hörbar 02 | 2024|25

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Das Magazin des Konzerthaus Dortmund

Abel Selaocoe

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Danke für: So klingt nur Dortmund.

FOMO?

Auch wir hauen gerne mal ein bisschen auf den Putz. Wenn wir in eine neue Saison starten, ist das für uns immer ein besonderes Ereignis, das wir gerne mit Ihnen gemeinsam feiern. Es ist der Startschuss für ein ganzes Jahr voller einzigartiger, berührender Konzerterlebnisse – die Verwirklichung dessen, was wir zuvor von langer Hand und mit sehr viel Herzblut geplant haben. Da müssen dann auch schon mal Luftballons und Konfetti her… und natürlich eine richtig gute Party! Ich hoffe, Sie waren am 31. August dabei, haben das wunderbare Konzert mit Anne-Sophie Mutter und dem Pittsburgh Symphony Orchestra ebenso sehr genießen können wie wir und vielleicht auch im Anschluss noch ein bisschen mit uns und DJ Larse im Foyer gefeiert. Was für ein schöner Abend!

Inzwischen ist die Saison 2024/25 einige Wochen alt und wir blicken bereits auf diverse Highlights zurück. Haben Sie Christian Thielemann und die Wiener Philharmoniker miterlebt? Das Konzert zum 100. der »Rhapsody in Blue«? Und haben Sie sich eine der schnell vergriffenen Karten für den Arienabend mit Jonas Kaufmann gesichert? Nein? Dann lassen Sie bloß keine »FOMO« (»Fear of missing out«) aufkommen. Denn da kommt noch so viel mehr!

Ganz bewusst möchte ich Ihnen ans Herz legen, bei der Auswahl Ihrer Konzerte nicht nur den ganz großen Namen zu vertrauen, sondern unserem Spürsinn. Wenn ich Künstlerinnen und Künstler einlade, dann hat das immer einen guten Grund – darauf können Sie sich verlassen. Gerade in den nächsten Wochen gibt es in diesem Sinne wieder ganz viel bei uns zu entdecken. Da ist die schillernde Cécile McLorin Salvant mit ihrer großartigen Jazz-Stimme. Da ist der Cellist und musikalische Tausendsassa Abel Selaocoe, der das Cello musikalisch zwischen Afrika und Europa ganz neu verortet. Die gerade begonnene Staffel »Junge Wilde« finde ich so gut besetzt wie noch nie. Julia Hagen kommt nach ihrem Debüt mit Elgars Cellokonzert wieder. Lied ist eigentlich nicht so Ihres? Dann geben Sie Sabine Devieilhe eine Chance – es geht kaum besser. Ich freue mich natürlich auch, Sie bei den altbekannten Größen von Víkingur Ólafsson über Lahav Shani, Klaus Mäkelä und Philippe Herreweghe bis Sir John Eliot Gardiner zu sehen.

Einen musikalisch wundervollen Herbst wünscht

Ihr Dr. Raphael von Hoensbroech Intendant und Geschäftsführer des Konzerthaus Dortmund

Do 14.11.2024 19.30 Uhr

Víkingur Ólafsson & London

London Philharmonic Orchestra, Edward Gardner Dirigent, Víkingur Ólafsson Klavier

Philharmonic Orchestra

Werke von Johannes Brahms und Béla Bartók

06 Interview

Mut zum Risiko

Die neue »Junge Wilde« Julia Hagen über das Leben als Cellistin ohne Maske

10 Titel

Herz und Freude

Cellist Abel Selaocoe entlockt seinem Instrument den Groove.

14 Konzertante Oper

Was ist schön?

Als Orpheus erweicht Julian Prégardien mit seinem Gesang das Herz der Götter.

17 Liederabend

Kein Rausch ohne Intimität

Koloratursopranistin Sabine Devieilhe schätzt Oper und Lied gleichermaßen.

20 Internationale Orchester

Keine Frage des Alters

In den Beruf des Dirigenten gewachsen: Klaus Mäkelä

22 Tanz & Show

Zwischen Zauber und Wirklichkeit

Live-Musik und -Tanz verschmelzen mit kunstvollen Videoanimationen zu Tschaikowskys »Nussknacker«.

24 Jazz

Alte Seele mit futuristischen Ambitionen

Mit dem Erbe von über hundert Jahren Jazzgeschichte im Rücken beweist Cécile McLorin Salvant Mut zu Neuem.

25 Für Neugierige

Achtsam hören

Durchatmen mit Musik und Pianist Nicolas Namoradze bei Mindful Listening

03 Editorial

04 Einblick

05 Inhalt

26 Augenblick

28 Gästebuch

29 Ausblick / Rätsel / Impressum

30 Haus und Verkauf

Vor dem Konzert gehörte für die Cellistin Julia Hagen früher eine Banane mit Zimt zum Ritual. Heute schläft sie nach Möglichkeit am Nachmittag eine Stunde, um zu entspannen und die Arme zu lockern. Alles einmal runterfahren, dann ist sie fit. Fit genug auch für ein hörbar-Interview, das sie kurz vor ihrem ersten Konzert als »Junge Wilde« noch in ihre Vorbereitung schieben konnte.

Liebe Frau Hagen, wie geht es Ihrem Ruggieri-Cello aus dem Jahr 1684? Es soll einen Riss gehabt haben?

Es hatte tatsächlich mehrere Risse. Schon bevor ich das Cello bekommen habe, vor elf Jahren, war es rund ein Jahr lang in Restauration, weil es komplett zerstört war. Faszinierend, wie man das heutzutage wieder alles zusammenflicken und herrichten kann. Ich hatte dann das große Glück, dass mein Vater ein hervorragendes Cello zu Hause hatte, mit dem ich mich für sechs Monate sehr wohl gefühlt habe. Ich war aber trotzdem sehr glücklich, als ich dann mein Cello wieder abholen konnte. Zuerst habe ich gedacht: O Gott, das klingt jetzt wirklich gar nicht mehr so, wie ich es in Erinnerung habe. Ich habe etwas Zeit gebraucht, um mich wieder an das Instrument zu gewöhnen. Doch jetzt klingt es fantastisch, besser als vorher.

Ihr Vater Clemens Hagen ist Mitbegründer des berühmten Hagen Quartetts. Sie musizieren mit ihm im Dezember auch im Konzerthaus, in Schönbergs Streichsextett »Verklärte Nacht«.

Das ist ein bunt durchmischtes Kammermusikprojekt, auch im Streichquartett op. 33 von Hermann Graedener spielt mein Vater mit. Ich bin gespannt, ich habe noch nie ein Werk von diesem Komponisten gehört. Und dann das Streichquintett Nr. 1 von Brahms, also ich glaube, da freut sich nicht nur das Publikum. Mein Vater und ich haben übrigens auch schon Duo-Abende gemacht. Es gab da schon verschiedene Konstellationen. Mit ihm zu musizieren ist immer schön, weil wir eine doch sehr ähnliche Vorstellung von Musik haben.

