Kult Februar 2015

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kult Die besten Blogs aus kult.ch. Februar 2015.

kult ist die erste Blog-to-Print-Zeitung der Schweiz: Unzensierte Kommentare zum täglichen Leben und dem, was sich in den Medien so abspielt.

POPULÄR SEIN 9. Februar 2015 Jelena Keller Ich möchte nicht populär sein. Beliebt zu sein bedeutet Erwartungen erfüllen zu müssen. Ein schreckliches, unsichtbares Gefängnis für den (so gut es geht) freien Denker. Ein Maulkorb, besser, ein Gehirnkorb, gemacht aus Vorstellungen anderer Menschen, eng um den Verstand gelegt. Wenn ich schreiben müsste, was euch gefällt, könnte ich mir nicht mehr von der Seele schreiben, was mir gefällt. Eigentlich könnte ich nicht mehr Ballast abwerfen, mich lösen von meinen eigenen schwerfälligen Gedanken. Schriebe ich nur was ihr mögt, wäre mein Gemüt tonnenschwer. Voll von wirrem Zeug, das niemand hören will, ich aber nur durchs Schreiben fähig bin loszulassen. Womöglich wäre meine Seele so überladen, dass ich das von euch Gewünschte gar nicht mehr herauskristallisieren könnte. Eigentlich ist das schreiben worauf ich Lust habe, ein Teil meines Egoismus. Oder meiner Unfähigkeit immer so zu denken wie ihr. Hätte ich erst einmal verstanden, was euch gefällt, müsste ich wohl immer wieder die gleichen Teile meines Gehirns aktivieren, um euch nicht zu enttäuschen. Wie ich das vollbringen könnte, ist mir unerklärlich. Dafür bewundere ich populäre Menschen. Ihre Gabe, ihre Fähigkeit und ihr Talent, manchmal auch Ausdauer – immer wieder in hoher Qualität das zu produzieren, was gefragt ist. Tun sie es noch über einen längeren Zeitraum erfolgreich, so gebührt ihnen noch mehr Respekt. Manchmal, findet ihr euch zu zweit, in einer Gruppe oder gar alleine in meinem Denken wieder. Das ist dann

Der Einzelne vor Augen geführt bekomme – ich bin nicht verrückt. Ein Status Quo meiner geistigen Gesundheit. Dafür danke ich euch und deshalb freue ich mich. Und doch frage ich mich, ob wir aus gleichen Kulturkreisen Stammende, nicht sowieso etwa gleich geprägt werden, also etwa gleich sind und deshalb nie wissen werden, ob wir verrückt sind, einfach weil kein anderes Beispiel zum Vergleich zur Verfügung steht? Wie in einer Selbsthilfegruppe ist jedoch nicht wichtig, worüber wir reden, sondern, dass wir überhaupt miteinander reden, nicht wahr? Dass etwas passiert mit uns untereinander, etwas bewegt wird. Dass wir reden, auch wenn nur in Gedanken und uns telepathisch begegnen um über Metaphysik nachzudenken.

von mir aus eher zufällig passiert, irgendwie. Ich habe nicht kalkuliert, war nicht darauf bedacht eure Gedanken mit meinen abzugleichen. Ganz unabsichtlich haben wir dann Gemeinsamkeiten, die uns verbinden. Wenn ihr mögt, was ich schreibe, freue ich mich. Es ist nicht so, dass mir das nichts

FANTASIE MIT UND OHNE NOPPEN

12. Dezember 2014 Reinhold Weber Schön, wenn meine Fantasie gleich zwei Mal beflügelt wird. Einmal im Original mit den Simpsons aus dem Jahr 2011 (ohne Schlagzeile, aber mit Noppen), einmal mit dem Prime Tower von gerade jetzt (mit Schlagzeile, aber ohne Noppen). Danke danke.

bedeutet. Es freut mich immer wieder sehr, wenn sich Lesende in meinem Geschreibsel wiederfinden. Vor allem, weil es mir bestätigt, dass ich normal bin. Dass, was ich sagen möchte (was mir nachts den Schlaf raubt), auch durch jemandes anderen Kopf gehuscht ist. Weil ich so immer wieder

Und trotzdem möchte ich euch nicht allzu oft antreffen, weil das heissen würde, dass wir alle in einer Fabrik ab Laufband fabriziert worden wären. Von einer müden, älteren Dame lieblos umgedreht und inspiziert. So eine vom Leben gezeichnete Frau mit Plastikkappe zum Schutz, damit kein Haar in uns hineinfällt, damit wir keinen Produkteschaden davontragen. Weil wir sonst knallhart aussortiert werden müssten, wenn wir uns voneinander unterscheiden. Ich möchte euch nicht allzu oft begegnen in Gedanken, nicht populär sein, weil das heissen würde, dass wir nicht anders können als gleich zu denken. Deshalb bin ich glücklich, wenn ihr nicht immer versteht, was mich bewegt. – Denn das heisst, ihr und ich… wir waren fähig selbst zu denken und unsere Eigenheiten beizubehalten.

für alle, die nicht einen monat lang auf die kultzeitung warten wollen

5. Novmber 2015 Rainer Kuhn. www.kult.ch - 3 x täglich neu. Egal wo Sie sind. Ist übrigens schon seit 2009 so. Habens einfach noch nicht alle gecheckt. Drum bringen wirs hier mal.

Kürzlich las ich von einem Musiker, der seine Spotify-Abrechnung öffentlich machte, und diese Abrechnung zeigte seine Entschädigungen für das Streamen seiner Musik. Bei rund 22'000 Streams wurden ihm knapp 4.20 Dollar ausbezahlt. Am selben Tag veröffentlichte ein Bauer seine Situation, gemäss der er seine Produkte immer günstiger verkaufen muss, gleichzeitig aber dafür zu sorgen hat, dass sie allesamt GMO-frei, ungespritzt, fleckenlos und aus 200% biologischen Anbau daherkommen. Er resümiert, dass, wer im Supermarkt ein Poulet für Fr. 2.50 kauft, an der Kasse das Recht abgibt, sich über Massentierhaltung aufzuregen. Der Konsument ist also ein schizophrenes Wesen mit einem kranken Hirn. Vielleicht ist er auch nur ein bisschen kurzsichtig, denkt, auf ihn als Einzelner komme es nicht darauf an, findet auch, dass Künstler für Ihre Arbeit korrekt bezahlt werden sollten und Bauern auch, so grundsätzlich, aber er müsse halt auch schauen, wie er durchkommt, bei den hohen Mieten und den steigenden Krankenkassenprämien und all den anderen Gebühren und Steuern, die so erhoben werden. Abgesehen davon könne er ja auch nichts dafür, dass das System so ist wie es ist. Diesen Konsumenten sei folgendes gesagt: Doch, Du Arschloch, genau auf Dich kommt es an! Denn Du bist kein Einzelner, Du bist Teil einer Masse, in der alle denken, es komme auf ihn nicht darauf an, und deshalb eben Masse sind und nicht Einzelner. Wärst Du ein Einzelner, würdest Du Deinen beschissenen Spotify-Account löschen und die Fr. 2.50 Poulets in der Kühltruhe liegen lassen. Und Du würdest die anderen Arschlöcher dazu ermuntern, es Dir gleichzutun. Die Masse ist immer dumm. Der Einzelne ist es nicht. Und Du kannst jeden Tag selber entscheiden, was Du sein willst. Herzlich, Rainer Kuhn

seit 1997 Erscheinungsweise: Monatlich (12 x pro Jahr) Auflage: 20‘000 Exemplare Verbreitungsgebiet: Stadt Zürich Herausgeber: Kult GmbH, 8006 Zürich Chefredaktion: Rainer KuhnAutoren: Reinhold Weber, Midi Gottet, Alex Flach, Henrik Petro, Angela Kuhn, Dominik Patrick Hug, Christian Platz, Kaspar Isler, Yonni Meyer, Pete Stiefel, Michèle Binswanger, Zukkihund. Gestaltung: Fredy Heritsch Kontakt: rainer.kuhn@kult.ch http://www.facebook.com/kult.ch Kultzeitung, kult.ch, kultradio.ch sind Unternehmungen der kult gmbh. www.kult.ch/gmbh

Nächster Halt: Zuckerberg. www.facebook.com/zuerilinie


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LET ME ENTERPAIN YOU

102 PILOTEN FLOGEN OHNE LIZENZ? 4. November 2014 Midi Gottet Wenn dir bei diesen News nicht der Hintern platzt, dann bist du motherfucking Jack Palance – und selbst der ist schon gestorben. – Okay, ich mache diese Airline-Spielchen ja seit 9/11 mit: – Keine Flüssigkeiten – Keine Nagelschere – Keinen Dosenöffner – Kein Sackmesser – Keine zugespitzte schwedische Penispumpe – Keine Buffalo-Turnschuhe (Turnschuhbomber) – Keine zu prallen Unterhosen (Unterhosenbomber) – Keinen Arabisch klingenden Namen (9/11) – Keinen Gürtel mit Metallteilchen – Keine Koffer, die von anderen Menschen am Vorabend gepackt wurden – Keine Handys auf Empfang – Keine Stewardessen mehr – Keine zugesicherte Start- oder Landeerlaubnis mehr – Keine Garantie, dass per Zufall genau diese fünf Chinesen nicht mit an Bord sind, die allesamt Linenzteilha-

ber sind für etwas was die CIA gerade haben möchte – Keine aufblasbaren Nackenkissen mehr – Keine aufgeblasenen Säckchen mit ganzen drei Erdnüssen drin mehr – Keinen Spass mehr – Nix mehr – Nur ödes Vor-sich-hin-fliegen

Das alles bin ich gewillt zu opfern. All das. Und dafür erwarte ich eigentlich nur eine klitzekleine Gegenleistung. Wirklich, nur ganz winzig, so vom Aufwand her: Nämlich, DASS IHR MIR VORNE INS COCKPIT REIN EINEN VERDAMMTEN PILOTEN MIT EINER GÜÜÜÜLLLLTTTIIIIIIGGGGEEENNNNNN LIZENZ SETZT!

DIE 30 BESTEN ZITATE AUS BRUCE SPRINGSTEENS SONGS: PLATZ 21–30

14. Januar 2015 Midi Gottet Da buckelst du dich zig Jahre duch die Take That-Knechterei, schnupfst den halben Vollmond an Koks in deine Birne, hast mit der Hälfte von den Spice Girls Sex, machst zig Rehabs, lässt

dich überall tatowieren und singst bis ans Lebensende “Angel”, nur um eines Tages in einer schweizer Post stehen zu können und so drein zu schauen als hättest du gerade Godzillas Penis entdeckt.

CHEMTRAILS HEISSEN JETZT SPERMASTAUB

5. November 2014 Dominik Hug 21. I don’t understand how you can hold me so tight and love me so damn loose. (Mary Queen of Arkansas) 22. Dan smiled as he lay in his own blood dying in the sun, whispered in Pete’s ear “We cannot undo these things we’ve done.” (Outlaw Pete) 23. I’ll wait for you, and should I fall behind, wait for me. (If I should I fall behind) 24. Well time slips away and leaves you with nothing mister but boring stories of glory days. (Glory Days) 25. I’ve done my best to live the right way, I get up every morning and go to work each day. But your eyes go blind and your blood runs cold, sometimes I feel so weak I just want to explode. (The Promised Land) 26. Sandy, the angels have lost their desire for us. I spoke to ‘em just last night

and they said they won’t set themselves on fire for us anymore. (4th of July) 27. Gambling man rolls the dice, workingman pays the bill, it’s still fat and easy up on banker’s hill. (Shackled and Drawn) 28. Now those memories come back to haunt me, they haunt me like a curse,

is a dream a lie if it don’t come true, or is it something worse. (The River) 29. I wanna die with you out on the streets tonight in an everlasting kiss. (Born to run) 30. You’re not man enough for me to hate or woman enough for kissing. (Mary Queen of Arkansas)

SCHNELL GESCHALTET

“Kondensstreifen” am Schweizer Himmel seien keine chemischen Abfälle, die auf diese Weise entsorgt werden, sondern es handle sich dabei um pulverisierte Sperma-Rückstände aus dem Mile-High-Club.

22. Januar 2015 Midi Gottet Das Schweizerische Bundesamt für Luftfahrt gibt Entwarnung. Die, von vielen Verschwörungstheoretikern irrtümlich als Chemtrails bezeichneten,

Fast auf jedem Flug schaffe es ein Päärchen auf der Flugzeug-Toilette zu kopulieren, so N. Imenismul, Sprecher des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL). Aufgrund dieser Erkenntnis sollen sich die Schweizer keine Sorgen mehr machen, wenn sie diese Streifen am Himmel sehen. Einzig Damen, die die Yoga-Übung Shirshasana (Kopfstand) gern nackt und unter freiem Himmel praktizieren, seien, ähnlich wie im Alpamare, durch eine mögliche ungewollte Schwangerschaft bedroht. Man kann also getrost aufatmen. Aber nicht zu fest, sonst holt man sich womöglich noch einen Lungentripper.

17. Januar 2015 Rainer Kuhn. Wenn aus einer Publikumskampagne über Nacht eine Mitarbeiterkampagne wird…


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WENN MIT DYNAMIT GEFISCHT WIRD, BLUTEN AUCH DIE SCHWÄNE 22. Mai 2015 Christian Platz Vor der sinistren Burg tanzen die mächtigen, vollfetten Töchter des Fürsten. Walrösser sind nichts dagegen, Elefanten nehmen sich vergleichsweise wie Fliegen aus, nicht einmal Brontosaurier sind dieser Konkurrenz gewachsen. Wohl erschüttert ein zorniger Donnergott den Himmel über dem Fürstentum. Er wütet schon seit Tagen, Wochen, Monaten, Jahren. Doch seine celestialen Hammerschläge hören sich, gegen die tanzenden Trampelfüsse der drei Fürstentöchter, unter denen die Erde erzittert, wie halbunterdrückte Fürze am Opernball an, die von den Kesselpauken des Orchesters mühelos überdröhnt werden. Jede der drei Töchter hat schon mehrere Zwangsliebhaber, andere gab es nie, beim Akt getötet. Nicht aus Böswilligkeit, die Töchter sind an sich nämlich freundliche Geschöpfe, die keiner Fliege einen Flügel ausreissen könnten, sondern durch akzidentelles Plattdrücken, bis der ganze Lebenssaft aus den Herren herausgepresst ward. Der Saft hingegen, der im Rahmen des Tobens jenes mächtigen Donnergottes stetig von Himmel fällt, ja man nennt ihn auch Regen, stört den Tanz der Töchter keineswegs. Die Tropfen verdampfen. Noch bevor sie die Haut der Ladies erreichen. Derart erhitzt sind die Gewaltsleiber von ihrem Treiben. Heute werden wohl wieder drei Herren dran glauben müssen. Der Fürst hält die Zwangsliebhaber für seine Töchter übrigens in einer speziellen Kaserne bereit, wo sie jeden Tag heftig trainieren müssen, um die Dinge, die da auf sie zukommen, auch nur für Momente aushalten zu können. Über ihr künftiges Schicksal lässt man die Mannen im Ungewissen. Sie glauben, dass sie die Elite des Fürstentums seien und sich auf wichtige Aufgaben im Dienste der Nation vorbereiten müssten. Gut, in einem gewissen Sinne entspricht dies ja auch der Wahrheit… Der Fürst ist gerade mit seiner Geliebten beschäftigt. In einem Turmzimmer der Burg. Dort verstösst er gegen alle Regeln, die Götter und Menschen jemals aufgestellt haben, in einer Art und Weise, die sogar der grausamen Mutter Natur die Schamröte ins Gesicht treibt. Für den Fürsten ist dies Alltag. Für seine aktuelle Geliebte, Nummer 207 in diesem Jahr, bedeutet es die komplette Zerstörung jeglicher Haftung in dieser Welt, jeglichen Vertrauens in die Menschheit und das Übernatürliche, jeglicher Menschenwürde. Der Weg, den die Geliebten des Fürsten nehmen, führt in aller Regel vom Turmzimmer direkt in die Gummizelle. Und am Ende zielgerade zum Suizid. Der Fürst, an sich kein schlechter Mensch, weiss diese Damenopfer zu schätzen. Weil er aber ebenfalls weiss, dass sie gänzlich unabdingbar sind, empfindet er wenig Mitleid. Er tut ja nur, was ihm schon sein Papa vorgelebt hat. Sein Damenverschleiss ist halt die einzige, ihm bekannte Methode, sich für das Regieren zu kräftigen. Bevor man ihm die Geliebten zuführt, versichert man den Damen, dass sie die Ehre hätten, im Namen der Nation eine wichtige Aufgabe erfüllen zu dürfen. Gut, in einem gewissen Sinne entspricht dies ja auch der Wahrheit… Die Frau des Fürsten, man nennt sie auch Hohepriesterin der Nation, ist in ihren Gemächern gerade mit einem komplexen Ritual beschäftigt, von ihren Akolyten unterstützt. Diese Rituale

des Hauses. Er war eines schönen Morgens einfach verschwunden. Über alle Berge. Nachdem er sich seine schönen langen Haare abrasiert hatte. Gerüchteweise habe er in der Fremde so lange unter einem Baum gesessen, bis ihm die Wahrheit über alles in den Sinn gekommen sei. Diese Wahrheit würde er nun verbreiten, mit grossem Erfolg. Im Schneidersitz. Jedoch nicht im Namen seiner stolzen Nation. Dabei habe er eine grossmächtige Gefolgschaft gefunden. Eine Tatsache, die seinen Vater zwar insgeheim mit Stolz erfüllt, ihn aber nicht davon abhielt, dem Volk – unter Androhung ausgesuchtester Todesstrafen – sogar die Aussprache des Namens seines abtrünnigen Sohnes zu verbieten. Nach der Flucht des jungen Mannes hatte der Fürst zunächst noch gesagt: „Mein Sohn ist tot“. Heute sagt er sogar: „Ich hatte nie einen Sohn“. Wenn er diese Worte ausspricht, durchzuckt ihn zwar jedes Mal ein schmerzhaftes Bedauern, blitzartig. Doch er unterdrückt diesen Schmerz. Dies sei seine Pflicht, zur Ehre der Nation, pflegt er seinem Beichtvater zu sagen.

