PROJEKTSTUDIE ARCHITEKTUR 2013
KÜNSTLERHAUS BOSWIL
RAUM FÜR DIE ZUKUNFT
INHALT
01 KÜNSTLERHAUS BOSWIL 02 AUSGANGSLAGE 03 DENKMALPFLEGE 04 UMGEBUNG 05 KIRCHENFOYER 06 SIGRISTENHAUS 07 KOSTENSCHÄTZUNG
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DAS KÜNSTLERHAUS BOSWIL ORT DER MUSIK Das Künstlerhaus Boswil im aargauischen Freiamt ist eine legendäre Institution der Kulturvermittlung. Vor 60 Jahren als Künstleraltersheim gegründet, strahlt es heute als Musikzentrum weit über die Kantonsgrenzen aus. Als Ort der Musik ist es ein Ort der Begegnung, des Kulturaustauschs und der künstlerischen Auseinandersetzung. Das einmalige Ambiente rund um die Alte Kirche Boswil ermöglicht herausragende Konzerte, Jugendprojekte und Weiterbildungsangebote, die jedes Jahr rund 12’000 Gäste und Musiker aus der Schweiz und allen Kontinenten zusammenbringen. Erfolg verpflichtet: nicht nur dazu, die hohe musikalische Qualität des Angebotes beizubehalten, sondern auch, eine zeitgemässe Infrastruktur für die Besucher eines wichtigen Kulturortes bereitzustellen. Die vorliegende Architekturstudie «Künstlerhaus Boswil – Raum für die Zukunft» zeigt auf, wie dieser historische Ort mit zeitgemässen räumlichen Verhältnissen in die Zukunft geführt werden kann.
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«PLAYING IN THIS CHURCH IS A UNIQUE MOMENT.» Gilles Apap, Violinist
01 DAS KÜNSTLERHAUS BOSWIL
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GESCHICHTE
hier ein Heim für betagte und mittellose Künstler zu
Das Künstlerhaus Boswil liegt im aargauischen Freiamt,
schaffen. Weltberühmte Künstler wie Pablo Casals,
in der Mitte zwischen den urbanen Zentren Aarau,
Clara Haskil, Wilhelm Backhaus, Géza Anda, Yehudi
Zürich, Zug und Luzern. Es umfasst die Gebäude des
Menuhin und Maria Becker unterstützten die Stiftung
ehemaligen Boswiler Pfarrbezirks rund um die Alte
schon früh mit Benefizveranstaltungen. Ab 1960 zogen
Kirche Boswil, erbaut auf einem Moränenhügel, der als
Pensionäre in das ehemalige Pfarrhaus ein: unter
stärkster Kraftort im Freiamt gilt. Bereits im Mittelalter
ihnen die Maler Carl Zürcher, Walter Meier und Walter
stand hier eine von den Rittern von Boswil errichtete
A. Steffen, der Regisseur Kurt Früh und die Tänzerin
Fluchtburg mit romanischer Kirche – die einzige Wehr-
Stéphanie Darras. Parallel entwickelte sich Boswil in
kirchenanlage im Kanton Aargau. Unter der Herrschaft
den 1970er und 1980er Jahren zur bedeutenden
des Klosters Muri wurde 1664 die heutige barocke
Kulturwerkstatt auf dem Land: Die Flöten-Meisterkurse
Kirche errichtet und 1757 das Haupthaus als damaliges
von Marcel Moÿse, die internationalen Komponisten-
Pfarrhaus fertiggestellt. 1890 wurde die Kirche profani-
seminare von Klaus Huber sowie ein Atelierprogramm
siert und diente in der Folge als Atelier und Turnhalle.
im Bereich der Bildenden Kunst für Künstler aus dem
1953 gründeten Willy Hans Rösch und Albert Rajsek
damaligen Ostblock etablierten Boswil als Ort der
eine private Stiftung mit dem Ziel, die Alte Kirche und
Reflexion und wichtiger kreativer Impulse. Mit dem Tod
das alte Pfarrhaus Boswil vor dem Verfall zu retten und
der letzten Pensionärin 1991 wurde das Künstlerheim
endgültig zum Künstlerhaus, zu einem Kulturzentrum,
Die umfassende und qualitativ herausragende musika-
GEGENWART
das in der Folge sämtliche Sparten pflegte. Die ständi-
lische Palette umfasst seither Konzerte auf internatio-
Das umfangreiche musikalische Programm wird heute
gen Bewohner fehlten, doch regelmässige Gäste und
nalem Niveau, eine breite Jugendförderung und Weiter-
durch drei Schwerpunkte geprägt: zum einen öffent-
Besucher kamen und gingen. Fünfzehn Jahre lang
bildungsmöglichkeiten auf Hochschulniveau. Als
liche Konzerte mit profilierten, zeitgemäss kontextuali-
setzte das Künstlerhaus Boswil mit kulturellen Veran-
«Kulturleuchtturm» des Aargaus verbindet das Künst-
sierten Programmen auf internationalem Niveau, zum
staltungen, Weiterbildungsangeboten und Atelierauf-
lerhaus heute Tradition und Innovation und ist, weit
anderen die musikalisch und didaktisch qualifizierte
enthalten Akzente in allen kulturellen Sparten: klas-
über die Kantonsgrenzen ausstrahlend, Gastort für all-
Förderung von Kindern über Jugendliche bis hin zu
sische Musik, Jazz, Improvisation, Literatur, Bildende
jährlich 12’000 Besucher, Musiker und Kursteilnehmer.
