APRIL – JULI 02_2009 LANG LANG_ Künstler und Entertainer THOMAS HENGELBROCK_ Neues von der Zeitinsel ANNETTE DASCH_ Suche nach dem Neuen LEIF OVE ANDSNES_ Folgt dem Bauchgefühl
DAS MAGAZIN DES KONZERTHAUS DORTMUND
_hörbar 02/2009
_hörbar
DER PARTNER
DIE HAUPTSPONSOREN
DIE SPONSOREN
DIE CO-SPONSOREN
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_editorial
KLANGÄSTHET AUF ENTDECKUNGSTOUR _Die Spielzeit 2008 I 09 strebt ihrem Finale zu. Und ein Künstler steht dabei besonders im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit. Thomas Hengelbrock ist es, dem das Konzerthaus in diesem Jahr ein dreiteiliges Porträt widmet. In den letzten Jahren hat sich die Karriere des dynamischen 50-Jährigen rasant entwickelt. Begonnen hat sie mit der Gründung des Balthasar-Neumann-Chors in den 1990er Jahren. Aus der Taufe gehoben wurde das Ensemble inmitten der Zeit der »OriginalklangBewegung«. Junge Künstler wagten damals den Schritt weg von jener Ästhetik, wie sie von den Granden der Musik, etwa von Herbert von Karajan oder Leonard Bernstein, vertreten wurde, hin zu einem neuen Klangbild des »Ein-
fachen« und »Reduzierten«. Sie waren inspiriert durch Hans Swarowsky und seinen bedeutendsten Schüler, Nikolaus Harnoncourt. In den Niederlanden und Belgien hat sich schon viel früher eine »Alte-Musik-Szene« um Dirigenten wie Philippe Herreweghe und René Jacobs etablieren können, die sich nun mit dieser Strömung mischte. Thomas Hengelbrock und seine »Neumänner« entpuppten sich bald als ein Ensemble der besonderen Güte. Langsam, aber stetig ging die Karriere voran. Insbesondere die Programmauswahl, die musikalischen Entdeckungen und die frische, aber nie oberflächliche Art des Spiels faszinierten die Besucher, Kritiker und Veranstalter. Schon bald kamen Angebote u. a. vom Festspielhaus Baden-Baden, der Pariser Oper und den Festspielen in Salzburg. Auch das Konzerthaus sicherte sich früh das Ensemble und seinen charismatischen künstlerischen Leiter. Eine Freundschaft entstand, deren Früchte Sie nun in zwei exemplarischen Aufführungen in Dortmund erleben können. Im Mai dieses Jahres präsentiert das KONZERTHAUS DORTMUND in Kooperation mit dem Festspielhaus Baden-Baden die konzertante Version von »Der Freischütz«. Thomas Hengelbrock übernimmt dabei die musikalische Leitung des Mahler Chamber Orchestra, das zu den besten Orchestern der Welt gehört. Mit »seinem« Balthasar-Neumann-Ensemble wird Thomas Hengelbrock dann im Juni zum Saisonabschluss 2008I09 die h-moll-Messe von Johann Sebastian Bach zur Aufführung bringen.
FOTO: SUSE WALCZAK
Benedikt Stampa Intendant und Geschäftsführer des KONZERTHAUS DORTMUND
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_einblick
FR 22.05.2009 Lisa Batiashvili – Truls Mørk – Hélène Grimaud Lisa Batiashvili Violine Truls Mørk Violoncello Hélène Grimaud Klavier Werke von Brahms, Schostakowitsch und Schumann
»Der Anfang eines Konzerts ist wie ein Sonnenaufgang in Finnland.«
20.00
_inhalt
Editorial
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Einblick
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Inhalt
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Meldungen /Tipps
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Nicht exzentrisch – einfach anders
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Jean-Yves Thibaudet, der französische Pianist mit deutschen Wurzeln, stellt sich den hörbar-Fragen
Großer Bruder aus Shenyang Lang Lang ist ein »Popstar der Klassik« und ein Phänomen: Wer ist die Person hinter dem Medienrummel?
Jedes Dirigat schafft neue Sichtweisen Zeit als wichtiges Element im künstlerischen Prozess: Thomas Hengelbrock auf der »Zeitinsel«
Einsatz für Ersthörer Glamour-Sopran oder bodenständige »Junge Wilde«? Annette Dasch demonstriert ihre Vielseitigkeit
Die große finnische Familie Ein Konzert mit ausschließlich finnischen Interpreten belegt die große Musiktradition dieses Landes
Die Suche nach Natürlichkeit Der Pianist Leif Ove Andsnes glänzt mit seiner unverkrampften Haltung gegenüber der Musik
Auf allen Frequenzen Multitalent Esperanza Spalding und die ebenso vielseitige Formation Triband in der Reihe Jazz ToDay
Poesie ohne Worte Der Oud-Virtuose Marcel Khalifé kennt die musikalischen Traditionen seiner Heimat und bricht bewusst mit ihnen
Eine Partnerschaft in Dortmund Ein Modell gegenseitiger Unterstützung: das Konzerthaus und der Radiosender WDR 3
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_aktuelles
_porträt
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_programm
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Briefe
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Haus und Verkauf
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Ausblick
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FOTO: MAT HENNEK
Rätsel
_dialog
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_aktuelles Fühlen Sie Musik wie nie zuvor Die Saison 2008I09 ist noch in vollem Gange und doch
weht durch das Konzerthaus bereits seit einigen Wo-
chen ein Hauch der kommenden Spielzeit: Die Arbeit
an der neuen Saisonbroschüre läuft auf Hochtouren,
noch werden letzte Verträge gemacht, Termine abge-
stimmt und Programme vereinbart. Das große Geheimnis wird am 24. April 2009 gelüftet, wenn die Presse
informiert wird und auch Sie erstmals die neue Saisonbroschüre mitnehmen oder sich im Internet über die
Künstler und Konzerte der kommenden Saison infor-
mieren können. Wie immer dürfen Sie sich auf einige
alte Bekannte, aber auch auf viele neue, spannende Musiker freuen! Übrigens: Als Abonnent erhalten Sie
die neue Saisonbroschüre natürlich wieder bequem per Post nach Hause.
Die Tage sind gezählt Bald ist es so weit: Die erste Generation der »Jungen
SPASS FÜR ALLE: Symphonie um Vier
Wilden« ist flügge geworden und verlässt uns zum
Ende dieser Saison. Aus den viel versprechenden Ge-
heimtipps der Saison 2006I 07 sind international ge-
fragte Stars geworden, die Preise einheimsen und in
Vier gehen ins Konzert
den Musikmetropolen der Welt verkehren. Doch ihre
Wenn musikliebende Eltern ins Konzert möchten, stellt sich oft die
hat sich das Konzerthaus nach den Stars von morgen
ZERTHAUS DORTMUND eine Antwort: In der Reihe »Symphonie um
Nachfolger stehen bereits in den Startlöchern. Wieder
umgesehen und acht junge, talentierte und vielseiti-
ge Musiker ausgewählt, die in den kommenden drei
Spielzeiten die Konzerthausbühne mit ihrem jugend-
lichen Esprit beleben werden. Wenn Sie bei der Vor-
stellung der neuen »Jungen Wilden« live dabei sein
möchten, haben Sie dazu die Gelegenheit: Im An-
schluss an das letzte Konzert von Annette Dasch in
ihrer Funktion als »Junge Wilde«, am 18. März 2009
um 19 Uhr, findet die Staffelübergabe an die Nach-
wuchsgeneration statt.
Frage nach der Kinderbetreuung. Auf diese Frage weiß das KON-
Vier« bieten wir eine kostenlose Kinderbetreuung. Während die Eltern große Orchesterkonzerte ungestört genießen, kümmern sich im
Orchesterprobenraum des Konzerthauses Erzieher und ehrenamtliche Helfer um den Nachwuchs. Dieses Angebot hat sich schnell
herumgesprochen und inzwischen ist der Zuspruch so groß, dass
aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl eine vorherige Anmeldung
der Kinder unbedingt erforderlich ist. Da nicht nur die Reihe ein
voller Erfolg ist, sondern sich auch die Plakate dazu großer Beliebtheit erfreuen, gibt es sie nun in zweiter Auflage mit neuen Motiven.
Sehen und hören Sie doch selbst einmal: am 22. März das Berner
Symphonieorchester und Exklusivkünstler Fazil Say sowie am 31. Mai das Württembergische Kammerorchester mit Gautier Capuçon
als Solist.