Steckbrief

Julia Hagen

Geboren 1995 in Salzburg

Erste Celloausbildung mit fünf Jahren, Studium bei Heinrich Schiff und Jens Peter Maintz, Stipendiatin der Kronberg Academy

Kammermusik u. a. mit Renaud Capuçon und Igor Levit, Konzerte als Solistin mit den Wiener Philharmonikern, dem Orchestre

Philharmonique de Radio France und dem Cleveland Orchestra

Gewinnerin des »UBS Young Artist Awards« 2024

Live im Konzerthaus

Mi 04.12.2024 19.30 Uhr

Verklärte Nacht – Ein Abend für sechs Streicher

Do 19.12.2024 19.30 Uhr

Julia Hagen & hr-Sinfonieorchester – Elgar Cellokonzert

Sie sind von Salzburg nach Wien gegangen, dann nach Berlin und später wieder nach Wien zurückgekehrt, wo sie heute wohnen. Eine Stadt, von der sie nicht lassen können?

Ja, tatsächlich, und das, obwohl ich damals während des Studiums dort nicht so wirklich angekommen bin. Ich war 18 und fand die Universität und die Leute sehr verschlossen. Es war einfach nicht so herzlich. Und auch mit meinem Lehrer Heinrich Schiff war es nicht ganz so einfach. Da habe ich mich eben nach zwei Jahren dazu entschlossen, Wien zu verlassen und mir geschworen, ich gehe nie wieder zurück. Hat nicht geklappt! Aber auch Berlin war dann wahnsinnig wichtig für mich. Es ist so eine Riesenstadt und trotzdem ist die Musiker-Bubble klein. Nach zwei Wochen hatte ich das Gefühl, man kennt jeden.

Sie kommen im Dezember ins Konzerthaus mit dem hr-Sinfonieorchester und dem berühmten Cellokonzert von Edward Elgar. Wie ist ihr Verhältnis zu diesem Stück?

Das ist tatsächlich eines der Konzerte, die mich schon als Kind beschäftigt haben. Von meinen Großeltern habe ich damals ein paar CDs bekommen. Auf einer hat Jacqueline du Pré Elgar gespielt. Wie sie das gemacht hat, so leidenschaftlich und ausdrucksvoll! Das Konzert geht einfach unter die Haut. Und ich habe auf jeden Fall noch einen sehr frischen Zugang dazu, weil ich noch viel entdecke und dazulerne auf der Bühne. Der Notentext ist schon sehr genau, und es gibt so viele spieltechnische Traditionen in diesem Werk. Wenn ich jetzt nur den Notentext lesen würde ohne diese Traditionen zu kennen, würde ich das Stück wahrscheinlich oft anders spielen. Da finde ich es immer spannend, eine Mischung zu finden: Wie viele Freiheiten darf man sich herausnehmen und was ist noch im Sinne des Komponisten? Man muss zu einer persönlichen Lösung kommen. Und jedes Mal wird es sich anders anfühlen.

Ist das Ihre erste Zusammenarbeit mit dem hr-Sinfonieorchester? Ja, und auch meine erste Arbeit mit Alain Altinoglu, darauf freue ich mich schon sehr. Für mich ist es aufregend, mit all diesen unglaublichen Orchestern zu arbeiten. Ich hätte mir früher nie träumen lassen, dass das einmal mein Alltag sein würde.

Was gefällt ihnen an der Konzertreihe »Junge Wilde« besonders?

Es gibt da diese schöne Geschichte, dass Sie sich als Kind in seinem Cello-Kasten versteckt haben. Ist sie wahr?

Ja, die ist nicht ausgedacht. Als Kind war mir das alles nicht so bewusst. Ich fand immer die Frage spannend, die mir von anderen Cellisten gestellt wurde: Wie ist es, einen solch berühmten Musiker zum Vater zu haben? Na ja, ich habe gesagt: Ich habe nur einen, das ist ganz normal. Ich hatte eben einen spielerischen Zugang zum Cello. Man darf beim Üben sitzen, man muss nicht stehen wie bei der Geige. Und man kann das Instrument umarmen.

Salzburg ist Ihr Geburtsort. Mozart hat oft auf die Stadt geschimpft. Wie steht’s mit Ihnen?

Ich würde dort zwar im Moment nicht wohnen wollen, weil es mir als dauerhaftes Zuhause zu klein wäre. Aber meine Eltern wohnen in Salzburg und ich bin den ganzen Sommer dort, wenn ich nicht spiele und nicht im Urlaub bin. Ich bin eine der wenigen Salzburgerinnen, die es mag, wenn im Sommer viel los ist während der »Salzburger Festspiele«.

Das Schöne ist, dass man drei Saisons lang Zeit hat und dabei so viele verschiedene Facetten von sich zeigen kann. Das Recital, den Elgar, die Kammermusik. Ich könnte mir später auch etwas vorstellen, was man sonst nicht macht, etwas Verrücktes. Da nehme ich mir dann Zeit und tobe mich aus. Dieses Konzerthaus ist – das finde ich so schön – offen für alles, was man gerne ausprobieren würde. Und ich finde es gut, dass wir Musikerinnen und Musiker da aus der Reserve gelockt werden.

Wobei wir bei einer Eigenschaft wären, die Ihnen immer wieder zugeschrieben wird: Mut zum Risiko.

Mir ist am wichtigsten, beim Spielen sozusagen keine Maske zu tragen. Ich sehe immer wieder Kolleginnen und Kollegen, bei denen ich das Gefühl habe, sie liefern eine von vorn bis hinten perfekt gemachte Inszenierung ab. Aber das berührt mich persönlich einfach nicht. Sich angreifbar zu machen und verletzlich, das ist für mich vielleicht das größte Risiko.

Das Interview führte Markus Bruderreck.

Fotos: Sonja Werner / Konzerthaus Dortmund

und Herz Freude

Zunächst klingt alles ungewöhnlich an diesem jungen und fabelhaften Musiker: seine Herkunft, seine Konzerte, sein mit Sand behandeltes Instrument, die Wahl der unterschiedlichen Formationen, mit denen Abel Selaocoe die Bühne betritt. Doch wenn man ein wenig nachfragt (und nachhört), fügt sich alles wie von selbst zusammen, unaufhaltsam organisch strebend, kräftig und doch zart, unter ganz unwahrscheinlichen Bedingungen gewachsen wie eine Blume, die es eben nicht im Gartenmarkt nebenan gibt.