finden wöchentlich statt, brauchen jedoch monatelange Vorbereitungen. Im Fürstentum arbeiten Hundertschaften tagtäglich an diesen Präparationen. Die Rituale dienen der Divination künftiger Ereignisse, welche das Schicksal der Nation beeinflussen könnten, und deshalb – in gewissen Fällen – schon im Ansatz verhindert werden müssen. Egal, was es kostet. Deshalb ist es auch egal, was die Rituale kosten. Zu ihrer Ausführung braucht es Gold, Silber, Edelsteine, seltene Kräuter, Pilze, Öle, sorgsam kurierte Häute von Lammembryionen sowie Nierensteine von Einhörnern. Die liturgischen Texte, welche die Akolyten fehlerfrei runterleiern müssen, beim geringsten Patzer in der Aussprache fällt eben die ganze schöne Ritualwirkung flach, umfassen 200’000 Zeilen, mit je 40 Anschlägen (Leerzeichen immerhin inklusive). Doch im Zentrum der Rituale steht die langsame Häutung eines Jünglings, der noch nie einen Tropfen Samen vergossen hat. Diese Prozedur

nimmt mindestens 48 Stunden in Anspruch. Der Jüngling muss dabei bis zum Schluss lebendig und bei vollem Bewusstsein bleiben. Seine Schreie, die ihm von den ungeheuren Häutungsschmerzen entlockt werden, enthalten die Weisssagungen, welche nur durch die Fürstin interpretiert werden können. Die Fürstin ist ja eigentlich eine gutherzige Frau. Den Schmerzen der jungen Männer bringt sie durchaus eine gewisse vornehme Sympathie entgegen. Doch sie weiss auch, dass eine Fürstenfamilie die Zukunft kennen muss, so sie wirksam regieren will. Den Eltern der Jünglinge wird, wenn man ihre Söhne zur sinistren Burg abführt, gesagt, dass sie einer wichtigen, ja heiligen Ehrenaufgabe zugeführt würden, im Auftrag der Nation. Gut, in einem gewissen Sinne entspricht dies ja auch der Wahrheit… Das einzige Mitglied der Fürstenfamilie, das sich der Verantwortung beizeiten entzogen hat, ist der Sohnemann

Gut, in einem gewissen Sinne entspricht dies ja auch der Wahrheit… Und das Volk? Das Volk vergöttert seine Fürstenfamilie. Die einfachen Leute wissen eben, wie schwer die Verantwortung auf den Mächtigen lastet. Sie sind nichts als dankbar für die Regierungskünste ihrer Oberen. Sie wissen, dass dem Wohlergehen einer Nation Opfer zu bringen sind, wenn die Prosperität gewahrt werden soll – und auch die Ärmsten noch an einigen Käserinden knabbern wollen. „Wo gehobelt wird, da fallen Späne/ Wenn mit Dynamit gefischt wird, bluten auch die Schwäne…“, heisst es in der Nationalhymne des Fürstentums. Ja die kleinen Leute lieben ihre Regenten mit heissen Herzen. Gut, in einem gewissen Sinne haben sie damit ja auch nichts als Recht… „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist…“, das steht schon in der Bibel drin, Matthäus 22,21 halt. Und wer möchte da schon widersprechen? Nur schönes Wetter wäre auch wieder mal gut. Doch der wütende Donnergott da oben gehorcht leider keinem, nicht einmal unserer herzensguten Fürstenfamilie.


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Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu. Fumer nuit gravement à votre santé et à celle de votre entourage. Il fumo danneggia gravemente te e chi ti sta intorno.


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Februar 2015

FALSE FLAG

22. Januar 2015 Henrik Petro „Was genau ist eigentlich ein Terrorist?“ fragte Rainer Kuhn in seiner letzten Kolumne und brachte mit seinem Text selbst mich zum Nachdenken, den Prototypen eines unkritischen, autoritäts- und mediengläubigen, von belanglosen TV-Shows, Newsformaten und Serien sedierten Durchschnittsbürgers. Was oder wer ein Terrorist ist, bleibt wohl immer auch eine Frage der Perspektive. Wenn Terroristen als eine kleine Gruppe innerhalb einer grossen Gruppe angesehen werden können, die sich nicht dem Mainstream unterordnet, die sich nicht kritik- und vor allem kampflos den Way of Life, die Werte und die Regeln der dominierenden Gruppenmitglieder aufzwingen lassen will, sich nicht bedingungslos unterordnen kann und die eigene Identität wenn nötig nicht ohne Blutvergiessen (im übertragenen Sinn) verteidigen wird – ist dann nicht die Schweiz das Problemkind in diesem Melodrama der Finanzkrise, also der Terrorist innerhalb der EU? Wie nehme ich selbst unsere Schweiz wahr inmitten des wirtschaftlichen Horrorszenarios der uns umgebenden EU? Wir haben die tiefste Arbeitslosigkeit (erst recht bei der Jugend), wir haben konkurrenzlos tiefe Steuern bei gleichzeitig funktionierendem Sozialsystem, wir haben überdurchschnittlich hohe Durchschnitts- und Mindesteinkommen, wir können über alle wichtigen Dinge abstimmen (die Umsetzung scheitert meist nur am internationalen, also über-

gestülptem Recht), wir sind friedfertig und haben doch Nationalstolz, wir zeigen tagtäglich, wie Multikulti funktionieren kann (sicher mit Verbesserungspotenzial, aber jetzt mal über den Kamm geschert), wir kennen kaum Korruption, die Schweiz steht für Chancengleichheit (zumindest im Ansatz), die Schweiz ist attraktiv für hervorragend ausgebildete Immigranten und (bis vor kurzem) für Steuerflüchtlinge, also für menschliches und monetäres Kapital aus der EU. Warum also sollen wir Terroristen sein? Warum sind wir ein widerhakenbespickter Spiess im entzündeten Brüsseler Hämorrhoiden-Hintern? Nicht einfach nur, weil wir mit unserem System erfolgreich sind. Sondern weil wir es mitten in Europa sind, ohne Mitglied der EU zu sein und ohne den Euro als Landeswährung zu haben. Wir sind das verhöhnende Bildnis ihres Misserfolges. Wir sind sozusagen Charlie, eine Provokation, ein Schlag ins Gesicht, ein Sakrileg, Blasphemie. Wir müssen darum weg! Nur: uns kann man zwar abhören und überwachen, aber nicht verhaften, nicht wegsperren, nicht nach Guantanamo ausfliegen. Man muss uns an Ort und Stelle besiegen. Mit unseren eigenen Waffen. Man muss uns folglich an unserem eigenen Erfolg krepieren lassen. Wie könnte man das tun? Nun zum Beispiel durch beständige Ankäufe in hohen Mengen den Schweizer Franken so stark werden lassen, dass der exportorientierten Wirtschaft ein Milliarden Tonnen schwerer Knüppel zwischen die Beine geworfen wird, so dass sie unwei-

gerlich grausam auf die Schnauze knallen muss – und sich nicht mehr erheben kann. Gleichzeitig würden die Bewohner der Schweiz mit plötzlich massiv erhöhter Kaufkraft die Grenzen stürmen und auf EU Gebiet den Konsum im betäubenden Kaufrausch in nie gekanntem Ausmass ankurbeln, während der heimische Detailhandel massive Einbussen verkraften muss. Wenn zwischen Euro und Franken Parität geschaffenen würde, oder noch besser, der Euro auf den Stand fällt, den die gute alte D-Mark hatte, bliebe der Schweiz wenig Spielraum. Kurzfristig würden Löhne und Preise auf EU-Niveau heruntergeschraubt, längerfristig bliebe aber kaum etwas anderes übrig, als den Euro zu übernehmen, um global wirtschaftlich noch irgendeine Rolle zu spielen, aber vor allem, um nicht Pleite zu gehen. Dann könnte die Übernahme des Euro natürlich an Bedingungen geknüpft werden, wie der Eintritt als Vollmitglied in die EU – natürlich bestätigt durch eine rechtmässige Volksabstimmung, die aufgrund der dramatisch zusammengebrochenen Wirtschaft nur noch pro forma durchgewunken würde. Es wäre natürlich ein gewagter, langwieriger und teurer Masterplan. Man müsste in einer ersten Grossoffensive das Bankensystem schwächen, allem voran das Bankgeheimnis aufbrechen – das Rückgrat der Währungs- und Exportunabhängigen Wirtschaft. Und dann müsste man Geduld haben. Irgendwann würde die Schweizer Nationalbank ihre Geldpolitik nicht mehr aufrechterhalten können oder wollen. Und dann ganz von sich aus den Mindestkurs aufheben. Das würde man der Öffentlichkeit jedenfalls so verkaufen. Und sie würde es glauben. Wer dann kritische Fragen stellt, würde eh zu den „schlechten Verlierern“ gehören. Ausserdem wäre der Mist schon geführt. Und der erste Krieg auf europäischem Boden ohne einen abgefeuerten Schuss gewonnen. Aber zum Glück ist das nur eine absurde, nicht zu Ende gedachte Verschwörungstheorie eines Spinners, wie viele andere auch… http://de.wikipedia.org/wiki/Falsche_Flagge

THE DETONATOR

28. Oktober 2014 Dominik Hug “The Detonator” stellt nur einen der zahlreichen Ausflüge Wesley Snipes in die B-Movie-Branche dar. Inhalt: Undercover C.I.A.-Agent Sonni Griffith reist alleine nach Polen, um einen Waffenhändler zu entlarven und den Verkauf einer Atomwaffe zu verhindern. Als der Gangster seine wahre Identität erfährt, landet Griffith im Gefängnis, wird jedoch durch Intervention der C.I.A.

schnell wieder freigelassen und soll nun die attraktive Russin Nadia in die Vereinigten Staaten begleiten. Griffith findet bald heraus, dass die eigenwillige Dame vom selben Waffenhändler verfolgt wird, den er vernichten wollte. Dieser skrupellose Kriminelle ist zu allem bereit, um von Nadia die Informationen zu bekommen, die er benötigt, denn sie hat die 30 Millionen Dollar versteckt, mit denen er sich die Atombombe kaufen will. Als ein Leck bei der C.I.A. den Aufenthaltsort und die Decknamen von Griffith und Nadia durchsickern lässt, beginnt für die beiden ein tödlicher Kampf, um sich selbst und die Welt zu retten… Eins vorneweg, dieser Streifen ist gar nicht mal so schlecht. Die Story wirkt auch hier wieder uninspiriert und überkonstruiert und auch Rumänien kennen wir langsam zu genüge, ebenso farblose Nebendarsteller, die mit osteuropäischem Akzent ihre englischen Sätzchen aufsagen. Wesley Snipes ist der Höhepunkt des Films, der einzige wirkliche Höhepunkt. Snipes war hier sehr engagiert bei der Sache und man kann die Spielfreude förmlich aus ihm raussprudeln sehen. Kein Wunder, hatte er damals noch keine Ahung, dass er einige Jahre später einen mehrjährigen Knastaufenthalt absolvieren darf. Ebenso erwähnenswert

ist William Hope, mittlerweile fester Bestandteil diverser B-Streifen, der jedoch auch einiges an Kinofilm-Erfahrung auf seinem Konto hat und eigentlich stets solide Arbeit abliefert. Der Rest des Casts war für rumänische Verhältnisse akzeptabel. Speziell zu erwähnen ist, dass der Bösewicht der Inhaber eines rumänischen Fussballklubs darstellt. Bilder aus vollen Stadien sind zu sehen. Es scheinen sich hier um Aufnahmen von Steaua Bukarest zu sein. Nur das im Film erwähnte Saisonziel des Vereins, die Weltmeisterschaft in den USA, scheint mir ein wenig auf der Luft gegriffen zu sein… Fazit: “The Detonator” ist ein typischer Billigkracher von der Stange, jedoch rasant und ordentlich in Szene gesetzt. Grossartige Storybögen sollte man jedoch nicht erwarten.

DANKE, REFORMORIENTIERTE, EIGENSTÄNDIGE, KOMPROMISSFÄHIGE ORIGINAL-FDP! 19. Januar 2015 Reinhold Weber Danke, FDP, für dieses gemeinsinnig fortschrittliche Inserat. Sowas bekommt so schnell keiner hin! Sechs oder sieben verschiedene Schriftgrössen, freiheitlich auf 40 Quadratzentimetern Anzeigenraum plaziert, das erfreut die Netzhäute jedes Lesers und erwärmt die Seele jedes Grafikers. Die FDP beweist damit eindrücklich ihre Kompromissfähigkeit. Auch all die griffigen Argumente haben uns von der FDP überzeugt, allen voran die Feststellung, dass man die Zukunft aktiv gestalten kann. Wir glaubten bislang, das ginge nur passiv.Also unsere Stimmen haben Sie schon so gut wie im Sack. Emotional tief bewegt, Ihr originalliberales KULT.

KRIMINELLER UNTERMIETER

19. Januar 2015 Jelena Keller Diese Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit Am Tag seiner Ankunft, es musste an einem Samstag gewesen sein, versammelte die allein erziehende Mutter ihre gerade volljährig gewordene Tochter Sandra und den zehnjährigen Sohn Aleksandar am runden Esszimmertisch. Gelangweilt, die Köpfe auf die Hände gestützt sassen die Kinder da. Sandra bemerkte das besorgniserregende Aussehen der Mutter, ihre dunklen Augenringe, ihr ermattetes Gesicht, als sie langsam zum Sprechen ansetzte. Es ginge finanziell leider nicht mehr anders, die Familie müsse einen Mitbewohner aufnehmen. Er sei ein Krimineller. Ein Drogendealer. Einer, der einen Monat in die Schweiz kommt, kleine Arbeiten verrichtet und dann weiterzieht, damit ihn die Polizei nicht entdeckt. Ein Jurastudent, vom Drogenkartell rekrutiert an der Universität in Prag, hatte sie mit gesenktem Blick erklärt. Eigentlich ein normaler Junge. Er werde im Zimmer des Bruders schlafen. Den Kindern waren die Umstände egal, waren sie es mit stets vollzeitlich berufstätigen Eltern gewohnt gewesen, sich anzupassen. Um ihr beissendes Gewissen zu besänftigen erzählte sie energisch weiter. Von vielen anderen Haushalten, die kriminelle Mitbewohner beherbergten, von Familien jeglicher Herkunft. Von dem einen Kunstsammler, einem alleinstehenden Schweizer, der seine schöne Maisonettewohnung und Hobbies so finanziert. Unglaublich, der Materialismus dieser Leute. Sie allerdings, täten dies aus Not, aus Verzweiflung. Zweitausend Franken bekämen sie für einen Monat. Danach könnten sie dann ein wenig aufatmen, vielleicht sogar in die Ferien fahren. Ein tolles Angebot für Kreta habe sie gesehen. Das wäre doch was! Übertrieben heiter und laut hatte sie dabei gelacht. Aleks freute sich auf einen Mann im Haus, Sandra darüber, die Mutter glücklich zu sehen.

„Eines noch“, sagte die Mutter plötzlich drohend mit aufgerissenen Augen, bevor die Kinder, verwundert über ihre emotionale Unausgeglichenheit weglaufen konnten „erzählt niemandem davon. Wenn jemand fragt, sagen wir, er sei ein Verwandter auf Besuch. Sonst stecken sie mich ins Gefängnis und euch ins Heim.“ Als der 23-jährige, grosse, gut aussehende Mann das erste mal mit ihnen am runden Tisch sitzt, zittern seine Hände so stark, dass ihm die Gabel mehrfach aus den Händen fällt. Wie auch für die Mutter, war dies seine erste Berührung mit der kriminellen Welt. Die Mutter, neugierig und aufgeregt, löchert ihn mit Fragen. Sie müsse wissen, wer er sei, entschuldigt sie sich, schliesslich werde er mit ihrer Familie unter einem Dach leben. Seine scheuer Blick ist meist auf den Teller gerichtet. Manchmal sieht er hastig auf, lächelt gequält, erzählt leise von seinem Leben und seiner krebskranken Mutter darin. „Ja“ Sandras Mutter nachdrücklich kopfnickend, legitimierend. Wie hätte er ihre Behandlungen auch sonst bezahlen können, bei den läppischen Löhnen dort unten! Beim Gedanken an die Drogengelder ziehen ihre Mundwinkel nach unten, der Blick wendet sich ab. Die nächsten vier Wochen wird der junge Mann bloss im Zimmer des Bruders auf dem Kinderbett sitzen, mit zehn verschiedenen Handys herumtelefonieren und unaufhörlich zittern. Er wird genauso wenig schlafen wie die Mutter. Nachts werden sie sich auf einen Tee treffen im Wohnzimmer, beide starr vor Angst, stumm auf ihre Tassen starren und schnell wieder in die Zimmer huschen, beschämt darüber, dass das Gegenüber weiss, was der andere Rechtswidriges tut. Die Mutter wird nach Ende des Monats, ausgelaugt wie selten zuvor, Ferien für sich und die Kinder buchen und auf Kreta ihre gewohnten Gesichtszüge und ihr Lachen wiederfinden.


