Kult Juni 2014

Page 1

kult Die besten Blogs aus kult.ch. Juni 2014.

kult ist die erste Blog-to-Print-Zeitung der Schweiz: Unzensierte Kommentare zum täglichen Leben und dem, was sich in den Medien so abspielt.

Fragst du dich manchmal wieso du im Büro sitzt?

11. Juni 2014 Jelena Perovanovic Fragst du dich manchmal, ob das Leben zu kurz ist, um fremdbestimmt zu leben? Fragst du dich manchmal, wieso du für jemanden arbeitest, den du nicht kennst? Für einen dort ganz oben, der nicht weiss wer du bist, nicht weiss welche Mühen du aufbringst, um jeden Tag am gleichen Ort zu sitzen, an einem Stuhl festzukleben, nicht vom Fleck zu kommen, innerlich langsam abzusterben vor zu wenig Bewegung und Monotonie. Fragst du dich ob es ihn irgendwann, manchmal, interessiert hat, wie es deinem kranken Sohn zuhause geht? Fragst du dich manchmal, ob wir den Tieren nicht doch sehr ähnlich sind. So eingesperrt hinter Glasscheiben, am immer gleichen Ort, fremdbestimmt, geführt und dann verspiesen vom System. Weg von der Familie, von der Freiheit. Denkst du auch, dass wir von gefangenem Vieh gar nicht weit weg sind? Dann, wenn wir wie blinde Schafe, den Worten des grossen Bauern, genannt Unternehmen, folgen. Fragst du dich manchmal, wieso deine Bürokollegen die Fensterläden runter lassen, nur um besser in Bildschirme blicken zu können? Wieso sie während 8 Stunden am Tag, die Natur meiden, dafür Gefangenschaft bevorzugen. Wieso sie sich dann aber mit Veganismus, Yoga, Meditation, der nächsten Feriendestination und einer gesunden Lebensweise befassen, statt zu hinterfragen, was ihr Leben wirklich ungesund stimmt. Sie lehnen sich auf gegen die Politik, die Lebensmittelindustrie, das Abschlachten von Tieren,

sind gegen Religion und Ungerechtigkeit, folgen dann aber naiv einem Guru, der an der Unternehmensspitze sitzt und in St. Tropez Boote ankert, während sie sich vor der Sonne verstecken müssen, um für ihn tagelang auf Bildschirme zu starren. Fragst du dich was Carpe Diem ist? Fragst du dich manchmal, ob all die Dinge, die du dir von deinem Lohn kaufst, dich wirklich glücklich machen? Oder ob es schöner wäre weniger zu arbeiten, den nicht ganz so neuen Fernseher herumstehen zu haben, dafür aber dem Gelächter deiner Kinder im Schwimmbad zuzuhören? Fragst du dich dann auch, ob sich deine Kinder als Erwachsene an die teure Wohnung, die teuren Möbel, oder doch eher an die schönen Momente mit der Familie erinnern werden? Fragst du dich manchmal, wieso jemand bestimmen kann, dass du von 17 bis 23 Uhr Freizeit hast, statt von 7 bis 13 Uhr, wer das Wochenende erfunden hat? Wieso dieser jemand dir vorschreibt, dass du an 5 bestimmten Tagen fit zu sein hast, doch an den Freien, tun und lassen kannst was du möchtest. Wer ausser der Natur, bestimmt deinen biologischen, natürlichen Rhythmus? Ob du um 12 Uhr Hunger hast, oder erst um 3, ob dir am Dienstagnachmittag oder am Samstagmorgen nach Backen, Joggen, Spazieren oder Arbeiten zumute ist, ob du heute oder morgen Leute um dich herum haben möchtest? Wer, ausser dir selbst, hat solche Macht über dich? Fragst du dich manchmal, wieso du unbekannte Menschen an der Spitze reicher und reicher werden lässt, dich

mit ihrer Firma, ihren Produkten, ihrer Geldgier identifizierst, statt für etwas zu arbeiten, dass Sinn macht, etwas, das dich glücklich macht? Du weisst, dass selbst bestimmtes Arbeiten produktiver und glücklicher macht und trotzdem hinterfragst du nicht, wieso diese Statistiken an deinem Arbeitsplatz nie angekommen sind. Fragst du dich manchmal, ob die Wirtschaft, der Kapitalismus und die Gesellschaft, genauso gut funktionieren würden, wenn du morgen erst um 10 im Büro erschienest, dafür aber länger mit deinem Sohn Corn Flakes essen würdest? Ob die Welt zusammenbräche wenn du morgen gar nicht im Büro auftauchtest und erst um 15 Uhr deinen Laptop vom Garten aus einschalten würdest? Fragst du dich manchmal, wieso der Arbeitgeber deine Krankenkasse nicht bezahlt, wenn er dich schon krank macht? Fragst du dich, ob es einfacher gewesen wäre mit den Händen statt mit dem Kopf zu arbeiten? Du weisst, dass du den Gewerkschaften dankbar bist dafür, dass du nicht mehr ganz so hart schuften musst, wie einst unsere Grosseltern. Doch heute, heute wo wir fast alle nur noch mit dem Kopf arbeiten, fragst du dich da nicht, ob die Bedingungen angepasst werden sollten? Fragst du dich ob du ein guter Arbeiter und Mensch bist? Was asozialer wäre, nicht zum Arbeitsplatz zu erscheinen oder deine Mutter wieder einmal zu besuchen? Was wahre Loyalität ist? Die dem unbekannten Arbeitgeber gegenüber, oder die deiner Familie gegenüber? Welche Loyalität

dich gesünder, glücklicher, gelassener macht? Fragst du dich manchmal, wer diese 450.000 Millionäre in der Schweiz sind, wenn es deine Arbeitskollegen nicht sein können, denn diese nehmen Kredite auf um finanziell aufzuatmen. Du weiss, dass du mit deiner Arbeit niemals reich werden wirst, dass die Mittelschicht mit ihrem Einkommen zu Lebzeiten nie wird besser leben können und dass du im Alter sogar eine mittellose Person wirst, obwohl du 40 Jahre deines Lebens in eine immer gleiche Tätigkeit investiert hast. Fragst du dich, wieso du alles von dir gegeben, wenn du am Ende auf nichts hingearbeitet hast? Fragst du dich manchmal, wieso du im Zug sitzt, immer um die gleiche Zeit, mit all diesen Leuten, und ob die sich fragen, wieso sie immer um die gleiche Zeit im Zug sitzen, mit all diesen Leuten? Ob es sein kann, dass all diese Menschen genau jetzt, zu diesem Zeitpunkt nicht im Zug sitzen möchten, mit all diesen Leuten, die um die gleiche Zeit im gleichen Zug, in die gleiche Richtung fahren und das gleiche Ziel verfolgen. Wieso du wohl dasselbe tust wie alle anderen? Fragst du dich manchmal, wer, ausser dir selbst, über dich bestimmen darf? Fragst du dich manchmal, ob du dich genug lang bloss abgefunden hast? Fragst du dich manchmal, ob du an deinem Leben etwas ändern kannst? Wenn du dich das alles nicht fragst, was fragst du dich dann?

Dieses Jahr ist die Fussball-WM schauen etwa so wie Pelztragen Für Menschen mit einem Gewissen ist das Leben manchmal ein ziemlicher Scheiss. Zum Beispiel jetzt die Fussball-WM. Man sieht und liest und hört all die Sachen, die in Brasilien abgehen. Gut, ein paar davon gingen schon vorher ab. Aber trotzdem ist es zum Kotzen, wie mit denen im Land umgegangen wird, die das Verhältnis "Soziale Ungleichheit Explodierende und von der Bevölkerung zu tragende Kosten" anprangern. Dass in einem Land des Fussballs umsverrecken Stadien gebaut werden müssen, die nach den Spielen ebenso verrotten wie die allermeisten Stadien nach den Weltmeisterschaften. Und noch ein paar Sachen mehr. Gleichzeitig ist die WM eine Gelegenheit, die besten Fussballer der Welt zu sehen, mit seinem Land oder seiner Lieblingsmannschaft mitzufiebern, sich für die eigenen und die anderen zu freuen, ein bisschen gesellschaftlicher Zusammenhalt zu erleben, es immer wieder mal 90 Minuten lang besser zu wissen, zu schmunzeln, wenn in der Schweizer Mannschaft einer mit dem Namen "Drmic" für einen anderen mit dem Namen "Seferovic" ausgewechselt wird, und dieser Seferovic dann auch noch das Siegestor schiesst. Und so, wie ich Fleisch esse, obwohl ich es besser wüsste, schaue ich ein paar Spiele dieser WM, trotz allem. In solchen Situationen gebe ich mein Gewissen in der Regel bei Facebook ab. Das muss dann jeweils reichen. Herzlich, Rainer Kuhn

seit 1997 Erscheinungsweise: Monatlich (12 x pro Jahr) Auflage: 20‘000 Exemplare Verbreitungsgebiet: Stadt Zürich Herausgeber: Kult GmbH, 8006 Zürich Chefredaktion: Rainer Kuhn Autoren: Rainer Kuhn, Reinhold Weber, Midi Gottet, Alex Flach, Henrik Petro, Angela Kuhn, Dominik Patrick Hug, Vanessa Kunz, Christian Platz, Kaspar Isler, Yonni Meyer, Zukkihund, Jelena Perovanovic, Jan Stähli Gestaltung: Fredy Heritsch Kontakt: rainer.kuhn@kult.ch http://www.facebook.com/kult.ch Kultzeitung, kult.ch, kultradio.ch sind Unternehmungen der kult gmbh. www.kult.ch/gmbh

Wir freuen uns über jeden Anhänger: www.facebook.com/zuerilinie


kult

®

Juni 2014

UNFALLNIEREN IM FRÜHVERKEHR 19. Mai 2014 Vanessa Kunz. Montagmorgen. Zürich. Personenunfall. Auf der Strecke bleiben – eine Neuinterpretation von Klaus. Nochmals: Montagmorgen. 5. Bahnsteig. Zürich. Personenunfall. Das Telefon klingelt. Einer vom Bahndienst zur Frau: „Klaus ist auf der Strecke geblieben. Klaus ist verunfallt“. Aber Klaus ist nicht verunfallt. Klaus ist tot. Notiz an mich: Personenunfälle finden nur im Lautsprecher statt. Ich kenne keinen Klaus. Tschuldigung. Es gibt einen Unfall? Mit wem? Klaus. Ah Klaus. Nein, kenn ich nicht. Tschuldigung. Es gibt welche, die bleiben auf der Strecke währenddem andere im Zug sitzen. Scheiss Klaus. Ich musste mir nur Sorgen um die Pünktlichkeit meines Erscheinens machen. Und: ich brauchte ein Verb, ein anderes. Nicht verunfallen. Klaus ist nicht verunfallt. Verunfallen hat was mit anderen zu tun. Nicht mit sich selbst. Ich weiss das. Ich hatte auch schon einen Unfall. Einen Unfall in mir, einen Personenunfall, und am meisten wegen dir. Und ich weiss: ich bin nicht verunfallt. Ich war’s. Ich hab mir den Unfall gemacht, ich wollte einen. Schliesslich brauchte ich ein Leben. Eine Tragödie, einmal hier und uni sono: „nur für mich“. Nachricht an den Chef: „Ich kündige, bin unfallniert“.

DAS MUSS MAN HABEN: «EINE PEINLICHE ROCK-PANNE IN NEUSEELAND» (BUNTE)

30. April 2014 Reinhold Weber. Denn, allerwerteste “Bunte”, peinlich ist bloss eure Story. Die Panne finden wir nämlich ziemlich ansehnlich.

Das letzte Mal, ich, unfallniert, es ist Monate her. Deswegen hab ich schon lange nichts mehr geschrieben. Ich war auch schon lange nicht mehr betrunken und ich vermisse die Zeit, in der ich es war. Ich habe mir gut geschaut, erlitt die grässliche Monotonie des Alltags, strich mir über den Kopf, machte Yoga und habe gemerkt wie scheiss langweilig dieses Leben ist. Ich brauchte Hilfe und habe mir ein Buch gekauft. Zitat: „Du musst das Mädchen sein, in das man sich verlieben will.“ Nochmals: ich kaufte mir ein Buch und musste das Mädchen sein, in das man sich verlieben will. Liebes Buch: Fick dich. Unfallnieren im Frühverkehr. Armer Klaus. Ich frage mich, wieso mir Klaus

eigentlich Leid tut. Ökonomen haben mich gelehrt zu fragen: was hat es für einen Nutzen? Was nützt es dir? Was nützt es der Welt? Nutzen! Klaus ist nicht mehr hier. Was bringt es Klaus? Vanessa. Nutzen. Nutzen. Nutzen! Nicht um Frieden. Nicht um Liebe. Nur wenn es nützt. Nein. Es nützt nichts, Herr Ökonome. Klaus bringt es nichts. Nichts mehr. Klaus ist auf der Strecke geblieben. Klaus ist tot. Notiz an mich: Ohne Nutzen, keine Mitleid. Klaus ist unfallniert. Ich auch. Wegen einem Arschloch. Wegen einem Arschloch, dass gestern schon ein Arschloch war, heute eins ist und auch morgen noch ein Arschloch sein wird. Dank Demokratie und Weltfrieden in der Schweiz dürfte ich vielleicht sogar Werbung mit einem Arschloch machen. Mit einem echten. Mit dir. Ihm. Whatever. Ich kann dich aber so oft Arschloch nennen wie ich will, du bist trotzdem noch schön. Und dann sitz ich so im Frühverkehr während eines Personenunfalles im Zug, hab unfallniert, gebüchert, an Klaus und die Ökonomen gedacht und – immer noch- das einzige, wobei ich mir unschlüssig bleibe ist: ob ich jemals vergessen werde, wie oft ich an dich denke. Montagmorgen. 5. Bahnsteig. Zürich. Personenunfall.

Seite zwei

MUSS MAN NICHT HABEN: EINEN LILA KROKO-WEEKENDER ALS MENS-BAG Violet, Krokodil-Leder, goldige Schnällchen und gross wie eine gut gestopfte Gänseleber (Deshalb springt wohl auch der Fuchs aus Pharrells Schoss in die Tasche. Haha…tschäggt? Nöd? Egal). Sogar Liberace hätte diese Tasche aus seiner Sammlung verbannt, weil sie zu TUNTIG ist.

19. Mai 2014 Midi Gottet. Beim Anblick dieses Bildes hat sich Wladimir Putin grad ein bisschen in seinem Mund übergeben.

Auch wenn uns Pharrell Williams mit seiner Musik gerade sehr HAPPY macht, zerstört er jetzt alles wieder mit diesem, nach sinnlosem Tiermord riechenden, Ich-gehe-lieber-mit-lilaKroko-Jumbo-Mens-Bag-als-nacktStatement. Es sei denn, da draussen gibts irgendwo lila Milka-Krokodile, die im Altersschwäche-Taumel friedlich von uns gehen. Dann würde sogar Brigitte Bardot noch ein SchlupflidAuge zudrücken. Doch dafür besteht wohl eine sehr geringe Chance und selbst dann, wäre diese verdammte Tasche immer noch LILA und damit verantwortlich für unendlich viel Augapfelkrebs Delux, in der Fachsprache besser bekannt als PURPURNER STAR.

JUGENDLIEBEN

DU WEISST, DU BIST IN ROM, WENN…

2. April 2014 Henrik Petro … du mehr Ruinen siehst als früher im Oxa, wenn das Licht anging. … Fussgängerstreifen und Ampeln dazu da sind, die Autos vor den Fussgängern zu schützen (anstatt umgekehrt). … du nach den geheimnisvollen Symbolen aus dem Film „Illuminati“ suchst, aber in real alles ganz unspektakulär aussieht und du dich dann ganz plötzlich für dich selber fremdschämst. … die Gesellschaft sich um 20.15 Uhr zur Abfahrt zum Dinner verabredet, du einen Stress hast, pünktlich in der Lobby zu sein, nur um dann eine halbe Stunde warten zu müssen, ohne zu wissen warum und auf wen – denn alle sind längst da. … du als Schweizer einem Amerikanischen Pärchen zwischen den Asiatischen Souvenir- und Schirmverkäufern erklärst, wo die Spanische Treppe ist (natürlich ohne selber überhaupt da gewesen zu sein). … du dich auf dem Filmset eines Horror-Zombie-Vergewaltigungs-Films wähnst, dabei ist es bloss ein beliebiger Durchgang der U-Bahn-Station. … jedes zweite Haus mit Fahnen beflaggt ist und aussieht, als wäre es die Residenz des Papstes, eine Botschaft, ein Ministerium oder das Nationalarchiv –

und vielleicht auch ist. … in jeder Hofeinfahrt dieser Prunkbauten ein historisch gekleideter Wachmann mit poliertem, verschnörkeltem Helm steht, als wäre er ein Statist aus einer Neuverfilmung von Sissi, der auf seinen Einsatz wartet. … Du mit der Vespa links und rechts überholst, mehrmals die doppelte Sicherheitslinie überfährst und das alles ohne zu blinken – und niemanden interessierts, erst recht nicht die Polizei. …alle bei 10 Grad und Regen mit Gelati rumlaufen. … die Menschen auf den Plakaten so gut aussehen wie in Zürich am Samstag Nachmittag in der Bahnhofstrasse, die realen Menschen auf der Strasse aber aussehen wie am Samstag Nachmittag im Tivoli Spreitenbach. … die einzigen Frauen mit Kopftuch Nonnen sind. … du keine einzige Frau mit nur ansatzweise so etwas wie Absätzen siehst. … du auf den nassen Pflastersteinen ausrutscht und nun verstehst, warum. … du kilometerweit läufst, um ein schönes Foto von Big Daddy’s House zu machen und erst zuhause merkst, dass so ein vollweicher Schwachomat das Foto gebombt hat.

