Boswil Aktuell April und Mai 2016

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BOSWIL AKTUELL April – Mai 2016 Meisterkonzer te Per kussionskonzer te Chorkonzert


Inhalt

April – Mai 2016

Programm

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Contemporary Percussion Music Academy Vorschau Boswiler Sommer «Träume»

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In Memoriam: Aurèle Nicolet und Gottfried Honegger CD-Tipps zu den Meisterkonzerten

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Start der Vorarbeiten für den Bau des Kirchenfoyers Förderverein Künstlerhaus Boswil

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Der Förderverein am Boswiler Bruggefäscht Impressum

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Programmübersicht

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Grüezi

E i n e Po s t k a r te a u s B o s w i l

Sie hat das Zeug zum Klassiker, die Luftaufnahme des altehrwürdigen Boswiler Pfarrhügels, per Drohne aufgenommen, wie sie uns vor einigen Tagen von Thomas Good aus Boswil zugesandt wurde. Eine wunderschöne Postkarte aus Boswil! Postkarten sind im digitalen Zeitalter immer seltener anzutreffen, aber vielleicht gerade deshalb umso ­b egehrter. Ein reeller statt ein virtueller Gruss! Und wieso nicht vom paradiesischen Boswiler Kirchhügel, wo sich Gäste und Musiker so gerne aufhalten, dass der Geiger Gilles Apap am Boswiler Sommer vor einigen Jahren äusserte, er liebe diese «bezahlten Ferien»?

Dass er dafür 30 Jahre Violine üben musste, sei doch noch angefügt – nichtsdestotrotz lieben Besucher aus der ganzen Schweiz und Musiker aus der ganzen Welt jedes Jahr ihren Aufenthalt in Boswil. Die nachstehende Grafik zeigt die Herkunft unserer Konzert­ besucher bei den Meisterkonzerten und dem Boswiler Sommer: Unter den Aargauer Regionen liegen die ­B ezirke Muri und Bremgarten vor den Bezirken Lenzburg und Baden. Und der Blick auf die Weltkarte illustriert, aus welchen 30 Ländern regelmässig Musikerinnen und Musiker, aber auch Teilnehmer unserer Meisterkurse den Weg von allen Kontinenten ins Freiamt finden. Vielleicht würden auch sie gerne von hier eine Post­ karte senden? Mit herzlichen Grüssen aus Boswil

Peter Wipf Präsident Stiftungsrat

Michael Schneider Geschäftsführer

Ausland 1% Diverse 4% Basel S/L 3%

Solothurn 2%

Bern 3%

Aargau 61%

Luzern 6%

Zürich 18%

Zug 3%

Herkunft der Besucher bei Meisterkonzerten und dem Boswiler Sommer

Herkunftsländer der Musiker und Meisterkurs-Teilnehmer 3


Boswil Surprise

Perkussions-Konzerte Contemporary Percussion Music Academy

Samstag 2. April, 18.00 Uhr

Prof. Daniella Ganeva, Solo-Marimba, London Prof. Gianluca Ruggieri, Accademia Nazionale di ­Santa Cecilia, Rom Prof. Mircea Ardeleanu, Schweiz/Rumänien sowie viele TeilnehmerInnen der Perkussions-Akademie

Eintritt frei, Kollekte

2016 wird die zweite Contemporary Percussion Music Academy Boswil (CAMP) durchgeführt, mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Schweiz, Rumänien, Grossbritannien und Italien.

Seite 11: Hintergrund: Stellenwert der Perkussion in der klassischen Musik

Der Initiatiant, der Perkussionist Mircea Ardeleanu (Schweiz/Rumänien) legt den Fokus auf die Techniken und die Interpretation zeitgenössischer Solo- und ­E nsemblestücke. Die Konzerte werden Ur- und Erstaufführungen neuer Kompositionen beinhalten; gleichzeitig soll die Probewoche ein nachhaltiges Netzwerk unter den involvierten Partnern ermöglichen.

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Das Konzert beginnt um 18.00 Uhr und dauert mit 2 Pausen bis ca. 22.00 Uhr. Der Eintritt ist jeweils zu Beginn der einzelnen Konzertteile möglich.


