hörbar
Das Magazin des Konzerthaus Dortmund
Partnerstiftung
Hauptsponsoren
Sponsoren
Förderkreise
Förderer
Danke für: So klingt nur Dortmund.
Partnerstiftung
Hauptsponsoren
Sponsoren
Förderkreise
Förderer
Danke für: So klingt nur Dortmund.
Letzte Saison habe ich mir einen kleinen Traum erfüllt: Während unseres CuratingArtist-Festivals mit Hilary Hahn habe ich sie gefragt, ob sie mit mir Geige spielen würde. Schon seit sie ihre erste CD veröffentlicht hat, bin ich ein großer Fan von Hilary. Damals wäre ich natürlich nicht auf die Idee gekommen, dass das mal möglich sein würde. Und dann haben wir im Rahmen des Salons einfach ein paar Bartók-Duos gespielt – davon werde ich meinen Enkelkindern noch erzählen.
Das Besondere an unseren Festivals ist ja, dass sie ein riesiges Experimentierfeld darstellen und sowohl den Künstlerinnen und Künstlern als auch uns und Ihnen, liebes Publikum, ermöglichen, unterschiedlichste Dinge einfach mal auszuprobieren. Oft entstehen dabei ganz wunderbare Momente. Nun, lange Rede, kurzer Sinn: Wir haben uns gedacht, dass wir auch Ihnen gerne ermöglichen möchten, einmal mit einem Weltstar zu musizieren.
Curating Artist der aktuellen Saison ist die Mezzosopranistin Joyce DiDonato – eine ganz besondere, charismatische Ausnahmekünstlerin. Und diesmal haben nun Sie alle die Möglichkeit, gemeinsam mit einem großen Opernstar Musik zu ma -
chen: Am 15. März eröffnen wir das einwöchige Festival mit einem großen Fest des Gesangs, dem Mitsingkonzert mit Joyce DiDonato. Dabei möchten wir Ihnen als Hobbysängerin oder Hobbysänger die Möglichkeit geben, Teil eines gigantischen Chors in unserem schönen Saal zu werden. Dirigiert wird das Konzert – werden Sie – von Simon Halsey, der mit diesem Format in Berlin viele Jahre innerhalb weniger Tage die Säle ausverkauft hat. Und egal ob Sie aktiv singend oder auch einfach nur als Zuhörerin oder Zuhörer dabei sein möchten: Ich glaube, dass dieses Erleben von Gemeinschaft durch den Gesang nicht nur außergewöhnlich schön sein wird, sondern uns allen auch neue Kraft geben kann, so manche Herausforderung des Jahres 2025 zu bewältigen! Und bestimmt erzählen Sie davon irgendwann den nächsten Generationen von Musikliebhaberinnen und Musikliebhabern.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen – auch im Namen des ganzen Teams des Konzerthaus Dortmund – ein erfülltes und freudvolles neues Jahr. Wir sehen uns im Konzerthaus!
Ihr Dr. Raphael von Hoensbroech Intendant und Geschäftsführer des Konzerthaus Dortmund
Do13.02.2025 20.00Uhr
DerultimativeBlechgeburtstag inFormeinerJubiläumsshow: »Jubelei!«
Kirche und Showbiz, Duruflé und Dr. Dre: So wird Organistin Anna Lapwood nicht langweilig.
10 Titel
Die Idealistin
Sängerin Joyce DiDonato hat mit jedem Ton etwas zu sagen.
14 Internationale Orchester
Steiler Weg nach oben
Karina Canellakis reiht sich in den illustren Kreis aufstrebender PultKünstlerinnen ein.
17 Internationale Orchester
Der Klangtänzer
Mit Ryan Bancroft ist das Royal Stockholm Philharmonic Orchestra auf eine musikalische Goldader gestoßen.
20 Internationale Orchester
Vom Funken zur Flamme
Für Musik entbrannt: Dirigent Tarmo Peltokoski
22 Chanson + Unterhaltung
Klassik und Klamauk
Das Duo Carrington-Brown präsentiert britische Comedy mit Charme, Cello und Gesang.
24 Perlentaucher
Geiger Sergey Malov beherrscht ein fast ausgestorbenes Instrument.
25 Konzertante Oper
Musikalischer Psychothriller
Wahres Multitasking mit der Ausnahmekünstlerin Barbara Hannigan
03 Editorial 04 Einblick 05 Inhalt
26 Augenblick
28 Gästebuch
29 Ausblick / Rätsel / Impressum
30 Haus und Verkauf
Die Evangelische Stadtkirche St. Reinoldi an einem Sonntagnachmittag:
Eine lange Schlange steht vor dem Eingang und wartet auf Einlass. Ein Orgelkonzert steht an. Ein Orgelkonzert? Die Schlange reicht weit in den Ostenhellweg hinein und sie wird immer länger, ein ungewöhnlicher Anblick für eine solche Veranstaltung. Das Konzert kann schließlich erst mit rund 15 Minuten Verspätung anfangen, erst dann sind alle drin und das Gotteshaus bis auf den letzten Platz gefüllt. Dieser Andrang hat einen Grund und der heißt Anna Lapwood. Die britische Organistin, die gerade mit dem »Opus Klassik« ausgezeichnet wurde, ist derzeit in aller Munde. Sie spielt in Kirchen, bei Popkonzerten und hat es geschafft, dass ihr Instrument so populär wie selten ist. Ihre Social-Media-Accounts gehen durch die Decke: über 300.000 Follower auf Facebook, mehr als eine halbe Million auf Instagram, über 900.000 auf TikTok. Was ist das Geheimnis ihres Erfolgs? Für ein Gespräch bleibt an diesem Tag keine Zeit, Lapwood wird nach dem Konzert von einer riesigen Traube ihrer Fans belagert. Unser Autor Guido Krawinkel verabredet sich für einen späteren Zeitpunkt mit ihr via Zoom – gar nicht so einfach, wenn man den übervollen Terminkalender der Organistin bedenkt…
Du bist Director of Music am Pembroke College (Cambridge), spielst weltweit Konzerte, übst nachts in der Royal Albert Hall, bist ein gefragter Talkgast und auch auf Social Media sehr aktiv. Hat dein Tag mehr als nur 24 Stunden oder wie schafft du das?
Ich wünschte, er hätte mehr. Es ist irgendwie verrückt. Neben dem Orgelspielen habe ich noch einen Vollzeitjob, der viel Verwaltung, E-Mails und eine ganz andere Art von Leben mit sich bringt. Jeder Teil meines Lebens fühlt sich an wie eine Pause vom anderen Teil. Wenn ich in Konzerten Orgel spiele, ist das eine Pause vom Dirigieren und von E-Mails. Und wenn ich dirigiere und E-Mails schreibe, ist das eine Pause vom Orgelspielen. Aber ja, der Zeitplan ist total verrückt. Im Moment bin ich jung und gesund, also kann ich arbeiten und arbeiten und arbeiten, und ich liebe es! Und solange ich es liebe, werde ich es weiter machen.