Studierenden und jungen Berufsmusikern auf regiona-
Kunst, Tanz und Theater. Das wachsende Kultur-
ler, kantonaler und nationaler Ebene. Und drittens
angebot und eine notwendige stärkere Professionali-
So ist der Boswiler Kirchenhügel geprägt von fast tau-
Boswil als Zentrum der kreativen Auseinandersetzung,
sierung liessen den Entschluss reifen, sich ab 2006
send Jahren Kulturgeschichte. Seit 60 Jahren sind
des Rückzugs, der praktischen Arbeit und des Nach-
ausschliesslich auf die Kernkompetenz des Künstler-
Gäste und Besucher des Künstlerhauses beeindruckt,
denkens.
hauses, die klassische Musik, zu konzentrieren. Verbun-
und Musiker sind inspiriert von der hohen künstleri-
den mit einem Leistungsauftrag des Kantons Aargau
schen Qualität, der kreativen Atmosphäre und der idyl-
Das Künstlerhaus Boswil verbindet dabei Weitsicht und
wurden seither die jährlichen Veranstaltungen und
lischen Landschaft. Seit Jahrzehnten wird hier auf-
Konzentration, Aktion und Kontemplation, es ist regio-
die Grösse des Teams verdoppelt und die nachhaltige
grund der Ausstrahlung des Ortes Musik gemacht und
nal verwurzelt und offen für die Welt, es trägt zur
Ausstrahlung und Wirkung als Musikort ermöglicht.
über Musik nachgedacht.
Meinungsbildung bei und ist Mittler zwischen Kulturen 5
und Generationen, Tradition und Fortschritt. Es strebt
Ein Höhepunkt in der Schweizer Festivallandschaft ist
Ein Förder- und Konzertprojekt für junge, begabte
nach attraktiven Inhalten, innovativen Vermittlungs-
das Musikfestival «Boswiler Sommer». Im inspirieren-
MusikerInnen aus allen Sprachregionen der Schweiz
formen und nachhaltiger Wirkung.
den Rahmen rund um die Alte Kirche Boswil führt
ist das «Ensemble Boswil – Schweizer Ensemble für
es in 15 bis 16 Anlässen innert zehn Tagen Weltklasse-
Neue Musik». Rund 25 Mitwirkende aller Schweizer
Alljährlich finden im Rahmen des eigenen Programms
KünstlerInnen und junge kreative MusikerInnen zusam-
Musikhochschulen erhalten die Gelegenheit, im Rah-
heute rund 100 Konzerte, Workshops, Meisterkurse und
men und verknüpft unter dem Stichwort «Weltklassik»
men eines Stipendiums jeweils im Herbst wichtige
weitere musikalische Einzelanlässe statt. Für die im
verschiedene musikalische Welten auf hohem Niveau.
Werke der zeitgenössischen Musik zu erarbeiten und anschliessend unter professionellen Tourneebedingun-
Haus stattfindenden Kurse und Weiterbildungen, aber auch für die hier auftretenden Musiker bietet das
Ein professionelles musikalisches Weiterbildungs-
gen aufzuführen. Mit Teilnehmern aus allen Landestei-
Künstlerhaus dabei Kost und Logis in seinem histori-
angebot von Meisterkursen, Workshops und Forums-
len und Konzerten in der ganzen Schweiz leistet das
schen Ambiente an.
veranstaltungen mit Dozentinnen und Dozenten
Ensemble einen wichtigen Beitrag zum Austausch über
von Rang umfasst die «Boswiler Akademie». Auf
die Sprachgrenzen hinweg.
Eine Konzertreihe von internationalem Format sind die
Hochschulniveau umfasst ihr Spektrum Alte und Neue
Boswiler Meisterkonzerte. Die jährlich acht bis neun
Musik, instrumentenspezifische Themen oder Impulse
Ein innovatives Vermittlungs- und Bildungsprojekt ist
Konzerte vereinen Solisten von Weltruf, herausragende
für die Jugendförderung wie das «Young Composers
das «Jugend-Sinfonieorchester Aargau», welches als
Talente, führende Ensembles der Klassikszene und
Project».
Nachwuchs-Sinfonieorchester zweimal jährlich moti-
Highlights der Musikliteratur aus fünf Jahrhunderten. 6
vierte und begabte Jugendliche und junge Erwachsene
«BOSWIL’S HOSPITALITY HAS BEEN UNCOMPA RABLE. WE LOVED EVERY MINUTE OF IT.» The Song Company, Sydney
im Alter von 16 bis 26 Jahren aus dem Aargau und den
Rekorde; und 2011 sorgten die Gesamtaufführung von
mit Restaurant, über verschiedene Proberäume und
angrenzenden Kantonen zusammenführt. Das JSAG
Franz Schuberts Werk für Klavier vierhändig und die
über ein musikalisches Instrumentarium mit drei Flü-
widmet sich dem klassisch-romantischen Konzert-
Schweizer Erstaufführung von Karlheinz Stockhausens
geln, drei weiteren Klavieren und einer Continuo-Orgel.
repertoire ebenso wie neuerer Musik und konzertiert
Helikopter-Streichquartett für grosse öffentliche
inner- und ausserhalb des Kantons.