Zu Gast am Künstlerhaus

Kammerorchester 65 Anne-Fréderique Léchaire, Violine Hans-Ulrich Munzinger, Erzähler Alexandre Clerc, Leitung

Kammerchor Baden, Leitung: Renato Botti Vocalensemble Cantemus, Leitung: Judith Flury

Vivaldi – Piazzolla

Antonio Vivaldi (1678–1741) Frühling (La Primavera) RV269 Astor Piazzolla (1921–1992) Sommer (Verano Porteno) Antonio Vivaldi (1678–1741) Herbst (L’Autunno) RV293 Astor Piazzolla (1921–1992) Winter (Invierno Porteno) «Die vier Jahreszeiten» von Antonio Vivaldi treffen auf Astor Piazzollas «Estaciones Porteñas», zu Deutsch «Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires» – eine ­Tango-Variaton des Originals von Vivaldi. Diese beiden gegensätzlichen und unerhört virtuosen Werke versprechen ein mitreissendes Hörerlebnis. Verbunden werden sie durch Texte von Hans-Ulrich Munzinger.

Boswil Surprise

Konzert der Chöre Kammerchor Baden Antonín Dvořák (1841–1904) Stabat Mater (1877) Vocalensemble Cantenmus Aus dem Programm «Azzurro!»: Werke von Orazi Vecchi, Claudio Monteverdi und verschiedene «canzoni italiani» Von den King’s Singers als Dozent ans Künstlerhaus – Paul Phoenix, der ehemalige Tenor des weltberühmten Gesangsensembles führt seit 2013 mit grossem Erfolg und als Pilotprojekt Boswiler Meisterkurse für Kammerchöre durch. Während dreier Tage wurden zwei Chöre auf professionellem Niveau geschult – in Präsentation, ­Interpretationstechnik und Teamwork als Chor und präsentieren nun Ausschnitte aus ihrem Konzertrepertoire.

Sonntag, 3. April, 17.00 Uhr

Sonntag, 10. April, 17.00 Uhr

Eintritt: CHF 30.–/15.– (Stud./Lehrlinge) Vorverkauf: www.ticketino.ch Abendkasse ab 16.30 Uhr

Eintritt frei, Kollekte Türöffnung: 16.30 Uhr

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Boswiler Meisterkonzert

Hecker & Helmchen Marie-Elisabeth Hecker, Violoncello Martin Helmchen, Klavier Antonin Dvořák (1814–1894) Waldesruhe op. 68/5 Josef Suk (1874–1935) Ballade und Serenade op. 3 Frédéric Chopin (1810–1849) Introduktion und Polonaise op. 3 Ludwig van Beethoven (1770–1827) 12 Variationen op. 66 über ‹Ein Mädchen oder ­Weibchen› aus Mozarts «Zauberflöte» Johannes Brahms (1833–1897) Sonate Nr. 2 F-Dur für Violoncello und Klavier op. 99 Chopin schrieb seine Polonaise explizit für das zuhörende weibliche Geschlecht, um dieses mit lieblichem Klang und eingängigem Puls alla polacca zu beein­ drucken. Heute sitzen viele erfolgreiche Cellistinnen auf und nicht vor der Bühne. Zu ihnen gehört Marie-Elisabeth Hecker. Beim Cellospielen verströmt sie eine geradezu traumwandlerische Natürlichkeit. An der Seite ihres Ehemanns, des renommierten Pianisten Martin Helmchen, erwartet uns ein symbiotischer Konzertabend, der mit tschechischem Repertoire ­b eginnt und bei Brahms grosser Cellosonate endet.

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16.00 Uhr, Boswil im Gespräch: Der Musikjournalist David Schwarb im Gespräch mit den Musikern Sonntag, 17. April, 17.00 Uhr Eintritt: CHF 70.–/55.–/45.– Vorverkauf: www.kulturticket.ch oder office@kuenstlerhausboswil.ch Abendkasse ab 16.30 Uhr


Zu Gast am Künstlerhaus

The Muri Competition The Muri Competition ist ein von der Stiftung ­Murikultur getragener Musikwettbewerb unter der ­künst­l erischen Leitung des Oboisten Renato Bizzotto, des Fagottisten Matthias Rácz und des Hornisten ­Martin Frutiger. 2016 wird dieser Anlass nach 2013 zum zweiten Mal durchgeführt. The Muri Competition bietet jungen Solisten einen ­attraktiven Wettbewerb. Die Preise werden nicht ­e inmalig ausbezahlt, sondern unterstützen die jungen Musiker in erster Linie in Form von Stipendien und Auftrittsmöglichkeiten auf ihrem weiteren musikalischen Weg. Aus über 200 Bewerbungen wurden je 60 Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt. Sie kommen aus Frankreich, den USA, Venezuela, Finnland oder Südkorea und sind zwischen 18 und 30 Jahren jung. Im Sinne einer Kooperation gastiert The Muri Competition mit den Halbfinalkonzerten am Künstlerhaus Boswil.