31. März 2014 Yonni Meyer Wir hatten sie alle. Die Idole, die Helden, die Schwärmereien. Ich glaube, der erste „Crush“, den ich je hatte – und darauf bin ich ehrlich gesagt etwas stolz – galt Elvis Presley. Der war zum damaligen Zeitpunkt schon mehr als 10 Jahre unter der Erde, was meiner Schwärmerei für ihn jedoch in keinster Weise einen Abbruch tat. Ich sah sein Bild auf Platten (ja, auch Platten hatte man damals, ohne dass man ein cooler Hipster-DJ sein musste) und fand: den will ich. Dann kam eine kleine Schwärmerei für Pirmin Zurbriggen. Oh ja und je ne regrette rien! Für die Jüngeren: Am besten googelt Ihr den Typen, sonst dauert das hier zu lange. Es folgte eine tiefe tiefe Liebe für David Hasselhoff alias Michael Knight in Knight Rider. Den fand ich unfassbar gut. Die Karre war mir scheissegal – aber Michael… Ach, Michael. Mein Herz schlug auch noch für Hasselhoff, als er bereits vom K.I.T.T.-Fahrer zum Rettungsschwimmer geworden war. Dann machte er auch noch Musik. Grossartig! „Happi luki fo Friiiidam“, sang ich damals voller Enthusiasmus in mein imaginäres Mikrofon hinein. Und „Limbo cool, Limbo fiiiine, everybody gets a chance“ (im Nachhinein: WTF?). Hätte ich gewusst, dass Hasselhoff einmal stockbesoffen einen Hamburger von

seinem Küchenboden weglecken würde, ich hätte meine Leidenschaft wohl jemand anderem gewidmet. Das tat ich dann aber einewäg, nämlich DJ BoBo. Das war wohl keiner der Glanzmomente meines visuellen Kortex, aber ich war völlig hin und weg, turnte konstant zu „Dance with me“ und anderen Gehörvergewaltigungen durch unser Wohnzimmer, hatte Poster in meinem Zimmer und viele, viele Herzli in meinen Augen. Danach verliebte ich mich hintereinander in jeden einzelnen Kumpel meines Bruders (jeweils für ca. 7-14 Tage). Take That, die Kelly Family und die Backstreet Boys liessen mich kalt und irgendwann entdeckte ich, dass ich mit echten Jungs – entgegen denen, die als Poster an der Wand hingen – ja rummachen konnte. Das unterhielt mich für die folgenden 15 Jahre. Und heute? Heute schlägt mein Herz sehr fest für Typen wie Louis Theroux – seines Zeichens BBC Journalist und so bitz nerdy-witzig-intellektuell-geil. Und Tom Hiddleston, weil er unglaublich klug und lustig ist – ja okay, und geil. Und für Mike Müller. Ach Mike – ich will deinen Charme und ja, ich will auch deinen Körper. Anemit! So ändern sich die Dinge, aber eins steht fest: Elvis ist und bleibt eine geile Sau! Tja, Geschmack hatte ich schon immer.


kult

®

Juni 2014

GEISTIGE TÄTIGKEITEN

Seite drei

WORAN MAN ZÜRCHERPILOTEN ERKENNT 30. Mai 2014 Henrik Petro

12. Mai 2014 Rainer Kuhn Wieder ein Monat vorbei. Einer mehr ohne sich den Medien ausgesetzt zu haben. Meistens jedenfalls. Klar, dann und wann liess es sich nicht verhindern, dass meine Augen eine Newseite gestreift haben, aber es ging erstaunlich emotionslos. Krim blablabla, Brabeck blablabla, Blocher blablabla., DAX blablabla, Wetter bewölkt, manchmal Regen, manchmal Sonne, manchmal kälter, manchmal wärmer. DSDS? VOS? SOS! Sie können ausschalten, abschalten, frei walten, Sie werden sowieso nur angelogen sie werden von den anderen angelogen, sie werden von den unseren angelogen. Eine Geschichte verliert meistens irgendwo auf dem Weg zur Publikation als News wesentliche Teile seiner Wahrheit. Geht’s um Politik, dann erst recht. Wozu sich also benutzen lassen? Und zum Glauben an die Wahrheit der Berichterstattungen

angehalten werden? Wozu Teil eines Spiels seins, wenn einem das Spiel nicht gefällt? Sie müssen sich das nicht ansehen, Sie müssen all das nicht lesen, wenn Ihnen das Spiel nicht gefällt, dann hören Sie auf, sich dafür zu interessieren. Sie denken, sie müssten, weil doch die Politik und die Wirtschaft unser Leben beeinflussen, tun sie auch, wie das Wetter, manchmal Regen, manchmal Sonne, manchmal kälter, manchmal wärmer. Weitaus wichtiger als die äusseren Einflüsse, sind die inneren Einflüsse. Schenken Sie Ihren eigenen Ideen die Aufmerksamkeit, die Sie sonst mit dem empfangen von „Informationen“ durch die Medien und der Auseinandersetzung damit verwendet haben. Sie verlieren dabei nichts. kein Geld, keine Zeit, nichts. Sie ersetzen bloss die eine geistige Tätigkeit durch eine andere. In einer Zeit, in der Sie eh nicht arbeiten oder sonst was machen, wie Kinder von der Schule abholen oder so, da lesen Sie ja auch nichts, schauen auch nicht fern, nein, die Zeit, in der Sie sich um ihre eigenen Ideen und Träume kümmern, ist die, in der Sie sonst auf einen Bildschirm gestarrt hätten. Nicht wirklich ein Verlust. So von aussen gesehen. Von innen gesehen schon gar nicht. Versuchen Sie es mal, nur mal so als Experiment, es lohnt sich.

Bilder 20 Min.

DAS HOROSKOP FÜR DIE NÄCHSTEn WOCHE. VON MONSIEUR LUNA.

NEULICH AUFM SOFA

16. Mai 2014 Midi Gottet. Und jetzt hör mir mal genau zu, du abgehalfterte Albino-Töle. Wenn du Pissnelke noch EINMAL mit deinem Karottenpimmel ein gelbe Lache in

mein Katzenklo reiherst , schnitze ich dir mit meinem Brieföffner hier ein Bristol-Smile in deine Wanna-be-HuskyBirne, welches erst wieder hinter deinen Lauschern aufhört.

MUSS MAN HABEN: EINEN HASENMÄHER.

18. Mai 2014 Reinhold Weber Die Mörder sollten die Nächte in den nächsten Tagen etwas ruhiger angehen. 2. Juni 2014 Reinhold Weber. Verbraucht keinen Strom, schluckt kein Benzin, lärmt am Samstag Morgen nicht auf den Nerven der Nachbarn herum und

düngt zudem vollautomatisch den Rasen. Und das erst noch bio. Gibt’s auch in der Profiausführung für Schafsbetrieb. Hase keinen, kauf dir einen!

Für die ironischen Schnurrbärte ist die astrologische Konstellation für Geschlechtsumwandlungen gegeben. Den

Handtruthähnen und -hennen stehen enorme geistige und körperliche Herausforderungen ins 8. Haus im Pluto. Wie zum Beispiel ein Pneuwechsel am Velo. Die Crevettencocktails haben beruflich nicht gerade ihre beste Phase, und die Eier mit ihrem ungestümen Tempera-

ment sollten sich in der kommenden Dekade etwas zusammenreissen, sonst platzt dem halben Taco der Sack. Allen anderen Sternzeichen geht es wie immer: mageres Konto, und die neue Beziehung ist bereits wieder im Eimer.


t r a t s on s Sai MIT

E N OH

Edition Limitée

Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu. Fumer nuit gravement à votre santé et à celle de votre entourage. Il fumo danneggia gravemente te e chi ti sta intorno.


kult

®

Juni 2014

SAUBER: AUF EMPFEHLUNG DES KANTONS­ PSYCHIATERS HAT JETZT AUCH OETWIL EINE BABYKLAPPE

27. Mai 2014 Reinhold Weber Das Neugeborene einfach sanft an den Ohren anheben, sorgfältig einführen und fallen lassen. Danke für Ihre Mithilfe. Ihre Gemeindeverwaltung.

GERADE MIT SCHATZ, SEKUNDENKLEBER DIE HONEY MOON AUFS ORIGINAL SUITE WÄRE NOCH GEDRÜCKT: DIE, FREI…! ERST MIT ZUSAMMENGEKNIFFENEN AUGEN ERKENN­ BARE, TOP5 DER SCHÖNSTEN LEGOGEMÄLDE IM NETZ

27. Mai 2014 Midi Gottet. Schatz, ich seh mal nach den Kindern. Es ist so ruhig.

26. Mai 2014 Midi Gottet. Au fein, Hochzeitsnacht im Imker-Overall. Das wird eine prima Nummer.

DATES UND UN-DATES

23. Mai 2014 Yonni Meyer Wir haben ja alle eine Vorstellung davon, wie ein erstes Date so aussehen sollte. Mit meinem Exfreund zum Beispiel hatte ich ein nahezu perfektes erstes Date. Wir waren Burger essen und setzten uns danach in ein Café in der Fussgängerzone von Fribourg und redeten und redeten und redeten. Als es kühler wurde, gab er mir seinen Pullover und als wir uns am Bahnhof verabschiedeten gab es einen ersten, romantischen Kuss und das Versprechen, sich bereits am nächsten Tag wiederzusehen. Es folgte Winken bis der Zug losfuhr und bereits nach drei Minuten das erste SMS und ich schwebte erglüht und strahlend nach Hause. So will man das. So ist das gut. Es geht aber auch anders. SEHR anders. Hier ein Exempel aus dem Ponysurium. Ich lernte vor vielen, vielen Jahren einen jungen Mann an einer Party kennen. Nennen wir ihn David (und nein, das war NICHT sein richtiger Name). David gefiel mir sehr und ich gefiel David sehr, was ich seinem Blick anmerkte, seiner Art zu sprechen und ein bisschen auch seiner Erektion beim Tanzen. Wie auch immer, die Verbindung war da, genauso wie der Alkoholpegel und man landete schliesslich auf dem Sofa in der Ecke. Ihr wisst schon. Als alle nach Hause gingen, war man noch knapp in der Lage, Nummern auszutauschen, ohne sich übergeben zu müssen und so gingen wir beide denn getrennter Wege, David und ich.

Ein paar Tage später, ich hatte die Party und deren Geschehnisse weitestgehend vergessen/verdrängt, erhielt ich eine SMS von David, wie es mir denn gehe und ob ich gerne einmal mit ihm ausgehen würde. Wenn ich ehrlich bin, wusste ich noch nicht einmal mehr genau, wie der Gute ausgesehen hatte, wusste aber, dass irgendwas an ihm hatte dran gewesen sein müssen (abgesehen von oben erwähnter Erektion), weshalb ich dachte: Wieso nicht? Man verabredete sich für den kommenden Samstag in einer etwas besseren italienischen Beiz und war sehr gwundrig. Ich zumindest. An jenem Samstag machte ich mich zurecht – man weiss ja nie, ob man tatsächlich plötzlich Mr. Right gegenüber sitzt. Gesichtsmaske, Haarmaske, ein bisschen Maniküre, Make-Up, ausgelesenes Outfit, schöne Schuhe. Tiptop. Ich traf pünktlich im Restaurant ein und roch sehr gut. Von David jedoch keine Spur. Nun gut, ich wollte ja nicht so sein, ein paar Minuten sind ja in Ordnung. Der Gute traf dann aber 25 Minuten verspätet ein, in Shorts mit Military-Print (brrrr) und einem versifften Shirt mit Metal-Band-Aufdruck. Einen Kamm hatte er schon seit längerem nicht mehr gesehen, genauso wenig wie Shampoo. Bei der Begrüssung wehte mir eine Bierfahne entgegen. Herz. Aller. Liebst. Als Erstes entschuldigte er sich, er müsse „pisse und na eini go rauche“. Also gut. Auf Wiedersehen, David. Ich war bereits sehr versucht, einen epileptischen Anfall zu simulieren oder ihm zu erzählen, mei-

ne Katze sei unerwartet an Skorbut erkrankt. Als David zurück war, erzählte er ohne Unterbruch von sich, seinen Kumpels, den Mengen an Alkohol, die sie an Partys in sich reinschütteten und den Mädchen, die seine Kollegen jeweils abschleppten (er selbstverständlich nicht, neinnein). Dann wetterte er über den Staat und darüber dass Leute wie Christoph Blocher den Bundesrat vergiften würden – dass dieser zu jenem Zeitpunkt bereits wieder abgewählt worden war, war an David anscheinend vorbeigegangen. An mir persönlich vorbeigegangen war am Abend der Party anscheinend, dass David ein kompletter Vollidiot war. So sass ich denn resigniert am Tisch, mein Kopf auf meine Hand gestützt, und hörte David zu, wie er mir die Psychologie erklärte und die Tatsache erläuterte, dass ja nur Menschen mit psychischen Problemen Psychologie studieren würden (Anm. d. Autorin: David selber studierte NICHT Psychologie). Es war so frustrierend, dass es schon wieder amüsant war und ich freute mich bereits am Tisch sitzend darauf, meinen Freundinnen von diesem Horror-Abend zu erzählen. Wenigstens das Essen war gut – bezahlen tat ich es selbst, was völlig in Ordnung war, jedoch von Davids Bemerkung begleitet wurde, ich sei ja Arzttochter, eigentlich müsste ich sein Essen zahlen, wir seien ja emanzipiert, blabla, hahahaha. Und dann? Dann fragte er mich allen Ernstes, ob ich noch mit zu ihm käme. Ich lächelte charmant und sagte „Lieber nicht“ – was ich eigentlich sagen wollte war, dass ich nicht mit ihm nach Hause gegangen wäre, wenn er der allerletzte Mensch auf Erden gewesen wäre. Auch nicht das letzte Tier oder der letzte Einzeller oder die letzte Pflanze. Oder das letzte Möbel. NIE. NEVER. NUNCA IM LEBEN! Das war also mein Un-Date mit David. Ich bin sicher, wenn er davon seinen Freunden erzählt, dann bin ich die „langweiligste Tusse ever, aber geile Titten – wollte dann nicht mit zu mir. Mir soll‘s recht sein, haben ja eh alle einen Schaden, diese Psychologen“. Und so ist auch die Sache mit dem Dating eine Frage von „Versuch und Irrtum“, bis man dann vielleicht mal den Jackpot landet. Bis dahin: To be continued…

Seite fünf

WARUM FACEBOOK UNSER FREUND IST

7. April 2014 Yonni Meyer. Ich gebe zu, ich motze manchmal über Facebook. Wenn Maria mal wieder „greetz all her freinds in the USA and wisches a Hapi Haloween” oder wenn aus Solidarität irgendeiner vom Aussterben bedrohten Fledermausart gegenüber mal wieder alle Frauen ungeschminkte Selfies oder Herren Bilder ihrer Genitalien in Socken posten. Aber: Facebook ist auch etwas sehr Wunderbares. Hier 10 Gründe dafür: Das damalige Sekundarschulgspähnli, das uu fest schwanger werden will, postet jeden Monat ein Zyklus-Update („Oh nein, schon wieder Schmierblutungen L“). Somit weiss man immer, ob man ihr bei einem eventuellen Treffen zur endlich geglückten Erwartung gratulieren soll oder ob die Kleider nur des Frusts wegen etwas enger geworden sind. Die Geburtstagserinnerungen auf der Startseite haben wohl schon so manche

Beziehung gerettet. So brutal die „Gelesen“-Funktion des Chats auch sein mag – so weiss man wenigstens, ob man berechtigterweise sauer ist. Man kann nach einer durchzechten Nacht noch einmal überprüfen, ob der geile Typ tatsächlich „Gefässchirurg“ oder doch eher „Gesässfrisur“ gesagt hat… Man kann längst vergessene Freunde wiederfinden – und deren Freundschaftsanfrage ignorieren, falls man sie gewollt vergessen hat. De Zukkihund. Man kann theoretisch den ganzen Tag mit geschlossenen Läden im Bett liegen und weiss trotzdem, wie das Wetter aussieht, welcher Promi gestorben ist und welche Freundinnen gerade ein Kind aus sich rausquetschen. Die „Hide“Funktion. Müsste es im wahren Leben auch geben. Man wäre zwar entfernt bekannt, müsste sich aber nie sehen – und trotzdem könnte man sich gegenseitig um einen Gefallen bitten, wenn die Kacke mal am Dampfen wär. Menschen (auch solche unter 70) tauschen sich aktiv, kritisch und lebhaft über Politik aus, was eine grossartige Sache ist. Jeder Mann/Frau/Pony kann einen Blog und damit ein neues Leben starten. Und dafür gebührt Facebook meine unendliche Dankbarkeit.

WAS EUCH VON KLAUS KINSKI UNTERSCHEIDET

25. Mai 2014 Reinhold Weber. Er war ein Arschloch. Aber ihr werdet immer eines bleiben.

REKLAME, DIE WIR GERNE ÖFTER SÄHEN, HEUTE: JEEP.

17. Mai 2014 Reinhold Weber. See whatever you want to see. Es muss ja nicht immer nur die Tiefgarage beim Opernhaus sein.


FSPARKER

CASA DEL VINO. S PA N I S C H E SPITZENWEINE.

P E P E & T H O M A S R O S E N B E R G E R R E S TA U R A N T V O R D E R E N S T E R N E N & R O S A LY ’ S TRINKEN PSI.

C A S A D E L V I N O E b i n g e r S A S i h l f e l d s t r a s s e 13 0 | 8 0 4 0 Z ü r i c h | + 4 1 4 4 2 9 5 9 0 6 0 | w w w. c a s a d e l v i n o . c h


kult

®

SEEN IN A SCENE:JAMES BONDS WODKA MARTINI

20. Mai 2014 Dominik Hug. Auf der Suche nach dem Drink mit dem gewissen Etwas? Dann aber unbedingt James Bonds Wodka Martini probieren. Geschüttelt, nicht gerührt. Ihr benötigt: 6cl Gin 2cl Wodka 1cl trockener Wermut Eiswürfel Alle Zutaten zusammen in den Shaker und eine Weile gut Schütteln. Anschliessend in ein gekühltes Martini-Glas abseihen und mit einer Zitronenscheibe versehen und voila, James Bond hätte seine wahre Freude. www.seeninascene.com

Juni 2014

MUSS MAN HABEN: EINE TOLLE ROLLE

HIPSTER DES MONATS.

13. Mai 2014 Reinhold Weber. Ob für oben oder untenrum spielt keine Rolle, Hauptsache, du bist arschcool.

13. Mai 2014 Midi Gottet. Und nächste Woche kauft er sich ein Grammophon.

MANN, HAST DU MICH MUSS MAN HABEN: ERSCHRECKT! WIE EINEN AGGLO-SCHUHLANGE STEHST DU ABSTREIFER SCHON HINTER MIR?

30. Mai 2014 Midi Gottet. Lange genug, du kranker Bastard, lange genug.

28. Mai 2014 Reinhold Weber. Pardon, äxgüsi, scusi, sorry. Kann man natürlich auch in Züri Wescht oder im Seefeld vor die Wohnungstür legen.

Seite sieben

FAVELAS AM OPEN-AIR FRAUENFELD 8. Mai 2014 Rainer Kuhn ich wusste jetzt grad nicht genau, ob die bretter und blachen aus den wegen der wm abgerissenen favelas in rio kommen und hier seine im sinne der globalen nachhaltigkeit für die mittellosen festival-besucher wieder aufgebaut werden, oder ob da der nachbarsbauer einfach den schrott aus seiner scheune abgeladen hat, günstig natürlich, weil favela, aber trotzdem. jedenfalls braucht man dieses jahr nicht mehr seine luftmatratze aus dem schlamm zu buddeln und die dreckklumpen aus der halbieren vodkaflasche kratzen, nein, wer nichts hat, nimmt einen hammer und schraubenzieher und bastelt vor ort einen festen boden unter den füssen. erinnert mich ein bisschen an die pfadi, damals, pfingstlager am reuss-ufer, samstag hinradeln, samstag/sonntag/montag holzstadt aufbauen, montagmittag abbauen, wieder nach hause radeln, dazwischen kiffen, saufen und den nachbartrupp überfallen, das übliche halt, wenn man in der pfadi war. wer am open air frauenfeld das “angebot favelas” in anspruch nimmt, der spart sich nicht nur wasser im zelt, sondern wahrscheinlich auch outkast, pharell williams und m.i.a. am donnerstag (dieser abend geht fürs sortieren der bretter drauf). ebenso bestehen gute chancen, auch macklemore, fettes brot oder angel haze (wieso erinnert mich dieser name an pornhub?) zu verpassen, weil der freitag fürs nageln,

fluchen, abresisen, neu nageln, wieder fluchen, hammer wegwerfen undsoweiter draufgeht. nichtsdestotrotz ist das ein tolles angebot. vor allem die eltern werden freude daran haben, wissen sie doch damit, dass ihre kinder am open-air auch mal was sinnvolles machen als nur sich abschiessen: favelas bauen nämlich. und es soll bereits eine stftung gegründet worden sein, welche zum zweck hat, nach dem open-air die Hütten wieder nach rio zu verfrachten, weil dann ja auch die wm vorbei sein wird und keine sau sich mehr interessiert, wie es dort aussieht. wenn das stimmt, hätten die festivalbesucher mit einem “favelasticket” auch die möglichkeit, die 200.- als “gemeinnützige zuwendungen” von den steuern abzusetzen.

