Weinberg zu einem kleinen Schwer-
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Je nachdem von wo die Sonne scheint, fällt der Schatten auf den anderen? Oder sie tragen beide Sonne in sich, ganz sicher. Jetzt steht Weihnachten vor der Tür. Wie feiert ihr Weihnachten? Habt ihr litauische Traditionen, die du einbringst? Es ist eine Mischung aus litauischen und bayerischen Traditionen. Was ist denn so eine litauische Tradition zu Weihnachten? Singen! Das haben wir nicht abgestimmt, aber singst du uns mal ein litauisches Weihnachtslied? (Mirga singt »Atsiskubina Betliejun«, von ihr zu hören auf unseren Social-MediaKanälen oder mithilfe des QR-Codes rechts, den Sie mit Ihrem Handy scannen können.) Das Interview führte Raphael von Hoensbroech.
FOTO: SHUTTERSTOCK
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Er steht ja ein bisschen im Schatten von Schostakowitsch, wird mit ihm oft verglichen. Ist das fair? Oder siehst du in ihm was völlig anderes? Ich würde sagen, der Punkt ist, dass sie große Freunde waren, sowohl auf menschlicher Ebene als auch als Komponisten. Sie haben voneinander gelernt, viel mitgenommen, diskutiert, gemeinsam vierhändig Klavier gespielt. Mal steht Weinberg im Schatten, mal steht Schostakowitsch im Schatten des unglaublichen Lichts von Weinberg. Die haben beide beides.
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... ALLEN SPONSOREN UND FÖRDERERN 10
SCHULTERSCHLUSS AUF ABSTAND
Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Und in diesem Fall erfordern besondere
FOTO: SONJA WERNER
Maßnahmen auch einen besonderen Dank! Wir sind tief berührt von der Solidarität und der Treue, die wir in den vergangenen Monaten erfahren haben. Unsere langjährigen Sponsoren und Förderer haben uns trotz der Konzertausfälle nicht im Stich gelassen. Keiner ist abgesprungen oder hat sein Geld zurückverlangt, und das, obwohl die Pandemie auch der Wirtschaft viel abverlangt. Unsere Freunde, Botschafter, Sponsoren und unsere Besucher, die den Großteil des Jahres auf Livemusik in unserem Konzertsaal verzichten mussten, haben uns sowohl finanziell als auch ideell unterstützt. Wir haben unzählige Nachrichten mit berührenden Worten erhalten, immer wieder wurde uns Unterstützung trotz dieser schwierigen Situation zugesichert. Das hat uns in diesem aufreibenden Jahr viel Kraft gegeben. Besonders haben wir uns auch darüber gefreut, dass viele noch zusätzlich unseren Spendenaufrufen für die freie Szene
gefolgt sind und mit Einzel- und Ticketspenden Ensembles bei der Erhaltung ihrer Existenz geholfen haben. Wie wichtig auch die Unterstützung dieser freien Künstler ist, haben uns die Balthasar-Neumann-Ensembles bei der Saisoneröffnung am 3. September mit Haydns »Schöpfung« auf bewegende Weise gezeigt. Ohne sie wäre die Konzertwelt um einen großen Teil ihrer Vielfalt beraubt. In Zeiten des Mindestabstands hat das Zusammenhalten eine neue Bedeutung erhalten. Unsere Freunde, Förderer, Sponsoren und Botschafter haben uns gezeigt, wie es geht. Dafür sagen wir Danke!
hinter den kulissen 11
EIN ORCHESTER IM.. HARTETEST
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In Orchesterbios, also den Texten, die hinten im Programmheft zur Information abgedruckt werden, findet man meist nur wenig wirklich Interessantes. Eine Aufzählung der gewonnenen Wettbewerbe, die Liste der ehemaligen Chefdirigenten und assoziierten Künstlerinnen und Künstler – immer ähnlich, oft ein bisschen dröge. Der Blick in die Bio des Mahler Chamber Orchestra (MCO) dagegen lohnt sich, denn hier wird beschrieben, was den Charakter des Ensembles ausmacht, das sich 1997 aus Mitgliedern des Gustav Mahler Jugendorchesters gemeinsam mit Mentor und Dirigent Claudio Abbado gründete. »Die Musiker arbeiten als ›nomadisches Kollektiv‹, das sich in Europa und weltweit zu Tourneen und Projekten trifft. [ … ] Die MCO-Musiker wünschen sich einen Dialog mit ihrem Publikum. Dies ist die Inspiration für die wachsende Zahl von Begegnungen und Projekten, durch die das MCO weltweit Musik, Bildung und Kreativität vermittelt.« Hier widmen sich also seit über zwanzig Jahren Musikerinnen und Musiker aus über 20 Ländern einer Sache, stecken all ihr Herzblut in Projekte, nehmen Hürden,