Resonanz. Regelmässig gastieren Schweizer Musik-
Das Jahresprogramm wird von einem Team von zwölf
hochschulen und Musiker sowie Ensembles aus ver-
Personen bewältigt, welche sich in sechs Vollzeitstellen
Als regionales Jugendorchester der Bezirke Brem-
schiedenen Ländern hier, um Projekte vorzubereiten
teilen. Finanziert wird das Jahresbudget in der Höhe
garten und Muri ermöglicht das «Jugendorchester
und an diesem Kraftort auf dem Land zu arbeiten.
von CHF 1,8 Mio. durch eine Mischfinanzierung aus Bei-
Freiamt» 11- bis 16-jährigen MusikerInnen erste Orches-
Die musikalischen Schwerpunkte des Künstlerhauses
trägen der öffentlichen Hand (mit dem Kanton Aargau
tererfahrungen. Zwei Projektphasen im Frühsommer
werden von den Schweizer Medien aktiv begleitet und
als Hauptträger), von Förderstiftungen, Sponsoren
und Winter führen es an verschiedene Konzertorte im
reflektiert, und das Künstlerhaus selber kommuniziert
und substanziellen Eigeneinnahmen (Ticketverkäufe,
Freiamt.
seine Aktivitäten zeitgemäss mit Drucksachen, Website
Vermietungen, Teilnehmerbeiträge, Spenden der
und Social Media.
Fördervereine).
Neben diesen ständigen Angeboten setzen spezifische Musikveranstaltungen zusätzliche Akzente. 2009 führte
Als Musikzentrum verfügt das Künstlerhaus Boswil
die Realisierung des «grössten Kuhglocken-Ensembles
heute über eine Infrastruktur mit sechs Liegenschaften,
der Welt» zu einem Eintrag im Guinness-Buch der
22 Gästezimmern und 45 Betten, über eine Grossküche 7
02
AUSGANGSLAGE
GEBÄUDESITUATION 2012
Gebäulichkeiten. Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern
Die Stiftung Künstlerhaus Boswil blickt auf sehr erfolg-
von Kultur, Wirtschaft und Politik sowie das Team des
reiche Jahre zurück. Als Ort der Musik erfolgte ab
Künstlerhauses Boswil erarbeiteten in der Folge ein
2006 eine thematische Konzentration und Neuaus-
Konzeptdossier, welches für die vorliegende Projekt-
richtung der Stiftung. Durch den Erwerb des Sigristen-
arbeit als Grundlage diente. Es erschien allen Beteilig-
hauses im Jahr 2008 ergab sich für die Stiftung eine
ten wichtig, nicht eine quantitative Ausweitung des
einmalige Gelegenheit, alle Bauten des historischen
Programmes anzustreben, sondern unter Einbezug der
Boswiler Kirchenhügels unter dem Dach des Künstler-
historischen Gebäude zeitgemässe räumliche Verhält-
hauses zusammenzufassen und die Infrastruktur so
nisse für die Zukunft zu schaffen, um die Qualität des
anzupassen, dass die Weiterentwicklung des Ortes
Angebotes beibehalten zu können.
der Musik sichergestellt ist. Der Kanton Aargau erwarb das Sigristenhaus von Albert Rajsek und übertrug es
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danach der Stiftung Künstlerhaus Boswil mit der Aufla-
ORT DER MUSIK – ORT UND MUSIK
ge, innerhalb von zehn Jahren eine bauliche Umnut-
Der Kirchenhügel mit seiner einmaligen Ausstrahlung
zung vorzunehmen. Diese Ausgangslage führte zu ei-
von Ruhe und Kraft soll die musikalische Arbeit und
ner Strategieplanung über die Nutzungsmöglichkeiten
das Musikerlebnis unterstützen und verstärken. Bei
unter Einbezug aller zum Künstlerhaus gehörenden
schönem Wetter verweilt man gerne im weitläufigen,
F
A
C
B D E
A C E
ALTE KIRCHE SIGRISTENHAUS WERDERHAUS
B D F
KÜNSTLERHAUS BÜRO/OFFICE ODILO-KAPELLE
mit verwunschenen Ecken ausgestatteten Umfeld der
Funktionen des Werderhauses übernehmen können.
zone ersetzt werden. Das eigentliche Künstlerhaus
Kirche. Der historische alte Boswiler Kirchenbezirk soll
In Gesprächen mit dem Kulturverein Boswil hat sich die
(Pfarrhaus) wird weiterhin mit den vorhandenen Gast-
nochmals aufgewertet und noch vermehrt als zugängli-
Idee entwickelt, im Werderhaus ein Dorfmuseum einzu-
ronomieräumlichkeiten und den Unterkünften für
cher und benutzbarer Aussenraum erlebbar werden.