Abel Selaocoe (ausgesprochen etwa: Se-lau-che, mit Betonung auf der zweiten Silbe) wurde 1992 in einem Township südlich von Johannesburg geboren, zwei Jahre bevor Nelson Mandela als neuer Präsident das koloniale Machtgefüge der Apartheit aufbrach. Zu Hause wurde viel gesungen; vor allem der überlieferte Gesang spiritueller Heiler und Heilerinnen, wie seine Tante eine war, sollte seinen späteren künstlerischen Weg prägen. Aber auch klassische Musik war im Haus zu hören: Abels acht Jahre älterer Bruder Sammy spielte Fagott. Samstags nahm Sammy den Jüngeren mit nach Soweto zur African Cultural Organization of South Africa, einer Musikschule, die von Michael Masote geleitet wurde. »Er ist die größte Inspiration in meinem Leben«, betont Selaocoe. »Seinem Weg zu folgen fühlte sich völlig natürlich an. Ich hatte nie das Gefühl, Musik zu lernen, die von weit herkommt, sondern ich fand diese Musik immer in mir selbst.«

Was im Innersten schlummerte, war die Sehnsucht nach einem großen Instrument: dem Cello. Die Schule ermöglichte es ihm, die Blockflöte und den Besenstiel, auf dem er als Kind das Streichinstrument simulierte, beiseite zu legen und in einen völlig anderen Klangkosmos einzutauchen. Nun war der Weg frei. Die Welt stand ihm plötzlich in seiner weiteren Ausbildung offen, als er ein Stipendium für das St. John’s College in Johannesburg gewann. Aber es sollte noch besser kommen. 2010, mit 18 Jahren, sicherte sich

Selaocoe einen Platz am Royal Northern College of Music in Manchester, wo er heute lebt. Sein neues Umfeld auf der nördlichen Halbkugel gefiel ihm, er schloss Freundschaften zu Musikern und Ensembles, mit denen er heute noch zusammenarbeitet. Es formte sich das, was seinen mehrdimensionalen Stil ausmacht, seine genreübergreifende Offenheit, seine variable Rolle innerhalb der Besetzungen, mit denen er auftritt und kooperiert. Ob es nun das BBC Concert Orchestra, Cello-Kollege Yo-Yo Ma oder Sidiki Dembele und das Manchester Collective ist: Das Cello habe immer die »Fähigkeit, die Gestalt zu verändern«, gesanglich wie auch rhythmisch, sagt er. Er schätzt die Werke von Bach, Haydn, Ravel und Ligeti ebenso wie improvisierten Jazz oder Wagogo-Musik aus Tansania. Nichts bleibt statisch und unverrückbar. Der spezielle Groove ist immer anders. »Wenn Sie ein klassischer Musiker sind, werden Sie sagen, Groove sei ein Rhythmus, der sich wiederholt, aber das ist völlig falsch. Die Perspektive ändert sich jedes Mal, wenn Sie es tun.«

Den Groove entlockt Selaocoe seinem Instrument auch, indem er den Korpus einsetzt, mit Klopfen, Antippen, Streicheln. Dazu hat er eine speziell auf ihn zugeschnittene Sonderanfertigung von dem bekannten Cellobauer Robin Aitchison herstellen lassen. »Es ist eine Kopie eines alten Montagnana«, schwärmt er. Das Holz ist mit kleinen Sandkörnern versetzt, damit der Klang noch per-

So 10.11.2024 18.00 Uhr

Von Folk bis Klassik – Abel

Selaocoe

Abel Selaocoe Violoncello, Sidiki Dembele Afrikanische Perkussion, Manchester Collective

& Manchester Collective

Von dänischen und afrikanischen Volksliedern bis zu beliebten Klassikern von Strawinsky und Haydn

kussiver wirkt. Als er dieses Cello zum ersten Mal spielte, war es nicht Liebe auf den ersten Ton, weil es zu laut schien. Aber heute sind sie eng verbunden: »Es geht darum, einander zu verstehen.«

2022 erschien sein erstes Album bei Warner Classics. »Unter all den Cellisten dieser Welt kenne ich keinen, der so viel Herz und Freude ausstrahlt wie Abel Selaocoe«, schrieb ein begeisterter Kritiker der englischen »Times«. Das Album »Where is home (Hae Ke Kae)«, das Cellosonaten von Giovanni Benedetto Platti und Cellosuiten von Johann Sebastian Bach mit eigenen, in südafrikanischer Sesotho-Sprache betitelten Kompositionen verbindet, stellt die Frage nach dem Wesen der Heimat. Die Antwort: »Als afrikanischer Cellist war ich immer auf der Suche nach einem Zuhause. Aber Heimat ist kein geografischer Ort, es sind die Orte im Leben, die einem Kraft geben. Das kann ein geistiger Ort sein, es können Menschen sein, es kann die Einsamkeit sein oder eine Gewohnheit. Es kann aber genauso etwas sein, das du auf deinen Reisen findest.«

Welches Programm erwartet das Publikum im Konzerthaus? »Ich weiß es nicht. Manchmal kann ich dir zwar sagen, was ich spielen werde, aber nicht in welcher Reihenfolge.« Die Interaktion mit seinen Mitspielern sei wichtig. Der Raum für Improvisation und Spontaneität müsse immer gegeben sein. Das unterscheidet seine Konzerte von der klassischen Vorstellung eines Programms, das schon Jahre im Voraus geplant wird und sich dann in den Saisonbroschüren gedruckt wiederfindet. Als Solist, Sänger, Improvisateur und Weitererzähler »progressiver Tradition« weiß der Südafrikaner, wie Magie durch Musik entsteht, denn die Wurzeln seiner Kunst bleiben immer präsent: »Wir sind wie Ärzte. Wir verschreiben Medizin.«

Was ist schön?

Gleich mehrmals ist Julian Prégardien in der aktuellen Saison zu Gast im

Konzerthaus: Im November erweicht er als Orpheus mit seinem Gesang das Herz der Götter, im Mai macht er Dortmund zur »Liedstadt«.

Salzburg, sommerlicher Sehnsuchtsort für Klassik-Begeisterte aus aller Welt. Bei den von Richard Strauss mitgegründeten Festspielen trifft sich alljährlich die Crème de la Crème der internationalen Szene, geben sich die Klassik-Stars die sprichwörtliche Klinke in die Hand. Und mittendrin im diesjährigen Festspieltreiben: Tenor Julian Prégardien, 1984 in Frankfurt geboren als Sohn des ebenfalls berühmten Tenors Christoph Prégardien, der sich mittlerweile weitestgehend von der Konzertbühne zurückgezogen hat. Als Evangelist, eine seiner absoluten Parade-Partien, war Julian Prégardien in Salzburg mit Bachs »Matthäus-Passion« zu erleben, inmitten eines illustren Sängerensembles unter der Leitung des wegen seiner indifferenten Haltung zu Russlands Angriffskrieg nicht unumstrittenen Teodor Currentzis. Außerdem war er ein selbstbewusster Don Ottavio in Mozarts »Don Giovanni«, erneut mit Currentzis

am Pult und in der Regie von Romeo Castellucci. Und dann gab er noch einen Liederabend mit Schuberts »Schöner Müllerin«, gemeinsam mit seinem kongenialen Klavierpartner Sir An drás Schiff am Hammerflügel.

