Kult Juli 2014

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kult Die besten Blogs aus kult.ch. Juli 2014.

kult ist die erste Blog-to-Print-Zeitung der Schweiz: Unzensierte Kommentare zum täglichen Leben und dem, was sich in den Medien so abspielt.

ICH SCHLAFE NIE: AUSZÜGE AUS MEINEN KETAMIN-NOTIZEN 23. Juni 2014 Christian Platz Ich schlafe nie. Wie einst der grosse Fernandel. Deshalb freue ich mich am Morgen. Wenn die Vögel ihre Lieder singen. Wenn die Sonne ihr Licht in meine Stube wirft. Wie eine Tränengasgranate. Dann wird es für mich allmählich Zeit, meine alten Augen mit einer Klappe zu bedecken, die extra für mich angefertigt wurde, von einem Meister aus Deutschland, meine Givenchy-Ohrenpfropfen reinzustecken. Und einige Stunden zu versinken, in der Welt meiner Gedanken, schwarz wie die dunkelste Nacht der Seele. Dabei weht mir nicht einmal ein Hauch von Schlaf entgegen. Ja, Bruder Schlaf hat mit mir gebrochen. Jahre ist es her. Erst wenn dereinst Vater Tod auf den Plan tritt, werde ich wieder in jene tiefe Ruhe eintreten dürfen, die einst als Gegenstück zur unbegreiflichen-unerträglichen Hektik der Tage geschaffen wurde. Von müden Gottheiten, die auch nicht gewusst haben, was sie damit anrichten. So muss ich an James Booker (1953– 1983) denken, den grossartigsten Pianisten, den New Orleans, Louisiana, die Heimat unzähliger Tastenwunder, wohl jemals hervorgebracht hat, diesen schrägen Vogel, diesen Junkie, diesen Knastbruder. Im Geiste höre ich seine unvergleichlich rollenden Läufe der rechten Hand, seine rhythmisch vertrackt gesetzten Clusterakkorde der linken, seine knarrende, unverwechselbare Giesskannenstimme. Ich muss an seinen Einfluss denken, der zwei Generationen Keyboarder aus dem tiefen Süden der USA zutiefst geprägt hat, und an seine Augenklappe, die mit dem Stern. Dann kommen mir sein zutiefst ungerechter Status des grossen Unbekannten in den Sinn, seine bittere Armut, sein elender Tod. Er verblutete, weil er als Afroamerikaner nicht in die Notfallaufnahmen mehrere Spitäler eingeliefert werden konnte. Und weder die Krankenwagenfahrer, noch die Polizisten, noch die Schaulustigen wussten, dass sie gerade dem Tod eines – mindestens – Halbgottes beigewohnt hatten, der da seine Seele aushauchte. Vor ihren Augen. Das Krankenauto fuhr gleichsam wie ein Totenwagen durch die Nacht jenes unseligen 8. Novembers. Unter bleichen Sternen. Während Papa Legba auf dem Friedhof tanzte und Baron Samedi um die Häuser schlich. Ja. Die Welt ist ein kalter Ort, der noch die schönste Liebe zu ersticken weiss, auch – und eben gerade – jene, die am allerheissesten brennt. So schleichen mir all diese traurigen Geister durch den Kopf, die jäm-

merliche Tode erleiden mussten. Jene Schönheitskönigin, die eines Nachts von einer Horde schwachsinnsgetriebener Testosteronmonster in einer Baugrube stundenlang geschändet, dann elend zu Tode gemartert wurde, während alle Anwohnerinnen, Anwohner ihre Schreie hörten – und die zuckersüsse Schlagermusik, die aus ihren Radios sickerte, lauter drehten, um diese Notsignale furchtbaren Leidens da draussen in klebriger Musiksülze zu ertränken. Die Künstlerinnen und Künstler, die verhungert, verdurstet oder erfroren sind, und nun von der Nachwelt mit Inbrunst verehrt werden, was ihnen zu Lebzeiten nicht einen einzigen Brosamen, nicht ein einziges Glas Bier eingebracht hat. Die stillen, einsamen Selbstmorde, von niemandem beklagt, ausser von den Dienstleuten, die jene blutversauten

Wohnungen putzen mussten, damit sie an neue Selbstmörderinnen und Selbstmörder vermietet werden konnten. Die Alkoholbesessenen, die ihre zerfetzten Mägen in die kotverschmierten Toiletten irgendwelcher Bars am Ende der Nacht gekotzt haben. Die Revolutionärinnen und Revolutionäre, die im Strassengraben verblutet sind. Weil sie ein kleines bisschen Licht, ein Mikrogramm Gerechtigkeit in diese unsere finstre Welt tragen wollten… Sie alle bilden meinen imaginären Freundeskreis, meine Blutsverwandtschaft, meine Privatarmee. Nein. Ich glaube nicht an Euren Gott, nicht an das Gute im Menschen. Ich glaube weder an die Macht des positiven Denkens, noch an die zehn Gebote und schon gar nicht an die Zwergpredigt. Ich glaube überhaupt nicht. Höchstens an Magtech Guardian Gold.357

Ammo, 125 Grain… Ich weiss vielmehr, dass diese Welt ein tiefes dunkles Tal ist. In dem wir alle verrecken werden. Ohne Aussicht auf Erlösung. Wir werden uns in der Dunkelheit auflösen. Wie Zuckerwürfel im Kaffee sich auflösen. Die einzige Verlockung am Tode liegt im Umstand begraben, dass er uns Ruhe bringt. Eine Ruhe, die wir leider nicht geniessen können. Aber immerhin beendet sie jenes Leiden, das wir so selbstbewusst auf den Namen Leben getauft haben. Nein. Ich bin meinen Urahnen, Ahnen, Eltern keineswegs dankbar dafür, dass sie jene Kette der Kausalitäten erzeugt haben, die mich in diese Welt gezwungen hat. Ungefragt. Unvorbereitet. Unverantwortlicherweise. Ich bin vielmehr der Nacht dankbar. Dafür, dass sie nun übers Land zieht, die Unerträglichkeit des Tages endlich erstickend, wie eine weiche Decke oder ein Kissen, das man der Erbtante aufs Gesicht drückt, bis sie das Zeitliche segnet. Und uns ihr hart erarbeitetes Vermögen hinterlässt, auf dass wir es sinnlos verprassen können. Meine Göttinnen verlangen Blut und Schmerz, sie sind nicht lieb, dafür sind sie real. Deshalb reisse ich mir jetzt die Augenklappe runter und die Ohrenstöpsel raus. Ich sehe mit grosser Befriedigung, dass es dunkel geworden ist. Nun stecke ich meinen rasiermesserscharfen Dolch in seine Scheide, die an meinem Gürtel hängt, so ziehe in die Nacht hinaus. Heute wird es Blutwurst geben. Ich freue mich darauf. Und später werde ich singen. Traurige Lieder. Über Kopfschmerzen, Zahnweh und Herzeleid. Dann will ich saufen, will ich raufen, will ich spinnerte Satansweiber die Tonleiter rauf und runter ficken; Ladies, die noch wahnsinniger sind – als ich selbst. Um zu vergessen. Endlich vergessen. Bis ich am Ende wieder nicht schlafen kann. Und dann wird ein weiterer verlorener Tag folgen, der auch wieder gleich sein muss wie der heutige. Das Karussell des Schreckens dreht sich. Bis die Sekunde des Abschieds kommt. Und dann muss man konstatieren, dass alles wirklich keinen Wert hatte, keinen einzigen Funken Sinn. Alle Hoffnungen wurden enttäuscht, alle Liebe ist kläglich verendet, alle Klänge haben sich zu einer unerträglichen Kakophonie vermischt. Alle Talente haben dir nichts eingebracht. So lasse ich mich in meinen alten Sessel fallen, dessen Haut genauso vernarbt und zerknittert ist wie meine eigene. Da sitze ich also. Wach und wirr. Denn ich schlafe nie. Niemals! Eigentlich bin ich ja nur auf dieser Welt, um eine unglaubliche Menge Zigaretten zu rauchen…

Danke Facebook Facebook machte da doch so ein „wissenschaftliches Experiment“. Es ging dabei darum, herauszufinden, wie die Nutzer emotional auf die Feeds reagieren, die sie sehen. So manipulierte Facebook ungefragt und ohne Wissen des Nutzers dessen News-Feed und verglich die Einträge in der Folge. Das Resultat: Wenn ein Nutzer vorwiegend positive Meldungen liest, wird er selber auch „positiver“ bzw. „glücklicher“. Wenn er vorwiegend negative Meldungen liest, wird er selber auch „negativer“, bzw. „unglücklicher“. Ein grosser Entrüstungssturm fegte über die digitale Gemeinde. Dass Facebook so die Daten manipuliere, ohne den Nutzer zu fragen oder wenigstens zu informieren. Blablabla. Ich sags klar: Was Facebook hier gemacht hat, ist eine grossartige Sache. 1. Hat sie eine Untersuchung gemacht, bei dem die Untersuchten nicht wussten, dass sie untersucht werden. Die Resultate sind also nicht unter verfälschten Bedingungen entstanden, sondern real. Das ist schon mal ein grosser Vorteil, weil am Glaubwürdigsten. 2. Das Resultat dieser Untersuchung: Happy Nachrichten machen die Leute happy, negative Nachrichten machen die Leute negativ. Der emotionale Zustand des Menschen wird also direkt durch den Konsum von verfügbaren Nachrichten gesteuert. Bumm. Ein aufsehenerregendes Statement angesichts der Tatsache, dass Medien vorwiegend „negative“ Meldungen verbreiten. Sex and Crime, Unglücksfälle und Verbrechen, das zieht immer, das wollen die Leute lesen, sagt man. Ich sage: Liebe Verleger und Chefredaktoren da draussen: Fickt Euch! Werdet Euch endlich Eures Wirken bewusst, dass Ihr es in der Hand habt, wie die Leute sich fühlen. Dass Ihr mit eurer konstanten SkandalSucht genau das beim Leser hervor ruft, was Ihr vordergründig und scheinheilig anprangert. Dass Ihr durch Eure Auswahl an Meldungen und deren Gewichtung schuldig seid am steigenden Angst- und Unsicherheitspegel der Bevölkerung. Hört auf, Euch hinter Platitüden und peinlichen Rechtfertigungen zu verstecken und übernehmt Verantwortung für das, was ihr tut. Facebook sei Dank ist es jetzt wissenschaftlich erwiesen: Das, was gerne als „Recht auf Information“ betitelt wird, dient einzig und allein der Legitimation, eine Scheiss-Stimmung zu verbreiten und diese konstant aufrechtzuerhalten. Das ist das wirkliche Skandalöse im Zusammenhang mit dieser Untersuchung. Herzlich, Rainer Kuhn seit 1997 Erscheinungsweise: Monatlich (12 x pro Jahr) Auflage: 20‘000 Exemplare Verbreitungsgebiet: Stadt Zürich Herausgeber: Kult GmbH, 8006 Zürich Chefredaktion: Rainer Kuhn Autoren: Reinhold Weber, Midi Gottet, Alex Flach, Henrik Petro, Angela Kuhn, Dominik Patrick Hug, Vanessa Kunz, Christian Platz, Kaspar Isler, Yonni Meyer, Zukkihund, Joy Tieg Jelena Perovanovic, Pete Stiefel, Kontakt: rainer.kuhn@kult.ch http://www.facebook.com/kult.ch Kultzeitung, kult.ch, kultradio.ch sind Unternehmungen der kult gmbh. www.kult.ch/gmbh

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Juli 2014

Männerträume

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DIE SCHWEIZER MEISTERSCHAFTEN DER LANGWEILIGSTEN SPORTART IM LANGWEILIGSTEN FERIENORT. WIRD BESTIMMT SPANNEND. schauen, dass alles mit rechten Dingen zugeht, schliesslich gelten die Schweizer Meisterschaften als Qualifikation für die WM. Aber die Schotten haben an dem Wochenende schon was vor, Baumstämme in der Weltgeschichte rumwerfen, oder Braveheart gucken, was weiss ich, vielleicht war ihnen auch einfach das Zugbillett 2. Klasse an den Bodensee zu teuer. Aber sie geben der Veranstaltung ihren Segen und einen Stapel Reglemente dazu.

28. Mai 2014 Herbie Bolliger Ein blumiger, frischer Duft umhüllt mich, begleitet von einer Musik, die meine Sinne entzückt. Eine leicht bekleidete, junge, gutaussehende Dame – ist das die Venus? – empfängt mich mit einem Lächeln der Spitzenklasse. Sie überreicht mir ein mit goldenem Champagner gefülltes Kristallglas und fordert mich auf, ihr Gesellschaft zu leisten. Wir setzen uns in den idyllischen Garten nahe dem Eingangsbereich. Diese farbenprächtigen, zwitschernden Vögel, diese atemberaubende Vegetation! Exotische Fruchtbäume, duftende Blumen, der glasklare See – ich komme aus dem Staunen kaum mehr heraus. Schade, dass ich diesen wunderbaren Ort schon bald wieder verlassen muss. Doch: Noch ist es nicht soweit. Nach einem zweiten Glas Champagner reisse ich mich vom Rehblick der Venus los und widme mich in einem der nahe gelegenen Privaträume genüsslich meinem angenehmen Geschäft. Schon bald stehe ich allerdings wieder am tiefblauen See und kann seiner Anziehungskraft nicht widerstehen. Wie erfrischend! Und wie diese prächtigen Korallen, Fische und Wasserpflanzen im glitzernden Sonnenlicht in tausend Farben leuchten! Da fällt es mir schwer, meinen Badespass

zu unterbrechen. Trotzdem, ich muss vorwärts machen. Ich schlendere also durch den paradiesischen Garten zurück zum Eingangsbereich, wo mich meine Vertraute zu einer Massage bittet. Und es kommt noch besser: Mindestens ein Dutzend weitere umwerfende Damen haben sich mittlerweile zu uns gesellt. Ein letztes Glässchen im sprudelnden Whirl-Pool direkt neben dem goldenen Eingangstor, dann verabschieden wir uns innig. In der Garderobe nebenan suche ich mir neue Kleider aus. Gar nicht so einfach bei dieser riesigen Auswahl – ich nehme lieber ein, zwei Anzüge als Reserve mit. Ein höflicher Herr bedankt sich am Ausgang für meinen Besuch. Eine goldene Visitenkarte mit den eingravierten Telefonnummern meiner Whirl-Pool-Bekanntschaften schiebt er mir in die Brusttasche meines neuen Anzugs. Dann setze ich mich auf die für mich bereit gestellte Harley – was für ein Sound! – und brause guter Stimmung und total entspannt aus der Toilette.

1. Juli 2014 Rainer Kuhn. Die erste Steinschieferschweizermeisterschaft steht an. Sie wissen schon. Das, was man macht, wenn man am See steht und einem nichts anderes einfällt. Oder weil einem die Frau grad davon gelaufen ist und man grad den Song „Slip sliding away“ im Ohr hat. Oder weil der eigene Vater früher immer am weitesten gekommen ist und man mal checken will, ob man ihn heute schlagen würde. Oder weil

man die Blockflötenstunde geschwänzt hat, aber noch nicht nach Hause kann, weil die Mutter es sonst merken würde. Steinschiefern eben. Olympische Disziplin ist Steinschiefern noch nicht. Aber es gibt eine Weltmeisterschaft. Und einen Weltverband. Der ist in Schottland (wieso verwundert mich das nicht?). Und von dort hätte dann auch eine Delegation runter an den Bodensee kommen sollen, um zu

Jetzt zu den Sachen, die Sie wissen müssen: Datum: Samstag, 16. August 2014 Training und Einschreiben: ab 10.00 Uhr Wettkampf in 5 Kategorien: ab 12.00 Uhr Wir patronieren diesen Mega-Anlass nicht nur, nein, wir sind auch da, um uns für die WM zu qualifizieren. So einfach kommt man so schnell nicht an eine WM. Ausser vielleicht beim Drachenbootrennen. Aber das ist uns zu streng. Hier geht’s zur Anmeldung: www.ermatingen-tourismus.ch

REKLAME, DIE WIR GERNE ÖFTER SÄHEN, HEUTE: PFANNI.

„Bitte verlassen sie diesen Ort so, wie sie ihn selber gerne vorfinden würden.“ Liebes Migros-Restaurant-WC-Putzteam: Das kann ich mir beim besten Willen nicht leisten!

PLÖTZLICH SIXPACK 26. Juni 2014 Reinhold Weber Du hast bloss so kleine schrumpelige? Dann musst Du dein Studium summa cum laude abgeschlossen haben. Wir gratulieren.

WARUM HAKAN YAKIN EINFACH MAL DIE FRESSE HALTEN SOLLTE 25. Juni 2014 Dominik Hug Als Basler hat man zu den Yakins ein ganz spezielles Verhältnis. Murat und Hakan haben beide tiefe Spuren in der Basler Fussballgeschichte hinterlassen. Murat, der grossartige Captain, der den FC Basel zum ersten Mal in die Champions League geköpft und den ersten Meistertitel nach über zwanzig Jahren wieder nach Basel gebracht hatte. Hakan, dieser geniale und unberechenbare Spielmacher, der einst von ganz Europa gejagt wurde. Wir verdanken den beiden viel, wir Basler. Auch wir Schweizer, denn wer erinnert sich nicht an den Knöchel der Nation und wie dieser gegen Irland den Sack für die EM 2004 endgültig zumachte oder die drei Hakan-Tore an der EM 2008?

28. April 2014 Midi Gottet. Tja Jungs, das Auge bläst eben mit.

Zwei Helden. Punkt. Jedoch, die Heldengeschichte der Yakins ist leider nicht so sauber wie die von Lu-

cky Luke. Immer wieder gerieten die beiden Charakterköpfe mit Trainern oder Clubführungen aneinander. Murat versaute sich in den letzten beiden Jahren sein Standing beim FC Basel und sicher der Hälfte seiner Anhänger komplett. Dass Alex Frei ihn dereinst zu seinem

vierzigsten Geburtstag einladen wird halte ich zudem auch für äusserst unrealistisch. Und sein kleiner Bruder wirkt beinahe noch streitlustiger. Hakan vs. Köbi Kuhn, Hakan vs. Gigi Oeri, Hakan vs. PSG, Hakan vs. Al Gharafa, Hakan vs. FC Basel, die Geschichte des streitenden Lil’ Yakin wird wohl noch viele Episoden umfassen. Und nun schiesst Hakan gegen Valentin Stocker, wirft diesem vor arrogante Aussagen getätigt zu haben und ohne Herzblut aufgetreten zu sein. Stocker war im ersten WM-Spiel richtig schwach, das hat wohl jeder mit Fussballsachverstand gesehen. Doch hätte Yakin während seiner aktiven Zeit soviel geackert und gekämpft wie Stocker hätte seine Karriere wohl andere Stationen umfasst als Al Gharafa oder den FC Luzern. Möge er doch seinem Bruder nach Moskau folgen und fortan einfach mal die Fresse halten. Die Schweiz würde es ihm danken.


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Juli 2014

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ÜBER TILL VOM VICE ÜBER BONNIE ROTTEN

24. Juni 2014 Rainer Kuhn. Das Vice und das Kult haben ja manchmal was miteinander. Nichts Ernstes, mehr so ein bisschen knutschen dann und wann. Der Till und ich schauen manchmal, was der andere so macht und wenns dem einen gefällt was der andere macht, dann kanns vorkommen, dass er mitmacht. Aber mehr so im Hintergrund, weil Geschichten klauen wir uns in der Regel nicht. Diese Geschichte auch nicht, auch wenns mich gejuckt hat, denn Till Rippmann hat Bonnie Rotten da. Bonnie Rotten ist eine Pornodarstellerin. Sie hat dieses Jahr an den AVN den Preis für die beste Gruppensex-Szene bekommen. Das ist etwa so wie der Oskar für die beste Nebenrolle. Bonnie ist also wer.

