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DAS MAGAZIN DES KONZERTHAUS DORTMUND

N O V E M B E R 0 2 2 0 14 15

HERBERT BLOMSTEDT PARTNER DES KONZERTHAUS DORTMUND


DER PARTNER

DIE PARTNER-STIFTUNG

DIE HAUPTSPONSOREN

DIE SPONSOREN

DIE FÖRDERER

DANKE FÜR: SO KLINGT NUR DORTMUND.


TITELFOTO: THOMAS MÜLLER FOTO: PASCAL AMOS REST

EINFACH AUSGEZEICHNET

Bamberg ist eine kleine, mittelalterlich geprägte Stadt im fränkischen Bayern. Ein idealer Ort für Stadtbesichtigungen und historisch interessierte Touristen. Seit nunmehr fast siebzig Jahren beheimatet die Stadt aber auch eines der führenden deutschen Orchester. Gegründet unter anderen von Exilmusikern aus Prag, etablierten sich die Bamberger Symphoniker dank berühmter Chefdirigenten wie Joseph Keilberth, Eugen Jochum und Horst Stein schnell im internationalen Musikleben. Seit dem Jahr 2000 steht Jonathan Nott dem Orchester vor. Mit ihm gastierten die Bamberger schon mehrfach mit eindrucksvollen Konzerten bei uns in Dortmund. Namentlich die Aufführung der Sinfonie Nr. 9 von Gustav Mahler 2008 gehört für mich zu den unvergessenen Konzerten in unserem wunderschönen Saal. Herbert Blomstedt, der als Ehrendirigent der Bamberger Symphoniker das Orchester in dieser Saison mit dem »Deutschen Requiem« von Johannes Brahms nach Dortmund führt, widmen wir unsere Titelgeschichte. Um die ihm liebsten Stellen zu erklären, singt Herbert Blomstedt sie seinem Orchester in der

Probe oder nachfragenden Journalisten im Interview gerne vor. Er nutzt unser wertvollstes, natürliches Instrument, die von Gott gegebene Stimme. Mit ihr in wahrhaft göttliche Sphären entführt uns Edita Gruberova, die – wie der große Dirigent – ein beeindruckendes Lebenswerk geschaffen hat und schafft. Edita Gruberova erhält im Dezember den diesjährigen »Preis der Kulturstiftung Dortmund«. Wie namhafte Preisträger vor ihr, wird auch die Königin des Belcanto die Auszeichnung persönlich in Dortmund entgegennehmen. In einem Galakonzert ihr zu Ehren und mit ihr als Solistin des Abends ehrt unsere Stadt eine weltbekannte Sängerin und herausragende Persönlichkeit. Ihre Konzerte im KONZERTHAUS DORTMUND waren stets denkwürdige und musikalisch unvergessliche Ereignisse. So stehen zwei große Künstlerpersönlichkeiten in diesem Herbst im Fokus unseres Programms, das wir Ihnen, liebe Freunde, wie immer ans Herz legen möchten. Ihr Benedikt Stampa Intendant und Geschäftsführer des KONZERTHAUS DORTMUND

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Fr 14.11. 2014 路 20.00 Uhr

KLAVIERABEND Werke von Bach, Tschaikowsky und Chopin

LANG LANG

04 einblick


06 interview

03 editorial

Un sourire

04 einblick

Lars Vogt spricht über seine bewundernde Distanz zu Chopin, missverstandene Werke, geliebte »Spannungen« und Brahms’ Lächeln

10 titel

05 inhalt 27 augenblick

Noch so viel zu entdecken

28 briefe

Dank ausgewogener Work-Life -Balance und seines Glaubens denkt Herbert Blomstedt auch mit 87 Jahren nicht ans Aufhören

14 arienabend

29 ausblick I rätsel I impressum 30 haus und verkauf

Die Stärke der Nachtigall

Edita Gruberova, Königin des Koloraturgesangs, singt die Tudor-Königinnen

17 orchesterzyklus

Tönendes Mosaik

»Turangalîla«: eins der gewaltigsten Werke des 20. Jahrhunderts

20 liederabend

Jedes. Wort. Zählt.

Mark Padmore sieht sich der textbasierten Liedertradition verpflichtet

22 jazz

FOTOS: HARALD HOFFMANN · SONY CLASSICAL, LUKAS BECK, FELIX BROEDE, DIONYS ASENKERSCHBAUMER

A Tribute to Billie Holiday

Jazz- und Bluessängerin Cassandra Wilson widmet ihre Tournee der Grande Dame des Jazz: Billie Holiday 24 neujahrskonzert

Ganz Paris träumt von der Oper

Mit Werken der Opéra comique fängt das Jahr 2015 musikalisch an

25 cabaret + chanson

Aufgspuit!

Gerhard Polt und die Well-Brüder machen ihre Auftritte zu einem Mordsgaudium

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UN SOURIRE

Fr 21.11.2014 · 20.00 Uhr

LARS VOGT 1970 in Düren geboren

Erste »tolle« Klavierlehrerin ist Ruth Weiß, die sein Talent entdeckt: »Es war für sie so klar, dass ich fliegen wollte.« Vierzehnjährig Unterricht bei dem legendären Klavierpädagogen Karl-Heinz Kämmerling an der Musikhochschule Hannover 1990 zweiter Preis beim internationalen Klavierwettbewerb in Leeds Konzerte mit dem New York Philharmonic, Chicago Symphony Orchestra, NHK Symphony, London Symphony Orchestra, Mahler Chamber Orchestra, dem TonhalleOrchester Zürich, den Wiener Philharmonikern, Royal Concertgebouw Orchestra, Orchestre de Paris, den Münchner Philharmonikern, dem Chamber Orchestra of Europe, der Sächsischen Staatskapelle Dresden u. a. 1998 Gründung des Kammermusikfestivals »Spannungen« in Heimbach / Eifel, das sich zu einem der profiliertesten Festivals in Deutschland entwickelt. Zu den häufigen Gästen zählen Isabelle Faust, Tanja Tetzlaff, Christian Tetzlaff, Antje Weithaas und Sharon Kam. Schulprojekt »Rhapsody in School« 2003 / 04 erster Pianist in Residence in der Geschichte der Berliner Philharmoniker 2012 Professor in Hannover als Nachfolger Kämmerlings: In seinem ehemaligen Raum unterrichtet Lars Vogt Klavierspiel. Ab der Saison 2015 / 16 neuer Music Director der Royal Northern Sinfonia in Newcastle / Gateshead

Gerade hat Lars Vogt mit dem Mini seine Tochter von der Schule abgeholt. »In der Wohnung ist die Hölle los«, sagt er (woran freilich nicht allein der Nachwuchs Schuld trägt), und wir gehen also zum Italiener Francesco um die Ecke. Hier muss zunächst die Musik leiser gedreht und Latte macchiato serviert werden, bevor Lars Vogt beim Blick in das mitgebrachte fünfzehn Jahre alte Programmheft, das ihn als Interpreten von Mozarts c-moll-Klavierkonzert ausweist, in den Erinnerungsmodus umswitcht: »Das war hier unter Yakov, ja?« (gemeint ist Yakov Kreizberg, 1994 – 2001 GMD an der Komischen Oper Berlin). Das Programm zählt ihn, den damals 29-Jährigen, »zu den führenden Pianisten seiner Generation«. Heute ist Lars Vogt längst Fixstern am internationalen Pianistenhimmel. Mit Exklusivkünstler Yannick Nézet-Séguin und dem London Philharmonic Orchestra spielt er am 21. November Brahms’ zweites Konzert. Herr Vogt, wenn man sich Ihren Lebenslauf von 1999 anschaut, war damals schon fast alles angelegt: kaum ein großes Orchester, mit dem Sie nicht konzertiert hätten, CD-Aufnahmen, ein breites Repertoire, Ihr Kammermusik-Festival »Spannungen« gerade gegründet… Der Bekanntheitsgrad wuchs in England schneller, in Deutschland hat es sich ein bisschen hingezogen. In England kam er zumindest früher auf eine höhere Ebene, was vielleicht mit dem Wettbewerbserfolg in Leeds und mit Simon Rattle zusammenhing. Als ich 30 wurde und noch nicht mit den Berliner Philharmonikern gespielt hatte weiß ich noch, wie ich dachte: Das könnte jetzt langsam einmal kommen. Aber es hat ja dann auch geklappt. Und sogar als Residenz! Sir Simon hatten Sie zuvor in Birmingham getroffen? Da haben wir angefangen und die beiden Aufnahmen mit den zwei ersten Beethoven- und den Schumann- und Grieg-Klavierkonzerten gemacht, damals noch für EMI.

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Was sind die aktuellen CD-Pläne? Im nächsten Jahr werden die »Goldberg-Variationen« bei Ondine erscheinen, und wahrscheinlich kommt in diesem November meine erste Chopin-CD bei CAvi heraus. Bis jetzt hat man Sie tatsächlich selten mit Chopin gehört ... Ja, die klassische Linie von Bach über Haydn, Mozart, Beethoven bis Schubert, Schumann, Brahms und dann bis zur Neuen Wiener Schule, weiter bis Lutosławski und heute Jörg Widmann – das wäre so mein grober Rahmen. Auch Chopin: Ich habe manche Stücke sehr viel gespielt, ein Nocturne, das ich dauernd als Zugabe anfüge, sein Klavierkonzert


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Nr. 1 stand auch ein paar Mal auf dem Programm, nicht oft – ich habe immer eine bewundernde Distanz gehalten, deswegen hat mir die Aufnahme jetzt auch soviel Spaß gemacht. Manche Stücke sind auf der CD, die ich noch nie im Konzert gespielt, aber doch immer geliebt habe, zum Beispiel die erste Ballade. Und von Kindheit an gibt es die Liebe zu den Russen mit ihrer leichten Schwermut und dunklen Harmonik wie bei Mussorgsky. Auch das erste Tschaikowsky-Klavierkonzert spiele ich sehr, sehr gerne. Es ist wohl eines der am meisten missverstandenen Werke: eben nicht primär ein Virtuosenkonzert, sondern ein Konzert von tiefster Melodik und Innigkeit. Man sollte sich einmal die ersten Fassungen ansehen, die tatsächlich von Tschaikowsky stammen – während wir gar nicht wissen, ob er die heute übliche Fassung überhaupt autorisiert hat. Sie ist ja von seinem Schüler Siloti bearbeitet worden, der sogar Takte im letzten Satz gestrichen hat. Diese berühmten Fortissimo-Anfangsakkorde waren in der ersten Fassung ganz zurückhaltende Mezzoforte-Arpeggios. Mit Daniel Harding habe ich das Stück in Tokio geprobt und über diese Fragen gesprochen, dann haben wir es noch einmal in Stockholm aufgeführt und uns getraut in diese reine Melodik zu gehen.

