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Auswandern
von Malin Rütten
Von Corona-Phänomenen und der Suche nach einem besseren Leben
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Schon seit über 120 Jahren sind nicht mehr so viele Menschen
in Deutschland ausgewandert wie heute, aktuell rund 200 000. Zum Vergleich: 1999 waren es nur etwa 99 000. Die meisten von Ihnen, etwa 76 %, sind Akademiker*innen.
Das Gras auf der anderen Seite ist immer grüner. Das deutsche Wort Sehnsucht hat in den meisten Sprachen der Welt keine Übersetzung. Im Englischen und in einigen anderen Sprachen wird es sogar als Germanismus bezeichnet. Die Deutschen sind ein hungriges Volk, das immer wieder von Fernweh, Neugier und Tatendrang in die Welt getrieben wird. Als Back packer*innen sind Deutsche auf der ganzen Welt anzutreffen. Bevorzugte Reiseziele sind laut Statistischem Bundesamt europäische Länder. Besonders beliebt sind beispielsweise Spanien, die Schweiz, Österreich und Polen. Aber auch exotische Reiseziele in den USA oder Südostasien werden immer populärer. Das Ziel der deutschen Auswanderer*innen hängt stark von der individuellen Situation ab. Während junge Menschen gerne auch in asiatische Länder auswandern, zieht es z.B. Rentner*innen, wegen beispielsweise niedrigen Renten, eher in Länder wie Ungarn oder generell nach Osteuropa. Die Beweggründe der Auswan de rer*innen sind sehr unterschiedlich. Manche von ihnen sind selbst Einwanderer und wollen nun zurück in die Heimat. Andere sind mit der aktuellen politischen Situation in Deutschland einfach unzufrieden. Zudem sehen viele Deutsche die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands, Stichwort: Digitalisierung, als tendenziell schlecht aufgestellt an. Monopol-Firmen, wie man sie in den USA oder Asien sieht, sind in Deutschland schlichtweg kaum vorhanden. Schaut man sich den internationalen Vergleich der wertvollsten, börsennotierten Firmen der Welt an, besetzt Deutschland mit SAP gerade mal Platz 64. Überraschend ist, dass ein beträchtlicher Teil der deutschen Auswanderer*innen im Rentenalter ist. Niedrige Renten und hohe Lebenshaltungskosten sind in Deutschland allgegenwärtig. Deshalb wandert ein immer größer werdender Teil der Rentner*innen ins Ausland aus, denn da sind die Lebenshaltungskosten deutlich niedriger. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist zu beobachten, dass Menschen Deutschland verlassen, um woanders neu zu beginnen. Dabei spielt nicht nur Unzufriedenheit mit der Lage und den Lockdown-Maßnahmen eine Rolle, besonders Impfgegner*innen verlassen das Land, wie die Zeitschrift Focus im Januar 2022 berichtet. Hohenau, eine Kleinstadt im Südwesten von Paraguay ist dabei das Ziel von zahlreichen Impfgegner*innen. "In den letzten vier, fünf Monaten sind sehr viele neue Menschen zu uns gekommen. Manche aus Österreich, andere aus Polen oder Russland. Die meisten aber
kommen aus Deutschland", sagt Enrique Hahn, der Bürgermeister des 15.000-Einwohner*innen-Städtchens. Paraguay deswegen, weil einerseits noch nicht mal eine Impfung für die Einreise nötig ist und andererseits, weil Organisationen wie Scientology dort besonders uneingeschränkt agieren können (Focus online, 15.01.22).
Eine Arbeit, von der man leben kann, Krankenhäuser und Schulen, die man sich leisten kann, das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Möglichkeit, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen – das ist in Deutschland für die meisten selbstverständlich. Doch während viele Deutsche Ihr Land auf der Suche nach einem noch angenehmeren Leben verlassen, brechen Auswanderer in anderen Ländern oft aus purer Not zu neuen Ufern auf. Ihnen fehlt es teils an lebensnotwendigen Dingen. Deshalb sehen sie sich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Rund 260 Millionen Menschen weltweit suchen als Migrant*innen Arbeit, Schutz und ihr Glück. Dazu zählen auch fast 26 Millionen Flüchtlinge, die vor Verfolgung, Gewalt und Krieg Schutz suchen. Anfang des 20. Jahrhunderts war vor allem Amerika das typische Einwandererland. Deutschland ist ebenfalls schon lange ein traditionelles Einwanderungsland. Im Deutschen Reich, in der Weimarer Republik und in der Bundesrepublik Deutschland hat es immer Migrant*innen gegeben. Allerdings sind erst nach dem Zweiten Weltkrieg mehr Menschen ein- als ausgewandert. Die stabile deutsche Wirtschaft und der hoher Lebensstandard, verbunden mit einer politischen Sicherheit, macht Deutschland zu einem beliebten Ziel für Einwanderer. Die Mehrheit der Zugewanderten zog 2021 aus einem anderen europäischen Land nach Deutschland (rund 63 %). Am häufigsten hatten Zugewanderte die rumänische, die polnische oder die bulgarische Staatsbürgerschaft. Interessant ist dabei, dass die Zahl derjenigen, die aus humanitären Gründen, wie Flucht vor Krieg oder Hunger seit 2015/2016 wieder abnimmt. Stattdessen migrieren mehr Menschen, um in Deutschland zu arbeiten oder zu studieren.
Aus- und Einwanderung gab es zu allen Zeiten. Die Beweggründe können sich ständig ändern und sind abhängig von wechselnden Faktoren. Dennoch bleibt es immer ein wichtiges Thema, dass uns alle betrifft. Die Migration bringt für die Betroffenen viele Herausforderungen und Probleme mit sich. Migranten im Land zu integrieren, ist ebenso eine Herausforderung für die Bewohner:innen des jeweiligen Landes. Integration ist aber immer eine Chance, von anderen Kulturen zu lernen und sich weiterzuentwickeln.