Die Salzburger Programm-Trias steckt dabei ganz gut das Repertoire-Feld ab, in dem sich der so textverständliche Tenor mit der klaren Stimme bevorzugt bewegt. Im Zentrum dabei die großen Oratorienpartien und, darin seinem Vater nicht unähnlich, das Kunstlied, das ihm eine erklärte künstlerische Heimat ist. Dazu ein bisschen Oper, aber nicht zu viel und nicht in jedem Repertoire. Mozart, na klar, den singt er regelmäßig. Auch Ausflüge ins Barockrepertoire hat er mehrfach unternommen, Händel-Arien zum Beispiel mit La Cetra Basel unter Andrea Marcon. Vor einiger Zeit war er an der Oper Frankfurt, wo er zum festen Ensemble gehörte, in einer Pro -

Di 12.11.2024 19.30 Uhr

Monteverdi: L’Orfeo

Julian Prégardien in einer der größten Liebesgeschichten der Musikliteratur

Sa 03.05.2025 17.00 Uhr

Julian Prégardien

Im Rahmen von Dortbunt bringt der Tenor »Schubert für alle« in die Dortmunder City

– Liedstadt

duktion von Charpentiers »Medée« zu hören – und machte dabei die Bekanntschaft von Stéphane Fuget und dessen Ensemble Les Épopées. Es habe »direkt gefunkt«, erinnert sich der Tenor an die Zusammenarbeit, »Stéphane ist ein wissender und fühlender Musiker und dazu wahnsinnig emphatisch. Eine tolle Kombination mit Vorbildcharakter!« Als der Alte-Musik-Spezialist den Sänger-Cast für seine Neueinspielung von Monteverdis »L’Orfeo« zusammenstellt, vertraute er die Titelpartie dem expressiven Tenor von Julian Prégardien an, die Aufnahme ist im Juni erschienen.

1607 führte Monteverdi seine »Favola in musica« am Hof im italienischen Mantua auf – und löste damit eine Revolution in der Musikgeschichte aus. So neu, so meisterhaft, so berührend war diese musikalische Fabel komponiert, dass sie bis heute als eine Art Geburt der Gattung Oper gilt. Die Geschichte ist leidlich bekannt: Orpheus betrauert den Tod seiner Geliebten Eurydike und erweicht mit seinem Gesang sogar das Herz der Götter. Stellt sich die Frage, wie überirdisch schön man diese Partie singen muss, um damit selbst die Herrscher im Olymp milde zu stimmen. »Das ist wirklich eine spannende Frage, über die man fast ein Buch schreiben müsste«, meint Julian Prégardien. Für ihn hat Schönheit aber immer auch mit »emotionaler Aufrichtigkeit und Dringlichkeit«

zu tun. »Wieviel Platz darf mein Herz einnehmen neben meinem Verstand? Monteverdis Musik bietet glücklicherweise sehr viel Raum für Gestaltung und emotionale Vielschichtigkeit.« Auf YouTube kann man sich davon einen Eindruck verschaffen, denn dort findet sich Orfeos zentrale Szene ›Possente spirto‹ in der schmerzlich-schönen Interpretation von Julian Prégardien. Mit Monteverdis Titelheld betritt der fühlende Mensch die Opernbühne, hier von der sensiblen Tenorstimme zu facettenreichem Leben erweckt.

Noch mehr von Julian Prégardien gibt es etwas später in der Saison. Denn im Mai kehrt der Ausnahmetenor ans Konzerthaus zurück und macht Dortmund dabei zur »Liedstadt«. So lautet der Titel eines wandernden Festivals, mit dem der Sänger neue Perspektiven für das Kunstlied erkunden möchte und das im Oktober in Hamburg seine Premiere feiert. »Zusammen mit dem Konzerthaus Dortmund werden wir Schubert-Lieder zu den Menschen in die Stadt bringen. Denn ich wünsche mir, dass mehr Menschen Schubert kennenlernen, und nicht nur die, die ihren Weg in ein Konzerthaus finden. In Liedern finden wir menschliche Gefühle und Beobachtungen sehr dicht und sensibel eingefangen«, und die möchte der Sänger bei seiner Konzerttour durch die Stadt mit seinem Publikum teilen.

Foto: Chris Gonz

Opernstar Sabine Devieilhe gibt einen Liederabend im Konzerthaus, der die Weiblichkeit besingt: Mädchen, Frauen und Mütter stehen im Mittelpunkt dieser raffinierten Werke.

Der Terminkalender von Sabine Devieilhe ist gut gefüllt. Zum Saisonauftakt geht es nach Mailand, wo die Rolle der Sophie in Richard Strauss’ »Rosenkavalier« auf dem Programm steht. Anfang nächsten Jahres hat sie ein Projekt an der Opéra National de Paris mit einer neuen Produktion von Claude Debussys einziger Oper »Pelléas et Mélisande«, und dazwischen gibt es im Herbst noch eine Tournee mit dem Pianisten Mathieu Pordoy, die sich an die Veröffentlichung einer CD mit Liedern von Mozart und Strauss anschließt. Im Rahmen dieser Tournee gastiert Devieilhe am 15. November auch im Konzerthaus Dortmund.

Auf dem Programm stehen neben Liedern von Richard Strauss auch einige Raritäten, Preziosen der Liedkunst von Franz Liszt, Franz Schubert, Cécile Chaminade oder Darius Milhaud. Das hat die Koloratursopranistin Devieilhe ganz bewusst so arrangiert, denn so wie sie Oper und Konzert gleichermaßen liebt, schätzt sie deutsches wie französisches Repertoire und versucht es miteinander zu verbinden. »Ich kann das eine nicht ohne das andere machen. Was an der Oper berauschend ist, ist natürlich die Verkörperung auf der Bühne. Aber was mir fehlt, wenn ich in der Oper bin, ist die Intimität und die kammermusikalische Beziehung zu meinem Partner.« In Dortmund heißt das zum Beispiel, dass im zweiten Teil des Konzertes Lieder aus Lili Boulangers 1914 entstandenem Zyklus »Clairières dans le ciel« (»Lichter am Himmel«) mit Liedern aus den »Mädchenblumen« op. 22 von Richard Strauss kombiniert werden. Hier kommen französisches Klangraf-

Fr 15.11.2024 19.30 Uhr

Liederabend

Sabine Devieilhe Sopran, Mathieu Pordoy Klavier

Sabine Devieilhe

Die gefragte Koloratursopranistin mit Liedern von Strauss, Liszt und anderen

finement und deutsche Liedkunst zusammen, »um diese beiden Musikstile, die gleichzeitig ätherisch, atmosphärisch und sehr sentimental sind, und die für mich extrem gut miteinander funktionieren, aufeinandertreffen zu lassen – weil das ein Repertoire ist, das mir wirklich am Herzen liegt«, verrät Devieilhe im Interview.

