Kultzeitung Juni 2013

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kult Die besten Blogs aus kult.ch. Juni 2013.

kult ist die erste Blog-to-Print-Zeitung der Schweiz: Unzensierte Kommentare zum täglichen Leben und dem, was sich in den Medien so abspielt.

printmedien im sinkflug Dienstag, 4. Juni 2013, 08:00 Von Dr. Rainer Kuhn Printmedien im Sinkflug. Liest man so in unserern Kreisen. Und wundert sich. „Oh, die Leute lesen nicht mehr soviel. Die surfen lieber den ganzen Tag im Internet rum. Dort, wo es gemäss Verleger und Vorkämpfer für „Qualitätsjournalismus“ Michael Ringier „nur Schrott gibt“, während die gedruckten Medien „Edelmetal“ seien. Schrott wie z.b. Berichte über die Vorkommnisse in der Türkei, über die die Printmedien (ebenso wie das Fernsehen) in diesem Land kaum ein Wort verloren haben. Passt nicht ins Konzept. Die ungeprüfte und unreflektierte Verurteilung von zwei jungen Leuten anlässlich des Vorfalles am Bostoner Marathon schon. Am Tag zwei nämlich bereits fett auf dem Titel der „Qualitätszeitung“ Blick: „WARUM HABT IHR DAS GETAN?“. Das kritiklose Runterleiern offizieller „FBI-Kreise“ (die ja jeden, den sie als verdächtig präsentieren präventiv einfach mal erschiessen, um danach die wildesten Geschichten über die mit dem letzten Atemzug geständigen Terroristen zu diktieren) ist auch nicht grad eine eindrückliche Demonstration von kritischem Qualitätsjournalismus. Die NZZ ist da kaum besser. Halt so ungelenk und durchsichtig wie immer, schaffts ebenso immer wieder mit einem Artikel in die unterste Schublade des Wirtschafts- und Politik-Boulevards. Wie jener mit dem Titel „Europäer werden trotz Schuldenkrise reicher“, in

dem eine Studie der Bosten Consulting so interpretiert wird, dass es in der EU aufwärts geht. (Boston Consulting sind übrigens die, die gesagt haben, dass die Eurokrise nur mit Enteignungen gelöst werden könne...) Kein Wunder suchen sich die Leser andere Quellen. Und sie finden sie zuhauf im Internet. In Blogs oder auf Seiten, auf denen sich die Schreiber noch Gedanken machen, bevor sie schreiben. Und alternative Sichtweisen des Geschehenen offenlegen. Monsanto/Bayer/ Syngenta und Co.? Drohende Saatgutverordnung der EU? Kaum eine Zeile auf Papier. Millionen auf der Strasse in

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: vw

den Städten Spaniens? Zwangsräumungen? Hä? Eben. Istanbul? Ach ja, ein paar Chaoten liefern sich Scharmützel mit der Polizei. Das wars. Weiter mit einer Titelgeschichte über einen Luzerner Autofahrer, welcher sich auf youtube über eine Demo ausgelassen hat und nun gezeigt wird, wie er ein Glacé isst. Denn jene, die sich Gedanken über die Geschichten hinter den Geschichten machen und sie dann auch noch publizieren, sind sowieso Verschwörungstheoretiker. Früher nannte man diese Leute „wachsam“ und „kritisch“. Zwei der wesentlichsten Attribute, die einen Journalisten ausmachen, übrigens. Aber davon hats ja leider nicht

Leere Schubladen mehr viele. Die meisten entlassen. Und ersetzt durch Praktikanten. Welche dann im besten Fall Agenturmeldungen redigieren. Oder darüber schreiben, dass Stéphanie Berger jetzt ein Sixpack hat. Was natürlich auch wichtig ist. Wichtiger jedenfalls als ein paar unzufriedene Türken. Der Sinklflug der Printmedien ist in erster Linie ein Sinkflug des redaktionellen Anspruchs gegenüber dem, was wirklich passiert. Dass die Leser ob diesem Entertainment-Programm on Board lieber durchs Kabinenfenster abspringen, wundert eigentlich keinen. Ausser die hiesigen Verleger. Im besten Fall ist es ihre Werbemittelforschungs-Gläubigkeit, die sie veranlasst, ihr Papier mit unwesentlichem und Banalem zu füllen. Dabei vergessen Sie, dass der Leser (jaa, auch die Leserin) immer ein Individuum ist. Und sich selber beim Lesen nie als Teil einer Masse empfindet. Es ist ihm in der Regel also egal, ob noch weitere hundert, tausend oder hunderttausend andere das auch lesen. Vielleicht zeigt ers einem anderen, wenns ihm gefällt, wenn nicht, nicht. Die Auflage ist kein Kriterium für Qualität und schon gar keine Bestätigung für die Richtigkeit des Gedruckten. Information ist ein Grundrecht. Und wenn die Leser das bei den Printmedien nicht mehr bekommen, dann holen sie es sich halt anderswo. Zum Glück haben sie heute diese Möglichkeit. Blog zum Thema Istanbul: defnesumanblogs.com/2013/06/01/ what-is-happenning-in-istanbul/

partylöwen der woche

Montag, 29. April 2013, 14:30 Von Dr. Alex Flach Leider, leider, leider denken immer wieder mal Glückliche, die wir zu Partylöwen küren, das sei keine Ehre sondern ein übler Anfick (man entschuldige die Ausdrucksweise, bitte). Das ist aber keineswegs der Fall: Partylöwen machen das Nachtleben erst leFreitag, 18. Januar 2013, 16:18 | Von Dr. Reinhold Weber. Eine Anzeige für den VW-Bus benswert. Sonst sind ja immer alle kolaus den USA in den Sixties. Kein Hochglanzfoto, kein Fotoshop, keine Platitüden, lektiv uniform unterwegs - zum gähnen! keine Superlative. Bloss ein verdammt grosser Einfall. Die Partylöwen hingegen 90_VBZ_153155_Streifenanz_290x35_Kult_Status_TP_Streifenanz_290x35_Kult_Statusmeldungen_RZ 06.05.13 09:58trauen Seite sich 1 was

Egal welches politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Thema Sie diskutieren, Sie finden sich nach einer gewissen Zeit immer auf der „falschen“ Seite. Wobei „falsch“ in der Regel nichts anderes heisst als „anderer Meinung“. Da unterscheiden sich die Linken nicht von den Rechten. Wenn Sie zum Beispiel nicht verstehen, wieso jeder, der grad über die Schweizer Grenze ins Land stolpert, Geld vom Sozialamt bekommt, ist grad ein Rechter, oder wenns ganz schlimm kommt, ein SVP‘ler. Wenn Sie sich trotz den paar Randalierern, auf die Seite der Binz-Bewohner oder der TanzDich-frei Bewegung stellen, sind sie sofort ein Linker. Es gibt kaum was Intoleranteres als Parteien. Und kaum etwas Freiheitsgefährdenderes. Denn durch die dauernde Denunzierung und Stigmatisierung Andersdenkender, werden Gesetze um Gesetze installiert, welche die von den jeweiligen Seiten zum Schutz der Allgemeinheit vor den bösen Anderen gefordert werden. Parteien haben nicht verstanden, dass man - je nach Objekt - sich im einen Fall für eher als links geltende Massnahmen und im anderen Fall für eher als rechts empfundene Lösungen stark machen kann. Dass man sich heute nicht mehr für eine Partei entscheidet, sondern für die im spezifischen Fall individuell empfunden beste Lösung. Die Schubladen, in die man gerne gesteckt wird, wenn man zu einem Thema eine dezidierte Haltung vertritt, bleibt leer. Das ewige Hin und Her zwischen den Linken und den Rechten hat bei aufmerksamen und kritischen Menschen nur eins zur Folge: Ein verständnisloses Kopfschütteln. Herzlich, Rainer Kuhn

und sind anders als alle anderen. Sei es bezüglich Körperhaltung, bezüglich Outfit oder... Sie wissen schon. Ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Nehmen wir beispielsweise diese beiden Herren hier: Wie aus dem Ei gepellt, geschniegelt und zurechtgemacht. Was soll da (!!) bitteschön anfickbar sein?

seit 1997 Erscheinungsweise: Monatlich (12 x pro Jahr) Auflage: 20‘000 Exemplare Verbreitungsgebiet: Stadt Zürich Herausgeber: Kult GmbH, 8006 Zürich Chefredaktion: Rainer Kuhn Autoren: Marianne Weissberg, Nina-Britt Rauer, Vanessa Kunz, Angela Kuhn, Inchen De Georges, Reinhold Weber, Alex Flach, Henrik Petro, Midi Gottet, Christian Platz, Dominik Patrick Hug, Kaspar Isler, Rainer Kuhn Gestaltung: Fredy Heritsch Kontakt: rainer.kuhn@kult.ch http://www.facebook.com/kult.ch

...und wenn Sie uns jetzt Boshaftigkeit unterstellen, können Sie uns mal.

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Statusmeldungen statt Staumeldungen: www.facebook.com/zuerilinie


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verkehrskollaps

Freitag, 26. April 2013, 11:00 Von Dr. Henrik Petro Am Sonntag auf der Axenstrasse... Er: «Scheiss Stau...» Sie: «Entspann dich doch!» Er: «Ja wie denn, mit einem Ständer in der Hose?!» Sie: «Ui – ich sehs!» Er: «Schatz, mach was, ich halts fast nicht aus.» Sie (lüstern): «Okay Schatz... kannst du das Lenkrad etwas nach vorne stellen..?» Eine Minute später, er: «Ouh, Shit, ja das ist gut. Genau so..!» Sie: «Mmmhhmhmmhm...» Plötzlich rummst es. Sie: «Mmmhhhwa...????» Er: «Oh, verdammte Scheisse.» Sie: «Was ist passiert?» Er: «Ich war so von Sinnen, dass mein Fuss von der Bremse gerutscht ist und wir nach hinten ins nächste Auto gerollt sind. Verdammt, und da kommt schon die Polizei..!» Sie: «Na prima, ausgerechnet jetzt, wo ich auch ganz geil geworden bin...» Eine halbe Stunde später. Er: «Das ist ja nochmals gut gegangen.» Sie: «Du warst super!» Er: «Nein, DU warst super! Der Bulle hat tatsächlich alles geschluckt!» Sie: «A propos - wo waren wir stehen geblieben..?» Er: «Haha, der war gut... aaahhh, ja Baby...» Sie: «Mmmhhmhmmhm...»

aus ninas fiesbook.

Er: «Jetzt nicht aufhören... ich... ich...» Wieder rummst es – nur lauter und heftiger. Er: «Verdammtescheissenocheinmal...» Sie: «Ouh nein, das darf ja nicht wahr sein...!!! Schon wieder abgerutscht?» Er: «Fuck, die Bullen!» Sie: «Die Bullen? Was für Bullen?» Er: «Polente. Cops. Landjäger. Die von vorher.» Sie: «Wo?» Er: «Hinter uns!» Sie: «Fuck!» Er: «Ja, aber nicht in den nächsten zwei Stunden, schätz ich mal.» Aus der Medienmitteilung der Kantonspolizei Schwyz: Am Sonntagnachmittag, 14. April 2013, herrschte auf der Axenstrasse starker Verkehr. Ein 82-jähriger ausländischer Autofahrer stand mit seinem Wohnmobil zwischen Sisikon und dem Wolfssprung im Stau, als er plötzlich sein Fahrzeug rückwärts gegen das nachfolgende Auto rollen liess. Eine Patrouille der Kantonspolizei Schwyz rückte aus und handelte den Unfall, bei dem nur unbedeutender Schaden entstanden war, ab. Anschliessend ging die Fahrt auf der Axenstrasse weiter in Richtung Brunnen, wiederum kam die Kolonne ins Stocken, und wiederum rollte das Wohnmobil mit dem betagten Lenker am Steuer mehrere Meter rückwärts, diesmal gegen den stehenden Polizeibus. Dieses Mal entstand an den Fahrzeugen Schaden im Betrag von mehreren hundert Franken. Auf Grund der starken Zweifel an der Fahrfähigkeit des 82-jährigen Lenkers verbot die Polizei dem Unfallfahrer in der Schweiz mit seinem Fahrzeug weiter zu fahren.

Besonders putzig in Szene setzen, wollte sich offensichtlich auch Snezana Stojadinovic. Mit ihren zarten 21 Lenzen posiert die Baslerin und ehemalige Miss Nordostschweiz (Anm. der Redaktion: poow-poow!)mit ihren Kuscheltieren auf dem Laken. Aww. Ob das jetzt an uns liegt, dass wir bei Frauen im Bett nicht primär ans Kuscheln denken, oder die Kombination Kinderzimmer und so bitz neckisch im Bettchen räkeln nicht so recht zusammenpassen wll, überlassen wir Ihnen. Sollte es Kuschel-Snezi jedenfalls nicht schaffen, das Krönchen zu ergattern, hätten wir da schon eine passende Alternative parat. Der TCS macht bestimmt bald wieder eine neue Plakatkampagne – und da hat man ja bekanntlich eine Vorliebe für mehr als ungünstige Kombinationen. Quelle: www.schweizer-illustrierte.ch/missschweiz/so-schlafen-miss-schweiz-kandidatinnen-2013-einrichtung-wohnung

sesselfurzercity

Freitag, 19. April 2013, 17:00 Von Dr. Rainer Kuhn Im Zuge der städtischen Veloförderung kommen auch die Sesselfurzer der federführenden Parteien zu ihrem eigenen Parkplatz.

das muss man haben: eine breite allgemeinbildung

Sonntag, 21. April 2013, 15:57 Von Dr. Reinhold Weber Ich meine, Finger, Zehe oder Schinkensandwich hätten da nicht reingepasst.

Happy 15th Anniversary, Viagra!

bitte weniger davon: unterschwellige erotik im kinderzimmer Donnerstag, 11. April 2013, 17:00 Von Dr. Kaspar Isler Die Miss-Schweiz-Kandidatinnen (ja, das gibt es noch) zeigen der Schweizer Illu ihre Kinderzimmer. So weit, so gut.

Seite zwei

schicksen sind schlecht(er) im bett? Mittwoch, 19. Dezember 2012, 11:26 Von Dr. Marianne Weissberg Seit kurzem habe ich ein Schnupperabo vom Tagesanzeiger. Ich dachte, ich würde sonst ganz viel Wichtiges verpassen. Nach vier Tagen fingen die ungelesenen Seiten (also alle) an, sich zu türmen. Am Wochenende wurde es schlimmer, jetzt kam eine Sonntagszeitung und die NZZ am Sonntag dazu, die ich in einem Buswartehüsli gefunden hatte. Dort legen die Verlagshäuser jetzt ihre Printausgaben aus, weil sie hoffen, dass dies zu Abonnierungen führt. Nein, das führt bei mir eher zur Staplisierung, denn ausser einer einzigen Seite in der NZZ am Sonntag zum Buch & Skandal „Alleine unter Deutschen“ - englisch noch viel schöner betitelt mit: „I Sleep in Hitler’s Room“, was ich garantiert genüsslich lesen werde - las ich darin also wenig. Ich lese eigentlich nur noch morgens meine Mails (etwa zwei), dann im Facebook, und da kippe ich auch alle raus, die dauernd etwas zu schreiben haben. Ausserdem lese ich, was ich selbst so den ganzen Tag lang schreibe (viel). Und das, was im Kult sonst noch steht (genug & gut). Das wärs, mich interessieren längst andere Sachen. Zum Beispiel: In den Krimis im Fernseh, interessiert mich, ob mal eine Leiche versehentlich atmet, wenn sie im Close Up ist, und ob ich genau diesen Moment erwische (bislang einmal) Wielange es dauert, bis der Aufschnitt in meinem Kühlschrank über das Ablaufdatum noch essbar ist (lange, das ist so ein neumodischer Kühlschrank, der einem das Leben schwer macht, weil er einem nix fortwerfen lässt, weil alles so

lange hält) Ob meine Jeans aus der schlanksten Phase noch passen (eher nein, was ich jedoch nicht beweisen kann, weil ich mir das Anprobieren nicht antun will) Ob 2012 einfach ein beschissenes Jahr war oder sich in der Rückblende als besonders kreativ erwiese (tippe auf Ersteres) Ob das Ich-liebe-eine-Schickse-Buch vom Thomas Meyer darum ein Erfolg war, weil es impliziert, dass Gojs gerne lesen, dass sie den Juden überlegen sind. Natürlich auch im Bett. Ich meine, wenn jetzt sogar ein Jude zugibt, dass er auf Schicksen scharf ist, statt auf die eigenen Ladies! So wie der Romanheld das durch das ganze Buch hindurch fantasiert. Und wenn all das dann auch noch ein jüdischer Autor schleimt, äh schreibt, also das mit dem Schicksen-Vögeln, rückt jüdisch sein sogar in den vollkorrekten Leifsteil-Bereich vor. Ein guter Jude ist ein Schicksenvögelnder Jude, also trendy. Was irgendwie doch ein Fortschrittt ist: erst waren wir besser tot, jetzt werden wir trendy! Aber grad so gelogen? Nein danke. (eigentlich wollte ich hiermit nur sagen, dass das Buch lustiger Bockmist

ist, weil Schicksen schlecht, oder sagen wir mal taktvoll: schlechter im Bett sind, was der Meyer natürlich weiss, aber nie schreiben würde). Ob man merkt, dass ich diese Kolumne nur schrieb, um das Meyer-Buch ins richtige Licht zu rücken und Tenenboms Buch zu promoten? Nein, das hat sicher wieder niemand gemerkt, ausser meiner Schwester, die mich aber sich wieder bloss zusammenstaucht, weil ich zu lange Sätze schreibe… Hier, was der Spiegel zu schreiben hat: www.spiegel.de/kultur/literatur/tuviatenenbom-debatte-um-allein-unter-deutschena-870815.html Easy download: www.amazon.de/SleepHitlers-Room-American-ebook/dp/B005WZYWA2/ref=sr_1_1?s=digital-text&ie=UT F8&qid=1355396930&sr=1-1