Till kennt den Lars Rutschmann. Lars hat ein Shirt mit Columbo drauf, ansonsten produziert er Pornos und Bonnie ist in Zürich, weil hier im Kino Roland an der Langstrasse Szenen Ihres neuen Films „Rollergirl“ gedreht werden. Sie ist also hier, um zu ficken. Und Till, um sie dabei zu beobachten. Und ich, um Till dabei zu beobachten. Das war die Idee zu dieser Geschichte. Ich treff mich also mit Till am Donnerstag um halb elf vor dem Kino Roland. Lars ist auch da und Bonnie und einer der die Kamera hält, bei Pornos ist das dann meistens auch gleichzeitig der Regisseur und der Cutter. Dann hats noch eine mit einem Block, wahrscheinlich die Aufnahmeleiterin, die Bonnie dann sagen wird, wann sie zu ficken hat. Bonnie ist eher klein. Und hat Spinnenweb auf die Titten tätöwiert. Nebst ein paar anderen Sachen. Sie hat Rollschuhe an, ich nehm mal an, wegen dem Titel des Films. Wir gehen rein. Drinnen warten der Till und ich erstmals. Man sagt uns, wir sollen uns im Kinosaal hinsetzen und warten. Man sagt uns auch, dass wenn dann nachher gefilmt wird, man eventuell unsere Gesichter unscharf sehen könnte und dass, wenn wir das nicht wollen, wir wieder raus müssen. Uns ist das egal, wir denken, dass die Chance, dass uns jemand sagt, er habe unsere Gesichter in einem Pornofilm gesehen, doch eher klein ist. Wir

bleiben also sitzen. Vorne an der Wand hats zwei WC-Eingänge. Einer für Männer und einer für Frauen. Das WC für Männer muss viel öfters gereinigt werden als das andere. Die abgewetzten roten Samtpolster müssten auch öfters gereinigt werden. Wir machen eingetrocknetes Sperma aus. Vorne läuft ein Porno auf der Leinwand. Logisch. Sind ja auch im Roland. Alle sind da. Auch der Hauptdarsteller. Er sitzt ein paar Reihen weiter vorne und wichst sich mal in Stimmung. Bonnie fehlt. Sie ist noch auf der Toilette, muss eine Analspühlung machen. Wenn sie Anal-Szenen dreht, und sie dreht heute Analszenen, dann darf sie jeweils einen Tag lang nichts essen und muss ein paar mal ihren Darmausgang spühlen, damit dann alles auch reibungslos abläuft. Till ist entspannt. Er sagt, er sei gestern mit ihr essen gegangen und dann zu sich in die Wohnung und auf der Dachterrasse noch ein paar Fotos fürs Vice gemacht. Er weiss also, was auf ihn zukommt. Einzige die eingetrockneten Spermaflecken auf dem Polster stören ihn. Wären sie nicht eingetrocknet, würden sie ihn mehr stören. Ich frage ihn, ob man an der Kasse auch Regenmäntel mieten kann, die man sich während dem Dreh über den Schoss legen kann. Kann man nicht. Wir müssen uns also beherrschen. Bonnie kommt, setzt sich in die vorderste Reihe. Das Drehbuch schreibt vor,

dass sie jetzt grad unheimlich spitz ist, weil im Pornokino, und sich anfängt zu fingern, während dann der Darsteller eine Reihe weiter hinten Wind davon bekommt, sich nach vorne beugt, ihre Titten anfasst und sie auf der Stelle zu stöhnen anfängt. Realistische Szenen sind die Stärke eines jeden Pornodrehbuchs. Sie stöhnt also, er steht auf und schwupps ist sein Schwanz erst einmal in ihrem Mund. Alles normal, passiert mir auch jedes Mal, wenn ich ins Kino gehe, also easy. Es wird mit einer Einstellung durchgedreht. Die beiden rammeln sich schweissnass, der Kameramann dreht, mal näher, mal von oben, mal von hinten, irgendwann wird klar wieso nichts essen und Analspülungen, was der ihr alles reinschiebt. Irgendwann hebt er die Hand und will Pause. Es ist verdammt heiss hier drin. Die Szene wird nochmals gedreht. Ich geh mal eins rauchen, ich kenn die Handlung ja schon. Draussen kommt ein kleiner schwarzer Kügelidealer zu Till. Er will 2,5 Millionen Diamäntchen, weil er seine Augen operieren muss. Till gibt ihm eine Zigarette. Das muss reichen. Der Kügelidealer will aber seine Diamäntchen, er sehe ja kaum was. Nur Farben. Drum die Diamanten. Till hat sie nicht. Ich auch nicht. Till sagt ihm, es wär jetzt ok, wenn er weitergehen würde, er hätte ihm ja nicht eine Zigarette gegeben mit der Idee, dass

er jetzt stehenbleibt und ihn vollquatscht. Aber einer, der 2,5 Millionen Diamäntchen braucht, quatscht halt. Logisch. Wir gehen also wieder rein. Bonnie stöhnt und schwitzt immer noch. Die beiden turnen über die vorderen Sitzreihen, als hätten sie drei Jahre keinen Sex mehr gehabt, und während er ihr also so einiges in den Arsch schiebt, sehe ich, dass Bonnie ein Tattoo von Conchita Wurst auf dem Rücken hat. Das sei nicht Conchita Wurst, das sei was anderes, mit ists egal, Ein Tattoo von Toni Bertoluzzi hätte mich mehr irritiert. Kurze Pause. Dann weiter. Ich nutze die Gelegenheit zu gehen. Einerseits bin ich müde, andererseits will ich nicht länger der Demontage meiner Porno-Illusionen Hand bieten. Ok, wenn ich ehrlich bin, gehe ich vor allem aus einem Grund: Ich habe Angst, dass sich die eingetrockneten Spermaflecken auf dem Sitzpolster bei der schwülen Luft hier drin plötzlich wieder aufweichen. Auf dem Nachhauseweg überlege ich mir, was für eine Geschichte ich machen will. Es fällt mir keine ein. Muss es eigentlich auch nicht. Pornos brauchen ja auch keine Handlung. http://www.vice.com/alps/read/bonnierotten-ueber-squirting-analsex-diaeten-dengeschmack-von-drogen-im-sperma-und-nekromantik


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Für Sie endeckt: Ein armes, aber sexy Plakat aus Berlin

5. Juni 2014 Reinhold Weber. „Entdecken Sie …“ ist ja zurzeit der absolute Renner bei den Marketingeltanglern. An jeder Strassenecke, in jedem TVWerbeblock werden wir aufgefordert, Abenteurer zu werden. Und etwas zu entdecken. Z.B. die flauschige Weichheit eines neuen Klopapiers (18-lagig). Oder die mega-erfrischende Wirkung einer neuen Rhabarber-Limo. Oder das imfall total emotionale Fahrgefühl in einem superneuen Kleinwagen. Oder die neue himmlische Bettenausstellung eines Möbelhaus in der Agglo von Aarau. Das ist man ja langsam gewohnt. Nun ist dieser Megatrend aber nach Berlin geschwappt. Und zwar in die Redaktionsstube bzw. in die Propaganda-Abteilung des von uns geschätzten Linksaussen-Gender-WeltverbessererFachblattes taz. (Slogan: Die Tageszeitung.) Sie finden das Plakat, äh, verwirrend? Verstörend? Missverständlich? Geschmacklos? Ja vielleicht sogar ein wenig zynisch? Irgendwie ein bisschen Satiremagazin TITANIC? Nun, das fanden wir irgendwie auch. Wie gut, dass die taz uns deshalb auf ihrer Website Hintergrundinfos zur Kampagne liefert, eine Art Bedienungsanleitung quasi. Denn Werbung,

die man erklären muss, ist immer gut. Das tönt dann so: „Es scheint, dass unsere neue Werbekampagne zumindest zu einigen Missverständnisse geführt hat – was durchaus möglich ist, wenn man die Bilder ohne ihren Hintergrund betrachtet. „Entdecken Sie Europa” und ein Flüchtlingsboot, offensichtlich im Mittelmeer: das ist das Bild von Europa, das wir immer auch im Kopf haben, wenn die taz über Europa schreibt. Die Festung Europa, die per Boot oder über den Zaun in Nordafrika oder andere Grenzen mühsam erreicht werden muss, wenn man nicht privilegiert ist und einen Pass mit Visum vorzeigen kann. „Der Hintergrund im Vordergrund”: Unser Europa ist nicht nur das der Freizügigkeit beim Reisen und Studieren und Arbeiten für die Europäer, sondern das Europa, das mit Frontex seinen Wohlstand „schützt”, aber auch das der Menschen, die in der Türkei oder der Ukraine gegen Reglementierung protestieren.“ Ach so ist das! Vielen Dank für den Aufklärungsunterricht, werte Genossen von der taz. Jetzt haben wir obenherum nicht so Bemittelten endlich entdeckt, wie das mit eurem Europa-Plakat so gedacht war.

MAMI, ICH BI HÜT SCHO DRÜ MAL I DE HÜPFBURG GSI

27. Juni 2014 Midi Gottet. Schatz, wieso bruuchsch du hüt so viel Nastüechli?

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Warum es nichts bringt totaler Optimist zu sein 26. Januar 2014 Jelena Perovanovic. Ich frage mich, wieso Pessimismus so verpönt wird? Die Rede ist hier wohlgemerkt von einer kleinen Dosis, nicht von Schwarzmalerei, die Überhand gewonnen hat und uns in die Depression zerrt. Ich spreche von ein bisschen Negativität, die nicht schaden kann. Sind nicht alle Denker ein bisschen negativ? Wer nachdenkt, sieht auch stets die Kehrseite der Medaille. Als logische Konsequenz sucht man nach allen Variationen, nach dem fehlenden Teil der Gleichung, bis man ihn findet. Kleine Pessimisten suchen sehr wohl auch nach Optimierungsmöglichkeiten, oft nach Wegen aus dem Sumpf heraus, in dem sie schon zu tief steckten. Wie mache ich das halb leere Glas nun doch noch voll? Oder soll ich mich elend betrinken und es dann ganz leer stehen lassen? Die Gradwanderung ist gefährlich und führt manchmal haarscharf am Untergang vorbei. Sie ist aber auch interessant und erfordert Anpassungsfähigkeit so-

wie Entwicklung. Sind Optimisten nicht Menschen, die Angst haben vor der Wahrheit? Haben sie sich nicht gänzlich vor der Realität verschlossen, bloss zum Selbstschutz? Sind sie feige, gar unfähig sich den negativen Herausforderungen des Daseins zu stellen? Man könnte sagen: Nichtsdestotrotz gehen sie leichtfüssig durchs Leben. Was ist dagegen einzuwenden? Pessimisten sind im Stande auch Optimisten zu sein, sie sind offen für andere Möglichkeiten. Pessimisten sind den Realisten weitaus näher. Optimisten hingegen akzeptieren den Pessimismus nicht und drücken somit immer einen Teil Wahrheit von sich weg. Doch um die Realität zu erkennen, muss man auch einen Blick auf die Negativitäten wagen. Teilzeit-Schwarzmaler haben mehr Gründe um zu lachen. Über das Ironische, das Groteske, das Tragische, das Lächerliche, das Dramatische. Sie habe ich lauthals lachen gehört, aus tiefstem Herzen. Schreien vor lachen, mit Tränen in den Augen, stundenlang. Nur zu gut kannten sie die Abgründe, das schwarze Loch, um zu lange darin verharren zu wollen. Sie saugen das Leben in sich auf. Runter in die brennende Hölle und wieder rauf zum Regenbogen. Optimisten hingegen, hörte ich nie nach Luft schnappen vor Freude. Sie sind zwar immer heiter und kichern fast

unaufhörlich (als müssten sie sich immer wieder von der Realität ablenken), aber nie aus tiefem Innern und nie besonders lange. Das Gute ist sowieso immer so nah. Die Lebensfreude ist zu selbstverständlich geworden, um sie zu schätzen. Hat man jedoch schwere Schicksalsschläge zu verkraften, kann kurzzeitig totaler Positivdenker zu sein, seine Vorteile bringen, mental stärken. Doch muss man sich bewusst sein, dass einen die Realität, sprich, der Pessimismus immer wieder einholt. Die Kunst ist es beiden Seiten anzunehmen. Erst wenn man das Negative akzeptiert hat, ihm immer wieder in die Augen sehen kann, wird man seine optimistische Ruhe im Herzen finden. Nur wenn die Tiefs abgrundtief sind, können die Hochs auch himmelhoch sein. Nur wer auch schwarz malt, weiss die ganze Farbpalette zu benutzen. In Wahrheit sind Optimisten die Leidenden. Sie lachen weniger lang und erst noch weniger intensiv. Sie leben weniger und erst noch weniger intensiv. Man würde meinen, sie hätten weniger Sorgen, doch sind sie ein brodelnder Vulkan. Einigen wir uns darauf, dass ein bisschen Pessimisten-Dasein, doch sehr vielfältig und lebenswert ist.

DAS PERFEKTE VERBRECHEN 27. Juni 2014 Henrik Petro Täter: «Darf ich einen Witz erzählen?» Opfer: «Also eigentlich…» Täter: «Was ist orange und läuft von Berg zu Berg?» Opfer: «Hm, wart, den kenn ich, äääh… das ist…» Täter: «Ein Wanderinli!» Opfer: «Ah ja, genau.» Täter: «So luschtig, gäll? Wanderinli – Wandern und Manderinli!» Opfer (ironisch): «Aaaaah, tatsächlich?» Täter: «Das ist eben ein Wortspiel.» Opfer: «Das hab ich schon begriffen.» Täter: «Aus Wandern und Manderinli wird ein neues Wort gemacht. Genial!» Opfer: «Ja wenn Du das sagst…» Täter: «Schon toll, wie Leute auf sowas kommen…» Opfer: «Naja…» Täter: «Ich bewundere solche kreativen Menschen ja total. Du auch?» Opfer: «Grummel.» Täter: «Was ist orange und läuft von Berg zu Berg..?» Opfer: «…» Täter: «Na los, sag schon!» Opfer (genervt): «Ein Man… nein, ein Wanderinli!» Täter: «Haha, Du bist clever! Hast Du

auch so gerne Wortspiele?» Opfer: «Naja, es geht so…» Täter: «Also zwei Wörter zusammengesetzt und das ergibt dann ein neues Wort. Findst Du gut?» Opfer: «Es gibt Intelligenteres.» Täter: «Ich hätte da noch eines: Was ist grün und liegt im Sterben?» Opfer: «Oh Mann.» Täter: «Schwer, gell? Ich sags Dir: ein Sterbsli!» Opfer: «Mhm.» Täter: «Das ist wieder so ein Wortspiel.» Opfer: «Tatsächlich?» Täter: «Aus Sterben und Erbsli ein neues Wort gemacht. Super, oder?» Opfer (mit gerötetem Kopf): «Ja ganz okay.» Täter: «Nein – genial! Sterben und Erbsli gleich Sterbsli!» Opfer (schweratmend): «Hmpff…»

Täter: «Ich liebe intelligenten Humor. Du auch?» Opfer: «Grrmmmppfffhhh» Täter: «Was ist grün und liegt im Sterben? Haha…» Opfer: «Röchel.» Täter: «Ein Schchteeeerbsssliiii.» Opfer: «Keuch, ächz…» Täter: «Oh, und den besten kennst Dunoch gar nicht: was ist braun und schwimmt unter der Oberfläche des Zürisees?» Opfer (mit Schaum vor dem Mund): «Kchchhchhhiiilllfeee…» Täter: «Ich geb dir einen Tipp: es ist auch so ein Wortspiel.» Opfer: «Hhhhhrrrrr….» Täter: «Zwei zusammengesetzte Worte, die ein neues ergeben.» Opfer: «…» Täter: «So wie vorher. Na? Eine Idee?» Opfer: «…» Täter: «Ich sags: ein U-Brot!» Opfer kollabiert. Täter: «U-Brot wie Untersee-Boot, aber statt Boot einfach Brot, das zum Essen. Genial, nicht?» Notarzt: «Zeitpunkt des Todes: 22:26 Uhr.» Piiiiiiiieeeeep…..


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Heiraten ist bünzli

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Selbstaufopferung der Frau 25. Januar 2014 Jelena Perovanovic Heute beim Putzen gedacht: Welch unbefriedigender Tätigkeit doch die Hausfrau nachgeht. Sie putzt, wäscht, kocht. Morgen ist alles wieder voller Staub, die Kleidung verschmutzt, das Essen ausgeschieden. Und so beginnt der Kreislauf von vorne. Sie tritt auf der Stelle. Tag ein Tag aus. Womöglich ihr Leben lang. Gleichzusetzen mit Fliessbandarbeit. Sie lebt von der Selbstaufgabe. Natürlich ist auch eine Berufstätigkeit kein Garant für Selbstachtung. Auch hier, gewinnt die Routine Überhand, so tritt man auf der Stelle und wird unempfänglich für neue Geistesblitze und Kreativität ausserhalb des Jobs. Weiterentwicklung geschieht im Interesse für Irgendetwas und der Ausübung dieser Interessen. Im Einsatz für sich selbst.

6. Mai 2014 Jelena Perovanovic Wie die Kinder der Hippies, die so gar nicht wie ihre Väter und Mütter werden wollten, so wollte ich auf keinen Fall so bürgerlich wie meine Eltern werden und setzte alles daran mich immer wieder von der Norm abzuheben. In gewissen Dingen waren Sie aussergewöhnlich, so war mein Vater sechs Mal verheiratet. Meine stets Vollzeit arbeitende Mutter reiste mit mir manchmal Krisengebiete, nur weil es günstiger war, so die Welt zu bereisen. Kenia während dem Bürgerkrieg, Ägypten nach dem Bombenanschlag. Es werde ja wohl niemand auf die Idee kommen, am gleichen Ort nochmals einen Anschlag zu verüben. Und wenn schon, dann sterben wir lieber dort, als in Zürich von einem Tram überfahren zu werden. Sie hatte nie Angst vor dem Tod, was sich auf die Lebensqualität erheblich auswirkt. Wer keine Angst hat vor dem Tod, dem grössten Auslöser aller Panikattacken, der hat auch keine Angst vor dem Leben, vor Unvorhergesehenem und vor Veränderung. Wie auch immer, meine Eltern hatten sich ansonsten für ein ziemlich normales Leben entschieden. Wohnen in der Agglo, Arbeit, Kinder, Haushalt, mal verreisen. Sie hatten im ehemaligen, kommunistischen Jugoslawien nicht viel gehabt, weshalb sie sich nach Bürgertum und Sicherheit sehnten. Ausserdem: Wer kann sich denn schon mit Kindern ein Hipster-Leben (früher Hippie-Leben), leisten? Wer, der von den Eltern, finanziell nichts auf den Weg bekommen hat, kann denn nur Party machen und ewig ausschlafen? Wir alle rennen dem Geld nach, um es für unsere Zwecke zu verwenden und das ist, egal wie investiert, immer kapitalistisch. Ob wir es ehrlich zugeben wollen oder nicht. Um gewisse Ziele zu erreichen, passen wir uns alle der Norm an. Ich wollte alles anders machen. Unruhig leben, vom einen Tag auf den anderen. Spät oder gar nie Kinder bekommen, weg aus der Agglo, rein ins turbulente Leben. Ein Leben, wie es die Pariser in meinen Lieblingsbüchern gelebt hatten. Die Bohème, die ewig Alkoholisierten, die One-NightStand bevorzugenden, die Freidenker, die Kiffer, die Aussergewöhnlichen, die Unaufgeräumten, die, die sich, egal wie, immer abheben wollen. Weit weg von den Zwängen der Gesellschaft. Dass man sich nur selbst zu etwas zwingen kann, das war mir damals schon klar. Ich wollte nicht diktiert werden, bevormundet von mir unbekannten Menschen, doch verstand ich dabei nicht, dass das ständige Opportunisten Dasein, das immer Gegenteilige von dem zu tun, was alle machen, an und für sich auch ein Zwang ohne Ende ist. Irgendwann fand ich es nicht mehr ganz so hip einfach nur gegen den Strom zu schwimmen. Ich wurde älter und überlegte, was mich gut fühlen lässt und was nicht.

Nach jahrelanger Beziehung und Krankheit, die meinen Partner fast das Leben gekostet hätte, will man sich gegenseitig ein Geschenk machen. Ein Geschenk voll von Wertschätzung, Liebe, Anerkennung und Zugehörigkeit. Man sagt: Danke, dass du mir in den schlimmsten Momenten zur Seite gestanden bist. Danke, dass du mit mir ein für uns so wundervolles Leben aufgebaut hast, mich gestützt, geschubst, aufgefangen und mit mir gelacht hast. Wenn ich sterbe oder erbe, sollst du gleichberechtigt sein. An dieser Stelle soll gesagt sein, dass man sich mit Verträgen zwar gewissermassen und für das Gewissen absichern kann, dass Lücken im System jedoch immer zu enormen Ungerechtigkeiten führen können. Wenn man zusammenlebt führt man sowieso eine Beziehung, die sich vom Verheiratet sein nicht unterscheidet. So haben wir uns über die Möglichkeiten informiert und herausgefunden, dass gleichgeschlechtliche Paare ihre Partnerschaft eintragen, den Namen annehmen können und den Verheirateten fast Gleichberechtigt sind. Ein Konkubinat allerdings, bringt herzlich wenig, ausser dass der eine Partner bei Trennung für den finanziell Schwächeren aufkommen muss. Hauptsache der Staat bezahlt nicht. Man muss einfach heiraten, um sich abzusichern. Solange Verheiratete mehr Steuern bezahlen, wird das auch so bleiben. Ist Heiraten für Manche nicht etwa eine Art „Live For The Moment“? Ist heiraten nicht Rock‘ n' Roll? YOLO? Manchmal eine Kurschlussreaktion, ein unüberlegter Akt, aber immer ein sich-vom-Gefühl-überwältigen-lassen? Ein romantischer Hintergedanke, ein nicht-mehr-rational-denken und drauflosrennen. Ist Heiraten nicht auch wie alles andere, reine Ansichtssache? Ich habe mich für den einfachen, sicheren und schönen, auch wenn nicht rebellischen Weg entschieden. Weil ich überzeugt bin, dass Wiederstand zwar immer sein muss, doch nicht ewig und nicht mehr, wenn man sein Ziel nicht erreicht. Manchmal muss man auf sein Herz hören, auch wenn dies bedeutet, dass man der Allgemeinheit nachgegeben hat. Was man daraus macht, ist schlussendlich so individuell wie jede Beziehung. Ich sage nicht ja für immer. Ich sage ja zu unserer Vergangenheit und unserem Jetzt. Ich wünsche mir, dass unsere Zukunft genauso scheisse und fantastisch wird wie unser Leben bis anhin. Ein Hoch auf den kurzen Moment, in dem man denkt, man wird für immer zusammen bleiben. Ein Hoch auf Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung. Ein Hoch auf das wundervolle Gefühl der Zugehörigkeit. Auch wenn, in den meisten Fällen, nur auf Zeit. Ich mache für mich das Beste daraus.

macht glücklich, ist bereichernd und attraktiv für andere. Wissen wer man ist, was man kann. Welches Hobby hättest du gerne? Was kannst du noch sein und werden? Und vergesst nicht: Eine gleichwertige, interessierte Partnerin ist für die starken Männer bereichernder, als die feminine, Mama. Die moderne Frau hat einfach auf Dauer mehr zu bieten. Mehr Leidenschaft für das Leben, die Familie und vor allem sich selbst. Gebt euch nicht auf, eine interessante Tätigkeit kann auch nur wenig Zeit beanspruchen. Inspiriert euch und wachst aus dem Kreislauf heraus. Von der Selbstaufopferung über Selbstfindung zur Selbstliebe. Hobbys machen Selbstbewusst, stark. SICH SELBST BEWUSST sein, das

Ich verspreche euch, die Reise lohnt sich! Bonne journée!