Es ist bemerkenswert, wie du auf der Orgel durchgestartet bist, dabei war sie ursprünglich ja gar nicht das Instrument deiner Wahl, oder?
Genau, ich war eigentlich fest entschlossen, professionelle Harfenistin zu werden. Für mich war dieser Karriereweg schon so gut wie vorgezeichnet. Dann habe ich mit Orgel angefangen, habe mich aber noch nicht sofort in sie verliebt. Die Harfe war lange Zeit mein Lieblingsinstrument. Als ich dann an die Universität ging, bekam ich ein Orgelstipendium, und die einzige Möglichkeit, um mit den Anforderungen Schritt zu halten, war, acht Stunden am Tag Orgel zu üben. So musste ich die Harfe beiseitelegen, weil ich keine Zeit mehr dafür hatte. Irgendwann überholte mein Orgel- mein Harfenspiel, und jetzt schreibe ich Transkriptionen und mache Filmmusik, was die Orgel in mein Herz gebracht hat. Ich vermisse die Harfe jedoch furchtbar. Ich habe immer noch eine, spiele sie allerdings nie.
Du arbeitest in zwei ganz unterschiedlichen Welten: auf der einen Seite die College-Welt und die klassische Musik, auf der anderen Seite das Showgeschäft, die Filmmusik. Wie fühlt es sich an, ständig zwischen diesen Welten wechseln? Ich versuche immer, die Leute daran zu erinnern, dass wir es sind, die diese Grenzen setzen. Eigentlich ist das doch alles nur Musik. Es ist alles viel ähnlicher als wir denken. Wenn ich mit meinen Chören arbeite, versuche ich eine wirklich große Bandbreite an Musik zu machen. Wir machen natürlich das geistliche Repertoire, aber wir covern auch Popsongs. Ähnlich verhält es sich mit meinem Orgelspiel: Manchmal spiele ich »Doctor Who«, und manchmal spiele ich Duruflé. Ich habe das Gefühl, ich lerne mehr über beide Seiten, wenn ich auch die jeweils andere spiele. Wenn ich mich nur mit dem Showbiz beschäftigen würde, würde ich mich wohl ein bisschen langweilen. Und ich glaube, wenn ich nur Ernste Musik machen würde, würde ich mich auch ein bisschen langweilen.
Triffst du manchmal auf Neid von Kolleginnen und Kollegen, die nicht so erfolgreich sind? Ich bekomme auf jeden Fall viel Kritik ab. Ein Teil davon ist vielleicht der Nervosität geschuldet, weil viele ihre Orgelwelt lieben. Sie lieben die Traditionen, und sie lieben die Tatsache, dass sie so eine Art Blase ist. In der Orgelwelt gibt es
Steckbrief
Erste Ausbildung an Geige, Harfe, Klavier und Orgel, später Studium in Oxford
Associate Artist an der Royal Albert Hall in London, Director of Music am Pembroke College (Cambridge), Artist in Association bei den BBC Singers
Botschafterin ihres Instruments in den Sozialen Medien: etablierte den #playlikeagirl (nachdem sie von einem Juror aufgefordert wurde, mehr wie ein Mann zu spielen)
Recitals, Kollaborationen und solistische Auftritte mit internationalen Orchestern und Pop-Größen
Moderationen und Auftritte im britischen Fernsehen
2023 Plattenvertrag mit Sony Classical und Gewinn des »Gamechanger Award« der Royal Philharmonic Society
Live im Konzerthaus: Di 04.02.2025 19.30 Uhr
Orgel im Konzerthaus – Anna Lapwood
oft einen festen Weg, ich folge diesem Weg aber nicht. Ich frage mich immer: Überwiegen die positiven Aspekte die negativen? Und wenn nur ein Kind nach einem Konzert zu mir kommt und sagt: »Ich habe wegen dir mit der Orgel angefangen«, dann macht das für mich hundertmal die Kritik wett, die ich erhalte. Man muss auch lernen, ein dickes Fell zu haben. Aber ich denke, das ist in jedem Teil der Musikindustrie so.
Wenn du nachts in der Royal Albert Hall übst oder bei großen Galas mit Popstars wie Bonobo oder Aurora vor mehr als 8000 Menschen spielst und plötzlich sitzen Megastars wie Benedict Cumberbatch oder Tom Cruise neben dir auf der Bank – wie erlebst du das?
Es fühlte sich sehr unwirklich an, aber es ist immer wieder ein Adrenalinkick, vor allem, wenn man nicht damit rechnet, etwa mitten in der Nacht. In dem Moment, in dem eine Crew oder wer auch immer zuhört, bekommt man sofort einen Energieschub, weil es plötzlich um andere Leute geht und nicht mehr nur um dich und das Instrument
und das Üben. Es geht darum, dass wir so vielen Menschen wie möglich vermitteln wollen, warum wir alle das Instrument so sehr lieben. Und ich glaube, besonders andere Künstlerinnen und Künstler verstehen das sofort, weil sie die Arbeit sehen, die dahintersteckt. Und sie teilen die Freude über das Ergebnis, sie können sich in diesen Prozess einfühlen.
Du bist sehr bekannt, wurdest schon zum Member of the Order of the British Empire ernannt und machst die Orgel ungeheuer populär. Wie geht es weiter?
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich habe nie wirklich einen Plan gehabt. Ich folge einfach dem, was zu diesem Zeitpunkt gerade passiert. Mein Terminkalender für die nächsten zwei Jahre ist völlig verrückt. Ich schaue einfach, was täglich passiert und hoffe, dass es den Leuten gefällt. Und im Moment scheint es den Leuten zu gefallen.
Das Interview führte Guido Krawinkel.
Joyce DiDonato will mehr sein als nur eine Sängerin der schönen Töne. Denn mit jedem Ton hat sie etwas zu sagen.
Joyce
steht an einem braunen Rednerpult. Auf ihrem blonden Haar sitzt ein roter Hut, vor ihr 289 junge Musik- und Kunststudierende. »Ihr seid hier, um den Worten, den Komponistinnen und Komponisten, der Melodie zu dienen«, sagt die Mezzosopranistin in das filigrane Mikrofon vor sich. »Aber vor allem und am grundlegendsten, mit jedem Atemzug, jedem Schritt und jedem Anschlag auf der Tastatur seid ihr hier, um der Menschheit zu dienen.« Es ist ein wolkiger Maivormittag 2014 in New York, und Joyce DiDonato hat gerade die Ehrendoktorwürde der Juilliard School erhalten. Ihr erstes Engagement an einer Opernbühne ist zu diesem Zeitpunkt 19 Jahre her, längst ist sie eine preisgekrönte Interpretin von internationalem Rang. Doch irgendwie hebt sie nicht ab. Sie wirkt im Gegenteil geerdet und fast familiär, wie sie da vor den Studierenden steht und zu ihnen spricht. Allerspätestens in dieser Rede wird klar, dass sich diese Sängerin nicht nur als Sängerin versteht – sondern immer auch als gestaltender Teil dieser Gesellschaft. Als Aktivistin.