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Seite drei

her mit der fachhochschule für angewandtes verbrechen – oder es knallt! Donnerstag, 25. April 2013, 11:00 Von Dr. Christian Platz Die Verbrechensrate steigt. Auch in unserem kleinen Schokoladenland. Bald kannst du nicht mehr raus. Weil du zuhause bleiben und deine Wohnung vor Einbrechenden bewahren musst. Eigentlich eine angenehme Entwicklung, denn draussen wirst du sowieso nur überfallen. Immer mehr Leute entdecken in letzter Zeit halt die Tatsache für sich, dass eine Knarre, ein Messer, eine Axt, ein Brecheisen prima Alternativen zum Geld darstellen. Zeig doch denen im Laden einfach deine Parabellum (ich meine hier natürlich die Luger P08, nicht das MG14 Maschinengewehr). Sie werden dir alles, was dein Herz begehrt, kostenlos aushändigen. Solche Tatsachen sprechen sich natürlich rasch herum. Und immer mehr Leute kommen auf den Geschmack, schliessen sich der Verbrechenswelle an. Das Schönste daran ist: Wenn du Geld in einen Laden trägst, ist es nachher weg. Wenn du deine Einkäufe mit einer Kanone erledigst, bleibt dir das Ding erhalten. - Du kannst es morgen wieder für Materialbeschaffungen aller Art einsetzen. Das ist schon mal so was von nachhaltig! Sogar besser als Materialien-Tauschhandel. Da kannst Du nur gewinnen! Immer mehr Leute wenden sich also dem Verbrechen zu. Betrug, Diebstahl, Gewaltverbrechen aller Art werden zum Breitensport. So weit, so gut – und der

Zeitgeist kann diesen Trend auch nur benevolent abnicken. Angesichts jenes Raubzugs der Wenigen, die schon zu viel haben, gegen die arbeitenden Massen, bei denen es an allen Ecken und Enden eng wird, kann das Phänomen nämlich nur zunehmen. Bald schon werden die Betrogenen und Ausgebeuteten das Wort Krise nicht mehr als Erklärung für ihr Elend schlucken. Sie werden den Zusammenhang zwischen Pistole zeigen - und Sachen dafür bekommen - begreifen, werden sich für eine entsprechende Laufbahnplanung entscheiden. Doch diese Entwicklung birgt durchaus auch Probleme. Je mehr Leute sich zu einer Karriere im Königreich des Verbrechens entschliessen, desto schlechter wird – im Schnitt - die Qualität der kriminellen Taten. Laienhafte Banküberfälle, stümperhafte Morde, strunzdumme Betrugsmanöver werden massiv zunehmen! Dies können wir nicht hinnehmen. Die Opfer leiden unter einem derartigen Qualitätsverlust. Zudem wird das Image der Verbrecherinnen und Verbrecher in der Öffentlichkeit unseres schönen Landes immer schlechter. Auch im Ausland wird man uns auslachen, die Schweiz muss in diesem Bereich nun endlich auf die Herausforderungen der Globalisierung reagieren. Wir müssen Schritte einleiten, die zu einer Qualitätssicherung und -steigerung auf dem Gebiet des Verbrechens führen. Weil das Phänomen Verbrechen derart ra-

sant um sich greift, sollten wir für diese Schritte Siebenmeilenstiefel anziehen. Wir müssen dringend SWOT-Analysen, SEBO-Analysen, Organisationsentwicklungsprozesse und Multimoment-Studien durchführen. Dann müssen wir scharf umrissene Rollenprofile erarbeiten, für Menschen, die in Genres wie Bankraub, Tankstellenüberfall, Enkel-Trickbetrug, Serienmord usw. tätig sind. Wenn alle Daten schliesslich sauber erhoben, die Grundlagen geschaffen sind, ein solider Boden bereitet ist, sollten wir unbedingt eine Fachhochschule für Verbrecherinnen und Verbrecher – bzw. Verbrechende – schaffen. Ich würde Vorschlagen, dass die Studierenden zunächst alle einen Grundkurs besuchen, der so fundamentale Techniken wie das Bedrohen, das Fesseln, das Tresorausräumen, die Waffenkunde umfasst – sowie natürlich die Feinheiten der Täter-Opfer-Kommunikation vermittelt. Die Studierenden sollen sich zunächst gründlich in die Materie einarbeiten, in Theorie und Praxis, bevor sie sich später auf ein bestimmtes Verbrechens-Feld spezialisieren. Bücher wie „L‘instinct de Mort“ von Jacques Mesrine (Achtung: das „s“ im Geschlechtsnamen dieser zeitlosen Koryphäe wird nicht ausgesprochen, sondern verschluckt, viele Leute machen das leider immer noch falsch), Filme wie „Heat“ von Michael Mann,

künstlerische Arbeiten wie Joel-Peter Witkins Fotosammlung „Harm’s Way“ sorgen für die theoretischen Grundlagen. Biographien über John Dillinger, Bonnie and Clyde, Ted Bundy, Jesse James oder Borra, den König der Taschendiebe, werden die Semesterlektüre darstellen. Dazu kommen allerlei praktische Übungen, zunächst werden dies Rollenspiele im Klassenverband sein. Später geht‘s dann raus. Dann ist Praxis an der Front angesagt, denn nur die Übung macht bekanntlich Meister. Zur Hymne dieser Fachhochschule taugt natürlich „Take the Money and Run“ von Steve Miller. Als Lehrkräfte brauchen wir für den Grundkurs gewitzte AllroundVerbrechende, die über solide Grundkenntnisse in mehreren Fachrichtungen verfügen und diese auch geduldig weiter vermitteln können. Dieses Personal kann an diversen Hot Spots rekrutiert werden: Zum Beispiel in Ciudad Juárez, Mexico, in Johannesburg, Südafrika, oder in New Orleans, Louisiana. Auf den Grundkurs folgt dann die Spezialisierung. Diese Studiengänge führen zunächst zu einem BachelorDiplom – und am Ende dann zum Master-Titel. Hier sind die Lehrkräfte hochgradig spezialisierte Fachleute, hier zählen die Feinheiten, Ziel ist das makellose Verbrechen. Egal, ob es sich um Bankraub, Geiselname, Wettbetrug oder Sexualmord handelt. Buchhaltung

für Menschenhändler, Hiebtechniken für Axtmörder, Geldübergabe-Kunde für Entführende, Fünfjahresplanung für Serial Killer, der fachlichen Differenzierung kommt eben eine grosse Bedeutung zu. Skills und Grades müssen exakt aufeinander abgestimmt sein. Wer einen derartigen Lehrgang an der Fachhochschule absolviert hat, geht die Sache danach ganz anders an: Die Qualität der Taten bekommt eine völlig neue Bedeutung, im Metier des Verbrechens werden sich ganz neue Standards der Exzellenz etablieren. Wer seinen Bachelor gemacht hat, wird in jede Gang aufgenommen. Wer über ein Master-Diplom verfügt, taugt für Führungsaufgaben im Kader einer kriminellen Organisation. Und wir alle werden davon profitieren. In der Öffentlichkeit wird sich die Erkenntnis durchsetzen, dass es viel erstrebenswerter ist, von Profis überfallen, aufs Kreuz gelegt oder ermordet zu werden - als von stümperhaften Amateuren. Die Opferzufriedenheit wird in beträchtlichem Masse steigen. Lasst uns also tüchtig Bundesgelder reinschütten (auch die Kantone sollen Mittel beisteuern), lasst uns endlich den Grundstein legen - für die Eidgenössische Fachhochschule für Angewandtes Verbrechen (EFHAV). Eine bessere Investition kann - angesichts der momentanen gesellschaftlichen Bedingungen – kaum getätigt werden! Also raus mit der Kohle - oder es knallt!!!


Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu. Fumer nuit gravement à votre santé et à celle de votre entourage. Il fumo danneggia gravemente te e chi ti sta intorno.


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Juni 2013

hilfe! was macht der mann in der frau? und wozu braucht er eine laterne?

Montag, 29. April 2013, 08:47 Von Dr. Kaspar Isler Kürzlich hatte ich eine äusserst inspirierende Diskussion mit einer guten Freundin. Sie, gutaussehend, geistreich, dem Rotwein verfangen und ein Tick zu spirituell, ist sich total sicher, dass der Mond eine Frau ist. Einerseits aufgrund von Theorien an die ich mich nicht mehr wirklich erinnern kann und will, andererseits linguistisch argumentiert (La Luna, La Lune und so..). Wenn meine Freundin also Recht hat, wurde mir als

Kind dann immer die Story vom Mann in der Frau erzählt? War meine Gutenachtgeschichte in Tat und Wahrheit nichts als ein platter Porno? Kann ich etwas korpulentere Damen künftig mit «Hey Vollmond» ansprechen? Protzen meine Jungs am Montagmorgen künftig mit ihren Mondlandungen vom vergangenen Wochenende? Und erzählen die, die in einer Beziehung sind, und mal wieder zu spät und zu betrunken heimgekommen sind dann klagend von der ätzenden Mondfinsternis, die es deswegen zu Hause gab? Fahren Typen mit zu kleinem Schwanz eine Mondlandefähre? Diese Fragen beschäftigen mich. Und was ist mit dem vermeintlich harmlosen Song dazu? Ich zitiere: «Manchmal wird der Mann im Mond, für seinen treuen Dienst belohnt und wenn du ihn ganz lieb anschaust, dann holt er die Laterne raus». Für was auch immer diese verdammte Laterne stehen mag, sagen Sie es mir bitte nicht.

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reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: penline tape

Samstag, 27. April 2013, 10:05 | Von Dr. Reinhold Weber Muss man mehr sagen? Muss man nicht.

das muss man haben: eine agassi-odersonst-irgendwievokuhila-extension

das muss man nicht haben: drei beine

Freitag, 26. April 2013, 14:00 | Von Dr. Reinhold Weber. Ich meine, KlozahnbürstenFrisen sind langsam total out, Mr. Bighead, im Fall.

Dienstag, 19. März 2013, 15:00 | Von Dr. Midi Gottet. Wer hier tatsächlich drei Beine sieht braucht eine Brille – oder deutlich weniger LSD im Morgenkaffe.

radikal gesund – das experiment (teil 1) Dienstag, 7. Mai 2013, 07:34 Von Dr. Kaspar Isler. Ein Mann, eine Frau, vier Wochen. Die Spielregeln: Kein Alkohol, keine Zigaretten, kein Kaffee, kein Fast Food. Kurzum: Kein ungesunder Scheiss. Dafür Sport und Obst und überhaupt. Kurzum: Der gesunde Scheiss. DR. ISLER: «DIE GESUNDHEIT IST EINE BOCKIGE HURE» Auf Alkohol und Nikotin zu verzichten ist für viele nichts besonderes. Für mich schon. Ich rauche leidenschaftlich gerne. An guten Tagen komm ich so gerne auf 25 Zigaretten, bis ich mich hinlege. Je nachdem wer neben mir liegt, stehe ich danach auch nochmals auf, um zu qualmen. Ich, der Lustmensch. Ich, ein Lebemann. Zwei schöne Begriffe. Rock n Roll halt. Die klingen viel sexier als Süchtiger. Mir meine Lunge aus dem Hals zu husten, wenn ich drei Minuten auf den Zug rennen muss, dafür weniger. Ich fühle mich weder besonders ungesund noch macht mir meine Sucht Sorgen. Trotzdem geht es mir regelmäs-

sig schlecht nach durchzechten Nächten. Denn die Gesundheit und vor allem die Fitness sind bockige Huren. Kaum vernachlässigt man sie ein paar Wochen, beginnt das grosse Rumgezicke. Unmissverständlich machen sie einem klar, dass man sie eben schon braucht und pflegen muss, damit sie bleiben – ein bisschen wie Freundinnen. Trotzdem, die hitzig geführte Diskussion in der WG-Küche ist für mich ohne Zigarette im Mund genauso undenkbar wie das gute Essen ohne das obligate Glas Wein oder - und das noch viel weniger - eine Nacht tanzen ohne Drinks. Ich sag ja nicht, dass das nicht geht. Ich selbst hab es nur noch nie gemacht. Grund genug, es zu probieren. Machbar ist das. Alles eine Frage der Willensstärke. Ich werde schon beim Gedanken an einen Tag ohne Zigarette unruhig und grummlig. Drum ist es gut, dass ich mir wenigstens eine Gewohnheit für diesen Monat beibehalte: Wenn du Scheisse

ausprobierst, mach‘ nie alleine. Und so kam Angela Kuhn ins Spiel. SCHWESTER ANGELA: «ARSCHLOCHTAGE UND SCHOGGISTENGEL!» Du solltest mal einen Gang zurückschalten. Weil es ist ja ungesund, nein wirklich, und es macht dich dick. Du wirst hyperaktiv und bekommst Krebs und einen Herzinfarkt. Und zum Sport kommst du nicht mehr. Beweg Dich mal. Du bist dann lebendiger und glücklicher. Endorphin. Nachdem du dich keuchend und schwitzend nach Erlösung sehnst, ist so, versprochen, versuchs mal, hör nicht auf, so musst du leben, denn dein Lifestyle ist sowieso fürn Arsch.

Sagen sie. Wenn man 11 ist, sehnt man sich nach der Freiheit, man zählt die Tage bis zum 18ten. Dann sieht man die Freiheit, und sie besteht aus Verpflichtungen, und ein wenig Pause zwischendurch, in Form von Nikotin. Und Koffein. Und Alkohol. Und anderen Drogen. Hauptsache man macht Pause, von dem sonstigen Scheiss und geniesst das Leben, in dem man mal die Seele baumeln lässt, mal abschaltet, mal die Kontrolle verliert, es mit Fotos dokumentiert, um sich an Pausen zu erinnern, an die man sich nicht erinnern kann. Das ist super, mit den richtigen Leuten noch superer. Und Pausen ohne? Wie überleb ich den Matheunterricht Montagmorgens ohne den ersten Kaffee um 7, und die Prüfung in der Stunde darauf ohne die erste von ca. 15 Zigaretten? Wie tröste ich mich ohne Schoggistengel über einen Arsch-

lochtag hinweg, und wie mache ich so richtig Pause am Wochenende? Party? Tanzen? Tanzen ist toll. Von sich aus bewegungsbegeistert ist mein Körper aber nicht, sowenig wie mein Bewusstsein selbstsicher. Mol, tanzen ist toll, zu toller Musik, mit tollem Wein, oder Vodka, oder Rum, oder Champagner, mindestens 1 Mal die Woche. Ohne halt irgendwie weniger. Ich liebe Herausforderungen, die machen nämlich den Alltag spannender, weil die Geschichtslehrerin tuts nicht, und tic tac toe auch nicht, da sucht man sich halt was. Kaspar mag Herausforderungen auch, denk ich, so kam er mit einer radikalen, masochistischen, kaum zu bewältigenden Idee. Gesund sein. Also nicht für immer! 4 Wochen, das langt. Vorig. Bei weitem. 3 würdens auch tun, find ich, oder 2. oder bis nächsten Montag. Die Idee scheint super, geplant ist rasch. Ich rauchte meine letzte Zigi zu einem letzten Gläsli Wiisswii, frag mich warum, was ich mir gedacht hab, bis das Einzige, was ich, wo die Zigi ausglüht, noch denken kann, ist – Fuck.