Programm: Halbfinale Teil 1 10.00–11.30 Uhr: Fagott Philippe Racine (*1958) «Muri» – italienisch für «Mauern», Solostück für Fagott, Welturaufführung 11.30–13.00 Uhr: Oboe Philippe Racine (*1958) «Muri» – japanisch für «unmöglich, unvernünftig», Solostück für Oboe, Welturaufführung Halbfinale Teil 2 16.00–18.30 Uhr: Fagott Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788) Konzert in a-Moll oder B-Dur Begleitung: Belenus Quartett 19.30–22.00 Uhr: Oboe Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788) Konzert in Es-Dur oder B-Dur Begleitung: Galatea Quartett.

Montag, 18.April 10.00/16.00/19.30 Uhr Konzert am Morgen: Eintritt frei, Kollekte Konzert am Abend: CHF 40.– /15.– (Studierende /  Lehrlinge) Vorverkauf: www.murikultur.ch/konzertreihe

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Boswiler Meisterkonzert

Julia Fischer Quartett Julia Fischer, Violine Alexander Sitkovetsky, Violine Nils Mönkemeyer, Viola Benjamin Nyffenegger, Violoncello

16.00 Uhr, Boswil im Gespräch: Konzerteinführung mit dem Musikdramaturgen Walter Labhart Donnerstag (Auffahrt), 5. Mai, 17.00 Uhr

Bohuslav Martinů (1890 –1959) Streichquartett Nr. 5 g-Moll H. 268 Antonin Dvořák (1814 –1894) «Zypressen» (Auswahl) Franz Schubert (1797–1828) Streichquartett G-Dur D 887 Wenn eine so berühmte Solistin wie Julia Fischer ein Streichquartett gründet und nach sich benennt, meint man in die Zeiten der Primarius-Quartette zwischen 1800 und 1950 zurück versetzt zu werden, wo drei Streicher dem Glanz der 1. Violine zu dienen hatten. In diesem Falle aber suchte sich die Geigerin explizit drei Ausnahmemusiker als Partner, die eine unbedingte Gleichberechtigung in der Königsdisziplin Streichquartett garantieren. Schuberts vielleicht wichtigstem Werk, dem immer noch zu wenig bekannten letzten Streichquartett, stehen köstliche Miniaturen von Dvořák und ein unbändig spannendes Quartett des Neoklassizisten Martinů zur Seite.

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Eintritt: CHF 70.–/55.–/45.– Vorverkauf: www.kulturticket.ch oder office@kuenstlerhausboswil.ch Abendkasse ab 16.30 Uhr


Boswiler Meisterkonzert

Giuliano Sommer­halder & Chaarts Giuliano Sommerhalder, Trompete Chaarts Johann Sebastian Bach (1685–1750) Trompetenkonzert nach Vivaldi Edvard Grieg (1843–1907) Suite aus Holbergs Zeit op. 40 Johan Helmich Roman (1694–1758) Drottningholmsmusiken Tomaso Albinoni (1671–1751) Trompetenkonzert

Freitag, 6. Mai, 20.15 Uhr Eintritt: CHF 45.–/55.–/70.– Vorverkauf: www.kulturticket.ch oder office@kuenstlerhausboswil.ch

Après concert, Boswil im Gespräch: Andreas Fleck, Cellist und künstlerischer Leiter der Chaarts, im Gespräch mit Giuliano Sommerhalder Giuliano Sommerhalder tritt in diesem Konzert an die Stelle von Tine Thing Helseth, die aus gesundheitlichen Gründen absagen musste. Programmänderungen vorbehalten

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Zu Gast am Künstlerhaus

Jahreskonzert Musikschule Boswil Die Schülerinnen und Schüler der Musikschule Boswil gestalten mit Ensemble-und Solobeiträgen eine abwechslungsreiche Matinée und tragen ihre Highlights der im vergangenen Schuljahr erarbeiteten Stücke vor. Sonntag, 22. Mai, 11.00 Uhr Eintritt frei

Vorschau

Boswiler Meisterkonzert

Akademie für Alte Musik Berlin Georg Philipp Telemann (1681–1767) Ouverture à 7 in g-Moll für 3 Oboen, Streicher und Basso continuo TWV 55:g4 Sonata in f-Moll für 2 Violinen, 2 Violen und Basso continuo in f-Moll TWV 44:32 Concerto für 2 Flöten, Calchedon, Streicher und Basso continuo TWV 53:D4 Concerto in B-Dur für 3 Oboen, 3 Violinen, Streicher und Basso continuo TWV 44:B43 Concerto für 4 Violinen ohne Bass in A-Dur TWV 40:204 Concerto für 2 Oboen, Fagott, Streicher und Basso continuo TWV 53:d1 Samstag, 4. Juni, 20.15 Uhr Eintritt: CHF 70.–/55.–/45.– Vorverkauf: www.kulturticket.ch

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Hintergrund

Perkussion heute War bei Beethoven und noch bei Brahms das Schlaginstrumentarium weitgehend auf die Pauken beschränkt, so ist seit Anfang des 20. Jahrhunderts die Bedeutung des Schlagzeugs stetig gewachsen. Die Entwicklung der Neuen Musik hat nicht nur die Harmonik erweitert und überlieferte Formen aufgelöst, sondern hat auch die Klangfarbe und den Rhythmus als eigenständige Gestaltungselemente emanzipiert.