FOTOS: NEDA NAVAEE

Und das zweite Konzert von Johannes Brahms, das Sie bei uns spielen? Brahms baut sehr auf archaischen Gedanken auf, irgendwo findet man immer barocke Gesten. Das Konzert atmet nicht nur aus der Romantik, sondern auch ganz viel aus Bach. Es ist irdischer in Freud und Leid – das Grundmotiv ist ja ein grundnatürliches, am Anfang aus dem Horn kommend –, aber danach passiert im ersten Satz doch noch sehr viel Kampf, viel Beethoven’sches. Auch der zweite Satz ist voll von packender Dramatik. Das Stück weist eine eigentümliche Schieflage in dem Sinne auf, dass die ersten beiden Sätze riesig sinfonisch angelegt sind, dann ist es wie ein Bruch, und anschließend kommen zwei Sätze, die eigentlich Kammermusik sind: Eine ganze Reihe Musiker im Orchester könnte nach dem zweiten Satz nach Hause gehen, und es ist interessant, dass Brahms gar nicht mehr versucht, dies noch in eine Balance zu bringen, um am Schluss womöglich wieder groß aufzutrumpfen.

Der letzte Satz ist in seiner Grundempfindung vielmehr ein Lächeln. Eine erstaunliche psychologische Entwicklung: Man hat das Naturthema am Anfang, anschließend sozusagen den Verlust dieser Natürlichkeit, menschliche Kämpfe und Leiden, ein tief poetisches Cellokonzert als dritten Satz und dann diesen letzten Satz, der zwar auch seine Entwicklungen und kleinen Eruptionen mit ungarischen Tänzen usw. aufweist, der aber am Schluss soviel sagt wie: Es ist gut. Wie werden Sie das Werk mit Yannick probieren? Eigentlich gehen wir immer in die Probe hinein, ohne uns vorher abzusprechen. Jeder Dirigent ist da unterschiedlich, ich kenne es, dass man die Partitur sehr gründlich durchgeht. Aber es gibt auch großartige Momente, wenn man sich einfach in die Musik stürzt und hört: Ach, so sieht er das, und dann reagiert man darauf und bietet selbst etwas an. Beides hat seinen Reiz. Mal schauen, wie wir beide an dem Tag aufgelegt sind. Jedenfalls ist es pure Lust mit ihm zu musizieren. Ihre besondere Liebe gilt dem 1998 in Ihrer Heimat gegründeten Festival »Spannungen«... Kammermusik ist für mich die Grundlage allen Musizierens. Der Festivalort in Heimbach ist ein Jugendstil-Kraftwerk aus dem Jahr 1904. Es wird noch betrieben, RWE schaltet es nur netterweise im Juni während der rund zehn Tage aus. Dort ist über die Jahre eine Familie zusammengewachsen, und es ist immer die Herausforderung geblieben: Inwieweit bleiben wir in der Familie unter uns, wieviel möchten wir uns gegenüber neuen Musikern öffnen? Wir versuchen beides und möchten, dass auch herausragende junge Talente bei uns die Gelegenheit bekommen Kammermusik zu spielen. Ein anderes bekanntes Projekt führt Sie und Ihre Kollegen in die Schulen ... »Rhapsody in School« ist aus Gesprächen in Heimbach entstanden. Wir unterhielten uns darüber, wie wir in der Schule unseren Musikunterricht erlebt hatten, und das war zum großen Teil – abgesehen von einigen charismatischen Lehrern – ziemlich ernüchternd. Aber man hat eigentlich immer eine Chance, dass Kinder sich für Klassik interessieren, wenn sie Emotionales erleben. Insofern haben wir uns gesagt: Eigentlich wäre es das Beste, wenn wir vorspielen würden, wenn wir erzählen: Das mache ich gerade, dieses Stück interessiert mich aus dem und dem Grunde – und was empfindet ihr dabei? Ins Gespräch kommen und von seiner Leidenschaft erzählen. Auf diese Weise gestalten wir deutschlandweit und zum Teil international etwa 200 Schulbesuche. Das ist enorm wichtig, es gehört zu unserer gesellschaftlichen Verpflichtung dazu. Das Interview führte Jan Boecker.

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NOCH SO VIEL ZU ENTDECKEN

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Viele Dirigenten arbeiten, bis sie umfallen. Der Tod auf dem Podest scheint ihBurnout und Überarbeitung waren für Herbert Blomstedt nie eine Gefahr. Dabei soll jedoch nicht der Eindruck entstehen, Blomstedt habe sich ein feines Leben ohne viel Arbeit gemacht. Vielmehr ist er ein ganzheitlich denkender Mensch: Um Musik so zu dirigieren, wie er es sich vorstellt, muss er viel über die Hintergründe lesen, muss viel proben – mehr als im schnelllebigen Musikgeschäft mittlerweile üblich ist. Herbert Blomstedt ist praktizierender SiebenterTags-Adventist. Das bedeutet, dass er am Sabbat, also von Freitag- bis Samstagabend, keine Proben ansetzt, sondern in der Ausübung seines Glaubens Kraft für sich schöpft. Orchester und Manager stellt der Dirigent damit nicht selten vor logistische Probleme, aber daran haben sich mittlerweile alle gewöhnt. Jeden Monat nimmt Herbert Blomstedt eine Woche zusätzlich Pause, seitdem er die Auswirkungen des Alters auf seine Kondition merkt. Dass er seinen Beruf so lange ausüben kann, begreift der Dirigent als Geschenk Gottes, mit dem es sorgfältig umzugehen gelte. Stille Gotter-

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nen fast erstrebenswerter zu sein als ein wohlverdienter Ruhestand fernab der Bühne. Auch der Kalender von Herbert Blomstedt, mittlerweile mit einem Alter von 87 Jahren gesegnet, ist fast so voll wie vor zwanzig Jahren. Allerdings muss man bei ihm den Begriff »voll« relativieren: Der Dirigent mit den schwedischen Wurzeln achtet sehr auf ein ausgewogenes Verhältnis von der Zeit, die er hinter, und der, die er auf der Bühne verbringt.

gebenheit bestimmt sein Leben, denn er ist kein fordernder Missionar, der seinem Gegenüber seinen Glauben aufzwingen würde. Herbert Blomstedt spricht nur dann darüber, wenn er danach gefragt wird – und das passiert einfach sehr oft. Vielleicht, weil ein so offener Umgang mit dem Glauben heutzutage selten ist. Er trinkt und raucht nicht, was bei einigen Orchestern, die für ihre Trinkfestigkeit bekannt sind, schon mal für Spott sorgen kann. Natürlich ist ihm das egal, Herbert Blomstedt denkt über so etwas nicht nach, es interessiert ihn nicht. Auch, dass er bisweilen unterschätzt wurde und weniger Aufmerksamkeit erfuhr als andere Dirigenten seiner Generation, nimmt er hin. Das ist der Preis dafür, dass er nur dann das Pult betritt, wenn er vollends davon überzeugt ist. Er drängt sich nicht in den Vordergrund, ist kein Charismatiker oder Egozentriker wie Wilhelm Furtwängler, Arturo Toscanini, Herbert Karajan oder Leonard Bernstein, bei dem er sogar einige Zeit Student war. All diese Maestri hat Blomstedt noch selbst erlebt, sie beeinflussten und beeindruckten ihn. Der Weg, den er geht, ist jedoch ein anderer.


So 23.11.2014 · 18.00 Uhr

EIN DEUTSCHES

Ruth Ziesak Sopran, Detlef Roth Bariton, Chor der Bamberger Symphoniker, Bamberger Symphoniker, Herbert Blomstedt Dirigent

REQUIEM

Johannes Brahms: Ein Deutsches Requiem op. 45

FOTOS: KERSTIN SCHINDELHAUER

stand im Dienste Gottes, er hat nichts für sich beansprucht.« Genau wie die Mutter, eine ausgebildete Pianistin, war auch sein Vater sehr musikalisch und protestantische Kirchenmusik ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens der Familie. Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy begleiten Blomstedt schon sein Leben lang, aber auch Johannes Brahms, der die Bibel fast auswendig konnte, sowie der eher naiv-kindlich religiöse Anton Bruckner gehören zu den wichtigsten Komponisten für den Dirigenten.

Bei Interviews singt Herbert Blomstedt oft. Er singt seine liebsten Stellen aus den Sinfonien von Anton Bruckner oder Ludwig van Beethoven vor, um damit zu veranschaulichen, was er zuvor mit Worten versucht hat auszudrücken. Die Musik spricht in Blomstedts Idealvorstellung für sich, dafür tritt er hinter sie zurück. In einem Interview mit BR Klassik im Februar dieses Jahres sagte er auf die ihm häufig gestellte Frage, ob er an Gott denke, wenn er dirigiere: »Die Musik ist göttlich, dafür brauchen wir uns nicht hinstellen und die Hände zu falten.« Das Wunder Musik kann sich Blomstedt nur so erklären, dass Gott in ihr steckt. Natürlich könne auch ein nicht religiöser Mensch musizieren, aber es sei sicherlich Die Sinfonien Gustav Mahauch nicht hinderlich, wenn man es sei. Doch immerzu an Gott denken müsse der Dirigent gar lers dagegen fand der damals 13-jährige Herbert Blomstedt nicht, schließlich sei er ja in allem zu finden. beim ersten Hören einfach nur Diese Einstellung wirkt sich offensichtlich auf vulgär. Einen Zugang dazu erBlomstedts Repertoire aus. Sein Vater war eben- arbeitete er sich erst nach und falls hochreligiös: »Er war ein sehr moralisieren- nach, heute dirigiert er Mahler der, ein sehr pflichtbewusster, hart arbeitender genauso leidenschaftlich wie Mann, das ist mir sehr ins Blut gegangen. Alles Beethoven. Das lebenslange

Lernen, das er sich selbst zum Ziel gesetzt hat, beobachtet der Dirigent auch bei den Komponisten. Im Alter würden die in ihrer musikalischen Sprache meist einfacher, was aber eine intensive Auseinandersetzung voraussetzen würde. Kompliziert komponieren, das könne jeder. Aber mit wenigen Tönen etwas ganz Einzigartiges, hoch Emotionales zu sagen, zeuge von großer Meisterschaft. Vielleicht liegt Blomstedt deswegen auch der Zusammenschluss von Musik und Darstellender Kunst in Form der Oper so fern. Absolute Musik zieht er dem Musiktheater definitiv vor, Richard Wagners musikalische Dramen interessieren ihn nicht. Und auch, wenn Herbert Blomstedt manchmal wie aus einer anderen Zeit zu kommen scheint – rückwärtsgewandt und die Zukunft verneinend kann man ihn nicht nennen. Die Möglichkeiten des Internets faszinieren ihn sehr, er nutzt das World Wide Web regelmäßig. Aber eins erscheint ihm doch wichtig: Man müsse wissen, wann es besser sei, abzuschalten. Denn da draußen in der Welt warten noch so viele Dinge auf ihre Entdeckung.