R채mistrasse 6 8001 Z체rich


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radikal gesund – das experiment (teil 2)

Samstag, 11. Mai 2013, 18:47 | Von Dr. Kaspar Isler. Ein Mann, eine Frau, vier Wochen. Die Spielregeln: Kein Alkohol, keine Zigaretten, kein Kaffee, kein Fast Food. Kurzum: Kein ungesunder Scheiss halt. Dafür Sport und Obst und überhaupt. Kurzum: Der gesunde Scheiss halt. DR. ISLER: «GESUND ODER SOZIAL? DAS IST HIER DIE FRAGE!» Tag vier unseres Selbstversuches. Mein in Basel wohnhafter Bruder (das kommt in den besten Familien vor) ist zu Besuch – einer meiner besten, lustigsten und wichtigsten Wingmen überhaupt, wohlgemerkt. Ich - aufgrund meines Nikotinmangels ziemlich angespannt und leicht reizbar – schleppe ihn mit ans Opening des Coco Beach. Ich freu mich. Echt. Wir sehen uns viel zu selten. Es sieht hübsch aus auf dem Oberdeck des Parkhauses Pfingstweide: Sand, Liegestühle, Palmen. Alle haben morgen frei. Die Stimmung ist gut - noch. Der erste Dämpfer folgt an der Bar. Ich muss mich leicht beschämt nach alkoholfreiem Bier erkundigen. Mit dem ersten Nippen an der Flasche schlucke ich meinen Stolz runter. Ich kann easy auch Spass haben ohne Alkohol. Wir setzen uns. Nach vier Runden ist der Vorrat an promillefreiem Bier aufgebraucht. Verständlich. Das Zeug schmeckt nicht besonders toll. Eigentlich kein Problem. Durst habe ich nämlich eh keinen mehr. Dafür jetzt zwei Hände frei, die normalerweise mit Drink (links) und Zigarette (rechts) beschäftigt wären. Mich beschleicht ein Gefühl, das mir fremd ist. Wohin mit meinen Händen? Sieht bestimmt doof aus, wenn die grossen Dinger einfach so vor mir rumhängen. Fast verlegen drücke ich an meinem Handy rum. Verdammt, so fühlt sich Unsicherheit an. Ich bin so mit mir selbst beschäftigt, dass ich mich unbewusst komplett von der Gruppe abkapsle. Ich fühl mich nicht wohl. Manuel kommt. Einer meiner besten, nein, mein bester Freund. Wir verstehen uns seit Jahren. Blind. Er ist bereits in Bierlaune. Fünf Minuten später nachgerüstet. Gin-Tonic links, Parisienne rechts. Ich bin neidisch, höre seine Worte, plantsche gedanklich aber in seinem Gin. Wiederum nehme ich wahr, was er sagt, nehme aber kaum etwas davon wirklich auf. Er triezt mich wie lecker sein Drink doch sei und wie gut die Zigarette heute

schmecke. Wäre er ein Fremder gewesen, hätte er sein Frühstück am nächsten Morgen vermutlich mit dem Röhrchen zu sich nehmen können. Manu darf das. Mit Gemeinheiten drücken wir unsere gegenseitige Liebe aus. Ich hab dich gern kommt uns nur über die Lippen, wenn wir a) so richtig betrunken sind oder b) einer von uns in einer richtig miesen Situation ist. Ich sitze an einem idyllischen Plätzchen, habe gute Menschen um mich geschart, bin aber so mit mir beschäftigt, dass ich mich und die anderen langweile. Meinem Bruder reicht es nach zwei Stunden. Manus Pläne weiter zu ziehen geben auch mir endgültig den Bogen. Ich werde morgen früh verdammt stolz und dankbar sein für meinen Durchhaltewillen. Aber jetzt muss ich erst mal nach Hause, die X-Box mit Tekken anschmeissen und ein paar Leuten so richtig die Fresse polieren. SCHWESTER ANGELA: «EINFACH NUR SCHLIMM» City Beach Opening. Sand unter den Füssen, Musik die mitreisst, kalte Drinks, Zigaretten, gute Leute - unvergesslicher Abend, Spass ohne Ende. Ich hab gelogen. City Beach Opening. Sand in den Schuhen, Musik die nur mit Alkohol mitreissend scheint, alkoholfreies Bier, gereizte Leute - Abend den man schnell vergessen möchte, Langeweile ohne Ende. Es ist ja ok, hab ich mir gedacht, lebt man so gesund. Wenn man kann und will. Aber keiner kann mir erzählen, dass man diesen Detox-Lifestyle und den unseren gleichzeitig ausleben kann. Und will. Denn da hocken wir nun, mit unsern Plastikbechern gefüllt mit entzuckertem Zuckergetränk. Konversation betreibend halt. Mit ganzer Kraft versuchend lustig zu sein. Vielleicht sind wir nicht motiviert genug, um den Ball ins Rollen zu bringen. Vielleicht die Andern zu wenig zugedröhnt, um mit zurollen. Meine Augen folgen der Zigiglut irgendeines Scheisskerls, meine Kehle geifert nach dem kühlen Geschmack des Vodka Redbull dieser Frau vom Tisch neben an. Gut. Halb so schlimm. Doppelt so schlimm wenn wir daraufhin von sogenannten Freunden gehänselt werden. Doch die aussichtslose Nacht deprimiert ja eh schon, also wieder halb so schlimm wie doppelt, und somit einfach nur schlimm.

guni-gugu

Freitag, 26. April 2013, 08:00. Von Dr. Midi Gottet „Mann! Guni-Gugu kann was erleben wenn ich wieder zu Hause bin. Das ist das allerfuckingletzte Mal, dass sie mir mit dem ZVV-App die falschen Bus-Abfahrtszeiten rausgesucht hat.“

Seite sieben

genial plazierte reklame

Donnerstag, 21. März 2013, 08:00 | Von Dr. Reinhold Weber Ich meine, was wäre dieses todlangweilige Plakat ohne diesen genialen Media-Einfall.

herr eigenmann war hier! Montag, 29. April 2013, 11:30 Von Dr. Marianne Weissberg Herr Eigenmann war wieder bei mir. Jetzt habe ich einen feinen Käse, Milch, Rüebli, Randen und einen grossen Kabis. Er macht das so richtig unmodern, hat keinen Computer, um seine Kundschaft anzumailen, fährt einfach von Mostindien nach Züri und schaut, wer da oben da ist. In Züri und bei uns dann im Haus. Machen Sie doch mal Single-Portionen, sagte ich, weil ich ja fünf Kilo Kartoffeln oder sechs Kilo Öpfel nicht essen kann, so alleine. Aber schlussendlich kaufe ich immer etwas. Auch Grösseres. Und die anderen, falls jemand da ist im Haus, auch. Und wenn ich eben diesmal dieses oder jenes nicht kaufe, dann eben das nächste Mal. Er kommt wieder im Herbst, und das wird schneller da sein, als mir lieb ist. Ja, ja, die Zeit vergeht schnell sagt Herr Eigenmann und schaut mich immer ziemlich sehnsüchtig an. Er ist unbeweibt, hat schon mal bei Bauer sucht Frau mitmachen wollen, oder hab ichs ihm versprochen, die Kontakte zu knüpfen? Es ist heute sicher angenehm zum Fahren, sage ich, weil nicht nass auf den Strassen. Haben Sie dort oben noch Schnee?, frage ich, ich habe vergessen wo im Thurgau er wohnt. Etwas mit riet oder baumen oder…? Halt weit weg und dort oben. Kann man dort glücklich sein, wie in der Stadt? Was denkt er von uns? Ich wette, er hätte Chancen bei uns einsamen Singlefrauen, jetzt wo er neue Zähne hat. Schönere als ich, von einem appenzellerischen Zahnarzt. Aber rauhe Hände. Finden die die Stellen, die uns Frauen glücklich machen? Lernt man das überhaupt dort oben? Wollten Sie nicht mal Lammfleisch bringen, machen wir im Angebotspoker weiter. Voressen, möchte ich. Da habe ich ein Rezept. Aber er bringe nur grössere Pakete, gemischt, sagt er. Man muss abmachen, vorher, wer was nehmen würde. Es klingt kompliziert. Und ich möchte ihm einen kleinen Vortrag halten, wie man seine Produkte trendig vertreiben könnte. Vielleicht in hübschen Kistchen mit ein wenig Stallduft. Ich meine, alle reissen sich doch um Urtümliches vom Land, altmodisch in die Stadt herangekarrt. Ich glaube, er hat einen Pickup. Ich gebe ihm meine Telefonnummer, damit er sich fürs nächste Mal voranmelden kann. Und weiss jetzt schon, dass es nicht klappen wird. Wenn es läutet, wird Herbst sein, draussen steht Herr Eigenmann, und ich schaue immer, ich weiss das klingt seltsam, grad alte Folgen von Sex and the City. Und dann schaut er wieder sehnsüchtig. Und ich denke, falls

ich das nächste Mal immer noch single bin, dann nehme ich mir den Bauer und ziehe mit ihm aufs Land und komme nur noch in die City, um den Leuten hier Kabis und Milch in Petflaschen zu verkaufen. Die rahmt noch auf, nicht wie die tote hier, werde ich dann den Leuten sagen. Und sie werden mit mir schäkern und heimlich denken: das ist ja fast so gut wie Ausgehen, dieser Besuch einer Landpomeranze mit ihren Landprodukten. Bei uns, wo die Zivilisation wohnt. Diese Zivilisation, die ich nie verlassen könnte. Ich habs probiert und wurde fast wahnsinnig, so zwischen Mist und Männern mit Schnäuzen. Wobei, der Herr Eigenmann hat gar keinen Schnauz, bloss so einen Ohrstecker mit einem Chueli drauf. Direkt schon modern, wie sein Hauslieferservice. Ich muss jetzt vom Käse essen, der schmeckt richtig gut. Hat ein Nachbar, der noch chäsen kann, gemacht, erklärt er. Könnten Sie nicht noch Brot verkaufen?, will ich sagen, tu es aber nicht. Denn wenn Herr Eigenmann in seinem Pickup alles hätte wie unsere Läden hier, dann bräuchte es ihn gar nicht, und das wäre sehr, sehr schade. Bis im Herbst dann, hoffen wir, dass der nicht so schnell kommt. Jetzt muss ja erst mal der Frühling her, sage ich, und Herr Eigenmann nickt, dann nicke ich, dann fällt mir nichts mehr ein. Muss auch nicht, oder? Und morgen gibt’s dann Chabiswickel, darauf freue ich mich schon. Rezept Chabiswickel: Ein paar schöne Blätter vom Chabiskopf (grüner Wirz geht auch siehe Fotos) loslösen, pro Person zwei, kurz abwaschen, dann in kochendem Wasser

nur ganz kurz blanchieren, sie werden so etwas weicher und besser händelbar. Jetzt aus Ghacktem-Dreierlei, viel gehackter Zwiebel, Chnobli, einem Schuss Wein, etwas Tomatenmark eine dicke Bolognese kochen. Alle Gewürze, die grün aussehen können auch hinein. Kümmel auch, wenn man den mag. Das ganze ca. 20 Minuten dick einkochen lassen. Probieren, pfeffern und salzen vielleicht noch eine gute Prise Zucker hinzu. Es muss richtig kräftig schmecken. Dann die gut abgetropften Blätter auf ein Küchentuch legen, in jede Blattmitte ein rechter Klatsch Fleischfüllung geben, nicht an die Ränder laufen lassen, dann ein schönes Päckli machen, entweder länglich oder rund. In eine Gratinform, die man etwas ausgebuttert hat, dicht aneinander legen. Und zwar so, dass sie nicht nach oben aufgehen können. Die müssen sich richtig anschmiegen, so gehen sie dann nicht auseinander. Man könnte sie mit Küchenschnur umbinden, ist aber nicht nötig. Dann etwas Bouillon herumgiessen, oben dick mit Käse, z.b. Sbrinz oder wieso nicht mit Herr-Eigenmanns-Nachbars-Mutschlikäse bedecken, und bei mittlerer Hitze gemütlich garen, dann kurz schön bräunen lassen. Sie sollten hübsch glänzen. Mit Reis und Salat servieren. Aufgewärmt, falls es noch hat, schmeckt es nochmals so gut. Dann könnte man ja noch eine Tomatensauce dazu machen. Wobei Herr Eigenmann hat eigentlich keine Tomaten, sowas würde in seinem Garten eher eine Frau anbauen, und so eine hat er ja nicht, oder? Fotis: von mir über das Kochwörk in progress, einen Link zu Herrn Eigenmann hat es logo nicht :)


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Juni 2013

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anleitung für ordnungsgemässes radikal gesund – verhalten vor, während und nach das experiment (teil 3) der sommerzeitumstellung aber der Blick für alles, was einem gefällt oder eben nicht wird klarer.

Dienstag, 2. April 2013, 07:55 Von Dr. Henrik Petro 1. Die Uhr wird in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag vorgestellt. Das geht dann so: «Darf ich vorstellen? (Name einsetzen), das ist Uhr; Uhr, das ist (Name einsetzen).» 2. Der Moment, in dem die Uhr vorgestellt wird, ist – wie der schmale Landstreifen zwischen zwei Landesgrenzen – rechtsfreier Raum, da ein Delikt/ eine Tat nicht eindeutig einer präzisen Zeit zugeordnet werden kann. Zeugen können einen gleichzeitig um 2 oder um 3 Uhr morgens am selben Ort sehen und somit gleichzeitig ent- und belasten. Also alle Verbrechen und Vergehen (z.B. Seitensprung) auf genau diese paar Sekunden planen und ausführen, aber keinesfalls länger!

3. Wenn Sie genau im Moment der Zeitumstellung von einem Radar geblitzt werden, haben Sie offiziell trotzdem eine ganze Stunde für 10 Meter Weg gebraucht und sind damit definitiv nicht zu schnell gefahren. 4. Das Thema «Sommerzeitumstellung» nicht für Smalltalk verwenden, ausser Sie möchten bewusst als Langweiler auftreten - oder auf diese Kolumne hinweisen. 5. Wenn Sie das Thema trotzdem in eine Konversation einbringen möchten, dann erinnern Sie daran, dass am 28. Mai 1978 die «Volksinitiative gegen die Sommerzeit» zur Abstimmung gebracht und mit 83,8% angenommen wurde und dies nur eines von vielen Beispielen sei, in denen die Souveränität des Volkes vom Parlament und Bundesrat miss-

achtet wurde. 6. Falls Sie dann noch Zuhörer haben, jammern Sie nicht, dass Ihnen eine Stunde «genommen» wurde. Sie wurde nur ausgeliehen und wird am letzten Oktoberwochenende wieder zurückgegeben, allerdings ohne Zinsen. 7. Wenn Sie extra wach bleiben, um zu beobachten, wie der Stundenzeiger einer der VBZ-Uhren um eine Stunde von 2 auf 3 wandert, dann suchen Sie sich dringend einen Partner oder legen Sie sich einen Hund zu. Es ist noch nicht zu spät, steht aber schon ernst um Sie! 8. Kommen Sie in der ersten Woche nach der Umstellung konsequent jeden Tag eine Stunde später zur Arbeit und berufen Sie sich auf ihr Recht als Hobbylandwirt, ihre Kühe gemäss ihrem Biorhythmus melken zu dürfen. 9. Die Zeitumstellung (resp. ihre Probleme damit) eignet sich übrigens erwiesenermassen gut als Argumentierhilfe, wenn a) ihre Partnerin/ihr Partner Beziehungsprobleme diskutieren will, b) Sie keine Lust auf Sex haben, ihre Partnerin/ihr Partner schon und c) Sie vom Afterwork-Apéro zu spät und angetrunken nach Hause kommen. 10. Um Konfrontationen aus dem Weg zu gehen, beschäftigen Sie sich mit dem Umstellen der Uhren im Auto, am Backofen und am Fotoapparat. Wir garantieren, das bringt Sie für Stunden aus der Schusslinie! 11. Den traditionellen Artikel auf 20min.ch, dass irgendwelche i- oder andere Smartphones Probleme mit der Umstellung hatten, ignorieren – ist reine Zeitverschwendung (wie eigentlich das ganze 20 Minuten).

soooo gemein: der enkeltrickbetrug!