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Februar 2015

ICH SCHRAUBE GAR NICHTS 20. Januar 2015 Yonni Meyer Gestern habe ich mir Gedanken über Beziehungen oder das NichtVorhanden-Sein ebendieser gemacht. In meinem Alter wird man – bzw. ich – oft an Abendessen oder Partys eingeladen, wo nur Pärchen sind. Mir persönlich macht das nichts aus, solange ich mit den Menschen noch einzeln reden kann und nicht das Gefühl bekomme, mit einer Flechte zu reden, also einer Symbiose aus zwei Menschen, die als Individuum offensichtlich elendiglich zugrunde gehen würden. Wenn man eine Freundin z.B. fragt, ob sie mal ins Yoga mitkommen mag und sie sagt, sie müsse erst „den Schatz“ fragen, ob er auch mitkommt, dann finde ich persönlich das etwas schwierig. Vor allem, weil ich sie gefragt habe und nicht ihn. „Den Schatz fragen“ sagen übrigens auch Männer. Auch Frauen sind DER Schatz. Ich würde ja lieber „Pingpongwiesel“ heissen als „Schatz“. Aber das muss jede/r selber wissen. Haha. Pingpongwiesel. Sorry. Was ich eigentlich erzählen wollte, ist dass ich in letzter Zeit festgestellt habe, dass Pärchen im Grossen und Ganzen drei Arten haben, darauf zu reagieren, dass ich Single bin. Einerseits ist da Mitleid. Oft wird mir gefühlvoll die Hand aufs Knie gelegt und ein verständnisvolles „De Richtig chunt imfall scho na“ entgegengehaucht. Und auch wenn ich „Ja

eh, ich han ja kein Stress“ antworte, folgt ein „Nei würkli imfall. Ich han halt eifach Glück gha, dass de Marco deet au am Turnfäscht gsi isch.“ Absoluter Liebling: „Weisch, sobald uufhörsch sueche, chunter. Genau dänn, wänn’ds am wenigste erwartisch.“ Ähä, deshalb hast du deinen Freund bei Parship gefunden. Weil du mit Suchen aufgehört hast. Right. Reaktion Nummer zwei beinhaltet, genau gegensätzlich zu Reaktion Nummer 1, eine gehörige Portion Neid. „WOW! Ächt? Vollgeil, he, gnüsses. Ich mein. Wow. Würkli? Null Verpflichtige? Ich würd imfall… Aso weisch, ich lieb ja de Üse, aber ich würd imfall so härt eine duregäh…“ Die dritte Reaktions-Art ist: „Aber wieso?! Wotsch dänn nöd? Du bisch doch mega cool und so.“ Momoll. Aber nicht mit irgendwem. Die Typen, die ich in letzter Zeit kennengelernt habe, sind entweder liiert, schwul, langweilig oder so grauenhaft selbstabsorbiert, dass ich mich frage, wieso sie sich noch

nicht in ein schwarzes Loch verwandelt haben. Und wenn ein wirklich cooler Typ dann mal daherkommt, muss er mich ja seinerseits auch cool finden… Und hier folgt manchmal auch der allerschlimmste Satz, den ich bezüglich Partnersuche kenne: „Villicht muesch eifach dini Asprüch chli abeschruube“. Liebe Pärli-Tippgeber: Ihr seid super und ich liebe Euch dafür, dass Euch mein Liebesleben dermassen interessiert. Aber Ansprüche runterschrauben? Echt jetzt? Gibt es tatsächlich noch Menschen, die denken, dass sowas längerfristig funktioniert? Ich persönlich will für mich selber das Beste. In welcher Form das dann in mein Leben schneit, kann ich jetzt noch nicht sagen. Falls ein Mann mir als Gesamtpaket so gut gefällt, dass Dinge, die ich im Vorfeld für extrem wichtig hielt, nebensächlich werden, dann geschieht das automatisch, aber nicht, weil ich willentlich „ausschalte“, dass sie mir wichtig sind. Sobald man ein ungutes Gefühl bekommt und denkt „Naja, er hat zwar nicht ganz soviel Humor, aber dafür ist er lieb zu mir“, ist die Sache in meinen Augen bereits gegessen… Aber vielleicht bin ich ja genau deshalb Single. Ich sollte wohl anfangen, mir 2-27 Katzen zuzulegen – bei denen muss ich wenigstens kein Drama veranstalten, wenn sie mich nicht zurückrufen.

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HOLY SHIT: DIE MIT GOTTLOS VIEL ATHEISMUS HERBEIGEBETE TOP5 DER PROMIS, DIE NICHT, ICH WIEDERHOLE «NICHT», AN GOTT GLAUBEN

WAS NACH DER LIEBE ÜBRIG BLEIBT

14. Januar 2015 Jelena Keller Als ich nach Hause kam stand ich etwa eine Viertelstunde lang regungslos im Flur. Ich schaffte es nicht einmal mich ins Bett zu schleppen, so überfallen wurde ich von der Frage, was nach der Liebe übrig bleibt. Diese Frage hätte mir nicht in den Sinn kommen müssen, hättest du nicht halbtot im Krankenhaus gelegen. Nein, ich hatte dich noch nicht für tot erklärt, deshalb war sie nicht vorbeigekommen. Vielmehr war sie einer dieser Streiche, die uns das Gehirn spielt, wenn es masslos überfordert ist. Wenn es uns weiss machen will, dass nur noch das Schrecklichste auf uns wartet, dass danach womöglich nur noch das schwarze Loch kommt. Ich konnte also nichts dafür. So schnell wie du im halbTotenbett gelegen hattest, so schnell war die Frage aufgetaucht. Von da an begleitete mich die Frage immerzu, liess nicht von mir ab. Manchmal zeigte sie sich in Form eines masochistischen Partners, der einem auf Schritt und Tritt folgt, immer wieder gekonnt peinigt und erniedrigt, indem er auf die traurigsten Begebenheiten aufmerksam macht, hatte man sie gerade kurz vergessen. Manchmal zeigte sie sich als gütige Begleiterin, die mir mit lauwarmen Brisen ums Herz wehte, das Gefühl herzerwärmender Sommerabende im Garten bescherte. Bloss um mich kurz darauf wieder zu malträtieren.

Mit einem stumpfen Messer ins Fleisch bohrend, Salz und Verzweiflung in die Wunden reibend. Diese grässlichen Achterbahnen der tiefen Sinnlosigkeit und himmelhoch jauchzenden Erinnerung. Was bleibt nach der Liebe übrig? Am nächsten Morgen, als ich irgendwann meine verquollenen Augen einen Spalt weit zu öffnen vermochte, sah ich als erstes deine Sportsocken vor dem Bett liegen. Sie waren dreckig. Das wusste ich, weil sie statt weiss, grau waren. Wie sollte es auch anders sein. Gerne würde ich dir ein Leben lang deine Miefsocken nachtragen, dachte ich jetzt. Dann roch ich tatsächlich an ihnen, weil es noch das Einzige war, was mich näher zu unserem vorherigen Dasein brachte. Ich stand da, tränenüberströmt. In der einen Hand diese verdammten Socken, in der anderen Hand mein jämmerliches Selbstmitleid. Ist es das, was nach der Liebe übrig bleibt? Ist es ein „Ich geh zuerst aufs Klo!“ darauf ein Rennen durch die Wohnung, zu hören? Manchmal vermag es auch der bedrückte Blick der Nachbarin sein, ein leises „Es tut mir leid, er war doch immer gesund“. Eine Träne der Freundin zum Beileid. Oder dein Streicheln über meinen Kopf, wenn wir fernsehen? Das Spazieren durch den Regen, das Spinnen von

Träumen, das Witze erzählen, das Raufen nach dem Aufwachen? Ein zum Lebensmittelladen schleichen und trotzdem weiterhin einkaufen, was du immer gerne asst, nur um es dann jedes Mal vergammeln zu lassen. Dein enthusiastisches Klimpern beim Kochen, während der altmodische, laute Dampfabzug läuft, wir uns aber trotzdem unermüdlich schreiend zu unterhalten versuchen – einfach weil wir nie anders konnten, als miteinander zu reden. Ist es das, was nach der Liebe übrig bleibt? Wird mich die Liebe mit einer Vodkaflasche und Cranberrysaft auf dem Sofa zurücklassen? Mit fettigem Haar und ausgetrockneter Seele? Ist es der Moment, in dem ich nun mit Freunden, statt mit dir, in unserem Lieblingsrestaurant esse und der Chefkoch fragt, wie es meinem Liebsten gehe – daraufhin alle verlegen mit gesenktem Kopf auf ihre Teller schauen. Oder doch, wenn wir im Auto die Musik aufdrehen und uns beim Singen zu übertönen versuchen? Ist, was nach der Liebe übrig bleibt, deine warme Hand auf meinem Bauch oder der leere Platz im Bett neben mir? Manchmal gar ein überquellender Aschenbecher voll exzessiv gerauchter Zigarettenstümmel, ein widerlicher Schmerz, eine Menschenmasse, die mich zu würgen versucht. Eine leere Tablettenschachtel auf dem Küchentisch. Ist es der Moment, als wir das erste Mal am See waren und du mir, wie sollte es anders sein (das bist du) deine Jacke gegeben hast, damit ich nicht friere? Unsere Reisen durch ferne Länder, die nahe Zukunft und grosse Träume. Ist es das, was nach der Liebe übrig bleibt? Oder ist es die Krankenschwester, die zwar mitleidig und gequält schaut, mich aber trotzdem jeden Abend um Punkt neun aus deinem Krankenbett scheucht? Wenn du weg bist und die Liebe mit dir, was wird sie mir zurücklassen?

10. November 2015 Midi Gottet. Wetten, die Hälfte dieser Leute schreien beim Orgasmus “Oh my God!”. Und die andere Hälfte “Oh my fuckin’ God!”. Und ja, für diese Fotostrecke, werde ich in der Hölle schmoren und dort täglich von Satan höchstpersönlich gehuft werden.


E C O N O M Y. B U S I N E S S . F I R S T. EINE KLASSE FÜR SICH. CASA DEL VINO.

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BÜROTYPEN, DIE IHR IN JEDER FIRMA FINDET 12. Januar 2015 Dominik Hug

Primarschulhaus Hinterdüpfigen Asbest in den Wänden gefunden wurde, muss er auch am nächsten Tag wieder um 4 Uhr weg sein. Und weil nun auch bald wieder Wahlen angesagt sind, fehlt der Politiker auch am übernächsten Tag im Geschäft, weil er seine Anliegen im Frauengymnasium bei einer Podiumsdiskussion vortragen muss. Politiker sind praktisch nie im Büro anzutreffen.

Die sexuell Frustrierte Dein eigener Charme prallt von ihr ab wie der Schuss einer Luftdruckpistole an der Front einer Lokomotive. Humor kennt die sexuell Frustrierte nicht. Lockerheit ist ebenso ein Fremdwort. Diese Frau scheint für die Arbeit zu leben. Und es würde ihr (und bestimmt auch dem Rest des Büros) gut tun, würde sie mal wieder die Symbolik hinter Peter Gabriels Song Sledgehammer ausleben. Der Fussballstar Er war einst Fussballer beim FC Zürich, bei GC oder dem FC Basel und hatte es “ganz ganz knapp” nicht in die erste Mannschaft geschafft. “Da war mir halt immer einer vor der Sonne. Der Trainer hat halt immer an Reto Zanni/Ricardo Cabanas/Urs Fischer festgehalten”, so der Fussballstar. Und so landete er bei dir im Büro, wie ein Normalsterblicher. Und trotzdem erzählt er immer wieder die Geschichte von dem Tag, als er Pascal Zuberbühler tunnelte, als er Carlos Varela mit Blutgrätsche umsäbelte oder als er im Training mit Seitenfallrückzieher ein Tor erzielte und Alex Frei ihm erfürchtig auf die Schulter klopfte. Er schwelgt in Erinnungen an 15 Sekunden Miniruhm. Lasst ihm diese, denn noch grössere Geschichten wird der Fussballstar nicht mehr erleben.

Der Bayern-Fan Absolut konträr zum Auftreten des geliebten Vereins ist der Bayern-Fan. Er ist ein sympathischer Genosse, der die erfolgreichen Auftritte seiner Mannen aus München leidenschaftlich verfolgt und Montag früh dann auch mit seinen Bürokollegen teilen will. Jedoch versteckt nie die 20 Jahre alte Bayern Kaffeetasse, das Foto mit Jens Jeremies oder das Oliver Kahn-Trikot des BayernFans. Und wenn ihr es doch nicht lassen könnt, dann trägt dabei wenigstens ein 1860 München-Shirt. Der Politiker Er muss regelmässig schon um 4 Uhr in den Feierabend gehen, da er noch eine wichtige Budgetsitzung hat. Und weil im

DIESE FASSADE IST MIT GRAFFITI-SCHUTZ BEHANDELT

Der Übergangene In Meetings wirkt er ruhig und sachlich, gemischt mit einer leichten Brise Depression. Er hat in den vergangenen Jahren immer auf die Chefposition geschielt, sie wurde ihm vielleicht sogar versprochen, und doch wurde er aus diversen Gründen immer Übergangen. Übergangene sollten zu einem Jobwechsel gezwungen werden, denn dem eigenen Team bringen sie keinen Benefit mehr. 22. Dezember 2014 Midi Gottet. Nein, ist sie nicht. Das gebrochene Herz Ihr Herz ist gebrochen. Seit langem. Sie wirkt unglücklich und ist oft mit einem Stück Schokolade in der Hand anzutreffen. An Wochenenden gibt sie sich oft die Kante, was man ihr am Montag auch stets sofort ansieht. Sie empfindet keine Freude mehr, freie Tage oder Ferien machen ihr sogar Angst. Schenken sie dem gebrochenen Herz viel Wärme und Aufmerksamkeit. Es wird sich dereinst bedanken. Oder Ihnen das Messer in den Rücken rammen, bis sie kapieren, warum ihr Herz gebrochen wurde.

SEEN IN A SCENE: DAS QUICK STOP GROCERIES AUS «CLERKS»

ÖFFENTLICHE SELFIEBEFRIEDIGUNG

13. Januar 2015 Michèle Binswanger Die Autorin postet grundsätzlich nur Bilder mit Hut und Sonnenbrille. Das schützt vor Eitelkeit. Wenn Frauen anderen Frauen ihre Schönheit nicht gönnen, zeugt das von niederen Instinkten. Zivilisierte Wesen sollten darüber stehen, so dachte ich immer. ich habe es immer gehasst, wenn eine Freundin sich über eine Schauspielerin, Sängerin, Model aufregte, bei jeder Gelegenheit betonte, was für eine blöde Kuh das ist. Ich dachte mir immer, dass diese Freundin doch gar nicht wissen können, wie blöd die betreffende wirklich ist. Und dass mir nichts anderes auffällt, als dass sie eben wahnsinnig gut aussieht. Nicht so wie wir, obschon wir natürlich auch ganz fesche Mädels sind. Aber eben keine Supermodels/ Sängerinnen/Schauspielerinnen. Damals gab es noch kein Facebook. Aber heute schon und inzwischen kenne ich diese Empfindung auch.

Sie überfällt mich nicht angesichts von Schauspielerinnen/Sängerinnen/ Models, sondern bei schönen Frauen, die sich an ihrer eigenen Schönheit erfreuen, indem sie fleissig Selfies von sich posten. Weil sie nunmal so wahnsinnig gut aussehen und das dann auch bestätigt bekommen mit: Bella! So schööööööön! Und <3 Bin ich neidisch auf diese Frauen? Definitiv. Nicht nur auf ihre Schönheit, sondern auf die Unverfrorenheit, sie so zur Schau zu stellen und sich dafür feiern zu lassen. Gerade wenn man zu den Schönen gehört, hat diese Eitelkeit für mich etwas Obszönes. Gerade von den Schönen erwarte ich in meinem verqueren Wertsystem Bescheidenheit. Es sei denn, sie verdienen Geld mit ihrem Aussehen Geld, dann habe ich wieder kein Problem. Und ich weiss, dass dies ganz und gar verkackte und verklemmte moralische Instinkte sind, aber ich werde sie nicht los.

Denn das habe ich gelernt: Bescheidenheit ist eine Zier. Den nur bedingt Schönen, beziehungsweise nicht so fotogenen Frauen, verzeihe ich sofort, wenn sie Bilder posten, auf denen sie gut aussehen. Die müssen schliesslich etwas beweisen. Aber die verdammten Beauty-Queens? Denen nehme ich es übel. Für jemanden wie mich, die es vermeidet zum Friseur zu gehen weil ich es nicht aushalte, mich so lange im Spiegel anzuschauen – nicht weil ich etwas nicht selbstverliebt wäre, sondern weil galoppierende Eitelkeit in meinem Elternhaus verpönt war – für jemanden wie mich also hat das etwas Anstössiges. Es ist wie öffentliche Selbstbefriedigung, also Selfiebefriedigung. Als ob man zugeben würde, dass man die eigenen Fürze ganz gerne riecht. Als ob man in der Öffentlichkeit herumschnüffeln würde und sagen: Riecht ihr es auch? Dieses Aroma, wunderbar. Der nächste Schritt ist dann nämlich der Selbstekel davor, den Frauen ihre öffentliche Selbstbefriedigung nicht zu gönnen. Dass ich wie Fräulein Rottenmeier denke: Die übertreibt es jetzt. Jede zweite Woche das Profilbild ändern, okay. Aber hat sie es wirklich nötig, jeden zweiten Tag angesabbert zu werden? Und dann schäme ich mich dafür, dass ich es ihnen nicht gönnen mag, nur weil ich es selber doch auch möchte aber mich dafür zu sehr schäme. Und am Schluss schäme ich mich auch für meine Scham und schalte Facebook aus, um noch ein bisschen zu arbeiten. Wir sind schliesslich nicht zum Spass hier. Kann man eigentlich noch protestantischer funktionieren? Wahrscheinlich. Ich gehe jetzt ins stille Kämmerlein und arbeite an mir, damit ich auch diesen Neid loswerde. Aber stopp, erst noch ein Selfie. Vielleicht sehe ich zur Abwechslung mal gut aus.

27. Dezember 2014 Dominik Hug Gerade auf New York-Trip? Dann plant doch einen kurzen Abstecher rüber nach New Jersey, genauer nach Middletown. Bei der Adresse 55 Leonardo Ave findet ihr nämlich das Quick Stop

Groceries, noch im ziemlich gleichen Zustand wie damals vor zwanzig Jahren, als Kevin Smith dort seinen Erstling “Clerks” gedreht hat.

LIEBE KINDER…

BEI DER GEBURT GETRENNT …

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Michèle Binswanger 23. Januar 2015 Shaq the sheep

18. November 2015 Pete Stiefel. So erklärt der Rest der Welt seinen Kindern die Schweiz.


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LETHAL WEAPON

26. Januar 2015 Dominik Hug Lag man früher als Schuljunge mal ein paar Tage krank im Bett, konnte man sich wenigstens über das TV-Programm freuen. Perlen wie Knight Rider, A-Team und co. flimmerten jeden Nachmittag über die Bildschirme. Das sieht heute leider anders aus. “Die Trovatos”, “Berlin Models” oder “Verdachtsfälle” flimmern heute in der Kiste. War früher die Grippe mit einer Dosis bestehend aus K.I.T.T. und der Enterprise in einigen Stunden besiegt, werden heute Grippeviren durch diesen Müll im Fernsehen zum Vermehren animiert. So packte ich spontan die Lethal Weapon-Box und mein eigener Widerstand gegen die Grippeviren begann. Inhalt: Beide sind Cops in L.A. Beide sind absolute Profis. Und beide hassen es, mit einem Partner arbeiten zu müssen. Gemeinsam sind sie das perfekte Team: Der durchgeknallte Martin Riggs (Mel Gibson) und des besonnene Roger Murtaugh (Danny Glover), die auf der Jagd nach Heroinschmugglern gnadenlos Los Angeles auf den Kopf stellen. “Lethal Weapon” aus dem Jahre 1987 gehört zu den ganz grossen Klassikern des Actionkinos. Zusammen mit “Die Hard” hat Lethal Weapon damals den Startschuss für coole und knallharte Actionkracher gegeben.

