Kult Januar 2015

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kult Die besten Blogs aus kult.ch. Januar 2015.

kult ist die erste Blog-to-Print-Zeitung der Schweiz: Unzensierte Kommentare zum täglichen Leben und dem, was sich in den Medien so abspielt.

Was genau ist eigentlich ein «Terrorist»? Rainer Kuhn, 19. Januar 2015 Nach dem Ereignis von Paris haben Frankreich und Italien Ihre "Anti-Terror-Gesetze" angepasst, bzw. aktiviert, bzw. einen "Patriot Act" nach amerikanischem Vorbild gefordert. Dieser hat vor allem die Eigenschaft, einerseits jeden einzelnen Bürger zu überwachen, denn das Wesen des Terrorismus bestehe ja gerade darin, dass es am Schluss Einzelpersonen oder kleinere Gruppierungen sind, welche Terroranschläge verüben, und andererseits eben diese "Terroristen" zu rechtlosen Individuen zu degradieren. Das finden wir natürlich alle gut, denn diese Gesetze betreffen ja nicht uns, wir haben ja alle nichts zu verbergen, im Gegensatz zu den Terroristen, und vor denen müssen wir uns schützen. Am besten noch bevor sie aktiv werden. Je mehr Anti-Terrorgesetze, so glaubt man, desto weniger Terroranschläge. Und: Weil wir ja alle nichts zu verbergen haben, haben wir auch nichts zu befürchten. Also alles sauber soweit. Aber Wolgang Schäuble geht noch weiter. Er will die Möglichkeit haben, "verdächtige Terroristen" zu internieren oder gar gezielt zu töten. "Verdächtige Terroristen". Das heisst, es reicht, einen Verdacht zu haben gegen jemanden, dass er ein „Terrorist“ sein könnte, und schon kann er ins Gefängnis oder ins Lager geschickt werden. Ohne Gerichtsbeschluss selbstverständlich, den brauchts ja dann nicht mehr, denn ein Terrorist hat keine Rechte, da waren wir uns ja alle einig. So wie in Frankreich im No-

vember 2014 sich alle einig waren, als das neuste „Anti-Terror-Gesetzespaket“ verabschiedet wurde. Zum Schutz der Bevölkerung gegen den Terrorismus wurden unmittelbar nach dem jüngsten Attentat sicherheitshalber mal über fünzig Personen festgenommen, weil sie in sozialen Medien oder auf der Strasse "den Terrorismus verherrlicht haben". Dazu gehörte auch, sich über den Hashtag-Hype "Je suis Charlie" lustig zu machen. Geht nicht. Ab in die Kiste. In der Schweiz wurde einer eingeklagt, weil er gesagt hat, Angela Merkel sei ein Nazi. Das geht auch nicht mehr, weil Angela Merkel das Oberhaupt eines anderen Staates ist,

und das darf nicht beleidigt werden. Und zwar per Gesetz nicht. Dresden hat grad ein Demonstrationsverbot aufgrund von Terror-Warnungen erlassen. Zu demonstrieren ist jetzt also auch illegal, wers trotzdem macht, macht sich strafbar. Da die Regierung die Gesetze erlässt, ist alles, was im Rahmen dieser Gesetze abläuft, legal und alles, was ausserhalb dieser Gesetze passiert, illegal. Wenn es Gesetze gibt, die es ermöglichen, dass „Terroristen“ in Lager interniert und hingerichtet werden, dann ist eine Internierung oder Hinrichtung eines „Terroristen“ legal. Zu Erinnerung: Konzentrationslager

waren im dritten Reich völlig legal. Für Regierungsgegner gibts zudem den Begriff "Anti-Government", Bei uns sind das auch EU-Kritiker welcher durch die Medien zunehmends negativ besetzt benutzt wird. Denn ein Regierungsgegner, so die Auffassung, ist automatisch ein Gegner des Staates und damit des Volkes. Die Idee, dass die Regierung immer Recht hat und richtig ist und nichts anderes im Sinn hat als das wohl der Nation und das wohl des Volkes wird zum unumkehrbaren Glaubenssatz Wenn Demonstranten als „Low Level Terrorists“ bezeichnet werden, werden aus friedlichen, freien und kritschen Menschen plötzlich „Terroristen“ und es ist legal sie zu internieren und hinzurichten. Wiederstand gegen die Staatsgewalt wird also per Se zum „Terrorakt“, Kritik an Machenschaften der Obrigkeit zu dessen Verherrlichung erklärt und der Absender dieser „Verherrlichung“ als „verdächtig“ eingestuft, was, wie wir jetzt grad lernen, reicht, um in den Genuss einer legalen Sonderbehandlung durch die Regierungsgewalt zu kommen. Wenn wir jetzt nicht dringend mal ein paar Sachen klarstellen und die Begriffe „Terrorist“ bzw. „Terror“ klar und eindeutig definieren, kanns ziemlich schnell ziemlich doof werden. Denn am Ende kann man jede Gesetzesübertretung als „Terrorakt“ interpretieren. Kommt einfach drauf an, wer grad an der Macht ist. Deshalb hier und jetzt meine Frage an Sie: Was genau ist denn ein Terrorist?

NICHTS WÜRDEN WIR TUN, GEORGE, REIN GAR NICHTS.

für alle, die nicht einen monat lang auf die kultzeitung warten wollen

6. Januar 2015 Reinhold Weber. Ausser “Entdecken Sie …”, diese Direktionssekretärinnen-Mainstream-Unwortfloskel-Des-Jahres auf dem Plakat weglassen. Das würden wir sofort tun, George.

5. Novmber 2015 Rainer Kuhn. www.kult.ch - 3 x täglich neu. Egal wo Sie sind. Ist übrigens schon seit 2009 so. Habens einfach noch nicht alle gecheckt. Drum bringen wirs hier mal.

Huere Stress Endlich wurde der Schweizer Franken vom Euro abgekoppelt. Der, der das im Radio gehört hatte, konnte grad noch umkehren, bevor er in die Tiefgarage der Migros fuhr. So ein Glück aber auch. Hätte er das nicht gehört, wäre er voll in die Migros einkaufen gegangen und hätte dort für den Deo-Roller drei Franken statt nur ein Franken neunundneunzig Rappen bezahlt. Dasselbe wäre ihm mit der Milch passiert und mit dem Fleisch und am Schluss hätte er für seinen Einkauf glatte zwölf Franken neunundvierzig zuviel bezahlt. So aber ging nochmals alles gut, er bog auf die Autobahn, kurz nachgeschaut, ob er noch genug Benzin bis zur Grenze hatte, zuviel sollte auch nicht mehr drin sein, denn tanken wollte er ennet der Grenze ja auch noch. Wenn er schon da war. Wär ja blöd, das nicht auszunutzen, so konnte er seinen Tank mit Euro auffüllen und erst noch günstiger. Schon wieder sieben Franken fündunddreissig gespart. Macht zusammen mit den anderen zwölf Franken ungrad schon neunzehn Franken vierundachtzig oder so. Abzüglich Benzin für den Weg nach Deutschland, aber das zog er nicht ab, er musste ja eh nach Deutschland, Euro wechseln, weil in der Schweiz hatte es keine mehr. Und als er dann in Deutschland ankam, war der Kurs bereits wieder auf 1.12 und er musste ziemlich Gas geben, damit es sich noch lohnte. So war er dann mit seinem Auto gute vier Stunden unterwegs, so alles in allem, davon fast eine Stunde an der Grenze, Stau am Zoll, und hätten es nicht alle anderen auch so gemacht, er wär sich ein bisschen blöd vorgekommen, am Abend, als er die Einkaufstaschen leerte und das Retourgeld zählte. Knapp zwanzig Franken warens. In Euro.Herzlich, Rainer Kuhn

seit 1997 Erscheinungsweise: Monatlich (12 x pro Jahr) Auflage: 20‘000 Exemplare Verbreitungsgebiet: Stadt Zürich Herausgeber: Kult GmbH, 8006 Zürich Chefredaktion: Rainer KuhnAutoren: Reinhold Weber, Midi Gottet, Alex Flach, Henrik Petro, Angela Kuhn, Dominik Patrick Hug, Christian Platz, Kaspar Isler, Yonni Meyer, Pete Stiefel, Michèle Binswanger, Zukkihund. Gestaltung: Fredy Heritsch Kontakt: rainer.kuhn@kult.ch http://www.facebook.com/kult.ch Kultzeitung, kult.ch, kultradio.ch sind Unternehmungen der kult gmbh. www.kult.ch/gmbh

Wir freuen uns über jeden Anhänger: www.facebook.com/zuerilinie


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Ein offener Brief an Michael Schuler, Leiter der Fach­ redaktion Musik beim Schweizer Radio und Fernsehen:

ENDLICH: DAS EXKLUSIVKURZINTERVIEW MIT DEM NACKT-KONTRABASSSPIELER GUY LANDOLT

8. Januar 2015 Midi Gottet Kult.ch: Guy Landolt, wieso spielen sie nackt Kontrabass? Guy Landolt: Weil ich das Geld brauche, sie Arschgeige. Kult.ch: Wir wünschen ihnen für die Zukunft alles Gute. Guy Landolt: Ja genau.