Joyce DiDonato wächst mit sechs Geschwistern in einem kleinen Vorort von Kansas City in Missouri auf. Schon früh träumt sie von einer Karriere als Sängerin – Musical ist damals noch ihre Leidenschaft. Nach ersten entsprechenden Studienjahren an der Bishop Miege High School in Kansas verlagert sich ihr Fokus aufs Musiktheater und, nachdem sie im Fernsehen einen Mitschnitt des »Don Giovanni« sieht, mehr und mehr auf die Oper. Das passiert allerdings reichlich spät – erst mit knapp 20 Jahren. »Mein Vater hat mich zwar auch vorher schon mal mit in die Oper genommen«, sagt die Sängerin dem Musikmagazin »hello«. »Aber da hat sie mich noch nicht gefesselt. Erst als ich mit meinem Musikstudium angefangen habe, konnte ich verstehen, wie viel Technik und Mühe hinter dem Gesang steckt. Da hat Oper meine Welt gerockt und mein Leben total verändert.«
Joyce DiDonato bleibt eine Spätzünderin: Bei ihrem ersten Auftritt an der Metropolitan Opera ist sie bereits 35 Jahre alt, ihren ersten Plattenvertrag bekommt sie mit 37. Das macht den Anfang nicht gerade leicht: »Ich musste zusehen, wie ich meinen Lebensunterhalt verdiene«, sagt sie dem »Tagesspiegel« in einem Interview. Daher schlägt sie sich als Kellnerin in einem Restaurant durch, balanciert Bier und Wein, flambiert am Tisch Tournedos Rossini für ihre Gäste. Rückblickend sagt sie, dass das kein schlechter Lauf der Dinge war – im Gegenteil, es habe ihr geholfen. »Ich bin auf die Oper gestoßen, als ich bereit war«, sagt sie. »Ich würde nichts ändern wollen an meiner Karriere.«
Vielleicht ist genau das der Grund, warum Joyce DiDonato an diesem Vormittag an der Juilliard School so nahbar wirkt. Sie war gezwungen, sich auf ihrem Weg mit der Welt da draußen auseinanderzusetzen, für den Elfenbeinturm war schlicht und einfach kein Platz
DiDonato und keine Zeit. In ihrer Arbeit, ihren Rollen auf der Bühne, ihren Alben geht es ihr dement-
Do 13.03. – Sa 22.03. + Fr 02.05.2025
Joyce DiDonato Mezzosopran, Maxim Emelyanychev Klavier, Dirigent, Il pomo d’oro , Francesco Corti Dirigent u. a. sprechend
auch nie nur um die perfekte Koloratur oder den schönsten, reinsten Ausdruck: Sie will mit allem, was sie tut, die Welt zu einem etwas besseren Ort machen. In ihren Auftritten und Rollen, ihren Alben und Interviews geht es deshalb auch um gesellschaftliche Ungleichheiten und Diskriminierung, die Klimakatastrophe und den Krieg, um quälende Fragen, wie Frieden auf der Welt möglich sein kann. Dabei arbeitet DiDonato nicht nur auf der Bühne und im Aufnahmestudio, sondern auch im direkten menschlichen Kontakt. An der Carnegie Hall etwa gibt sie Meisterkurse für junge Sängerinnen und Sänger, die sie live in die ganze Welt überträgt. Mit dem Blog »Joyce’s Journal« gewährt sie Einblick hinter die Kulissen ihrer Arbeit und teilt Gedanken zur Bedeutung der klassischen Musik. In Partnerschaften mit Gefängnissen arbeitet DiDonato mit Insassen an ihren eigenen musikalischen Kompositionen, in ihrem »Lullaby Project« bringt sie Schwangere und junge Eltern mit professionellen Künstlerinnen und Künstlern zusammen, mit denen sie persönliche Schlaflieder für ihre Kinder schreiben und singen lernen. Und in Zusammenarbeit mit dem Projekt »El Sistema Greece« unterrichtet sie geflüchtete Kinder und will sie anregen, auf eine bessere Zukunft zu hoffen. Man könnte noch viele Projekte in dieser Reihe aufzählen. Für DiDonato ist es »selbstverständlich, dass man sich nicht über andere Leute erhebt, dass man weiß, jeder gibt sein Bestes und hat eine Chance verdient«.
Die Sängerin hat den »American Dream« tief verinnerlicht: Wenn sie als Zugabe oft den Musical-Song »Over the rainbow« singt, das Lied, das sie als Kind vor dem Spiegel »mit dem Bürsten-Mikrofon und dem Traum, auf der Bühne zu stehen« gesungen hat, dann ist das für sie immer auch eine persönliche Überzeugung: »Du kannst alles schaffen, was du dir in den Kopf setzt.« Und tatsächlich hat sie auch alles geschafft, was sie sich vorgenommen hat. Irgendwie ehrt es die Sängerin, dass sie so fest daran glaubt, dass sich dieser Glaubenssatz auf alle Menschen anwenden lässt – angesichts der harten Realität, der doch die Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten ausgesetzt ist. Rund 700 Millionen Menschen leben im Jahr 2024 unter der Armutsgrenze, während fast 50 Prozent des globalen Vermögens sich auf 1,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung verteilt. 2023 lebten rund 5,7 Milliarden Menschen in geschlossenen oder Wahl-Autokratien – also alles andere als in Freiheit. Wer kann so »alles schaffen«, was er oder sie sich in den Kopf gesetzt hat? Es sind die wenigsten. Joyce DiDonato ist das bewusst. Und trotzdem zerbricht sie nicht daran, sondern macht weiter. In Dortmund hat sie als Curating Artist ein eigenes Programm konzipiert, das das Publikum nicht nur unterhalten, sondern auch trösten kann, ermutigen und empowern. Und vielleicht inspirieren. Denn nicht nur Künstlerinnen und Künstler können sich das Credo der Juilliard-Rede, der Menschheit zu dienen, hinter ihre Ohren schreiben – sondern natürlich auch diejenigen, die nach dem Konzert die Welt der Musik wieder verlassen.
Karina Canellakis gehört zu einer Generation junger Dirigentinnen, die mit ihrer Kunst die internationalen Podien gerade im Sturm erobern. In Dortmund gastiert sie nun mit »ihrem« Orchester, dem Radio Filharmonisch Orkest, und gibt einen facettenreichen Einblick in ihr spannendes Repertoire.
Es hat etwas gedauert, aber es tut sich was im Klassikbetrieb. Fast könnte man von einer sanften Revolution sprechen, denn mittlerweile behauptet sich eine ganze Reihe von jungen Dirigentinnen glänzend in der ehemaligen Männer-Domäne. Waren es am Anfang nur wenige Pionierinnen wie Marin Alsop, Julia Jones oder Simone Young, die sich den Vorurteilen und Widerständen entgegenstellten, gibt es mittlerweile immer mehr Frauen auch in Führungspositionen bei Orchestern: Oksana Lyniv ist Generalmusikdirektorin am Opernhaus in Bologna, Eun Sun Kim ist seit einigen Jahren Musikdirektorin der San Francisco Opera, Joana Mallwitz ist Chefdirigentin des Konzerthausorchesters Berlin und die ehemalige Exklusivkünstlerin am Konzerthaus Dortmund Mirga Gražinytė-Tyla war Musikdirektorin beim City of Birmingham Symphony Orchestra.
