Kultzeitung April 2012

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kult.ch

die besten blogs aus kult.ch zum in die berghütte mitnehmen und nach dem wandern in die nassen schuhe stopfen.

kult.ch (gegr. 1997) ist die erste gesellschafts-satirische blog-to-print-zeitung der schweiz: unzesnsurierte kommentare zum täglichen leben und dem, was sich in den medien so abspielt.

Auf der Motorhaube vögeln und dann der Zeit die Schuld geben. Dienstag, 28. Februar 2012, 15:18 Von Dr. Vanessa Kunz Mir geht’s gut und alles ist perfekt. Nur die Zeit stimmt halt nicht. Wäre es später passiert, wär’s wohl besser gewesen. Oder früher. Dann wären wir beide noch jung und hätten die Zukunft nur im Präteritum gekannt. Wir hätten unsere eigene Bonnie und Clyde Romanze gedreht, unsere Liebe im Rotwein ertränkt, gekokst damit’s realistisch ist und auf der warmen Motorhaube zu irgendeinem peinlichen One-Hit-Wonder der 90er gevögelt. Mal im Sommer, mal im Winter. Dann hätte wir uns ganz lange nicht mehr gesehen um dann wieder für immer zusammen zu sein. Ich hoffe, dass du morgen weg gehst. Oder ich. Dann muss ich dich nicht mehr sehen. Bitte. Nie mehr. Ich mal mir dann ein Bild von dir mit ganz vielen Farben, damit man sich erinnert, wie es hätte sein könnnen. Und in 30 Jahren, irgendwann, könntest du mich trotzdem besuchen. Dann, wenn wir noch älter sind und noch mehr Angst vor dem Leben und der Liebe haben. So fest Angst, dass man es im Gesicht sieht und ohne grosses Hallo

sagen fragen darf, was passiert ist. Dann versteht man vielleicht, wieso es dazumal nicht geklappt hat. Und wir könnten zum

partylöwen der woche Montag, 6. Februar 2012, 13:13 Von Dr. Alex Flach. Wir nehmen dieses Bild zum Anlass um folgende Frage in die Runde zu werfen: Wozu geht man aus? Uns fallen da, so ganz spontan, folgende Punkte ein: - Spass - Nette Gespräche - Gute Musik - Friedliches Miteinander in lustiger Gesellschaft - Den einen oder anderen Lacher

- Sympathische Leute kennenlernen - Kulturelle Erlebnisse - Ein paar Bierchen von der Bar Nun gucken wir uns also die beiden Herren auf dem Foto an und fragen uns, was die beiden im Club wollen. Ganz der Körpersprache nach zu urteilen und ohne Stereotypen-Frönerei tippen wir mal auf „Futzabschleppeundfickesuffeundirgendeimeisadschnurreschlah“. Es gibt Türsteher und es gibt welche, die nur so tun.

ersten Mal nochmals für immer spielen. Wie früher ohne Zukunft. Wir verrecken ja sowieso. Du und ich, zwei alte Säcke, die

es früher nicht hinbekommen haben, weil die Zeit Schuld war. Und jetzt erklär das mal den Kindern.

Warum sich nicht mal in der «Kronenhalle» einen blasen lassen? Montag, 12. März 2012, 17:43 Von Dr. Reinhold Weber Das offenbar total verfickte Stimmvolk Zürichs hat am Abstimmungs-Wochenende ja gesagt zu den Sexverrichtungs-Boxen in Zürich-Altstetten (ehem. Park & Ride). Dieses Projekt der öffentlichen Hand zur Förderung des Individualverkehrs lässt die Stadt Zürich den Steuerzahler die nächsten zehn Jahre 2,4 Millionen für den Bau plus jährlich 90,000 Franken Miete kosten. Klar, dass das nicht bloss den Anwohnern, die übrigens mehrheitlich NEIN gestimmt haben, sauer aufstösst. Wird die Anzahl von nur zehn Vogelkäfigen künftig dem Andrang an Freiern standhalten? Das fragt sich Stadtrat Martin Waser, will indes zunächst seine Erfahrungen sammeln, bevor er weiter Stellung bezieht. Polizei- und Velo-Stadtrat Daniel Leupi meinte tags darauf, er könne sich eine Art Eintrittsgeld vorstellen (ehem. Zuhälterei) und fügt hinzu, der Service der Sexworkerinnen (ehem. Flöten, Nutten, Bordsteinschwalben, Huren, leichte Mädchen, Dirnen, Call Girls) müsse ja nicht zwingend auf dem Verrichtungsplatz (ehem. Puff) vollzogen werden. Sondern z.B. auf einem Parkplatz im Auto irgendwo im Quartier. Wir fragen uns anbetrachts der Anwohner: Warum im Quartier? Warum all die Gummis und Abgase nicht auf dem ganzen Stadtgebiet demokratisch verteilen? Wie wäre, nur so als spontaner Vorschlag, ein Blowjob auf dem Trottoir am Sihlquai? So einen könnte Stadtratskollege Türler ja ebenfalls mal testen. Oder eine saubere Analverrichtung auf dem Münsterhof direkt neben dem Fraumünster? (Hartgeld in die Parkuhr stecken nicht vergessen.) Einen sauberen Handjob auf einem Citybike direkt vor dem Stadthaus könnten wir uns ebenfalls vorstellen. Oder noch besser gleich drinnen in der schön beheizten Empfangshalle. Dort friert sich

die arme Sexarbeiterin im Winter den schützenswerten Arsch nicht ab und für den unterbezahlten Stadthausportier gäbe es etwas zu sehen. Auch die Brasserie der „Kronenhalle“ ist immer perfekt klimatisiert, und die weissen Tischtücher sind lang genug, um die Sexworkerinnen während ihrer harten Arbeit vor lästigen Blicken zu schützen. Lediglich das Kult-Lokal „Appartment 22“ können wir wegen chronischer Überbelegung nicht unbedingt empfehlen. Dort trifft sich nämlich auch regelmässig die gesamte Kult-Redaktion und vollzieht mit Frau Dr. W. sowie den Barmaids einen guten alten klassischen Rudelbums. Ob kult.ch vom Finanzvorstand dafür eine Subvention einfordern soll, wird intern zurzeit noch diskutiert.

kommentar Ich komm grad nicht mehr draus, was alles so passiert in der welt. In griechenland bringen sich überschuldete rentner um, in syrien die einen die anderen, in mali wurde geputscht, wer wen weswegen auch immer, dann ist noch die champions-league, und apple wird der börsenüberflieger mit neuen tablets, die heiss laufen und innovationen, die sich mittlerweile auf die batterielaufzeit und abgerundete ecken reduziert, dann haben wir noch die steuersache mit den deutschen, wo ich auch nicht recht weiss, wer denn nun eigentlich recht hat, der deutsche staat, der von seinen steuerpflichtigen das abgezwackte geld will oder die schweiz, die gesetze hat, welche das abgezackte geld schützt, was war denn noch, ach ja, ein mädchen wurde in einem parkhaus umgebracht, harald schmidt abgesetzt und eine, die mal music-star gewesen ist, hat sich von ihrem freund getrennt. alles ganz schrecklich und schlimm, das eine mehr, das andere weniger, welches mehr und welches weniger kann man kaum unterscheiden, es gab mal zeiten, wo die dicke der buchstaben in der zeitung eine orientierung über die schrecklichkeit des ereignisses darstellte. Ist heute nicht mehr so. alles gleich dick geschrieben, also alles gleich schlimm, und ich gehe in den keller, milch raufholen, aber es ist keine mehr da und die migros hat auch schon zu und die tube kondensmilch ist auch leer, ausgelutscht, direkt aus der tube, wie man das halt so macht, wenn man sich nicht gerade erschiesst, fussball schaut, bankkonten auflöst oder ohne schmidt zu bett geht. das leben ist kompliziert geworden. und ich schreib MILCH mit grossen fetten buchstaben auf den einkaufszettel am kühlschrank. als orientierung. damit ich wieder weiss, was wichtig ist. herzlich, rainer kuhn

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April 2012

Keine irreführende Werbung Donnerstag, 2. Februar 2012, 10:13 Von Dr. Henrik Petro. Jamie Oliver war schockiert, als er herausfand, dass McDonald’s Ammoniumhydroxid einsetzte, um minderwertiges Rindfleisch, das eigentlich als Hundefutter endet, für Menschen geniessbar zu machen. Ammoniumhydroxid - ist das die chemi-

sche Bezeichnung für Botox - oder warum sonst wirbt der Konzern mit Heidi Klum? Nein, Oliver, Du bist einfach ein naiver Träumer! Jeder Richter würde eine Anklage wegen irreführender Werbung nämlich abschmettern. Und zwar mit Recht! Denn ganz ehrlich: könnte MacDonalds noch deutlicher als

mit diesem Spot sagen, dass man sein eigenes Frischfleisch selber mitbringen soll? Eben! Klage abgewiesen. Mehr über den Skandal: www.shortnews.de/ id/941230/Jamie-Oliver-deckte-HundefutterSkandal-bei-McDonald-s-auf Bild: Ronnie, seit kurzem arbeitslos, auf dem Weg zum RAV... Und hier das Video:

stirbt das gewissen eigentlich mit?

Dienstag, 7. Februar 2012, 15:55 Von Dr. Rainer Kuhn. ich: sagen sie mal, gewissen, was.. gewissen: was?!? ich: hab ja noch gar nichts gesagt. gewissen: was soll denn diese einleitung? ich: wie meinst du das? gewissen: „sagen sie mal, gewissen, ...“ lässt du dich jetzt auf das erbärmliche niveau von walder/meyer hinunter?!? ich: war ja bloss ein gag. gewissen: scheiss-gag. ich: hätte ja eh keiner gemerkt. gewissen: umso mehr scheiss-gag. ich: ja, ok. tut mir leid. gewissen: hoffentlich auch. ich: reagierst jetzt aber auch sehr empfindlich, find ich. gewissen: find ich nicht, beim spass hört der spass auf. ich: ja, ist ja gut jetzt. gewissen: was wolltest du denn fragen? ich: weiss ich jetzt auch nicht mehr. gewissen: super. erst bringst du einen scheiss-gag und dann weißt du nicht mehr, was du fragen wolltest. ich: deine schuld. hast mich grad ein bisschen durcheinander gebracht. gewissen: jaja. ich: wart, ist mir wieder eingefallen. gewissen: gut. also? ich: also. gewissen: kommt noch was jetzt? ich: ja, musst mich nur mal ausreden lassen. gewissen: ok, red. ich: also. gewissen:

ich: was machst du eigentlich, wenn ich mal tot bin? gewissen: ich: sag. gewissen: ich: hallo? krieg ich eine antwort? gewissen: ach, ich weiss nicht. ich: was weißt du nicht? gewissen: ich weiss nicht, ob ich dir darauf eine antwort geben soll. ich mein, erst kommst du mit diesem scheiss-gag und dann stellst du mir so eine frage. ich: was ist denn mit meiner frage? gewissen: die ist doof. ich: wieso? gewissen: deine frage ist doof. ich: fällt dir wohl nichts ein, was? gewissen: ich bin das gewissen, mir fällt immer was ein. ich: also, was machst du, wenn ich sterbe? gewissen: wieso? stirbst du jetzt dann? ich: nein, glaub nicht. oder? gewissen: wieso willst du das denn wissen? ich: so aus neugier, einfach. gewissen: eine hypothetische frage also. ich: eher eine vorweggenommene. gewissen: ich geb dir die antwort dann, wenn es soweit ist. ich: dann erfahr ichs ja nicht mehr. gewissen: was kümmerts dich denn, was ich mache, wenn du tot bist? kann dir ja dann egal sein. ich: nein, du bist mein gewissen, du gehörst zu mir. gewissen: ok, also... wenn du dann tot bist... was ich dann mache... ich: ja genau. gewissen: also... ich weiss nicht... ich nehm mal an, ich bin dann arbeitslos. ich: arbeitslos? gewissen: ja, arbeitslos. hab ja dann nichts mehr zu tun, wenn du weg bist. ich: du stirbst also nicht automatisch mit? gewissen: spinnst du? ich mache witze. du denkst, nur weil du stirbst, muss ich auch? Ich: ich weiss ja nicht, drum frag ich ja. gewissen: also hör mal zu: wir gewissen sind grundsätzlich alle gleich. austauschbar, sozusagen. uns spielts keine rolle, bei wem wir sind. der job ist überall der selbe. ich: ah ja?

gewissen: ja. aber da gibt’s natürlich schon unterschiede, in der ausübung. die einen haben glück und haben kaum was zu tun, die anderen haben jede menge zu tun, werden aber nicht gehört. ich: nicht gehört? gewissen: ja, das kann dann zuweilen schon frustrierend sein. da rackert man sich den arsch ab und wird trotzdem dauernd ignoriert. ich: das wären dann die bösen. gewissen: wir nennen sie lieber „die dummen“. ich: auch die dummen sterben. gewissen: zum glück, ja. ich: und was macht ihr dann? gewissen: wann? ich: eben, wenn so einer dann tot ist. gewissen: ein dummer? ich: zum beispiel. gewissen: also wenn ein dummer stirbt, dann freuen wir uns schon ein bisschen, muss ich zugeben. ich: dann sterbt ihr also nicht auch grad mit. gewissen: sicher nicht. ich: also, was macht ihr dann? gewissen: wir fassen einen neuen. das geht recht schnell in der regel. der eine stirbt, schwupps, ein anderer kommt, und schon geht das ganz wieder von vorne los. ich: ziemlicher stress, oder? gewissen: nur wenn man ein paar dumme hintereinander kriegt. Da ist man dann nicht mehr so gerne ein gewissen, da wär man dann lieber was anderes. ich: was denn, zum beispiel? gewissen: was weiss ich, ein pony, ein baum, eine waschmaschine... so genau hab ichs mir noch nie überlegt, hatte noch nie zwei dumme hintereinander. ich: war dein letzter dumm? gewissen: ich: oder nicht dumm? gewissen: ich: wird dein nächster dumm sein? gewissen: lass mal gut sein jetzt. und kümmere dich ums leben. ich: ich mach mir ja nur sorgen um dich. gewissen: eben. sich sorgen machen ist das gegenteil von leben.

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Willkommen Dr. Leonard Lovesick! Donnerstag, 2. Februar 2012, 12:44 Von Dr. Marianne Weissberg. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihm nochmals begegne, und dass es mich so schüttelt: der Liebeskummer! Vielleicht nenne ich ihn besser den guten, alten Dr. Lovesick? Denn er zieht, ohne dass man es merkt, bei einem ein, setzt sich irgendwo hin und schaut einem an, bis man merkt: verdammt, mein Herz hat einen Knacks. Ich dachte also bis vor kurzem, ich hätte solche lächerlichen Teenie-Gefühle abgehakt, ich dachte, ich hätte alles im Griff. Ich schrieb Kolumnen über Sex als Hobby, empfahl die Erstellung einer Flachlegliste und weiteren Blödsinn in Sachen Liebe. Das können Sie alles vergessen, denn es funktioniert nie so wie geplant! Das Leben und die Liebe lassen sich nämlich nicht programmieren, damit sie möglichst nicht stören: Bei Erfolg, Bewunderung, Sicherheit und all dem Seich, den man unbedingt haben will in der kurzen Lebensspanne, die uns gegönnt wird. Und so leide ich jetzt wie ein Hund, was seltsamerweise meine Haushündin richtig aufleben lässt, denn sie merkt, dass ihre Scheffin nicht mehr bequem vor sich hin lebt. Hallo Irettli, rief ich, spinnst du, so überschäumend fröhlich herumzuhüpfen, wenn ich am Boden herumkrieche! Sie können mir glauben, ich hasste Dr. Lovesick für den aktuellen Besuch. Es wäre todsicher viel simpler gewesen, alles beim Alten (sic!, aber das ist wieder eine andere Geschichte…) zu lassen. Ich hatte schon einmal wirklich, wirklich, wirklich grossen Liebeskummer. Da war ich vielleicht 17? Da traf ich jemanden, in den ich mich wahnsinnig, unglaublich, unsterblich, bodenlos verliebte. Hätte ich mich getraut, das auszuleben, aber dazu gehören ja auch zwei, wäre mein Leben ganz sicher anders verlaufen. Ich bin damals, um zu vergessen, den „ordentlichen“ Weg gegangen und habe einen anderen Mann geheiratet. Dr. Lovesick jagte ich damals zum Teufel. Und nun sitzt er also wieder da, der Doktor, der die schmerzend pochenden Herzschläge zählt, und darauf hinweist, dass man Kummer hat, den man aber mit allen möglichen „gescheiten“ Begründungen möglichst lange, möglichst weit von sich weist: Ich doch nicht, das steckst du doch weg, alles Projektion und Einbildung… Und dann bohrt dieser Dr. Lovesick, der heutzutage - Sie müssen mir das jetzt einfach glauben - ganz genauso aussieht wie Leonard Cohen, seine Lanze noch ein wenig mehr ins gut gepanzerte Herz, dreht darin herum. Und man schreit auf, bis

jemand ruft: Jesses, hast du etwa Liebeskummer?! Und dann sagt man: Ja. Verdammtnochmal, ich wäre viel lieber schön gepanzert wie gehabt. Aber das geht nicht. Was noch passieren wird? Wenig Ahnung! Nichts ist mehr sicher, das nennt sich: hmmm, scheints Leben. Danke, Dr. Leonard Lovesick, Sie müssen wohl noch ein wenig bei mir bleiben…, denn irgendwie beflügelt dieses süsse Leiden meine ganzes Leben – und vor allem mein Schreiben. P.S. Also diese Kolumne schrieb ich vor vielen Wochen, legte die dann als zu persönlich ab. Aber sie gefällt mir halt doch und so geht sie jetzt online. Ich meine, Liebeskummer ist ja auch eine Neverendingstory, niemand hat das schmerzvoll schön vertont wie Mr. Cohen, alias Dr. Lovesick, der sich selbst „A lazy bastard living in a suit“ nennt - hach! Aktuell auf „Old Ideas“. Hören Sie ihm zu und öffnen Sie Ihr Herz für seine oldschool ideas… www.drs.ch/www/de/drs/sendungen/ musik-aktuell/316443.sh10208677.html hier Cohen-Tracks zum Reinhören wie Crazy to Love you „Old Ideas“ gibt’s als Download oder als echte CD, was ich im Falle von Mr. Cohen unbedingt empfehle, man möchte ja wie in der Liebe etwas zum Anfassen, Anschauen und Aufbehalten haben, oder nicht? Und ein Booklet mit Lyrics zum Mitsingen und Mitschluchzen liegt auch bei.