GEFALLENE HELDEN: SIMON MACCORKINDALE

28. Dezember 2014 Dominik Hug Simon wer? Sein Name ist wohl den wenigsten noch geläufig. Aber sein Gesicht ist sehr einfach noch den guten alten Achtzigern zuzuordnen. Simon MacCorkindale erarbeitete sich Bekanntheit durch kleine Nebenrollen in „Juggernaut“ oder „Jesus of Nazareth“, welche ihm das Tor in die Serienwelt Hollywoods geöffnet haben. So wirkte MacCorkindale für einige Seasons in der Kultserie „Falcon Crest“ mit. Sein wohl grösster Hit ist die Rolle des Professor Jonathan Chase in der Scifi-Actionserie „Ein Fall für Professor Chase“. In den Neunzigern war MacCorkindales Ruhm längst vergangen. Er spielte noch in einigen TV-Filmen mit, ebenso in der grottenschlechten Verfilmung von „Wing Commander“. Ab 2002 war er für 230 folgen in der britischen Serie „Casualty“ engagiert. Simon MacCorkindale verstarb leider am 14. Oktober 2010 im Alter von 58 Jahren an Darmkrebs.

BÜROTYPEN, DIE IHR IN JEDER FIRMA FINDET

5. Januar 2015 Kutti MC Guten Tag Michael Schuler, Sie sind Verantwortlicher des Musikprogramms des gebührenfinanzierten Staatsenders SRF3. Sie haben einen wunderbaren Job. Sie bestimmen in einem intransparenten Verfahren zusammen mit Hilfe einer Redaktion das Musikprogramm des für Deutschschweizer Musiker einflussreichsten Radiosenders. – Folglich haben Sie keine (öffentlichen) Kritiker unter den Schweizer Musikern. Sie müssen nichts begründen, Sie können sich hinter so genannt „internen Entscheiden“ verstecken und werden dafür auch noch formidabel entlohnt. SRF3 müsste die Alternative sein zu den Privaten, ist es aber kaum. Herr Schuler, erfüllen Sie Ihren Auftrag? Nein. Das Musik-Tagesprogramm von SRF3 unterscheidet sich nur unwesentlich von den nicht gebührenfinanzierten Radiosendern. Wenn bei SRF3 Musik aus der Schweiz gespielt wird, sind es ausschliesslich Lieder, die sich konsequent dem kommerziellen Format anpassen. Schon nur der Gedanke „Welches Lied würde SRF3 noch am ehesten als Single spielen?“ ist eigentlich lächerlich, aber es ist ein Gedanke, den sich alle in der Deutschschweiz aktiven Musiker machen (müssen). Nur zu Randzeiten bieten Sie minimale Einblicke in die lebendige, originelle Schweizer Musikszene. Auf diese gönnerhafte Alibiübung stützen Sie sich dann auch jeweils in Ihren unbeschwerten Interviews. Das SRF3-Musiktagesprogramm hat keine Tiefen, keine Höhen, keine Ausbrüche, keine Brüche, keine Vision. – „Die Nachfrage bestimmt das Angebot“, ist die Ausrede von Menschen, die nichts wagen und keine Verantwortung übernehmen wollen. (Zwischenfrage: Ist es nicht meist so, dass das Angebot die Nachfrage diktiert?) Sie sind ein Verwal-

ter, kein Macher. Hören Sie mal Couleur3 und gestehen Sie sich ein, dass Sie kreativ Klassen drunter liegen, obwohl Sie viel mehr Mittel haben. Sie entscheiden sich aber gegen die Vielfalt, für die Eintönigkeit, für das Mittelmass, für das anbiedernde Epigonentum. Auf Kosten der Kunst. Beispiel: Die Band „Young Gods“ mit einem grosszügigen Beitrag für ihren internationalen Einfluss loben – aber ihre Musik spielen im Tagesprogramm? Nein, sicherlich nicht, Sie wollen doch Ihre Hörer nicht verärgern mit aussergewöhnlicher Musik! Sie sitzen also in Ihrem Büro als PopBeamter und manchmal, beim Sortieren Ihrer Bleistifte, erinnern Sie sich an den „Störsender DRS3“, der vor Ihrer Zeit aktiv war, als SRF3 noch Musik entdeckte, aneckte und dabei eine ganze Generation von Musikhörern kultivierte, nicht bloss Playlisten der Privaten kopierte. Die Vielfalt der aktuellen Schweizer Musikszene wäre gross, aber auch von früheren Bands gäbe es hervorragende Lieder wiederzuspielen. Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Visionär, Sie würden Musik entdecken, Ihr Musik-Tagesprogramm wäre überraschend, belebend, würde Debatten auslösen. Wovor haben Sie Angst? – Wenn Sie mir ohne zu zwinkern in die Augen sehen und den Satz „Musik ist meine Leidenschaft“ sagen könnten, würde ich Ihnen auf der Stelle meine Plattensammlung schenken. Ich weiss, Konfrontation ist Ihre Sache nicht, meine schon. Aus Liebe zur Musik. – Dass Sie meine Musik von jetzt an komplett boykottieren, nehme ich gern auf mich; ein Künstler muss es ja mal öffentlich sagen. – Ich stehe für die Freiheit der Kunst, für die Vielfalt, für das Andere, für das Nichtschubladisierbare, für das Experiment. Ich bin nicht die Masse, aber ich bin auch nicht allein. Mit freundlichen Grüssen, Kutti MC

6. Januar 2015 Dominik Hug Der Networker Facebook, Linkedin, Xing, Instagramm, Tumblr, Myspace oder Google+, der Networker ist auf allen Netzwerken zu finden und findet auch die Zeit seine Profile fast täglich zu aktualisieren. Seine Pausen verbringt der Networker mit Kollegen aus allen Abteilungen und redet über neue Technologien und Development – und vorallem über sich selbst. Solltest du weder auf Facebook, noch auf Linkedin, Xing, Instagramm, Tumblr, Myspace oder Google+ anzutreffen sein, wird der Networker dich komplett ignorieren

Seine freien Stunden verbringt er gerne in der Natur, etwa beim Füttern von Eichhörnchen im nahe gelegenen Waldgebiet. Stets hat er auch altes Brot für die Enten am Teich am Start. Der Naturbursche ist ein freundlicher Zeitgenosse. Aber verschweigt ihm besser eure politischen Ansichten oder auch, dass ihr in der Garage einen alten Muscle Car mit V8-Motor stehen habt und ihn auch gerne wie Mel Gibson in Mad Max benutzt.

Der Nomade Er hat schon überall gearbeitet und bleibt selten lange am gleichen Ort. Sich mit ihm anzufreunden ist überflüssig.

Die Milf Sie hat ihre besten Jahre eigentlich hinter sich. Und doch lässt die Milf ihre Reize noch immer auf die Männerwelt wirken. Jedoch reagieren Milfs heftig, sollten die besagten Reize ihre Wirkung eben doch verloren haben und tanzen die jungen Burschen eben doch nicht mehr nach ihrer Pfeife.