Da s Ein s at z ge bi e t der Per k ussi on in der k l as s i s ch en Musi k ha t a n B e deut u n g gewonnen. Eine grosse Entwicklung setzte ein, in welcher die Komponisten die fast unbeschränkte Vielfalt an Klängen und Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Perkussionsinstrumente entdeckten. Das Spektrum der heute zum Einsatz kommenden Instrumente ist äusserst breit und faszinierend und ihr Einsatz will geübt sein. Sie werden rhythmisch, aber auch melodisch eingesetzt, können unter anderem aus Holz, Metall, Stein oder Glas bestehen. Man unterscheidet, ob sie durch Schüttelbewegungen, einen Anschlag oder Gegeneinander-­ Schlag oder durch Reibung in Schwingung gebracht werden.

Ein heutiger Perkussionist muss also nicht nur eines, sondern viele Instrumente in Perfektion beherrschen. Beim der 2. Boswiler Contemporary Percussion Music Academy (CAMP) unter der Leitung von Mircea ­A rdeleanu (CH/Rumänien), Daniella Ganeva (Grossbritannien) und Gianluca Ruggieri (Italien) sind ­D utzende von Instrumenten im Einsatz. Die Konzerte am ­S amstagabend bieten einen spektakulären Einblick in die zeitgenössische Kunst der Perkussion. (ms)

Seite 4: Perkussions Konzert der Contemporary Percussion Music Academy, Samstag, 2. April, 18.00 Uhr

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Vorschau

Musikfestival Boswiler Sommer «Träume» 25. Juni – 3. Juli «Der Boswiler Sommer 2016 stösst in die persönlich­ sten Gefilde des Menschen vor. Träume gehören uns ganz alleine. Im Schlaf bleiben sie dem Träumenden in ihrer Rätselhaftigkeit und Flüchtigkeit oft verborgen. Sind sie nun Boten der Vorsehung, unserer dringendsten Wünsche oder ganz und gar zufällige Kopfgewitter? Im Tagtraum führen die Pfade der Phantasie mit ­B estimmtheit weg vom blanken Dasein hinein in die Welten und Visionen vom anderen Ich.

«E s g il t, d i e A r m e a uszubrei ten u n d z u f li e gen ! » Der Boswiler Sommer hat sich in den vergangenen 15 Jahren zum phantastischen Spielort für Begegnungen mit dem Aussergewöhnlichen entwickelt. Hier kumuliert internationale Meisterschaft mit der Magie der Freiämter Landschaft. In einer scheinbar durch­ erklärten Welt werden Musiker zu Traumboten und klingenden Reisebegleitern. Ohne das Auge mit Eindrücken fest zu legen, ohne physische Berührung und ohne Worte schicken sie die Hörer in eine ansonsten unzugängliche Welt. Beim Träumen ist das Denken frei von Zwängen, Geboten und Verboten. Hier kann sich die Fantasie austoben und ist damit eine Steilvorlage für das Festival, an dem es gilt, die Arme auszubreiten und zu fliegen!» (Andreas Fleck) Viel Herzblut steckt der Intendant des Boswiler Sommers, Andreas Fleck, auch in die Gestaltung des Programmheftes. Letztes Jahr wurden dafür eigens kostbare Festgewänder im Museum der Kulturen Basel fotografiert. Dieses Jahr fotografiert Andreas Fleck zum Thema «Träume» selbst, wobei er die MusikerInnen besucht, um sie träumend-muszierend einzufangen. Freuen Sie sich mit uns auf das das Programmheft! Es erscheint Mitte April.