Donnerstag, 28. März 2013, 14:00 Von Dr. Marianne Weissberg Während ich Kolumnen fabriziere, höre ich gerne mal Radio. Ja, ja nicht nur 105, schon gar nicht den Staatsradio, weil die da immer so viel und langsam reden, das vertrag ich nicht, aber das gemütliche Radio 1 stört nicht zu sehr und dudelt auch die netten Oldies, die man eigentlich lieber nicht mehr hört, weil man merkt, wie ALT man jetzt ist. Anyway, heute wurde die zum Sender passende Meldung gesendet, die mich total schockierte: Schon wieder ein Enkeltrickbetrug? So fies! Da kommt also ein jüngeres Exemplar zu einem lieben Nochnicht-Grosi oder potentiellen Grandpa und sagt: Liebste Grosseltern, ich bin die euch noch völlig unbekannte, ersehnte Enkelin und müsste grad mal eine halbe Million auf mein Konto überwiesen haben. Jetzt würden ja Sie und ich denken, dass unsereins hohnlacht, wenn so ein Enkel-Schlufi/ ine vor der Türe steht. Aber nein, wir

haben ja schlimmen Enkelengpass, und wenn es jetzt bei mir klingeln würde und da stünde so ein unglaublich herziger Enkel vor meiner Türe und würde sagen: Stell dir vor, deine Söhne haben sich also doch heimlich vervielfältigt, statt bloss dich karrieremässig um tausend Höhenkilometer zu überflügeln. Ja da würde ich doch Halleluja schreien, dann sofort meiner Sorella anläuten, die ja schon so ein Goldstück hat und sagen: ICH HABE JETZT AUCH EINEN ENKEL, ÄTSCH! Ihr Enkel-Goldstück, das schönste Büebli auf Erden, muss ich mir ja immer zum Betüdeln und Verwöhnen hart erkämpfen, es ist so begehrt, in unserer, dieser Familie, die sich nicht so rassig vermehrt und bloss eins davon hat, also so ein Enkelchen. Und dann hätte ich plötzlich auch so eins. Und dann wäre es in Geldnöten, ja diesem Enkeltrost würde ich auch subito alle meine Reserven rüberschaufeln. Ich meine, vielleicht hat

es keine langen Unterhosen, es friert, es hat nichts zu essen. Und dafür braucht es doch die halbe Million? Klar! Und dann käme wenig später heraus, dass es doch nicht mein Enkelchen wäre, bloss so ein böser kleiner Trickster. Genau wie grad gelesen über andere Möchtegernegrosseltern. Und ich würde heulen und mir die Haare raufen, aber nicht wegen der geklauten Moneten, sondern weil ICH ALSO IMMER NOCH NICHT SO EINE NATÜRLICH UNGLAUBLICH SCHÖNE UND LIEBE OMA BIN! Hier wimmelt es nur so von Enkeltrickbetrügen: polizeibericht.ch/ger_cat_367/Enkeltrickbetrug.html Foto: Meine eine Oma, zweites Foti gaaanz oben rechts, hatte noch viele Enkelchen, z.b. mich, hier zu sehen in ganz vielen Enkelstadien - ich war ja nicht so und gönnte es ihr.

Keine Sorge, fch freu mich schon jetzt darauf, wieder beinahe jeden toll zu finden, der mit mir Shotgläser von ihrem Inhalt befreit. Aber noch mehr darauf, genau das mit denen zu tun, die ich auch nüchtern liebe.

Dienstag, 14. Mai 2013, 13:51 Von Dr. Kaspar Isler DR. ISLER: «NÜCHTERNE LIEBE IST WAHRES GLÜCK» Nach unserem desaströs depressiven Abend am Opening des Coco Beach (lesen Sie dazu Teil 2) fürchtete ich mich vor dem erneuten Ausgang. Sehr sogar. So wie wehrloses Wild seine Jäger fürchtet - oder Zucco seine Zirkusgänger. Aber wie es immer ist mit Problemen und Ängsten: Verkriechen ist auch keine Lösung. Wenn ich in unterwegs und in Hochform bin, sind die Anforderungen dafür, sich prächtig mit mir zu verstehen, ziemlich niedrig. Auch betrunken sein reicht da meist schon aus. Deshalb haben wir Partytiger auch so viele Freunde meinen die einen zumindest. Nüchtern betrachtet bleibt von der vermeintlichen und promillegeschwängerten Seelenverwandtschaft meist nicht viel übrig, ausser oberflächliche Gesten und sinnloses Geschwätz. Dennoch zog es mich wieder raus. Ein Dinner mit meiner Sippe stand an. So setzen sich mein Bruder (wird in Teil 2 beschrieben), meine Schwester, ihr Freund und die gemeinsame, kleine Tochter (zu dritt der lebende Beweis, dass man - auch wenn man Kinder zeugt - nicht aufhören muss Spass zu haben), meine Mutter (68er-Blumenkind, eine Sonne von einem Menschen) und mein Stiefvater (tendenziell schweigsam aber wenn sprechend, dann mit gnadenlos trockenem Humor) an einen Tisch in einem Lokal, dessen Name hier nicht genannt werden darf. Wie bei uns üblich war es laut, der Weisswein floss reichlich und (deshalb keine Nennung) es durfte drin geraucht werden. Das reichliche Angebot an allem, was ich gerade nicht darf, stellte mich auf die Probe. Für einen kurzen Moment. Danach entwickelte sich die Runde zu einem der besten Abende, die ich seit Wochen hatte. Gutes Essen, ein Drink (Sanbitter und OSaft), der meine Gaumenknospen zumindest an Campari Orange erinnerte und so viel Liebe im Raum, dass mir diese völlig ausreichte, um glücklich zu sein. Die Frage ist also nicht, ob man auch ohne Alkohol Spass haben kann. Die Frage ist, ob man sein Umfeld auch nüchtern aushält. Die Anzahl der Menschen, gegenüber denen ich Respekt, Zuneigung oder gar Liebe empfinde, sinkt offensichtlich drastisch mit ausbleibendem Alkoholkonsum. Meine Freude über die, die übrig bleiben, flasht mich hingegen mehr als alles, was ich mir je konsumiert habe – ob ich sie nun gerade bei mir habe oder einfach nur an sie denke. Die, die gemeint sind, wissen es. Sie sehen, Entzug macht mich emotional, manchmal fast weinerlich. Im Rausch alles toll zu finden ist da viel bequemer. Aber so langsam machen sich - nebst viel mehr körperlicher Power als üblich- auch die psychischen Vorteile dieses Experimentes bemerkbar. Das klingt jetzt wie aus dem Mund eines Gesundheitsnazis mit Sektenhintergrund

SCHWESTER ANGELA: «SEX, BBQ UND SOUTHPARK» Ihr wisst ja, wir hatten diese Feiertage, an welchen manche Schulen, wie die meine, die Brücke machen - dass heisst, wow, 4 Tage frei. 4 Tage Ausgangsmöglichkeiten. 4 Tage Sorglosigkeit. Also sie sind da, die Sorgen, aber sie sind einem egal, weil, bitte, 4 Tage! Nachdem wir am Mittwoch, wie Kaspar detailgetreu beschrieben hat, einen mässig tollen Ausgang erleben durften, war bei mir Donnerstag BBQ bei Anna angesagt (muss erwähnt werden, denn in meinem Freundeskreis ist das ein kleines Highlight, Anna‘s BBQ - Burger, selbstgemachter Kuchen, Chips, was man halt so braucht um den Hunger nach dem Gras zu besänftigen. Bier, zu genüge, um das ganze Zeug hinunter zu spülen. Und richtig gute Musik.) Anna‘s BBQ war toll, wenn man ausser Acht lässt, dass alles, was Anna‘s BBQ so toll macht, tabu für mich war. fuck. Doch die Menschen sind dieselben, und somit die Stimmung genau so super. Jetzt stellt euch mal vor ihr sitzt Zuhause und eure beste Freundin (Emma süss, schön, klug, aber lange nicht so brav wie ihr Name zu versprechen scheint) entscheidet sich dazu mal vorbeizukommen, um Musik zu machen, über Schwanzgrössen und die Minigehirne die dranhängen zu diskutieren und was man sonst so macht, an einem freien Freitag. Jetzt aber rollt sie sich Einen, und dieser Geruch, der jedes gute Festival, und Städtetrips nach Amsterdam auszeichnet, schleicht sich in eure Nasen, das Geräusch der knisterten Rips befriedigt eure Ohren, und ihr wisst, ihr dürft ja nicht. ja dammisiechnomal! Und dann besucht ihr euer Gschmusi. Ihr wisst schon, Gschmusi. Der Typ/ das Girl. Um zu Schmusen und so. Aber nichts Ernsteres. Sex. Und Zigis und Bier und Southpark, an einem gschmusigen Abend. Aber eins sei gesagt, Southpark ist vollkommen nüchtern eben nicht so unterhaltsam, und die Unterhaltungen sind ein wenig zu nüchtern. Macht jedoch nichts, denn mein Gschmusi ist in jedem Gemütszustand perfekt. Apropos Unterhaltsam, ihr solltet mal den Kaspar beim Tennis spielen sehen. Mich auch, aber das lassen wir mal aussen vor. Sport ist Mord, aber der Tod ist nicht ganz so schrecklich wenn man auf der anderen Seite des Netzes einem grossen, kleinen Jungen beim Rumhüpfen zuschauen kann. Wir hatten Spass, die Bälle nach 10 Minuten auch mehr oder weniger im Griff, wir kamen ins Schwitzen. Vor allem als wir auf dem Platz nebenan das supersportliche Paar sahen, die sich die Bälle um die Ohren schlugen als ginge es um Leben oder Tod - war schwer wegzusehen und ein wenig schämten wir uns auch. Aber wir sind cool, darum ist es ok. Wenn alles schief geht, ist es wichtig die Coolness zu bewahren. Nach einer Stunde hatten wir uns die Dusche und den Apfel verdient. und der ganze Spass liess uns beinahe vergessen, dass wir am Abend davor bei dem Kulttreffen nägelkauend den Autoren beim Schlemmen zusehen mussten. Ob ich mich fitter fühle? Ja, doch, bitzli, glaub schon. Ob ich es mit voller Freude noch 3 Wochen weiterführe? Naja - also weiss nicht so recht. Fragt mich nochmal nach dem Vitaparcours am Mittwoch.


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honigtopf und zuckerstange, radikal gesund – drachennest und zauberschlange das experiment (teil 4) Dienstag, 21. Mai 2013, 19:53 Von Dr. Kaspar Isler Ein Mann, eine Frau, vier Wochen. Die Spielregeln: Kein Alkohol, keine Zigaretten, kein Kaffee, kein Fast Food. Kurzum: Kein ungesunder Scheiss halt. Dafür Sport und Obst und überhaupt. Kurzum: Der gesunde Scheiss halt.

Als hätte sie unter einem hypnotischen Zwang gestanden... Ein Minidrama in sechs Akten. I. Ach kommen Sie doch bitte mit, meine liebe Dame. Lassen Sie uns in die gute Stube eintreten. Dort glüht das alte rostige Ofenrohr. Die warmen Kleider können Sie also ruhig draussen lassen. Meinen sie nicht auch? Wir setzen uns zunächst einfach auf mein blaues Sofa. Und lassen dann alle Formalitäten fallen - Stück für Stück. Schnitt (When it comes to...) II. Jetzt gelten bloss noch die Gesetze des Herzschlags. Unsere Nervenbahnen glühen wie brandgefährliche überhitzte Stromkabel. Ein Rhythmus erfasst uns beide, schüttelt uns bis ins Innerste durch. Unsere Drüsen spucken literweise Schweiss. Wir betreten verbotene Zonen. Und entfliehen - endlich, endlich - den Gletschermühlen des Alltags. Schnitt (...fonky fonky lovin‘...) III. Unversehens bin ich zu einer Marsrakete mutiert. Kein oben, kein unten mehr im endlosen All. Ihre Ventile stehen jedenfalls sichtlich unter Hochdruck, Milady. Sie absolvieren nämlich einen Hexenritt. Dann spielen Sie Ihr ausgedehntes Flötensolo, mit Vibrato ohne Ende. Und ich stöhne nur ganz leise mit – aber immerhin taktfest. Schnitt (...I just....) IV. Norden, Osten, Süden, Westen, wir rasen rauschhaft um die Welt. Ich weile, so scheint es mir, gerade in Ozeanien, bewässere dort eine fruchtbare Plantage. In Wirklichkeit liege ich jedoch auf meinem Orientteppich, einem grossmütterlichen Erbstück. Und zwei Halbmonde füllen - luminiszierend - meinen Horizont. Schnitt (...want to...) V. Wir erklimmen gemeinsam die höchsten Gipfel, durchschwimmen die Meere, bis ganz hinunter zum Grund. Plötzlich bin ich ein Clown, der sein Hündchen dressiert. Während Sie, chère Madame, den sterbenden Schwan geben. Und wir tanzen wie besessen; aus einem Tiefenrausch auftauchend - dem Höhenfeuer entgegen. Montag, 15. April 2013, 14:12 Von Dr. Christian Platz Schauplatz: Im tiefsten Bauch einer Schicksalsnacht, draussen toben die Sturmfluten des Frühlings, die Handlung ereignet sich in einem seltsamen, leicht schmuddeligen Raum, der gleichzeitig eine gute Stube und einen VoodooTempel darstellt. Personen: Ein etwas schäbiger Herr, dem aber ein signifikanter Teil jener

dunklen Mächte zur dienstlichen Verfügung steht, denen er einst seine Seele überschrieben hat, im Rahmen eines bluthaltigen Rituals. Und eine elegante, feinsinnige Dame, die auch nicht weiss, warum sie sich dazu entschieden hat, heute derart provokative Unterwäsche zu tragen - um dann erst noch der Einladung, später sogar den Aufforderungen dieses eigenartigen Mannes Folge zu leisten.

Schnitt (...make you...) VI. Ich wühle in der tiefsten Grube. Da trifft meine Sonde auf pures Gold. Zunächst verstecke ich es in einer Tropfsteinhöhle. Dann trage ich es auf Ihr Bananenschiff, cara mia. Nun schlägt ein Kugelblitz mit Macht durchs Stubenfenster. Trifft uns genauso wuchtig wie unerwartet. Und am Ende sind wir beide tot. Mausetot. (...sweat!) Schwarzblende

DR. ISLER: «STREICHEN SIE ALKOHOL AUS IHREM VOKABULAR» Der Verzicht fällt mittlerweile nicht mehr ganz so schwer. Ich bin fühl mich besser, spicke morgens förmlich aus dem Bett und bin produktiver. Gut. Das mit dem Rauchen werde ich drum radikal reduzieren. Rauchen ist Quatsch. Auf ein paar prächtige Promille verzichte ich hingegen mit Sicherheit nicht gänzlich. Die fehlen mir. Schon alleine aus soziologischen Gründen. Die fehlen mir sogar so, dass mir von morgens bis abends nur Begriffe und Redewendungen zum Thema Alkohol im Kopf rumgeistern. Das macht durstig - und muss nicht sein. Zeit diese lyrischen Dämonen durch harmlose und gesunde Platzhalter zu ersetzen. Drum hier vier Einträge aus dem Alternativ-Lexikon für Suchtmenschen mit akuter Rückfallgefahr: 4) Ich hielt das Ganze von Anfang an für eine Tee-Idee! 3) Wasser auf Saft, das gibt Kraft. Saft auch Wasser, noch viel krasser. 2) In aqua veritas. 1) Das ist nicht mein Sirup. Klingt doof - ist es auch. Ich glaub das mit den Sprichwörtern und Wortspielen lassen wir drum besser mal, bis die Sache hier zu Ende ist -sonst verkommt meine schöne Kolumnensammlung noch zu einem Saftladen. SCHWESTER ANGELA: «ANGEPASST, EINFACH UMGEKEHRT.» Ich war noch nie das Mädchen von Nebenan. Eher die von Mittendrin. Ich blieb meinen Allstars treu, als High Heels die 15jährigen Füsse meiner Freundinnen eroberten, fuhr mit meinem Longboard den Tramschienen von Zürich entlang, obwohl es sich beim shoppen jedes mal als lästig herausstellte, und spielte in der Garage meines Vaters Schlagzeug in einer Band ohne Band. Ich versuchte immer, mich ansatzweise selber definieren zu können, indem ich vermied, mich von der Allgemeinheit definieren zu lassen. So fühlte ich mich Pudelwohl. Selbstbewusst. Unangepasst. Und dann das: Mittwochabend, geiles Konzert, geile Musik, geile Stimmung, geile Menschen. Nach dem Konzert noch kurz abhängen mit den Musikern. Viel Gesaufe und Gerauche, viel Gequatsche und ich. Gerade ohne schnellen Smalltalk, so dass mein Blick, anstatt mit Zigarette im Mund sexy in die Ferne schweifend, starr wirkt und meine Hände, anstatt lässig eine Bierflasche haltend, unbeschäftigt am Körper runterhängen. Was zum Teufel mach ich hier, zuhause wartet der Fernseher,

der ist momentan immer für mich da. Ersatzgschmusi. Verunsichernd, diese plötzliche Verunsicherung durch das nicht angepasst sein. Um mal von der Tatsache, dass sich mein soziales Leben sich durch diese Schnapsidee auf ein Minimum zu beschränken scheint, abzuweichen, muss ich erwähnen, wie wach ich den ganzen Tag durch bin. Kaffee ist verboten, Red Bull genau so. die ersten 3 Tage waren die Hölle, mein Bett der Himmel und der Schlaf die Erlösung. Doch jetzt, als wir die Hälfte des Experimentes hinter uns haben, muss ich ehrlich sagen, ich fühl mich super, bin täglich früh fit, und kann beim Joggen beinahe mit meinem Laborpartner/Doktor/Mentor mithalten. Ich strotze vor Energie! Dass das nicht am fehlenden Koffein, sondern am Nikotinenzug liegt, weigere ich mich zu glauben. Drink Tea, not Coffee! Das Wochenende verlief gnadenlos partylos. Ich verbrachte es mit meinem Babycousin Ilai (3 Jahre alt, blitzgescheit, potenzielles zukünftiges Abercrobiemodel, und könnte sich, gäbe es ein Casting, für die Teletubie-Sonne bewerben), seiner Schwester Yael (1 Tag alt, Schrumplig aber süss) und der französischen Bulldogge Mia (Noch schrumpliger aber mit einem Blick der einen schmelzen lässt). Besucht mal Barbapapa, das macht viel Spass, Freitagabend, mit Hund und Kind und Baby. Da war sie auch schon, diese berühmt berüchtigte nüchterne Liebe. Jetzt sitze ich mit Emma auf einem sonnenbeschienenen Balkon, über mein Leben, Nutellabrötchen und diesen Text nachdenkend, und sie fragte mich gerade, ob es mir was ausmacht. *Zigarettenpack hochhaltend* Nein. Ist befriedigend. - Befriedigend? - Ja. zu 50%. Die anderen 50% in mir sind kurz davor für den Nikotinflash alles hinzuschmeissen. Ist wie Pornoschauen. - Pornos treiben dich zur Nikotinsucht? - Nein. Treiben an. Befriedigend, das Passivrauchen, weil so vertraut, aber es macht Lust auf mehr. - Sex? - Nikotin. An alle Frauen dies interessiert obwohl es das nicht sollte; der Bikinifigur bin ich schon ein Stückchen näher. Der Verzicht auf Schokolade, Fastfood und Weissbrot strafft den Bauch tatsächlich. Anderen nicht extrem auffallend, aber ich für meinen Teil fühle mich leichter. gesünder. Dafür lohnt es sich, aber es wird wohl nicht anhalten, denn mir wird klar - ich bin nicht der Typ Frau die langfristig ihr Nutellabrot für superschlanke Beine aufgibt. Was mir so ganz nebenbei meine Sicherhet durch das Nichtangepasstsein zurückbringt.