Der Naturbursche Er trägt Brille und Bart, hat wuschiges Haar und T-Shirts aus den Neunzigern.

Die Stewardess Es ist nicht so, dass ihr eine Stewardess daran erkennt, dass sie mit dem Trol-

ley durch das Grossraumbüro fährt und euch Kaffee und Donuts serviert. Ehemalige Stewardessen in Bürojobs erkennt ihr daran, dass sie sich stets aufreizend kleiden und ihren Körper geschickt einzusetzen wissen um speziell vom männlichen Gegenüber zu bekommen was sie will. Sollte dies jedoch nicht funktionieren, kann die Stewardess schnell zur Feindin mutieren. Der Neue Er ist noch voller Elan und Tatendrang. Er glaubt noch felsenfest daran festgefahrene Prozesse verändern zu können. Er hat innovative Ideen und möchte diese einbringen. Man möchte mit ihm am liebsten eine Firma gründen, so voller Energie wirkt er. Der Neue verwandelt sich jedoch schon bald in den Enttäuschten, kurz nachdem er bemerkt hat, dass niemand auf seine Ideen eingehen oder überhaupt mit ihm sprechen will. Eine Erstdepression erfolgt beim Neuen in der Regel noch im ersten Jahr.


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OH FACEBOOK MEIN, DU PSYCHO(ANAL)YTISCHES TOOL UNSERER TAGE 30. Dezember 2014 Christian Platz Auf Facebook gibt es ja jene vor-präparierten posts, Bürosprüchen ähnlich, vermeintlich bescheidene Lebensweisheiten verbreitend. Sie stören mich nicht. Vielmehr stimmen sie mich oft nachdenklich. – Für mich ist FB in erster Linie ohnehin ein psychoanalytisches Tool. Es erstaunt mich zum Beispiel immer wieder, wie oft sich diese Episteln der Lebensweisheit, die mir da aus der digital world entgegenkommen, mit dem Thema “echte und falsche Freunde” befassen. Und dabei allerlei seltsame Wertungen ins Spiel bringen. Einige dieser Text-Dingelchen versuchen zudem die Phänomene Freundschaft und Liebesbeziehung qualitativ aneinander zu messen; meist gewinnt dabei – und dies ja durchaus treuherzigerweise – die „echte Freundschaft“. Ich empfinde diese Textlein als besonders tragische Zeugnisse jener tiefen, gewissermassen grundsätzlichen Einsamkeit und Unsicherheit des menschlichen Individuums. Und ihre grossmächtige Verbreitung lässt darauf schliessen, dass sich viele Menschen einfach nicht damit abfinden können, in ihrem tiefsten Inneren ganz und gar alleine zu sein; mit ihrem Jetzt und mit ihrem Damals… Gleichzeitig scheint eine tiefe Angst, ein nervöses Misstrauen, welche eigentlich die ganze Aussenwelt betreffen, hinter diesen Botschaften zu stecken. Wenn die “echten” Freunde, wie sie in diesen posts glorifiziert werden, auf der realen Ebene auftauchen würden, müsste man sie hassen, fürchten, ja sogar töten. Diese echten Freunde, die dich anscheinend “nicht aus dem Knast holen und die Kaution bezahlen, sondern mit dir lachend in der Zelle sitzen“ würden, sind ganz klar imaginary friends, narzisstische Spieglungen von uns selber. Echte Freunde – und Feinde – pflegen nicht gemäss jenen Werten oder Mustern zu handeln und zu denken, die wir selber

antizipieren. Weil sie nicht „wir selber“ sein können! Ist es doch vielmehr der Faktor Unberechenbarkeit, der den Wert aller Begegnungen ausmacht. Vielleicht würde ein echter Freund ja weder die Kaution hinterlegen, noch mit dir in der Zelle sitzen. Vielleicht würde er drei Tage später mit einer Whisky-Pulle bei dir zuhause aufkreuzen. Und Dir exakt die richtigen Fragen zu der ganzen Knast-Geschichte stellen. Vielleicht würde deine echte Freundin vor dem Knast auf dich warten. Und dir zur Begrüssung erst mal eine schallende Ohrfeige verpassen. Bevor sie dann mit dir ins Bett steigt – oder auch nicht. Und: nein, eine echte Freundschaft ist keineswegs besser oder wertvoller als eine Liebschaft. Das sind einfach zwei verschiedene Varianten der menschlichen Begegnung. Und die eine schliesst die andere – um Gottes Willen – nicht aus. Ich habe gleichaltrige Freundinnen und Freunde, die sich schon seit einem halben Jahrhundert nach dem einen wahren Freund, der einen wahren und allerbesten Freundin sehnen – und dieser Sehnsucht in jenen wehmütigen Nachtgesprächen gerne Ausdruck verleihen, die wir alle kennen. Wenn ich sie nach den Qualitäten befrage, die diese Idealfiguren denn bitteschön aufweisen sollten, erfahre ich immer dasselbe. Die Sehnsüchtigen wünschen sich eine Kopie von sich selber, erwarten, dass alle Vorlieben und Abneigungen im Rahmen einer derartigen Freundschaft geteilt würden, ohne Absprache, erwarten, dass ideale Freundinnen und Freunde ihr Innerstes, ihr Jetzt, ihr Damals komplett miteinander teilen. Ein grauenhafter Gedanke. Und Ausdruck einer Anspruchshaltung, die auf dieser Welt niemals erfüllt werden kann. Die echten Freundinnen und Freunde sind vielleicht jene, die momentan gerade mit uns sind, mit denen man sich

gut fühlt und gerne wieder einmal etwas unternehmen würde – und natürlich streitet man sich trotzdem manchmal furchtbar mit solchen Leuten. Die echten Freundinnen und Freunde sind zweitweise bei uns und manchmal nicht, manchmal sogar jahrelang nicht, doch wenn sie wiederkommen, wirkt da wieder jene Nähe, die mit Worten so schwer zu beschreiben ist. Und warum soll es nicht manchmal vorkommen, dass echte Freundinnen und Freunde Sex miteinander haben, im sexuellen und im freundschaftlichen Sinne erfolgreichen Sex? Jawohl, auf Facebook gibt es jene vorpräparierten posts, Bürosprüchen ähnlich, bescheidene Lebensweisheiten verbreitend. Sie stören mich überhaupt nicht. Vielmehr stimmen sie mich oft nachdenklich. Weil die meisten dieser Sprüche sich mit Qualifizierungen, Bewertungen, Einordnungen von Situationen beschäftigen, die diese, unsere Welt ständig hervorbringt. Und zwar immer im Sinne von scharfen, einfachen Eingrenzungen, Aus- und Abgrenzungen. Dies tun sie in der Regel in einem Ton, in dem ein Absolutheitsanspruch mitschwingt, wie wir ihn auch aus Sprichwörtern, aus so genannten „Volksweisheiten“ kennen. In einem Ton halt, der mich sofort davon überzeugt, dass hier etwas mit der Perspektive nicht stimmen kann, dass hier in Wirklichkeit Wünsche und Ängste miteinander vermengt und dann auf eine Formel gebracht werden, die am Ende einfach eine Art Gebetchen gegen die Fährnisse des Lebens darstellt. Eine Formel, die vom Ton her wohl vernünftelnd und augenzwinkernd daherkommt, in Wirklichkeit aber Weihrauch auf den Altären des Irrationalen verbrennt. Und den grundsätzlichen Irrtümern des Menschen Tribut zollt. So weit, so deprimierend. Schon die Bürosprüche der Vergangenheit hatten ja diesen doppelbödigen Cha-