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CD-Tipp
»artists meet artists« Unter dem Motto »jung und wild« stand nicht nur das Konzert von Martin Fröst und
Antti Siirala im Dezember, sondern auch das anschließende Künstlergespräch. Als
»meet the artist!« bekannt, ist es ein geschätztes Forum, in dem die Künstler auch mal
aus dem Nähkästchen plaudern. Nach diesem »Junge Wilde«-Konzert fand jedoch nicht nur eine Begegnung zwischen Künstlern und Publikum statt: Die Ballett-Eleven
am Theater Dortmund hatten mit Ballettdirektor Xin Peng Wang das Konzert besucht
und nutzten diese Gelegenheit für ein Gespräch unter Künstlern. So stellten die jun-
gen Tänzer Fragen nach der Vereinbarkeit von Familie und Tourneeleben, peinlichen
Bühnenerlebnissen und der Bereitschaft der Musiker, sich an interdisziplinären Projekten – beispielsweise unter Einbeziehung von Tanz – zu beteiligen. Ein anregender
Dialog, der vielleicht an anderer Stelle fortgesetzt werden kann.
TANZTREFF: XIN PENG WANG
LÄUFT: DAS POP-ABO GEHT WEITER
Das poppt! Im dritten Jahr seines Bestehens hat sich das erste deutsche Pop-Abo im KONZERTHAUS DORTMUND zu einer festen Größe entwickelt. Die Zahl der Abonnenten wächst
FOTOS: MARK WOHLRAB, SONJA WERNER
stetig und die Konzerte erfreuen sich überaus großen Zuspruchs: In der Saison 2008I09
waren die Pop-Konzerte fast alle ausverkauft. Ein solcher Erfolg bestärkt natürlich unsere Absicht, auch in Zukunft Pop-Größen zu Akustik-Konzerten ins KONZERTHAUS
DORTMUND einzuladen. Freunde des gepflegten Konzerthaus-Pop müssen sich al-
lerdings noch ein wenig länger gedulden, bis die Acts der kommenden Saison fest-
stehen: Anders als im Klassikbetrieb werden im Pop-Business die Verträge nicht auf
Jahre im Voraus abgeschlossen, sodass die Planung des Pop-Abos erst dann in die
heiße Phase geht, wenn die Klassik-Konzerte längst unter Dach und Fach sind. Eines
können wir allerdings schon versprechen: Auch in der Saison 2009 I10 erleben Sie bei
uns Akustik-Pop vom Feinsten.
_hörbar 02/2009
von Rene Wischnewski Auszubildender Veranstaltungskaufmann Kaizers Orchestra singen auf Norwegisch. Trotzdem begeisterten sie bereits 2003 mit ihrem Debüt »Ompa Til Du Dør« die deutschen Zuhörer. Eine gelungene Mischung aus Rock, Blues, Pop und osteuropäischen Klängen. Während das erste Album jedoch noch rauer klang, sind die neuen Stücke auf der mittlerweile vierten Platte nun deutlich eingängiger geworden. Unverkennbar ist hier die Handschrift des neuen Produzenten Mark Howard, der bereits erfolgreich mit Tom Waits, U2 und Bob Dylan gearbeitet hat. Das Album wurde in den ehemaligen DDR-Rundfunkstudios in Berlin-Schöneweide aufgenommen – anscheinend ein hervor-
ROCKT: Rene Wischnewski
ragender Nährboden für neue Klänge. Hier erkennt man, dass die Band sich weiterentwickelt hat, ohne die für sie typischen Polka-Elemente zu vernachlässigen. Insgesamt gibt es auf »Maskineri« mehr ruhigere Momente, die Harmonien und der Gesang stehen im Mittelpunkt. Bei Kaizers Orchestra kommt es nicht auf das Textverständnis an, es geht vor allem um den Genuss der energiegeladenen Musik. Kaizers Orchestra: Maskineri, Petroleum/Rough Trade 2008
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_aktuelles
Siebenjährig hatte er seinen ersten Auftritt. 36 Jahre später kam er zum ersten Mal ins Konzerthaus. Nun folgt am 24. Mai sein drittes Dortmunder Gastspiel: Der Pianist JeanYves Thibaudet ist ein Meister seines Fachs und bereist inzwischen den gesamten Globus. 1961 in Lyon geboren, besticht der in den USA lebende Franzose durch ausdrucksstarke Phrasierungen, üppige Klangfarben und brillante Technik. Wir sprachen mit ihm über die Traditionen und die Zukunft der klassischen Musik und über sein Konzert mit dem Concertgebouworkest und Gustavo Dudamel.
NICHT EXZENTRISCH – EINFACH ANDERS _Sie sind in Lyon geboren, Ihre Mutter kommt aus Hamburg. Beeinflussen Sie die verschiedenen kulturellen Hintergründe? Ja, ich denke schon. Natürlich war meine Erziehung eher französisch als deutsch. Aber manchmal fühle ich, dass ich auch etwas Deutsches in mir habe. Besonders wenn ich romantische Musik aus Deutschland spiele oder deutsche Literatur lese, berührt es mich. Genauso wie ich mich der französischen Musik nahe fühle. Arthur Rubinstein ist für Sie ein besonders wichtiger Pianist. Sehen Sie sich in einer bestimmten Tradition? Rubinstein war für mich wirklich eine Inspiration, ein Vorbild als Pianist, aber mehr noch als Mensch; seine Liebe zum Leben war faszinierend. Was die Tradition angeht, glaube ich, dass es heute immer weniger Schulen gibt. Es existiert sicher eine französische Tradition, mit der ich durch einige meiner Lehrer in Berührung kam, besonders durch Lucette Descaves in Paris, eine Freundin von Ravel. Aber ich hatte auch Lehrer aus der deutschen Linie. Und dann gab es noch Aldo Ciccolini – also ganz verschiedene Einflüsse, nicht nur französische. Sie spielen im Konzerthaus das Klavierkonzert von Grieg. Was verbindet Sie mit diesem Werk? Es ist ein großartiges Konzert, eines meiner liebsten, aber seit einiger Zeit wird es nicht mehr häufig gespielt. Wenn ich jetzt mit diesem Stück auftrete, sagen die Leute: »Ach, es ist so schön, das wieder zu hören.« Es hört sich an wie ein Klischee, für mich ist es jedoch wahr: Was meine Grieg-Erfahrung vollständig verändert hat, war mein erster Besuch in Norwegen. 08
Es ist etwas in Griegs Musik, das mit der Schönheit der Natur und der Landschaft einhergeht. Als ich das erste Mal in Griegs Haus war und sein Klavier sah, die Umgebung, war alles so friedlich. Und so ist seine Musik ziemlich einfach – im positiven Sinne. Ich denke, diese Musik kam einfach aus Griegs Herz. Eine sehr direkte Musik, die die Menschen deshalb berührt. In Dortmund spielen Sie gemeinsam mit Gustavo Dudamel und dem Concertgebouworkest Amsterdam... Das Concertgebouworkest ist eines meiner Lieblingsorchester. Immer wenn ich am Klavier sitze und mit ihnen zusammen spiele, fühle ich mich privilegiert. Seit über 20 Jahren habe ich jetzt schon diese Ehre. Mit Gustavo habe ich bereits gearbeitet und ich kenne ihn seit zwei oder drei Jahren. Es ist wunderbar, die
FOTOS: KASSKARA / DECCA
nächste Künstlergeneration zu sehen, die so wichtig ist. Jemandem wie Gustavo zu begegnen ist sehr aufregend. Es ist nicht nur sein außergewöhnliches Talent; auch seine Präsenz, seine Art, Musik zu kommunizieren und diese Leidenschaft den Menschen zu vermitteln – einfach elektrisierend. Er lebt, er atmet Musik und ist in allem, was er tut, sehr intensiv. Sie sind auch mit Kammermusik oder als Partner von Gesangssolisten zu hören... Ich liebe die Kammermusik schon seit meiner Jugend; sie ist auch überaus lehrreich. Man muss sehr gut aufeinander hören, kann mit Freunden musizieren, aber auch das Repertoire ist phänomenal. Ich bereite gerade Konzerte mit Angelika Kirchschlager vor. Wenn man Sänger begleitet, muss man mit ihnen atmen. Dabei wird einem einiges bewusst, was man sonst am Klavier automatisch macht. Das hat großen Einfluss auf mein Spiel und meine Interpretationen. Musik hat immer mit Singen zu tun, ob man nun Klavier oder Geige spielt, man muss mit seinem Instrument singen. Sie sind als hervorragender Pianist bekannt geworden. Aber auch durch die roten Socken… _hörbar 02/2009
Die roten Socken sind schon lange her, aber in der Tat ist das äußere Erscheinungsbild für mich wichtig. Nicht in einem oberflächlichen Sinn: Ich denke, dass es einfach dem Publikum auffällt. Den Damen sind mit ihren großartigen Kleidern auf der Bühne keine Grenzen gesetzt. Von uns Männern wird erwartet, dass wir den gleichen alten Frack tragen, wie es 200 Jahre lang üblich war. Dabei ist ein Frack die unbequemste
»Auf der Bühne im Konzerthaus ist zu spüren, wie der Klang dich umfasst.« Sache der Welt. Und viele Künstler führen jetzt fort, was ich begonnen habe. Junge Kollegen tragen z. B. ein schwarzes Hemd oder Smoking – was sie wollen. Man reagiert heute auch nicht mehr verwundert oder verärgert darüber. Mein Gedanke dahinter ist, dass klassische Musik mit der Zeit gehen muss, denn für junge Leute ist sie schwierig genug – auch ohne altmodisches Drumherum. Das ist ein Grund, warum ich früher leicht verrückte Dinge gemacht habe. Heute bin ich etwas ruhiger, aber ich interessiere mich immer noch sehr für Mode. Die fantastische Designerin Vivienne Westwood entwirft schon seit sechs Jahren meine Konzertkleidung. Und es ist wunderbar: Die Sachen sind bequem und sehen gut aus. Nicht verrückt oder exzentrisch, aber einfach anders. Wenn junge Leute mich fragen, was ich mache, und ich sage: »klassische Musik«, sehen sie mich an als wollten sie sagen: »Pech gehabt«. Das Image von klassischer Musik ist zu altmodisch und konservativ. Viele Menschen glauben, man könne sie nur dann hören, wenn man viel darüber weiß und damit aufgewachsen ist. Aber sie sollte für jedermann offen sein. In den letzten Jahren habe ich häufig Filmmusik gespielt – die Filmmusik zu »Abbitte« hat 2008 sogar einen »Oscar« gewonnen – und viele Konzertbesucher kommen aus dem Grund zu mir, weil sie etwa »Stolz und Vorurteil« gehört haben. Und das ist doch bemerkenswert: Menschen, die nichts mit klassischer Musik zu tun haben, mögen, was du machst, und kommen beim nächsten Mal zu Brahms.