Die Besetzung von “Lethal Weapon” kann man von A bis Z als gelungen betrachten. Die beiden Hauptdarsteller Mel Gibson und Danny Glover bezeichne ich als DIE perfekte Besetzung für jeden Buddymovie. Riggs, in diesem Film noch geprägt vom Tod seiner Frau, stets in ein Armdrücken mit dem Sensenmann verwickelt, ist eine Figur, die zum einen Teil vor Tragik nur so strotz, zum anderen aber auch ein liebenswerter Kumpeltyp ist. Murtaugh ist der Familienmensch, lebt in einem netten Haus, zusammen mit seiner Frau und drei Kindern. Familienleben total, irgendwie wie in “Alle unter einem Dach”, einfach ohne Steve Urkel. Ein krasser Gegensatz zu Riggs’ einsamen Leben mit Hund, Bier und Zigaretten im schäbigen Wohnwagen. Die Nebenfiguren, angefangen von Captain Murphy über Dr. Woods bis zu Murtaughs Familie wurden perfekt besetzt. “Lethal Weapon” hat wie seine Nachfolger Schwächen in der Story. Die ist doch ziemlich dünn. Aber who cares? Denn dies ist die Gibson/Glover-Show und unterhaltet wird man hier bestens. Ohne Riggs Part in ein besseres Licht stellen zu wollen, aber Gibsons Szenen sind einfach fantastisch. Wie kalt er die Situation um den Scharfschützen in der Schule bereinigt oder die Szene mit dem Typen, der vom Dach springen will. Gibson stehts am Rande des Wahnsinns zu sehen macht einfach Laune. Nicht vergessen darf man die musikalische Untermalung. Der Soundtrack wurde unter anderem von Eric Clapton produziert. Saxophon-Töne unterstreichen viele Szenen und geben dem Film einen besonderen Touch. Und da der Film wie “Die Hard” in der Weihnachtszeit spielt, sind natürlich auch einige X-Mas-Songs vorhanden. Auch hier ein wunderbarer Job des SoundDepartments. Fazit: Besiegt sind die Grippeviren noch nicht. Trotzdem, “Lethal Weapon” rockt und ist ein perfekter Actionfilm. CGI brauchte es hier noch nicht. Hier explodieren noch richtige Autos, hier bluten die Helden noch wirklich und hier sind die Helden eben noch richtige Helden. Hollywood möge sich hüten auch diese Perle zu remaken.

FÜNF GRÜNDE, WESHALB DIESE STILVOLLEN NAVYBOOT WILDLEDERSCHUHE HERABGESETZT WURDEN?

23. Januar 2015 Midi Gottet 1. Weil diese Schuhe so hässlich sind, dass man sie eigentlich mit dem Tier, das sein Leben für diese Treter hergeben musste, mitbeerdigen sollte. 2. Weil das Design bis auf die Schuhsohle bis ins Unerträgliche BORING schreit und die LUSTIGE Schuhsohle bis ins Unerträgliche berufsjugendlich ist. 3. Weil, wenn Hässlichkeit Leute wäre, diese Schuhe China wären.

4. Weil diese Schuhe so hässlich sind, dass sie als Sondermüll, ummantelt von Uranstäben, Giftmüll und AsbestBeton irgendwo in der Ukraine mit viel Schmiergeld entsorgt werden müssten. 5. Weil nicht mal Jeroen van Rooijen dieses Augen-Gicht erzeugende Fusskleid schönreden, geschweige denn, anziehen, geschweige denn, ansehen könnte – ohne gleich vor Abscheu implodieren zu müssen.

BAUCHMUSKELN SIND DIE NEUEN TITTEN 5. Februar 2015 Midi Gottet Arbeiten bei SI-Online eigentlich nur noch Frauen in der Redaktion? Oder nur noch Männer, die denken, dass nur noch Frauen dieses Magazin durchstöbern? Oder nur noch Frauen, die denken, dass nur noch Männer, die auf Männer stehen dieses Magazin durchstöbern. Oder nur noch Männer, die auf Männer stehen, die denken, dass Frauen bestimmt nur noch auf Bauchmuskeln stehen? Egal – stoppt diesen Scheiss, denn alle Männer ohne definierte Bauchmuskeln fühlen sich beim Anblick von solchen Männern diskriminiert. Aber moment mal. Genau so fühlten sich während den letzten zweihundert Jahren alle Frauen ohne Titten. Huch, ich hab nix gesagt. Falls ihr oberflächlichen Typen doch noch ein paar Bauchmuckis wollt, hier: http://www.schweizer-illustrierte.ch/ dossier/dave-dolle

UNGLÜCKSTAG. VALENTINSTAG

13. Februar 2015 Jelena Keller Wie man an Valentinstag glücklich sein kann auch wenn man single ist oder diesen Tag einfach nur bescheuert findet Achtung! Fäkalsprache! (Tipp für solche, denen kein Text für die Karte einfällt: - Ich toleriere dich <3 oder: Auch wenn du durch einen Unfall arg verunstaltet wärst, würde ich dich immer noch lieben <3) Es gibt zweierlei Valentins-Statements. Solche von glücklichen Menschen und solche von Unglücklichen. Die Glücklichen wünschen allen einen tollen Tag, die Unglücklichen bringen ihre Frustration durch zynische und ironische Aussagen zum Ausdruck “Wann ist der Valentins-Shittstorm vorbei?” oder “Ganz toll, so auf Kommando was zu schenken!” oder “Wenn ihr heute niemanden habt, der euch liebt… denkt einfach daran: Es liebt euch auch an allen anderen Tagen niemand.” Bemerkenswert dabei ist, dass es sich bei den Glücklichen nicht um Liierte handelt und bei den Unglücklichen nicht um Singles. Man kann diese Menschen ausschliesslich in zufriedene und unzufriedene Genossen unterteilen. An solchen, die eine gute Lebenseinstellung haben und solchen die im Kopf nur eine Schnur haben, die dazu da ist, dass die Ohren nicht runterfallen. Nur die Miesepeter sehen so aus, als wäre gerade ihr Hamster an den Depressionen seines Besitzers gestorben. Liebe ist frustrierend :-( Es ist frustrierend, wenn man am Tag der Verliebten keinen Partner zum Lieben hat. Genauso wie es ärgerlich ist, wenn man an Weihnachten keine Familie oder am Muttertag keine Mutter hat. Hasst man deshalb den Muttertag? Es ist schrecklich, wenn man zwar jemanden hat, sich jedoch trotzdem nicht

erfüllt fühlt. Wenn man zum Beispiel nur noch deshalb zusammen ist, weil man so fett geworden ist, dass einem die schönen Klamotten nicht mehr passen und man niemand anderen daten kann. Die Liebe ist nämlich etwas, was wir uns alle wünschen, doch selten erleben dürfen. Wenn wir sie erleben, dann meistens nicht so, wie wir uns das ausgemalt hatten. Die mysteriöse, bedingungslose, leidenschaftliche Liebe wird uns von klein auf in den Medien und von unserem Umfeld so unglaublich wundervoll präsentiert, dass wir nicht anders können, als jedes Mal enttäuscht zu sein, wenn die Realität davon abweicht. Wenn der Prinz auf dem Mofa halt auch stinkende Füsse hat nach einem langen Arbeitstag oder so grässlich furzt im Schlaf, dass wir davon erwachen. Oder wenn er kichert wie ein kleines, Streber-Mädchen, wenn seine liebste Fussballmannschaft gewinnt, sogar auf einmal nach der Kennenlernphase grunzt beim Lachen. Nehmen wir die Liebe aber wie sie ist, unberechenbar, im Moment wundervoll, sich verändernd, mal langweilig, mal aufregend, undefinierbar und trotzdem kostbar. Wenn wir die Liebe als stete Entdeckungsreise ansehen und jeden Tag neu definieren, wenn wir nichts erwarten, wird sie uns bereichern. Denn Liebe ist so individuell wie wir selbst (gerne wären). Valentinstag ist Geldmacherei (Materialismus ist geil!) Der Geburtstag ist meist auch mit Geld ausgeben verbunden und fördert den Kapitalismus. Und trotzdem feiern ihn alle. Und jetzt gebt doch einfach zu, dass ihr schon mal davon geträumt habt eine fette, fette Party zu schmeissen in einem Penthouse in Las Vegas oder im Lotto zu gewinnen und dann mit Kapitäns-Hütchen auf der Yacht loszudüsen. (Ich würde das Geld natürlich nur in ein Studium investieren. Und in Silikonarschbacken). Oder, dass ihr es geil fandet, wenn ihr in Thailand nicht aufs Geld schauen musstet, wenn ihr 20 leichte Mädchen eingeladen und den krassen Macker markiert habt. Eben. Was ich an den Amerikanern liebe ist ihre Feierwut, die unlängst auch zu uns nach Europa übergeschwappt ist. Die Amis feiern einfach alles, was man feiern könnte. Babyshower, Halloween, Maturabschluss, Spring Break, Sportanlässe, Verlobungen, Abschiedspartys, Trennungen, dass man (Thank God!) mal keine Verstopfung hatte, die neue

Zahnprothese der Grossmutter und was ihnen sonst noch einfällt. Hauptsache man macht Party. Absolut kapitalismusförderndes Verhalten. Doch es geht um viel mehr. Mit Freunden Zeit zu verbringen, zu lachen und sozial zu sein macht zufrieden. Seinem Liebsten, oder einem WG-Mitbewohner ein Spiegelei in Herzform zu Braten kostet nichts, ist für den anderen aber kostbar. Ok – Es muss nicht ganz so kitschig sein. Man kann sich auch einen Stacheldraht um den nackten Körper wickeln und blutüberströmt: “Ich liebe den Schmerz, wenn ich dich vermisse!”,schreien. Oder man könnte sich anzünden und: “Ich brenne stärker für dich, als ein Krematorium!”, schreien. Die Interpretation sei jedem selbst überlassen. Hauptsache man denkt irgendwie an jemanden und zeigt das. Anerkennung verbindet und schafft Erinnerungen. Valentinstag ist unspontan (Pflicht-Sex ist toll!) Man könne schliesslich an jedem Tag im Jahr etwas Gutes für den Partner tun, sagen sie. Natürlich ist das so. Man könnte, man sollte. Manche machen es, die anderen sind auch an allen anderen Tagen faule, selbstbezogene Schweineafter. Es gibt nämlich beispielsweise Ehepaare, die fast untergehen auf der FamilienTitanic. Die manchmal froh wären, wenn Jack und alles was mit ihm zusammenhängt, erfrieren würde. Stress. Geschrei. Erschöpfung. Auch schöne Momente, klar. Aber oft Ermüdung und kaum Zeit für Irgendwas. Nicht mal für Sex. Etwa so lang, bis man körperlich wieder Jungfrau ist. Wieso soll dann ein Tag wie der heutige, nicht daran erinnern, dass man wieder einmal aufmerksam sein sollte. Man muss sich zum Hochzeitstag oder zum Geburtstag schliesslich auch etwas einfallen lassen und trotzdem sind am Ende des Tages alle glücklich eingeschlafen. (Ausser die Frau bekam statt eines Diamantringes, einen Verhütungsring geschenkt) Wenn ich im Job etwas muss und es herausragend mache, mir alle applaudieren, bin ich dann nicht zufrieden? (Eigentlich nicht. Man wäre lieber in Havanna in der Hemingway Bar, fummelnd mit zwei Kubanerinnen, aber zwingt sich happy zu sein weil man keine andere Wahl hat) Genauso wird die Beziehung durch den Valentinstag beflügelt. Wir sehen uns wieder einmal mit anderen Augen an, nehmen uns als Paar wahr.


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8. März: Sonntagsmarkt im Supermarket Alex Flach. Im Februar fand der erste Sonntagsmarkt im Supermarket statt, samt Marktständen und DJ-Sets. Es war bisweilen etwas skurril: Wo kann man sonst in einem Club auf Krabbler bei einem Insektenrennen wetten? Wir sind der Meinung: Nirgends. Ob man das auch an der zweiten Edition vom 8. März kann, wissen wir nicht. Was wir jedoch wissen ist, dass heute Nacht Peter Schumann, Rozzo, Profondo, Manuelle Musik, Hinterhofs Jamie Shar und Manon herself ihre Sets abliefern werden. Zu Peter Schumann: Der aus Gera stammende Clubmusiker feiert in diesem Jahr sein zwanzigstes Turntable-Jubiläum. Angefangen hat er in Frankfurt und dort im Tanzhaus West und mit der Radio X DJ Night. Sein erster Release erschien 2002, eine Koproduktion mit Marcus Martinez alias Audiomat und auf 3d Records. Zwischen 2004 und 2007 managte er

Foto: Andy Gawlowski

6. März: Pea Weber’s Friday Night im Aura

Anthony Rothers Datapunk-, Psi49net- und StahlLabels, samt Veröffentlichungen von DJ Hell, Sven Väth, Anthony Rother selbst und Gregor Tresher. Mit Platte International verfügt Schumann heute selbst über einen namhaften Imprint und zwar einen, der nur Vinyl vom Stapel lässt.

13. März: Akufen und Svens Birthday im Revier

Alex Flach. Zugegeben… so richtig will der Anlass hier nicht zum Rest passen. Das hat unterschiedliche Gründe, aber vor allem sind wir tendenziell der subkulturellen Aura zugetan und nicht der breitenwirksamen wie good, old Pea. Apropos Aura: Da findet dieser muntere Anlass statt und zwar samt der ersten Multimedia-Fashionshow der Schweiz, präsentiert von Schild. O-Ton Pea Weber: „Wir probieren hier wirklich eine völlig neue Form von Modenschau auf die Beine zu stellen. Das exklusive und

spezielle daran wird u.a. sein, dass alle 600 Gäste im AURA die Show, über drahtlose Kopfhörer verfolgen werden und dabei in eine ganz spezielle Soundund Bildwelt eintauchen. Die Frage, wieso man eine Modenschau mit Kopfhörer verfolgen muss, wird erst am 6. März beantwortet“. Gekauft lieber Pea, gekauft. Über den Catwalk staksen unter anderem Bianca Gubser und Bruno Fabre. Wir hätten da zwar am liebsten Pea Weber selbst gesehen, aber man kann halt nicht alles haben.

6. März: Dixon in der Zukunft

Alex Flach. Man soll die Feste feiern wie sie fallen. Und ein solches Fest fällt im Revier just auf einen Freitag den 13.: Sven Schirmer, Mr. Revier, hat Geburtstag. Eigentlich hat er schon einen Tag früher, aber da an Donnerstagen das Revier nicht rumpelt und bumpelt hat ihn der Jubilar einfach um einen Tag nach hinten geschoben. Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass Akufen am Donnerstag keine Zeit für ein Ständchen gehabt hätte. Wäre schade gewesen: Der Kanadier Marc Leclair alias Akufen richtet sich zwar nicht aus-

schliesslich an Clubber und sieht seine Kunst eher als der experimentellen Musik angehörend, sein Sound eignet sich aber dennoch allerbestens für eine ordentliche Fete. Als Einflüsse nennt Akufen Surrealismus, Horrorfilme und Dadaismus. Vor allem was das Letzte betrifft ist er in Zürich goldrichtig, denn die internationale Dada-Bewegung trat von der Limmat aus (genauer gesagt vom Cabaret Voltaire aus) seinen globalen Siegeszug an. Hier passt und sitzt einfach alles, würden wir mal sagen.

14. März: Whiz Kid im Kaufleuten

Sebastian Brunner. Dixon ist seit zwei Jahren der beste DJ der Welt. Zumindest wenn man den Leuten glauben will, die ihn zweimal in Folge an die Spitze der jährlichen DJ-Rangliste auf Resident Advisor gehievt haben. Und das wären ja doch einige. Resident Advisor widmet sich übrigens – im vergleich zum DJ-Mag – der so genannten ernsten elektronischen Musik. In der Sparte trifft man eben so viele engstirnige Puritaner an, wie in der klassischen Musikwelt, wo die Diskussionen über E- und U-Musik ja schon Ewigkeiten länger laufen. Aber

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DAS BESTE AUS ZÜRICHS NACHTLEBEN VOM NÄCHSTEN MONAT

das nur so als kleine Randnotiz. Zurück zum Thema. Dixon. Der ist aus Anklam. (Keine Ahnung, frag mich nicht). Dort wollte er als Jugendlicher einst Profitschütteler werden. Das hat dann nicht ganz so geklappt, wie er wollte. Stattdessen ist er heute Vorsitzender des Berliner Fussballclubs FC Magnet Mitte – und eben Profi-DJ. Er gehört ausserdem zu den Mitbegründern von Innervisions, einem der Vorreiter-Labels in Sachen elektronischer Musik, das völlig zu Recht als eines der besten seiner Art gilt. Ein Dixon-Set in einem Wort? Euphorie.

Sebastian Brunner. Sein Name bedeutet auf Deutsch soviel wie Senkrechtstarter oder auch irgendwas mit Genie. Die Amerikaner selbst hören stattdessen immer „Whisky“. Aber das ist Hans wie Heiri. Schliesslich geht es ja um die Musik und die

ist im Falle von Whiz Kid erste Sahne. Der bärtige Zürcher spielt leidenschaftlich gerne House der harten Sorte (EDM sagen die meisten). Wenn es sein muss aber auch mal Hip-Hop. Und das tut er dann mit der Gelassenheit eines DJ Premiers. Einer von vielen Gründen, weshalb seine Partyreihe Bazinga im Kaufleuten zu den besten Party-Labels der Stadt gehört und er in der ganzen Schweiz ein gefragter Mann ist. Seit kurzem verfügt der Bartträger ausserdem über eine eigene Show beim renommierten DH Radio in Belgien. Dort kriegen ansonsten primär belgische Tomorrowland-DJs eine Plattform für ihr Können. Jetzt kommt auch der Schweizer jeden zweiten Monat mit einem Mix zum Zug. Für die nächste Bazinga am 14. März hat Whizy übrigens mit Dirtcaps ein paar Kumpels aus Holland eingeladen, die ihn an den Turns unterstützen werden.