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5. Mai 2014 Midi Gottet. Werbeagenturen sollten nur noch Touristen als CDs einstellen.


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Juli 2014

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ANLEITUNG ZUM GESUNDEN TV-SNACK WÄHREND DER FUSSBALL WM 20. Juni 2014 Henrik Petro. Wirst du auf Facebook auch laufend mit diesen Bauchfett-weg-Werbungen bombardiert? Das ist fiese Manipulation durch Erwecken von Schuldgefühlen, wie sie selbst die Mutter von Norman Bates nicht hätte besser beherrschen können. Gerade während der Fussball-WM ist die Gefahr riesig, dass sich Bewegung und ungesunde Ernährung diametral exponentiell voneinander weg entwickeln. Am Ende der WM spannt sich das Fussball-Trikot in XL über deinen Bauch als wärst du Christina Aguilera (ja, sie ist wieder schwanger!) – und deine Freundin, die sich schon lange einen Babybauch wünscht, fühlt sich dadurch derart gedemütigt, dass sie mit einem 2. Liga Fussballer durchbrennt. Dies kannst du alles vermeiden, wenn du rechtzeitig – also vor den Achtelfinals – mit der Kult-WM-TV-Diät beginnst und sie eisern durchziehst. Aber hey, kein Bange, sie ist ganz einfach und garantiert erfolgreich – wenn du dich strikt an alle Punkte hältst. Tag 1: 1. Stelle als erstes deine Bierdose auf den Küchentisch. Sonst fällt es dir schwer, die Kohlrabi, Rüebli und Stangensellerie im Kühlschrank zwischen all den Cervelats und marinierten Pouletflügeli zu finden. 2. Ja genau, DAS hättest du kaufen sollen anstelle des XXL-Paprika-Chips-Packs. Das nächstemal schreib dir bitte einen Postizettel. 3. Was das ist? Google nach Bildern! Nein, du darfst während dessen den XXL-Paprika-Chips-Pack ruhig öffnen, solange du nur… okay, dann iss ihn halt fertig. Dann kommst du am nächsten Tag nicht mehr in Versuchung. Tag 2: 4. Genau, zuerst deine Bierdose… aha, du lernst schnell! 5. Die Kohlrabi und Rüebli schälen

und in mundgerechte kleine Stangen schneiden. 6. Nein, es ist schon okay, wenn du sie in ganz exakt gleich grosse Quader schneidest. Wenn dich das an dein vergeigtes ETH-Ingenieurs-Studium erinnert und positive Gefühle weckt, kann das sogar helfen. 7. Wie, du hast dir damals an der ETH im ersten Semester 10 Kilo angefuttert, weil du niemanden kanntest und einsam warst? Na gut, dann schneide eben möglichst unregelmässige Stückchen. Ach was, lass es bleiben – Hauptsache, das Gemüse ist geschält! 8. Ja, ein bisschen Dip ist okay. Herrjeh, dann probiere halt alle sechs Sorten aus, die du gekauft hast, um herauszufinden, welche dir am besten schmeckt. 9. Lecker? Eben, sagen wir ja! Wie – Hunger?! Na klar hast du Hunger, ein bisschen Leiden gehört bei Low-Carb dazu. Moment – wo kommt der XXLPaprika-Chips-Pack her? Du hattest ihn dich gestern leer ge..? Ach so, auf der Suche nach den Dips bist du am ChipsRegal vorbei gekommen. Und dein Grill glüht weshalb nochmal? Ah ja, die marinierten Pouletschenkel laufen ab und müssen gegessen werden. Kein Problem, wir verstehen das.

REKLAME, DIE WIR GERNE ÖFTER SÄHEN, HEUTE: ?

26. Juni 2014 Midi Gottet. Kinder, deshalb heisst’s auch “Science Fiction” und nicht “Science DOK”.

25. April 2014 Reinhold Weber. Heute ein kleines Bilderrätsel für alle, die des Lesens mächtig sind. Zugegeben, es ist ein bisschen knifflig, lass dir also ruhig etwas Zeit. Und nicht nach fünf Minuten bereits aufgeben. Mehr als vier Buchstaben musst du nämlich nicht können. Du hast es? Siehst du, geht doch.

Tag 3: 10. Dass du heute auf Bier verzichtest, ist äusserst löblich. Nur die Flasche Hierbas da beunruhigt uns ein wenig. 11. Du kannst übrigens auch Gemüse grillieren. Meinetwegen auch mariniert. 12. Deine Freunde sind zu Besuch, schön, aber warum genau musst du auch zwei Bratwürste und eine Cervelat mit Speck umwickelt essen? Ach so, um keine blöden Sprüche abzubekommen. Das ist in Ordnung, wahre Freunde sind wertvoll und wichtig. Schade nur, dass du keine hast. Oh, Tobi hat einen Kasten Bier mitgebracht. Nein, es wäre total unhöflich, nicht mindestens sechs Flaschen zu kippen. Tag 4: 13. Deine Waage muss kaputt sein. Anders können wir es uns auch nicht erklären, warum unsere Diät nicht anschlägt. 14. Und was deine hübsche Freundin betrifft: Wenn sie plötzlich nicht mehr mit dir schlafen will, keine Panik, schick sie einfach bei uns vorbei. Wir kümmern uns dann um sie. 15. Gern geschehen.

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23. Juni 2014 Reinhold Weber. Schmeiss sie endlich weg, diese selbstgestrickte Toilettenpapier-Haube mit dem rosa Bommel obendrauf, und hol dir die Rolle künftig von diesem lustigen neuen Plastikkumpel runter. Gibt’s irgendwo bei Amazon.


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Juli 2014

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JENE VERFLIXTE OPTIMIERUNG DES VERGNÜGENS AM SEXUALVERKEHR nergruppen, die davon ausgingen, dass sie die optimale Form des Sexualvergnügens erreicht hätten. Meisten scharten sich diese Gruppen um eine Frau oder einen Mann oder ein Paar – diese Leute wurden dann oft als grosse Heilige bezeichnet oder als mächtige Prophetinnen und Propheten, in einem späteren kulturellen Abschnitt hiess man sie Philosophinnen und Philosophen, noch etwas später Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler -, um Leute halt, die anscheinend den heiligen Gral des Sexualvergnügens gefunden hätten, die ultimative Praxis, Stellung, Passion, Verirrung eben, die dazu führe, dass sich Fantasie und Ausführung nun endlich decken würden. Wenn es jemandem einmal gelungen war, eine Gruppe zu überzeugen und um sich zu scharen, versuchte diese Gemeinschaft natürlich umgehend, den Rest der Kreiselbewohner von ihrer Lösung zu überzeugen. Irrwitzigste Sex-Stellungen, die man nur unter Zuhilfenahme von – teilweise gigantischen und aberwitzigen - Apparaturen einnehmen konnte, wurden diesbezüglich schon propagiert. Doch was die einen ehrgeizig propagierten, wurde von den anderen verworfen, nicht minder engagiert.

16. Mai 2014 Christian Platz Sie leben in einem rasend sich drehenden Kreisel. Dieser Kreisel hat eine dünne verletzliche, aber keineswegs durchsichtige Aussenhülle, schiesst wie eine Kanonenkugel durch einen unergründbaren Raum, den man – von einem gewissen Standpunkt aus – durchaus für unendlich nehmen könnte. Die Bewohner des Kreisels wissen dies alles nicht. Weil es halt von Anfang an so gewesen ist. Sie können sich über das Aussen schliesslich keinerlei Rückschlüsse verschaffen. Kennen sie doch nur das Innen. In Wirklichkeit gibt es ja keine Unendlichkeit, nur verdammt grosse Räume. Und in jenem unergründbaren Raum, durch den unser Kreisel schiesst, der sich auch noch rasend dreht, ist er alles andere als allein. Er teilt ihn sich nämlich mit unzähligen anderen, ähnlich gearteten Kreiseln, die planlos durch die Gegend jagen. Manchmal kommt es dabei zu Zusammenstössen. Die dünnen Aussenhüllen der Kreisel zerbrechen dabei wie Eierschalen. Die Bewohner jener Kreisel, die bewohnt sind, das sind sie leider längst nicht alle, werden sodann in den unergründbaren Raum geworfen und dort gnadenlos zermanscht. Doch auch dies wissen die Bewohner unseres Kreisels nicht. Denn sie haben natürlich noch nie einen derartigen Zusammenstoss erlebt. Und wenn sie einen erlebt hätten, könnten sie nicht mehr davon erzählen. Denn niemand hätte ihn überlebt… So leben sie also in fröhlicher Ignoranz. Naja, so mittel-fröhlich halt. Denn sie erreichen nie ganz jenen Optimierungsgrad ihres Vergnügens am Sexualverkehr, den sie sich eigentlich wünschen würden. Sie können sich das Optimum in dieser Sache zwar vorstellen, können es in Gedanken förmlich spüren, vor allem, wenn sie die Augen schliessen. Wenn es dann aber zur Sache geht, in der fleischlichen Realität, ist es nie ganz so gut, wie sie es sich in der Welt der Vorstellungen ausgemalt hatten.

Da bleibt einfach immer ein gewisses unignorierbares Element der Frustration übrig. Wie kann es sein, überlegen sich die Bewohner des Kreisels, das man sich etwas so gut vorstellen kann, die reale Ausführung des Vorgestellten jedoch immer ein bisschen hinter der Vorstellungskraft zurückbleibt? Dabei geht es ja durchaus um etwas Handfestes. Etwas, das mit Körpern und Bewegungen zu tun hat. Warum vermag die Vorstellung in dieser Sache mehr zu erreichen – als es die Realität im Ernstfall bieten kann? Über diese Angelegenheit haben sich die Bewohner unseres Kreisels jahrtausendelang die Köpfe zerbrochen und gegenseitig eingeschlagen. Schon in der Urzeit hatten weise Frauen und Männer festgehalten, dass jenes Vorstellungsvermögen ein Wegweiser sei,

dem die realen Verhältnisse zu folgen hätten. Demzufolge könne das optimale Vergnügen am Sexualverkehr durchaus realisiert werden, wenn man sich nur genug Mühe geben würde. Aufgrund der Vorstellbarkeit, müsse zwingend auch eine Realisierung möglich sein. Und so sei es die noble Aufgabe der Zivilisation (im Kreisel natürlich, eine andere kannten sie ja nicht), das Optimum in dieser Sache zu erreichen. Die Kultur im Kreisel drehte sich von da an nur noch um jene eine Obsession, um die Optimierung des Vergnügens am Sexualverkehr nämlich. Die Bewohner wollten nicht ruhen, bis sich Fantasie und Anwendung endlich decken würden, bis restlose Zufriedenheit hergestellt sei. Dafür wurde so manches in Kauf genommen. Immer wieder gab es nämlich Bewoh-

Da wurden also hitzige Debatten geführt, die in Saalschlachten mündeten, welche sich dann in Strassenschlachten verwandelten, die sich wiederum zu blutigen Glaubenskriegen auswuchsen. So starben tausende, ja abertausende von Kreiselbewohnern. Im Namen des ultimativen Sexualvergnügens. Alleine in der neuern Zeit tobten im Kreisel vier grausame Auseinandersetzungen, die so genannten Sexkriege, die seine Bewohnerschaft derart dezimierten, dass die Lust, eine Lösung für das Problem der Deckung von Fantasie und Wirklichkeit – in Sachen Sexualvergnügen – zu präsentieren, in weiten Kreisen deutlich abnahm. Beinahe hätte sich sogar die Überzeugung durchgesetzt, dass die Suche nach dem ultimativen Sexualvergnügen nur eine persönliche Angelegenheit sein könne, dass dem einen sein Höhepunkt durchaus der Abgrund eines anderen sein möge, dass es keine perfekte Lösung für alle geben könne. Da wird plötzlich folgende Meldung herausgegeben. Der oberste Wissenschaftsrat der Welt im Kreisel habe die

Lösung nun doch noch gefunden. Sie würde am Donnerstagabend, um 17 Uhr, in genau einem Monat, präsentiert, in einem mächtigen Kuppelbau, der extra zu diesem Behufe von einem Künstlerkollektiv errichtet werden solle. Einzelheiten werden zunächst nicht preisgegeben, es wird lediglich bekannt gemacht, dass die Lösung einfach sei, von jedefrau und jedermann leicht durchzuführen, mit nur wenigen, banalen Hilfsmitteln. Als dieser Donnerstag endlich naht, steigt die Spannung ins Unermessliche. Tausende ziehen in die mächtige Kuppel. Die anderen sitzen in ihren Aluminium-Iglus, denn in solchen leben die Bewohner des Kreisels seit Urzeiten, vor ihren Televisionsgeräten. Schon ist es 16.30 Uhr. Dann 16.45. Und dann… Und dann… Dann begibt sich Folgendes: Unser rasend sich drehender Kreisel, kreuzt – auf seinem Weg durch den unergründbaren Raum – die Bahn eines anderen Kreisels, der sich ebenfalls wie ein Geschoss durch denselben Raum bewegt. Um exakt 16.59 Uhr kommt es zu einem heftigen Zusammenstoss. Dabei zerbricht die dünne Aussenhülle unseres Kreisels. Auch jene des anderen natürlich, aber der spielt in dieser Geschichte keine Rolle. Die Bewohner werden nun in den unergründbaren Raum geschleudert. Und dabei allesamt zu Marmelade zermanscht. Sie haben ihr kollektives Ziel also eindeutig nicht erreicht. Die Geschichte der Zivilisation im Kreisel war halt keine Erfolgsgeschichte. Schade. Doch dies kommt eben schon häufiger vor, als man gemeinhin annehmen will. Jener grossmächtige Dämon, der die Geschehnisse im unergründbaren Raum einst angestossen und die Kreisel auf ihre Reisen geschickt hatte, sich aber nur bedingt dafür verantwortlich fühlt, nimmt vom Zusammenstoss kurz Notiz, gähnt gelangweilt, kratzt sich hinter seinem grossmächtigen rechten Ohr und murmelt: “Schwamm drüber…” Dann steigt er in seinen Harem hinunter, den er allerdings lieber als Sexarium bezeichnet, und treibt es dort ausserordentlich wild. Ohne Rücksicht auf Verluste. Er besitzt ihn natürlich, jenen Schlüssel, mit dem man das Sexualvergnügen ultimativ optimieren kann. Er verspürt allerdings nicht die geringste Liste dazu, diesen Schlüssel mit jemanden zu teilen. Und schon gar nicht mit irgendwelchen Kreiselbewohnern!


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Juli 2014

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Ein mittagessen mit michÈle binswanger nicht. Mir kommts vor, als ob das lineare Zeitgefühl im Jahr Zweitausend aufgehört hat und seither läuft die Zeit nicht mehr linear, mehr so parallel verschoben, und verwischt fortlaufend alles.

Freitag, 3. Juli 2014 Von Rainer Kuhn Auch dieses Interview aus der Reihe „Rockstars des Alltags“ kommt aus der Brasserie Lipp in Zürich. Wie immer. Weil die Moules&Frites da Kult sind. Und die Bedienung freundlich. Gegessen hab ich mit Michèle Binswanger. Wir haben draussen gegessen. Wegen dem Rauchen. Wir haben je einen Salat bestellt und uns ein Lachs-Tartar geteilt. Wie ein Coupe Têtê-à-Têtê, einfach ohne Glace und so.

Ich hab in den Nullerjahre angefangen voll zu arbeiten. Vorher hatte ich ja studiert. Was hast Du studiert? Philosophie. Was macht man danach, wenn man Philosophie studiert hat, so im Normalfall? Ist man dann Eidg. Dipl. Philosoph?

Michèle: Eigentlich hab ich gar nicht viel zu sagen, ich bin irgendwie schon im Sommermodus.

Es gibt keinen Normalfall. Du kannst ja nicht Philosoph werden. Du kannst eine akademische Karriere machen, oder wirst Lehrer, oder gehst zum Bund in irgendeine Ethik-Kommission, oder Journalismus ...

Rainer: Dann essen wir halt einfach ein bisschen, wenn nichts passiert ist. Gestern hab ich ein Interview mit einem Tätowierer gemacht. Was wolltest Du denn von dem wissen? Alles über Fussballer-Tattoos?

Wieso hast du das gemacht?

Wie sich das so verändert hat, warum das so trendy ist jetzt, wie er mit den Leuten umgeht und überhaupt, wie das ist, das ist ja recht intim, du bist da mit diesen halbnackten Leuten, zeichnest ihnen auf die Haut ...

Philosophie? Das war halt das Einzige, was mich interessiert hat, ich wusste sonst nicht was machen, ich dachte, mit Philosophie hast du dann irgendwie alles gemacht. Du lernst da einfach Denken. Das ist wie eine Matrix. Philosophie lehrt dich Denken.

Hast Du eins?

Inwiefern? Logik?

Nein.

Vor allem Abstraktion, Denkfiguren entwickeln, so ...

Auch nicht so ein Arschgeweih? Oder ein Delphinchen auf dem Knöchel? Ein Einhorn auf der Schulter?

Und dann wurdest Journalistin. Wo angefangen, eigentlich?

Nein. Aber ich finde Tattoos noch recht cool. Wenn ichs machen würde, dann müsste ich das durchziehen, weil so ein kleines Tattoo irgendwo, das bringts nicht so. Was mir gefällt sind diese grossflächigen Tattoos ...

Zuerst Basler Zeitung. Was hast Du da geschrieben? Richtigen Lokaljournalismus mit KirchgemeindehausEröffnung und Weihnachtsmarkt?

der Inbegriff von Freiheit und am Schluss hockst Du auf so einem kleinen Boot, jede Nacht hast du das Gefühl du stirbst, weils so stürmt ...

Nein, immer nur so schöngeistiges Zeugs. Zuerst hab ich Thema Musik gemacht, da ging ich dann immer an die Konzerte, war total nervös, weil ich den Artikel jeweils schon am anderen Morgen haben musste. Später kam ich dann da richtig rein, so 2002, der damalige Chefredaktor ging und man wollte Junge, Frauen, das war dann auch eine Chance für mich.

Wie viele wart ihr denn da auf dem Boot?

Und dann?

Da war der Typ, dem das Boot gehörte, ein Vietnam-Veteran, der wollte sein Schiff nach Acapulco runtersegeln und hat ein paar Leute gefragt, ob sie mitkommen wollen. Und ein Skipper war auch dabei. Der war der einzige, der eine Ahnung vom Segeln hatte. Da hockst Du also in dieser Nussschale, hast immer die gleichen Leute um Dich, irgendwie das genaue Gegenteil von Freiheit.

Dann hab ich Kinder bekommen. Und sass plötzlich da, in der Basler Zeitung, mit zwei Kindern, und wollte weg. Da wurde mir eine Kolumne angeboten, beim Surprise ...

Ich find, es tut halt einfach weh. Sicher? Ist das nicht das Geile daran? Ich steh nicht so auf Schmerzen per Se. Ich glaub, es ist mehr, wenn mans hinter sich hat, dann kann man sagen, man hats durchgestanden ...

Bei einer Bluse ist das anders ...

Aber schüttest Du da nicht irgendwelche Hormone aus, Adrenalin und so? Und dann kriegst Du so ein Flash ...

... die Hemmschwelle sinkt dadurch ein bisschen, richtig.

Trotzdem, es ist ja doch eine Modeerscheinung ...