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April 2012

Voll auf Empfang, egal an welchem Hang: Die ultra-hyper-mega-figgifiggi-jetzt-oder-nie-topaktuelle Top5 der Satellitenschüsseln im Netz, welche an den abgefucktesten Stellen auf dieser Erde platziert wurden.

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Peace? Frau Weissberg’s «Es-tut-mir-leid!»-Kolumne!

Mittwoch, 15. Februar 2012, 15:41. Von Dr. Midi Gottet. . Denn Niemand will Nirgendwo nicht den nichtigsten Rerun von „How I met your Mother“ verpassen. Nicht wahr?

Freitag, 24. Februar 2012, 10:09 Von Dr. Marianne Weissberg. Kürzlich stellte ich ja eine Kolumne rein, in der Frauen sich einen Entschuldigungs-Song für sichnichtentschuldigende Männer basteln konnnten. Hm, also das fällt mir jetzt schwer, aber manchmal, also gut: öfters, mache auch ich Sachen, für die ICH mich entschuldigen sollte. Hier, öffentlich, erst mal ganz ohne Begleitmusik. Einmal schrieb ich ja eine Kolumne über…, das war gemein. Will sagen, das war die erste Kolumne, die ich hier wieder rausnahm

und quasi auf meinem Schreibtisch zertrat. Neulich war es wieder soweit, ich dachte: Nein, also ehrlich, das ging jetzt wirklich zu weit Frau Weissberg und nahm die zweite Kolumne raus über…… - ich nenne jetzt gar keinen Namen - und warf sie in den Güderchübel, falls der noch existiert. Nein, ich bin noch nicht so zerknirscht, dass ich mich dafür öffentlich entschuldige, was ich beschrieb, aber es tut mir, hmmm, doch leid, ich meine, ich hätte das auch anders, also privater regeln können…. Dafür bleibt ja noch eine winzige Chance. Und die werde ich wahrnehmen. Können, hoffentlich…? Das war jetzt mysteriös? Ja, aber das Leben nimmt eben oft seltsame Wendungen, und das, was man gestern noch für richtig und berechtigt empfand, ist heute eben schon anders. Bei Ihnen und bei mir. Und dann muss man eben sagen: Es tut mir leid! Ehrlich!! Peace?

Maria Hallenbad Montag, 1. Februar 2010, 15:58 Von David Hugentobler. „Bla bli, bla bla...et cetera.“ Während Sven ausgedehnt und flirtend mit irgendeiner Frau telefonierte, probierte ich mit Bier trinken die Zeit tot zuschlagen. Wie es sich aber für einen richtigen Pazifisten gehört (I’m a Writer, not a Fighter), scheiterte ich an diesem Vorhaben, was zur Folge hatte, dass ich mich Minuten später mit einer angeheiterten Langeweile herumschlagen musste (ganz ohne Gewalt geht es im Leben halt doch nicht). „Das war Maria...“, teilte mir Sven nach beendetem Telefongespräch mit einem verschmitzen Lächeln mit. „Maria Hallenbad.“ Dann liess er sich zwei Schlücke Weisswein lang Zeit, bis er meinen fragenden Blick beantwortete. Amüsiert, und auch ein bisschen stolz, erklärte er mir danach, dass seine Bekanntschaften durch deren Häufigkeit oft so flüchtig seien, dass er von ihnen lediglich den Vornamen wusste. Zur Vorbeugung einer Verwechslungsgefahr schreibe er bei seinen Telefonkontakten deshalb anstelle des fehlenden Nachnamens jeweils den Ort der ersten Begegnung. Genüsslich las er mir aus seiner Telefonkontaktliste vor: „Vanessa Bling, Carmen Burger King, Maria Hallenbad, Lara Happy Beck, Julia Hauptbahnhof, Carla Kiosk, Hanna Mohrenkopf, Marie-Therese Sprüngli, Vanessa Stockerhof, Claudia Newpoint...“

Kein Zweifel, wenn man seiner Telefonkontaktliste Glauben schenken konnte, zog Svens Charme mehr Frauen an, als ein Kuhfladen Fliegen. Bevor er aber die Kontaktliste zu Ende lesen konnte, zollte der Weisswein seinen Tribut und er entschuldigte sich Richtung Toilette. Während Svens Abwesenheit fing sein temporär verwaistes Handy an lautlos zu klingeln, verstummte dann wieder, um zwei Sekunden später erneut wie wild zu vibrieren. Neugierig schielte ich aufs Display. ‚Heiko Bahnhofstoilette’ stand da. Ich erblickte Sven, der sich wieder an den Tisch setze und in mein peinlich überraschtes Gesicht blickte. Er schaute reflexartig auf das Display seines Handys und versorgte es dann schnell und kommentarlos in seine Jackentasche. Danach verdeckte er sein rotgewordenes Antlitz mit seinem halb vollen Weinglas, indem er es in einem Zug leerte. In Gedanken warf er sich vor das Tram, das draussen vorbei fuhr. Da bin ich mir sicher.

Garantiert flüssige Texte!

Dienstag, 7. Juli 2009, 15:30 Von Thomas Meyer. Voller Stolz berichtet die Migros in ihrer neuen Imagekampagne: „Wir garantieren täglich frische Produkte.“ Auch die Post schreibt auf ihre Lastwagen: „Zur rechten Zeit am rechten Ort.“ Und eine Zürcher Apotheke beim Stauffacher rühmt sich: „Wir beraten Sie kostenlos!“ Darf man diese Dinge nicht mit gutem Grund erwarten? Ein Spital schreibt auf seiner Website ja auch nicht: „Immer ste-

riles Besteck!“ Und keine Baufirma würde von sich sagen: „Wir bauen garantiert tragfähige Mauern!“ Denn exakt davon geht man aus. Aufgepasst also, wenn einem Dinge wie Neuigkeiten angeboten werden, die eigentlich selbstverständlich sind. Auch der Satz „ich wollte dich nicht verletzen!“ kann als Argument nicht gelten, denn man darf ja wohl hoffen, dass Menschen, die einem nahestehen, keine Verletzungsabsichten hegen. Denn wenn nun die Migros im Jahre 2009 herumtrompetet, ihre Ware sei garantiert täglich frisch - was war diese dann die 84 Jahre vorher? Lagen die Gurken dann schon mal eine Woche herum? Eine schöne Antwort auf diese Frage gab vor einiger Zeit die Ciba-Geigy. Auf ihre Wundsalbe Vita-Merfen schrieb sie stolz: „Jetzt ohne Quecksilber.“ Es gibt Dinge, die beruhigen sollen, aber durch ihre Äusserung erst überhaupt beunruhigen.


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Do’s und Don’ts bei Liebeskummer!

Dienstag, 7. Februar 2012, 09:25 Von Dr. Marianne Weissberg. Liebeskummer? Liebeskummer! Gratuliere, Sie reihen sich in die Millionen von Helden und Heldinnen der Weltliteratur, Filmdramen, Hitparaden ein. Aber man müsste ja nicht nonstop leiden, sondern könnte sich ein

wenig ablenken. Hier die Ja‘s und Nein‘s: Nein: - Dieselbe Musik, die man während der Höhepunkte, des Warten und Bangens hörte, z.b. Blues mit Titeln wie „Lovesick“, „It ain’t me babe“, „Cry a River“, you got it? - Sämtliche Bücher kaufen, wie man sie/

ihn hätte können halten, bekochen, lieben, heiraten müssen wollen. Ausser sie sind von mir, da habe ICH wenigstens etwas davon. - Ausgerechnet den schleimigen Frauenflüsterer von nebenan anbaggern, um das Selbstwertgefühl zu stärken, was schon in fröhlichen Zeiten unangenehm erfolglos war - muss ich mehr erklären? - Kompliziertes Zeugs einkaufen, um komplizierte Menüs zu kochen, weil man ja warm essen muss, das geht nicht, ich sage Ihnen das jetzt, bevor Sie heulend im Migros zusammenbrechen (wobei da hat es sehr nette Verkäufer, die mit Gestelleinräumen nicht so ganz ausgelastet sind…) - Sex mit dem Ex, DEM/DER Ex, wofür man dann noch ein Vermögen in ihm noch nicht vorgeführte Dessous, Parfüms, Klamotten, Schuhe investiert, was alles nichts nützt. Wobei, auch wenn Sie mir das nicht glauben, Sie werden die Sachen später eigentlich doch gut gebrauchen können…. - Einen Dr. Shrink haben, der keine Ahnung hat vom echten Leben und Antidepressiva in Kilomengen verschreiben will Ja:

Freitag, 3. Februar 2012, 11:28 , Von Dr. Reinhold Weber Oder einfach ignorieren und weiterhin den Macho raushängen.

Geiles Facebook-Status-Pic

Dienstag, 31. Januar 2012, 13:42 Von Dr. Midi Gottet. Mit diesem Aha-stimmtja-der-hat-ja-den-Frodo-von-Herr-der-Ringe-gespielt-Pic wird Elijah Wood bestimmt

wieder mindestens 500 Add-me-pleaseSchlampen generieren und befruchten können. Wir gratulieren.

- Ehrlich sagen, dass es einem beschissen geht und entdecken, dass man sehr, sehr liebe Freunde hat so wie ich, was einem zeigt, dass man selbst doch nicht so abgrundtief doof und hässlich ist, was man ja im Liebeskummer fest glaubt. - Wenn man Hunger hat, ruhig Junk-Food oder Fertiges, bloss lauwarm oder ver-

brannt und direkt aus der Pfanne schaufeln oder, besser sich extern bekochen lassen. So sieht dann die eigene, schon ziemlich verwahrloste und damit endlich gemütlich Wohnung, nicht noch schlimmer aus und es ist einfach tröstlich, dass man doch noch fähig ist über „Aromat, ja oder nein?“ diskutieren zu können. (Aromat, definitiv ja, aber nur im Endiviensalat!) - Sex mit einem Ex, den man nicht zurückwill und der wie immer die Situation – Sie schluchzend in seinen Armen – ungeniert ausnutzt, so dass Sie ihn nachher lustvoll anbrüllen können: „Du Scheisskerl, du hast die Situation wieder schamlos ausgenützt, du solltest mich bloss ein wenig im Arm halten!!“, was er bloss mit Augenrollen quittiert, so dass Sie sich noch mehr aufregen können, völlig ohne Konsequenzen, denn bei einem Nichtmehrzurückhabenwollen-Ex kann man tun und lassen, was man will, was sehr entspannend ist und eigentlich die Vorlage sein sollte für künftige Herzensangelegenheiten. Wunderbar theatralisch: www.youtube.com/ watch?v=8UVNT4wvIGY

Erziehung

Das muss man haben:

Die da, damit das da nicht passiert.

- Neue Musik anschaffen, wieso nicht mal Nena, die mir seit „The Voice of Germany“ richtig ans Herz gewachsen ist, und singen kann sie auch noch, und lustig ist sie auch noch. Also Musik von Leuten, die auch schon oft gestrauchelt und wie Phönix aus der Asche aufgestiegen sind. Die Neue von Leonard Cohen „Old Ideas“ wäre eine gute Wahl – sehr schön zum mal richtig Abweinen. Stoffnastücher, zum die Tränen und den Schnudder abputzen sind dabei ein Muss. - Bettsocken kaufen, die geben auch warm. - Meine Kolumnen lesen und sehen, da ist auch eine, die auch nicht so richtig drauskommt, aber immer wieder aufsteht, weil das Leben weitergeht und prinzipiell doch sehr spannend ist! Auch Ihres. Ganz sicher!

Mittwoch, 8. Februar 2012, 08:51 | Von Esha Jeremy Ziegler. Kinder bis zu sieben Jahren wissen wer sie sind. In diesem Alter lohnt sich genaues hinhören. Ihr Charakter ist noch unverfälscht. Sie kennen nur die Welt in ihrem Haus und verhalten sich natürlich, halt so, wie sie sind. Dann gehen sie zur Schule und lernen, wie sie sein müssen. Schöne Gedanken, Individualität und viele persönliche Merkmale landen alle in einer Kiste. Ich zum Beispiel war ein Mädchen und nicht schwul. Und es gibt immer mehr kleine Menschen, die so denken. Vielleicht sollte jeder sein Kind bis Schulbeginn „zweigeschlechtlich“ erziehen, damit dieses dann

entscheiden darf, wie es leben möchte. Ich würde voller Stolz meinen Sohn im Röckchen zur Schule schicken. Es ist ein kurzer Biss in den sauren Apfel, beugt aber sein Leben ohne Abstürze, Therapien und Depressionen vor, um jene ich mich sowieso dann kümmern müsste. Und jedem Kind würde ich dicke Puppen kaufen, mal eine mit dunkler Hautfarbe, oder asiatischen Zügen. Und bevor die Lehre anfängt landet jedes als „Au Pair“ irgendwo in Indien. Dann wird mein Sohn auch kein Bubi, der weekends seine Wäsche nach Hause bringt und keiner dieser erwachsenen „BeleidigtLeberwurst-Männer“, Gott, wie unsexy.

David Hugentobler zu Gast an der Kult-On-Tour im Icon Club Dienstag, 13. Oktober 2009, 13:06 Von David Hugentobler. Es war einer dieser Samstagabende, auf den er sich schon die ganze Woche gefreut hatte. Mit kleinen, langsamen Schritten, fast schon tänzelnd, lief er zu seinem Badezimmer. Für einen kurzen Augenblick blieb er vor der Türe stehen, schloss die Augen und atmete entspannt durch. Dann öffnete er erst die Türe, dann die Augen und blickte dem strahlenden Schein der Kerzen entgegen, die er eine halbe Stunde zuvor zu den Klängen von Maurice Ravels Bolero angezündet hatte. Er drehte den Wasserhahn zu und liess wohlriechendes Sandelholzöl in das warmheisse Wasser tröpfeln. Leicht benebelt vom süssherben Duft des Öls, welcher der Wasserdampf in seine Nasengänge trug und dort die kleinen Nasenhärchen zum kräuseln brachte, begann er sichtlich erregt sein weisses Masshemd aufzuknöpfen. Nachdem er sich auch seiner restlichen Kleidung entledigt hatte, stieg er in die Badewanne. Ein Lächeln zeichnete sich auf dem sonst so ernsthaft wirkenden Gesicht ab, als Thomas Meyer sich zusammen mit den rund zwanzig amerikanischen Playboy-Models langsam in das dampfende Wasser gleiten liess. Etwa zur gleichen Zeit eröffnete ich mit dem Song ‚A Roller Skating Jam Named Saturdays’ von De La Soul die Kult Party im Icon Club. Und schon acht Songs später passierte das Unerwartete, von dem ich zwar geträumt hatte, aber nie zu hoffen wagte, das dieser Traum in Erfüllung gehen könnte: Jemand tanzte. Und dieser

Jemand war nicht einfach irgendjemand, sondern eine junge, hübsche Frau, zu der sich gegen Ende des Songs fünf noch hübschere junge Frauen dazu gesellten. „You’re a DJ now! YOU ARE A DJ!!!“ jubelte meine innere Stimme. Warum sie dies auf Englisch tat, war mir zwar nicht klar, aber zu diesem Zeitpunkt auch irgendwie egal. Ich konnte sichtlich spüren, wie meine Ausstrahlung an Sex-Appeal gewann. Und tatsächlich, schon beim nächsten Song stand eine bezaubernde Schönheit vor dem DJ-Pult und lächelte mich an. Ich setzte mein coolstes DJ-Lächeln auf und beugte mich zu ihr runter. Sie schaute zu mir hinauf und öffnete ihre schönen

Lippen: „The Music is much too slow, I’m gonna fall asleep soon,“ liess sie mich mit russischem Akzent wissen. Verwirrt löste ich meinen Blick von der Schönheit und senkte ihn beschämt auf den Boden. Da schien sich meine innere Stimme wohl zu früh gefreut zu haben. In Gedanken liess ich mich von einem der muskulösen Türsteher erwürgen, die draussen vor dem Club standen. Etwa zur gleichen Zeit, ein paar Kilometer weiter, stieg Thomas Meyer erschöpft, aber zufrieden aus seiner Badewanne, legte das Playboy-Magazin auf den Wäschekorb und blies die Kerzen aus.