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DAS BESTE AUS ZÜRICHS NACHTLEBEN VOM NÄCHSTEN MONAT

14. März: Jake The Rapper in Friedas Büxe

Alex Flach. Männer mögen es normalerweise nicht so sehr wenn man sie „Bär“ nennt. Beim New Yorker Jacob Dove Basker alias Jake The

Rapper kommt man um diese Bezeichnung aber kaum rum: Der beeindruckende Bärtige ist einst aus seiner Heimat in der Bronx ausgezogen um das alte Europa zu erobern, dass damals in Berlin gar nicht so alt war. Ganz im Gegenteil: Als Jake The Rapper seine Koffer an der Spree abstellte (nach einem Umweg über Hamburg), schickte sich die Stadt gerade an die Welt des Clubbings im Handstreich zu nehmen. Schnell fand Jake The Rapper in der Bar25 eine kreative Heimat und zwar eine, die er nachhaltig prägen konnte. Doves Pseudonym ist dabei etwas irreführend, denn ein Rapper im gängigen und herkömmlichen Sinn ist er keineswegs: Jake The Rapper fusioniert die unterschiedlichsten Einflüsse zu einem elektronischen Sound, der wie eine Mixtur seiner beiden Herzensstädte New York und Berlin klingt. Das Ganze garniert er mit einer schrulligen Ausstrahlung, die auch der Büxe zueigen ist. Der ideale Headliner für eine Büxennacht wie sie sich Discokugelliebende im Idealfall vorstellen.

20. März: 5 Jahre Juen und Bach im Café Gold

26.–28. März: M4Music im Schiffbau und Exil

Sebastian Brunner. Das M4Music hat wieder ein Line-up zusammengestellt, das mich wünschen lässt, ich hätte meine Ferien in Miami nicht gebucht. Aber bevor wir zu den Acts kommen; Das M4Music bietet ja ganz viel rund ums Thema. Für Leute aus dem Musikbusiness die Conference (mit Vorträgen und Diskussionsrunden), für Newcomer die alljährliche Demotape Clinic, (die haben schon Leute wie Steffe la Cheffe oder Knackeboul als Sprungbrett für eine erfolgreiche Karriere benutzt) und der Preis für das beste Schweizer Mu-

sikvideo wird ebenfalls vergeben. Nun zu den musikalischen Höhenflügen: In der grossen Halle spielen Lo & Leduc (nach ihren Verdiensten im 2014 kein Wunder), Awolnation (die hatten mit „Sail“ einen riesigen Welthit), Jungle (wohl die sympathischste DancefloorMusik, die mir in letzter Zeit untergekommen ist), Sohn (der Engländer wird oft mit James Blake verglichen) und Bilderbuch (mein persönlicher Favorit. Schräg bis zum Umfallen). Im Exil und im Moods gibt es noch ganz viel ebenso Gutes.

30. März: Ben Khan im Kinski

Alex Flach. Gleich noch ein Jubiläum, dieses Mal ein doppeltes. Patrick Juen und Marc Bach sind zwei Brüder im Geiste und seit (eben…) fünf Jahren auch operative Gemeinsamtuer im Zürcher Nachtleben. Sie waren es, die die Pfingsteweide in Gang und am Laufen gebracht und gehalten haben und sie sind es auch, die nun über die Geschicke des Café Gold an der Langstrasse (Bild) herrschen. Dabei sind sie jedoch nicht nur „blosse“ Club-Aufdiebeinesteller und -Manager, sondern auch passionierte Elektro-

niker. Diese Vorliebe manifestiert sich immer wieder mal durch DJ-Sets, vornehmlich in ihrer Heim- und Spielstätte Café Gold. Heute Abend feiert das Zürcher Duo das fünfjährige Teilen der gemeinsamen Passion mit einem Sololauf an ihrer Wirkungsstätte. Und das mit dem „solo“ ist für einmal durchaus ernst zu nehmen: Neben Juen und Bach wird heute Nacht niemand an die Turntables gelassen. Kein renommierter Ausländer, kein quirliger Local, ja nicht einmal der Hausmeister. Der sowieso nicht.

21. März: Digital Maag in der Maag Eventhalle Sebastian Brunner. Ganz schön euphorisch, so klingt das Digital Maag Festival dieses Jahr. Hier ein Überblick der Main-Acts. Netsky: Er gehört zu den angesagtesten Drum’n’Bass-Talenten der neuen Schule. Trotz wirbelnden Beats, vergisst Netsky nie das Melodische – was ihn auch ausserhalb der eingefleischten Drum’n’Bass-Community beliebt macht. Auf die Bühne bringt der belgische DJ-Export eine imposante Live-Show mit kompletter Band und aufwändiger Produktion. Pendulum: Ein weiterer Act aus dem Drum’n’Bass-Bereich. Bestens bekannt und immer mal wider in Zürich zu Gast. Diesmal mit MC Verse am Start. Der sorgt dann da für Stimmung. Brodinski: Er ist quasi der französische Mann der Stunde. Ein Tausendsassa, Mitbegründer des Labels Bromance, Kumpel von Gesaffelstein und gefragter Remixer. Ausserdem hat er gemeinsam mit Daft Punk an Kanye Wests Album Yeesus ge-

Sebastian Brunner. „I want to live in this Music Video“, lautet ein Kommentar unter einem Ben Khan Video auf Youtube. Tatsächlich macht seine Musik süchtig. Die Clips des Londoners sind mit geschmeidigem Pop untermalt. Hier eine Prise Neo-Soul, dort eine Prise Funk, alles minimal. Das ganze hört sich dann auch noch so an, als hätte er dort weitergemacht, wo Frank Ocean mit „Channel Orange“ aufgehört hat. Sein Ende 2013 erschienenes Demo „Drive (Part 1)“ machte Ben Khan zum „Most Blogged Artist“ auf Hype Machine.

Mit dem Folgetrack „Eden“ reichte es gar zur Auszeichnung „Best New Music“ auf Pitchfork. Seine Debut-EP „1992“ sprang alle Erwartungen. Kein Wunder tun gerade alle so, als ob die die Zukunft der englischen Musik in seinen Händen liege. Ben Khan hat zumindest mal wieder bewiesen, dass es durchaus möglich ist, Neues zu erschaffen. Eine künstlerische Leistung, die einem so jungen Mann nur mit einer überdimensional grossen Portion Talent gelingen konnte. Am 30. März gibt er sein einziges Schweizer Konzert im Kinski.

Rezept 5 cl Stolichnaya Vodka 15 cl Ginger Beer 1 /4 Limette Eis

arbeitet. Feed Me: Der Brite gab als allererster ein Album auf Deadmau5’s Label Mau5trap heraus. Er verarbeitet Electro und Dubstep zu einer euphorischen Mischung.

Tasse mit 3 bis 4 Eiswürfel füllen. Limettenschnitz über dem Eis ausdrücken und dazugeben. Vodka und Ginger Beer dazugiessen.


kult

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Februar 2015

Donnerstag, 15. Januar 2015 Von Rainer Kuhn

noch Leben, taten sie aber nicht, dann rief ich gleich den Krankenwagen und die Polizei, es hatte frisch geschneit und die Polizei kam mit 10 Leuten, latschten ums Haus herum, und ich so: Hey, was ist mit den Spuren? Wollt ihr nicht zuerst Spuren sichern, bevor ihr einfach so rumläuft? Die hatten das richtig verhängt, dachten es war ein Selbstmord und ich hätte dieWaffen versteckt ...

Das zweite Interview dieses Jahres aus der Reihe „Rockstars des Alltags“ kommt wieder aus dem Alice Choo in Zürich. Bei einem liebevoll zubereiteten asiatischen Business-Lunch lässt es sich entspannt plaudern. Da ich beim letzten Mal fast vergessen hatte, mein Gegenüber zu fotografieren, wollte ich es dieses Mal gleich zu Beginn machen. Sicher ist sicher. Noch sicherer war es, Chrigi das Foto gleich selber machen zu lassen, schliesslich ist er der mit dem Auge, so als Fotograf, Filmer und Cutter. Ich bin eher der mit dem Aufnahmegerät. Und liess es die nächsten neunzig Minuten einfach laufen. Und das hat es aufgenommen:

... wurdest Du verdächtigt? Ja, klar, aber nur kurz, ich war sieben Stunden im Verhör, und dann kam irgendwann die Frage nach meinem Bruder, was ich da für ein Gefühl hätte. Ich hatte irgendwie ein komisches Gefühl, konnte nicht mit Bestimmtheit sagen "Nein, der sicher nicht". Wenig später kam er in die Schweiz, kam grad zum Verhör, aber es ist nichts rausgekommen. Danach hab ich ihn gesehen und er hatte einen Zusammenbruch, ich hatte ein komisches Gefühl und hab ihm ein paar Fragen gestellt, er sagte ein paar Sachen, von wegen Mafia und er sei erpresst worden und blablabla ..., da wusste ich, er wusste mehr und hab ihm gesagt, er müsse zur Polizei gehen und aussagen, das hat er dann gemacht und kam nicht mehr aus dem Gefängnis raus. Erst ganz am Schluss, als er ins Sterbehaus kam, er hatte Aids, ist dann daran gestorben.

Wie weit können wir zurück? So zehn Leben sollten reichen, oder? Normalerweise klinken wir irgenwann bei der Pubertät ein. Aber in deinem Fall ist das noch heikel, nicht? Nein, eigentlich nicht. Nein? Nein, überhaupt nicht.

Und wieso hat er das gemacht? Weil, ist schon noch heavy, oder? Geld. Er hatte Aids, spielte gerne den Grosszügigen in der Disco, er war Artist, hatte eine Show und trat in Casinos auf, er war sehr talentiert. Er hatte einen älteren Geschäftspartner, sie hatten abends getrunken und diskutiert, dass mein Bruder ja nicht mher so lange zu leben hat und dass er doch noch Geld ausgeben wollte, dann kam die Idee, dass die Eltern ja Geld haben, also bringen sie sie doch einfach um. Die Idee war zuerst, die ganze Familie umzubringen, auch die Grosseltern und mich ...

Ist ja jetzt auch schon lange her, 1991 war das. Wie alt warst Du da? 21. Man sagt ja immer, die siebnerzahlen im Leben gäben jeweils eine grosse Wende. Bei mir stimmte das total. Was war denn bis 21? Heile Welt? Mehr oder weniger heile Welt, ja. Einschlagend für mich war, dass ich mit 16 kreisrunder Haarausfall bekommen. Das ist, wenn einem die Haare in kreisrunden Teilen ausfällt. Das ist eine Krankheit, von der man nicht genau weiss, ws es ist und was man dagegen tun kann. Mit 18 hatte ich dann gar keine Haare mehr. Ist aber ein Scheissalter, um sowas zu bekommen. Ein totales Scheissalter, ja. In dem Alter will man ja cool sein und gut aussehen. Und ich hatte wirklich alles weg. Keine Haare, keine Augenbrauen, keine Wimpern mehr, nichts.

Ja gut, vorher war ich extrem selbstsicher und das ist dann halt zusammengebrochen. Ich trug eine Mütze bis tief ins Gesicht, damit man es nicht sieht, und die meisten Leute dachten: Ah, Chemotherapie, armer Bub, krank und so. Das hat mich dann eher introvertiert gemacht. Ich habe mich einfach zurückgezogen. Wie reagierte Dein Freundeskreis darauf? Hat sich der dann verändert?

... warst Du da schon beim Andy Hug im Training?

Nein, der blieb derselbe, das war relativ stabil. Aber für mich brauchte ich eine Zeit lang, um das zu akzeptieren. Anfangs hatte ich ein Toupet, ich spielte Handball und bei einem Match flog mir dann das Toupet vom Kopf, das war natürlich superpeinlich. Ich hab dann aufgehört mit Handball spielen, obwohl ich eigentlich noch recht talentiert war. Später hat sich das dann wieder ein bisschen regeneriert, die Haare kamen wieder, dann fielen sie wieder aus, das war immer so ein hin und her, bis heute.

Nein, das war später, als ich vom Gymi weg war.

Und nach zwei Jahren hattest Du dich daran gewöhnt?

Mit 16 fielen Dir die Haare aus. Und dann?

Eher zehn Jahre.

Wurdest Du deswegen ausgelacht auf dem Pausenplatz? Nei, ich war relativ kräftig. Hatte Karate gemacht und so...

Dann wurden die Glatzen eh hip hier in Zürich.

... passiert .... was genau ist da eigentlich "passiert"?

Ein totales Scheiss­alter, ja. In dem Alter will man ja cool sein und gut aussehen. Und ich hatte wirklich alles weg. Keine Haare, keine Augenbrauen, keine Wimpern mehr, nichts.

Ja, was ist passiert ... ich hatte Ferien, arbeitete in einer Videothek, abends um zehn kam mich ein Freund abholen und wir wollten noch was zu kiffen organiseren, hatten aber nichts gefunden, und so anderthalb Stunden später kam ich nach Hause, und als ich nach Hause kam lagen beide Eltern im Wohnzimmer mit zwei Kopfschüssen am Boden. Dann kam natürlich die Polizei und ...

Ja, aber es war schon ein Unterschied, die Augenbrauen fehlen, das sieht schon anders aus, seltsam irgendwie. Für mich war das extrem heavy, so in die Schule zu müssen. Auf der anderen Seite hab ich auch was gelernt, ich habe eine andere Perspektive bekommen, vorher war alles eher oberflächlich, alles lief super, ich war gut in der Schule, im Sport, kam gut an bei den Girls, das Elternhaus war gut. Und plötzlich war ich der, der komisch angeschaut wurde. Und dann kurz vor der Matur ist dann das mit meinen Eltern passiert ...

.. ja nachher, aber jetzt wart mal, erst kommst Du nach Hause , kommst in das Zimmer und stehst vor dieser Situation. Was geht da in einem vor? Das ist natürlich völlig unreal. Ich gab mir während des ganzen Abends sicher zwanzig Mal eine Ohrfeige in der Hoffnung, ich wache auf. Ich konnte das nicht richtig fassen. Ich hab dann zwar reagiert, da bin ich noch extrem, ich hatte schon mehrmals situationen, wo es um Leben und Tod ging, und ich habe gemekrt, in solchen Situationen reagiere ich immer sehr rational, funktioniere nur noch. Zuerst schaute ich nach, ob sie

... da muss man aber schon extrem schräg drauf sein ... das man dann noch das Gefühl hat, man kommt davon? ... ja, ich glaub bei ihm ist das schon in Schizophrenie bergegangen, er hatte so wie zwei Gesichter ... und ehrlich gesagt, die Polizei hat ja nichts rausgefunden, er ist wegen mir zusammengebrochen ... Wie hast Du das denn verarbeitet? Psychoanalyse oder so? Nein, ich hatte das Glück, dass meine Mutter sehr spirituell war, Pendeln, Medien und solche Sachen waren für mich normal und real, und nachdem das passiert ist, hatte ich Kontakt zu Leuten, die Rückführungen machten und auch Kommunikation mit Toten und von denen bekam ich so Techniken, ich ging dann nach Hause und hab das gemacht, und dann gab es einen Riesenknall im Haus, ich bin total erschrocken, dachte, das wär jetzt ein bisschen too much ... Irgendwann bin ich dann eingeschlafen und dann wieder wie aufgewacht, aber nicht richtig, so eine Art Astralkörper, ich bin aufgestanden und ins Zimmer nebenan gegangen, wo meine Eltern


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Wenig später kam er in die Schweiz, kam grad zum Verhör, aber es ist nichts rausgekommen. Danach hab ich ihn gesehen und er hatte einen Zusammenbruch, ich hatte ein komisches Gefühl und hab ihm ein paar Fragen gestellt, er sagte ein paar Sachen, von wegen Mafia und er sei erpresst worden und blablabla ..., da wusste ich, er wusste mehr und hab ihm gesagt, er müsse zur Polizei gehen und aussagen, das hat er dann gemacht und kam nicht mehr aus dem Gefängnis raus. waren, und ich habe mit ihnen geredet, über die Situation, wie ich mich verhalten soll, wie ich mich gegenüber meinem Bruder verhalten soll, und ich hatte so fast ein Jahr lang ein Paralleleben, ich war ein einer Welt mit meinen Eltern, die war für mich fast realer als die reale Welt, und in dieser Welt waren sie ja da, waren sie nicht tot, und das andere ist eine Art Traum. Ist das nicht etwas, wo man jetzt sagen müsste, das wäre eine Psychose? So wie im HitchcockFilm, wo der Perkins mit seiner toten Mutter zusammenlebt ... Man kann es so oder so interpretieren. Mir hat es gut getan, das war meine Art der Verarbeitung, ich habe dadurch auch nie Hass empfunden ...

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Februar 2015

Ich denke, es gibts auf beiden Seiten, aber man muss auch aufpassen, ich hatte schnell gemerkt, dass extreme Trauer auch viel mit Egoismus zu tun hat. ICH will, dass sie noch da sind, ihnen gehts eigentlich gut ... ich hatte für mich einfach ziemlich schnell gemerkt, dass das Schlimmste, was ich machen konnte, war, mich aufzugeben und in Depressionen rutsche ... ich habe zwar etwas verloren, aber meine Eltern sind auf der anderen Seite und sehen mich und denken, shit, wir wollen ja, dass es ihm gut geht, aber können nicht helfen ... das hat mir die Kraft gegeben, das so zu sehen ... Das würde ja bedeuten, dass man ein Fest machen sollte, wenn jemand stirbt, dass man das Leben erst recht geniessen sollte.

Mein Vater war Journalist und kannte die meisten Chefredaktoren persönlich. Ich denke, ich wurde deshalb sehr geschont. Aber irgendwann gehst Du wieder zur Schule, stehst auf dem Pausenplatz und weisst, die anderen Schüler reden ... ja, das war zwei Monate vor der Matur, aber ich hatte gute Freunde, die hatten mich extrem unterstützt, ich konnte mit dem Gerede relativ gut umgehen. Ein solches Erlebnis relativiert alles ... ... ein blöder Spruch auf dem Pausenplatz könnte ja auch gerade der Auslöser sein, dass jemand dann halt durchdreht, oder? Bei mir nicht, bei mir war es so, dass es so viel wichtigeres gab, als blöde Sprüche. Und irgendwann kamst Du nach Zürich?

Für die neuen Sachen hast du heute Youtube. Da hast du die Möglichkeit, wenn du eine freakige Idee hast kannst du sie umsetzen und zeigen, da sitzt kein Gremium, welches das ganze abnehmen muss oder jemand der sagt "spinnst du, das zeigen wir sicher nicht". Ist ja ein bisschen wie in der Musikindustrie, wo du nicht mehr umsverrecken ein Plattenlabel brauchst, um etwas zu veröffentlichen. Die technischen Möglichkeiten mit GoPro und so stehen jedem zur Verfügung und man hat das bisher als "unperfekt" Geltende längst akeptiert, mehr noch, man versucht in den etablierten Institutionen, die Einfachheit und Spontanität nachzustellen, was dann halt meistens nicht gelingt. Wenn du was gutes hast, brauchst du das Fernsehen nicht mehr unbedingt, dann stellst du es ins Netz und vielleicht sehen das dann eine oder zwei Millionen, soviele Zuschauer hast du nicht mal, wenn du die Lauberhorn-Abfahrt gewinnst.

