BOSWIL AKTUELL F e b r u a r b i s M ä r z 2 0 1 6 Das Auge hört mit Harfengipfel Dirigenten im Fokus
Inhalt
Februar – März 2016
Programm
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Zu Vivaldi: «Wie Wasser aus einer Quelle»
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Performance-Workshop: Praxistipp Duo Calva
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Persönlich: Sein Ziel, Berufsmusiker
Die Harfe – Instrument der tausend Klänge Hintergrund: Wie wird man Dirigent Förderverein Künstlerhaus Boswil Programmübersicht
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Hauptsponsor JSAG
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Grüezi
Ein neues Kapitel «Das sind die Baustellen der Kultur im Aargau» titelte Sabine Altorfer in der Aargauer Zeitung vom 31. Oktober 2015 und beschrieb die 10 wichtigsten Kulturbaustellen im Kanton. Ihr Resumé der aktuellen Schwierig keiten im Kulturkanton beinhaltete aber auch den hoffnungsvollen Satz: «Immerhin: In Boswil wird ab Frühjahr 2016 am neuen Foyer für die Alte Kirche real gebaut.» 20 KULTUR
NORDWESTSCHWEIZ SAMSTAG, 31. OKTOBER 2015
Die Baustellen der Kultur im Aargau
Kulturpolitik Slalom zwischen Sparmassnahmen und neuen Projekten, Mangelerscheinungen und Überangebot VON SABINE ALTORFER
Eigentlich müssten die Bauarbeiter bei den zwei wichtigsten Theatern im Aargau fleissig am Schaffen sein. Aber Planungshürden und Einsprachen verzögerten die Umbauten. Irgendwann sollten die Arbeiter aber anfangen können, sollen das Kurtheaterfoyer nicht einstürzen und die Alte Reithalle in Aarau nicht ewiges Sommer-Provisorium bleiben. Irgendwann – hoffentlich 2017 – soll auch der Bagger fürs neue Stapferhaus auffahren, weil sonst die Gegenwartsausstellungen Vergangenheit werden. Und nicht irgendwann, sondern 2020 braucht das KiFF in Aarau eine neue Bleibe, sollen die Musiker nicht auf der Strasse stehen und zur Nachtruhestörung werden. Immerhin: In Boswil wird ab Frühjahr 2016 am neuen Foyer für die Alte Kirche real gebaut.
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Finanzen Kanton
Die allergrösste Kulturbaustelle im Aargau – wen wunderts? – sind die Finanzen der Kulturförderung. Mit der sogenannten «Leistungsanalyse» und den «Entlastungsmassnahmen 2016–2019» hat der Aargau zwei Sparpakete aufgegleist, die auch bei der Kultur den Rotstift ansetzen. Ausgerechnet bei den Leuchttürmen werden in den nächsten drei Jahren 15 Prozent des Budgets gekürzt. Thomas Pauli-Gabi, Kulturchef des Kantons, sagt: «Wir hoffen, dass für 2019 wenigstens wieder die aktuellen Beträge zur Verfügung stehen.» Ganz grundsätzlich könne Neues nur durch Streichung oder Kürzungen bei Bestehendem gefördert werden. «Nicht mehr durch Wachstum der Finanzen wie in den letzten Jahren», betont Pauli. Was nach Finanz-Jonglistik klingt, bedeutet für die betroffenen Institutionen aber einschneidende Kürzungen. Kompensieren werden das die Standortgemeinden von Fantoche, Stapferhaus, Langmatt, Kindermuseum, Argovia Philharmonic, Künstlerhaus Boswil, Murikultur, Tanz Königsfelden oder KiFF ja kaum.
Und soOist es! – 2608,6 Jahre, nachdem der Boswiler erhältlichen Zahlen) lag der Aargau bei den Ausgaben pro Kopf an 19. Stelle.
Kultur und Gesellschaft
sprachen von Nachbarn verzögert, die gar ans Verwaltungsgericht weitergezogen wurden. Statt 2010 wird das Theater frühestens 2018 wieder eröffnet, und die Kosten sollen mittlerweile gar bei 34 Millionen angekommen sein. Die künstlerische Leiterin Barbara Riecke musste Jahr für Jahr kurzfristig ein Programm organisieren. Nun hat sie gekündigt. Wie es nach der Bauzeit personell und inhaltlich weitergeht, ist ungewiss. Neues packt das Kuratorium im Theater an: Denn im Aargau, einst Hochburg des Freien Theaters, fehlt der Nachwuchs. Mit dem 2014 erstmals durchgeführten Jugendtheaterfestival in Aarau wurde ein erstes Steinchen in der Nachwuchsförderung gesetzt. Mit «Szenotop» wollen das Kuratorium und die neue Leitung des ThiK in Baden ab 2016 jungen Theaterschaffenden eine dreijährige Residenz und 80 000 Franken für eine jährliche Produktion bieten. «Das Echo war erfreulich», sagt Kuratoriumspräsident Rolf Keller. Aus 19 Bewerbungen wurden 5 Projekte für eine zweite Jurierungsrunde ausgewählt.
Kanton ein Kompetenz-Zentrum für klassische Musik. Seine periphere Lage ist allerdings Fluch wie Segen.
O Zimmermeister Franz Mäder auf dem Boswiler KirDas Naturama versorgt im Aargau Kinder und Erwachsene mit naturkundlichem Wissen. Das Museum hat sich etabliert – und trotzdem werden ihm laut «Entlastungsmassnahmen» von 2017 bis 2019 jährlich 200 000 Franken gestrichen. Vor einer grossen Herausforderung steht das Stapferhaus. Für sein «Haus der Gegenwart» will es in Lenzburg neu bauen. Die 7,7 Mio. an Eigenmitteln für den 20-MillionenBau sind beisammen. Der Antrag bei der Regierung für 11 Millionen aus dem SwisslosFonds ist eingereicht. «Ziel ist, dass die Regierung bis Ende Jahr entscheidet», sagt Pauli. Stapferhaus-Leiterin Sibylle Lichtensteiger ist an der Detailplanung für den Bau und die Sicherung der Betriebskosten. Ein Erfolgsmodell ist das Museum Aargau. «Geschichte erleben»: Mit diesem Motto haben die Schlösser, Königsfelden und der Legionärspfad Erfolg. In Hallwyl und Königsfelden hat man in diesem Jahr die Eintrittspreise erhöht. Die Besucher kamen trotzdem.
Millionen Franken hätte das Aargauer Kuratorium 2014 gebraucht, um die ausgewiesenen Bedürfnisse adäquat abzudecken.