In diesen illustren Kreis aufstrebender Pult-Künstlerinnen reiht sich auch Karina Canellakis ein. Die US-Amerikanerin mit griechisch-russischen Wurzeln ist seit 2019 Chefdirigentin des Radio Filharmonisch Orkest und seit 2021 Erste Gastdirigentin des London Philharmonic Orchestra. Ohne-
So 12.01.2025 18.00 Uhr
Radio Filharmonisch Orkest , Karina Canellakis Dirigentin, Christian Tetzlaff Violine
Werke von Claude Debussy, Ludwig van Beethoven und Olivier Messiaen
hin hat sich die Karriere der 1981 in eine New Yorker Musikerfamilie geborenen Dirigentin in den letzten Jahren rasant entwickelt, vor allem seit sie 2016 den »Sir Georg Solti Conducting Award« gewann. Zu den Orchestern, die sie bereits dirigiert hat, gehören die international ersten Adressen, darunter das Orchestre de Paris, die Münchner Philharmoniker, die Wiener Symphoniker, das Concertgebouw Orchestra sowie die amerikanischen Spitzenorchester in Boston, Chicago, Cleveland und Philadelphia.
Mit gerade einmal 18 Jahren stand sie mit Anne-Sophie Mutter und André Previn auf der Bühne des Goldenen Saals im Wiener Musikverein, damals allerdings noch als Geigerin. Sir Simon Rattle war es schließlich, der sie als Mitglied der Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker zum Weg ans Pult ermutigte. Als große Inspiration bezeichnet sie außerdem Claudio Abbado, den sie 2001 das erste Mal live erlebte, als er mit den Berliner Philharmonikern in der Carnegie Hall in New York gastierte. Später konnte sie ihn als Akademistin in Berlin dann aus nächster Nähe erleben. Eine große Bewunderung hegt sie außerdem für Carlos Kleiber. »Ihm gelingt das Kunststück, völlig entspannt zu musizieren und trotzdem über Stunden die Spannung zu halten«, hat sie ihre Faszination in einem Interview mit der »Zeit« einmal erklärt. Und auch Seiji Ozwa hat sie mit der 10. Sinfonie von Schostakowitsch einmal in Staunen versetzt. Es sei ihm gelungen, »die Musik sozusagen unter dem Podium entstehen zu lassen, tief in der Erde. Ozawa dirigierte mit kleinsten Gesten, seine rechte Hand brauchte nur einen Raum von der Größe einer Schachtel. Dieser Moment hat mein Leben verändert«.
Apropos Gesten: Es gibt ein Video auf YouTube, in dem sie das BR-Symphonieorchester mit Schönbergs »Verklärter Nacht« dirigiert – ohne Taktstock. Weich und fließend sind ihre Bewegungen und gleichzeitig immer klar und präzise. Das energetische Band, das sie mit den Musikern und Musikerinnen verbindet, ist fast physisch greifbar. Dabei scheint sie mit ihren ausdrucksstarken Händen das Orchester und den Klang zu umarmen, wie eine Cellistin ihr Instrument. Ebenfalls gut zu hören ist hier ihre ausgeprägte Fähigkeit, den Orchesterklang wunderbar transparent und durchhörbar zu gestalten. Und das in einem Repertoire, das sie kontinuierlich, aber mit Bedacht erweitert. Sie nimmt sich bewusst Zeit für ein neues Stück, um in die Tiefenschichten einer Komposition vorzudringen. Gerade das macht ihre Konzerte oft zu eindrücklichen Hörerfahrungen.
An ihrer Aufnahme von Bartóks Konzert für Orchester aus dem Jahr 2023 lobte ein Kritiker ihr Gespür für Details und die sensible Interaktion mit dem Orchester. Außerdem war sie bereits mit Alice Sara Ott sowie Lucas und Arthur Jussen im Aufnahmestudio. Immer mit dabei: das Radio Filharmonisch Orkest, dessen Chefdirigentin sie ist. Für sie hat das Orchester einen ganz besonderen Klang, voller Brillanz und Virtuosität. Die Zusammenarbeit bezeichnet sie als »echte Freundschaft, die sich stetig weiterentwickelt«. Wobei ihr auch die eigenen Erfahrungen als Geigerin helfen, denn vor allem mit den Streichern kann sie auf Augenhöhe sprechen, sozusagen als Prima inter pares. »Das schafft Vertrauen und Kollegialität.«
Do 27.03.2025 19.30 Uhr
Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, Ryan Bancroft Dirigent, Maria Ioudenitch Violine
Werke von Andrea Tarrodi, Jean Sibelius und Peter Iljitsch Tschaikowsky
Dirigieren, Trompete, Schlagzeug, Harfe, Flöte, Cello und ghanaischer Tanz – viele musikalische Ausdrucksweisen hat Ryan Bancroft schon in seine Klangvorstellungen und seinen Dirigierstil einfließen lassen. Mit ihnen formt er die Klangfarbe seines Royal Stockholm Philharmonic Orchestra.
Stefan Forsberg, Künstlerischer Leiter des Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, platzt im Dezember 2021 in eine Probe mit Ryan Bancroft, dem neuen Chefdirigenten. Forsberg lehnt seine Aktentasche ans Podium und kramt eine Mappe heraus. »Das ist ein fantastischer Moment für uns hier in Stockholm«, sagt er. »Ich dachte, es wäre eine gute Idee, wenn du jetzt den Vertrag unterschreibst!« Forsberg legt ihm die Mappe aufs Pult und reicht ihm seinen Füller. Großes Gelächter unter den Musikerinnen und Musikern. Schon seit der Saison 2023/24 ist Bancroft Chefdirigent in Stockholm. »Da gibt es eine wunderbare Chemie und eine knisternde Energie zwischen Ryan und dem Or-
chester«, schwärmt Forsberg. »Wir sind auf eine musikalische Goldader gestoßen!« Auch die erste Cellistin Marie Macleod ist glücklich mit ihrem neuen Chef. »Von Natur aus ist er vor allem an den Menschen im Orchester interessiert.« Dazu käme noch seine Flexibilität: Auf Vorschläge gehe er ein, suche auch neue Wege. »Und er interessiert sich für schwedische Musik, die wichtig ist für das Orchester – da hat man einfach jemanden, der diese Tradition stärker ins Zentrum stellt.«
Ryan Bancrofts Geschichte ist auf den ersten Blick mit der all jener jungen Shootingstars vergleichbar, die jüngst den Express-Lift in
die oberste Karriere-Etage benutzt haben. Bleibt man bei dem Bild, ist Bancrofts Aufzug allerdings eher in der Tiefgarage gestartet. Der Vorort Lakewood im Süden von Los Angeles ist ein schwieriges Pflaster. Dort wächst er auf. »Meine Brüder und ich sind in einem glücklichen Haushalt groß geworden«, erzählt der 1989 geborene Dirigent, »aber die Gegend war rau und ich war tatsächlich jemand, der die Waffengewalt dort überlebt hat«. In der Schule ist Ryan der komische Kerl, der sich für klassische Musik interessiert und Trompete spielt. »Meine Eltern waren einfach nur froh, dass ich etwas gefunden hatte, was mich von der Straße holte.« In einem Sommercamp der Künste in Michigan lernt er andere Musikverrückte kennen. Dann folgt seine Ausbildung am California Institute of the Arts (»CalArts«). Mit der zeitgenössischen Musik, auf die er dort trifft, fremdelt er nur kurz und ist schon bald begeistert. In vielen seiner Programme hat Zeitgenössisches seinen Platz, auch bei seinem Konzert in Dortmund. Mit im Gepäck ist ein Werk von Andrea Tarrodi. Sie ist trotz ihres italienischen Nachnamens Schwedin, sogar geborene Stockholmerin. Ihr Orchesterstück »Liguria« ist ein musikalisches Porträt jener fünf Dörfer an der ligurischen Küste, deren Häuser spektakulär an Steilküsten gebaut sind. Die Wege, mit denen sie untereinander verbunden sind, haben sie zur Komposition angeregt.
