Boswil Aktuell Juni, Juli, August 2017

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BOSWIL AKTUELL Ju n i – A u g u s t 2 0 17 midtsommer Delikatessen Traumland


Inhalt

Ju n i   –   A u g u s t 2 0 17

Grüezi

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Programm

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Vier Fragen an Maya Boog

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Im Gespräch mit dem Pianisten Tzimon Barto Drei Fragen an Darius Milhaud

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Erinnerung an Emmy Henz-Diémand CD- und Buch-Tipps

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Förderverein Künstlerhaus Boswil Programmübersicht

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Titelbild: Andreas Fleck, Leiter des Boswiler Sommers

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Grüezi

Köstlichkeiten 21 Gästezimmer, ein Restaurantbereich und eine dazu gehörende Restaurantküche gehören zum Künstlerhaus Boswil – der Musikort ist also auch ein Hotel, ein Pensionsbetrieb – und eine Schätzung hat ergeben, dass in unserer eigenen Küche für Kursgruppen und Musiker jedes Jahr rund 5 Tonnen an Lebensmitteln und Getränken verbraucht werden! Die Bewirtung auf dem historischen Pfarrhügel Boswil hat dabei sicherlich eine lange Tradition. Schon zu Zeiten als katholisches Pfarrhaus, als der die Pfarrei betreuende Benediktinermönch noch täglich mit dem Ross nach Muri ins Kloster ritt, wurden sicherlich Reisende und Hilfsbedürftige aus der Pfarrküche verköstigt. In jüngeren Zeiten erhielten die Pensionäre des ehemaligen Künstleraltersheimes im Rahmen ihrer Vollpension Speis und Trank, und wenn heute auch die Musiker und Gäste nicht mehr so lange im Künstlerhaus verweilen wie die Pensionäre vor 30 und 40 Jahren, so ist doch die Hausküche ein zentraler Ort geblieben. Ob die Musiker des Boswiler Sommers, die jungen Musiker unserer eigenen Jugendorchester oder Chöre und Seminarteilnehmer an Gastveranstaltungen – die Qualität der Küche ist für das Wohler gehen der Gäste, für den Erfolg einer Weiterbildung, ja sogar für die Qualität eines Konzertes mitentscheidend.

Als kleines Give-away geben wir unseren Besuchern nach einem Meisterkonzert oder einem Konzert des Boswiler Sommers seit Jahren eine kleine kulinarische Köstlichkeit mit auf den Heimweg. Und die Reaktionen sowohl auf die Mahlzeiten unserer Hausküche als auch auf diese kleinen Give-aways haben uns bewogen, dieses Jahr einige der letzteren in einem kleinen Kochbuch zusammenzufassen. Es sind, passend zum Motto des Boswiler Sommers, «Delikatessen», 14 Köstlichkeiten aus der Künstlerhaus-Küche: Rezepte von Monika Füglistaller, delikat in Szene gesetzt von Karin Stadelmann und Claudia Greinacher. Das kleine Heft kann am «Boswiler Sommer» gekauft oder beim Künstlerhaus Boswil zum Preis von CHF 10.– bestellt werden: Auf dass Sie einige kulinarische Inspirationen mit in den Sommer nehmen!

Mit kulinarischen Grüssen Michael Schneider, Geschäftsführer Peter Wipf, Stiftungspräsident

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Zu Gast am Künstlerhaus

Liebi, Lenz – Fidirallalla! Pro Musica Vocale Pro Musica Vocale, Aargau Stefka Rancheva, Klavier Stella Timenova, Klavier Andrew Dunscombe, Leitung Ein bunter Strauss Schweizer Musik. Mit einem viel­ fältigen Programm feiert der Aargauer Konzertchor Pro Musica Vocale sein 35-Jahr-Jubiläum. Musik grosser Komponisten wie Hans Huber, Gion Antoni Derungs und Othmar Schoeck ist zu hören, wie auch Volkslieder aus allen Schweizer Sprachregionen («Sut Steilas», «Allons dancer sous les ormeaux», «S'Ramseiers wei go grase» oder «Vieni sulla barchetta») und Schweizer Schlager-Juwelen wie «Scharlachrot» und «Alperose». Ebenso erklingen die «Lenz- und Liebes­l ieder» für Chor und Klavier zu vier Händen von Hans Huber. Besonders gespannt sein dürfen die ZuhörerInnen auf die Uraufführung des Stücks «Oobigfride» von Jonas Arnet. Er hat es eigens für das Jubiläumskonzert von Pro Musica Vocale komponiert, nach einem Gedicht von Robert Stäger.

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Samstag, 10. Juni 2017, 19.30 Uhr Werkeinführung 19 Uhr Eintritt: CHF 40.–/30.–/20.– (Reduktion Stud./Lehrl./Kinder CHF 10.–) Abendkasse ab 18.30 Uhr Vorverkauf: www.pro-musica-vocale.ch


Zu Gast am Künstlerhaus

«E las culurs dals pleds / Und die Farben der Worte» Bibi Vaplan, Songpoetin Stefanie C. Braun / Ursula Giger, Moderation Die kulturelle Initiative «Sofalesungen» veranstaltet Lesungen im kleinen Rahmen in privaten Räumen ohne viel Firlefanz: Gastgeber öffnen ihre Räumlichkeiten zu einem «literarischen Salon». Im Juni wird das neue Foyer des Künstlerhauses zu solch einem literarischen Salon: Zu Gast ist die im Engadin aufgewachsene Bibi Vaplan, die als Musikerin mit kraftvoll-melancholischen Liedern bekannt geworden ist. Sie singt leidenschaftlich und ausschliesslich in Rätoromanisch. Mit «E las culurs dals pleds / Und die Farben der Worte» lassen sich nun erstmals in einer Buchpublikation Texte von ihr sowohl in Romanisch als auch in Deutsch entdecken. Die kleinen Erzählungen rufen innere Bilder ab, sind poetisch, klar und hintergründig. Sie fangen Momente ein, die lange nachwirken. Bibi Vaplan liest eigene Texte und singt Lieder auf