richten. Für den Zweck eines Museums ist die Lage am
Künstler und Gäste funktionsgerecht genutzt. Als gros-
Durch eine Neudefinition der Funktionen der Gebäude
Freiämterweg ideal; die Erschliessung ist gewährleistet,
ses Defizit im räumlichen Angebot des Musikbetriebes
können die Nutzungen entflochten werden: Die Kirche
es können die vorhandenen Parkplätze genutzt werden,
mit umfangreichem Zuschauerangebot hat sich die Ein-
wird noch stärker zum reinen Musikraum, während
und weitere Synergien mit dem Künstlerhaus sind
gangssituation der alten Kirche erwiesen. Verschiedene
Seminare etc. ins Sigristenhaus verlagert werden.
durchaus möglich. Neben der Verbesserung der Umge-
Versuche, diesen Engpass funktionsgerecht zu lösen,
bungsgestaltung wird es vor allem darum gehen, das
sind immer wieder an den räumlichen Grenzen und
neu zur Verfügung stehende Sigristenhaus optimal zu
Machbarkeiten gescheitert. Die Probleme mit Eingang,
FOLGERUNGEN
nutzen und als neues administratives und lebendiges
Windfang, Kasse, Garderobe und einer direkt aus dem
Mit der Absicht, sich auf den Kirchenhügel zu konzen-
Zentrum zu gestalten. Mit der Anbindung an einen
Kirchenraum zugänglichen Toilettenanlage sind bei
trieren und die räumlichen Verhältnisse nicht unbe-
neuen Zugangsweg und die Zugangsachse zur Kirche
der aktuellen Belegung nicht mehr zu lösen. Mit einem
dingt auszuweiten, wird die Möglichkeit in Betracht
sollen im umgebauten Gebäude Büroräumlichkeiten,
seitlichen Anbau kann ein neuer Eingangs- und Emp-
gezogen, das ausserhalb liegende Werderhaus anderen
Unterkünfte und Räumlichkeiten für Meisterkurse, Pro-
fangsbereich geschaffen werden, so dass der Kirchen-
Nutzungen zuzuführen. Nach dem geplanten Umbau
ben und Seminare entstehen. Der jetzige Büropavillon
raum ausschliesslich den KünstlerInnen und dem
des Sigristenhauses wird dieses weitgehend auch die
kann dadurch zu Gunsten einer grosszügigen Garten-
Publikum zur Verfügung stehen wird. 9
03
DENKMALPFLEGE «Der alte Kirchturm von Boswil Hat manche Generation geseh’n, Im ernst soliden Gotenstil Lässt er sie stolz an sich vorübergehn. Das Heiligtum ward ihm genommen, Entfernt, was einst sein Eigen war Wohl fromme Kunst hat’s übernommen Und ist ihm treu schon viele Jahr! Doch reges, frohes Leben Bringt ihm das edle Storchenpaar Und jubelnd auch den Turm umschweben Der Dohlen treue Hüterschar.» 1
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DIE VIELEN LEBEN DES HISTORISCHEN KIRCHENBEZIRKS BOSWIL
Künstleratelier, in der Odilo-Kapelle baute Nüscheler
Dieses Gedicht – wohl verfasst von Elsa Ranacher,
Pfarrhaus wurde zum Wohnhaus der Familie.
den Muffelofen für die Glasmalereien ein, und das
Richard Arthur Nüschelers zweiter Ehefrau – zierte eine Postkarte des Kunstateliers Nüscheler in den
Die nächsten Anpassungen fanden nach Nüschelers Tod
1930er Jahren. Damals führte die alte Kirche bereits
(1877 – 1950) und dem Erwerb der Anlage durch die Stif-
ihr drittes Leben: Nachdem sie jahrhundertelang
tung «Alte Kirche Boswil» 1953 statt. 1958/59 wurde
als Gotteshaus diente, wurde sie nach Errichtung der
das ehemalige Pfarrhaus beziehungsweise das Wohn-
neuen Kirche in Boswil (1888 – 1990) im Jahre 1913
haus der Familie Nüscheler zum Künstlerhaus umge-
wegen Nichtgebrauchs zuerst profaniert, dann dem
staltet und 1963 bis 1966 wurde die Kirche zum Veran-
aus Paris zurückkommenden Kunst- und Glasmaler
staltungsort, für kulturelle Anlässe umgewidmet. Dieses
Nüscheler als Kunstatelier vermietet.
neue Leben war dem im benachbarten Sigristenhaus wohnenden ehemaligen Sänger und Glasmaler Albert
Im Jahre 1918 kaufte er die ganze Anlage mit dem
Rajsek (1921 – 2011), vor allem aber dem langjährigen
ehemaligen Pfarrhaus und der Odilo-Kapelle. Schon
Stiftungspräsidenten Willy Hans Rösch (1924 – 2000) zu
damals fanden in der Kirche, der Kapelle und im Pfarr-
verdanken. Ende der 1980er Jahre – mittlerweile war
haus bauliche Eingriffe statt: Die Kirche wurde zum
Boswil zum vielbeachteten Kulturzentrum geworden –
fand eine erneute Anpassung an die Gegebenheiten mit
Wie haben die baulichen Eingriffe in die historische
«Gute Architektur zeichnet sich dadurch aus, dass sie
einer Teilunterkellerung der Kirche und der Rekonstruk-
Bausubstanz in hoher architektonischer Qualität und
sorgfältig auf den Ort hin gestaltet ist, wo sie errichtet
tion des ehemaligen Eingangsbereichs statt.
mit denkmalpflegerischem Respekt auszusehen?