Jean-Yves Thibaudet • Beginn des Studiums am Pariser Konservatorium mit erst zwölf Jahren • Internationale Konzerttätigkeit in Zusammenarbeit mit bedeutenden Solistenkollegen und Orchestern seit den 80er Jahren • 1996/97 Debüt an der Metropolitan Opera in einer Gastrolle als Konzertpianist • 2001 Auszeichnung mit dem »Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres« • liebt Kunst, Wein, Mode und Musik in ihrer ganzen Vielfalt
Das Interview führte Jan Boecker. 09
GROSSER BRUDER
AUS SHENYANG
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_porträt
_hĂśrbar 02/2009
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_porträt
»Wenn man ein guter Musiker werden will, kostet dich das deine Kindheit.« _ Rotterdam im März 2007. Im Untergeschoss der größten Buchhandlung der Stadt ist die Luft zum Atmen dünn. Menschen, überall sind Menschen: Sie hocken auf der Treppe, sitzen hinter Regalen, drängeln von der Seite. Sogar von den Balustraden der oberen Stockwerke versuchen einige noch Blicke zu erhaschen. Er ist gekommen: der »Wunderpianist«, »SuperVirtuose« und »Zauberer«. Die Presse ist niemals zimperlich mit Lang Lang umgegangen, so oder so. Sie hat ihn in den siebten Pianistenhimmel gehoben, sie hat ihn aber auch unsanft abgestraft, sobald er wieder einmal zu sehr ins Manierierte abgedriftet ist. Lang Lang ist längst nicht mehr nur ein KlassikIn seiner Heimat wird Lang Star. Er ist zum populären Lang wie ein Popstar gefeiBotschafter eines Landes geert. Beim Auftritt mit den bes- worden, das er schon als Juten Klangkörpern der Welt gendlicher verlassen hat und in das er nur noch besuchshat der junge chinesische Piaweise zurückkehrt. Doch der nist seine technische Brillanz Pianist hat nicht nur Chinas vielfach unter Beweis gestellt. Umgang mit Mozart, Chopin und Liszt revolutioniert – er Doch die genügt ihm nicht ist zugleich zum Botschafter mehr – er will vor allem als seiner Generation geworden. geistreicher Musiker gelten. Bei Lang Lang flippen auch 12
die Teenies aus, diejenigen, denen man nachsagt, dass sie mit der vermeintlich hehren Klassik so gar nichts am Hut hätten. Nach Rotterdam ist Lang Lang gekommen, um inmitten von Menschen und Büchern an einem eigens für ihn aufgebauten Flügel einen MiniMeisterkurs zu geben: Unterricht für wenige ausgewählte Jung-Talente und eine knappe halbe Stunde Grundlagentechnik in Fingersatz, Pedalgebrauch, Koordination der Hände. Wo der Künstler auftaucht, da tummeln sich die Massen: Lang Lang Superstar. Danach gefragt, inwieweit er in Terminen wie diesen Kür oder Pflicht sähe, antwortet der Musiker gelassen, aber nicht unehrlich: »Halb, halb.« Wer verbirgt sich hinter dem Phänomen Lang Lang, dem die musikalische Welt gerne hinterherhechelt? Der wohlklingende Name bedeutet zu deutsch: »strahlender Mann«. Geboren 1982 in Shenyang, China. Beruf: Pianist. Ausbildung in Peking und Philadelphia. Kosename: »Popstar der Klassik«. Alles an ihm scheint wie gemacht
für die Frontrolle im Musikzirkus des 21. Jahrhunderts. Der »Tagesspiegel« schrieb einmal: »Dieser Junge ist eine Diva, eine Primaballerina, ein Theatraliker. Da trillern die Backen, da wird jede musikalische Rokoko-Allüre mit geschürzten Lippen und neckisch geschwollener Brust geahndet, da reicht die Mimik gleich für mehrere […] Opern.« Und der »Spiegel« blies in ein ähnliches Horn: »[...] ein Geschöpf des multimedialen Marketings […]. Auf opulenten Fotostrecken […] stellt sich Lang Lang als exotisches Model der Tonkunst aus; Narziss mit Goldfingern.« Ein Pianist im Fokus permanenter Beobachtung. Längst hat der Boulevard seine Vorzüge erkannt. Noch vor zehn oder fünfzehn Jahren wäre ein solches Medienspektakel undenkbar gewesen. Doch die Generation der Netrebkos und Villazóns hat es möglich gemacht. Für Lang Lang ist dies ein schon normaler Teil seines Berufs. Er gibt gern den Diplomaten: »Für mich ist es eine großartige Sache, eine Art großer Bruder für Kinder sein zu dürfen und sie
FOTO: DETLEF SCHNEIDER / ADIDAS
zu inspirieren – in dem Sinne, dass ich möchte, dass alle Kinder ein Instrument lernen, weil sie es mögen. Und sie dazu zu bringen, dass sie ihre Gefühle in die Musik hineintragen. Das ist mehr als nur die Noten zu spielen.« Lang Lang kann, dem ganzen Rummel zum Trotz, völlig normal sein. Kein Spinner, kein Schöngeist, weder Rabauke noch Muttersöhnchen. Mit ihm könnte man genauso gut ins Fußballstadion gehen oder auch stundenlang Filme durchzappen, vielleicht sogar Alpenpässe mit dem Fahrrad hochfahren. Lang Lang jedenfalls sagt über sich selbst: »Ich glaube, dass ich eine offene Persönlichkeit habe, so dass es für mich einfacher ist, junge Leute anzusprechen. Doch es ist die Musik selbst, die sich leicht vermitteln lässt. Wir als Künstler der klassischen Musik müssen die Werke nur mal einfacher erklären. Nicht immer so schwer! Wir sollten eine leicht fassliche Story erzählen.« Eines wird sofort klar: Das Pianisten-Rad will Lang Lang nicht neu erfinden. Er weiß, was er kann, was er will, was _hörbar 02/2009
nach seiner Sicht der Dinge der Welt gut täte. Zum Beispiel mehr Klassik-Hörer. Das sagt er nicht im Dünkel, sondern mit der Überzeugung eines 26-Jährigen, der MTV und Joseph Haydn in einen Satz packt, wohl wissend, dass Haydn die größere Bereicherung darstellt. Durch aktuelle Schlagzeilen auf der Homepage des ersten Lang-Lang-Fanclubs wird man jederzeit auf dem neuestem Stand gehalten. Kein Schritt ohne den Star. Zumindest virtuell ist Lang Lang allgegenwärtig. Doch bei allem Tamtam wünscht er sich natürlich, zuerst als Künstler ernst genommen zu werden: »Das Publikum fragt immer nach den härtesten und schwersten Stücken wie Rachmaninows drittem Klavierkonzert, Tschaikowskys Nr. 1 oder Liszts Fantasie über ›Don Giovanni‹. Doch als Musiker musst du einfach alles spielen, angefangen beim Barock oder der Renaissance. Du musst zeigen, dass du ein kompletter Künstler bist.« Eine exzellente Technik sei sehr wichtig, gibt der Pianist Lang Lang zu, doch gleich-