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DIE STÄRKE DER NACHTIGALL

Primadonnen? Das sind doch die mit den ewiglangen Luftschlangen-Tönen!? Ja schon, aber nicht nur. Gerade beim Koloraturgesang ist auch die Kunst der feinen Nuance gefragt. Edita Gruberova zählt seit Jahren zu den erfolgreichsten Sängerinnen in diesem so speziellen Fach. Es gibt den sogenannten Mythos Primadonna, im 20. Jahrhundert besonders gepflegt vom scheinbar allpotenten Zugpferd Maria Callas. Doch längst hat sich an die Seite ihres hyperexpressiven, dramatischen Stils eine zwar weniger exaltierte, aber nicht weniger musikalische Art des Koloratursingens gesellt, verkörpert allen voran durch Edita Gruberova. Beim Koloraturgesang geht es weniger um das Abarbeiten einer komplizierten Notenstruktur, nicht – wie so oft und irrtümlich angenommen – um die Demonstration reiner Virtuosität, sondern um die Kunst, ansatzlose Töne zu produzieren, diese intensivieren und wieder zurücknehmen zu können und sie dazu mit Farben und einer idealen Wort -Ton-Balance zu versehen. Unter den Komponisten sind Donizetti und Bellini die Belcanto-Schwergewichte. Sind die Anforderungen für das Einstudieren ihrer Rollen jeweils andere? Gruberova hat ihre Erfahrungen gemacht: »Ich vergleiche die beiden gern mit Wein. Bellini ist für mich der schwere, samtige, wunderbare Rotwein. Und Donizetti ist prickelnd, der ist Weißwein, der ist schön zu genießen. Bei Bellini hängt das vor allem mit seiner musikalischen Sprache zusammen, mit

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seiner kompositorischen Sprache, seinem Orchesterhören, seiner unendlichen Melodie, die einen schier unendlichen Atem verlangt, mehr noch als bei Donizetti.« Geboren in Bratislava, studierte Edita Gruberova zuerst in Prag, dann bei Ruthilde Boesch in Wien. 1968 folgte ihr Debüt am Opernhaus von Bratislava als Rosina im »Barbier von Sevilla«. Bei einem Gastspiel an der Wiener Staatsoper als Königin der Nacht sorgte Gruberova erstmals für Furore. Ihre Zerbinetta von 1976 schließlich bedeutete den Durchbruch zum Weltruhm. Gerade die technisch schwierigen Partien im Opernfach des 19. Jahrhunderts vertraute man ihr zunehmend an, auf allen großen Bühnen war sie gefragt – und gab sich doch nicht jeder vokalen Versuchung hin. Denn in diesem heiklen Fach lange bestehen zu können, ist für Edita Gruberova auch das Ergebnis einer perfekten Stimmführung und Stimmdisziplin: »Natürlich braucht es eine gewisse Brillanz in der Stimme und viel Präzision, aber wichtig ist, dass man der wirklich filigranen Darstellung dieser Musik gerecht wird.«


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Fr 05.12.2014 · 20.00 Uhr

ARIENABEND

Edita Gruberova Sopran, Katharina Peetz Mezzosopran, Lucian Krasznec Tenor, Karl-Heinz Lehner Bass, Dortmunder Philharmoniker, Peter Valentovic Dirigent

EDITA GRUBEROVA

Arien und Ouvertüren aus Donizettis Opern »Maria Stuarda«, »Roberto Devereux« und »Anna Bolena«

Belcanto-Gesang in seiner besten Form klingt immer ein bisschen wie eine gesungene Improvisation. »Zumal in früheren Zeiten die Sängerinnen wirklich viel improvisiert haben«, ergänzt Gruberova. »Einige haben sich ihre Koloraturen und Verzierungen selbst aufgeschrieben. Das war eine Mode, sie ging manchmal bis zur Unkenntlichkeit, sodass der Komponist dann einschreiten musste: Stopp, jetzt ist’s zu viel. Heutzutage ist das nicht mehr so stark ausgeprägt, aber beim Studium einer Partie denke ich schon über jede Fermate nach, welche Verzierung, welche Kadenz sich anbieten würde.« Gerade in den letzten beiden Jahrzehnten wurde Edita Gruberova zunehmend zu einer Verfechterin konzertanter Opernaufführungen. Einerseits ist sie dann unabhängig von Regisseuren, die meist an einem engen Regiekorsett kleben und weniger bereit sind, sich auf die Musik einzulassen. Andererseits bringt, nach Ansicht der Sängerin, das Publikum inzwischen genügend Hörerfahrung mit, um sich selbst auf unbekanntere Werke wie Donizettis »Roberto Devereux« einzulassen. Ausgerechnet diese Oper wurde in den letzten zehn Jahren zu ihrem Favoriten. »Ich singe unheimlich gerne Rezitative.

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Die Figur der alten Königin Elisabetta I. ist einfach großartig in der Musik dargestellt. Diese Bitterkeit der alten Frau – eigentlich ist sie nicht die Königin, das ist die Darstellung einer Frau. Natürlich kommen die Momente, wo sie ihre königliche Macht spielen lässt, und das kann man dann wunderbar ausspielen. Noch mehr auf der Bühne, aber auch im Konzertsaal ist es möglich.« Wie passend, dass ihr langjähriger Labelpartner den Namen Nightingale, Nachtigall, trägt. 1993 gegründet, umfasst der Katalog fast ausschließlich Aufnahmen mit Edita Gruberova, zuletzt ein Album mit Mozart-Arien. Wer hier den Weg der Sängerin hörend nacherlebt, stellt rasch fest, dass sie sich nie der Gefahr ausgesetzt hat, die Callas oder andere zu imitieren. Gruberova hat immer ihren eigenen Weg gesucht und gefunden. Es ist nicht die pure Energie ihrer Stimme, mit der sie das Publikum in ihren Bann zieht. Es sind die vielen Nuancen und ihre Kunst, bruchlos eine Dramaturgie der Dynamik zu verfolgen. Vom leisesten Pianissimo hin zum schnaubenden Fortissimo innerhalb weniger Takte – das ist eine ihrer Stärken, ganz ohne jede Effekthascherei.


TÖNENDES MOSAIK

Iván Fischer und das Budapest Festival Orchestra widmen sich mit Messiaens »Turangalîla«-Sinfonie einem der gewaltigsten Werke des 20. Jahrhunderts. »Turangalîla« – schon das Wort klingt farbenreich und mystisch. Man erahnt schon die faszinierende Kraft der Sinfonie, die Bilder vor dem inneren Auge entstehen lässt von idealen fernen Landschaften, hell mit farbigem Licht beschienen, einer ewig friedvollen Traumwelt, wo in einem Garten Eden die Schlange sich noch schlängelt, bunte Vögel flattern und der Apfel am Baum lockt. Beinahe folgerichtig verschließt sich der Titel auch einer schnöden wörtlichen Übersetzung: Der aus zwei Sanskrit-Worten zusammengesetzte Begriff »Turangalîla« verbindet die Kostbarkeit der Zeit und das »göttliche Spiel« von Leben und Tod. Der Komponist selbst erklärt es so: »Die genaue Bedeutung von ›Lîla‹ ist das Spiel – Spiel aber im Sinne des kosmischen Wirkens einer Gottheit, Spiel der Schöpfung, der Zerstörung, der Neuerschaffung, das Spiel von Leben und Tod. Im übertragenen Sinne steht ›Lîla‹ auch für die Liebe. ›Turanga‹, das ist die Zeit, die schnell wie ein galoppierendes Pferd dahineilt, die verrinnt wie der Sand im Uhrglas. ›Turanga‹ bezeichnet die Bewegung, den Rhythmus. ›Turangalîla‹ bedeutet also gleichermaßen: Gesang der Liebe, Hymne an die Freude, Zeit, Bewegung, Rhythmus, Liebe und Tod. Die ›Turangalîla‹-Sinfonie ist ein Gesang der Liebe und eine Hymne an die Freude, an eine übermenschliche, überschäumende, blendende und maßlose Freude. So ist auch die Liebe, die sie darstellt: schicksalhaft und unwiderstehlich – eine Liebe, die alles überschreitet, alles außer sich selbst zerstört; ihr Symbol ist der Liebestrank Tristans und Isoldes.« Olivier Messiaens »Turangalîla«-Sinfonie aus dem Jahr 1949 ist ähnlich schwer zu fassen wie ihr Titel. Die große Freiheit fing für den Komponisten schon beim Auftrag an, als ihn die Bitte des russisch-amerikanischen Dirigenten Sergej Kussewitzky erreichte, ein Werk für das Boston Symphony Orchestra zu schreiben – »ein Werk, wie Sie es wollen, in dem Stil, den Sie wollen, so lang wie Sie wollen, in der Besetzung, die Sie wollen, und einzureichen wann immer Sie wollen«. Akzeptabel für Messiaen, der eigentlich eine tiefe Abneigung gegen die Zwänge und Einschränkungen einer Auftragskomposition hegte. Er sagte also zu, und zwischen dem 17. Juli 1946 und dem 29. November 1948 entstand eine Partitur

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Mo 15.12.2014 · 20.00 Uhr

BUDAPEST FESTIVAL Iván Fischer Dirigent, Roger Muraro Klavier, Valérie Hartmann-Claverie

ORCHESTRA

Ondes Martenot

Olivier Messiaen »Turangalîla«-Sinfonie

von 2683 Takten, die auf 429 Seiten einen gewaltigen Orchesterapparat vorschreibt: Klavier und Ondes Martenot (ein elektronisches, 1928 von dem Franzosen Maurice Martenot erfundenes Musikinstrument, das erstaunliche Klangeffekte ermöglicht), dreifaches Holz, vier Hörner, fünf Trompeten, drei Posaunen, Tuba, Glockenspiel, Celesta, Vibrafon, Schlagwerk (fünf Spieler), 32 Violinen, 14 Bratschen, zwölf Celli und zehn Bässe. Geschrieben nach dem 1945 komponierten Liederzyklus »Harawi« und vor den »Cinq rechants« für zwölfstimmigen gemischten Chor von 1948 / 49, ist die Sinfonie das Zentrum eines Werk-Triptychons, in dem sich Messiaen mit der keltischen, 1900 von dem französischen Sprachforscher Joseph Bédier wiederbelebten »Tristan«-Legende auseinandergesetzt hat. Formal hat das Werk mit einer Sinfonie nicht viel gemein. In zehn Sätzen denkt Messiaen den Mythos von »Tristan und Isolde« und die darin thematisierte Beziehung von Liebe und Tod mit eigenen Mitteln weiter. So prallen meditative Zen-Momente und zarteste Liebesklänge auf gewaltige Ausbrüche des riesigen Orchesterapparats und schaffen ein Kaleidoskop der Klänge, das nicht nur an die bunten Fenster der Pariser Kirche Sainte Trinité erinnert, in der Messiaen täglich die Orgel spielte, sondern auch an die bunten, auffälligen Hemden des Komponisten, der damit einem javanischen Gamelanspieler nicht unähnlich sah. Und tatsächlich finden sich südostasiatische Einflüsse nicht nur im Titel der Sinfonie, sondern auch in der musikalischen Materie: Die zahlreichen Schlagwerker des Orchesters erzeugen gerade im Zusammenspiel mit dem Klavier Klänge, die an die Gongs eines Gamelanorchesters erinnern. Aus der indischen Musik abgeleitet sind die präzisen rhythmischen Muster, die in ihren Repetitionen meditativen Charakter entwickeln. Erstmals steht dieses gewichtige Werk nun auf dem Konzerthaus-Spielplan und ist unter anderem im Abo »Stell dich der Klassik« zu finden. Kaum ein Werk der Spielzeit 2014 | 15 dürfte besser geeignet sein, Wagemutige zu überraschen: mit seiner Gegensätzlichkeit, den faszinierenden Klangfarben und der Virtuosität eines gesamten Orchesters.