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Hut ab!

Parisienne

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Das gibts nicht alle Tage.

hat Grund zum Feiern!

Mit dem flotten 125-Jahre-Jubiläum gehört PARISIENNE ganz unbestritten zu den grossen Marken unseres schönen Landes. Wie kommts, dass die kleine Feine aus der Schweiz ihrer grossen internationalen Konkurrenz immer wieder eine Zigilänge voraus blieb? An dieser Stelle möchten wir die Erfolgsgeschichte der PARISIENNE mit einem kleinen rauchkulturhistorischen Rückblick beleuchten.

Les Burrus, Les Burrus, Les Burrus und dann noch Les Burrus Die Geschichte der PARISIENNE ist untrennbar mit dem Geschick und dem Erfindergeist einer einzigen Familie um nicht zu sagen Dynastie verbunden. Über sechs Generationen führen Les Burrus das Haus zur Blüte. Alles beginnt ums Jahr 1815. Martin Burrus beschliesst, sein eigenes Ding mit Tabak aufzuziehen und zieht mit Sack, Pack, Hund und Kegel aus dem Elsass nach Boncourt im Jura. Das Leben ist streng: tagsüber pflegt man die Tabakfelder, abends produziert man Tabakrollen, die von den Bauern ringsum gerne in der Pfeife geraucht oder auch gekaut werden. Bald kennt man sein Produkt in der ganzen Region.

Einer seiner Söhne, FrançoisFrançois Joseph, tritt in die Fussstapfen und übernimmt die Manufaktur. Bald ist der Anbau Geschichte und man konzentriert sich auf die Verarbeitung. Es geht voran, die neue Fabrik schafft ArbeitsArbeits plätze für die ganze Region. Der Patron geniesst weitherum einen

richtig guten Ruf, weil ihm auch das Wohl seiner Mitarbeitenden und ihrer Familien sehr am Herzen liegt. Die Fabrik wird umgetauft in «F.-J. Burrus, Tabacs». Diese Initialen «FJB» sind das allererste Logo und finden sich noch heute auf jedem Päckli Parisienne.

Martin, Joseph und Jean-Baptiste übernehmen die Fabrik in dritter Generation. Die Cigarette kommt nun schwer in Mode. Noch lange von Hand gemacht, rollen die Zigis nun aus ersten Maschinen. Im späten 19. Jahrhundert stellt FJB an die 70 Marken her – darunter ägyptische, russische und ab 1887 eben auch eine ganz Besondere mit französischem Flair – la Parisienne. Und die wird ein echter Supertreffer.

Warum grad Parisienne?

wunderbar anders. Schon damals wollten alle dahin. Deswegen trifft der Name voll ins Schwarze. Und passt auch heute noch wahnsinnigextrordinärgut.

Es geschieht nicht in Berlin, nicht in Boston oder Beijin, sondern in Boncourt, im schönen Jura. «Das wird nie was! Das hier ist die Schweiz», muss sich Martin Burrus, der Enkel des Gründer-Martins, wohl mehr als einmal anhören, als er verkündet: «Unsere Neue heisst PARISIENNE!». Doch wahre Erfinder hören nicht auf andere. Sie haben Visionen. Und wenn sie Recht haben, haben richtig fest Recht! Der Name PARISIENNE – c’était une vraie trouvaille. Als echter Schöngeist hat Monsieur Martin ein gutes Näschen für alles, was die Leute schön finden. Zum Beispiel Paris: La Capitale, c’était chic, frivol, glamourös und inner als in – die Metropole der Schöngeister war ganz einfach

So, das wars fürs Erste. Im nächsten KULT gibts die nächste Folge. Und zwar gehts dann um die ersten 50 Jahre Parisienne-Werbung. Freuen darf man sich zudem auf einige noch nie dagewesene Jubi-Aktionen, die PARISIENNE heuer aus dem Hut zaubern wird. À toute de Boncourt!

Rauchen fügtfügt Ihnen undund den Menschen IhrerUmgebung Umgebung erheblichen Schaden Rauchen Ihnen den Menschen in in Ihrer erheblichen Schaden zu. zu. Fumer nuitnuit gravement etààcelle celledede votre entourage. Fumer gravementààvotre votre santé santé et votre entourage. Il fumo danneggiagravemente gravemente te stasta intorno. Il fumo danneggia teeechi chiti ti intorno. 70275_Bat_Par_125 Jahre/ans_Kult_290x440.indd 1

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April 2012

Alles selbst erlebt? Alles selbst erlebt!

Fehlfarben

Montag, 13. Februar 2012, 12:59 Von Dr. Henrik Petro „Ich hätte da nicht hingehen sollen, nein, verdammt, ich hätte auf mein Gefühl hören sollen, das war nämlich ganz mies! Klar hatte es immer Zoff gegeben bei diesen Treffen, aber irgendwie haben wir immer im letzten Moment die Kurve gekriegt, ohne dass Blut geflossen war oder gar in der Wüste ein Grab hätte ausgehoben werden müssen. Oder zwei oder drei. Bis zu diesem Mal. Wie immer am ersten Februarwochenende traf ohne Ausnahme die ganze Elite ein, und zwar höchstpersönlich: Joey vom Wynn, Jimmi vom Mandala Bay, George vom Caesars Palace, Luigi vom Bellagio, Stevie vom Palazzo, Harry vom Treasure Island, Luca vom Venetian und so weiter und so fort. Zu Beginn hatten die Jungs noch gute Laune, denn das Geschäft lief prächtig. Solange jeder nur seine Wünsche nannte, herrschte in diesem Zimmer Frieden. Dann gings los. Joey meinte, er wolle Schwarz. Jimmy wollte Rot, ich Gold, George Grün, Luigi Weiss und Harry Blau. Da fragte Luca: Hellblau oder Dunkelblau? Harry schaute ihn an : Was soll diese beschissene Frage? Ich will einfach Blau! Darauf Luca: Ja aber welches Blau? Ich will auch Blau und zwar ein ganz besonderes, passend zu meiner neuen Lobby, also so ein glitzerndes Hellblau. Darauf Harry: Das ist mir doch scheissegal, solange es nicht unser Blau ist. Darauf Luca: Was heisst „unser“ Blau? Hast Du die fucking Farbe beim Patentamt eintragen lassen? Daraufhin Stevie: Jungs, wenn Ihr nicht sofort aufhört, bekommt Ihr

beide Blau – und zwar je ein blaues Auge! Darauf George: Wag es nicht, Luca anzufassen – er ist mein Cousin und Blut ist dicker als Wasser! Darauf Harry: Ja und Wasser ist blau! Also verdammt, ich habe lange genug gewartet, um Blau zu bekommen. Letztes Jahr hatte ich Braun und vorletztes Jahr Rosa! Darauf Jack: Rosa ist für mich reserviert! Darauf Luigi: Du hättest auch nichts anderes bekommen, Rosa gehört nun mal zu deinen schwulen Flamingos. Darauf Jack: Meine Flamingos sind nicht schwul! Rosa ist das neue Schwarz! Darauf Joey: Wie bitte? Willst du dich über meine trauernde Nonna lustig machen? Darauf Jack: So habe ich das nicht gemeint! Darauf dieser Hippie, keine Ahnung wie der hiess, jedenfalls der Veranstalter vom Burning Man: Ich nehm die Neonfarbe! Alle anderen ausser Luca im Chor: Welche? Darauf der Hippie: Ja, habt Ihr mehrere? Darauf Luca: Ach leckt mich am Arsch, ich mach doch was mir passt. Dann machte er den Fehler und Griff auf den Tisch, um sich zu bedienen. Einfach so. Das hätte er nicht tun sollen. Nun, was soll ich sagen? Als sich der Pulverrauch verzogen hatte, lagen alle kreuz und quer übereinander. Mausetot. Ich hatte nur einen Streifschuss abbekommen. Und ich habe niemanden umgebracht, ich schwöre, meine Knarre hatte Ladehemmung, eure Ballistiker werden es bezeugen können... hust.. oh, ich spucke Blut, das... war wohl doch... kein.. Streifschchchch...!“ Der Officer schaute den soeben Verstorbenen noch eine Weile an und warf dann

Das muss man haben:

Ein Dings, wo man nicht weiss, was für ein Bums es ist Mittwoch, 8. Februar 2012, 12:44, Von Dr. Reinhold Weber Die korrekte Übersetzung

des Textes wird, mmmmpf, mit einem Kult T-Shirt belohnt. Danke.

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einen Blick auf den Tatort. Er zuckte mit den Schultern und raunte zum Sergeant: Verdammt, wenn ich nur wüsste, wovon der Typ geredet hat! Ich habe kein Wort verstanden. Sie etwa? Der Sergeant zuckte mit den Schultern: No, Sir! Keine Ahnung! Der Officer: Wieder so ein Vegas-Geheimnis, das diese Gangster mit in ihr Grab nehmen werden. Sie können einpacken, für uns gibt es nichts mehr zu tun. Der Sergeant nickte, dann: Oh, was soll ich damit tun – als Beweisstücke sichern? Der Officer: Was ist das? Der Sergeant: Mh, Plastikbändchen in allen Farben, ich glaube Farbmuster. So Dinger, die die Hotel- und Casinogäste am Handgelenk tragen. Der Officer erstarrte: Nein – wirklich? Mann, warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Der Sergeant: Was? Wieso? Löst das den Fall? Der Officer: Was? Äh nein, wieso denn? Viel besser: meine Tochter macht doch heute ihre Pyjama-Party. Damit können die Mädchen ein wenig Las Vegas Casinos spielen. Der Sergeant: Toll! Und was schreiben wir jetzt in den Bericht? Er zeigte mit dem Daumen zu den Toten. Der Officer: Ach, schreiben Sie etwas von organisiertem Verbrechen und Russenmafia. Das macht sich immer gut. Und die Bändchen nehm ich gleich mit. Erzählen Sie es aber bloss niemand! Der Sergeant: Ich hüte es wie das Schweizer Bankgeheimnis. Der Officer: Na dann müsste ich Sie eigentlich jetzt erschiessen, hahaha! Der Sergeant: Hahaha!

Das muss man nicht haben:

Eine Wespentaille... Freitag, 3. Februar 2012, 15:53 Von Dr. Midi Gottet ...zwischen den Zähnen.

Freitag, 10. Februar 2012, 13:44 Von Dr. Marianne Weissberg. Ich werde oft gefragt: Sie Frau Weissberg, haben Sie alles wirklich so erlebt, wie Sie es für die Kolumne aufnotiert haben? Da muss ich Sie jetzt mal enttäuschen: Ja habe ich! Nichts ist erfunden, sondern alles hautnah recherchiert. Und ich kann Ihnen versichern, dass geht sehr in die Beine, ins Gemüt und manchmal auch ins Geld. Gestandene Männer, die mit einem über mich und vor allem sich selbst reden wollen, bezahlen nämlich neuerdings nicht mehr für diese Gefälligkeit, sondern lassen Frauen auf den Getränken sitzen, die sie notabene grosszügig für diese bestellt haben. Neulich so erlebt. Ich habe also in den mittlerweile fast zwei Jahren, in denen ich meine „Weissheiten“

erlebt, so und so ist es gegangen, ihr wisst jetzt, wie mans machen soll, aber vorallem, es handelt sich ja um Frau Weissbergs turbulentes Leben, das hier ausgebreitet ist, also wie man es lieber nicht machen darf. Und sie macht jetzt alles längst besser. Nebbich!* Und oft erhalte ich dann Dankesseufzer als Rückmeldungen, die seufzen: Wie bin ich froh, dass ich bei Ihnen lesen darf, wie es gehen muss. Sie haben mir den Weg gewiesen! Dankevielmal, denke ich. Dann freue ich mich. Aber ich bin trotzdem noch am Boden, weil all das selber Erleben so anstrengend war. Es wie ist wie beim Acting von Robert de Niro. Der nahm für seine Boxerrolle in „Raging Bull“ auch dreissig Kilo zu und liess sich kaputtschlagen, um den abgefuckten Bo-

zum Besten gebe, über sozusagen alles, was anderen höchstens in zweihundert Jahren zustossen würde, geschrieben. Die Bettina, die mich aber nicht nicht mehr bekritteln darf, würde sagen: Es waren gefühlte fünfhundert Kolumnen, richtig. So hart nehmen die mich nämlich her. Theoretisch weiss ich jetzt fast alles über Wasserschaden, Wirtschaftkrise und Wunderheilungen, aber garantiert immer noch nichts Wahres über Sex, Liebe, Verlassen werden und den bodenlosen Wunder und Kummer, den gerade solche Recherchen mir bereiten. Ich wäre sehr froh, wenn ich jede Kolumnen einfach schmerzfrei schreiben, sozusagen supercool aus dem Ärmel schütteln könnte, weil mir die vorgängigen Recherche schon egal wäre. Dann könnte ich sagen: Schaut mal her, all das habe ich

xer Jake la Motta überzeugend darzustellen. Ich habe mich kürzlich sogar gefragt, ob meine neuen Stirnfalten von diesem beinharten, echten Erleben kommen und Botoxen erwogen. Aber weil ich ja einfach nicht anders kann und sowieso wieder für Sie recherchieren muss, lass ich es bleiben. Die würden ja schnell wiederkommen. Das Leben hört ja nicht auf, die Kolumnen, die es für Sie beschreiben drum auch nie. Und das ist gut so, für Sie und für mich, die oft denkt, dass sie ohne das Beschreiben dieses selbst Erlebten gar nicht überleben würde! Publish or perish, wie wahr! *von Jiddisch ins Deutsche übersetzt: Bullshit! Fotos: Promotion für diesen Film ansehen!, de Niro und der echte la Motta

Günther Wallraff Freitag, 30. Oktober 2009, 17:55 Von David Hugentobler. Der Deutsche Enthüllungsjournalist, der sich einst als Türkischer Arbeiter verkleidet hat und danach über seine Erlebnisse ein Buch schrieb ist zurück. Dieses Mal war er als Schwarzer unterwegs. Wahrscheinlich mit geringem Erfolg. Sieht doch jeder, dass es sich hier um einen angemalten Weissen handelt.


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April 2012

Geboren im Zeichen der Blaumeise

Mittwoch, 26. August 2009, 17:28 Von David Hugentobler. „Und was bist du für ein Tierkreiszeichen?“ Sie setzte sich auf den Barhocker, schlug die Beine übereinander und kuckte mich erwartungsvoll an. „Eine Blaumeise.“ antwortete ich ihr sachlich und nahm einen grossen Schluck Bier. Der fragende Blick meines Gegenübers bat um eine Erklärung. Nachdem ich die Bierflasche wieder von meinem Mund abgesetzt hatte, gab ich sie ihr. „Nun, das Geschwätz über Tierkreiszei-

chen entspringt doch in der Regel der Hoffnung, mehr über seine Kompatibilität mit dem Gesprächspartner zu erfahren...“ Sie antwortete mit einem Nicken, was wohl mehr ein Reflex, als eine Zustimmung war. „..doch meiner Meinung nach, sind die herkömmlichen Tierkreiszeichen dazu aber nicht in der Lage, weil zu wenig aussagekräftig sprich präzise“, beendete ich meinen Satz. Nach einer kleinen Kunstpause, in der ich ein weiteres Bier bestellte, fuhr ich fort. „Aus diesem Grund...,“ ich nahm einen zünftigen Schluck von meinem neuen Bier, das mir der Barkeeper hingestellt hatte, „...aus diesem Grund hab ich eigens Tierkreiszeichen entwickelt, die mehr über die Charaktereigenschaften derer Träger aussagen.“ In den Augen meiner Zuhörerin widerspiegelte sich eine leichte Langeweile, der Rest ihres Gesichtes heuchelte aber Interesse vor. „Da wäre zum Beispiel das Tierkreiszeichen des Elefanten. Elefanten-Geborene haben in der Regel einen grossen Rüssel, der aber nur dann in Wallung gerät, wenn ein richtig dicker Hintern vor ihnen steht. Die im Zeichen des Bonobo-Affen geborenen sind da weniger wählerisch. Sie nehmen alles, was nicht bei Zehn auf

den Bäumen ist. Und wenn sie fertig sind, nehmen sie sich auch die auf den Bäumen vor.“ Ich trank die Flasche leer und bestellte mir ein neues Bier. „Frauen sollten sich vor Kuckuck-Männern hüten. Die legen ihre Eier nämlich mit Vorliebe in fremde Nester. Männer hingegen nehmen sich am Besten bei Filzlaus-Frauen in Acht. Denn war sie einmal an deinem Sack, wirst du sie so gut wie nie mehr los.“ Langsam kam ich so richtig in Fahrt. „Weiter wären da noch die Pottwale, die von Haus aus schwanzgesteuert sind und...“ Leicht gereizt unterbrach sie mich: „Und was für Eigenschaften haben Leute mit dem Tierkreiszeichen Blaumeise?“ Ich nahm einen grossen Schluck Bier bevor ich ihr die Antwort ins Ohr flüsterte: „Nun, Blaumeisen müssen immer zuerst eins Zwitschern, bevor sie zur Sache kommen.“ Ruhig, aber bestimmt, nahm sie meine Hand von ihrem Knie, stand auf, richtete sich ihren Rock gerade und lief nach einer flüchtigen Verabschiedung Richtung Ausgang. Während ich ihr mit glasigen Augen nachschaute, ertränkte ich mich in Gedanken in ihrem Amaretto Sour, den sie halbvoll an der Bar zurück liess.