Rätoromanisch, den musikalischen Teil umrahmen zusätzlich Geschichten über die ehemaligen Bewohner des Künstlerhauses Boswil, aus dem neu im Limmat Verlag erschienen Buch von Daniela Kuhn, «In die Wärme nach Boswil». Sonntag, 18.Juni 2017, 18.00 Uhr Eintritt: Kollekte Türöffnung ab 17.30 Uhr

Eine Kooperation von Sofalesung mit dem Künstler­ haus Boswil und dem Aargauer Literaturhaus Lenzburg sofalesungen.ch ist eine Initiative des Förderfonds Engagement Migros. 5


m i d tsommer


Jugendorchester Freiamt

Musik zur Sommersonnenwende Jugendorchester Freiamt Anne-Cécile Gross, Leitung In Skandinavien und im Baltikum wird der Mittsommer mit seinen «weissen Nächten», in denen die Sonne kaum untergeht, traditionell gefeiert. Unter dem schwedischen Titel «midtsommer» feiert das JOF die Sommersonnenwende. Edvard Griegs lyrische Stücke sind von der Welt der Kobolde und Feen inspirierte volkstüm­ liche Weisen. Während Atterberg Bilder des bäuerlichen Landlebens malt, evoziert Sibelius‘ Impromptu mit eigentümlicher Melancholie die grossartige Weite und Üppigkeit der Natur. Der Psalm von Pärt zelebriert in meditativer Innigkeit die spirituelle Seite des Festes. Auszüge aus den bekannten Peer Gynt Suiten schliessen kunstreich die Ode an die Natur und eine mystische Schöpferkraft ab. Edvard Grieg (1843–1907), Norwegen Aus den Lyrischen Stücken für Klavier, Bearbeitung für Streichorchester von Wolfgang Merkes Jean Sibelius (1865–1957), Finnland Impromptu für Streichorchester nach den Impromptu für Klavier op.5/5 & 6 Kurt Atterberg (1887–1974), Schweden Aus der Suite pastorale in modo antico für Streich­ orchester op. 34 Arvo Pärt (*1935), Estland Psalom für Streichorchester Edvard Grieg (1843–1907), Norwegen Aus den Peer Gynt-Suiten für Sinfonieorchester Bearbeitung für Streichorchester von Jamin Hoffman

Freitag, 16. Juni 2017, 19.30 Uhr Eintritt frei, Kollekte Türöffnung ab 19.00 Uhr weitere Konzerte Samstag, 17.Juni 2017, 19.30 Uhr, Kapuzinerkirche, Bremgarten «Kultur im Klösterli» Sonntag, 18. Juni 2017, 17.00 Uhr, Klosterkirche Gnadenthal

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MUSIKFESTIVAL BOSWILER SOMMER 2017

DELIKATESSEN 1 . Ju l i bi s 9 . Jul i 20 17 7 0 Mu s i ker, 13 Kon zer te b o sw i l er sommer. ch


honig süss

herb schmelzend

verlockend exotisch

Sebastian Manz, Klarinette Xiaoming Wang, Violine CHAARTS, Chamber Artists Stephan Mai & Felix Froschhammer, Leitung

Anastasia Kobekina, Violoncello Sebastian Bohren, Violine Jonian Kadesha, Violine Basler Madrigalisten Raphael Immoos, Leitung

Claire Huangci, Klavier Sebastian Manz, Klarinette Benjamin Nyffenegger, Violoncello CHAARTS Chamber, Artists Felix Froschhammer, Leitung

Wolfgang Amadé Mozart Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur KV 622 He Zhanhao & Chen Gang Violinkonzert «Butterfly Lovers» Joseph Haydn Sinfonie Nr. 83 g-Moll «La poule»

John Tavener «Svyati–Oh Holy One» für Violoncello und Chor Peteris Vasks «Plainscapes» für Violine, Violoncello und Chor Knut Nystedt «Stabat Mater» für Violoncello und Chor Johann Sebastian Bach Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004 mit Bach-Chorälen durchwoben

The Butterfly Lovers ist eines der bekanntesten Volksmärchen Chinas. Die tragisch schöne Geschichte zweier Liebender erklingt hier in Form eines poetischen Violinkonzertes. Dazu: die himmlischen Klänge von Mozarts Klarinettenkonzert. Samstag, 1. Juli, 20.15 Uhr Eintritt: CHF 75.–/60.–/45.–

Bach-Choräle und berührende nordische Chormusik, dargeboten von drei grossartigen jungen Musikern, im Zusammenklang mit den wunderbaren Stimmen der renommierten Basler Madrigalisten. Sonntag, 2. Juli, 11.00 Uhr Eintritt: CHF 55.–/45.–/35.–

Modest Mussorgsky «Bilder einer Ausstellung» für Klavier solo Aaron Copland Konzert für Klarinette und Orchester Tan Dun «Crouching Tiger Concerto» für Violoncello und Orchester Auszüge seiner Filmmusik zum oskarprämierten Spielfilm «Crouching Tiger, Hidden Dragon» wurden vom Komponisten Tan Dun zu einem Cellokonzert verdichtet. Bildhaft wie Filmmusik ist auch Coplands Klarinettenkonzert und Mussorgskys berühmte Suite «Bilder einer Ausstellung». Sonntag, 2. Juli, 20.15 Uhr Eintritt: CHF 65.–/55.–/45.–

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rot mundend

zauberhaft golden

silber perlend

Eva Quartett, Gesang Jonian Kadesha, Violine Nicholas Rimmer, Klavier Tri I Dve, Ensemble Johannes Fischer, Perkussion

Kinderkonzert, ab 6 Jahren in deutscher Sprache

Henrik Wiese, Flöte Sebastian Bohren, Violine CHAARTS, Chamber Artists Stephan Mai & Robin Müller, Leitung