rakter. Wenn beispielsweise der Spruch „Man muss nicht verrückt sein, um hier zu arbeiten. Aber es hilft ungemein.“ an einem Arbeitsplatz prangt, weist dieser ja in Wirklichkeit unmissverständlich darauf hin, dass in diesem Betrieb eine eiserne spiessbürgerliche Ordnung herrscht, die in ihrer Biederkeit niemals, aber auch wirklich niemals gestört werden darf. Es gibt da noch eine weitere Variante von Facebook-Lebensweisheiten, die ausserordentlich beliebt ist. Sie grenzt die Geschlechter voneinander ab, zementiert permanent und genüsslich vermeintliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Ich lese diese Botschaften immer ernsthaft. Und dann denke ich nach. „In dem Fall bin ich eine Frau,“ sagt Es in meinem Inneren nach dem ersten Nachdenken meistens. Ich denke noch ein bisschen nach – und dann sagt es: „Ich kenne eigentlich beide Handlungsweisen/Eigenschaften, die in diesem Spruch voneinander abgegrenzt werden sollen, ich kenne sie beide aus meinem eigenen gottverdammten Inneren… Was bin ich jetzt? Mann oder Frau? Zwitter?“ Dann fasse ich mir schnell in den Schritt. Und stelle fest: Er ist noch da… Und eben, Facebook ist ein psychoanalytisches tool. Seine Lebensweisheiten, die da von derart vielen Menschen unendlich kolportiert, weiter-gepostet werden, sprechen nicht von einem Universum der endlosen Möglichkeiten, in dem Tag für Tag einfach alles geschehen kann, das halt möglich ist, in dem das Beste, das Schlimmste, das Schönste, das Nervigste permanent über alle Beteiligten hereinbrechen können. Ohne Warnung. Diese Lebensweisheiten sprechen vielmehr von einer kleinen, brav abgezirkelten Welt, einem Weltchen, in dem alles in netten kleinen Schubladen versorgt ist. Einem Realitätchen, welches man mittels einiger cleverer Worte in die Berechenbarkeit zwingen kann. Doch lasst Euch nicht täuschen, Leute,

wir alle wissen in Wirklichkeit nicht mal die Hälfte über uns selbst und eigentlich überhaupt nichts über das Universum, das uns umgibt. …und wenn man gerade von der besten Freundin, die man seit 20 Jahren kennt, zum ersten Mal einen geblasen bekommt, wenn frau die Zunge ihres besten Freundes, den sie seit 20 Jahren kennt, zum ersten Mal an ihrer Klitoris spürt, wenn also eine sexuelle Realität – unvermittelt und quer – in eine ach so fadengerad-keusche FreundschaftsSeeligkeit eindringt, urplötzlich, ohne vorherige Absprache, sollte manfrau nicht zu sehr erschrecken. Vor allem dann nicht, wenn alles ganz angenehm schmeckt. Denn – mit Verlaub – ein derartiger Akt gehört eindeutig zu den harmloseren Vorgängen, den vergnüglicheren Hervorbringungen aus dem Repertoire der Realität. Oder hätten Sie lieber, dass ein Airbus A 321 auf Ihr Häuschen runter-crasht, während Sie gerade am Sockenstopfen sind? Oder vielleicht eine Thermonukleare Katastrophe, schlappe zehn Kilometer von ihrem Wohnort entfernt? Oder einen Clockwork-Orange-Besuch in Ihrem Ferienhäuschen (während Sie dort weilen, natürlich)? Oder gleich den Weltuntergang? Die Realität ist ein rasendes Monster, komplett unberechenbar, tollwütig, unbezähmbar. Soviel ist sicher! Also dreht den Megabass auf die Elf. Und lasst uns feiern Leute. Es ist doch einfach alles scheissegal! Trinkt den Wein des Dionysos im Übermass. Er wird Euch nicht schaden. Denn schon morgen könnten die Sturmfluten der Realität jede und jeden von uns hinwegspülen, den Styx hinunter. In die Finsternis. Hey now hot missy, wanna share some nice little face time in the service elevator?


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VERGESSENE HELDEN: BILLY WARLOCK 25. November 2015 Dominik Hug Bis zur dritten Staffel von „Baywatch“ spielte Billy Warlock den sympathischen Loser Eddie Kramer, der 49 Folgen Shauni McClain (gespielt von der damals noch knackigen Erika Eleniak) nachlaufen durfte. Beide verliessen gemeinsam Baywatch und verlobten sich auch im Real Life, jedoch hielt die Beziehung nicht lange. Und mit dem Verlassen von Baywatch verlor Warlock auch seinen internationalen Ruhm. Er blieb jedoch weiter im Filmgeschäft tätig, drehte diverse TVMovies, billige Direct to Video-Filme wie „Steel Sharks“ und spielte Gastrollen in diversen Serien und kehrte kurzzeitig als Eddie in die Baywatch-Welt zurück im Ripoff „Baywatch Nights“. Von 1997 bis 2003 gehörte er zum Cast der US-Kultserie „General Hospital“, ebenso wirkte er in über 500 Folgen der US-Soap „Days of our Lives“ mit. Warlock, inzwischen 53 Jahre alt, hat sich 2011 offenbar aus dem Filmbusiness zurückgezogen. Irgendwie schade, hat man hierzulande von dem sympathischen Darsteller nach Baywatch nicht mehr viel mitbekommen. Wer mehr von seinem aktuellen Leben mitbekommen will, findet hier den Link zu seinem offiziellen Twitterprofil.

SEHEN SIE HIER EINEN RIESENKRAKEN…?

9. Januar 2015 Midi Gottet Sehen sie hier einen Riesenkraken, der sie innert Sekunden packt, an sich reisst und sich ihrer Eingeweide mittels Einverleibung selbiger habhaft macht? (Diesen Satz wollte ich schon seit Jahrzehnten mal schreiben! Feuerwerk im Hintergrund-Selfie…!) Sehen sie hier tatsächlich einen Riesenkraken? Dann machen sie weiter mit dem Leben. Sie sind normal, was immer das auch

heissen mag. Aber sehen sie hier bloss einen Baum im Laub, dann sollten sie schleunigst zu einem Seelenklempner, der sie innert Sekunden packt, an sich reisst und sich ihrer Ersparnisse mittels Einverleibung selbiger habhaft macht? (Woaaahh, ist das geil, auch diesen Satz wollte ich schon seit Jahrzehnten mal schreiben! Ich furz mir hier gleich vor Freude die Seele aus dem rausgestülpten Enddarm…!)

DIE WÜRFEL SIND GEFALLEN: DIE FRISCH RAUSGEKNOBELTE UND IQ-BESTIEN-IN-DENWAHNSINN-TREIBENDE TOP5 DER KNIFFLIGSTEN RUBIKS CUBES IM WELTWEITEN NETZ

7. Januar 2015 Midi Gottet Okay, und hier kommt die grosse Beichte: Ich habe diesen verdammten Würfel nie komplett hingekriegt und allen Leuten erklärt, dass ich eben Farbenblind sei. So, jetzt ist es raus. Geht mir schon viel besser.

DAS FLIRT-PARADOXON 7. Januar 2015 Henrik Petro Frauen im Ausgang sind selten einem guten Flirt abgeneigt – das gilt nicht nur für Single-Ladies. Gut kann stilvoll heissen, kultiviert, souverän, sexy oder manchmal auch witzig. Worauf sie nicht stehen, sind Typen, die sie nur anglotzen, aber keinen Move machen oder erst nach Stunden, wenn sie sich so viel Mut angetrunken haben, dass ihre müde Zunge keinen geraden Satz mehr formulieren kann (ausser vielleicht ein halbherziges, flaches Kompliment), was die Hoffnung auf befriedigenden Cunnilingus sofort beerdigt. Neeext!. Dabei ist es viel einfacher, als man(n) denkt: das Wichtigste ist, das richtige Zeitfenster zu erwischen, dann muss man irgendwie ein Gespräch anfangen und wenn die Chemie stimmt, flutscht es wie Pingu die Bobbahn runter. Beim Zeitfenster gilt: je länger man(n) wartet, umso schlechter. In Standard-FlirtBibeln steht, dass eine interessierte Frau zwei Mal Augenkontakt sucht. Wenn der Mann dann nicht raschestmöglichst einen Eröffnungszug spielt, ist die Partie bereits verloren, bevor die Figuren richtig aufgestellt sind. Was andernorts schon schwierig ist, erfährt in Zürich noch eine Steigerung: hier suchen die Frauen nur einmal Augenkontakt. That’s it. Wenn Du dann nicht schnallst, dass gerade Miss Universum dir die Möglichkeit gegeben hat, mit ihr in einem silbernen 550 RS Spyder in den