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She never told her love, but let concealment, like a worm in the bud, feed on her damask cheek. She sat, like Patience on a monument, smiling at grief. Hark! Hark, what I tell to thee, nor sorrow o’er the tomb; my spirit wanders free, and waits till thine shall come. All pensive and alone, I see thee sit and weep, thy head upon the stone where my cold ashes sleep. I watch thy speaking eyes, and mark each falling tear; I catch thy passing sighs, ere they are lost in air. Denkst du auch so innig meiner, wie ich liebend denke deiner? Wohl, trautes Mädchen, denk ich dein, wohl, jener süßen Wonnestunden, die, ach! zu schnell mir hingeschwunden, wenn heiß dein Herz an meinem schlug. Vergessen sollt ich deine Liebe, vernichten die so schönen Triebe, die ich für dich, die ich für dich im Herzen trug? Nein, nein! Ewig, ewig denk ich dein! Ich denke dein im Todesschlummer, wenn tot dies Herz von stillem Kummer, verloschen dieser Augen Licht. Dann sprießt aus meines Herzens Mitte ein Blümchen noch in voller Blüte; dies Blümchen heißt, dies Blümchen heißt: Vergißmeinnicht. Ein Veilchen auf der Wiese stand, gebückt in sich und unbekannt; es war ein herzigs Veilchen. Da kam ein junge Schäferin mit leichtem Schritt und muntrem Sinn daher, daher, die Wiese her, und sang. Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur die schönste Blume der Natur, ach, nur ein kleines Weilchen, bis mich das Liebchen abgepflückt und an dem Busen matt gedrückt! Ach nur, ach nur ein Viertelstündchen lang! Ach! aber ach! das Mädchen kam und nicht in Acht das Veilchen nahm, ertrat das arme Veilchen. Es sank und starb und freut’ sich noch: Und sterb ich denn, so sterb ich doch durch sie, durch sie, zu ihren Füßen doch. Abend ist’s, die Sonne ist verschwunden, und der Mond strahlt Silberglanz; so entfliehn des Lebens schönste Stunden, fliehn vorüber wie im Tanz. Bald entflieht des Lebens bunte Szene, und der Vorhang rollt herab; aus ist unser Spiel, des Freundes Träne fließet schon auf unser Grab. Bald vielleicht (mir weht, wie Westwind leise, eine stille Ahnung zu), schließ ich dieses Lebens Pilgerreise, fliege in das Land der Ruh. Werdet ihr dann an meinem Grabe weinen, trauernd meine Asche sehn, dann, oh Freunde, will ich euch erscheinen und will himmelauf euch wehn. Schenk auch du ein Tränchen mir und pflücke mir ein Veilchen auf mein Grab, und mit deinem seelenvollen Blicke sieh dann sanft auf mich herab. Weih mir eine Träne, und ach! schäme dich nur nicht, sie mir zu weihn; oh, sie wird in meinem Diademe dann die schönste Perle sein! Einsam wandelt dein Freund im Frühlingsgarten, mild vom lieblichen Zauberlicht umflossen, das durch wankende Blütenzweige zittert, Adelaide! In der spiegelnden Flut, im Schnee der Alpen, in des sinkenden Tages Goldgewölken, im Gefilde der Sterne strahlt dein Bildnis, Adelaide! Abendlüfte im zarten Laube flüstern, Silberglöckchen des Mais im Grase säuseln, Wellen rauschen und Nachtigallen flöten: Adelaide! Einst, o Wunder! entblüht auf meinem Grabe eine Blume der Asche meines Herzens; deutlich schimmert auf jedem Purpurblättchen: Adelaide! Ich, der mit flatterndem Sinn bisher ein Feind der Liebe bin, und es so gern beständig bliebe, ich! ach! ich glaube, dass ich liebe. Der ich sonst Hymen angeschwärzt, und mit der Liebe nur gescherzt, der ich im Wankelmut mich übe, ich glaube, dass ich Doris liebe. Denn ach! seitdem ich sie gesehn, ist mir kein andre Schöne schön, ach, die Tyrannin meiner Triebe; ich glaubte gar, dass ich sie liebe. Lisch aus, mein Licht! Was dir gebricht, das ist nun fort, an diesem Ort kannst du’s nicht wieder finden! Du musst nun los dich binden. Sonst hast du lustig aufgebrannt, nun hat man dir die Luft entwandt; wenn diese fort gewehet, die Flamme irregehet, sucht, findet nicht; lisch aus, mein Licht! Ob ein Gott sei? Ob er einst erfülle, was die Sehnsucht weinend sich verspricht? Ob, vor irgendeinem Weltgericht, sich dies rätselhafte Sein enthülle? Hoffen soll der Mensch! Er frage nicht! Die du so gern in heil’gen Nächten feierst und sanft und weich den Gram verschleierst, der eine zarte Seele quält, oh Hoffnung! Lass, durch dich empor gehoben, den Dulder ahnen, dass dort oben ein Engel seine Tränen zählt! Wenn, längst verhallt, geliebte Stimmen schweigen; wenn unter ausgestorb’nen Zweigen verödet die Erinn’rung sitzt: Dann nahe dich, wo dein Verlassner trauert und, von der Mitternacht umschauert, sich auf versunk’ne Urnen stützt. Und blickt er auf, das Schicksal anzuklagen, wenn scheidend über seinen Tagen die letzten Strahlen untergehn: Dann lass ihn um den Rand des Erdentraumes das Leuchten eines Wolkensaumes von einer nahen Sonne sehn! Wenn die Sonne niedersinket, und der Tag zur Ruh sich neigt, Luna freundlich leise winket, und die Nacht herniedersteigt; wenn die Sterne prächtig schimmern, tausend Sonnenstrahlen flimmern: fühlt die Seele sich so groß, windet sich vom Staube los. Schaut so gern nach jenen Sternen, wie zurück ins Vaterland, hin nach jenen lichten Fernen, und vergisst der Erde Tand; will nur ringen, will nur streben, ihre Hülle zu entschweben: Erde ist ihr eng und klein, auf den Sternen möcht sie sein. Ob der Erde Stürme toben, falsches Glück den Bösen lohnt: Hoffend blicket sie nach oben, wo der Sternenrichter thront. Keine Furcht kann sie mehr quälen, keine Macht kann ihr befehlen; mit verklärtem Angesicht, schwingt sie sich zum Himmelslicht. Eine leise Ahnung schauert mich aus jenen Welten an; lange nicht mehr dauert meine Erdenpilgerbahn. Bald hab ich das Ziel errungen, bald zu euch mich aufgeschwungen, Ernte bald an Gottes Thron meiner Leiden schönen Lohn. Der Himmel wölbt sich rein und blau, der Reif stellt Blumen aus zur Schau. Am Fenster prangt ein flimmernder Flor. Ein Jüngling steht, ihn betrachtend, davor. Und hinter den Blumen blühet noch gar ein blaues, ein lächelndes Augenpaar. Märzveilchen, wie jener noch keine gesehn! Der Reif wird angehaucht zergehn. Eisblumen fangen zu schmelzen an, und Gott sei gnädig dem jungen Mann! Die Mutter betet herzig und schaut entzückt auf den schlummernden Kleinen. Er ruht in der Wiege so sanft und traut. Ein Engel muss er ihr scheinen. Sie küsst ihn und herzt ihn, sie hält sich kaum, vergessen der irdischen Schmerzen; es schweift in die Zukunft ihr Hoffnungstraum; so träumen Mütter im Herzen. Der Rab indes mit der Sippschaft sein kreischt draußen am Fenster die Weise: Dein Engel, dein Engel wird unser sein! Der Räuber dient uns zur Speise! Es geht bei gedämpfter Trommel Klang; wie weit noch die Stätte! der Weg wie lang! Oh wär er zur Ruh und alles vorbei! Ich glaub, es bricht mir das Herz entzwei! Ich hab in der Welt nur ihn geliebt, nur ihn, dem jetzt man den Tod doch gibt! Bei klingendem Spiele wird paradiert; dazu bin auch ich kommandiert. Nun schaut er auf zum letzten Mal in Gottes Sonne freudigen Strahl; nun binden sie ihm die Augen zu – dir schenke Gott die ewige Ruh! Es haben dann Neun wohl angelegt; acht Kugeln haben vorbeigefegt. Sie zittern alle vor Jammer und Schmerz – ich aber, ich traf ihn mitten in das Herz. Im Städtchen gibt es des Jubels viel, da halten sie Hochzeit mit Tanz und mit Spiel. Dem Fröhlichen blinket der Wein so rot, die Braut nur gleicht dem getünchten Tod. Ja tot für den, den nicht sie vergisst, der doch beim Fest nicht Bräutigam ist: Da steht er immitten der Gäste im Krug, und streichet die Geige lustig genug. Er streichet die Geige, sein Haar ergraut, es schwingen die Saiten gellend und laut, er drückt sie ans Herz und achtet es nicht, ob auch sie in tausend Stücken zerbricht. Es ist gar grausig, wenn einer so stirbt, wenn jung sein Herz um Freude noch wirbt. Ich mag und will nicht länger es sehn! Das möchte den Kopf mir schwindelnd verdrehn. -- Wer heißt euch mit Fingern zeigen auf mich? Oh Gott – bewahr uns gnädiglich, dass keinen der Wahnsinn übermannt; bin selber ein armer Musikant.Aus der Heimat hinter den Blitzen rot da kommen die Wolken her, aber Vater und Mutter sind lange tot, es kennt mich dort keiner mehr. Wie bald, wie bald kommt die stille Zeit, da ruhe ich auch, und über mir rauscht die schöne Waldeinsamkeit, und keiner kennt mich mehr hier. Dein Bildnis wunderselig hab ich im Herzensgrund, das sieht so frisch und fröhlich mich an zu jeder Stund. Mein Herz still in sich singet ein altes schönes Lied, das in die Luft sich schwinget und zu dir eilig zieht. Es ist schon spät, es ist schon kalt, was reitst du einsam durch den Wald? Der Wald ist lang, du bist allein, du schöne Braut! Ich führ dich heim! »Groß ist der Männer Trug und List, vor Schmerz mein Herz gebrochen ist, wohl irrt das Waldhorn her und hin, oh flieh! Du weißt nicht, wer ich bin.« So reich geschmückt ist Ross und Weib, so wunderschön der junge Leib, jetzt kenn ich dich - Gott steh mir bei! Du bist die Hexe Lorelei. - »Du kennst mich wohl - von hohem Stein schaut still mein Schloss tief in den Rhein. Es ist schon spät, es ist schon kalt, kommst nimmermehr aus diesem Wald.« Es weiß und rät es doch keiner, wie mir so wohl ist, so wohl! Ach, wüsst es nur einer, nur einer, kein Mensch es sonst wissen soll! So still ist’s nicht draußen im Schnee, so stumm und verschwiegen sind die Sterne nicht in der Höh, als meine Gedanken sind. Ich wünscht’, ich wär ein Vöglein und zöge über das Meer, wohl über das Meer und weiter, bis dass ich im Himmel wär! Es war, als hätt der Himmel, die Erde still geküsst, dass sie im Blütenschimmer von ihm nur träumen müsst. Die Luft ging durch die Felder, die Ähren wogten sacht, es rauschten leis die Wälder, so sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus. Es rauschen die Wipfel und schauern, als machten zu dieser Stund um die halbversunkenen Mauern die alten Götter die Rund. Hier hinter den Myrtenbäumen in heimlich dämmernder Pracht, was sprichst du wirr wie in Träumen zu mir, fantastische Nacht? Es funkeln auf mich alle Sterne mit glühendem Liebesblick, es redet trunken die Ferne wie von künftigem, großem Glück. Eingeschlafen auf der Lauer oben ist der alte Ritter; drüber gehen Regenschauer, und der Wald rauscht durch das Gitter. Eingewachsen Bart und Haare und versteinert Brust und Krause, sitzt er viele hundert Jahre oben in der stillen Klause. Draußen ist es still und friedlich, alle sind ins Tal gezogen, Waldesvögel einsam singen in den leeren Fensterbogen. Eine Hochzeit fährt da unten auf dem Rhein im Sonnenscheine, Musikanten spielen munter, und die schöne Braut, die weinet. Ich hör die Bächlein rauschen im Walde her und hin. Im Walde, in dem Rauschen, ich weiß nicht, wo ich bin. Die Nachtigallen schlagen hier in der Einsamkeit, als wollten sie was sagen von der alten, schönen Zeit. Die Mondesschimmer fliegen, als säh ich unter mir das Schloss im Tale liegen, und ist doch so weit von hier! Als müsste in dem Garten, voll Rosen weiß und rot, meine Liebste auf mich warten, und ist doch so lange tot. Ich kann wohl manchmal singen, als ob ich fröhlich sei, doch heimlich Tränen dringen, da wird das Herz mir frei. Es lassen Nachtigallen, spielt draußen Frühlingsluft, der Sehnsucht Lied erschallen aus ihres Kerkers Gruft. Da lauschen alle Herzen, und alles ist erfreut, doch keiner fühlt die Schmerzen, im Lied das tiefe Leid. Dämmrung will die Flügel spreiten, schaurig rühren sich die Bäume, Wolken ziehn wie schwere Träume - was will dieses Graun bedeuten? Hast ein Reh du lieb vor andern, lass es nicht alleine grasen, Jäger ziehn im Wald und blasen, Stimmen hin und wieder wandern. Hast du einen Freund hienieden, trau ihm nicht zu dieser Stunde, freundlich wohl mit Aug und Munde, sinnt er Krieg im tückschen Frieden. Was heut gehet müde unter, hebt sich morgen neu geboren. Manches geht in Nacht verloren - hüte dich, sei wach und munter! Es zog eine Hochzeit den Berg entlang, ich hörte die Vögel schlagen, da blitzten viel Reiter, das Waldhorn klang, das war ein lustiges Jagen! Und eh ich’s gedacht, war alles verhallt, die Nacht bedecket die Runde, nur von den Bergen noch rauschet der Wald und mich schauert’s im Herzensgrunde. Übern Garten durch die Lüfte hört ich Wandervögel ziehn, das bedeutet Frühlingsdüfte, unten fängt’s schon an zu blühn. Jauchzen möcht ich, möchte weinen, ist mir’s doch, als könnt’s nicht sein! Alte Wunder wieder scheinen mit dem Mondesglanz herein. Und der Mond, die Sterne sagen’s, und im Traume rauscht’s der Hain, und die Nachtigallen schlagen’s: Sie ist deine! Sie ist dein! She never told her love, but let concealment, like a worm in the bud, feed on her damask cheek. She sat, like Patience on a monument, smiling at grief. Hark! Hark, what I tell to thee, nor sorrow o’er the tomb; my spirit wanders free, and waits till thine shall come. All pensive and alone, I see thee sit and weep, thy head upon the stone where my cold ashes sleep. I watch thy speaking eyes, and mark each falling tear; I catch thy passing sighs, ere they are lost in air. Denkst du auch so innig meiner, wie ich liebend denke deiner? Wohl, trautes Mädchen, denk ich dein, wohl, jener süßen Wonnestunden, die, ach! zu schnell mir hingeschwunden, wenn heiß dein Herz an meinem schlug. Vergessen sollt ich deine Liebe, vernichten die so schönen Triebe, die ich für dich, die ich für dich im Herzen trug? Nein, nein! Ewig, ewig denk ich dein! Ich denke dein im Todesschlummer, wenn tot dies Herz von stillem Kummer, verloschen dieser Augen Licht. Dann sprießt aus meines Herzens Mitte ein Blümchen noch in voller Blüte; dies Blümchen heißt, dies Blümchen heißt: Vergißmeinnicht. Ein Veilchen auf der Wiese stand, gebückt in sich und unbekannt; es war ein herzigs Veilchen. Da kam ein junge Schäferin mit leichtem Schritt und muntrem Sinn daher, daher, die Wiese her, und sang. Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur die schönste Blume der Natur, ach, nur ein kleines Weilchen, bis mich das Liebchen abgepflückt und an dem Busen matt gedrückt! Ach nur, ach nur ein Viertelstündchen lang! Ach! aber ach! das Mädchen kam und nicht in Acht das Veilchen nahm, ertrat das arme Veilchen. Es sank und starb und freut’ sich noch: Und sterb ich denn, so sterb ich doch durch sie, durch sie, zu ihren Füßen doch. Abend ist’s, die Sonne ist verschwunden, und der Mond strahlt Silberglanz; so entfliehn des Lebens schönste Stunden, fliehn vorüber wie im Tanz. Bald entflieht des Lebens bunte Szene, und der Vorhang rollt herab; aus ist unser Spiel, des Freundes Träne fließet schon auf unser Grab. Bald vielleicht (mir weht, wie Westwind leise, eine stille Ahnung zu), schließ ich dieses Lebens Pilgerreise, fliege in das Land der Ruh. Werdet ihr dann an meinem Grabe weinen, trauernd meine Asche sehn, dann, oh Freunde, will ich euch erscheinen und will himmelauf euch wehn. Schenk auch du ein Tränchen mir und pflücke mir ein Veilchen auf mein Grab, und mit deinem seelenvollen Blicke sieh dann sanft auf mich herab. Weih mir eine Träne, und ach! schäme dich nur nicht, sie mir zu weihn; oh, sie wird in meinem Diademe dann die schönste Perle sein! Einsam wandelt dein Freund im Frühlingsgarten, mild vom lieblichen Zauberlicht umflossen, das durch wankende Blütenzweige zittert, Adelaide! In der spiegelnden Flut, im Schnee der Alpen, in des sinkenden Tages Goldgewölken, im Gefilde der Sterne strahlt dein Bildnis, Adelaide! Abendlüfte im zarten Laube flüstern, Silberglöckchen des Mais im Grase säuseln, Wellen rauschen und Nachtigallen flöten: Adelaide! Einst, o Wunder! entblüht auf meinem Grabe eine Blume der Asche meines Herzens; deutlich schimmert auf jedem Purpurblättchen: Adelaide! Ich, der mit flatterndem Sinn bisher ein Feind der Liebe bin, und es so gern beständig bliebe, ich! ach! ich glaube, dass ich liebe. Der ich sonst Hymen angeschwärzt, und mit der Liebe nur gescherzt, der ich im Wankelmut mich übe, ich glaube, dass ich Doris liebe. Denn ach! seitdem ich sie gesehn, ist mir kein andre Schöne schön, ach, die Tyrannin meiner Triebe; ich glaubte gar, dass ich sie liebe. Lisch aus, mein Licht! Was dir gebricht, das ist nun fort, an diesem Ort kannst du’s nicht wieder finden! Du musst nun los dich binden. Sonst hast du lustig aufgebrannt, nun hat man dir die Luft entwandt; wenn diese fort gewehet, die Flamme irregehet, sucht, findet nicht; lisch aus, mein Licht! Ob ein Gott sei? Ob er einst erfülle, was die Sehnsucht weinend sich verspricht? Ob, vor irgendeinem Weltgericht, sich dies rätselhafte Sein enthülle? Hoffen soll der Mensch! Er frage nicht! Die du so gern in heil’gen Nächten feierst und sanft und weich den Gram verschleierst, der eine zarte Seele quält, oh Hoffnung! Lass, durch dich empor gehoben, den Dulder ahnen, dass dort oben ein Engel seine Tränen zählt! Wenn, längst verhallt, geliebte Stimmen schweigen; wenn unter ausgestorb’nen Zweigen verödet die Erinn’rung sitzt: Dann nahe dich, wo dein Verlassner trauert und, von der Mitternacht umschauert, sich auf versunk’ne Urnen stützt. Und blickt er auf, das Schicksal anzuklagen, wenn scheidend über seinen Tagen die letzten Strahlen untergehn: Dann lass ihn um den Rand des Erdentraumes das Leuchten eines Wolkensaumes von einer nahen Sonne sehn! Wenn die Sonne niedersinket, und der Tag zur Ruh sich neigt, Luna freundlich leise winket, und die Nacht herniedersteigt; wenn die Sterne prächtig schimmern, tausend Sonnenstrahlen flimmern: fühlt die Seele sich so groß, windet sich vom Staube los. Schaut so gern nach jenen Sternen, wie zurück ins Vaterland, hin nach jenen lichten Fernen, und vergisst der Erde Tand; will nur ringen, will nur streben, ihre Hülle zu entschweben: Erde ist ihr eng und klein, auf den Sternen möcht sie sein. Ob der Erde Stürme toben, falsches Glück den Bösen lohnt: Hoffend blicket sie nach oben, wo der Sternenrichter thront. Keine Furcht kann sie mehr quälen, keine Macht kann ihr befehlen; mit verklärtem Angesicht, schwingt sie sich zum Himmelslicht. Eine leise Ahnung schauert mich aus jenen Welten an; lange nicht mehr dauert meine Erdenpilgerbahn. Bald hab ich das Ziel errungen, bald zu euch mich aufgeschwungen, Ernte bald an Gottes Thron meiner Leiden schönen Lohn. Der Himmel wölbt sich rein und blau, der Reif stellt Blumen aus zur Schau. Am Fenster prangt ein flimmernder Flor. Ein Jüngling steht, ihn betrachtend, davor. Und hinter den Blumen blühet noch gar ein blaues, ein lächelndes Augenpaar. Märzveilchen, wie jener noch keine gesehn! Der Reif wird angehaucht zergehn. Eisblumen fangen zu schmelzen an, und Gott sei gnädig dem jungen Mann! Die Mutter betet herzig und schaut entzückt auf den schlummernden Kleinen. Er ruht in der Wiege so sanft und traut. Ein Engel muss er ihr scheinen. Sie küsst ihn und herzt ihn, sie hält sich kaum, vergessen der irdischen Schmerzen; es schweift in die Zukunft ihr Hoffnungstraum; so träumen Mütter im Herzen. Der Rab indes mit der Sippschaft sein kreischt draußen am Fenster die Weise: Dein Engel, dein Engel wird unser sein! Der Räuber dient uns zur Speise! Es geht bei gedämpfter Trommel Klang; wie weit noch die Stätte! der Weg wie lang! Oh wär er zur Ruh und alles vorbei! Ich glaub, es bricht mir das Herz entzwei! Ich hab in der Welt nur ihn geliebt, nur ihn, dem jetzt man den Tod doch gibt! Bei klingendem Spiele wird paradiert; dazu bin auch ich kommandiert. Nun schaut er auf zum letzten Mal in Gottes Sonne freudigen Strahl; nun binden sie ihm die Augen zu – dir schenke Gott die ewige Ruh! Es haben dann Neun wohl angelegt; acht Kugeln haben vorbeigefegt. Sie zittern alle vor Jammer und Schmerz – ich aber, ich traf ihn mitten in das Herz. Im Städtchen gibt es des Jubels viel, da halten sie Hochzeit mit Tanz und mit Spiel. Dem Fröhlichen blinket der Wein so rot, die Braut nur gleicht dem getünchten Tod. Ja tot für den, den nicht sie vergisst, der doch beim Fest nicht Bräutigam ist: Da steht er immitten der Gäste im Krug, und streichet die Geige lustig genug. Er streichet die Geige, sein Haar ergraut, es schwingen die Saiten gellend und laut, er drückt sie ans Herz und achtet es nicht, ob auch sie in tausend Stücken zerbricht. Es ist gar grausig, wenn einer so stirbt, wenn jung sein Herz um Freude noch wirbt. Ich mag und will nicht länger es sehn! Das möchte den Kopf mir schwindelnd verdrehn. -- Wer heißt euch mit Fingern zeigen auf mich? Oh Gott – bewahr uns gnädiglich, dass keinen der Wahnsinn übermannt; bin selber ein armer Musikant.Aus der Heimat hinter den Blitzen rot da kommen die Wolken her, aber Vater und Mutter sind lange tot, es kennt mich dort keiner mehr. Wie bald, wie bald kommt die stille Zeit, da ruhe ich auch, und über mir rauscht die schöne Waldeinsamkeit, und keiner kennt mich mehr hier. Dein Bildnis wunderselig hab ich im Herzensgrund, das sieht so frisch und fröhlich mich an zu jeder Stund. Mein Herz still in sich singet ein altes schönes Lied, das in die Luft sich schwinget und zu dir eilig zieht. Es ist schon spät, es ist schon kalt, was reitst du einsam durch den Wald? Der Wald ist lang, du bist allein, du schöne Braut! Ich führ dich heim! »Groß ist der Männer Trug und List, vor Schmerz mein Herz gebrochen ist, wohl irrt das Waldhorn her und hin, oh flieh! Du weißt nicht, wer ich bin.« So reich geschmückt ist Ross und Weib, so wunderschön der junge Leib, jetzt kenn ich dich - Gott steh mir bei! Du bist die Hexe Lorelei. - »Du kennst mich wohl - von hohem Stein schaut still mein Schloss tief in den Rhein. Es ist schon spät, es ist schon kalt, kommst nimmermehr aus diesem Wald.« Es weiß und rät es doch keiner, wie mir so wohl ist, so wohl! Ach, wüsst es nur einer, nur einer, kein Mensch es sonst wissen soll! So still ist’s nicht draußen im Schnee, so stumm und verschwiegen sind die Sterne nicht in der Höh, als meine Gedanken sind. Ich wünscht’, ich wär ein Vöglein und zöge über das Meer, wohl über das Meer und weiter, bis dass ich im Himmel wär! Es war, als hätt der Himmel, die Erde still geküsst, dass sie im Blütenschimmer von ihm nur träumen müsst. Die Luft ging durch die Felder, die Ähren wogten sacht, es rauschten leis die Wälder, so sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus. Es rauschen die Wipfel und schauern, als machten zu dieser Stund um die halbversunkenen Mauern die alten Götter die Rund. Hier hinter den Myrtenbäumen in heimlich dämmernder Pracht, was sprichst du wirr wie in Träumen zu mir, fantastische Nacht? Es funkeln auf mich alle Sterne mit glühendem Liebesblick, es redet trunken die Ferne wie von künftigem, großem Glück. Eingeschlafen auf der Lauer oben ist der alte Ritter; drüber gehen Regenschauer, und der Wald rauscht durch das Gitter. Eingewachsen Bart und Haare und versteinert Brust und Krause, sitzt er viele hundert Jahre oben in der stillen Klause. Draußen ist es still und friedlich, alle sind ins Tal gezogen, Waldesvögel einsam singen in den leeren Fensterbogen. Eine Hochzeit fährt da unten auf dem Rhein im Sonnenscheine, Musikanten spielen munter, und die schöne Braut, die weinet. Ich hör die Bächlein rauschen im Walde her und hin. Im Walde, in dem Rauschen, ich weiß nicht, wo ich bin. Die Nachtigallen schlagen hier in der Einsamkeit, als wollten sie was sagen von der alten, schönen Zeit. Die Mondesschimmer fliegen, als säh ich unter mir das Schloss im Tale liegen, und ist doch so weit von hier! Als müsste in dem Garten, voll Rosen weiß und rot, meine Liebste auf mich warten, und ist doch so lange tot. Ich kann wohl manchmal singen, als ob ich fröhlich sei, doch heimlich Tränen dringen, da wird das Herz mir frei. Es lassen Nachtigallen, spielt draußen Frühlingsluft, der Sehnsucht Lied erschallen aus ihres Kerkers Gruft. Da lauschen alle Herzen, und alles ist erfreut, doch keiner fühlt die Schmerzen, im Lied das tiefe Leid. Dämmrung will die Flügel spreiten, schaurig rühren sich die Bäume, Wolken ziehn wie schwere Träume - was will dieses Graun bedeuten? Hast ein Reh du lieb vor andern, lass es nicht alleine grasen, Jäger ziehn im Wald und blasen, Stimmen hin und wieder wandern. Hast du einen Freund hienieden, trau ihm nicht zu dieser Stunde, freundlich wohl mit Aug und Munde, sinnt 20 er Krieg im tückschen Frieden. Was heut gehet müde unter, hebt sich morgen neu geboren. Manches geht in Nacht verloren - hüte dich, sei wach und munter! Es zog eine Hochzeit den Berg entlang, ich hörte die Vögel schlagen, da blitzten viel Reiter, das Waldhorn klang, das war ein lustiges Jagen! Und eh ich’s gedacht, war alles verhallt, die Nacht bedecket die Runde, nur von den Bergen noch rauschet der Wald und mich schauert’s im Herzensgrunde. Übern Garten durch die Lüfte hört ich Wandervögel ziehn, das bedeutet Frühlingsdüfte, unten fängt’s schon an zu blühn. Jauchzen möcht ich, möchte weinen, ist mir’s doch, als könnt’s nicht sein! Alte Wunder wieder scheinen mit dem Mondesglanz herein. Und der Mond, und die Sterne sagen’s, und im Traume rauscht’s der Hain, und die Nachtigallen schlagen’s: Sie ist deine! Sie ist dein!