Bulgarische Volkslieder Georges Enescu Violinsonate Nr. 3 «dans le caractère populaire roumain» Musik des Balkan Eine Reise auf den Balkan: mit den eindringlichen Frauenstimmen des Eva Quartetts, Enescus lyrischverspielter Sonate und, als Abschluss, folkloristischen Klängen. Im Rahmen von «Weltklasse auf SRF 2» wird das Konzert aufgezeichnet. Montag, 3. Juli, 20.15 Uhr Eintritt: CHF 55.–/45.–/35.–

Hasti Molavian, Jakob Klaus Bertagnolli, Perkussionist Wilko Jordens, Musikalische Leitung Michael F. Britsch, Inszenierung, Choreographie, Bühne und Kostüme Daniel Westen, Dramaturgie Gold Musiktheater nach den Gebrüdern Grimm für junges Publikum Leonard Evers, Musik Flora Verbrugge, Libretto Eine zauberhafte Kinderoper für eine Mezzosopranistin und Per kussion, nach dem Märchen «Vom Fischer und seiner Frau». Eine Suche nach Glück und Gold, fantasievoll und unterhaltsam präsentiert vom Theater Bielefeld. Dienstag, 4. Juli, 15.00 Uhr Eintritt: Erwachsene 25.– Kinder 10.– Familienkarte 50.–

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Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfoniesatz in c-Moll Johann Sebastian Bach Orchestersuite Nr. 2 h-Moll BWV 1067 Friedrich Gernsheim Divertimento für Flöte und Streicher E-Dur op. 53 Felix Mendelssohn Bartholdy Konzert für Violine und Streicher d-Moll Ein lichtdurchflutetes, sommerliches Konzert mit beschwingten, berauschenden Klängen: ob in zwei Werken des erst 13 /14-jährigen Mendelssohn, in Bachs berühmter Suite oder Gernsheims Divertimento. Dienstag, 4. Juli, 201.15 Uhr Eintritt: CHF 70.–/60.–/45.–


bourbon pur

erdig pikant

bitter sweet

Andrey Cholokyan, Oboe Sebastian Manz, Klarinette Igor Ahss, Fagott Frederic Belli, Posaune Johannes Fischer, Perkussion Nicholas Rimmer, Klavier Jonian Kadesha, Violine CHAARTS, Chamber Artists

Henrik Wiese, Flöte Xiaoming Wang, Violine CHAARTS Chamber, Artists Gábor Takács-Nagy, Leitung

Tzimon Barto, Klavier Felix Froschhammer, Violine Jonian Kadesha, Violine Markus Fleck, Viola Andreas Fleck, Violoncello

Erwin Schulhoff Concertino für Klarinette, Oboe und Fagott Astor Piazzolla Estaciones Porteñas – Die Vier Jahreszeiten von Buenos Aires Tom Waits, Franz Schubert, Kurt Weill, Sting Lieder ohne Worte von «Jockey full of Bourbon» bis «Bourbonstreet» Ein perfekter Groove am Mittwochabend: Songs mit Klavier, Perkussion und Posaune, dazu argentinischer Tango und Schulhoffs quirlige Musik aus den goldenen 20ern.

Antonin Dvořak Serenade E-Dur op. 22 Wolfgang Amade Mozart Flötenkonzert D-Dur KV 314 Daniel Schnyder Mozart in China Bela Bartók Divertimento für Streicher Sz.113 Wohl einer der Höhepunkte des Boswiler Sommers: Der grosse Dirigent Gábor Takács-Nagy widmet sich drei fulminanten Standardwerken des Repertoires und würzt sie mit Daniel Schnyders jazzigem «Mozart in China». Donnerstag, 6. Juli, 20.15 Uhr Eintritt: CHF 70.–/60.–/45.–

Dimitri Schostakowitsch Klavierquintett g-Moll op. 57 Lowell Liebermann Nocturne Johann Sebastian Bach Goldberg Variationen BWV 988 (Busoni Edition) Zweifellos ein Ereignis: der Boswiler Auftritt des amerikanischen Starpianisten Tzimon Barto. Und berührende Musik zum Wochenausklang: Bachs Goldberg-Variationen und Schostakowitschs Klavierquintett. Im Rahmen von «Weltklasse auf SRF 2» wird das Konzert aufgezeichnet. Freitag, 7. Juli, 20.15 Uhr Eintritt: CHF 70.–/60.–/45.–

Mittwoch, 5. Juli, 20.15 Uhr Eintritt: CHF 55.–/45.–/35.–

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köstlich blumig

schwelgend sinnlich

butter zart

Walk & Wonder

Emma Moore, Sopran Julius Drake, Klavier Jonian Kadesha, Violine Michel Willi, Violine Jürg Dähler, Viola Anastasia Kobekina, Violoncello Lars Olaf Schaper, Kontrabass

Julius Drake, Klavier Henrik Wiese, Flöte Sebastian Manz, Klarinette casalQuartett

Ausverkauft Emma Moore, Sopran Henrik Wiese, Flöte Jonian Kadesha, Violine Anastasia Kobekina, Violoncello Werke u. a. von Johann Sebastian Bach Maurice Ravel Ralph Vaughan Williams Robert Dick Walk and Wonder begibt sich an Orte hoher Köstlichkeit im Freiamt. Begleitet wird die Wanderung von Peter Hägler. In Kooperation mit Erlebnis Freiamt. Samstag, 8. Juli, 9.00 – 16.30 Uhr

Richard Strauss «Blauer Sommer» und weitere Lieder Gabriel Faure «La Bonne Chanson» Liederzyklus für Sopran, Klavier und Streichquintett Leonard Bernstein «La Bonne Cuisine» Franz Schubert Klavierquintett A-Dur D667 («Forellenquintett») Ein exquisites Samstagskonzert am Boswiler Sommer: Eine grossartige Sängerin und ein grossartiger Pianist, ausgewählte Lieder (nicht nur) über das Kochen, gefolgt von Schuberts populärem Forellenquintett. Samstag, 8. Juli, 20.15 Uhr Eintritt: CHF 60.–/50.–/35.–

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Wolfgang Amade Mozart Sonate für Klavier und Violine G-Dur KV 379 Flötenquartett Nr. 2 A-Dur KV 298 Klarinettenquintett A-Dur KV 581 Mozart pur in der zweiten Sonntagsmatinee, noch dazu mit beiden Festival Artists: in einem seiner vier Flötenquartette und seinem einzigen Klarinettenquintett.