zeitig müsse man sich Wissen über die Musik aneignen, »und das nicht nur aus historischer Sicht«. Jeder, ob Hörer oder Musiker, solle eine Vorstellung davon entwickeln, wie »Musik schmeckt«. »Die Menschen in China wissen genau, wie sie zu spielen haben – aus technischer Sicht. Aber das Wie u n d das Warum? Es ist so ähnlich wie mit dem Erlernen einer Sprache. Man benutzt die Grammatik und die Vokabeln, aber man fragt sich: Warum passt das eigentlich? Wie funktioniert das überhaupt? Es ist wichtig, dass du genau das fühlst.« Deshalb entschloss sich der Pianist rechtzeitig, seine Ausbildung in den USA voranzutreiben. Wo Lang Lang zugegen ist, scheint immer frische Luft zu wehen. Ob abends beim Essen – in einem China-Restaurant! –, ob beim konzentrierten Gespräch oder auf dem Podium. Das Wichtigste für ihn ist, dass sein Klavierspiel »eine gewisse Persönlichkeit« bringt. »Sonst brauchst du nicht Klavier zu spielen; wir haben doch schon so viele gute Aufnahmen.«
SO 29.03.2009 Klavierabend Lang Lang – ausverkauft – Lang Lang Klavier Werke von Franz Schubert, Béla Bartók, Claude Debussy und Frédéric Chopin
20.00
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JEDES DIRIGAT SCHAFFT NEUE SICHTWEISEN 14
_porträt
Vielseitigkeit gehört für Thomas Hengelbrock zum Programm und prägt seine unnachahmliche Künstlerpersönlichkeit. Das Konzerthaus würdigt den umtriebigen und experimentierfreudigen Dirigenten mit einer eigenen Zeitinsel. _ Das »Portrait Thomas Hengelbrock« gehört zu den ungewöhnlichen Zeitinseln. Denn die in diesem Rahmen geplanten Konzerte finden nicht wie sonst en bloc statt, sondern verteilen sich auf den Zeitraum eines Dreivierteljahres: Den Auftakt bildete das Gastspiel im Oktober 2008, bei dem Thomas Hengelbrock mit »eigenen« Musikern, dem Balthasar-Neumann-Chor und dem gleichnamigen Ensemble, zu hören war. Chormusik des 18. Jahrhunderts wurde, wie schon vorangegangene Auftritte Hengelbrocks im Konzerthaus, zu einem ergreifenden Erlebnis. Als zweites Konzert steht am 16. Mai 2009 eine konzertante Aufführung von Webers »Freischütz« auf dem Programm, diesmal mit dem Mahler Chamber Orchestra und namhaften Gesangssolisten, darunter Juliane Banse und Steve Davislim in den Hauptrollen. Den krönenden Abschluss bildet dann am 20. Juni 2009 wiederum ein Gastspiel zusammen mit den Balthasar-Neumann-Musikern. Im Mittelpunkt steht ein Werk, das Thomas Hengelbrock selbst als »immense Herausforderung« bezeichnet und für das er sich jahrelang Zeit ließ, bis er sich ihm gewachsen fühlte: Johann Sebastian Bachs h-moll-Messe. Überhaupt: Sich Zeit lassen zu dürfen ist für den vielseitigen Dirigenten essenziell für die künstlerische Arbeit. Nur auf diesem Weg sei es möglich, erklärt Thomas Hengelbrock in einem Interview, »auch nur annähernd ein Niveau zu erreichen, bei dem wir zwar sagen, wir scheitern immer noch, aber das Niveau ist jetzt akzeptabel«. Zeit braucht es für einen Dirigenten, um sich ein Orchester nach seinen Vorstellungen zu formen. Eine Aufgabe, die laut Hengelbrock nur mit einem »eigenen« Orchester oder Chor möglich sei und die Jahre benötige, um von Projekt zu Projekt zu wachsen und immer tieferreichende Berührungspunkte zu finden. Insofern kommt Hengelbrocks Zusammenarbeit mit dem von ihm 1991 gegründeten Balthasar-Neumann-Chor und dem vier Jahre später ebenfalls von ihm ins Leben gerufenen Balthasar-Neumann-Ensemble zentrale Bedeutung zu. Regelmäßige gemeinsame Projekte verbanden ihn außerdem von 1995 bis 1998 mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und von 2000 bis 2003 mit der Wiener Volksoper. Daneben ist er auch immer wieder Gastdirigent weltweit renommierter Orchester. Und Zeit braucht es auch, um den großen Herausforderungen der Musikgeschichte gerecht zu werden, allen voran Bachs _hörbar 02/2009
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_porträt
h-moll-Messe, aber auch allen anderen Projekten, die vom frühen Barock bis in die zeitgenössische Musik hineinreichen und immer wieder gern auch andere Künste mit einschließen. Hier schließt sich der Kreis zum großen Barockarchitekten Balthasar Neumann, der nicht von ungefähr als Namenspatron der beiden Ensembles fungiert: Zum einen liegen auch in der Musik architektonische Prinzipien als zentrale Ordnungen zugrunde, und zum anderen teilen die Ensembles mit ihrem Namensgeber die Offenheit gegenüber anderen Kunstformen, wenn sie spartenübergreifend auch Schauspiel, Literatur, Tanz oder bildende Künste miteinbeziehen und mit Künstlern wie Pina Bausch oder Klaus Maria Brandauer zusammentreffen.
»Das Ensemble ist Hingabe, der bedingungslose Einsatz.
Zeitinsel »Portrait Thomas Hengelbrock« SA 16.05.2009 »Der Freischütz« Mahler Chamber Orchestra Philharmonia Chor Wien und Solisten Thomas Hengelbrock Leitung Carl Maria von Weber »Der Freischütz« Oper in drei Aufzügen op. 77 (konzertante Aufführung)
19.00 SA 20.06.2009 h-moll-Messe Balthasar-Neumann-Ensemble Balthasar-Neumann-Chor und Solisten Thomas Hengelbrock Leitung Johann Sebastian Bach Messe h-moll BWV 232
20.00
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Zeit braucht es zu guter Letzt auch, um Hengelbrocks detaillierte Vorstellungen der Musik zu verwirklichen und seinen hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Das kann nur funktionieren, wenn die beteiligten Musiker mit der gleichen ungebrochenen Begeisterung bei der Sache sind. Dennoch wirkt sein Anspruch an den Einsatz der Musiker niemals einseitig oder autoritär. »Die Liebe und den Willen zum Musikmachen« setzt er bei seinen Musikern voraus und bringt beides so offensichtlich selbst mit, dass jeder sich gern in ein konstruktives und fruchtbares Miteinander einbringt. Dass die Rolle des Dirigenten dabei oftmals den üblichen Rahmen des Berufsbildes sprengt, bleibt nicht aus und führt dazu, dass Thomas Hengelbrock seine eigene Position nicht unbedingt als »Dirigent« bezeichnet wissen möchte, sondern eher als »musikalischer Leiter« oder auch als »Dramaturg«. Es kann in Extremfällen schon einmal sein, dass ein Dirigent im klassischen Sinne gar nicht mehr vorkommt, auch wenn ein ganzes Projekt dennoch von Hengelbrock geleitet wird. Die Vielseitigkeit gehört zum Programm, das stets von der Suche nach dem Kern, nach dem Innersten der Werke geleitet ist. Fragen nach »Originalklang« und Instrumentarium sind in diesem Zusammenhang längst überholt. Man spiele »auf der Grundlage historischer Aufführungspraxis mit jeweils angemessenem Instrumentarium«, heißt es dazu lapidar. Seine unkonventionellen Dirigate eröffnen immer wieder neue Perspektiven, weshalb auch seine Konzertbesucher gut daran tun, sich einfach Zeit zu lassen: Zeit, um neue Hörerlebnisse zu erkunden und sich auf ungewöhnliche Klangreisen mitnehmen zu lassen.