Für einen Jungen aus L.A. ist Schottland eine ganz andere Welt. Ein Kulturschock, den Ryan Bancroft in Glasgow erlebt, wo er seinen Master of Music in Orchesterleitung am Royal Conservatoire of Music absolviert. Dort verfeinert er auch seinen außergewöhnlichen Dirigierstil, der von Tänzen aus Ghana beeinflusst ist, ihren Bewegungen und ihren Gesten. »Er fühlt sich sehr frei«, sagt Marie Macleod. »Er formt die Musik sehr klar mit seinen Händen, so kann man verstehen, wie er phrasieren und artikulieren will.« Den Taktstock lässt Ryan Bancroft weg, seitdem er in Kopenhagen im April 2018 den »Nicolai-Malko-Wettbewerb« für junge Dirigenten gewonnen hat. »Ich habe immer wieder gemerkt, dass ich ohne Taktstock in der Hand besser zugehört habe. Ich war einfach enger verbunden mit dem Atem, und ich konnte besser erkennen, wie körperliche Gesten den Klang beeinflussen.« Der Wettbewerb in Schweden befördert Bancroft gleich auf die richtigen Etagen im Karriere-Lift. Für den gerade 30-Jährigen öffnen sich viele Türen. Im November 2018 springt er beim BBC National Orchestra of Wales ein, das ihm daraufhin den Posten des Chefdirigenten anträgt. Auch für die Tapiola Sinfonietta in Finnland ist Bancroft künstlerisch tätig.
In Bancrofts Programm für das Konzerthaus Dortmund bildet das Violinkonzert von Jean Sibelius, gespielt von »Opus Klassik«-Gewinnerin Maria Ioudenitch, eine Brücke zur populären Sinfonie Nr. 5 von Tschaikowsky. Das ist Musik, die Bancroft wirklich verinnerlicht hat, und das entspricht auch ganz seinem Credo. »Überall, wo man dirigiert, sollte es Musik sein, in die man wirklich verliebt ist. Wenn ich das nicht fühle, komme ich mir wie ein Betrüger vor, und ich würde Angst haben, nicht alles geben zu können, was ich kann.« Letzteres hat er während seiner Amtszeit in Stockholm schon zweifellos getan. Während der Vertragsunterzeichnung im Konzerthaus hat Orchesterchef Stefan Forsberg übrigens noch etwas anderes aus seiner Tasche gezaubert: ein gelb-blaues Trikot der Schwedischen Fußballnationalmannschaft. Es trägt den Namen Bancroft und die Nummer 17 – für den 17. Chefdirigenten des Orchesters. Und die blaue Kapitänsbinde hat natürlich auch nicht gefehlt.
Der finnische Dirigent Tarmo Peltokoski ist eine Jahrhundertbegabung. Ein außergewöhnlicher Künstler, der einfach nicht anders kann, als Musik zu machen. Das zeigt sich schon in seinen Anfängen, denn er stammt nicht aus einer Musikerfamilie und saß das erste Mal mit acht Jahren am Klavier – ein
Alter, in dem viele andere schon eine jahrelange Ausbildung hinter sich haben. Durchgesetzt hat er sich trotzdem.
Zum Üben gezwungen habe ihn niemand, sagt Tarmo Peltokoski, und dass das mit Sicherheit auch nicht nötig gewesen wäre, merkt man schnell, wenn man mit ihm spricht. Den sonst so finnisch in sich ruhenden jungen Mann hat die Musik entzündet. »Andere werden schon mit vier Jahren gezwungen, ein Instrument zu spielen und ich konnte die Welt der Musik ganz für mich alleine entdecken«, erklärt er. Als er eigentlich schon auf dem Weg zur Pianistenkarriere ist, kommt ein Komponist ins Spiel, der den Funken zur Flamme werden ließ und die Richtung noch einmal änderte: Wagner: »Durch seine Werke haben mich plötzlich Orchester fasziniert. Ich habe versucht, Gesangspartien auf dem Klavier zu spielen und gemerkt, dass das nicht besonders gut klingt. Da wollte ich das Dirigieren wenigstens mal versuchen – für einen elf- oder zwölfjährigen irgendwie eine absurde Idee. Aber mit vierzehn habe ich die Möglichkeit dann bekommen.« Nach harter Arbeit und unterstützt durch seinen Lehrer Jorma Panula entfesselt Peltokoski heute mit nur 24 Jahren in den besten Orchestern der Welt unsichtbare Kräfte, die Musiker und Publikum gleichermaßen verzaubern. Mit dem Orchestre national du Capitole de Toulouse setzt er im Konzerthaus Dortmund einen Komponisten aufs Programm, der seine Wagner-Verehrung teilt: Anton Bruckner. Große sinfonische Bögen spannt Peltokoski in dessen 4. Sinfonie – und hat vielleicht noch ein paar Extras parat: »Ich ändere während der Konzerte gern Kleinigkeiten, um alle wach und aufmerksam zu halten«, verrät er. »Ich liebe diese kleinen Überraschungen. Erst dann habe ich das Gefühl, Musik zu machen.«
Do 03.04.2024 20.00 Uhr
Colin Brown Gesang, Multiinstrumentalist, Rebecca Carrington Violoncello, Gesang, Klavier
Das Duo Carrington-Brown präsentiert britische Comedy auf einzigartige Weise mit Charme, Cello und Gesang.
