Kultzeitung Januar 2013

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kult Die besten Blogs aus kult.ch. Januar 2013.

kult ist die erste Blog-to-Print-Zeitung der Schweiz: Unzensierte Kommentare zum täglichen Leben und dem, was sich in den Medien so abspielt.

ABRUPTE WENDE: ROT-GRÜNE STADTREGIERUNG WILL WENIGER ÖV Montag, 7. Januar 2013, 08:36 Von Dr. Reinhold Weber Die Regierung des Schweizer Teilstaates Seldwyla überlegt im Auftrag von aufrecht besorgten BürgernInnen und Volksvertretenden seit längerem, wie man diejenigen Frauen besser schützen kann, welche sich Nacht für Nacht für die Herrschaften aufopfern. Also wie die SexWorkenden (ehem. „Randsteinschwalben“, „Flöten“) davor zu bewahren sind, allzu freie Geschäfte zu machen. Ganz nach dem Motto: Legal ist nur, woran der Staat mitverdient. Deshalb wurden in den vergangenen Tagen die ersten „Fucking-Meter“ aufgestellt. Dabei handelt es sich um umgebaute alte Parking-Meter, in welche die Strassenprostituierte ab sofort fünf Franken Konzession pro Arbeitsnacht einwerfen darf (ehem. „Zuhälterei“). Daneben benötigen alle Sex-Workerinnen neu auch eine kostenpfl. amtl. abgestempelte Bew., um nur noch innerhalb von drei amtl. bew. Sperrbezirken amtl. bew. aufreissen und bedienen zu müssen: in der Nähe des Hundeverrichtungsplatzes Brunau, auf dem geplanten

Verrichtungsplatz in Zürich-Altstetten sowie auf dem Ballermann im Niederdorf. Diese kostenpfl. amtl. Bew. könnte, wie

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: vw

innerhalb der neuen Horizontalgewerbe-Polizei (HOGEPO) diskutiert wird, „Ausweis F“ heissen. Gemäss Pressemit-

teilung spüle diese nicht unerhebliche zusätzliche Summen in die Stadtkasse. Gegen diese Gebühren und Abgaben garantieren die Stadtbehörden eine präkoitale Befragung, eine amtl. Beformularisierung sowie weitere admin. Verrichtungen durch die zuständige Amtsstelle. Eine Präventionskampagne könne mit diesen Mitteln ebenfalls finanziert werden. Des weiteren sollen fehlbare Kunden der Sexworkenden in die Zahlungspflicht genommen werden. Wer mit seinem aufgepumpten BMW häufiger als fünf Mal um die Popp-Boxen in Altstetten herumkurvt, dabei mehr als 95 Dezibel Lärm verursacht, den nachfolgenden ÖV nicht innerhalb von 120 Sekunden verrichtet und danach den amtl. bew. Gummi nicht vorschriftsgem. entsorgt, zahlt eine Art Kurtaxe in der Höhe von 450 Franken. Zwecks einer nachhaltigen Verkehrsberuhigung im Einzugsgebiet des Verrichtungsplatzes haben die Behörden nunmehr auch die radfahrende Mehrheit der Stadt Zürich im Auge. Das Hochbauamt hat darum im EU-Raum eine Submission plaziert. Für 4500 Veloständer.

partylöwe der woche

Judifuckinghui! Guten Tag Bellevue, guten Tag Bahnhof Stadelhofen, guten Tag Opernhaus, guten Tag Central, guten Tag Kunsthaus, guten Tag Schaffhauserplatz, guten Tag EscherWyss-Platz, guten Tag Bahnhofquai, guten Tag Bahnhofplatz, guten Tag Löwenplatz, guten Tag Stauffacher, guten Tag Bahnhof Enge. Ich habe mir erlaubt, Ihnen eine schwarze Kult-Verteilbox hinzustellen. Damit es einfacher ist für Sie, an die Kultzeitung zu kommen. Diese Boxen werden laufend aufgefüllt, die Zeitung erscheint einmal pro Monat. Und da die Kultzeitung – frei nach dem Motto „No News are good News“ – seit jeher auf News verzichtet, ist sie immer aktuell. Egal also wann während dieses Monats Sie an einer dieser Verteilboxen vorbei kommen und ein Exemplar mitnehmen, Sie werden das Gefühl haben, als sei die Kultzeitung an diesem Tag für Sie erschienen. Machen Sie das mal mit einer Tageszeitung. Funktioniert nicht. Ich glaub, Sie werden Freude haben mit uns. Meistens wenigstens. Und wenn nicht, dann schreiben Sie mir einfach ein Mail. Unten im Impressum steht meine Adresse. Ich werde Ihnen antorten. Oder Ihre Mail in der nächsten Ausgabe abdrucken, so als Leserbrief, und ihn dort beantworten. Je nach dem. Erst freuen wir uns mal, dass wir uns kennen lernen. Herzlich, Rainer Kuhn

seit 1997

Mittwoch, 9. Januar 2013, 11:30 Von Dr. Reinhold Weber. Eine der grössten VW-Anzeigen, die jemals erschienen ist. Welcher AutoherAnzeige

steller davor und danach hatte jemals den Mut zugegeben, ab und zu halt auch mal ein Montagsauto zu bauen? Also, uns fällt grad keiner ein.

Mittwoch, 9. Januar 2013, 09:15 Von Dr. Alex Flach. Welcome back im neuen Jahr, welcome back big head. Wir freuen uns, dass auch unser ober-überallerliebster Partylöwe von Welt gut im 2013 angekommen ist und widmen ihm selbstverständlich und wie es sich gehört die erste Edition 2013. Auch hier beweist er wieder ein Höchstmass an Stilsicherheit bei der Wahl seiner Linsengspänli: Das rot in der Jacke seines Buddys kor-

respondiert exquisit mit dem YMCMB auf seinem Shirt und da wir mittlerweile wissen, was YMCMB bedeutet, macht es uns gleich doppelt Spass. Auch dass er seine Frisur so langsam aber sicher auf Partylöwen-Höhe kriegt, freut uns. Und zwar sehr. Zwar muss er noch etwas trainieren, bis sie an diejenige des dritten Herrn ganz rechts heranreicht, aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Hurra!

Der Herr der Ringe: Franz Marfurt Lucerne Jewels Münsterhof 9 8001 Zürich

Erscheinungsweise: Monatlich (12 x pro Jahr) Auflage: 20‘000 Exemplare Verbreitungsgebiet: Stadt Zürich Herausgeber: Kult GmbH, 8006 Zürich Chefredaktion: Rainer Kuhn Autoren: Marianne Weissberg, Nina-Britt Rauer, Vanessa Kunz, Reinhold Weber, Alex Flach, Henrik Petro, Midi Gottet, Christian Platz, Hans-Jürgen Hilbig, Kaspar Isler, Ronny Misteli, Rainer Kuhn Gestaltung: Fredy Heritsch Kontakt: rainer.kuhn@kult.ch http://www.facebook.com/kult.ch Kultzeitung, kult.ch, kultradio.ch sind Unternehmungen der kult gmbh. www.kult.ch/gmbh


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Januar 2013

baustelle arsch

Freitag, 9. November 2012, 16:08 Von Dr. Vanessa Kunz Als ich gerade plötzlich, aber offiziell, zur Jugend gehörte und ich ernsthaft anfing mir abgrundtiefe Ungedanken über meine Nippel zu machen, die nicht mehr so waren, wie sie einst gewesen sind, sah ich die Halle Berry digital und auf dem roten Teppich

interviewt. Von diesem Tag an hab ich mir mindestens 7 Monate lang täglich den Arsch mit der fettigen Nivea eingeschmiert. Weil, die Halle hat klipp und klar ausgeschwatzt, schmieren, gut, recht, Hauptsache Pflege, aber nicht vergessen und doch immer getan, das beste Stück, der Arsch, dein Arsch! Ab da an hab ich ihn nie mehr

vergessen. Dazumal hab ich gedacht, das ist der Grund, wieso ein Hintern gut ausschaut, weil man ihn schmiert und sich um ihn sorgt. Wie in einer funktionierenden Beziehungsscheisse halt. Mehr als ein halbes Jahr später hab ich es dann aufgegeben, dass ganze cremen und polieren, es interessierte sich ja keiner wie mein Arsch so ist. Übrigens war’s anfangs 2000 und man interessierte sich grundsätzlich in meinem Alter nicht dafür, wie jemand von hinten ausschaut oder gebraucht werden könnte. Aber und auch wenn mir genügend Menschen von einem Kurzhaarschnitt, wie man ihn seit 007 und Die Another Day wieder trägt, abgraten haben, werde ich eines Tages zum Coiffeur Davide am Löwenplatz schaffen und fordern: Davide, schneid! Schneid mir ein Gefranse, alles Lange weg, furt und zu Boden. Und es wird verdammt gut aussehen. Mehr wegen dem Profischnitt des Frisörs als wegen meiner ganz klar nicht passenden Gesichts-, Kopf-, Hirnform. Die Zeit, die ich mit meinen Händen auf dem Arsch verbracht habe, war gänzliche Verschwendung. Hätte ich mal lieber auf die richtige Hose gesetzt. Und auf den richtigen Mann.

Seite zwei

like der woche: gesichtheben Mittwoch, 12. September 2012, 08:53 Von Dr. Kaspar Isler. Grundsätzlich mache ich mir nicht viel aus Sport. Weder aktiv noch auf dem Fernsehsessel. Es gibt aber Sportarten, die auf den zweiten Blick überraschend hohes Entertainment-Potential aufwei-

sen. Was hier aussieht als müssten die Athleten eine siamesische Wassermelone gebären, ist in Tat und Wahrheit eine olympische Disziplin. Nur vertippen sich die meisten bei der Bezeichnung dieser. Also ich schalte künftig öfters ein, beim Gesichtheben.

muss das sein: deutsche daten? es muss! Geizkragen. Eigentlich alles drei. Der Deutsche heisst Kevin oder Henning. Wenn Sie Ersteres vernehmen, haben Sie sich einen Ossi geangelt, was die dt. Sachlage sozusagen verdoppelt. Der Deutsche ist nicht so gepflegt, vor dem Date sprüht er gerne sein länger getragenes Hemd mit einem Parfän ein und bildet sich ein vor Ihnen den Brad Pitt zu geben Der Deutsche arbeitet bei einer Bank. Der Deutsche arbeitet bei einer Bank. Der Deutsche arbeitet bei einer Bank. Was Sie von nun an zu Recht an der Sicherheit Ihres Kontos zweifeln lässt. Der Deutsche hat einen akademischen Titel, den unsereins hier schon im Chindsgi erwerben könnte, wenn es die Fantasiequali bei uns gäbe. Der Deutsche bedankt sich nach einem Date nicht, der Deutsche bedankt sich nach einer Nacht nicht, der Deutsche weiss gar nicht, was die Anwendung von Manieren wäre. Der Deutsche ist überzeugt, dass die Köriwurst die Krone der Feinschmeckerei ist. Basta! Der Deutsche zieht nach dem dritten Date bei Ihnen ein und lässt dann die Verwandtschaft grosszügig auch bei Ihnen in den Ferien anreisen. Der Deutsche ist erstaunt, dass man so ein paar Vorbehalte gegen das Daten von Deutschen (ich spreche hier von Männern, wohlgemerkt) hat, da er doch vom Erobern historischerweise mehr Ahnung hat als Sie kleine Schwitzerlette. Der Deutsche kennt auch nach zig Jahren Einwanderung höchstens den Weg zu seiner Migrosfiliale und erwartet von nun an, dass Sie ihm die Schönheiten der Schweiz vorführen, wobei wir wieder bei Punkt eins wären.

Freitag, 7. September 2012, 19:13 Von Dr. Marianne Weissberg. Wie ich kürzlich hörte, von einem deutschen Date, sind mittlerweile Hunderttausende Deutsche aus ihren Landen e- und hier immigriert. Das macht die Wahrscheinlichkeit, dass die Frau beim Daten auf einen Deutschen trifft so hoch, wie dass sie auch mal eine Spinne in ihrem Schlafzimmer antrifft. Mir fiel grad kein pas-

senderer Vergleich ein. Vielleicht mögen Sie ja Spinnen, ich schon, will heissen, es gibt solche und solche. Doch damit Sie den Ichdateeinendeutschenwasmussichbeachten-Schock meistern hier die Fakten, die Sie antreffen werden: Der Deutsche lädt Sie nie ein, er hat huch grad keine Fränkli dabei, uppala, die Kreditkarte vergessen oder ist ein

Fazit: Wenn frau das alles weiss, kann sie selber entscheiden, ob sie bei der Nennung „Du, ich bin der Uwe“ sofort einhängen will oder den Mann umkrempeln will, was ja eigentlich die Urspezialität von uns Frauen ist. Wobei der Deutsche dann ein ganz harter Brocken ist. Foto: Ihre Ur/Oma hätte vielleicht den deutschen Typus vom Foto gedatet, wobei meine hätte das dann eher nicht überlebt....

chicks with dicks

Freitag, 7. September 2012, 11:48 | Von Dr. Midi Gottet. Äh du Süsse, ich glaube wir haben hier ein kleines Problem.

2000 irgendwas und die marke classic Montag, 5. November 2012, 10:56. Von Dr. Vanessa Kunz. Dachgeschoss. 2, 3 Stunden nach Puppen gesucht und dann die Musikanlage gefunden, die dank Klassik noch das Bett zum Vibrieren bringt. Schön, musizierende Menschen und Drogenkinder, die’s nicht in die Gegenwart geschafft haben. Für was lebt man denn jetzt, wenn nicht für einen kleinen südkoreanischen Rapper und Guetta.

Alles Macher, bitte nicht von Musik, die dann doch irgendwann klassisch sind, nicht alt. Alt gibt’s nicht, bei den Amis zumindest. Dort heisst alles Marke Classic oder Elvis, weil eben doch ambivalent. So hofft man an einem Sonntag, an welchem noch mehr Trostlosigkeit rumgeht, wie in den arschkalten Nächte zuvor, dass man vor seinem letzten Zug dann auch mal wie eine nevermind, klassisch verstaubte Platte behandelt wird. Weggegeben, ausgegraben, wiederentdeckt und vor dem Schlafen aufs Kissen gelegt. Kein guter Tropfen, kein alter Wein, alles zu schnell weg, auch der Mann, ausser der Text und die Gitarre