12-JAHRE-PANINI-GAP GEFÄLLIG: DIE EBEN GRAD EINGEKLEBTE UND SOMIT TOPAKTUELLE TOP5 DER KRASSESTEN VON-MILCHBUBI-ZU-BAD-MODDAFUCCASAMPLES VON NOCH AKTIVEN FUSSBALLPROFIS

21. Mai 2014 Midi Gottet. Einzig Iniesta hat sich null verändert. Er hat heute sogar den exakt gleichen Gesichtsausdruck wie damals. Dafür hat er bestimmt lange vor dem Badzimmerspiegel geübt. Respect.


LIMITED EDITIONS NUR FÜR KURZE ZEIT: JETZT ZUGREIFEN !

YOUR VOTE. YOUR CHIPS. Die Schweiz hat ausgewählt: Zweifel Chips Fans haben abgestimmt und 3 der 32 Teilnehmerländer der Fussball WM als Kandidaten für die «Zweifel World Champion Chips» gekürt. Zweifel hat für die 3 Kandidaten je eine exklusive, landestypische Geschmacksmischung kreiert und daraus entstanden: Älplermagronen, Currywurst und Feijoada. Mehr Infos zum Voting vom Geschmacksweltmeister 2014 auf www.zweifel.ch.

Wir tun alles für die besten Chips.

zweifelchips

Jetzt mitmachen und gewinnen! Mehr Infos auf www.zweifel.ch

DIE CHIPSEXPERTEN

zweifel.ch


kult

®

Juni 2014

IHR KINDERLEIN GEHET

28. Mai 2014 Yonni Meyer Der Herbst war kalt und nass – und das hat Konsequenzen: Es jüngelt die Menschheit. Heieiei. Wer nicht gerade schwanger ist, hat gerade erst ein Baby bekommen. Üüüüüberall stehen Frauen mit an ihren Busen geschnürten, tuchumwickelten Knäuelchen, aus denen zwei winzige Füsschen lugen. Ich finde das ja sehr herzig. Vor allem seit ich meinen Gottibuben habe, finde ich kleine Kinder viel superer als früher. Was ich noch viel lustiger finde, sind aber Streitgespräche zwischen Kinderlosen und Eltern. Vor allem in Online-Foren, auf FB oder in den Kommentarsektionen irgendwelcher Tageszeitungen. Es amüsiert mich wirklich selten etwas mehr. Ausser wenn Raucher mit Nicht-

MUSS MAN HABEN: SCHNECKENKOPFHÖRER

rauchern und Autofahrer mit ÖV-Benutzern streiten. Aber die Kinderdiskussion ist mein Favorit, weil die beiden Parteien so unsagbar unterschiedlicher Meinung sind, dass die Geschichte oft in üble Beschimpfungen ausartet und mit dem Sperren eines oder beider Beteiligter endet. GROSSARTIG! Man bringe mir das Popcorn. Meist fängt’s ja harmlos an. Irgendein Blättchen titelt: „Die Zecken sind los“. Es folgt der erste Kommentar: „Oh nein, die Zecken. Fürio!!“ Dann „Muesch di halt ispraye“. „Ja, und mini Chind im Chindsgi, hä, Manuela H.? Sölli 3mal am Tag in Chindsgi gah, mini Chind go iinäble?“ Dann geht’s etwas hin und her und irgendwann folgt er, der folgenschwere Satz „MUESCH HALT KEI CHIND MACHE, CLAUDIA G.!“ Oooooh, man kann Claudia ja vieles sagen, aber wenn’s um Noah und Emma geht, dann ist also nicht gut Kirschen essen mit ihr. Was sich Manuela erlaube? Wer keine Kinder habe, könne solche Sachen einfach nicht verstehen. Dies findet Manuela ihrerseits natürlich komplett daneben, immer diese Mamis, sie habe einen sehr anspruchsvollen Hund und schreie auch nicht Zetermordio wenn

der mal einen Holzbock habe. Ausserdem habe sie für solchen Seich einfach keine Zeit, weil sie ARBEITE und nicht den ganzen Tag zuhause sitze. Ja, ob sie denn VERRÜCKT sei, schreibt da Claudia, Mutter sein sei ein Fulltime Job und sie sei halt nicht so karrieregeil. Wenn man nur einmal in die Augen seines eigenen Kindes geblickt habe, wisse man, dass Geld nichtig sei und carpe diem. Nun gerät Manuela ausser sich. Sie habe sich aktiv gegen Kinder entschieden, müsse aber doch das Gebrüll der Kinder anderer ertragen. Mutter sein möge ja ein Fulltime Job sein, aber ihr 100% Job sei auch einer und da wolle sie nicht auch noch ihr Trommelfell rausgeschrien bekommen im Zug auf dem Heimweg. Etc. Etc. Bla. Bla. Und so beschimpfen sie sich denn munter über Stunden im Internet, während Noah und Emma vor dem Fernseher sitzen während draussen die Sonne scheint und der Hund von Manuela auf deren Kopfkissen kackt und sich anschliessend darin wälzt. Und so passiert bei den beiden sowohl im Internet als auch zuhause genau dasselbe: Gequirlte Scheisse.

APOKALYPSE FRÜHER 28. Mai 2014 Midi Gottet

APOKALYPSE HEUTE

REKLAME, DIE WIR GERNE ÖFTER SÄHEN, HEUTE: UTICA BEER.

24. Mai 2014 Midi Gottet. Aber nur weil die Ohrengrübler-Kopfhörer schon alle sind.

26. Mai 2014 Reinhold Weber. Es wurden weissgott viele süffige Bier-Slogans in die Welt gesetzt. Konnten wir uns aber alle nicht merken. Ist ja logo, nach ein paar Bierchen. Aber dieser hier, von einem Bierbrauer aus New York, der ist sogar in unseren Hirnwindungen hängengeblieben. Good job, cheers!

Seite neun

zum betroffenen, glatten köbi

12. Juni 2014 Alex Flach. Ja. Vieles was in Brasilien abgeht ist ziemlich Schotter. Aber das war’s auch schon Jahre vor der WM und dass da soviel scheisse läuft, ist auch nicht die Schuld der FIFA (die ist zwar an vielem schuld, aber nicht an der sozialen Ungerechtigkeit im Land am Amazonas). Klar: Mit der WM manifestieren sich diese Probleme für den globalsozialpopulistischen Blick und die Kosten für den grossen Tritt korrespondieren so ganz und gar nicht mit den Lücken bei den Ausgaben für Soziales… aber jetzt mal ganz ehrlich und so wirklich, wirklich unterm Strich: Es ist WM. Es ist Fussball. Wäre es da nicht schön, wenn wir husch ein paar Wochen zugucken könnten wie die wackeren Mannen dem kugelrunden Ball hinterherjagen? Und uns dann, nach dem Final, mit Energie, frischem Mut und jeder Menge Nachdruck um die Probleme in Brasilien kümmern und sie gemeinsam (also: Mit sozialem Gewissen und wir alle zusammen) lösen würden? Das wäre doch super. Richtig megalässig wäre das! Aber… wissen Sie was? Ich

fürchte zwei Tage nach dem Final haben wir alle Brasilien wieder vergessen. Die Probleme der Leute da kümmern uns dann keinen Dreck mehr und unsere Facebook-Empörung wendet sich dann wieder anderen Sachen zu. Und mit das Schlimmste daran: Ihre (durchaus berechtigte und zigfach Facebook-gelikte) Empörung hat Ihnen das nur alle vier Jahre stattfindende Fussballfest versaut. Obschon Sie bereits jetzt wissen, dass Sie nichts gegen die Probleme in Brasilien unternehmen werden und obwohl Ihnen bereits jetzt bewusst ist, dass Sie diese (Probleme) kurz nach dem letzten WM-Tag wieder vergessen haben werden. Falls Sie mir nicht glauben… wann haben Sie letztes Mal über das verschollene, malaysische Flugzeug nachgedacht? Es ist im Fall noch nicht wieder aufgetaucht. …falls Sie doch noch König Fussball huldigen möchten…. das tun Sie bestenfalls hier (sofern Sie von einem Zyniker überhaupt einen Rat annehmen wollen): zumglattenkoebi.ch

Anti-Baby Psychozicke

29. Januar 2014 Jelena Perovanovic. Ich glaube wirklich, es gibt einen triftigen und erklärbaren Grund, wieso immer weniger Paare zusammen bleiben. Wieso es immer schwieriger wird, einen Partner zu finden. Wieso Männer Frauen komisch finden und Frauen, Männer hassen. Die Anti-Baby Pille Der Evolutionsverändernde Eingriff in die Natur. Die Designerdroge der modernen Zeit. Nur, dass sie einen so ganz und gar nicht beflügelt. Eigentlich ist sie das pure Gegenteil einer guten Droge. Sie macht nicht glücklich, sie macht ­depressiv. Sie gibt keine Energie, sie macht unendlich antriebslos. Sie macht keine Filmrisse, sie lässt alten Groll aufkommen. Und dann die Kopfschmerzen und die grässliche Unlust auf Sex (nein, keine Ausrede liebe Männer). Gerade vorhin hab ich eine ganze ­Packung Bündnerfleisch gefressen. Nur

mit Mayo. Was ist schon dabei, mögt ihr euch denken. Nichts. Nichts, ausser - dass ich seit 15 Jahren kein Fleisch gegessen habe. Stimmungsschwankungen par ­Excellence. Man dramatisiert, man lacht, man frisst, man schreit, man klammert, man weint. Dann macht man seinem Mann im Kino eine Szene, weil er vergessen hat, dem alles fressenden Hormon-Monster M&Ms mitzubringen. Es war ja auch absolut unaufmerksam von ihm. Irgendwann ist der Mann nur noch ein Arschloch. Dann ist er weg. Meiner ist komischerweise noch hier. Er ist vom Krümelmonster zwar ein bisschen genervt, doch hat er seine Koffer noch nicht gepackt. Kann auch daran liegen, dass meine Brüste um eine Körbchengrösse gewachsen sind. Seit zwei Monaten tue ich ihm das schon an. Bald hat er Geburtstag. Ich glaube ich schenke ihm eine pillenfreie Frau.


Nina NESBITT

Blue Balls Festival 14

ED SHEERAN • ARCHIVE JOHN SMITH • CARO EMERALD PASSENGER • TRAVIS • JOSS STONE AGNES OBEL • GENTLEMAN THE HIVES • THE SUBWAYS • KEB’ MO’ JAMES BLUNT • PALOMA FAITH FAT FREDDY’S DROP • GOLDFRAPP JAMIE WOON • SOPHIE ZELMANI SÖHNE MANNHEIMS • SIVU RITA ORA • VALERIE JUNE CHLÖE HOWL • NNEKA MARIA MENA

18.–26. Juli, KKL, Pavillon, Schweizerhof, Luzern.

Blue Ba l ls Music, A rt Work Adrian Ehrat, Foto Ward Ivan Rafik

Tickets: www.blueballs.ch www.ticketcorner.ch

INS_BBF14_Kult_290x440_rz.indd 1

07.05.14 17:06


kult

®

Juni 2014

Flutopfer auf dem Balkan

Seite elf

NEULICH IM SBB PLANUNGSBÜRO

20. Mai 2014 Jelena Perovanovic Was ihnen die Flut nicht nehmen kann In diesen Tagen, an denen das Leid um sich greift wie eine hungrige, gefühlslose Krake, lechzend danach ihren Hunger zu stillen, in einer solchen Zeit, werde ich in einen tiefschwarzen Strudel aus Schmerz, Verzweiflung, Ohnmacht, Trauer, Fassungslosigkeit, noch viel mehr, unendlicher Perplexität, hineingezogen. Ich ertrage das Schlimme immer wieder, suche nach ihm, Facebook, Nachrichten, Facebook, Videos mit Menschen, die schon lange über den Rand der Verzweiflung gesprungen sind. Als die Japaner vom Unvorstellbaren heimgesucht wurden, konnte ich nicht anders, als oft wegzusehen. Menschlich oder unmenschlich, ich weiss es nicht. Konnte nicht mitleiden, denn ich fühlte mich ihnen nicht nahe. Ich spendete einmal, zweimal, doch mehr war ich wohl unfähig zu tun. Manchmal aus Ignoranz, manchmal bloss aus Angst, mir den Virus des düsteren Weltbilds wieder einzufangen. Unser selektives Naturell bewahrt uns vielleicht davor zu viel Kraft zu verschwenden, damit wir und selbst nicht verlieren. Wie schnell man vom Schrecken involviert, berührt und eingesaugt werden kann, zeigt mir von Zeit zu Zeit dann doch die tiefe Betroffenheit. Plötzlich stehst du auf der anderen Seite und fühlst dich nicht mehr allzu weit weg. Wenn sie die überschwemmten Ortschaften im Fernsehen nennen, kenne ich ihr Aussehen aus fröhlichen Tagen. Wenn sie in den Nachrichten Flutopfer zeigen, höre ich ihre Stimmen, auch wenn nur im Hintergrund und trotzdem sind sie mir nahe, denn ich verstehe ihre Sprache. Eine Sprache, die mich in die Kindheit zurück versetzt. Eine Sprache aus der Zeit, in der ich keine anderen Sprachen kannte, und so nur diese mir Mutter sein konnte. Eine Sprache, die mich das Urvertrauen lehrte. Eine Sprache, die mich direkt ins Herz trifft. Als spreche meine Grossmutter zu mir. Als würde sie mein Gesicht streicheln mit ihren warmen, weichen, nach Esswaren riechenden Händen, kurz bevor sie mich mit einem Lächeln ermahnt, ich solle mich sauber machen, es sei bald Zeit für das Mittagessen im Garten. Dort unter dem Baum, wo wir als Kinder spielten. Dann blicke ich durch Bildschirme auf die schmerzlich verzerrten Gesichter. Gesichter, die meinen Verwanden ähnlich sehen. Gesichter, die im Krieg alles verloren hatten, sich mühselig, oft weit weg von der Familie etwas aufgebaut hatten, trotzdem nie zu viel hatten und heute vor der erneuten Apokalypse stehen. Ich werde tieftraurig, dann wütend, suche die Schuld bei der Umweltverschmutzung, den Amis, dem Universum. Danke für die finanzielle Hilfe aller Nationen und frage mich gleichzeitig, wieviel Serbien und Bosnien von ihrer Unabhängigkeit nach dem Wiederaufbau wieder an diese gutherzigen Länder abgeben müssen. Ich suche nach Erklärungen und logischen Schlussfolgerungen. Doch es gibt sie nicht. Die Welt scheint mir schwarz und schwärzer. Alles wird von einem düsteren Schleier umgeben. Ich esse Eis am ersten Sommertag, doch kann ich es nicht geniessen, denn gerade hat ein Kind, das mit mir hätte unter demselben Baum spielen können, nur Brot und Wasser. Ja, es war schon immer so, doch es war nicht unmittelbar. Nach tagelangem Grübeln, überkommt mich die Erleichterung. Ich verstehe, dass Nationen, die Schicksalsschläge verkraften mussten, stark sind. Sie haben gelernt ihre Häuser aus Ruinen wieder aufzurichten. Sie wissen, dass

das Leben nie einfach so vorbei ist. Sie weinen nicht, wenn sie die Kündigung vom Chef bekommen, denn sie wissen, dass man sich nur selbst das Leben kündigen kann. Ich lächle, wenn ich daran denke, wie erz-kapitalistisch ihnen meine Probleme manchmal vorgekommen sind. Ihre grossen Augen, wenn ich sagte, ich könne heute nicht weg, weil ich kein Geld hätte. Dann antworteten Sie: „Aber es gibt doch immer jemanden, der bezahlt.“ Aus der Not entstand schon oft Zusammenhalt. Dann erinnere ich mich an ein Zitat von Orson Wellis aus dem Film, THE THIRD MAN (1949): «In Italy for thirty years under the Borgias they had warfare, terror, murder, bloodshed—but they produced Michelangelo, Leonardo da Vinci, and the Renaissance. In Switzerland they had brotherly love, 500 years of democracy and peace, and what did that produce? The cuckoo clock.» (In Italien herrschten in 30 Jahren Borgia-Ära, Krieg, Terror, Mord und Blutvergiessen. Es entstanden Michelangelo, Leonardo da Vinci und die Renaissance. Die Schweiz hatte 500 Jahre lang Brüderlichkeit, Demokratie und Frieden. Und was produzierten Sie? Die Kuckucksuhr.) An dieser Stelle sei gesagt, dass die Kuckucksuhr ursprünglich aus dem

Schwarzwald kommt. Jedenfalls ist klar, was der Autor damit sagen wollte. Aus Frieden entstehen vielleicht Präzision, ausgefeilte Systeme, materialistischer Wert. Was aber aus Leid und Kampf entsteht, vermag grösser zu sein. Aus Leid entstehen unvergleichliche Kunst, Literatur, Musik, Subkulturen. Nie Dagewesenes, Prägendes. Wir danken Kusturica, Bregovic, Djokovic und allen anderen Furchtlosen, Leidenschaftlichen, die das blosse Nachahmen nicht kennen. Jedes Mal, wenn unendlicher Schmerz und unglaubliches Unverständnis in positiven, kämpferischen und kreativen Gefühlen münden, entwickelt sich ein Weltkulturerbe weiter. Ob mit oder ohne UNESCO, die Wimmernden, später nach vorne Schauenden, bestimmen, wie die Welt sie in Erinnerung behalten soll. Ob als Opfer oder als Kämpfer. Heute kann ich ein wenig besser schlafen, denn ich weiss zumindest, dass die treibende Kraft, das Herz der Menschen, niemals aufgeben wird. Und mit ihrem Herzen eine Kultur, die sie schlussendlich immer weiter am Leben halten wird. Eine Kultur die nicht nur bestehen bleibt, sondern eine Kultur, die sich weiter entwickelt. Aus den Fluten werden Anmut, Grösse, Stärke, Brüderlichkeit und Mentalität entstehen. Aus Flutopfern werden Überlebens­ KÜNSTLER.