Sonntag, 9. Juli. 11.00 Uhr Eintritt: CHF 55.–/45.–/35.–


«Zeige nie, dass du Zweifel hast!» Es verspricht, einer der Höhepunkte am Boswiler Sommer 2017 zu werden – das Orchesterkonzert am Donnerstag, 6. Juli, unter Leitung des Dirigenten Gábor Takács-Nagy. Lesen Sie, was er über das Dirigieren sagt:

verzuckert opulent Henrik Wiese, Flöte Sebastian Manz, Klarinette Anastasia Kobekina, Violoncello CHAARTS, Chamber Artists Christian Schumann, Leitung Carl Nielsen Konzert für Flöte und Orchester Carl Maria von Weber Klarinettenquintett B-Dur op. 34 arrangiert für Streicher Edward Elgar Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104 Ein gewohnt üppiger Festivalausklang mit grosser Orchesterbesetzung! Zu Carl Maria von Weber gesellen sich die poetischen und rhythmischen Akzente von Nielsens Flötenkonzert und der schwelgerische Klangstrom von Elgars berühmtem Cellokonzert. Sonntag, 9. Juli, 18.00 Uhr Eintritt: CHF 75.–/60.–/45.–

Sie gründeten und spielten anschliessend während 20 Jahren im Takács Quartett und haben erst relativ vor kurzem zum Dirigieren gewechselt. Was hat Sie bewogen, dies zu tun? Die Geschichte geht zurück auf 1991, als das Takács Quartett mit dem Dirigenten Sir Georg Solti auftrat. Während der Probe in seinem Haus in Hampstead stoppte er plötzlich und sagte zu mir: «Gábor, Sie könnten ein brillanter Dirigent sein, da sie eine sehr gute Körpersprache haben.» Ich habe nie daran gedacht, zu dirigieren, aber 2002 wurde ich eingeladen, ein Musikakademieorchester zu dirigieren und ich habe mich in diese Aufgabe verliebt. Es ist viel schwieriger als die Leute meinen! Und es fühlt sich sehr interessant an, ohne eine Instrument auf die Bühne zu gehen – als Dirigent kann man kreativ sein ohne eine einzige Note zu spielen. Wie beeinflusst Ihr Background als Kammermusiker Ihr Dirigieren? Wie Sie wissen, bin ich ein grosser Fussball-Fan und ich spüre, dass das Geheimnis der besten Teams ist, dass sie untereinander die Freude an dem teilen, was sie machen und dadurch die anderen zu besseren Spielern machen. Im Takács-Quartett haben wir mit sehr viel Freude gespielt und dadurch alle zu besseren Spielern gemacht. Ich habe in 20 Jahren im Quartett sehr viel gelernt und hoffe, dass ich das weitergeben kann. Ich erinnere mich an den Rat, den Solti mir gab: «Schau, alle von uns haben Zweifel über das, was wir tun. Aber zeige dies nie, nie vor einem Orchester!» Du musst dort stehen, an dich glauben, an die Musik, und an das, was du tust. Quelle: Elizabeth Davis auf classical-music.com

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Tr a u m land


Jugend-Sinfonieorchester Aargau

Traumland Jugend-Sinfonieorchester Aargau Hugo Bollschweiler, Leitung Claude Debussy (1862–1918): Prélude à l'après-midi d'un faune Darius Milhaud (1892–1974): Le boeuf sur le toit op. 58 Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840–1893): Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 «Pathétique» Programmmusik im weitesten Sinne sind die drei Stücke im Sommerprogramm 2017 des Jugend-Sinfonie­ orchesters Aargau. Claude Debussys Orchesterstück «Prélude å l'aprés-midi d'un faune» nach einem Gedicht von Stéphane Mallarmé ist ein Schlüsselwerk der Jahrhundertwende; nur wenige Jahre später entstand Darius Milhauds turbulente, brasilianisch inspirierte «Kino-Fantasie» mit dem Titel «Le boeuf sur le toit». Tschaikowskys letzte Sinfonie schliesslich, neun Tage vor dem Tod des Komponisten uraufgeführt, hat ein «verstecktes Programm», für das der Komponist das Motto «Pathétique» wählte.

Sonntag, 13. August 2017, 11.00 Uhr Eintritt: CHF 40.–/15.– (Stud./Lehrl.) /  K inder bis 12 Jahre freier Eintritt Türöffnung ab 10.00 Uhr Vorverkauf: www.kulturticket.ch (Boswil, Aarau) oder office@kuenstlerhausboswil.ch oder Telefon 056 666 12 85 weitere Konzerte Freitag, 11. August 2017, ca. 18.00 Uhr Stadtplatz Lindau (anl. Paul Klee Ausstellung) Freitag,18. August 2017, 19.30 Uhr Kirche St. Peter Zürich Sonntag, 20. August 2017, 17.00 Uhr KUK Aarau

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Hintergrund: Maya Boog

Ein altes Hausmittel Gemeinsam mit Hans Peter Blochwitz unterrichtet erstmals auch die Sopranistin Maya Boog im Meisterkurs Gesang am Künstlerhaus Boswil. In einem Interview mit Jenny Berg von der «Tageswoche» anlässlich der Premiere von Jules Massenets Oper «Manon» in Basel 2013 äusserte sie sich auch zu den Alltagssorgen als Sängerin, beispielsweise nach einer Grippe. Ist es mühsam, wenn man beruflich so abhängig vom eigenen Körper ist? Es ist sehr mühsam. Gerade im Winter ist es ein dauernder Stress. Nur schon, wenn man Tram fährt, begegnet man so vielen erkälteten Menschen. Wie bereiten Sie sich auf eine Premiere vor? Mit viel Schlaf und viel Essen.