JEDES. WORT. ZÄHLT. Sa 15.11.2014 · 20.00 Uhr

LIEDERABEND Mark Padmore Tenor, Till Fellner Klavier

MARK PADMORE Lieder und Gesänge von Haydn, Mozart, Beethoven und Schumann

Der britische Tenor Mark Padmore ist keine ausführende Kraft, er weiß um die Inhalte seiner dargebotenen Texte und möchte dem Publikum ebensolche transportieren. Mit diesem Ziel sieht sich er sich ganz der klassischen textbasierten Lieder-Tradition verpflichtet, die er in seinem aktuellen Programm mit Liedern von Haydn, Beethoven

FOTO: MARCO BORGGREVE

Mozart und Schumann fortführt.

Die britische Tageszeitung »The Telegraph« nennt Mark Padmore »the world’s most cultivated and intelligent classical tenor«, denn der 53-jährige Engländer gestaltet und interpretiert sein Programm mit einem »sechsten Sinn« für Stimmung und Thema. Wobei er selbst sich stets zurücknimmt: In seinen Konzerten sollen die Komponisten und Dichter im Mittelpunkt stehen – nicht Mark Padmore. Für ihn ist die Dichtung der Weg zur Musik. So sagte er in einem Interview: »Es geht immer um die Idee hinter jedem einzelnen Wort, um die Inhalte.« Eine Anekdote, die seinen diesbezüglichen Eifer belegt: Als er mit einem Chor die Matthäus-Passion erarbeitete, hat er als erstes einen Theologen, einen Kunsthistoriker und einen Musikwissenschaftler eingeladen, um mit allen Mitwirkenden über die verschiedenen Aspekte zu sprechen, die zum Kontext dieses Werkes gehören. Gerade diese akribische Ernsthaftigkeit, mit der sich Padmore der Musik nähert, ist sein Schlüssel zur Perfektion. Dennoch wirkt seine Performance trotz aller Vollendung niemals automatisiert oder unterkühlt. Ganz im Gegenteil: Die Kritiker loben vor allem sein Gefühl. Einhellige Begeisterung herrscht darüber, wie leicht und sensibel, aber auch inbrünstig und feurig seine helle brillante Stimme mit der besonderen Klangfarbe sein kann, wie er es schafft mit nahezu psychologischem Geschick Emotionen zu erzeugen, indem er die richtigen Akzente setzt, wie er sich selbst von der Leidenschaft tragen lässt und das Publikum unwillkürlich mitreißt.