Ja, das war im 97. Dann kamst du ja nur gerade zwei Jahre vor mir nach Zürich? Ja, und einer der ersten, die ich hier kennengelernt hatte, war Yves Spink, und ich dachte, läck, da gibts auch noch lustige Leute hier in Zürich.

Oder rein die Technik: Vor 20 Jahren, wenn du auf dem heutigen Level Fernsehen machen wolltest, oder Filme, dann musstest du 500'000 Franken ausgeben, heute kostet das 5'000 Franken, für die gleiche Qualität, das ist total krass, da sind einfach zwei Nullen weggefallen, ich mein, früher, so eine 35mm-Kamera hat 100'000 Franken gekostet, ein Objektiv

... von Anfang an nicht? Nein, ich bin halt so erzogen worden, dass Hass nicht wirklich funktioniert, ich hatte meinen Bruder auch im Gefängsis besucht, hab versucht ihn zu unterstützen, bis ich einfach Mühe hatte mit seiner Attitude, weil er quasi immer nur darüber geredet hatte, was für ein Armer er doch sei, dass er jetzt im Gefängnis sitzen müsse und so ... nach einer Weile hatte ich mich dann eher von ihm distanziert.

Der wesentliche Punkt für mich war, dass es für mich klar war, dass meine Eltern noch da sind, für mich war klar, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, dass meine Eltern in einer anderen Dimension sind, wo es ihnen gut geht, wo sie mich aber wahrnehmen und mich sehen und das letzte, was sie wollen, ist, dass ich leide, weil sie nichts machen können.

Ja, damals hatten wir gerade für Star-TV ein Format entwickelt, "freestyle", das war eigentlich das erste Extremsprtart-Magazin in Europa, und Simone und Chris Bachmann hatten das moderiert. Das waren extrem gute Zeiten, das war richtig Rock'n Roll. wir waren in der Produktion total frei ... Nein. Also das gibt es sicher auch, aber im Falle meiner Eltern war die Akzeptanz da, es ist passiert, es gehört zu einem höheren Plan und es geht ihnen gut. Das schlimmste für sie ist, wenn sie sehen, dass es den Leuten, die sie lieben, nicht gut geht. Gibt es ein Gefühl von "vermissen" von der anderen Seite her? Von dieser Seite ist das sicher so, aber von der anderen Seite her?

Sie sind beides. Fluch und Segen. Für die Kids ist es definitiv ein Fluch. Ich sehs bei meiner jüngeren Tochter. Das beschissene iPhone ist ein richtiger Körperteil geworden, es ist mir ihr verwachsen, jedes Mal, wenn ich es abends einziehe, schreit sie, als würde ich ihr den Arm abreissen. Ich sag dann, mal doch wieder mal was, oder schreib was, oder liese was und sie meint sie lese ja, sie lese Whatsapp-Nachrichten.

Das sollten die Leute auch sehen, wenn sie sich darüber beklagen, dass die Kinder nur noch vor dem Handy hocken, das sind dann die gleichen Leute, die den ganzen Abend vor dem Fernseher sitzen. Ich mein, wer ist noch kreativ? Nicht mehr wahnsinnig viele, oder? Es ist einfach wichtig, dass man den Kindern Alternativen gibt. Ja gut, aber wenn ich ehrlich bin, ich bin auch nicht der, der jetzt was malt, ich sitze ja auch die ganze Zeit vor dem Computer, ob Smartphone oder Laptop macht für das Kind keinen Unterschied, meiner sagt dann "Und Du? Starrst ja auch die ganze Zeit in den Bildschirm!", da denk ich mir, stimmt ja, kann ja nicht sagen mal was und ich starre in den Bildschirm, da muss wieder was von mir kommen, dann gehen wir in den Keller ein bisschen trainieren, zeig ich ihm ein paar Box-Tricks, oder wir spielen was, irgendwas, was einem selber auch wieder rausbringt. Das sollten die Leute auch sehen, wenn sie sich darüber beklagen, dass die Kinder nur noch vor dem Handy hocken, das sind dann die gleichen Leute, die den ganzen Abend vor dem Fernseher sitzen. Ich mein, wer ist noch kreativ? Nicht mehr wahnsinnig viele, oder? Es ist einfach wichtig, dass man den Kindern Alternativen gibt.

Ist ja grundsätzlich eine spannende Fragen, generell, wenn jemand stirbt.. Tun Dir die Leute leid, die gestorben sind? Oder eher die Hinterbliebenen?

Was mich jetzt Wunder nimmt: Haben die "Toten" so eine Art Trauerbewusstsein? Ich mein, denken sie vielleicht: Scheisse, jetzt bin ich da, ich wär lieber noch ein bisschen dort geblieben?

Oder sie zu bauen, damit diese Fähigkeiten nicht genutzt werden? Ich mein, waren all die Sachen ein Geschenk oder eine Hypothek?

Eigentlich schon ... für mich ist der Tod eine Geburt in eine andere Ebene ... Hast Du Angst vor dem Tod? Vor dem Tod selber nicht, vielleicht vor der Art, wie es passiert, aber vor dem Tod nicht, ich denke, es ist der süsseste Kuss des Lebens ... Die ganze Geschichte hat dich mit 21 auf einen Schlag erwachsener gemacht als alle anderen Gleichaltrigen, nicht? Das war ein riesen Change, vom Schüler, der keine Sorgen und Sackgeld hatte, keine Ahnung hatte was er machen wollte im Leben, päng, ein Auto, ein Haus, Geld, aber keine Familie mehr. Drum hab ich bis heute ein sehr abstraktes Gefühl zu materiellen Sicherheiten, ich hatte plötzlich Geld, aber ich empfand es irgendwie als schmutzig, wenn ich hätte tauschen können, hätte ich keine Sekunde überlegt. Aber es gab mir auch die Möglichkeit, das zu machen, was ich wollte, was mich interessierte, das waren Film, die visuelle Welt, meine Mutter war Fotografin, ich konnte zwei Jahre lang ohne Druck alles lernen ... ... wie war das denn mit der Umgebung? Ich mein, das war ja ein Riesenthema, Blick, Sonntagsblick, die waren voll davon, oder nicht?

Einer der ersten, die ich hier kennengelrnt hatte warst glaub Du. Kommt mir grad in den Sinn. das war aneiner Bombshell-Party, Scotoni hat Dich und Simone Bargetze mir vorgestellt. Da dachte ich als Winterthurer auch, Ihr seid zwei Freaks. Was ja auch stimmt, irgendwie. Ja, damals hatten wir gerade für StarTV ein Format entwickelt, "freestyle", das war eigentlich das erste Extremsprtart-Magazin in Europa, und Simone und Chris Bachmann hatten das moderiert. Das waren extrem gute Zeiten, das war richtig Rock'n Roll, wir waren in der Produktion total frei, hatten Paul Grau einfach das fertige Tape in die Hand gedrückt und er hats ohne anzuschauen gesendet. Er hat dann zwar einen Rüffel von der UBS bekommen, das war der Hauptsponsor der Sendung, weil wir einen Bericht übers Kiffen drin gehabt haben ... aber für uns wars natürlich schön, so zu arbeiten. Im Gegensatz zu heute, wo du so viele Abnahmen beim Fernsehen hast, und alles muss für jeden korrekt sein und blablabla ... damals wars wirklich Rock'n Roll. Und gleichzeitig hast Du heute so viele Sachen, dass du dann gar nichts Neues machen kannst, den die neuen Sachen finden dann halt wieder in den extremen statt, und die kommen dann nicht durch.

vielleicht 50'000, heute kostet Equipment, welches diese Qualität bringt, ein Bruchteil davon. Heute können Leute ihre Talente zeigen, die es früher aus reinen Kostengründen der Technik nicht konnten. Die Technik hat die Produktion demokratisiert. Das bringt zwar auf der einen Seite grossartige Sachen hervor, auf der anderen Seite auch viel Schrott. Das hat die natürlich auch die Aufgabe verändert. Früher warst du eine Muschel, heute der Perlentaucher. Und verschiedenen Perlentauchern gefallen verschiedene Perlen. Es ist heute einfach viel mehr möglich. Du kannst heute sogar mit einem Handy einen Film machen. Das Handy hat vieles verändert.

Das Problem sind also wir. Ja, klar, wir und die ganze Ablenkungsgeneration, du musst dich nicht mehr fragen, was du machen sollst, es läuft immer irgendwo irgendetwas. Vielleicht ist es am Ende ja vielleicht so, dass die Kinder in ihren Chats kreativer sind als die Eltern, die sich einen Abend lang Serien reinziehen. Vielleicht entwickeln sie aber auch ganz andere MultitaskingFähigkeiten. Kürzlich musste mein Sohn ein Gedicht auswendig lernen und er so mit Kopfhörer und Musik und Handy daneben am lernen, und ich dachte, so kann man ja nicht lernen, und als ich ihn nach einer Viertelstunde abgefragt hatte, konnte er es perfekt.

Erst das Fliessband, dann das Internet und dann das Smartphone. Aus spiritueller Sicht betrachtet sind es so Abbilder. Das kollektive Unterbewusstsein, oder die Akasha-Chronik, wo alles, was jemals gedacht, gesagt oder getan wurde gespeichert ist, das ist eigentlich das Internet, oder Telepathie, das ist das Handy, ist noch interessant, oder? Wir spüren, dass wir es eigentlich haben und setzen es dann technisch um. Da stellt sich mir die Frage, was denn die Idee war. Diese Fähigkeiten technisch nachzubauen?

www.alice-choo.ch


Ruf Lanz

Pelz tragen und Clubbing passen nicht zusammen. Wer mit echtem Pelz antanzt, muss draussen bleiben.

Hiltl Club, St. Annagasse 16, 8001 Z端rich, 044 227 70 25, www.hiltl.ch/club


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Februar 2015

FUSSGÄNGER, DIE EINFÄLTIGSTEN VERKEHRSTEILNEHMER DER WELT

10. Februar 2015 Pete Stiefel Seit Menschengedenken gehen wir zu Fuss – wenn sich keine Alternative bietet. Zugegeben: Per pedes unterwegs zu sein ist gesund. Allerdings gleichzeitig auch etwas vom Tödlichsten überhaupt. 2011 etwa kamen weltweit 1,24 Millionen Menschen an den Folgen eines Verkehrsunfalles ums Leben (3400 pro Tag), davon ein Viertel Fussgänger. 270’000 (!) von ihnen starben beim Überqueren einer Strasse. Das entspricht sämtlichen Einwohnern von Venedig. Oder Strassburg. Oder Dresden. Eine stattliche Zahl, nicht wahr? Zugegeben: Diese Statistik erfasst im Giesskannenprinzip den gesamten Globus, und es gibt natürlich geografisch starke Unterschiede, wenn man die Wahrscheinlichkeit betrachtet, an einem Kühlergrill zu enden. In Niue beispielsweise, einer isolierten Koralleninsel im Südpazifik in der Nähe von Tonga, 2400 km nordöstlich von Neuseeland, sterben auf 100’000 Einwohner gerechnet beinahe 70 Zeitgenossen im Strassenverkehr. In der Schweiz sind es lediglich 4,3. Und hier scheint der durchschnittliche Fussgänger sein weiteres Interesse an Statistiken zu verlie-

ren. «Ha! Was soll ich mich da sorgen! Die Chance, dass es genau mich erw…» ZACK! Tot. Plattgefahren auf einem Zebrastreifen. Blutrot mischt sich mit Leuchtgelb und Asphaltgrau. Hätte der Arme doch etwas weitergelesen. Und zwar zuhause in der warmen Stube, und nicht auf seinem Smartphone, beim Überqueren der Strasse. Das ASTRA, das Bundesamt für Schweizer Strassen hält nämlich fest: «Der Strassenverkehr fordert 2013 markant weniger Opfer. ABER: Im Vergleich mit dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre zwei Prozent mehr bei den Fussgängerinnen und Fussgängern.» Schon in der Steinzeit haben wir unsere Höhlen zum Jagen und Sammeln verlassen, sind über Wiesen und durch Wälder gestreift und am Abend meist weitgehend unbeschadet ans Lagerfeuer zurückgekehrt. Doch heute bewegt sich der Passant im Strassenverkehr immer noch so, als müsste er höchstens ein paar seltene Mammuts fürchten, oder Säbelzahntiger. Er folgt, Lemmingen gleich, der Herde und kümmert sich nicht darum, ob jetzt gerade stehen bleiben die bessere Variante wäre, weil er sich sonst in unmittelbare Todesgefahr begibt. Und er tritt gedankenversunken oder

mutwillig unvermittelt auf die Strasse und löst damit beim nahenden Automobilisten einen Überraschungsmoment aus, der in etwa so attraktiv ist, wie von einem Schiffshorn auf dem Nachttisch aus dem Tiefschlaf geweckt zu werden. Im Laufe der Evolution haben sich die Gefahren vor der Höhle gewandelt. Sie haben nicht bloss zahlen- und gewichtsmässig zugenommen, sondern sind auch vielseitiger und noch viel überlegener geworden, als es damals die Felltiere waren. Der Homo Sapiens seinerseits hat zwar aufrecht zu gehen gelernt, dabei aber seine an sich angeborene Aufmerksamkeit und Vorsicht auf der Strecke gelassen. Tatsache ist: Ein ange- oder überfahrener Fussgänger hinterlässt an einer Blechkarrosse keinen bleibenden, jedenfalls keinen unreparierbaren Eindruck. Auch wenn er Vortritt hat und die Faust im Sack macht. Vielleicht eine geborstene Windschutzscheibe oder Scheinbeinknochensplitter in der Plastikverkleidung der Stossstange. Am Menschensohn hingegen treten Schäden mannigfaltiger Natur auf, temporäre oder nachhaltige. Im schlechtesten Falle setzt ein Zusammenprall zwischen weichem Fleisch und hartem Metall einen abrupten Schlussstrich unter sein irdischen Dasein. Und zu viel Schreibkram. Und Tränen. Es wäre heute Gelegenheit, dieser Tatsache Rechnung zu tragen. Und es braucht nicht viel. Das Zauberwort heisst Augenkontakt: Vergewissern Sie sich, dass der Automobilist Sie warhgenommen hat. Und üben Sie Nachsicht, wenn ausnahmsweise nicht. Im Recht gewesen zu sein hilft in der Holzkiste nämlich nicht mehr viel.Ansonsten bleibt lediglich eine mögliche Konsequenz: Weg mit dem 20-jährigen Vortrittsrecht für Fussgänger an Zebrastreifen. Und das würde ich dann ohne mit der Wimper zu zucken fordern. Also, Fussgänger: Reissen Sie sich etwas am Riemen. Sie haben ihn in der Hand.

KORREKTER LEBEN, HEUTE: IN DEN WALD KACKEN.

11. Februar 2015 Reinhold Weber. Empfohlen sind auch das Freiluft-Vermehren, lautes Röhren in der Dämmerung sowie Wildschwein erschiesst Jäger.

WER WILLST DU SEIN?

16. Dezember 2014 Jelena Keller Es gibt Menschen, die weinen gerade um ihre verstorbenen Eltern. Kinder, die weinen, weil ihre aufgeblähten Hungerbäuche schmerzen, ihre ausgemerzten Körper merken, dass sie kurz vor dem Tode stehen. Andere laufen mit amputierten Gliedmassen in Palästina herum, sehen ihren Freunden beim Verbluten zu. Manche Erwachsenen weinen gerade, weil sie sich scheiden lassen und ihr ganzes Dasein auseinander gerissen wird. Ein Aktienhändler steht davor vom Hochhaus zu springen, weil er an der Börse sein Vermögen verloren hat. Ein Junges Mädchen weint bitter, denn es wird zum 31. Mal von ihrem Verwandten vergewaltigt. Ein Junge wird von der Mutter geschlagen bis er blutet. Ein wohlhabender Teenager schreit um die Kreditkarte seines Vaters, die ihm gerade entzogen wurde. Eine Mutter verliert ihr Kind bei der Entbindung. Eine Verliebte schluchzt, denn sie wurde nun zum vierten Mal betrogen. Ein Heroinabhängiger verzweifelt, weil er schon wieder nicht widerstehen konnte. Ein Vietnam-Überlebender seufzt, als ihm seine im Graben liegende Mutter in den Sinn kommt. Im Krankenhaus kotzt einer nach der Chemo. Ein übergewichtiges Kind liest im Internet nach, wie man sich am schnellsten umbringt. Welch ungeheurer Vergleich, werdet ihr euch denken. Diese ganz unterschiedlichen Situationen in einen Topf zu werfen. Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Natürlich, ein kategorisierendes Gehirn wird klar von schwereren, mittelschweren und leichten Schicksalsschlägen unterscheiden können. Ein betroffenes Individuum allerdings, schafft es nicht zu differenzieren. Für jede einzelne dieser Personen, scheint ihr Erlebnis, ihre Vergangenheit, ihre Geschichte, ihr unmittelbares Leid, das Schrecklichste und Schmerzhafteste dieser Welt zu sein. Alle diese Menschen, wie auch wir, tragen unseren Rucksack voller belastender Momente und Erlebnisse mit uns. Leid, Schmerz, Ablehnung, Trauer, Wut, Selbstmitleid, Selbstzerstörung, Zweifel, Dunkelheit und Depression. Alle Menschen dieser Welt teilen diese Gefühle. Egal ob sie nun von schweren oder mittelschweren Schicksalen geprägt wurden. Für uns waren schwierige Momente immer von der schwersten Sorte, solange wir sie nicht zu überwinden lernten. Ich erinnere mich an spezielle Begegnungen, die mich inspiriert haben. An einen Holocaust-Überlbenden, der strahlte aus vollster Überzeugung. An Frauen, die jahrelang vergewaltigt wurden und trotzdem zurück ins Leben fanden, Familien gründeten. An Depressive, die die Medikamente wegwarfen und sich ihrem Leben stellten. An einen ehemaligen Platzspitz-Drögler, der heute eine IT-Firma leitet. Sie inspirierten mich mit ihren Geschichten

vom Leid aber auch vom Überleben und dem wundervollen Dasein danach. Von den ewig im gleichen Sumpf hockenden trennte ich mich irgendwann, weil ihre Verbissenheit kein Licht am Ende des Tunnels zuliess. Ich trennte mich von ihnen, genauso wie ich mich von meinem eigenen, inneren Jammerlappen trennte. Er hatte mir zu viel der wertvollen Zeit auf dieser Welt geraubt. Ich hatte mich zu lange darauf konzentriert, was ich nicht hatte und vergass dabei, was ich eigentlich alles hatte. Menschen die später trotzdem glücklich wurden verbinden grosse Fragen: Wer will ich sein? Möchte ich jemand sein, der als Opfer, als miserabler Mensch und ewig Unglücklicher wahrgenommen wird? Oder möchte ich jemand sein, der seine Geschichte zwar erzählt, doch damit kein Mitleid ernten, sondern andere inspirieren will? Möchte ich aufhören meine Kinder mit meinen Problemen zu belasten? Möchte ich endlich etwas anderes versuchen, wenn all meine Versuche bis anhin gescheitert sind? Möchte ich mich befreien, endlich loslassen? Möchte ich ab heute verdammt nochmals ein anderes Leben leben? Oder will ich bis zu meinem Tode von der Vergangenheit bestimmt werden? Wie will ich mich sehen? Was will ich in diesem lebenswerten Leben noch erleben? Bin ich bereit mich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen, um sie dann hinter mir zu lassen? Will ich endlich alles hinter mich bringen oder bin ich noch nicht bereit dazu? Bin ich bereit die nötigen Schritte zu unternehmen, damit es mir besser geht? Wer will ich sein? Ich habe die Wahl. Man darf sich eingestehen, dass man ein Opfer war. Sich die Zeit nehmen um zu Trauern, in Selbstmitleid zu versinken, sich nicht beantwortbare Fragen zu stellen, zu fühlen und in der Dunkelheit zu leiden. Irgendwann aber entscheidet jeder, ob er Opfer bleiben möchte oder weiterzieht in eine besser Zukunft. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Genauso wenig wie die Menschen darin und unser Umfeld. Die Gegebenheiten um uns herum werden sie niemals zu unseren Gunsten ändern. Niemals. Darauf zu hoffen ist ein sinnloses Unterfangen, das uns nur zum Verhängnis wird und uns noch tiefer in den schwarzen Sog zieht. Wir können nichts ausser uns selbst ändern. Unsere Gedanken und wie wir mit Erlebtem umgehen. Wir haben die Wahl. Die Befreiung braucht Arbeit. Ich sage nicht, es wird einfach, ich sage nicht, es geht von heute auf morgen. Doch ich sage: Es gibt Menschen, die es trotz allem geschafft haben. Und: Es wird mit der Zeit besser – irgendwann hört es auf zu schmerzen. Versprochen. Du musst nur heute beschliessen, dass du so nicht weitermachen möchtest. - Wer willst du ab heute sein? -