FOTO: SONJA WERNER
Wir sind alle Musik-Junkies.«
_porträt
EINSATZ FÜR ERSTHÖRER Sie waren letztes Jahr nicht bei den »Salzburger Festspielen«? Und auch für die »Münchner Opernfestspiele« kamen Sie zu spät? Annette Dasch singt zwar in München, Salzburg, demnächst auch in London, New York und auf einer grünen Erhebung in Franken, wo man einem speziellen Komponisten huldigt – aber im März ist sie ganz nah.
_ Wenn Annette Dasch am 18. März ihr bereits drittes Konzert in der Reihe »Junge Wilde« singen wird, ist das mehr als eine bloße Zahl. Verkörpert sie doch wie kaum ein anderer Künstler das Prinzip der Reihe: unkompliziert im persönlichen Kontakt mit dem Publikum, erfrischend natürlich und bodenständig – auf der Bühne, hinter der Bühne und vor Schulklassen. Starallüren und Berührungsängste kennt sie nicht. Und gerade deshalb wirkt sie auf junge Menschen so inspirierend, als Künstlerin, aber auch als ein Sesam-öffne-dich zur Schatzkammer der klassischen Mu_hörbar _hörbar02/2009 02/2009
sik und der Opernwelt. Man muss sie erlebt haben: Wie sie verdutzte Mittelstufenschüler auf die Bühne bittet, um sie für die Zugabe ihres ersten »Junge Wilde«-Konzerts im KONZERTHAUS DORTMUND beim Refrain zu unterstützen. Noch am Vormittag hatte sie mit diesen Schülern gearbeitet, nein, gesungen, und dabei Hemmschwellen abgebaut, nicht die gegenüber Hochkultur oder klassischer Musik, sondern die gegenüber der eigenen Stimme; und die sollten sie jetzt auch noch vor Publikum auf großer Bühne zum Klingen bringen. Für die Zuschauer
ein wunderbar magischer Moment, für Annette Dasch schien es eher das Normalste auf der Welt zu sein. So ist sie: Singen ist für die gefeierte Sopranistin Normalzustand und anders geht sie mit den sie umgebenden Menschen und der Musik auch nicht um. Alles Überkandidelte, Affektierte und Manierierte ist ihr als Mensch ebenso fremd wie als Sängerin. Sie stellt deshalb für ihr PR-Management eine echte Herausforderung dar, wenn es darum geht, sie auf dem hart umkämpften Klassikmarkt als »deutschen Glamour-Sopran« aufzubauen. Sie singt einfach: gut, vielgestaltig, abwechslungsreich, mit Feuer und Leidenschaft, inzwischen mit dramatischer Attacke, aber auch mit ebenso großer Vorstellungs- und Einfühlungskraft. Besonders eindrucksvoll zeigt sie dies an den Frauenfiguren Mozarts. Im »Don Giovanni« hat sie sowohl die Donna Elvira mit dramatischem Furor als auch die Donna Anna als leidende Tochter des von Don Giovanni getöteten Komtur überzeugend gestaltet. Hier werden Mozarts Frauen nicht mit heute oft modisch besetzter »kleinerer Stimme« präsentiert, sondern ihren Lebenssituationen und Mozarts Anforderungen entsprechend 17
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MI 18.03.2009 »Junge Wilde« – Annette Dasch Annette Dasch Sopran Wolfram Rieger Klavier Lieder von Franz Schubert, Richard Strauss und Richard Beaudoin
FOTO: MANFRED BAUMANN
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als äußerst lebendige Frauenfiguren. Annette Dasch erscheint mit ihrer Art zu singen niemals als Kunstfigur, obschon der Beruf der Sängerin natürlich ständig die musikalische Verkörperung unterschiedlicher Charaktere erfordert. Und so verwundert es gar nicht, dass die Sopranistin, wenn sie die »große Opernbühne« verlässt, um im März in Dortmund auf der großen Konzerthausbühne zu singen, nicht einfach nur einen Liederabend von der Stange im Gepäck hat, sondern ein besonders konzipiertes Programm präsentiert: die Uraufführung eines Liederzyklus, der eigens für sie komponiert worden ist, in ihrem und im Auftrag des KONZERTHAUS DORTMUND. Der amerikanische Komponist und Harvard-Lehrer Ri_hörbar 02/2009
chard Beaudoin hat aus diesem Anlass Texte aus Christa Wolfs 1968 erschienenem Roman »Nachdenken über Christa T.« vertont. Mit diesem essayistischen Roman hat die einstige DDR-Autorin ihren Platz in der Weltliteratur begründet. Die Erzählerin reflektiert darin die widersprüchliche Persönlichkeit und den schwierigen Lebensweg ihrer jung gestorbenen Freundin Christa T. Den siebzehnteiligen, großen Liederzyklus fasst Beaudoin mit einem Zitat von Johannes Becher ein, das auch Christa Wolf in ihrem Roman aufgreift: »Was ist das: Dieses Zu-sich-selber-Kommen des Menschen?« Richard Beaudoin hat für Wolfs ungewöhnliche Schreibweise eine neue, zeitgemäße, aber eben auch gesangliche Musiksprache gefunden. Dabei arbeitet der
Komponist nicht zum ersten Mal mit anspruchsvollem literarischen Textmaterial. Er hat bereits Liederzyklen zu Texten von Ovid, Heine, Puschkin und Updike geschaffen. Sein neues Werk, das in Dortmund zu hören sein wird, trägt den Titel »Nach-Fragen«. Und das ist im Rahmen dieser Konzertreihe durchaus wortwörtlich zu verstehen: Denn auch nach dem Konzert am 18. März wird Annette Dasch vor dem Konzerthauspublikum Rede und Antwort stehen. Auch hierbei zeigt sich Annette Dasch von ihrer unprätentiösen und unkomplizierten Seite.
»Ich bewundere Menschen, die die Fähigkeit haben, Musik zum Brennen zu bringen.« Aber typisch für Annette Dasch ist eben auch, dass sie neue Musik nicht in der Nische präsentiert und erst recht nicht mit erhobenem Zeigefinger. Und so werden an diesem gewiss denkwürdigen Konzertabend eben auch Lieder von Franz Schubert und Richard Strauss erklingen. ›Ständchen‹, ›Ruhe, mein Seele‹ und ›Heimliche Aufforderung‹ werden mit Sicherheit die Herzen der »Straussianer« höher schlagen lassen, doch auch die »Ersthörer« werden von Daschs temperamentvollem Sopran bestimmt ebenso hingerissen sein. 19
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DIE GROSSE
FINNISCHE
FAMILIE
Das Finnish Radio Symphony Orchestra gilt als renommiertestes Sinfonieorchester Finnlands. Mit Sakari Oramo am Dirigentenpult und Antti Siirala am Klavier steht im Konzerthaus eine hochspannende finnisch-finnische Begegnung auf dem Programm.
_Er kann durchaus zum Stummsein neigen. Er braucht eben Zeit, bis er auftaut. Antti Siirala ist Finne und kommt damit aus einem Land mit großer Musiktradition. Da sind in erster Linie die großen Bassisten, Matti Salminen etwa; da sind aber auch inzwischen etliche Dirigenten, die international Karriere gemacht haben: Esa-Pekka Salonen, Jukka-Pekka Saraste, Osmo Vänskä oder eben Sakari Oramo, der bei seinem Sibelius-Zyklus mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra seine Qualitäten als lichter Deuter komplexer Partituren hinreichend bewiesen hat. Wenn Oramo nun mit seinem 14 Jahre jüngeren Landsmann Siirala ins KONZERTHAUS DORTMUND kommt, so ist dies durchaus eine Begegnung auf Augenhöhe. Beider Karrieren begannen sozusagen als Einspringer. Sakari Oramo übernahm 1993 ein Konzert beim Finnish Radio Symphony Orchestra, nachdem der ursprünglich vorgesehene Dirigent wegen Krankheit passen musste. Oramos Debüt wurde zum Triumph, prompt
wurde er als Zweiter Dirigent des Orchesters engagiert – seit fünf Jahren ist er dort Chef. Siirala konnte bei seinen Einspringer-Diensten gleich mehrfach punkten: 2005, als er Emanuel Ax in der Kölner Philharmonie ersetzen musste; 2006, als er beim SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter Michael Gielen für Hélène Grimaud einsprang, für Ivo Pogorelich beim »Schumannfest Düsseldorf«, für Michail Pletnev beim »Maggio Musicale« in Florenz oder für Yefim Bronfman bei den Bamberger Symphonikern. Das Echo war überall ähnlich enthusiastisch. Siirala, dem Dortmunder Publikum bekannt durch seine Auftritte in der Reihe »Junge Wilde«, lässt sich durch nichts verrückt machen. Wichtig sei, dass man »auf seine innere Stimme hört und sich selbst treu bleibt«. Alles andere führe zu nichts. Die Frage, ob in Finnland tatsächlich alle Musiker so etwas wie eine große Familie bildeten, wie oft angenommen wird, bejaht der Pianist: »Wir helfen uns gegenseitig, so gut wir können.«
FR 27.03.2009 Finnish Radio Symphony Orchestra Sakari Oramo Dirigent Antti Siirala Klavier Werke von Franz Schubert und Anton Bruckner
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FOTO: FELIX BROEDE
DIE SUCHE NACH NATÜRLICHKEIT
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Seit seinem Aufsehen erregenden Debüt beim »Edinburgh Festival« ist der junge Norweger längst zur festen Größe im Klassikbetrieb geworden. Überschüttet mit renommierten Preisen, gibt er nicht nur gefeierte Konzerte, sondern betätigt sich auch als leidenschaftlicher Förderer der Kammermusik: Leif Ove Andsnes.