liederabend 21


A TRIBUTE TO BILLIE HOLIDAY

Jazz- und Bluessängerin dieser Zeit, Cassandra Wilson, widmet ihre diesjährige Tournee der Pionierin und Grande Dame des Jazz, Billie Holiday. Wenn Cassandra Wilson singt, wird jedes Beiwerk überflüssig. Wie ihr großes Vorbild Billie Holiday füllt sie den Saal allein mit Stimme und Präsenz. Aus diesem Grund wird die vielfach preisgekrönte US-Künstlerin nur von einer kleinen, pointiert agierenden Besetzung begleitet. Sie beherrscht das Spiel mit der Stimme wie kaum eine Zweite. Wer ihre Konzerte kennt, ist nicht nur davon fasziniert, wie sie sich in kristallklare Höhen aufschwingt, sondern liebt auch ihren rhythmischen Scat oder den rau-sanften Flirt von Stimme und Musik. Vor allem ist ihr Gesang ein sonderbar betörendes Versprechen, das das Publikum Cassandra Wilson nur zu gerne abnimmt, wenn es sich vertrauensvoll in ihre Obhut fallen lässt. Die Bandbreite ihres Repertoires reicht von verzweifelt traurigem Delta Blues über starken Seventies Soul bis zu fröhlich leichtem Pop. Der Spagat zwischen »Deep down South« und »High Level En-

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tertainment« gelingt ihr aus dem Stand. Über die Jahre hat sich die 1955 in Jackson / Mississippi geborene Wilson, deren Karriere im Jazz-Umfeld begann, mehr und mehr den Genres Rock, Blues und Pop geöffnet. Ihre Performance ist natürlich lässig, umwerfend nonchalant, und mittlerweile finden sich sogar humorige Untertöne in ihren Interpretationen wieder. Nicht wenige Kritiker sehen in ihrem 1993 veröffentlichten Album »Blue Light ’Til Dawn«, mit dem der Ausnahmesängerin der Durchbruch gelang, das Jazzalbum des Jahrzehnts. Im Anschluss an diesen Erfolg arbeitete sie mit Wynton Marsalis auf dessen Album »Blood On The Fields«, das den »Pulitzerpreis« für Musik gewann. Aber damit war noch lange nicht genug: 1997 erhielt sie ihren ersten »Grammy« für »New Moon Daughter« und 2009 einen weiteren für »Loverly«. All dem zum Trotz: Wilson hat zweifellos herausragende Alben aufgenommen, wer sie und ihre Musik jedoch wirklich verstehen möchte, muss sie einfach live erleben. Fr 28.11.2014 · 20.00 Uhr

CASSANDRA WILSON Cassandra Willson Gesang, Grégoire Maret Mundharmonica, Brandon Ross Gitarre, Lonnie Plaxico Bass, Jon Cowherd Klavier, John Davis Schlagzeug »Tribute to Billie Holiday«

FOTO: WILL STERLING

Von einer Diva zur anderen: Die erfolgreichste


jazz 23


GANZ PARIS TRÄUMT VON DER OPER

Do 01.01.2015 · 17.00 Uhr

FESTLICHES

Le Cercle de l’Harmonie , Jérémie Rhorer Lenneke Ruiten Sopran, Eric Cutler Tenor

Dirigent,

NEUJAHRSKONZERT »Paris romantique«

In der Welt der Bühne ist die Saison das Maß der Dinge und Kalenderjahre werden eher als allgemein gebräuchliche Zeiteinteilung akzeptiert. Da ein Grund zu Feiern und gleichzeitig Musik zu machen aber im Konzerthaus immer willkommen ist, wird auch 2015 das neue Jahr wieder musikalisch begrüßt. Das Festliche Neujahrskonzert schlägt diesmal romantische Töne an. »Tout Paris« war im 19. Jahrhundert vernarrt in die Opéra comique – der Dirigent Jérémie Rhorer ist es heute noch. In seinem Neujahrsprogramm unternimmt der gebürtige Pariser mit seinem Ensemble Le Cercle de l’Harmonie einen Streifzug durch die schönsten Werke dieses Genres von Auber bis Berlioz. Dem ehemaligen Assistenten des in Dortmund schon Neujahr-erprobten Dirigenten Marc Minkowski gelingt es mit seinem Originalklang-Ensemble immer wieder, in den Partituren ungeahnte Nuancen mit Finesse, Dynamik und Transparenz freizulegen. Bei Jérémie Rhorer fliegen die Notendeckel auf und ein anderer Wind weht durch die Werke der Romantik: jung, frisch und unverfroren. Das Komische an der Opéra comique ist übrigens, dass sie meist keine komische, sondern eher eine sentimentale Handlung hat. Der Name betont vielmehr den bürgerlichen, publikumsnahen Gegenentwurf zur höfischen Oper, der die Tragödie vorbehalten war. Räubertruppen als trottelige Mönche verkleidet, verliebte Tempelpriesterinnen, schneidige Offiziere an exotischen Orten, Schlossbesitzer in Bedrängnis – das ist nur eine Auswahl des Personals dieses Abends. Die Protagonisten irren durch oft recht abstruse Handlungen, die wir heute meist lieber nicht so genau kennen wollen. So steht im Neujahrskonzert auch die effektvolle Musik im Vordergrund; leichte, beschwingte Melodien mit Ohrwurmcharakter, in denen die Sänger Lenneke Ruiten und Eric Cutler mit ihren Arien und Duetten schwelgen dürfen. Galant öffnen Saaldiener die Türen zu einem prickelnden neuen Konzertjahr – enchanté!

24 neujahrskonzert


AUFGSPUIT! Do 20.11.2014 · 20.00 Uhr

GERHARD POLT &

Eine Sinfonie des Froh-, Hinter-, Stumpf-

DIE WELL-BRÜDER und Widersinns

AUS’M BIERMOOS

Er ist ein Experte bajuwarischer Lebens- und Wesensart, gilt als politisch unbequemer Querdenker und Moralist. Gerhard Polt verkörpert den Spießbürger, entlarvt die Abgründe seiner Seele und erhob durch die Allgemeingültigkeit der Darstellung seine Beobachtung zur Kunstform. Gerhard Polt spricht gerne über das, was er sieht, was ihm auffällt. Und es fällt ihm viel auf. Doch er spricht nicht gerne über sich, sondern meint: »Man ist sich selber ein Geheimnis, und ich will es auch nicht wissen, und das ist gut so.« Diese Aussage gibt zumindest eine gewisse Vorliebe für Privatheit preis, die sich auch in der Arbeit mit einem Kreis guter Bekannter und Kollegen niederschlägt. Mit seinem Jugendfreund Hanns Christian Müller gründete Gerhard Polt 1978 den Baaz-Verlag, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts »zur Erforschung von Angelegenheiten«, der die gemeinsamen Texte, Platten und Bücher verlegte. Zu diesem Arbeitskreis stießen Gisela Schneeberger, inzwischen langjährige Bühnenpartnerin Polts, und die Günzlhofener Musikgruppe Biermösl Blosn, die sein regelmäßiger Tournee-Begleiter wurde. Aus der Biermösl Blosn wurden in leicht veränderter Besetzung die Wellbrüder aus’m Biermoos, das kongeniale Zusammenspiel mit Gerhard Polt aber blieb. Gemeinsam lassen die al-

ten Kabarett-Hasen einen unterhaltsamen bayerischen Abend der besonderen Art entstehen, fernab von jeder weiß-blauen Weißwurstidylle und Bierseligkeit. Der Menschenkenner Polt bespiegelt die Abgründe des »Bayern an sich«, ohne ihn dabei dem unreflektierten Gelächter des homo googleensis preiszugeben, und die drei Brüder der musikalischen Großfamilie Well liefern den Soundtrack zum Panoptikum Bavaricum. Gerhard Polt und die Wellbrüder an ihren unzähligen Instrumenten machen jeden ihrer mittlerweile raren Auftritte zu einem Mordsgaudium für das Publikum und auch für sich selbst. Ehe man sich’s versieht, ist die Mass ausgetrunken, der Radi gegessen, der Schuhplattler getanzt, die Geschichte erzählt und der Jodler vorbei.

cabaret + chanson 25


Anne-Sophie Mutter schรถn verpackt Weihnachtsgutscheine vom KONZERTHAUS DORTMUND www.konzerthaus-dortmund.de


F

estliches Knistern

Geknistert hat es am Abend des 10. September im Foyer des KONZERTHAUS DORTMUND, und das waren nicht nur die Taftröcke der zauberhaften Servicedamen, die in feierlichen Roben und Kleidern den Gästen zur Begrüßung ein Glas Sekt anboten. Nein, vielmehr knisterte die Luft voll vorfreudiger Erwartung, die ebenso von Gästen wie Mitarbeitern des Konzerthauses ausging – endlich geht es wieder los. Und zwar mit einem fulminanten Auftaktkonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden, die gemeinsam mit ihrem Dirigenten Christian Thielemann zu diesem besonderen Anlass angereist war. Auf dem Programm stand zuerst Sofia Gubaidulinas Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 »In tempus praesens«, bei dem Gidon Kremer als Solist brillierte. Nach der Pause führte Christian Thielemann sein Orchester meisterhaft durch Anton Bruckners Sinfonie Nr. 9, was alle Anwesenden abschließend mit minutenlangem Applaus und stehenden Ovationen honorierten.

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Das Dinner der Botschafter des KONZERTHAUS DORTMUND zum Saisonauftakt ist inzwischen eine feste Institution, ein Zeichen der Anerkennung und des Dankes an diejenigen, die das Konzerthaus in besonderem Maße fördern und unterstützen. Bereits zum siebten Mal trafen sie sich zwei Tage vor dem Eröffnungskonzert zu einem festlichen Mahl. Es gab gutes Essen, beste Gesellschaft und einen interessanten Vortrag von Musikjournalist Markus Bruderreck über die Komponistin Sofia Gubaidulina, deren Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 »In tempus praesens« unter anderem zur Saisoneröffnung gespielt wurde. Wie in jedem Jahr war jedoch das absolute Highlight des Dinners, dass die reich geschmückte Tafel, an der die 50 geladenen Gäste Platz fanden, mitten auf der Bühne des Konzerthauses stand. Eine Besonderheit, die eine großartige Atmosphäre schafft und die Lust auf die kommende Saison weckt. Eine Saison, die auch dank der Unterstützung der Botschafter wieder mit einem außerordentlich vielfältigen und hochkarätigen Programm aufwartet.