29. Januar 2014 Henrik Petro. «Wir kommen nun zum nächsten Traktandum, die neuen Doppelstockzüge. Ich übergebe das Wort an den Leiter der Planungsgruppe Bombardier. Herr Müller?» «Wir konnten uns nun endlich mit der Unterplanungsgruppe Interior Design kurz schliessen und…» «Erst jetzt?» «Ja, Der stellvertretende Leiter Burkhardt war in den Skiferien. Jedenfalls haben wir die Entwürfe mit den Anforderungen noch einmal abgeglichen. Die daraus resultierenden Änderungswünsche haben wir vorgestern durchgegeben.» «Ähm, Verzeihung, hätten nicht wir von der Planungsgruppe Ergonomie auch bei diesem Gespräch einbezogen werden sollen?» «Ja, Herr Meier, schon, aber Sie waren ja mit der Planungsgruppe Perronhandling auf Reko in der Ostschweiz.» «Ach das war an dem Tag? Stimmt. Die Ergebnisse präsentieren wir übrigens nächste Woche. Und was machen wir «Ich sende Ihnen die bereits gemeldeten Änderungen und Sie verfassen darauf Ihre eigenen Anforderungen und mailen sie mir. Ich prüfe sie und leite sie dann an den Hersteller weiter.» «Schön und gut, und was ist jetzt mit dem Interior Design?» «Ja eben, wir haben die Ergebnisse der Kundenbefragung zu Look and Feel ausgewertet. Es ist tatsächlich so, dass der Farbton der Polster etwas zu hell und das Grau der Paneelen zu… äh grau ist.» «Was bitte heisst zu grau?» «Das klären wir mit unserer Planungsgruppe Coloring. Bereits werden erste Tests vorbereitet.» «Müssen wir das dem Hersteller schon mal voranmelden, von wegen Farbbestellung?» «Nein, die Lackierung ist erst in KW 37 geplant.» «Wo ist eigentlich Brunner?» «Der sitzt Probe.» «Sitzt Probe? Ist er in der Planungsgruppe Führerstand?» «Nein, in der Planungsgruppe Nasszelle. Sie sind gerade in der Feinabstimmung der WC-Ringe.» «Ich dachte das sei schon erledigt?» «Ja… Nein, die Hälfte der Gruppe war leider krank. Magen-Darm-Grippe.»

«Himmel, dann hätten die das doch erst recht für die Arbeit nutzen können?» «Hab ich auch vorgeschlagen, aber das Personalreglement ist da ganz eindeutig. Sie mussten zuhause bleiben. Sonst hätten wir mit der Suva…» «Jaja, schon gut. Und warum konnte das die andere Hälfte der Gruppe nicht erledigen?» «Uh, das hätte Ärger gegeben. Sie kennen doch Brunner, der hätte gleich beim HR eine Mobbing-Meldung eingereicht.» «Ja stimmt, das hätte ins Auge gehen können. Und was heisst das für den Terminplan?» «Dass diese Planungsgruppe ihre Anpassungen übernächste Woche nachliefern wird.» «Und was das Exterior Design betrifft…» «Wie? Ich dachte das hätten wir vor drei Monaten verabschiedet?» «Eigentlich schon. Aber Baumgartner hat die Leitung abgegeben, er hat ja jetzt zu SBB Cargo gewechselt.» «Ja und?» «Nun, dem neuen Leiter Cortesi gefiel es nicht. Er wollte was Neues, was Eigenes…» «Aha. Na gut, seine Kompetenz. Wann erhalten wir die neuen Entwürfe?» «Ich schätze so in KW 19 oder 20.» «Schön, die schieben wir dann nach.» «Ähm, Verzeihung, das wirkt auf mich alles etwas unkoordiniert. Sollte man nicht zuerst alles sauber planen und dann erst den Hersteller beauftragen? Ich meine ja nur so…» «Wer ist denn das?» «Das ist unser Praktikant. Er kommt aus der Privatwirtschaft.» «Ach so. Der hat wohl nicht den geringsten Schimmer, welche Verantwortung auf uns liegt!» «Ich sorge dafür, dass er morgen nicht mehr bei uns ist.» «Das wäre nett, danke. Was macht eigentlich die Planungsgruppe WiFi? Wo zum Teufel steckt Maurer?» «Er steht draussen mit dem Handy und sucht Netz…» «Das kann allerdings dauern. Dann schieben wir seine Änderungen einfach nach. Danke an alle und bis nächste Woche.»


kult

®

Juni 2014

Seite zwölf

Ein mittagessen mit reinhold weber Freitag, 3. Juli 2014 Von Rainer Kuhn

sowieso weniger lustig als die Inserate selber zu machen.

Auch dieses Interview aus der Reihe „Rockstars des Alltags“ kommt aus der Brasserie Lipp in Zürich. Wie immer. Dieses Mal habe ich einen auf Tele Züri gemacht, wo in der Sommerpause früher auch immer die Mitarbeiter einander selber interviewt haben. Also dachte ich, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, mal mit meinem Kult-Partner Reinhold Weber Mitagessen zu gehen. Wobei es für ihn eher ein Früshstück war. Denn wir haben uns schon um 12.30 Uhr getroffen. Gegessen haben wir draussen. Weil man drinnen nicht rauchen kann. Und wenn der Weber nicht rauchen kann, dann sagt er in der Regel auch nicht viel. Wäre eine schlechte Voraussetzung für ein Gespräch gewesen.

Ich hab wegen Bichsel angefangen zu schreiben. Klar, Bichsel hatte ich auch gefressen. Alle wollten diesen Jura-Südfuss-Stil imitieren. Als ich dann in Düsseldorf war, war Bichsel ein Jahr lang in der Nähe von Frankfurt so eine Art Stadtschreiber oder so, und ich wollte ihn unbedingt besuchen. Wir bin dann mit 2 Flaschen Dézaley mit dem Firmanauto "Audi200turbo" runtergefahren und haben dort bei ihm einen Nachmittag lang im Garten gesessen und haben geredet. Gut, die 2 Flaschen waren in einer halben Stunde leer ... Nein, klar, Bichsel ist ein ganz grosses Vorbild. Ich lese Bichsels "Kindergeschichten"heute noch.

Ok, Du musst jetzt einen auf Schawinski machen und mich vor dem Gespräch fragen, ob ich Dein Buch schon gelesen hätte.

"... er sagte dem Stuhl Bild und dem Bild Teppich ..."

Genau. "Ich war ein armer Bub, auf­ gewachsen in Wiedikon ..."

"Ein Stuhl ist ein Stuhl" hiess das glaubs, genau. Mein Liebling war "Kolumbus" und die Geschichte vom Mann, der die Erde umrunden wollte, dabei aber immer nur geradeaus laufen wollte und dann angefangen hat aufzuschreiben, was er alles mitnehmen muss, eine Leiter, um übers nächste Haus zu kommen, ein Schiff, um das Meer zu überqueren, einen Kran, um das Schiff übers Haus zu heben, ein zweites Schiff, um den Kran über das Meer undsoweiterundsofort ... Dafür hatte ich den Jodok gehasst.

Eben, Du bist ein Züri-Bueb, oder? Einzelkind? Schwester. Was war denn Dein Vater von Beruf? Das lassen wir jetzt. Das kannst Du dann in meinem Buch lesen. Dann halt Du. Was hast Du mal gelernt?

Oder der, der den Fahrplan auswendig konnte und dann ganz ausser sich war, als man dafür plötzlich einen Computer hatte und sein Wissen ihm nichts mehr nützte und er anfing, in jede Stadt zu fahren und dort alle Treppenstufen zu zählen und sie sich zu merken ... Ja, das waren unglaubliche Geschichten.

Das Lehrerseminar. Aber nicht lange. Du wolltest Lehrer werden? Was für einer? Zuerst musst du ja mal den Primar­lehrer machen. Aber ich war zu schlecht in Französisch und im Turnen.

Es sind ja nicht nur die Geschichten, es ist ja auch der Ton, wie er schreibt, es ist derselbe Ton, wie wenn er spricht. Ich mein, er schreibt so, wie er tönt. Wenn man ihn liest, dann kann man ihn auch hören.

Und dann hast Du aufgehört. Ja. Und dann? Dann hab ich das KV gemacht. Eine Bank-Stifti. Damals war man neben dem KV noch die halbe Zeit an internen Schulungen. Dann hast Du die Stifti bei der SKA gemacht. Wie ich, nachdem ich aus dem WirtschaftsGymnasium geflogen bin. Stimmt. SKA Zürich ... Die Schulungen waren doch immer da hinten, wo weiter unten das Café Oasis ist, da ist man in den Pausen dann immer hingegangen. Alle drei Monate hatte man die Abteilung gewechselt. Die schlimmste Zeit für mich waren die drei Monate in der Abteilung "Korrespondenz". Grossraumbüro ohne Trennwände, 15 Frauen und ich der Stift. Grauenhaft. Da hatten immer mindestens 2 Streit miteinander. Bei mir wars die "Dispo-Buchhaltung"

oder irgendsowas, da waren doch diese Cracks mit dem aufgestülpten Gummifinger, und jeder Kunde hatte eine Fiche und ein Kontenblatt, alles analog, und die mit den Gummifingern waren richtig schnell mit dem Sortieren der Kontoblätter. Am Abend musste es ja dann immer stimmen, da musste die ganze Abteilung wieder irgendwie Fr. 27.15 suchen. Mich wollten sie nicht behalten nach der Stifti. Dann bin ich halt Tennislehrer geworden. Was hast da so verdient, als Tennislehrer? Weiss ich doch nicht mehr. Das müssten so um die Fr. 6'000.- pro Monat gewesen sein. So als 22-jähriger, der zuhause wohnte und zwischendurch noch das Militär machte, war das recht viel Kohle. Hab sie dann jeweils im Roxy wieder versoffen ...

es irgendwann zu teuer und er meinte, ich müsse mich dann schon gelegentlich mal nach einer Wohnung umsehen. Ende 80-er oder? da hatten die Agenturen noch richtig Geld gemacht.

Nein, zuerst zwei Jahre bei Alusuisse im Marketing, so Industrie, dann zwei Jahre bei Unilver, Elida Cosmetic ... Unilever, die harte Marketing-Schule ...

Am Abend musste es ja dann immer stimmen, da musste die ganze Abteilung wieder irgendwie Fr. 27.15 suchen. Ja. Und wir hatten richtig gebügelt.

Als ich von Düsseldorf zurück kam zum Aebi, da hatte ich auch etwa soviel. Plus das Hotel, ich hatte ja keine Wohnung in Zürich. Ich fand das natürlich super, so im Hotel leben. Aber dem Aebi wurde

Wie kamst Du denn dazu? Bist Du direkt nach dem KV in die Werbung?

Wo, in der Werbung? Ja, klar, 60-Stunden Wochen waren keine Seltenheit.

Ja, da hast du richtig mitbekommen, wie das so läuft.

Ich war natürlich auch ein grosser Max Frisch Fan. Wieso? Wie soll ich sagen ... das Furztrockene hat mir gefallen ... Eine Zeit lang war das ja so wie Beatles oder Stones, FCZ oder GC, da war es Frisch oder Dürrenmatt ... ... genau. Ich war Team Dürrenmatt ...

Wie kamst Du denn zum Schreiben? Das habe ich eigentlich immer gerne gemacht. Ich glaub das war bei der Alusuisse, da war ein Kollege in der RS und es hatte ihn dort angeschissen ... ich war damals fanatischer Titanic- und MADLeser und habe ihm jede Woche ein selber gebasteltes MAD in die RS geschickt. Irgendwann fand ich, Journalismus wär nicht schlecht. Hatte mich angemeldet an der Ringier Journalistenschule, da kam ein Brief, sie müssten leider die Klasse halbieren, da dachte ich, die Rückseiten der Inserate zu betexten ist

... nein, bei mir wars Frisch. Und wie auf eine neue Platte, hatte man auf das neue Buch gewartet. Während dem Studium mussten wir mal einen Vortrag machen über einen Schriftsteller und eines seiner Werke. Ich hatte dann den Dürrenmatt genommen, der hatte ein Büchlein herausgegeben über den "Minotaurus", mit selbstgemalten Illustrationen, das war auch nicht dick. Also dünnes Büchlein mit vielen Bildern, aber wenigstens von Dürrenmatt, dachte: Super, nicht so Aufwand und so. Und ums noch einfacher zu machen, dachte ich,


kult

®

Juni 2014

Nein, Advico war extrem stark, die kamen da gerade mit Y&R zusammen, hatten Hansjörg Zürcher, Martin Spillmann, André Benker, Roland Scotoni ... ich bau den Vortrag auf einem Interview auf und ruf ihn an. Ich also ihn angerufen, nach etwa 20 Mal läuten lassen nahm es dann hörbar langsam den Hörer ab und krächzte ein "Ja?" ins Telefon. Ich so: "Guten Tag Herr Dürrenmatt, ich bin der Rainer Kuhn und studiere Wirtschaft und wir müssen einen Vortrag machen und ich hab mir Sie und ihren Minotaurus ausgesucht, jetzt wollte ich etwas fragen. Er so: "Ja?". Dann ich so: "Ja, eben, und jetzt wollte ich Sie fragen, wie Sie denn auf den Minotaurus kommen, den gibts ja schon, das ist ja eine alte Sage, wieso haben Sie nicht etwas Neues erfunden?" Dann wars ruhig auf der anderen Seite. 10 Sekunden nichts, 20 Sekunden nichts, irgendwann dann: "Wie war schon wieder Ihr Name? Kuhn? Also Herr Kuhn, wissen Sie, das ist mir jetzt zu müssig, das mit Ihnen zu diskutieren, ade, danke." - Klick. das wars. Wurde dann nicht so ein guter Vortrag.

Erstens einmal "Frühstücksbuffet" in der Agentur bis um neun Uhr, das haben sie gemacht, damit jeder um neun auch da war, dann gings locker bis nachts um elf, dann kam jeweils noch der Conrad in die Agentur, am Abend vor der Präsentation, und meinte, das wär noch nichts, wir müssten da nochmals drüber. Um elf Uhr nachts. In diese Agentur kamst Du als Pfeiffenputzer rein und kamst als "Marine" wieder raus. Länger als ein Jahr konntest Du das nicht machen. Dann ging ich wieder zurück zu Wirz und dann kam ein Telefon von einer Headhunterin, das war so die GGK-Headhunterin, die sagte, der Jacoby wolle mich sehen. da ging ich dann da hin und bekam den Job. Dann war ich zwei Jahre bei GGK

Scotoni, den hab ich geliebt, als ich bei Advico war. Ich kenne keinen besseren AD. Edi Andrist war auch noch. Der hatte all die gutenSachen für GGK gemacht. W,H,S, war irgendwie die nahtlose Weiterführung der GGK. Es gab ja auch viel Konkurrenz nicht mehr. Viele davon haben ja fusioniert, sodass einige Players nicht mehr da waren. Und dann hattet ihr auch diese nötige Arroganz ... Nicht Arroganz, aber es war schon so: Nichts bringt soviel Erfolg wie Erfolg. Wir mussten gar nichts erzählen. Damals hat man auch noch etwas gesehen in den Medien, es war das Zeitalter der Doppelseiten, das hast Du ja heute kaum mehr. Damals war auch die Blütezeit der Zeitungsverlage. Jeder Verlagsleiter wollte eine noch bessere und noch geilere Kampagne für seine Titel, damals wusste man noch, dass man als Printmedium, welches Anzeigen aquirieren will, nicht Anzeigen machen kann, die Scheisse sind.

Seite dreizehn

Auf welches Auge muss man da schauen? Ich hab ja eigentlich einen simplen Trick benutzt, als wir uns das erste Mal getroffen haben. Er wollte mich unter vier Augen sehen ... ... also unter drei ... ... wir haben dann abgemacht, in der Kronenhallen-Bar, und ich habe mich bewusst in eine Ecke gesetzt, so musste er sich outen, welches Auge, und dann schaust Du einfach in dieses Auge. Aber ich weiss jetzt nicht mehr welches. Ist ja auch nicht so wichtig. Der ist ja wahnsinnig gebildet, und er weiss was er will. Er konnte einerseits sehr sanft sein und auf der anderen Seite setzte er sich immer durch. Und wir sitzen jetzt hier und sagen, was man früher alles noch konnte, was man heute nicht mehr kann, und ich frage mich, ist das nicht zu jeder Zeit so? Sitzen irgendwann die alten Herren nicht immer da und erzählen, dass es früher besser war? Gleichzeitig hab ich aber schon das Gefühl, dass es eine gewisse Richtig-

Ich hatte einmal mit ihm telefoniert, als wir für Vitra diese Kampagne gemacht haben, mit diesen Persönlichkeiten auf einem Vitra-Stuhl. Ich rief ihn also an und schilderte ihm das, da meinte er bloss: "Losid einisch, dä Herr da vo Vitra, dä söll uf sine Schtüel hocke und i hocke uf mine, adiö."

... ich rief ihn also an und schilderte ihm das, da meinte er bloss: "Losid einisch, dä Herr da vo Vitra, dä söll uf sine Schtüel hocke und i hocke uf mine, adiö" ... Und wann gings nach Deutschland? Irgendwann fing ich an mit den Hufen zu scharren, dachte, um gute Werbung zu machen müsse man nach Deutschland, und bevor ich abgesprungen bin, haben die mit dem Lürzer in Frankfurt einen Deal gemacht, dass ich "leihweise" für ein Jahr zu ihnen gehe. Ich hatte dann die Wohnung vom Hanspeter Schneider übernommen, der war damals AD dort, ging grad zu Advico und wurde später dann Fotograf. Lürzer in Frankfurt, also. Das war die absolut harte Schule, ja. Was war denn so hart dabei?

... wir haben dann abgemacht, in der Kronenhallen-Bar, und ich habe mich bewusst in eine Ecke gesetzt, so musste er sich outen, welches Auge, und dann schaust Du einfach in dieses Auge. Aber ich weiss jetzt nicht mehr welches. hat". Es wird heute auch anders argumentiert. Damals sagte man, mit einer Doppelseite belegst Du viermal so viel Platz wie mit einer halbseitigen Anzeige. Mit einer halben Seite bist Du zwar viermal mehr drin, wirst aber viermal kaum gesehen. Das war einer der vielen Gründe, das Kult zu machen. Ich hatte ja meine kleine Agentur in Winterthur, mit kleinen Kunden, da wars schon super, wenn wir eine halbe Seite im Landboten machen konnten. Beim Kult sind wir losgezogen und haben den Inserenten gesagt, wenn du drei mal mindestens eine ganze Seite schaltest, dann machen wir dir das Sujet gratis. Einzige Bedingung: Du musst das nehmen, was wir dir bringen. Die meisten sind darauf eingestiegen und so konnten wir endlich ganze Seiten und Doppelseiten machen, war ja mein Heft. Das könnten wir ja wieder mal machen mit der Kultzeitung ...

Wie kamst du denn jetzt in die Werbung? Reiner Zufall. Ich bin mit einer Frau zusammengezogen, das war so eine Wohnung in einem Block, da hat einer gewohnt, der wollte immer mit mir in die Sauna, und der war Beratungsgruppenleiter bei Wirz, später hatte er diese Beiz, das Tübli, jedenfalls habe ich den mal gefragt in der Sauna, wie das denn so geht mit der Werbung. Da meinte er, ich schreibe doch immer und ich könne zu Wirz kommen als Volontär. Die letzten beiden Volontäre, die Wirz hatte, seien abverreckt, aber sie wollten es nochmals mit einem versuchen. Ich musste dann dort ein paar Tests machen und dann ging ich da hin.