Literatur
Mit dem Literaturhaus in Lenzburg ist ein Begegnungsort für Lesefreundinnen entstanden. Lokale Lesezirkel, Bibliotheken und Buchhandlungen sind aktiver geworden. Was aber auffällt: Die direkte Förderung von Autoren und Autorinnen ist rückläufig.
chenhügel das Pfarrhaus errichtete, wird in diesem O O Kuratorium
Andere ordentliche Aufgaben hat der Aargau aus seinem Budget ausgelagert – und bezahlt Teile der Denkmalpflege, Archäologie und 20 Prozent des Kuratoriumsbudgets aus dem Swisslos-Fonds. Noch ist offen, ob der Grosse Rat dem Aargauer Kuratorium 10 Prozent seiner Mittel streicht? Die grossrätliche Kommission für Bildung, Kultur und Sport (BKS) hat den Antrag kürzlich knapp abgelehnt. Ob sich die übergeordnete Kommission für Aufgabenplanung und Finanzen (KAPF) an die Empfehlung für den Finanzplan 2016–2019 hält? Aktuell bekommt das Aargauer Kuratorium 5 Millionen Franken aus dem ordentlichen Budget und 1,2 Millionen aus dem Swisslos-Fonds. «Der Kredit stagniert seit fünf Jahren», sagt Kuratoriumspräsident Rolf Keller, «obwohl die Kosten von Projekten und die Bedürfnisse der Kulturschaffenden gestiegen sind. 8,6 Millionen Franken hätten wir 2014 gebraucht, um die ausgewiesenen Bedürfnisse adäquat abzudecken.» Die Regierung wollte den Kredit schon zweimal um 100 000 Franken erhöhen, der Grosse Rat lehnte ab. Keller weist darauf hin, dass die Steuereinnahmen im Aargau in den letzten fünf Jahren um 10 Prozent gestiegen, die Kulturausgaben des Kantons jedoch um 10 Prozent gesunken sind. 6,2 Millionen Franken klingt nach viel. Aber mit diesem Geld soll das Kuratorium die ganze Palette aktueller Kultur im Kanton unterstützen: Theater und Tanz, Film, Literatur, klassische Konzerte, Rock, Pop, Jazz und bildende Kunst, dazu Programme der regionalen Kulturveranstalter. Mit den gegebenen Mitteln könne kaum Neues realisiert werden, sagt Rolf Keller. Zum Vergleich mag ein Blick über die Grenzen des Kulturkantons hinaus nützlich sein. Das Opernhaus Zürich erhält vom Kanton Zürich jährlich rund 80 Millionen Franken. Auch der Aargau zahlt daran und an weitere grosse Institutionen in Zürich und Luzern. «Der Beitrag via interkantonalen Kultur-Finanzausgleich beträgt aktuell 5,8 Mio. Franken pro Jahr», bestätigt Pauli. Kommt dazu: Der Kulturkanton gehört bei den Kulturausgaben nicht zu den kulturfreundlichen. 2012 (das sind die neuesten
Film
Der Aargau ist kein Filmkanton – Filmemacherinnen wie Verleihund Produktionsfirmen arbeiten in den Städten. Der Aargau fördert punktuell eine Koordination mit anderen kleinen Kantonen – nach dem Westschweizer Modell –, das könnte die oft jahrelangen Finanzierungs-Marathons verkürzen. Die Idee wurde aufgeworfen, passiert ist nichts. Immerhin ist das Kino-Angebot gut: (leicht subventionierte) Studiokinos ergänzen die Programme der kommerziellen Betriebe.
ebäudeensemble wieder gebaut – Baubeginn ist G der 11. April, und acht Monate später, im Dezember, soll das vom A rchitekten Gian Salis konzipierte K irchenfoyer eingeweiht werdenO – ein n euesO Kapitel O in der 1000-jährigen Baugeschichte des Boswiler Kirchenhügels! Theater
Endlich wieder positiven Drive verspürt man in Aarau bei der Alten Reithalle. Von zu aufwendigen Einbauten will man absehen, dafür soll die alte Halle für maximal 20 Millionen Franken baulich so weit gebracht werden, dass sie für einen Ganzjahresbetrieb taugt. Für Theater, Tanz – und als Konzertsaal für das Argovia Philharmonic. Bleibt also zu hoffen, dass nicht nur bei der Heizung und Isolation gute Arbeit geleistet wird, sondern auch ein Akustiker mitplant, damit der Saal akustisch nicht enttäuscht (wie das Trafo oder das KuK). Den Theaterbetrieb soll das Tuchlaube-Team stemmen, die Konzerte das Orchester organisieren. Auch die Betriebskosten wurden in der letzten Expertise auf 1,7 Millionen Franken runtergerechnet. Das entspricht in etwa dem Budget der Tuchlaube heute – und den aktuellen Subventionen von Stadt und Kuratorium. Bis 2016 soll ein detailliertes Betriebs- und Finanzierungskonzept stehen. Stadtrat Hanspeter Hilfiker geht davon aus, dass man frühestens ab 2019 mit dem Umbau der Alten Reithalle wird beginnen können. Das Kurtheater Baden hat sich in den letzten Jahren mit einem zeitgenössischeren Gastspielprogramm und gar mit Koproduktionen profiliert – und daneben den Raum vermietet. Doch die Hülle ist marode, das Foyer zu klein. Seit 2006 plant man. Doch das siegreiche Wettbewerbsprojekt wurde überraschend durch die Denkmalpflege und seither durch Ein-
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Stelle hält der Kulturkanton Aargau unter den 26 Kantonen inne, bei den Pro-KopfAusgaben für Kultur.
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Millionen Franken ist der Betrag, bei dem die Renovation des Kurtheaters Baden momentan angekommen ist.
Rock/Pop
Wo spielt die Musik ab 2020 in Aarau? Das ist eine der drängendsten Fragen für Bands, Musikerinnen und Publikum. Dann läuft der Mietvertrag des KiFF in der Futterfabrik aus – ein neuer Standort ist noch nicht in Sicht. Mit einem klugen Mix aus musikalischen Nischen und populären Acts hat sich das KiFF diverse Fangemeinden gesichert, die Schuldenjahre hinter sich gelassen und überlebt dank zahllosen freiwilligen Helfern. Ob der Leuchtturm die finanzielle Kürzung des Kantons so locker verdauen wird? Und wenn ein neues KiFF kommt, kommt dann auch eine grosse Halle. Für populäre Konzerte fehlt im Aargau ein Saal. 800 Leute fasst der grösste Raum, das Nordportal Baden. Will man im Aargau weiterhin sagen: Das überlassen wir den Zürchern? Zu kämpfen haben auch die Pop- und Rockmusiker selber. Die CD-Verkäufe sind auf nahezu null gesunken, die Einnahmen aus Streaming und Download können das nicht wettmachen. Reichen mehr Konzerte? Oder braucht es zusätzliche Förderung von Talenten? Das Kuratorium hat das Budget für Rock/Pop in den letzten Jahren aufgestockt, die Einbrüche an der Wirtschaftlichkeitsfront konnte es nicht ausbügeln.