_ Lars Vogt, Stefan Vladar, Leif Ove Andsnes: geboren alle drei zwischen Mitte der 1960er und Anfang der 1970er Jahre. Pianisten, die bereits in jungen Jahren auf sich aufmerksam machen konnten. Pianisten, die eine tiefe Liebe zur Kammermusik hegen. Pianisten, die nicht zur Kategorie jener zählen, die zunächst als Wunderkinder gefeiert wurden, um wenige Jahre später wieder in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Jeder von ihnen absolvierte sein Studium im jeweiligen Heimatland: Stefan Vladar in Wien, Lars Vogt in Aachen und Hannover, Leif Ove Andsnes – Sohn zweier Klavierlehrer – im norwegischen Bergen. Was ihre Laufbahn voneinander unterscheidet? Andsnes gelang der Sprung in die musikalische Elite ohne größere Wettbewerbserfolge. Wenn Andsnes Klavier spielt, dann klingt immer eine gewisse Unverfälschtheit durch. Unabhängig davon, ob man ihm live begegnet oder eine seiner sorgsam bestückten Aufnahmen hört. Manierismen sind seine Sache nicht. Darauf angesprochen, reagiert er gewohnt bescheiden: »Natürlichkeit – das ist ein schwieriger Ausdruck. Viele Dinge können natürlich sein. Aber ich glaube nicht, dass man Natürlichkeit lernen kann.« Lernen könne man allenfalls eine »unverkrampfte Haltung der Musik gegenüber«; trotzdem brauche es dafür jedoch eine Form von Veranlagung. Andsnes zählt zu jenen Pianisten, die sich in ausgewählten Fällen auch als Dirigent versuchen, etwa bei den Klavierkonzerten Mozarts, »da sich bei ihm und bei Beethoven eine wunderbare Rhetorik zwischen dem Solisten und den verschiedenen Instrumentengruppen entwickelt.« Zu den Säulen von Andsnes’ Repertoire-Vorlieben zählen die Werke Schuberts, dessen letzte Sonaten er über mehrere Jahre hinweg aufgeführt und anschließend im Studio auf CD festgehalten hat. Das Projekt ist inzwischen abgeschlossen, nun wagt sich der norwegische Künstler vermehrt an Bach und Beethoven. »Das ist wirklich große Musik, eine Musik, die nicht erklärbar ist und von der man nicht weiß, woher die Komponisten ihre Gaben bekommen haben. Das ist für mich Genie.«
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FR 24.04.2009 Klavierabend Leif Ove Andsnes Werke von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Robert Schumann und Frédéric Chopin
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AUF ALLEN FREQUENZEN Beim zweiten Teil der Reihe Jazz ToDay wird gesungen – und getanzt: Esperanza Spalding.
SA 04.04.2009 Triband / Esperanza Spalding Zwei junge Formationen der Reihe Jazz ToDay treffen aufeinander und spielen einen Teil des Konzerts gemeinsam.
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_ Ach, diese Wunderkinder! Esperanza Spalding ist gerade mal 24 – und schon drängeln sich mehrere Karrieren in ihrem Lebenslauf. Mit fünf übte sie so intensiv Geige, dass sie von der Chamber Music Society of Oregon, einem gemischten Ensemble aus Kindern und Erwachsenen, aufgenommen wurde. Mit 15 verließ sie das Orchester als Konzertmeisterin. Nur um Kontrabass zu lernen. Anderthalb Jahre später hatte sie einen Studienplatz an der Portland State University, von dort wechselte sie ans Berklee College of Music in Boston, wo sie mit 20 zur jüngsten Dozentin in dessen Geschichte wurde. Zu diesem Zeitpunkt ist sie längst von der Klassik zum Jazz gewechselt. Namhafte Musiker wie der Pianist Michel Camilo, Vibraphonist Dave Samuels, Gitarrist Pat Metheny und die Saxophonisten Donald Harrison und Joe Lovano arbeiten mit ihr. Außerdem komponiert das Multitalent. Und im Konzerthaus wird sie zeigen, dass sie eine ganz eigene Art hat, sich auf der Bühne zu präsentieren:
Sie spielt zusammen mit Leonardo Genovese (Klavier und Keyboard), Ricardo Vogt (Gitarre) und Otis Brown III (Schlagzeug), lässt dazu ihre einmalige Sirenenstimme erklingen – und sie tanzt. Dieser Augen- und Ohrenschmaus komplettiert den zweiten Teil der Reihe Jazz ToDay, bei der jeweils ein deutsches Jazz-Ensemble mit einem ausländischen Talent zusammentrifft – und einen Teil des Auftritts gemeinsam bestreitet. Diesmal wird Esperanza Spalding auf Triband treffen, eine deutsche Musikerformation, die ihre dritte CD im Gepäck hat. Das Quartett funktioniert wie moderne Handytechnologie: Es sendet auf vielen Frequenzen. Jazz, Pop, Klassik, Club-Sound – dafür greifen die Musiker im Tonstudio auch schon mal zur Zither oder Flöte. Auf der Bühne wechselt Sebastian Studnitzki zwischen Trompete und Keyboards, Michael Paucker spielt Bass, Tommy Baldu Schlagzeug und Sandie Wollasch singt. Vielleicht auch im Duett mit Esperanza Spalding.
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POESIE OHNE WORTE Mit einem altehrwürdigen Instrument bringt Marcel Khalifé arabische Klänge in die Moderne.
_ Der 1950 in der Nähe von Beirut geborene Marcel Khalifé spielt Oud. Das schöne Saiteninstrument mit dem rundlichen Klangkörper und dem geknickten Wirbelkasten ist das Vorbild für die europäische Laute – mitgebracht von Kreuzfahrern und Mauren. Im arabischen Raum spielt es eine so wichtige Rolle, dass Tonsysteme anhand von OudGriffen erklärt werden. Khalifé beherrscht die strengen Regeln, die sich in der arabischen Geschichte für den Oud herauskristallisiert haben. Und er bricht sie. Beispielsweise gründete er 1976 das Al Mayadine Ensemble, das in wechselnder Besetzung eine für Oud-Traditionen ungewöhnliche Orchestrierung vorführt. Momentan spielt Khalifé dabei zusammen mit seinem Sohn Bachar (Perkussion) und Peter Herbert (Kontrabass) in einem Trio, das für den Jazz geradezu typisch wäre – und nimmt im KONZERTHAUS DORTMUND auch noch seinen Sohn Rami am Klavier hinzu. Der Libanese kämpft an mehreren Fronten für seine Ideen und Ideale. 2005 wurde er von
der UNESCO zum »Artist for Peace« ernannt. Mehrmals stand er im Libanon wegen Blasphemie vor Gericht, weil er Koranverse zitiert hat. Und er findet überall deutliche Worte gegen die Besetzung palästinensischer Gebiete. Dasselbe Anliegen hat der palästinensische Dichter Mahmoud Darwisch, dessen Werk Khalifé wiederholt zu Liedern umgearbeitet hat. Er hat oft zum Oud gesungen. Aber in der arabischen Welt, so findet er, hat sich eine zu große Ergebenheit gegenüber traditionellen Melodien entwickelt, die Lieder und Sänger über die Jahrhunderte immer mehr in den Mittelpunkt gestellt hat. Jetzt verzichtet Khalifé auf den Gesang: Sein Album »Taqasim« (übersetzt: »Improvisationen«) beruht zwar auf den Gedichten von Mahmoud Darwisch, kommt aber gänzlich ohne Worte aus. Um die düstere Stimmung wiederzugeben, nutzt der Komponist vor allem die tiefen Register des Oud und des Kontrabasses. Dennoch klingt seine Musik poetisch. Und damit rennt Khalifé nicht gegen Wände, sondern öffnet Türen.