Ich habe mich noch nie wirklich damit auseinandergesetzt. Es gefällt mir einfach, ich finds ästethisch, auch beim Schmuck . Der Grossvater war also kein Seefahrer.

Was hat denn Dein Tätowierer gesagt? Eben nicht so viel zu diesem Thema. Konntest Du denn überhaupt was anfangen mit dem Interview. Ja, schon. Er machts ja schon lange. Er ist seit zwanzig Jahren dabei und so, aber eben, heute ist es ja wirklich Mainstream. Früher war es immer ein bisschen speziell, es waren die Aussenseiter, aber heute hats jeder ... Ich find, das ist völlig egal, obs Mainstream ist oder nicht. Ich mein, es ist immerhin ein Tattoo, das hält eine Weile, das macht man doch nicht abhängig vom Fashion-Moment.

... dann gibt’s doch dieses Infinityzeichen, welches letztes Jahr jeder ins Handgelenk gestochen hat. Da hab ich ihn schon gefragt, ob er es den Leuten eigentlich sage, wenn er jedem dasselbe Sujet macht. Er meinte, so ab dem zehnten am Tag sage er es dann schon langsam ... Was würdest Du Dir tätowieren? (überlegt) ... Eine nackte Frau. So Seemann-Style. Ja, so Seemannsgeschichten gefallen mir, diese nautischen Sachen halt ... Interessiert Dich das besonders?

Nein. Einmal war ich segeln, aber ich habs Scheisse gefunden.

... und am Schluss hockst Du auf so einem kleinen Boot, jede Nacht hast du das Gefühl du stirbst, weils so stürmt ...

... ich kauf das immer ... Echt? Aber ich lese keins.

Wann war das? Wieso? Ist es nicht gut? Ungefähr 1995. Das war ja erst gerade.

Es interessiert mich nicht. Aber ich will dem ein Heft abkaufen, wenn er schon da steht.

Es ist viel passiert inzwischen.

Kannst ihm auch einfach Geld geben.

Ja, aber irgendwie rechne ich die Nuller-Jahre

Ja, aber das ist nicht dasselbe. Ist ja nicht die

Wie kam das? Also im Pazifik, mexikanische Küste runter, wir waren auf Reisen, dachten, das sei


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Juli 2014

... dann ging ich zum Facts, und meine erste Kolumne dort war über den Roger Köppel, der gerade zur «Welt» ging, und der Titel war «Farewell my lovely». Idee der Sache, es geht ja darum, dass sich sein Selbstwertgefühl erhöht, wenn er was verkauft hat, dann fühlt er sich gut, dann hatte er eine Aufgabe, einen Job, mit dem er Geld verdient. Wenn ich ihm einfach Geld gebe hat er das nicht, dann fühlt er sich einfach als Bettler. Jedenfalls wurde das Facts auf meine Kolumne aufmerksam, dann ging ich zum Facts, und meine erste Kolumne dort war über den Roger Köppel, der gerade zur „Welt“ ging, und der Titel war „Farewell my lovely“. Der ist noch mehr im Fernsehen als Du. Dich holen sie immer dann, wenns um Gleichstellung geht, dann sitzst Du in der Sendung „Club“ oder so und stellst die Frauenfront. Ist das lustig?

ein Grundmuster, das ist Sex gegen Sicherheit. Die Hauptwaffe der Frau ist deren Sexualität, die Hauptwaffe des Mannes seine Sicherheit in irgendeiner Form ... ... das ist jetzt aber auch sehr veralgemeinert ... ... ja, sehr. Aber findest Du nicht trotzdem, dass die Angst vor dem Älterwerden bei der Frau eben deshalb eher den Bereich der eigenen Attraktivität abdeckt? Weil sie merkt, dass ihre Hauptwaffe stumpf wird? Ja, vielleicht ... Du musst dich wie neu definieren dann.

Was genau bist Du froh, nicht mehr durchmachen zu müssen? So ein Satz ist immer schnell gesagt.

Seite dreizehn

... Madame, Sie haben eine Midlife-Crisis ... Das hab ich nie gehabt.

Diese Unsicherheit, diese fehlende Erfahrung ... wir haben vorhin darüber gesprochen, wie ich angefangen habe zu schreiben: Jeder Text war eine Riesenqual ... nein, nicht eine Riesenqual, mehr so „schaff ichs, oder schaff ichs nicht“, wenn du jung bist, dann hast du so die Tendenz, alles immer wieder als Entscheidungspunkt zu sehen. „Leben oder sterben“, „Wenn das nicht klappt, dann bin ich vernichtet“. Jetzt hast du die Gelassenheit, du weißt, du darfst Fehler machen, und wenns mit der Genialität mal nicht klappt, dann habe ich immer noch das Handwerk und irgendwie klappts immer, ich weiss, dass es immer klappt, die Frage ist nur noch: Wird es gut oder wird es sehr gut? Oder wird’s vielleicht sogar mal nur durchschnittlich ... Aber es klappt immer. Gelassenheit, gut. Was noch? Und dann bin ich froh, hab ich schon Kinder, dass ich mich jetzt nicht entscheiden muss „Kind ja oder nein?“ Ich hab mich nie gefragt „Kind ja oder nein“, ich habs einfach gemacht. Wenn ich jetzt ent-

Aber Du schilderst hier die klassischen Symptome einer Midlife-Crisis ... ... aber ich wehre mich dagegen ... wieso „Krise“? Hey, Du sprichst mir aus dem Herzen ... aber so nennt man das halt ... das Wort haben nicht die Männer erfunden. Ich würde sagen: „Adaptieren ans Lebensalter“. Man versucht immer, sich an sein Lebensalter zu adaptieren. Ein Triviales Beispiel: Sich kleiden. Wenn man jung ist, kann man sowieso alles anziehen. Heute frage ich mich schon, wie adaptiere ich meinen Style an die neue Lebensphase. Ich überleg mir nicht, ob ich zu alt bin für das, was ich anziehe. Ich sehe nur, wenns Scheisse aussieht, dann zieh ich halt was anderes an. Du bist halt ein Mann. Kannst du als Frau doch auch.

Die waren ja nicht da. Sonst hätte ich Fussball mit ihnen gespielt. Ich wollte einfach spielen. Auch wenns Gummi-Twist war. Ich war ziemlich gut in allem, was mit Bewegung zu tun

... für mich wars einfach nie eine Option einen zu heiraten, der dann für mich sorgt, ich wollte immer arbeiten, ich wollte immer für mich selber schauen können und nicht von jemandem abhängig sein ... hatte. Ich wär auch gerne ein guter Schüler gewesen. Aber es hat mich einfach nie wirklich interessiert. Und ich wurde immer müde im Schulzimmer. Ich bin auch froh, hab ich diese Zeit hinter mir. Welches ist Deine grösste Niederlage? So richtig? So Lebensniederlagen?

Nein, das bin ich nicht, Du unterstellst mir das jetzt. Ich versuche einfach immer pointiert zu sein, aber ich schlag jetzt nicht in die „Ohhh-helft-uns-alle-männersind-bös“-Kerbe, überhaupt nicht. Ich versuche es eben auch nicht zu werten, ich mache Beobachtungen und denke mir dann jeweils: Kann man das jetzt veralgemeinern? Oder ist das nur eine individuelle Geschichte, geht das nur mir so? Das hat mit mir als Person zu tun, nicht mit mir als Frau.

Ich mag mich an zwei erinnern. Der eine ist in der Primarschule, da gabs einen regionalen Zeichenwettbewerb, und dann gaben alle die Blätter ab und später kam die Lehrerin und sagte: Ja, jemand aus dieser Klasse ist es. Und ich, die dachte, sie würde im Leben Grosses erreichen, war sicher, dass ich es war. Ich wusste, dass ich es sein musste. Ich war total entspannt, und als die Lehrerin den Namen sagte, wars nicht meiner. Ich war total geschockt.

Und?

Ich hab auch so einen: Dritte Klasse, Susanne Zehnder hiess sie, und ich war total verliebt. Nach der zehn Uhr Pause schaute ich dann, dass ich neben ihr durch den engen Eingang des Schulhauses ging, und als sie dann so neben mir stand fragte ich sie, ob sie mit mir gehen wolle. Sie schaute mich an, sagte „Nein“ und ging weiter. Ich hatte meinen ganzen Mut zusammen genommen und dann das.

Ja, es kommt darauf an. Ein Thema, welches ich kürzlich mit jemandem besprochen hat, ist das Älterwerden. Ja gut, da hast Du ja noch etwas Zeit, oder? Nein, ich bin jetzt schon ... in diesem Umbruch, ich bin jetzt auch über vierzig, das heisst, die körperliche Attraktivität ist zwar noch da, aber du merkst langsam, dass das nicht immer so sein wird. Es kommen immer junge Frauen nach, die attraktiver sind als du. ... jetzt: Wie gehst du damit um?

Jetzt hast du die Gelassenheit, du weisst, du darfst Fehler machen, und wenns mit der Genialität mal nicht klappt, dann habe ich immer noch das Handwerk ... Dann bist Du gestresst. Nicht „gestresst“, nein. Ich hatte das mit einem Mann diskutiert, übers Älterwerden, was das bedeutet. Das ist jetzt zum Beispiel etwas, was für die Frau deshalb extrem unmittelbar ist, weil du es als Frau auch den ganzen Tag erlebst. Sobald du aus dem Haus gehst, wirst du gespiegelt. Due siehst genau, wie viele Leute schauen mich heute an, wie lange schauen sie dich an, du läufst durch ein Spiegelkabinett, weil, du wirst einfach immer als Frau angeschaut und nicht als Person. Kann ja auch sein, dass Du schon so drauf bist, wenn Du aus dem Haus gehst. Du erwartest es ja quasi schon ... ich glaub mehr, da gibt’s so

Liebeskummer sind ja keine Niederlagen.

Ja, aber es ist auch so, dass du gar nicht anders kannst, du wirst ja auch von deinem Umfeld definiert. Das kann man ja gar nicht ausblenden. Ich glaube aber nicht, dass es mit dem Verlust der Hauptwaffe zu tun hat ... also, es hat schon damit zu tun, aber mehr so ... daran zeigt es sich einfach. Man sagt sonst immer: ach, spielt doch keine Rolle, und dann merkst du, doch, es spielt eine Rolle und das wird nicht mehr besser, du wirst jetzt einfach irgendwie älter, wie bin ich denn in zehn Jahren, was mach ich denn in zwanzig Jahren, was mach ich mit meinem Leben weiter ...

scheiden müsste, in meinem Alter, das würde mir schon schwerer fallen, weil ... keine Ahnung ... (seufzt) und dann ist das streng! Das ist vielleicht streng! Das war glaub die allerstrengste Zeit meines Lebens ... zwei kleine Kinder, 80% arbeiten, pendeln nach Zürich ... nein, echt.. eigentlich super, aber du weißt was ich meine: Ich bin froh, ist das vorbei, auch wenn ich heute viel lockerer wäre. Aber als jung willst du überall gut sein, aus der heutigen Perspektive kanns du dir auch ein bisschen Zeit lassen für alles.

Als Frau kannst du das auch, aber du bist als Frau viel empfänglicher für sozialen Druck. Das ist doch bei den Männern genauso, schau Dir mal all die Präsidentenwahlkämpfe an, da gewinnt heute immer der von beiden, der besser aussieht. Kannst nachschauen. Ja, es wird auch für Männer immer wichtiger. Warst Du ein „Buebe-Schmöcker“ in der Schule? Eine, die immer mit den Jungs abgehängt ist?

In der Pubertät dann aber schon, sicher, da haben wir uns dann in den Barclay James Harvest Alben ersäuft. Ach ja, Pflichfrage bei meinen Gesprächen: Welche drei Alben würdest Du auf die Insel mitnehmen? Das jetzt wieder so eine typische NerdFrage, das ist typisch Mann (HaHa) Also, Frauenfrage: Welche drei Interpreten würdest Du auf die Insel mitnehmen? Ich höre eben so manisch-depressiv Musik. Ich entdecke immer wieder Sachen, die hör ich dann Endlosschlaufe, bis ich es nicht mehr hören kann und dann kommt ein anderes ...

Haderst du ein bisschen damit? Trotzdem, Du beleuchtest in Deinem Älterwerdenprozess jetzt vor allem der physische Aspekt, es gibt ja noch neunhundertdreiundsechzig andere Aspekte, die sich verändern, wenn du älter wirst, die ja nicht unbedingt unangenehm sind. Nein, klar, es gibt natürlich Milliarden von Vorteilen, das ist schon klar. Ich fühle mich heute viel wohler in meiner Haut als früher, ich weiss viel besser, was ich will, ich hab dieses was-wird-aus-mir-wer-binich-eigentlich zeugs nicht mehr ... ... siehst Du? Das hast Du doch gewonnen, eine Zwanzigjährige hat das alles noch nicht. Ja sicher, aber es geht nicht um eine Zwanzigjährige, es ist ja nicht Neid, ich bin einfach froh, muss ich das nicht mehr durchmachen.

Hadern nicht, ich versuche einfach, mich damit auseinanderzusetzen. Auch wie es beruflich weiter geht, jetzt läufts ja noch super, aber läufts in zehn Jahren auch noch super? Schreiben ist wenigstens noch ein Beruf, der verhältnismässig altersresistent ist, oder?

Ja, ich wollte immer ein Bub sein. Also ich bin gerne Frau, aber für mich wars einfach nie eine Option einen zu heiraten, der dann für mich sorgt, ich wollte immer arbeiten, ich wollte immer für mich selber schauen können und nicht von jemandem abhängig sein, mich selber versorgen können, das war immer mein Ziel. Ich war gut im Gummi-Twist.

Ja, klar, man kann vieles in jedem Alter, es kommt halt nur darauf an ob du es willst oder nicht. Aber die Frage ist, bist du noch genug frisch, kannst du genug frisch bleiben was die Neugier betrifft. Das merk ich jetzt schon auch, alles fängt an sich zu wiederholen mit der Zeit, und irgendwann denkst, du: Scheisse, ich mag nicht mehr über das immer gleiche Zeugs schreiben ...

Was? Ja, ich hab immer mit den Mädchen GummiTwist gespielt. Wurdest Du nicht ausgelacht? Von wem? Von den anderen Jungs.

... welches ist es grad im Moment? Disclosure, zwei Jungs aus England, die machen so Remixes, sehr "housig", aber recht geil. Und ich bin total auf Amy Winehouse gestanden, das war eine Künstlerin, bei der hast du gemerkt, bei der ist mehr, das ist nicht nur ein Song oder zwei, die hat wirklich etwas.


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SCHÖN WAR ES, ALS ES DAS SCHAUSPIELHAUS ZÜRICH NOCH GAB 24. Juni 2014 Reinhold Weber Neulich fällt mir ein altes T-Shirt in die Hände. Es wäre beinahe auseinandergefallen, so oft muss ich es getragen haben. Es war ein Geschenk des Zürcher Schauspielhauses und hat für das Stück „Wölfe und Schafe“ von Alexander N. Ostrowskij geworben. Es stammt aus der Zeit, wo die Texter und Art Direktoren jedes Theaterstück gelesen haben (dafür waren ja auch diese gelben Reclam-Heftchen da) und dem Dramaturgen oder dem Regisseur

oder beiden Löcher in den Bauch gefragt hatten, um die Inszenierung dann ihrerseits auf den Punkt zu bringen. Die Reklamemacher waren also selbst so etwas wie Dramaturgen. Und nicht bloss Schriftsetzer oder Typographen. Das war natürlich mit Arbeit verbunden. Dafür hatten die Abonnenten, die Theatergänger und sogar die TheaterMüssiggänger nach ein, zwei Jahren das tolle Gefühl, dass das Zürcher Schauspielhaus ein tolles Haus sei. Was es ja auch war.

Perfektion – eine Macke?

Bloss ist in letzter Zeit zwischen meinen Schädelknochen kein einziges Schauspielhausplakat mehr hängengeblieben, und mein letzter Theaterbesuch im Schiffbau oder Pfauen ist auch schon eine ganze Weile her. Schade eigentlich. Wäre doch allemal schlauer, als in der Beiz zu hocken oder vor dem Laptop oder Kugelgrill. Zumal die neue Intendantin, die Frau Frey, so heisst sie glaub, es ebenfalls ganz ordentlich macht. Glaub.

FERTIG MIT SCHEISSJUGO 23. Juni 2014 Dominik Hug Das Tor von Mehmedi, der kämpferische Einsatz von Behrami und das Tor von Seferovic. Der Fussballsport hat die undankbare Aufgabe mehr zu sein als nur ein sportlicher Wettkampf. Fussball verkörpert Teamspirit und Völkerverständigung gleichermassen. Und nun stehen wir Schweizer dank der Treffer und Vorbereitung einiger Secondos aus dem ExJugoslawischen Raum mit drei

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Zehen bereits im Achtelfinale der WM 2014. Es wäre zu wünschen, dass diese Tore und auch der RugbyEinsatz von Behrami sehr zur öffentlichen Akzeptanz dieser Bevölkerungsgruppe beigetragen hat. Auch wenn es eigentlich traurig ist, müssen Menschen wie du und ich Tore schiessen und auf die Fresse bekommen um von einem Land und seinen Ureinwohnern akzeptiert zu werden.

6. Mai 2014 Joy Tieg . Wir alle streben danach. Es nicht zu tun, wäre eine Sünde der heutigen, modernen Zeit. Voll uncool, das Gegenteil von hipp, „out“ eben. Es ist ein Vollzeitjob: „nous avons du style“, aber natürlich nicht auf Französisch, denn Englisch ist die Sprache der erfolgreichen Manager, der Model, Musiker und Schauspieler, nach deren Ebenbild wir streben; „voll steil ebe, de style.“ Die Perfektion, sie strahlt uns entgegen. Von jedem Hochglanzmagazin lächelt sie, in Fernsehwerbungen wird uns der Begriff rundumfänglich erklärt. Die Perfektion von heute umfasst den gesamten Lebensstil, Körper, Emotionen und Alkoholkonsum inbegriffen. Je nach Altersklasse mögen die einen Dinge variieren. Die gleich bleibenden Variablen müssen dabei keinerlei Sinn ergeben. Zuerst ein Beispiel einer veränderbaren Variable, wie dem Alkoholkonsum: Ein zwölfjähriges Kind, das Alkohol konsumiert wird in der heutigen Gesellschaft als „Absturz“, bedenklich und wahrscheinlich durch die Eltern vernachlässigt bezeichnet. Wird das selbe Kind dann zum Teenager, sagen wir 16 Jahre alt, ist es „voll dabei“ wenn es mit einer Flasche Wodka und einem Sixpack Energy Drinks in das Wochenende feiert, mit den Kumpels natürlich. Voll krass. Mit zwanzig bleibt der Konsum der Selbe, der billige Wodka wurde eventuell durch etwas weniger billigen Whiskey oder ähnliches ersetzt. Mit dreißig gibt es die Alkoholexzesse immer noch, jedoch seltener, ein, zwei Gläser Wein sind angebrachter. In der Vierzigern gibt es ein „Cüpli“ zum Apéro und für das Ausklingen des Abends auch einmal einen geschmackvollen Brandy, teuren Whiskey oder Coretto Grappa mit Espresso. Zugegeben, wie es im Alter ist, wird sich bei den einen noch zeigen, die Jugend und junge Erwachsenenwelt jedenfalls ist gefüllt mit Bier, komischen Mischungen und später stilvolleren Mischungen. Oft, manchmal, vielleicht. Da muss man auf jeden Fall aufpassen, dass man nicht zu sehr abweicht, sonst ist man out. - „Was, du magst kein Bier? Jetzt wirklich, so gaaaaaar nicht?“, ungläubiges Glotzen, Kugelfischaugen, die Gefahr laufen, aus dem Kopf zu ploppen. Da muss man schon ungemein gute Qualitäten haben, um dieses Manko wett zu machen. Immerhin ändert sich diese Variable und irgendwann, ja irgendwann kommt das Alter, bei dem man eher zum entsprechenden Trinktypus passt. Eine andere Variable, die sich, entgegen der Realwelt, im angestrebten Idealbild nicht ändert, ist das Aussehen. Egal welcher Altersklasse man entspricht, erstrebenswert ist es, wie dieses Model oder jene Schauspielerin auszusehen. Beide sind zwischen achtzehn und neunundzwanzig, dünn wie eine Sechzehnjährige, die den Babyspeck schon abgelegt, die natürlichen weiblichen Rundungen jedoch nicht angenommen hat. Ob dies „ästhetischer“ Bildbearbeitung oder den Genen zu verdanken ist,

sei dahingestellt. Für die Männerwelt ist das Idealbild noch verklärter, nimmt in letzter Zeit jedoch erschreckenderweise immer klarere Formen an. Groß, muskulös, kantiges Kinn, klare Gesichtslinien. Was treibt den Homo sapiens dazu, Ideale zu erfinden, um nach ihnen streben zu können. Faulheit ist uncool, immer im Geschehen, immer am funktionieren. Ferien und Krankheitsausfall müssen gerechtfertigt werden. Jene Zeit auf Youtube und die Minuten vor dem Fernsehen ebenfalls. Wieso? Ist es so schlimm, für einen Moment den Kopf auszuschalten und einfach mal „Paaaauuuseee“ zu denken? Ein Stück Kuchen, Schokolade, Softgetränk, die Jogginghose für die Uni, das ungeschminkte Gesicht, die nicht gewachsten Haare, alles verlangt nach einer Rechtfertigung und nach schlechtem Gewissen bitte und zwar nicht zu knapp. Vergleich, Comparaison, Comparison und viel Wettkampf, das ist der heutige Zeitgeist, der „Flow der Gesellschaft“. So funktioniert das Wirtschaftssystem, so funktionieren unsere Leben. Doch nicht alles, was als Cappuccino verkauft wird, ist auch einer, Räusper Emmi Caffe Latte. Der Majorität unseres Umfeldes stehen wir nicht besonders nahe. Unbewusst oder bewusst vergleichen wir uns trotzdem mit ihnen. Was einem Bekannte erzählen, ist aber nicht die Realität, sondern eine Selbstdarstellung. Eine Inszenierung dessen, was gut läuft. Es gibt Tage, an denen bröckelt der Putz, da schimmert dann ein Stück der ernüchternden Realität hervor. Ernüchternd und befriedigend gleichermaßen, denn damit wird eines klar: niemand ist perfekt. Ein Aufatmen, ein scheues Lächeln, das hoffentlich als aufmunternd verstanden wird und ein gut gemeinter Rat oder ein flaches „das wird schon wieder“. Diese baufälligen Momente sind es, die wir besonders schätzen, die erlauben, uns erleichtert in den Sessel zurückfallen zu lassen. Es ist doch alles normal. Wir sind nicht die totalen Versager einer perfekten Welt, bloß ein weiteres Glied, das nach Perfektion strebt, zum Glück. Zum Glück sind die Menschen nicht perfekt, zum Glück sind wir selber nicht perfekt. Wer will schon mit jemand perfektem befreundet sein? Dem Druck will sich niemand aussetzen, wie langweilig und anstrengend so ein Leben sein muss. Gefüllt mit Programm, Intellekt, Schönheit, glatter Emotionsoberfläche, nein danke. Man stelle sich eine Beziehung mit einem perfekten Exemplar vor. Die ständige Angst, dass sich der Partner jemand anderes sucht, der dem gewünschten Niveau eher entspricht. Der Druck, mitzuhalten, nicht zu resignieren oder einfach nur vor Erschöpfung in einen Dornröschenschlaf zu fallen. Zelebrieren wir also unsere Macken, umarmen wir sie voller Hingabe, am besten haben wir gleich Sex mit ihnen, denn „Sex sells“ und damit lassen sich die kleinen Schönheitsfehler des Wesens ausgleichen.