werden soll. Eine kreative Planung wird dies jedoch nicht durch geistlose Anpassung bewerkstelligen, son-
Für das Sigristenhaus waren die Vorgaben klar: Albert
dern Lösungen entwickeln, die klug und künstlerisch
AUF ZU NEUEN HORIZONTEN
Rajsek hat den ehemaligen Wohnteil des Vielzweck-
anspruchsvoll gestaltet sind, so dass sich Neubau und
2008 rundete der Erwerb des Sigristenhauses von
gebäudes für Wohnzwecke restauriert – dieses Konzept
Denkmal durch einen antithetischen Dialog gegenseitig
Albert Rajsek das Ensemble um die alte Kirche ab. Und
wird beibehalten. Den Ökonomieteil hat er tiefgreifend
zu steigern vermögen.» 2
nun steht die Stiftung Künstlerhaus Boswil vor den
um- und ausgebaut. Die anspruchsvolle Aufgabe der
nächsten grossen Schritten in die Zukunft. Auf der
Architekten ist es hier, die neuen Nutzungen im beste-
Obwohl dieses Zitat nicht für Boswil verfasst wurde,
musikalischen Landkarte besitzt «Boswil» europaweite
henden Volumen unter der dominanten Dachhaut zu
passt es doch sehr genau zur jetzt vorliegenden Situa-
Ausstrahlung. Eine Ausstrahlung, welche die Anfor-
integrieren. Das heisst, sämtliche historischen
tion. Auf ein weiteres, neues Leben des historischen
derungen an die einzelnen Gebäude wie auch an die
Konstruktionselemente sollen sowohl lesbar gemacht
Kirchenbezirks!
Aussenraumgestaltung des ganzen historischen
wie auch mit den funktionalen und flächenmässigen
Kirchenbezirks höher werden lässt.
Anforderungen in Einklang gebracht werden. Ebenso anspruchsvoll ist die Gestaltung des neuen Eingangs-
Die Eingangssituation der alten Kirche ist unprakti-
bereichs der alten Kirche. Hier konnte nur ein zusätz-
kabel. Im Winterhalbjahr und bei schlechtem Wetter
liches Volumen, ein Anbau an die alte Kirche die Lö-
entsprechen die äusserst prekären Platzverhältnisse
sung sein. Es wurde eine leichte, fast schwebende
mit Eingang, Windfang, Garderobe und Kasse in keiner
Pavillonstruktur entwickelt, welche die nötigen Räume
Art und Weise mehr den heutigen Anforderungen an
und den behindertengerechten Zugang aufnimmt und
einen hochfrequentierten, nutzerfreundlichen Veran-
die in den 1930er Jahren ausgegrabenen Reste der
staltungsort. Die jetzige Situation mit Windfang und
früheren «Burganlage» respektiert. Der Neubau nimmt
Kellerabgang im Kirchenschiff verhindert gleichzeitig
sich bezüglich Gestaltung und Grösse zurück und ver-
zusätzliche Sitzplätze unter der Empore. Das Sigristen-
mittelt mit seiner zurückversetzten Eingangsfassade
haus muss neue Nutzungen aufnehmen, und der
zwischen Kirche und Odilo-Kapelle.
Aussenraum des Kirchenbezirks soll als Teil des Gesamtkonzepts umgestaltet werden.
1
Vgl. Fecker-Nüscheler, Elisabeth: Richard Arthur Nüscheler, Kunst- und Glasmaler 1877–1950: Sein Leben und sein Werk. Typoskript 1990.
2
Vgl. Bossardt, Jürg Andrea: Die Kirchen von Boswil. Bern: GSK, 1998, S. 5 f. 11
04 - 06
BOSWIL – RAUM FÜR DIE ZUKUNFT
Die vorliegende Projektstudie wurde in enger Zusammenarbeit der Projektgruppe, bestehend aus Michael Schneider (Geschäftsführer), Othmar Huber (Stiftungsrat) und Stefan Hegi (Vizepräsident des Stiftungsrates und Projektleiter), und mit für diese Aufgabe bestens qualifizierten Architekten erarbeitet. Dazu fanden wir für jede zentrale Aufgabe ein Team von Architekten und Gestaltern, welche auf den folgenden Seiten die Projektumsetzungen präsentieren. Auch wenn in den zusätzlichen Gebäulichkeiten wie Künstlerhaus und Odilo-Kapelle ebenfalls gewisse Verbesserungen und Veränderungen notwendig sein werden, haben wir uns in dieser Präsentation auf die drei wichtigen Bereiche Umgebung, Kirchenfoyer und Sigristenhaus konzentriert.