Ein roter Faden im Programm des Dortmunder Konzerts sind Wiegenlieder. »Das ist für Mathieu Pordoy und mich auch eine Art, die Universalität der Musik zu zeigen, Musik als Beruhigung auf extrem intime Art und Weise, weil dieses Repertoire, diese Intimität direkt mit dem Publikum kommuniziert.« Dabei gibt es durchaus Unterschiede zwischen französischem und deutschem Repertoire. »Das Spiel mit Konsonanten ist in den verschiedenen Sprachen besonders unterschiedlich. Das Deutsche hat eine Art, die Konsonanten zu projizieren und den Erzähler viel stärker in seine Diktion einzubeziehen als das Französische.« Dort seien es vor allem die Nasale wie -on,- en und -un, die es im Französischen gebe und die in der Geschichte der französischen Komposition ganz besondere Klänge geprägt hätten. Da zeigt sich schonmal die Forscherin Devieilhe, die nicht nur Gesang, sondern auch Cello und Musikwissenschaften studiert hat. Das kommt der französischen, in Paris lebenden Sängerin vor allem bei der Zusammenstellung von Konzertprogrammen und wichtigen Details zugute, wenn sie an ihren Interpretationen feilt. »Ich habe mit dem Cello angefangen. Aber schon während des Studiums des Instruments lehrten mich meine Lehrer, meine Stimme zu

benutzen, um die Phrasierung einer Melodie zu üben. Schon damals war der Gesang also sehr präsent in meinem Leben und schließlich, als ich älter wurde, wurde er zu einem echten Ausdrucksmittel und ich habe mich selbst durch den Gesang entdeckt – auch durch das Singen mit mehreren Personen, im Chor und seit einigen Jahren vor allem durch das Singen als Solistin.«

Das Singen gibt Devieilhe nach wie vor viel Bestätigung, manchmal liest man sogar von »lebensverändernden Erfahrungen«, die man in einem Konzert mit ihr machen könne. Da muss Devieilhe dann doch schmunzeln, nimmt es aber als Kompliment. »Ich bin sehr berührt, wenn manche Menschen ein Konzert nicht bloß als einen Moment empfinden, in dem eine Künstlerin dieses oder jenes Lied interpretiert, sondern vielmehr als ein Ganzes, einen besonderen Moment. Das ist wirklich der Grund, warum die Dramaturgie des Programms so ineinandergreifend gestaltet ist. Wenn die Erfahrung des Konzerts einigen Leuten gefällt, dann ist das natürlich das ultimative Ziel.« Bei all ihren Erfolgen hat sie aber nie ihre Wurzeln vergessen: das Gefühl zum ersten Mal auf einer Bühne zu stehen, das Herzklopfen in einer Institution mit großer Geschichte aufzutreten. Das ist für Sabine Devieilhe nach wie vor etwas ganz Besonderes: »Ich erinnere ich mich noch an meine ersten Engagements. Und das Adrenalin bei den ersten Proben in den großen Häusern. Ich fühle mich immer noch als junge Sängerin und ab und zu als Anfängerin.« Eine »Anfängerin« freilich, die längst eine Weltkarriere gemacht hat.

So 03.11.2024 18.00 Uhr

Klaus Mäkelä

Keine Frage des Alters

Oslo Philharmonic, Klaus Mäkelä Dirigent, Vilde Frang Violine

& Oslo Philharmonic

Werke von George Enescu, Igor Strawinsky und Peter Iljitsch Tschaikowsky

Bereits mit 18 Jahren stand Klaus Mäkelä am Pult eines renommierten Orchesters. Zehn Jahre später gehört er zu den begehrtesten Dirigenten weltweit. Doch statt unzählige Gasdirigate anzunehmen, legt sich der Finne lieber langfristig fest.

Man kommt fast nicht umhin, bei Klaus Mäkelä auch das Alter hervorzuheben. Denn natürlich ist es beeindruckend, wenn man im Alter von 28 Jahren mit dem Oslo Philharmonic und dem Orchestre de Paris zwei großen Klangkörpern schon seit einiger Zeit als Chefdirigent vorsteht und diese Position in Zukunft auch noch bei zwei weiteren Toporchestern antritt. Ab der Saison 2027/28 leitet er offiziell das Royal Concertgebouw Orchestra und das Chicago Symphony Orchestra. Dass der Finne in so jungen Jahren bereits so erfolgreich ist, verdankt er auch dem Umstand, dass seine Ausbildung zum Dirigenten schon sehr früh begonnen hat. Von Kindesbeinen an ist er in den Beruf hineingewachsen. Das Dirigieren ist zu einer zweiten Muttersprache geworden, fühlt sich für ihn natürlich und selbstverständlich an. »Ich konnte es einfach machen, ohne groß darüber nachzudenken. Würde ich erst in meinem jetzigen Alter mit dem Dirigieren anfangen, würde ich mir tausend Fragen stellen: Wie soll ich kommunizieren? Was denkt das Orchester, wenn ich dies oder jenes tue?« Da ist sich Mäkelä sicher und hält fest: »Musikalisch gesehen, finde ich, gibt es sowas wie Alter nicht.« Dabei denkt er auch an große Vorbilder wie Herbert Blomstedt, der noch mit 97 Jahren einen gut gefüllten Konzertkalender hat. Bei Klaus Mäkelä stehen in dieser Saison knapp 100 Konzerte an. Darunter finden sich aber nur wenige Gastdirigate. Stattdessen steht die intensive Zusammenarbeit mit seinen Orchestern auf dem Programm. Mäkelä setzt nämlich auf Langzeitbeziehungen: »Man lernt die Leute besser kennen, muss weniger sprechen in den Proben, versteht sich schneller. Das spart eine Menge Zeit und gibt uns die Möglichkeit, wirklich Musik zu machen.« Und das auf Augenhöhe mit den Musikerinnen und Musikern, sodass ein »Geben und Nehmen von Impulsen« entsteht. Sich selbst dürfe man dabei nicht so wichtig nehmen: »Denn am Ende ist es zwar meine musikalische Idee, die gespielt wird, aber sie setzen diese Idee um und verbessern sie. Das ist unglaublich wichtig, schließlich würde ich ohne sie nur Löcher in die Luft schlagen.«

Zwischen Zauber und Wirklichkeit

Fr + Sa 20. + 21.12.2024

The Nutcracker and I

Alexandra Dariescu Klavier, Imogen-Lily Ash Tanz Tschaikowskys »Nussknacker« multimedial mit Ballerina und Klavier

Alexandra Dariescu verschmilzt Live-Musik und -Tanz mit kunstvollen Videoanimationen zu Tschaikowskys »Nussknacker«

Der »Nussknacker« – neben »Schwanensee« ist er wohl für viele Menschen der Inbegriff von klassischem Ballett und unverrückbar mit der Weihnachtszeit verbunden. Doch für eine richtige »Nussknacker«-Produktion braucht man eine große Ballett-Compagnie, um die zahlreichen Ensemble- und Solotänze zu besetzen, sowie ein ausgewachsenes Orchester. »Geht das auch kleiner?«, fragte sich Alexandra Dariescu. Ihre Antwort heißt »The Nutcracker and I« und ist ein Kondensat in jeder Hinsicht: In nur 50 Minuten erzählt die Pianistin die Geschichte von Clara und dem magischen Nussknacker, den diese zu Weihnachten geschenkt bekommt. Unterstützt wird Dariescu dabei von genau einer Ballerina. Auch der Bühnenaufbau ist minimalistisch: Nur ein GazeVorhang ergänzt den Konzertflügel. Die Magie entsteht dann aus dem Zusammenspiel dieser drei Elemente: Tschaikowskys Musik in Klavierbearbeitungen verschiedener Arrangeure, der Ballerina und liebevollen Videoanimationen, die auf

den Vorhang projiziert werden und mit denen die Tänzerin interagiert.