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DAS GESTÄNDNIS 26. Juni 2014 Henrik Petro «Mami, Papi, habt Ihr ein paar Minuten? Ich muss euch etwas Wichtiges sagen.» «Helga, unser Junge will einen Familienrat, kommst Du?» «Natürlich, gleich, ich habe Grüntee aus nachhaltigem Anbau gemacht. Wollt Ihr auch welchen?» «Ist es ein Fair Trade Tee?» «Ja was denkst Du denn?» «Dann gerne! Hat es auch noch diese Biodinkelguetzli?» «Meinst Du die mit dem antiobiotikafreien Honig? Ich bringe sie mit.» «Also, lieber Sohn, was liegt dir auf dem Herzen?» «Mami, Papi, ich muss euch etwas sagen. Etwas, das mich sehr beschäftigt.» «Der Krieg in Syrien?» «Wie? Nein, ich trage das schon lange mit mir…»

«Ah, es geht um die Abholzung des Amazones-Regenwaldes? Die Ozonschicht? Monsanto?» «Nein, es hat etwas mit mir zu tun, ich… hm, ich weiss nicht, wie ich anfangen soll…» «Sag es doch einfach aus deinem Herzen heraus, so wie wir es dir beigebracht haben!» «Also, Ihr wisst ja, dass Kinder sich nicht immer so entwickeln, wie die Eltern es sich wünschen…» «Ja? Erzähl weiter!» «Und was ich euch zu sagen habe, das… nun, ich habe Angst, Ihr habt mich dann nicht mehr lieb.» «Ach mein Junge, natürlich haben wir dich lieb, egal, was Du uns sagst! Bist Du etwa schwul? Das würde uns nichts ausmachen…» «Was? Schwul? Nein! Ich habe doch eine

Freundin!» «Ah ja?? Seit wann?» «Seit zwei Jahren! Ihr kennt Sie doch! Sybil!» «Sybil?» «Ach hör doch auf, Paps, Du magst sie einfach nicht, weil sie von der Goldküste kommt und Ihr Vater im Verwaltungsrat von Novartis ist!» «Dein Vater findet einfach, Du hast etwas Besseres verdient!» «Und Du, Mami, magst sie nicht, weil sie

sich schminkt und auch andere Kosmetik verwendet!» «Dafür werden Tierversuche gemacht! Das kann ich einfach nicht gutheissen!» «Aber darum geht es nicht… Es geht um meine berufliche Zukunft…» «Ja? Hast Du dich endlich für eine Ausbildung entschieden? Als Biobauer? Förster? Oder willst Du zur Entwicklungshilfe?» «Oder willst Du Soziologie studieren? Oder Politikwissenschaften?» «Nein. Ich… ach was, ich sage es einfach: ich will Banker werden!» «…» «Sagt doch was. Irgendwas!» «Oh mein Gott, was haben wir nur falsch gemacht?» «Vielleicht ist es nur eine Phase?» «Was wird nur unsere Familie dazu sagen?»

«Da steckt sicher diese Sybilla dahinter!» «Sie heisst Sybil. Und nein, ich habe es mir lange überlegt. Aber mich faszinieren nun mal Bonds, Investment Fonds, Derivatehandel, Termineinlagen…» «Aber wenn Dir Einlagen gefallen, warum dann nicht Schuhorthopäde? Das hat Zukunft!» «Mami!» «Mein Sohn wird Handlanger des organisierten Verbrechens!» «Papi!» «Und trägst Du dann auch so einen… Dings.?» «Dings??» «Äh, Anzug?» «Ja. Und auch Schuhe.» «Nein!» «Doch!» «Helga, ich verlange einen Vaterschaftstest!»

Was Menschen von Hunden lernen können 5. März 2014 Jelena Perovanovic Mein Hund. Natürlich der beste, schönste, intelligenteste, süsseste, am besten riechende (auch seine Kaka riecht besser, als die aller anderen Hunde), menschlichste und am wohlsten erzogene aller Hunde, die es jemals gab, gibt und geben wird. Zwischen Mensch und Haustier, verhält es sich genau gleich wie bei Eltern und ihren Kindern. Obwohl man bei manchen Rotzlöffeln laut denken könnte: Dich, kann ja echt nur deine eigene Mutter lieben. Wie auch immer. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Hundehalter etwas Positives von seinem Vierbeiner lernen kann. Es bedarf nur, dass wir die Verhaltensweisen unseres Hundes genau studieren und auf unser Leben übertragen: Mitfühlen Dino hat, wie alle anderen Hunde, einen sechsten Sinn. Er merkt mir an, wenn etwas nicht stimmt, legt sich zu mir an den Bauch, wenn ich Schmerzen habe. Leckt meine Tränen weg, wenn ich weine. Ist ganz aufgebracht, wenn ich es bin. Wir sollten uns in ein wenig mehr in Empathie, Achtsamkeit und Zuhören üben. Uns immer mal wieder in die Lage des Anderen versetzen. Soll nicht heissen, man müsse jeder Bürokollegin die Hand auf den Bauch legen, wenn man denkt, dass sie ihre Periode hat. Eher,

Walk in my Shoes und so. Dann wäre die Welt schöner für alle. Flower Power. Einfach bitte ohne LSD. Nähe und Geborgenheit einfordern Genauso wie er gibt, wenn ich es brauche, nimmt sich Dino, wenn er etwas braucht. Wenn er gestreichelt werden will, dann zeigt er es. Zuerst unaufdringlich, doch bestimmt. Er legt sich hin und signalisiert mit winkenden Beinbewegungen, dass er jetzt eine Doggy-Massage braucht. Sollte ich ihn ignorieren, kratzt er. Immer stärker, bis mein Arm aussieht als hätte ich mit einer vom Exorzismus befallenen Katze gespielt. Er ist eine kleine Attention whore. Eine, die kriegt was sie will. Es wurde bewiesen, dass das Streicheln von Haustieren meditativ und enorm beruhigend auf Menschen wirkt. Der Puls der Probanden hat sich verlangsamt, die Stresshormone waren niedriger, wenn sie 20 Sekunden lang über das Fell ihres haarigen Freundes gefahren sind. Auch wir sollten uns nicht schämen, Nähe zu suchen, danach zu fragen. Egal ob vom Partner, der besten Freundin oder von den Eltern. Vor allem aber, sollten wir auch im Alltagstrott niemals vergessen, wie essentiell Körperkontakt für unsere Gesundheit ist. Es ist unser Grundbedürfnis. Kuschelattacke! Sexytime! BungaBunga Party! Selbstbewusst sein Wenn wir draussen unterwegs sind, meint der acht Kilo leichte Hund (gleichschwer wie eine Katze), dass er der König der Löwen sei. Nichts würde ihn davon abhalten, sich einem Kalb von einem Hund in den Weg zu stellen. Er wurde einmal von einem gigantischen

Kopfkissenschläfer: Mein Hund meint er sei ein Mensch

König der Manipulation

RIDE OR DIE

solchen angegriffen. Resultat ist, dass er seither alle suspekten, grösseren Hunde in die Flucht kläfft. Nie hat er sich selbst in Frage gestellt, nie hat er sich einschüchtern lassen. Sein Ego ist so gross wie der Prime Tower. Genau das ist es, was wir auch brauchen. Kraft schöpfen aus negativen Erlebnissen, doppelt kämpfen. Rückzug bringt uns nicht weiter. In der Vergangenheit zu leben sowieso nicht. Kopf hoch, rauf aufs Ross und zurück aufs Kriegsfeld. Kein Nein hinnehmen Genauso wie Dino zu Streicheleinheiten kommt, versucht er alles andere zu bekommen. Dabei ist sein sturer Fell-Kopf unermüdlich. Immer wieder bettelt er um Essen. Denn Essen, das ist seine grösste Leidenschaft. Da nützt alles schimpfen, nein sagen, bestrafen und belohnen nichts. Ganz, als hätte er Alzheimer. Jedes Mal aufs Neue. Ausdauersport vom feinsten. So möchte ich auch sein. Denn, wenn man aus vollem Herzen für seine Leidenschaft kämpft, so sollten Abweisung und unendlich viele Neins, niemals zur Aufgabe drängen. Morgen ist ein neuer Tag - an dem wir Nein-Alzheimer haben. Nichts nachtragen Dino scheint auch Alzheimer zu haben, wenn es darum geht, böses Verhalten zu vergessen. Wenn ich ihn beschimpft habe (weil er wieder einmal weggerannt ist, um eine läufige Hündin zu besteigen oder den Müll fressen wollte), hat er das in zwei Minuten verdrängt und wedelt mich an. Deshalb funktioniert unsere Beziehung. Wir machen uns keine Vorwürfe und wir leben nicht in

der Vergangenheit. Deshalb sind wir glücklich. Nachtragend sein hat noch nie ein Problem gelöst. Never ever. Kommunikation und mal ein Auge zudrücken, allerdings schon. Groll schadet nur uns selbst. Liebe leben Dino freut sich immer soooo wahnsinnig mich zu sehen. Er hüpt herum, winselt, manchmal kommt sogar ein bisschen Pipi aus seinem Chopstick. So sehr freut der sich. Und ich muss nicht mal Würstchen in der Tasche haben. Ohne Grund, nur weil ich wieder da bin. Sein kleines Herz ist grösser als das, manch grosser Menschen. Meist sind wir so in unserer eigenen Welt gefangen, dass wir vergessen Zuneigung zu geben. Ich werde mir vornehmen, mehr Ich liebe dich zu sagen. Ich schätze dich, danke, dass es dich in meinem Leben gibt. Ich denke an dich. Sich genieren bringt nichts. Sagen was man fühlt, allerdings schon. I love you, lieber Leser. Danke, dass es dich gibt. Nie die Hoffnung aufgeben Wenn ich koche, liegt Dino immer hinter mir. Obwohl er genau weiss, dass es nichts zu essen geben wird, beobachtet er mich eindringlich. Es könnte ja sein, dass etwas herunterfällt und er es sich schnappen könnte. Dies ist in seinen vier Lebensjahren vielleicht zwei Mal passiert, genau dann, wenn ich nicht schnell genug war, es aufzuheben. Und trotzdem liegt er da, voller Hoffnung. Mit Herzchen in den Augen. Dino hat die Geduld erfunden. Wir dürfen nicht aufgeben, auch

wenn es in unserem ganzen Leben nur ein einziges Mal passiert, dass die grosse Chance vor der Tür steht. Wenn sie dann da ist, sind wir bereit. Manipulieren Manchmal, wenn ich so auf dem Sofa etwas knabbere, kommt er und legt seinen Kopf in meinen Schoss. Dann kommt der Manipulationstrick mit sicherem Erfolg; Der fiese Hundeblick. Manchmal bin ich zu schwach und sein Blick zu stark. Hier, dann kriegst du halt ein bisschen. Dann geht er rasch weg, frisst zufrieden vor sich hin. Aber, wenn da noch mehr zu holen ist, liegt der Kopf ratzfatz wieder an gleicher Stelle. Unermüdlich. (siehe oben: Nie die Hoffnung aufgeben) Auch wir sollten manchmal im Stande sein ein wenig zu manipulieren. Ausserhalb des engsten Umfelds versteht sich. Ein bisschen süss kucken da, ein wenig böse sein dort, bluffen hier und da, sich dümmer stellen, als man ist - sowieso. Manchmal ist es einfach besser, seine Meinung nicht immer kundzugeben und nicht direkt zu sein. Bei Politik, Religion und Geld einfach die Fresse zu halten und die Erwartungen an uns zu erfüllen. So gehen wir erfolgreicher durchs Leben. Willst du Erfolg, so übe vor dem Spiegel in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Wenn du dann den Job bei Gay.ch bekommen hast, kannst du ja immer noch sagen, dass in deinem Zimmer ein Poster von Putin hängt. Hundeleben Dino chillt, besser gesagt, schläft 70% seines Alltags. Den Rest der Zeit meditiert er im Beobachten seines Herrchens oder spitzt die Ohren, um alles genau abzuhören. Nichts entgeht ihm. Dann kackt er noch, frisst, wird gestreichelt, freut sich und spielt. Seine Arbeit besteht darin, auf mich zu hören, Tricks zu lernen und dabei megageile Belohnungen abzusahnen. Genauso sollten wir uns unser Leben auch einrichten. Punkt. Chillen (meditieren, ruhen), Beobachten (uns informieren, aufmerksam sein), Ohren spitzen (anderen zuhören), Kacken und Fressen (gut kacken und gut essen), gestreichelt werden (Geborgenheit fühlen, Sex haben), Spielen (Hobbies nachgehen),Tricks lernen und auf Herrchen hören (arbeiten was uns gefällt, auf Mentoren und erfolgreiche Leute hören, Teamwork schätzen) und Belohnungen absahen (Anerkennung einfordern für unser Tun). Animalisches Leben halt. You’ll love it!


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Kritik am Schweizer Bildungssystem 6. Mai 2014 Jelena Perovanovic Die Berufsausbildung – Ein Vertrag mit der Wirtschaft, aus dem man so schnell nicht heraus kommt Das Schweizer Schulsystem unterteilt schon sehr früh, ziemlich inhuman, in gute, mittelmässige und schlechte Schüler. Da müssen wir ehrlich sein: Ob nun Oberschule oder Sek C genannt, wir wissen genau, wie wir kategorisiert werden und was das bedeutet. Nach dieser Einteilung geschieht meist die Berufswahl. Natürlich, ja, wir können uns als besser gewordene Schüler immer wieder hocharbeiten bis zum Gymnasium. Doch dies sind seltene Fälle. Denn ist ein Kind erstmals in seiner Klasse, so will es seine Kameraden nicht verlieren. Man befindet sich in der Pubertät und fühlt sich deshalb generell unwohl beim Gedanken daran, neue Menschen kennen zu lernen und gar die gewohnte Umgebung zu verlassen. Unsicherheiten prägen einen und deshalb sucht man sich Halt im nächsten Umfeld, bei Freunden. In der Schule sagen die Mitschüler dann zu einander, wie toll die Lehre sei, welch Unabhängigkeit man erlange, wie erwachsen man werde. Alles, was sie zu Hause gehört haben, plappern sie dann weiter. Und es funktioniert. Denn mit 15, das dürfen wir nicht vergessen, scheinen 800 Franken die weite Welt zu bescheren. Vielen Eltern ist es sogar mehr als recht, wenn sie dem Kind finanziell weniger Sorge tragen müssen. Wenn die Freunde dann also nach Jobs suchen, so geht man gerne brav an die Berufsmesse und sucht sich einen Beruf aus, den man später ziemlich sicher hassen wird. Noch immer ist die Gesellschaft der Auffassung, dass eine Berufsausbildung, insbesondere die Kaufmännische, die beste Option sei, wenn man nicht weiss, was man mit seinem Leben anfangen soll. Man könne sich weiterbilden, verdiene ganz ok, der Job sei nicht anstrengend. Leider ist es nun so, dass wir nicht mehr in den 70ern leben, wo es um Leben (Bürojob) oder Tod (Handwerk) ging. Durch die Technologie haben wir einen immensen Zuwachs an Berufsgattungen verzeichnen können, was Eltern und Angehörige aber doch nicht davor zurückschreckt, noch immer für das ewig angesagte KV zu plädieren. Es scheint von den Erziehungsberechtigten zu viel verlangt, sich einmal intensiv mit dem Kind, dessen Bedürfnissen und dann den Berufen auseinander zu setzen. Hat das Kind kein offensichtliches Talent, so macht man halt das Durchschnittliche. Oder sonst eine Lehre. Man könne sich ja weiterbilden. Ein junger Mensch weiss in der Pubertät noch nicht wer er ist und was er im Leben will, dazu ist ja dieses Alter da. Diese wichtige Phase des Lebens ist da um auszuprobieren, langsam auszureifen und nicht, um sich signifikante Fragen zu stellen wie: Womit möchte ich mich die nächsten 40 Jahre befassen? Im Moment interessieren die Meisten doch sowieso nur für Musik und die sexy Seite in der Bravo. Jugendliche wissen nicht was es heisst zu arbeiten. Es ist eine Zumutung, einen Mensch dieses Alters mit lebenswichtigen Entscheidungen zu belasten. Richtig treffen, werden sie die Wenigsten. Da hilft der Schnuppertag, an dem sowieso alle nett sind und alles spannend ist, auch nicht wirklich. Er ist meist nur eine willkommene Abwechslung zum Schulalltag. Lehrlinge werden zu günstigen Robotern ausgebildet, die keine Zeit haben sich zu finden. Junge Menschen, die abends zu müde sind für Hobbies, Freunde und Interessen. Sie werden sagen, man lernt zu arbeiten, was ist denn schon falsch daran?