Sonnenuntergang zu reiten, bist Du eh nicht der Richtige. So, und genau hier kommt das Flirt-Paradoxon ins Spiel. Das Problem ist nämlich, dass bei diesem Spiel nur die Männer eine Chance erhalten, ein paar Züge mitzuspielen, die gutes Flirten beherrschen; die also unerschrocken, ohne gross nachzudenken und gechillt eine feindosierte Offensive wagen. (Und auch nur jene Frauen, die einen solchen Zug auf Augenhöhe parieren können – denn sonst verliert der versierte Jäger subito jegli-

ches Interesse, das über ihre Brüste hinaus geht.) Gutes Flirten lernt man nur mit viel Übung, denn das soziokulturelle Terrain hat einen wesentlichen Einfluss. Was in Winterthur funktioniert, muss nicht in Luzern klappen. Also braucht es immer eine Warmlauf-Phase, um die lokalen Gegebenheiten und Regeln zu verstehen und anwenden zu können. Klar, manchen wird es in die Wiege gelegt, aber auch bei jenen kommt gutes, beeindruckendes Flirten erst mit der Routine. Je mehr man flirtet und

je mehr Übung man bekommt, umso sicherer wird man – aber – und hier liegt die Krux begraben – um so mehr steigen gleichzeitig mit den Erfolgserlebnissen auch die Ansprüche an die potenzielle Partnerin/den potenziellen Partner – man beginnt, sich für jemand noch besseren in dieser Nacht aufzusparen und legt sich nicht fest. Zudem macht das Flirten per se je länger je mehr Spass; die so freigesetzten neuen exogenen Energien werden als immer lustvoller empfunden – denn nichts schmeichelt dem Ego mehr als die Gewissheit, dass man gut ankommt und Chancen hätte – und das erst noch mit geringerer Verletzungsgefahr, als wenn man sich tatsächlich auf jemanden einlässt. Hinzu kommt, dass wenn man eine solche Chance wahrnimmt und alles auf diese Karte setzt, gibt man dafür alle anderen Chancen auf. Und damit auch alle anderen potenziellen neuen Energiezufuhren. Bin ich bereit dafür? „Wenn Mr. oder Miss Right kommt, dann schon“, lautet eine beliebte Antwort. „Aber bis dahin geniesse ich mein Leben und flirte weiter – weil es ja so schön ist, mir gut und niemandem weh tut.“ Und um in der Übung zu bleiben. Das Paradoxon könnte dann entsprechend ausformuliert lauten: „Je mehr und geübter ich flirte, um jemanden zu finden, umso unwichtiger wird das ursprüngliche Ziel, jemanden zu finden.“ Das führt zur absurden Situation, dass die Profi-Flirter an

Partys die interessanten Single-Frauen gleich zu Beginn in Beschlag nehmen, sie stundenlang umgarnen und sie somit für ernsthafte andere Interessenten blockieren, die sich zwar inzwischen ausreichend Mut angetrunken haben, aber kein einziges Zeitfenster aufbekommen. So haben am Ende des Abends die einen sehr interessante, schmeichelnde Menschen kennengelernt, die dann doch nichts von ihnen wollen (ausser ihr Ego aufzutanken), während die anderen mit durchaus ernsthafteren Absichten gar nicht erst eine Chance hatten, sie kennenzulernen. Eine (individuell umzusetzende) Lösungsmöglichkeit wäre, affirmativer zu werden, also den Verklemmten, weniger Mutigen oder Eloquenten eine zweite (oder nur schon mal eine erste) Chance zu geben. Aber aus der Art, wie ein Gegenüber auf uns eingeht, implizieren wir (ob berechtigt oder nicht), wie dieser Mensch uns auch auf der sexuellen Ebene behandeln würde. Und die Aussicht auf verklemmten, langweiligen Sex ist einfach nicht sexy, sorry. Und so sehen wir gegen Ende der Party unzählige Frauen im Foyer sitzen und ihre Handys checken, ob inzwischen nicht doch noch ein BootyCall eingegangen ist von jenem Typen, der zwar nur Sex will, aber immerhin ehrlich, versaut und vor allem bekannt. So wäre der nicht zu vermeidende Kater am folgenden Tag wenigstens nicht umsonst gewesen.


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10 Gründe, warum die Huff-Post und e bitzeli auch Watson den Leuten langsam an den 2 Arschbacken vorbeigeht

Scheisse: Karl Dall freigesprochen!

15. Januar 2015 Reinhold Weber. 1. Das sind die 4 Gründe, warum … 2. Die 12 unglaublichsten … 3. 20 Tipps, wie … 4. 7 Dinge, die … 5. Die besten 10 … 6. 11 Anzeichen, dass … 7. Diese 12 Bilder müssen sie … 8. 32 Szenen, bei denen … 9. Diese 8 Schilder für … 10. Die 20 besten Ausreden, um …

JORDAN JAMES WILL UMSVERRECKEN AUSSEHEN WIE KIM KARDASHIAN 18. Dezember 2014 Midi Gottet SI-Online hat wieder lecker was Grusliges ausgegraben im Blätterwaldsterben. Diese Gummibootlippe hier, soll schon 150’000 Eier dafür ausgegeben haben, um so auszusehen wie Kim Kardashian. Tja, der Weg ist das Ziel. Momentan ist der Gute noch bei Graucho Marx hängengeblieben. Verdammt, hätte er doch die Kohle besser einem guten Zweck im nahen Osten gespendet. Dort wird das Geld nämlich für wirklich nützliche Dinge benötigt, wie zum Beispiel dem Bau von Atombomben.

Bad boy, bad boy, what you gonna do?

17. Dezember 2015 Henrik Petro Ich muss mal ein ernstes Wörtchen mit euch reden. Ja, mit euch Jungs, Ihr da, die das weibliche Geschlecht schlecht behandelt. Und ich meine hier noch nicht einmal diejenigen, die ihre Hand gegen Frauen erheben. Nein, schlecht behandeln geht auch ohne physische Gewalt. Im Grunde genommen ist nicht richtig behandeln schon schlecht behandeln. Was läuft bei euch falsch? Wissen eure Mütter, dass Ihr so seid? Die würden das wahrscheinlich nicht gut finden. Die würden euch an den Ohren nehmen. Eine schallende Ohrfeige verpassen. Oder vor Scham weinen. Ich habe einige Freunde, die haben ihre Macken und ihre Schwächen. Vielleicht trinken sie zuviel. Vielleicht haben sie den falschen Beruf. Vielleicht sind sie unsicher. Aber sie behandeln – im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Defi-

zite – Frauen gut. Was das heisst? Es ist doch ganz einfach: Frauen sind für uns Männer die wunderbarsten Geschöpfe auf Erden. Ihre Anmut, ihre Schönheit, ihre Zartheit, ihre Bewegungen und manchmal auch ihr Duft betören uns und rauben uns die Sinne. Ihre Körper sind Tempel, die geradezu angebetet und gehuldigt werden müssen (schlicht und ergreifend, weil es nicht anders geht), denn je näher wir diesem Tempel kommen können, je mehr wir eingelassen werden, umso näher kommen wir Gott – oder gibt es eine andere Erklärung, warum wir ein derart intensives, tiefes und glückselig-berauschendes Gefühl erleben dürfen, wie das der hingebungsvollen, benebelnden Lust? Und darum ist es unsere naturgegebene Pflicht, der Angebeteten (das Wort kommt nicht von ungefähr – denkt mal darüber nach!) täglich zu sagen, wie

schön sie ist. Wie einzigartig sie ist. Und wie dankbar wir für diesen, nein jeden Moment mit ihr sind. Streicht ihr liebevoll über den Bauch – egal wie flach oder rund er ist. Sorgt dafür, dass sie mindestens doppelt so viele Orgasmen hat, wie ihr. Hört ihr zu, was auch immer sie zu erzählen hat. Nehmt sie in den Arm, zeigt und sagt ihr, dass ihr sie beschützen werdet. Erfüllt ihre nichtmateriellen Wünsche, wann und wo immer es nur geht. Wenn der Angebeteten all das zuviel oder gar zuwider ist, dann ist sie die Falsche. Und wenn euch das alles zuviel ist, dann seid Ihr der Falsche. So einfach ist das. Aber wenn Ihr es nicht tut, dann tut es ein anderer. Vielleicht sogar ich. So, bad boy, what you gonna do?