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Februar 2015

Was machen glückliche Menschen anders? 23. Dezember 2014 Jelena Keller Wie für alles Gute im Leben, braucht es auch um glücklich zu werden, Arbeit. Meist kommt das Glück und das Gute nicht von alleine, wie es auch der Volksmund schön erkannt hat. Wenn es so einfach wäre fröhlich durchs Leben zu schreiten, sähen wir nicht tagtäglich in verbitterte Gesichter. Wieso dass positives Denken manchmal als naiv angesehen wird, ist mir unklar. Es ist nämlich viel einfacher unglücklich zu sein. Werft mal einen Blick auf eure Mitmenschen, wie viele sind denn aufgestellt und tatsächlich zufrieden? Eben. Das Glück kommt erst zu uns, wenn wir uns an unserem Innenleben zu schaffen machen. Egal was uns widerfahren ist: Wir entscheiden jeden Tag aufs Neue, ob wir zu den Unglücklichen oder zu den Glücklichen zählen wollen. Einzig und allein wir entscheiden, was wir heute mit uns anfangen wollen und wie unsere Welt aussehen soll. Unser Umfeld, die Umgebung und vor allem die Vergangenheit ändern, können wir schlicht nicht. Wieso arrangieren wir uns also nicht endlich mit dem, was wir ändern können – nämlich uns selbst. Was Menschen tun, die glücklich sind: Sie machen nicht ihre Eltern für alles verantwortlich Es mag sein, dass einem als Kind durch die Eltern schreckliche Traumata widerfahren sind. Erlebnisse, die man nie wieder vergisst und Erziehungsmassnahmen, die uns schlimme Störungen verursacht haben. Man darf die Eltern für ihre Taten anklagen, sie zur Rede stellen, sich aussprechen. Wenn man dies nicht will, ist es auch gut. Doch dann entscheidet man, ob man sie weiterhin als Teil des Lebens behalten möchte und mit ihren Mustern leben möchte oder nicht. Man kann endlich erwachsen werden, sich distanzieren und Verantwortung für sich selbst übernehmen. Wir können unsere Eltern nicht aussuchen. Wir können nur entscheiden wie wir heute mit ihnen leben möchten und wie sehr uns ihre ehemaligen Taten noch beeinflussen sollen. Wir sind erwachsen und können uns loslösen oder neue Regeln aufstellen. Wir haben das Zepter in der Hand. Wir sind ihnen nichts mehr schuldig und sie uns nicht. Wir entscheiden heute wer wir sein wollen. Ganz alleine. Wir müssen nicht mehr Kind sein und ihnen gefallen. Sie wollen nicht jedem gefallen Es mag sein, dass man uns so erzogen hat, der Gesellschaft zu entsprechen. Für Mutti und Vati immer das brave Kind zu sein, das sie nur dann loben, wenn es tut, was man von ihm erwartet. So schreiten wir weiter durchs Leben, wollen in der Schule, in der Beziehung, am Arbeitsplatz und im Freundeskreis gefallen. Dabei bleibt unser wahres ICH auf der Strecke. Wir fragen uns nicht: „Was will ich eigentlich“ sondern „Was will der andere von mir“. Dieses Verhalten führt früher oder später unumgänglich dazu, dass man unglücklich wird. Wie will man auch zufrieden sein, wenn man nicht seinem Gefühl folgt, sondern dem eines anderen? Spielt es wirklich eine Rolle, was der unfreundliche Mitarbeiter von uns denkt? Was der Mann sagt, wenn wir einmal später nach Hause kommen, dafür die ganze Nacht durchgetanzt haben? Anfangs wird das Umfeld bocken.

Natürlich, es muss sich erst daran gewöhnen, dass man nicht nur für andere lebt, auch mal „Nein“ sagt und zu sich steht. Doch wer uns liebt, wird sich daran gewöhnen, dass wir auch mal unangenehm oder eigenständig sein können. Es profitiert schliesslich von unserem glücklicheren ich. Nicht jeder gefällt uns, und wir gefallen nicht jedem. Das ist das gewöhnliche Leben. Finden wir uns damit ab. Sie sagen „Nein“ Menschen die wissen, was ihnen gut tut und was nicht, sagen auch mal „Nein“. Wenn sie keine Lust haben zu etwas, trauen sie sich, dies auszusprechen. Sie sind nicht ständig erreichbar, leben nicht ständig im Dienste der anderen. Menschen die Nein sagen, kennen ihre eigenen Grenzen und Möglichkeiten. Sie wissen, dass sie selbst an erster Stelle stehen sollten. Sie suchen sich Hilfe Einsamkeit ist eines der schrecklichsten Gefühle überhaupt. Man hat zwar ein Umfeld, doch hat man nie gelernt es zu beanspruchen. Man konnte sich nie öffnen, mal über Schmerz und Leid reden. Ist es wieder soweit, verkriecht man sich lieber, badet in der Hölle, statt einen Freund oder professionelle Hilfe zu holen. Bei der Arbeit suchen wir stets nach Lösungen, doch schaffen wir es nicht Hilfsmittel für unser Leben zu beanspruchen. Unsere Kultur ist verschlossen und kühl, soziale Medien machen das ehrliche mitteilen auch nicht besser. Man zeigt sich stark, gut, besser und weint sich dann nachts alleine in den Schlaf. Wozu hat man Menschen um sich herum, wenn nicht dafür, dass sie einem auch mal zuhören. Jeder darf mal schwach und klein sein. Jeder ist es, nur wenige stehen dazu. Stark ist aber wahrhaftig der, der es wagt sich aus der Einsamkeit in die Zweisamkeit zu stürzen. Sie sind dankbar Glückliche Menschen führen sich täglich vor Augen, wofür sie dankbar sind. Sie danken Kleinigkeiten oder mal Grossem. Danke für das viele Essen, den süssen Nachbarn, das schöne Wetter, die warme Stube, die wunderbaren Menschen im Leben, den nicht allzu kran-

ken Körper, die Möglichkeit ohne Krieg aufzuwachsen, die schönen Kleider, die tollen Lehrer, die sauberen ÖV, die gesunde Luft, das weiche Bett, den neuen Computer, die wohlriechende Wiese vor dem Haus, das Grün der Landschaft. Es mag jeder seine eigene Liste machen, doch ist das Resultat gleich: Sie lenkt unsere Aufmerksamkeit auf das Gute. Sie sind keine Perfektionisten Menschen, die immer perfekt sein müssen, können nicht glücklich sein. Denn sie streben nach einer Ideologie, die niemals zu erreichen ist. Es gibt keine perfekten Karrieren, Beziehungen, Körper, Kinder. Es gibt nur unsere eigene Messlatte und was wir als perfekt definieren. Wenn wir uns erst einmal damit arrangieren, dass statt 150%, auch mal 100% oder sogar 80% genug sind, befreien wir uns von Zwängen. Es heisst nicht, dass wir nicht zielstrebig sein und für unsere Träume kämpfen sollen, es heisst nur, dass wir auch einmal realistisch einschätzen sollten, ob wir unsere Ziele nicht auch mit weniger Aufwand erreichen könnten. Akzeptieren, dass auch wir manchmal nicht voll leistungsfähig sein können. Akzeptieren, dass es immer jemanden geben wird, der noch besser ist. Akzeptieren, wenn uns in dem Moment gerade etwas anderes glücklicher stimmt. Akzeptieren, dass Perfekt für uns etwas anderes heisst, als für andere. Wir dürfen auch mal austicken und spinnen. Wir alle machen Fehler und das ist genauso perfekt, wie keine zu machen. Denn wir wachsen daran. Perfekt ist – wie es gerade ist. Sie fühlen sich nicht für alles verantwortlich Viele von uns fühlen sich gerne gebraucht. Wir sind hilfsbereit und springen gerne ein. Das ist auch gut so. Es beginnt nicht mehr gut zu sein, wenn wir unsere eigenen Kräfte und Ressourcen so stark beanspruchen, dass wir uns selbst helfen müssen danach. Oder wenn wir den anderen abhängig machen von uns, sodass er nie lernt sich selbst zu helfen. „Zeige dem Armen wie man fischt, statt ihm den fertigen Fisch zu servieren“ – irgendwie so lautet mein liebster Spruch, wenn es um Selbsthilfe geht. Jeder hat mit seinem Schicksal zu kämpfen und jeder wird den Ausweg finden, solange man ihn seine Erfahrung

nur machen lässt. Vertrauen wir darauf, dass es eine höhere Macht gibt, die dem Hilfsbedürftigen helfen wird, auch wenn wir uns ein bisschen weniger aufopfern. Sie haben die Vergangenheit losgelassen Indem man Möglichkeiten kennen lernt die Vergangenheit loszulassen (z.B. Meditation), fordert man den Groll dazu auf, sich zu verziehen. Groll, der uns aufhält, immer wieder an Altem herumgrübeln und verzweifeln lässt. Groll, der uns immer wieder herunterzieht und davon abhält ein erfülltes Leben zu leben. Wir dürfen noch wütend sein, wir dürfen auch traurig sein. Aber wir müssen lernen diese negativen Gefühle zu kanalisieren. Wollen wir uns weiterhin mit nicht Veränderlichem befassen oder ab heute ohne Hass durch die Welt gehen? Was ist schöner? Erst wenn wir begreifen, dass sich Vergangenes nicht ändern lässt, werden wir nach vorne schauen können. Wir kommen nicht drum rum uns und allen anderen zu vergeben, wenn wir glücklich werden wollen. Sie wissen, welche Tätigkeiten sie glücklich machen Glückliche Menschen üben eine Arbeit aus, die ihnen gefällt. Oder sie haben Hobbys, die sie zufrieden stimmen. Sie haben etwas gefunden, worin sie versinken. Etwas, dass sie die Zeit vergessen lässt. Hat man noch nicht herausgefunden, was einen erfüllt, so kann man heute mit dem Ausprobieren beginnen. Die Zeit sollte man sich nehmen. Wenn wir beginnen uns selbst kennen zu lernen und uns zu achten, dann werden auch Menschen in unser Leben treten, die dies ebenso tun. Solange wir verzweifelt auf jemanden warten, der uns bereichern soll, wird er aus Angst vor der Verantwortung niemals kommen. Verzweifelt ist man nie attraktiv. Lerne, wachse, und die Liebe kommt von selbst. Sie sind liebevoll zu sich selbst Wir müssen die bösen Stimmen in unseren Köpfen eliminieren. Jetzt mal ehrlich, hätten wir einen Partner oder Freunde, die uns immer so bösartig runtermachen, hätten wir uns schon längst von ihnen getrennt. Jedes Mal, wenn wir uns wieder zu hässlich, zu dumm,

zu tollpatschig, zu wasweissich finden, sollten wir uns dessen bewusst werden und einfach mal „sei still!“ rufen. Darauf die bösen Worte ersetzten durch: „Siehst du, genau diese Eigenschaften machen dich aus. Deswegen bist du, du. Deswegen bist du toll. Das gehört zu dir. Hör auf es zu bekämpfen. Und jetzt ab ins Wellness und dann schön eincremen mit der teuren Lotion aus der Parfümerie. Ich weiss, dass du das liebst.“ Wir haben es verdient glücklich zu sein und niemand anderen sollte jemals darüber bestimmen dürfen. Wir dürfen glücklich sein und wir erlauben uns glücklich zu sein. Sie merken, wenn sie sich wieder in der negativ-Spirale befinden Genau, wie bei unseren negativen Glaubenssätzen, gegen uns selbst gerichtet, ist es wichtig zu merken, wenn wir wieder negativ Denken. Es ist erlaubt Angst zu haben, schlimme Szenerien auszumalen, schlechte Erfahrungen zu befürchten. Wenn wir aber jedes Mal beim Aufkommen der negativen Gedanken bemerken, dass sie da sind und uns damit auseinandersetzten, nehmen wir ihnen die Macht. Wir können uns fragen „Was ist das Schlimmste, das passieren könnte?“ – und plötzlich merken wir, dass es so eine Tragödie gar nicht ist. Wir können nicht in die Zukunft sehen, demnach haben wir nicht immer Sicherheit im Leben. Unser ganzes Dasein ist manchmal ein Mysterium, wir werden es nicht vorausplanen können. Statt über Unerklärliches zu grübeln, können wir genauso gut schätzen, wie es gerade ist. Sie wissen, dass sie jederzeit selbst entscheiden Glückliche Menschen wissen, dass einzig und allein sie die Entscheidungen treffen in ihrem Leben. Einzig sie sind der Schöpfer, der entscheidet wo es durchgehen soll. Sie haben sich aus der Opferrolle gelöst und wissen: Egal was mir passiert, ich habe die Wahl. Bleibe ich oder gehe ich, akzeptiere ich das, oder nicht. Stehe ich dazu, oder gehe ich. Lasse ich mich da hineindrücken oder nicht. Es braucht Mut für sich einzustehen und immer selbstverantwortlich zu handeln. Es ist durchaus schwieriger, als immer andere verantwortlich zu machen. Und trotzdem ist es das einzige, das erfüllend wirkt.


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DIE EINSAMKEIT BLIEB 18. Dezember 2014 Christian Platz Er war ja nicht nur der Kapitän. Er war zugleich das einzige überlebende Besatzungsmitglied jenes Schiffs, das da im ewigen Eis festgefroren stillstand. Seit geraumer Zeit. In der Südpolar-Zone. Wo kaum mal jemand vorbeikommt. Hoffnung auf Tauwetter meldete sich zwar manchmal in seinem tiefen Inneren. Gleichzeitig wusste er jedoch, dass diese Hoffnung vergeblich war. Es blieben ihm immerhin tausende von Konservendosen mit Nahrungsmitteln, Medikamentenpackungen, Gas- und Rumflaschen, die allesamt im Bauch seiner Seebraut, so der Name des einst stolzen Schiffes, lagerten. Auch der Tabak- und der Haschischvorrat würden noch für einige Jahre ausreichen. Gegen die Kälte wappnete er sich mit Seelöwen-Felldecken, gegen die Langeweile halfen ihm sein chromatisches Akkordeon, seine Gesamtausgabe der Werke von Johann Nepomuk Nestroy und seine handsignierte Erstausgabe von „Magick Without Tears“ , das einst der liebe gute Frater Perdurabo geschrieben hatte, den die Welt auch als Τo Μεγα Θηρίον kannte. Manchmal kletterte er mittels einer langen Leiter aufs Eis hinaus. Schlug ein Loch in die blanke Oberfläche. Und zog zwei oder drei grosse Fische raus. Das waren Freudentage. Er genoss es, die quicklebendigen Fische an seiner Angelleine zappeln zu sehen. Er genoss es zudem, sie zu töten und zu kochen. Wenn er sie dann ass, spürte er allerdings seine Einsamkeit. Und das war leider keine Einsamkeit, die einfach weg-gegessen werden konnte. Wohl führte er Selbstgespräche. Aber die

besser gefallen – als diese Einsamkeit. Mit seinem grössten Feind zusammen hätte er lieber die Tage und Wochen verbracht – als so ganz und gar alleine. Umgeben vom ewigen Eis.