Wenn die Kinder wenige Jahre später zu arbeiten lernen, wird es sie genauso prägen. Eine Arbeitsmoral lässt sich ebenfalls in Nebenjobs und Praktika aneignen, vor allem aber, im Elternhaus. Gewiss mag das Schweizer Schulsystem für Lernschwache vorteilhaft und ihrer Situation entsprechend sein, doch macht es auch aus ihnen Leute, die nur einen Bruchteil der Welt kennen. Einen kleinen Horizont der Berufswelt, die Milchstrasse des ganzen Universums. Die Berufsausbildung schrumpft den Lehrlingshorizont auf ein Minimum. Man wird matt, müde und antriebslos von einer Lehre, die einen nicht erfüllt. Unmenschliches Dasein. Sagen sie einem unglücklichen KV-Lehrling einmal, dass unser Staat so gut funktioniert und wir alle davon profitieren. Er wird es nicht verstehen, denn er, pendelt mit dem Zug zu einer Arbeit die ihm nichts sagt. Was einem niemand wiedergeben kann, ist die verlorene Jugend, die fürs Arbeiten, damit sich andere bereichern, drauf ging. Statt Mittagspausen mit lachenden Freunden, essen mit vom Leben geprägten Buchhaltern. Statt unvergesslicher Schulreisen, Schulferien in denen man vor dem Computer hockt. Statt Spinnereien und Ärger mit den Lehrern, Verantwortung und Pendlerwahnsinn. Satt Jugendlichkeit und Leichtsinn, die brutal erwachsene Arbeitswelt von 8 bis 5. Was für immer bleibt, ist eine grosse Lücke im Allgemeinwissen, welches man sich fast nur im Gymnasium aneignen konnte, einfach nur, weil man den ganzen Tag genug Zeit hatte. Man las Bücher die man bescheuert fand und nicht verstand und doch erinnerte man sich später an die eine oder andere Zeile. Man lernte Latein und fand es noch bescheuerter und doch war es einem beim Sprachenlernen eine grosse Hilfe. Natürlich lernt man auch dort Vieles, das nicht zu gebrauchen ist, werden sie sagen, oder wozu bitteschön soll Algebra nützlich sein? Sie haben Musik gehasst? Hier die Erklärung: Auch das noch so verhasste Fach hat dazu geführt, dass sich Gehirnstränge ausgebildet haben, die sonst nie hätten entstehen können. Ein Wachsen des Intelligenzquotients, das bei einem Sachbearbeiter-Job nur verkümmern kann, weil es repetitiver Arbeit nachgeht. Es lassen sich Zusammenhänge schneller erkennen und das Gehirn lernt ebenso effizienter. Die Gescheiten werden also Gescheiter und die Doofen werden doofer. Eine Ungerechtigkeit unseres Bildungssystems. 80% aller Arbeitnehmer sind unzufrieden mit ihrem Job. Bei dieser Zahl, verglichen mit unseren Selbstmordraten, sollte einleuchten, dass wir mehr brauchen, als nur eine Ausbildung, die unsere Rechnungen bezahlt. Fragen sie in ihrem Umfeld nach, wie viele gibt es, die mit der Berufslehre zufrieden waren und sich nun glücklicher Arbeitnehmer nennen können? Was wir vermuten, wissen die Statistiken schon längst: Die meisten bleiben

nicht beim Ursprünglichen Berufswunsch. Wie sollte man auch. Wir alle würden nicht mehr die gleichen Entscheidungen fällen, wie im Alter von 15 Jahren. Viele orientieren sich als Erwachsene um, dies kostet enorm und Bringt dem Staat somit beachtliches Geld. Ganz klar liegt es im Interesse der Bildungslandschaft, dass sich Erwachsene umschulen. Weiterbildung, Umschulung, dort liegt die Kohle. Fluch und Segen zugleich. Wie soll man als Erwachsener, gewillt sich umzuschulen, Rechnungen bezahlen, wenn man auf das das Niveau eines Kleinverdieners zurück gesunken ist? Auch da kommt einem das Schweizer System nicht entgegen. Nur schon der Gedanke daran, Steuern vom letzten Jahr, mit dem kleinen Einkommen von diesem Jahr zu bezahlen, bereitet Migräneattacken. Der Kapitalismus greift sich Lehrlinge, später die jungen Arbeitnehmer und lässt sie nicht mehr so rasch los. Die Weiterbildung und Umschulung scheitert nicht zuletzt an zu wenig vorhandenen finanziellen Mitteln. Ich plädiere für ein optimiertes amerikanisches Schulsystem. Mag es seine Schwächen haben, so hat es doch den grossen Vorteil, dass alle Jugendlichen bis zum 19. Lebensjahr in der High School, Schüler und Kinder sein dürfen. Anders als bei uns, haben nicht alle die gleichen Fächer zu besuchen. Man passt sein Programm individuell an und entscheidet schon früh selbst wie man seinen Stundenplan gestalten möchte. Auch die Engländer haben begriffen, dass nicht alle Fächer für jeden gemacht sind. Man passt die Stufen und Interessen an sein Können an. Morgens Grundprogramm, nachmittags malen, schauspielern, Computerkurs, Mathematik, Journalismus oder was auch immer einen interessiert. Man hat Zeit für die eigene Entwicklung, fürs Jungsein, für Partys, für Leichtsinn, für Freundschaft und die Vorbereitung aufs Leben. Erst nach Jahren des Ausprobierens, entscheidet man sich für eine Richtung, die dann eingeschlagen wird. Diese schlägt man dann aber bewusst ein. Arbeiten nebenbei könnten die jungen Erwachsenen dann noch immer. Dies ist auch möglich, weil die Schule nicht die ganze Zeit eines Tages beansprucht. Dreijährige Handelsschule statt KVLehre. Coiffeur Schule mit praktischen Tagen statt gänzlichem Arbeiten. So werden Profis mit grossem Fachwissen ausgebildet. In jedem Beruf lässt sich fast unendlich vieles schulisch lernen. Workshops, neuste Trends, diverse Fächer, das Fördern von Allgemeinbildung. Viel Wissen bringt Arbeitnehmer und Arbeitgeber weiter, viel praktische Arbeit allerdings nur bedingt. Nach einem Jahr Berufsausbildung, und das wissen wir, hat man bereits einen Wissensstand erreicht und arbeitet nach kurzen Einführungen wie ein normaler, sehr günstiger Arbeiter weiter. Jeden neuen Arbeitnehmer müsste man genauso lange einführen unbekannte Arbeitsprozesse. Von (Fach-) Wissen profitiert der Mensch, nur vom Arbeiten eher nicht. Wäre es wirklich so schlimm, wenn Junge Erwachsene, satt mit 19, erst mit 23 zu arbeiten beginnen? Dies wird wirtschaftlich keinen Unterschied machen, in der Entwicklung, im Leben eines Menschen jedoch beachtliche Auswirkungen haben. Nach dem College würden alle arbeiten, so viel ist sicher, der Wirtschaft geht nichts abhanden. Nur die Jahre der Umstellung könnten kostspielig sein. Investiert doch für einmal wahrhaftig und ehrlich in Bildung, so profitieren wir alle von breitem Fachwissen und glücklicheren Mitarbeitern.

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ICH KUH RANNTE BIS ICH FIEL AUF MEIN OHR UM

1. April 2014 Midi Gottet Vor der Saalsporthalle machten sich zahlreiche hartgesottene Crosser warm. Mein Warm-up bestand darin, bei der Anmeldung die Startnummer 614 abzugreifen und sie mir, wie es das Reglement verlangte, auf Brusthöhe zu befestigen. Die vier ineinander verkeilten Schliessgufen zu entwirren, erforderte mehr Scharfsinn als mein schwammiges Hirn an diesem verregneten März-Morgen zu bieten hatte. Ha! Endlich schaffte ich es doch. Als hätte ich den Rubiks Cube gelöst, freute ich mich mit einem „Yeah!“. Ich schaute in die Runde. Hatte das gerade jemand gesehen? Nein. Im Ameisenhaufen um mich herum waren zum Glück alle mit sich selber beschäftigt. Ich hörte fast alle Sprachen die die Schweiz zu bieten hat. Stimmt, war ja die Schweizer Meisterschaft der Crossläufer. Fragen sie mich nicht wieso aber irgendwie fühlte ich mich leicht unterqualifiziert hier. Ich startete in der Kategorie „V-Mann“, was wohl für „Volksklasse Männer“ stand. Früher war ein V-Mann ein verdeckter Ermittler – und genau so fühlte ich mich hier auch. Vor der Liste mit den Startzeiten stehend, ermittelte ich, dass es für mich in rund 15 Minuten losgehen sollte. Ich bekam ein flaues Gefühl in der Magengegend. Mein Frühstück bestand aus einem Schluck Orangensaft und einer halben Ampulle „Sudden Rush Guarana“. Ich bin einfach ein schlechter Frühstücker. Mein „Bauchgefühl“ sagte mir, dass ich vor dem Rennen noch etwas „bödelen“ sollte. Also stöberte ich im grünen Migros-Goodie Bag, den man mir bei der Nummernausgabe in die Hand drückte, nach etwas Essbarem. Da gabs ein vollwert Knuspermüesli (leider ohne Milch), eine Trinkflasche (leider leer), EWZ-Pasta (leider ungekocht) Waschmittel (leider später nötig), jede Menge Broschüren (leider bald Altpapier), einen Reflektor-Streifen (leider ungeniessbar) und massenhaft Traubenzucker. Also spickte ich die Traubenzucker als wären es Smarties. Ich weiss, eine ausgewogene Ernährung sieht anders aus aber in der Not isst der Teufel – äh ja, Traubenzucker eben. Draussen mischte ich mich, ganz Vmännisch, unter die Läufer im Startbereich. Es nieselte immer noch und der Boden war so tief wie meine Stimmung. Während alle Teilnehmer um mich herum Aufwärmübungen machten, fotografierte ich meine, noch weissen, Turnschuhe für eine Mitleid erweckende Vorher-Nacher Fotostrecke auf Facebook. Umringt von Spitzenläufern zu sein, rief bei mir Erinnerungen an den Ägeriseelauf 2013 wach. Damals startet ich in der ersten Reihe und versuchte so lang wie möglich an Viktor Röthlin dranzubleiben, was sich nach 300 Metern als äusserst schmerzhafte Erfahrung herausstellte. Heute verkroch ich mich

wohlweislich in den hinteren Teil des ca. 100 Mann starken Feldes. Heute wollte ich endlich mal „mein Tempo“, rennen. Die Offiziellen von Datasport gaben uns einen Countdown, gefolgt von einem Startschuss, der mit fast die Schuhe auszog – oder wars doch eher der schlammige Boden? Wie erwartet, zogen die „Maschinen“ davon und ich teilte mir den hinteren Teil des Feldes mit einer Hand voll älteren Herren. Gleich nach dem Start galt es einen ziemlich bissigen Aufstieg zu bewältigen. Übermütig wollte ich, wenigstens hier, die AHV-Truppe abhängen. Aber meine ausgelatschten Nike Shox rutschten, meine Lunge begann zu pfeifen und meine Pumpe drohte mit einem Herzchaschper der ersten Güteklasse. Kurz: Die grauen Panther reichten mich durchs Feld wie eine heisse Kartoffel. Wieder einmal schmeckte ich Eisen in meinem Gaumen. Nach der Hälfte der ersten Runde war ich schon das Schlusslicht und musste zusehen, wie die Spitze auf der anderen Seite schon die Steigung der zweiten Runde in Angriff nahm. Verdammt. Wenigstens wollte ich meine erste Runde beenden, ohne überrundet zu werden. Das schaffte ich knapp. Aber dann brauste der Schnellzug heran. Fassungslos schaute ich den Gazellen zu, wie sie den Aufstieg raufflogen. Sie wurden lauthals unterstützt von der Menschenmenge. Ich profitierte von der Akustik, welche meinen letzten Adrenalinreserven freisetze, was mich ganz passabel über die „Passhöhe“ schaufelte. Beim Downhill ging ich jeweils wie auf Eiern, weil mein Schuhwerk rutschte. Schöne Bilder. Als ich zur dritten Runde ansetzte, war die Spitze längst im Ziel. Das Publikum merkte bald, dass ich „leicht“ untertrainiert war und feuerte mich jeweils im Start/Ziel-Bereich gütig an. Von 19 klassifizierten V-Männern, finishte ich als 19ter mit einer Zeit von 23.27 Minuten, über zehn Minuten hinter der Spitze. Natürlich hätte ich diese CrossSM locker gewonnen, wenn ich bessere Schuhe gehabt hätte – und es nicht geregnet hätte – und ich etwas mehr trainiert hätte – und ich ein paar Jährchen jünger wäre – und ich einen Eimer EPO gefrühstückt hätte.



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Juli 2014

DU WEISCH, DU BISCH NÖD MAINSTREAM, WÄNN …

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FORCE OF EXECUTION 25. Mai 2014 Dominik Hug. Der neue Seagal ist da. Yeah. Geil oder?

22. Mai 2014 Reinhold Weber … du nicht dröge durchs Seefeld joggst, über den Pfannenstiel bikst oder Yogakurse besuchst wie alle anderen auch.

Inhalt: Mr. Alexander (Steven Seagal) ist ein Gangsterboss alter Schule der sich langsam zur Ruhe setzen möchte. Ice Man (Ving Rhames) möchte Alexander liebend gerne dabei helfen, ist er doch interessiert zusammen mit seiner eigenen Gang die Gegend zu unterwerfen. Als Alexanders bester Killer Hurst (Bren Foster) einen Auftrag vermeintlich versaut, wird Hurst zum Krüppel geschlagen. Nur der alte Oso (Danny Trejo) und Karen (Jenny Gabrielle) stehen noch zu ihm. Da erfährt Hurst, dass Alexander dringend seine Hilfe benötigt… Die Story wirkt wirr und unklar, die Locations billig, die obligate Stripclub-Sequenz ist auch da und die Action rockt immerhin etwas. Jedoch ist der Streifen einfach todlangweilig. Nur Bren Fosters grandiose Martial Arts-Auftritte retten den Film noch irgendwie auf eine halbwegs akzeptable, aber immer noch ungenügende Note. Seagal selbst langt etwa dreimal richtig zu. Immerhin hatte er schon schlechtere Streifen gedreht, deswegen war sein Auftritt ganz okay. Als Gangsterboss kann man ihm echt etwas abgewinnen. Danny Trejo ist

Du bist, mit wem du dich umgibst

26. Februar 2014 Jelena Perovanovic. Ich habe da so eine Freundin. Mit 18 wurde ihr fast der ganze Magen herausoperiert. Krebs. Seither kämpft sie mit Schmerzen, dem Schlucken von etwa 30 Tabletten pro Woche und Nebenwirkungen, wie wir sie uns nicht einmal ausdenken können. Manchmal muss sie nachts im sitzen schlafen, weil es vor lauter Magensäure nicht anders geht. Manchmal muss sie sich hinlegen, weil das Essen unverträglich war. Schweissausbrüche, Überzuckerung, Krämpfe. Und doch steht sie am nächsten Tag auf und geht arbeiten. Als vollzeitlich berufstätige Krankenschwester hört sie sich dabei die Probleme anderer an und kümmert sich um deren Leiden und Gejammer, welche ihr an manchen Tagen bestimmt lächerlich vorkommen mögen. Ich kenne nicht alle Details ihrer Krankengeschichte und dies hat einen bedeutenden Grund. Sie spricht nicht ständig darüber, wie krank sie ist, wie schlecht es ihr doch geht, wie ungerecht das Leben ist, wie sie vom Pech verfolgt wird. Noch nie habe ich sie klagen, verzweifeln oder aufgeben gehört. Vielmehr erzählt sie darüber, wenn sie gefragt wird. Oder weil ihre akute Situation gerade nach Erklärungen verlangt. Sie berichtet sachlich und neutral. Ganz so, als hätte sie gerade Nachrichten in der 20Minuten gelesen.

Wir haben sie nie als Opfer wahrgenommen, denn sie liess es nie zu. Trotz Schicksalsschlägen, wahrscheinlich bestimmt von Verzweiflung, zermürbenden Gedanken und unaufhörlichen Fragezeichen, fand sie ihren Weg ins positive Dasein. Und sie gibt uns sogar davon ab. Sie versammelt uns Freunde um sich herum, bekocht, unterhält und hilft. Sie hat unseren Freundeskreis näher gebracht, als all die gemeinsamen Jahre und Erinnerungen zuvor. Trotz wenig eigener Kräfte, lässt sie uns an ihnen teilhaben. Ohne Erwartungen, ohne Bedingungen. Man könnte sagen: Ach ja, eine typische Verdrängerin. Ich sage: Ja, eine typische Lebens-Geniesserin. Da können sich andere noch so Sprüche wie: "Lebe jeden Tag, als wäre es dein Letzter" an Wände und Facebook-Seiten heften. Verinnerlichen, das ist etwas anderes. Sie ist der Beweis dafür, dass Gutes mit Gutem Hand in Hand geht. Sie ist der Beweis dafür, dass sich aus Wohlwollen, Selbstvertrauen, positivem Denken und Ehrgeiz, wundervolle Momente kreieren lassen. Und: dass alles gut werden kann, wenn man sich und das Leben nicht schwarzmalt. Solche Menschen sind kostbar, denn sie stecken uns an, mit ihrer positiven Grundeinstellung und einer Lebensfreude, die uns kein Philosoph und keine Theorie näher bringen könnten.

kein Qualitätssiegel, verkauft der alte Mexikaner sein Gesicht sowieso für jeden Müll und Ving Rhames, also Pulp Fiction ist lange her und Trejo ist nun selbst am unteren Ende der Darsteller-Nahrungskette angelangt. Fazit: Machen wirs kurz, der Film ist ein Anschauen nicht wert.

MUSS MAN HABEN: EINEN GOLFSACKSACK

7. Mai 2014 Reinhold Weber Denn dieses geile Teil wird dich immer daran erinnern, dass da ausser Golf noch was war.

OR IS HE?

25. Juni 2014 Yonni Meyer. Es gibt da einen Film. Eine relativ durchschnittliche US-amerikanische Romantik-Komödie namens „He’s just not that into you“. Da machen all die durchschnittlichen USamerikanischen Romantik-KomödienDarsteller mit und der Film hat ein sehr unrealistisches Happy End, wie man das auch erwarten würde. Eignet sich super, wenn man verkatert ist oder sonst irgendwie hirngelähmt. Der Streifen wirft aber eine gute Frage auf: Wie nehmen Männer und Frauen das Datingverhalten des jeweils anderen Geschlechts wahr? Wie geht man mit Ablehnung um? Wie interpretiert man Zeichen und wann soll’s ernst gelten? Ich habe ja das Glück, einen exquisiten Freundeskreis zu haben – wirklich tolle Männer und Frauen. Somit kann ich mein Liebesleben sowohl mit Buben als auch mit Mädchen besprechen und bekomme dadurch Einsicht in die unterschiedlichsten Interpretationen derselben Ausgangslage. Sagen wir, da ist ein Mann, der mir gefällt und ich date ihn. Und dann? Er meldet sich am selben Abend noch und bedankt sich. Frauen: Nei jööööö, mega romantisch, der findet dich uuuu gut. Ihr wärt

ein sooooo herziges Paar. Und Eure BABYS!!! So schnüsig!! Männer: Der will in dein Höschen. High 5! Häsch Kondom? Er meldet sich einen Tag nicht. Frauen: Er braucht eben Zeit, weisch? Es ist bestimmt ein so toller Abend gewesen, dass er gar nicht weiss, wohin mit seinen Gefühlen, drum muss er jetzt erst den ganzen Tag einsam am See spazieren gehen und Schwäne füttern und sich ordnen. Der meldet sich dann schon, ganz sicher. Er wär‘ ein Idiot, wenn nicht. Männer: Oh-ooooooh. Er meldet sich zwei Tage nicht. Frauen: Vielleicht solltest du dich mal melden? Vielleicht ist er im Spital mit brasilianischer Beulenpest oder sein Hund hat Skorbut? Ich meine, er hat dir schliesslich am Date gesagt, dass du gut aussiehst und dass er „schon schlimmere Abende erlebt hat“. Er hätte ja auch einfach nichts sagen können. Ich bin sicher, der findet dich super. Ganz echt. Männer: Uuuuuh. Tz tz tz. Er meldet sich drei Tage nicht. Frauen: HE LÜT DE POLIZEI AA, IMFALL ÄCHT? DAS CHAN DOCH NÖD SII!! Und nei, du schriibsch ihm jetz nöd. ER söll dir schriibe! ER isch de

Maa. ABER LÜT JETZT DE POLIZEI AA UND AM BESCHTE GRAD AU NA DE FÜÜRWEHR! Mit dir hät das sicher nüt z’tue, spinnsch? Was hämmer im Yoga glehrt: DU BISCH E GÖTTIN! Ich bin sicher, er hät dini Göttin gseh! Männer: Alti, HE’S JUST NOT THAT INTO YOU! Würkli. Face it. Er hat seinen Penis bis jetzt nicht in dich reinmachen wollen, also bleibt der Penis, wo er ist. Er meldet sich gar nicht. Frauen: So ein Arschloch. Ich meine, was fällt dem eigentlich ein? Macht dir mega Hoffnungen und meldet sich dann einfach nicht mehr? Gut, dass du dich auch nicht gemeldet hast! Sei froh, dass du den nicht mehr wiedersiehst, der ist es echt nicht Wert. Ich wusste ja von Anfang an, dass mit dem etwas nicht stimmt, der hat immer so komisch gekuckt. Tubel! Vergiss den! Männer: Welcher war das noch gleich? Ich liebe meine Freunde. Die Frauen für ihren unrealistischen Zurechtlegungsdrang zur Selbstwert-Aufrechterhaltung und die Typen dafür, dass… naja. Dass sie zuhören und an das Wohl meiner Libido denken. Und er Typ war eh nicht so cool. Echt nicht. Mir egal. Ich geh dann mal heulen. Tschüss.