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Klassik
Ein guter grosser Saal fehlt, das trifft vor allem das aufstrebende Argovia Philharmonic. Das Angebot an kleinen Konzerten, an Kammermusik- ja gar Opernfestivals dagegen ist gross und wächst stetig. Und mit Boswil hat der
In der Aprilnummer des «Boswil aktuell» werden wir Sie im Detail informieren, und auch darüber, wie Sie sich am Foyerbau und an der noch anstehenden Sanierung des Sigristenhauses beteiligen können! Bis dahin: Schauen Sie doch vorbei – beim Workshop Performance für Streicher mit dem Duo Calva – beim Meisterkurs Dirigieren mit Douglas Bostock (Schlusskonzert im Festsaal des Klosters Muri) – der Harfen-A kademie mit 3 Dozenten aus 3 Generationen – oder bei den Boswiler Meisterkonzerten, wo 70% der Plätze bereits verkauft sind! Wir wünschen Ihnen ein beschwingt-musikal lisches 2016.
Kunst
Plattformen mit kantonaler Ausstrahlung für Künstlerinnen und Künstler aus dem Kanton gibt es kaum mehr. Die Kunsträume der Gemeinden und des Künstlerverbandes Visarte sind lokale Player, eine kommerzielle Galerie mit Wirkung über die Kantonsgrenzen existiert nicht. Und das Kunsthaus fokussiert – ausser bei den Jahresausstellungen und dem Aargauer Manor-Preis – auf nationale und internationale Kunst. Künstlerinnen und Künstler bekommen zudem weniger Aufträge, weil Kanton wie Gemeinden die Kredite für Kunst am Bau kürzen oder gar streichen.
Peter Wipf Präsident Stiftungsrat
Michael Schneider Geschäftsführer
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Kulturplanung
Baustellen und Fragen zuhauf. Sie aufzuspüren und Lösungen zu suchen, ist Aufgabe der Abteilung Kultur und des Kuratoriums. Bis im Dezember 2016 soll das gemeinsame «Kulturkonzept 2017–2022» vorliegen. Das sei im revidierten Kulturgesetz von 2010 so vorgesehen, betont Pauli. «Das Kulturkonzept ist keine Sparübung, sondern soll die alltägliche Handhabung der Kulturförderung, -pflege und -vermittlung leiten.» Zu wenig Kultur gibt es im Aargau ja nicht. Im Gegenteil: Das Angebot ist enorm gewachsen. In die Breite. Zu kämpfen haben vor allem die grossen, die wichtigen Player. Das Kulturkonzept wird als Handbuch für die Kultur-Bauführer zeigen müssen, wie man Schwerpunkte setzt, wie man in die Höhe bauen kann. Auch wenn man im Aargau nicht Wolkenkratzer erwartet.
Impressum Nr. 160, Februar – März 2016 Redaktion: Bianca Theus, Michael Schneider Gestaltung: Heusser Comunicates AG, Zürich Druck: Kasimir Meyer AG, Wohlen Auflage: 6300, erscheint 5 x jährlich
Vorverkauf +41 ( 0 ) 56 666 12 85 office@kuenstlerhausboswil.ch www.kuenstlerhausboswil.ch www.kulturticket.ch 3
Abel Quartett
Boswil Surprise
Streichquartette Abel Quartett (Korea) Eunsol Youn, Violine Wooil Lee, Violine Sejune Kim, Viola Hyoung-Joon Jo, Violoncello Boccherini Trio (Deutschland) Suyeong Kan, Violine Florina Peelman, Viola Paolo Bonomini, Violoncello Jubilee Quartet (Grossbritannien) Tereza Privratska, Violine Julia Loucks, Violine Stephanie Edmundson, Viola Lauren Steel, Cello Werke von Dohnanyi, Weinberg, Mozart und Beethoven Das Schlusskonzert des Streichquartett Meisterkurses der Musikhochschule Basel am Künstlerhaus Boswil, geleitet von Rainer Schmidt (Hagen Quartett). Es bietet die Begegnung mit einem aufregenden Panorama zweier junger Streichquartette und eines Streichertrios aus Korea, Deutschland und aus Grossbritannien. Mittwoch, 10. Februar, 19.00 Uhr Eintritt frei, Kollekte Türoffnung: 18.30 Uhr
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Boswiler Meisterkonzert
Stefan Temmingh Stefan Temmingh, Blockflöte La Folia Barockorchester Robin Peter Müller, Leitung Antonio Vivaldi (1678–1741) Concerto g-Moll RV 156 für Streicher und B.c. Concerto für Blockflöte in D-Dur RV 428 «Il Gardellino» Concerto e-Moll RV 133 für Streicher und B.c. Concerto für Blockflöte in g-Moll RV 439 «La Notte» Concerto G-Dur RV 312(R) für Blockflöte, Streicher und B.c. Concerto F-Dur RV 138 für Streicher und B.c. Concerto für Blockflöte in c-Moll RV 441 Concerto D-Dur RV 208 «Il grosso Mogul» für Violine, Streicher und B.c. Concerto für Blockflöte in e-Moll RV 445 In den letzten Jahrzehnten wurde das Musikzeitalter des Barock entstaubt, neu gelesen und mit seinem Reichtum an Werken überhaupt erst wieder voll entdeckt. In der Nachfolge von Nikolaus Harnoncourt bildeten sich zahlreiche Ensembles, welche mit vitaler «alter» Musik die Bühnen eroberten. Auch das Barock orchester La Folia unter der Leitung von Robin Peter Müller gehört zu diesen jungen Formationen, die Selbstbewusstsein und virtuoses Können vereinen. G emeinsam mit dem südafrikanischen Blockflötisten
Duo Calva
& La Folia
Boswil Surprise
Das Auge hört mit Performance Werkstatt-Konzert
Stefan Temmingh schenken sie uns ein reines Vivaldi- Programm mit sinnlich atmosphärischen langsamen Sätzen und feurigen Allegri spirituosi. 16.00 Uhr, Boswil im Gespräch Michael Schneider, Geschäftsführer des Künstler hauses, im Gespräch mit Stefan Temmingh und Robin Peter Müller
TeilnehmerInnen des Performance Workshops mit dem Duo Calva «Das Auge hört mit» – Unter diesem Motto steht zum dritten Mal ein Workshop des Cello-Comedy-Duos Calva für Streicher. Der Workshop richtet sich an B erufsstudentInnen, aber auch an ambitionierte Amateure.