Für Kinder und Erwachsene gleichermaßen faszinierend ist diese Verschmelzung von realem Tanz und kunstvollen Animationen, die den Mäusekönig, die Zuckerfee und andere Charaktere des Balletts zum Leben erwecken. Diese Produktion hat für Alexandra Dariescu darüber hinaus ein sehr autobiografisches Element. Die Vorstellung beginnt damit, dass ein animiertes kleines Mädchen die Bühne betritt, sich an das (echte) Klavier setzt und zu spielen beginnt. Als der Schnee fällt und in der imaginären Brise wirbelt, verwandelt sie sich in Dariescu – das Mädchen, das davon träumte, Konzertpianistin zu werden und seine Leidenschaft weiterzugeben: »Ich liebe, was ich tue, und habe schon früh erkannt, dass Musik meine Berufung ist, aber ich bin mir auch bewusst, dass wir immer kreativer werden müssen, um unser Publikum anzusprechen und die Schönheit unserer Kunst zu vermitteln«.

Foto: Andrew Mason

Alte Seele mit futuristischen Ambitionen

»Eine solche Sängerin gibt es alle paar Generationen nur einmal«, urteilt Wynton Marsalis. Die »FAZ« schwärmt: »Wenn Salvants Stimme mühelos durch die Oktaven springt, reißt der Himmel auf.« Cécile McLorin Salvant ist eine der gefragtesten Jazzsängerinnen überhaupt.

Cécile McLorin Salvant hat ihr Talent erst verhältnismäßig spät erkannt: »Mit 16 wäre es mir nicht im Traum in den Sinn gekommen, Jazzsängerin zu werden. Ich hatte viel mehr Lust, Pearl Jam zu hören.« Geboren und aufgewachsen in Miami als Tochter einer französischen Mutter und eines haitianischen Vaters, begann sie im Alter von fünf Jahren mit klassischem Klavierunterricht, sang mit acht Jahren in einem Kinderchor und nahm als Teenager klassischen Gesangsunterricht. Mit 18 zog es sie in ihr Mutterland, wo sie in Aix-en-Provence neben Jura weiterhin auch klassischen Gesang studierte. Mit Anfang 20 gewann Cécile McLorin Salvant den renommierten »Thelonious Monk Gesangswettbewerb« und erhielt wenige Jahre später drei aufeinander-

folgende »Grammy Awards« für das beste Jazz-Gesangsalbum: »The Window«, »Dreams and daggers« und »For one to love«.

Mit dem Erbe von über hundert Jahren Jazzgeschichte geht sie bewusst sorgsam um, ist aber gleichzeitig immer zu musikalischen Experimenten bereit. Ihre Authentizität und der Mut zu Neuem machen die Sängerin so faszinierend. Die verstorbene Operndiva Jessye Norman nannte sie »eine einzigartige Stimme, die von einer Intelligenz und vollwertigen Musikalität getragen wird, die jede Note, die sie singt, zum Leuchten bringt«. Vor allem im Konzert zieht Cécile McLorin Salvant das Publikum in ihren Bann – mal überschwänglich, mal sinnlich sanft. Niemand, der sie live erlebt, bleibt unberührt. Zur Einstimmung auf das Konzert wird es ab 18.00 Uhr im Foyer entspannte Klaviermusik, Bergmann Bier und passende Snacks geben. Starten Sie bei uns in den Feierabend!

Do 07.11.2024 20.00 Uhr Feierabendkonzert mit Bergmann Bier

Achtsam hören

So 15.12.2024 11.00 + 17.00 Uhr

Mindful Listening

Nicolas Namoradze Klavier, Moderation

– Ruhepol im Advent

Fr 21.03.2025 19.30 Uhr

Wellness-Konzert

Joyce DiDonato Mezzosopran

mit Joyce DiDonato

Durchatmen im Dezember, und das mit Musik. In einer Mischung aus Konzert und Meditation öffnet Pianist Nicolas Namoradze im Konzertformat Mindful Listening seinem Publikum die Ohren.

Wettbewerbe, Klavierabende, CD-Aufnahmen, Kammermusik Festivals – das übliche Pensum eines Konzertpianisten ergänzt Nicolas Namoradze noch durch die Arbeit als Komponist und ein Postgraduiertenstudium in Neuropsychologie. In seiner Doktorarbeit an der City University of New York hat er mathematische Modelle für Aspekte der Musikwahrnehmung entwickelt. Für ihn ist das Musikhören ideal dazu geeignet, Achtsamkeit zu kultivieren. Die Aufmerksamkeit absichtlich darauf zu lenken, wie man einen Moment erlebt und empfindet, ohne ihn dabei zu bewerten – das mag zunächst einfach erscheinen, tatsächlich ist es aber eine außerordentlich komplexe und tiefgehende Angelegenheit, die Namoradze mit seinem Publikum übt. Denn Achtsamkeit wiederum ist hervorragend dazu geeignet, das Hörerlebnis zu verbessern und zu intensivieren: Wir erfahren dadurch die Musik unmittelbarer und können zugleich unsere Reaktion darauf erspüren. Durch die Achtsamkeitsübungen und Hörhilfen versetzt der Pianist die Hörerinnen und Hörer vor seinem Spiel in einen ruhigen, bewussten und wahrnehmungs-

fähigen Geisteszustand. Ob wie gewohnt auf Stühlen oder mal auf einem Sitzsack, Kissen oder im Liegen auf der eigenen Matte – inmitten des Weihnachtstrubels schafft Namoradze eine Gelegenheit zur sinnlichen Einkehr.

