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3.4 Bebauung und Siedlungsdauer

Hinweise zur Bebauung der spätbronzezeitlichen Siedlung von Osterfingen sind spärlich. Dennoch lässt die lückenhafte Grundlage einige Überlegungen zu. Gebäudestandorte waren nicht nachweisbar. Die wenigen, in die Spätbronzezeit datierbaren Pfostengruben lassen sich auch unter Zuhilfenahme undatierter Strukturen (Kap. 2.3) nicht zu Grundrissen ergänzen. Zusammenhängen könnte dies mit der ungenügenden Befunderhaltung (Kap. 2.1), wodurch Pfostengebäude möglicherweise schlicht nicht mehr nachweisbar sind. Es könnten allerdings auch andere in der Spätbronzezeit übliche Konstruktionsweisen47 wie die Schwellen- oder Blockbautechnik vorherrschend gewesen sein. Ein solches Gebäude wird auch für die in dieselbe Zeitstufe datierende Fundstelle LöhningenBachtel SH vermutet. Erhalten war eine flächige Steinlage, die als Substruktion für einen Holzbau interpretiert wurde.48 Da in Osterfingen d er s pätbronzezeitliche N utzungshorizont erosionsbedingt fehlt, haben sich hier mögliche ähnliche Befunde nicht erhalten. Ob die wenigen nachgewiesenen Pfostengruben inOsterfingen zu Häusern oder anderen Installationen gehörten, muss offenbleiben.

Der Brandschutt aus Grube Pos. 273 (Kap. 3.2) belegt die Existenz von mindestens einem Gebäude. Die stark hitzeversehrten Lehmfragmente zeigen, dass in den Wänden des Gebäudes Lehm verbaut war. Am ehesten handelte es sich dabei um mit Lehm verputzte Fachwerkwände. Wände in Blockbautechnik mit Rundhölzern scheinen weniger plausibel. Zwar wurde zur Abdichtung der Fugen des Blockbaus ebenfalls Lehm genutzt. Im Querschnitt zeigt dieser Lehm jedoch eine auffällige, dreieckige Form.49 Entsprechende Stücke liessen sich unter den zahlreichen Fragmenten gebrannten Lehms im Osterfinger Fundgut nicht feststellen (Kap. 4.3.1). Selbst unter Berücksichtigung erodierter Baubefunde spricht die lockere Befunddichte eher für eine einphasige Siedlung. Befundüberschneidungen konnten in keinem Fall beobachtet werden. Dem gegenüber steht die typologische Datierung der Keramik, welche die Funde aus Pos. 686 zeitlich von den übrigen Befunden abgrenzt. Aufgrund von Form- und Verzierungsmerkmalen lassen sich mehrere Gefässe aus Pos. 686 in die Stufe Bz D2/Ha A1 datieren. Alle übrigen Befunde stammen aus der Stufe Ha A2 (Kap. 4.1.8). Interessant ist dabei, dass sich damit stufenübergreifend dieselbe Sitte einer Gefässdeponierung zusammen mit hitzeversehrter Keramik beobachten lässt (Pos. 273, 686, 700 und 1082, Kap. 3.2). Ob der Siedlungsplatz kontinuierlich genutzt wurde oder ob mit einem Unterbruch zu rechnen ist, muss offenbleiben.

Im Schweizer Mittelland und in Süddeutschland bestanden Landsiedlungen der Spätbronzezeit aus locker überbauten Flächen mit viel Raum zwischen einzelnen Gebäuden oder kleinen Gebäudegruppen.50 Dasselbe darf auch für Osterfingen erwartet werden. Wie weit sich die Siedlung ausserhalb der Grabungsgrenzen nach Westen, Norden und Osten ausdehnte, muss vorerst offenbleiben. Gegen Süden bildete wohl der Haartelbach eine natürliche Grenze.

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