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Juli 2014

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Bildungskomplex-Kreislauf Aus der Sicht einer serbischen Schweizerin 23. April 2014 Jelena Perovanovic Befasst man sich mit Bildung, so befasst man sich auch immer mit den eigenen Komplexen und denen der Eltern Lassen Sie mich zuerst einen Ausschnitt meiner Familiengeschichte erzählen. Es ist nämlich ein Teil meines Lebens, in dem sich einige Secondos wiederfinden werden. Meine Mutter studierte in Belgrad Rechtswissenschaften, schloss jedoch, kurz vor der Zielgeraden, nicht ab. Natürlich konnte diese lebenswichtige Entscheidung plausibel so erklärt werden, dass es mit dem damaligen Jugoslawien bergab ging. Dass sie uns eine bessere Zukunft im Ausland bieten wollte, dass sowieso alles für die Katz gewesen wäre und dass man in den wohlhabenderen Ländern mit diesem Jus Diplom sowieso nichts hätte anfangen können. Sie habe ja Medizin studieren wollen, aber ihr Bruder hätte sie zu diesem langweiligen, gehirnzermürbenden, nichtsnutzigen Studium gezwungen. Unser Leben hätte so viel besser verlaufen können. Aber nein, stattdessen musste sie in den Achtzigern Hotelzimmer putzen. Mein Vater, ein Verlagshaus-Direktor und Journalist, Stühle restaurieren. Saisonweise versteht sich. Sechs Monate schuften, dann raus aus dem Land bis zum nächsten Winter in Davos. Ich bewundere meine Eltern für ihren Mut, ihre Ausdauer und eine Unerschrockenheit, die ich mir wünschte in meinem Leben erfahren zu haben. Später, in Zürich angekommen, gründete mein Vater eine Parkett Firma, meine Mutter briet Hamburger, bis sie sich nach Jahren zur Buchhalterin hocharbeiten konnte. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie erniedrigend es für sie gewesen sein muss, ihr Wissen und Können, ihre Leidenschaften und intellektuellen Bedürfnisse, ihre Träume und Ambitionen für ein paar Franken zu verkaufen. Sie kamen aus dem Kommunismus, einer ideologischen Welt, die zwar behauptet zwischen Mensch und Mensch keinen Unterschied zu kennen, doch sehr wohl unterschied, wenn es um die Frage der Bildung und Berufung ging. Erfolg oder Misserfolg konnte schwer durch materialistische Werte definiert werden, so blieb nur die Möglichkeit durch akademische Leistung oder anderes aussergewöhnliches Können zu brillieren, um sich zu unterscheiden von Anderen und eventuell sogar einmal aus dem Land heraus zu kommen. Ich behaupte ja, dass die Sowjets nur deshalb so lange bei den Olympischen Spielen abräumten, weil sie es kaum erwarten konnten, aus dem Kommunismus rauszukommen, in die Weite Welt hinaus. Natürlich trug der Staat auch seinen Teil zum Erfolg bei, indem er Sport förderte. Nun können viele Einwanderer bis heute nicht ihrer Berufung nachgehen, verlieren sich im Aufbau einer Existenz, bekommen zu früh Kinder oder wanderten bereits mit den Kindern ein. Die Sprachschwierigkeiten haben es ebenfalls in sich und verlangen Zeit sowie Mühen ab. Sie sitzen dann abends todmüde auf dem Sofa, um Gott oder wem auch immer zu danken, dass ihre Kinder eine bessere Zukunft haben werden. Sie beten dafür, dass ihre Kinder Studien abschliessen, in einem Land, in dem es sich zu arbeiten lohnt. Man beachte, dass ein Jurist in Serbien heute im Durchschnitt 350 Euro verdient. Solche Tatsachen machen diesen Wunsch durchaus nachvollziehbar. Die Kinder, verständnisvoll für die intellektuellen Einbussen der Eltern, nehmen sich vor, gut in der Schule zu sein und die Wünsche von Vater und

© Sammlung Richter/Cinetext Über zweifelhafte Hochbegabung zu Recht besorgte Eltern in „Das Dorf der Verdammten“ (1960) Mutter zu erfüllen. Als hätten wir Sie nicht alle stolz machen wollen. Stolz bedeutet elterliche Liebe, Anerkennung bedeutet Liebe. Doch so einfach geht das nun doch wieder nicht. Die Secondos sehen auch, wie unzufrieden ihre Eltern sind, wie sie überfordert sind von der Unterforderung. Wie sie sich solch eine Zukunft, damals, in der erwartungsvollen Aufbruchstimmung, niemals hätten vorstellen können. Ihre tiefe Trauer um ein Leben und darum, wie es schöner hätte sein können. Sie hatten schon lange einen Bildungskomplex entwickelt. Ein aus Beschämung entstandenes Minderwertigkeitsgefühl. Es schreit immerzu nach Beweisen dafür, dass man nicht so ist, wie Leute, denen diese Art der Arbeit eigentlich zusteht. In der Freizeit liest man viel, um gedanklich nicht zu verkümmern, versucht dann mit Mitarbeitern über Artikel im „Tagesanzeiger“ zu diskutieren, doch der Srilankese, der gerade aus dem Bürgerkrieg kam und nur mit Mühe lesen kann, entgegnet nicht viel. Wenigstens lacht er und ist sonst immer aufgestellt. Die Eltern wollen so glücklich sein wie er, doch es gelingt ihnen nicht. Sie denken zu viel, arbeiten zu viel, doch zu wenig mit Liebe und Leidenschaft. Sie fühlen sich schäbig, denn der Chef, der sie anschreit, ist Metzger von Beruf. Genauso wie er auf dem Fleisch herumgehackt hat, so hackt er auf ihnen herum. Sie finden Metzger zwar ehrenwert, doch unter ihnen eingestuft zu werden, schmerzt dann doch sehr brutal. Es entsteht ein Komplex, den die ganze Familie zu spüren bekommt. Das Minderwertigkeitsgefühl verlangt den Kindern viel ab. Sie schreien beim Nachwuchs nach mehr Bildung, nach guten Abschlüssen, nach Interessen, nach Literatur, Geschichte, Philosophie, Naturwissenschaften, Kunst, Politik, Engagement, Aufopferung für die Schule und Zielstrebigkeit. Alles was sie damals in der Schule erfuhren, was sie so geprägt hatte. Sie wollen dass wir Sport machen, Kampfgeist zeigen, Bücher lesen und Gedichte aufsagen. Die Kinder werden schon mal als Kulturbanausen, engstirnige Vollidioten, Ungebildete und Desinteressierte bezeichnet, gerade weil sich die Eltern selbst so fühlen und dies auf die Nachkömmlinge projizieren. Natürlich gab es das schon, dass das Kind dadurch einen unbändigen Ehrgeiz entwickelte und den Doktortitel nachhause tragen durfte. Doch oftmals ist das Verhalten der Eltern ein destruktiver Ansporn und führt dazu, dass das Kind rebelliert, die Ideale der Alten nicht versteht und gera-

de deshalb den entgegengesetzten Weg einschlägt. Secondo Mütter und Väter mit Minderwertigkeitskomplex sagen nicht: Ich liebe dich, ich verstehe dich und will einfach, dass du glücklich bist, mach im Leben was du möchtest. Nein, diese Eltern wollen, dass wir ein Instrument spielen, sodass sie sich besser fühlen, wenn Besuch kommt und das Kind gerade „für Elise“ gelernt hat. Wenn wir vorspielen, leuchten ihre Augen, denn all die Mühe muss sich nun tatsächlich gelohnt haben. Hauptsache der Besuch weiss, dass wir nicht ungebildete Ausländer sind. Wenigstens ist das Kind auf dem richtigen Weg und macht nicht die ganze Familie zur Arbeiterklasse. Der soziale Abstieg wurde nie Überwunden, die Rettung naht mit den Kindern. Die Verantwortung für Ihr Leben hatten sie mit der Geburt der Babys abgegeben. Zu anstrengend ist es, sich noch weiterzubilden, man hatte ja arbeiten, die Familie versorgen müssen. Ausserdem nagt der tiefe Lohn an einem und die stete Angst, seinen Job zu verlieren. Man sei ja nur ersetzbarer Ausländer. Diese tiefsitzende Angst erklärt auch, wieso sie sich noch heute unter ihrem Wert verkaufen. Kopf einziehen und bloss den Job behalten. Die Kinder werden dann alles besser machen. Das grosse Hoffen. Dabei entgeht ihnen, dass niemand Zeit hat, um uns zu fördern. Die Eltern ständig bei der Arbeit, wir besorgt um Haushalt, Geschwister, die Sorgen und Frustrationen des Familienlebens. Auch, dass das Umfeld, welches uns beeinflusst, nun ganz anders aussieht, als das im sozialistischen Tito-Staat. Die neue Generation in der Schweiz verlangt nicht zwingend nach Abgrenzung und Hervorhebung. Sie verlangt nicht danach, Schachweltmeister, Tennis-Profi oder Mathematik-Genie zu werden. Wir wachsen in einer Umgebung auf, in der fast niemand Klavier spielt oder sich für intellektuelle Tätigkeiten interessiert. Wie sollen wir die Anforderungen der Eltern nachvollziehen können, wenn das Umfeld nicht mitmacht? Schliesslich leben Interessen mitunter vom regen Austausch. Nun war es bei besagten kommunistischen Eltern so, dass alle uneingeschränkten Zugang zu Bildung und Kultur hatten und niemand für den Kapitalismus schon mit 16 schuften musste. Also gehen sie davon aus, dass wir die gleichen Ambitionen in uns tragen und verstehen nicht, dass unser Werdegang, entscheiden wir uns nun doch für die typische KV-Lehre, nicht mit dem ihren zu vergleichen ist. Wir, wie alle Menschen, finden unsere Vorbilder in der nähe-

ren Umgebung. Sprechen nun in der Sekundarschule alle vom Geldmachen und der Unabhängigkeit, so wollen wir das Gleiche. Bis wir merken, dass uns das Sachbearbeiten doch nicht erfüllt, dass das Geld gar nicht so wahnsinnig gut ist und dass man im Leben noch ein wenig mehr lernen sollte, ganz einfach weil es erfüllt und zu Leidenschaft im Beruf führen kann. Denn nur wer leidenschaftlich arbeitet, fühlt die Müdigkeit im Alltag nicht. Das grösste Defizit einer Lehre aber ist es, dass uns Zeit verloren ging. Was uns niemand zurückgeben kann, ist die verlorene Jugend, an der sich Unternehmen bereicherten. Statt Mittagspausen mit lachenden Freunden, essen mit vom Leben geprägten Buchhaltern. Statt unvergesslicher Schulreisen, Schulferien in denen man vor dem Computer hockt. Statt Spinnereien und Ärger mit den Lehrern, Verantwortung und Pendlerwahnsinn. Satt Jugendlichkeit und Leichtsinn, die brutal erwachsene Arbeitswelt von 8 bis 5. Wir sind abends müde und haben keine Zeit uns weiter

zu bilden, Hobbies nachzugehen und herauszufinden, wer wir eigentlich wirklich sind. Was uns für immer bleibt, ist eine grosse Lücke im Allgemeinwissen, welches man sich fast nur im Gymnasium aneignen konnte, einfach nur, weil man den ganzen Tag genug Zeit hatte. Man lernte zwar viel, was man als überflüssig ansehen mag, doch entwickelte sich das Hirn stets weiter, was das Lernen im Leben vereinfachte. Manche schaffen es ihren Arbeitstraum noch nach der Lehre zu erfüllen, manche nicht. Manche stecken schon zu tief im kapitalistischen Sumpf, im Rechnungszahler-Kreislauf, haben das Selbstvertrauen verloren oder schon Kinder, die sie ernähren müssen. Die einen werden später, betrübt darüber, die Träume der Eltern nicht erfüllt zu haben, obwohl in der wohlhabenden Schweiz aufgewachsen, allen dargebotenen Möglichkeiten entgegen, rotieren auch die Kinder im unerfüllten Arbeitsalltag weiter, der wiederum ihnen, einen Bildungskomplex schafft, welchen sie auf ihre Kinder übertragen werden. Abends werden sie müde auf dem Sofa sitzen und in tiefer Trauer an ein anderes Leben denken und daran, wie es besser hätte sein können. Hat man doch mehr erreicht als der Durschnitt, ein Diplom oder gar einen Doktortitel in der Tasche, wird man trotzdem immer das Gefühl haben, mit seiner Bildung einen Schritt hinter allen Anderen herzuhinken, aufholen zu wollen. Heute Soziologie, morgen Psychologie, man kommt nicht nach. Der Komplex führt einen zwar zum Erfolg, doch spurtet man stets irgendwelchen Kenntnissen nach. Schön, sich weiterzuentwickeln und interessiert zu sein, wird man aber vom Minderwertigkeitsgefühl getrieben, ist dieses Verhalten gleichzeitig bitter. Man ist ein Hamster im Hamsterrad, der ewig einem unerreichbaren Ideal nachrennt, denn das Ziel, alles Wissen der Welt zu erlangen, wird man wohl nie erreichen.

Gehabe ohne Quellenangabe

1. Februar 2014 Jelena Perovanovic Wieso schreiben manche Leute in ihrem NICHT selbst erfundenen Status einfach keine Quellenangabe hin? A: Sie kennen das Wort Quellenangabe und dessen Bedeutung nicht. (Nicht einmal annähernd) Sich mit fremden Federn schmücken macht nicht schöner B: Sie leiden an einer Fremd-Profilierungsneurose. Umgangssprachlich: Sich mit fremden Federn schmücken und dabei gut fühlen. (Und vergessen, dass immer jemand weiss, woher der Shit kommt) C: Es ist ihnen scheissegal, denn auf Social Media gelten die Grundregeln

des Schreibens nicht. Es ist ihnen auch scheissegal, dass sie als Copycats abgestempelt werden. (Denn im Leben ist ihnen generell vieles egal) Leute, echt jetzt. Sich Inspiration zu holen ist etwas Fantastisches. Es zeigt, dass man liest, interessiert ist, seinen Horizont erweitert. Mann muss das Rad nicht neu erfinden. Wenn man aber 1:1 abschreibt, die Quelle aber nicht angibt, macht man sich all die tollen Attribute wieder zunichte. Auf transparentere und ein bisschen ehrlichere Soziale Medien


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Juli 2014

Seite einundzwanzig

BIS DASS DAS LEBEN UNS SCHEIDET

30. Juni 2014 Angela Kuhn. Ich hab länger nichts mehr geschrieben. Zum einen war ich nicht motiviert. Zum anderen nicht inspiriert. Dann in totalem Stress. Und dann im Nichtstun steckengeblieben. Dann in noch mehr Stress. Mitten im Leben. (haha!) Wie auch immer, ich würde gerne mehr schreiben, hauptsächlich weil sich in letzter Zeit wieder mehr Satzfragmente und Ideen in meinem Kopf befinden und ich die aufschreiben sollte anstatt sie vorüberziehen zu lassen. Ausserdem lenkt es mich gerade von den Maturprüfungen ab. Vor ein paar Monaten haben die Kultautorinnen sich zum Znacht getroffen, und – wie könnte es anders sein – über die Männerwelt gelästert. Und die Liebe. Dieses grosse, grosse Etwas, verpackt in diesem geläufigen Wort. Naja, wir sind alle sehr verschieden, und ich

die Jüngste im Bunde. Heute, wärend der Maturpflichtlekture – Französisch – fiel mir unser Gespräch wieder ein. Das Buch, das ich gerade lese, heisst Je l’amais und handelt von einer Frau mit 2 süssen kleinen Mädchen, die gerade von ihrem Ehemann verlassen worden

ist und nun mit dessen Vater verreist, der ihr alles über eine vergangene verlorene Liebe erzählt, verloren, weil er mit seiner Frau zusammenblieb anstatt sie zu verlassen. So. An diesem Abend warf ich in die Runde, heutzutage sei es doch beinahe klar dass man sich

trenne, die Frage sei, wie lange man es miteinander aushält. Ob 2 Monate, 6 Jahre, 15 Jahre.. Irgendwann schmeisst mans hin. Man geht fremd, verliebt sich neu, der Sex wird langweilig, die Kinder nervtötend, die schlechten Eigenschaften vertreiben die Guten. Das Traurige dabei ist, dass niemand mehr kämpft. Patchwork ist gang und gäbe. Nichts gegen Patchwork, auch meine Eltern sind getrennt, und das ist gut so, denn sonst gäbe es meine Stiefmutter und meine Geschwister nicht, die ich alle über alles liebe. Liebe. Wären sie noch zusammen, meine Eltern (eww), wären sie wohl nicht halb so glücklich wie sie es heute sind, drum, es ist schön, haben wir heute die Möglichkeit unser Glück zu kreieren und unserem Unglück zu entfliehen. Aber ich denke manchmal wird eine Krise zu schnell als Unglück abgestempelt. Bei diesem Znacht warf ich in die Runde, wieso man denn heiratet, wenn der Ehevertrag ein Muss, und die Scheidungen vorprogrammiert sind. Es ist nicht so, dass ich der Überzeugung bin, eine Trennung sei vorprogrammiert. Ich persönlich will nicht daran glauben. Sonst könnt ich das mit der Liebe gleich sein lassen. Liebe. Es ist einfach unglaublich traurig dass wir nicht nur in einer materiellen, sondern auch in einer emotionalen

Überflussgesellschaft leben. Funktioniert nicht mehr. Müll. Neu. Neu ist immer besser. Scheiss auf die Qualitäten des Alten. Besser ist besser. So wächst der Druck schon am Anfang der Beziehung, weil zu 90% ist man nicht gut genug. Oder der Andere, oder sonst was nicht gut genug. Und dann wundert man sich, weshalb in unserem Umfeld jeder unter der gefährlichen Mischung von Minderwertigkeitskomplexen und Grössenwahn leidet. Dabei wäre es doch einfach. Liebe. Lieben. Das Ding ist ein Verb. Es wird getan. Und es wird gesagt, immer wieder. Wenn meine Mutter sagt, ich solle mich warm anziehen. Wenn mein Bruder sagt, er vermisse mich. Wenn meine Freundinnen mich zum Kaffee einladen. Wenn er mir in die Augen schaut. Wenn Emma – wie vor 5 Minuten – sagt, ich solle einen Blick in den Briefkasten werfen, wo ich dann neue Bücher und ein Brieflein finde. Wenn mein Vater mir sagt, es sei alles ok, wenn er meine Sorgen auf sich nimmt, so als hätte er nicht schon genug davon. Das ist es. Und das ist das Leben. Ob bis dass der Tod uns scheidet, oder bis dass das Leben uns scheidet spielt im Endeffekt keine grosse Rolle. Eine grosse Rolle spielt der Moment, der eine Ewigkeit ist, nicht die Zukunft. Das ist es, das Wort, das Verb, das Leben. Dieser Moment.