Heidi plus/minus Seal? Hauptsache der Donnerstag bleibt geritzt!

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hechtplatz eröffnung Dienstag, 23. Juni 2009, 18:08 Von Dr. Rainer Kuhn. wenn fabio den hechtplatz aufmacht, dann ists sommer. Wenn er ihn zumacht, dann ists wieder winter. so einfach ist das in zürich mit den jahreszeiten. Neun monate winter, drei monate sommer. Da hält man sich daran, auch wenn’s pisst, wie an der eröffnung. da lassen sich auch die hübschen szenenachwuchs-mädchen nicht irritieren und tragen luftige leichte kleidchen. schöne aussichten also für das kult-bataillon, welches an diesem abend fak-ausgang hatte. hauptmann meyer war übrigens als erster da. stand etwas schüchtern rum erst, er ist sonst eben kein szeni und drum nicht so geübt im cool sein. ich nehme mich seiner an, was ich jedoch schnell bereute, sass er doch einfach neben dem grossen brunnen und lugte mit grossen augen hinter seinen brillengläsern hervor, schaute an allem vorbei, ins nichts, und sinnierte angesichts des zahlreich vertretenen szene-nachwuchses mit dem gedanken, sich bald mal um eigenen nachwuchs zu kümmern. ich versuchte ihm das kraft meiner erfahrung auszureden bzw. ihn dahin zu bringen, das thema getrost auf später zu verschieben. ich hielt es für sinnvoller für ihn, mir stattdessen in der zwischenzeit einen teller pasta zu holen, weil wozu ist man general, wenn man sich das essen selber organisieren muss? leutnant flach war auch relativ pünktlich. Vor allem aber schien er sich dem bedürfnis hingegeben zu haben, sich anzupassen und erschien drum im weissen hemd und kackbrauner shorts, so wie die meisten auf dem platz. Mit dem unterschied, dass er sich plötzlich alt fühlte und ihn auch hauptmann meyer nicht jünger reden konnte. flach ertränkte seine erkenntnis erst in einem halben dutzend vodka red-bull und anschliessend sich selber im brunnen. davor labberte er mich voll und sagte irgendwas von „wenn ich nicht mehr auftauche, sag bitte meiner freundin, dass meine letzten worte „maria“waren.

hauptmann gottet hingegen kam wohlgelaunt. spät zwar, aber einigermassen zufrieden. sogar seine durch den regen zu einer minivague verkommene föhnfrisur liess ihn nicht davon abbringen scherze über seine soeben absolvierte beckenbodentrainingseinheit zu machen, zwar nicht so lustige wie auch schon, aber ich wusste ja, wie er es meinte und lachte drum aus gründen der motivation mit. korporal hugentobler hingegen fehlte gänzlich. In der fachsprache nennt man das „verschlauft“, meine offiziere und ich entscheiden uns, diese tatsache an unserem nächsten rapport zur sprache zu bringen und ich verhänge mal rein prophilaktisch drei tage scharfen arrest. Die jungen muss man manchmal zwingen, sonst wird das nichts mit der disziplin. reicht schon, wenn seine haare dauernd vom hemdkragen abstehen. meyer stand also mit seinem vorläufig unerfüllten kinderwunsch alleingelassen am pasta-stand, flach trieb mit seinen letzen worten „maria“ auf den lippen im brunnen, gottet trank sich seine minivague egal und hugentobler hatte sich selber abkommandiert. schöner haufen. so gewinnt man natürlich keinen krieg. ich entschied mich drum weder auf die nacht noch auf die preussen zu warten und meine zeit dadurch zu nutzen, mich ein bisschen um die hübschen mädchen zu kümmern, und das war gut so, denn es hatte eine menge zum sich kümmern auf dem platz und der abend ging auch nicht bis in alle nacht. ich erhob dann die schönsten unter ihnen in den stand eines „kult-girls“ und eröffnete ihnen, dass sie nun unter anderem unter meinem persönlichen schutz stehen würden. solche aktionen verleihen einem eine aura von macht, und das ist wichtig, denn wenn man das sixpack nicht irgendwann durch macht ersetzen kann, wird auch für einen mann das älterwerden irgendwann einmmal schwierig. und das will ja keiner. vor allem jetzt nicht, wo der sommer kommt.

Als Dank für die aufopfernden Baby-Jahre, aus denen halt immer noch ein paar Schwangerschaftspfunde hängengeblieben sind Montag, 20. Februar 2012, 12:48 Von Dr. Midi Gottet.

Mittwoch, 8. Februar 2012, 10:51 Von Dr. Marianne Weissberg. Ich weiss gar nicht, wieso immer behauptet wurde, Seal und Heidi seien so ein schönes Paar (gewesen). Der Typ hat doch so ein grusiges Gesicht, heisst übersetzt: Seehund und musste immer bei Heidi auf den Catwalk, wenn sie ihre Schau nicht ganz mit den Trulla-Models bespielen konnte. Ich mache mir jetzt allerdings doch Sorgen, ob es eine neue Staffel von GNTM geben wird. Ich meine, man gewöhnt sich doch an alles. Und so war der Donnerstagabend, an dem man sonst ein gutes Buch hätte lesen müssen, was man nicht tat, sondern den Kühlschrank leerfrass oder das Klo putzte oder halt solche Ersatzhandlungen, weil man am Donnerstag keinen Sex hatte – also der Donnerstag war auf sicher ge-

ritzt: Heidi war bei mir im Fernseh. Und jetzt? Jetzt hat ja eine Ex vom Seal, Frau Patitz, so ein 90ties-Supermodel, Heidi via Klatschkanal erklärt, dass sie sich vorsehen müsse, denn sie, also Frau Patitz, habe immer Angst vor ihrem Boyfriend gehabt. Das hätte ich auch gehabt, denn Männer, die aus Mindererfolgsgründen bei einer Frau andocken, haben auch sonst noch so Minusse. Zum Beispiel Wutanfälle wenn der neueste Ferrari nicht von der Jetzt am Geburri präsented wird. Was ich sagen will, ich hätte Heidi schon lange sagen können, dass Seal ein schlimmer Finger ist, so als Vollreife spürt man das im kleinen Zeh, man hat ja so seine Erfahrungen gemacht. Nicht, dass ich Heidi besonders nett finde, sie quäkt wie Frau Kunzens Badeente, hat ein Bein, das kür-

zer ist als das andere, was unvorteilhaft zur Geltung kam, wenn sie so verklemmt vor den Kandidatinnen stand und sagte: Ich habe heute kein Foto für Trullasoundso. Und, das muss auch gesagt sein, Heidi war immer so angezogen wie aus der Ramschecke der früheren Epa. Alles in allem ist sie kein grosser Bedauerfall, wenn, ja wenn ich sie nicht noch brauchen würde für den Donnerstag. Und so hoffe ich, dass Seal ihr nichts tut und speditiv verschwindet oder speditiv zurückkommen darf, damit Heidi wieder Nerven hat für die glaubs dreissigste Staffel von GNTM. Eins von dem, was, ist mir eigentlich so was von scheissegal. Hauptsache nichts dazwischen und das Heidi bleibt heil! Fotis: Da muss ich jetzt nichts zu sagen, die sind so grusig und sprechen so für sich selbst

«So Kinder. Jetzt geht ihr erst mal in die Schule. Dort lernt ihr was Ordentliches, wie zum Beispiel Schreiben.»


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April 2012

Café Zähringer, von David Hugentobler

Café Zähringer von Rainer Kuhn

Mittwoch, 8. Juli 2009, 14:51 Von Dr. Rainer Kuhn. wieder mal ein netter abend unter freunden. so wars eigentlich gedacht. und so ists auch rausgekommen. nett, im besten fall. mehr nicht. es fing schon an mit der wahl des anzupeilenden lokals. während flach, gottet und hugentobler quasi simultan den mund aufmachten um einen vorschlag auszusprechen, hämmerte meyer „zähringer!“ in die runde. und wiederholte das so schnell und so lange, bis die drei anderen den mund aus atemnot wieder zumachten. „zähringer! zähringer! zähringer! zähringer! zähringer! zähringer!...“ gut, meyer, wir habens zur kenntnis genommen, wir gehen ins café zähringer. einen ort mit nicht wirklich gutem essen und dürftiger getränkekarte und – für mich das schlimmste – ausnahmslos hässlichen frauen. dazu obdachlos wirkende männer und knapp der pubertät entflohene kinder mit verfilztem haar, arabertüchlein um den hals und selbergedrehten zigaretten. oder anders ausgedrückt: alternativer cityscheiss. gottet war den ganzen abend irgendwie scheisse drauf. das essen hatte sich gegen ihn verschworen, genauer gesagt, die petersilien und dann der randensalat, irgendwie auch der meyer, weil er dem midi ein trockenes sandwich zu beissen gab und dann der hugentobler, welcher dem midi nicht sagte, dass seine spinatplätzli keinen randensaft hatte und alles alleine essen wollte. einzig flach schien es ihm angetan zu haben, aber das wohl eher, weil dieser kaum was sagte an diesem abend. gottet ging dann auch schon um zehn, ein date, aber er nannte es nicht date, sondern irgendwas mit high-heels, das jetzt dann mit dem rauchen aufhören will. meyer wollte den ganzen abend nicht rausrücken, was er jetzt an diesem café zähringer so geil fand und selber fanden wirs bis zum schluss nicht heraus. ich nehme mal an, es ging ihm um sein houmoussandwich, welches so aussah, wie es klang und welches er so zu essen verstand, dass

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er nichts, aber auch rein gar nichts, auf seine akkurat gebügelte hose kleckerte. wofür das gut war, wenn es doch schon keine hübschen frauen im umkreis von fünfhundert metern gab, leuchtete mir nicht ein. aber ich kann es mir mittlerweile leisten, nicht alles verstehen zu müssen. flach schwelgte in seinen verliebten monogamen fantasien, blieb ansonsten erstaunlich still, ausser dass er sich einen vodka mit apfelsaft bestellte. (eine kombination übrigens, die nur sinn macht, wenn man den apfelsaft und den vodka aus zwei separaten gläsern zu unterschiedlichen zeiten trinkt). er trank es aber gleichzeitig aus einem glas und ging dann so um halb elf auch schon, ich nehme mal an, er ging, um hinter der nächsten ecke sein unseeliges mix-getränk rauszukotzen. hugentobler war läufig, wollte den schönen sommerabend eigentlich mit einer ebensolchen frau verbringen. aber meyers lokal-befehl zertrümmerte sein vorhaben aufs übelste. also ass er ein bisschen was, trank er ein bisschen was und versuchte den meyer in eine tiefsinnige diskussion zu verwickeln, was ihm jedoch nicht gelang, weil meyer damit beschäftigt war, seine hose nicht zu bekleckern. und ich? war mir den ganzen abend nicht sicher, ob der meyer uns jetzt verarschen wollte oder das zähringer wirklich gut findet. beide varianten offenbarten mir auch nach längerem überlegen keinen nachvollziehbaren grund. trotzdem bemühte sich meine erziehung um freundlichkeit und mein verstand um schadensbegrenzung, ich bestellte drum einen kleinen grünen salat, weil da kann man eigentlich nichts falsch machen, ausser man ertränkt ihn in einer üblen französischen sauce, was dann auch so eintraf. nun, was soll einer wie ich halten von einem abend, an dem es weder vitamine für die augen noch für den magen gab? scheiss-gruppendemokratie, in der jeder lokal-vorschläge für den ausgang machen kann, die man dann auch befolgen muss.

Mittwoch, 8. Juli 2009, 14:52 Von David Hugentobler. Es war ein lauer Sommerabend. Der Hormonspiegel war auf Hochglanz poliert, die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzten Lambada und der Wetterbarometer zeigte auf Sternenhimmel. Einer dieser Abende also, die ich nicht alleine, sondern in Gesellschaft einer umwerfend schönen Frau verbringen wollte. Einer Göttin in Menschengestalt, die sich den ganzen Abend voll und ganz ihrer Lebensaufgabe widmen sollte: mir pausenlos mit ihrer lieblichen Stimme Superlative über meine Liebhaberqualitäten ins Ohr zu hauchen und sich dabei mit ihren Brü... drrring...drrring...drrrrrrriiiing... Das Telefon klingelte. Statt schöner Worte vernahm ich ein heiseres Gegrunze, das ungebremst auf mein Trommelfell hernieder prasselte. Es war Rainer Kuhn, der mir den Marschbefehl für den Abend durchgab: „Um acht Uhr am Hechtplatz.“ Als erstes begrüsste mich Thomas Meyer, der eine Schnute zog, als ob er heute beim Aufstehen im Spiegel statt in sein Gesicht, in das von Alex Flach gekuckt hätte. Er brauchte dringend eine Aufmunterung. Also lobte ich die gelungene Auswahl seiner Garderobe. Mit Erfolg. Meyer strahlte. Als er dann aber anfing sein Geschlechtsteil an meinem Bein zu reiben, wandte ich mich Midi Gottet zu, der gerade von seinem Velo stieg. Wir hatten uns erst am Sonntagabend das letze Mal gesehen. Ich war Midis Gast bei der vorerst letzten Vor-

stellung des Mundartmusicals „Ewigi Liebi“, wo er ein schwules Murmeltier spielte. Und das so gut, dass ich ihn gleich zur Begrüssung mit einer Wagenladung Lob überhäufte. Das freute ihn sehr. So sehr, dass auch er begann sein Geschlechtsteil an meinem Bein zu reiben. Ich liess es über mich ergehen, denn schliesslich ist Midi, im Gegensatz zu Meyer, ein Promi. Am anderen Ende des Hechtplatzes entdeckte ich Rainer Kuhn, der uns mit zwei jungen Bikinimodels im Arm entgegen kam. Auf halben Weg verabschiedete er sich von den Beiden. (Rainer ist im Grunde genommen ein grosszügiger Mensch, doch seine Groupies teilt er mit niemanden.) Irgendwann, mit einer Verspätung von einer gefühlten Stunde, tauchte dann auch Alex Flach auf. Wir waren also vollzählig. Und weil wir alle Mitleid mit Meyer hatten, der seit einer halben Stunde damit beschäftigt war sich mit einem stumpfen Zahnstocher die Worte „Café Zähringer“ in den linken Unterarm zu ritzen, erfüllten wir ihm seinem Wunsch und liefen Richtung Zähringerplatz. Im Café Zähringer bestellte dann jeder erstmal was Gesundes: Meyer ein HumusSandwich, Rainer einen grünen Salat, Midi und ich Teigtaschen gefüllt mit Mais und Flach einen Apfelsaft mit Vodka. Es hätte so ein netter Abend werden können, wenn ich anstatt mit diesen vier NeoGesundheitsaposteln in Gesellschaft einer umwerfend schönen Frau gewesen wäre.

Einer Göttin in Menschengestalt, die sich den ganzen Abend voll und ganz ihrer Lebensaufgabe widmete: mir pausenlos mit ihrer lieblichen Stimme Superlative über meine Liebhaberqualitäten ins Ohr zu hauchen und sich dabei mit ihren Brü... drrring...drrring...drrrrrrriiiing...Meyers Telefon klingelte. Irgendwie kam ich im Café Zähringer nicht so richtig in Stimmung. Auch nicht, als Meyer sein Telefonat beendete und wieder zurück an den Tisch kam. Ich blieb deshalb den Rest des Abends stumm an meinem Platz sitzen und tat so, als ob ich den Anderen bei ihren Ausschweifungen über Sternzeichen, Darmspieglungen und Randenallergie interessiert zuhörte. Doch in Wahrheit warf ich mich in Gedanken vor die Autos, die vor der Predigerkirche einen Parkplatz suchten. Immer und immer wieder.

Café Zähringer, von Alex Flach

Mittwoch, 8. Juli 2009, 14:54 Von Dr. Alex Flach. Erstmals wurden für mich die kulturellen Unterschiede der Kultschaffenden in aller Deutlichkeit sichtbar: Meyer wollte ins Café Zähringer, Gottet vor den Fernseher, ich ins

Pier West, Rainer auf den Hechtplatz und Hugentobler in den McDonalds auf ein Happy Meal. Durchgesetzt hat sich schlussendlich Meyer, weil er geschickt die Intellektuellenkarte gespielt und auch ein wenig mitleiderweckend aus der Wäsche

geguckt hatte. Da sassen wir also. Im Café Zähringer. Rainer liess sich geduldig von zwei in die Jahre und in die Kilos gekommenen Damen zulabern, die ihn noch von ganz, ganz, ganz früher und aus Winterthur kannten, Meyer genoss seinen Sieg und seine erotisierende männliche Durchsetzungskraft, Hugentobler versuchte wechselseitig die dicken Damen gegen Rainer und Rainer gegen die dicken Damen aufzuwiegeln, Gottet staunte wortlos über den wieselflinken Kellner, der das ganze Restaurant im Alleingang bediente (und das obschon er kein Wort Deutsch zu sprechen schien) und ich wunderte mich über das Hausbesetzer-Transparent am Zähringer-Gebäude. Alles war im Einklang: Die Welt, das Zähringer, wir und der Abend. Es war scheisslangweilig. Da gehen wir hoffentlich nie mehr hin.