Reisen, Unwägbarkeiten auf sich und überwinden sie, um das Mahler Chamber Orchestra mit musikalischem Leben zu füllen. Dann kam Covid-19. Und alles wurde anders. Bratschist Yannick Dondelinger, Gründungsmitglied des MCO, erinnert sich: Anfang März befand sich das Orchester am Ende einer Tournee in Deutschland und sollte für das Abschlusskonzert nach Italien fahren. Stattdessen flogen alle zurück in ihr jeweiliges Land. Kon-
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zert nicht möglich, abgesagt, das erste von vielen. »In diesem für das Mahler Chamber Orchestra. Während einige Kolleginnen Moment brach unsere Welt zusammen. Damals war jeder von und Kollegen nicht ihre Wohnung verlassen durften, merkten anuns im Schock, jeder!« Zu Hause angekommen gab es das erste dere kaum Einschränkungen in ihrem alltäglichen Leben. Meeting via Zoom, jener digitalen Plattform, die für so viele in dieIn dieser Zeit strukturierte sich das Management-Team, das ser Zeit zum wichtigsten Kommunikationsmittel wurde. »Ich habe vorher noch nie ein so persönliches und emotionales Meeting eigentlich im Berliner Büro sitzt, komplett neu. Möglichkeiten der miterlebt. Und ich glaube, alle wussten damals schon, wie ›groß‹ finanziellen Förderung wurden abgefragt, alle erforderlichen diese Corona-Sache werden würde.« Und so war es auch. In die- Papiere und Formulare zusammengesucht, um das Orchester sem und den vielen darauffolgenden Treffen im virtuellen »MCO- vor dem Aus zu bewahren. Und das MCO rief eine Kampagne Wohnzimmer«, wie Yannick es nennt, stellte sich immer mehr he- ins Leben, die nicht nur den eigenen Orchestermusikerinnen und raus, wie schwer es werden würde, als Orchester diese Krise zu -musikern Hoffnung und Halt gab: #keepplaying. bewältigen. »Wenn einer meiner Kollegen beispielsweise sagte: Der Zuspruch war enorm. »Für uns war das ein starkes Zeichen: ›Ja, ich habe Covid-19, der Test ist positiv, ich muss jetzt für zwei Wochen in Quarantäne‹, sagte die andere: ›Hier in Amsterdam Wow – da draußen gibt es Leute, die sich dafür interessieren, was laufen alle rum, als würden sie nicht verstehen, wie ernst die Lage wir tun und wer wir sind. # keepplaying hat uns unglaublich geist.‹« Die unterschiedlichen Strategien zur Eindämmung der Pan- holfen«, sagt Yannick Dondelinger. Jede Woche veröffentlichte demie in den Ländern wurde zur emotionalen Belastungsprobe das MCO nun Videos, in denen Orchestermitglieder spielten – mal
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solo, mal zu zweit oder dritt, mal gemeinsam an einem Ort, mal voneinander getrennt und anschließend zusammengefügt.
warum es das MCO gibt. Wir sind da, um Hunderttausenden von Menschen jedes Jahr diese Geschichten zu erzählen.«
Was zuerst half, konnte am Ende doch nicht zur Dauerlösung werden. »Streaming und Zoom war eine wunderbare Überbrückung für die ersten Corona-Monate. Aber heute empfinde ich es als zutiefst langweilig«, fasst Yannick es zusammen. Ein Livestream hält nichts bereit für die Leere, die sonst das Publikum mit Leben füllt. Im Juli spielte das MCO das erste live gestreamte Konzert für das »Schleswig-Holstein Musik Festival«. Die Stille vor dem ersten und nach dem letzten Ton war für alle schwer zu ertragen. »Du erzählst niemandem deine Geschichte außer deinem Pultnachbarn. Das ist nett, ja. Aber das ist nicht der Grund,
Zwischenzeitlich konnte das Berliner Büro zu fast altbekannten Aufgaben zurückkehren: der Planung von Konzerten. Zusammen mit dem Konzerthaus wurde für gleich drei im November und Dezember angesetzte Konzerte eine Lösung gefunden, die jedoch durch den »Lockdown light« wieder hinfällig war. Und einige Schwierigkeiten werden bleiben. Internationale Tourneen waren schon vor Corona ein schwieriges Unterfangen, jetzt sind sie aufgrund der verschiedenen, sich dazu täglich ändernden Verordnungen und Regelungen quasi unmöglich geworden. Aber das MCO wird das hinbekommen. Die Fähigkeit zur Resilienz hat es ja bewiesen.