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Januar 2013

Seite drei

so wollen wir der gesellschaft nun den kollektiven mund mit seife auswaschen … Montag, 7. Januar 2013, 08:36 Von Dr. Christian Platz Irgendwie unschuldig kommt die Meldung in der Zeitung daher, so ganz matter-of-factly: „Diskriminierende Worte“ werden jetzt aus Kinderbuchklassikern rausgestrichen. Jüngstes Beispiel sei eine Neuauflage von Otfried Preusslers Werk „Die kleine Hexe“. Da wurden etwa Worte wie „Neger“, „Negerlein“ und „Zigeuner“ entfernt. Der 89jährige Autor, ein veritables Sprachgenie, ein echter Grandseigneur, wie alle wissen, die Bücher wie „Krabbat“ oder „Die Abenteuer des starken Wanja“ gelesen haben, hätte lange Zeit dagegen protestiert. Zu recht, wie ich meine. Am Ende habe er jedoch nachgegeben... Mit der Zeit sei nämlich die Einsicht gewachsen, dass die Authentizität des Werkes sich „der sprachlichen Weiterentwicklung unterordnen“ müsse, sagt der Verlagsdirektor hochzufrieden – als handle es sich dabei um eine ganz vernünftige Einsicht im Zeichen des common sense – und nicht um einen Eingriff, so würde ich es ausdrücken, der direkt gegen die künstlerische Freiheit und schliesslich gegen die Literaturgeschichte gerichtet ist. Die Deutsche Familienministerin Kristina Schröder dürfte sich über diesen Akt der Zensur freuen – erst vor kurzem hat sie in einem Interview bekannt, dass sie solche Worte immer auslasse, wenn sie ihren Kindern zeitlose Werke wie „Jim Knopf“ oder „Pippi Langstrumpf“ vorlese. Bei den deutschsprachigen Neuauflagen von Astrid Lindgrens Bücher über die freche schwedische Göre, die Generationen von Kindern den Geist der Rebellion eingepflanzt hat, ist der Eingriff übrigens bereits erfolgt. Die Zensurschere wurde angesetzt, das Böse wurde rausgeschnitten, so wie der „Schneider mit der Scher’“ einst dem kleinen Daumenlutscher Konrad im Struwwelpeter die Däumchen abgeschnitten hat. Und so ist jetzt auch die freche Pippi clean und politisch schön korrekt geworden. Ausser ihrem Vornamen leider, der auf Deutsch immer noch an Urin erinnert, da könnte man doch auch noch die Schleifmaschine ansetzen... Sprache kastrieren Was Frau Schröder zuhause so treibt, ist mir scheissegal – es ist auch ihre Privatsache, was sie ihren Kindern an Verständnis – und sich selbst an Erklärungstalent – zutraut und zumutet. Doch der zensierende Griff ins Blei - von Seiten der Verlage her - hat eine viel bedenklichere Dimension. Dabei wird nämlich unliebsame Vergangenheit gefälscht, wird geschönt und begradigt, unter Bezugsnahme auf recht mediokre und ideologisch belastete Neuerungen in den Sprachwissenschaften, die im Grunde nur so triefen, von einer erzprotestantisch anmutenden (Volks-) Erziehungsmoral, die aus einer anderen, aber ebenfalls dunklen Vergangenheit zu stammen scheint. Hier wird Sprache kastriert! Und erst noch gute Sprache. Dies natürlich mit dem schönen – aber absurden - Gedanken, die unschuldigen Kinder vor den Barbareien der Vergangenheit zu bewahren. Mit diesem Akt werden die Kinder - und die Erwachsenen - für dumm verkauft. Es handelt sich nämlich um nichts anderes, als um die Zensur eines Kulturguts! Verordnete Neusprache Hier ist doch in Wirklichkeit ein umfassender Prozess am wirken, der jenen gleicht, die Aldous Huxley und George Orwell in ihren - jeweiligen - berühmten Dystopien „Brave New World“ und „1984“ beschrieben haben. Es wird eine Neusprache verordnet, welche die Schatten der Vergangenheit und das Wissen des Menschen um seine eigenen dunklen

antwortete: „Das klingt so diskriminierend...“ Klar. Ein verabscheuungswürdiger Teil unserer Menschheitsgeschichte hat das Wort tragischerweise dergestalt aufgeladen, dass mir eine 24jährige Grafikerin, die sich zur Graphic Designerin weiterbildet, nun diese Frage stellen muss. Yeah, die Geschichte und die Gegenwart sind gefährliche und komplexe Orte. Daran wird sich nix ändern, solange es Menschen gibt. Man könnte ja „Die kleine Hexe“ auch ganz verbieten, weil Frauen, die man(n) als Hexen bezeichnet hat, Jahrhunderte lang gemartert und lebendig verbrannt worden sind, zudem gibt es, nach dem jetzigen Stand der Naturwissenschaften, in Wahrheit anscheinend keine Hexerei, also weg mit dieser unschönen Vergangenheit, weg mit diesen Ideen über Zauberei, die den Realitätssinn unserer Kinder beeinträchtigen könnten. Sonst setzen die sich an einem schönen Tag noch auf einen Besen und springen im zehnten Stockwerk aus dem Fenster. Schliesslich sind sie zu blöd, um zwischen Sprache und Realität unterscheiden zu können. Überdies hatten echte Hexen Sex mit dem Satan! Oh schöne neue Welt, die solch verantwortungsbewusste Bürger/-Innen trägt...

Seiten ausklammern soll. Und dieser Prozess wird von vielen Leuten, die teilweise sogar mit allerlei akademischen Meriten ausgestattet sind, auch noch begrüsst. „Oh schöne neue Welt, die solche Bürger trägt.“ Dabei sollten wir nach über 120 Jahren Psychoanalyse und über 220 Jahren linguistischer Forschung doch wissen, dass die blosse Zensur von Begriffen die Schatten nicht tilgt – sondern sie, im Gegenteil, noch wachsen lässt. Ja, liebe Eltern, wir haben die verdammte Pflicht, die Kinder dieser Erde über das Vergangene, dazu gehören auch abgelegte Haltungen und Begrifflichkeiten, aufzuklären, auch wenn das manchmal undankbar und komplex ist. Aber so ist unsere Welt. Es muss möglich bleiben, das Wort Neger vorzulesen - und sodann klarzustellen, dass man die afrikanische Familie aus der Nachbarschaft nicht so ansprechen darf, weil an den dunkelhäutigen Menschen furchtbare Verbrechen begangen worden sind, die dieses Wort aus dem Alltag ausgeschlossen haben – ausser wenn sich diese dunkelhäutigen Menschen selbst stolz als „Nigger“ bezeichnen, wie dies die lieben Kleinen spätestens dann erfahren werden, wenn sie sich Rap anhören. Es muss möglich sein, über Zigeuner zu berichten – und dabei auch das tragische Schicksal der fahrenden Völker anzusprechen, die Verfolgung und die Vorurteile zu schildern, die mit dem Wort verknüpft sind, und darauf hinzuweisen, dass sich diese Menschen deshalb selbst nicht als Zigeuner bezeichnen wollen, dass es sich vielmehr um verschiedene Völker han-

delt, um Sinthi, um Roma oder Fahrende, die einst aus Ignoranz in einen Topf geworfen wurden – und teilweise immer noch werden. Die Wahrheit zu kennen, die Wahrheit über unsere Welt auszusprechen, auch wenn sie unbequem ist, das zeichnet einen reflektierten, einen differenzierten Umgang mit der Geschichte (und der Gegenwart) aus, gerade auch wenn wir uns an Kinder richten. Alles andere ist eine neue Form der Ignoranz – im Zeichen der Verleugnung und der Kulturlosigkeit. Jimi Hendrix hat das in einem Song mal schön auf den Punkt gebracht: „We gotta tell our children the truth/They don’t need a whole lotta lies/’cause one of these days/They’ll be running things...“ Fürwahr. Die Welt ist ein komplexer Ort, eine moralische Grauzone, wir selbst sind keine reinen Wesen mit blütenweissen Westen, wir alle haben dunkle Seiten – sogar die Kinder. Wer dieser Wahrheit keine Rechnung tragen will, schafft in der Regel selbst den allerfinstersten Abgrund. Es waren immer nur die schlimmsten Regime, die sich bemüssigt fühlten, die Geschichte - nach ihren vermeintlichen besseren Erkenntnissen – abzuändern und Kulturgüter zu zensieren. Die Welt ist niemals narrensicher, nie zu hundert Prozent hygienisch – dasselbe gilt erst recht für die Sprache. Sprachbesserwisser Ignoranz, Kulurlosigkeit und Dummheit sind heutzutage die grössten Übel unserer Welt. Auch das Vergessen geschichtlicher Umstände und Zusammenhänge

gehört dazu. Deshalb macht mich die Zensur von Preussler und Lindgren sauer. Für mich stellt diese Zensur von Kinderbüchern, dazu noch von sehr guten Kinderbüchern– die notabene auch Werke darstellen, welche ich als so genannter Erwachsener manchmal gerne lese – eine unerfreuliche Vorbotin dar. Altersfreigaben sind grundsätzlich ja ganz legitim, wenn es beispielsweise um Pornos oder Kannibalenfilme geht (jedoch sicher nicht bei der kleinen Hexe, auch dann nicht, wenn sie in Form einer schleichenden Zensur erfolgen), doch bald werden kleinliche Sprachbesserwisser/-Innen wohl wieder an der Idee rumbasteln, dass es auch erwachsenen Leserinnen und Lesern nicht zuträglich sei, sich mit politischen Unkorrektheiten zu befassen. Ich freue mich schon auf Dostojewskis „Dämon/-Innen“ und auf ein erneutes Verbot der Werke des Marquis de Sade.... Zudem wäre es doch ein prächtiger Fortschritt, die Klassiker der Weltliteratur, in sprachlicher Hinsicht, dem allseits beliebten gender mainstreaming zu unterwerfen, schliesslich wissen wir heute alles besser. Was schert uns die böse Vergangenheit? „Lustig ist das Sinthi- und Romaleben...“ „Lustig ist das Sinthi- und Romaleben, faria, faria ho....“ Schön korrekt, aber das Reimmass bleibt auf der Strecke. War der berühmte Zigeunerbaron nun ein Sinthioder ein Romabaron? Neulich hat mich eine Schülerin gefragt: „Darf man eigentlich das Wort Juden noch schreiben?“ Ich fragte zurück: „Warum nicht?“ Sie

„Negeraufstand herrscht in Kuba“ Neulich hat mir meine Patentochter ihr neues Pfadfinder-Lagerliederbüchlein gezeigt. Ich habe es durchgeblättert – und sofort festgestellt, dass alle übermütig transgressiven Lieder aus dem Repertoire entfernt worden sind. Kein „Negeraufstand herrscht in Kuba“, „Kein Blankenstein-Husar“ usw. Ich gebe es offen zu, wir haben genau diese mörderischen Lieder damals als Zwölfjährige am liebsten gesungen, an den Lagerfeuern der frühen Siebzigerjahre. Weil es eben auch wohltuend und befreiend ist, wüste Sachen zu singen. Keiner von uns war im Alltag auch nur im Geringsten rassistisch oder kriegslüstern. Sprache darf nämlich Dinge, die in der realen Welt nicht umgesetzt werden dürfen, dabei hat sie durchaus auch Ventilcharakter. Hier liefert gerade der gute alte Marquis de Sade wieder mal ein exzellentes Beispiel. In seinen Büchern hat er alle nur denkbaren sexuellen Schweinereien und abartigen Grausamkeiten geschildert. Als er dann aber aus der Bastille befreit wurde – seine ungeheuerliche Sprache hatte ihn - barbarischerweise - in die Kerkerhaft gebracht sowie einige eher harmlose reale sexuelle Vergnügungen, die heute keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor locken würden –, setzte man den Mann auf einen Richterstuhl der Revolution. Dort weigerte er sich, die Todesstrafe zu verfügen, rettete überdies Verurteilte vor den mörderischen Guillotinen des Terreur – und wurde deshalb wieder eingesperrt. Weil er sich der realen Barbarei verweigerte! Der grausame Schreiber war im realen Leben nämlich ein Gegner der Todesstrafe - und auf seine exzentrische Weise ein recht menschenfreundlicher Geselle. Coda Wenn man der ganzen Gesellschaft eines Tages eine politisch korrekte Sprache verordnet haben wird, wenn man uns allen den kollektiven Mund mit der Seife jener vermeintlichen Erkenntnis ausgewaschen hat, welche heutzutage in den Töpfen fragwürdiger neu-akademischer Seifensieder/-Innen zusammengekocht wird, werden wir zum Behufe der Kompensation in dunklen Kammern wohl umso mehr schlimme Dinge anstellen müssen, die dann einfach keine Namen mehr haben. Denn so heisst am Ende wohl die Ausgeburt einer jeden rigorosen Zensur der Sprache: Das namenlose Grauen...


hat

Bumm... Nz...Nz...

3 eil T

Parisienne

La

e ut t: he kul im

Hut ab!

LET‘S RAVE! Bumm...

Grund zum Feiern!

Wiewasbitte?

Sagenhafte 126 Jahre PARISIENNE! So lange gibts die feine Schweizer Zigi schon. Weil ein solches Jubiläum in unserer schnellebigen Zeit Sprichwörter? Bandnamen? TV-Serien? 2001 bis 2003 wird gerätselt. Man kommt alles andere als die Regel ist, würdigen wir die PARISIENNE an dieser nicht immer sofort drauf, welcher Begriff gefunden werden soll. Aber man vergisst die Stelle jeweils mit einem illustrierten Rückblick auf ihre historischen Bilder nie wieder. Und: Sie sehen halt schampar attraktiv aus. Höhepunkte. Denn mit der Betrachtung der vergangenen Werbung wird klar, wieso die alte Schachtel aus Boncourt über all die Jahrzehnte so lebendig und beliebt blieb: Sie hat die Zeichen der Zeit stets richtig verstanden. Chapeau!

Die 90er und der Techno Bumm...Bumm...Nz...Nz... Die Techno-Dekade bricht an. Nun ist alles möglich. Erlaubt ist, was gefällt. Man braucht nichts und niemanden zu kopieren. Im Gegenteil, je eigenständiger der Auftritt, umso besser. Dieser Zeitgeist ist für Parisienne genau der richtige Dancefloor. Das Schräge hält Einzug – eine Eigenheit die PARISIENNE bis heute vom Mainstream abhebt. Den Beginn der neuen Ära läuten die PARISIENNE PEOPLE ein.

Schönes Geschnippel in Schwarz

2004 bis 2005 entsteht ein echter Schweizer Werbeklassiker mit starken Schweizer Wurzeln: Die Scherenschnitte der Künstlerin Irina Polin sind grosse Kunst und werden rasch Kult. Sie markieren den Start der PARISIENNE NOIRE.

Stricken, Schneiden, Kleben Die Parisienne und das Unikat

Selbermachen wird beliebt. Ab 2007 kommen die gestrickten Werbemotive – z.B. die unvergessene Cervelat. Und bald begeisWerbe tert die berühmte Jass JassKampagne die vielen Fans der PARISIENNE mit König, de Dame und Bube, die immer zünftig Feiern und so richtig die Puppen tanzen lassen.

Kunst kommt von Können – Handgemachtes kommt auf und passt gleich super zur Parisienne. Denn auch Kunst schafft immer Unikate! Um 2000 schneidet der Engländer Andrew Kingham z.B. ganze Kampagnen aus Blechdosen aus – das gabs noch nie. Neu war auch das Päckli-Alphabet, mit dem man eigene Wörter bilden konnte. So manchen inspirierte es am Tresen zum literarischen Höhenflug.

Was macht dieser Block im Grünen? Sehr Abstrakt! Ab 2007 rockt der PARISIENNEBLOCK als Tanzwürfel erstmals das Gurtenfestival auf dem Berner Hausberg. Kommt sehr gut an...

Dieses war der dritte Streich und der vierte folgt sogleich. Im nächsten KULT gibts wieder eine Folge der PARISIENNE-Geschichte. Da gehts dann um die Werbung der letzten rund zehn Jahre – auch eine Epoche, in der die PARISIENNE konsequent eigene Wege ging! À toute de Boncourt!

Rauchen fügt Ihnen den Menschen in Ihrer erheblichen Schaden zu. Rauchen fügt Ihnen undund den Menschen IhrerUmgebung Umgebung erheblichen Schaden zu. Fumer gravementà àvotre votre santé santé et dede votre entourage. Fumer nuitnuit gravement etààcelle celle votre entourage. Il fumo danneggiagravemente gravemente tetee echi ti sta intorno. Il fumo danneggia chi ti sta intorno. Bat_Par_Impulse_Kult_290x440_D_Janv.indd 1

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Januar 2013

babyfotze featuring nackter truthahn: rettet die körperhaare!