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Sie können mit vollem Magen singen? Ich brauche es. Ein grosser Teller Spaghetti pur, mit Butter oder Olivenöl.

«E in G aze tu ch mit Wo dka t rän ken , 15 Minuten lan g den Wicke l u m den Hals h alten u n d d an n g an z st il l sein .» Haben Sie ein bestimmtes Entspannungsprogramm für Ihre Stimme? Ja: Wodkawickel. Äusserlich angewendet natürlich. Ein altes Hausmittel. Ein Gazetuch mit Wodka tränken, 15 Minuten lang den Wickel um den Hals halten und dann ganz still sein. Bis zum nächsten Nachmittag nicht singen, nichts sagen. Dann ist die Stimme wie neu am nächsten Tag! Hilft auch bei anderen Verspannungen im Körper!


Boswil Surprise

Voice Storming TeilnehmerInnen des Meisterkurses Gesang von Hans Peter Blochwitz und Maya Boog Dirk Wedmann und Natalia Shapushnyk, Klavier Hans Peter Blochwitz sang als lyrischer Tenor an allen grossen Opernhäusern der Welt. Seit 2000 bekleidet er eine Professur an der Hochschule der Künste Bern. Seit 15 Jahren unterrichtet er jeden Sommer einen Meisterkurs Gesang am Künstlerhaus Boswil – anlässlich des 15-Jahr-Jubiläums wird dieses Jahr die bekannte Schweizer Sopranistin Maya Boog als Co-Dozentin mitwirken. Der Fokus des Kurses liegt dieses Jahr auf dem spätromantischen Liedrepertoire – die interpre­ tato­r ische und technische Erarbeitung der Stücke hat in den letzten Jahren zunehmend auch szenische Arbeit mit eingeschlossen.

Unter dem Titel «Voice Storming» präsentiert das Abschlusskonzert nicht nur ein breites Panorama an Stimmen, Stücken und Emotionen, sondern auch ein spezielles Format: die Reihenfolge der Stücke wird nicht vorbestimmt, sondern vom Konzertpublikum mittels Losen bestimmt, so dass ein spannungsvoller Ablauf garantiert ist! Sonntag, 27. August 2017, 17.00 Uhr Eintritt frei, Kollekte Türöffnung ab 16.30 Uhr

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Hintergrund Tzimon Barto

Ungewöhnlich in jeder Hinsicht Der sicherlich speziellste Gast am «Boswiler Sommer» wird der – in jeder Hinsicht – ungewöhnliche ameri­ kanische Pianist Tzimon Barto sein. Festival-Leiter Andreas Fleck ist es gelungen, mit Barto eine fesselnde Persönlichkeit an den Boswiler Sommer zu holen, welche nicht nur durch seine ungewöhnlichen Konzerte und Aufnahmen, sondern auch als Schriftsteller und Bodybuilder auf sich aufmerksam gemacht hat. Im November 2011 publizierte der deutsche Kunsthistoriker Arnt Cobbers auf www.concerti.de ein ausführliches Interview mit Barto, aus welchem wir einen Ausschnitt publizieren. Cobbers schreibt, Barto sei ein «unkomplizierter Gesprächspartner, der gern lacht, viel raucht und sehr gut Deutsch spricht.» Sie wurden einmal gefragt, wer Sie als Künstler besonders beeinflusst hat. Ihre erste Antwort war: Christoph Eschenbach. Wir Amerikaner haben diese Neigung zu Celebrities, wir stellen Prominente gern auf einen Sockel. Ich komme aus Florida, ich hatte 18 Jahre in einer kulturellen Wüste gelebt. Ich kam also aus dem Nirgendwo, als ich Christoph Eschenbach in Tanglewood 18

vorgespielt habe. Bis dahin hatten mich meine Lehrer immer nur kritisiert – was ein Lehrer ja auch tun muss. Aber dass nun ausgerechnet diese Berühmtheit mir sagte, ich sei gut, das war toll. Er hat mich sozusagen entdeckt und mir den Glauben an mich als Künstler gegeben. Man darf als Musiker nicht eitel sein, aber man muss an sich glauben.

«Man dar f als Mu siker n ich t eite l sein , ab er man mu ss an sich g lau b en .» Dann haben Sie noch Horowitz genannt. Ich weiß nicht, wie es meinen Kollegen geht, aber ich mag keine anderen Pianisten. Was ich spiele, ist so persönlich, das will ich nicht von jemand anders hören. Eine Ausnahme ist Bach. Der spielt sich von allein, den kann man nicht umbringen, finde ich. Aber romantische Musik ist wie Sex, so persönlich ist das. Wenn sich ein Pianist nicht die Zeit nimmt, wo du dir Zeit nimmst, wenn jemand kein Decrescendo macht, wo du immer