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ZEIT FÜR FAKTEN
Wie genau verbreiten sich Aerosole und CO2 in einem Konzertsaal, speziell in unserem Konzertsaal? Das haben Wissenschaftler des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts im November mit dem Ziel untersucht, die Sicherheit eines Konzertbesuchs in Corona-Zeiten beurteilen zu können. Anfang Januar werden die Ergebnisse öffentlich vorgestellt. In der Diskussion um den Teil-Lockdown des Novembers und die bisherigen Auflagen für Kulturbetriebe ging es schnell auch um Grundsätzliches und um Befindlichkeiten: Was ist Systemrelevanz? Was ein Wirtschaftszweig? Was eine Extrawurst? In dieser Gemengelage wurde es Zeit für Fakten. »Wir hätten uns ein differenzierteres Vorgehen gewünscht«, hatte Intendant Raphael von Hoensbroech im Oktober erklärt. »Denn die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass unser Schutz- und Hygienekonzept greift und unsere technische Ausstattung dafür sorgt, dass Sie sich bei uns sicher und wohl fühlen können.« Wenn, wie oft angenommen wurde, Konzerthäuser keine Infektionsorte sind, kann ihre Schließung auch nicht dazu beitragen, dass Infektionszahlen sinken. Tatsächlich schienen die weiterhin hohen Inzidenzwerte Ende November diese These zu bestätigen. Umso größer wurde der Wunsch für die Zukunft nach Überprüfbarkeit, Transparenz – einem handfesten Boden für die Theorie, dass es Masseninfektionen im Konzerthaus aus physikalischen Gründen nicht geben kann.
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Zum Thema Aerosol-Ausstoß beim Singen und Musizieren mit Blasinstrumenten hat es bereits einige Studien gegeben. Jetzt wurde im Konzerthaus eine Studie durchgeführt, die die Aerosol- und CO2-Verbreitung im Zuschauerraum experimentell untersucht. Die Ergebnisse sind wichtig für weitere Entscheidungen, unsere Maßnahmen, unser Publikum und ebenso für andere Häuser. Auch für die Belüftung von Klassenräumen in Schulen und Hörsälen an Universitäten könnten sie wertvolle Beiträge zur Gefährdungsbeurteilung liefern. Daher sind Partner verschiedener Disziplinen daran beteiligt, das Thema zu beleuchten: Zunächst waren ab November die Physiker des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts und der Firma Parteq für Aerosoltechnologie gefragt. Sie führten an mehreren Tagen Experimente zur Messung der Verbreitung von Aerosolen und CO2 im Konzertsaal durch. Die Versuchsanordnung entstand auch im Austausch mit dem Umweltbundesamt; zu den Ergebnissen wird die Behörde abschließend Stellung nehmen. Um aus den Daten weitere Schlussfolgerungen für den Konzertalltag während der Corona-Pandemie
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Die Verbreitung der Aerosole wird mit und ohne Maske unter Berücksichtigung verschiedener Einflussszenarien wie der thermischen Wirkung von Publikum, das sich um den Dummy herum befindet, gemessen. Dafür wurden Mitglieder der Dortmunder Philharmoniker und Mitarbeiter des Konzerthauses gebeten, sich mit Maske in das Parkett zu setzen. »Wir möchten herausfinden, wie die Be-
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lastung in der Nähe des Dummys ist, um daraus ableiten zu können, welche Personen in der Nähe grundsätzlich gefährdet sein könnten oder auch nicht«, so Projektleiter Prof. Dr. Wolfgang Schade. Sein Institut entwickelt CO 2-Sensoren und untersucht, wie sich Raumluft um einen Probanden verteilt – ein Forschungsinteresse, das mit den Fragen des Konzerthauses korrespondiert. Erste Auswertungen der Untersuchungen im Konzertsaal deuten bereits darauf hin, dass die installierte Lüftungsanlage wie vermutet schon auf sehr kurze Distanzen erhebliche Verdünnungseffekte von konzentriert eingeleiteten Aerosolen und CO2 erzeugt. Darüber hinaus gibt es erste Hinweise darauf, welche Sitzpläne die größte Sicherheit versprechen. »Ich sage es deutlich«, hatte Raphael von Hoensbroech zur Saisoneröffnung gesagt, »wir dürfen Corona nicht verharmlosen. Und zugleich müssen wir Wege suchen, mit dieser Pandemie zu leben, denn sie wird uns noch begleiten.« Für das erste Chorkonzert der Coronazeit hatten wir einen Weg gefunden, mit einem aufwendigen Schutzkonzept für das Publikum und dreifachen Testungen und Isolation für die Musiker. Auf einer wissenschaftlichen Basis mit der Unterstützung eines interdisziplinären Teams finden wir wieder einen Weg. Für die Musiker und unser Publikum.
FOTOS: SIMEON KLEIN
zu ziehen, arbeitet der Hygieniker und Infektiologe Prof. Dr. Martin Exner an der Untersuchung mit. Er gehört zu den Wissenschaftlern, die Kanzlerin Angela Merkel in der Corona-Krise beraten. Soweit die promovierten Beteiligten. Doch ein Hauptakteur der Studie, zu dessen Kernkompetenz hauptsächlich das Atmen gehört, fehlt noch: Dummy Oleg sitzt im Zuschauerbereich und verbreitet durch einen Schlauch aus Mund und Nase bestimmte Mengen Aerosole und CO2 – so wird die menschliche Normalatmung eines Zuschauenden simuliert. Dieser Ausstoß musste zuvor genau kalkuliert werden, denn ähnlich wie der Oboist auf der Bühne gleichzeitig Blasen und Einatmen kann, beherrscht auch Oleg die sogenannte Permanentatmung. Dass er kontinuierlich ausatmet, wurde bei den Berechnungen daher natürlich bedacht, und auch die natürlichen Kopfbewegungen haben die Wissenschaftler nachgeahmt.