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04
UMGEBUNG
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Die Spuren der Geschichte im Boswiler Kirchenbezirk
Kette, dorfseitig auf einer einzigen Achse miteinander
sind in einem mannigfaltigen Geflecht omnipräsent:
verbunden. So wird die Wahrnehmung der Moränen-
Während Jahrhunderten haben hier Neubauten und
kuppel mit ihren Wehrmauern als Kirchenburg ver-
Umbauten stattgefunden, wurden Strukturen abgeris-
stärkt und dem ortsfremden Besucher die Orientierung
sen oder freigelegt. Das vorliegende Konzept der
erleichtert. Zur Bewahrung und Stärkung der atmo-
Umgebungsgestaltung verbindet Neues und Altes zu
sphärischen Bescheidenheit des Orts werden gärtneri-
einem starken, selbstverständlichen Gesamtbild,
sche Inszenierungen auf den Raum um Pfarr- und
welches die Lesbarkeit der Geschichte ermöglicht
Sigristenhaus konzentriert. Die prägende, schlichte
und den aktuellen Bedürfnissen Rechnung trägt. Eine
Schönheit von Bäumen und Grasflächen auf dem
stufenlose Verbindungsachse vom Parkplatz her führt
Kirchenhügel wird weitergeführt. Eine grösstmögliche
neu von ausserhalb der Mauern direkt ins Herz des
Wiedereinbettung der Burgruine hinter der Kirche ins
Ensembles. Sie dient zugleich der Zulieferung von
Terrain und die Abtragung von nicht authentischen
Waren und ermöglicht es, den bisherigen talseitigen
Mauerteilen tragen zur Geschichtsklärung und Gross-
Zugangsweg zum Künstlerhaus zu schliessen und
zügigkeit bei. Mit einer Markierung des ersten Befesti-
die Rasenfläche auf der Ostseite auszudehnen. Die
gungsrings in seinem gesamten – unsichtbaren –
Einzelteile des neuen Ensembles (Sigristenhaus –
Verlauf z. B. mit einem Metallband werden symbolisch
Pfarrhaus – Kirche) werden so, wie Perlen auf einer
Geschichte und gegenwärtige Ortsnutzung vereint.
KONZEPT AUSSENRAUM
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PORTRÄT JANE BIHR-de SALIS Während des Studiums in Horticulture an der Universität von Bath /GB unter Prof. Peter Thoday entdeckte Jane Bihr-de Salis die Landschaftsarchitektur. Nach Mitarbeit in diversen Büros in England und der Schweiz folgte ein Nachdiplomstudium in Gartenarchitektur am ITR Rapperswil. 1995 gründete sie ihr eigenes Büro, welches sich mit Gartenarchitektur, Gartendenkmalpflege und Objektplanung befasst.
JANE BIHRde SALIS LANDSCHAFTSARCHITEKTIN BSc BSLA
Die Symbiose von Architektur und Landschaftsarchitektur und das Miteinander von neuen Bauten in alten Gartenumgebungen sind zentrale Themen wie unter anderem in den preisgekrönten Projekten der Villa Garbald in Castasegna, der Seniorenresidenz in Zürich Altstetten sowie des Patumbah-Parks Nord in Zürich. 2007 gewann der Garten Lukoschus-Dinter, Althäusern, den Private Plots Award, 2009 erhielten die Gärten Palazzo Salis in Bondo und Hotel Palazzo Salis in Soglio den Schulthess-Gartenpreis. Jane Bihr-de Salis ist Mitglied der Kommission für Landschafts- und Ortsbildschutz des Kantons Aargau (KLOS).
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05
NEUBAU KIRCHENFOYER
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Der überregionale Erfolg der Konzerte des Kulturleucht-
eingebauten Windfang sowie den Treppenabgang zu den
turms Boswil und die diesbezüglich nicht mehr zeitge-
Toiletten kann verzichtet werden. Dadurch erhöht sich
mässen räumlichen Verhältnisse machen die Realisie-
die Publikumskapazität eines der besten Konzertsäle der
rung eines neuen Eingangs- respektive Pausenfoyers
Schweiz, und die Grundform der Kirche wird wieder-
notwendig. Im Dialog mit dem Denkmalschutz und dem
hergestellt. Das neue Foyer nimmt sich trotz seines be-
kantonalen Amt für Archäologie wurde der seitliche
achtlichen Volumens zurück, lässt den Blick auf Kirche
Standort gewählt, und in einem länglichen Baukörper
und Kapelle frei und nutzt den beschränkten Raum in
wurden alle gewünschten Funktionen integriert. Der
vielfältiger Weise. Die breit angelegte Innentreppe lädt
Publikumszugang erfolgt über das neue Foyer, welches
zu einem eleganten Zugang in die Kirche ein, bei der
in einem geschützten Eingangsbereich die bisher unter
Rückkehr von der Kirche ins Foyer bietet sich den Besu-
prekären Verhältnissen stattfindenden weiteren Dienst-
cherinnen und Besuchern ein ungewohnter Ausblick auf
leistungen (Kasse, Garderobe, Pausenbar, Zugang
Garten, Kapelle und Landschaft. Die Form der Pausen-
sanitäre Anlagen) unterbringt. Der drei Ebenen (Kirche,
bar folgt dem hier unter dem Foyer verborgenen Teil des
Foyer, Toiletten) verbindende Lift erfüllt gleichzeitig alle
historischen Boswiler Wehrturms. Die Materialisierung
Anforderungen an die behindertengerechte Erschlies-
des Gebäudes soll sich von Kirche und Kapelle abheben,
sung. Durch das neue Kirchenfoyer wird die Infrastruk-
die visuelle Nähe zum Baumbestand und zum Garten
tur des Konzertraums entlastet. Auf den in die Kirche
wird gesucht, eine teilweise Bewachsung ist denkbar.
