Ausbau und Modernisierung des Sigristenhauses

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AUSBAU UND MODERNI­SIERUNG DES SIGRISTENHAUSES


«Das Wichtigste ist, dem Haus einen Sinn zu verleihen. Es kann nur weiterbestehen, wenn es gebraucht wird.» Cecilie Gut, Kantonsarchäologie Aargau


Mit viel Vergangenheit in die Zukunft Nach dem Foyer für die Alte Kirche realisiert die Stiftung Künstlerhaus Boswil 2019/20 ein weiteres zentrales Bauprojekt: Wir modernisieren das denkmalgeschützte Sigristenhaus und bauen es aufwendig aus. Das multifunktionale Haus der Musik bietet uns den dringend benötigten Raum für unsere zukunftsgerichtete Arbeit als Leuchtturm der Aargauer Kulturförderung im Bereich der klassischen Musik.

Genau das haben wir vor. Unter dem charaktervollen, riesigen Dach bündeln wir verschiedene Nutzungen, die zurzeit in teilweise ungünstigen und provisorischen Räumen auf dem Gelände des Künstlerhauses verteilt sind. Zum Beispiel erhalten über 200 Kinder und Jugendliche neue, zeitgemässe Proberäume um ihrer Leidenschaft für die Musik zu frönen. Wir bauen für die Zukunft und hoffen, dass auch Sie zu dieser Zukunft gehören. Wir freuen uns auf Ihren Besuch bei einem unserer Konzerte, eines unserer attraktiven Kursangebote für Laien, oder einfach um den Zauber des Orts zu geniessen.

Das Künstlerhaus erfüllt bereits die Alte Kirche mit Foyer, die Odilo-Kapelle und das ehemalige Pfarrhaus mit neuem Leben. Die historische Bausubstanz trägt wesentlich zur Ausstrahlung und zum besonderen Zauber des «Orts der Musik» bei. Das Sigristenhaus ist das letzte Juwel unseres Gebäudeensembles, das wir bis jetzt nicht nutzen konnten. Das Haus stand in den letzten Jahren leer. Dank der umfassenden Modernisierung können wir das Baudenkmal langfristig erhalten. Cecilie Gut, die das Gebäude als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kantonsarchäologie Aargau unter die Lupe nahm, sagt: «Das Wichtigste ist, dem Haus einen Sinn zu verleihen. Es kann nur weiterbestehen, wenn es gebraucht wird.»

Wir freuen uns über Ihre Spende für den Umbau des Sigristenhauses: Stiftung Künstlerhaus Boswil Liegenschaftsprojekt 5623 Boswil PC 61-387486-6 IBAN: CH25 0900 0000 6138 7486 6 Vermerk «Sigristenhaus»


Die Zukunft Äusserlich wird sich das Sigristenhaus kaum verändern. Der Charakter des einfachen Holzhauses bleibt bestehen. Im Innern wird das Haus umfassend modernisiert und den heutigen Anforderungen angepasst. Architekt Gian Salis: «Die hölzerne Baustruktur ist transformierbar. Mit einer geschickten Planung können wir die alte Struktur sehr wohl für die heutigen Bedürfnisse nutzen und auch die gewünschte Offenheit hineinbringen.» Gästezimmer

Geplant sind zwei Musiksäle für Proben, von denen vor allem die Kinder- und Jugendprojekte des Künstlerhauses profitieren werden. Sieben Gästezimmer sollen Musikerinnen und Musiker beherbergen, die am Künstlerhaus auftreten, Kurse belegen oder projektbezogen arbeiten. Im Erdgeschoss finden die Büros der Geschäftsstelle, ein Sitzungszimmer, das Stiftungsarchiv, die Werkstatt und das Lager Platz. Das ehemalige Tenn, das den Blick vom Erdgeschoss bis unter das Dach freigeben wird, dient künftig als einladendes Entree.