Dass die kreativen Konzertformate Anklang finden, hat auch das Konzert im Dunkeln mit der blinden Sängerin Gerlinde Sämann im Mai 2024 bewiesen: »ein Sinneserlebnis der besonderen Art, fern von Moden und dem Lärm der Welt«, schrieb die »WAZ«. Das Wellnesskonzert mit Opernstar Joyce DiDonato reiht sich im März hier ein. In ihrem Konzert geht es nicht darum, Musik intellektuell zu durchdringen, sondern sie einfach auf Körper und Geist wirken zu lassen, während die Mezzosopranistin durch die Musik führt. Entspanntes Hören in jeder (Lebens-)Lage.

erewigt

Es war ein fulminanter, farbenfroher Auftakt zur neuen Spielzeit: Die Festliche Saisoneröffnung am 31. August begeisterte nicht nur musikalisch mit Anne-Sophie Mutter und dem Pittsburgh Symphony Orchestra, sondern auch vor und nach dem Konzert. Das Konzerthaus-Foyer er strahlte in diesem Jahr unter dem Motto »Wo Klangfarben Feuerwerke zünden« in allen Regenbogenfarben, und beim Schlussapplaus regnete auch noch Konfetti von der Decke. Der Ausklang bei Sekt und Musik von DJ Larse rundete den Start in die Saison 2024/25 zu einem gelungenen Abend ab. Zum ersten Mal präsentierte sich ein schwarzes geflügeltes Nashorn, das neuerdings im Konzerthaus-Foyer wohnt, bereit für zahlreiche Unterschriften von Künstlerinnen und Künstlern. Den Anfang machten in der Konzertpause Anne-Sophie Mutter und Dirigent Manfred Honeck. Das Nashorn wird dann zu gegebener Zeit versteigert.

Kleine Geste

Wie in so vielen Organisationen sind auch die Ehrenamtlichen des Konzerthaus Dortmund eine wertvolle Unterstützung. Rund 30 Freiwillige engagieren sich ehrenamtlich für das Konzerthaus und sind am Infound Verkaufsstand, bei der Community Music oder den Hausführungen im Einsatz. Ohne sie wäre vieles nicht möglich. Als kleines Zeichen der Wertschätzung hat das Konzerthaus Dortmund beim EhrenamtsDankes-Kaffee exklusive Saisonkalender mit beeindruckenden Fotos von Oliver Hitzegrad an alle Ehrenamtlichen verschenkt. Wer sich auch ehrenamtlich für das Konzerthaus Dortmund engagieren möchte, findet weitere Informationen unter konzerthaus-dortmund.de/ehrenamt.

Jubiläum

Im Oktober 1999 schlossen sich zehn Handwerkerinnen und Handwerker im »Förderkreis des Handwerks« zusammen, um den Bau eines Konzerthauses in Dortmund zu unterstützen. Seitdem sind die mittlerweile rund 700 Freunde des Konzerthaus Dortmund feste Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter und unterstützen das Konzerthaus in der Finanzierung von Kunstwerken, Instrumenten oder Bühnen-Inventar und natürlich von Konzerten. Am 13. Oktober 2024 feierte der Freundeskreis nun sein 25-jähriges Jubiläum und damit 25 Jahre unermüdliches Engagement für das Konzerthaus Dortmund und Förderung von unschätzbarem Wert.

Wer auch Teil des Freundeskreises werden möchte, unterstützt nicht nur das Konzerthaus, sondern profitiert auch selbst von vielen Vorteilen wie exklusiven Blicken hinter die Kulissen, Vergünstigungen beim Ticketkauf und Einladungen zu Freundeskreis-Veranstaltungen. Weitere Infos unter konzerthaus-dortmund.de/freunde

Fest der Farben

Neben der Festlichen Saisoneröffnung gehört das Botschafterdinner in jedem Jahr zum Auftakt der neuen Saison am Konzerthaus Dortmund. Dann kommen die Botschafterinnen und Botschafter, ein Netzwerk engagierter Musikliebhaberinnen und -liebhaber sowie angesehener Persönlichkeiten, zum stimmungsvollen Abendessen auf der Konzerthaus-Bühne zusammen. Genau wie die Spielzeiteröffnung war auch das Dinner ein Fest der Farben, von der Blumendeko über eine Licht- und Soundshow bis hin zum exquisiten Menü des Restaurant Stravinski. Musikalischer Gast des Abends war der neue »Junge Wilde« Timothy Ridout, begleitet von Jonathan Ware am Flügel.

Vom Blatt – Grüße von Ulrich Tukur

Seit 2007 kommt der Schauspieler und Musiker Ulrich Tukur mit seinen Rhythmus Boys regelmäßig ins Konzerthaus und präsentiert Eigenes und Evergreens mit einem Faible für nostalgische Klänge. Am 29. November bringen die vier galanten Gentlemen wieder perfekte Tanzpalast-Atmosphäre nach Dortmund, und das Konzerthaus-Team freut sich auf einen seiner Lieblings-Acts – wirklich!

Eintrag vom 9. Januar 2013 nach dem Programm »Musik für schwache Stunden«

Foto: Katharina John

Impressum

Herausgeber

Konzerthaus Dortmund GmbH

Intendant und Geschäftsführer

Dr. Raphael von Hoensbroech, V.i.S.d.P.

Redaktion

Marion Daldrup, Katharina Dröge, Nicole Richter

Texte

Helge Birkelbach, Markus Bruderreck, Marion Daldrup, Katharina Dröge, Guido Krawinkel, Nicole Richter, Teresa Saxe, Verena Wengorz, Bjørn Woll

Gestaltung

Kristina Erdmann

Anzeigenmarketing

Marion Daldrup, T 0231 – 22 696 213

Druck druckpartner GmbH

Termin- und Programmänderungen sowie Druckfehler vorbehalten.

Konzerthaus Dortmund

Brückstraße 21 44135 Dortmund

T 0231 – 22 6960

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info@konzerthaus-dortmund.de www.konzerthaus-dortmund.de

Tickethotline

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Besuchen Sie uns

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KonzerthausDortmund

Ausblick

Ausgabe 03 /2024 /25

Joyce DiDonato Hoffnung durch Musik

Karina Canellakis Seitenwechsel

Anna Lapwood Von Tasten zu Touchscreen

Tarmo Peltokoski Jüngste Entdeckung

Das Nashorn-Rätsel

Die meditative Ruhe und das Hochkonzentrierte seines Spiels brachten unserem gesuchten Künstler bereits den Vergleich mit japanischen Kalligrafen ein. Der wohl berühmteste Schüler und DuoPartner des gebürtigen Armeniers ist »Pianisten-Wunderkind« Daniil Trifonov. Aber auch mit Martha Argerich verbindet den in New York lebenden amerikanischen Staatsbürger eine enge künstlerische Partnerschaft. Die Musik – als kraftvolles Werkzeug im Kampf um die Wahrheit – ist für den ausgesprochenen Putin-Gegner hochpolitisch.

Wenn Sie die Lösung wissen, schicken Sie sie uns auf einer Postkarte mit dem Stichwort »Nashorn-Rätsel« an: Konzerthaus Dortmund, Verena Wengorz, Brückstraße 21, 44135 Dortmund oder per E-Mail an verena.wengorz@konzerthaus-dortmund.de.