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bock-bränding: juhu, endlich ehrlich herumvögeln!

Freitag, 29. März 2013, 10:00 Von Dr. Marianne Weissberg Jetzt konnte ich ja lesen, dass die SchiSchickse Vonn sich mit Einlocher Woods eingelassen hat. HALLO Frölein Vonn, checkst du nicht auch, dass der Mann neben seiner Gattin Elin noch Dutzende Nebenweiber laufen hatte? Also nicht für Geld, braucht der nicht, denn der lahme Tiger hat ja mit dem Einlochen von Bölleli und den sich deshalb hinzugesellenden Werbeverträgen Quintillionen verdient. So wie Herr Federer, der mit dem Hinüberspicken von etwas grösseren Bällen über ein Netz dasselbe erreicht. Was ich nicht ganz begreife. Wieso also Männer ganz ohne Balls mittels Bällen sich dermassen anreichern können? Zum Thema: Wieso sind wir Frauen so doof und glauben, dass wir dann die EINE sind, die ihn zur Monotonie, pardon Monogamie bekehren darf? Das soll hier aber nicht das Thema sein, denn ich studiere lieber über Männer nach, die sich in die Monogamie begeben, um dann heimlich das Gegenteil zu betreiben. Ich frage Sie also: WIESO KÖNNEN SOLCHE MÄNNER DENN NICHT EIN-

FACH VOGELFREI EXISTIEREN? Die haben doch einen Knacks. Wenn mann also lieber herumvögelt, dann sollte man doch genau dazu stehen und nicht noch heiraten oder sich fest beziehen. Auf eine Frau, die meist von dem Doppeloder eher X-Fachleben ihres „Liebsten“ wenig ahnt. Cheating as lifestyle oder schöner: as an attitude, wäre doch ein ehrlicheres Lebensmotto. Die Cheater cruisen dann, kaum gebunden, schon, z.b. bei mir herum. Die einen schwafeln was von „wir haben offene Beziehung/Ehe“ (was sie allerdings dieser noch beibringen sollten), „habe so lange single gelebt und muss DAS einfach spüren“, „ich betrügen?, äh, habe noch gar nicht darüber nachgedacht“. Meist haben sie dann eben doch Stress und irgendwann Riesenalimente an der Backe. Also liebe Betrüger, jetzt sagt Frau Dr. Weissberg euch mal was: Ihr könntet es wirklich einfach haben und lebt ECHT und EHRLICH – single. Man kann eben nicht den Foifer und das Weggli (also sie) haben! Und so würden dann dank meines Anti-Cheating-Tipps viel weniger Betrüger herumstreunen. Die könnte man ja

auch noch mit einem dicken „CH for Cheating“ oder „B – bin ein Bock“ bränden. Zum Beispiel Tiger Woods. Und ich bin sicher, dann würde das Frölein Vonn sofort zurückschrecken. Wobei… hmm, Schi-Schicksen haben womöglich noch weniger Hirn also so ein Golfer! P.S. Diese Kolumen ist grad in Kurzform im Zürcher Tagblatt erschienen, wo ich neuerdings vierzehntäglich kolumniere, ganz hinten, also an bester Lage, aber weil ich mich dort so kurz fassen muss, weil über mir noch Gott in Form eines Psalms inseriert, hier für Sie the director’s cut, also die genüsslich ausführliche Fassung, natürlich garniert mit schönen Föteli.

Seite fünfzehn

die tunlichst zu vermeidenden flop-fünf für den fashion-frühling

herr geld und frau glück, teil 16 Dienstag, 1. Januar 2013, 09:00 Von Dr. Rainer Kuhn Frau Glück freute sich. Noch drei Tage, dann ist heiliger Abend. Und noch immer sah es ganz so aus, als ob sie diesen Abend zusammen mit Herrn Geld verbringen würde. Das hatte sie sich gewünscht und sie wusste: Er auch. Obwohl er immer den Anschein gab, als sei es ihm nicht so wichtig. Aber Frau Geld wusste, wenn es dann Dunkel werden würde draussen und man in der Stadt die Männer sah, wie sie die letzten Einkäufe für ihre Frauen erledigten, welche zuhause bereits das Festessen zubereiteten, während die Kinder frisch geduscht und gekämmt noch einmal Weihnachtslieder

übten, dann würde sich auch über Herr Geld ein sanfter Schleier der Melancholie legen. Dann würde er sich über ihre Gesellschaft freuen und nicht merken, dass er ja im Grunde genommen niemand hatte, weil sein Glanz, den er übers Jahr verströmte, zur Weihachtszeit verblasste, angesichts der tausenden von Kerzen und Christbaumkugeln. Aber Herr Geld hingegen wusste, dass die Männer ihre letzen Weihnachtseinkäufe nicht für ihre Frauen erledigten, sondern für ihre Geliebten, und diese Frauen auch nicht zuhause das Essen vorbereiteten, weil sie keinen Grund darin sahen, ihren Männern das Essen zuzubereiten, während diese eine Geliebte haben, und die

Kinder weder geduscht noch gekämmt sind sondern hinter einem Game-Boy die Zeit absitzen, bis sie endlich die Geschenke auspacken können. Aber Frau Glück stellte es sich gerne anders vor und Herr Geld liess sie. Das war übrigens eine der grössten Qualitäten von Herrn Geld: Er liess Frau Glück machen. Mehr noch, er gab ihr die Möglichkeit, sich mit schöneren Dingen zu beschäftigen als mit der Realität, sie konnte sich dann ganz ihren eigenen Vorstellungen widmen, und das war wichtig, sonst hätte sie nicht viel zum Leben beitragen können. Frau Glück war Herrn Geld sehr dankbar dafür, denn sie hatte nur noch drei Tage Zeit. (Fortsetzung folgt...)

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte?

Montag, 8. April 2013, 16:00 | Von Dr. Kaspar Isler. das! bild! des! jahres! Nun vielleicht aber sicher ist sicher.

Zirkus-Outfits Was bei den Beatles noch supercool war, lassen wir bei 77 Bombay Street noch knapp durchgehen, weil man die Buben einfach gern haben muss (und die Ihnen sonst erzählen, was mir damals in dieser einen Nacht in London passiert ist). Für alle anderen, die ihre Brötchen nicht in einer Manege backen, Finger weg! Dienstag, 23. April 2013, 17:00 Von Dr. Kaspar Isler Lassen Sie mich vorweg gleich eines klar stellen: Ich bin weder Mode-Experte, noch möchte ich jemals einer werden. Ich versteh nicht mal was von Mode, sondern kleide mich wie es mir eben gefällt – und so schlecht sieht das meist auch gar nicht aus, hat man mir gesagt. Ich bin also nicht überkritisch, wenn es um Stilfragen geht. Gerade deshalb sollten Sie besonderen Wert darauf legen, nachfolgende Fauxpas zu vermeiden. Ich mein, wenn mich das schon stört, stellen Sie sich vor wie echte Experten und ihre Kollegen über Sie tuscheln. Drum, bitte diese Dinge für immer seinlassen – und der Sommer wird schön: Die Presswurst-Methode Noch nicht ganz bereit für die BikiniSaison? Ist jetzt ja nicht unbedingt ein Weltuntergang. Aber was bei Schlafsäcken prima funktioniert, geht bei Menschen (Männlein und Weiblein) leider schlichtweg und ausnahmslos immer in die Hose – oder hängt vielmehr über diese hinaus.

Heels Wenn Sie damit umgehen können, dann gerne. Wenn nicht, gibt es wenig, was unsereins so schnell davon überzeugt, nicht mit Ihnen schlafen zu wollen, als ein unbeholfener Ententanz an der Seepromenade. Drum: Lernen oder sein lassen. Vintage Wiederum eine schöne Sache, wenn man sie beherrscht. Wenn Sie allerdings nicht zum erlauchten Kreis der Oberszenis gehören, denen der Zugang zu den richtig schicken, alten Teilen gewährt wird, kommen Sie bloss nicht auf die Idee, einfach wieder das Zeug aus der Mottenkiste ihrer Grosseltern zu tragen. Neonfarbene Sonnenbrillen Ja, wir haben diese Dinger auch schon getragen – nach der sechsten Runde Jägermeister, an einem Openair. Ansonsten gilt, schwarz, braun oder - ganz selten - weiss. Bitte helfen Sie mir, dieses Land zu einem schöneren Ort zu machen. Danke.


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Juni 2013

bankkunden verlieren ihr geld, wenn die bank verluste macht. ist ja logisch

Mittwoch, 10. April 2013, 07:11 Von Dr. Rainer Kuhn Eigentlich hätte die EU gar nicht zugeben müssen, dass Sparguthaben und andere Konten bei keiner europäischen Bank mehr sicher sind. Denn eigentlich ist es ja logisch, dass die Kontokunden bei einer Bank für deren Risiko haften. Ich mein, das ist doch das Grundbrinzip einer Bank: Einer gibt der Bank sein Geld und bekommt dafür ein paar Prozent Zins, und die Bank verleiht dieses Geld und erhält dafür ein paar Prozent Zins mehr, und diese paar Prozent mehr sind der Gewinn der Bank. So hab ichs in der Schule jedenfalls mal gelernt. Und weil sie das Geld für ein paar Prozent mehr verleihen kann, bekommt der Sparer auch erst seine paar Prozent. Er könnte ja sein Geld auch direkt einem anderen, der welches braucht, verleihen. Das macht er aber nicht, er glaubt, die Bank könne das besser. Weswegen er ja auch sein Geld der Bank gibt. Nun, wenn die Bank das ausgeliehene Geld nicht mehr zurückbekommt, dann verlieren die Sparer ihr Geld, ist ja klar, ist ja ihr Geld, das da ausgeliehen wurde. Musste man ja zumindest in Betracht ziehen, als man das Geld der Bank gab. Also alles im grünen Bereich. Wer das nicht will, der gibt sein Geld einfach nicht der Bank. Der Aufschrei wegen Enteignung zypriotischer Bankkunden ist drum nur bedingt berechtigt. Gut, man kann uns

zugute halten, dass wir uns das so nicht gewohnt sind, aber na und, ist jetzt halt so. Jetzt wissen wirs: Aha, unser Geld kann jederzeit eingezogen werden, wenn wir es auf einem Bankkonto haben. Jetzt können wir uns überlegen, ob wir dieses Risiko eingehen wollen oder nicht. Und wozu man überhaupt ein Bankkonto braucht. Zum Sparen? Was kriegen Sie auf dem Sparkonto, z.B. bei der ZKB? Das Sparkonto plus gibt 0.400%. Null Komma vier. Bis 500‘000.-. Danach noch 0.275. Nehmen wir mal an, Sie haben 499‘999.- auf dem Sparkonto, dann kriegen Sie knapp 2‘000.- Zins brutto pro Jahr. Richtig? Und wie sicher ist es, dass Sie das Geld wieder bekommen, wenn Sie es möchten? Garantiert sicher? Ziemlich sicher? Schon noch sicher? Bisschen sicher? eher nicht so sicher, wenns drauf an kommt? nicht sicher? überhaupt nicht sicher? Suchen Sie sich eine Sicherheitsstufe aus und halten Sie die 2‘000.- dagegen. Und dann entscheiden Sie. Wenn sie 250‘000.- auf dem Sparkonto haben, sinds dann übrigens nur noch 1‘000.-. Und bei einem Hunderttausender dann grad mal noch 400.-. Zum Sparen bräuchte man also nicht unbedingt ein Konto, es sei denn, man ist „garantiert sicher“. aber was ist schon sicher. Zum Zahlungen machen? Sie bekommen Geld - was für Möglichkeiten haben Sie? Entweder Cash oder über ein Konto. Kann auch die Post sein. Dann haben Sie ein Postkonto. Die haben zwar jetzt auch die Bankenlizenz, aber sie haben Postschalter und werden immer Postschalter haben müssen. Also werden Sie auch immer auf einer Post einzahlungen machen können dürfen. Wär ja ein bisschen seltsam, wenn die Regierungen einem zwingen würden, ein Bankkonto

zu haben, und gleichzeitig sagen, dass unser Geld auf der Bank nicht sicher ist, nicht? Das wär ja dann, als würde eine Regierung das Bargeld abschaffen wollen, damit die Bank ihre Spielkasino-Orgien an den verschiedensten Börsen der Welt mit den Löhnen und Altersguthaben der Bevölkerung refinanzieren kann. Solange eine Regierung auf der Seite des Volkes steht, solange wird es Bargeld geben. Und solange können Sie das für Sie einbezahlte Geld abholen und damit Ihre Rechnungen wieder einzahlen gehen. Den Rest nehmen Sie mit nach Hause. Ihnen fällt schon was ein. Ein paar Minuten mehr Aufwand vielleicht. Müssen Sie aber nicht machen. Wenn Sie der Post vertrauen. Also, wozu braucht man jetzt ein Bankkonto? Zum Geld anlegen? Gut. Wo? an der Börse? Aktien kaufen? Fonds-Anteile? Irgendso superspezielle Fantasiegebilde? Wieso wollen Sie das? Ihr Geld anlegen? Also mit Ihrem Geld auch Geld verdienen? Wie die, die das machen und rechte Gewinne machen. Dann können Sie auch Geld verlieren. Wie die, die das machen und rechte Verluste einfahren. Sie wollen also mitspielen, Sie wollen an den Tisch. Gehen Sie, haben Sie Spass. Freuen Sie sich, wenn Sie gewinnen. Und heulen Sie nicht, wenn sie verlieren. Vor allem: Kommen Sie nicht auf die Idee, den Strassenmagazin-Verkäufer zu beklauen, wenn Sie den Spielsalon verlassen. Und jetzt? Jetzt erinnern Sie sich daran, dass Ihr Geld auf der Bank nicht grundsätzlich sicher ist. Dann überlegen Sie, wie gross Sie das Risiko einschätzen, dass Ihr Konto über Nacht geräumt werden könnte. Und wieviel Ihnen dieses Risko wert ist. Und dann können Sie ganz einfach für sich entscheiden. Sie müssen es nur tun.