Ein Hoch auf ehrliche Fröhlichkeit – ein Hoch auf das Leben! 21. Mai 2014 Pete Stiefel Heute bin ich aus dem Bett gestiegen, fest entschlossen, für den Rest des Tages griesgrämig zu bleiben. Jeder kennt das: Tage, an denen man schon vor dem Aufstehen weiss, dass man – zum Wohle der Allgemeinheit und seiner selbst – besser liegenbleiben würde. Grundlos, oder mit Grund. Bei mir gabs Anlass, der tut hier aber nichts zur Sache. Auf dem Weg ins Büro am Stauffacher erachtete ich es für sinnvoll, in meiner Hausbäckerei einen Zwischenstopp einzulegen. Möglicherweise liesse sich mein Missmut ja mit einem Schoggimaisbrötli in die Schranken weisen. Einen Versuch wars wert, und ich hatte in den vielen Jahren bisher noch keinen einzigen Besuch in der St. Jakobs Bäckerei bereut. Ausser vielleicht demjenigen, an welchem ich mir an einem sonnigheissen Sommernachmittag im zum Bäckereibetrieb gehörenden Strassencafé einen Sonnenbrand holte. Schuld daran waren aber weder der heilige Jakob, noch die emsige Bäckerszunft, sondern einzig und alleine meine Unachtsamkeit und die möglicherweise etwas zu lang geratene Zvieripause. "Die besagte Bäckerei ist Bestandteil der Stiftung St. Jakob, eine Institution, welche Menschen mit Behinderungen beschäftigt und durch dieses Engagement deren Selbstwertgefühl steigert. Was vor 110 Jahren mit einer Korbflechterei für blinde Männer begonnen hat, ist heute ein Sozialunternehmen mit 500 Arbeitsplätzen." Ich betrat somit das Bäckereigeschäft und fand mich sogleich von den allzu bekannten Dufterlebnissen umzingelt, unterstützt durch visuelle Höhepunkte ausgereifter Backkunst, welche sich Tag für Tag, Blech an Blech in die Auslage quetschen. Jedes Küchlein, Törtlein, Brötlein und Keklsein balzt da jeweils mit Seinesgleichen um die Gunst seines potentiellen Käufers. Scheinbar nicht

wissend, dass dieser das Süss-, Salz- oder Scharfgebäck nicht in einer Glasvitrine auszustellen, sondern es bis zum letzten Krümel zu verschlingen gedenkt. Aber wahrscheinlich ist das diesen Leckereien ganz und gar gleich – immer noch besser, als am Feierabend zu Paniermehl zermahlen zu werden oder im Saukübel zu landen. Item. Heute sollten sich zum obligaten Mais- und Schoggimaisbrötli noch ein Mittagessen dazugesellen. Weit oben in meiner Gunst stehen da jeweils die Schinkengipfel und Wurstweggen. Beide wahrhaftig reich befrachtet und jeden Rappen ihres Preises wert. Ich wartete geduldig, stand da vor mir doch noch eine Dame, welche ebenfalls Backware begehrte. Kundenseits waren wir demzufolge zu zweit im La-

den, Verkaufspersonal etwa doppelt so viel. Keine Seltenheit im Betrieb, aber auch kein Grund sich zu beklagen. Da erblickte mich plötzlich Juan* (*Name der Redaktion unbekannt), junger Bursche, Typ Jamaikaner, offensichtlich neu hier, es aber gerade deshalb besonders gut machen wollend: "Tschuldigung fürs Warte, was därfs sii?" - "Gern zwei Wurschtwegge und zwei Schinkegipfel." (Zwei hungrige Mäuler wollten gestopft sein.) "Söll ichs Ihne warm mache, ässed Sies grad?" Äh, nein, es war gerade 9 Uhr, und… "Nenei, merci, ich nimes gern mit." Mit etwas klammen Fingern ergriff der junge Mann darauf mit seiner Greifzange die besagten Gebäckstücke, packt erst eines, dann ein zweites auf einen Kartonteller. Dass er Mühe damit hatte, war bei diesen zitt-

rigen Händen nicht verwunderlich. Mit der Absicht, ihn von seinem Leiden zu erlösen, sagte ich ihm, dass er mir die Sachen doch einfach in eine grosse Papiertüte packen möge. "Nenei! Ich will ihne/Ihne doch echli Komfort büüte!" Ob er nun mich oder die Wurstweggen meinte, war aus seiner Aussage nicht eindeutig herauszuhören. Vollkommen egal: Mit diesem einen Satz hatte mir der nette Bursche den Tag gerettet! "Das find ich super, danke vielmal!" war meine Antwort mit aufgefrischtem Gemüt und mich als Kunden hier wohlbehütet wissend. Endlich einmal jemand, der seinen Job ernst nimmt! "Ischs rächt, wänn ich es Pergamäntpapier drumumetuen und e Serviette mitgibe?" fragte er mich, während er mit der Zange (!) Blätterteigbrösme-

li vom Kartonunterteller klaubte, die sein Servicekonzept zu stören schienen. Mit einem inneren Lachen und einem äusserlichen Lächeln bejate ich höflich und bedankte ich mich für dieses grosszügige Angebot. Gleichzeitig versuchte ich auszurechnen, ob wohl bald meine Parkuhr ablaufen würde, da es doch noch zwei Schinkengipfel und vier Brötli einzupacken galt. Juan zeigte sich jedoch nach anfänglichen Schwierigkeiten bereits deutlich entspannter und verstaute die zwei Schinkengipfel, beinahe wie ein alter Meister, auf einem Kartonteller, in Pergamentpapier, mit Extra-Servietten, zusammen mit den Wurstweggen in einer grossen Papiertüte. "Sehr guet!" lobte ich ihn, was er mit einem verschämten Lächeln quittierte. "Aber die zwei Mais- und Schoggimaisbrötli därfed Sie mir würkli eifach inen Papiersack tue", ergänzte ich. Bewusst nicht zu forsch, um den eifrigen Kerl nicht zu brüskieren, und um seine löblichen und vorbildlichen Umgangsformen dabei nicht im Keime zu ersticken. "Das isch nett, dass Sie das säged!" gluckste Juan fröhlich und wohl gleichzeitig auch etwas erleichtert. Fluggs packte er alles zusammen in eine Plastiktragtasche, "dänn macht das…" er nannte mir einen Preis, der angesichts der stolzen Menge Gebäck und dem wohlwollenden Rundumservice mit grossem Unterhaltungswert mehr als angebracht zu sein schien. "Viele, herzliche Dank und bis zum nächschte Mal!" grinste er mich an, "Merci vielmal, ganz bestimmt, ufwiederluege!" ich zurück. Beschwingt verliess ich das Ladenlokal und war glücklich, der frühmorgendliche Griesgram wie weggeblasen. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen fröhlich zu stimmen vermögen. Man muss es nur zulassen und erwidern können, denke ich mit Frohmut, der sich auch jetzt wieder in mir breit macht, wenn ich an Juan denke.


HOTEL HELVETIA Die traditionelle StreetparadeAfter-Party 2014. Zentral und wetterfest, mit den coolsten DJ’s und den heissesten Gästen. Samstag, 2. August 2014 ab 22 Uhr Line-up: Dejan, Reto Ardour, Gallo, After Grauer & Phil Z’viel Eintritt: 30.–


kult

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Juli 2014

Die intolerante Tante schenmasse, über das Perron, durch die Unterführung bis zu mir, an der Bushaltestelle stehend. "Sie! Sie! Was fallt ihne ii! Das müend sie entsorge! Gopferdammi nomal! Was söll das! Sie!" Ich, total überrascht, richtig versteinert, versuchte sie zuerst zu ignorieren, bis die Marathonläuferin vor meinem Gesicht mit der Verpackung herumwedelte. Dann gab es kein zurück mehr. Ich nahm den Plastikbehälter entgegen und stammelte ein "Merci." 1:0 für Oma.

3. Februar 2014 Jelena Perovanovic Zum Glück gibt es die tolerante Tante. Eine liebe Oma, wie wir sie uns wünschen. Die setzt sich manchmal neben mich auf die Bank, bei der Bushaltestelle oder sonst wo und plaudert über ihr Leben, das Leben der Kinder, mein Leben, Schicksalsschläge und alles Andere. Sie kichert und ist voller Lebensmut. Irgendwann will sie Nummern austauschen und wir werden Freundinnen. Ach, ich liebe die tolerante Tante. Die intolerante Tante hingegen läuft meist mit heruntergezogenen Mundwinkeln durch die Gegend. Sie wird bestimmt von einem grundsätzlichen grimmigen Aussehen und einer von Frustration nur so sprühenden, negativen Energie. Es kann schon mal vorkommen, dass sie einen zur Weissglut bringt. Meist aber, stösst sie einen so vor den Kopf, dass man perplex ist und nicht weiss, was man sagen soll. Die intolerante Tante schleicht sich nämlich aus dem Hinterhalt an und sprüht mit stinkendem Gift um sich. Dem Stinktier ziemlich ähnlich. Auch sie will uns mit ihren Duftsoffen einnebeln, doch sind ihre nicht nur von Gestank, sondern auch immenser Unzufriedenheit geprägt. Sie will uns auf ihr trauriges Niveau herunterziehen, uns das frustriert-Sein lehren, uns unbefriedigt zurücklassen, uns den Alltag vermiesen. Sie motzt dich an, wenn du deinen Starbucks Becher nicht ganz in den kleinen Eimer im Tram reinzustecken vermagst, weil er schon fast überquillt. Oder sie schupft dich auf der Strasse mit dem Schirm zur Seite und piekst dir dabei fast das Auge aus dem Kopf. Manchmal hat sie einen kleinen Hund dabei, der ihr einziger Freund ist. Den trägt sie dann auf dem Arm oder fährt ihn im Kinderwagen herum. Es versteht sich, dass ihr Hund nicht mit anderen spielen darf. Sonst könnte sie nicht vollends Besitz über ihn ergreifen. Der Köter ist meist so mies gelaunt und angriffslustig wie sie. Ein A-Team. A für Asozial. Sie merkt genau, wer nicht sofort zu reagieren vermag. Ich glaube ich sehe zu liebenswürdig aus, das ist meine Schwäche, die sie schamlos ausnutzt. Ich hatte schon oft Zusammenstösse mit der griesgrämigen, intoleranten Tante, spreche also aus Erfahrung. Die intolerante Tante ist nichts weiter als eine frustrierte Oma in Giftzwerg-Version. Beweismittel Vorfall #1 Einmal, da ass ich nach Feierabend ein Migros-Birchermüsli im Zug. Verachtende Blicke von überall. Essende haben es generell schwer in der SBB. Die Oma gegenüber sah besonders angriffslustig aus. Ich ignorierte sie, denn ich hatte grössere Probleme: Ich hatte Bärenhunger. Da war ich wahrscheinlich wieder einmal auf Diät und musste etwas essen, weil ich sonst Amok gelaufen wäre. Wie auch immer, klingelte nach dem Essen mein Handy. dreissig Bla Blas später, merke ich, dass ich aussteigen muss. In der Eile vergesse ich tatsächlich, die Birchermüsli-Packung vom Tischchen in das Kübelchen zu werfen. Stellt euch vor! Die intolerante Tante - rannte! Und zwar durch die hinausströmende Men-

Beweismittel Vorfall #2 An diesem kalten Tag vor ein par Wochen, hatte ich mir vorgenommen, ständig auf der Hut zu sein vor der intoleranten, arroganten Tante. Nach jedem Angriff (bis hierhin mussten es schon fast 10 gewesen sein) nahm ich mir vor, zurückzuschlagen. Denn sie gewann jedes Mal, wenn sie mich vor den Kopf gestossen, zurück liess. Ich musste lernen, die böse Oma ausser Gefecht zu setzen. Ich übte Sätze vor dem Spiegel, machte mir Mut. Das tönte ungefähr so: "Lueged sie doch für sich! Gaat sie nüt aa! Gönd sie mir usem Wäg!" Oder dann wollte ich laut loslachen. Alles ziemlich harmlos, ich weiss. Doch hoffte ich, die intolerante Tante so in die Flucht schlagen zu können. Natürlich war ich bis dahin gehemmt, ältere Menschen anzuschreien, anzufluchen oder sogar zu schlagen. Das war in meiner Erziehung nie so vorgekommen. An diesem Wintertag im Dezember also, hatte ich wieder einmal Hunger. Ich kam mittags von einem langweiligen Meeting und trug mein erstes Essen, ein Bio Feigen-Nuss Brötchen im Arm. Ich konnte es kaum erwarten, das Baby endlich zu geniessen. So stieg ich in mein Auto, das draussen, vor dem H&M in Oerlikon in einer weissen Zone geparkt stand. Ich mache also den Motor an, um schon mal zu heizen, denn es war schrecklich kalt und ich hatte, wie immer, zu wenig an. Hauptsache cool aussehen im Lederimitat-Mänteli. So beisse ich genüsslich in mein Brötchen und mache dabei meditierend die Augen zu. Hmmm. Plötzlich klopft es an meine Scheibe. Ich, erschrecke, zucke zusammen und reisse die Augen auf. Mein erster Gedanke war natürlich, dass es ein Polizist ist. Aber nein. Da steht eine Oma mit Fellmütze und poltert mit wütendem Gesichtsausdruck auf mein Fenster ein. Dann macht sie noch so aggressive Bewegungen, ich solle die Scheibe herunterlassen und schreit dazu. "Uufmache! Uufmache!" WTF denk ich so, und komme ihrem Wunsch im Eiltempo nach, schaue sie fragend an. "Sie! Sie müend ihre Motor nöd eifach so aalaa! Mier händ scho gnueg Umwältverschmutzig! Abstelle!" Ich reisse die Tür auf, dass die Oma fast auf den Boden fällt. Dann steige ich aus, baue mich, zwei Köpfe grösser, wie ein Hulk vor ihr auf und schreie ihr direkt ins Gesicht: "Du eländi, frustrierti Dräcksoma! Ich mach was ich will! Usserdem chunsch nüt meh vode Umwältverschmutzig mit über, will eh bald stirbsch! Und jetzt verreis!" Das war jetzt aber hässlich... Siehe da, sie watschelt so schnell sie kann, davon. 1:1 für mich. Und weil die intolerante Tante ein respektloser Giftzwerg ist, darf man sie auch anfluchen. Kinder, Gebrächliche und Frauen gehören doch in die selbe Kategorie? Zumindest hätte man diesen Gruppen auf der sinkenden Titanic den Vortritt gelassen. Da man Kinder und Frauen regelmässig beschimpft, gibt es für mich keinen Grund, ältere, freche Menschen nicht zu attackieren. Ich warte schon sehnlichst auf dich Oma. Diesmal bin ich bereit. Mit noch schnellerem und noch böserem, loserem Mundwerk. Pass auf, dass du keinen Herzinfarkt kriegst.

Seite dreiundzwanzig

leserbriefe: 24. juni 2014: guten tag herr kuhn. (((die rechtschreibkorrektur meinte herr kühn was nicht ganz unpassend klang)) ich habe mehrere anliegen. vorab mal ein riesiges lob. ihre zeitung ist wohl die einzige die sich lesen lässt. nun zum wohl einzigen punkt hinsichtlich verachtung: welcher "tscholi" hat denn diese kult.ch-webseite erstellt in welcher man als nicht-facebook-mitglied keine chance hat seinen senf dazuzugeben? ich wollte mal lob/mal kritik/ mal beipflichtung/mal totale entrüstung kundgeben. aber das ist nicht möglich weil ich ja kein mitglied dieses sozialen netzwerk bin. wie auch immer. alles halb so tragisch. aber trotzdem! egal.... also weiter im text. ich habe seit ca 2 jahren keine zeitung mehr gelesen. anscheinend tun sie es auf eine noch radikalere art und und weise gleich. denn ab und zu lese ich einzelne artikel aber meist beläuft sich das auf 1 artikel im monat. wie auch immer. ich bin einfach jedesmal überrascht wie sehr sie mir aus der seele sprechen. ihre artikel möchte ich jeweils am liebsten irgendwo an ein tamedia-redaktionsgebäude(vorzugsweise das beim stauffacher) schmieren. natürlich mache ich das nicht sonst bekommen sie ja noch ärger. und ich natürlich

auch. und für ärger ist mein einkommen zu armselig. das einzige was ich mache ist die zeitungen nach uri (wo ich herkomme) und bern zu freunden zu schicken um die nachrichten zu verbreiten. von diesen kriege ich meist zu hören dass dies das beste sei was sie seit langem gelesen haben. also noch ein paar weitere loblieder auf ihre zeitung!

25.6.2014 Danke, danke, danke .... …für die aktuelle Ausgabe! Ich habe heute die blog-to-print Publikation das erste Mal gesehen und gelesen und fühlte mich sooo verstanden – und hab selten so gelacht! Solche Minuten voll Heiterkeit und Freiheit machen das Leben aus Herzlich, Yvonne

18.6.2014

Hey Rainer Kuhn Hope this email finds you well and sound. The last time we saw one-another was at “Zürifest” wile Oliver Stumm was spinning at the “Rosenhof” … sometime past midnight. Anyhow; I just returned form the US … wile waiting for a tram at the Bellevue I grabbed a KULT paper … June issue … I have to say; brilliant! I enjoyed reading your trip to Ibiza tremendously, about the opening parties etc etc and the journey in general … I love the way you write and express yourself … its an easy read … and anyone can connect in an instant! Thanks for being so honest and straight foreword … it gives me confidence and assurance, I am upmost impressed. Hopefully one day I can invite you for a drink “David Guetta” … and talk more. Enjoy the summer of 2014, Best Mike KARG

jetzt ein paar fragen. ich bin mir absolut im klaren dass es für sie vielleicht als ziemlich irrelevant erscheint diese fragen zu beantworten oder sie zumindest zu überdenken. eine alte frau hat mir einmal erzählt. die antwort die man gebe, soll nicht schnell erfolgen sondern überlegt. ich würde mich also auch noch nach 10 jahren über eine antwort freuen wenn sie sich möglicherweise schon mit dem pensioniertendasein auseinandergesetzt haben. nein pardon kleiner scherz am rande. aber eine antwort vor ihrem tod würde mein gemüt gewiss erhellen. also: in dem interwiev mit dem herrn reinhold weber schwärmt dieser von dem ach so gebildeten de Weck. Ich habe mich gefragt aus was sich Bildung zusammensetzt. letztens schnappte ich das zitat: "bildung ist das, was übrigbleibt, wenn wir vergessen, was wir gelernt ha-

Lieber Rainer, gestatte mir diese Anrede, ich finde das DU passt besser als das SIE zu dir. Ich war kürzlich in Zuerich und habe die KULT mitgenommen mit dem Titel DEMOKRATIE WIRD ÜBERBEWERTET. Es ist wirklich so, wir leben in einer DEMJKRATUR und wollen dies anderen Völkern als Erlösung bringen oder auch mit Bomben vom Himmel zu den armen undemokratisch regierten Menschen und Völkern bringen. Ich bin 74 und ein Rentner mit FDP Vergangenheit …und reise sehr viel und versuche dabei vor allem die Menschen und ihr Leben kennen zu lernen. So war ich zweimal für einen Monat in Cuba … casa particular … oder sitze nun eine Autostunde von Moskau entfernt in einem kleinen Holzhaus … Datscha ... am Waldrand und lese mit Genuss die mitgenommene KULT ! Sie gefällt mir ausserordentlich … es ist heute nicht leicht etwas Intelligentes und von Realismus geprägtes mit einem Schuss Henkershumor zu lesen. Unsere Wohlstandsgeneration liebt das grosse … verlogene … Blabla und hat den Kopfhörer im Ohr, um nicht mit dem Anderen reden zu muessen ? Oder bei einem Geburtstagsessen

ben" auf. (trauriger-/ironischerweise finde ich den urheber des zitates nicht. Ich finde zwei. scheiss internet.) wer sagt mir, dass das was wir lernen, nicht alles mist ist? alles was ich je gelesen habe durch einen paradigmawechsel nichtig wird? wo soll man sich anfangen zu bilden? (man abgesehen vom openair frauenfeld welches ich meide, aufgrund meines "differenzierten"-musikgeschmackes.) welche literatur bringt mich weiter? wo trifft man auf leute die nicht so banausen sind wie die heutige, von blinder autoritätsgläubigkeit nur so strotzenden, jugend? jugend fasst für mich mittlerweile auch die bis 30jährigen ein. um dem begriff nicht eine falsche bedeutung zu verleihen. hätten sie irgendwelche tipps? literatur die sie massgebend geprägt hat, persönlichkeiten die sie nachhaltig beeindruckt haben? denn ich komme mir auf meiner selbstfindungsodyssee ein wenig sehr verloren vor. informationsüberfluss so weit das auge reicht. und um die essentiellen dinge zu erkennen bin ich schlichtweg noch zu jung. darum frage ich sie. ich glaube das wäre eine ziemliche bereicherung. an dieser stelle möchte ich mich verabschieden. ich wünsche ihnen gutes schreiben und bitte gehen sie nicht bankrott! :) freundlichste grüsse corinne.

in der Verwandtschaft ist der Blick zum iPhone und die unsägliche dauernde Fingerbewegung das Wichtigste. Als Grossvater kann ich den Grosskindern nichts schenken, denn es ist alles bereits total im Übermass vorhanden … ein Couvert mit Geld! So freue ich mich nun meiner russischen Freundin Geschenke aus der Schweiz mitzubringen und ihr echt eine Freude zu machen! Zu meiner Geschichte So lernte ich auf meiner letztjährigen Reise mit dem Transsib … in der Holzklasse … Moskau … Ulaan Baator … Peking in Irkutsk am Baikalsee Karina kennen …eine hübsche 27 jährige Russin. Sie verbrachte dann im November einige Tage bei mir inkl. Schweizerreise … und nun bin ich also ihr Gast und geniesse die russische Gastfreundschaft und frage mich … Wo sind denn die so bösen Russen geblieben? Wäre nicht eine Reisewarnung des EDA dringlich notwendig ? Ich würde mich freuen mit Dir in Kontakt zu kommen oder mit dir mal in Zürich einen Kaffee zu trinken und uns Neudeutsch … auszutauschen! Herzlich Grüsse aus der Walddatscha Max

REKLAME, DIE WIR GERNE ÖFTER SÄHEN, HEUTE: BUTCH DOG FOOD.

2. Mai 2014 Reinhold Weber Wir glaubten immer, die Neuseeländer hätten einen sehr derben, schrägen Humor. Jetzt wissen wir es.


Best of faceBook /twitter 2014 Vilicht gits gar kei Laktoseintoleranz und es sind d‘Milchprodukt, wo eifach mit gwüsse Lüt total Müeh händ.

Ich suech mer mal e Fründin wo Kate heisst. Nur demiti so blöd chan tue, bis Kate winslet.

Uf dä Arche Noah häts zerscht gar kei Zebras gha. Nur fili geili Hengscht und es experimentierfreudigs Hummeli.

«Ui nei! Dä Räuber Hotzenplotz hät mis Fixie und min Fjallräven klaut, mit dä Hasselblad drin! Schnell, gib mer dis Bike!» «Gsesch Schön verschlafe us.» «Ja, isch spat worde geschter.» «Nei ich mein generell. Als ob verschlafe häsch, wo ‚Schön‘ verteilt worde isch.»

DINI

«Okay nimms! Aber achtung, es isch so future, es hät kei Gäng!» «Fätammt! Das isch ja zum Schnäuz rasiere!» «Denn rännem doch nah!» «Ich cha doch nöööd! Mini Hosä sind z‘äääng!» Hipsterlitheater...

Hey Lütlis. Lütlis losed. Lütlis. Hey Lütlis. Han es neus Wort für Sextourismus. Loseder? Lütlis. Jetzt chunts. Neus Wort: Hey weisch woher chömed CrossdresserVampir? Transelvanie.

«Hurlaub» Haha

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