Samstag, 18. August 2012, 11:03 Von Dr. Marianne Weissberg. Ich weiss gar nicht, wer diese Manie der Körperhaareliminierung erfunden hat. Männer, die auf haarlose Babyfotzen stehen, haben meiner Ansicht nach generell ein Problem mit Sex. Sex ist nicht geruchlos, sauber und poliert, sondern mit den nötigen Elementen reizvoll dekoriert. In Madonnas Video zu Girl gone Wild sieht man den Mann, wie er seine Hose hinunterzieht – und wunderbar geiles Schamhaar zeigt. Und es gibt ein explizites Closeup in eine männliche Achselhöhle mit ahhh….. verschwitztem sexy Achselhaar. Jede Frau, die wirklich Ahnung hat vom Vögeln, weiss, dass in behaarten, männlichen Achselhöhlen Duftstoffe stecken, die sie genüsslich erschnuppert, wenn sie dergestalt geschickt scharf gemacht, ihre Nase und Zunge in sie und damit ihn hineinvergräbt. Und welche echte Donna möchte schon von einem umgebungsmässig enthaarten Schwanz gefickt werden, der so dumm in die Welt schaut wie ein nackter, überfahrener Truthahn, der zwei baumelnde Eier mittragen muss. Ich nicht. Gute Männer, wenn ihr dann noch zuwenig in der Hose habt, wird das auf den ersten Blick entlarvt, Schamhaar kann auch zum barmherzigen Massschwindel verhelfen. Hübsche Männerbeine mit farblich passendem Haar und ein leuchend blonder Flaum an schönen Unterarmen, hallo Männer, ihr wisst gar nicht, wie

wir Frauen sowas lieben! Also solche, die selbst keine Babyfotzen tragen und damit das genitale Stadium nie erreicht haben. Merke, was in Pornos auch mal geil machen kann, muss nicht auch noch im Alltag getragen werden. Statt zu enthaaren, kann die echte Frau in Parfüm und Schuhe – und, so sagt Frau Dr. W. mit erhobenem Zeigefinger: in Hirnbildung investiert werden. Es soll ja Chicks geben, die wissen nicht mal mehr, dass das, was sie manisch wegmachen: hübsches Pussyhaardreieck war. TeenagerArschlochbleaching und Waxing greift ja rasanter um sich als die Amazonasentwaldung. Pfui! Körperhaare sind also schön und gut! Wer mit mir was machen will, sollte subito wieder wachsen lassen. Bei den anderen kanns mir prinzipiell egal sein, aber dann bitte nicht vor mir die Arme heben und weibisch enthaarte Achselhöhle oder schlecht rasierte Brust zeigen. Merke, Stoppeln sind nur im Männergesicht sexy. Und da sehr! Die archaische und von den heutigen Trendfuzzis unterdrückte, beinahe schon trotzige Sehnsucht der Männer, im Gesicht noch ein wenig Haar zeigen zu wollen, werte ich als heilsamen Hoffnungsschimmer und hundertprozehntig gelungen!Zum Aufgeilen: Hübsche Mannerhaarblitzer! www.myvideo.ch/watch/8480794 Fotos: Die französische Vogue geht den entgegengesetzten Trend, F war ja schon immer etwas versaut..., Madonna hat unter der Decke garantiert ein hübsch getrimmtes Pussyhaardelta

gym morrison

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die mutter aller fragen: blutwurst oder leberwurst? Montag, 24. September 2012, 16:53 Von Dr. Marianne Weissberg Wieso kostet eine Stunde Parkieren in Züri zwei Schtutz, zwei Schtunden dann fünf Schtutz? Was ich meine, wieso werde ich gestraft, wenn ich mal zwei Stunden da stehen muss, bloss weil ich immer noch dasselbe Auto dastehen habe. Wenn nämlich ein Anderes nach bloss einer Stunde kommt, muss es nämlich für „meine“ zweite Stunde ja bloss wieder zwei Schtutz bezahlen…? Wieso stehen in den Läden die Tiernahrungsprodukte IMMER grad neben den hochparfümierten Putzmitteln, wo doch auf den Tiernahrungsprodukten immer steht: Nicht neben Putzmitteln aufbewahren! Können die im Laden nicht lesen? Wieso gilt Sex in der Dusche als Topfavorit in männlichen Sexfantasien? Wissen die Männer denn nicht, dass es schon alleine schwierig ist, das Duschgel zu halten, ohne auszuschlipfen? Geschweige denn noch dazu zu turnen und etwas

anderes Glitschiges anzufassen und dabei auch noch GUT auszusehen!! Wieso weiss ich, während ich mich langweile nie, ob ich jetzt in einer total kreativen Phase stecke, die sich in Langeweile äussert, oder ob mir NIE WIEDER etwas einfallen wird, weil eben Langeweile genau das ist?! Wieso weiss ich vorher immer schon, wie es herauskommen wird? Wieso schaffen Männer es, einen gefassten Entschluss, der doch völlig daneben

ist, so konsequent durchzuziehen, obwohl wir Frauen wissen, dass er es bereuen wird, denn wir sind ja der Grund für diesen Entschluss und wissen drum, dass er ihn bereuen wird! Wieso sage/schreibe ich oft Sachen, die ich als ganz normal empfinde und merke erst an den entgeisterten Gesichtsausdrücken, dass ich hierzulande wohl ein Unikum bin? Was zwar nicht sehr unanstrengend, aber eigentlich schön ist für alle! Oder? Wehe, wenn gegenteiliger Meinung. Wieso hat man generell entweder Blutwurst oder Leberwurst gern? Eine nicht unwesentliche Frage, quasi die Mutter aller Fragen, denn jetzt kommt ja die Metzgete-Saison. Und zum Schluss: Wieso hat man eigentlich immer das am liebsten, das einem nicht so gut tut und verzichtet dann darauf, obwohl es einem ja ganz klar gut tun würde? Foti: aus meiner Küche, dreimal dürfen Sie raten, welcher Wurstfraktion ich angehöre

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: porsche

Mittwoch, 5. September 2012, 08:47 | Von Dr. Reinhold Weber. Wie überraschend man „Exklusivität“ doch umsetzen kann. Warum macht das heute keiner mehr? Alles langweilige, einfallslose, untalentierte Funktionäre? Hm. Wahrscheinlich schon.

herr geld und frau glück teil 1

Mittwoch, 21. November 2012, 17:16 | Von Dr. Midi Gottet. Raten sie mal, wer sich in Paris gerade im Grab dreht wie Anton.

Montag, 17. Dezember 2012, 15:00 Von Dr. Rainer Kuhn Herr Geld und Frau Glück sind ein Paar. Das heisst, eigentlich sind sie keins. Aber alle denken, sie seien eins. Sie sind zwar immer mal wieder zusammen, streiten sich aber ebenso immer mal wieder und trennen sich dann in der Regel jedes Mal. Der Grund, warum es mit Herrn Geld und Frau Glück auf Dauer nie so recht klappen will liegt darin, dass jeder denkt, die Existenz des anderen sei von der Eigenen abhängig. Was natürlich nicht ganz falsch ist, aber eben auch nicht ganz richtig. Herr Geld denkt, einer wie er kriegt jederzeit eine wie sie. Und Frau Glück denkt, eine wie sie, kriegt jederzeit einen wie ihn. Und ir-

gendwie haben sie beide recht. Auf jeden Fall haben Herr Geld und Frau Glück beschlossen, die Weihnachtszeit zusammen zu verbringen, es ist ja das Fest der Liebe und da kann man das eigene Ego schon mal hinten anstellen. So haben sie sich also wieder einmal getroffen, in einem Café, sie haben sich erzählt, von der Zeit ohne den anderen, dass es schon auch ging, es geht ja immer irgendwie, aber richtig lustig wars ja dann doch nicht. Herr Geld meinte, die Liebe könne man eben doch nicht kaufen. Und Frau Glück sagte, die Liebe könne man eben doch nicht erzwingen. Trotzdem sei sie, wenn es hart auf hart komme, immer noch besser dran als er. Fand Herr Geld natürlich nicht, im Gegenteil, wenn es hart

auf hart komme, bräuchte es eine wie sie nicht, dann bräuchte es einen wie ihn, der alles regeln könne, das meiste jedenfalls. Und schon stritten sie sich wieder, nicht heftig, aber doch so, dass jeder im Café es mitbekam. Und zum Beweis, dass er Recht hatte, verliess Herr Geld das Lokal, ohne zu bezahlen natürlich, soll sie doch selber schauen, wie sie das ohne ihn lösen will. Und während Frau Glück darüber nachdachte, kam der Kellner an den Tisch und sagte, wie der Herr sich aufgeführt habe, gehe nun wirklich nicht, und eine schöne Frau wie sie müsse doch nicht selber bezahlen. Und dass es ihm eine Freude wäre, die Konsumation aufs Haus zu nehmen ... (Fortsetzung folgt)


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tom meets zizou – kein sommermärchen Mittwoch, 19. September 2012, 10:29 Von Dr. Dominik Hug Die Welt des Fussballs ist nicht gerade der Inbegriff für eine Vereinigung der grössten Denker. „Mailand oder Madrid - Hauptsache Italien!“ oder „Das ist eine Deprimierung“ (mit bestem Dank an Andreas „Heulsuse“ Möller) sind eher Sätze, welche wir in Verbindung mit den Fussballstars dieser Welt bringen. Hierzulande gab und gibt es noch immer Spitzenfussballer mit eingebautem Entertainment-Programm im Sprachzentrum. Zum Beispiel die Herren Sforza und Hakan Yakin welche gefühlt alle Interviews stets mit einem „Jo, wie xeit...“ beginnen. Ja, sogar der Basler Alexander Frei, welcher von mir in höchstem Masse geschätzt wird, hatte früher den Spleen, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen („Alex Frei wäre nicht Alex Frei, wenn er nicht....“). Fussballer - eher einfache und bodenständige Menschen, quasi nicht-krüppelnde Bauern mit einem zu hohen (nicht vom Staat subventionierten) Lohn... Inhalt: Im Jahr 2004 setzte der junge deutsche Spieler Thomas Broich erstmals seinen Fuss auf 1. Bundesliga-Rasen. Er galt mit Lahm, Schweinsteiger und Podolski als eines der grössten Fussballtalente des grossen Kantons. Acht Jahre Lang begleitete der Filmemacher Aljoscha Pause den sensiblen Spieler, welcher von den Medien wegen seiner Affinität zu klassischer Musik als „Spielender Mozart“ bezeichnet wurde und zeigt auf, wie steinig der Weg im Fussballbusiness doch ist, wenn das eigene Gehirn zuviel denkt... Ich erinnere mich nur noch dunkel an diese Samstage, damals vor acht Jahren. ARD bekam die Fussballrechte für die 1. Bundesliga zurück und bei Borussia Mön-

mich daten: muss das sein? muss nicht!

schauer beginnt man sich vielleicht zu fragen, warum dieses belesene Gemüt sich ins Haifischbecken Bundesliga gewagt hat. Vorallem einige seiner ehemaligen Trainer kommen nicht so gut weg. Christoph Daums Auftritt wirkt sogar sehr blossstellend für den legendären Trainer mit der vermeintlich fehlenden Nasenscheidewand.

chengladbach spielte dieser Thomas Broich. Der Intellektuelle. Es dauerte dann einige Jahre, bis ich mich während eines Spieltags gefragt habe, was denn aus diesem genialen Spielmacher geworden ist. Seit 2011 kickt Broich in Australien bei den Brisbane Roar. Was zum Geier hat diesen Ausnahmekönner ins fussballerische Niemandsland verfrachtet? Die Doku „Tom meets Zizou“ umfasst eine Zeitspanne von Ende 2003 bis ins Jahr 2010. Es ist spannend zu sehen, wie sich die Person Thomas von Kapitel zu Kapitel wandelt, wie dieser junge Spieler zu Beginn noch voller Hoffnungen ist, sich auch um eine Karriere in der Nationalmannschaft Gedanken macht, nur um am Ende seiner Deutschlandreise über seine Wohnung in Nürnberg zu sagen „Die Bude, die sieht aus, als wär ich gestern eingezogen, in einer Stadt, in der ich nicht leben will und in einer Situation, in der ich nicht stecken will.“ Broich spricht absolut offen über seine Gefühlswelt, sein Erlebtes, auch seine Ziele und Erwartungen. Und als Zu-

Negativpunkte gibts wenige, einzig die Laufzeit des Streifens ist mit 135 Minuten zu hoch angesetzt. Leicht ermüdend. „Wenn ich dann noch erfolgreich gewesen wäre, dann wär ich jetzt wohl ein total unausstehlicher Typ“, sagt Broich im Rückblick auf seine Zeit in Deutschland. Und damit hat er wohl auch recht. Broichs Charakter wandelt meines Erachtens auf einem schmalen Grat zwischen belesenem und besserwisserischem Arschloch und zwischen dem offenen, sensiblen und symphatischen Typen zugleich. Schlussendlich wurde Broich nicht zum Weltstar. Er bleibt wohl nur eine etwas grössere Randnotiz in den Geschichtsbüchern der Bundesliga. Doch Broich schaffte es trotzdem sein Glück zu finden. Und dies ist doch irgendwie eine Metapher für alles im Leben. Fuck, vielleicht kannst du bei der geilen Blonden mit den grossen Hupen nicht landen, aber deswegen musst du nicht unglücklich dein Dasein fristen und landest halt bei der netten kleinen Brünetten. Da Glotzen vielleicht nicht soviele Typen darauf, aber das Leben ist vielleicht wesentlich angenehmer und sicherlich nicht schlechter, einfach mit weniger Thrill. Fazit: Eine äusserst ehrliche und schonungslose Abrechnung mit dem Geschäft Fussball. Eine Doku, nach der man sich wirklich freut, dass Thomas Broich sein Glück nun doch noch gefunden hat.

sexboykott, die grosse lüge Montag, 29. Oktober 2012, 12:13 Von Dr. Henrik Petro. Am 25. Oktober erschien im Mamablog ein Text mit dem Titel «Sexboykott – wenn Frauen dicht machen». Darin geht es auf der Metaebene um die Macht der Frauen, von Männern Dinge zu erpressen, in dem sie den Sex mit ihnen verweigern. Das ist natürlich völliger Humbug. Der Hintergrund des Sexentzugs ist heute nämlich ganz ein anderer: wenn die vormals sextolle Partnerin plötzlich keinen Beischlaf mehr will, kann das nur eines bedeuten: sie vögelt längst einen Anderen – wenn schon nicht in echt, dann zumindest bereits im Kopf. Die Behauptung, dass es sich um einen vorsätzlichen Entzug handle, «um etwas vom Mann zu bekommen», ist rein taktisch, also nur ein geschicktes Ablenkungsmanöver. Die Gründe dafür können mannigfaltig sein: weil der neue Liebhaber zwar äusserst männlich und gefährlich ist – aber genau deshalb kaum kontrollierbar (was zwar für den Sex toll, in der Beziehung für sie aber ein Horror ist) und weshalb sie vorläufig lieber bei ihrem Pantoffelhelden zuhause bleibt, dessen Eier sie sicher in einem Medaillon um den Hals trägt. Oder der neue Stecher ist punkto Ressourcen ein schlechterer Fang – sprich, hat weniger Kohle. Oder er steckt selber in eine Beziehung (wahrscheinlich die häufigste Variante). Dass dieses Ablenkungsmanöver hervorragend funktioniert, liegt an der permanenten kollektiven Gehirnwäsche der Gesellschaft, die uns weis machen will, Männer seien gänzlich hormongesteuert und Frauen absolut gar nicht. Die Wahrheit ist nämlich eine andere, wie ich aus Dutzenden offenen Gesprä-

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Montag, 10. September 2012, 11:44 Von Dr. Marianne Weissberg. Nachdem erwartungsgemäss einige Dater über meine letzte Deutschmann-DatingKolumne geschäumt haben: Also die Weissberg würde ja auch keiner daten!, sage ich euch: Richtig! Daten ist ja eine absolut freiwillige, wenn auch sehr unangenehme Aufgabe. Und da sollte mann sich schon überlegen, auf wen mann trifft. Womöglich auf Frau Weissberg. Achtung: Bei mir siehts so schlimm aus: Ich habe einen Hund, der neben dem Bett schläft und Sie kritisch betrachtet, wenn Sie zwischen meinen Beinen tätig sind. Sie versteht nämlich was vom Lecken, also unter Hunden, wohlgemerkt. Ich bin sehr zuverlässig. Wenn Sie also das Date absagen, weil Sie schon VORHER kalte Füsse haben, werte ich das als NOGO und schreibe Kolumne über Sie. Wenn Sie sich DANACH nicht bedanken, weil Sie keine Manieren haben, schreibe ich Kolumne über Sie. Wenn Sie sich für die Nacht NICHT bedanken, weil Sie ein Arschloch sind, schreibe ich Kolumne über Sie. Ich bin verwöhnt. Bei mir zählt Prosecco als Billigsprudel. Schlechtes Essen erkenne ich schon beim Anblick, da muss ich gar nicht reingabeln. Merke: Champagner, hochkarätiger Himbeersirup, Kronenhalle und perfekt geschliffene Solitäre sind die Standards, die schon meine Oma, eine echte Diva, für uns nachfolgende Chutzpe-Chicks setzte. Und wenn Sie keine Ahnung haben, was Chutzpe ist, sind Sie bei mir eh schon gestorben und können kaum antanzen, ausser Sie senden mir ein Riesenbou-

Das muss man nicht haben: einen köter, der dir das neue iphone 5 aus der hand beisst und es in stücke reisst Dienstag, 16. Oktober 2012, 17:01 | Von Dr. Midi Gottet. Leute, die Scheisse hier ist echt! Drama Baby, Drama.

chen mit Frauen lernen durfte: Frauen, die Sex mögen (insbesondere jene, die Sex SEHR mögen - und jeder Mann mit ein wenig Lebenserfahrung weiss, dass es davon viele gibt), würden sicher nicht freiwillig darauf verzichten, nur um irgendeinen Kerl zu irgend etwas zu bringen. Wenn, dann reicht es völlig, ihn zumindest in dem Glauben zu lassen.