Sonntag 21. Februar, 17.00 Uhr
Sonntag, 28. Februar, 10.30 Uhr
Eintritt: CHF 70.–/55.–/45.– Vorverkauf: www.kulturticket.ch Abendkasse ab 16.30 Uhr, 19.15 Uhr, Konzertmenü: CHF 48.–
Eintritt frei, Kollekte Türöffnung: 10.00 Uhr Seite 10: Duo Calva – Praxistipp für Aufführende und für das Publikum
Seite 9: «Wie Wasser aus einer Quelle» – Auszug eines Berichtes von SRF Redaktorin Sandra Roth zu Vivaldis Schaffen
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Zu Gast am Künstlerhaus
The Arizona Contemporary Music Ensemble Ryan C. Lemoine, Saxofon Luciana Gallo, Cello Juli Smith, Horn Emily Rozansky, Posaune Max Greenwald, E-Gitarre Dongfang Zhang, Klavier Alexandros Fragiskatos, Perkussion Gregorio di Trapani, Klangsteine (Solo-Percussion) Simone Mancuso, Leitung Werke von Felix Baumann, Nadir Vassena, Gary Berger, Mathias Steinauer, Burkhard Kinzler, J. Rockmaker und Benjamin Lang Das 1978 von Glenn Hackbarth gegründete Ensemble führte mehr als 700 Werke auf, viele davon als Uraufführungen. Eine Co-Produktion des Fördervereins für Steinklang-Musik, von Oggimusica, der Zürcher Hochschule der Künste sowie der Arizona State University. Sonntag, 28. Februar, 17.00 Uhr Eintritt frei, Kollekte Türöffnung ab 16.30 Uhr
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Boswiler Harp Academy
Harfen-Konzert David Watkins Naoka Yoshino Alexander Boldachev und TeilnehmerInnen der Harp Academy Vier Jahre nach der ersten Durchführung eines Harfenkurses kehrt David Watkins, der Grand Seigneur der englischen Harfe, nach Boswil zurück. Die weiteren Dozenten sind: aus Tokio Naoko Yoshino, eine der weltweit bekanntesten Harfenistinnen und aus Zürich der junge russische Virtuose Alexander Boldachev. Sie und die TeilnehmerInnen breiten an diesem Konzert einen Fächer der Harfen-Literatur aus. Sonntag, 13. März, 11.00 Uhr Eintritt: CHF 30.– Abendkasse ab 10.30 Uhr Seite 11: Die Freiämter Harfenistin Eliane Koradi-Zweifel im Interview mit David Watkins
Jeannine Läuffer
Zu Gast am Künstlerhaus
Klavier-Rezital Jeannine Läuffer, Klavier Nathalie Otth, Querflöte Samuel Jasinski, Violoncello Philippe Gaubert (1879–1941) Trois Aquarelles Nr. 2 Soir d’automne W. A. Mozart (1756 –1791) Klaviersonate Nr. 17 B-Dur KV 570 Franz Liszt (1811–1856) Etude en douze exercices op. 1 Nr. 1 C-Dur Allegro con fuoco Nr. 4 d-Moll Allegretto Nr. 2 a-Moll Allegro molto George. Crumb (*1929) Makrokosmos, Band I Nr. 10 Frühlingsfeuer, Widder Nr. 11 Traumbilder (Liebestodmusik), Wassermann Johannes Brahms (1833–1897) Rhapsodie Nr. 1 h-Moll op. 79
Boswil Surprise
Konzert der Dirigenten argovia philharmonic TeilnehmerInnen des Meisterkurses Dirigieren W. A. Mozart (1756–1791) Serenata notturna Joseph Haydn (1732–1809) Symphonie Nr. 99 Es-Dur Igor Strawinsky (1882–1971) L’histoire du soldat (Auswahl) Sergej Profokiev (1891–1953) Symphonie Nr. 1 D-Dur «Symphonie classique» Das Konzert bietet die aussergewöhnliche Möglichkeit, gleich mehrere DirigentInnen innerhalb eines Konzertes zu erleben – die AbsolventInnen des Meisterkurses Dirigieren mit Douglas Bostock. Eine Koproduktion des Künstlerhauses Boswil mit argovia philharmonic und murikultur.
Freitag, 18. März, 19.00 Uhr
Mittwoch, 23. März, 19.30 Uhr
Programmänderungen vorbehalten
Im Festsaal des Klosters Muri
Eintritt frei, Kollekte Türöffnung ab 18.30 Uhr
Eintritt: CHF 20.–/10.– (Studenten, Lehrlinge) Abendkasse ab 19.00 Uhr Seite 14: Hintergrund – Wie wird man Dirigent
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Zu Gast am Künstlerhaus
Miniaturen Junge Zürcher Harmoniker Moritz Roelcke, Klarinette Jonas Bürgin, Leitung Johann (1825–1899) und Josef Strauss (1827–1870) Pizzicato-Polka für Streichorchester Franz Schubert (1797–1828) Arr. von Fabian Müller Sechs Lied-Transkriptionen für Klarinette und Streichorchester Jean Sibelius (1865–1957) Impromptu für Streichorchester Robert Fuchs (1847–1927) Serenade Nr. 3 e-Moll op. 2 für Streichorchester Im Mittelpunkt dieser Miniaturen stehen sechs grossartige Schubertlieder, welche der ProArgovia A rtist 2014/15, Moritz Roelcke, mit seinem klang farbenreichen und emotionalen Klarinettenspiel in e inem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Programmänderungen vorbehalten Samstag, 26. März, 17.00 Uhr Eintritt frei, Kollekte Türöffnung ab 16.30 Uhr Seite 11: Persönlich – Der junge Dirigent Jonas Bürgin im Interview
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Boswil Surprise – Vorschau
Konzerte Percussion Academy Auf Initiative des Perkussionisten Mircea Ardeleanu (Schweiz/Rumänien) findet am Künstlerhaus die Con temporary Percussion Music Academy statt. Der Fokus liegt auf den Techniken und der Interpretation zeit genössischer Solo- und Ensemblestücke. Probewoche und Konzerte werden Ur- und Erstaufführungen neuer Kompositionen beinhalten; gleichzeitig soll die Woche ein nachhaltiges Netzwerk u nter den involvierten Partnern ermöglichen. Die Teilnehmenden kommen aus der Schweiz, Rumänien, Grossbritannien, Italien und den USA. Samstag, 2. April, mehrere Konzerte Details ab März auf www.kuenstlerhausboswil.ch