Das Festival-Ensemble Chaarts begrüsst in seinen Reihen nicht nur spannende Protagonisten aus ganz Europa, wie immer sind auch Festival Artists als Solisten eingeladen. Für «Träume» 2016 sind dies: Claire Huangci, Klavier, USA/China, die bereits an einem Boswiler Meisterkonzert für riesige Begeisterung sorgte. An ­i hrer Seite der gefeierte Gewinner des Tschaikowsky-­ Wettbewerbs 2015, der Rumäne Andrei Ioniță, Violoncello. Als Besonderheit werden drei Werke der bulgarischen Komponistin Dobrinka Tabakova zu hören sein, die schlicht traumhaft schön und eine Entdeckung ­e rster Güte sind. Special Guest ist der Tenor Ian Bostridge, dessen grosse Leidenschaft Schuberts «Winterreise» gilt: Seit über 30 Jahren singt er sie, er hat einen Film zur Musik gemacht und gerade ein Buch über diese Lieder von Liebe und Schmerz geschrieben. (bts)

Andreas Fleck


Foto: Andreas Fleck

Die Suche nach der Perfektion hört nie auf Claire Huangci, Festival Artist am Boswiler Sommer, spricht über ihre Art zu musizieren Welches ist Ihre früheste musikalische Erinnerung? Als ich mit 7 Jahren an einem Schulkonzert debütierte, sass ich am Klavier und spielte einige Seiten einer ­C lementi-Sonate, als ich plötzlich den Faden verlor. Ich musste meine Mutter aus dem Publikum bitten, mir die Noten zu bringen, so dass ich fertig spielen konnte!

«D a n n l as s e i ch ei nfa ch l o s u n d l a s s e es f li es s en.» Gab es einen bestimmten Moment, an dem sie sich entschieden, Musikerin zu werden? Bis zum 15. Lebensjahr war ich ziemlich unentschieden. Ich glaube, von Beginn weg sah ich das Klavier als eine Art Rettungsleine. Immer wenn ich unglücklich oder zornig war, hatte ich damit etwas, um es auszu­ lassen. Je älter ich wurde, umso abhängig wurde ich vom Klavier. Es gab also nicht einen Moment, sondern es waren viele kleine, die kumuliert eine dauerhafte Verbindung mit dem Instrument schufen. Wie glücklich sind Sie mit Ihrem Leben als Musikerin? Ich fühle mich sehr glücklich, an verschiedene Orte zu reisen und meine Musik mit vielen anderen zu teilen.

Es erfüllt mich mit so grosser Freude – und dies ist erst der Anfang. Das Beste daran, eine Künstlerin zu sein, ist, dass die Suche nach Perfektion nie aufhört. Ich hoffe, dies noch viele Jahre machen zu können. Was macht nach Ihrer Meinung eine gute Live-Performance aus? Was ist Ihre Vorgehensweise, um auf der Bühne aufzutreten? Wenn ich auf die Bühne gehe, versuche ich, meinen Kopf leer und rein zu behalten und eher zu hören als zu denken. Dann lasse ich einfach los und lasse es fliessen. Alle vorbereitende Arbeit ist getan, doch Konzerte sind dazu da, unerwartete verzauberte Momente zu schaffen, Momente die bei den Zuhörern nachhaltige Eindrücke hinterlassen. Wie balancieren Sie Ihre persönlichen Emotionen und die Intention des Komponisten in Ihrer Interpretation? Ich spüre, dass es sehr wichtig ist, das persönliche Leben des Komponisten zu kennen, ob z. B. etwas Wichtiges passierte in seinem Leben, als er das Stück schrieb. Nach der Kenntnis der biographischen Details und dem Verständnis der Partitur ist es am Musiker, sich das Stück anzueignen. Wie immer man es auch macht: Für mich liegt der Schlüssel darin, das Stück so gut zu kennen, dass es «in meinem eigenen System» funktioniert. Auszug aus einem Interview das Claire Huangci dem dem Online Musik-Magazin tokafi gab. (ms) 13


In Memoriam

Aurèle Nicolet und Gottfried Honegger

Auréle Nicolet (1926–2016), Flötist Am 29. Januar 2016 ist der Flötist Aurèle Nicolet ­g estorben. Nicht nur die Musikwelt hat einen ihrer Grossen verloren – zahlreiche Komponisten haben für ihn Werke geschrieben, auch für das Künstlerhaus Boswil war Aurèle Nicolet eine überaus wichtige ­Persönlichkeit. Er gehörte zum Kreise jener, die durch ihre Unterstützung des Projektes «Künstlerheim ­B oswil» und «Alte Kirche» erst möglich machten, was aus diesem Ort wurde. So trat er, wie zahlreiche andere weltbekannte MusikerInnen, in der noch nicht restaurierten Alten Kirche in Benefizkonzerten zugunsten der Stiftung auf. 1966 spielte er dann auch in der renovierten Kirche an einem literarisch-musikalischen Abend mit Günter Grass (siehe Foto von 1967). Günter Grass erinnert in seinem Buch «Mein Jahrhundert» (Kapitel 1963) an Aurèle Nicolet: «… In der Tat: Es ist Aurèle Nicolet, mein verehrter Meister, gewesen, der mich und gewiss manch andere, zum Schwärmen neigende Schülerinnen ermuntert hat, der Begeisterung, sei es für eine der Menschheit dienende Idee, sei es für ein gestrandetes Schiff namens Phil­ harmonie, beredten Ausdruck zu geben; ist doch auch er ein Feuerkopf, dem das Kraushaar lodert.» Bis zu seinem Tod blieb Auréle Nicolet als ­M itglied des Beirats dem Künstlerhaus verbunden. 14