Das Umbauprojekt wurde 2014 in einem Studienauftrag unter fünf Architekturbüros ermittelt. Das Siegerprojekt stammt vom Zürcher Architekten Gian Salis, der bereits für den Bau des Foyers der Alten Kirche verantwortlich gezeichnet hatte. Begleitet von der kantonalen Denkmalpflege entwickelte er das Wettbewerbsprojekt zum vorliegenden Bauprojekt weiter. Im Sigristenhaus gibt es keinen rechten Winkel und keine Fläche, die wirklich im Blei ist. Der einmalige Charme des Hauses ist eine grosse Herausforderung beim Umbau. Für die künftige Nutzung müssen moderne Anforderungen, zum Beispiel beim Schallschutz und bei der Haustechnik, in einem über 300-jährigen Haus Platz finden. Läuft alles nach Plan, sollte das Haus der Musik Ende 2020 bezugsbereit sein.


«Die hölzerne Baustruktur ist t r a n s f o r m i e r b a r. M i t e i n e r geschickten Planung können wir die alte Struktur sehr wohl für die heutigen Bedürfnisse nutzen und auch die gewünschte Offenheit hineinbringen.» Gian Salis, Architekt

Das künftige Entree


Die Geschichte Das Sigristenhaus befindet sich im Besitz der Stiftung Künstlerhaus Boswil und ist Teil des historischen Gebäudeensembles, zu dem auch die Odilo-Kapelle, die Alte Kirche und das ehemalige Pfarrhaus gehören. Die dendrochronologische Untersuchung (Baumringdatierung) der Kantonsarchäologie Aargau ergab, dass das Bauholz für das Sigristenhaus zwischen 1697 und 1699 geschlagen worden war. Das Haus wurde frühstens 1699 erstellt – und zwar als Scheune, die erst später durch Wohnräume erweitert wurde. Das Haus steht seit 1979 integral unter kantonalem Denkmalschutz. Viele kennen es noch als Atelier und Wohnhaus des Glasmalers Albert Rajsek, einem der Gründerväter des Künstlerhauses Boswil. Seit seinem Tod 2011 stand das Haus leer. Sperrrafen, Schwellkranz, Geschossrähm – wenn Baufachleute über das Sigristenhaus reden, lebt in ihrem Wortschatz eine längst vergessene Holzbaukunst wieder auf. Das Sigristenhaus ist ein für den Kanton Aargau typisches Hochstudhaus, in der Fachsprache Giebel-Ständerbau genannt. Der Hochstud, ein massiver Pfosten, reicht vom Fundament bis unter den Giebel, ähnlich wie bei einem Zelt. Typisch für Hochstudbauten ist die steile Konstruktion des Dachs, weil dieses ursprünglich strohgedeckt war. Vom mächtigen Dachvolumen profitieren die prächtigen neuen Musiksäle, die die volle Firsthöhe ausnutzen.

Windstrebe

Sperrrafen Rafen Wandpfette (Rähm)

Spannbaum Querschwelle


Firstbalken Unterfirst Windstrebe Rafen Sperrrafen Firstständer

Wandpfette (Rähm) Ständer Längsschwelle

Architekt Gian Salis hat sich intensiv mit der Geschichte des Hauses beschäftigt: «Die Bewohnerinnen und Bewohner haben das Sigristenhaus während seiner langen Geschichte laufend ihren Bedürfnissen angepasst. Diesen Prozess führen wir heute weiter.» Die historische Hochstudkonstruktion wird auch das Rückgrat des modernen Ausbaus bilden und im Entree sichtbar sein. Salis erklärt: «Das mächtige Dach ist ganz klar das prägende Element dieses Gebäudes. Es wird künftig nicht nur von aussen erlebbar sein. Auch innen – etwa in den Musiksälen – wird die Grosszügigkeit und die aussergewöhnliche Konstruktion sichtbar sein.»


Architektur Gian Salis Architektur GmbH, Zürich Bauleitung Hüsser + Partner Architekten, Muri Ingenieure Makiol Wiederkehr, Beinwil am See; HKP Bauingenieure, Zürich Landschaftsarchitektur Jane Bihr-de Salis Landschaftsarchitektin BSLA, Kallern

Stiftung Künstlerhaus Boswil Flurstrasse 21 CH–5623 Boswil +41 56 666 12 85 office@kuenstlerhausboswil.ch www.kuenstlerhausboswil.ch


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