Hintergrund
Vivaldi: «Wie Wasser aus einer Quelle» Aus einem Beitrag von Sandra Roth auf Schweizer Fernsehen SRF (April 2013) über Vivaldi und den italienischen Barock-Spezialisten Andrea Marcon Der venezianische Komponist Antonio Vivaldi wurde und wird immer mal wieder als langweilig abgetan. «Ganz und gar nicht», sagt der Barock-Spezialist Andrea Marcon, «er war im Gegenteil geradezu ein musikalischer Revolutionär». «Vivaldi hat nicht 500 Konzerte geschrieben, sondern 500 Mal dasselbe Konzert.» So verspottete der 200 J ahre später lebende Berufskollege Igor Strawinsky den venezianischen Barock-Komponisten und Geiger A ntonio Vivaldi und ist damit bis heute nicht allein. Andrea Marcon, der Gründer des Venice Baroque O rchestra und Spezialist für Vivaldi, widerspricht dem vehement: «Wenn es so wäre, wieso haben dann so v iele spätere Komponisten – beispielsweise Bach, Händel und Telemann – Vivaldis Musik studiert, transkribiert und adaptiert?» Andrea Marcon ist aber einverstanden mit der Aussage, dass Vivaldis Ästhetik sich gleicht. Das habe mit seiner Kompositionstechnik zu tun: «Mit sehr wenig technischen und rhythmischen Mitteln hat Vivaldi Dutzende von Melodien für Konzerte und Symphonien geschaffen.» Und zwar, indem er quasi kleine thematische und rhythmische Zellen benutzte, die er immer wieder a nders wiederholte, und das geradezu obsessiv. Marcon vergleicht diese Kompositionsweise mit der in den 1960 Jahren entstandenen «Minimal Music»: «Meiner Meinung nach war Vivaldi der erste minimalistische Komponist in der Geschichte der Musik.» Auch den Eindruck der Eintönigkeit in Vivaldis Musik kann Andrea Marcon nachvollziehen: «Vivaldi kann todlangweilig klingen, wenn man ihn nicht richtig spielt.» Im Gegensatz zu anderen Komponisten, bei denen die Musik bereits beim Lesen der Partitur l ebendig werde, sehe man Vivaldis Reichtum nicht in den Noten. Der ergebe sich erst beim Spielen. Und das ist für ihn beispielsweise der Unterschied zu Johann Sebast ian Bach: «Bach kann man nicht kaputt machen, egal wie schlecht man ihn spielt. Es spielt keine Rolle, welches Tempo man wählt oder mit welchen – auch
schlechten – Instrumenten man ihn spielt, er gewinnt immer. Vivaldi hingegen macht man völlig kaputt, wenn man seine Sprache nicht versteht.» Und wie ist sie, seine Sprache? Andrea Marcon: «Vivaldi hat seine Musik jeweils in einem Wurf geschrieben, sie sprudelte wie Wasser aus einer Quelle nur so aus ihm heraus. Anschliessend radierte er aus, was ihm zu viel erschien, manchmal zehn Takte oder mehr.» Dies könne man sehen, wenn man seine Originalpartituren studiert. Vivaldi selbst habe offenbar nicht ohne Stolz gesagt, dass er ein Konzert schneller komponiere als ein Kopist es aufschreiben könne. Seine Technik ist also die des Reduzierens, bis nur noch ein Konzentrat bleibt, ähnlich der eines Bildhauers. «Dies aber immer ganz spontan und lebhaft», so Marcon. Und genauso solle man Vivaldi spielen: frisch, ganz im Moment, immer ein wenig improvisiert – sozusagen als «perfekte Imperfektion». Oder anders gesagt: «Knusprig wie das Brot, das gerade aus dem Ofen kommt.» Seite 4: Boswiler Meisterkonzert, Stefan Temmingh & La Folia mit einem reinen Vivaldi-Programm, Sonntag, 21. Februar, 17.00 Uhr
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Praxistipp
Das Auge hört mit! Es ist wohl das Credo aller Köche und Gourmets: «Das Auge isst mit»! Für Feinschmecker und Herdkünstler muss ein gutes Gericht nicht nur im Gaumen, sondern auch optisch überzeugen. Doch was hat essen und kochen mit Musik zu tun? N atürlich gibt es wahre Meisterköche unter den Komponisten - Gioacchino Rossini zum Beispiel; nicht s elten entdeckt man auf einer Speisekarte eine «Sinfonie aus Blattsalaten» oder ein «Trio vom Rind»; und dass Musikerinnen und Musiker im Künstlerhaus B oswil formidabel verköstigt werden, ist auch weit herum bekannt. Hier geht es aber um etwas anderes: Ein Konzertbesuch ist zwar primär ein Hörerlebnis, aber selbstverständlich nehmen wir dabei auch vieles mit dem Auge wahr (was zweifellos einen Mehrwert gegenüber dem Anhören einer CD darstellt). Für die Ausführenden Als ausübende Musikerinnen und Musiker sollte man sich bewusst sein: Das Auge hört mit! Wie wirke ich, wenn ich auf die Bühne komme? Freue ich mich auf den Auftritt? Sieht man mir die Nervosität an? Merkt es das Publikum, wenn ich einen «Fehler» mache? Kommuniziere ich mit meinen Mitspielern? Wie nehme ich den Applaus entgegen? Dabei spielt es keine Rolle, auf welchem Niveau musiziert wird, ob einzeln, als Kammermusikforma tion oder im Orchesterverbund. Um genau diese Aspekte dreht sich unser Performance Kurs für Streicher. Sich den Fragen auf und n eben der Bühne zu stellen, ist ein überaus wichtiger Prozess, der zum aktiven Musizieren gehört, der aber leider an kaum einer Hochschule gelehrt wird. Dabei geht es nicht um irgendeine «Show», denn übertriebenes Tun kann sowohl dem Auge wie auch dem Ohr schaden. Unser Tipp: Machen Sie sich Gedanken über Ihr Auftreten; das Publikum schaut Ihnen (gerne) zu.