Fazit: Jungs, wenn Euer Mädchen den Sex verweigert, heisst das nicht, dass sie selber keinen mehr hat. Die gute Nachricht: Ihr habt nichts falsch gemacht. Just get over it und behaltet das nächstemal die Eier im eigenen Körbchen. blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/index. php/26808/sexboykott-wenn-frauen-dichtmachen/

quet der richtigen Blumenrasse. Rote Rosen sind nie falsch, aber ganz viele davon! Ich liebe jüngere, grosse Männer mit blondem Haar und blauen Augen. Also gut, ich kann ja von Ihnen keine Schönheits-OP verlangen, doch wenn Sie meinen clichéhaften Massgaben nicht genügen, dann müssen Sie mich verführen. Und wenn Sie keine Ahnung haben, wie das geht, melden Sie sich ja nicht bei mir bezüglich eines Dates! Ich putze nicht gerne oder sicher nicht, bevor Sie mich daten. Also putzen Sie schnell mal Ihre SEHR SCHÖNE Wohnung oder buchen im Baur au Lac ein anständiges Zimmer für den geplanten Beischlaf. Diesen unterbreche ich konstant, weil ich immer Appetit habe. Sogar mitten in einem Blow Job, weil sogar oder gerade der mir Appetit macht. Wenn ich das nicht tue, können Sie sicher sein, dass ER mir nicht genügend Appetit machen kann. Sie verstehen, was ich meine! Ich würde im Bett keine High Heels anziehen, schlimmer ich habe gar keine. Einen richtig tollen Orgasmus meinerseits, etwas, was Sie ja möchten, damit ich Sie so in Ihrer Eitelkeit – gäll Meitli, ich bin doch der Beste!!! - bestätige, liefere ich nicht bei einem One Night Stand. Ein Fakt, den auch andere Frauen bestätigen. Die Mär, dass onetimesex supergeil wäre, können Sie sich abschminken bei uns allen. Wir mögen dieses Gefühl, jetzt und für immer Ihre Königin zu sein. Kriegen wir bei einem ONS einen Orgasmus, faken wir mit 100prozentiger Garantie. Das nur so nebenbei, damit Sie bei mir dann nicht herumnerven. Und jetzt das Schlimmste: Ich liebe Leidenschaft, und wenn ich die bei Ihnen spüre oder eher zu spüren glaube, was ich oft tue, ach ich Verblendete, dann will ich Sie wiedersehen und verliebe mich womöglich auch noch in Sie. Und heiraten will ich auch nochmals, aber diesmal glücklich! Also bitte, tun Sie sich keinen Zwang an und daten Sie mich nicht. Ausser Sie haben Nerven wie Stahlseile, genügend auf dem Konto und doppelt so viel Chutzpe wie ich…

Das muss man haben: chanel nagellack no. 475 dragon. Montag, 24. September 2012, 15:35 | Von Dr. Reinhold Weber. Denn stell dir vor, es zieht dir beim one-night-stand mit Nina, Marianne, Vanessa oder Wiewarnochmaldeinname vor Wollust total die Socken aus.



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Das muss man haben: ein bike von den wrenchmonkees Dienstag, 4. September 2012, 15:12 Von Dr. Henrik Petro Ich laber hier nicht lang rum, denn die Bilder sagen schon alles. Ausser viel-

leicht: es handelt sich zur Abwechslung um Aufbauten (made in Danmark) auf richtigen Motorrädern, also nicht solchen aus Amerika...

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Das muss man nicht haben: einen abstieg wie diesen

Und sie sind erst noch zu kaufen. Und eines Tages, ja, eines Tages wird so eins mir gehören... www.wrenchmonkees.com

Donnerstag, 13. September 2012, 17:19 Von Dr. Henrik Petro Dass Michael Jackson absolut keine Relationen zu Geld hatte und hochverschuldet war, ist hinlänglich bekannt. Das war auch der Grund, warum er ab Sommer 2009 unter dem Titel «This Is It» zehn Konzerte in London hätte geben sollen. Wegen des Ansturms wurden aus zehn Shows schnell 50. Das führte zu einem derart grossen Druck, dass sich Michael von Dr. Conrad Murray mit Propofol zu Tode spritzen liess. Aber es war der King of Pop, ein talentierter, aber auch durchgeknallter, von seinem Vater um seine Kindheit betrogener Ausserirdischer. Bei ihm konnten wir es nachvollziehen. Was ist aber bloss mit Michael Schumacher los? Er hat weder eine NeverlandRanch, deren Betrieb Unmengen von Geld verschlingt, noch einen Privatzoo, der ihm die Haare vom Kopf frisst. Und doch scheint er pleite zu sein. Denn anders lässt es sich nicht erklären, warum er sich von einer hier völlig unbekannten chinesischen Firma vor den Karren spannen lässt. Ein Auszug aus der Pressemeldung: Erlinyou und Michael Schumacher beschliessen Zusammenarbeit Am vergangenen Donnerstag, 6. September, gaben der siebenfache Formel1-Weltmeister Michael Schumacher und die Präsidentin des chinesischen Navigationsgeräte-Herstellers erlinyou Co. Ltd., Frau Jianglin Zhang, ihre neue Partnerschaft über die Entwicklung und den Vertrieb innovativer GPS -Produkte im Fahrerlager zum italienischen Formel-1-Grand Prix in Monza bekannt.

Erlinyou und Michael Schumacher werden gemeinsam die innovativste Navigationslösung entwickeln. Okay, abgesehen davon, dass es schlechtes Deutsch ist, denn es dürfte wohl kaum gemeint sein, dass Michael im Fahrerlager zum Formel-1-Rennen in Monza GPS-Produkte entwickelt und vertreibt: welche Kompetenz bringt ein sich immer im Kreis drehender Rennfahrer nochmals in ein Navigationsprojekt? Dass er immer wieder an derselben Stelle landet? Tolles Navi, verkauft sich dann sicher von selbst… Nun, glücklich sieht Michael auf dem Bild eh nicht aus. Die Dame rechts sagt mutmasslich: «Meine Damen und Helen, bitte beglüsen Sie mit mil Michael Schumachel! Und denken Sie dalan: wil beantwolten plinzipiell keine Flagen zu Menschenlechten in China!» Der Herr in der Mitte denkt: «Und wenn ich es doch nochmal versuche? Niki Lauda hat es 1984 ja auch nochmal geschafft..?! Und was labert eigentlich diese Quarktasche ständig?» Der Herr links denkt: «Ich sitze neben Michael Schumacher. ICH sitze NEBEN SCHUMI! Meine alten Schulkameraden, die mich gehänselt, gemobbt und im Schulhausheizungskeller missbraucht haben, werden jetzt vor Neid tot umkippen! Ich darf auf keinen Fall vergessen, ihn anschliessend um ein Autogramm zu bitten. Meine Fresse... ICH sitze neben SCHUMI..!!! Mann ist das GEIL!! » Schumi, für Deinen Abstieg hätten wir eine Spur mehr Würde erwartet. Dafür wurdest Du jetzt wenigstens mit einer Kolumne verewigt.

spendenaufruf der woche: ein schweinekübel für steckborn Samstag, 13. Oktober 2012, 09:53 Von Dr. Kaspar Isler. Diese Woche trumpften die Kollegen vom Blick mit einer besonders herzzerreissenden Geschichte auf: «Unser Papi lässt uns verhungern» klagen Fikrete und Bumsula (* Namen von der kultRedaktion verlustigt). Die beiden Sirenen aus Steckborn wurden Opfer ihres eigenen Vaters. Eiskalt hat sich der depressive Alkoholiker zur Behandlung in eine Klinik einliefern lassen - wie unfassbar egoistisch von dem schwerkranken Mann sich professionelle Hilfe zu suchen! Wir sind empört. Ohne das Familienoberhaupt kriegen die Mutter und ihre zwei Töchter (die Töchterli sind auch erst 24 und 26!)) plötzlich nichts mehr gebacken. Weil ohne Papi die Kohle ausgeht, musste nun sogar Chihuahua-Dame Joya ins Tierheim gebracht werden. Einmal ein kollektives «AWWWWW», dafür, bitte. Da fragen wir uns natürlich, weshalb die Schweiz jährlich Millionen an Entwicklungsgeldern für die sonnenverwöhnten Afrikaner spricht und vor solch gravierenden Fällen wie diesem im trostlosen

Steckborn einfach die Augen verschliesst. Wir, die Menschenfreunde vom kult, lancieren drum eine Spendenaktion für das vom Schicksal gebeutelte Trio. Sollten Sie also noch ein paar Pfund Gammelfleisch im Keller rumliegen haben, schicken Sie uns dieses doch an nachfolgende Adresse: Redaktion kult Stichwort: «Schweinekübel» BitchGetAJob-Allee 666 6969 Armutsdorf im Jammertal Sie müssen jetzt aber nicht gleich vom Laptop aufschrecken. Wir schätzen den Zeitpunkt bis zum Verhungern bei komplettem Nahrungsentzug auf ca. 18–48 Monate.


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dem tom sein gesicht

Mittwoch, 7. November 2012, 09:46 Von Dr. Rainer Kuhn. So. Nachdem letze Nacht in Amerika der Aussendienstchef der Wallstreet bestimmt wurde (Barack Obama gewann den mehr oder weniger spannenden Showkampf gegen Mitt Romney) können wir uns wieder den wichtigen Dingen des Lebens zuwenden. Zum Beispiel dem Auftritt von Tom Hanks in der Sendung „Wetten dass?“ vom letzten Samstag. Da sass also der Tom Hanks drei Stunden lang auf dem Sofa und machte zerknirschte Mine zum zerknirschten Spiel. Seine Äusserungen danach, über die Show, über Markus Lanz, über die Welt und überhaupt. Und alle dachten: Oh, der Arme, dass er sich das antun muss, schau mal wie er dreinschaut. Und man hatte Erbarmen mit dem Knuddelbär. dabei hat man zwei wichtige Dinge vergessen: Erstens: Tom Hanks war da, um seinen neuen Film „Cloud Atlas“ zu promoten. und so ein Promotionsjob ist harte Arbeit, das weiss jeder, der mal am Hauptbahnhof für irgendeine Frma Gratismüsterli verteilen oder an einem Strassenstand Geld für „World Vision“ aquirien musste. Einen Abend lang zwischen ein paar Deppen auf einem Sofa sitzen gehört also zum Job eines Schauspielers, da muss man nichts beschönigen, das ist einfach so. Da muss

man aber auch kein Mittleid haben, nur schon weil Leute wie Tom Hanks für ihre Promotionauftritte in der Regel mehr als Fr. 23.50 pro Stunde inkl. AHV bekommen. Zweitens sieht Tom Hanks immer so aus. Der kann kein anderes Gesicht als das, wo er aussieht, als hätte er drei Kröten verschluckt und sich gerade krampfhaft dagegen wehrt, dass sie wieder die Speiseröhre raufschleichen und aus dem Maul hüpfen. Egal ob in „Forrest Gump“ oder „Cast away“ oder „Wetten dass“: Tom Hanks kann alles spielen und sieht doch immer aus wie Tom Hanks. seine zerknüllte Fresse ist also mehr Markenzeichen als Ausdruck temporärer Unzufriedenheit. Ganz ähnlich wie Cindy aus Marzahn, die zwar manchmal aussieht wie Axel Schröder, aber deswegen trotzdem nicht lustiger ist. Leider. Und die Moral von der Geschicht? Es hat keine. Ausser vielleicht, dass man sich über nichts, was im Fernsehen läuft, aufregen sollte. Es sei denn, das eigene Leben ist zu langweilig. Dann hockt man sich halt vor die Glotze und empört sich ein bisschen. Über den US-Wahlkampf, über „Wetten dass?“, über einen nicht gegebenen Penalty des Schiedsrichters. und über die offensichtliche Bedeutungslosigkeit des eigenen Daseins.

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ich litt mich für euch durchs functional training Dienstag, 6. November 2012, 16:47 Von Dr. Midi Gottet. In der Luft lag ein Geruch als hätte jemand einen Sack voll mit Achselhöhlen zum auslüften aufgehängt. Ich war etwas zu früh dran und wartete mit etwa dreissig anderen Teilnehmern darauf etwas Abendfitness auf mich zu nehmen. Draussen regnete es in Strömen und es wäre der perfekte Abend gewesen um auf dem Sofa „Angry Birds“ zu spielen. Aber statt dessen sollte ich hier im Functional Training an meine Leistungsgrenze geschoben werden – und darüber hinaus. Endlich wurde die Turnhalle frei. Die Teilnehmer der Stunde vor uns verliessen die Halle als wären sie gerade um ihr Leben gerannt. Was hatte man ihnen bloss angetan? Eins war klar, in einer Stunde würde ich genau so aussehen wie sie. Mit einem Grinsen als hätten sie mit zwei Kleiderbügel im Mund übernachtet, lachten mir die beiden Coaches Beni und Gogo entgegen. Au Backe, die Zwei kenne ich vom CrossFit Turicum. Offensichtlich wurden sie angeheuert um ausgerechnet heute, wenn ICH ins Functional Training gehe, die Turnhalle aufzumischen. Beni und Gogo haben Schultermuskeln bis über beide Ohren, könnten also nie Briefträger werden weil die Tasche immer von den Schultern rutschen würde. Nach einer herzlichen Begrüssung mit obligatem Bodybuilder-Gruss (Handschlag oben, nicht unten) wechselte ihr Gesichtsausdruck in sekundenschnelle von spassig zu einem professionellen Hier-lernstdu-was-fürs-Leben-Blick. Die Meute wurde in Fortgeschrittene und Rookies unterteilt. Ich schlich mich natürlich zu den Rookies. Für uns Neue, gabs ein spezielles Warm-up, welches sich später als Warm-up fürs eigentliche Warm-up herausstellen sollte. Voller Elan legte ich mich mächtig ins Zeug. Das Warm-up wurde zum Heat-up. Irgendwie mündete jede fiese Übung in einer Liegestütze oder fühlte sich zumindest so an. An einem bestimmten Punkt fügten wir Rookies uns fliessend ins Programm der Fortgeschrittenen ein. Beni und Gogo forderten mit schroffem Ton Leistung von uns. Wir plagten uns Turnhallenlänge um Turnhallenlänge durch schmerzhafte Gangarten, in de-

nen wir die Oberschenkel in Stimmung oder eben Missstimmung brachten. „So, und jetzt sind wir bereit fürs Warm-up.“, meinte Beni. Ungläubig schaute ich ihn an. Seine ernste Mine verriet mir, das eben war kein Scherz. Wir verteilten uns in der Halle für – na was wohl? – genau, das Warm-up. Am Boden sah man grosse Schweiss-Lachen welche von den Teilnehmern der letzten Stunde stammten. Stumme, flüssige Zeugen ihrer Leiden. Völlig ausser Puste machte ich im Warm-up was von mir verlangt wurde. Ich kämpfte mich durch Burpees, Squads und Thrusters mit Kettlebells. Den Rest gaben mir diese Liegestützen bei denen man jeweils einen Fuss neben den Arm stellt und damit in der Luft bleibt. Das war der Killer. Irgendwann legte ich jegliche Scham ab und stöhnte bei jeder Übung wie Monica Seles zu ihren besten Zeiten. Benis Standartspruch hiess: „Wenn ihr das Gefühl habt, dass es nicht mehr geht – einfach ignorieren und weitermachen.“ Ha,ha, selten so gelacht. Mein Lunch, ein McChicken-Menue von McDonalds, zwängte sich gerade bröckchenweise durch meine Schweissporen und der Komiker macht hier lustige Sprüche. Bei aller Härte des Programms, spürte man, dass Beni und Gogo alle Teilnehmer genau im Auge hatten und darauf achteten, dass sich keiner verletzt. Die letzen fünfzehn Minuten waren dazu da, das Schmerz-Sahnehäubchen abzuschöpfen. In dieser viertel Stunde sollten wir alternierend an einer Reck-

stange hängend, zehn Klappmesser machen und mit einem Sandsack beladen, zehn Thrusters durchpowern. Dann neun Klappmesser und neun Thrusters – und so weiter bis zum bitteren Ende. Als gelungene Pointe servierte uns Beni eine Kombination aus Kettlebells und Burpees um die restliche Zeit dieser 15 Minuten noch auszufüllen. Alle lachten laut, weil niemand daran glaubte, das Programm in der geforderten Zeit zu schaffen. Beni und Gogo gaben uns das Go und wir legten los. Nach zehn Klappmesser war ich schon so erschöpft, dass ich kaum zum Sandsack rüberlaufen konnte. Mit letzter Kraft stemmte ich die zehn Thrusters durch und schleppte mich in stoischer Gebrochenheit wieder zu den Reckstangen um meine Füsse hochzuwuchten. Was soll ich sagen. Die folgenden zwölf Minuten schmorte ich im Vorhof zur Hölle zwischen Brechreiz und akuter Atemnot. Frei von Würde strauchelte ich in der Halle der Verdammnis hin und her und „sass“ meine Zeit ab. Und siehe da, zum Schluss schafften wir alle noch diese verdammten Burpees mit den Kettlebells um die restliche Zeit auszufüllen. Die letzten zwei Minuten, musste ich jedoch mit geschlossenen Augen durchstehen, denn der Schweiss lief mir literweise in die Augen. Da stand ich also, blind wie eine Fledermaus und nass wie ein frischgeschlüpftes Kalb. Bravo. Auch von mir blieb eine Schweiss-Lache auf dem Hallenboden zurück. Ein stummer, flüssiger Zeuge meiner Leiden.