ein Decrescendo machst, dann stört das – ich bin nicht so liberal, dass ich andere Interpretationen dulden kann. Aber Horowitz mag ich. Ich mag diese dionysischen Impulse, er macht immer etwas Besonderes, das kitzelt mein Ohr, wenn er spielt. Und ich möchte überrascht werden, wenn ich etwas höre. Aber Sie wählen in letzter Zeit auffällig langsame Tempi, Sie gehen immer mehr mit der Lupe an Haydn, Schumann, Schubert. Ein Stück muss sich vor mir ausziehen. Mein Ton klingt länger als der von vielen anderen Pianisten. Und ich will diese Ruhe haben, langsame Tempi geben mir eine Ruhe, es muss wie eine Landschaft werden, wie eine Bruckner-Sinfonie, eine solche Atmosphäre versuche ich zu schaffen. Ich kann nur so spielen. Manches Stück kann ich einfach nicht schneller spielen. Aber mit dem ersten Satz der Sonate D 894 auf meiner Schubert-CD bin ich nicht mehr zufrieden, der ist zu langsam. Die anderen Sätze sind okay. Wissen Sie, früher hatte ich Angst, Risiken einzugehen. Es war mir wichtig, was die Welt über mich sagt, besonders die Fachleute. Aber nachdem mein Sohn gestorben war, war mir das plötzlich egal. Hatten Sie schon immer ein Talent für Klang farben oder haben Sie daran besonders gearbeitet? Meine Lehrerin war sehr konservativ. Sie kam aus der russischen Schule, wo man nie zu leise spielen darf, es muss immer weit tragen. So habe ich auch lange gespielt. Heute finde ich, das hört sich alles technisch brillant an, aber irgendwie flach. Erst mit Anfang 30 habe ich angefangen, wieder so zu spielen, wie ich es ganz früher wollte. Aber was ich meiner Lehrerin zugestehen muss: Sie hat mir einen schönen Klang gegeben. Das ist, als würde man Ballett studieren. Man geht nicht einfach so, man muss lernen, wie man geht. So ist es auch am Klavier. Man muss lernen zu singen. Und ein Fortissimo so zu spielen, dass es den Ohren nicht weh tut. Warum spielen Sie seit einigen Jahren nur noch aus den Noten? Ich habe früher immer auswendig gespielt. Aber vor fünf Jahren habe ich Kollegen gefragt: Kannst du mir sagen, wo welcher Akzent im Notentext steht? Keiner konnte das. Ich habe sie gefragt: Sind die Akzente,

die dynamischen Bezeichnungen usw. weniger wichtig als die Noten? Alle sagen: Sie sind genauso wichtig. Aber niemand kümmert sich um sie. Das ist ein Verbrechen, finde ich. Wenn du die Noten vor dir hast, siehst du diese ganzen Angaben. Gehen Sie mit einem ganz genauen Plan auf die Bühne? Ja, ich weiß exakt, was ich will. Die Bühne bringt mich dazu, zu übertreiben, weil ich ein Performer bin. Wenn ich das Publikum spüre, kommt dieser Ur-Impuls, dass man etwas mitteilen will, dass man mit mehr Emphase spielt. Aber ich glaube nicht an die Inspira­ tion des Moments. Oder nur in Grenzen: Ich sage natürlich nicht nein zur Muse, wenn sie kommt. Ich trage bis ins kleinste Detail in meine Noten ein, was ich tue.

«Die Bü h n e br in gt mich daz u , z u ü b er t reib en , weil ich ein Per for mer bin .» Sie sind vermutlich der einzige Bodybuilder unter den Musikern. Es heißt doch immer, dass die Feinmotorik leidet, wenn man viele Muskeln aufbaut. Bei mir war das nie ein Problem. Die Leute glauben immer, wer Bodybuilding macht, ist ein Narzist. Ich möchte, dass mein Körper so aussieht, wie er aussieht, das ist mein Ideal. Aber das ist nur mein Körper, nicht mein Ich. Das ist so, wie ein Banker sich jeden Tag seinen Anzug mit Krawatte anzieht. Ich bin nicht mein Körper, ich habe einen Körper. Mein Ich ist mein Geist, daran glaube ich. Sie schreiben seit langem an einem Riesenwerk, «The Stelae», das Tausende Gedichte umfassen soll. Wann kommen Sie zum Schreiben? Wenn ich aufstehe, gehe ich eine halbe Stunde ins Gym. Dann studiere ich Chinesisch für zwei Stunden und dann übe ich, zwei Stunden höchstens. Und dann schreibe ich: sechs, acht Stunden. Und am Ende des Tages lese ich etwas in meinen Sprachen, jeden Tag, damit ich mir die erhalte: Griechisch, Latein, Deutsch, Französisch, Italienisch, auf Deutsch lese ich gerade Thomas Bernhard. Mein Tag hat 18 Stunden, und dann brauche ich acht Stunden zum Schlafen. Das heißt, mein Leben verschiebt sich jeden Tag weiter nach hinten. 19


Hintergrund Jugend-Sinfonieorchester Aargau

«Lärm stört mich nie» Drei Fragen an Darius Milhaud In seiner Sommertournee spielt das Jugend-Sinfonie­ orchester Aargau (JSAG) die Orchesterfantasie «Le boeuf sur le toit» von Darius Milhaud. Milhaud (1892–1974) wuchs im provenzalischen Aix-en-Provence auf und wurde Mitglied der Komponistengruppe «Groupe des Six». Geprägt von der Natur und Kultur des Mittelmeerraumes, war Milhaud gleichzeitig Weltbürger und als Komponist von einer geradezu unerschöpflichen Produktivität mit über 400 Werken, darunter 18 Streich­ quartette und 16 Opern. Lesen wir, was er in Interviews mit Claude Rostand sagte: Wann und wie sind Sie auf die Idee gekommen, zu komponieren? Wie hat dieser Wunsch sich geäussert? Ich habe immer komponieren wollen. Als Kind aber hat man, wie Sie wissen, stets die grossartigsten Pläne. Man nimmt ein leeres Notenblatt und setzt darüber den Titel SYMPHONIE. Dann schreibt man vier Takte und – sitzt fest. Oder man beginnt eine Oper von fünf Akten, setzt ein paar Wechselreden in Musik, und dabei bleibt es. Erst als ich mich entschloss, bescheidenere Werke zu komponieren, brachte ich sie auch zu Ende, und nun konnte ich mich mit gutem Gewissen einen, freilich noch im Lehrlingsstadium befindlichen Komponisten nennen.

meinem «rechten Ufer» und meinem Boulevard de Clichy ist jedesmal ein wunderbares Erlebnis. Ich liebe Paris über alles, besonders den Montmartre, meinen Boulevard de Clichy, und meine Place Pigalle. [Auf Reisen] regt mich alles an: die Leute und ihr Gehabe, die Läden, die Kaufhäuser, die Theater und die Varietés. Schon das andere Essen amüsiert mich. Nehmen Sie zum Beispiel New York! Ich liebe New York, seine Wolkenkratzer, sein Tempo, seine Gemäldegale­ rien, die Vitrinen der Kunsthändler, die mit jedem Viertel wechselnde Atmosphäre… Auch die Tropen haben mich tief beeindruckt. Die beiden Jahre in Rio de Janeiro haben meine natürliche Latinität bis zur Ekstase gesteigert. Und dann das Erlebnis des Urwalds, seine nächtlichen Stimmen, sein gedämpftes Licht! Zitiert nach: Claude Rostand, Gespräche mit Darius Milhaud, Claassen Verlag Hamburg. Interview von 1952, anlässlich Milhauds 60. Geburtstag.