Für das Publikum Vielleicht kommt Ihnen das folgende bekannt vor: Nach einem wunderbaren Konzert hört man auf dem Weg zur Garderobe: «die Geigerin hat immer wieder das Gesicht verzogen – es war wohl nicht ihr bester Tag heute!» oder «der Paukist war super, er hat im schnellen Satz richtig mitgetanzt!» Als Publikum nehmen wir «aussermusikalische» Ereignisse wahr und verbinden Sie mit dem subjektiven Höreindruck, l assen unser Ohr davon beeinflussen, ja in seltenen Fällen gar täuschen. Natürlich gibt es auch Leute, die im Konzertsaal die Augen schliessen, um nicht von v isuellen Eindrücken abgelenkt zu werden. Dennoch unser Tipp: Augen auf, liebes Publikum! Lassen Sie möglichst viele Sinne am Konzerterlebnis teilhaben! Und kommen Sie an unser Abschlusskonzert; unerhört, was es da alles zu sehen gibt! Alain Schudel & Daniel Schaerer, DUOCALVA www.duocalva.ch
Duo Calva Seite 5: Performance Kurs für Streicher mit dem Duo Calva, vom 26. bis 28.2.2016 Abschlusskonzert am S onntag, 28.2.2016, 10.30 Uhr
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Persönlich
Sein Ziel: Berufsmusiker Bianca Theus: Dies ist die zweite Konzerttournee, die du mit deinem Kammerorchester «Junge Zürcher Harmoniker» unternimmst. Du bist der Dirigent, welchen Unterschied macht es, vorne zu stehen oder selbst mitzuspielen? Jonas Bürgin: Als Dirigent bin ich weder auf eine Stimme noch auf ein Instrument fixiert, sondern ich führe die einzelnen Stimmen zu einem Gesamten zusammen. Zudem habe ich am Dirigentenpult viel mehr Freiheiten, meine eigene Interpretationen und mein Verständnis für ein Werk dem Orchester und dem P ublikum weiterzugeben. Zweitens bin ich nicht nur verantwortlich für ein künstlerisch gutes Endresultat, sondern ich sehe es als auch meine Aufgabe, eine gute Stimmung unter den Mitgliedern aufrechtzuhalten. Dies scheint mit wesentlich für ein berührendes Konzert. Wie bist du zur Musik gekommen; hast du einen musikalischen Familienhintergrund? Bürgin: Meine Eltern sind keine Musiker, aber wir b esuchten häufig Konzerte und hörten viel Musik. Die Musik beeindruckte mich eigentlich schon immer. Zudem sind wir eng befreundet mit dem Dirigenten Francis Travis, von dem ich auch meinen ersten Taktstock erhalten habe. Du spielst seit fünf Jahren im Jugend-Sinfonieorchester Aargau und bist seit letztem Jahr Juniorteilnehmer des Meisterkurses Dirigieren mit Douglas Bostock. Wie bist du zu den Projekten des Künstlerhauses gekommen? Bürgin: Mit dreizehn Jahren hat mich das O rchester CHAARTS des Künstlerhauses eingeladen, als Fellow an einem Konzert am Boswiler Sommer m itzuspielen. Du bist im Künstlerhaus schon fast zuhause; beispielsweise hast du bei Meisterkonzerten die Noten für b ekannte Pianisten gewendet. Welche Bedeutung hat das Künstlerhaus für deine musikalische Entwicklung? Bürgin: Nach dem Konzert mit den CHAARTS wurde mir klar, dass ich gerne Musiker werden möchte. Im gleichen Sommer habe ich das erste Mal im JSAG
Jonas Bürgin Der 19-jährige Jonas Bürgin stammt aus Möriken. Als 5-Jähriger begann er Violine zu spielen. Er b esucht das Kunst- und Sportgymnasium Zürich, was ihm ermöglicht, viele Stunden täglich der Musik zu widmen. Er lernt Violine und Klavier, studiert Dirigieren und spielt in verschiedenen Orchestern. Sein Ziel: Berufsmusiker. Wohin g enau ihn dieser Weg führt, ist noch offen.
mitgespielt. Zusammen mit dem ersten Meisterkurs bei Douglas Bostock durchlief ich also viele m einer wichtigsten musikalischen Stationen in Boswil. Deshalb freute ich mich sehr, im letzten Frühling auch das erste Konzert mit meinem Orchester Junge Zürcher Harmoniker hier zu spielen. Interview: Bianca Theus Seite 8: Miniaturen – das Konzert der Jungen Z ürcher H armoniker, Samstag, 26.3.2016, 17.00 Uhr
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Einblick
Die Harfe – Instrument der tausend Klänge Der britische Harfenist David Watkins, Dozent an der Harfenakademie im März, antwortet auf Fragen der Freiämter Harfenistin Eliane Zweifel-Koradi David Watkins, Sie haben ein breites Spektrum von Aktivitäten und Interessen als Mensch, Künstler und Komponist. Wie würden Sie sich selber beschreiben? Wie sind Sie zur Harfe gekommen? Ich bin oft als «Renaissance-Mensch» beschrieben w orden und aufgrund all meiner Interessen würde ich geneigt sein, dem zuzustimmen! Mein Vater, ein Entwickler Elektrischer Diesellokomotiven, wollte, dass ich wie er Ingenieur werde. Ich wurde an eine Ingenieursschule geschickt, wo ich begann, Musikin strumente zu bauen – mein erstes Clavichord im Alter von 14 Jahren. Ein zweimanualiges Cembalo folgte und dann, mit 17 Jahren, fand ich eine heruntergekommene Harfe, die ich restaurierte. Nach dem «Machen» nahm dann das «Spielen» überhand. Andere Interesse von mir beinhalten Bildende Kunst, Architektur und Gartendesign, aber auch Kunsthandwerk wie Stricken und Häckeln. Klöppelspitzen wurden sehr wichtig und ich häufte eine grosse Sammlung historischer Spitzen an und bot mich an, dies an der Royal School of Kneedlework zu unter richten. Welches ist Ihre Lieblingsmusik? Wie würden Sie Ihre eigenen Kompositionen beschreiben? Aufgrund meiner Obsession für frühe Tasteninstrumente war ich gebannt von der Musik, die darauf g espielt wurde und schliesslich auch von originaler Harfenmusik jener Zeit. Mozart ist mein musikalischer Gott, aber manchmal, wenn alle Stricke reissen, kehre ich zu Johann Sebastian Bach zurück. Meine Kompositionen haben sich immer an k lassischen Formen orientiert und insgesamt könnte ich als Neoklassizist eingestuft werden. Volksmusik hat mich zu Arrangements inspiriert und eine Geschichte oder ein Gedicht haben die Kreativität beflügelt.