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: ferien im club 18.30 Mittwoch, 19. September 2012, 16:28 | Von Dr. Reinhold Weber. Warum geht man in einen Club in die Ferien? Genau. Wie man hier andeutungsweise ziemlich deutlich sieht. Prädikat: Richtig geile Werbung.


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bachelor ist wie porno, aber fürs herz Donnerstag, 1. November 2012, 13:46 Von Dr. Henrik Petro Natürlich wäre es jetzt einfach, auf der Welle des Hohns mit zu reiten und den Bachelor sowie seine hingebungsvollen Kandidatinnen zu dissen, so wie das alle machen. Doch weil ich nicht alle bin, mache ich jetzt genau das Gegenteil und zähle 5 Gründe auf, warum die Sendung rund um Lorenzo und seiner Suche nach der grossen Liebe Kult ist: 1. Keiner schaut‘s, aber jeder deiner Freunde hat‘s gesehen. Oder zu welchem Thema wurde während und nach der Sendung sonst noch in Facebook etwas gepostet? 2. Es braucht verdammt viel Mut (und zwar deutlich mehr als Dummheit), um sich derart zu exponieren – für den Bachelor, aber auch erst recht für die Mädchen, die ihrem Image durch einen solchen Auftritt einen heftigen Schub in Richtung «Trophäe» verpassen – also künftig schaurig aufpassen müssen, wer von den Jungs mit ihnen nur ins Bett will, um anschliessend bei seinen Freunden damit zu prahlen. 3. Es braucht Charakterstärke, dazu zu stehen, dass man seine grosse Liebe sucht (selbst wenn es nicht stimmt). Normalerweise (und auch in diesem Fall) wird man bei einer derartigen Aussage

mitleidig angeschaut, als verzweifelt oder als hormongesteuert abklassiert – von genau den Leuten, die, weil sie zu verklemmt sind, auf allen Partner- und Singlebörsen ein Profil erstellt haben (dies aber niemals zugeben würden). 4. Je weiter das Maul über die Sendung aufgerissen, desto neidischer. Welche andere Schweizer Sendung schafft das sonst? 5. Neben der Zickenkrieg-Schadenfreude und des Fremdschämens liegt die Faszination des Formats aber vor allem darin, dass man sich gefahrlos der Fantasie hingeben kann, selber im Mittelpunkt zu stehen und von 21 jungen, interessierten Frauen umgarnt zu werden (resp. diejenige der 21 Prinzessinnen zu sein, die alle anderen mit Sexappeal, Charme, Witz und Intelligenz ausbootet und sich so den Traumprinzen angelt). Es ist wie beim Internetporno, zu dem man immer kann und mit stets willigen

Protagonisten (die einen in echt nicht einmal wahrnehmen würden, selbst wenn an sich auf sie drauf setzen würde), im sicheren Hafen der heimischen Stube, nur sind beim Bachelor schauen die für diesen Zweck heruntergelassenen Hosen als Metapher zu verstehen, nämlich für das Öffnen der emotionalen Schutzwand, die man sich im Laufe seines Lebens um sich herum aufbaut und die nicht nur verhindert, dass das Böse keinen Weg ins Herz findet, um zu verletzen, sondern leider auch das Gute draussen hält. Bachelor schauen ist also Masturbation am offenen Herzen. Und genau wie beim Porno wirkt der Reiz nur solange stimulierend, solange alles Fantasie und somit unter absoluter Kontrolle und absolut bedingungslos bleibt. Wird das, was man auf dem Bildschirm sieht, nämlich plötzlich im eigenen Leben Realität – egal ob Porno oder Bachelor - tritt Angst, wenn nicht gar Panik ein und löst eine Fluchtreaktion (bzw. Emotionale Regression) aus. Solange es aber eine Projektionsfläche hergibt (und zwar mehr als die vielen US-Serien, denn der Bachelor und seine Girls sind Protagonisten von nebenan – könnte also auch ich sein), solange findet ein solches Format Hunderttausende von Anhängern. Jedenfalls inoffiziell (siehe dazu wieder Punkt 1).

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wenn tatort das einzige ist, was bleibt Dienstag, 9. Oktober 2012, 11:36 Von Dr. Vanessa Kunz. Aus dem zu kleinen Plastikbecher, der mir die 2 Franken Depot am Zürich Openair nicht wert war, trink ich Heiltee. Mehr weil heute Sonntag ist, als dass ich an Krankheit leiden würde. Den Rest des Geschirrs hab ich sich selbst überlassen und der Katze hingelegt. Sonntag ist wie 52mal Silvester im Jahr. Der 7. Tag ist der Anfang eines restlichen Lebens, man erfindet sich neu, macht Pläne, schmeisst sie über den Haufen, weil es noch einen planmässigeren Plan gibt, verspricht sich, ab morgen alles genauer zu machen und findet dann, wenn nicht nach 2 oder 3 Tagen, aber bestimmt am nächsten Samstag, heraus, wenn man wieder zu unchristlicher Stunde alleine die Suppe kocht, die Füsse nass und die Augen verklebt sind, dass es mehr benötigt, als nur einen Sonntag und den Schaumwein von Aldi. Nicht, dass man noch einen Helden mehr in seiner Autobiografie bräuchte. Die kratzen alle zu früh ab um einem noch was beizubringen. Traurige Geschichten und viel zu viel Glitzer für einen einzigen Menschen, der bei seiner Geburt genauso stank und scheisse aussah wie die anderen

Nichthelden. Da liegt wieder einer von ihnen und krepiert in einem fremden Bett dahin. Un d er hat das Liegen doch so satt. Der einzige Knochen, der noch sauber war, gebrochen, wie sein Herz, die Muskeln, geschrumpft, wenn überhaupt noch vorhanden. Ein Bild, das kaum unterhaltet, Dannemann auf der Abstellkante, sein abdankendes Sein, die spürende Anwesenheit alter, zu viel gewaschener Menschen, die Medikamentenüberschüsse und die überall versteckten Scheissereien derer, die nichts mehr anderes können als das. „Wenn du wüsstest, wie viel Scheisse dir noch in deinem Leben wiederfahren wird, dann würdest du der Welt noch vor mir den Arschfinger zeigen“, so er und lacht wie Satans Kinder. Er war auch mal Held, wenn auch nicht für die, für welche er es gerne gewesen wäre. Das ist wohl so ein Heldendilemma. Den Silvester hat ihm der Doktor vor ein paar Stunden gestrichen, sowie alle weiteren Silvester. Immerhin hat er noch den Sonntag, wenn schon kein Neujahr, und die dicke Zeitung, die er nicht mal mehr lesen mag. Und Tatort auf ARD.

porentief rein und raus: die frisch gewaschene top5 der ganz normalen hausfrauen im netz, die erstaunlich gekonnt vor einer waschmaschine posieren können

Donnerstag, 27. September 2012, 14:16 | Von Dr. Midi Gottet. Aber du hast den Dreh erst richtig raus, wenn du dabei Akordeon spielen kannst.


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Januar 2013

Seite sechzehn

i got lost yesterday (2): kleine reihe ich brauche keinen job. im zeichen des kommunen absurdismus ich brauche geld

Sonntag, 23. September 2012, 21:51 Von Dr. Christian Platz. Mein Leben ist nur ein winzig kleines Rädchen – in einem unendlichen, unermesslichen, unfassbaren All. Gemessen an den ungeheuerlichen Vorgängen da draussen, Millionen von Lichtjahren entfernt, mit schwarzen Löchern, die ganze Galaxien verschlingen und ähnlichen Ultramega-Ereignissen, sind meine Wünsche, meine Ansprüche Lappalien. Trotzdem bestehe ich auf Single Malt, ich will keinen miesen blended shit saufen, bestehe ich mit Nachdruck darauf, nur meine favorisierte Zigarettenmarke zu rauchen und stehe ich ziemlich auf playsuits von Agent Provocateur, auch wenn ich selber nie so ein Ding tragen würde. Da schaue ich am Morgen aus dem Fenster – und die Welt ist weg. Sie hat sich einfach davongemacht, verflüchtigt, vielleicht auch verflüssigt: Da draus-

was wurde eigentlich aus supermario und seiner prinzessin?

Donnerstag, 13. September 2012, 15:39 Von Dr. Midi Gottet. Et voilà.

sen ist nichts mehr... Nada. Und da fällt mir ein, was mir einst ein weiser alter Hypnotiseur, eine von den Jahrzehnten gebeugte Veteranengestalt aus den goldenen Tagen des Varieté, die ja längst in den Nebeln der Zeit versunken sind, berichtet hatte. Der Trick hinter der ganzen Bühnenhypnosen-Chose sei lediglich der Umstand, dass etwa dreissig Prozent der Menschen einen eindringlich und direkt vorgetragenen Befehl – egal wie absurd – einfach ausführen müssten, aus einem inneren, unwiderstehlichen Zwange heraus, er wisse nicht warum. Als Bühnenhypnotiseur müsse man vor allem die Unverfrorenheit mitbringen, solche Befehle glaubhaft vorzutragen. Man rufe also zunächst zehn Personen auf die Bühne – und teste ihren Gehorsam mit kleinen Zumutungen aus. Damit filtere man die heraus, die am besten auf die Hypnose ansprechen, lasse diese ein

bisschen wildere Übungen vollführen. Und jene eine Person, die am besten gehorche, behalte man immer am längsten auf der Bühne, die mache dann den Esel und das Huhn und den Striptease, letzteres allerdings nur im Rahmen dessen, was der gebotene Anstand zulasse. Wenn diese letzte Person eine schöne Dame gewesen sei, habe er sie nachher schon mal ins Hotel mitgenommen und eine Nacht lang jene Befehle erteilt, die er auf der Bühnen nicht bringen konnte (obwohl er solche Dinge zwei- bis dreimal im Rahmen von Privatvorstellungen getan habe, organisiert von solventen Gentlemen). Die Hotelnächte jedenfalls, hätten ihm meistens grossen Spass gebracht - zudem dem Ego schön sanft geschmeichelt. Er haben die Limiten des Befehlens und Gehorchens mit den Damen in den Hotelzimmern bis an die äussersten Grenzen ausgelotet. „Und glauben Sie mir,“ sagt er mit rostiger Greisenstimme, „wenn man über ein bisschen Fantasie verfügt, sind die Möglichkeiten dabei beinahe endlos – wie das All.“ Aus der Erzählung des Hypnotiseurs habe ich viel gelernt für’s Leben. Für den Umgang mit Leuten eben. Und die Anwendung des Gelernten hat auch mir viel Freude bereitet - solange es noch Leute gegeben hat. Also bis heute Morgen. Denn da habe ich aus dem Fenster geschaut. Und da draussen war nichts mehr. Alles weg. Nun sind bereits einige Stunden vergangen – und es ist nicht zurück gekommen!

DAS MUSS MAN HABEN: sockensandalen

Donnerstag, 6. September 2012, 14:24 | Von Dr. Midi Gottet. Damit man von Jeroen van Rooijen höchstpersönlich ordentlich auf die Fresse kriegt.

Dienstag, 27. November 2012, 14:15 Von Nina-Britt Rauer Ich weiss auch nicht. Vorstellungsgespräche sind ja schlimmer als das erste Date oder der erste Abschlag beim Golfen. Beim Date geht’s ja nicht um Geld und beim Golfen hat man genügend Ausreden. Aber beim Vorstellungsgespräch zählt wirklich der erste Eindruck. Und ich war heute sowas von überfordert. Unter anderem mit „Was ziehe ich an“. Okay, jetzt können die Männer ja sagen, typisch Frau. Kleiderschrank quillt über, aber Frau hat ja nix zum Anziehen. Nein. So einfach ist es nicht. Ja, ich habe etwas zum Anziehen. Aber wie präsentiert man sich einer fremden Person, dem zukünftigen Chef, am besten? Welche Rocklänge ist angebracht, wenn überhaupt Rock oder doch lieber Hose? Welche Farbe? Welche Höhe der Stiefel? Was will ich denn repräsentieren? Entre nous, ich kann anziehen was ich will, da ich die geborene Fettnäpfchen-Weltmeisterin bin und leider Gottes immer zu erst rede, bevor ich denke, wäre selbst eine Burka zu viel. Heute war es jedenfalls so, dass ich mich 20ig Mal (!!!!) umgezogen habe und am Ende kurz vorm Nervenzusammenbruch stand. Letztendlich hatte ich das subjektive Gefühl auszusehen wie ne Kampflesbe auf dem Weg zum Rock Konzert. Von Kopf bis Fuss in Leder gekleidet. Sagen wir mal so, ich fühlte mich

nach einer Skype-Konferenz von meinen Eltern bestätigt, dass das Outfit „in sich stimmig“ ist und ich mich halbwegs gut fühlte (ist ja mit das Wichtigste). Doof nur die Tatsache, dass ich mich beim Vorstellungsgespräch auf einen Plastik oder zumindest Kunstlederstuhl sitzen musste und somit festklebte, bzw. beim Bewegen unanständige Geräusche verursachte. Soviel zum Leder-Outfit. Viel schlimmer war aber der Fakt, dass während des knappen 50 minütigen Gespräches, ICH 49 Minuten gequasselt habe. Während man sich ja für das erste Date mit einem Sektchen „anwärmen“ darf oder auch für das Golfturnier nicht unbedingt auf ein Zielwässerchen verzichten braucht, kommt das beim Vorstellungsgespräch nicht so gut. Deswegen habe ich auf Pfefferminztee und Baldrian-Tropfen gesetzt. Leider ohne Wirkung. Es ist nämlich so, dass wenn ich nervös bin, nicht aufhöre zu reden und zu reden und zu reden. Ich weiss gar nicht, was ich alles erzählt habe, aber das Thema Loriot und Golfen waren auch dabei. Und mein Gesprächspartner hatte zwar einen Block zum Aufschreiben, der war aber am Ende des Gespräches immer noch jungfräulich. Nun gut. Mein Gesprächspartner hat zumindest an den richtigen Stellen gelacht und mir beim Verabschieden das gute Gefühl gegeben, dass ich wohl ganz gut ankam. Puh.

elke, die unsichtbare Dienstag, 6. November 2012, 11:31 Von Hans-Jürgen Hilbig. 1.Ich sollte es nicht erzählen und doch erzähle ich es. Ich erzähle es, weil ich nicht anders kann, ich muss es erzählen, obwohl ich es nicht erzählen sollte, man soll nichts erzählen, man soll alles, was man erzählen will, verstecken, oder es sich vor Augen halten und erkennen, dass das, was man erzählen wollte, unsichtbar geworden ist. Es war einer dieser Tage, es gab viele davon, dazwischen lag immer eine Nacht, die war einzigartig. Jede Nacht war auf ihre Art einzigartig und lachhaft. Jede Nacht war lachhaft, wenn sie verschwand. Ich sah mich in meinem Zimmer um. Es war noch alles da. Warum sollte es verschwunden sein, es reichte doch, dass die Nacht verschwand. Ausgerechnet in dem Moment, wo die Erde wieder rund wurde und die Vernünftigen sagten, was vernünftig war. Die Vernünftigen: Mit ihren langen Fingern ordneten sie ihr Leben, und wehe, es ging mal einer ab. und wehe. sie wussten nicht. wie sie weitermachen sollten.