Brauchen Sie beim Arbeiten Stille und Einsamkeit? Weder die eine noch die andere, was seine Vorteile für die Familie hat. Lärm stört mich nie, das Radio des Nachbarn so wenig, wie der Jahrmarkt unter meinen Fenstern auf dem Boulevard de Clichy. Ich kann überall arbeiten. Auch Stille und Einsamkeit stören mich nie, obwohl es mich glücklich macht, wenn ich mich vom Leben und Treiben der Familie umgeben fühle. Ich glaube, dass das Reisen für Sie mehr bedeutet, als einen Zeitvertreib oder eine blosse berufliche Notwendigkeit, nämlich ein echtes geistiges Bedürfnis. Ich reise leidenschaftlich gern und könnte nur schwer auf diese Würze verzichten. Aber auch die Heimkehr, das Wiedersehen mit meinem geliebten Paris, 20

Darius Milhaud (rechts), hier mit seinem Komponistenfreund Arthur Honegger


Erinnerung

Emmy Henz-Diémand 1937–2017 Erinnerungen an eine bedeutende Musikerpersönlichkeit Es war ruhig geworden in Aarau um Emmy, dabei hatte die Pianistin und herausragende Musikpädagogin über Jahre hinweg das Kulturleben in und um Aarau entscheidend mitgeprägt. Vorbei die Zeiten, in denen sie zusammen mit den GONG-Idealisten acht Flügel in den damaligen Saalbau hieven liess für ein grandioses Pianofestival, vorbei die Zeiten, als sie Mauricio Kagel und dazu die ganze aufstrebende Elektronik-Musik­ avantgarde ins Aarauer Kunsthaus holte, vorbei die Zeiten, in denen sie auf dem legendären Musigchare die staunenden Familien im Kasinopark mit Mozart und John Cage überraschte. Über all die Zeit besuchte Emmy, gemeinsam mit ihrem Mann Hansruedi Henz, viele Anlässe mit alter und neuer Musik im Künstlerhaus Boswil, bis vor gut einem Jahr mit ungebrochenem Interesse, mit wachem Geist und strahlenden Augen, welche die gespielte Musik aufsogen und das Interesse an ihr widerspiegelten. 2006 erhielt Emmy Henz den unterdessen weggesparten Kulturpreis der Stadt Aarau, sie sagte in ihrer Dankesrede unter anderem: «Jeder Mensch ist musikalisch und kann aus der Musik Kräfte und Energien schöpfen, alle Kinder sollten Instrumentalunterricht besuchen können, ungeachtet von Bildungsstand und Einkommen. (...) So werde ich weiter die Kultursachverständigen nerven mit meinen bohrenden Fragen und damit nicht aufgeben bis ich Antworten bekomme. Die Stadt Aarau wird bald eine lebendige Schweizer Akademie für Musik und Musikpädagogik erleben.» Und so kam es auch, ihr unermüdliches Einstehen für den Zugang für alle zur musikalischen Bildung und ihre Pionierarbeit für den Fortbestand der SMPV – Ausbildung, die heute in Aarau in Form der Kalaidos Fachhochschule mit Sitz in Aarau etabliert ist, hat sich gelohnt. Wir alle sind ihr zu grossem Dank verpflichtet!

Ich besuchte als Zehnjärige noch kein halbes Jahr den Unterricht bei Emmy, als sie in Aarau mit «Bilder einer Ausstellung» von Mussorgsky auftrat. Mein Tagebucheintrag zu diesem Konzertbesuch lautete: «Es war so schön, ich wollte es grad noch einmal hören. Frau Henz besass so viel Kraft in ihren Händen, man kann es sich gar nicht vorstellen.» Die Kraft in ihren Händen hat sie verlassen, die Kraft ihres Geistes lebt weiter. Irene Näf-Kuhn, Pianistin, Klavierlehrerin, Stiftungsrätin Künstler­h aus Boswil, Schülerin von Emmy Henz von 1969 –1983

Das Künstlerhaus Boswil wird im Herbst dieses Jahres eine Hommage an Emmy Henz-Diémand veranstalten.


CD-Tipps von Frank Horn, Musikvertrieb

CD-Tipps

Carl Maria von Weber: Klarinettenwerke Festival Artist Sebastian Manz hat beim Label Berlin Classics Carl Maria von Webers Gesamtwerk für Klarinette auf einer soeben erschienenen Doppel-CD eingespielt und gleich beim «Spiegel» höchstes Lob geerntet. Nebst den Konzerten und Duos mit Klavier ist natürlich auch das wunderbare Klarinettenquintett (begleitet von unserem casalQuartett) dabei, welches neben Mozart und Brahms zu den Gipfeln dieser Gattung gehört. In Boswil wird es am Schlusskonzert passend zum Festivalthema in üppiger Streicherbesetzung erklingen. Die CD wurde soeben in die Bestenliste der deutschen Schallplattenkritik aufgenommen.

Tzimon Barto: Goldberg-Variationen Unser Gastpianist Tzimon Barto hat sich nach hoch­ gelobten Einspielungen von Rameau bis Pfitzner 2015 beim Label Capriccio trotz der erdrückenden Kon­ kurrenz auch an Bachs Goldberg-Variationen gewagt und den rund 300 alternativen Aufnahmen seine sehr eigenwillige Interpretation entgegengesetzt.