10. Dezember 2015 Pete Stiefel Damit konnte nun wirklich niemand rechnen: Der deutsche Spassvogel Karl Dall ist gestern vor dem Zürcher Bezirksgericht vom Vorwurf der Vergewaltigung einer Schweizer FreiberufsJournalistin freigesprochen worden. Dabei standen die Zeichen so gut, dass hierzulande endlich einmal eine schillernde Figur eingebuchtet wird – nachdem ja schon den Hells Angels nicht genügend Kriminelles nachgewiesen werden konnte. Und Jörg Kachelmann. Und jemand sollte von der jetzt nicht extrem unattraktiven MitteVierzigerin A.S. doch endlich Sex wollen, nachdem sie bei Adolf Ogi (per Gerichtsurteil), Jürgen Drews, Beat Schlatter, Hausi Leutenegger und einer stattlichen Zahl weiterer Persönlichkeiten – trotz intensivster Bemühungen – nicht landen konnte. Ich meine, was kann eine Frau mehr tun, als tausende Male anzurufen und tausende von Briefen zu schreiben, heimlich aufzulauern und unheimlich zu belästigen? Echt: WAS. KANN. EINE. FRAU. SONST. NOCH. TUN., um so einen Scheisskerl ins Bett zu kriegen!? Plätzchen backen? Einen Latexanzug kaufen?? Sich die Nase machen lassen??? Immerhin hatte S. ja nach eigenen Angaben über mehrere Jahre was mit Superpromi Udo Jürgens. Dieser blickt zwar etwas anders auf die “gemeinsame” Zeit zurück, nach welcher sich A. gemäss seiner Aussage an einem seiner Konzerte vor lauter Zuneigung eine Kugel in den Schädel jagen wollte. Aber ist ja egal – so hat halt jeder seine eigenen Mittel zu zeigen, dass mans ernst meint. Aber zurück zum vorliegenden Fall. Wir vom Kult haben uns von Montag auf Dienstag im Schlafsack vors Bezirksgericht gelegt, um am frühen Morgen neben CNN, Joiz und Billag TV in der ersten Reihe zu stehen, wenns losgeht. Und dann gings los: Zuerst kam Frau S., dann dieser schlüpfrige, 73-jährige Dall, dem man ja jetzt rein äusserlich betrachtet schon allerlei Schandtaten zutrauen würde, mit Verlaub. Schon immer zugetraut hatte, schliesslich sieht er doch schon mindestens 40 Jahre aus wie ein typischer Sauhund. Wir waren, gemeinsam mit A.S., davon überzeugt, dass es dem Halunken heute an den Kragen gehen würde. Nicht so wie Kachelmann, der in letzter Sekunde seinen Wetterkrötenhals aus der Schlinge ziehen konnte. Frau S. sagte vor dem Richter aus, sie wollte keinen Sex und entblösste ihre Brüste, um ihrem Nichtwillen damit Nachdruck zu verleihen. Und sie zitierte Herrn Dall

mit folgenden Worten: “Zieh das jetzt ab (das Höschen), ich will dich jetzt ficken!” Ha! Der Beweis! Jetzt MUSS der Gerechte den Übeltäter einkerkern! Der Beschuldigte entgegnete jedoch, dass er sich zwar mit der vermeintlich Geschädigten auf die Bettkante gesetzt hatte, allerdings mit dem Ziel, jene von selbiger zu stossen. Nötigenfalls gar mit einer 500er Note, genügend Geld für eine Taxifahrt retour nach Solothurn. So ging das dann immer hin und her und zum Schluss das Gericht: “Ist etz gut, Frau S., halten Sie die Klappe. Und Sie, Herr Dall, sie können gehen.” Aus, Ende. Das wars! Keine Sensation, kein Schuldspruch, und wir haben uns vergebens die Füsse in den Bauch gestanden. Nicht ganz vergebens. Immerhin ist es uns gelungen, A.S. noch für einen kurzen Wortwechsel zu gewinnen. Kult: Guten Abend, Frau S. Frau S.: Hallo, junger Mann! Sagen Sie mal, sind beim Kult alle so attraktiv? Kult: Äh… Eigentlich wollte ich Ihnen eine Frage stellen. Frau S.: Bei einem Gläschen Prosecco? Kult: Äh… Nein, jetzt. Hier auf der Strasse. Frau S.: Na gut, dann fragen Sie, Sie Schlingel, Sie… Kult: Wie fühlt man sich, wenn einem ein Richter sagt, dass man keinen Unfug erzählen soll – und dass man an einer obsessiven Zwangsstörung und einer erotomanen Wahnsymptomatik leide? Frau S.: Hä!? Ich verstehe nur Bahnhof. Aber wissen Sie was? Dall hat mich nur benutzt, um im Gespräch zu bleiben. Dieser schrumpelige Typ mit Hängeglied (kichert) ist schon lange weg vom Fenster und brauchte wieder etwas Pöblissiti. Kult: Wenn Sie das sagen… Und wie gehts jetzt weiter? Was haben Sie als nächstes im Sinn? Frau S.: Na also, wissen Sie, mir wirds nicht langweilig, die Verehrer stehen Schlange. Heute Abend habe ich ein Date mit Walter Beller, morgen Lunch mit Victor Giacobbo und Apéro mit Beni Thurnheer.


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Januar 2015

INTERVIEW MIT RENE RUSSO: «ALLE EX-JUGOSLAWINNEN SIND EINFACH WUNDERSCHÖN!» 21. November 2015 Jelena Keller Schulabbrecherin, Fabrikarbeiterin, Supermodel, Hollywood Schauspielerin. Rene Russo ist der Beweis dafür, dass sich das Blatt von heute auf morgen wenden kann und dass man es mit Schönheit auch langfristig zu was bringen kann. Trotzdem war sie nie bloss einfach schön. Die heute 60-Jährige bietet noch viel mehr: Anmut, Weisheit und Charisma. Das Mädchen von der Strasse steckt noch in ihr, sie wirkt stark und bodenständig. Wie jemand, der es nicht immer einfach hatte, sich dann aber dazu entschied, zufrieden durch die Welt zu gehen. Sie ist für eine Schauspielerin ihres Kalibers erfrischend offen, persönlich und einfach nur nett. Rene Russo schaff, was viele in Hollywood nicht können: Sie ist trotz ihres Alters ungekünstelt sexy. In Interviews spricht sie offen über Privates, zuletzt darüber, dass sie eine Bipolare Störung hat und Medikamente nehmen musste, was sie nur noch menschlicher und zugänglicher macht. Man kommt nicht drum rum zu denken: Irgendwann möchte ich so sein wie sie. Danke für die Vorbildfunktion, Rene. Die heute 60-jährige wird in Burbank, Kalifornien geboren. Sie ist Kind einer Bardame und Fabrikarbeiterin englisch-deutscher Abstammung und eines Mechanikers italienischer Abstammung. Als der Vater abhaut, ist sie erst zwei Jahre alt. In der Schule ist sie stets Einzelgängerin und schafft es nicht sich sozial zu integrieren. Auch schafft sie es nie sich mit dem Schulstoff anzufreunden. Aufgrund ihrer Zahnspange und Körpergrösse kriegt sie den Spitznamen „Jolly Green Giant“. In der 10. Klasse wird sie aus der High School geworfen. Weil das Geld immer knapp ist, jobbt sie die nächsten Monate als Serviertochter, Kassiererin im Disneyland und an der Kinokasse, inspiziert zuletzt als Fabrikarbeiterin Kontaktlinsen auf dem Laufband. Mit 17 wird sie an einem Rolling Stones Konzert vom Manager einer internationalen Modelagentur angesprochen und dazu überredet ein paar Testbilder schiessen zu lassen. In wenigen Monaten wird sie von der bekannten Ford Modeling Agency unter Vertrag genommen und ziert kurz darauf die Titelbilder verschiedener Zeitschriften, unter anderem 1975, das der Vogue und mehrmals das der Cosmopolitan. Rene wird zu einem der erfolgreichsten amerikanischen Foto- und Laufstegmodels der Achtziger. Um ihren 30. Geburtstag, beginnt das Interesse an ihr zu schwinden und so wird sie von ihrem damaligen Manager dazu überredet, es im Filmbusiness zu versuchen. Nach diversen Auftritten in Werbung, Theater und Serien, wird sie in Hollywood erfolgreich. So gehören diverse Fernsehserien und Filme wie etwa „Lethal Weapon 3 & 4“ (1992, 1998), „Kopfgeld“ (1996), „Thomas Crown Affair” (1999), „Die Abenteuer von Rocky und Bullwinkle“ (2000) und „Thor” (2011, 2013). Nach einer Auszeit, in der sie, wie sie selbst sagt: „einfach nur gärtnern und in Frieden leben“ wollte, ist sie als ehrgeizige Journalistin im Film „Nightcrawler“(Filmstart 21. November 2015) an der Seite von Jack Gyllenhal zu sehen. Das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat Dan Gilroy, mit dem sie seit 1992 verheiratet ist. Sie haben eine 18-jährige Tochter namens Rose.