Café Zähringer von Midi Gottet Mittwoch, 8. Juli 2009, 14:53 Von Dr. Midi Gottet. Erst als der Meyer genüsslich in sein mutig selbstbestelltes Kichererbsenmousse-Sandwich biss, wurde der Abend lustig. Aktion für ein lustiges Zürich, nenne ich das mal. Meyer nahm meinen neugierigen Blick auf und streckte mir das Sandwich unter die Nase. Nach einem unherzhaften Bisschen musste ich zugeben, das Sandwich schmeckte – ganz ordentlich. In Wahrheit schmeckte es wie abgelaufener Thon an einem Zerriebenem-Glas-Dressing. Schrecklich, doch ich sagte Meyer nichts davon, wollte seine Gefühle nicht verletzen. Und da er meine Artikel eh nie liest, wird er es auch nie herausfinden.Der Flach orderte einmal mehr einen Vodka-Apfelsaft. Er hat wohl irgendwo in der Clubszene mitbekommen, dass die Jungen das jetzt trinken. Aber zu Flach muss ich sagen, die Monogamie steht ihm ausgezeichnet. Noch nie

hat der Mann so gut ausgesehen. Selbst nackt, vornübergebeugt und inmitten von Passanten macht er immer noch eine Topfalle. Er erschien im FreizeitArmy-Look und passte so wunderbar ins Gesamtbild des Zähringer Publikums. Wir setzten uns alle an einen grossen Tisch den wir unverhofft mit ein paar alten Bekannten teilten. Wobei beim Begriff „alte Bekannte“ nur der erste Teil zutraf. Sie hiess Maria aber früher nannten wir sie offensichtlich Mary. Wir hatten keine Ahnung mehr wer sie war aber sie kannte Rainers Sternzeichen und meins auch – und sie wusste, dass ich 1996 eine Darmspieglung im Unispital vornehmen liess. Sie gab dem Ausdruck Fernstalking seine Bedeutung. Aber wie’s halt so ist mit diesen Leuten die man nicht mehr kennt, lässt man sich irgendwann brechen und sagt: „Ach, die Mary, alles klar!“ Die Freundin, die sie dabei

hatte, war nett. Sie sagte ganz leise, dass ich aussehe wie der Richard Gere. In Anbetracht, dass Gere die 60 pusht und sich in der Freizeit entklaute Hamster den Darmausgang hochjagen lässt, könnte man das jetzt als Demütigung auffassen. Aber ich schätzte die Dame so ein, dass sie den Gere hauptsächlich von „American Gigolo“ her kannte und somit war für mich die Sache gegessen. Womit wir beim Thema wären. In meiner Hungersnot bestellte ich mit Mais gefüllte Teigtaschen und einen grünen Salat. Das kam alles auf einem Teller und der grüne Salat beinhaltete noch einen Eimer voll Randensalat welcher jetzt unkontrolliert die Unterseite meiner Teigtaschen vollblutete. Vielleicht muss ich hier noch sagen, ich hasse Randen. Wenn mein Randenhass Leute wäre, wäre ich China, okay? Verfickte Scheisse aber

auch. Hungerverzweifelt wie ich war, trug ich jetzt sorgfältig den oberen, unverseuchten Teil der Teigtaschen ab und schauffelte mit dem Messer den kostbaren Mais heraus. Danach flüchtete ich mich in den „grünen“ Salat. Der war aber mit Petersilie besprüht worden. Ich hasse Petersilie. Wenn man im Lexikon unter Petersiliehasser nachschlägt, sieht man mein Bild dort, okay? Sie hätten ja nicht einfach ein ganzes Petersiliesträusschen auf den Salat legen können, so dass ich es mit einer einfachen Handbewegung hätte entfernen können . Nein, es musste die Petesilie-Schrotflinte in Betrieb genommen werden. So blieb mir keine andere Wahl als meine Essensruine dem Meyer rüberzuschieben, welcher dankend annahm, hatte er mit seinem furztrochenen Humussandwich doch viel zu wenig gehabt. Die Höhe war aber, dass der Hugentobler, still wie ein Mäuschen,

sich das selbe Menue einverleibte und es nicht für nötig hielt mir zu sagen, dass seine Maisteigtaschen-Böden von den Randen verschont geblieben sind. Also nötigte ich ihn mir eine halbe Teigtasche abzugeben. Sie wäre so köstlich gewesen – hätte mir der Kuhn nicht den letzten Bissen noch mit seiner Scheisszigi in den Arsch geritten. Als ich mir erlaubte, mich über den Rauch zu ärgern, behauptete Kuhn kindisch, es sei der Flach der rauche. Dabei sah ich doch ganz deutlich die Zigarette zwischen Kuhns Wixgriffeln. Kinder, Kinder, das nächste Mal gehen wir Kegeln oder so. Ich verliess die KULTRasselbande früh an diesem Abend. Ich musste mich schonen, denn bald würde ich nach Ibiza aufbrechen und wer will schon mit einer überarbeiteten/unterschlafenen Niere dort ankommen. Ich nicht. Ciao zäme. Hebet na en Schöne – aber nöd mine! Wuaaahhh...!


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April 2012

Café Zähringer, von Thomas Meyer

Auch ein schöner Rücken kann entzücken...

mit frischer Erde im Mund?“ scherzte er. Ich klärte ihn darüber auf, dass Houmous nicht dasselbe sei wie Humus. Nun verstummte er und senkte das Narrenhaupt. Gegen Bildung ist er machtlos. Alex Flach bestellte Wodka mit Süssmost und wiederholte diese Bestellung mehrere Male. Schliesslich hatte er genug Mut beisammen, mir die Hand auf den Oberschenkel zu legen. Gegen eine Gebühr von 200 Franken durfte er sie dort liegenlassen.

Mittwoch, 8. Juli 2009, 14:50 Von Thomas Meyer. Mit grosser Mühe konnte ich meine KultKameraden dazu überreden, unseren Treffpunkt zu verlassen, diesen komischen Hechtplatz, wo die Szene von 1998 ihr fortgeschrittenes Alter mit denselben Drinks von damals zu ignorieren versucht. „Ja - wohin denn?“ fragte Rainer Kuhn, als beginne für ihn westlich des Hechtplatzes der Aargau. „Ins Café Zähringer!“ rief ich. Kuhn, Flach, Hugentobler und Gottet starrten mich an, als hätte ich einen Spaziergang

zum Nordpol vorgeschlagen. Schliesslich - ich sagte einfach so oft „Zähringer“, bis sich die Meute endlich in Bewegung gesetzt hatte - sassen wir im Café Zähringer. Wie auch die Rote Fabrik leidet dieses Lokal an akutem Sozischeiss, macht diesen aber durch gute Küche wett. Gern erscheine ich in diesen Lokalen im gestärkten Hemd und referiere, während ich ein Bio-Gericht verzehre, laut darüber, dass die Sozialhilfe abgeschafft gehöre. Ich bestellte also ein Houmous-Sandwich. Midi Gottet, für den südlich des Hechtplatzes Afrika beginnt, starrte mich schon wieder an wie einen Perversen: „Was willst du

Dichtung und Wahrheit: Herr Mohrenkopf

Dienstag, 23. November 2010, 13:55 Von David Hugentobler. An einem sommerlichen Samstagmorgen, rief hinter Glas verborgen, eine Zucker-Mandel ganz in blau, laut und gar bisschen minder schlau, dem Herrn Mohrenkopf was zu, der wie immer ganz in Ruh, stolz vorne auf der Theke stand und wohl der Zucker-Man-

dels Ruf, als laut und gar bisschen minder schlau empfand. „Herr Mohrenkopf, herr Mohrenkopf!“ rief die Zucker-Mandel unentwegt, doch Herrn Mohrenkopfs Mund blieb stumm und sichtlich unbewegt. „Warum bleibt Herr Mohrenkopf denn nur so still, wieso er mir wohl nicht antworten will?“ fragte sich die Zucker-Mandel Pink vor Scham und fing nun laut zu weinen an. Eine Kaffeebohne frisch vom rösten, wollte die Zucker-Mandel mit Worten trösten. Bedacht für wiederkehrende Ruh vor Ort, eröffnete sie im Flüsterton das Wort: du kleine, dumme Nuss, der Herr Mohrenkopf heisst doch jetzt Herr Schokokuss.“

Seite elf

Freitag, 24. Februar 2012, 11:43 Von Dr. Midi Gottet ...ist die Softcore-Version eines möglichen Titels für dieses Bild. Eine etwas härtere Gangart wäre zum Beispiel: 1. Mann, dieser Schwanz auf meinem Rücken geht mir gehörig auf den Sack!

2. Drei Schwänze für ein Hallelujah. 3. Der Tag als Dirk Diggler auf mich drauf fiel. 4. Arschgeweihe sind für Pussies. 5. Ihr denkt wohl, das hier sei ein Riesenschwanz. Wartet, bis ich mich auf den Rücken lege.

Rainer erwog den Kauf eines Knoblauchbrotes und sinnierte darüber, ob dies angebracht sei, wo er doch höchstwahrscheinlich von seiner Partnerin noch den Verkehr einfordern wolle. Wie ein Räuber kam er dann zum Schluss, dass er sich an diesem Abend beides nehmen werde: Weib und Knoblauchbrot. Von Hugentobler schliesslich war wenig zu vernehmen. Wie jedesmal fummelte er an seinem Haar herum und schenkte mir schüchterne, aber intensive Blicke. Nur einmal meldete er sich zu Wort und lobte in salbungsvollen Sätzen meine Garderobe. Wo sowas zu erstehen sei, wollte er wissen, und liess seinen Blick an mir herabgleiten. Ich wusste nicht, ob er meine in der Tat perfekt sitzenden Hosen meinte oder etwas anderes, und gab keine der zahlreichen und unerschöpflichen Quellen meiner Anmut preis.

babe of the week Dienstag, 14. Februar 2012, 17:59 Von Dr. Stefan Birri Party: Opening Hausbar; Location: Hausbar. Hier findest du alle Nice Girls: zuerich.usgang.ch/picturecategory.php?page=0&n=1

Das muss man nicht haben:

einen arsch aus eisen Mittwoch, 8. Februar 2012, 16:36 Von Dr. Reinhold Weber Zumindest aber texanisches Sitzleder.

Für alle Frauen, deren Männer sich NIEEEEEE entschuldigen! Also für SIE ALLE!

Mittwoch, 15. Februar 2012, 13:57 Von Dr. Marianne Weissberg. Ich weiss, ich weiss, normalerweise hängt man Tampons nicht an die grosse Glocke. Die wurden ja in den TV-Reklamen immer so blau gefüllt abgebildet, was ich komisch fand, denn also ehrlich bloss der Adel hat ja blaublütiges Blut. Item, jetzt aber hat OB wirklich was Frauenfreundliches kreiert. Wahrscheinlich gab es da eine COette, deren Macker sich nie entschuldigten. Das ist ja eine Männerkrankheit, dass die Jungs lieber ihre Zunge runterschlucken,

als zu sagen: ES TUT MIR LEID, WAS ICH ANGESTELLT HABE MIT DIR!! BITTE VERZEIH MIR!! Drum spielte jetzt diese Tampon-Firma einen Musikfilm ein, den Sie personalisieren können und dann können Sie ihn schluchzend ansehen (der Sänger ist auch süss), und dann können Sie den Link auch noch an alle Nichtentschuldiger senden, einfach weil das ein gutes Gefühl macht. Ich arbeite bereits an meiner Liste, auf die alle meine Nichtentschuldiger draufkommen. Und die ist lang, sehr lang! Übrigens, nicht die Geduld verlieren, wenn das Filmli nicht gleich startet, gut Ding braucht Weile. Und ich die Hilfe von zwei Nachbarinnen. Und immer, wenn sie mich vor Freude quitschen hören, wissen die zwei, dass ich jetzt grad das Entschuldigungs-Filmli anschaue! Here we start: www.obtampons.ca/apology

Spuren der Zeit Mittwoch, 30. September 2009, 11:36 Von David Hugentobler Die sah auch schon mal besser aus.


April 2012

babe of the month

KULT.CH

Photographer: Willy Montella



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April 2012

Ich, im Zumba

Dienstag, 7. Februar 2012, 12:28 Von Dr. Midi Gottet. Egal wie griesgrämig man gerade drauf ist, nach zehn Minuten Zumba, geht einem im Herzen die Sonne auf. Achtung, fertig, Zumba und schon tanzt man mit dreissig anderen Frauen mit viel Hüftwunder dem Sonnenuntergang im imaginären Club Med entgegen, obwohl es nur eine bitterkalte Dezembernacht in einem Altersheim-Aktionsraum in Zürich-Hottingen ist. Könnte mich mal bitte jemand ins Füdli chlüben, denn ich habe das Gefühl, ich träume. (Autsch!) Doch nein, es ist war. Ich stehe hier tatsächlich zwischen vielen leicht bekleideten Damen welche sich synchron im Takt der Musik durch verschiedene Choreos bewegen und liebevoll darüber hinwegsehen, dass ich ein absoluter Fremdkörper bin. Denn ja, etwas stimmt hier nicht. Himmel! Ich bin tatsächlich eine begeisterte Zumba-Tante, gefangen in einem Männerkörper. Wie zur Hölle konnte das geschehen? Wie immer, hatte ich absolut keine Lust mich körperlich irgendwie anzustrengen, geschweige denn, schwierigen ZumbaSchrittfolgen zu folgen. Ich denke, sie können mir folgen. Wie immer, wenn das Fallbeil für die nächste Folter einer anstehenden Fit-for-Life-Kolumne niedersaust, werde ich, und das sollte dieses Mal nicht anders sein, zur fleischgewor-

denen Unlust. Wenn Unlust Leute wäre, wäre ich China. Okay? Okay. Aber eben, sie würden diese Zeilen hier nicht lesen können, hätte ich mich nicht einmal mehr dazu überwunden, dem inneren Schweinehund eine reinzuhauen. Doch es tat, wie immer, grässlich weh. Um Punkt 21Uhr stand ich brav zwischen etwa dreissig Frauen und fügte mich der Gewalt der Gezeiten. Herrin der Gezeiten war Nancy Staub, ein unscheinbares Energiebündel, welches innert Sekunden zur bösen, drahtigen Zumba-Kampfmaschine mutieren konnte. Wäre die gute Nancy nicht im fünften Monat schwanger gewesen, hätte ich eine prima Erklärung dafür gehabt, ihrem Pace nicht folgen zu können. Aber eben, sie war im fünften Monat schwanger – und ich nicht. Sie war eine Frau und ich nicht. Sie konnte Zumba und ich nicht. Üblicherweise würde ich ungefähr an dieser Stelle meiner Kolumne mit der Aufzählung beginnen, was ich in meinen jeweiligen sportlichen Abenteuern so an Übungen durchgepowert habe. Aber so stark ich mich auch konzentriere, mir kommt einfach nichts mehr in den Sinn von all dem, was ich in diesen 60 Minuten Zumba gemacht habe. Oder soll ich besser sagen, nachgemacht habe? Oder soll ich besser sagen, versuchte nachzumachen? Von der ersten Minute an war nämlich

Casa Hugentobler

Mittwoch, 27. Januar 2010, 06:58 Von David Hugentobler. Sie kennen das: es ist Sonntagabend. Die Ledercouch in Ihrem Wohnzimmer trägt schon seit Stunden Ihre Körpertemperatur, das TV-Gerät ist an, das Gehirn aus, und die Fernbedienung spielt mit dem Gedanken, Sie wegen Missbrauch anzuzeigen. Irgendwann kommt Katja Stauber ins Bild und erzählt von einem Elend hier, einem Unglück da, einem Unfall dort und zwei Geiseln in Libyen. Und auch die Wetterprognose bringt nicht viel Licht in den trüben Alltag: neblig, nass, kalt. Das Einzige, das heute ihr Gemüt noch aufheitern könnte ist die Pizza, die Sie vor einer Stunde bestellt haben, auf die Sie aber noch mindestens eine dreiviertel Stunde warten werden. Dann, endlich: es klingelt. Ein durchnässter, junger Mann steht vor der Türe und streckt Ihnen eine lauwarme Pizza

entgegen, die Sie ein paar Minuten später mehr nach Karton erinnern wird, als die Packung, in der sie geliefert wurde. Durch die offene Türe kommt kaltnasse Luft an Ihre nackten Waden, was Sie dazu bewegt, dem durchnässten, jungen Mann die Suche nach dem Wechselgeld zu ersparen. Sie schliessen die Türe. 6 Franken Trinkgeld für eine Pizza?! Sie spinnen doch. Wirklich bereuen tun Sie Ihre wetterbedingte Grosszügigkeit aber, als Sie beim öffnen der Pizzaschachtel auf eine Pizza Margarita, statt der bestellten Pizza Calabrese blicken. Und leider stimmt Sie auch der Biss in ein kaltes, fades Etwas nicht versöhnlich. Da Sie heute nicht mal mehr Giacobbo und Müller zum Lachen bringen werden, beschliessen Sie sich ins Bett zu gehen. Hungrig. Zum ersten Mal seit langem freuen Sie sich auf den Montag. Es hätte so ein schöner Sonntagabend werden können, denken Sie sich noch vor dem Einschlafen. Vorausgesetzt, Sie hätten Buitoni-Pizzateig, zwei Esslöffel Olivenöl, Tomatensugo, Büffelmozarella, ein paar Scheiben Culatello di Zibello, einen Zweig Cherrytomaten, frischen Basilikum, Oregano, ein paar Esslöffel Mascarpone und eine nette, hübsche Bekannte im Haus gehabt.