SA 25.04.2009 Marcel Khalifé & Band Marcel Khalifé Komposition, Oud & Gesang Peter Herbert Kontrabass Rami Khalifé Klavier Bachar Khalifé Perkussion Orientalische Traditionsmusik mit westlichen Elementen
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Wir ziehen mit für gute Töne. _hörbar 02/2009
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Im Jahr 2001 wurden die Kulturpartnerschaften von WDR 3 ins Leben gerufen. Das KONZERTHAUS DORTMUND ist seit der Eröffnung des Hauses dabei.
EINE PARTNERSCHAFT IN DORTMUND Unter dem Motto »Partnerschaft für mehr Kultur« arbeiten das KONZERTHAUS DORTMUND und das Kulturradio WDR 3 zusammen. Die Kulturpartnerschaft verbindet WDR 3 mit rund 80 weiteren Kulturorganisationen in ganz Nordrhein-Westfalen.
_ Das Konzerthaus ist Teil des WDR-3-Netzwerks: Die Kulturpartner können diese Plattform unentgeltlich nutzen, um eine große Reichweite für ihr Programmangebot zu erzielen – Kulturförderung in der Praxis. Dabei unterstützt WDR 3 die Kulturpartner unter anderem durch die Verbreitung ihrer Informationsbroschüren oder durch Hinweise im Radioprogramm auf aktuelle Aufführungen, Ausstellungen und andere Angebote. Davon bleibt die kritische Berichterstattung in der redaktionellen Arbeit selbstverständlich unberührt. Das ist sowohl den Journalisten als auch den Künstlern und Veranstaltern wichtig. Die Kulturinstitutionen wiederum machen ihr Publikum in ihren eigenen Informationsmaterialien auf die Arbeit des Programms aufmerksam. Somit ist ein Modell gegenseitiger Unterstützung entstanden – ohne finanzielle Mittel zu binden. Sie stehen so weiterhin für die wichtigsten Komponenten jeder Veranstaltung zur Verfügung: für die inhaltliche Arbeit und den künstlerischen Betrieb. Diese Inhalte schlagen sich nieder im »WDR Konzert«, montags bis samstags ab 20.05 Uhr. Ein Sendeplatz ganz ohne _hörbar 02/2009
»Studio-Konserven«, mit rund 350 Konzertmitschnitten pro Jahr, viele davon live übertragen aus den Konzertstätten NRWs. Dabei ist das Konzept auf eine Vielfalt ausgerichtet, wie sie auch den Konzerthaus-Besuchern bekannt ist. Neben Klassik in jeder Form gibt es Übertragungen Neuer Musik, Jazz und Weltmusik. Hier sind Klangkörper zu hören, die auch regelmäßig in Dortmund zu Gast sind: das WDR Sinfonieorchester, der WDR Rundfunkchor und die WDR Big Band. Das WDR Sinfonieorchester spielte im September bei der Konzerthausnacht im Rahmen des WDR-Radiofestivals, das teilweise live aus Dortmund übertragen wurde. Das Konzert im November unter der Leitung von Andris Nelsons führte das WDR Sinfonieorchester erneut auf die Konzerthaus-Bühne – auch dieser Abend wurde von WDR 3 aufgezeichnet. Der nächste Besuch steht für den 21. März auf dem Konzertplan, mit der »Paukenmesse« von Joseph Haydn und der »Psalmensinfonie« von Igor Strawinsky. Die WDR-Klangkörper und das KONZERTHAUS DORTMUND – demnächst wieder in Ihrem Radio! 27
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DAS NASHORNRÄTSEL Na, wer guckt denn da hinter dem Nashorn her? Ein junger Mann mit längerem dunklen Haar! Kommen Sie seinem Geheimnis auf die Spur und rätseln Sie mit!
Wenn Sie die Lösung wissen, schicken Sie sie uns auf einer Postkarte an:
Einsendeschluss ist der 8. April 2009. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir fünfmal zwei Freikarten für den Klavierabend Leif Ove Andsnes am 24. April 2009.
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_Unser Maskottchen hält diesmal einen äußerst charismatischen jungen Musiker versteckt, der schon allein durch seinen Blick Frauenherzen schmelzen lässt. Und wenn er dann noch die ersten Töne auf seinem Cello erklingen lässt, zieht er auch die Männer in seinen Bann. Die Beziehung zu seinem geliebten Instrument ist geradezu sinnlich. »Franzose sang Lieder ohne Worte auf dem Cello« titelten die Ruhr Nachrichten nach dem Konzert im März 2007 im KONZERTHAUS DORTMUND. Der gesuchte Künstler wurde 1981 geboren und war schon mehrere Male im Konzerthaus zu Gast. Vor kurzem trat er gemeinsam mit seinen Freunden auf. Für ei-
ne Kammermusikeinspielung mit seinem Bruder wurde er im Oktober 2004 mit einem »ECHO Klassik« in der Kategorie »Nachwuchskünstler des Jahres« ausgezeichnet. Als leidenschaftlicher Kammermusiker spielte er bereits u. a. mit Jean-Yves Thibaudet
und Hélène Grimaud. Der junge Musiker gehört der neuen »Generation Klassik« an, die untereinander vernetzt ist und mit Handy, iPod und Internet in der ganzen Welt kommuniziert. In Dortmund gehört er damit zu einer besonderen Konzert-Reihe.
Die Lösung des letzten hörbar-Rätsels: In der letzten Ausgabe war David Orlowsky gesucht, der im Februar mit Jens-Uwe Popp und Florian Dohrmann im Trio begeisterte. Bei seinem vierten Auftritt im Konzerthaus präsentierte er wieder seinen außergewöhnlichen facettenreichen Musikstil. Je zwei Freikarten für das Konzert des Berner Symphonieorchesters unter der Leitung von Andrey Boreyko mit Fazil Say am Klavier am 22. März haben gewonnen: Brigitte Tiemann aus Dortmund, Ernst von Engelbrechten aus Schwerte, Angelika Tschuri aus Gersthofen, Annegret Baumewerd-Ahlmann aus Dortmund und Elisabeth Woltering aus Unna. Herzlichen Glückwunsch!
FOTO: M. TAMMARO / VIRGIN CLASSICS
Konzerthaus Dortmund Stichwort: hörbar-Rätsel Brückstraße 21 44135 Dortmund oder per Fax an: 0231-22 696 155 oder per E-Mail an: info@konzerthausdortmund.de Betreff: hörbar-Rätsel
Boeckers Brummton Liebe Leserinnen und Leser der hörbar, nein, kein Tinnitus, den habe ich schon. Und Brummton trifft es auch nicht ganz, vielmehr ist es ein hohes, permanentes, nervtötendes Pfeifen. Es ist das Grauen, das uns nachts schweißgebadet auffahren lässt in der Furcht, es könnte uns eines Tages wieder heimsuchen. Das, was an jenem Samstagabend im November alle gehört haben, der ganze erwartungsfrohe Saal, die Musiker, wir, und auch der Autor Jan Boecker der folgenden E-Mail-Zuschrift:
Lieber Herr Stampa, Wir haben uns sehr auf das Klavierkonzert von Rachmaninow am 22.11. gefreut – große Teile des Publikums und selbst die hervorragende Solistin Mdme. Grimaud (die immer wieder irritiert nach oben schaute) waren über das entsetzliche hochfrequente Piepen im Saal (mit unbekannter Quelle) mehr als irritiert. Uns hat es den Musikgenuss tüchtig verdorben!! Christian Lütkenhaus, Ascheberg Lieber Herr Lütkenhaus, auch wir haben den Abend nicht gerade entspannt verlebt. Sofort nachdem der Pfeifton mitten
im schönsten Klavierkonzert auftrat, begann hinter den Kulissen ein hektisches Suchen unserer
Technik: Ist vielleicht eine Lampe durchgebrannt, an der Orgel das Register Flautino 2’ noch gezogen, liegt sonst ein technischer Defekt vor? Es war nichts zu machen, nicht einmal war herauszufinden, woher das unerklärliche Pfeifen kam.
In der Pause dann begegneten wir einer freundlichen älteren Dame, die an ihrem Hörgerät hantierte;
während des Konzerts habe sie bereits unentwegt daran geregelt, um besser hören zu können…
Das Pfeifen dürfte tatsächlich an diesem Hörgerät gelegen haben, das nicht richtig in die Ohrmu-
schel eingesetzt oder zu laut eingestellt war. Die Folge: eine Rückkopplung; das Mikrofon fängt in diesem Fall die Schallwellen aus dem Ohr noch einmal auf und verstärkt sie. Der Träger des
Geräts hört es selbst oft nicht, weil die Schwerhörigkeit gerade im Hochfrequenzbereich besteht.