im Bilderbuch aufgewachsen sind. Ich weiss was du meinst. Wir machen nicht jeden Scheiss mit. Ganz genau. Es ist ein Dschungel dort draussen und man muss wissen, wie man sich präsentiert. Was hasst du an Hollywood? Keine Angst, du kannst es mir sagen. Unsere Zeitung wird nur in der kleinen Schweiz gelesen. (lache) (Lacht!) Genau! Ok! Hollywood ist ein Business. Ich sehe es deshalb auch so, auf eine realistische Art. Es kann mich nicht enttäuschen. Was ich aber wirklich hasse ist, dass solche Filme wie die von Danny, einfach nicht richtig loslegen können. Als er das Drehbuch vorlegte hiess es: Wir mögen das Ende nicht, wir mögen nicht, dass der Hauptcharakter nicht für seine Taten bestraft wird, blabla. Danny kam Nachhause und erzählte, was sie alles abändern wollen. Ich sagte: „Dann Danny, machst du den Film nicht!“ Die fehlende Kreativität und der Tunnelblick sind frustrierend. Schon oft haben wir die Korken knallen lassen und dann wurde doch nichts aus seinem Film. Ich traf Rene Russo im Dolder Grand Hotel, wir hatten 20 Minuten Zeit: Hi, mein Name ist Jelena. Schön dich kennen zu lernen. Ich bin Freelancerin. Oh, hi Jelena! Bist du Schweizerin? Ja und nein. Meine Eltern kommen aus Serbien. Beautiful! Meine beste Freundin ist Serbin! Wer ist sie? Vielleicht kenne ich sie? Oh. (seufzt) Ihr Name war Lydia Mihajlovic. Unglücklicherweise habe ich sie vor zwei Tagen an Krebs verloren. Es ist schrecklich. Sie war erst 52 Jahre alt. Mein Beileid. Das tut mir leid. (lächelt) Jedenfalls waren ihre Eltern Serben, die nach Los Angeles auswanderten. Sie sprach fliessend Serbisch. Ich denke, dass alle Ex-Jugoslawinnen einfach wunderschön sind. Egal ob Kroatinnen, Bosnierinnen, Serbinnen. Aber auch Russinnen. Wunderschön. Gross und stark. Solch starke Frauen. Warst du schon mal in Montenegro? Leider nicht. Aber Lydia sagt mir immer „Venedig ist der Diamant des Meeres und Montenegro die Perle“. Ja. Ich muss sagen, die Bilder sehen AMAZING aus! Vielleicht geh ich eines Tages. Kroatien ist wundervoll. Speziell für Segeltrips und andere Bootstrips. Das ist genau was ich gehört habe. Die Leute brauchten eine Zeit lang um zu kapieren, wie schön die Region dort ist. Lydia sagte immer: „Geh, geh! Niemand ist dort, es ist wundervoll. Sie spricht fliessend Englisch. Man konnte nicht erahnen, dass sie Serbin ist. Perfekter amerikanischer Akzent. Und all ihre Freunde waren ausserordentlich wundervoll. Warmherzig. Vielen Dank für die persönlichen Worte. Leider bin ich gezwungen noch Fragen zu

stellen zum Film, sonst werde ich womöglich nie mehr an Interviews eingeladen. Ok. Ja, klar. Deine Rolle im Film Nightcrawler: Du spielst eine starke, karrieregeile Frau. Früher aber waren deine Rollen eher die der netten Freundin, stützende Ehefrau, etc. Wieso jetzt? Ist es was du nun auswählst oder ist es was Hollywood Frauen im fortgeschrittenen Alter zu bieten hat? Es ist so: Meine Karriere begann als ich 33 war, was sowieso schon zu spät ist. Meine erste Rolle war in einer Comedy. Was ich überaus liebte. Ich denke, ich wäre in Komödien am besten gewesen. Leider gibt es aber nicht allzu viele Rollen in dem Segment. Dann kam „Leathal Weapon“ und alles veränderte sich. Von da an spielte ich nur fähige, starke Frauen. Wenn du dann mal in dieser Schiene bist, wollen dich die Leute halt dafür. Du wirst „typecast“ Ich wollte damals auch einfach das Geld. Ich wollte meiner Mutter ein Haus kaufen, mir ein Haus kaufen und fragte mich, was ich dafür tun muss. Ich war keine leidenschaftliche Schauspielerin. Wenn andere erzählen, dass sie ihren Traum leben denke ich: Wow. Ich wäre auch gerne so leidenschaftlich gewesen. Wäre ich leidenschaftlich gewesen, hätte ich independent Filme gemacht, die bessere Rollen bieten. Als ich dann Anspruchsvolles hätte spielen können, wollte ich nicht mehr. Ich wollte einfach genug Geld machen, meinen Frieden haben und im Garten arbeiten. Weil die Leidenschaft fehlte, bekam ich auch nicht die besten Rollen. Nach einer längeren Pause bist du nun zurück. Was ist dein Ziel? Ich bin jetzt zurück und nicht mehr auf das Geld angewiesen. Ich spielte meine Traumrolle in einem Film mit bloss 1. Millon Budget ohne Bezahlung. Er heisst „Frank and Cindy“. Ich spiele eine verrückte, alte Frau mit Zahnlücken und platinblondem langen Haar. Fantastische Rolle. Ich habe das noch nie gesagt, weil die Rollen nicht speziell waren aber hier muss ich sagen: I really

kicked ass on this film! Ich weiss nicht, ob ihn jemals jemand sehen wird, aber ich hoffe es doch inständig wegen meiner Performance. Was noch kommt, weiss ich nicht. Wenn es Spass macht und herausfordernd ist, bin ich vielleicht dabei. Ich spiele keine Mütter, Ehefrauen oder Freundinnen mehr. Trotzdem hast du dich nach der Modelkarriere, mit 33 dazu entschieden wieder ein Business auf deinem Äusseren aufzubauen. Rückblickend, würdest du den selben Weg gehen? Na ja. Ich wurde in der 10. Klasse von der Schule geworfen. Dann ging es mit dem Modeln los. Das machte ich so 10,15 Jahre. Als das dann vorbei war, war ich etwa 30 und stand ohne Ausbildung da. Was hätte ich tun sollen? Es passierte einfach. Ein Mann, der meine Vaterfigur war, schubste mich da rein. Er überredete mich dazu weil er zweifellos an meine Fähigkeiten glaubte. Ich sagte „Nein, John. Ich will nicht mehr vor der Kamera stehen“. Doch er liess nicht locker. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass ich viele Möglichkeiten hatte. Diese Türe öffnete sich einfach. Ich hatte nie davon geträumt Schauspielerin zu werden. Gar nicht. Hast während deiner Laufbahn jemals unmoralische Angebote erhalten? Hmmm. Man hört vieles über Ausbeutung. Aber mir ist da glücklicherweise noch nie etwas passiert. Ich bin auch eine, die sich immer gesagt hat: Mach da nicht mit. Ich bin halt ein Street Girl. Wenn du dich selbstbewusst und strikt gibst, kommen solche Angebote gar nicht erst. Das Gegenüber fühlt, dass man solche Mädchen nicht ausbeuten kann. Du hast das auch in dir. Ich sehe es. Ach ja? (lache)