... vielleicht warens auch andere, jedenfalls hatte man einen PM nicht entlassen, weil er mal nicht "fehlerfrei performt

... war das nicht vom Strittmatter? "Zu jeder genialen Idee einer Agentur brauchts ein kongeniales OK des Kunden." Ja natürlich. Bei der Swissair-Werbung wars auch so. Da waren die Leute in der Marketingabteilung der Swissair unsere Komplizen, die wollten auch gute Werbung, die haben sich im Konzern die Freiheit erkämpft, zu sagen, das machen wir jetzt, dafür stehen wir gerade. Das kommt nicht mehr, oder? Düsseldorf. Irgendwann kam ich dann zu Aebi, das war dann so mitte 80-er Jahre. Als ich 89 von Seiler wegging, wollten mich Advico und Aebi sehen. Bei Aebi hatte ich dann einen Interviewtermin mit der Diana Strebel, ein Stunde war ich da, von dieser Stunde hat sie 45 Minuten lang geredet. Ich wusste danach, dass sie den getuntesten Golf GTI der Stadt hatte, dass sie im Vorstand von "Frauen - Taten statt Worte" war und noch ein paar andere Sachen, die ich nicht wissen wollte. Ich bin dann zu Advico. Und Du? Lange Geschichte und am Schluss steht GGK Basel. Die legendärsten drei Buchstaben der Werbewelt. knapp vor W,H,S,. Anfangs Neunziger haben dann Yvonne Hodel, John Schmid und ich Weber, Hodel, Schmid gegründet. Schmid hatte ja schon 30 Leute, wir sind gut gestartet. In den 90-ern gabs ja praktisch keine Agentur neben W,H,S, ihr habt ja alles gemacht, was gut war, wenn man gute Werbung gesehen hat, konnte man fast sicher sein, die ist von W,H,S. Nein, Advico war extrem stark, die kamen da gerade mit Y&R zusammen, hatten Hansjörg Zürcher, Martin Spillmann, André Benker, Roland Scotoni ...

Müssten wir eigentlich auch mal, oder? Ich merk grad, wir haben ja gar nichts für uns. Kannst Du mir eine gute Verlagswerbung sagen, zurzeit? Nope. Alles nur noch Abowerbung. Absatzförderung. Nicht Werbung. Kommt halt immer auch auf die Leute an, die die entsprechenden Positionen besetzen. Heute dürfen die ja keine Fehler mehr machen. Also wird auch nichts mehr riskiert. Ist ja logisch. Ich weiss noch, als wir bei W,H,S die TagiKampagne "Wir bleiben dran" etabliert hatten, da fuhren wir ja nach Kairo, um dort ein Plakat aufzustellen, es zu fotografieren und aus dem Foto ein Sujet für unsere Kampagne zu machen, da war der De Weck verantwortlich auf Kundenseite. Da wurde noch gross gedacht, aber ein paar Jahre später, als der de Weck dann weg war, wurde alles immer kleiner. Der de Weck war Dein Spezi? Spezi? Ich weiss nicht, er hatte einfach Ambitionen und wusste, was es brauchte. Und er hatte es auch durchgebracht. Jetzt mal was Indiskretes: Wenn Du dem de Weck gegenübersitzt und ihm in die Augen schaust, ich mein, das irritiert doch, und ich nehm an, er weiss, dass es irritiert, aber ich denke, das ist ihm egal, aber trotzdem jetzt:

keit hat, ich mein, man sieht ja heute kaum mehr eine richtige Kampagne. Ich mag mich erinnern, da hatte man zwei Monate lang geplant, zwei Monate lang produziert und acht Monate lang ausgestossen. Heute ist es umgekehrt, heute wird acht Monate lang geplant, zwei Monate lang produziert und dann im Frühjahr und im Herbst je einen Monat noch ein bisschen ausgestossen. Ist ja dann auch kein Geld mehr da, wenn Du alles für Funktionäre und PreTests ausgegeben hast. Du findest eben heute auch auf Agenturseite Pfeif ... also ... Funktionäre, die haben auf irgendeiner Fachschule gelernt, mit welcher Formel man welches Budget errechnet ... und dann noch ein bisschen SocialMedia ... diese Leute hast Du heute auf beiden Seiten, fressen eine Menge Zeit und Geld. Heute folgt die Kreation der Media. Und die folgt der Buchhaltung. Kommt mir in den Sinn: Ich war ja nur zwei Jahre bei Unilever, aber ich habe einige Produktelancierungen erlebt, da waren ja Flops der Sonderklasse dabei, aber es musste nie ein PM gehen, sie konnten ausprobieren, ich weiss noch, das "Green Apple Shampoo" ging ja sowas von in die Hose ... ... komm hör auf, Ich musste meine ganze Kindheit meinen Kopf mit Green Apple waschen, das konnte unmöglich ein Flop gewesen sein ...

Ob das wieder kommt? ... eine Idee ist ja nicht abhängig von der Grösse der Anzeige, Du kannst auch für die sozialen Medien eine gute Idee haben oder eine beschissene ... was nützen Dir viele Klicks oder Visits, wenn für die Marke nichts hängen bleibt. Aber es ist heute schon eher so, dass für eine Idee nichts mehr bezahlt werden will. Das ist wie in der Musik. Heute ist Musik Allgemeingut geworden, es wird erwartet, dass man einen Song gratis aus dem Netz ziehen kann, das ist völlig asozial, da ist einer hingesessen, hat einen Song geschrieben, hat ihn eingespielt und aufgenommen ... Die Ansprüche sind auch nicht mehr die gleichen. Heute muss etwas nicht mehr gut sein, es reicht, wenn es gut aussieht oder gut klingt.


TIPPE UM DIE WETTE BEI UNSEREM

WM-TIPPSPIEL UND GEWINNE TOLLE PREISE!

Aktuelle Spielpl채ne, Resultate, sowie t채gliche News und Beitr채ge rund um die WM 2014

facebook.com/promotion-tools


kult

®

PUT IN YOUR FACE: DIE AUS AKTUELLEM ANLASS NOCH AKTUELLERE TOP5 DER AUFGEWURSTETEN PROMIS IM WELTWEITEN NETZ

14. Mai 2014 Midi Gottet. Bin das nur ich oder sehen die alle aus wie Russel Brand?

Juni 2014

Seite fünfzehn

SZENEN EINES KONKUBINATS, TEIL 2

26. Mai 2014 Henrik Petro «Schatz, nimmst du noch zwei Aldi-Säcke mit? Die sind auch genügend gross.» «Schon daran gedacht, Schatz, sie liegen parat.» «Prima – können wir los?» «Grad, ich muss mich nur noch schnell aufhübschen.» «Wieso denn? Du siehst super aus, wie immer! Turnschuhe an, Jacke und los!» «Moment, so kann ich nicht aus dem Haus.» «Wem willst du gefallen? Dem glatzköpfigen Kassierer oder dem pickligen Praktikanten, der die Rollgestelle rumschiebt?» «Ach der ist doch süss! Mit seinen rüebliroten Haaren. Ob der schon je eine Freundin hatte?» «Höre ich da eine Entjungferungsfantasie zwischen den Zeilen?» «Jö, du bist eifersüchtig? Auf den?? Mhh, das macht mich jetzt grad ein bisschen scharf..!» «Das find ich prima und du weisst, ich bin immer für einen Quickie zu haben, aber du darfst gerne an meiner Hose nesteln, wenn wir zurück sind. Ich bin jetzt im Poschtimodus. Also los, hopp, jetzt!» «Du weisst genau, ich kann so nicht aus dem Haus!» «Wieso? Wir gehen nur in den Aldi und nicht in die Oper!» «Wir gehen auch sonst nie in die Oper!» «Ja das war dänk metaphorisch gemeint. Komm, los, bevor halb Züri den Laden flutet!» «Nein, das muss jetzt sein. Es dauert nicht lange!» «Das letzte Mal, als du diesen Satz an einem Samstagmorgen sagtest, mussten wir in der 24-Stunden Tankstelle einkaufen, weil alle anderen Läden schon zu hatten!» «Ha. Ha. Hatten wir heute einen Clown zum Frühstück?» «Blöde Frage, das wüsstest du doch, wir haben ja schliesslich gemeinsam gefrühstückt!» «Das war dänk auch metaphorisch gemeint!» «Hör mal, das Metapher-Monopol in unserer Beziehung habe ich!» «Aha. Und was darf ich?» «Rumzicken.» «Hm, das ist fair! So, ich habe fertig. Wir können los.» «Eben, sag ich ja, wir haben eine perfekte Rollenverteilung, davon können andere Pärchen nur träumen! Ich koche gerne, du räumst gerne auf…» «Stimmt. Ich geb mir Mühe, du lässt dich gern bedienen…» «He, verarscht du mich?» «Gut kombiniert, Watson!»

«Abgesehen davon stimmt das nur zum Teil. Im Schlafzimmer ist es nämlich genau umgekehrt!» «Ach jö, beklagt sich der Herr?» «Nein, ich meinte nur…» «… dass ich es im Bett nicht bringe?» «Das habe ich nicht gesagt! Aber es ist schon so, dass ich öfter bei dir…» «Soso, und wer hat vorher wem an der Hose genestelt?» «Ja das hast du nur gemacht, weil du eh wusstest, dass wir gleich los müssen und dir das Spass macht, mich zu teasen.» «Weisst du was? Wenn dir unser Sexleben nicht passt, dann such dir doch eine andere! Es gibt sicher genug notgeile Schlampen, die dir gerne ihren Arsch genau dann hinhalten, wenn es Mössiö gerade passt!» «Also wenn sie nur hinhalten, dann kann ich genau so gut bei dir bleiben!» «Du bist ja so ein Arschloch!!» «Schatz, beruhige dich! Und hör auf zu Heulen! Das habe ich dich nur gesagt um dir zu zeigen, was für einen Blödsinn du da redest!» «Du willst keine andere?» «Auf keinen Fall!» «Okey, weil so eine wie mich findest du auch kein zweites Mal!» «Hm, das wär ja auch nicht der Sinn, wenn ich eine andere…» «Du bist sowas von…» «Haha, easy Schatz, wir sind da. Wo sind die Aldi-Taschen?» «Hier!» «Aber… das sind Denner-Säcke! Keine vom Aldi!» «Ja und? Macht doch keinen Unterschied? Sind beides Discounter.» «Doch, es macht einen Unterschied! Die Aldi-Taschen sind viel grösser! Und du weisst, wir kaufen im Aldi immer soviel, das hat in zwei Denner-Tüten niemals Platz!» «Oh Mann, na dann kaufen wir halt noch eine Aldi-Tasche! Sind ja nur 30 Rappen.» «Ja, aber es ärgert mich, weil wir zuhause schon so viele davon haben.» «Weil du nichts wegschmeissen kannst.» «Warum auch? Die Taschen sind noch absolut in Ordnung. Das ist doch voll dumm, wenn wir wieder und wieder Taschen kaufen. Weisst du was? Dann kaufen wir heute nur das Nötigste ein, dann sollten die Taschen reichen.» «Oh. Mein. Gott. Weisst du was? Ich bezahle die 30 Rappen, okay?» «Darum geht es nicht. Ausserdem bezahlen wir den Einkauf eh von unserem Gemeinschaftskonto mit EC.» «Dann zahl ich das nächste Mal eben 30 Rappen mehr auf unser Gemein-

schaftskonto ein. Zufrieden?» «Grundsätzlich schon. Aber ich befürchte, du wirst das einfach wieder vergessen.» «Himmel. Ist das dein Ernst? Du machst so ein Geschiss wegen 30 Rappen? Kommen deine Eltern aus Schottland?» «Es geht nicht ums Geld!» «Nein? Dann können wir das Thema ja beenden.» «Es geht ums Prinzip.» «Aus welcher schlechter Sitcom hast du jetzt das wieder?» «Aus der Sitcom ‘Mein Leben und ich’.» «Ist das die mit der Schauspielerin, die Nebel heisst?» «Nein, das ist eine Sängerin. Die Schauspielerin, die du meinst, heisst Wolke. Und nein, ich meinte nicht diese Serie, sondern mein richtiges Leben. Hier geht es um Grundwerte.» «Du musst nicht reden wie ein Politiker, ich hab dich doch schon gewählt. Wir sind im Aldi, nicht im Bundeshaus.» «Da bin ich froh. Nein echt. Mit jeder anderen wärs langweilig.» «Eben. Und bin ich darum nicht viel mehr wert als 30 Rappen?» «Doch! Jedenfalls solange du den Einkaufswagen schiebst: nämlich einen Franken.» «Sag deinem Sexleben auf Wiedersehen. Das siehst du mindestens drei Monate nicht mehr.» «Ach komm, du hältst es ja selber nicht drei Monate ohne Sex aus.» «Wer hat denn gesagt, dass ich keinen Sex haben werde..? Und da wir grad beim Thema sind: Wo ist eigentlich der picklige Praktikant, der die Gestelle rumschiebt? Das war ein Scherz, hallo! Du kannst das Messerset wieder zurück legen. Auch wenn es heruntergesetzt ist. Wir haben nämlich keinen Platz in den mickrigen Taschen, die wir dabei haben. Und eine zusätzliche Aldi-Taschi liegt leider nicht mehr drin im Budget, sorry.» «Schatz, ich hab dir heute noch gar nicht gesagt, wie gut du aussiehst.» «Siehst du? Genau deswegen hab ich mich aufhübschen wollen. Ach und vergiss nicht, mir nachher den Stutz, den du für den Einkaufswagen von mir geliehen hast, wieder zurück zu geben.» «Aha. Macht dich Geiz eigentlich geil?» «Nein, im Gegenteil, Dagobert Duck. Hier geht es ums Prinzip.» «Warum red ich eigentlich? Gegen dich hab ich eh keine Chance!» «Genau deswegen. Um mir jedesmal diese Bestätigung zu geben, die ich sowas von geniesse!» «Frage an mich: Ist das Dummheit?» «Nein, Liebe!»


kult

®

Juni 2014

Seite sechszehn

MAL NACH IBIZA, ALL DIE OPENINGS MACHEN. Die erste Woche: Noch nicht so wahnsinnig spannend. ich auch noch. Ich lass es aber, dachte, die seien bestimmt teuer. Ich geb ihm 10.- für das Glace und das Armband und schenk ihm das Rückgeld. Ich bin grad auf dem trip, dass geben ein ziemlich geiles Gefühl ist. Das fand er offensichtlich auch und schenkte mir ein Säcklein Ibiza Salz. Die habe er selber gestempelt und abgefüllt. Fühlte mich grad wie ein Flipperball. Dann kamen zwei knapp vierzigjährige Hippiemädchen. Sie dachten ich sei irgendwie berühmt und haben ein Foto mit mir gemacht. Dann kurz zurück ins Hotel, duschen. „Irgendwie berühmt“ ist gut. Ulises im 20. Mai 2014 Rainer Kuhn Samstag, 17. Mai Doch noch recht frisch hier unten, so wenns windet. Vor allem am Pool. Das Destino liegt auf einem Hügel, drum. Aber es ist eine grossartige Anlage. Schön gebaut. Freundlich. Kleine Zimmer zwar, aber es regnet ja selten. Und es hat einen eigenen Club. Der wird heute quasi eröffnet. Wie auch ein paar andere Clubs auf der Insel, welche eigentlich immer irgendwie offen haben, um diese Zeit aber eröffnet werden. Ging dann also mal in den clubeigenen Club, an die Eröffnung, nichts Grosses, aber trotzdem. So gegen halb eins runter. Wie immer auch bei uns. Um diese Zeit erst mässig voll, ich noch gar nicht. und je voller der Club wurde, desto voller wurde ich, aber ich war schneller und so war ich bereits um halb drei so weit, dass es ok war, nach Hause zu gehen, aber die Party hat noch gar nicht richtig angefangen. Die ging dann so um halb vier richtig los. Schlechtes Timing. Muss mich erst noch synronisieren hier, glaubs. Sonntag, 19. Mai Den Tag am Pool verhängt. Abends an die Blue Marlin Eröffnung. Sehen Sie? Auch hier wieder eine Eröffnung. Ich liebe diese Szenerie. Coole Location am Strand. Geiler sound. Stiefelimeitli jeden Alters. Eine Champagnerflasche mit Wunderkerze wurde bestellt. Das läuft hier genauso. Da hat wieder einer Eindruck gemacht bei seinen Freunden.

Und denn paar Stiefelimeitlis. Ich mags ihm gönnen. Wenns ihm gut tut? Montag, 19. Mai Früshtück im Destino ist grossartig und grosszügig. Alles da. Wirklich alles. Ausser den ohnehin überflüssigen Würsten. Die seh ich nicht. Danke. Schade nur, dass das Buffet nur bis halb zwölf auf ist. Für einen wie mich, der nicht so gerne früh aufsteht, ist das ein bisschen ein Stress.

Fahr dann mal zum Sa Trinxa. Mich ein bisschen umschauen. Erster Mojito im Sa trinxa. Die Hälfte verschüttet, ich Depp. Ich entschuldige mich. Rüber in den Jockey-club. Bisschen gelesen und von einem Strandverkäufer eine CD gekauft. Also eine kopierte CD. Wobei ich nicht geprüft habe, ob etwas drauf ist. Wollte grad wegfahren, hinter mir ein kleiner Laden mit Zeugs und Glaces. Ich will eins. Und ein Armband auch. Macht 7.50.-. So ein kleiner Sack Ibiza Salz wär

„Calma“ grad hinter dem Lio’s zum Apéro getroffen. Vip-Liste Lio’s, Vip-Liste Ushuaja (die mit den lustigen Stühlen), Vip-Liste space. Das klingt schon mal nach einem guten Plan. Und er erzählt von den Clubs und ihren Anlagen und den Hundertmillionenumsätzen der Grossen, das ist ein richtig grosses Business hier. Destino, Pacha-hotel, Pacha, Lio’s. Gehört alles zusammen. Drum auch überall irgendwo die Kirschen. 4 verschiedene Konzepte, ein Dach. Passt alles. In drei Tagen ist also auch hier Eröffnung. Bedanke mich. Freue mich. Und fahr dann los nach Osten, Sonnenuntergang anschauen im Café del Mar. Muss man machen. wie das Louvre in Paris etwa. Muss man auch machen, wenn man da ist. Café del Mar ist voll. Ich setz mich ins Mambo, grad nebenan. Man führt mich zum Tisch, ob der ok ist, er ist ok, ich setze mich, nehm die Speisekarte. Ziemlich gross für so ein kleiner Schuppen. Hab Lust auf einen Teller Calimari. Und warte, dass ich bestellen kann. Ich warte. Ich warte immer noch. Ich warte, bis die Sonne nur noch etwa zwei Fingerbreit über dem Horizont ist. aber

schon ziemlich orange. Ich will noch essen bevor rot. Und wechsle ins Cafe del Mar. Jetzt hats Platz. Ich nehm die Karte. Pizza. Nachos. Salat. Fertig. Ok. Salat und Nachos. Immerhin selbstgemacht. Vor mir über der Mauer immer wieder nette Päärchen, die Fotos machen, wo sie mit dem Rücken zum Meer steht und die Hand flach ins nirgendwo hält und er dann so in die Knie geht vor dem abdrücken, dass es auf dem Foto danach aussieht, als liege die Sonne auf ihrer Handfläche. Sie wissen schon. Ein paar machen auch ein Herz in den Himmel und fotografieren dann die Sonne durch das Fingerherz. Auch schönes Motiv. Ich möchte essen. Auf der Promenade zwischen Tischen und dem Café schlendern Mädchen und Jungs, die eher mit Jersey Shore zu tun haben, denn mit dem Hippie-Klischee. Aber wer ein richtiger Hippie ist, dem ist das egal, der geht nämlich wegen dem Sonnenuntergang hin und nicht, weil es da andere Hippies hat. Hat es nicht. nicht mehr. aber der Sonnenuntergang ist immer noch da. Dieser Urhippie. Hat sich noch nie darum geschert, wer ihn anschaut. Auch heute nicht. Ich zahle. Und dann noch ein bisschen auf die Steine drüben sitzen. Eine rauchen. Und in Gedanken reden, mit dem Sonnenuntergang, nur er und ich. War schön. Halb zehn schon und die Heimfahrt im offenen Méhanis kalt. Trotzdem schön. Einfach so von San Antonio wieder zurück ins Destino zu tuckern, mit einer Schaltung wie bei einem Traktor und seltsamen Gummigerüchen wenn man im Vierten zu lange Gas gibt. Dann muss man wieder kurz runter, dann geht’s wieder. Mit einem Méhani auf der Kreuzung stehenbleiben sieht immer noch weniger doof aus als mit einem Mikro-Toyota durchkommen.

dann so da liegt, auf dem Tüchlein, auf dem Liegestuhl, frierend, weil windig, aber trotzdem, während man also so da liegt, fragt man sich bei der Gelegenheit auch grad, obs jetzt eigentlich „in Ibiza“ oder „auf Ibiza“ heisst. Weils eine Insel ist. Und man ja da immer irgendwie drauf ist. Und nicht drin. Es kommen einem noch einige anderen Fragen auf, wenn nichts los ist. Zum Beispiel: Was, wenn jetzt voll zwei Wochen lang nichts los ist? Aber es sind ja jetzt dann all die Openings. Drum bin ich ja da. So rein nüchtern betrachtet. Aber rein nüchtern betrachtet sind Betrachtungen halt in der Regel dann auch entsprechend trocken. Ich fahr noch kurz ins neue Hardrock-Hotel. Paar Bilder machen. vielleicht gibt das ja dann eine kleine Geschichte. Nur: Wenn nichts los ist, ist auch im Hardrock-Hotel nichts los. Ich schlafe also vorsorglich ein bisschen. Übermorgen ist die Eröffnung vom Lio’s. Dem Superedelfuckingrichpeoplemitfuckingriesenyachten-Club, für den mein Freund Ulises seinen braungebrannten Kopf hinhält. Da muss ich was hermachen. Soll ja nicht gleich jeder sehen, dass ich nicht dazugehöre. Gut hat mich Ulises eingeladen, als sein persönlicher Gast, das wirkt dann mindestens etwa so wie zwei Scheinwerfer.