Als Curating Artist der Saison 2020/21 erlaubt sich Philippe Jaroussky eine vorsichtige Vorfreude auf sein Programm im kommenden März. Eine Woche mit außergewöhnlichen Projekten im KONZERTHAUS DORTMUND hat er geplant. Dass dieses Programm auch für seine persönlichen Pläne
FOTO: SIMON FOWLER · ERATO / WARNER CLASSICS
als Musiker steht, verrät er im Interview.
Wir hoffen ja, dass uns Corona bei den Konzerten im März keinen Strich durch die Rechnung macht. Das wird ein sehr facettenreicher Marathon, mit der Leitung eines großen Oratoriums. Wie bereiten Sie sich darauf vor? Zunächst einmal bin ich erleichtert, dass diese Residenz für den März geplant war und nicht jetzt! Obwohl uns wahrscheinlich allen klar ist, dass Konzerte bestimmt bis zum September 2021 nicht wieder ganz normal ablaufen können. Das Programm, das ich zusammengestellt habe, ist sehr ambitioniert, da ich zeigen möchte, wie breit ich meine musikalischen Aktivitäten für die Zukunft plane: Ich möchte natürlich immer noch singen, junge Talente fördern und unterrichten, dirigieren und manchmal auch innovative Projekte einbringen wie meine Live-Performance mit der berühmten französischen DJ Chloé. Die Vorbereitungen laufen ruhiger als geplant, weil ich seit Monaten praktisch im Zwangsurlaub bin. Die größte Herausforderung wird natürlich sein, zum ersten Mal als Dirigent aufzutreten. Ich trete da an, jede Note dieses wunderschönen Oratoriums von Scarlatti zu würdigen und mein tolles Solistenensemble zu unterstützen. Ich kann es kaum erwarten und werde wahrscheinlich viel angespannter sein, als wenn ich selbst singe!
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mich ihr in der Zukunft noch häufiger widmen. Ich freue mich schon auf die jungen Sänger in Dortmund! Wie sieht Ihr Alltag auf der (Proben-)bühne und zu Hause im Moment aus? Leider wurde gerade ein großer Teil meiner Tournee zur Veröffentlichung meines neuen Albums »La Vanità del Mondo« abgesagt. Ich versuche aber, optimistisch zu bleiben und arbeite in der freien Zeit mit meinem Lehrer an meiner TechIm März 2019 haben Sie im Interview mal gesagt: »In vier Jahren ichAußerdem meine erste nik,drei um oder nächstes Jahr fitwerde zu sein. koBarockoper dirigieren.« Was hat diese Entwicklung noch che ich beschleunigt? gerne und spiele viel Klavier, zwei bis Stunden Tag.erste inszenierte BarockoIm März 2019 haben Sieich imda Interview mal ge- drei Genau genommen habe sogar die Wahrheit gesagt, dennam meine sagt: »In drei vier2022 Jahren werde ich meine per werde ichoder im Mai in Paris dirigieren, genau drei Jahre nach diesem Interview! Aber ich bin Unsere konzipieren Konerste Barockoper dirigieren.« Was hat natürlich dankbar, dass Veranstalter unddiese Opernhäuser sichKonzertplaner vorstellen können, dass ich die dirigiere teilweise zum dritten Mal Entwicklung noch beschleunigt? und über zukünftige Projekte sprechen, ohne jemalszerte etwas gehört zu haben, das ich(länger, leite. Dakürzer, fühle mitnicht oderzu ohne Pause, doppelte Aufführungen), Genau genommen ich viel, da sogar die Wahrich mich geehrt undhabe arbeite um dieses Vertrauen enttäuschen. heit gesagt, denn meine erste inszenierte Ba- den Musikern geht es da natürlich nicht anSehen als Sänger dieser Flexibilität rockoper werde ich iminMai in Paris diri- ders. Sie Unterrichten etwa der2022 geplanten Masterclass, aber auchSie in Ihrer Académie Sänger unterder nächstenund Zeitals gelassen gieren, genauStimmfächer. drei Jahre nach diesem Interview! schiedlicher Was ziehen Sie für sich persönlich Sängerentgegen? aus dieser TätigWir haben wohl keine andere Wahl als geduldig Aber keit? ich bin natürlich dankbar, dass Veranstalter undverdeutlicht Opernhäuser sich vorstellen können, dass Lehrer zu sein und zuich tun,glaube, was getan muss, um Sie mir, dass ich selbst einen guten hatte und dasswerden auch ich meinen Konzerte möglich zu machen. Publikum ich dirigiere, und über zukünftige Projekte spre- mit Schülern wirklich helfen kann. Wenn sie plötzlich größerer Leichtigkeit singen Das wegen meiner wundervoll; es unterstützt unseiner und chen, ohne jemals gehört zuGefühl. haben,Und das ich reagiert Ratschläge, ist dasetwas ein großartiges gestehe,oft dass ich auch besser singe nach kommt, nicht genau bekommt, ich leite. Da fühle ich geehrt und arbeite Woche Masterclass in mich meiner Académie. Unterrichten wird obwohl zu einer es Leidenschaft fürdas mich und ich es beim Kauf der Kartenmich erwartet hat. viel, um dieses Vertrauen enttäuschen. bin sicher, ich werde michnicht ihr inzuder Zukunft noch was häufiger widmen. Ich freue schon aufMehr die denn je erfahren Künstler wie Publikum, wie jungen Sänger in