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Sinne neu verdrahtet
von Alexander Eing
Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen. Während viele Men-
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schen diese fünf Sinne als essenziell und lebenswichtig wahrnehmen, gibt es viele andere Menschen, die ohne einen oder mehrerer dieser fünf Sinne leben. Dennoch gibt es in der Medizin viele Ansätze, verlorene Sinne wiederherzustellen.
Schon seit dem 13. Jahrhundert werden menschliche Sinne verbessert! In dieser Zeit wurde (vermutlich in der Toskana) die Lesebrille erfunden! Heute sind Brillen weit verbreitet und jede*r kennt jemanden, der*die eine Brille benutzt, um besser sehen zu können. Fast so weit verbreitet wie Brillen sind Hörgeräte, die Menschen mit schlechterem Gehör im Alltag helfen können. Lange Zeit wurden Trichter verwendet, die schwerhörige Menschen in ihre Ohren stecken konnten, um besser zu hören. Erst 1898 kam das erste, in Serie produzierte Hörgerät auf den Markt.
Brillen und Hörgeräte helfen nur dann, wenn der jeweilige Sinn geschwächt ist, aber nicht vollständig fehlt. Blinde und gehörlose Menschen nutzen ihre anderen Sinne. Der Blindenstock und Blindenführhunde erweitern den Tast- und den Hörsinn, bestimmte Markierungen auf Gehsteigen und Ton- oder Vibrationssignale an Ampelanlagen helfen im Straßenverkehr. Gelesen
wird mit der Brailleschrift. Für Gehörlose gibt es spezielle Klingelanlagen und eine Unterhaltung wird mit der Zeichensprache möglich.
In einer offenen und aufeinander achtenden Gesellschaft ist es kein Problem, einen der fünf Sinne nicht zu haben. Trotzdem werden medizinische Möglichkeiten zur Verbesserung des Sehens und des Hörens immer weiter ausgebaut. Vor allem beim Hörsinn gibt es viele Möglichkeiten zur Wiederherstellung: So können Knochenleitungsimplantate Schall über die Knochen im Kopf weitergeben, CochleaImplantate übernehmen die Verarbeitung von Schallwellen in elektrische Signale (mit denen auch unser Gehirn arbeitet!) und Hirnstammimplantate ersetzen einen fehlenden Hörnerv, um die Verarbeitung der elektrischen Signale zu ermöglichen. Bei Störungen des Sehens tut sich auch einiges in der medizinischen Forschung. Bei Netzhautkrankheiten können jetzt schon elektronische Netzhautimplantate verwendet werden, wenn jedoch eine Erkrankung des zentralen Sehsystems vorliegt, gibt es noch keine regenerierende Therapie. Aktuell wird jedoch an „Brain-Computer-Interfaces“ gearbeitet, die dabei helfen sollen, erblindeten Menschen visuelle Informationen zugänglich zu machen.
Nach und nach werden solche Schnittstellen für Erkrankungen der anderen Sinne entwickelt. Auch für querschnittsgelähmte Menschen sollen Gehirn-Computer Schnittstellen genutzt werden, um den Tastsinn zu regenerieren. Für Menschen, die nur einzelne Nervenregionen bei einer Verletzung verloren haben, gibt es Sensoren, die Tastreize an das Gehirn weiterleiten. Beim Geruchs sinn werden technische Im plan ta- te ebenfalls in Erwägung gezogen. Aufgrund der riesigen Anzahl an unterschiedlichen Duftstoffen, scheint dieser Ansatz bisher jedoch als sehr schwierig und deshalb wird auch an Stammzelltherapien und Riechschleimhaut-Transplantationen geforscht. Für die Regeneration des Geschmackssinns wird bis jetzt eher auf
Ernährungsumstellungen und Medikamente anstatt auf Implantate gesetzt. Dieser kurze Einblick in die Welt der Behandlung von Sinneserkrankungen zeigt also: Viel ist jetzt schon möglich, in naher Zukunft wird noch mehr möglich sein!