»Ein charmanter Grenzgang zwischen Klassik und Pop, eine brillante Mischung aus Musik und British Comedy mit unschlagbar einschlägigem Humor.« Diesem Urteil der »Südwest Presse« über das Duo Carrington-Brown ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Es ist die einzigartige Kombination aus Klassik und Klamauk, aus bekannten Hits und bestechendem Witz, die das in Berlin lebende Künstlerpaar auszeichnet. Seit 2007 sorgen Rebecca Carrington und Colin Brown international für Furore und begeistern mit ihren Shows Presse wie Publikum. Immer mit dabei: Joe, das Cello. Mit ihm bilden sie eine fantastische, mehrsprachige, mehrfach preisgekrönte und hochmusikalische Ménage-à-trois. Ab und an gesellen sich auch andere Instrumente hinzu, etwa ein Dudelsack, den Colin Brown so gekonnt beherrscht, dass er sogar schon mal vor Queen Elizabeth II. spielen durfte.
Überhaupt sind beide bestens ausgebildet. Rebecca Carrington erhielt die Liebe zum Cello – und ihr Cello Joe – von ihrer Großmutter, selbst eine herausragende Cellistin, und die zum Gesang
von ihrem Vater, einem der Gründer der berühmten King’s Singers. Ausgebildet im klassischen Gesang und Cello, reizte sie aber auch schon früh das Theater. Über Comedy gelang ihr schließlich die ideale Verbindung aller drei Leidenschaften und sie wurde Vollzeit-Musikkomödiantin. Mit Colin Brown fand sie vor rund zwanzig Jahren nicht nur die Liebe ihres Lebens, sondern auch die perfekte Ergänzung auf der Bühne. Der Schauspieler und Sänger blickt auf 30 Jahre in Film, Fernsehen, Radio und auf der Bühne – vom Musiktheater im Londoner West End bis zur Royal Shakespeare Company.
Gemeinsam gelingen dem dynamischen Duo seit fast zwei Jahrzehnten ganz besondere Reisen durch die Musik, bei denen sie das Universum von Bach und Brahms über Bond und Beatles bis Britpop und Billy Jean durchschreiten. In Dortmund stellt es sich mit seinem »Best of«-Programm vor und teilt mit seinem Publikum Höhepunkte, Meilensteine und natürlich die Liebe zur Musik und Comedy.
Do 16.01.2025 19.30 Uhr
Sergey Malov Viola pomposa, Violine
Werke von Niccolò Paganini, Nicola Matteis, Peter Christoskov u. a.
Der Geiger Sergey Malov beherrscht ein außergewöhnliches Instrument, mit dem er Repertoire aus vier Jahrhunderten zum Klingen bringt.
Viola pomposa. Das klingt schon sehr erhaben. Was sich hinter diesem Namen verbirgt, ist eine echte Rarität, denn es gab weltweit nur drei erhaltene Instrumente, bevor der Geigenbauer Dmitry Badiarov in Zusammenarbeit mit dem Barockgeiger Sigiswald Kuijken Nachbauten anfertigte. Auch die Anzahl der Spieler, die diese Riesengeige beherrschen, ist sehr klein. Einer von ihnen ist Sergey Malov. Das fünfsaitige Streichinstrument wird vor der Brust gespielt wie eine Geige, hat aber die sonore Klangfarbe eines Cellos. Es ist rund 60 cm lang und damit etwas größer als eine Viola, aber deutlich kleiner als ein Cello. Sein schlanker, aber dennoch cellotypischer Ton hat wohl auch Johann Sebastian Bach fasziniert, und so gibt es verschiedene Hinweise darauf, dass Bach das Instrument möglicherweise selbst gespielt hat und auch seine Cellosuiten mit Sicherheit für ein fünfsaitiges Instrument wie die Viola da gamba oder eben die Viola pomposa geschrieben wurden.
Als der russische Geiger Sergey Malov durch Zufall auf die Viola pomposa oder das Violoncello da spalla stieß, wie es auch genannt wird, war es genau diese Verbindung der Spielweise einer Geige mit den klanglichen Charakteristika des Bassinstruments, die ihn faszinierte. Es gab Malov die Chance, Bachs berühmte Cellosuiten, die er zuvor schon auf der Bratsche erarbeitet hatte, in ihrer originalen Klangfarbe und mit den spieltechnischen Möglichkeiten, die nur ein fünfsaitiges Instrument bietet, zu entdecken.
Für sein Programm im Konzerthaus Dortmund stellt Malov den Violinvirtuosen par excellence, Niccolò Paganini, in den Mittelpunkt. Ausgehend von dessen 24 Capricen für Violine solo, die er mit Hilfe einer Loop Station elektronisch angereicherten Werken gegenüberstellt, endet der Abend mit irischer und amerikanischer Folkmusik und Improvisationen Sergey Malovs. Eben ein Konzert für Perlentaucher.
Sa 05.04.2025 19.30 Uhr
Orchestre Philharmonique de Radio France, Barbara Hannigan Sopran, Leitung
Richard Strauss »Metamorphosen« und Francis Poulenc »La voix humaine«
»Ein Phänomen unserer Zeit«, urteilt die dänische Zeitung »Politiken« über die Sängerin Barbara Hannigan, die auch regelmäßig als Dirigentin begeistert. In Francis Poulencs Mono-Oper »La voix humaine« vereint sie ihre Fähigkeiten und setzt noch eine Choreografie obendrauf.
Eine Frau ist von ihrem Partner verlassen worden. Aus den Gesprächsfetzen der immer wieder unterbrochenen Telefonate mit ihm entsteht das Bild einer zerrütteten Beziehung. Das Publikum durchlebt die emotionale Achterbahnfahrt der Frau: gespielte Stärke, Angst, Verzweiflung – alles ohne Erfolg. Am Ende lässt die Frau das Telefon fallen. »Dieses einseitige Gespräch ist voller Widersprüche, Lügen, Fantasie und Begehren«, erklärt Barbara Hannigan. »Ich ertappe mich bei der Frage, ob es überhaupt einen Ex-Geliebten gibt? Was und wer existiert wirklich in diesen tiefen und wahren Gefühlen von Liebe, Verlust und Einsamkeit?«
Die Herausforderung für die Sängerin dieser Mono-Oper sind neben den musikalischen Anforderungen die ungeheuren Gefühlsschwankungen, die große darstellerische Leistungen erfordern. Barbara Hannigan nimmt sich dieser Herausforderung an, doch sie spielt und singt nicht nur, sondern dirigiert gleichzeitig das Orchestre Philharmonique de Radio France. Ihre souveränen Be-
wegungen integriert sie in das Schauspiel: Der Zeigefinger, mit dem sie dem unsichtbaren Geliebten etwas vorgezählt hat, wird zum Taktstock, manche Einsätze werden frustriert mit der Faust geboxt. »Hannigan verwandelt sich in einen Vogel, eine Turnerin, eine Tänzerin und eine Boxerin, während sie auch ihr Dirigat organisch in ihre Choreografie einbezieht. Eine unvergleichliche Performance« (»Dagens Nyheter«).