Gottfried Honegger (1917–2016), Künstler Am 17. Januar 2016 starb Gottfried Honegger, der ­b edeutende Schweizer bildende Künstler. Er startete seine Laufbahn 1938 als Werbegrafiker. Nachdem er in New York gelebt hatte wurde er freier Künstler. «Er gehörte in den 50er Jahren zur Künstler-­ Grafiker-Gruppe Zürichs, deren Mitglieder sich regelmässig trafen. Zu ihnen gehörten neben anderen auch Fritz Krebs und Sven Knebel und Gottfried ­Honegger. Während der Projektierungs- und Gründerphase des Künstlerheims Boswil fragte Willy Hans Rösch, neben Albert Rajsek Mitbegründer des Künstlerheims, Gottfried Honegger, ob er Vorschläge für ein Logo machen würde», erinnert sich Anita Rösch, Tochter des Gründers. Gottfried Honegger entwarf und schenkte dem damaligen Künstlerheim das erste Logo mit «Mond und Stern», es wurde 1953 bis 1996 eingesetzt. Das Original-Setzblei ist im Archiv des Künstlerhauses aufbewahrt. Gottfried Honegger erhielt 1987 den Zürcher Kunstpreis. Durch den französischen Kultusminister Jack Lang wurde er mit dem Ordre des Arts et des ­L ettres ausgezeichnet. Seit 1999 war er Mitglied der Ehrenlegion. Max Frisch, mit dem Honegger freundschaftlich verbunden war, widmete ihm sein Theaterstück «Triptychon». (bts)


CD Tipps

CD-Tipps zu den Meisterkonzerten

Martin Helmchen hat als Solopianist eine ganze Reihe viel beachteter Aufnahmen beim Label Pentatone ­h eraus gegeben. Zusammen mit seiner jungen Cellopartnerin Marie-Elisabeth Hecker legt er – ebenfalls bei Pentatone - Schuberts Forellenquintett in absoluter Spitzenbesetzung vor. Mit von der Partie sind die Meister ihres Fachs: Christian Tetzlaff (Violine, war 2014 in Boswil), Antoine Tamestit (Viola) und der ­l egendäre Alois Posch (Kontrabass). Als Zugabe ­e rklingt das träumerische Notturno für Klaviertrio.

Bereits im zarten Alter von 20 spielte Tine Thing ­Helseth die bekannten Trompetenkonzerte von Haydn, Hummel und Neruda mit ihren Landsleuten vom ­Norwegischen Kammerorchester beim Label Simax ein. Wie im Boswiler Konzert vorgesehen, erklingt auch ein ursprünglich für die Oboe konzipiertes Konzert von Albinoni. Später wurde sie von EMI Classics (heute Warner) ­u nter Vertrag genommen – bisher liegen dort zwei ­A lben mit spannenden Liedbearbeitungen vor. (Frank Horn)

Julia Fischer ist bisher meist solistisch auf CD hervor getreten. Ihre schönste kammermusikalische Einspielung ist wohl Schuberts Werken für Violine und Klavier mit Martin Helmchen bei Pentatone gewidmet: nebst der bekannten C-Dur Fantasie sind auch die viel zu selten gespielten drei Sonatinen dabei. Als Zugabe setzt sich die Doppelbegabte zu Helmchen ans Klavier für Schuberts Fantasie f-Moll zu vier Händen. 15


Förderverein Künstlerhaus Boswil

Start der Vorarbeiten für den Bau des Kirchenfoyers Erstmals seit 1757, der Fertigstellung des Pfarrhauses, wird auf dem historischen Boswiler Kirchenhügel wieder ein neues Gebäude gebaut. Zwischen April und ­D ezember entsteht hier das lang geplante Kirchenfoyer. Wie ein weiteres der hölzernen Vordächer stellt sich das Foyer an die alte Südmauer der Kirche und hebt einladend die äussersten Ecken für die kommenden Gäste. Ein leichter Schwung im Dachrand unterstreicht die formale Eigenständigkeit des Anbaus und erzeugt auf subtile Weise eine Spannung zwischen Neu und Alt. Abgestützt wird das Foyerdach von vier Holzpfeilern, die aufgereiht auf einer langen Kunststeinbank stehen. Als hätte die Bank schon immer da gelegen, spannt sie über einen Teil der mittelalterlichen Ruine und spielt so mit der Geschichte des Ortes. Auch im Innern des Foyers lässt es sich auf der Bank ruhen und den Blick durch den Raum und den Garten schweifen. Eine geschwungene Treppe aus Mägenwiler Muschelkalk führt durch den verbreiterten Südeingang in die Kirche empor.