Auch die Umsitzenden können es kaum orten. Dies erklärt, warum jeder Einzelne im Saal das
Geräusch aus einer anderen Ecke zu hören glaubte. Für die Zukunft bedeutet es allerdings auch,
dass es im Grunde nichts gibt, um dem Phänomen vorzubeugen – einziger Trost: Moderne Hörgeräte arbeiten digital und sind mit einem Rückkopplungsschutz versehen. Sie erkennen selbst,
wenn eine Rückkopplung auftritt und regulieren nach. Die Wahrscheinlichkeit solcher Zwischenfälle dürfte also im Laufe der Zeit geringer werden...
Hoffen wir, wieder ganz beruhigt schlafen und – vor allem – stets ungetrübten Musikgenuss im
Konzerthaus erleben zu können.
Bis zum nächsten anregenden Gedankenaustausch grüßt Sie herzlich Ihr Jan Boecker
Freude, Feuer, Forte.
FOTO: SUSE WALCZAK
Das Beste aus der Welt der Musik.
Kontakt Per Post an: Konzerthaus Dortmund, Stichwort: Leserbrief, Brückstraße 21, 44 135 Dortmund Per Fax an: 0231-22 696 155 Per E-Mail an: info@konzerthaus-dortmund.de, Betreff: Leserbrief In unser Gästebuch unter: www.konzerthaus-dortmund.de Wenn Sie wollen, dass Ihre Zuschrift in der hörbar abgedruckt wird, geben Sie uns bitte schriftlich Ihr Einverständnis zur Veröffentlichung. Wir behalten uns zudem vor, Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.
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wdr 3. Aus Lust am Hören.
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Abo- und Einzelkarten: So kommen Sie an Ihre Tickets Galerie Mitte links
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Persönlich: Ticketing + Abonnementberatung, Ludwigstraße/Ecke Reinoldistraße, 44135 Dortmund Per Telefon: 0231-22 696 200 Öffnung des Vorverkaufs: Montag bis Freitag von 10.00 bis 18.30 Uhr, Samstag von 11.00 bis 15.00 Uhr 30
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Per Fax: 0231- 22 696 222 Per Post: KONZERTHAUS DORTMUND, Vertrieb, Brückstraße 21 44135 Dortmund Zahlungsarten: Barzahlung und per Kreditkarte (MasterCard, American Express und VISA). Bitte bei Bestellung Postlaufzeiten berücksichtigen.
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Bei Bestellungen bis spätestens zehn Werktage vor der jeweiligen Veranstaltung ist auch eine Zahlung per Lastschrift möglich. Internet: Selbstverständlich können Sie auch über unsere Homepage www.konzerthaus-dortmund.de Karten erwerben. Bitte klicken Sie auf den Link »Zum TicketShop« auf unserer Startseite.
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Abendkasse: Die Abendkasse befindet sich im Foyer des KONZERTHAUS DORTMUND und öffnet 90 Minuten vor der jeweiligen Veranstaltung. Hörplätze werden an der Abendkasse ausschließlich nach Verfügbarkeit ausgegeben. Anspruch auf Bereitstellung der Hörplätze besteht nicht, eine Reservierung dieser Plätze ist
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DIE KOMMENDE SPIELZEIT Die Künstler für die Saison 2009 I10 sind gebucht, die
APRIL–JUNI_2007 Abonnements zusammengestellt. Vorgestellt wird die neue BAROCK FÜR ALLE_ Marcon Saison am 24. April 2009 Andrea auf der Pressekonferenz des EXKLUSIV UND VIELSEITIG_ Konzerthauses. Freuen Sie sich mitFazil uns Say auf eine neue KLAPPE, Spielzeit DIE ZWEITE_ Lorin Maazel spannende mit vielen hochkarätigen Künstlern:
FOTO: HARALD HOFFMANN/DEUTSCHE GRAMMOPHON
VON SCHAFEN UND MENSCHEN_Tim Fischer So klingt nur Dortmund! nicht möglich. möglich.JeJeInteressent Interessent nicht wird nur eine eineKarte Karteausgegeben. ausgegeben. Gebühren: Bei einem Kartenkauf über das KONZERTHAUS DORTMUND beiEigenveranstaltunEigenveranstaltunwerden bei eineServicegebühr Servicegebühr gen eine vonvon 10% 10 %vom vomGrundpreis Grundpreis und eine Systemgebühr von von1,00 1,50€E Systemgebühr er-erBei Versand Versandvon vonEinzelEinzelhoben. Bei kartenkommt kommteine eine Versandkarten Versandpauschalevon von2,00 2,50 E (bzw. pauschale € (bzw. 6,00 € Ebei beiEinschreiben) Einschreiben)hinzu. hinzu. Rollstuhlfahrer: Service für Rollstuhlfahrer: achtenSie Siedarauf, darauf,frühzeifrühzeiBitte achten buchen, damit damit wir wirIhre Ihregegetig zu buchen, wünschten Plätze und unseren unseren garantierenkönkönExtra-Service garantieren Sie keine keineBegleitperBegleitpernen. Falls Sie son mitbringen, stellen wir Ihnen gerne kostenfrei kostenfrei einen einenunserer unserer Servicemitarbeiter zurVerfügung. zur Verfügung. Servicemitarbeiter für Unser Partner für auswärtige Gruppen: Westfälischer Besucherring im im KONZERTHAUS DORTMUND, DORTMUND KONZERTHAUS Brückstraße 21 Telefon: 02 0231-18 5779 999 31/1 85 99 Fax: 02 0231-18 57 987 31/1 85 79 87 AGB: Die allgemeinen allgemeinen GeschäftsDie Geschäftsbedingungen des KONZERTHAUS bedingungen des KONZERTDORTMUND könnenkönnen im TickeHAUS DORTMUND im ting des Konzerthauses, im Ticketing des Konzerthauses, Internet undund in der im Internet in Saisonbroder Saisonschüre eingesehen werden. broschüre eingesehen werden. _hörbar 02/2009 01/2007
Besuchen Sie auch unsere Homepage und unseren interaktiven Ticketshop unter: www.konzerthaus-dortmund.de Besuchen Sie auch unsere Homepage und unseren interaktiven Ticketshop unter: www.konzerthaus-dortmund.de
Exklusivkünstler bekennen Sammlerstück von Carreras Farbe
Renaud Capuçon und Fazil Say haben viele Gesichter: liebliche, dunkle, majestätische. Ihren Ein besonderes Bonbon hat José Carreras für einen seinerwilde, Fans in Dortmund dagelassen: musikalischen Facettenreichtum stellen des sie Weltstars im KONZERTHAUS DORTMUND immer wieder unter ein signiertes Programmheft. Autogramme sind weltweit begehrte SammelBeweis. Carreras Für eine wurde neue Plakatkampagne zeigen sie ihre Vielseitigkeit auch im Bild und objekte. bei seinem Auftritt im Konzerthaus im vergangenen Oktober mitlassen Sie ein wenig hinter die Fassade blicken. Schauen mal nach auf Homepage unter dem Stichwort Briefen und Blumen überhäuft. Doch die nachSie Konzertende am unserer Bühneneingang wartenden »Publikationen«. Fans gingen leider leer aus, der Startenor hatte es einfach zu eilig. Immerhin: Ein Leser der
hörbar darf sich nun über ein Programmheft mit Originalunterschrift freuen. Um eines von zwei signierten Plakaten zu gewinnen, schicken Sie einfach eine E-Mail, eine Postkarte oderdieses ein Fax dem Stichwort an: oder ein Fax mit Um zu mit gewinnen, schicken»Exklusivkünstler-Gewinnspiel« Sie einfach eine E-Mail, eine Postkarte dem Stichwort »Carreras-Programmheft« an: Britta Lefarth, Lefarth,KONZERTHAUS KONZERTHAUSDORTMUND, DORTMUND,Brückstraße Brückstraße 21, 44135 Dortmund, Britta 21, 44135 Dortmund, Fax: Fax: 0231-22 155, E-Mail: britta.lefarth@konzerthaus-dortmund.de 02 31/22 69 61 696 55, E-Mail: britta.lefarth@konzerthaus-dortmund.de. Einsendeschlussist istder derValentinstag, 30. April 2009. Glück! Einsendeschluss 14. Viel Februar 2007. Viel Glück!
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