ANSICHT SEITE
Ansicht Seite
Ansicht Eingang
ANSICHT EINGANG
SCHNITT
Schnitt
PORTRÄT BOA BAUMANN / FRITZ HAUSER Andreas Boa Baumann, *1953 in Brunegg, beschäftigt sich mit zeitgenössischer Architektur, teilweise im Dialog mit alter Bausubstanz. Seine Arbeiten sind geprägt vom subtilen Umgang mit der Umgebung, den verwendeten Materialien sowie von einer intensiven Auseinandersetzung mit der vorgesehenen Nutzung. Fritz Hauser, * 1953 in Basel, entwickelt Soloprogram-
BAUMANN / HAUSER ARCHITEKTEN
me für Schlagzeug und Perkussion, die er weltweit zur Aufführung bringt. Medienübergreifende Arbeiten im Bereich Architektur, Theater, Tanz und Oper. Kompositionen für Schlagzeugensembles und -solisten, Klanginstallationen, Radiohörspiele und Filmmusik. Die seit mehr als zwanzig Jahren andauernde Zusammenarbeit des Architekten Boa Baumann mit dem Musiker Fritz Hauser ist ein bemerkenswertes Beispiel für die in direkte Beziehung gesetzten Disziplinen. Das Duo entwickelt Architektur- und Musikprojekte im kreativen Dialog. Beide verbindet nicht zuletzt der Hang zur Reduktion und zu einer unprätentiösen Selbstverständlichkeit.
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GRUNDRISS ERDGESCHOSS
Foyer
N
18
Bar Kasse
Garderobe
GRUNDRISS UNTERGESCHOSS
Grundriss UG
Lager / Depot
Herren Damen
Ausgrabung alter Turm
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06 UMBAU SIGRISTENHAUS
Das historische Boswiler Sigristenhaus, bestehend aus
schen Räume wird möglichst belassen. Die neuen
Wohnhaus, Tenne und Scheune, geht auf die Mitte
Bauteile werden sich sowohl strukturell wie auch
des 17. Jahrhunderts zurück und beeindruckt als impo-
optisch klar vom Bestand unterscheiden.
santes, bedeutendes Freiämter Bauernhaus. Den neuen Nutzungsabsichten des Künstlerhauses entsprechend wird es umfassend saniert, thermisch isoliert und
TENNE
umgebaut.
Durch das grosse Tenntor und einen Nebeneingang sind der Saal, die Musikstudios und sämtliche Gästezimmer über das zentrale Treppenhaus erreichbar. Das
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WOHNHAUS
Treppenhaus durchdringt vom Keller bis zum 3. OG den
Im EG des Wohnhauses sind die Büroräumlichkeiten, im
haushohen Luftraum. Das Zentrum des Gebäudes wird
1., 2. und 3. OG Gästezimmer untergebracht; sämtliche
optisch freigespielt, und die Struktur des ursprüngli-
Nasszellen sind in einem Sanitärturm übereinander
chen Strohhauses wird sicht- und erlebbar gemacht.
gestapelt. Die Erschliessung des Wohnbereichs erfolgt
Ein Steinboden prägt die ehemalige Tenneinfahrt, die
geschossweise über das Treppenhaus in der Tenne
Brandschutzmauer zwischen Tenne und Wohnhaus ist
mit je einem Durchgang durch die neu zu erstellende
gemauert und verputzt, das Treppenhaus aus Sichtbe-
Brandmauer. Der Charakter der bestehenden histori-
ton oder Stahl stützenfrei konstruiert.
Musikstudios
Multifunktionaler Saal
Foyer / Treppenhaus / Gänge
Eingang
Eingang Büro
Gästezimmer
Büros
Nasszellen / Garderobe
Abstellräume
Keller
PORTRÄT ROLF FURRER / CHRISTOF RÖSCH Rolf Furrer, * 1955 in Basel, ist seit 1984 selbständiger Architekt. Neben zeitgenössischen Neubauten sind es oft Umbauten, die er realisiert. Seine Auseinandersetzung mit Kunst hat ihren Ursprung in der Arbeit im öffentlichen Raum Basels, wo er ein modulares System
RÖSCH / FURRER SAS-ARCHITEKTEN
für Tramstationen entwickelt hat. Christof Rösch, * 1958 in Zürich, ist über die Mitarbeit an Beleuchtungsprojekten seines Vaters und die künstlerisch-handwerkliche Ausbildung an der Hochschule der Künste in Basel zuerst Künstler geworden. 1999 wird die erste skulpturale Idee auch Architektur. Heute ist Rösch als Künstler, Architekt und Vermittler tätig. Furrer und Rösch arbeiten seit 1999 an gemeinsamen Projekten: Das «Haus Schigliana» (ein Haus im Haus) in Sent wurde mit «Gute Bauten GR» ausgezeichnet. Es folgte unter anderem das Hotel Piz Tschütta, Vnà /GR. Heute arbeiten sie vorwiegend in transdisziplinären und integrativen Planungsprozessen, namentlich dort, wo gesellschaftliche, historische, künstlerische und architektonische Fragestellungen zusammenwirken. 21
UNTER EINEM DACH VEREINT Zukünftig wird das Sekretariat im Wohnteil des Sigristenhauses untergebracht, und MusikerInnen werden in den darüberliegenden Räumen wohnen und arbeiten. Der in der heutigen Scheune neu entstehende Saal wird in der Alltagssituation als Probelokal genutzt. Tenne und Scheune erhalten jedoch durch die Option,
SCHEUNE
ÄUSSERE VERÄNDERUNGEN
den Saal in seiner gesamten Breite zu öffnen, eine
Der multifunktionale Saal ist über einer neuen Beton-
Das unter Denkmalschutz stehende Haus erfährt an
erhöhte Nutzungsflexibilität. Der multifunktionale
decke in Holz erstellt, ebenso die darüberliegenden
seiner Aussenhaut nur geringfügige Änderungen.