«Im f r an z ö s i s ch en T he a ter des 18 .  J h d . w ar d as Fo­y er der ei nzi ge b eh eizte R au m i m G e b ä ude.» Eine besondere Qualität der Anlage ist die erhöhte Lage auf dem Rücken des Moränenhügels. Die durch die Landschaftsarchitektin Jane Bihr-de Salis in ihren Zustand vor den Ruinenausgrabungen gebrachte Gartenanlage lädt zum Verweilen und Schlendern ein. Bei geöffneten Foyertüren und schöner Witterung kann man nun ebenerdig durch das Foyer und den Garten wandeln. Bei Nässe und Kälte sorgt der geheizte Foyerraum für warme Hände und Füsse. Eine Eigenschaft, dem das Foyer seinen Namen zu verdanken hat. Denn im französischen Theater des 18.Jhd. war das Foyer der einzige beheizte Raum im Gebäude. 16

Das neue Foyer bringt grosse Vorteile für die ­ esucherInnen und für den Betrieb. Endlich ist die B Alte Kirche auch für Leute mit Gehbehinderungen ­b arrierefrei. Einerseits durch den ebenerdigen ­E ingang, anderseits durch den Lift, der vom Foyer aus sowohl auf die Höhe des Konzertraumes als auch eine Etage tiefer, zu den Sanitärräumen führt. Endlich sind die KonzertbesucherInnen vor dem Eintritt in den Kassen- und Konzertraum vor Wind und Wetter geschützt. Neu können sie ins Foyer treten, Mäntel ablegen, Tickets an der Kasse holen und ein Glas Wein oder einen Kaffee trinken vor dem Konzert. Dasselbe gilt auch für die Pausen, wo es nun auch gemütlich ist und mehr Platz hat, sich über das Gehörte und Gesehene zu unterhalten. Die Arbeiten haben begonnen: vorerst ist nur die Umgebung zwischen Kirche und Kapelle betroffen. Nach dem Boswiler Sommer wird intensiv weitergearbeitet und nach Mitte September muss in der Alten Kirche der Konzertbetrieb bis Mitte Dezember, bis zur offiziellen Eröffnung eingestellt werden. (Gian Salis Architektur GmbH)


Oben: Aussenansicht des Foyers von Osten nach Westen Unten: Blick ins Foyer beim Seiteneingang zur Kirche

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Förderverein Künstlerhaus Boswil

Spendenaktion Noch fehlen 9000.– Franken für die R ­ enovation des neueren Steinway-Flügels Seit Anfang November läuft der Spendenaufruf des Fördervereins des Künstlerhauses für die Renovation des neueren Steinwayflügels. Der Steinway, Modell D-274 mit der Nummer 554’059 wurde 2001 vom Künstlerhaus gekauft. Eine Vielzahl von Pianistinnen und Pianisten spielte bereits auf diesem Instrument. Nun ist es an der Zeit, den Flügel revidieren zu lassen. Die Hammerköpfe und Saiten müssen ersetzt werden. Nach der Revision wird der Flügle wieder in einwandfreiem Zustand sein. Die Revision wird von Dirk Jenfeldt, dem Chefstimmer von Musik Hug durchgeführt, der auch während des Jahres jeweils die Flügel des Künstlerhauses stimmt. Die Kosten für die Revision belaufen sich auf schätzungsweise CHF 19’000.–. Fast CHF 10’000.- sind bis anhin von Gönnern und Freunden des Künstlerhauses dafür gespendet worden, dafür danken wir sehr herzlich. Weitere CHF 9000.– fehlen noch. Spender seit Januar Marlies Comolli, Bremgarten; Rita Müller, Wettingen; Prof. Dr. Norbert Straumann, Oberrohrdorf; Isabelle u. Peter Wipf, Hermetschwil-­Staffeln. Ganz herzlichen Dank!