In 35 Jahren Orchestertätigkeit (u.a. am Royal Opera House und beim London Philharmonic Orchestra) konnte ich Komponisten wie Kodály, Poulenc und Schostakowitsch treffen. Kodály wurde zu einem engen Freund und sein «Psalmus Hungaricus» inspirierte mich zum «Nocturne» in meiner «Petite Suite». Strawinskys beissende Harmonien und Rhythmen packten mich – noch heute bin ich fasziniert von den obsessiven Rhythmen von Philipp Glass. Ich bin froh, dass die Ära der strikten Zwölfton-Musik weitgehend aus dem zeitgenössischen Mainstream verschwunden ist – sie ist sicherlich nicht «harfenfreundlich».
« ... man ch mal, wen n al le St r icke reissen , keh re ich z u Joh an n S e bast ian Bach z u rü ck.» Debussy ist ein weiterer meiner musikalischen Götter und in dem Sinne vergleichbar mit Mozart, dass es unmöglich ist, auch nur eine Note in ihren grossartigen Kompositionen zu entfernen. Ich hatte immer ein Problem mit Brahms trotz seines wunderbaren Deutschen Requiems. All diese aufeinanderfolgenden Sexten, so übermässig süss für die Ohren, und nun, was für ein Schock – sehe ich, dass ich sie selber verwende …! Was machen Sie am liebsten: unterrichten, komponieren, schreiben, Harfe spielen? Ich liebe es nach wie vor, solo zu spielen und freue mich, die Bühne zu betreten – vielleicht gibt es auch den Entertainer in mir. Komponieren ist viel schwieriger. Inspirationen kommen zäh und dann folgt der harte Teil, sie einzubeziehen oder zu verwerfen, wenn man das Stück als Ganzes betrachtet. Manchmal erscheinen einem in Träumen spektakuläre Lösungen und ein schwieriges Problem ist gelöst.
Eliane Zweifel-Koradi
David Watkins
Was war anders, als Sie Harfe studierten, verglichen mit der Situation von heutigen Harfenstudierenden? Generell ist heute die Technik viel besser geworden, aber oft zu fokussiert auf ein schmales Gebiet. Vielen Studenten mangelt es an Konzentration; sie w ollen sofortige Erfüllung anstatt ein wohlüberlegtes Vorgehen über eine lange Periode. Heutige Studenten haben so grossen Druck und müssen sich so sehr verbiegen in ihren Prüfungen, dass der Lehrer sie immer daran e rinnert, dass sie nicht genügend geübt haben. Und dann gibt es nicht genug Zeit, um über Kreatives zu sprechen und sie vielleicht einmal in die National G allery mitzunehmen, um einige Impressionisten a nzuschauen. Wie glücklich ich war, so oft in der Langmatt in Baden sein zu können, umgeben von so vielen wunderbaren Gemälden – ich übte jede Nacht vor einem anderen Bild Harfe.
sind heute sehr schwierig und ein brillanter Performer ist evtl. ein schlechter O rchesterspieler. Ich hatte beim London Philharmonic das Glück, auch bei Konzerten, in denen ich nicht spielte, die halbe Gage zu erhalten! Auf jeden Fall w erden Harfenistinnen und Harfenisten – mit dem Grundkonzept der reinen Finger, die auf den Saiten und mit anmutigen Bewegungen liebliche Klänge auf einem der schönsten aller Musikinstrumente formen – immer Geld verdienen, so lange die Harfe existiert! Wir alle müssen Komponisten ermutigen, Musik für das von uns erwählte Instrument zu schreiben – die Harfe, ein Instrument der tausend Klänge. Seite 8: Konzert zum Abschluss der Boswiler Harp Academy, Sonntag, 13.3.2016, 11.00 Uhr
Haben Sie einen Wunsch für die Harfenwelt von morgen? Mehr Leute als je spielen heute Harfe, eingeschlossen Amateure. Mit dem Mangel an Orchestermöglichkeiten ist musikalische Flexibilität für den jungen Berufsspieler sehr wichtig. Er oder sie mag in Betracht ziehen, sich zu spezialisieren: auf Klassik oder Jazz, Kammermusik oder das riesige Repertoire früher Musik für die Einpedal-Harfe. Heute engagieren Orchester Harfenisten oft nur für das Konzert, wo das Instrument benötigt wird. Die Bedingungen 13
Hintergrund
Wie wird man Dirigent? Der Dirigent erarbeitet gemeinsam mit dem Orchester die Aufführung eines Musikwerks. Dabei ist er massgeblich verantwortlich für die Interpretation und entscheidet, an welchen Stellen er die Musiker fordert oder ihnen Zurückhaltung auferlegt. Sein ausgeprägtes psychologisches Einfühlungsvermögen und sein feines Gehör, gepaart mit Erfahrung und Wissen, ermöglichen es ihm, die Solisten und Orchestermusiker jederzeit zu kontrollieren und ihre individuellen Leistungen zu einem musikalischen Gesamtkunstwerk zusammenzuführen.
Douglas Bostock unterrichtet im Meisterkurs D irigieren am Künstlerhaus. 4
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Durch die Zeichnung der Taktfiguren mit dem Taktstock regelt der Dirigent zunächst den äußeren metrischen Ablauf der Musik. Darüber hinaus bewirkt und beeinflusst er durch das «Wie» der Zeichengebung D ynamik, Phrasierung, Ausdruck, Einsätze etc.