Dortmund! Sie unterrichten etwa in der geplanten Master- wertvoll Live-Konzerte sind. class, aberIhrauch in Ihrer Académie Sänger unWie sieht Alltag auf der (Proben-)bühne und zu Hause im Moment aus? Das Interview führte meines Marion neuen Daldrup. terschiedlicher Stimmfächer. ziehenTournee Sie Leider wurde gerade ein großerWas Teil meiner zur Veröffentlichung Albums »La für sichdel persönlich und als Sänger aus dieser Vanità Mondo« abgesagt. Ich versuche aber, optimistisch zu bleiben und arbeite in der freien Tätigkeit? Zeit mit meinem Lehrer an meiner Technik, um nächstes Jahr fit zu sein. Außerdem koche ich gerne Sie mir, dass einen guund verdeutlicht spiele viel Klavier, zweiich bisselbst drei Stunden am Tag. ten Lehrer hatte, und ich glaube, dass auch ich meinen Schülern wirklich helfen kann.die Wenn sie Unsere Konzertplaner konzipieren Konzerte teilweise zum dritten Mal (länger, kürzer, mit plötzlich größerer Leichtigkeit singen weoder ohnemit Pause, doppelte Aufführungen), den Musikern geht es da natürlich nicht anders. Segen Ratschläge, istFlexibilität das ein großartiges hen meiner Sie als Sänger dieser der nächsten Zeit gelassen entgegen? Gefühl. Undwohl ich gestehe, dassWahl auchals ichgeduldig besser zu sein und zu tun, was getan werden muss, um Wir haben keine andere singe nach einer Woche Masterclass in meiner Konzerte möglich zu machen. Das Publikum reagiert oft wundervoll; es unterstützt uns und kommt, Académie. Unterrichten wird zu einer was Leidenobwohl es nicht genau das bekommt, es beim Kauf der Karten erwartet hat. Mehr denn je schaft für mich und bin sicher, ich werde erfahren Künstler wie ich Publikum, wie wertvoll Live-Konzerte sind.
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HI, ICH BIN MATT!
Communities, Gemeinschaften bestehen aus Geschichten. Auch unser Community-Music-Programm begann mit einer Geschichte – der von Matt Robinson und wie er nach Dortmund kam. »Hallo, mein Name ist Matt und ich bin ein Community Musician.« Mit diesem Satz stellt sich der im Norden von England aufgewachsene Brite schon ein Jahr lang bei den unterschiedlichsten Menschen aus Dortmund vor. 2019 kam er auf Bitten von Intendant Raphael von Hoensbroech ans KONZERTHAUS DORTMUND, um mithilfe des Konzepts der Community Music Brücken zwischen den Menschen in Dortmund zu schlagen. Matthew Robinson selbst kam ganz zufällig mit Musik in Kontakt, als er eines Tages am Strand seiner Heimatstadt Morecambe von einem Community Musician zu seinem Workshop eingeladen wurde. Eigentlich wollten er und seine Freunde ihren Schultag am Strand verbringen. Der Community Musician schien sich aber wirklich für ihre Geschichten zu interessieren. Er drückte Matt eine Klarinette in die Hand, fand einen Platz in seinem Ensemble für ihn und binnen einer Stunde spielte er Musik zusammen mit einer richtigen Band. »Es machte unglaublich viel Spaß. Ich traf neue Menschen, alle waren interessiert an mir und schienen wirklich froh zu sein, dass ich dort war. Ich hatte so etwas noch nie zuvor erlebt.« Community Music wurzelt in der britischen Community-Arts-Bewegung. Diese entstand in den 1960er-Jahren und verfolgt seither das Ziel, gesellschaftliche Teilhabe und Chancengleichheit durch Kultur herzustellen. In Matts Leben hat dieses Konzept etwas verändert. Nach Abschluss der Schule und eines Studiums in Jazzklarinette arbeitet er heute international als Community Musician. Dabei bringt er Gemeinschaften zusammen und inspiriert durch Musik auch andere Menschen zu Veränderungen in ihrem Leben. Nach Zwischenstopps in Norwegen und Hongkong ist er nun hier in Dortmund – an einer Institution der sogenannten Hochkultur, von der viele Menschen aus der direkten Umgebung nicht einmal wissen, dass sie existiert. Doch genau das will Matt angehen und ändern: »Großartige Dinge können passieren, wenn Menschen Selbstvertrauen haben und Teil einer unterstützenden Gemeinschaft sind. Wenn sie sich als aktiver Teil der Gesellschaft und Kultur fühlen. Besonders wenn das mit Kunst oder Musik verbunden ist.«
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FOTO: HOPE COLLINS
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DIE ETWAS ANDERE KONZERTHAUSSTATISTIK
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156 Was wäre ein Konzert ohne eine Blumenübergabe zum krönenden Abschluss? Schon zu Beginn einer Saison wird dieses wichtige Ritual geplant, Solisten- und Dirigentennamen gezählt und daraufhin fleißig Sträuße disponiert. Bei einer normal verlaufenden Spielzeit wie 2018 / 19 bedeutet das insgesamt 156 Blumensträuße, die in den Händen von Künstlern landen – und gerne auch mal großzügig weiterverschenkt werden.