the other final

Donnerstag, 18. April 2013, 21:00 Von Dr. Dominik Hug Fussball ist mehr als nur die ewigen Duelle zwischen den grossen Ländern. Mehr als Champions League und Europa League. Mehr als Ronaldo und Messi. Fussball ist Emotionen, Teamgeist, Hoffnung, Fairplay und Glory. Inhalt: Als sich am 30. Juni 2002 Deutschland und Brasilien im Endspiel der Weltmeistermeisterschaft gegenüberstehen, ist das andere Finale, „The Other Final“, bereits gespielt. Bhutan und Montserrat, auf den Plätzen 202 und 203 in der FIFA-Weltrangliste angesiedelt, trafen aufeinander - vor 25 000 Zuschauer im Himalaya-Königreich Bhutan. Der Dokumentarfilm ist die eindrucksvolle Geschichte einer Reise zu den Wurzeln des Fußballs. Der niederländische Regisseur Johan Kramer setzt das Finale der schlechtesten Nationalteams der Erde stimmungsvoll in Szene. Er beschränkt sich keinesfalls auf das Spiel, sondern erzählt in faszinierenden Bildern von den Menschen,

von ihrem Glauben, ihren Hoffnungen, ihren Träumen. Als ich vor ein paar Jahren „The Other Final“ kaufte, wusste ich nicht, dass ich eine wahre Perle von Film in den Händen hielt. Zwar ein Gewinner des Internationalen Fussballfilmfestivals „11 mm“, aber trotzdem, was der Bauer nicht kennt, frisst er (in der Regel) nicht. Regisseur Johan Kramer hatte 2002 eine schwere Bürde zu tragen, namlich den holländischen Pass. Die Oranjes haben damals im Barragespiel gegen die Irländer den Kürzeren gezogen. Irland fuhr an die WM in Asien - Holland musste leider Zuhause bleiben. Johan Kramer hat gelitten, und dies wohl ziemlich derb. So kam ihm beim durchforsten der FIFA Weltrangliste eine Idee. Wer waren die beiden am schlecht platziertesten Teams? Platzt 202: Bhutan - Platz 203: Montserrat. Die Idee zu einem Finalspiel dieser beiden Teams war geboren. Kramer agierte sehr spontan und verschickte je ein Fax an beide Fussballverbände. Mit grosser Begeisterung wurde diese Idee in beiden Ländern aufgenommen. Die Kamera stets dabei, erlebt der

glückliche Zuschauer von „The Other Final“ das Bemühen beider Länder diesen ganz besonderen Event auszutragen, der dann schlussendlich in Bhutan stattgefunden hat. Montserrat ist eine kleine KaribikInsel mit einer Einwohnerzahl von etwa 6500 und besteht zum grössten Teil aus vulkanischen Massiven. Ein grosser Teil der Insel wurde 1995 bei einem Vulkanausbruch zerstört. Die offizielle Hauptstadt Plymouth wurde aufgegeben und ist jetzt eine Geisterstadt. Bhutan liegt im Himalaya-Gebirge, hat etwa die Grösse der Schweiz, eine Einwohnerzahl von etwa 600‘000 und liegt 2000 Meter über dem Meeresspiegel. Asien vs. Karibik - Buddhistisches Bergvolk gegen quirlige Reggae-Typen - oder eben Platz 202 vs. Platz 203. Das ganze Geschehen wurde von Johan Kramer wunderbar eingefangen. Der Holländer präsentiert dem Auge herrliche Bilder von Bhutan und Montserrat, unterlegt von stets passender Musik. Interviews mit Spielern, Trainern, Präsidenten, Fans und sonstigen Mitfiebernden machen auch den Zuschauer vor der Flimmerkiste heiss auf das Spiel. Die Vorfreude der Spieler beider Lager kann man förmlich spüren. Und auch das Spiel selbst wurde von den Kameras perfekt eingefangen. Fazit: Dieser Film ist ein Liebesgeständnis an den Fussball. Hier gehts nicht um Sponsoren oder um Geld. „The Other Final“ zeigt zwei Randregionen des Fussballs auf eine wunderschöne Art und Weise. Ich danke Johan Kramer für diesen grandiosen Film! Merci!

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10 urheberrechtlich garantiert wasserdichte cd-cover für jan oliver Mittwoch, 29. Mai 2013, 13:57 Von Dr. Kaspar Isler . Vielleicht haben Sie es ja mitbekommen. Ex-Mister Jan Bühlmann macht jetzt Musik. Weil bei einstigen Schönheitskönigen und anderen Polyester-Schärpernständern aus der Öffentlichkeit schnell das Echo «Ouh, jetzt muss der auch das noch ausprobieren» zurückschallt, hat sich der findige Fuchs mal eben schnell den Künstlernamen Ian Oliver zugelegt. Zu schnell, wie sich ein paar Tage - und vermutlich ein paar Zeilen eines Anwaltsbüros - später herausstellte. Ein gewisser DJ Ian Oliver untersagte es dem Luzerner Beau seinen Namen zu kopieren. Verständlich. Man habe sich in «einem sehr wohlwollenden Gespräch geeinigt das I durch ein J zu ersetzen, so die pressedeutsche Formulierung. Drum heisst der Jan jetzt halt einfach wieder Jan. Anfängerfehler. Kann mal passieren. Aus Fehlern lernt man. Oder auch nicht. Ein paar Tage später flattere den Schweizer Medienhäusern die Ankündigung für sein Debüt-Album in die Postfächer. Titel des Erstlings von Jan Oliver: «The Great Escape». Kommt uns wiederum verdammt bekannt vor. Woher denn bloss? Hmm. Vielleicht, weil ein ziemlich weltberühmtes Album der ziemlich weltberühmten Band Blur bereits so heisst. Ach Gottchen, Ian, äh, Jan,

jetzt hätte ja schon wieder jemand einen Grund dir was zu verbieten. Weil uns vom Kult viel am Schweizer Musiknachwuchs liegt und unser Kolumnist Dr. Isler - wie es der glückliche Zufall will - Inhaber einer Kommunikationsagentur ist, haben wir weder Kosten noch Mühen gescheut, um für das Szenario einer erneuten Unterlassungsklage einen Plan B zu entwerfen. Weil unser interner Jurist ein paar Ideen aus der Kreation fürs neue Cover urheberrechtlich ebenfalls für eher kritisch hält, haben wir gleich deren zehn entworfen. Der Text einiger Entwürfe kann als Platzhalter betrachtet werden. Mit der druckreifen Version warten wir eben lieber noch auf die definitive Entscheidung des Managements. Künstlerund Albumnamen können ja bekanntlich wahnsinnig schnell wieder ändern. Es grüsst freundlich, Das KKK (Kult-Kommunikations-Kader) Idee& Text: Kaspar Isler Artwork: Rafi Hazera a.k.a Zukkihund PS: Unsere Abteilung für investigative Recherche lässt ebenfalls mit einem Gratis-Tipp, wie sich solche Unannehmlichkeiten künftig umgehen liessen, grüssen. Es gibt da so eine wirklich sensationelle Website. Nennt sich Wikipedia. Saustark, was die alles wissen.


LAURA MVULA

AXA presents

ZAZ • SÖHNE MANNHEIMS • BUSH ELVIS COSTELLO • SKUNK ANANSIE PETER DOHERTY • MORCHEEBA ALT-J • JOSH KUMRA • JOHN LEGEND TRICKY • POST WAR YEARS JAMIE LIDELL • DEVENDRA BANHART MICHAEL KIWANUKA • ALEX CLARE HOT CHIP • CODY CHESNUTT DAMIEN RICE • TINDERSTICKS ANE BRUN • TWO GALLANTS PATRICK WOLF • BOY JAMES MORRISON

Blue Balls Festival 13 19.–27. Juli, KKL, Pavillon, Schweizerhof, Luzern. Tickets: www.blueballs.ch www.ticketcorner.ch


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Juni 2013

radikal gesund – das experiment (teil 5) Montag, 3. Juni 2013, 16:43 Von Dr. Kaspar Isler DR. ISLER: «VERGIB MIR VATER, DENN ICH LEBE WIEDER» Ich mach es kurz und schmerzlos: Ein paar Tage vor der Ziellinie habe ich so ziemlich jede Regel gebrochen, die wir uns für dieses Experiment auferlegt hatten - aus gutem Grund. Nach drei Wochen kompletter und ausnahmsloser Abstinenz verbrachte ich mein Wochenende im Ausland. Nicht irgend ein Wochenende. Nicht irgend ein Land. Ich hatte ein Date. In Paris. Da stellen sich Fragen wie: In Abflughalle mit Sirup auf das Glück und das Leben anstossen? Den Welcome-Drink in der Lobby abschmettern und nur den Saft aus der Minibar plündern? Beim späten Lunch am AntiquitätenFlohmarkt auf den Apéro verzichten? Die Weinkarte in der Brasserie ablehnen? Die Bar auf der Spitze des Eifelturms ignorieren? Den Champagner im Cabaret warm werden lassen? Seiner Begleitung reinen Wein einschenken und dabei nur Wasser trinken? Der geneigte Leser ahnt es bereits. Nein, Nein und nochmals NEIN. Ich habe nicht verloren- nur meine Prioritäten etwas verfrüht wieder anders gesetzt. In den drei Wochen davor habe ich auf vieles verzichtet. Und vieles gewonnen. Die Freude am Sport zum Beispiel, ein paar Muskeln und wieder zu spüren, was meinem Körper gut tut und was eben nicht. Alleine deshalb hab ich keinen Bock mehr auf 30 Zigaretten pro Tag und mehrmals Mc Donalds pro Woche. Ich bin verliebt. In sie, in mich und in mein Leben. Deshalb werd ich Acht geben, all das noch lange geniessen zu können. Die Betonung liegt auf geniessen. In vollen Zügen. Auch von der ein oder anderen Zigarette. Meiner Mitstreiterin sei an dieser Stelle übrigens ein Kränzchen gebunden. Dafür, dass sie bis zum bitteren Ende konsequent blieb und auch dafür, dass sie mich dünnhäutiges und gereiztes Nervenbündel während drei Wochen ausgehalten und gestützt hat. Auf die heutige Jugend ist eben Verlass. Wer selbst frei von süsser Sünde ist,

möge mich für meinen Lebensstil steinigen. Ich antworte mit erhobenem Glas und einem Lächeln. Oder um es - etwas vereinfacht, vulgär und in den Worten eines Luzerner Wutbürgers auszudrücken - «Figged eui Müetere». SCHWESTER KUHN: «KLEIDER SIND JA AUCH WAS SCHÖNES» Da ich keine passende Ausrede (kurzfristige Flucht nach Frankreich, zum Beispiel) vorweisen kann, und von uns beiden nun automatisch mir die Aufgabe desjenigen, der die Sache korrekt zu Ende führt, während der andere rückfällig wird, zugeworfen wurde, ergriff ich dieses Schicksal mit erhobenem Kopf. Ganz am Anfang war es ja schlimm, auf alles radikal und gleichzeitig verzichten zu müssen, wegen unangenehmer Unangepasstheit, nüchternem Nikotinenzug, fehlendem Fastfood und allgemeinem Alkoholverzicht (vgl. Teil 1-4). Doch der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Traurig aber wahr. Aber nach diesen 3 Wochen fühle ich mich wirklich gut! Gut, weil ich, nachdem ich mich mit einen Ruck von den zentralen Süchten meines Lebens befreien konnte, unbewusst auf eine Nächste stürzte, als ginge es ums Überleben. Ebenfalls traurig, und genau so wahr. Kleider sind ja auch was schönes. Vor allem neue. Ein, zweimal im Monat. Wenns die Brieftasche erlaubt. Was kleines darf man sich mal gönnen. Nicht zu viel, wir leben ja sowieso schon im Überfluss. Ich begriff den Begriff „Shopaholic“ nie ganz, konnte es nicht wirklich nachvollziehen, ich dachte mir immer das gäbe es gar nicht wirklich, gibt es aber. Den einen Konsum aufgebend, kettete ich mich sofort an den nächsten.

Was das über den Menschen und mich als Person aussagt, möchte ich mir jetzt mal gar nicht so genau überlegen. Es sieht wohl so aus, als ob bei extremen Umstellungen etwas anderes als Ersatz dienen muss. Früher oder später. Sei es eine Reise ins Ausland, oder eine komplett neue Garderobe. Immerhin blieb ich stark und unserem Vorsatz treu: Bis jetzt keine einzige Zigarette, keinen Tropfen Alkohol und supergesundes Essen. Nun ist die Ziellinie in Sicht. Ihr kennt das ja, wenn man Joggen geht, und anfangs ist es noch okay, die Motivation relativ hoch, kurz darauf würde man am liebsten auf der Stelle sterben gehen, und irgendwann, einen Kilometer nach dem Schweinehund, kann man nicht mehr aufhören, und man spürt kaum mehr, dass man rennt. Ich für meinen Teil würde die ganze Zeit am liebsten sterben gehen. Aber ich hab davon gehört. Und genau so fühl ich mich bezüglich dieses Experimentes. Das hätte ich ehrlich nie erwartet. Während Kaspar leider Gottes eine Beziehung mit seinem Schweinehund einging, befinde ich mich mittlerweile im besagten Joggingnirvana, Zigaretten ekeln mich, genauso wie McDonalds&Co, mit dem Laufband hab ich schlussendlich doch Freundschaft geschlossen, Früchte und Gemüse zieh ich der Schokolade vor und mit meinen richtigen Freunden hab ich genau so viel Spass wie vorher, nachdem ich mich trotz Rückfallgefahr wieder nach draussen traute. Das einzige was bleibt, ist die Frage, wie lange diese momentan dauerhaft scheinende Umstellung anhalten wird. Aber man muss ja nicht immer alles im vornherein wissen.

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herr geld und frau glück, teil 17 Mittwoch, 2. Januar 2013, 09:00 Von Dr. Rainer Kuhn Herr Geld hatte sich schon seit Tagen nicht mehr gemeldet. Das beunruhigte Frau Glück dann schon langam ein bisschen. Sie hatte keine Ahnung, wo er war. Wieder Auf Geschäftsreise? Oder bereits auf den Bahamas? Doch alleine weggefahren ohne es ihr zu sagen? Sie wusste, dass er Sorgen hatte. Dass er in den letzten Monaten sehr stark abgenommen hatte. Sie machte sich Gedanken, dass es ihm dieses Mal wirklich nicht gut ging. Und dass die „Geschäftsreisen“ in all die verscheidenen Länder vielleicht doch eher Betteltouren waren, sogar nach Peking war er gereist, für ein Gespräch mit dem Präsidenten, in dem er ihn um Hilfe bat, ein Packet hier, ein Packet da, er nahm was er konnte, er wollte ja alles wieder zurückgeben, später. Herr Geld hatte nicht nur Gewicht verloren in dieser Zeit, er hatte auch Stolz und Würde verloren. Jahrzehntelang war er ein Superstar, der heimliche König der Welt, ja, er war für

viele sogar so etwas wie Gott. Das hatte ihn dazu verleiten lassen, vielen anderen Leuten vorzumachen, er wäre bei ihnen, obwohl er woanders war. Und als diese Leute anfingen misstrauisch zu werden und seine Sichtbarkeit verlangten, geriet er in Schwierigkeiten. Immer mehr kam zum Vorschein, dass er nicht da war, wo er vorgab gewesen zu sein und dass er in Wirklichkeit viel kleiner war, als die ganze Welt glaubte. Daraufhin glaubten immer weniger Menschen an ihn und er verlor mit jedem Menschen, der nicht mehr an ihn glaubte ein bisschen von seinem Gewicht, und er pilgerte von Land zu Land, von Präsident zu Präsident und bat sie, sich bei ihrem Volk zu verbürgen, dass er da sei, damit die Völker ihm wieder vertrauen mögen, und er drohte ihnen, dass wenn sie das nicht tun würden, es ihnen erst recht schlecht ginge. So tief war Herr Geld gefallen. Aber Frau Glück war entschlossen, ihn aufzufangen. Wenigstens an Heiligabend. (Fortsetzung folgt...)

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: bimbo wraps

Donnerstag, 18. April 2013, 14:00 Von Dr. Reinhold Weber Was ist ein Bimbo? Ein Brot aus Spanien, logo. Bzw. eine sehr bekannte spanische Brotmarke. Die haben Wraps auf den Markt gebracht und diese so

angekündigt. Schwein gehabt, Bimbo, jetzt seid ihr wegen dieser fröhlichen Anzeigen hier auf Kult in der GuteLaune-dank-guter-Reklame-Kolumne. Bittebitte, gern geschehen. Und macht weiter so.