mein, schon von Natur aus unterdurchschnittlich ausgestattetes Bewegungszentrum meines Gehirns, überfordert mit der Aufgabe alle Schrittkombinationen korrekt nachzustolpern. Stetig war ich eine Nanosekunde im Hintertreffen, was in meiner Birne einen „Constant Error“ auslöste. Dazu prasselten auf meine Ohrmuscheln dezibelgeschwängerte AfroRhythmen ein, welche meine Konzentration fürs Wesentliche zusätzlich verringerten um nicht zu sagen pulverisierten. Und die Tatsache, dass sich in jedem möglichen Blickfeld (ich stand in der Mitte des Raumes) tanzende Frauen befanden, liess mein einfaches Männergemüt etwa auf den Intellekt eines aufgeschäumten Ackergauls schrumpfen, der zur Befruchtung bereit steht. Kein schönes Bild. Gebe ich zu. Aber die Karikatur von Swen bringt die Situation so ziemlich auf den Punkt. Aber, und jetzt kommt das Bemerkenswerte, egal wie benommen und lendentaumlig ich mich durch die Zumba-Choreos kämpfte und dabei meine Menschenwürde haufenweise ins eigene Grab schaufelte, je länger ich das tat, je glücklicher wurde ich. Ja, sie haben richtig gehört. Zumba macht glücklich. Nicht Geld, Gold oder Geiz, nein Zumba. Es muss irgend etwas mit den sich stetig wiederholenden Bewegungsabläufen zu tun haben. Da entstand dieses wohlige Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl. Nach jeder Tanzsalve gab’s eine kurze Verschnaufpause mit eingebautem Applaus, den wir uns selber schenkten. Danach ging’s gleich weiter mit einem neuen Musikstück und weiteren Tänzchen, wie früher in der Disco, einfach nüchtern - und älter. Aber denken sie jetzt nicht, Zumba sei nicht anstrengend. Boah! Es ist anstrengend, fragen sie meine Lunge. Ich möchte ja nicht wissen, wie ich leiden würde, wenn Nancy mal nicht im fünften Monat schwanger die Stunde gibt, denn, ich Gegenteil zur ihr, setzten bei mir frühzeitige Wehen ein. Doch es war ein guter Schmerz, der sowieso laufend von meinen Endorphinen egalisiert wurde. Erst am nächsten Morgen als mein, eh schon steifes Becken, von einem bösen Muskelkater glasiert wurde, merkte ich, was ich meinem Körper angetan hatte.

Seite fünfzehn

Noch blutig weil frisch gestochen: Die brandaktuelle Top5 der coolsten, weil originellsten Finger-Tattoos im Netz Montag, 13. Februar 2012, 08:46 Von Dr. Midi Gottet. Für den Fall, dass sie nie mehr eine Stelle

als Bankschalterangestellter bekommen möchten - einfach ein Sujet wählen und nachstechen lassen.

«The Slave – A blazing, passionate story of temptation and love!» Buch, um die Liebe zu verstehen. Der Autor: Isaac Bashevis Singer, geb. 1904 in Polen, stammend aus einer RabbinerFamilie, 1935 in die USA emigriert, schrieb in Yiddish, um die Sprache zu bewahren, übersetzte dann selber ins Englische,1978 Nobel Preis in Literatur, alle seine Bücher gibts auch auf Deutsch. de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Bashevis_Singer Fotos: Mein Exemplar, es ist antiquarisch und riecht noch ein wenig nach einer unbekannten Bibliothek in Amerika; Singer beim Schreiben P.S. Beste Besserung, mein Schöner...:)

Donnerstag, 16. Februar 2012, 11:44 Von Dr. Marianne Weissberg. A single bird call began the day. Each day the same bird, the same call. It was as if the bird signaled the approach of dawn to its brood. Jacob openend his eyes. The four cows lay on their mats of straw and dung. In the middle oft the barn were a few blackened stones and charred branches, the fireplace over which Jacob cooked the rye and buckwheat cakes he ate with milk. Jacob’s bed was made of straw and hay and at night he covered himself with a coarse linen sheet which he used during the day to gather grass and herbs for the cattle.

It was summer, but the nights were cold in the mountains. Jacob would rise more than once in the middle of the night and warm his hands and feet on the animal’s bodies….. Ich bin mittlerweile auf Seite 35 und kann nicht mehr aufhören zu lesen. Welch wunderbarer Anfang einer Erzählung, die mit jeder Seite wundervoller und tiefer wird. Drum habe ich auch keine Zeit, eine Kolumne zu schreiben… Eva Illouz, über deren neues, aussergewöhnlich kluges Buch ich vor ein paar Wochen hier: www.kult.ch/article.php?article_ id=3438 kolumniert habe, empfahl Singers


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April 2012

Hätte doch Arnold Schwarzenegger früher ...

Fragen am Sonntag

Montag, 25. Januar 2010, 12:56 Von David Hugentobler. Gleich nachdem die Serviertochter mir den grossen Kaffee brachte, den ich gefühlte 15 Minuten vorher bei ihr bestellt hatte, vermischte ich eine Säckchen Zucker und ein halbes Kaffeerähmchen mit der braunen, dampfenden Brühe und führte die Tasse an meinen bereits ungeduldig gewordenen Mund. Einem ersten, kleinen Schluck folgte ein zweiter, grösserer, dann wieder ein kleiner, gefolgt von einem grösseren. Dann wieder ein kleiner, gefolgt von einem grösseren und so weiter und so fort. Nach dem 20 Schluck löste ich die Tasse gelangweilt wieder von meinen Lippen, stellte sie auf das Tischchen, das neben mir stand und griff unmotiviert zur Zeitung, die der Gast vor mir liegen gelassen hatte.

Im ersten Artikel war der Gliedstaat New York der Schauplatz einer Schiesserei, in der ein 59-Jähriger Bauer erst seine 51 Kühe und dann sich selber erschossen hatte (als Grund wurde ‚offenbar persönliche Schwierigkeiten’ angegeben). Im zweiten Artikel, auf derselben Seite, war es der Gliedstaat Ohio, wo Barack Obama amerikanische Finanz- und Versicherungsgesellschaften in ungewohnt scharfen und emotionalen Worten verbal niederstreckte (ein Grund wurde hier nicht angegeben, aber ich vermute: ‚offenbar persönliche Schwierigkeiten’). Ein dritter Artikel berichtete über 150 Leichen, die im Nigerianischen Gliedstaat Plateau in einem Dorfbrunnen gefunden worden seien. Nachdem ich erstmal leer schlucken musste (die Kaffeetasse war mittlerweile leer), widmete ich mich dem wachsenden Fragezeichen, dass von innen meine Schädeldecke zu durchbrechen drohte: was zum Teufel ist ein Gliedstaat? Ein Staat, in

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dem die männliche Einwohnerzahl höher als die weibliche ist? Und was, wenn mehr weibliche als männliche Menschen darin wohnen? Handelt es sich dann um einen Problemzonenstaat?

Donnerstag, 9. Februar 2012, 08:44 Von Dr. Midi Gottet ...mehr Östrogen statt dauernd nur Ana-

bolika gespritzt, dann könnte er heute wenigstens noch mit seiner Achselhöhle schlafen.

Und noch eine Frage drängte sich unweigerlich auf: wenn im vorderen Teil dieser Zeitung Gliedstaaten die Hauptrolle spielen, was für Staaten kommen dann im hinteren Teil zum Zug? Fragen über Fragen, die in diesem Moment aber allesamt im Schatten jener Frage standen, die schon seit geraumer Zeit auf meiner Zunge brannte: warum sitze ich eigentlich an einem Sonntagmittag alleine in einem langweiligen Restaurant vor einem lauwarmen Kaffee und schlage die Zeit mit hirnlosen Fragen tot? In Gedanken ertränkte ich mich in dem Glas Coca Cola Zero, das die Serviertochter dem vollschlanken Gast Vis à Vis von mir gerade auf den Tisch knallte.

meyer beim skifahren gesehen

Donnerstag, 28. Januar 2010, 06:57 Von Dr. Rainer Kuhn. also gut, liebe gemeinde, ich weihe euch ein, ihr, die nach antworten dürstet auf die frage: wo ist thomas meyer? gerüchte kamen auf, die nicht dementiert wurden und drum ohne widerspruch auf dieser seite stehen gelassen werden, gerüchte von einem, der

behauptete, thomas meyer eine brille aufs gesicht tätowiert zu haben, einem, der eine offizielle vermisstenanzeige aufgegeben hatte, einem, der unter den schweizer prominenten eine solidaritätsaktion auszumachen glaubte, bis zu jenem durchgeknallten hirn, welches die geschichte streute, thomas meyer hätte eine sekte

aufgemacht. ich kann euch beruhigen, keine von diesen geschichten ist wahr. thomas meyer geht es gut, er erfreut sich bester gesundheit, macht regelmässig yoga und leckt jeden abend seine tattoos ab. wie immer. menschen ändern sich nicht wirklich, sie machen vielleicht mal das eine mehr als das andere, manchmal das andere mehr als das eine, manchmal sieht man sie, manchmal nicht. ich hab ihn am wochenende gesehen. von weitem. beim skifahren. er fuhr etwa 100 meter vor mir, dicke skijacke, dicke rogerstaub-kappe und dicke skibrille. Eigentlich noch schwierig zu erkennen, auf diese distanz, in diesem outfit, denkt ihr, das hätte jeder sein können. nein, sage ich euch, es war meyer, in der beiz weiter oben habe ich skistöcke gesehen, auf dem einen war „rechter skistock“ eintätowiert, das waren seine, bestimmt. ihr seht. meyer lebt. und jetzt gehet hin und verkündet die frohe botschaft.

Partylöwen der Woche

Mittwoch, 22. Februar 2012, 13:34 Von Dr. Alex Flach. Nach all den lustigen Partylöwen wird’s Zeit für etwas Ernsthaftigkeit, denn das Leben ist kein Bonihof (auch wenn manche Banker was anderes

denken und Dank an die Rote Fabrik für dieses 1A Wortspiel). Das Genre Reggaeton, wie auch andere karibische Stile wie Ragga, die von Ska und Reggae abgeleitet wurden, ist in den

vergangenen Jahren immer wieder mal wegen homophober Äusserungen seiner Galionsfiguren in die Schlagzeilen geraten. Die Bandbreite bedenklicher Äusserungen von Stil-Exponenten reicht dabei von der subtilen Missbilligung von schwulen Ehen bis hin zur expliziten Aufforderung, alle Homosexuellen umgehend und mittels einer Schusswaffe über den Jordan zu befördern. Auch in der Schweiz sorgten anstehende Konzerte von solchen „Musikern“ bereits für entsetzte Berichte und Proteste von aufgebrachten und besorgten Mitbürgern. Einige, tendenziell sehr zwiespältige, Veranstalter hat dies dennoch nicht davon abgehalten, Konzerte mit solchen minderwertigen Subjekten auszurichten. Aber es gibt ein sanft-sonniges Pink am Horizont; dieses Bild wurde an einer Party namens „Cream of Reggaeton“ im CU Club in Bern aufgenommen. Es scheint also so, dass sich die (auch hiesigen) Reggaeton-Veranstalter endlich eines Intelligenteren besinnen und sich anschicken würden, auch Menschen mit gleichgeschlechtlichen Vorlieben einen Platz in ihrer bis dato strunzdummen und engstirnigen Welt einzuräumen. There is hope. Keep chasing for the rainbow. Und so

Meyers tolle Facebook-Tipps

Montag, 15. Juni 2009, 19:46 Von Thomas Meyer. Das Potential der Statusmeldung wird massiv unterschätzt. Zwar wird man dort gefragt, was man gerade

mache, doch sollten Sie sich dadurch nicht aufgefordert fühlen, ihre tatsächliche aktuelle Tätigkeit zu vermelden. Diese interessiert nämlich kein Schwein, es sei denn, Sie erwürgen gerade den gesamten Bundesrat. Schreiben Sie darum in dieses wunderbare kleine Feld lieber etwas in der Art, dass Sie gerade den gesamten Bundesrat erwürgen.

Das muss man nicht haben:

Das muss man haben:

Einen sauberen Eine OberlippenHintern bartbedeckung Dienstag, 24. Januar 2012, 17:22 Von Dr. Midi Gottet. Denn, spätestens seit diesem Bild hier, ist man neu der Meinung, „Hintern abwischen“ sei in unserer Gesellschaft total überbewertet.

Donnerstag, 2. Februar 2012, 09:04 | Von Dr. Reinhold Weber. Damit dir das bisschen Flaum unter der Nase nicht auch noch abfriert.


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April 2012

18 Verbote, welche die Schweiz tatsächlich nötig hätte

Mittwoch, 2. Dezember 2009, 17:46 Von David Hugentobler 01. Ein Einfuhrverbot von Ed Hardy-TShirts. 02. Ein Kopftuchverbot für Chris von Rohr. 03. Ein Arbeitsverbot für die Friseure von Doris Fiala, Nella Martinetti und Erich Hess. 04. Ein Redeverbot für Renzo Blumenthal. 05. Ein Verhüllungsverbot für Alena Gerber. 06. Ein Giacobbo-Auftrittsverbot bei Gia-

cobbo/Müller. 07. Ein Platinum Room-Hausverbot für Carl Hirschmann. 08. Ein Tram-Verbot für lärmende Schulklassen. 09. Ein Einreiseverbot für Tokio Hotel. 10. Ein Medienverbot für Geschichten über Lady Gaga, Katie Price, Paris Hilton, Amy Winehouse, Lindsay Lohan und Eisbär Knut und Braunbär Finn. 11. Ein Fortpflanzungsverbot für Lukas Reimann. 12. Ein Denkverbot für Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (siehe: www.kult.ch/ article.php?article_id=845) 13. Ein Baustellenverbot für Zürich. 14. Ein Viagra-Verbot für Alexander Pereira. 15. Ein Tanzverbot für DJ Bobo. 16. Ein Legginsverbot für dicke Frauen. 17. Ein Ausreiseverbot für Bundesrat Hans-Rudolf Merz. 18. Ein Sendeverbot der 5. Staffel von ‚Die grössten Schweizer Hits’.

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In the Name of the King 2: Two Worlds Montag, 6. Februar 2012, 11:26 Von Dr. Dominik Hug. Ich freute mich echt auf dieses Werk. Der umstrittene deutsche Regisseur Uwe Boll in Zusammenarbeit mit IKEA-Mann Dolph Lundgren. Was war ich doch gespannt auf das Endresultat dieses Joint Ventures. Inhalt: Ex-Soldat Granger (Dolph Lundgren) geniesst das stille Grosstadtleben in Vancouver und unterrichtet Kinderkarate. Eines Nachts wird er jedoch in seinem Haus von einer Gruppe maskierter Männer angegriffen und von einer geheimnisvollen Frau durch ein Wurmloch zurück ins Mittelalter gezogen...

das Budget noch geschätzt 7 Millionen Dollar (der Erstling hatte ein Budget in der Höhe von 60 Mio. US-Dollar).

Uwe Boll‘s „Darfur“ war ein richtig derber Schlag in die Magengrube. Selten hat ein Film mich so dermassen mitgenommen. Ein kleines Meisterwerk. Eigentlich unglaublich, ist derselbe Mensch verantwortlich für „In the Name of the Kings 2“, die Fortsetzung von „In the Name of the King“ mit Jason Statham aus dem Jahr 2007. Statham konnte er sich für dieses Sequel jedoch nicht mehr leisten, betrug

Hätte, wäre, wenn... Denn hier scheitert der Spass. Alleine die Idee, ein Wurmloch von Grangers Wohnzimmer direkt ins tiefste Mittelalter in die Story einzubauen, wirkt wie die grösste Verarsche am Zuschauer - und zugleich wars für mich der grösste und einzige Lacher des Streifens. Wie hätte man dies retten können? Nun, indem der Darsteller aus unserem Jahrhundert sich im Mittelalter nicht zurecht

Dolph Lundgren ist als Hauptdarsteller eines Actionstreifens grundsätzlich eine Bank. Man weiss, was man kriegt, wenn man den grossen Schweden engagiert. Und an ihm scheitert der Film auch nicht. Auch der Rest der grösstenteils unbekannten Darsteller sind keinen Totalausfälle, wie es sie vor gut zehn Jahren noch in den bulgarischen Seagal-Produktionen zu Hauf zu sehen gab. Mit einem gescheiten Drehbuch wäre hier vielleicht wirklich noch was dringelegen...

findet, sich fragt, warum was passiert ist, vergleiche mit unserer Gegenwart anstellt, etc. Nichts dergleichen passiert. Granger landet im Mittelalter und agiert, als wäre dies das normalste der Welt. Auch der sonstige Verlauf der Geschichte ist einfach nur lächerlich. Ich an Grangers stelle wäre kurz vor dem Endfight zurück in meine Realität gesprungen, hätte mich mit einigen Schusswaffen und Explosives ausgestattet und hätte den ganzen Wald so dermassen auseinandergerupft, dass jeder grüne Politiker direkt in ein Schock-Koma gefallen wäre. Aber ja, das wäre nur meine „pazifistische“ Lösung gewesen. Boll hingegen schickt Granger durch einige todlangweilige und unmotivierte Fights gegen maskierte Männer oder äusserst schlecht animierte Monster. Machen wirs kurz... Fazit: Finger weg. Boll beweist mal wieder, dass er sich traut, richtig schlechte Ware auf den Markt zu bringen. Schade, denn der Mann kann mehr...