Dienstag, 20. Mai Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, auf der Kreuzung. Mit dem Méhani. Am Montag. Dienstag war eigentlich eher ruhig. Mittwoch auch. Und kalt. Bisschen frieren, aber trotzdem an den Pool. Man ist ja jetzt in Ibiza und in Ibiza lässt man sich von einer verdeckten Sonne nicht vorschreiben, ob man sein Tüchlein auf einen Liegestuhl legen darf oder nicht. Und während man

Mittwoch, 21. Mai Zuhause ists wärmer als hier. So eine Scheisse aber auch. Kann keine sonnige Strandbilder auf Facebook posten und die zuhause neidisch machen, wenn die das bessere Wetter haben als ich. Also Pulli anziehen und irgendwie bewegen. Ein Freund erzählte mir von einem kleinen Fischrestaurant, fünf Gehminuten runter vom Destino. Wobei Restaurant ein recht grosszü-


kult

®

Juni 2014

giges Wort ist für einen Container und eine Handvoll alter Blechtische. Der Weg ist mindestens so abenteuerlich. Erst über die Mauer kraxeln, dann den Hang runter, am Anfang siehts noch aus wie ein Gehweg, hab auch Leute gesehen, die da durchgegangen sind, das verliert sich dann aber irgendwo zwischen ein paar Büschen und man muss einen Steinhang runter, ein paar Meter von der Kante weg, von der man, wenn man da ausrutschen würde, einen auf Klippenspringer machen müsste, um wenigstens einen halbwegs souveränen Abgang hinzulegen. Ich schau drum gar nicht erst hin. Nur runter, Richtung dieser Baracke. wie beim Autofahren lernen, einfach dorthin schauen, wo man hinfahren will und nicht dahin, wo ein Hindernis ist. Ich komme an, setz mich hin, bestelle den Fisch und rauch erst mal eins. Und überleg mir, was ich zuhause denn so erzählen könnte. InsiderTipp tönt noch gut. Ich esse also den besten Fisch der Insel im geheimsten

Seite siebzehn

Fischrestaurant der Insel, dort, wo sonst nur die angesagtesten DJ’s hingehen oder so. Und ein paar Rentner vielleicht noch, die oben beim Busch links statt rechts am Busch vorbeigegangen sind und drum hier unten gelandet sind. Und hier Fotos machen von sich und dem Sonnenuntergang. Erst er von ihr, dann sie von ihm. sie lachen dabei nur kurz, nämlich kurz bevor der Schatz abdrückt. Danach verfällt ihr Kiefer wieder in die „Wir-sind-jetzt-schon-40-Jahreverheiratet-wo-war-denn-mein-Lebenin-der-ganzen-Zeit?“-Ablösch-Starre. Zuhause werden sie dann die Bilder ihren Freunden zeigen, die auch schon 40 Jahre verheiratet sind und die dann sagen: Wow, ihr seht nach 40 Jahren immer noch so glücklich aus auf den Bildern. Vielleicht sind sie es ja auch. Man siehts einfach nicht, wenn sie sich grad nicht gegenseitig vor Sonnenuntergängen fotografieren. Vielleicht wird Lachen ja auch überbewertet. Sauberes Besteck auch.

Ich geh kurz noch in die Stadt. Und entdecke den schönsten Laden seit langem. Doch noch was zu erzählen.

Die zweite Woche: Ich hätte ja auch Drogen nehmen können.

Donnerstag, 22. Mai So, jetzt sollte es langsam losgehen. Wir fangen mit dem Lio^s an. Aber erst geh ich noch was essen, drüben am Talamanca Beach, da hats eine kleine Bar gleich neben dem Hostel, die hatten aber keine feste Nahrung, nur flüssig, ich nehm einen Mojito, wegen den Vitaminen im Pfefferminz, wenigstens. Ein schönes Plätzchen, unaufgeregt, und du sitzst da und schaust zu den Booten, draussen, oder zum Rettungsschwimmer-Turm, der, wäre er angemalt und das Licht ein bisschen heller, einen an Miami hätte erinnern können. Aber nur schwach. Und dann kommt einer, mit seltsamen Tattoos an

den Beinen und setzt sich hin. Es hätte freie Tische gehabt, aber er nimmt meinen. Und fragt, ob ich was zu rauchen hätte. Ich geb ihm eine Zigarette. Er meint Kiffen. Ich schüttle den Kopf. Ihm gefällt das Parisienne-Päckchen. Woher ich denn komme und so. Ah, Schweiz. Und ich ihm Hinterher, dass wenn er was finden würde, ich auch was abnehmen würde. Schliesslich schon lange keinen antändigen Rausch mehr gehabt. Also. Eben. jetzt zum Lio's: Ich quetsche meinen Méhani zwischen einen Lamborghini und einen Bentley, das wär dann so der Standard hier unten am Hafen, und gehe rein. Als persönlicher Gast von Ulises geht das problemlos. Und treffe drinnen eine kleine Zürcher Kolonie. Kurtis ist da, der Andy, der Novy, schnell noch ein Foti bevor wir lieber nicht mehr fotografiert werden wollen. Weil im Lio's will man unter sich sein. Es gibt sogar einen Bereich, welcher nicht mit Videokameras ausgestattet ist. Dieser Bereich scheint mir der spannendste zu sein. Ansonsten: Grossartige Show zum Essen, atemberaubende Lage,

so direkt am Hafen mit Blick auf all die Boote, aber man will nicht unbedingt die Botte anschauen, dafür sind die Menschen drinnen zu schön. Die meisten jedenfalls. Soundtechnisch ist es vor allem Laut. Genau richtig für Tom Novy, der hier über den Sommer jeden Dienstag mit seinem "Timeless"Label zu Gast sein wird. Ulises läuft zur Hochform auf. Was heisst: Ulises ist gleichzeitig an fünf verschiedenen Orten. Ulises ist so. Drum kennt ihn auch jeder. Das ist, weil es fünf von ihm gibt. Drum. An der Bar stolpere ich noch über den Sänger der Scorpions. Dann gehe ich. Hab Angst, dass er noch zu pfeiffen anfängt.

Freitag, 23. Mai Dichtes Programm heute. Erst auf den Hügel rauf, zur Burg, dort findet eine Party des Music-Summit Statt, draussen, mit Freilichtbühne und elektrominimaltechnooderwieauchimmermandieseszeugsnennt-musik und einem, der neben dem DJ steht, eine Telecaster spielt und singt. Und ich stell mir vor, wie all die Openings nun ablaufen würden, so ohne Drogen nehmen, ob das dann auch lustig sein würde, ob mich die Leute dann überhaupt verstehen könnten, wenn ich der einzige wäre, der nicht irgendwie druff ist. Die Kids hier hauen sich schliesslich alles rein. MDMA, Koks, Ketamin und ein paar andere Sachen, die ich allerdings nicht kenne. Für Ketamin wär ich nicht Pferd genug, für Koks fänd ich die Insel zu schade, MDMA würde noch am ehesten gehen. Aber ich bin ja hier um zu schreiben, in einer Mission also, da muss man klar sein im Kopf. Sonst weiss man hinterher nichts mehr müsste sich alles irgendwie mühsam aus den Fingern saugen. Aber ich stell mir vor, dass es trotzdem lustig wäre. Ich würde mir dann also ein bisschen

Pulver ins Wasserfläschchen streuen, mich irgendwo in der Menge hinsetzen, den Sonnenuntergang geniessen und warten, bis es einfährt. Niemand um mich herum würde mich stressen, weil sie die ganze Zeit nur grinsen, im Gegenteil, ich würde zurückgrinsen, man würde sich zunicken, man würde sich verstehen ohne etwas zu sagen, man wüsste sowieso nicht, was sagen, ausser, dass man sich gegenseitig super findet. Und dass man anschliessend noch ins Sankeys zur Afterparty gehen würde. Um dort zu BBS (Bass und Beats und Special-Effects) ein bisschen rumzufliegen und sich irgendwann dann um halb acht am Morgen


arley-Heaven Bä w H 201 e ch n he

li

T

Bad Boys go to Heaven too

DIETIKON

Harley-Heaven Bächli AG Überlandstrasse 74 8953 Dietikon 044 744 30 44 www.harley-heaven.ch Dienstag bis Freitag 8 bis 18 Uhr Samstag 9 bis 16 Uhr Montag geschlossen


kult

®

aus dem Pacha schleichen sehen. Wie man zum Pacha gekommen wäre, wüsste man nicht mehr. Man würde wahrschienlich auch von der Begegnung mit einem jungen Deutschen nichts mehr wissen, welche etwa folgendermassen ablief: Junger Deutscher (JD): Heeeey, so cool, dass ich Dich hier treffe, Mann.... Ich so (Is): Ähm.. hi.. (überlege mir grad, woher ich den kenne, vielleicht vom Hotel? nein.. vielleicht vom...) JD: Mann, ist das geil (gibt seiner Freundin sein Handy) .. machst mal ein Foto von ihm und mir bitte? Is: (ich stell mich hin, er sich neben mich, sie fotografiert, er checkt das Bild, freut sich...) Und jetzt? JD: Total geil hier, oder? Hammersound.. wir bleiben bis am Montag hier.. echt, ich find Dich den grössten überhaupt.... Is: (Weiss echt nicht, was ich sagen soll, lächle einfach mal nett weiter) JD: Bist Du auch wieder am Tomorrowland dieses Jahr? Is: Tomorrowland? Keine Ahnung, ob ich da hingehe, weiss nicht nicht.. JD: Komm, klar musst Du dieses Jahr auch wieder da hin.. Ich hab extra Karten gekauft. Is: Ok, dann komm ich auch. (Nicht ernst gemeint, will einfach weiter jetzt.) JD: (Merkt, dass ich weiter will) Ok, ich lass Dich jetzt... wart, ich will Dir noch die Hand schütteln (schüttelt meine Hand), ich mein, Du bist eine Legende .. Is: (Denke mir: Irgendwie berühmt reicht schon, Legende muss jetzt nicht grad sein, vor allem wenn ich nicht weiss wofür) JD: (schüttelt immer noch meine Hand) ... ich mein, Du bist David Guetta, und Du sprichst einfach so mit mir, so sympathisch!!!! Is: (David Guetta.... aha.. ok.. und erst noch David Guetta auf Hochdeutsch mit Schweizer Akzent) Ja, danke, ich muss jetzt weiter, Du verstehst... JD: Ja, klar, logisch, Mann, hat mich das vielleicht gefreut... Is: (Dränge mich Richtung Ausgang... David Guetta... fuck.... und ich weiss nicht, was mich grad mehr beschäftigt: Dieser Vergleich oder die Vorstellung daran, wie der junge Fan am anderen Morgen die Bilder auf seinem Handy anschaut und sich fragt, wer zum Fick denn jetzt plötzlich auf dem Bild neben ihm steht, dort, wo gestern noch der David Guetta gestanden hat. Und in dem Moment tut er mir mehr leid als ich mir selber. Aber ich sage nichts.) Wäre ich auf Drogen gewesen, ich hätte mich kaum mehr daran erinnern können. Das bereue ich jetzt.

Juni 2014

Samstag, 24. Mai Heute kommt der Isler an. Rechtzeitig zum Ushaja-Opening. Ich sage ihm, dass wenn mich heute Abend jemand mit David Guetta verwechseln sollte, er doch bitte kurz einen auf Bodyguard machen und dem eins in die Fresse hauen solle. Aber soweit soll es zum Glück nicht kommen. Denn ich will jetzt endlich meinen Rausch, ich will am anderen Tag nichts mehr wissen, weder dass ich irgendwie berühmt sei, noch schon gar nicht, dass ich David Guetta bin, Ich will mir endlich das Zeugs reinhauen und all die Idioten lieb haben. Scheiss auf den klaren Kopf und rein damit. Und dann hocke ich eine gute halbe Stunde später an einem Holzischchen am Ushuaja Beach Club, den Kopf auf beiden Händen aufgestützt und schaue aufs Meer, denke "Shit ... das war jetzt glaub ein bisschen zuviel aufs Mal", es regnet, aber ich merks nicht, ich denk nur daran, wie lange es wohl gehen würde, bis das Zeugs wieder ausfährt, will aufstehen, aber mein Körper hört mich nicht. Ich sitze da und find mich ziemlich doof, ich mein, da freust Du Dich auf das Ushuaja Opening, hattest Dir zuhause all die Clips auf Youtube angeschaut, dachtest, das würde der Höhepunkt werden in diesen zwei Wochen und dann realisierst Du, dass die Party für Dich offensichtlich schon um sieben Uhr Abends vorbei ist, bloss weil Du Dich am anderen Tag nicht mehr daran errinnern wolltest, falls Dich wieder einer Mit David Guetta verwechselt hätte. Dann kommt einer, Typ "Zuerst-Zuoz-und-dann-an-die-HSG-Kind", genauer gesagt torkelt er, lässt sich rückwärts in den Sand fallen und atmet heftig. Ich denke, dem gehts ja noch schlechter als mir, der atmet immer heftiger, dann greift er sich an die Brust, schreit, verkrümmt sich, der hat einen Herzinfarkt, denke ich, und war auf einen Schlag sowas von da. Ich mach sein Hemd auf, richte seinen Oberkörper auf, sage ihm, dass alles gut sei, dass ein Arzt unter-

wegs sei und schrei den Security an, welcher die ganze Zeit dagestanden ist, er soll verdammt nochmals einen Arzt rufen. Der Arzt kommt, ich gehe und bin, so schnell ich grad vorhin voll da war, auch wieder voll weg. Das Taxi bringt mich zurück ins Hotel. Ich nehme ein heisses Bad, schlafe 3 Stunden und bin gegen halb Zwölf wieder zurück. Schliesslich will ich die Schweizer Fahne hissen, wenn der Andrea Oliva spielt. Aber einer wie ich merkt an einem solchen Anlass nicht, wenn der DJ wechselt, für einen wie mich tönt das alles etwa gleich. Bis auf den Kalkbrenner am Schluss. Der spielt so langsam, dass einige sogar geschlossen tanzen dazu. Und "Päng" ist es neun Uhr morgens. Sonntag, 25. Mai Auf dem Weg ins Space ruft mich Anisch an, ob wir noch zwei VIP-Tix haben möchten, wir sollen hintenrum rein, beim Red Bull Eingang, Tizi bringe uns die Bändel. Engel haben kein besseres Timing als Anisch. Und Helden kein grösseres Herz als Tizi. Ich frage ihn, obs an der Bar auch einfach Wasser gäbe. Er meint: "Wasser ist zu teuer, trink Alkohol." Also bestellen wir einen Vodka Red Bull, Tizi muss es schliesslich wissen. Und ich finde Vodka einen guten Kompromiss zwischen nüchtern und verschmiert. Im Vip-Bereich werden mir meine Parisienne-Zigartten innerhalb einer halben Stunde weggeschnorrt. Exotenbonus. Zum Glück hat der Isler noch welche. Überhaupt haben hier alle irgendwie alles. Und teilen das grosszügig. Egal was. Weil sich hier auch alle lieb haben. Und alle sind hier eine Menge. Es ist das Space. und der Parkplatz gehört heute dazu. Und während Mike Candys spielt denke ich mir: Hätte auch schlimmer kommen können, vorgestern im Pacha. Und bin irgendwie froh, nur mit David Guetta verwechselt worden zu sein und nicht mit einem Smiley. Weil, hätte mir durchaus passieren können heute. Weil teilen macht glücklich und

neunzehn

glücklich macht smiley. So touren der Isler und ich durch die verschiedenen Hallen, von Marquez zu Kravitz, bleiben immer wieder an übermotivierten Engländerinnen hängen, kämpfen uns tapfer bis zum DJ-Pult der Chemical Brothers durch, die ein 4-Stunden-DJSet hinlegen, welches von einer 4-Stunden-Nonstop-Strobo-Show begleitet ist. Hinter uns der Bass voll auf, vor uns die blitzenden Scheinwerfer, auch voll auf, aber irgendwie finden wir es noch chillig. Und heute wie gestern: "Päng", Musik fertig, hell ists. Dabei ist es erst acht Uhr morgens. Ich finde, das Space sollte bis zehn Uhr aufhaben. Damit man auf dem Nachhauseweg mit dem Taxi nicht im Morgenverkehr stecken bleibt. Montag, 26. Mai Es ist nicht nachvollziehbar, dass ein Hotel auf Ibiza das Früshtücksbuffet bereits um 11 Uhr wieder abräumt. So gehen wir in die Stadt, ins Montesol, da hat man Erbarmen mit uns. Und serviert Spiegeleier, gebratenes Poulet, Speck, Pommes, Kaffee, Cola. Klassisches Inselfrühstück halt. Wir machen noch ein Selfie. Löschen es aber grad wieder. Wussten nicht, dass wir so aussehen, wie auf dem Foto und sind uns einig, dass das IPhone Scheissbilder macht, wenn es die Nacht davor unterwegs war. Müsste man denen mal sagen. Das DC-10 steht an. Mögen wir? wollen wir? Bevor uns eine andere Antwort einfällt zahlen wir und steigen ins Taxi. Schliesslich sind wir für all die Openings hier hergekommen, und nicht zum Spass. Also hin. Wobei wir uns das auch hätten schenken können. Aber das können wir jetzt noch nicht wissen, jetzt glauben wir noch, dass es super wird, schliesslich haben wir im Vorfeld immer wieder gehört, dass das DC-10 am Besten sei. Wobei: Besser als das Space scheint uns ein verwegenes Ziel zu sein. Wir zahlen das erste Mal Eintritt. Da nützt es auch nichts, dass ich an der Kasse sage, ich sei David Guetta. Im