Raum soll nicht nur als Übungs- und Unterrichtsraum
Musikstudios. Der über zwei Geschosse reichende stüt-
Lediglich die Nordfassade wird komplett neu gestaltet
dienen, sondern kann ebenso als Seminarraum oder
zenfreie Saal ist in seiner Grösse variabel: Durch das
und wieder näher an die wohl ursprünglich geschlos-
kleiner Konzertraum genutzt werden. Somit entsteht
Öffnen eines zweiflügligen Tores kann die Saalfläche
sene Holzfassade herangeführt. Das kleine giebelstän-
eine erhebliche Freiheit bezüglich der Nutzung und des
beinahe verdoppelt werden. In geschlossenem Zustand
dige Vordach wird als typologisch an Scheunen frem-
Zusammenwirkens der gesamten Infrastruktur. Die
ist der Saal zirka 60 Quadratmeter gross und zirka
des Element entfernt. Die Verglasungen liegen mit
weitere Planung wird zusätzlich den Bedarf an Raum
4,80 Meter hoch. Auf der Nordseite erweitert sich der
Ausnahme der mittigen Balkontüre hinter senkrecht
für Magazin /Archiv klären. Durch den betrieblichen
Luftraum bis unter den Giebel des Hauses, von wo
zur Fassade stehenden Holzlamellen. Die neue Fassade
Einbezug des Sigristenhauses in das Gebäudeensemble
auch das natürliche Licht den Raum erhellt. Der Saal
macht auf moderate Weise die innere Struktur nach
Boswil entstehen somit neue Flexibilitäten, die Parallel-
ist flexibel bespielbar: Eine Bühnensituation kann je
aussen sichtbar. Die Verglasungen hinter Holzlamellen
nutzungen erlauben bis hin zu Fremdvermietungen
nach Bedürfnis nördlich, mittig oder südlich eingerich-
bringen ein Maximum an «gefiltertem» Licht in die
von Teilen des Ensembles. Die nach aussen kaum wahr-
tet werden. In den seitlich angebrachten grossen
Innenräume. Die Dachhaut wird (vor allem im Tenn-
nehmbare Sanierung des Sigristenhauses spielt sich
Kastenräumen können ein Klavier, eine FahrBAR und
bereich) punktuell mit Glasziegeln versehen.
hauptsächlich im Innern ab und gibt dem Gebäude, der
die Bestuhlung verstaut werden, so dass der Saal
heutigen Zeit und den vielfältigen Nutzungen entspre-
vollständig entleert und «neutralisiert» werden kann.
chend, die Möglichkeit neuen Lebens zurück.
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HANDSKIZZEN
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KOSTENSCHÄTZUNG
TEILBEREICHE UND TOTAL Der momentane Projektstand ermöglicht es uns, erste Kostenschätzungen zusammenzustellen. Dabei ist festzuhalten, dass wir eine Konzeptidee in räumliche Rahmenbedingungen umgesetzt haben, und es kann davon ausgegangen werden, dass in der Weiterarbeit eine Verfeinerung stattfinden wird. Dies wird auf funktionaler, gestalterischer wie auch auf ökonomischer Seite geschehen.
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AUFSTELLUNG
UMGEBUNGSARBEITEN
CHF
1’000’000
ANBAU KIRCHENFOYER UND UMBAU KIRCHE
CHF
1’600’000
UMBAU SIGRISTENHAUS
CHF
3’700’000
VORBEREITUNGSARBEITEN, EINRICHTUNGEN, MOBILIAR
CHF
900’000
BAUNEBENKOSTEN, RESERVE
CHF
500’000
TOTAL INVESTITIONSKOSTEN
CHF
7’700’000
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«BOSWIL MUSS NAHE
«THE MOST BEAUTIFUL
«THE MOST FRIENDLY
AM PARADIES LIEGEN –
PLACE TO PLAY WITH
CONCERT VENUE IN SWIT-
VIELLEICHT IST ES DAS
INCREDIBLE ACOUSTICS.»
ZERLAND. A PLEASURE
SOGAR.»
Richie Beirach, Jazzpianist
TO BE HERE AGAIN.»
Werner Schmidt, Maler
Impressum Herausgeber: Stiftung Künstlerhaus Boswil, Flurstrasse 21, CH-5623 Boswil Redaktion: Stefan Hegi, Othmar Huber, Michael Schneider Fotos: Beni Basler, Andreas Fleck, Marcel Grubenmann, Werner Rolli, Michael Schneider Grafik: www.heussercom.ch Auflage: 300 Exemplare
The King’s Singers
Kontakt Michael Schneider, Geschäftsführer Künstlerhaus Boswil E-Mail: michael.schneider@kuenstlerhausboswil.ch Tel. direkt: +41 (0)56 666 12 72