Um diese Höchstleistungen für alle sichtbar zu machen, wird Barbara Hannigan in Echtzeit gefilmt und auf eine Leinwand im Bühnenhintergrund übertragen. Nahaufnahmen auf ihre Hände und ihr Gesicht sorgen dafür, dass das Publikum das Leiden der Frau unmittelbarer erlebt. Dazu erklingt die Musik von Poulenc, die zuweilen an Chansons und Filmmusik erinnert.
Endlich gibt es im Konzerthaus Dortmund die Gelegenheit, im Konzert laut mitzusingen, ohne dafür schief angeschaut zu werden. Im Rahmen ihres Festivals gestaltet Mezzosopranistin Joyce DiDonato gemeinsam mit Simon Halsey ein Mitsingkonzert, das zunächst mit ihrer Solostimme beginnt und in dem sich schließlich hunderte Stimmen zu einem gigantischen Chor vereinen. Hobbysängerinnen und -sänger haben die Möglichkeit, ausgewählte Stücke des Programms vorab einzustudieren und in einer Probe mit Simon Halsey zu erarbeiten, bevor in diesem großen Fest der Stimmen alles zusammenkommt. Um mitzusingen, kann man sich über das Online-Formular unter konzerthaus-dortmund.de/mitsingen verbindlich anmelden. Nach der Anmeldebestätigung wird das Notenmaterial zum Mitsingen als Download bereitgestellt. Bei weiteren Fragen steht das Ticketing zur Verfügung (E-Mail: info@konzerthaus-dortmund.de, T 0231 – 22 696 200).
Fr 14.03.2025 18.00 Uhr: Gemeinsame Probe mit Simon Halsey
Sa 15.03.2025 1 9.30 Uhr: Mitsingkonzert mit Joyce DiDonato & Simon Halsey
Nach Umbaumaßnahmen ist die Tiefgarage Burgwall in der Nähe des Konzerthauses wieder geöffnet. Unabhängig von den regulären Öffnungszeiten steht es bei Konzerthaus-Veranstaltungen ab 90 Minuten vor Konzertbeginn zu einem Konzerttarif von 5 € zur Verfügung. Damit entspannt sich die Parkplatzsituation ein wenig, es sollte jedoch beachtet werden, dass Baumaßnahmen oder ein erhöhtes Verkehrsaufkommen aufgrund parallel stattfindender Veranstaltungen die Anfahrt mit dem Auto erschweren können. Alternativ können nahegelegene Park-and-Ride-Parkplätze und/oder das VRR-KombiTicket genutzt werden, das bei allen Karten für Konzerthaus-Eigenveranstaltungen enthalten ist und zur kostenlosen An- und Abreise im gesamten VRR berechtigt. Weitere Infos unter konzerthaus-dortmund.de/anfahrt
Gemeinsam für Nachhaltigkeit – das ist die Idee der Klimapartnerschaften der Initiative Culture4Climate. Wir freuen uns, im kommenden Jahr mit dem Dortmunder IT-Dienstleister GREEN IT Das Systemhaus GmbH ein Tandem zu bilden, um uns gegenseitig zu inspirieren, voneinander zu lernen und den Wissenstransfer im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement voranzutreiben. In den kommenden Monaten werden Arbeitsgruppen beider Unternehmen regelmäßig zusammenkommen, um Ideen auszutauschen und voneinander zu profitieren. Die zwölfmonatige Partnerschaft umfasst mehrere Programmelemente: einen gemeinsamen KickOff-Workshop, gegenseitige Hospitationen, Tandem-Beratung und vor allem die Umsetzung konkreter Klima schutzmaßnahmen. Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit werden am Ende der Partnerschaft im Rahmen einer kulturellen Veranstaltung präsentiert.
Trolle, Wikinger und Geschichten – seit 2010 bringt Tina Dico skandinavisches Flair und feinsten Singer-Songwriter-Pop ins Konzerthaus. Schon beim ersten Dortmunder Auftritt der Dänin war der Isländer Helgi Jónsson dabei. Damals stand er als Support Act und Bandmitglied auf der Bühne, am 11. Januar 2025 tritt Dico mit ihrem jetzigen Partner ge meinsam auf und gibt einen Einblick in die synergetische Magie ihrer Zusammenarbeit.
Eintrag vom 8. Oktober 2010 nach Tina Dicos erstem Auftritt im Konzerthaus
Herausgeber
Konzerthaus Dortmund GmbH
Intendant und Geschäftsführer
Dr. Raphael von Hoensbroech, V.i.S.d.P.
Redaktion
Marion Daldrup, Katharina Dröge, Nicole Richter
Texte
Markus Bruderreck, Marion Daldrup, Katharina Dröge, Guido Krawinkel, Nicole Richter, Teresa Saxe, Hannah Schmidt, Verena Wengorz, Bjørn Woll
Gestaltung
Kristina Erdmann
Anzeigenmarketing
Marion Daldrup, T 0231 – 22 696 213
Druck druckpartner GmbH
Termin- und Programmänderungen sowie Druckfehler vorbehalten.
Konzerthaus Dortmund
Brückstraße 21
44135 Dortmund
T 0231 – 22 6960
F 0231 – 22 696222
info@konzerthaus-dortmund.de www.konzerthaus-dortmund.de
Tickethotline
T 0231 – 22 696200
Besuchen Sie uns
Konzerthaus.Dortmund
@Konzerthaus_DO
@Konzerthaus_DO
KonzerthausDortmund
Ausgabe 04 /2024 /25
Benjamin Appl Gang durch die Geschichte
Raphaël Pichon Herz und Verstand
Gabi Hartmann In bunten Farben
Joshua Bell Zwischen U-Bahn und Geigenolymp
Als seinerzeit jüngste Generalmusikdirektorin Europas schrieb unsere gesuchte Künstlerin Musikgeschichte. Erst im Frühjahr 2024 kam ein Film über ihr Leben und ihre Karriere in die deutschen Kinos. Druck seitens der Eltern erlebte die heute 38-Jährige in ihrer Kindheit eher im umgekehrten Sinne. So stellten sie klare Regeln auf, um ihr Kind dazu zu bringen, auch mal in den Garten zu gehen und sich nicht ausschließlich mit der Musik zu beschäftigen. Unsere gesuchte Künstlerin besitzt das absolute Gehör, sieht dies aber nicht als Voraussetzung für die erfolgreiche Ausübung ihres Berufs.
Wenn Sie die Lösung wissen, schicken Sie sie uns auf einer Postkarte mit dem Stichwort »Nashorn-Rätsel« an: Konzerthaus Dortmund, Verena Wengorz, Brückstraße 21, 44135 Dortmund oder per E-Mail an verena.wengorz@konzerthaus-dortmund.de. Einsendeschluss ist der 03.02.2025. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir fünfmal zwei Freikarten für das Konzert von Sol Gabetta, Tarmo Peltokoski und dem Orchestre de Toulouse am Donnerstag, 6. März 2025, 19.30 Uhr. Viel Glück! Die Lösung des letzten Nashorn-Rätsels: Sergei Babayan
Persönlich
Ticketing und Abonnementberatung
Ludwigstraße/ Ecke
Reinoldistraße, 44135 Dortmund
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag von 10.00 bis 18.30 Uhr, Samstag von 11.00 bis 15.00 Uhr
Per Telefon
T 0231–22 696 200
Per Fax
F 0231–22 696 222
Per Post
Konzerthaus Dortmund, Vertrieb, Brückstraße 21 44135 Dortmund
Zahlungsarten
Barzahlung und per Kreditkarte (MasterCard, American Express und VISA). Bei Bestellungen bis spätestens zehn Werktage vor der jeweiligen Veranstaltung ist auch eine Zahlung per Lastschrift möglich. Bitte Postlaufzeiten berücksichtigen.