Sie machten trotzdem weiter, weil sie Angst hatten, sie würden in dunkle Löcher tapsen, wenn sie nicht weitermachten, was korrekt war, was aber schön gewesen wäre, doch das wussten sie nicht, und sie wussten es nicht, weil sie immer weitermachten. Ich dachte: Das ist das Leben, ich dachte es lächelnd, leise, ich legte die Worte auf die Fensterbank, dort lagen alle anderen und sie sahen sich alle ähnlich. Später stand ich unter der Dusche, lauschte den Wassertropfen. Das war ein Genuss. Jeder Tropfen wusste Bescheid, jeder Wassertropfen wusste, wohin er zu fallen hatte. Die Worte lösten sich auf unter der Dusche, und erst wenn ich mich abtrocknete, waren alle wieder da. Noch stand ich unter der Dusche, zählte meine Augen, meine Ohren, meine Hände, meine Beine, zählte auch die Brüste, obwohl das schwer war, sie konnten nicht einen Augenblick strammstehen, das können sie nicht, das bringt ihnen keiner bei. Meine Gedanken flogen weit weg, keine Ahnung, was sie dort suchten. Erinnerungen wahrscheinlich. Erinnerungen, die sie

einpackten, die sie einsteckten und von denen sie glaubten, sie würden mir gefallen. Nachdem ich einen Bademantel angezogen hatte, spazierte ich in mein Zimmer und überlegte, was ich anziehen könnte. Der Kleiderschrank war mein zweites Zuhause. Dort konnte ich Stunden verbringen, ohne dass ich mich für etwas entschied. Ich entschied mich auch diesmal für nichts und blieb im Bademantel, spazierte in die Küche, kochte Kaffee und sah aus dem Fenster. Ich sah einen Mann hinauf zum Wiesecker Weg gehen, ich sah, wie er ging, er ging gar nicht, jedenfalls sah es nicht danach aus, es sah eher danach aus, als würde er stehen bleiben. Er blieb nicht stehen. Bleiben Sie doch stehen, hätte ich ihm gerne zugerufen. Er blieb nicht stehen. Warum nicht? Auch diese Frage beschäftigte mich nicht, Sie beschäftigten mich, und das, obwohl ich noch gar nicht wusste, dass Sie es waren. Schnell zog ich mich aus, zog ich mich an, schnell aus der Haustür, den Treppenflur

hinunter und aus der Haustür. Niemand sonst war auf der Straße. Was taten die? Schliefen die alle, oder gingen die anders vor. Die gingen wahrscheinlich anders vor. Die spazierten durch andere Teile der Stadt, klar, die mussten hier nicht lang. Was sollten die auch hier? Hier war ja nichts los, das stimmte nicht ganz. Hier gab es eine Kneipe, in der ich hin und wieder versackte, und immer, wenn ich dort versackte, lernte ich einen Spanier kennen, sie sahen alle gleich aus, hatten dieselbe Hautfarbe, dieselbe Nase, denselben Mund, dieselben Worte glitten aus diesem, schöne Worte waren das. Worte, die in mein Ohr drangen, nicht weiterkamen, diese unverständlichen spanischen Worte, die mich umkreisten, in mich hineinkamen, wie es Worte eben manchmal tun, selbst wenn sie überflüssig geworden sind. Wenn sie überflüssig geworden sind, bilden sie einen großen Teich in zwei verschiedenen Körpern und wachsen zusammen. Mit diesen Spaniern ging ich gerne, zu

mir, zu ihnen, ganz gleich, und morgens betrachteten wir die Wolken und die Unruhe in uns, und wenn keine Unruhe mehr da war, taten wir alles dafür, dass sie wiederkam. Wir waren randvoll mit Liebe, und immer hatten wir Angst, dass es zur Gewohnheit werden könnte, und so verließen wir einander wieder. Ab und zu rief mich einer von ihnen an und sagte mir, wie gerne er sich an alles erinnerte, an die Nacht mit mir, an das Flüstern, an die Geräusche, an unseren gemeinsamen Geruch, an den Staub, der die Decke der Kneipe dekorierte, an den oft schlecht gelaunten Wirt, der ebenfalls ein Spanier war, oder kein Spanier, sich zeitlebens aufführte wie ein Spanier, der sich vielleicht auch nicht aufführte wie ein Spanier, sondern eher wie ein Engländer, wie ein Engländer mit spanischem Blut, mit spanischem Blut, das dem jugoslawischen Blut ähnelte, zu jener Zeit, als es noch jugoslawisches Blut gab, nun gab es dieses jugoslawische Blut nicht mehr, und trotzdem hatte man den Eindruck …


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Januar 2013

babe of the week

Seite siebzehn

schuld und sühne 2.0 oder warum der nächste literaturnobelpreis zwingend an den «blick» muss Dienstag, 16. Oktober 2012, 11:44 Von Dr. Henrik Petro Fjodor Michailowitsch Dostojewskis «Schuld und Sühne», erschienen im Jahre 1866, ist eines der wichtigsten Werke russischer Literatur der Moderne. Der Autor erzählt die Leidensgeschichte des Studenten Rodion Raskolnikow, welcher zum Mörder wird und letztlich daran zerbricht. Die Suche nach Moral und Gerechtigkeit und der Umgang mit Schuld vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen sind die Themen, die von Dostojewski hier verarbeitet werden. Nicht zuletzt wird dabei ein klares Bild der sozialen Verhältnisse im St. Petersburg des 19. Jahrhunderts gezeichnet. Schnitt, Zeitsprung ins Jahr 2012. Ort der Handlung: Birsfelden. Er schäme sich, sagt Uwe M.* (58) aus Grenzach-Wyhlen (D). «Ich habe einen fertigen Seich gemacht! Es tut mir leid.» Das sagte der deutsche Arbeitslose am 2. Oktober in seiner Stammbeiz, dem «Grenzacher Hof». Aber wofür er sich schämt, daran kann er sich gar nicht mehr so genau erinnern. An jenem Mittwochvormittag war Uwe M. nicht mehr ganz nüchtern. «Ich hatte schon ein fürchterliches Horn. Der Weisswein!» Uwe M. beobachtete sein späteres Opfer

Elisabeth E.* (95) in der Kantonalbank beim Geldabheben. Er verfolgte Elisabeth E. bis nach Hause. «Dort hat sie ihre Tasche auf den Briefkasten gestellt», sagt er. «Da habe ich die Tasche gestohlen. Schwupps! Sie hat gar nichts gemerkt. Die Tasche habe ich dann wohl in ein Gebüsch geschmissen.» Nicht, ohne sie vorher zu leeren. 1200 Franken seien weggekommen, so das Opfer. «Ich hatte plötzlich viel Geld. Wie viel, weiss ich nicht mehr», sagt Uwe M. «Es ist ja auch

nichts mehr da. Ich habe gleich alles versoffen und am Automaten verspielt. Ich will mich bei der Frau entschuldigen und das Geld zurückzahlen», sagt Uwe M. «Auch wenn ich keins habe, weil ich nicht einmal mehr Arbeitslosengeld bekomme.» Erzählt wird diese rührselige Geschichte von den Blick-Autoren Leo Ferraro und Romina Lenzlinger. In einer Sprache, die dem Anspruch an Dostojewskis «Schuld und Sühne» in keiner Serife nachsteht. Auch dieser Text widmet sich zentral der Suche nach Moral und Gerechtigkeit und den Umgang mit Schuld vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen. Und er zeichnet zugleich ein klares Bild der sozialen Verhältnisse am Rheinknie des 21. Jahrhunderts. Hätte es «Schuld und Sühne» nicht schon gegeben – Ferraro und Lenzlinger hätten Weltliteratur geschaffen! Ach, was heisst «hätten»? Sie haben! Darum gehört ihnen der nächste Literaturnobelpreis verliehen. Und diesmal meine ich es ganz im Ernst! Friedensnobelpreis an die EU – da passt doch ein Literaturnobelpreis an den Blick perfekt, oder? Wer hats erfunden? www.blick.ch/news/schweiz/ich-bin-der-handtaschen-raeuber-von-birsfelden-id2056389. html

du hast nicht richtig gelebt, bevor du nicht mit einem elliptigo um den greifensee gefahren bist

Dienstag, 18. September 2012, 12:46 | Von Dr. Stefan Birri. Party: Costa del Soul Location: Kaufleuten, Zürich. Hier findest du alle Nice Girls: zuerich.usgang.ch/ picturecategory.php?page=0&n=1

herr geld und frau glück teil 2 Dienstag, 18. Dezember 2012, 09:18 Von Dr. Rainer Kuhn. Frau Glück war Herrn Geld nicht böse wegen der Szene im Café, obwohl, sehr chic fands sie’s dennoch nicht. Aber sie kannte ihn ja, seit Menschengedenken schon, und sie wusste wie er war und dass er sich wohl nicht mehr ändern würde. Sie fand es einfach schade. Ganz anders Herr Geld, er regte sich noch eine ganze Zeit lang auf über Frau Glück. Dass sie immer wieder damit anfangen muss, es war ihm eigentlich ja auch egal, wer von beiden nun wichtiger ist, wenn es hart auf hart kommt, aber es war ihm nicht egal, wenn sie darauf bestand, dass sie es sei. Dann fühlte er sich einfach unter Wert verkauft. Er wollte ja auch nur, dass Frau Glück ihn ein bisschen bewundert, für das was er ist, schliesslich hatte er hart dafür gearbeitet, nicht im Lotto gewonnen, nein, Herr Geld war, wer er war, weil er es gewollt hatte, so zu werden, und weil er es dann auch getan hatte. Frau Glück hingegen sah nichts Schlimmes darin, dass sie wichtiger ist, im Grunde genommen war es auch ihr egal, sie wollte bloss ein

bisschen begehrt werden, schliesslich ist sie nicht irgendjemand, sondern Frau Glück, und wenn sie sich nicht begehrt fühlte, kam sie sich überflüssig vor. Auch wenn sie nichts dafür konnte, wer sie war, sie war es einfach, ist eines Tages auf die Welt gekommen und war Frau Glück, keine Anstrengungen so wie bei Herr Geld, vielleicht war es ihr drum so wichtig, wichtiger zu sein, und in Zeiten wie diesen wird sie zwar doch dann und wann herbeigesehnt, aber wenn sie dann kam, blieb sie oft unbemerkt. Das war dann immer ein bisschen frustrierend. Jedenfalls fragte sie sich nach der Szene im Café, was wohl mit Herrn Geld passieren würde, wenn sie für immer ginge, ob er vielleicht abnehmen würde, oder gar ganz verschwinde, was sie ja dann auch nicht wollte, denn ein Schäferstündchen mit Herrn Geld von Zeit zu Zeit liess auch sie besser aussehen. So beschloss Frau Glück, in Zukunft auf solche Diskussionen mit Herrn Geld zu verzichten, denn die Weihnachtszeit mit ihm zu verbringen schien ihr angenehmer als ohne ihn... (Fortsetzung folgt.)

Freitag, 12. Oktober 2012, 08:31 Von Dr. Midi Gottet. Ich joggte in etwas mehr als 50 Minuten um den Greifensee. Ha…! Da machen sie aber Augen was? Vielleicht müsste ich noch erwähnen, dass sich bei dieser rassanten Seeumrundung zwischen meinen Füssen und der Strasse zufällig ein ElliptiGO befand. Ein ElliptiGO ist eine Art Segway für Leute, die gerne Bewegung haben. Einer dieser Leute ist Paul Gubser, seines Zeichens Teilinhaber der Firma Fun n’Sports welche ElliptiGO in die Schweiz importiert. Paul hat rasierte Beine, was bei jedem Ausdauersportler sowas wie ein Gütesiegel für seine Form ist. Ich haben keine rasierten Beine. Wenn ich an der frischen Luft bin, trage ich meine Beinbehaarung gern offen. Paul stellte mir auf dem Parkplatz des Strandbades Uster sein originelles Sportgerät vor. Wir alle kennen ja den Crosstrainer aus den Fitness-Studios. Stellt man nun einen Crosstrainer auf ein riesiges Trottinett, hat man ein ElliptiGO vor sich. Acht Gänge, Bremsen, Hochlenker und zwei Kunststoffschalen um sich draufzustellen.Waghalsig wie ich nun mal bin, stieg ich kurzentschlossen auf das Gefährt und stampfte los. Der tiefe Schwerpunkt macht es leicht, das ElliptiGO innert Kürze zu bändigen. Ähnlich wie ein Tyrranosaurus Rex begab ich mich mit „Riesenschritten“ auf die Rundstrecke um den Greifensee. Die Fussgänger machten ehrfürchtig Platz, denn auf dem ElliptiGO erreicht man schnell mal die Grösse

eines gutgewachsenen Basketballspielers. Lustig war, dass mein Gesäss zu Beginn der Fahrt reflexmässig stetig den Sattel suchte und dabei erfolglos blieb. So musste sich wohl der italienische MountainBiker Marco Fontana an der Olympiade in London gefühlt haben. Paul, der mit mir auf den Rundkurs kam, holte mich bald ein und ich scherzte: „Wo kann man sich den hier hinsetzen?“ „Hier sitzt du nur einmal ab.“, war seine trockene Anwort. Der Typ gefällt mir. Paul erhöhte die Kadenz und zog etwas davon. Der Typ gefällt mir nicht mehr. Auf meiner Aufholjagt wurde mir klar, dieses Ding hier geht mächtig schnell auf die Pumpe. Auf dem Crosstrainer kriegst du den Schwung praktisch gratis mitgeliefert aber hier auf der Strasse, musst du für deinen Speed hart arbeiten. Beim ersten kleinen Anstieg merkte ich, weshalb der ElliptigGO eine 8-Gang Nabe besitzt. Ohne kleinere Gänge, wäre man schnell am Anschlag und müsste reumütig absteigen. Paul verschärfte beim Anstieg nochmals das Tempo. Das hier würde wohl definitiv kein Ritt auf dem Ponyhof werden. Doch jetzt kommt die gute Nachricht: Der vordere Fahrer kreiert durch seine aufrechte Haltung einen prima Windschatten. Und jetzt kommt die noch gutere Nachricht: Das ElliptiGO hat, im Gegensatz zu seinem steifen Crosstrainer-Bruder, einen Leerlauf, somit kann man im grossen Stil den Windschatten-Surfer geben und lecker Kraft sparen für den nächsten Anstieg.

Irgendwie kam ich auf diesem FunsportGerät in einen elliptischen Tretwahn, denn, wie vom Teufel geritten, überholte ich Paul und zog von dannen. Doch der Paul besitzt halt rasierte Beine und hatte für diesen Ausbruchversuch nur ein müdes Lächeln übrig, begrüsste aber amüsiert meinen Enthusiassmus, hier etwas Schwung in die Bude bringen zu wollen. So musste sich wohl Cadel Evans an der diesjährigen Tour de France gefühlt haben. Beim Transit durch die Ortschaft Maur, wurden wir durch das höhere Verkehrsaufkommen gezwungen das Tempo etwas zu drosseln. Als wir neben dem Linienbus hertuckerten, waren wir auf selber Augenhöhe mit den sitzenden Fahrgästen. Als wären sie auf einer Safari bestaunten die Passagiere die seltsamen Giraffenmenschen da draussen. Paul und ich mussten lachen. Dieses ElliptiGO ist wahrlich nichts für Menschen, die unauffällig durch die Gegend fahren möchten. Im folgenden kurvigen Abschnitt der Strecke zeigte mir Paul, dass man auf dem ElliptiGO auch in einer engen Kurve weiterpedalieren kann. Zu Beginn war das sehr gewöhnungsbedürftig, denn auf dem Velo nimmt man ja automatisch die innere Pedale nach oben um den Boden nicht zu touchieren. Als ich den Dreh endlich raushatte, fuhr ich mit Paul zusammen so schöne, synchrone Schlangenlinien, dass wir wohl nur noch zwei Badekappen davon entfernt waren, bei irgendeinem Kunstschwimmerinnen-Verein anzuheuern - aber dann müsste ich meine Beine auch noch rasieren. Hmpf…! Nach einem heftigen Schlussspurt gallopierten wir wieder Richtung Strandbad Uster wo wir vor rund einer Stunde starteten. Als wären wir Hoch zu Ross stolzierten wir wie der Landvogt von Greifensee und sein erschöpfter Knecht durch die Gegend und nickten dem Fussvolk gütig zu. Mann, dieses Trainingsgerät hatte ich ja sowas von unterschätzt, denn ich war stehend KO. So muss sich wohl Lance Armstrong gerade fühlen. Fazit: Hey, du hast nicht richtig gelebt, bevor du nicht mit einem ElliptiGO um den Greifensee gefahren bist.


passiON.