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now-how für die Ohren

»Wessen ›Winterreise‹ berührt sie am meisten?« Zur Klärung dieser Frage verlegen Ulrich Schardt, profilierter Musik-Aficionado, und Frank Schneider, ehemaliger Intendant des Konzerthaus Berlin, in der Reihe »Kopfhörer« ihr Musikzimmer samt Ohrensessel auf die Konzerthausbühne und stellen Aufnahmen unterschiedlichster Interpreten gegenüber. Die Zuschauer erwartet ein unterhaltsamer »Platten-Expertenstreit« erster Güte. An den kommenden Terminen widmen sich die Herren neben Schuberts erwähntem Liedzyklus »Winterreise« und Bachs »Goldberg-Variationen« auch Dvorˇ áks »Amerikanischem Quartett«. Termine: So 25. 01. 2015 · 18.00 Uhr, Schubert »Winterreise«, Do 07. 05. 2015 · 19.00, Bach »Goldberg-Variationen«, Di 17.02.2015 · 19.00, Dvorˇák »Amerikanisches Quartett«

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Boeckers Berserker Liebe Leserinnen und Leser der hörbar, »Man müsste Klavier spielen können!« Einige Auserwählte können es zum Umfallen schön und anscheinend ganz mühelos. Wahrscheinlich haben sie in ihrer Kindheit und Jugend geübt wie die Berserker, aber nun bewegen sie sich in traumwandlerischer Sicherheit durch die notenschwarzen Klanggebirge eines Liszt, Brahms, Rachmaninow oder Prokofiew. Sicher inspiriert durch den nicht lang zurückliegenden Konzerthaus-alle-Prokofiew-Konzerte-Marathon und in Vorfreude auf die »K1«-Brahms-Konzert-Nr.- 2- Besteigung durch Lars Vogt, meldet sich ein interessierter Leser aus Essen zu Wort:

Sehr geehrte Redaktion, sämtliche Musiker, die bei Ihnen auftreten, sind ja Virtuosen ihres Fachs. Auch wenn sie keine Schwierigkeiten kennen, gibt es dennoch Lampenfieber? Und existiert so etwas wie eine Schwierigkeits-Rangfolge bei den Klavierkonzerten? Felix Nüllken Lieber Herr Nüllken, wohlmeinende Freunde werden nicht müde zu empfehlen, ich könnte mich doch vormittags auf der Bühne am Flügel ein wenig (frei nach Bach) »im Manual studio habilitieren«, wenn ich schon an der Quelle säße, so zum Spaß. Ahnungslose! Von allem anderen abgesehen: Man gewöhnt sich einfach jede dilettantische Klimperei ab angesichts solcher Wunder, wie sie sich im Konzert abends auftun, wahre WUNDER also, wenn ein richtiger Musiker über zwei Stunden, womöglich auswendig, die wunderbarsten Töne in regelrechter Anordnung einem immer wieder staunenden Publikum vorspielt und – endlich komme ich auf Ihre Zeilen: das Technische ist dabei marginal – Momente größter Kunst erschafft! Die Wunderschaffenden sind Menschen und haben unterschiedlich (oder gar nicht) mit Auftrittsangst zu kämpfen: Der erste eilt schnurstracks zum Klavier und hat, noch nicht ganz angekommen, den ersten Akkord schon munter angeschlagen; der zweite meditiert zuvor ein wenig, Dirigent und Orchester warten aufmerksam verständnisvoll; den dritten, der auf einmal alles vergessen zu haben glaubt, müssen Mut zusprechende gute Geister geradezu auf die Bühne schieben – so überliefert von einem der Größten der Zunft, Altmeister Maurizio Pollini. Die zierliche Yuja Wang ändert ihre Programmfolge regelmäßig bis kurz vor Konzertdatum – ich vermute weil sie noch schwierigere und kraftfordernde Capricen und Etüden gefunden hat oder weil sie schlicht unsere Programmheftredaktion ärgern will. Technische Hürden kennt sie nicht, je virtuoser je lieber. Lars Vogts manuelles Talent ist so außerordentlich, dass er nun, wo er Studenten hat, Probleme damit bekommt. Denn schwierige Stellen, die er unbewusst »kann«, muss er erklären. »Ich versuche dann alles in poetische Bilder zu fassen: Es fühlt sich so und so an.« An Lars Vogt habe ich Ihre Frage nach den schwersten Klavierkonzerten weitergegeben: »Brahms zwei und Rach drei [= Rachmaninows Konzert Nr. 3] sind die technischen Gipfelpunkte, Brahms ist es auch noch musikalisch. Sein Konzert Nr. 2 ist für mich der absolute Gipfel, weil es so absurd schwer ist – technisch noch deutlich komplizierter als das erste, obwohl Nr. 1 viel stärker nach außen wirkt – und es dabei vom Pianisten höchste Bescheidenheit und Disziplin verlangt. Gelegentlich darf er brillieren, aber die schwersten Dinge legt Brahms zumeist in piano, pianissimo oder dolce zu spielende Passagen – man übt sich die Finger wund. Wenn bei anderen Konzerten etwas richtig schwer ist, wird es im Fortissimo auch effektvoll ›ausgepackt‹. Aber Brahms stellt seinen Interpreten ganz in den Dienst der Musik. Die wahnsinnigen Schwierigkeiten im letzten Satz, bei der Umspielung von Hauptfiguren im Orchester, sind für den Hörer oft gar nicht zu erkennen.« Fazit: Musiker sind tatsächlich menschliche Wesen, Kunst kommt doch von Können, und abschließend als These: Jede große Musik ist auch (technisch) schwer!? Bis zum nächsten anregenden Gedankenaustausch grüßt Sie herzlich Ihr Jan Boecker

Kontakt Per Post an: Konzerthaus Dortmund, Stichwort: Leserbrief, Brückstraße 21, 44 135 Dortmund · Per Fax an: 0231- 22 696 155 Per E-Mail an: info@konzerthaus-dortmund.de, Betreff: Leserbrief · Über unser Kontaktformular auf: www.konzerthaus-dortmund.de Wenn Sie wollen, dass Ihre Zuschrift in der hörbar abgedruckt wird, geben Sie uns bitte schriftlich Ihr Einverständnis zur Veröffentlichung. Wir behalten uns zudem vor, Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.

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Impressum

Ausblick

Herausgeber Konzerthaus Dortmund GmbH Intendant und Geschäftsführer Benedikt Stampa, V.i.S.d.P. Redaktion Dr. Jan Boecker, Marion Daldrup,

NOVEMBER 02 2014 15

Katharina Kierig

NILS LANDGREN Reif für die Zeitinsel

Autoren Dr. Jan Boecker, Marion Daldrup,

CHRISTIAN GERHAHER Prof. Dr. Bariton auf Winterreise

Judith Jordans, Katharina Kierig,

HEINZ HOLLIGER Dirigent, Komponist, Oboist

Katrin Philipp, Benedikt Stampa,

ANDRIS NELSONS Maestro ohne Gehabe

Renske Steen, Christoph Vratz Gestaltung Kristina Erdmann Anzeigenmarketing Marion Daldrup, T 0231-22 696 213

Das hörbar-Rätsel

Druck Hitzegrad Print Medien & Service GmbH Termin- und Programmänderungen sowie Druckfehler vorbehalten. KONZERTHAUS DORTMUND Brückstraße 21 44135 Dortmund T 0231 - 22 696 0 F 0231 - 22 696 222 info@konzerthaus-dortmund.de www.konzerthaus-dortmund.de

FOTOS: SONJA WERNER · KONZERTHAUS DORTMUND, MALENE

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Besuchen Sie uns auf Facebook: www.facebook.com/Konzerthaus. Dortmund www.facebook.com/Popabo

Seit über 40 Jahren ist der gesuchte Künstler auf der Bühne zu Hause. Dabei ist er ist nicht nur Sänger und Liedermacher, sondern auch Schauspieler und Autor. Im KONZERTHAUS DORTMUND ist er bereits zum dritten Mal zu Gast. Gemeinsam mit seiner Band wird er Chanson, Pop, Klassik, Jazz und Folk auf der Bühne vereinen. Über 30 eigene Alben hat der gesuchte Musiker bisher veröffentlicht. Nun ist er frankophil und humorig auf den Bühnen von Deutschlands schönsten Konzerthallen zu sehen; in Dortmund wird er mit »Sehnsucht« erwartet.

Wenn Sie die Lösung wissen, schicken Sie sie uns auf einer Postkarte mit dem Stichwort »hörbar-Rätsel« an: KONZERTHAUS DORTMUND, Judith Jordans, Brückstraße 21, 44135 Dortmund oder per Fax an: 0231- 22 696 159 oder per E-Mail an: judith.jordans@ konzerthaus-dortmund.de Einsendeschluss ist der 15.12.2014. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir fünfmal zwei Freikarten für das Festliche Neujahrskonzert am 01.01.2015. Viel Glück! Die Lösung des letzten hörbar-Rätsels: Fazıl Say

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Persönlich Ticketing+ Abonnementberatung, Ludwigstraße / Ecke Reinoldistraße, 44135 Dortmund Öffnungszeiten Montag bis Freitag von 10.00 bis 18.30 Uhr, Samstag von 11. 00 bis 15.00 Uhr Per Telefon T 0231- 22 696 200 Per Fax F 0231- 22 696 222 Per Post KONZERTHAUS DORTMUND, Vertrieb, Brückstraße 21 44135 Dortmund

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Zahlungsarten Barzahlung und per Kreditkarte (MasterCard, American Express und VISA). Bei Bestellungen bis spätestens zehn Werktage vor der jeweiligen Veranstaltung ist auch eine Zahlung per Lastschrift möglich. Bitte Postlaufzeiten berücksichtigen.

gen Veranstaltung. Die Hörplätze werden an der Abendkasse ausschließlich nach Verfügbarkeit ausgegeben. Anspruch auf Bereitstellung der Hörplätze besteht nicht, eine Reservierung dieser Plätze ist nicht möglich. Je Interessent wird nur eine Karte ausgegeben.

Internet Ticketshop auf www.konzerthaus-dortmund.de

Service für Rollstuhlfahrer Bitte buchen Sie frühzeitig, damit wir Ihre gewünschten Plätze und unseren Extra-Service garantieren können. Falls Sie keine Begleitperson mitbringen, stellen wir Ihnen kostenfrei einen Servicemitarbeiter zur Verfügung.

Abendkasse Die Abendkasse im Foyer des KONZERTHAUS DORTMUND öffnet 90 Minuten vor der jeweili-

Preiskategorie 1 Preiskategorie 2 Preiskategorie 3 Preiskategorie 4 Preiskategorie 5 Preiskategorie 6 Preiskategorie 7 * Rollstuhlplätze Keine volle Podiumssicht

* Hörplätze sind 90 Minuten vor

Beginn der Veranstaltung erhältlich (Sonderregelungen vorbehalten)

Nutzer von Hörhilfen Für Nutzer von Hörhilfen gibt es auf den meisten Plätzen eine Induktionsschleife. Bei der Platzwahl berät Sie unser Ticketing. AGB Die allgemeinen Geschäftsbedingungen des KONZERTHAUS DORTMUND können im Ticketing des Konzerthauses, im Internet und in der Saisonbroschüre eingesehen werden. Preiskategorien Alle Saalpläne finden Sie unter www.konzerthaus-dortmund.de/ technik.html

Kultur fördern, Kunst gewinnen. rB 30 haus und verkauf

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