Internet
Ticketshop auf www.konzerthaus-dortmund.de
Abendkasse
Die Abendkasse im Foyer des Konzerthaus Dortmund öffnet 90 Minuten vor der jeweiligen Veranstal-
tung. Die Hörplätze werden an der Abendkasse ausschließlich nach Verfügbarkeit ausgegeben.
Anspruch auf Bereitstellung der Hörplätze besteht nicht, eine Reservierung dieser Plätze ist nicht möglich. Je Interessent wird nur eine Karte ausgegeben.
Service für Rollstuhlfahrer*innen
Bitte buchen Sie frühzeitig, damit wir Ihre gewünschten Plätze und unseren Extra-Service garantieren können. Falls Sie keine Begleitperson mitbringen, hilft Ihnen unser kostenloser Begleitservice gerne: T 0231–22 696 200.
Preiskategorie
Preiskategorie
Preiskategorie
Preiskategorie
Preiskategorie
Preiskategorie
Rollstuhlplätze
Keine volle Podiumssicht
Hörplätze sind 90 Minuten vor Beginn der Veranstaltung erhältlich (Sonderregelungen vorbehalten) *
Informationen zu Hörhilfen
Für Nutzer*innen von Hörhilfen gibt es auf den meisten Plätzen eine Induktionsschleife. Bei der Platzwahl wird Sie unser Ticketing gerne beraten.
AGB
Die allgemeinen Geschäftsbedingungen des Konzerthaus Dortmund können im Ticketing des Konzerthauses sowie im Internet eingesehen werden.
Preiskategorien
Alle Saalpläne finden Sie unter www.konzerthaus-dortmund.de/ de/technik
Ob forte oder piano – ab sofort kontrollieren Sie selbst Anschlag und Tonvolumen Ihres Steinway Klaviers. Mit dem Dolce Pedal für feinen, leisen Klang erleben Sie noch mehr Klangfülle und V
m Klavier Töne, wie es bisher nur bei einem Flügel möglich war steinway modell k-132. das klavier.
Maiwald – Klaviere & Flügel im Konzerthaus Brückstraße 21 · 44135 Dortmund · Tel.: 0231 2 26 96-145 www.steinway-dortmund.de
Die Botschafterinnen und Botschafter des Konzerthaus Dortmund
Georg Abel, Mercedes Benz NL Dortmund · Liselotte und Dr. Helmut von Achten · Prof. Dr. Lutz Aderhold · Dr. Andreas Bellmunt · Anja Berninghaus · Heinrich Böckelühr, Regierungspräsident der Bezirksregierung Arnsberg · Britta und Roland Bracht · Gabi und Dr. Michael Brenscheidt · Lilo und Frank Bünte · Susanne und Dr. Wolfgang Cordier · Peter Cremer · Heidrun und Dr. Hans von Dewall · Dr. Stephen Dunker, DHPD Wirtschaftsprüfer u. Steuerberater · Susanne und Udo Dolezych · Sabine und Dr. Klaus Engel · Dr. Ansgar Fendel, Remondis · Dr. Fatma Michels und Dr. Bukurije Plasger, Frauenarztpraxis Michels und Plasger · Christa Frommknecht · Ingrid Gantenbrink · Beatrice und Thomas Goeke · Iris und Volker Goeke · Johannes Großpietsch, Busche Verlagsgruppe · Benjamin Heinig · Christoph Helbich, SHA Scheffler Helbich Architekten · Inka und Dr. Mazen Hilal · Uta Höfling · Detlev Höhner, Murtfeldt Kunststoffe Martina und Hans Jörg Hübner · Ann-Grit und Peter N. Jülich · Sebastian Graf von Kanitz · Hans-Jörg Karthaus Prof. Dr. Stefan Kirmße · Annette und Dr. Uwe Kiszka · Dr. Wolfram Kiwit, Verlag Lensing-Wolff · Dr. Martin Kleine Sarah und Herbert Kleinewiese · Michael Kohler, audalis Kohler Punge & Partner · Felix Krämer, Aug. Krämer Kornbrennerei · Traudel Kroh · Dr. Alice L. und Dr. Jochen Kühner · Dr. Gunther Lehleiter · Margrit und Ulrich Leitermann · Dr. Thomas Lichtenberg · Dr. Eva und Dr. Rainer Löb · Johanna Lonnemann, LD Medienhaus · André Maiwald, Maiwald Klavier & Flügel Galerie · Michael Martens, Dortmunder Volksbank · Jutta und Hans-Hugo Miebach · Lukas Minssen · Axel und Dietrich Nill, Leue & Nill · Susanne und Medard Nolden · Christian Oecking, Haus & Grund Dortmund · Marc T. Oehler · Renate und Dr. Jochen Opländer · Prof. Dr. Tido Park, PARK Wirtschaftsstrafrecht. Ines Pohlmann-Feuerhake-Fund und Peter Pohlmann · Beatrix Polchau · Marie-Luise Kauermann und Prof. Helmut Riester · Michael Sander · Wolfgang Scharf, Creditreform Dortmund Scharf · Dirk Schaufelberger · Cornelia und Thomas Schieferstein · Marie-Theres Schnarrenberger-Weitkamp · Dr. Arne Schneider, Elmos Stiftung · Familie Schneider Dr. Wolfgang Schröder · Christoph Schubert, Husemann Partnerschaftsgesellschaft mbH · Angelika Ullm und Architekt Ralf Schulte-Ladbeck, A-SL-Baumanagement · Reinhold Semer · Mechtild Steinau · Marie Elise und Dr. Hans Stetter Helma und Dr. Heinz-Siegmund Thieler · Dr. Ina Tilse · Prof. Dr. Detlev Uhlenbrock, MVZ Prof. Dr. Uhlenbrock & Partner Emil und Christiane Underberg · Prof. Dr. Angela und Wilfried Utermann · Iris Woerner und Axel Vosschulte · Martina und Thomas Wrede und weitere Botschafter und Botschafterinnen, die nicht genannt werden möchten.
Die Botschafterinnen und Botschafter werden im Botschafterboard ehrenamtlich vertreten von: Detlev Höhner (Sprecher), Iris Woerner (2. Sprecherin), Johannes Großpietsch, Dr. Jochen Opländer, Dirk Schaufelberger, Martina Wrede
Danke für: So klingt nur Dortmund.