#CREATIVE 58/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 58/365

Believing something can make it happen.

#CREATIVE 67/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 67/365

Cha(lle)nge.

#CREATIVE 87/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 87/366

Change the order. Order the change.

Take humor seriously.

Do it, with love.

#CREATIVE 99/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 99/366

#CREATIVE 187/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 187/366

#CREATIVE 212/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 212/366

Repetition is a form of change. Repetition is a form of change. Repetition is a form of change.

Be nice. (It’s a small world.)

If you don’t do it, it doesn’t exist.

#CREATIVE 224/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 224/366

#CREATIVE 235/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 235/366

#CREATIVE 268/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 268/366

Close your eyes. Open your heart.

No creativity, no future.

Question your motives.

#CREATIVE 305/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 305/366

#CREATIVE 42/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 42/365

#CREATIVE 76/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 76/365

And on the seventh day he rested.

Less blah blah blah blah blah blah blah blah blah, more aha.

Create your own creative imperatives!

#CREATIVE 184/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 184/366

#CREATIVE 220/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 220/366

#CREATIVE 366/366 CREATIVE #IMPERATIVES IMPERATIVES 366/366

Der Art Directors Club Schweiz ist die Vereinigung der führenden Kreativen der Kommunikationswirtschaft. Die Geschäftsstelle ist neu an der Zentralstrasse 18 in Zürich und ist gleichzeitig auch eine Galerie. Die Öffnungszeiten sind Montag, Dienstag und Donnerstag jeweils von 9 bis 17 Uhr oder auf Voranmeldung (Telefon 044 262 00 33). Derzeit ausgestellt werden «100 #CREATIVE #IMPERATIVES» von Frank Bodin.


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Januar 2013

Seite neunzehn

hows that hopey-changey thing working out for ya? Donnerstag, 8. November 2012, 14:30 Von Dr. Rainer Kuhn Es gibt Leute, die finden die Wiederwahl von Barack Obama nicht so toll. nicht, dass sie für Romney gewesen wären, nein, sie waren einfach nicht für Obama. während vor vier Jahren noch alle Tränen in den Augen gehabt haben, weil Obama als erster Schwarzer zum Präsident gewählt wurde, blieb vielen nach der ersten Amtszeit bloss noch verkrustetes Salz auf den Wangen. Der Rest ist verdunstet. Jetzt muss man vorwegnehmen: Keiner, den ich kenne, ging wählen. weil keiner amerikanischer Staatsbürger ist. und weil ihn diese Wahl im Grunde genommen ebensowenig anging wie Wahlen in Russland, in Deutschland, in Argentinien, in woauchimmer. Auch wenn unsere unterhaltungstechnische Nähe zu Amerika uns manchmal vorgaukelt, wir wären ein Teil davon. Also: Wer amerikanischer Präsident wird, wird das auch ohne unsere Zustimmung. Oder Ablehnung. Er wird es, weil die Amis es so wollen. Und so sollen sie ihn auch kriegen. Trotzdem: Die Wahlen in den USA generierte Anteilnahme auf der ganzen Welt, ähnlich einer Fussballweltmeisterschaft. Man hofft auf Brasilien oder Italien oder Spanien oder sonstwer, und nachdem das Finale vorbei ist, geht man wieder zum Alltag über. Auch die, die nicht für Spanien waren. Und niemandem käme es in den sinn, Leute zu verunglimpfen, die nicht für Spanien gewesen sind. Bei den Wahlen um das US-Präsidentenamt ist es anders. Wenn man nicht

zu Freudensprüngen ansetzt oder Obamabildchen auf Facebook postet, ist man suspekt. und schon ist man in einer Rassendiskussion, dass es dringend notwendig ist, dass ein Schwarzer das Land führt, weil die Weissen ja eh nicht die Mehrheit der Bevölkerung darstellen. Nicht für Obama gewesen zu sein heisst also, nicht dafür zu sein, dass ein Schwarzer Präsident wird. Das ist natürlich Blödsinn. Klar find ich die Auftritte von Obama um eingies cooler als alles, was an auftritten von amerikansichen Präsidenten gezeigt worden ist. Keiner hat eine geilere Stimme, bewegt sich eleganter, singt, lacht, tanzt mit den Journalisten. Obama muss man mögen. Ist so. Aber mal abgesehen von unterhaltungsreichen Showeinlagen unterschreibt ein Präsident auch Gesetze. So auch Obama. Und zwar zum Beispiel dieses da: www.sueddeutsche.de/politik/us-praesidentobama-unterzeichnet-neues-sicherheitsgesetzguantanamo-fuer-immer-1.1250097

Oder das da: www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/usdrohnen-gesetz-angst-vor-dem-ueberwachungsstaat-a-862364.html Oder eins wie dieses: www.wsws.org/de/2012/jan2012/obamj04.shtml Das ebenfalls: de.wikipedia.org/wiki/USA_PATRIOT_Act Und wenn man diese und noch ein paar andere Gesetze, welche in den letzten vier Jahren verabschiedet wurden, mal studiert, dann darf man zurecht ein paar angsterfüllte Fragezeichen setzen. Ob der Präsident nun schwarz ist oder weiss, spielt hier nun wirklich keine rolle. Denn es macht absolut keinen Unterschied, ob ein Bush das macht oder ein Obama. Nur hatte man bei der Wahl von Obama vor vier Jahren die Hoffnung gehabt, dass nun alles besser werden würde. Aber es kam anders. Und ich frage mich, ob es nicht ebenso rassistisch ist, Obama trotz seinen Unterschriften unter diese Gesetzestexte in den Himmel zu heben? Während ein Bush das nicht durfte, darf ein Obama das schon? Und wieso? Weil er schwarz ist? Mir machen solche Gesetze jedenfalls Angst. egal, welche Hautfarbei ein Präsident hat, der sie in Kraft setzt. mir machen Präsidenten in der zweiten Amtszeit immer Angst. Weil sie eh nicht mehr gewählt werden können. Und drum in den folgenden vier Jahren keine Rücksicht mehr darauf nehmen müssen. Und auch wenn wir hier in der Schweiz ein elend träges System haben, so ist mir das um einiges lieber als alles andere.

der punk vom vampir gebissen? Dienstag, 13. November 2012, 09:15 Von Ronny Misteli Fans des kalifornischen Punkrocktrios Green Day haben es nicht leicht dieser Tage. Kurz nachdem Frontman Billie Joe Armstrong auf einer Bühne in Las Vegas emotional kollabierte, erscheint jetzt ein Track der ehemaligen Indie Band auf dem Soundtrack des neusten Twilight-Streifen. Eine Heulgeschichte aus einer Welt zwischen Musik und fucking Business. Ja ich bin Green Day-Fan. Und ja, mir blutet verdammt noch mal das Herz. Der Schock über den Auftritt des völlig zugedröhnten Billie Joe Armstrong steckt mir immer noch in den Knochen, da kommt schon die nächste Hiobsbotschaft aus Oakland. Und diesmal eine, die mit Rock’n’Roll leider so gar nichts zu tun hat: Green Day verkaufen ihren Song „The Forgotten“ an die Teenie-Film-Franchise „Twilight“. Im lieblos zusammengeschnittenen Video überschneiden sich Bilder meiner Idole mit solchen von händchenhaltenden Vampiren, die aussehen wie die dunklen Schatten von Barbie und Ken. Wer kein Fan ist, kann vielleicht nicht verstehen, was wir zur Zeit durchmachen müssen. Und dabei hätte der Herbst 2012 mit dem angekündigten Release dreier Alben in vier Monaten doch so schön werden können. Neid ist der Rückwärtsgang der Logik Seit sich Green Day dem Major-Label Reprise Records angeschlossen haben, werden sie den Ruf Sell-outs zu sein nicht mehr los. Natürlich ist das Quatsch. Jede Band mit soviel Talent, egal aus welchem Musik Genre sie kommt, braucht die Unterstützung einer grossen Plattenfirma um ihr volles Potenzial ausschöpfen zu können. Warum hätten Fans rund um den Globus auf die Rückkehr der Punkmusik verzichten müssen? Warum soll eine Band vor nur 300 Leuten spielen dürfen, wenn noch 20‘000 andere gerne dabei wären? Vermutlich hätten

die wenigstens von uns überhaupt je von Basket Case oder American Idiot gehört, wenn Reprise die Musik nicht nach Europa und in den Rest der Welt transportiert hätte. Das allein hat mit Sell-out nichts zu tun. Green Day war und ist schlicht und einfach viel zu gut um im Untergrund bleiben zu können. Diese Band gehört auf die grossen Bühnen. Punk(t). Soweit so gut. Nun aber kommt dieser Hammer. Nun ziehen einem Green Day mit beiden Händen den Argumententeppich unter den Füssen weg. Und zwar so schnell, dass der eine oder andere ob der Wucht des Geschehenen droht das Gleichgewicht zu verlieren. Und zu fallen. Eine PunkrockBand, die schätzungsweise über 70 Millionen Alben verkauft hat, verkauft nun auch noch ihre Seele. Nicht etwa an den Teufel. Nein, an einen spätpubertierenden Vampir. „The Forgotten“ heisst die wunderschöne Ballade. Und der Fan fragt sich, habt ihr denn wirklich all eure Werte vergessen? Ich behaupte: Nein. Armstrong und seine Kollegen wissen ganz genau, dass das scheisse ist was hier läuft. Viel zu sehr haben sie sich in der Vergangenheit mit den jungen Leuten aus der Arbeiterschicht von heute, und der Welt in der sie leben, auseinanderge-

setzt. Ihnen ist absolut bewusst wie sehr sie ihre Fans mit dieser Aktion vor den Kopf stossen. Nun denn, da drängt sich unweigerlich die Frage auf, warum sie es dann tun? Hm, vielleicht weil sie müssen? Wess Brot ich ess auf dessen Platte mein Lied ich sing. Es braucht nur ein paar wenige Klicks im Web, um stutzig zu werden. Und die Sache in einem vielleicht etwas anderen Licht zu sehen. Wie erwähnt stehen Green Day bei dem von Frank Sinatra gegründeten Label Reprise Records unter Vertrag. Dieses wiederum gehört der Warner Music Group. Der aktuelle Teil von „Twilight“ wird zwar von Lionsgate produziert. Aber noch bis vor knapp drei Jahren war hier Mavericks Films dick im Geschäft. Mavericks ist – oh Wunder - Teil der Warner Music Group. Und warum nicht noch kurz einen Blick auf die Rückseite des eigentlichen Corpus Delicti werfen? Produziert wird der Soundtrack zum glücklicherweise letzten Teil der Vampir vs. Werwolf Romanze von Atlantic Records. Und Atlantic Records ghört natürlich der Warner Music Group. Es ist von hier aus natürlich reine Spekulation zu sagen, wie genau dieser Deal zustande gekommen ist. Aber die Vermutung liegt nahe, dass das Vetorecht der Band in diesem Fall zumindest sehr eingeschränkt gewesen sein muss. Neigt sich die Zusammenarbeit der grössten Rockband der Gegenwart mit einer der grössten Plattenfirmen vielleicht gar dem Ende entgegen? Wird darum die Kuh gemolken, bis nur noch Blut aus dem ausgetrockneten Euter läuft? Ob alle dem überrascht auch Billie Joes Rehab nicht mehr all zu sehr. Wer würde unter diesen Umständen nicht anfangen zu saufen? Unter dem Strich bleibt für die Fans viel Frust und Erklärungsnotstand. Aber immerhin auch die Gewissheit, dass es garantiert keinen weiteren Twilight Soundtrack geben wird. Wenigstens das.

hey mörgeli, du fuule siech*: mir vom kult sind imfall auch eine geschützte werkstätte! immer ein wenig behindert scheint. Zu viel Bleiche auf dem Kopf? Will heissen, man hat doch ausgesorgt, nicht wie unsereiner, die hier wie vergiftet Weissheiten von sich geben muss.

Mittwoch, 12. September 2012, 10:50 Von Dr. Marianne Weissberg Ich muss ein wenig ausholen. Also: Am Sonntag ereilte mich ein Hexenschuss, grad wollte ich mein Singlefrühstück, zwei aufgebackene Gipfeli, aus dem Ofen angeln, da machte es päng und ich blieb sozusagen im gebückten, rechten Winkel vor der Ofentüre hängen. Gottlob hatte ich noch Schmerzmedis vom Rippenbruch, die warf ich ein. Meine reizende Nachbarin, Mrs. D., fragte mich am Montag, ob ich etwas brauche, ich sagte: Ja, ein Brot. Ich kann ohne gutes Brot nicht leben. Und drum brachte sie ein richtig gutes vorbei und erhielt im Austausch von meiner berühmten Hühnersuppe. Item, da schnitt ich also zum Zmittag mit schmerzgerunzelter Stirne ein Stück vom Brot ab, packte es wieder ein und sah auf dem Papiersack folgende Aufschrift: „blablabla… in Handarbeit hergestellt. Integration von Menschen mit Handicap (This-Preisträger)“ Sofort wurde ich total neidisch. Kaum ein wenig behindert, wirst du andernorts subito integriert und bekommst noch einen Preis! Wieso eigentlich? Nicht zum ersten Mal bereute ich es, nicht ein bisschen irgendwo und irgendwie behindert zu sein. Bist du das, kriegst du IV, einen Treppenlift, kommst im Fernseh bei Aeschbacher, der ja auch

Wie ich so kaute und über uns Kultis nachdachte, merkte ich, dass wir doch prinzipiell auch eine geschützte Werkstätte sind. Ganz zuvorderst müssen wir nicht in den Mainschtrim-Medien schreiben, wozu man also völlig handicapped hirnlos sein muss. Ausserdem spinnen wir hier alle ziemlich, Sie sollten mal die Korrespondenzen HINTER den Kult-Kulissen mitlesen dürfen, dagegen sind unsere offiziellen Beiträge kalter Kafi! Ich weiss alles über die anderen Kultis, die wissen, nun ja, etwas weniger über mich. Und dann unser Werkschtatt-Scheff, der Rainer, ich meine, der ist doch der grösste Spinner. Und das macht ihn so genial. Und zum idealen Dompteur von Marianne, Midi, Henrik und übrige Konsorten. Also bitte, wir hier wollen jetzt auch IV und einen ThisPreis, was immer das ist. Hauptsache, er kommt mit einer Million daher, damit Sie uns noch lange notabene gratis lesen können. Nachtrag: Den Mörgeli, diese faule Sau*, könnten wir eigentlich auch noch bei uns aufnehmen. Kein Schwein will an der Uni ja dem seine Vorlesungen besuchen, seine Medizinhistorische Sammlung sei, so enthüllt ein Bericht, eine absolute Sauerei, Menschenknochen und Hirni, alles verstaubt und durcheinander. Und irgendwo dazwischen womöglich noch sein Tupé. Hey Mörgeli, wotsch zu eus cho? Aber Honorar gibt’s dann für dich, du talentloser Tropf, bei uns nicht, sonst kündige ich. Hier gehts ins Mörgeli-Mausoleum, wenn Sie pressieren, sind Sie dann garantiert der erste und einzige Bsuech pro Tag dort: www.mhiz.uzh.ch/Museum.html Bild: aus dem besagten Museum :) :) * Die Schlötterli stammen nicht von mir, sondern von seinen ü80-SeniorInnen in seinen Vorlesungen, die scheints mit dem Angebot vom „Prof“ auch nicht zufrieden seien

DAS MUSS MAN HABEN: eine platte, die sonst keiner hat Mittwoch, 9. Januar 2013, 14:55 Von Dr. Reinhold Weber. Wenn schon Vinylscheiben sammeln, dann bitte nur Raritäten und nur vom

Feinsten. Diese hier jedenfalls darf in keinem sorgfältig assortierten Plattenschrank fehlen. Uns jedenfalls wird ganz warum ums Herz


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Januar 2013

like der woche: der lustigste layouter des landes

Donnerstag, 22. November 2012, 15:33 Von Dr. Kaspar Isler . Die Arbeitstiere, die uns Schreiberlingen tagtäglich alles so layouten, dass es am Schluss auch nach etwas aussieht,

werden viel zu selten gelobt, finde ich. Sowieso. Wenn es aber einer aus dem Layout fertig bringt mit seiner Zusammenstellung von Artikel und Inserat sogar etwas zu

schaffen, das nicht auf dem Mist der Redaktion gewachsen ist, gehört ihm ein besonders hübsches Kränzchen gebunden. U made my day– Danke!