Einsendeschluss ist der 10.12.2024. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir fünfmal zwei Freikarten für das Konzert von Karina Canellakis und dem Radio Filharmonisch Orkest am 12. Januar um 18 Uhr. Viel Glück! Die Lösung des letzten Nashorn-Rätsels: Jonas Kaufmann

Abo- und Einzelkarten: So kommen Sie an Ihre Tickets

Persönlich

Ticketing und Abonnementberatung

Ludwigstraße/ Ecke

Reinoldistraße, 44135 Dortmund

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag von 10.00 bis 18.30 Uhr, Samstag von 11.00 bis 15.00 Uhr

Per Telefon

T 0231–22 696 200

Per Fax

F 0231–22 696 222

Per Post

Konzerthaus Dortmund, Vertrieb, Brückstraße 21 44135 Dortmund

Zahlungsarten

Barzahlung und per Kreditkarte (MasterCard, American Express und VISA). Bei Bestellungen bis spätestens zehn Werktage vor der jeweiligen Veranstaltung ist auch eine Zahlung per Lastschrift möglich. Bitte Postlaufzeiten berücksichtigen.

Internet

Ticketshop auf www.konzerthaus-dortmund.de

Abendkasse

Die Abendkasse im Foyer des Konzerthaus Dortmund öffnet 90 Minuten vor der jeweiligen Veranstal-

LEISE FLÜSTERT

tung. Die Hörplätze werden an der Abendkasse ausschließlich nach Verfügbarkeit ausgegeben.

Anspruch auf Bereitstellung der Hörplätze besteht nicht, eine Reservierung dieser Plätze ist nicht möglich. Je Interessent wird nur eine Karte ausgegeben.

Service für Rollstuhlfahrer*innen

Bitte buchen Sie frühzeitig, damit wir Ihre gewünschten Plätze und unseren Extra-Service garantieren können. Falls Sie keine Begleitperson mitbringen, hilft Ihnen unser kostenloser Begleitservice gerne: T 0231–22 696 200.

Preiskategorie

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Keine volle Podiumssicht

Hörplätze sind 90 Minuten vor Beginn der Veranstaltung erhältlich (Sonderregelungen vorbehalten) *

Informationen zu Hörhilfen

Für Nutzer*innen von Hörhilfen gibt es auf den meisten Plätzen eine Induktionsschleife. Bei der Platzwahl wird Sie unser Ticketing gerne beraten.

AGB

Die allgemeinen Geschäftsbedingungen des Konzerthaus Dortmund können im Ticketing des Konzerthauses sowie im Internet eingesehen werden.

Preiskategorien

Alle Saalpläne finden Sie unter www.konzerthaus-dortmund.de/ de/technik

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1. Balkon rechts
Galerie rechts
Galerie Mitte rechts Galerie Mitte links 2. Balkon Mitte rechts 2. Balkon Mitte links
Galerie links
2. Balkon rechts
Balkon links

Die Botschafterinnen und Botschafter des Konzerthaus Dortmund

Georg Abel, Mercedes Benz NL Dortmund · Liselotte und Dr. Helmut von Achten · Prof. Dr. Lutz Aderhold · Dr. Andreas Bellmunt · Anja Berninghaus · Heinrich Böckelühr, Regierungspräsident der Bezirksregierung Arnsberg · Britta und Roland Bracht · Gabi und Dr. Michael Brenscheidt · Lilo und Frank Bünte · Peter Cremer · Heidrun und Dr. Hans von Dewall · Dr. Stephen Dunker, DHPD Wirtschaftsprüfer u. Steuerberater · Susanne und Udo Dolezych · Sabine und Dr. Klaus Engel · Dr. Ansgar Fendel, REMONDIS · Dr. Fatma Michels und Dr. Bukurije Plasger, Frauenarztpraxis Michels und Plasger · Christa Frommknecht · Ingrid Gantenbrink · Beatrice und Thomas Goeke · Iris und Volker Goeke · Johannes Großpietsch, Busche Verlagsgruppe · Benjamin Heinig · Christoph Helbich, SHA Scheffler Helbich Architekten · Inka und Dr. Mazen Hilal · Uta Höfling · Detlev Höhner, Murtfeldt Kunststoffe · Martina und Hans Jörg Hübner · Ann-Grit und Peter N. Jülich · Hans-Jörg Karthaus · Prof. Dr. Stefan Kirmße · Annette und Dr. Uwe Kiszka · Dr. Wolfram Kiwit, Verlag Lensing-Wolff · Dr. Martin Kleine · Sarah und Herbert Kleinewiese · Michael Kohler, audalis Kohler Punge & Partner · Felix Krämer, Aug. Krämer Kornbrennerei · Traudel Kroh · Dr. Alice L. und Dr. Jochen Kühner · Dr. Gunther Lehleiter · Margrit und Ulrich Leitermann · Dr. Thomas Lichtenberg · Dr. Eva und Dr. Rainer Löb · Johanna Lonnemann, LD Medienhaus André Maiwald, Maiwald Klavier & Flügel Galerie · Michael Martens, Dortmunder Volksbank · Jutta und Hans-Hugo Miebach · Lukas Minssen · Dietrich Nill · Margarete und Axel Nill · Susanne und Medard Nolden · Christian Oecking, Haus & Grund Dortmund · Marc T. Oehler · Renate und Dr. Jochen Opländer · Prof. Dr. Tido Park, PARK Wirtschaftsstrafrecht. Ines Pohlmann-Feuerhake-Fund und Peter Pohlmann · Beatrix Polchau · Marie-Luise Kauermann und Prof. Helmut Riester · Michael Sander · Wolfgang Scharf, Creditreform Dortmund Scharf · Dirk Schaufelberger · Cornelia und Thomas Schieferstein · Marie-Theres Schnarrenberger-Weitkamp · Dr. Arne Schneider, Elmos Stiftung · Familie Schneider Dr. Wolfgang Schröder · Christoph Schubert, Husemann Partnerschaftsgesellschaft mbH · Angelika Ullm und Architekt Ralf Schulte-Ladbeck, A-SL-Baumanagement · Reinhold Semer · Mechtild und Paul Th. Steinau · Marie Elise und Dr. Hans Stetter · Helma und Dr. Heinz-Siegmund Thieler · Prof. Dr. Detlev Uhlenbrock, MVZ Prof. Dr. Uhlenbrock & Partner

Emil und Christiane Underberg · Prof. Dr. Angela und Wilfried Utermann · Iris Woerner und Axel Vosschulte · Martina und Thomas Wrede und weitere Botschafter und Botschafterinnen, die nicht genannt werden möchten.

Die Botschafterinnen und Botschafter werden im Botschafterboard ehrenamtlich vertreten von:

Detlev Höhner (Sprecher), Iris Woerner (2. Sprecherin), Johannes Großpietsch, Dr. Jochen Opländer, Dirk Schaufelberger, Martina Wrede

Danke für: So klingt nur Dortmund.

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