Förderverein am Boswiler ­Bruggefäscht Der Förderverein des Künstlerhauses Boswil führt am Bruggefäscht, dem Einweihungsfest für die neue ­B rücke über die Eisenbahn in Boswil, ein Beizli, für das Wolfgang Amadé ­Mozarts ­L eben als Inspiration für Speis, Trank, Musik und Ambiente dient. Mozart reiste viel, hat unter ­a nderem Wien, London und Paris besucht. Aus diesen Städten wurden die Spezialitäten ausgesucht. Wochenende 27.–29. Mai

Spendenkonto Stichwort «Spende Flügel» Raiffeisenbank Boswil-Bünzen 5623 Boswil Konto-Nr: ­5 0-909-4 IBAN: CH34 80675000 0024 2978 4 Stiftung Künstlerhaus Boswil Flurstrasse 21 5623 Boswil

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Freitag, 27. Mai, 17.00–2.00 Uhr Samstag, 28. Mai, 10.00–2.00 Uhr Sonntag, 29. Mai, 10.00–15.00 Uhr


Künstlerhaus ­Förderverein Der Förderverein des Künstlerhauses unterstützt die vielfältigen kulturellen Aktivitäten der Stiftung. Als Mitglied sind Sie dem Künstlerhaus besonders verbunden. Sie erhalten vergünstigte Eintrittskarten und die Programme für die Meisterkonzerte und das Festival Boswiler Sommer werden Ihnen ­e xklusiv frühzeitig ­z ugestellt. Zudem bekommen Sie persönliche Einladungen für das Sommernachtsfest und für das Weihnachtskonzert sowie für die Generalversammlung. Der Jahresbericht hält Sie zusätzlich auf dem Laufenden. Der Jahresbeitrag CHF 80.– für Einzelmitglieder CHF 120.– für Paare CHF 200.– für juristische Mitglieder CHF 500.– für Gönner (gilt gleichzeitig als ­Paarmitgliedschaft) Mit Ihrer Unterstützung leisten Sie einen wichtigen Beitrag für das Wirken der Stiftung Künstlerhaus Boswil. Herzlichen Dank!

Vorstand Förderverein Künstlerhaus Peter Müller, Präsident, Merenschwand Gabriela Arnet, Waltenschwil Colette Meyer, Mühlau Claudia Penta, Bremgarten Peter Wipf, Hermetschwil-Staffeln

Impressum Nr. 161, April – Mai 2016 Redaktion: Bianca Theus (bts) Gestaltung: Heusser Comunicates AG, Zürich Druck: Kasimir Meyer AG, Wohlen Auflage: 6200, erscheint 5 x jährlich

Vorverkauf +41 ( 0  ) 56 666 12 85 office@kuenstlerhausboswil.ch www.kuenstlerhausboswil.ch www.kulturticket.ch

Geschenkgutscheine Für die Konzerte des Künstlerhauses sind Geschenkgutscheine ab CHF 50.- erhältlich. Sie können beim Sekretariat bestellt werden.

Wir danken: Kanton Aargau Swisslos Kanton Aargau Koch Berner Stiftung Josef Müller Stiftung Muri Theodor und Bernhard Dreifuss-Stiftung Josef und Margrit Killer-Schmidli Stiftung Rotary Stiftung Freiamt Neue Aargauer Bank (Hautsponsor JSAG) Feldmann Immobilien Muri (Hauptsponsor JOF) Robert Huber AG Kasimir Meyer AG Hypothekarbank Lenzburg Allianz Wohlen

Hauptsponsor JSAG

Hauptsponsor JOF

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P r o g r a m m A p r i l  – M a i

2.4. Samstag, 18.00 Uhr Boswiler Akademie Perkussions-Konzerte

3.4. Sonntag, 17.00 Uhr Zu Gast am Künstlerhaus Kammerorchester 65

10.4. Sonntag, 17.00 Uhr Boswil Surprise Konzert der Chöre 17.4. Sonntag, 17.00 Uhr Boswiler Meisterkonzert Hecker & Helmchen 18.4. Montag, 10.00 /16.00 /19.30 Uhr The Muri Competition 2 Halbfinal-Konzerte

5.5. Donnerstag, 17.00 Uhr Boswiler Meisterkonzert Julia Fischer Quartett

6.6. Freitag, 20.15 Uhr Boswiler Meisterkonzert Giuliano Sommerhalder & Chaarts

22.5. Sonntag, 11.00 Uhr Zu Gast am Künstlerhaus Konzert Musikschule Boswil 27.– Mozart’s 29.5. Beizli des Fördervereins am Boswiler Bruggefäscht

Künstlerhaus Boswil Flurstrasse 21 CH–5623 Boswil +41 (0)56 666 12 85 office@kuenstlerhausboswil.ch www.kuenstlerhausboswil.ch


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