Seit seiner Eröffnung pflegt das Konzerthaus ein Gästebuch für Künstler, die hier auftreten. Wobei es ein einzelnes Gästebuch schon lange nicht mehr ist. Mittlerweile wird der vierte Band mit warmen Worten und amüsanten Zeichnungen gefüllt. Bilanz bisher: 1096 beschriebene Gästebuch-Seiten.
112 Einen Gag haben wir uns mit unseren Handfeuerlöschern erlaubt: 112 davon sind im Konzerthaus inklusive Verwaltungstrakt verteilt – passend zum Feuerwehr-Notruf.
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150 77925 286 2550 Hamsterkäufe? Keineswegs. Im Konzerthaus werden auch außerhalb von Corona-Zeiten rund 5760 Rollen Toilettenpapier im Jahr verbraucht.
Liter Handwaschseife werden durchschnittlich pro Jahr im Konzerthaus verbraucht.
Besucher geben im Schnitt pro Spielzeit ihre Garderobe ab.
In einem unserer Konzerte war Ihnen hoffentlich noch nie so langweilig, dass Sie angefangen haben, die Lampen an der Decke zu zählen. Aber falls es Sie interessiert: Es sind 286.
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Auf Nummer sicher: 508 rote Stufenleuchten begleiten unsere Besucher im Saal auf Schritt und Tritt.
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Taperollen wurden letztes Jahr von unserer Technik verklebt.
Bierflaschen können nicht lügen: Die Orchestermusiker, die im Konzerthaus auftreten, stoßen gerne mit einem Bergmann-Bier an, das nach ihrem Auftritt backstage ausgeteilt wird.
600 Liter fasst die größte Pfeife unsere Klais-Orgel. Woher wir das wissen? Traditionell erhält ein Orgelbaumeister nach Abnahme einer neuen Orgel so viel Wein, wie eben dort hineinpassen würde. Na dann Prost!
zahlen 25
La Bu^ che de No..el Zutaten für den Teig 4 Eier 100 g Zucker 75 g Mehl 1 TL Backpulver 2 EL Kakaopulver
Zutaten für die Füllung 150 g Zartbitterschokolade 2 Eigelb 150 ml Milch 125 g Butter 50 g Puderzucker 2 EL Rum
Zutaten zur Verzierung Puderzucker, weiße Glasur oder Weihnachtsdeko
Zubereitung 01. Ein Backblech leicht einfetten und den Boden mit Backpapier auslegen. 02. Eier und Zucker mit einem Handrührgerät ca. 10 Minuten schaumig schlagen. 03. Mehl, Backpulver und Kakaopulver darüber sieben und einrühren. 04. Den Teig gleichmäßig auf das Backblech verteilen und im vorgeheizten Backofen bei 200 o C 12 Minuten backen. 05. Schokolade im Wasserbad schmelzen. Eigelb und Milch einrühren und unter Rühren erhitzen, bis die Mischung so dick ist, dass sie am Löffel haften bleibt. Butter und Zucker schaumig schlagen, Rum hinzufügen und alles zusammen mischen. Die Füllung abkühlen lassen, bis der Boden fertig gebacken ist. 06. Den Boden auf mit Zucker bestreutes Backpapier stürzen. 07. Das Backpapier abziehen und die Kuchenkanten gerade schneiden, anschließend mit einem Drittel der Füllung bestreichen und zusammenrollen. 08. Die Rolle mit der restlichen Creme bestreichen und mit einer Gabel ein Rindenmuster einziehen. 09. Mit Puderzucker bestäuben und weihnachtlich dekorieren.
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er die Wahl hat ...