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: bic

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brieffreunde fürs leben

Donnerstag, 10. Januar 2013, 08:15 | Von Dr. Henrik Petro. «Die Jungen von heute schreiben nur noch selten Briefe, sie kommunizieren per E-Mail, tauschen sich per Facebook oder Whatsapp aus und bringen Geschenke gleich selber vorbei», begründet die neue Post-Chefin Susanne Ruoff den jährlichen Rückgang der Briefpost um rund zwei Prozent und kündigt an, die Briefbeförderungstarife zu erhöhen. Das ist natürlich eine traurige Entwicklung. Bald droht dieses hübsche typisch Schweizerische gesellschaftliche Brauchtum zu verschwinden wie zuvor schon etwa Hexenverbrennung, Leibeigenschaft oder Zwangssterilisation Armgenössiger. Schuld ist wie immer das Schulsystem. Das einzige, was man heute noch lernt, ist Cybermobbing, Sexvideos von Handy zu Handy schicken und Multikulti-Slang – und selbst das nur auf dem Pausenplatz. Wie man hingegen korrekt einen Brief verfasst, wird nicht mehr vermittelt. Kult springt deshalb in die Bresche, übernimmt pädagogische Verantwortung und erklärt in 12 einfachen Schritten, wie man einen Brief schreibt: 1. Lege ein unbedrucktes und unbeschriebenes Blatt Papier bereit (eine Seite aus «20 Minuten» heraus zu reissen, genügt nicht). Zur Not findest Du Papier im Drucker/Kopierer deines Lehrbetriebs. 2. Nimm einen Schreiber, der gut in der Hand liegt. Er muss einen richtigen Strich ziehen können – also Laserpointer oder Nintendo-DS-Stift gehen schon mal nicht, der Eyeliner deines Emo-Bruders hingegen schon. 3. Schreibe oben links deinen Namen und deine Adresse auf (auch bekannt als «Absender»). Damit ist nicht die IPoder MAC-Adresse gemeint, sondern deine Wohnadresse. Falls du sie nicht weisst, steht sie meistens auf einer der Verfügungen der Jugend- und Vormundschaftsbehörde, die bei dir zuhauf rumliegen. Ausnahme: bei einem Droh- oder Erpresserbrief lässt du den Absender vorzugsweise weg.

Samstag, 22. September 2012, 09:40 | Von Dr. Reinhold Weber. Bic Kugelschreiber schreiben zuverlässiger und länger. Und afrikanisches Huftier mit drei Buchstaben, wie hiess das doch nochmal?

4. Schreibe unter den Absender das heutige Datum. Merke: nur «Heute“ zu schreiben, ist zuwenig präzise. «Im Jahre des Herrn, als ich bei Super Mario Galaxy den 25. Stern holte» ist zwar originell, gibt aber auch zu wenig konkrete Anhaltspunkte. Das richtige Datum findest du auf deinem Smartphone oder

vorne auf der neusten Ausgabe «Blick am Abend». 5. Die Anrede, also der Anfang des Briefes ist abhängig davon, an wen der Brief gerichtet ist. Einen Brief an den Lehrer beginnst du respektvoll mit «Hey, Alter!», einen Brief an den Vater huldigend mit «Hey alter Herr», einen Liebesbrief beginnst du zärtlich romantisch mit «Hey, Alte!», einen Brief an die Mutter hingegen familiär mit «Verehrte, überaus geliebte, wunderschöne Mutter, die mich unter Schmerzen geboren und ihren göttlichen Luxuskörper für mich geopfert hat» und an deinen religiösen Führer, den Du frenetisch und ekstatisch verehrst unverblümt mit «Liebes Kult». 6. Schreibe nun den eigentlichen Brief. Bilde dafür ganze Sätze mit Subjekt, Prädikat und Objekt (in politisch korrekte Form gebrachtes Beispiel: «Der Sohn einer Sexworkerin (Subjekt) soll mit seinem Knie (Objekt) intim werden (Prädikat).») Fortgeschrittene Briefschreiber verwenden auch noch Attribute und Adverbiale (Beispiel: «Die auffällig promiskuitiv lebende Frau (Subjekt) mit hygienischem Verbesserungspotenzial (Attribut) soll gesellschaftlich ausgegrenzt (Adverbial) dahin scheiden (Prädikat).»). 7. Sorry - Emojis müssen von Hand gezeichnet oder eingeklebt werden. 8. Schreibe leserlich – also möglichst nicht bekifft, betrunken, beim Playstation spielen oder beim Sex (erst recht nicht mir dir selber – das könnte Flecken hinterlassen. Ausser es ist deine Absicht, siehe dazu auch Punkt 3). 9. Falte den Brief schön der Länge nach, evtl. sogar zweimal, und stecke ihn in ein noch ungebrauchtes Couvert. Das Couvert zukleben. 10. Auf das Couvert schreibst Du die Adresse des Empfängers, also Name, Strasse und Ort, wo der/die wohnt, der/ die den Brief erhalten soll. Bei Freunden im Vollzug die Zellennummer nicht vergessen! 11. Bringe den Brief an den Postschalter und bitte die Schalterbeamtin, ihn ausreichend zu frankieren. Das kostet (im Moment noch) genau 1 Franken. 12. Je nach Art des Briefes erhältst Du nach einigen Tagen Antwort ebenfalls mit einem Brief, per SMS/Whatsapp, per Strafbefehl oder mündlich übermittelt per Auftragsschläger.


Photo: Amanda Nicolic

Die Kultzeitung gibt‘s jetzt jeden Monat auch in rabenschwarzen Verteilboxen. Und zwar hier: Bellevue, Opernhaus, Bahnhof Stadelhofen, Kunsthaus, Central, Schaffhauserplatz, Escher-Wyss-Platz, Bahnhofquai, Bahnhofplatz, Löwenplatz, Stauffacher, Bahnhof Enge. Mehr auf www.kultzeitung.ch


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Januar 2013

chanel rouge noir 18 Donnerstag, 6. Dezember 2012, 11:30 Von Dr. Henrik Petro. Die Sektion Fahrzeuge und Strassenverkehrsabgaben der Oberzolldirektion (Eidgenössische Zollverwaltung) macht bekannt, dass ab 1. Dezember 2012 die neue Vignette an den üblichen Verkaufsstellen erhältlich ist. Sie hat die Grundfarbe „Blau metallic“. Die Jahreszahl auf der Klebeseite ist magenta, jene auf der Vorderseite weiss. Die Vignette kostet unverändert 40 Franken. Zum Glück gibt es ein Bild dazu, denn wer – ausser ein Grafik Designer oder Sprayer – weiss schon, was «magenta» ist? Und «Blau metallic» ist ja auch sehr vage... also ein Blick aufs Bild und... äh... ich... oh, diese Nägel..! D-d-die... vom 1. Dezember 2012 bis zum 31. Januar 2014 gültige Vignette kann wie gewohnt bei Tankstellen und Garagen, an den Schaltern der Post sowie bei den Strassenverkehrsämtern und Zollstellen bezogen werden. Fahrzeugführerinnen und... wie viele Fahrzeugführerinnen haben wohl solche Nägel? Mit Chanel Rouge Noir 18, das schon Uma Thurman in Pulp Fiction an ihren Krallen hatte? Übrigens soll das aufgrund dieses Films der erste ausverkaufte Nagellack der Geschichte gewesen sein. Also nochmals: Fahrzeugführerinnen und -führer sind aufgefordert, verfallene Vignetten von der Frontscheibe zu entfernen, um mögliche Sichtbehinderungen zu vermeiden. Vignette wegkratzen? Mit diesen Nä-

geln? Nee, auf gar keinen Fall! Wer so etwas fordert, unterschreibt damit sein Todesurteil. Sowas kann ja nur von Bürokraten in ihren Amtsstuben... egal, weiter: Damit die Vignette gültig ist, muss sie auf das Fahrzeug an der vorgeschriebenen Stelle aufgeklebt sein: bei Personenwagen auf der Innenseite der Windschutzscheibe am Rand; bei Anhängern und Motorrädern an einem leicht zugänglichen und nicht auswechselbaren Teil. Bei attraktiven Männern (wie durchgängig in der Kultredaktion vorhanden) auf Schulter oder Rücken, vorzugsweise vorher fachfrauisch aufgeraut – natürlich mit Chanel Rouge Noir 18 an den Nägeln, denn ein minderwertiger Lack könnte Spuren unter der Haut hinterlassen und zu Infektionen führen.

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eben grad vom katheter genommen: die stark herbeigesehnte top5 der heissesten frauen im netz, welche sich gerade in einem spital befinden

Die Vignette ist nur für das Fahrzeug gültig, auf das sie aufgeklebt wurde. Jegliches Entfernen und Wiederanbringen am gleichen oder an einem anderen Fahrzeug ist verboten. Gilt auch für den Nagellack. Wer die Vignette auf irgendeine Art manipuliert, fälscht oder eine manipulierte bzw. gefälschte Vignette verwendet, kann mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Busse bestraft werden (Art. 245 Schweizerisches Strafgesetzbuch). Drei Jahre im Kittchen? Da sollte man sich schon mal vorsorglich einen Beschützer suchen. Der zu einem schaut, wenn mal in der Gemeinschaftsdusche die Seife zu Boden fällt – was mit solchen Nägeln natürlich auch dem vorsichtigsten Mann passieren kann.

wieso gibt es eigentlich keine robicats? Freitag, 23. November 2012, 11:38 Von Dr. Marianne Weissberg Ich schreibe ja immer aus dem vollen Leben, drum klingen meine Geschichten immer genauso desperat wahr, was die Leute wie Sie und Sie lieben, aber mich schlussendlich desperat dastehen lassen. Wie am letzten Sonntagmorgen. Da gehe ich möglichst spät morgens meine erste Pipikack-Runde mit meiner Haushündin drehen. Und wie das Schicksal es so wollte, was täglich der Fall ist, erspähte sie wieder jede Menge Katzenscheisse, die bei uns überall liegt: in der Wiese, in den Rabatten, auf dem Kinderspielplatz. Während wir Hundeleute nämlich noch jedes Pöppeli von unserem Fifi aufheben und im Robidog entsorgen müssen, dürfen Katzen ÜBERALLHIN scheissen. Meine Siamcat Daisy selig nicht, die hatte nämlich ein Katzenklo und schiss draussen deshalb nicht rum. Moderne, ansonsten hybridfahrende, bioschlemmende, velotrampende Katzenleute haben offensichtlich so was nicht, so was müsste man ja putzen und überhaupt. Es reicht ja, dass man den Miezen nur das Beste füttert, dass dann in geschissener Form immer noch so herrlich riecht, dass Hunde sowas unbedingt fressen wollen. So auch meine, und dann kotzt sie das Ganze bei mir auf den Teppich wieder raus. Nun denn. Als Irettli an besagtem Sonntag schon wieder Katzenscheisse schlemmte, warf ich ihr entnervt meinen Schlüsselbund um die Ohren, der allerdings nicht an diesen landete, sondern in einer stachligen Buchenhecke. Nach einem besonders beschissenen Samstag (ein anderes Thema) fing also der Sonntag ja fantastisch an, ich also auf Knien um, in der Hecke rutschend. Auftritt tumme Katzenbesitzerin: Katzenkuh: Sie da, Ihr Hund hat meine Katze auf den Baum gejagt!! Ich: Tut mir leid, aber sie ist mit Katzen

Katzenscheissefressenden Hund anwarf! Katzenkuh: Leinenpflicht!!!!! Ich: Sie haben sicher auch kein Katzenklo und lassen Ihre Katze draussen scheissen, odrr?? Katzenkuh: Was fällt Ihnen ein, ratatatata.... Ich: Halt die Klappe tumme Kuh! Ende Dialog. Ich suchte weiter, zunehmend verzweifelt, endlich fand ich die Schlüssel an einer Minibuche hängend. Aus den Augenwinkeln sah ich die Trulla ihre Katze heimtragen, wie eine gerettete, schmuddlige Pelztrophäe. Bestimmt ging sie jetzt sofort mit dem unhygienischen Vieh ins Bett. Jetzt muss erwähnt werden, dass sie noch im Flanellnachthemd mit einer Schmuddeljacke drüber weilte, Haare lampig, während ich nicht mal ungestrählt morgens dem Hauswart gegenübertreten, geschweige ohne Lippenstift auf die Hunderunde gehen würde. Ich möchte wetten, dass sie seit längerem ungefickt ist und drum ihr herumscheissendes Katzenvieh ihr ein und alles ist. Nicht, dass ich öfters gefickt würde, aber wenn ich desperat bin, dann immer gut gekleidet und mit Stil. Und nie würde ich mich so gehen lassen, die Haufen meines bellenden Pelztiers nicht aufzuheben. Also gibt’s nur eins, um diesen lowlives von Katzenleuten und ihren vögelvernichtenden, herumscheissenden Pelztieren Manieren beizubringen: Robicat-oder meinetwegen Pussycat-Behälter müssen her. Dafür werden die Katzensteuereinnahmen eingesetzt, ah so, die gibt’s noch nicht, ja dann, sofort erheben! aufgewachsen, sie würde ihr nie etwas tun! Katzenkuh: Das sagen alle, leinen SIE SOFORT Ihren Hund an! Ich: Wie Sie sehen, suche ich etwas, wollen Sie mir nicht helfen? Katzenkuh: Leinen SIE SOFORT den Hund an, hier herrscht Leinenpflicht!!! Ich: Leinenpflicht, wo steht das? Ich suche übrigens meine Schlüssel, die ich meinem

P. S. Sogar die Nachbarsfamilie, Chinesen, halten neuerdings eine Mieze, aber die wird ja wohl für einen anderen Zweck gehalten und scheisst nicht mehr so lange draussen rum… Fotis: Vorschläge für outdoor und indoor scheissende Katzen

Montag, 26. November 2012, 11:04. Von Dr. Midi Gottet. Die schönsten Dr. House-Wives und PILFS die das Netz hergibt.

herr geld und frau glück teil 3 Mittwoch, 19. Dezember 2012, 08:25 Von Dr. Rainer Kuhn. Also beschloss Frau Glück, Herrn Geld zu besuchen, er hatte sich schon ein paar Tage lang nicht gemeldet und sie wollte es nicht dem Zufall überlassen, wann sie sich wieder sehen. Sie fuhr zu ihm, zu seinem riesengrossen Haus hoch über dem See, in dem es funkelte und glänzte und die Sonne sich in den grossen Fenstern spiegelte. Die breite Einfahrt war gepflegt und am Eingang war ein goldenes Schild, auf dem stand „Herr Geld“, aber man wusste auch sonst, wer da wohnte. Im Innern des Hauses hing Kunst an den Wänden, nicht dass Herr Geld etwas davon verstand, aber es war so Mode in seinen Kreisen und er kaufte die Werke, weil sie teuer waren, nicht weil sie ihm gefallen hätten. Das machte den weniger bemittelten Besucher meistens ziemlich Eindruck, und darum gings ja. Frau Glück jedoch liess sich nicht blenden, Sie wusste, dass sie das auch haben könnte, wenn sie nur wollte, aber irgendwie schaffte sie es nie, es zu wollen. Sie besass zwar auch ein Gemälde, und zwar von William Turner, das hatte er ihr mal geschenkt, damals,

1846, fünf Jahre vor seinem Tod, und sie hätte es schon tausendmal teuer verkaufen können, aber dafür gefiel es ihr zu sehr und ausserdem war es ein Erinnerungsstück an ihre Zeit in London. Herr Geld öffnete die Tür, das heisst: er liess sie öffnen, denn Leute wie er gehen nicht selber an die Tür, man weiss ja nie, wer da ist, Bettler vielleicht oder Gesindel oder Leute von der Heilsarmee, die würden dann immer was wollen von ihm und das wollte er nicht. Frau Glück wollte nichts von Herrn Geld, ausser die Weihnachtsszeit mit ihm verbringen, sie hatten es ja so geplant, und wenn Frau Glück etwas plant, dann zieht sie es in der Regel auch durch. Als sie das Haus betrat wurde es augenblicklich wärmer, auch Herr Geld bemerkte das und er lächelte. Er sagte: „Das mit dem Kaffee tut mir leid, wir hätten uns nicht streiten sollen.“ – „Ja“, sagte Frau Glück, „wir hätten uns nicht streiten sollen, schliesslich ist bald Weihnachten“. Sie verziehen sich, tranken den Tee, redeten und lachten. Und irgendwie fühlte sich Herr Geld an diesem Nachmittag besonders reich. (Fortsetzung folgt.)


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