Schön Schluss machen! Montag, 20. Februar 2012, 10:29 Von Dr. Marianne Weissberg. Wieso gibt es

soviele Singles? Weil wir zwar alle eine Beziehung - grauenvolles Wort, und es sagt

ja viel aus, dass wir dafür nur so eine grauenvolles Wort haben, oder? – ersehnen, aber wissen, dass wir unweigerlich Schluss machen müssen. Und das ist meist noch grauenvoller als die Beziehung selbst. Ich selbst bin keine Spezialistin im Schluss machen, bei mir passiert das entweder in drei Sekunden oder dann zieht es sich über fünf Jahre hin, so wie das letzte Mal. Grauenvoll! So geht das nicht, das macht nämlich alles kaputt, was vorher doch noch ganz schön war. Nun habe ich gestern das erste Mal richtig schön Schluss gemacht. Soll ich Ihnen das Geheimrezept verraten? Schon. Also – er und ich kennen uns seit Jahrzehnten. Ich sage nur: Ratte! Also nicht er, aber er war schon mal mein Held und rettete mich vor so einem Nager, vor dem alle Frauen kreischend fliehen. Mein Gott waren wir da noch jung und unschuldig, na ja, eher jung und doof, aber gleichzeitig mutig. Um sich retten zu lassen/zu retten. Mittlerweile sind wir längst separat Papa und Mama, mit jeweiligem Nachwuchs, quasi eine Patchworkfamilie, die sich aber gar nicht kennt. So sassen wir also neulich bei mir am Tisch und assen Muffins mit vielen bunten Smarties, und ich erlaubte seinem Nachwuchs, bloss die Smarties wegzupicken, was zu einer Erziehungsdiskussion führte. Hier sah ich, wie es gewesen wäre, wenn wir gemeinsam Kids gehabt hätten. Wenn Mama sagt, ihr dürft alles, auch Fernsehen bis am Morgen, Papa auf gesunden Magen- und Hirninhalt achtet, sind Probleme vorprogrammiert. Zur Strafe verwandelten wir ihn mit einem Zauberstab in einen Goldfisch, dann in meine Haushündin. Kurz, es war sehr lustig. Dann nörgelte er herum, dass ich immer mit ihm ausgehen wolle, dabei sei er doch immer müde. Ich sagte, das stimmt gar nicht, also das mit dem Ausgehen. Dann drehte er mir umgehend JEDEN Satz im Mund herum, der bei mir schon ganz säuerlich aussah. Wir bemühten uns, uns vor den Kindern nichts anmerken zu lassen, wie viele Male wir das Thema schon bestritten hatten. Die machten jedoch nun das 1000XXLZauberfee-Puzzle, bei dem ich wegen meiner Echauffiertheit, weil er immer die Unwahrheit sagt, nur grad zwei Teile ineinandermechte, die auch noch falsch. Kennst du den Film „It’s Complicated“, mit Meryl Streep und Alec Baldwin?, wollte er wissen. Ja, den liebe ich, rief ich. Kennst du „Something’s Gotta Give“ mit Diane Keaton und Jack Nicholson?, fragte ich, denn die Autorin im Film, die über dem

Compi heult, weil sie alles aufschreibt, was ihr passiert, bin ich. Hier ergaben sich, wie Sie merken, die letzten harmonischen Momente unserer komplex komplizierten Beziehung. Wollen wir doch noch essen gehen?, fragte er. Ich sagte: Ja, wohin gehst du gerne? Er sagte: Italienisch. Ich sagte: Ich lieeebe Lasagne. Er sagte: Wir machen das so, bestellen schon beim Reinkommen, dann geht’s schneller mit dem Essen. Ich sagte: Dann gehen wir doch gleich zum Mac, geht noch schneller und wir müssen uns noch kürzer aushalten. Da sah ich uns an und sah, wie es wäre, wenn wir wirklich ausgehen würden, viele Kinder hätten, diese ewigen Beziehungsdiskussionen führen müssten. Wollen wir nicht besser hier und gleich Schluss machen, bevor es überhaupt losgeht?, fragte ich. Oder hat er das gesagt? Nein, ich stelle mir vor, ich war es, weil es ist halt doch

schöner, selber Schluss zu machen. Dann sahen wir uns erleichtert an, so schön Schluss gemacht zu haben, bevor wir uns hassen würden. Und das sagten wir uns auch und dann legten wir das Puzzle speditiv fertig, wobei ich immer noch keine grosse Hilfe war. Jetzt können wir völlig unbelastet essen gehen, ganz ohne Hintergedanken oder böse Absichten. Aber vorher kommen noch die Kids zu mir zur Pischamaparty, und dann dürfen die mich in einen Vielfrass verzaubern und fernsehen, was sie wollen. Und als sie gingen, winkte ich ihnen nach und war etwas traurig, alleine zurück zu bleiben, ganz wie beim echten Schluss machen. Fotos: Abgepickte Zaubermuffins, verzauberter Mann in Haushündin, die Fotos zum Filmtipp: It‘s Complicated


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April 2012

E for Ecstasy

Dienstag, 21. Februar 2012, 10:04 Von Dr. Henrik Petro. Als Ende letzten Jahres Opel den neuen Astra GTC präsentierte, schickte die Presseabteilung gleich mehrere historische Fotos mit, welche die Geschichte der Baureihe bis zu ihren Anfängen 1936 noch unter dem Namen Kadett dokumentieren sollte. Ein Foto erregte sofort meine Aufmerksamkeit. Es zeigte den Kadett E, der im August 1984 präsentiert und zum «Auto des Jahres» gewählt wurde. Mit einem cW-Wert von 0,30 ist der sportliche GSi mit 115 PS zu seiner Zeit die windschlüpfigste Limousine der Welt. Das Auto gefiel mir damals – ich war gerade mal 16 Jahre alt – ausgesprochen gut. Ich fand das Design unverschämt futuristisch und gewagt – eine Einschätzung, die beim heutigen Betrachten des Bildes schlicht unvorstellbar scheint. Es ist aber vor allem das mit abgebildete Zeitgeist-Pärchen mit seinem UnisexHaarschnitt und dem auf keinen Fall körperbetonenden Outfit, das mich und meine Erinnerungen in die Vergangenheit saugt. 1984 war ein spezielles Jahr, nicht nur wegen Orwell. Es war das Jahr, in dem Depeche Mode ihr Album «Some Great Reward» schufen und obwohl ich einzelne frühere Tracks kannte, war es die Single-Auskopplung «People are People», die mich elektrisierte, lobotomisierte und musikalisch prägte. Damals hatte ich nicht erahnen können, dass DM die einzige für mich relevante Band aus dieser Zeit sein würde, die fast 30 Jahre später immer noch existieren würde. Überhaupt war 1984 musikalisch sehr stark. Die Schweizer Single-Jahreshitparade wird angeführt von Laura Branigan mit «Self Control», gefolgt von Alphaville mit «Big in Japan» und Talk Talk mit «Such a Shame». Alles Titel, für die man sich weder damals noch heute zu schämen brauchte. Erst beim 4. Platz - «Jenseits von Eden» von Nino de Angelo - taten sich in den Schulklassen musikideologische Gräben auf. Andere, noch heute bekannte Hits von 1984 waren «Smalltown Boy» (Bronski Beat), «Relax» (Frankie goes to Hollywood) oder «Radio Ga Ga» (Queen). Das Nummer 1 Album kam vom King of Pop himself und hiess «Thriller». Weitere Klasse-Alben von 1984 waren «Diamond Life» (Sade), «No Parlez» (Paul Young) und natürlich «It‘s my Life» (Talk Talk). Doch wo Licht ist, ist auch Schatten und so überrascht nicht, dass 1984 «Modern Talking» und «New Kids on the Block» gegründet werden, letztere waren die ersten Vertreter moderner Boygroups. Eines der Mitglieder war übrigens Donnie Wahlberg, der ältere Bruder von HollywoodStar Mark Wahlberg. So schön herzig wie alles klingt, so furchterregend war die geopolitische Realität. Wir befanden uns am Höhepunkt des kalten Krieges. Am 18. Januar teilte die

sowjetische Nachrichtenagentur TASS mit, dass in der DDR mit der Aufstellung von Nuklearraketen begonnen wurde. Am 13. Februar wurde Konstantin Ustinowitsch Tschernenko zum neuen Generalsekretär der KpdSU gewählt. Ein neuer starker Mann in Moskau konnte immer alles bedeuten. Angeheizt wird das Angstklima in Europa am 11. August, als US-Präsident Ronald Reagan bei einer Mikrofon-Sprechprobe die Bombardierung der Sowjetunion verkündet. Zwar nur im Scherz, doch wir in Europa, das Filetstück zwischen den hungrigen zwei Grossmächten, machten vor Furcht fast in die Hose. Das Ende der Welt schien sowieso nah: Am 16. Oktober besagt der Waldzustandsbericht, dass bereits 50 Prozent des deutschen Waldes von sichtbaren Schäden betroffen sind. Auch in der Schweiz grassiert die Hysterie des Waldsterbens. Bis heute scheinen die Menschen diesbezüglich wenig gelernt zu haben, anders ist die überproportionale Aufmerksamkeit, die der VCS in den Medien für seine teils hanebüchene Angstmacherei erhält, nicht erklärbar.

Seite achtzehn

THE PROMISE: MAKING OF DARKNESS ON THE EDGE OF TOWN Mittwoch, 22. Februar 2012, 11:14 Von Dr. Dominik Hug. Wen man über Bruce Springsteen spricht, ist die Chance gross, dass das Gegenüber automatisch den Refrain von „Born in the U.S.A.“ vorträllert, natürlich im Unwissen zum einen über Springsteens Ansichten und zum anderen des Songinhalts. Doch es gab einen Bruce Springsteen vor dieser Hymne... Inhalt: Nach drei langen Jahren erschien 1978 Bruce Springsteens neues Album „Darkness on the Edge of Town“, ein eher nachdenkliches Werk, absolut konträr zum pulsierend-motivierenden „Born to Run“. Zehn Songs wurden veröffentlicht, jedoch über siebzig wurden geschrieben und aufgenommen. „The Promise“ zeigt uns Originalaufnahmen aus dem Studio, verschweigt nicht den Rechtsstreit Springsteens mit seinem früheren Produzenten und lässt auch beide Seiten zu Wort kommen und vorallem, gibt einen Einblick in Springsteens „Darkness“-Songs. „Darkness on the Edge of Town“ - ein Album, ohne die ganz grossen radiotauglichen Songs (von „Badlands“ vielleicht abgesehen). Ein Album, welches den Kreis aus „Born to Run“ schliesst. „I‘m pulling out of here to win“, sprach die Hauptfigur in „Thunder Road“ damals zu seiner Mary. Drei Jahre später schaute Springsteens Welt anders aus. Ernüchtert

vom Stardom, den er erlebte, gereizt und geerdet vom Rechtsstreit mit seinem damaligen Produzenten Mike Appel und gepeinigt vom Aufnahmeverbot, welches Springsteen und seine E-Street Band dazu zwang, nur von Live-Konzerten Leben zu müssen ohne die Chance mal wieder ins Studio zu gehen. „Nothing is forgotten or forgiven, when it‘s your last time around...“ ... „Some guys they just give up living, and start dying little by little, piece by piece, some guys come home from work and wash up and go racin‘ in the street...“ Springsteen und seine Charaktere wurden erwachsen und die so typische „Ich bin Anfang Zwanzig und kann die Welt verändern“-Mentalität wich einer teils traurigen Realität, einem Leben, welchem der Protagonist nicht entkommen kann oder will. Ganz grosses und nachdenkliches Kino vom Boss. Die Doku besteht grösstenteils aus schwarz-weiss Studioaufnahmen von anno 1978, gemischt mit Interviews mit Bruce und seiner Entourage (E-Street Band, Producer, Mixer, etc.). Regisseur Thom Zimny, der schon oft mit Springsteen zusammengearbeitet hat, erschaffte eine rundum gelungene Musik-Dokumentation über eine Zeit, in welcher es noch kein DSDS gegeben hat, eine Zeit, in welcher

richtiger Rock noch dominierend war, in welcher Musiker eben noch richtige Musiker waren. Ende 2010 erschien zudem das Doppelalbum „The Promise“, auf welchem Springsteen einige der nicht-verwerteten Songs der „Darkness“-Sessions zum ersten Mal veröffentlichte. Fazit: Zu gerne hätte ich Springsteens musikalisches Schaffen schon in den Siebzigern verfolgt. Aus geburtstechnischen Gründen blieb mir dies jedoch leider verwehrt. „The Promise: The Making of Darkness on the Edge of Town“ ist eine grossartige Dokumentation und wohl nicht nur für Fans eine interessante Angelegenheit.

Das muss man haben:

Das Ex-Custom-Bike von Brad Pitt

Grauenhaft auch die Chemiekatastrophe vom 3. Dezember im indischen Bhopal: In der Pestizidfabrik der Union Carbide entsteht eine Giftgaswolke – Tausende sterben. Doch es gibt auch Lichtblicke, die Mut machen: Nach der Verfassungsänderung in Südafrika nimmt Pieter Willem Botha am 5. September erstmals Angehörige der schwarzen Mehrheit in sein Kabinett auf. Und auch die Schweiz würdigt ihre politisch ehemals zweitklassige Bevölkerungsgruppe: Am 2. Oktober wird mit Elisabeth Kopp erstmals eine Frau in den Bundesrat gewählt und übernimmt das Justizministerium. Und mancherorts entsteht die Zukunft, nur weiss man es damals noch nicht: Nachdem die britische Regierung am 1. März einer Starthilfe von 250 Mio. Pfund Sterling zugestimmt hat, steht dem Airbus-Projekt nichts mehr im Wege. Am 14. August stellt IBM den IBM Personal Computer/AT vor. Seine Technik ist als AT-Format über mehr als ein Jahrzehnt Standard in diesem Marktsegment. Bereits früher schon, nämlich am 24. Januar, führt Apple den Macintosh ein. Zumindest die Kurzform «Mac» dürfte auch jüngeren Computerbenutzern heute etwas sagen. Inzwischen gibt es die DDR nicht mehr und die Russen sind unsere Freunde geworden, denn sie liefern uns schliesslich Gas und investieren in Andermatt. Dieter Bohlen lässt nur noch singen, dem Wald geht es prächtiger denn je und aus dem Kadett ist bereits 1991 der Astra geworden - weil er sich so international besser vermarkten lässt. Heute sind wir irgendwo beim Buchstaben «I» angelangt. Und das Alphabet ist noch lange nicht zu Ende...