FOTO: MARIE-SÜNJE SCHADE · KONZERTHAUS DORTMUND
So unterschiedlich Klavierwerke sind, so variantenreich muss auch die Flügelauswahl für die Pianisten sein, die damit im Konzerthaus auftreten. Drei stehen ihnen hier zur Auswahl. Um dieses Klangspektrum deutlich zu erweitern, sollte einer der älteren Flügel durch einen neuen ausgetauscht werden. Eine großzügige Spende der Reinoldigilde hat uns diese Anschaffung ermöglicht. Anfang Oktober fand die Shoppingtour bei Steinway & Sons in Hamburg statt, mit Raphael von Hoensbroech und fachkundiger Unterstützung: Der isländische Pianist Víkingur Ólafsson stand dem Intendanten mit seinem Flügel-Feingefühl genauso zur Seite wie der erfahrene Klavierstimmer Thomas Hübsch. Zur Auswahl standen zwölf Flügel. Eine erste Bewertung erfolgte durch das Anschlagen nur einer Note. Eine Kostprobe von Ólafssons Klavierspiel auf jedem Flügel zeigte die Klangunterschiede deutlich. Schnell waren nur noch zwei Kandidaten im Rennen – einer der Favorit des Pianisten, einer der des Intendanten. So vergingen noch ein paar Stunden, bis die Wahl auf einen D-Flügel fiel, der nun seit dem 26. Oktober im Konzerthaus wohnt. Hoffentlich ist er bald im Live-Konzert zu hören!
S T
tabwechsel
Eine Hausdame am Konzerthaus zu haben ist ebenso so einmalig wie die Person, die diesen Job hier 20 Jahre lange gemacht. Elke Stadler ist vielen Konzerthaus-Besuchern genauso bekannt wie die Künstler, die hier auftreten. Mit Herzlichkeit und Entschiedenheit hat sie dem Konzerthaus schon vor seiner Eröffnung in die Startlöcher geholfen und seitdem die Fäden im Vorderhaus und auch hinter den Kulissen zusammengehalten. Ob liebevolle Weihnachtsdekoration, reibungslose Abläufe in den Foyers und bei Empfängen oder kreative Ideen für das alljährliche Botschafterdinner: Mit dem Auge für Details hat Elke Stadler die Seele des Konzerthauses belebt. Anfang November 2020 ist sie nun in ihren wohlverdienten Ruhestand gegangen. Die Tradition der Hausdame am Konzerthaus geht nun mit Sandra Angres weiter, der wir einen guten Start wünschen!
raditionsreiches Dessert
Auch im Restaurant Stravinski ist es mit dem erneuten Lockdown still geworden. Einen kleinen Gruß aus der Küche sendet uns Geschäftsführerin Laurence Barsties trotzdem mit einem Rezept zum La Bûche de Noël. Dieser Weihnachtskuchen wird in ihrer Heimat Frankreich traditionell als Dessert nach dem Weihnachtsessen serviert. Seine Ähnlichkeit mit einem Holzscheit erinnert an eine noch ältere Tradition an Heiligabend, bei der man ein Stück Holz ins Kaminfeuer warf. Je höher die Funken sprühten, desto besser würde das nächste Jahr werden. Mit Abnahme an Feuerstellen in Häusern ersetzte schließlich der Bûche de Noël das brennende Holzscheit. Ob Sie nun einen Kamin zu Hause haben oder doch den Backofen anwerfen möchten: Ein wenig Unterstützung für ein besseres Jahr 2021 schadet sicher nicht. Das Restaurant Stravinski wünscht Ihnen damit eine gesunde, schöne Weihnachtszeit.
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Vom Blatt – Grüße von Patricia Kopatchinskaja
Einer der ersten Einträge Patricia Kopatchinskajas, damals noch »Junge Wilde« am Konzerthaus
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FOTO: MARCO BORGGREVE
Seit 2007 kennen wir Patricia Kopatchinskaja am KONZERTHAUS DORTMUND und schätzen den ganz eigenen Kopf der Vollblut-Musikerin. Ihr Plan für den Dezember war, mit einem inszenierten Konzert Abschied von musikalischer Routine zu nehmen. Dieses Vorhaben liegt zunächst auf dem Corona-Eis. Doch die Liebe zum Konzerthaus ist groß, wie dieser Gästebuch-Eintrag illustriert, und wir werden die Geigerin auf jeden Fall wiederhören.
Impressum
Ausblick
Herausgeber Konzerthaus Dortmund GmbH Intendant und Geschäftsführer Dr. Raphael von Hoensbroech, V. i. S. d. P.
AUSGABE 03 2020 21
Redaktion
Ein Ausblick auf die Künstler und Konzerte der nächsten Zeit,
Dr. Jan Boecker, Marion Daldrup, Nicole Richter, Teresa Saxe
das ist ein schwieriges Unterfangen. Doch sobald die Saaltüren
Autoren
wieder geöffnet werden können, stehen wir mit einem Programm
Marion Daldrup, Isabelle Glende,
bereit, das die Konzertplanung im Hintergrund für alle Eventuali-
Swantje Ndiaye, Nicole Richter,
täten und Regelungen austüftelt. So klingt nur Dortmund!