Buch-Tipp

Daniela Kuhn «In die Wärme nach Boswil» – 10 Lebensgeschichten aus einem Altersheim für Künstler 1960–1991 164 Seiten, 58 Fotos, Werke und Abbildungen, Klappenbroschur, fadengeheftet, CHF 34.–, Limmat Verlag

Henrik Wiese: Mozart und Hummel Festival Flötist Henrik Wiese hat bei BIS selten gehörte Bearbeitungen von Mozart eingespielt: sieben Klavierkonzerte und die grosse g-Moll-Sinfonie in der kammer­ musikalischen Fassung, die Johann Nepomuk Hummel in den 1830er Jahren im Auftrag des Schott Verlags für den Hausgebrauch erstellt hat. Seine Darbietung in schönem Einklang mit seinen Kollegen Fumiko Shiraga (Klavier), Peter Clemente (Violine) und Tibor Bényi (Cello) zeigt auf, wieviel vom orchestralen Original auf nur vier Instrumenten realisiert werden kann. Die Box bietet vier CDs zum Preis von zwei!

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Soeben erschienen, porträtiert der wunderschön illus­ trierte Band erstmals vergessene und berührende Lebensschicksale von 10 Persönlichkeiten, die im damaligen Künstleraltersheim Boswil lebten und arbeiteten.

Köstlichkeiten aus der Künstlerhaus-Küche – von Monika Füglistaller (Rezepte), Karin Stadelmann (Fotos) und Claudia Greinacher (Grafik)


Künstlerhaus Förderverein Der Förderverein des Künstlerhauses unterstützt die vielfältigen kulturellen Aktivitäten der Stiftung. Als Mitglied sind Sie dem Künstlerhaus besonders verbunden. Sie erhalten vergünstigte Eintrittskarten und die Programme für die Meisterkonzerte und das Festival Boswiler Sommer werden Ihnen exklusiv frühzeitig zugestellt. Zudem bekommen Sie persönliche Einladungen für das Sommernachtsfest und für das Weihnachtskonzert sowie für die Generalversammlung. Der Jahresbericht hält Sie zusätzlich auf dem Laufenden. Mitgliederbeiträge pro Jahr: CHF 80.– Einzelmitglied CHF 120.– Paare CHF 200.– Juristische Personen CHF 500.– Gönner (gilt gleichzeitig als Paarmitgliedschaft) IBAN CH95 0900 0000 5001 1200 6

Gönnerverein PRO JSAG Der Verein fördert ganz spezifisch das kantonale Schwer punktprojekt des Künstlerhauses, das JugendSinfonieorchester Aargau (JSAG). Als Mitglied unterstützen Sie die Ausbildung von jeweils rund 60 Jugendlichen und jungen Erwachsenen und die Ausstrahlung und Resonanz des Orchesters. Einzelmitglieder erhalten jährlich eine kostenlose Eintrittskarte, Paare / Familien sowie Gemeinden und Firmen zwei kostenlose Eintrittskarten für einen Konzertbesuch. Mitgliederbeiträge pro Jahr: CHF 100.– Einzelmitglied CHF 200.– Paare / Familien CHF 500.– Juristische Personen

Impressum Nr. 166, Juni – August 2017 Redaktion: Bianca Theus, Michael Schneider Gestaltung: Heusser Communicates AG, Zürich Druck: Kasimir Meyer AG, Wohlen Auflage: 6100, erscheint 5 x jährlich Vorverkauf Tickets +41 56 666 12 85 office@kuenstlerhausboswil.ch www.kuenstlerhausboswil.ch www.kulturticket.ch Geschenkgutscheine Für die Konzerte des Künstlerhauses sind Geschenkgutscheine ab CHF 50.– erhältlich. Sie können beim Sekretariat bestellt werden. Wir danken: Kanton Aargau Swisslos Kanton Aargau Koch Berner Stiftung Josef Müller Stiftung Muri Theodor und Bernhard Dreifuss-Stiftung Josef und Margrit Killer-Schmidli Stiftung EHW Stiftung NAB Kulturstiftung Annelise Rothenberger-Stiftung Stiftung für klassische Musik Muri Albert und Ida Nüssli-Stutz-Stiftung Schüller-Stiftung Werner-Wehrli-Fonds Rotary Stiftung Freiamt Neue Aargauer Bank (Hauptsponsor JSAG) Pro JSAG Förderverein Künstlerhaus Boswil Robert Huber AG Kasimir Meyer AG Allianz Wohlen Notterkran Boswil Raiffeisenbank Boswil-Bünzen Schweizer Radio SRF2 Hauptsponsor JSAG

IBAN CH50 0588 1059 6308 2100 0 23


Prog r amm Juni – August 2017 10.6. Samstag, 19.30 Uhr Zu Gast am Künstlerhaus Pro Musica Vocale 16.6. Freitag, 19.30 Uhr, Alte Kirche, Boswil 17.6. Samstag, 19.30 Uhr, Kapuzinerkirche, Bremgarten, «Kultur im Klösterli» 18.6. Sonntag, 17.00 Uhr, Klosterkirche Gnadenthal Jugendorchester Freiamt Tournee «midtsommer» 18.6. Sonntag, 18.00 Uhr Zu Gast am Künstlerhaus Bibi Vaplan 1.7. – Musikfestival Boswiler Sommer 9.7. «Delikatessen»

11.8. 13.8. 18.8. 20.8.

Freitag, 18.00 Uhr, Stadtplatz, Lindau Sonntag, 11.00 Uhr, Alte Kirche Boswil Freitag, 19.30 Uhr, Kirche St. Peter, Zürich Sonntag, 17.00 Uhr, KuK, Aarau Jugend-Sinfonieorchester Aargau Tournee «Traumland»

27.8. Sonntag, 17.00 Uhr Boswil Surprise Voice Storming – Schlusskonzert Meisterkurs Gesang

Künstlerhaus Boswil Flurstrasse 21 CH–5623 Boswil +41 56 666 12 85 office@kuenstlerhausboswil.ch www.kuenstlerhausboswil.ch


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