GASTBLOG: von sternchen und anderen … Donnerstag, 11. April 2013, 07:07 Von Inchen De Georges Wenn man meinen guten Freund Wikipedia fragt, was ein „Sternchen“ ist, dann definiert der diesen Begriff simpel: „Ein Star eine prominente Persönlichkeit. Der Begriff bezieht sich vor allem auf Schauspieler oder Musiker, aber auch Sportler und Politiker können als Stars gelten“, für den bildlich denkenden Menschen also: Robert Pattinson, Katy Perry, Tiger Woods und Barack Obama. Wenn man nun aber auf die Verlinkung „prominent“ klick, ja dann wird’s komplex (für den Bildlich denkenden Menschen: Mathematik!). Denn pingelig genau bedeutet Prominenz, vom lateinischen prominentia = das Hervorragende abgeleitet, die Gesamtheit von herausragenden Persönlichkeiten. HERAUSRAGEND, Frau Kardashian… Nicht billig, durchtrieben oder berechnend! Soviel zur Definition, nun zur Wirk-

lichkeit. Hollywood, und wo sich die anderen Sternchen so rumtreiben verkommt! Wenn man an den Glamour und Schick früherer Jahrzehnte zurückdenkt, ist es höchst traurig, dass unsere Jugend

abgestaubt hat. Kevin Bacon und Kyra Sedgwick sind seit 25 Jahren verheiratet,gewusst? Nein, weil solche tollen, wahren Liebesgeschichten verdrängt werden von jämmerlichen Scheinehen und Schei-

nicht genug… Dicke Schenkel, eine Wampe, und Cellulitis auf Lebzeiten kann nicht wieder gutmachen, was sogenannte Sternchen wie die Kardashians, Jwowws und andere Reality Stars Hollywood und

Idolen wie den Gordies Vicky und Charlotte, den Kardashians oder den Teen Moms Nacheifern. Wie überall gibt es natürlich Ausnahmen, aber wie oft liest man schon von wahren Künstlern und Grössen aufgrund ihres Talents? So ist es wichtiger, wie Adeles Sohn heisst, als das sie den Oscar für ihren Bond Titel Skyfall

dungen von Scientology Mitgliedern. Ein wahres Sternchen Justin Timberlake singt: What goes around comes around, und so soll er Recht behalten. Kim Kardashian wird fett und fetter und das nicht weil sie im fünften, oder welchem auch immer Monat schwanger ist, nein… Das ist das Karma! Doch dem ist

der wahren Prominenz an Glamour wegnehmen. So auch die Schwangerschaft von Kim Kardashian. Die ist derweilen gross Publiziert worden,- sie ist es also tatsächlich nicht nur fett. Dennoch beschäftigt sie die Paparazzi weiter,- aktuell wegen ihrem Rosenkrieg mit noch Ehemann Kris Humphries. Die Scheidung

zieht sich raus und so befürchtet die Kardashian, dass Ihr ungeborenes Kind gesundheitliche Schäden davon tragen könnte, sollte sie bei der Geburt im Juli noch mit dem Basketball Profi verheiratet sein. Als wäre das das einzige Problem für dieses arme Würmchen. Baby Kardashian erwartet nebst seiner medien- und geldgeilen White Trash Familie auch noch ein Fotoalbum voller Paparazzi Bilder, einen Papa mit schlechten Manieren, sowie das eine oder andere Schmuddelfilmchen von Mami Kim. Kardashian hat unterdessen die Staranwältin Laura Wasser in den Scheidungskrieg eingeschaltet und wird uns Medienschafende, die armen Leser so sicher auch weiterhin täglich mit ihrem von ihr selbst überbewerteten Dasein und Paparazzi Schnappschüssen belästigen. You made your bed, now sleep in! Heul doch…


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Juni 2012

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das muss man kommt garantiert nicht gut: nicht haben: die eben grad aufgeprallte top5 der bilder im netz die mit 120 %-iger testosteronüberschuss wahrscheinlichkeit absolut bös ausgehen

Mittwoch, 10. April 2013, 17:07 Von Dr. Henrik Petro Es hat einen Grund, warum Modekonzerne auf ihre Ware Waschanleitungen einnähen – wenn auch diese gelegentlich kaum zu finden und oft völlig unlesbar sind. Aber niemand springt vor Freude auf, wenn sein neuer Lieblingspulli plötzlich nur noch dem Teddybär auf der Hutablage im Auto passt (neben dem Kissen mit der eingestickten Nummer) oder die neue Hose aus dieser Boutique in Barcelona auch den Rest der mitgewaschenen Wäsche von der neuen Trendfarbe abgibt. So etwas Ähnliches haben im Oktober 2012 die Delegierten der Generalversammlung der Fédération Internationale des Véhicules Anciens - kurz: FIVA – in einem Grundsatzpapier festgehalten, der sogenannten Charta von Turin. FIVA ist übrigens nicht mit FIFA zu verwechseln, es hat also nichts mit Fussball zu tun, ist aber trotzdem ein richtiges Männerthema. Die Organisation versteht sich als Weltverband der Oldtimer-Clubs und repräsentiert insgesamt über 1,5 Mio. Klassiker-Enthusiasten aus 62 Ländern. Bei der Charta von Turin handelt es sich um eine grundlegende Leitlinie für Besitzer historischer Fahrzeuge. Sie soll in Fragen der Originalität von Oldtimern Orientierung geben, unterstreicht die kulturhistorische Bedeutung von Klassikern und plädiert für einen verantwortungsvollen Umgang mit ihnen. Dazu gibt sie Orientierung hinsichtlich Nutzung, Unterhalt, Reparatur und Restaurierung. Ziel ist es u.a. den Restaurierungs-

wahn zu bremsen und die Besitzer solcher Fahrzeuge dazu zu ermutigen, es möglichst im Originalzustand zu belassen, da es ja wie gesagt von kulturhistorischer Bedeutung ist. Alles schön und gut. Allerdings reicht ein einziger Vollidiot aus, um die Bemühungen der FIVA, die immerhin 1,5 Mio. Verbandsmitglieder vertritt, innert Sekunden auszuhebeln. Man nehme einen seltenen, über 800 000 Franken teuren Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer, vertraue ihn einer Fachwerkstatt an (ja wem denn sonst?), wo dann ein 26-jähriger Mechaniker eine Testfahrt macht, dabei in einer Linkskurve von der Strasse abkommt - nach Polizeiangaben wegen überhöhter Geschwindigkeit – und sich dann überschlägt - Totalschaden. Wert eines Einfamilienhauses vernichtet, ohne eine einzige Börsentransaktion – vom kulturhistorischen Verlust ganz zu schweigen. Das ist nicht der Elchtest, sondern der Hornochsentest. Und er hat ihn nicht bestanden. Ich weiss ja nicht, wem der Wagen gehört(e), aber sollte der Besitzer nur klitzekleine Verbindungen ins Milieu haben, würde ich als derjenige Mechaniker schnell mal eine Gesichtsoperation machen, meinen Namen ändern und in Jamaika untertauchen, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Da dort das Gras aber schon weggeraucht wird, bevor es richtig wächst, kann das einige Jährchen dauern. www.bild.de/auto/auto-news/oldtimer/seltenermercedes-300-sl-schrott-29685900.bild.hl www.fsva.ch/de/kultur/charta-von-turin

löwe der woche

Donnerstag, 14. März 2013, 08:00 | Von Dr. Midi Gottet Wer beim Betrachten dieser Bilder nicht zusammenzuckt, ist etwa so mitfühlend wie George W. Bush auf Koks.

Dienstag, 9. April 2013, 08:17 Von Dr. Alex Flach Mal was anderes als immer dieselben Fritten und Gesichtsausdrücke. Mal etwas Lässiges (und ja: Es ist Promo, aber lässige und 1A passende Promo): Sven Marquardt kennt in Berlin jeder. Auch weil dort sein Gesicht in XXL und als Graffiti von Häuserwänden prangt und auch weil es jedes Wochenende vor dem jahrelang besten Club der Welt, dem Berghain, zu sehen ist. Und wer

ins Berghain will, muss Sven Marquardt ins Gesicht schauen, denn er ist es, der entscheidet, ob man reinkommt oder nicht. Sven Marquardt kann aber nicht nur böse, er kann auch arty: Am 23.5. kommt er ins Hive um dort seine Bilder, die bis Mitte August im Bienenstock hängen werden, auszustellen. Die (Bilder) mögen den einen oder die andere ziemlich verstören. Marquardt selbst tut dies mit Sicherheit nicht:


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Juni 2013

Seite einundzwanzig

«ich warte nicht noch mal fucking dreiunddreissig jahre!» frau weissberg redet tacheles mit dem neuen von den stones

Sonntag, 18. November 2012, 09:58Von Dr. Marianne Weissberg Jetzt drohen die Stones ja wieder mit einer Abschiedstournee, und da erinnerte ich mich, dass die mir noch etwas schuldig sind. Und das kam so: Alles begann im Züri-Hallenstadion. Da durfte ich noch schwer minderjährig an das legendäre Rolling-Stones-Konzert mit den herumgeschmissenen Klappstühlen. Was mich verbitterte, denn ich war Brian Jones Fän, und der war dann wegen der Holzgeschosse im Nu wieder von der Bühne. Das Billett hatte mich aber das Taschengeld von einigen Monaten, sprich zwänzg Schtutz, gekostet. Und so forderte ich als Wiedergutmachung bei Mick, Charlie, Brian, Bill und Keith schriftlich eine Autogramm an und legte sogar einen internationalen Antwortschein bei. Der war ja auch nicht gratis. Für sowas spart ja eine Teenagerin lange an. Brian Jones ersoff ein paar Monate später im Swimmingpool, keine AutogrammRücksendung. Das konnte ich noch nachvollziehen, da war wohl Trauerzeit bei den Stones angesagt. Mick Jones trat als Ersatz den Stones bei, immer noch keine Autogramm-Rücksendung. Man war wohl mit der Einarbeitung von Mick ausgelastet. Der ging bald wieder. Dann kam 1975 der allerletzte Neue, Gitarrist Ron Wood, und immer noch keine Autogramm-Rücksendung. Nun, das Leben ging weiter und weiter. Und der Neue blieb und blieb halt: der Neue. Ich hingegen wurde älter und drum nicht neuer, dachte so alle fünf Jahre mal: Also jetzt könnte dann das Autogramm mal kommen! Tat es aber nicht. Wäre ich Beck-Verkäuferin geworden, wäre alles anders geworden und ich hätte den Neuen nie persönlich kennengelernt, um mich bei ihm sofort zu beschweren. Aber ich greife vor. Ich wurde also Journalistin, also Kultur-Journalistin, also insbesonders Rock-Journalistin, denn wie Cynthia Heimel, mein Vorbild, ihres Zeichens Kolumnistin bei The Village Voice, einmal sagte: Du tust so, wie wenn du Journalistin wärst, dabei bist du einfach ein Groupie, das schreibt. Und wenn man noch unterhaltsam schreibt, so wie Cynthia und ich, dann ist das doch für alle Seiten schön. Auch für das Publikum. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, wie Tom Kummer die Star-Interviews zu faken, ich meine, es ist doch schön herumzureisen und die Stars zu besuchen. Warum sollte ich denn da freiwillig zu Hause bleiben wollen? Und die Stars sind nämlich gar nicht so verwöhnt, sind auch froh, wenn mal eine Normale und Nette hereinkommt. Eine wie ich. Ich reiste auch oft mit meinem Jüngsten an, wenn ich keinen Babysitter hatte. Er half mir, dem Mami am Steuer des Mietautos, den Ort, wo der Star sass, zu finden, las Heftli, während ich den

Star fragte. Als Belohnung hatte er bald eine imposante Autogramm-Sammlung. Mir jedoch fehlte auch über dreissig Jahren nach dem Einsenden meines Autogrammwunsches immer noch erwähntes Stones-Autogramm. Und so brachen die Neunziger an. So auch anno 1991 in Los Angeles. Ich nahm einen Auftrag dorthin mit, den Regisseur Alan Parker, für seinen neuen Musikfilm „The Commitments“ zu befragen. Nebenbei hütete ich noch die Hollywood-Wohnung einer Freundin einer Freundin, will heissen, mein Jüngster und ich wohnten bei Mr. Parker grad um die Ecke. Neben in der ShoppingMall Sushi-satt essen, damals für ein ZüriMami mit Kind eine exotische Sensation, Hauskatzen füttern und auf dem Sofa tausend TV-Stationen rauf und runter entdecken, ging ich also noch zu Mr. Parker, der wie Gewöhnlichs in einem Anbau wohnte. Er war froh, eine aus dem alten Kontinent zu empfangen. Wir hatten es sehr gemütlich und interessant. Und so sagte zum Abschied der nette Mr. Parker: „Mrs. Weissberg, why don’t you come to the opening-Party of my film in Dublin. Good music, good drinks.“ So ungefähr muss er das gesagt haben, und bevor er damit fertig war, sagte ich schon zu. Ich meine, man wird nicht jeden Tag so toll wo eingeladen. Und Mr. Parker sagte das auch nicht einfach so dahin, sondern kümmerte sich selbst darum, dass ich ein paar Wochen später im Flieger nach Dublin sass. Und ich darf berichten, dass ich in diesem Flieger nach Dublin aussergewöhnlich frischen Seafood gegessen habe. An solche Sachen erinnere ich mich perfekt, weil nicht unwichtig. Jetzt ist es ja so, dass ich alkoholmässig gaaar nichts vertrage, das sage ich nur, damit Sie Verständnis haben, was dann geschah, als ich den Neuen, also Ron Wood, traf. Natürlich nicht auf der Strasse, nein auch er war von Alan Parker eingeladen worden. Vielleicht wissen Sie, dass so ein Neuer sich ja erst akklimatisieren muss, bei seinen Arbeitgebern, den Rolling Stones und bei seinem Publikum. Er fand es vielleicht auch nicht so toll, dass man auch xig Jahre nach seinem Bandeintritt ihn immer noch „den Neuen“, äh wie ist jetzt sein Name?, nannte. Mir war er bis anhin auch eher durch einen Kurzauftritt neben Kim Basinger in „9 1/2 Wochen“ (er betrunken, an einer Vernissage) bekannt. Trotzdem: NIE hätte ich gedacht, dass ich ihn ein paar Jahre später auch an einer Vernissage treffen würde. Ebenfalls betrunken. Beidseitig, aber ich greife wieder etwas vor. Erst wurde ja der Film in einem wunderbar opulenten Dubliner-Kinosaal

gezeigt, wo ich auch die Mütter aller Commitments-Stars kennenlernte. Ich weiss nicht wieso, aber ich lerne immer sofort alle Mütter kennen und tausche mich dann über die Vor- und Nachteile von Töchtern und Söhnen aus. (Töchter sind leiser und kuscheln gerne, Söhne sind laut und man muss ihnen alles aus der Nase ziehen). Es war also der Abend der Film-Premiere, und ich hatte schon länger nichts gegessen. Ich glaube, das herzige Hotel, wo ich wohnte, wurde von zwei strengen Schwestern geführt, und die servierten mir keinen Extrafiveoclock-Tea, bloss weil diese Swiss-Mrs.Weissbörg noch an eine Kino-Premiere eilen muss. Schlecht, vorallem, wenn ein Regisseur für die After-PremierenParty den legendären Dubliner MusicClub The Waterfront anmietet und vor versammelter Gästeschar sagt: Ladies und Gents, FREE DRINKS for all! Wir befanden uns ja in Irland, da wird gerne gesungen, gelacht - und getrunken. Viel. Grad als ich zum zweiten Bier gegriffen hatte oder wohl eher nachdem ich zum zweiten Bier gegriffen hatte: Auftritt Ronnie Wood. Frau Weissberg sah gleich rot!! Immer noch kein Autogramm trotz internationalem Antwortschein und da steht jetzt dieser Neue rum. Dem wird jetzt aber grad mal der Marsch geblasen, den nehme ich mir zur Brust, dachte ich mir und liess mir noch ein drittes Bier zapfen. Und jetzt kommt das Interview, so wie ich es in Erinnerung habe: Mrs Weissberg: Mr. Wood, darf ich mich Ihnen vorstellen. Ich bin Marianne aus Zurich, Tschörnalist. (schüttel dem Neuen die Hand, er schüttelt zurück) Ron Wood: Nice to meet you, I’m Ronnie Wood. Mrs. Weissberg: Das ist mir schon klar, Sie sind der Neue bei den Stones. Also, ich kannte ja noch Brian Jones. So traurig, dass er gestorben ist. Ron Wood: So traurig. Wollen Sie einen Drink? Mrs. Weissberg: Okay, ich muss aber noch etwas Dringendes mit Ihnen besprechen, auch wenn Sie eigentlich nichts dafür können. Sind Ihre Kollegen nicht auch hier? Ron Wood: Ich bin ein Freund Alan’s, die Anderen sind irgendwo unterwegs. Mrs. Weissberg: Die Sache ist die, ich warte schon seit über dreissig Jahren auf ein Autogramm der Rolling Stones. By the way, habe ich sogar Rückporto beigelegt. Könnten Sie mal Ihren Kollegen sagen, dass sie das Autogramm jetzt endlich schreiben und mir senden SOLLTEN? Das ist ja unglaublich, dass ich so lange warten muss. Sie können auch unterschreiben, obwohl Sie ja neu

sind. (Nein, den letzten Satz sagte ich aus Taktgefühl sicher nicht!) Ron Wood: Auf jeden Fall werde ich mich darum kümmern. Ich werde das gleich ans Managment weiterleiten. Willst du mein Autogramm gleich hier auf dein Handgelenk? (es kann auch woanders gewesen sein, denn mittlerweile sassen wir an der Bar und soffen, was die Flaschen hergaben) Mrs. Weissberg: Sicher nicht ans Managment. Du musst das persönlich organisieren! Versprochen? Schwörst du mir das? Ich warte nicht noch mal fucking dreiunddreissig Jahre!!!! Ron Wood: Versprochen, sobald ich zurück bin in London, wird das erledigt. Aber jetzt…. Ich bin jetzt ehrlich und erfinde nichts dazu. Vorallem, weil ich die Fortsetzung, was also nun kam, nicht habe. Auf jeden Fall spielten noch live The Commitments mit Andrew Strong als Leadsänger, ich trank wohl weiter mit Ronnie Wood, Filmriss. Aufgewacht bin ich dann ein paar Stunden später auf dem Trottoir vor dem Club, um mich herum verstreut die sämtliche Commitments-Cast, wohl auch Wood - ob und was sich in der Zwischenzeit so alles noch zugetragen hat, keine Ahnung. Offensichtlich muss es aber so eine Sause gewesen sein, dass ganz Dublin anderntags via Presse applaudierte. Und der Taxifahrer, der mich zum Flughafen brachte, monierte, dass sei aber keine Veranstaltung gewesen für eine Lady wie ich es sei. Es war also ein Erlebnis, diese Reise zu Ronnie Wood und damit quasi in meine gemeinsame Vergangenheit mit den Stones. Das einzige, was mir heute noch sehr bitter aufstösst, ist die Tatsache, dass ich, mittlerweile schon wieder zwanzig Jahre später, mein Autogramm IMMER NOCH NICHT habe! Ronnie Wood, der Neue, ist halt total pflichtvergessen. Aber ich gebe nicht auf, die kriegen jetzt den Kult-Link mit diesen Zeilen, und wenn sie das lesen, da bin ich ganz sicher, werden sie sich schämen und es könnte endlich klappen, mit dem Autogramm. Denn merke, nicht noch viel weiter in der Zukunft sind wir alle tot, der Neue, die übrigen Stones und ich auch. P.S. Ich habe noch ein paar aussergewöhnliche Interviews, die suche ich mal raus und zeige Sie Ihnen gerne…. aber eins nach dem anderen. Bildstrecke Stones-Konzert Hallenstadion: www.20min. ch/diashow/diashow.tmpl?showid=2188 Biographisches und ein schönes 65. Geburtstagsfoto von Ronnie: www.intelligencer.ca/2012/06/01/ronniewood-turns-65 Foti: die Party in Dublin, hinter den Promis bin wohl irgendwo ich und Ronnie, noch aufrecht, das war ja noch zum Party-Start