Donnerstag, 16. Februar 2012, 14:47 Von Dr. Henrik Petro. Marcus Walz heisst der coole Hund auf dem Bike und er baut nun seit 19 Jahren seine Walz Hardcore Cycles. Marcus gilt als einer der besten Custom-Bauer der Welt, hat er doch 2006 (als erster Europäer) und 2007 in der TVRealityserie den Biker Build-off gewonnen. Zudem ist er Erfinder des Drag-Styles, also des nach unten gezogenen Sitzes. Seither baut er Bikes auch für Stars wie George Clooney, Sebastian Vettel, Keanu Reeves, Kimi Raikkonen und eben Brad Pitt. Für die rund 40 Bikes, die Marcus zusammen mit fünf Mechanikern jährlich zusammenschraubt (ab 49‘000 – 130‘000

Euro), gibt es keine Bevorzugung: jeder, sei er noch so reich und berühmt, reiht sich ein und wartet ein Jahr lang. Will ein Besitzer sein Bike irgendwann wieder verhökern (zum Beispiel um die horrenden Scheidungskosten zu bezahlen), so gibt es im Kaufvertrag eine Klausel, die Marcus Walz das Vorrecht gibt, das Bike zu einem festgelegten Preis zurück zu erstehen. So kann ein Original Walz HardcoreCycle nie zum Spekulationsobjekt werden. «Das ist halt unsere Philosophie», meint Marcus zu mir. Und auf die Frage, ob er denn nicht schwach würde, wenn ein besonders reicher Kunde ihm das Doppelte

anbietet, nur um nicht so lange warten zu müssen, zählt er kurz hinter seinem Auge die traumhafte Marge und meint dann etwas trocken: «Naja, wenn man so kurz nachrechnet, wieviel schnellverdientes Geld das wäre, könnte das einen schon etwas verrückt machen. Da darf man halt einfach nicht drüber nachdenken.» Na wenn das mal nicht cool ist… Das hier gezeigte LeMans-Bike wurde mal für Brad Pitt gebaut und auch von ihm gefahren. Gehören tut es nun einem Schweizer Sammler. Zu sehen ist es bis Sonntag 19.2. an der Swiss-Moto… www.walz-hardcore-cycles.de/



kult

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April 2012

Das muss man haben:

Die Welt geht den Bach runter, aber die Frisur sitzt

Donnerstag, 23. Februar 2012, 19:00 Von Dr. Henrik Petro . Während ich noch hin und her gerissen war, welche Meldung mich heute mehr schockierte – der Fund eines toten Säuglings in Wimmis oder die Befreiung von elf Kindern zwischen fünf Monaten und elf Jahren aus dem Horror-Haus eines Sex-Gangsters in den USA – und ich nebenbei noch mein Hirn zermarterte, welche mittelalterliche Strafe wohlangemessen wäre für den Dänen, der seine beiden Töchter lebend im Auto verbrannt haben soll, weil er sie nach der

Scheidung nicht seiner Ex-Frau gönnte, flatterte die Meldung in mein Postfach, die mir einmal mehr zeigte, was der Menschheit wirklich am Herzen liegt ist. Was? Das Elend der Welt zu lindern? Haha, selten so gelacht. Nein, jetzt im Ernst: «Sport steht weit oben auf To-do-Listen stylingbewusster Frauen. Dabei wollen nur wenige auf einen tollen Look während körperlicher Betätigungen verzichten.» (Die meisten wollen eigentlich toll aussehen, OHNE sich dafür bewegen zu müssen. Egal, weiter...)

Das muss man haben:

Einen ausgesuchten Duft, den nicht jede zweite Schlampe trägt.

Seite zwanzig

babe of the week Montag, 6. Februar 2012, 16:19 , Von Dr. Stefan Birri. Party: Night Of The Zsars; Location: Diagonal Hier findest du alle Nice Girls: zuerich.usgang.ch/picturecategory.php?page=0&n=1

Dank bester Qualität und top geschulter Partnerfriseure halten Verlängerungen von Great Lengths auch stärksten sportlichen Aktivitäten stand. (Auch beim Sex an den Haaren gerissen zu werden?) Sogenannte Bondings aus Keratin, einer Substanz ähnlich dem Eigenhaar, sorgen für sichere Verbindungen zwischen Naturmähnen und eingesetzten Strähnen. Da Great-Lengths-Extensions aus Echthaar bestehen, fühlen sie sich schon nach kurzer Zeit wie eigenes an. (Genau so, wie sich nach kurzer Zeit das Bankkonto des Partners wie das eigene anfühlt.) So reicht beim Sport ein lässiger Zopf zur Bändigung langer Mähnen. Pluspunkt dabei: Durch Fülle und leicht gewellte Struktur wirken selbst zurückgebundene Frisuren schwungvoll und griffig ohne zeitaufwendiges Toupieren. So machen Extensions-Trägerinnen bei jedem Training eine gute Figur.» Wenn schon untergehen, dann wenigstens nobel. www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/ Saeugling-tot-in-Entsorgungsstelle-gefunden-/ story/27617227 www.bild.de/news/ausland/kindesmissbrauch/horror-haus-texas-elf-kinder-missbraucht-22771492.bild.html www.bild.de/news/inland/kindesmord/potsdam-prozess-verbrannte-kinder-in-autowrackvater-vor-gericht-22750318.bild.html

Personalize my ass, bitch! von uns, zeichnen auf, was wir mögen. Und wie und wann wir es mögen. Google sammelt unsere Daten. Facebook sammelt unsere Daten und Apple grad auch. Im Moment sind das ja noch unabhängige Firmen, aber wenn die Chinesen dann mal Griechenland-Portugal-Spanien und danach ganz Europa auf dem Latrinenweg aufgekauft haben. Dann kommt irgendwann Google dran. Darauf das hoch kotierte Facebook. Und dann fusioniert das Ganze und aus dieser Unheiligen Allianz erwächst eine neue Form Transparenz. Eine Transparenz, die von unüberlegten Facebookeinträgen über Fasnachtspissfotos bishin zum „Mail danach“ gehen wird. Und auch wenn sich die Chinesen fragen werden, wieso wir Westler hinter viele unserer Sätze „ror“ schreiben und was „I rike“ bedeuten soll: sie werden uns besitzen, bis in die düstersten Orte unserer Libido. Und bis zu „two girls one cup“. Drum sag ich heute schon: Personalize my ass, bitch!

Montag, 30. Januar 2012, 15:29 . Von Dr. Reinhold Weber. Jetzt in jeder gepflegten Parfumerie.

Montag, 27. Februar 2012, 13:46 Von Sam Francisco. „How to win friends and influence people“ von Dale Carnegie wurde 15 Millionen Mal verkauft. Das ist ziemlich viel: Fünfzehnmillionen. Fünfzehnmillionen Fünfräppler wären doch immerhin 750 000 Franken. Und 15 Millionen Leute, die wissen, wie man Leute beeinflusst und sie „mögen“ einem trotzdem, das ist doch schon mal was. Neben Putin, Hugo Chavez und Christoph Blocher bin ich ja selbst auch einer davon. Ein anderer war mein Grossvater aus dessen Nachlass dieses Werk zu mir kam. Die darin enthaltenen Tipps stammen aus dem Jahre 1934, kurz nach der grossen Wirtschaftskrise also, als man sich als junger Entrepreneur etwas einfallen lassen musste. Carnegie war ein exzellenter Menschenkenner und griff für ein Bisschen Prestige und Erfolg tief in die empathische Trickkiste.

Heutzutage ist das alles zwar immer noch aktuell, aber nicht mehr wichtig. Die Menschenkenntnis und Kunden-Psychologie hat ausgedient, so wie Telefonbücher und Lexikas. Oder Italiens Oberschiffer Schettino. Erschiene Carnegies Werk heute, hiesse es wohl „How to gain data and profilize people“ und bestünde nur aus einem Kapitel: Personalisierte Werbung. Vor dieser Art von Werbung ist kein Ort der Welt mehr sicher, weder die Volksrepublik China, noch die entlegensten Orte im Hindukusch. Und sogar die Amish People wird es irgendwann erwischen und Brethren Aaron wird seinen Acker mit einer massgeschneiderten, bibeltreuen App bestellen. iSeed oder so. Bis es aber soweit ist, speichern sie unsere Daten. Heimlich und im Hintergrund. Wie unbemannte Drohnen jagen sie unsere Clicks, erstellen punktgenaue Profile

Das haben wir nun davon, dass die Smartphones so damn smart sind und wir so blöd, uns verführen zu lassen. 6000 Jahre nach der Vertreibung aus dem Paradies. Damals waren wenigstens die Frauen schuld und der arme Adam hatte einfach Kohldampf, der hätte irgendwas gegessen. Und hätte es damals schon Tassen gegeben, mein lieber Schwan. Aber nein, Eva war schuld und mit ihr alle die da kamen. Alle bis auf Emma. Das war ja noch ante Alicem Schwarzerem und dem ganzen Suffragettentum. Schwierig. Carnegie übrigens schrieb im Geheimen noch ein weiteres Buch, welches jedoch nie publiziert wurde. Die exklusiven Abschriften befinden sich auf diversen Männerklos, gleich neben der obligaten Phalluskritzeli: How to blam women and get them to eat their poo. What goes around, comes around. Oder so ähnlich.




kult

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April 2012

Besorgt entsorgt und frisch ausgewaschen: Die hyperaktuelle Top5 der coolsten Güselchübel im Netz (Klappe die Zweite) Freitag, 27. Januar 2012, 08:34 Von Dr. Midi Gottet.

Abfalleimer sind einfach immer offen für Neues. Gefällt mir.

Seite dreiundzwanzig

Our Darkness Montag, 19. März 2012, 08:39 Von Dr. Henrik Petro. No Future war mehr Thema denn je, doch bereits lag zwischen der Geburt von Punk und dem damaligen Jetzt eine ganze musikalische Generation (so sah ich das jedenfalls damals), also musste eine andere Jugend-Subkultur her. Auch war das Konzept von Punk für meinen eigenen Massstab zu radikal (immerhin lebte ich auf dem Land) – und viel zu wenig ästhetisch. Aus heutiger Sicht ein Missverständnis, war doch der Punk der Sexpistols in erster Linie eine musikalisch Spielart von Rock (und kein Lifestyle), wie ich in der bewegenden Dokumentation «Never Mind the Bollocks, Here‘s the Sex Pistols» am 19. Februar im Schweizer Farbfernsehen sehen durfte. (Und in zweiter Linie ein Marketingvehikel von Malcolm McLarens Laden, um Mode zu verkaufen.) Doch zurück zu meiner kulturellen Identitätssuche in der Mitte der 1980er. Es musste irgendwas Düsteres sein. Es musste aber auch eine gewisse intellektuelle Abgehobenheit haben, so dass ich mich selbst als Nerd (ich hatte einen Commodore C64 und war im Schachclub!) irgendwie überlegen fühlen konnte. Es musste mir musikalisch gefallen. Und modisch so, dass ich das durchaus anziehen konnte. Und der Style der davon angezogenen Mädchen sollte natürlich auch passen. Dies alles erkannte ich am ehesten im New Wave wieder, damals viel breiter und diffuser gesteckt als heute vermutet. Es war die Zeit, in der ich meine Klamotten auch mal im Soho kaufte und meine Schuhe im Booster. Und in der eine XXL-Dose Taft Ultrastrong Haarspray zur Grundausstattung gehörte (Breaking News: es waren nicht die Autos, die die

Ozonschicht zerstörten, sondern New Wave!) und – das Wichtigste – in der man im Jugendtreff bei der Disco zu Alien Sex Fiend alleine gegen die Wand tanzte. Gottseidank war das Mainstream-Fernsehen damals voll auf meiner Seite. Die Chartsendung «Formel Eins» zeigte gnadenlos alles queerbeet: sie war für viele Bands und Künstler Sprungbrett (etwa für Modern Talking oder Alphaville) und inszenierte oft die Videoclips gleich selber, sie war aber auch der richtige Platz für jede Art von Primeur (Falcos Skandalclip «Jeannie» wurde hier zum ersten und für lange Zeit zum einzigen Mal gezeigt, weil viele ältere Zuschauer und Amtsstellen glaubten, es handle sich um einen Tatsachenbericht). Und sie gab desorientierten Jugendlichen wie mir die Möglichkeit, neue Musik zu entdecken. Musik, die über die StandardInterpreten wie Depeche Mode oder The Cure hinaus ging. Hart und düster war kein Grund, nicht in Formel Eins aufzutreten. Am 18. Februar 1985 lernte ich so Killing Joke mit «Love like Blood» kennen, am 23. September Propaganda mit «P.-Machinery»

Verliebt schmerliebt! Montag, 10. August 2009, 15:03 Von Thomas Meyer. Meine Freundin Diana ist verliebt. Sie ist sogar sehr verliebt; der neue Freund ist nicht nur ihr Lieblingsthema, sondern ihr einziges, und was auch immer ich sage, veranlasst sie, ihn ins Gespräch zu bringen. Erzähle ich beispielsweise von einem schönen Ort in Graubünden, unterbricht mich Diana: „Er ist auch oft in den Bergen!“ Oder berichte ich von einem guten Buch, ruft sie: „Er liest auch gern Bücher!“ Nach einigen solchen Einwürfen fing ich auch damit an und rief, als Diana bei Tische zum Salz griff: „Er hat auch gern Gewürze!“, oder, als sie zur Toilette musste: „Er muss auch immer pinkeln!“ Nun scheint das aber eine ernste Sache zu sein mit Diana und ihrem Freund. Sie ist immer noch verliebt und hat viel Freude daran. Doch obwohl ich mich gut an die Zeiten erinnere, da das Verliebtsein gleichsam das Sonnenlicht meiner Existenz darstellte und ich nahezu ständig in eine Frau verliebt war; und obwohl ich mich bestens erinnere, was für eine raketenhaft erhebende Wirkung diese Gefühle auf mich hatten und welch gegenteilige ihr Gegenteil, so sind sie mir heute doch gänzlich fremd. Mittlerweile pflege ich zur Verliebtheit ein ähnliches Verhältnis wie zur Fussballeuphorie: Ich kann damit nichts anfangen. Dabei empfinde ich mich keineswegs als herzenskalt; meine Liebe gilt bloss weniger einem einzelnen Menschen als allen zusammen; meinen Freunden ohnehin, aber auch fremden Leuten sowie den Tieren und Pflanzen und Flüssen und Wolken und Bergen (ja, Diana, er geht auch gern in die Berge). Liebe ist für mich kein Gefühl, sondern ein Wesenszustand, den ein Waldspaziergang ebenso verstärkt wie ein Spielnachmittag mit einem Fünfjährigen. In der Folge empfinde ich das Verliebtsein bloss als einen Ausdruck des Wollens und Habens („te quiero“) und nicht des Liebes-Seins („to be in love“). Und so wenig ich heute

und am 21. Oktober Jesus and Mary Chain mit «Just like Honey». Diese illustre Gesellschaft wurde am 4. März 1985 in der Folge 76 erweitert durch eine gewisse Anne Clark mit «Our Darkness». Der rhytmischhypnotische Electrobeat fuhr mir sofort ein. Und dann: Anne sang nicht, sie sprach ihren Text. Das war speziell und - weil ich kaum ein Wort davon verstand – bestimmt auch sehr intellektuell. Im Pressetext stehts dann so: Schon als Teenager experimentiert die Londonerin Anne Clark mit Synthesizer-Klängen und tüftelt an elektronischen Beats. Schliesslich tritt sie erstmals im Cabaret Futura von Richard Strange auf – gemeinsam mit der eben gegründeten Band Depeche Mode. Anne entwickelt parallel zu ihren musikalischen Experimenten einen eigenwilligen Sprechgesang, welcher der Gattung «Spoken Word» zugerechnet wird. Inhaltlich setzen sich die Songs mit politischen Themen und den Unzulänglichkeiten des Menschseins auseinander. Fast irgendwie die Mutter von Eminem. Depeche Mode gibt es als eine der wenigen Bands von damals immer noch. Anne Clark auch. Am 11., 12. und 13. Mai tritt sie zusammen mit Murat Parlak am Piano und Tanzperformance im Jugendkulturhaus Dynamo, Zürich auf. Die Tickets für diese Zeitreise gibts hier: www.ticketcorner.ch. Zur Einstimmung: Anne Clark, Our Darkness (Formel Eins Videoclip 1985): Etwas über die Sex Pistols: www.sendungen. sf.tv/stars/Nachrichten/Archiv/2012/01/18/ Uebersicht/Sex-Pistols Etwas über Formel Eins: de.wikipedia.org/wiki/ Formel_Eins_(Fernsehserie)

Der kult VerbraucherTipp: Stuhlgang – Der Brotaufstrich Montag, 19. April 2010, 13:10 Von David Hugentobler. Ideal bei One Night Stands. So bleibt der nächtliche Besuch am Morgen danach garantiert nicht zum Frühstück.

die unsäglich schlechtgekleidete Person ernstnehmen kann, die ich Mitte zwanzig war, als ich mit dem Leimtopf des Verliebtseins in der Welt herumrannte und jede hübsche Dame damit vollpinselte, so wenig kann ich heute etwas anderes sagen als „aha, jaja“, wenn jemand von seiner Verliebtheit berichtet. Man könnte mir auch sagen: „Der FCZ ist aufgestiegen!“; das würde gleichviel auslösen. Verliebtheit empfinde ich als zelebrierte und institutionalisierte Abhängigkeit. Sie hebt einen Menschen zu einer makellosen Gottheit empor und stellt die eigene Existenz vollumfänglich in den Dienst, dieser in allen Formen zu huldigen. Ich habe dies selber viele Jahre lang getan und bin, nachdem all meine Götzen ihre eigenen Bilder gestürmt haben, zum Schluss gekommen, dass Verliebtheit etwas für Leute ist, die sich nicht entscheiden können zwischen Religionsfanatik und Heroinmissbrauch. Der Diana wünsche ich also, dass sie möglichst bald ihre Sinne sammle und dabei die Liebe finde, die ja im schönen Falle auf die Verliebtheit folgt, wenn man erstmals die Fehler des anderen sieht und merkt, dass sie einen nicht stören. Und mir wünsche ich vielleicht die Möglichkeit, mich wieder mal verhalten zu können wie mit 25, ohne dabei auf die Erzeugnisse der Brauereien und Distillerien zurückgreifen zu müssen. Bild: „Spring“, Pierre Auguste Cot, 1873.

Kommt bald auch ein füdliblutter Knorrli? Mittwoch, 15. Februar 2012, 11:23 Von Dr. Reinhold Weber. Oder das MichelinMännchen in Reizwäsche? Wir bleiben dran.


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