Gegenteil, die an der Kasse meinen, David Guetta müsse im DC-10 doppelten Eintritt bezahlen. Ich bleibe dann Rainer Kuhn. Es ist so proppenvoll, dass wir uns in eine Ecke stellen, gleich neben dem Eingan in den Club. So kommen wir für unser Geld gleich zwei Sounds gleichzeitig geboten, nämlich der von drinnen und der von draussen. Inbegriffen ist auch, dass alle zehn Minuten einer kommt und in den Kübel kotzt, der gleich neben uns in der Ecke steht. Während vor uns auf dem Boden eine Horde Engländer der Marke "JerseyShore" sich Koks, Ketamin und MDMA gleichzeitig hochziehen. Einfach Schlüssel in den Sack und wegputzen. Wir stehen noch eine Weile herum, umgeben von Zombies mit orangem Selbstbräuner im Gesicht, dem Geruch aus dem Kotzkübel sowie einem Track im linken und einen anderen im rechten Ohr. Nur semi-cool. Wir beschliessen, es heute nicht hell werden zu lassen und gehen um halb vier bereits wieder. Dienstag, 27. Mai Mal einen Tag nichts machen. Wir ziehen es vor, mit Nathalie und Shaehre, die wir gestern noch im DC-10 getroffen haben, nach Formentera zu fahren, an den Strand zu liegen und ein bisschen runter zu kommen. Formentera ist ein bisschen wie Ermatingen, langweilig, aber das war ja auch die Idee. Dafür wissen wir nun, dass man die derbsten Männerwitze von jungen hübschen Blondinen erfährt. Und dass diese darüber hinaus fast doppelt so schnell marschieren wie wir. Wären der Isler und ich alleine gegangen, wir wären wahrscheinlich irgendwo auf dem Weg von der Fähre zum Strand eingepennt. So aber wurde es ein funny Tag. Am Abend noch ein bisschen in die Altstadt, downtempo was trinken, wir setzen uns irgendeine Bar. Isler rät mir davon ab, einen Bananen-Daiquiri zu bestellen, da direkt vis-à-vis die berühmteste Schwulenbar Ibizas sei. Also bestelle ich einen Jack Daniel's auf Eis, einfach um sicher zugehen. Auf dem Heimweg dann noch kurz ins Theatro Pereyra. Wo wir lernen, dass es nicht gut kommt, kurz vor Schluss eines Abends in eine Gruppe feiernder Holländer zu geraten, die einen dann auch noch herzlich in ihre Runde aufnehmen, unter der nicht ausgesprochenen Voraussetzung, dass wir uns innert 15 Minuten auf ihren Pegel hochsaufen, was wir natürlich nicht ausschlagen konnten. Mittwoch, 27. Mai Isler fliegt nach Hause. Ich schlaf mich noch aus. Hab den Wecker auf Freitag, 16.00 gestellt.


kult

®

Juni 2014

Seite zwanzig

«MAD WURDE ERFUNDEN, UM DAS BEWUSSTSEIN VON KINDERN ZU KORRUMPIEREN» 12. Mai 2014 Christian Platz Keiner hat wohl mehr Beiträge für MAD gemacht als Al Jaffee. Der Cartoonist aus Savannah, Georgia, Jahrgang 1921 – ja, er lebt noch -, war ab 1955 mit an Bord. Und er ist auch heute dabei. Er gestaltet nach wie vor die Faltblätter, die auf dem Rücken der Magazine entzücken: Ein scheinbar unschuldiges Bild wird, so du es zweimal korrekt faltest, zu einer schonungslosen Offenbarung dessen, was hinter dem Image steckt, Idylle wird zu Hölle, wichtig wird lächerlich; Lüge wird Wahrheit. Im Jahre des Herrn 2010 hat Al Jaffee in einem Interview ausführlich über MAD resümiert und reflektiert, eine Aussage war dabei besonders interessant: „MAD wurde erfunden, um das Bewusstsein von Kindern zu korrumpieren. Und wenn ich mich heute so umschaue, darf ich feststellen, dass wir damit Erfolg hatten.“ Ich selber habe MAD, die deutsche Ausgabe allerdings, im Jahr 1975 kennengelernt. Bei etwas älteren Freunden daheim habe ich die ersten MAD-Magazine gesehen und war sofort begeistert. Diese erhabene Müllästhetik, diese bodenlose pflaumige Frechheit, diese zauberhaften Covers, in die du am liebsten hinein gestiegen wärst, dieser unwiderstehliche Alfred E. Neumann, eindeutig einer, der auf alles scheisst, diese göttlichen Film- und Fernsehparodien, dieser übermenschliche Chaot Don Martin; all dies verströmte für mich pure Magie. Es schien genau unseren Zeitgeist zu treffen, MAD hat ja – unter anderen – meine Generation zutiefst geprägt, die kurze Zeit später in den Sex Pistols eine weitere massgebende Stimme finden sollte. Ich wusste damals natürlich nicht, dass MAD schon lange vorher den Nerv der Jugend getroffen hatte… Für mich war es etwas Neues. Ich hatte natürlich keinen blassen Schimmer davon, dass es die deutsche Ausgabe bereits seit 1967 gab (unter Chefredaktor Herbert Feuerstein). Und dass deren USamerikanische Mutter schon seit 1952 auf dem Markt war. Wenn man es mir gesagt hätte, wäre ich wohl bass erstaunt gewesen. MAD fühlte sich so an, als hätte man es für uns erfunden, für die Kinder und Jugendlichen der 1970er. Jedenfalls erschien MAD der Erwachsenenwelt der Seventies immer noch hochgradig verdächtig. Es war, als hätten die Erwachsenen Al Jaffees Gedanken von 2010 im Voraus erahnt. Ich persönlich habe dies bei meinem ersten Versuch, ein eigenes MAD-Heft am Kiosk zu erstehen, der im Winter ’75 stattgefunden hat, zu spüren bekommen. Ich marschierte nämlich zu Frau Bachmann, bei der ich für die Eltern manchmal Zigaretten kaufte, meine Western-, Donald Duck-, und Zack-Heftli zu erstehen pflegte sowie allerlei Kaugummis. Und immer wieder mal wagte ich einen scheuen Blick auf die Magazine mit den nackten Frauen, die im hintersten Ständer des Kiosks beheimatet waren, einen scheuen Blick nur, der von Frau Bachmann, wenn sie ihn bemerkte, mit strengen Verweisen geahndet wurde. Auch auf meinen Versuch, ein MAD zu erstehen, reagierte sie ungnädig. Ich hatte das Ding schon in den Pfoten, der Umschlag war einfach paradiesisch, eine Karikatur, die Kung-FuDavid-Carradine zeigte, der einen Kick Richtung Alfred E. Neumann abfeuert, was die MAD-Ikone mit frechem Lachen quittiert. Kung Fu lief damals neu am deutschen Fernsehen, die Serie war bei Eltern und Pädagogen alles andere als beliebt. Auch weil sie uns Buben dazu veranlasste, einander gegenseitig high kicks in die Eier und Bäuche zu applizieren.

Frau Bachmann betrachtete das Heft, als hätte ich eine tote Ratte in den Händen, dann schaute sie mich angewidert an und sprach also – wörtlich: „Leg das sofort wieder zurück in den Ständer. Das darf ich Dir nicht verkaufen. MAD ist nicht für Junge. Es ist nur für Erwachsene. So wie Sexy!“ Gedemütigt zog ich von dannen. Mit einem zusammen gerollten Gespenster-Geschichten-Heftli von Bastei unter dem Arm. Ein eigentlicher Frustkauf! MAD reizte mich jetzt natürlich umso mehr. Am darauf folgenden Sonntag ging ich mit meinem herzensguten sanftmütigen Onkel Otti, einem liberalen (im guten, alten Sinne, nix Neo) Geist, der für alles Exzentrische Verständnis zu zeigen pflegte – und leider nicht mehr unter uns weilt -, an den grossen Basler Bahnhofskiosk. Wie fast jeden Sonntag. Dort erstand er für sich selbst den Blick und den Sport. Ich durfte mir jedesmal ein Heftli aussuchen. Natürlich griff ich sogleich zum MAD. Er bezahlte. Alles easy, alles cool. Dann gingen wir ins Kaffee. Schon dort habe ich das Heft verschlungen. Ich war sogleich total verliebt! Ich hatte meine neue spirituelle Offenbarung gefunden. Also brachte ich das Heft nach Hause. „Was hast Du da?“ – mein Papa zog mir das zusammengerollte Magazin flugs unter dem rechten Arm hervor – und sogleich seine linke Augenbraue hoch. Kritischer Blick. „Aha MAD. Ich weiss nicht, ob das gut für Kinder ist…“ Er schlug es auf, Verlegenheit stieg in mir auf, es vergingen einige Minuten. Und dann lachte meine Vater brüllend los, er fand es super, zum Glück war er ein humorvoller Mann, der auch dem Subversiven nie ganz abgeneigt war. MAD ward also für gut befunden. Meiner Mutter, sie schwenkte bei uns daheim die Flagge der Hochkultur, rümpfte zwar die Nase darüber. Doch MAD war von jetzt an erlaubt. Oh Triumph der Unkultur, der mein weiteres Leben prägen sollte! Ich möchte hier aber auch noch eine andere Kioskfrau erwähnen. Ihren Namen kenne ich nicht. Sie betrieb ihr Geschäft beim Gartenbad, welches ich in meiner Kindheit und Jugend frequentierte. Ich hielt ihr ein Don-Martin-Sonderheft vom MAD entgegen und wollte so schnell wie möglich einen Fünfliber nachschieben. Die Dame schaute etwas misstrauisch, sie sagte: „Also eigentlich ist MAD ja nicht für Kinder.“ Sie begann im Heft zu blättern und murmelte: „Aber hier ist ja gar nichts Schlimmes drin. Das ist mir schon mehrmals aufgefallen.“ Zweifelsohne suchte sie nach Bildern von nackten Frauen und nach sexuellen Zweideutigkeiten. Dann die Absolution: „Du darfst dieses Heft haben. Das kann ich verantworten. Ich muss das mal zurückmelden. MAD scheint mir nicht unanständig zu sein, ich glaube, dass es sogar für Kinder gemacht ist. Hier scheint eine Verwechslung vorzuliegen…“ Sie nahm den Fünfliber. Ich nahm das Heft. Die Dame ist für mich noch heute

ein Symbol für eine aufgeklärte, vernünftige, massvolle Erwachsenenmentalität. Warum schreibe ich dies alles eigentlich? Weil Al Feldstein (1925 – 2014) vor kurzem das Zeitliche gesegnet hat. Er war fast 30 Jahre lang Chefredaktor des MAD Magazines. Rainer Kuhn, der Chefredaktor von KULT, hat mich deswegen gebeten, etwas über MAD zu schreiben. Er war zwar noch nie bei mir zuhause, aber wahrscheinlich hat er in seinem Kaffeesatz gelesen, dass ich möglicherweise eine riesige Comic-Sammlung besitze. Dies ist tatsächlich der Fall. Ich bin nämlich immer ein Fan von Schundheftli geblieben, wie die meisten Erwachsenen das Genre während meiner Kindheit genannt haben. Überdies verfüge ich über einiges an Sekundärliteratur zum Thema. Auch habe ich als Journalist unzählige berühmte Comic-Künstler portraitiert und interviewt. Vor allem in den 1990er Jahren. Ich durfte mich also wieder einmal auf MAD fokussieren. Und erinnerte mich, dass die Entstehungsgeschichte des Magazins genau von der gleichen

Debatte geprägt war, die ich als Kind erlebt hatte. Nur ist dies 23 Jahre vorher geschehen. In Lower Manhattan, New York, New York, USA. Und die Debatte war um einiges heftiger. Ihr Ziel war die Abschaffung des Genres Comics an sich. Angeführt wurde sie von einem ausgewachsenen Psychopathen: Dem deutschamerikanischen Psychiater Dr. Fredric Wertham (1895 – 1981). 1954 hatte er sein Buch „Seduction of the Innocent“ (Verführung der Unschuldigen) veröffentlicht, eine Blaupause für alle späteren Attacken gegen Comics. Werthams Machwerk klagte das Comic-Genre heftig an; es sei für praktisch alle Auswüchse verantwortlich, die Erwachsenen damals an Jugendlichen nicht mochten. Und natürlich auch für jede Art von juveniler Delinquenz. Die Begründungen des Dr. Wertham – ich möchte hier nicht näher auf sie eingehen, es ekelt mich zu sehr davor, ich habe das Buch vor Jahren zwar gelesen, aber, heeee, ich habe auch „Mein Kampf“ gelesen und „Enhanced Physical Interrogation Techniques“ – waren nichts als fadenscheiniger, moralinsaurer, ideologisch geprägter, pseudowissenschaftlicher Hokuspokus. Leider wurde das Buch vom damaligen US-Establishment überaus ernst ge-

nommen. Wie dies bei populistischem und prohibitivem Scheissdreck dieser Ausprägungen ja oft genug der Fall ist. Auch heute noch. Schuldige suchen, Sachen verdammen, Sachen verbieten, dieses Vorgehen erfreut sich bei – zu, allzu – vielen Menschen einfach grösster Beliebtheit. Vor allem, wenn es gegen Kreative und Kulturschaffende geht. Werthams Buch – sowie gleichzeitige Ermittlungen des US-Senats gegen die Comic-Branche – lösten eine regelrechte Verfolgung der Comic-Macher aus. Die US-Regierung stand in den frühen 1950ern kurz davor, das Comic-Wesen gesetzlich drakonisch zu regulieren. Und – wohlgemerkt – wir sprechen hier keineswegs von Pornographie oder so, es ging um Abenteuer, Action, Horror, Western, Ritter, Piraten, Gangster usw. Also erfand die Comic-Industrie eine eiserne Selbstzensur-Behörde, um sich zu schützen, die infame Comics Code Authority. Wer den Stempel, den diese Institution verteilte oder verweigerte, nicht auf seinen Heftchen hatte, kam nicht in den landesweiten Verkauf. No fuckin’ chance. Und der Stempel wurde aus den lächerlichsten Gründen verweigert. Wegen Schweisstropfen auf Gesichtern, Bildern von Werwölfen und Vampiren, es wurde engagiert, spitzfindig und humorlos drauflos zensuriert, was das Zeug hielt. Davon betroffen waren viele grosse ComicKünstler und Verleger. Darunter William „Bill“ Gaines (1922 – 1992), Harvey Kurtzman (1924 – 1993), der erste MAD-Chefredaktor – und natürlich auch dessen Nachfolger Al Feldstein. Sie alle arbeiteten für den grossartigen Verlag EC Comics (Entertainment Comics), den Bill Gaines von seinem Vater Maxwell geerbt hatte. Dieser Verlag veröffentlichte grandiose Horror-Magazine wie „Tales from the Crypt“, „The Vault of Horror“ oder „The Haunt of Fear“, die nun schon lange – und absolut zu Recht – höchsten Kultstatus geniessen. Auch Gangster, Soldaten, Weltraum- und Superhelden feierten bei EC Comics Urstände. Viele der besten Zeichner und Schreiber dieser Epoche der Comic-Geschichte arbeiteten für den Verlag: Darunter Wally Wood, Jack Davis, George Evans, Johnny Craig, Will Elder, “Ghastly” Graham Ingels, Harry Harrison, Al Williamson, Reed Crandall, Bernard Krigstein, Jack Kamen, John Severin, Joe Orlando, Frank Frazetta und noch einige mehr. EC wurde von den Dämonen der Zensur in den 1950ern besonders hart durchgeschüttelt. Gaines musste diverse aberwitzige, ekelhafte Prozesse überstehen, geführt von auftrumpfenden, aufgeblasenen, besserwisserischen, konservativen Richtern, die ihre Hämmer wie Moralkeulen durch die Gerichtsverhandlungen geschwungen haben. Der Ungeist der Verbotskultur stand knapp davor, den EC Verlag zu kastrieren. Gaines schwenkte zunächst auf andere

Themen um, mit seiner harmloseren „New Direction“-Linie. Diese Hefte trugen nun Titel wie „Love“ (kein Sex natürlich), „Psychoanalysis“ oder „MD“. Damit versuchte er, der Zensur aus dem Weg zu gehen. Doch diesen Serien ward kein Erfolg beschieden. Der Verlag war dabei, finanziell auszubluten. MAD kam als Erlösung. MAD war aus Frustration über die Macht der Zensur geboren. Seine Muttermilch stellte der Hass auf ein doppelmoralisches, unerbittlich besserwisserisches Establishment dar. Seine Waffe sollte der Humor sein, den diesen konnte die Comics Code Authority nicht packen. 1952 erschien die erste Nummer von MAD. Zu Beginn war es noch als reines Comic-Heft konzipiert, bald schon wurde es jedoch neu konzipiert, zu jenem erfrischenden Magazin, das Generationen von Jugendlichen zur Rebellion durch Frechheit ermunterte. MAD war eine riesige Erfolgsgeschichte. Es überlebte die Zensur-Nazis der Fifties, die Gaines dazu zwangen, alle seine anderen Titel einzustellen. MAD entlarvte die Welt. Als den stinkenden Misthaufen, den sie ja eigentlich darstellt. Dies bereits am Vorabend von Rock’n’Roll und der vielen Jugendrevolten, die ab den 1960ern ins weltweite Haus standen. Die Macher von MAD waren lupenreine jüdische Humor-Hipster. (Mit “Hipster” meine ich hier übrigens einen Menschentypus, der 1957 von Norman Mailer (1923 – 2007) erstmals umfassend beschrieben worden ist, in seinem Essay “The White Negro”, den Leute wie W.S. Burroughs (1914 – 1997), Herbert Huncke (1915 – 1996), Jack Kerouac (1922 – 1969) sowie natürlich all die Jazzcats und Hepcats verkörpert haben, und nicht diese Wohlstands-Milchbärtli, die sich durch jene zu Tode gentrifizierten Städte unserer traurigen Tage bewegen, etwa Chicago, London, Zürich, und als Hipster bezeichnen.) MAD schoss halt von Anfang an auf alles, was sich bewegte – und tut es noch heute (die alte deutsche Ausgabe wurde 1995 leider eingestellt, inzwischen gibt die Panini Verlags GMBH wieder einen MAD-Titel heraus; die Auflage ist allerdings minimal). Dies mit derartiger Wucht, dass mir eine Kioskverkäufern noch 1975 predigen konnte, dass dieses Heftli nichts für Kinder sei: „So wie Sexy!“ Wenn ich heute meine ausufernde, für einen so genannt erwachsenen Mann leicht bedenkliche (aber wer will schon so genannt erwachsen sein?), Comic-Sammlung anschaue (und, ja, Pornographie sowie Underground stehen natürlich auch mit im Regal, sie stehen stolz neben den – in echter Menschenhaut gebundenen – Luxus-Reprints aller EC Comics), darf ich feststellen, dass die Erschaffung von MAD eine aufklärerische Grosstat der frühen Postmoderne dargestellt hat. Die Respektlosigkeit von MAD hat die moderne westliche Gesellschaft mitgeprägt. Und das ist gut so. Gaines, Kurtzman und Feldstein stehen in meinem persönlichen Heiligenkalender – und Alfred E. Neuman, der Typ, der auf alles und jeden scheisst, sowieso! Yes Ma’am, MAD hat uns korrumpiert. Es hat uns dazu gebracht, dem schönen Schein einer verlogenen Welt nicht einfach zu trauen, sondern immer einen Blick hinter die prächtigen Kulissen zu wagen, dorthin, wo der Staub wabert, wo die alten Besen unberührt herumstehen. Zudem hat es uns gelehrt, Arschlöcher mit jener bodenlos pflaumigen Frechheit abzufertigen, die sie verdient haben. Ich – für meinen Teil – bin dem Magazin dafür von Herzen dankbar. Yep, MAD ist geil! Mindestens so geil wie Porno!


kult

®

Juni 2014

WIR HASEN ÜBERWACHUNGSKACKSCHEISSEN-SCHNITZEL ODER: DIE SCHÖNSTEN WORTE ZU EUROPA 15. Mai 2014 Reinhold Weber KULT schaut über den Tellerrand hinaus. Diesmal über den eidgenössischen Tellerrand hinaus in Richtung des Grökaz, des grössten Kantons aller Zeiten. Schliesslich sind ja bald Europawahlen,

und da wollten wir natürlich wissen, welche Partei die schönsten Worte für sich findet. Was die Spitzen der Intelligentia und der Kreativität also so fertigbringen. Wie die deutsche Leitkultur sich in der Wahlwerbung artikuliert.Hier unser Ka-

Seite einundzwanzig

MURATS EINÖDE: THE RISE AND FALL OF DARTH YAKIN

non der herausragendsten Werke. Damit wird erneut klar, warum diese grosse Nation das Land der Dichter und Denker genannt wird. Wir lüpfen die Narrenkappe.