Antworten, die er sich dabei gab, waren irgendwie voraussehbar. Dafür musste er sich nie über diese Antworten ärgern. Denn sie waren ihm gemäss. Im Winter spürte er seine Einsamkeit am stärksten. Dann war es nämlich dunkel. 24 ganze Stunden am Tag. Und die Südpolar-Stürme tobten draussen, während er sich im tiefsten Bauch der Seebraut verkroch. Unter einem Berg von Seelöwen-Felldecken. Dann las er seine Bücher. Er las bei Nestroy: „Die Phönizier haben das Geld erfunden – aber warum so wenig?“ Da musste er schallend herauslachen: Was nützt mir Geld? Hier draussen auf dem Eis. Eine Leidensgenossin wäre mir lieber… Dann las er bei Frater Perdurabo: „ Apart from any theoretical speculation, my Sammasiti and analytical work has never led to so much as a hint of the

existence of the Guardian Angel. He is not to be found by any exploration of oneself. It is true that the process of analysis leads finally to the realization of oneself as no more than a point of view indistinguishable in itself from any other point of view; but the Holy Guardian Angel is in precisely the same position.“ Da musste er wieder laut lachen. Denn eins war sicher. Wenn es ihm selber jemals gelingen würde, Kontakt zu seinem Holy Guardian Angel aufzunehmen, täte er dieses Geschöpf aus den okkulten Sphären nur um eins bitten: Sex. Und zwar in allen nur denkbaren Positionen. Und hier draussen – in der eisigen Einsamkeit – würden ihnen wohl noch diverse undenkbare Stellungen einfallen. Eine beträchtliche Erweiterung des Kama Sutra, dachte er, und schmunzelte. Im Schein jener Gasflamme, die hier unten sein einziges Licht war. Doch bald schon war seine Fröhlichkeit verflogen. Eine seltsam fiebrige

Fröhlichkeit war es gewesen. Das Lächeln verschwand von den Lippen unseres einsamen Seebären. Die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Ein starkes Unbehagen überkam ihn… Wie zum Hohn kamen ihm plötzlich die Pointen von Penälerwitzen aus seiner Schulzeit in den Sinn. Nur die Pointen. Wortwörtlich. Die Witze an sich hatte er vergessen. „Eieieieiei, Sittenpolizei!“, raunte die Stimme in seinem Kopf, und „Jetzt steckt er!“ und „Ein Liliputaner, der im Nachttopf Schlittschuh fährt!“ und “Auch die besten Freunde müssen einmal auseinander gehen!” Absurderweise musste er deswegen weinen. Süsse Vergangenheit. Goldene Vergangenheit. Unter Menschen. Selbst der schlimmste Streit mit seiner verhassten, verstorbenen (naja, er hatte da ein klein wenig nachgeholfen) Gattin wäre ihm nun lieber gewesen – als diese Einsamkeit. Selbst ein fadengerader Faustschlag in seine Fresse hätte ihm

Er wusste, dass er sich jetzt zusammenreissen müsste. Er wollte nicht in jenes tiefe Seelenloch hinunterfallen, in dem die Selbstmordgedanken herumschleichen, giftigen Lindwürmern gleich. Nein, durch seine eigene Hand würde er nicht sterben. Die Umstände sollten ihm den Garaus machen. Von aussen! Er würde nicht zerbrechen… Also nahm er sein chromatisches Akkordeon zur Hand. Ein Produkt der Marke Pirat. Und stimmte jenes Lied an. Jenes gute Lied. Mit dem Text vom grossen Bert Brecht: Die Ballade von der Hannah Cash. Manchmal pflegte er allerdings Laura statt Hannah zu singen, denn Laura hatte jene eine geheissen, wegen der er sein armes Herz einst höchstselbst in Stücke zerbrochen, was ihn auf die hohe See hinaus getrieben hatte. So sang er aus voller Brust: „Und sie kam eines Nachts in die Seemannsbar/Mit den Augen der schwarzen Seen/Da traf sie Jack Kent mit dem Maulwurfshaar/Den Messer-Jack aus der Seemannsbar/Und der liess sie mit sich gehn…“ Dazu dudelte er auf seinem Akkordeon. Bis er derart müde war, dass er mit dem Instrument in seinen Armen einschlief. Sein Geist wanderte hinfort. In die Welt der Träume. Doch die Einsamkeit blieb. So wie der Wintersturm, der dort draussen tobte. In der Südpolar-Zone.

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ÜETLIBERG-DOWNHILL RELOADED

10. November 2014 Midi Gottet Eine halbe Ewigkeit ist es her, seit ich das letzte Mal mit einem Mountain-Bike den Uetliberg erklommen habe. Man muss dazu sagen, davor war ich unzählige Male oben, auf Zürichs Hausberg. Und ich war in Form. Ich weiss, es ist schwer zu glauben, aber es gab mal eine Zeit, da war ich am Berg eine böse, drahtige Bestie. Wer hat da gelacht? Oft war ich mit Peti Fontana vom Backyard unterwegs. Und genau dieser Peti sollte nun 20 Jahre später mein Edel-Sherpa sein, um mich auf den Uetliberg hinauf und, vor allem, den frisch präparierten Downhill wieder runter zu führen. Als wäre ich in meiner alten PearlIzumi-Retro-Kluft gerade einer Zeitmaschine entsprungen, erschien ich im Backyard um mich vom lachenden Peti auf ein Scott Genius 700 Tuned setzen zu lassen. Mein altes Bikerherz schlug einen Endorphin-Salto. Früher hatten wir ja keine Hinterrad-Federung. Noch früher hatten wir nicht mal eine Vorderrad-Federung. Und noch viel früher hatten wir nicht mal ein Rad, denn es musste erst noch erfunden werden. Ha…! Und heute gibt’s also das hier: Ein zehn Kilogramm leichtes Fully mit 15 cm Federweg. Wahnsinn. In der Nacht hatte es heftig geregnet. Der Wald lud also zu einer netten Rutschpartie. Doch zuerst mussten wir mal auf den Berg rauf. Mir wäre natürlich die Weichbecher-Bähnli-Variante lieber gewesen, aber die SZU nimmt keine Velos mit. Darum plagte ich mich erstmal über den Friesenberg durch die Schrebergärtli-Hauptstadt von Zürich. Ich schnaubte schon wie ein Laubbläser mit Lungenentzündung. Petis Atmung aber war immer noch flach wie eine Flunder. Als wäre es eine Kafi-mit-GipfeliFahrt palaverte er über die guten alten Zeiten, als wir noch die ersten Mountainbike-Rennen der Schweiz gefahren sind und konditionell gleichauf waren. In Nostalgie schwelgend, aber gleichzeitig nach Luft japsend, nickte ich alles durch. Während ich über die Jahrzehnte förmlich ein Form-Grounding erfahren hatte, lief Peti zwölf Marathons, setzte sich drei Mal die Woche aufs Bike und absolvierte erst gerade, beim dreiwöchigen Swiss Epic, täglich 3000 Höhenmeter. Tja, kein Wunder atmete der alte Knabe am Berg praktisch nicht. Am Fusse des Üetzgis, wie in die Locals nennen, stiegen wir kurz ab. Mein „TourGuide“ zeigte mir voller Stolz die, von Tschäff Rhyner und „Grün Stadt Zürich“, erst gerade fertiggestellte „Chügelibahn“, das letzte Teilstück des 3,5 Kilometer langen Antennentrails. Wahrlich ein imposantes Steilwandkurven-Bauwerk, welches aus Bikersicht gut und gerne als

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achtes Weltwunder durchgehen würde. Die Lichtschranken-Zählung besagt, dass jedes Jahr 36’000 Biker diesen Downhill runterfahren. Früher waren es ja nur eine Hand voll verrückter Zürcher mit Hardtail-Bikes, die einem die Plomben implodieren liessen. Zwei davon wir. Ja, früher war alles anders, auch die Zahnarztrechnungen. Zum Schluss des Up-Hills jagte mich Peti eine rund 300 Meter lange Wurzelpassage hoch und brachte mich in den dunkelroten Bereich. Mit Puls 250 versuchte ich die Aussicht auf die Stadt zu geniessen. Reumütig gab ich Peti den Ich-hätte-halt-doch-mehr-trainieren-sollen-Blick. Auf Anweisung meines Bergführers, stellte ich den Sattel etwas tiefer. Ganz „Mutter Theresa“ überliess er mir seine Downhill-Handschuhe und meinte: „Diese Hände brauchst du ja noch, um die Kolumne zu schreiben.“ Ja ja, im Einschüchtern war er schon immer gut, der Velo-Peti. Wie in alten Tagen, machten wir uns auf, den freshesten Urban-Downhill der Schweiz runterzufliegen. Mein Langzeitgedächtnis sagte mir „Du kannst das noch“, doch mein Verstand konterte mit „Du bist zu alt für dieses Ding“ und meine Augen sagten mir „Wo zur Hölle bin ich hier eigentlich?“. Peti machte die Vorhut. Wir schossen den Waldweg runter, bis uns eine wurzlige Gegensteigung alles an Technik abverlangte, was wir und die Bikes zu bieten hatten. Mein Gott, dieses Fully schluckte mehr als ich in meinen besten Clubszene-Zeiten. Meine Beine meldeten zum x-ten male Feueralarm, doch schon gings wieder bergab. Wie eine Sonde schob ich Peti vor mir her und besass somit den Luxus jede Bewegung des Trails im Voraus zu scannen. Trotzdem verharrte mein Gesicht in einem stetigen Bloss-nicht-aufdie-Fresse-fliegen-Ausdruck. In meinem biblischen Alter brechen die Knochen schneller als Styropor. Doch alle, die hier schadenfreudig auf einen Crash warten, muss ich enttäuschen. Mit meiner offensichtlich noch gut funktionierenden AltherrenTechnik und dem perfekten Babysitting von Peti, schaffte ich es, diese adrenalingeschwängerten 350 Höhenmeter unbeschadet abzufahren. Das Genius leistete Schwerstarbeit unter mir und gab mir, in Kombination einer vom Verein Züritrails perfekt präparierten Strecke, eine nie erahnte Sicherheit. Also früher hatten wir ja gar nix in der Art. Keinen Verein. Keine Trails. Gar nix. Nix. Wir fuhren praktisch auf dem blossen Hintern durchs ungesicherte Dornengehölz, ungebremst direkt ins Triemlispital. Danke Üetzgi, du hast mich wieder.

GEHEIMTIPP: FÜNF PRIVILEGIEN, DIE MAN IM FEBRUAR MIT EINEM SEAT «IBIZA» AUF IBIZA BESITZT

15. Februar 2014 Midi Gottet 1. Der Airbag auf der Beifahrerseite ist gefüllt mit Hierbas, dem lokal hergestellten Kräuterschnapps und wird an jeder Tankstelle, wie Öl, Wasser und Benzin, kostenlos nachgefüllt. Einfach Schlauch aus dem Handschuhfach zie-

hen und dran ziehen und im Radio “Openlab” reinziehen. 2. Missachten von Geschwindigkeitsbeschränkungen oder betrunken autofahren wird von der Guardia Civil bloss als Kavaliersdelikt geahndet. Man wird bei der Kontrolle gönnerhaft durchgewinkt. Der dadurch entstandene Schreckensmoment wird mit Hilfe eines gefühlvollen Handjobs nach traditioneller ibizenkischer Art neutralisiert. Hashtag Gastfreundschaft. 3. Auf den Salinen ist ein pausenloses Powersliden mit der Handbremse erlaubt. Beim anschliessenden Crash in den riesigen Salzberg wird man von der freiwilligen Feuerwehr mit einem Lächeln wieder rausgezogen und mittels Nackenmassage von nackten, gestrandeten Amnesia-Animationstänzerinnen wieder auf Vordermann gebracht. Als Andenken gibts etwas Salz in Minigrips verpackt, damit man im Hotelzimmer den Salzberg nachbilden kann. Schöne Geste. 4. Superstar DJ Luciano klebt einem während den ganzen Ferien wie eine

Mariachi-Band am Hintern. Er sorgt mit seinem Pop up DJ-Pult für die angemessene musikalische Untermalung. Während eines möglichen Liebesakts, blickt er interessiert nach oben und zählt die Sterne am Himmel, auch wenn der gerade bedeckt ist. 5. Gratis Valet Parking auf der ganzen Insel durch ein Netzwerk von tanzenden Locals, welche den Seat “Ibiza” nur Sekunden nach verlassen des Autos auf einen naheliegenden Parkplatz bringen und ihn auf Fingerschnipp wieder rankarren und dabei stetig frohlocken. Achtung: Diese Privilegien kriegt man wirklich nur im Februar auf Ibiza – und wirklich NUR wenn man einen Seat “Ibiza” mietet – und es gerade Vollmond ist – und man Ulises Braun kontaktiert – und ihm vertrauensvoll das Codewort “kult imfall” ins Ohr nuschelt – und man in diesem Moment zwischen 25 und 28 Jahre alt ist – und per Zufall gerade ein schönes Set dicker Titten vorzuweisen hat. Sonst nicht.

DIE BESTEN LEKTIONEN ÜBER DAS LEBEN

10. Februar 2015 Yonni Meyer Die besten Lektionen über das Leben lernt man von Sterbenden. Von Menschen, die eines Teils ihrer Zeit hier beraubt wurden. Ich persönlich glaube nicht, dass «es halt ihre/seine Zeit war» oder dass irgend ein karmischer Ziegenbock im Himalaya (o.ä. Gottheit) darüber entscheidet, dass es nun zu Ende gehen soll. Falls das doch so ist, möge er/sie/es mir bitte Kinder mit akuter Leukämie und den ganzen anderen miesen Bullshit auf der Welt erklären – und «Gottes Wege sind unergründlich» zählt nicht. Ich gehe auch nicht auf der Strasse irgendwen abmurksen und sage dann vor Gericht «Meine Wege sind halt unergründlich» und alle nicken und lächeln und ich werde freigesprochen und gehe zu Starbucks und hole mir einen Eppeeri-Frappuccino. Wenn ich also sage, Leute, die jung sterben, seien eines Teils ihrer Zeit beraubt worden, dann meine ich das auch so. Nichts an einem jungen, vielleicht leidvollen Tod ist gut – und trotzdem trägt (oft, nicht immer) niemand die Verantwortung dafür. Da mutieren per Zufall ein paar Zellen und dann noch mehr und noch mehr und dann frisst einen der eigene Körper sozusagen von innen auf. Dann kotzt man seine Lunge raus oder das eigene Blut wird schwarz. Wenn es eine Gottheit gibt, die das so absichtlich und willentlich geplant hat, finde ich ihn/sie/es ein Arschloch, «unergründlich» hin oder her. Sorry. Aber diese Kolumne soll nicht von

meiner Wut auf ein in meinen Augen inexistentes, spirituelles Wesen handeln. Energie an etwas zu verschwenden, an das man nicht glaubt, wäre auch eine ziemliche Zeitverschwendung, wenn wir mal ehrlich sind. Die besten Lektionen über das Leben lernt man von Sterbenden. Es ist, wie das alte Sprichwort sagt: Erst, wenn man etwas verliert, weiss man, wie wertvoll es war. Erst, wenn unser Leben uns zwischen den Fingern zerrinnt, merken wir, wie kostbar und schön es ist. (Viele, nicht alle) Sterbende leben und lieben intensiv. Als ob es kein morgen gäbe – weil es eben manchmal tatsächlich keines mehr gibt. Sterbende sagen, was sie fühlen. «Ich liebe dich», sagen sie und «Du bist schön». Stolz nimmt auf dem Rücksitz Platz, während Liebe und Wohlwollen sich ans Steuer setzen. Das gleiche passiert mit den Menschen um den Sterbenden herum. Man sieht sich konfrontiert mit einem der brachialsten Ereignisse im Leben: Dem Verlust eines/r Lieben, dem zurechtkommen Müssen mit einer neuen Realität, dem Tod. Wir haben andere Werte, andere Ziele, wenn uns jemand langsam entgleitet. Es geht nicht mehr um das Ich, sondern ums Du und ums Wir. Man fasst den anderen wieder öfter an, man streichelt sich – Scham ist fehlplatziert. Man sagt sich Dinge, die man seit Monaten, ja Jahren, mit sich herumträgt. Und man vergibt sich. Vielleicht ist ja das Leben selbst unsere Lebensaufgabe. Was hält uns davonab,

uns zu sagen, was wir denken, uns zu lieben, uns zu streicheln, uns zu vergeben – ohne einander dann loslassen zu müssen? Nichts. Die besten Lektionen über das Leben lernt man von Sterbenden.

KEINER ZU KLEIN EIN BLITZER ZU SEIN

29. Januar 2015 Midi Gottet Fehlt nur noch das kleine Blasgerät um festzustellen ob Lucas Mutti während dem Stillen wieder Heuschnapps-Shots gebechert hat.


Obszön. Aber luschtig. Haha.

ZÄDELI FÜR DÄ ALLTAG, VOL. 2 Wenn öpper e toti Hyäne gässe hät, wone anderi toti Hyäne gässe hät.

Für dä Tubel hinder dir, im Migros ade Kasse.

Du häsch bizli sehr Mundgruch.

Bliip, bleep, bip, bup.

Din Ichaufschorb i mim Arsch, macht dä ganz Prozäss nöd schneller. Für die junge und wilde Rebällä im Tram.

Weisch nöd, wommer d‘Taschtetön bim Handy usmacht? Bruchsch hilf? Psychologischi?

Mir sind all so froh, dass du eus mit dinere Musig beehrsch. Uf dim Handy. Im ÖV.

Für die Veganer wo meined, sie sind öppis bessers.

Schön, dass du dich vegan ernährsch aber lahmi bitte demit in Rueh.

Für die wo huere luut im Bus telifoniered.

Danke für die Iblick i dis Läbe. Es isch mega interessant. Red bitte lüter.

Nei tönt super. Wükli. Bravo. Du bisch so Elite.

Zum Anelegge, wenn mit öpperem abgmacht häsch, wo eifach nöd uftaucht

Zum öpper wo lügt wortlos unterbreche.

Ich weiss imfall, dass du grad komplette Bullshit verzapfsch.

Diskrete Pickel-Hiwiis.

Ich han über 20 Minute gwartet, du Fuz.

Wenn dä Typ ide Disco eifach nöd lugg laht.

Okay, da mini Nummere: Du häsch da so‘n gäle Pickel, wod vilicht wottsch usdrucke. LG

Wenn mal es läärs Zädeli miteme tumme Hund une rechts bruuchsch. Mä weiss nie.

079 123 hau ab!

Haha, vilicht gheit sie druf ine.

Guetschii für ä Bruschtmassage.

Venn doch bitte eifach chöntsch ufhöre rede.

Venn-Diagramm Dini Meinig.

Für d‘Liäbi.

Hoi Erdbeerwülchli!

Für die unfründlichi und frustrierti Bedienig.

Wenn es Eichhörnli mit Vodka abfüllsch und foif Mal über Tischkante schlasch, machts din Job nachher immerno besser, als du grad.

Zum am Morge hilegge.

En wunderschöne Tag Spatzäfudi! <3

Ha kei Zädeli-Idee meh gha, aber dä Rainer brucht die Siite, wills Kult in Druck muess. Hani dänkt da no es Büsi.

Da no es Büsi. ich eb d

Mis Interässe dra.

Li

i bizl

Meh Abentüür: facebook.com/zukkihund


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