Renske Steen, Rebecca Zimmermann Gestaltung Kristina Erdmann Anzeigenmarketing Marion Daldrup, T 0231 – 22 696 213
Das hörbar-Rätsel
Druck druckpartner Druck- und Medienhaus GmbH Termin- und Programmänderungen sowie Druckfehler vorbehalten. KONZERTHAUS DORTMUND Brückstraße 21 44135 Dortmund T 0231 – 22 696 0 F 0231 – 22 696 222 info@konzerthaus-dortmund.de www.konzerthaus-dortmund.de Tickethotline T 0231 – 22 696 200 Besuchen Sie uns Konzerthaus.Dortmund @Konzerthaus_DO
FOTO: FLORENCE GRANDIDIER
@Konzerthaus_DO KonzerthausDortmund
Unser gesuchter Künstler ist ein regelmäßiger Gast im KONZERTHAUS DORTMUND. Fast immer dabei sind die von ihm gegründeten Ensembles, so auch bei der Saisoneröffnung im September. Von 2011 bis 2018 war er Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters, mit dem er 2017 das Eröffnungskonzert in der Elbphilharmonie gestaltete. Der 62-Jährige ist außerdem ein enthusiastischer Musikvermittler: 2016 wurde ihm für sein Engagement der »Herbert von Karajan Musikpreis« verliehen. Verheiratet ist er mit niemand geringerem als der »Päpstin«.
Wenn Sie die Lösung wissen, schicken Sie sie uns auf einer Postkarte mit dem Stichwort »hörbar- Rätsel« an: KONZERTHAUS DORTMUND, Isabelle Glende, Brückstraße 21, 44135 Dortmund oder per Fax an: 0231 – 22 696 159 oder per E-Mail an: isabelle. glende@konzerthaus-dortmund.de Einsendeschluss ist der 31.01.2021. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir fünf von unserem gesuchten Künstler signierte CDs »Schubert Schumann«, aufgenommen im KONZERTHAUS DORTMUND. Viel Glück! Die Lösung des letzten hörbar-Rätsels: Eivør. ausblick 29
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Normalerweise finden Sie in einer hörbar auch immer einen Kalender mit einer Programmübersicht der nächsten Wochen. Die aktuelle dynamische Lage erfordert jedoch andere Wege, damit Sie in Sachen Konzertplanung auf dem neuesten Stand bleiben. Deshalb stellen wir Ihnen hier einen QR-Code bereit, den Sie einfach mit Ihrer Handykamera scannen müssen, um schnell zum Veranstaltungskalender unserer Website zu gelangen. Dort bleiben Sie garantiert immer auf dem Laufenden. Zusätzlich können Sie sich auch unter konzerthaus-dortmund.de/ newsletter kostenlos für unseren Newsletter anmelden, mit dem Sie regelmäßig über unser Konzertprogramm informiert werden. In unserem Saal mag es zurzeit zwar still sein, in unseren Köpfen aber noch lange nicht. Für Sie bleiben wir am Ball, bereiten uns auf jedes erdenkliche Szenario vor, haben noch Plan B, C und D in der Tasche und tüfteln an neuen Aufführungsideen – alles, damit Sie all die Konzerte, die wir mit Vorfreude geplant haben, bald wieder genießen können. Wir stehen erneut in den Startlöchern und sind bestens auf eine Wiedereröffnung unseres Hauses vorbereitet. Dazu gehört natürlich
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Hier aktualisiert sich Ihr Konzertprogramm:
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weiterhin unser bewährtes Hygieneschutzkonzept, das wir laufend anpassen. Dies sind die wichtigsten Maßnahmen für Ihre Sicherheit: 1. Die Wegeführung im Konzerthaus ist so gestaltet, dass Begegnungen minimiert werden. 2. Bei der Saalbelegung wird die Einhaltung von Abständen zu Sitznachbarn sichergestellt. Zudem achten wir darauf, dass Sie nicht neben Ihnen unbekannten Besuchern sitzen. 3. Wir bitten Sie, im Haus einen Mund-Nasenschutz zu tragen. 4. Unser Foyerpersonal steuert den Ein- und Auslass, um den Abstand zu sichern. 5. Unsere hochleistungsfähige Belüftungsanlage lässt aufbereitete Außenluft unter jedem Sitz in den Saal ein und saugt sie unter dem Dach wieder ab. Alle 20 Minuten ist die Luft komplett ausgetauscht. 6. Weitere Hygienevorkehrungen umfassen u. a. Plexiglaswände im Servicebereich und Stationen zur Handdesinfektion.
Verwandeln Sie Ihr Zuhause in einen Konzertsaal: Spielen lassen. Zuhören. Entspannen. GÄNSEHAUT PUR.
BEI UNS ERLEBEN: maiwald – klaviere & flügel im konzerthaus brückstraße 21 · dortmund · TEL: 0231 2 26 96-145 WWW.STEINWAY-DORTMUND.DE
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Sicherheit ist, sich rundum geborgen zu fühlen. Am besten ein Leben lang.
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