17. Mai 2014 Dominik Hug Vor gar nicht langer Zeit, gar nicht weit weg von hier… Murat Yakin gehörte einst zu den grössten Fussballern der Schweiz. Defensiv stabil wie der Niesen, Kopfballstark und mit einem Bums gesegnet, der zu einigen spektakulären 40 Meter-Toren resultiert hat. Und hätte der FC Basel unter Heiko Vogel im Herbst 2012 nicht ein Spielsystem präsentiert, welches primär aus Rück- und Querpässen bestanden hätte, wäre uns vielleicht der Trainer Murat Yakin erspart geblieben. Denn schlussendlich, trotz einem europäischen Halb- und Viertelfinale und zwei gewonnen Meisterschaften ist das Volk unglücklich. Murat, kaum an der Macht, mutierte zum Bösewicht eines Fussballmärchens. Er pries die Regionalhelden Streller und Frei zu Königen und entledigte sich letzterem noch in den ersten zwei Monaten nach Amtsantritt. Die Verbannung von Alexander Frei, Rekordtorschütze unserer Nati und der wohl noch immer torgefährlichste Fussballrentner der Schweiz, öffentlich gekillt auf dem linken Flügel. Frei trat schlussendlich freiwillig zurück, begründete seinen Abgang mit der Geburt seiner Tochter, neuen Prioritäten und so weiter. Doch die Wahrheit war sichtbar, wurde nur nicht ausgesprochen. Frei wurde von Yakin ermeuchelt wie anno dazumals Obi-Wan Kenobi und wir erlebten die Geburt von Darth Yakin. Das erste Jahr unter Darth Yakin ging als erfolgreichste Saison aller Zeiten in die FCB-Geschichte ein. Tottenham eliminiert und erst im Halbfinale an Chelsea gescheitert, europäische Fussballgeschichte geschrieben, Schweizer Meister, eine herrliche Zeit. Oder etwa nicht? Alleine der Transfer von Murats „Ziehsohn“ Bobadilla sprach Bände. Ein dunkler Schatten lag über dem FCB-Land.

Die aktuelle Saison liess den ägyptischen Flügelflitzer Salah zum Superstar mutieren. Zwanzig saftige Millionen erhielt Basel für diesen Transfer. Gutes Geld für die Kriegskasse. Und zu motzen gab es ja eigentlich nicht viel. Basel wurde ein weiteres Mal Schweizer Meister, schied europäisch erst im Viertelfinale aus und stand im Finale des Schweizer Cups. Jeder Schweizer Club würde sich die Finger nach diesen Erfolgen lecken. Das grosse Bild macht Eindruck. Jedoch, betrachtet man die einzelnen Spiele der Saison darf man mit gutem Gewissen festhalten, dass Basel nur mit Glück auf Tabellenplatz eins steht. Auf ein gutes Spiel folgten vier schwache Auftritte. Wäre die Konkurrenz aus Bern und Zürich nicht so doof und würde die entscheidenden Spiele gewinnen, wäre dieser FC Basel schon lange vom Thron gestossen worden. Man schoss zwar am meistern Tore und erhielt die wenigsten Gegentore, aber bei fünfzehn meist ultraschwachen Unentschieden darf gut und gerne von einer schwachen Saison geredet werden. Das Gefühlsbarometer ist eigentlich aussagekräftig genug. Das Fussballvolk kackt es regelrecht an ins Stadion zu pilgern und Darth Yakinschen Fussball zu schauen. Die Spieler bewegen sich behäbig und planlos über das Feld, offensiv hat die Mannschaft gar nichts mehr zu bieten und Marco „The Last Jedi“ Streller ist bekannterweise jeden Frühling ausser Gefecht. Man hat es definitiv verpasst sich offensiv zu verstärken. Fussball ist Entertainment. Ohne Entertainment sehen wir Rasenschach. Und Rasenschach hat keine Zuschauer. Ich freue mich auf die Zeit nach dem Yakin-Imperium (schon aufgefallen, dass Yakin und Anakin sich schon verdammt ähnlich liest?), auf einen neuen Trainer, auf hungrige Spieler und auf Spass und Freude im Stadion.

DER BIG KAHUNA BURGER

18. März 2014 Dominik Hug “… the cornerstone of a nutritious breakfast!” Wer schon den einen oder anderen Film von Quentin Tarantino gesehen hat, der kommt um den Big Kahuna Burger nicht herum. Big Kahuna stellt im “Tarantinoversum” eine fiktive hawaiianische Fastfood-Kette dar. Schade, denn der Burger soll laut Jules (Samuel L. Jackson) ein richtig guter sein. Big Kahuna könnt ihr sehen in Reservoir Dogs, Pulp Fiction, Four Rooms, From Dusk Till Dawn und Death Proof.


www.redl.ch

OUTKAST

MACKLEMORE & RYAN LEWIS

PHARRELL WILLIAMS NAS T.I. WIZ KHALIFA M.I.A. FETTES BROT CRO

MOBB DEEP

KID INK BOOT CAMP CLIK SCHOOLBOY Q SAMY DELUXE YG MARTERIA IAM STRESS IGGY AZALEA

GENETIKK

HILLTOP HOODS ANGEL HAZE A$AP FERG IMMORTAL TECHNIQUE

DANNY BROWN

CHANCE THE RAPPER

YOUSSOUPHA

JOEY BADA$$

EARL SWEATSHIRT

VIC MENSA

SKOR

AHZUMJOT

ONE TRACK LIVE

ISAIAH RASHAD

GLANTON GANG 257ers

and... MORE THAN 100 DJs on the wheels

NO.

Hauptsponsoren

Vorverkauf

Bahnbillet

www.openair-frauenfeld.ch

Special interest Partner

Co-Sponsoren

Medienpartner National und International

Medienpartner Lokal und Regional

Medienpartner special interest


kult

®

Juni 2014

KULT – Schule für Nachhaltigkeit und so am Open-Air Frauenfeld.

15. Juni 2014 Rainer Kuhn Wir lieben das Open-Air Frauenfeld ja aus verschiedenen Gründen, die wir hier auch bereits mehrmach geschildert habe. Am meisten lieben wir es jedoch für seine Ideen. Wie zum Beispiel diese da: Das Festival beginnt dieses Jahr ja bereits am Donnerstag. Weil am Sonntag immer alle so dicht waren, dass sie nicht mal mehr den Ausgan ihres kleinen 2-er Zelts gefunden haben, in dem sie zu sechst gepennt hatten. Das sah dann vor allem vor der Bühne nicht so gut aus. Weil unterbevölkert. Das OpenAir Frauenfeld hatte in den letzten Jahren jeweils am Sonntagmittag den Dichtestress problemlos bestanden. Drum: Am Donnerstag anfangen ist eine gute Idee. Gibt nur ein Problem: Der Freitag. All die Schüler und Lehrlinge müssten da eigentlich im Schulbank hocken und nicht unter dem Festbank. Und jetzt? Hunderttausend Schüler und Lehrlinge per Zufall am 11. Juli einfach krank? Die WHO würde sofort von einer Pandemie sprechen und die Regierungen wären verpflichtet, der Pharma tonnenweise Tamiflu abzukaufen. Weil wenns schon gegen die Schweinegrippe nichts gebracht hätte, dann wird’s gegen den OAF-Virus locker denselben Zweck erfüllen. Dem kommen die Organisatoren des Open-Airs Frauenfeld zuvor. Mit einer simplen und drum genialen Idee: Sie haben schwupps eine Festival-Schule ins Leben gerufen. Und die KULTAutoren als Lehrer angeheuert. Konkret: Am Freitagmorgen ist Schule. Drei Stunden lang werden wir

zum Thema „Nachhaltigkeit und Umweltschutz“ dozieren. Mit Wandtafel und Bambusstock. Und einer Prüfung am Schluss. Wobei der beste Absolvent per sofort zum VIP upgegradet wird und ein entsprechendes Bändeli bekommt. Jeder Teilnehmer der Schule erhält zudem ein Attest in Form eines Stempels auf dem Teilnahme-Formular. Damit kann er dann zum Lehrer/Lehrmeister gehen und sagen: Sehen Sie? Ich war da nicht einfach blöd saufen, nein, ich war in der Schule und habe etwas fürs Leben gelernt. Er muss also weder einen Ferientag hergeben noch sich krankschreiben lassen, sondern kanns mit gutem Gewissen verhängen. Und das sind die wichtigsten Punkte aus dem Schulreglement:

Seite dreiundzwanzig

UND DER VAMPIR SAGT SECHS MAL SORRY 19. März 2014 Christian Platz Sorry, aber mir ist es egal, ob die Sonne scheint. Ich begebe mich sowieso erst aus meiner Familiengruft, wenn der Tag vergangen ist. Und sich die Wolken am dunklen Himmel wie eine Schafherde zusammendrängen, die vom bösen Wolf gejagt wird – das schwächste von ihnen wird dem grauen Jäger zum Opfer fallen. So ist unsere Welt. Sorry, ich glaube nicht daran, dass es mir gut geht, wenn es Dir gut geht. Ich bin vielmehr davon überzeugt, dass zu viel warmes rotes Blut durch Deine Adern, durch Deine Arterien fliesst – und ich heute Nacht noch viel zu wenig von diesem ganz besonderen Saft getrunken habe. Deshalb werde ich Dich nun um so zwei, drei Liter erleichtern. Dann geht es mir wieder gut – und bei Dir geht halt gar nichts mehr. Sorry, es stört mich überhaupt nicht, dass es Dir weh tut, wenn ich geniesse. Meine Beisser sind zwar ganz schön scharf, doch ich muss gewaltig in Deinen Hals eindringen, so ich eine jener pulsierenden Schlagadern erreichen will. Die ich dann mit meinen Fangzähnen zerfetze, bis sich Dein Blut – in reichem vollem Schwalle – in meinen Mund ergiesst, meine Zunge, meinen Gaumen, meine Speiseröhre kitzelt. Und mir in der Magengrube unten tiefe Befriedigung verschafft. Sorry, ich habe kein Mitleid mit Dir. Genausowenig, wie Du mit den Schweinchen im Schlachthof Mitleid empfindest. – Während Du deinen Wurstsalat Hawaii

verzehrst; mit einer Extraportion Sahne. Es ist schon so, wir beide haben zwei Augen, zwei Ohren, eine Nase und einen Mund, trotzdem sind wir keineswegs gleich. Es ist unser Appetit, der uns un-

terscheidet. Und der Appetit macht den Unterschied. Zwischen Täter und Opfer. Sorry, Du weckst bei mir keinerlei Sympathien, wenn Du mir erzählst, dass Du Dracula-Fan bist, egal, ob Du Max Schreck, Bela Lugosi, Christopher Lee oder Gary Oldman in dieser Rolle bevorzugst. Ich pfeife auf Jean-Rollin-Aficionados, Karnstein-Schwelger – und auf Anne-Rice-Verehrerinnen sowieso. Auch falls Du vor allem jenen berühmten alten Brief- und Tagebuch-Roman von Bram Stoker schätzt – oder ein schönes Nosferatu-Poster von 1922 im Schlafzimmer hängen lässt -, kannst Du damit bei mir keineswegs Eindruck schinden. Dafür lache ich Dich höchstens aus. Für mich ist das, wie wenn die Kälblein ihren Stall gerne mit Bildern von Schlachthämmern und Bolzengewehren in Aktion verzieren würden: Irgendwie schräg. Denn ich bin Dein Schlachthammer! Sorry, Deine trauernden Hinterbliebenen und Familienangehörigen machen mir keinen Eindruck. Ich gehöre nicht zu Deiner Familie. Meine Verwandten wurden von Bauerntölpeln, Fackeln in schwieligen Händen, durch die Nacht gejagt. Holländische Doktoren und Pfaffen aller Couleur haben uns Pfähle durch die Herzen gerammt, uns mit Spaten enthauptet, uns verbrannt, uns um unsere Unsterblichkeit gebracht. Trotzdem hasse ich Dich nicht. Du hasst Dein Filet Wellington ja auch nicht, das da vor Dir auf dem Tellerchen liegt. Schön blutig. Übrigens: Knoblauch hilft nicht! Das ist nur ein Gerücht…

Mögen die Spiele beginnen.

1. Freitag, 10:00 Uhr vor der Haupthähne 2. Drei Stunden: Nachhaltigkeit & Umweltschutz 3. Rauchen am Pult erlaubt. 4. Alkohol verboten. 5. Bitte pünktlich 10Minuten vor Schulbeginn erscheinen 6. Für z'Nüni ist gesorgt 7. Sprache Hochdeutsch Also: Erst einmal muss man sich anmelden: Auf www.openairfrauenfeld.ch die Anmeldung downloaden und von Hand ausfüllen. Gleichzeitig sich per mail anmelden. Und dann pünktlich erscheinen. Das wärs dann schon. Ach ja. Lil’ Wayne kommt auch dieses Jahr nicht. Aber das wisst Ihr ja schon. Deswegen geht ihr ja auch hin.

REKLAME, DIE WIR GERNE ÖFTER SÄHEN, HEUTE: CONTI REIFEN.

12. Juni 2014 Dominik Hug. Heute Abend startet die Fussball Weltmeisterschaft in Brasilien. Fussballfreunde werden nun einen Monat lang von Spitzenfussball verwöhnt werden. Und es ist absolut okay sich auf diesen Anlass auch zu freuen. Machen wir doch alle irgendwie. Und doch gebe ich einfach noch kurz zu bedenken, dass wir alle nun einen Anlass konsumieren werden, der von einer Institution veranstaltet wird, welche mit Sitz in der Schweiz einen Milliardenumsatz pro Jahr macht und keinen Rappen Steuern bezahlt. Null. Nada. Nix. Aber für Papa Staat scheint

diese Situation ganz akzeptabel zu sein. Nur wenn jedoch bei Familie Müller dereinst der Stutz wegen Arbeitslosigkeit oder Krankheit knapp wird und dieser im Vergleich zur Fifa kleine Steuerhappen nicht bezahlt werden kann, kommt Papa Staat sehr schnell angerannt und lässt dieses eigentlich wenige Geld notfalls auch eintreiben. Was läuft hier falsch? Warum lässt sich die Schweiz so einen Mist gefallen? Wo bleiben die Damen und Herren Politiker und gehen kurz vor dem Wahlkampf gegen dieses mafiaähnliche Unternehmen vor? Oder sind die Einflüsse des Herrn

Blatter doch vielleicht noch grösser als angenommen? Warum gehen wir eigentlich nicht alle auf die Barrikaden und belagern bei Ankunft der nächsten Steuerrechnung das FIFA Hauptgebäude in Zürich? Freuen wir uns trotzdem auf 64 hoffentlich korruptionslose Spiele, auf eine geil aufspielende Nati, auf strauchelnde Deutsche, auf früh rausfliegende Franzosen, auf defensive Italiener und auf offensive Afrikaner. Mögen die Spiele beginnen. Abfackeln können wir Blatters Verein auch noch nach der WM.

NEULICH IM ZOO

10. April 2014 Reinhold Weber. Wie hat man für Motorradreifen Reklame gemacht, als die Zeitungen noch richtig gut waren und die Werbung darin auch? Motorrad weglassen und Herrn Bach und Herrn Knop in vollem Kurvenstand abfotografieren. Dochdoch, so schräg war das damals.

5. Juni 2014 Midi Gottet. Als sich Herr und Frau Gorilla ein “Friedenskämpfli” lieferten, rieben sich die Kindertherapeuten freudig die Hände.


Wichtige StatiStiken Menge an Tessin

Deine Probleme Mein Interesse

Tessin Auch Tessin

Zeit

Essensreste um den Mund

Menge an Essensresten, die um den Mund hängen bleiben

Baby

Deutschschweizer Dialekte und ihre Verständlichkeit für Zürcher

Verständlichkeit für Zürcher

gmüetlech u=o

Immer Betrunken Pizza essen

wäh

Huaraguat Bchodwuoscht mit Senf?

Verstönds scho. Interessiert eifach nöd.

0 10

20

30

40

50

60

70 80

ri Zü

Lebensalter

ch

h

sc tüt

90

ts üü

rnd

Selfies pro Woche ins Facebook posten

au

rg Aa

Google Tra nslat Error. e Language not found.

iiz

hw rsc

e

n En

h

tsc ldi

s

Bo

r zo tna chwi n Pü chts Os

Weekend-Wetter The Great Peak of False Hope

Anz. Selfies

Schön

Mo In Beziehung

Single

In unglücklicher Beziehung

Teenager

Di

Mi

Do

Scheisse

Gefahr

Sofortiges Ertrinken

Quelle: Mama

Sofortiger Tod durch Berühren von Wasser

Mahlzeit

Überlebenswahrscheinlichkeit mit nassem Haar Gesundheit

Stunden Mahlzeit

So

Quelle: Mama

Swim now? Instant drowning.

Voll okay, schwimm

Sa

Orkan Bitch, Orkan!

(Marktwerttest-Selfies)

Schwimmen nach dem Essen

Fr

ser

llü Wa

tiger Soforltungstod Erkä

Haarnässe


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.