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: timberland

Donnerstag, 25. April 2013, 17:00 Von Dr. Reinhold Weber Tja, es gab Zeiten, da hast du Schuhe und Klamotten gebraucht, die mehr aushalten mussten als ein Date im gerade angesagtesten Trendlokal. Und es gab Zeiten, da war nicht jede Werbekampagne in etwa gleich gestrickt: coole Klischeeleute aus dem Versandkatalog der Urbanität, sauglatte Fotoshop-Schenkelklopfer-Bildli, hohle bis infantile Schlagzeilen und Texte. Da wurde noch gegen Zeitgeist und Mainstream anmarschiert. In Schuhen und Jacken von Timberland. Alle anderen sind in ihren Werbeagenturen vor lauter Coolness erfroren. Mögen sie in Frieden ruhen.


Zukkihunds Apotheken-GesetZ «Je peinlicher das zu behandelnde Leiden, desto attraktiver die bedienende Pharma-Assistentin.»

Halli Hallo

Grüezi, was dörfs si?

Ich verstah Sie fascht nöd.

Hämorrhoidägräm. Bitte.

Hueschtezältli?

<3

hmrgrm

eu bizli

mrgm

Ich lieb

...

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Juni 2013

das muss man haben: einen crashkurs in social media

Donnerstag, 18. April 2013, 11:00 | Von Dr. Henrik Petro Wenn eine Politikerin* auf Twitter Mist baut, so kann das mal passieren. Dann hat sie wahrscheinlich das Memo der Parteileitung nicht gelesen, das den Umgang mit Social Media regelt. Wenn dann nur wenige Wochen später ein Politiker einer Schwesterpartei genau denselben Mist auf Facebook macht, kann das nur drei Ursachen haben: entweder ist er Analphabet, er hält sich für unsterblich, oder es hat gar nie ein solches Mail der Parteileitung gegeben. Letzteres wäre dann wieder grobfahrlässig – und würde kein gutes Licht insbesondere auf die Medienkompetenz der Führung werfen – vor allem bei jungen Wählern unter 75. Einmal mehr springt kult.ch darum in die Bresche, um die Unfähigkeit Anderer zu kompensieren und listet die wichtigsten Grundregeln auf, die ein Politiker beim Gebrauch von Social Media verinnerlicht haben sollte: 1. Halte immer den Big Brother Effekt vor Augen: im Big Brother Haus geben sich die Bewohner zu Beginn noch Mühe, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Doch nach einer Woche vergessen sie, dass es überall Kameras hat, die alles an ein Millionenpublikum übertragen. Ihre Maske fällt, sie benehmen sich entlarvend naiv und ehrlich. Übersetzt heisst das: Twitternde und postende Politiker geben sich zu Beginn noch Mühe, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Doch schnell vergessen sie,

dass sie Follower haben, die das auch lesen und sie benehmen sich entlarvend naiv und ehrlich. Aber Ehrlichkeit hat in Politik etwa soviel zu suchen wie Schweinefleisch in einer Elchlasagne. 2. Freunde waren gestern: Bislang waren es vor allem linke Politiker gewöhnt, in den Redaktionen der Printmedien, von Radio und TV Verbündete zu haben, die im Falle eins Fehltrittes ihre schützende Hand über sie legten – wir sind ja alle nur Menschen und sollten die Kirche doch bitte im Dorf lassen (ausser der Pfarrer predigt im Sold der SVP, dann fühlen sich die Medien zu einem konzertierten, empörten medialen Shitstorm verpflichtet). Im Internet ist das anders: da haben die Leute nicht durchgehend eine linke oder rechte Einstellung, sondern völlig heterogene Meinungen und Ansichten. Und wenn etwas stinkt, dann stinkt es nun mal und die Leute zeigen mit dem Finger drauf. Und ganz oft ist die Ursache des empörten Aufschreis nicht etwa eine politische Aussage, sondern eine unbedachte Äusserung, die einen negativen Aspekt der Persönlichkeit preisgibt. 3. Nicht jeder, der teilt, ist ein Gutmensch: Während früher Informationen monopolistisch von den Redaktionsleitern verwaltet wurden – diese also elitär darüber bestimmten, welche Information wann und wie weitergegeben wird und welche nicht – ist die Informationsverbreitung in sozialen Netzwerken demokratisch, oder zumindest kollektiv: jeder kann, darf und tut. Und da wird weder nachrecherchiert, nachgeprüft

oder lange überlegt, ob das moralisch in Ordnung ist. 4. Meinungen sind gemacht: Wenn du mal Mist gebaut hast, kannst du nichts mehr tun, um das geradezubiegen. Darum am besten eine trockene, kurze Entschuldigung und dann fortan zu diesem Thema eisern schweigen. Und vor allem nie, nie nie versuchen, dich auf diesem Kanal zu rechtfertigen, geschweige denn auf irgendwelche Diskussionen einzugehen. Das ist als würdest du einen Finger abschneiden und dann, um die Blutung zu stoppen, deine verletzte Hand in ein Piranhabecken tauchen. Merke: Die Community hasst nichts mehr als Langeweile. Entziehst Du dem Feuer den Brennstoff – also dich – erlöscht es schneller als die Glut zwischen Lindsey Vonn und Tiger Woods. 5. Jede Äusserung einer Person des öffentlichen Lebens wird interpretiert, in einen Kontext gestellt und gewertet. Allen voran jene Äusserungen, bei denen es nichts zu interpretieren und zu werten gibt. Ob es dir passt oder nicht: als Politiker, der irgendwann irgendwo auf einem Wahlzettel stand, gehörst du eben auch in die illustre Gesellschaft von Miss Schweiz-Kandidatinnen, Bachelor und Gölä. 6. Medienkonsumenten teilen bei einem Streit die Kontrahenten sofort in Opfer und Täter ein. Als Politiker/in – also einer von „denen da oben in Bern“ - bist du immer automatisch Täter. Erst recht, wenn es sich bei deinem Kontrahenten um einen Underdog (sozial schwach, Migrationshintergrund) handelt. Da spielt es auch überhaupt keine Rolle mehr, wer die Wahrheit sagt und wer was gehört haben will. Merke: die Schwächsten sind hier die Mächtigsten. 7. Rauche grundsätzlich nur in Fumoirs, befolge die Anweisungen des Sicherheitspersonals und iss abends keine Kohlenhydrate mehr. *Alle Personen, Namen und Handlungen dieser Kolumne sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind nicht beabsichtigt und rein zufällig. Und wenn mich deswegen jemand sucht: ich bin gerade in Jamaika und krümme Bananen...

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wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu blablablabla...

Mittwoch, 5. Juni 2013, 10:58 Von Dr. Rainer Kuhn Es hat einen Grund, warum ModekoDie Pointe grad vorweg: Die Menschen sind es leid. Sie sind es leid, sich bis auf die Unterhosen auszuziehen um zu beweisen, dass sie keinen Sprengstoffgürtel oder unversteuertes Geld auf sich tragen. Sie sind es leid, immer öfters kontrolliert und durchlöchert zu werden, sich vorschreiben zu lassen, wieviel sie verdienen dürfen, wieviel Strom sie verbrauchen dürfen, welches Auto sie fahren dürfen, wie lange sie im Restaurant sitzen bleiben dürfen, was sie an einer Sportveranstaltung trinken dürfen, sie sind es leid, einfach mal so auf Vorrat als Umweltsünder, Strassenrowdy, Alkoholiker oder Hooligan behandelt zu werden, nur um anscheinend ein paar Leute, die das möglicherweise sind, festmachen zu können. Politiker brüsten sich jederzeit und überall gerne mit dem Begriff des mündigen Bürgers, machen aber genau das Gegenteil, indem sie ihn behandeln wie ein Kleinkind. So ist zum Beispiel der mündige Bürger nicht in der Lage, selber für seinen Ruhestand vorzusorgen, weshalb ihn der Staat zwingt, jeden Monat über 10% seines Einkommens ei-

ner privaten Firma (Bank oder Versicherung) zu geben, die ihm das dann, wenn er 65 geworden ist, in kleinen Häppchen wieder zurückgeben sollte. Wenn sie es nicht vorher an der Börse verzockt haben. Dem mündigen Bürger muss man auch Haarproben entnehmen, wenn er mal mit ein paar Bierchen intus in die Polizeikontrolle kommt. Damit man grad auf Jahre zurück sieht, was er denn so konsumiert hat. Natürlich gehts auch hier um die Sicherheit. Wie immer. Im Namen der Sicherheit wird verboten, befohlen, gezwungen und überwacht. Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten. Sagen sie. Die, die mit jedem Verbot, das aufgestellt, und jedem neuen Gesetz, das erlassen wird, überschwänglich applaudieren. Interessanterweise sind meistens gerade die, die sich an jeder Ecke, gefragt oder ungefragt, für Toleranz und Akzeptanz gegenüber Andersdenkenden und Anderslebenden stark machen, sich durch ihre opportunistische Kurzsichtigkeit zu Totengräbern der Individualität outen. Die Leute sind all das leid. Sie wollen endlich wieder leben. Und nehmen dafür gerne ein paar Unsicherheiten in Kauf. Vielleicht kommt die Politik eines Tages auch noch drauf. Wenn es ihr überhaupt um die Menschen geht.

auszüge aus dem fiktiven tagebuch 2012/13 von irina beller Dienstag, 16. April 2013, 14:00 Von Bruno Bötschi 10. März 2012: Geld ist geil. Walti, mein Schatzi, hat Geld. So geil. 15. März: Ich bin eine zutiefst ehrliche Haut. Aber ist doch wahr, die Tiere haben es bei mir zu Hause im Schrank viel besser als im Wald. Das sagte ich gestern in der TV-Sendung «Reporter». Ich bin so stolz auf mich. Im «Reporter» waren während 30 Minuten nur ich und Walti am Schweizer Fernsehen zu sehen. 16. März: Heute klingelte mein Handy den ganzen Tag. Ich schaffte es nicht einmal ins Dolder-Spa. Dabei hätte ich Ruhe so nötig gehabt. Dauernd wollten Presseheinis irgendetwas von mir. Wie ich das gestern genau gemeint hätte mit den Viechern im Schrank? Die sollen mich doch alle in Ruhe lassen. Wir Russinnen haben ein anderes Verhältnis zu Pelz als die Schweizerinnen. Dafür esse ich weder Hasen noch Pferde. Zu diesen Tieren habe ich eine Beziehung, zu Luchs oder Nerz nicht. Ach, ich mag nicht mehr weiter schreiben, ich brauche jetzt Ruhe. 17. März: Aber ist doch wahr, diese armen Viecher haben im Wald nicht ein-

mal einen Spiegel. 18. März: Ich werde immer noch ganz wild, wenn ein Pelzmantel über 100’000 Schweizer Franken kostet. Walti, mein Schatzi, zahlt doch immer so gerne. 5. Dezember: Heute ist der schönste Tage in meinem Leben. Ich bin nominiert für den «Glory 2012» von der Redaktion «Glanz&Gloria». Weil mein Walti und ich unseren Reichtum hemmungslos zelebrieren und weil wir kein Blatt vor den Mund nehmen. Wir sind so wichtig für dieses Land! Endlich hat es jemand gemerkt. 6. Februar 2013: Tränen, viele Tränen. Seit Wochen hat keine Zeitung mehr über mich geschrieben. Walti sagt, ich solle ein Buch schreiben. Er hat auch schon einen tollen Titel: «So angle ich mir einen Millionär». 7. Februar: Die ersten Zeilen meines Buches geschrieben - splitternackt im Bett, so fühle ich mich am inspiriertesten. 8. Februar: Im zweiten Kapitel meines Buches erkläre ich, wie selbst «ein Landei mit Hängebrüsten und Schwabbelbauch» gute Chancen hat, ein Leben in Saus und Braus zu führen.

10. März: Interessante Menschen findet man selten an Society-Anlässen. Dort ist es oft verdorben, oberflächlich und falsch. Walti sagt, mit diesem Vorwort in meinem Buch hätte ich gute Chancen auf den Literatur-Nobelpreis. 12. März: 10 Jahre nach unserer Hochzeit in Las Vegas lud mich Walti heute Morgen noch einmal zu Liebesferien in den USA ein. So schön, Schatzi! 21. März: Morgen besuchen Walti und ich Frédéric Prinz von Anhalt in Los Angeles. Der Ehemann von Hollywood-Diva Zsa Zsa Gabor, ist ein ganzer Kerl! Am Telefon flüsterte er mir heute ins Ohr:

«Irina, wenn du dich besser fühlst mit einem Titel, Prinz oder Prinzessin, dann bin ich gerne behilflich.» 23. März: Ich musste weinen. Es tut so weh. Prinz von Anhalt behauptete, ich sähe in meinem Versace-Kleidchen viel älter aus als 40. Und Elefantenhaut hätte ich auch. Dabei ist dieser tuntige Frédéric doch selber nur mit billigem Schmuck behangen und wirkt mit seiner komischen Kette wie ein Zuhälter. 25. März: Heute ist der schlimmste Tag in meinem Leben. Seit 16 Stunden hocke ich jetzt allein in der Hotelsuite und kann nicht schlafen. Walti wurde verhaftet. Er sitzt im Gefängnis. Es ist alles so schrecklich. Dabei diskutierten wir nur ein bisschen laut in einer Beiz in Palm Beach und dabei ist mir das Steak vom Teller gerutscht. Ich habe grosse Angst. Walti, bitte komm heim! 26. März: Ich bin überglücklich. Walti ist wieder da. Mein Schatzi überzeugte mich, er fügte mir die Narbe über dem linken Auge nicht absichtlich zu. Es war nur ein Unfall, wirklich. Und der Ausdruck «blöde Schlampe» ist ihm auch nur so rausgerutscht. 28. März: Ich, die Königin! Walti

kaufte mir ein Kleid mit 2000 SwarovskiSteinen, ging stundenlang mit mir am Strand spazieren und führte mich dreimal ins gleiche romantische Restaurant aus. Mich, die Königin! 1. April: Dieser Professor Peter Bauerfeind ist ein Bauerntrampel. Im «SonntagsBlick» behauptet er allen Ernstes: «Die Art des alkoholischen Getränks hat keinen Einfluss auf das Verhalten. Es ist viel mehr die Menge an Alkohol.» Blödsinn, der Weisswein hat mich und Walti in der Beiz in Palm Beach so aggressiv gemacht. Nur darum hat Walti statt meinem Steak mein Auge getroffen. 2. April: Was letzte Woche in Florida passierte, lasse ich hinter mir. Ich fühle mich super, schaue positiv nach vorne. Walti, mein Schatzi, möchte zwar zu einer Ehe-Therapie gehen. Aber bis dann ist die Wunden über meinem Auge doch längst verheilt. Und sowieso: Ich möchte lieber 14 Pelz-Unterhöschen. Das sei der neueste Schrei in Paris. Quellen: Zitate und weitere Infos für dieses Tagebuch stammen aus SonntagsBlick, Blick, Die Weltwoche, Die Südostschweiz, Basler Zeitung, Tages-Anzeiger und der TVSendung «Glanz&Gloria».


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