«Nich t z u ver n achl ä ssi gen i st d i e kö r p er l i che L ei s tung sfä hi g kei t: Di r i g i eren i s t S chwer a r b ei t.» Zum Beruf des Dirigenten gehören neben musikalischen Fähigkeiten allgemeine Voraussetzungen wie p ädagogisches Geschick, Fähigkeiten in der Menschenführung und eine möglichst umfassende kulturhistorische Bildung. An musikalischen Fähigkeiten werden Rhythmusgefühl, das relative Gehör und ein gutes M usikgedächtnis gefordert, die sich in sicherem Klavierspiel (Prima-Vista- und Partiturspiel), Kenntnissen bei möglichst vielen Instrumenten und sängerischen Erfahrungen (Chor) darstellen. Darüber hinaus 14
gelten Kontaktfähigkeit und eine persönliche Ausstrahlung als Grundvoraussetzungen für die Tätigkeit des D irigenten. Nicht zu vernachlässigen ist die körperl iche Leistungsfähigkeit: Dirigieren ist Schwerarbeit. Das Studium umfasst vor allem Orchester- und C horleitung. Unterrichtsfächer sind Schlagtechnik, Repertoireaneignung, Tonsatz, Gehörbildung, Musikgeschichte, Stimmkunde, Instrumentalkunde, Klavierund Instrumentalunterricht für die eigene Spielpraxis. Oftmals ist die Mitwirkung im Hochschulchor oder -orchester obligatorisch, um dem zukünftigen Dirigenten ein Gefühl für das Mitatmen und Begleiten zu v ermitteln. Aus dem Berufsprofil des «Deutschen Bühnenvereins» ( Bundesverband der Theater und Orchester) Seite 7: Konzert der Dirigenten, Mittwoch, 23.3.2016, 19.30 Uhr, im Festsaal des Klosters Muri
Förderverein Künstlerhaus Boswil
Weihnachtsspenden Der Spendenaufruf für die Revision des neueren Steinway-Flügels hat bis jetzt fast die Hälfte des nötigen B etrags von CHF 19’000 erbracht. Wir danken ganz herzlich den Spenderinnen und Spendern: Irmi Abt; Vreni Bäbler, Hausen a. A.; Josef und Elsbeth Bachmann, Aesch; Priska Baumer, Bern; Ruth Böckli, Kilchberg; Maria Brunschwig, Oberwil-Lieli; Dr. Theo u. Trudi Burkard, Wohlen; Mariann u. Othmar Daubenfeld, Baden; Kurt u. Barla Degonda Funk, Zufikon; Erich Fankhauser, Niederlenz; Kurt H. Fischer-Kurer, Dottikon; Daniel Fueter, Zürich; Hans Geiser, Laufenburg; Verena Gohl, Winterthur; Leo u. Rosmarie GomerJakober, Boswil; Michelle Grasset, Unterlunkhofen; Dr. med. Josef Gut, Muri; Rosemarie u. Erich Haag, Wettingen; Verena Häusermann, Lenzburg; Anne u. Peter Höchli-Hächler, Oberrohrdorf; Prof. Dr. Christoph Holliger, Boniswil; Edith Huber, Luzern; Othmar u. Rosmarie Huber, Boswil; Peter u. Greti Hunziker, Baden; Dieter u. Margrit Jaschek, Zofingen; Ella Keusch, Boswil; Hanna Keusch, Boswil; Jan Kocher, Baden; Hans-Albert u. Doris Kufferath, Lenzburg; Marie Helène Larré, Zürich; Beatrice u. Kaspar Leuenberger, Hochdorf; Heinz Lienhard; Samuel u. Ursula Mauch, Oberlunkhofen; Thomas Albert Meier, Waltenschwil; Albert u. Beatrice Meier-Keusch, Waltenschwil; Diana Merz-Lewis, Kastanienbaum; Astrid Messerli-Henningsen, Gränichen; Peter u. Esther Müller, Merenschwand; Maria Oberholzer-Enzler, Wohlen; Walter u. Barbara Ochsenbein, Birmensdorf; Anne Oettli, Wohlen; Brigitta u. Jacques Schiltknecht, Luzern; Harald u. Mary Rettig, Rheinfelden; Hans-Ulrich Roth, Bern; Bernadette Rothenfluh, Oberrohrdorf; Eva Roos, Hausen a. A.; Laurene u. Jürg Schärer, Aarau; David Schwarb, Ernetschwil; Benedikt u. Beatrice StalderDoebeli, Boswil; Helmut u. Irene Staufer-Bollin, Oberlunkhofen; Hans Peter Stebler, Olten; Judith u. Willy van der Staay, OberwilLieli; Kurt Steiner; Rolf H. Weber, Oetwil a. d. L.; Ursula Stocker, Hünenberg; Ulrich u. Lilo Suter-Schmid, Brugg; Gertrud Waldmeier, Schafisheim; Agnes Weber, Zürich; Hans Jürg Wernli, Küttigen; Herbert Wey, Muri; Hans u. Elisabeth Widmer, Oberwil-Lieli; Willy Wohlgemuth, Dietikon.
Künstlerhaus Förderverein Der Förderverein des Künstlerhauses unterstützt die vielfältigen kulturellen Aktivitäten der Stiftung. Als Mitglied sind Sie dem Künstlerhaus besonders verbunden. Sie erhalten vergünstigte Eintrittskarten und die Programme für die Meisterkonzerte und das Festival Boswiler Sommer werden Ihnen e xklusiv frühzeitig z ugestellt. Zudem bekommen Sie persönliche Einladungen für das Sommernachtsfest und für das Weihnachtskonzert sowie für die Generalversammlung. Der Jahresbericht hält Sie zusätzlich auf dem Laufenden. Der Jahresbeitrag CHF 80.– für Einzelmitglieder CHF 120.– für Paare CHF 200.– für juristische Mitglieder CHF 500.– für Gönner (gilt gleichzeitig als Paarmitgliedschaft) Mit Ihrer Unterstützung leisten Sie einen wichtigen Beitrag für das Wirken der Stiftung Künstlerhaus Boswil. Herzlichen Dank!
Vorstand Förderverein Künstlerhaus Peter Müller, Präsident, Merenschwand Gabriela Arnet, Waltenschwil Colette Meyer, Mühlau Claudia Penta, Bremgarten Peter Wipf, Hermetschwil-Staffeln
Weiterhin können Spenden gemacht werden. Spendenkonto Stichwort «Spende Flügel» Raiffeisenbank Boswil-Bünzen 5623 Boswil Konto-Nr: 5 0-909-4 IBAN: CH34 80675000 0024 2978 4 Stiftung Künstlerhaus Boswil Flurstrasse 21 5623 Boswil 15
P r o g r a m m F e b r u a r b i s M ä r z 10.2. Mittwoch, 19.00 Uhr Boswil Surprise Streichquartette und Streichtrio 21.2. Sonntag, 17.00 Uhr Boswiler Meisterkonzert Stefan Temmingh & La Folia 28.2. Sonntag, 10.30 Uhr Boswil Surprise Das Auge hört mit 28.2. Sonntag, 17.00 Uhr Zu Gast am Künstlerhaus The Arizona Contemporary Music Ensemble 13.3. Sonntag, 11.00 Uhr Boswiler Harp Academy Harfen-Konzert 18.3. Freitag, 19.00 Uhr Zu Gast am Künstlerhaus Klavier-Rezital Jeannine Läuffer 23.3. Mittwoch, 19.30 Uhr Boswil Surprise Festsaal Kloster Muri Konzert der Dirigenten 26.3. Samstag, 17.00 Uhr Zu Gast am Künstlerhaus Junge Zürcher Harmoniker 2.4. Samstag Boswil Surprise Contemporary Percussion Music Academy Kon z er te
Künstlerhaus Boswil Flurstrasse 21 CH–5623 Boswil +41 (0)56 666 12 85 office@kuenstlerhausboswil.ch www.kuenstlerhausboswil.ch