Wie ist es eigentlich mit einem Schriftstellen zusammen zu leben? Mein Partner meint ich lebe in einer Fantasiewelt. Von der generellen Zerstreutheit wollen wir gar nicht erst anfangen. Ja. Es ist hart. Danny lebt sogar ziemlich oft in seiner eigenen Welt. Wenn ich ihm sage, er solle Tomaten und Milch einkaufen, kommt er mit Orangen und 7up zurück. Er kann sich selbst nicht helfen. Früher haben wir deshalb gestritten. Aber ich verstand irgendwann, dass er so kreativ ist, dass er fast autistisch ist. Wie bei einem Kind, muss ich auf ihn aufpassen. Danny hast du gegessen? Hast du heute trainiert? Hast du den Termin vereinbart? Wie ist es für ihn mit einer Schauspielerin zu leben? Hmm. Positiv ist sicher, dass er bei mir Feedback zu seiner Arbeit einholen kann. Er nimmt mich so wie ich bin. Auch wenn ich temperamentvoll, meine Launen wechselhaft sind. Er geht gut damit um. Er ist nicht eifersüchtig. Oft wissen wir gar nicht, woran der andere gerade arbeitet, doch dann kommen wir wieder zusammen. Uns geht es seit 21 Jahren gut, weil er sein Leben hat und ich meines und dann haben wir noch das gemeinsame Leben. Wir konkurrieren nie. Wir wollten immer nur das Beste für den anderen. Oh, ich höre, dass die Zeit um ist. Ich wünsche dir, dass wir deine Traumrolle sehen und uns bald selbst davon überzeugen können wie du abgeräumt hast. Ohhhh ja. Ich hoffe es. Viel Kraft für die Trauerbewältigung. Danke dir. Danke vielmals für das Gespräch. Alles, alles Gute!

Ja. Eine bestimmte Stärke. Danke dir, Liebes. Danke. Das ist eines der besten Komplimente, die man mir machen kann. Wir sind halt Girls, die nicht wie

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Januar 2015

DAS VERBRECHEN VON PARIS WAR KEIN ANGRIFF AUF DIE MEINUNGS-, REDE- UND PRESSEFREIHEIT

8. Januar 2015 Rainer Kuhn Ich bin kein religiöser Mensch. So gar nicht. Ich habe auch nicht viel Ahnung von Religionen, nicht vom Christentum, ok, von dem vielleicht noch am ehesten, ich wurde mal konfirmiert, das wars dann auch schon, aber von den anderen weiss ich nicht viel, nicht vom Buddhsimus, nicht vom Judentum, nicht vom Islam, ich kenne auch ihre Satzungen und Leitfäden nicht, und wenn mir einer gegenübersteht wäre ich selten in der Lage zu sagen, welcher Religion der nun angehört. Ich müsste raten. Und wenn er bleich wäre und rote Haare und Sommersprossen hätte, dann hätt

ich auf “Christ” getippt, und wenn er eher klein gewesen wäre und eine grosse Nase gehabt hätte, hätte ich mal “Jude” gedacht, und wenn er eine dunkle Haut und Vollbart gehabt hätte, er hätte nicht mal einen Turban anhaben müssen, auf dem Schild, welches ich ihm ans Hemd hätte pinnen müssen, wäre “Moslem” gestanden. Wieso kann ich nicht sagen, es kommt mir Irland in den Sinn, Woody Allen und solche Sachen eben, aber ehrlich gesagt: Mich interessiert das einfach nicht und ich bin froh, dass ich das nicht muss. Jeder sieht aus, wie er halt aussieht und glaubt, was er halt glaubt. Ich habe noch nie jemanden darüber

definiert, woran er glaubt. Oder mich lustig darüber gemacht. Oder ihn deswegen schlechtgeredet. Über Klischees und die Interaktion verschiedener Klischees untereinander vielleicht, mag sein. Aber so aus Überzeugung? Nochmals: Es interessiert mich grundsätzlich nicht. Und das hört bei Religionen nicht auf. Jeder ist frei zu glauben, was er will, zu denken, was er will, zu sagen, was er will, zu schreiben, zu zeichnen, zu fotografieren, zu filmen was er will, Musik zu machen wie er will. Wenn einer glaubt, dass die Streifen am Himmel Chemtrails sind, dann glaubt er das. Vielleicht hat er auch Beweise. So wie die katholische Kirche Beweise für die Richtigkeit ihres Glaubens haben. Wenn einer glaubt, dass man einen Klimawandel bekämpfen muss, dann glaubt er das, wenn einer glaubt, dass ebendieser Klimawandel eine Erfindung sei um das Volk zu kontrollieren und Vermögensverschiebungen zu beschleunigen, dann glaubt er eben das. Die amerikanische Regierung glaubt, zwei Flugzeuge haben drei grosse Bauwerke zum Einsturz gebracht, die 9/11-Truthers glauben, dass es ein “Inside-Job” war. So glaubt jeder so vor sich hin, die einen mehr, die anderen weniger, die einen beziehen sich auf ein Buch und überlieferte Rituale, die anderen auf Statistiken, Studien und Recherchen, vor allem aber glaubt jeder immer, Recht zu haben.

Wer jetzt das Verbrechen in Paris als “Angriff auf die Meinungsäusserung und Pressefreiheit” ansehen will, der muss sich auch mit seiner Haltung gegenüber der Pediga oder anderen Bewegungen auseinandersetzen. Muss sich all diesen Diskussion stellen, ohne jeden Andersdenkenden gleich in die Nazi-Ecke zu treiben. Es sieht komisch aus, wenn man auf der einen Seite in der ersten Reihe steht, wenns um Meinungsfreiheit geht, und auf der anderen Seite jene, die von diesem Recht auf Meinungsfreiheit auch Gebrauch machen, die Berechtigung abspricht. Man muss aufpassen, dass man nicht plötzlich in seiner Definition von Meinungsfreiheit die Meinungsfreiheit jener, deren Meinung einem nicht so passt, auschliesst. Das Verbrechen von Paris war kein Angriff auf die Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit. Es war ein Angriff auf die Art und Weise, wie wir in unserer Gesellschaft mit unterschiedlichen Glauben und Meinungen umgehen. Es ist ein Angriff auf die Idee der friedfertigen Kundgebungen der verschiedensten Ansichten und Überzeugungen. Auf die Idee, dass man seinen Glauben und seine Meinung leben kann, ohne dabei um sein Leben zu fürchten. Wir können mit Anfeindungen leben, mit Diskreditierungen, mit Verleumdungen, Beschimpfungen, was die einen halt so

Bürotypen, die ihr in jeder Firma findet 16. Dezember 2015 Dominik Hug Ja, zusammen in einem Grossraumbüro zu sitzen, ist nicht immer ganz einfach. Was damals im Klassenzimmer so einfach aussah, wird mit den Jahren ein immer schwieriger werdender Eiertanz um Macht und Dominanz. Und doch darf der Humor nie so ganz aussen vor gelassen werden. Hier zehn weitere Bürotypen, welche in jeder Firma existieren.

Der Gothic Man Er ist stets sehr freundlich und doch ist seine Seele dunkel und einsam. Sein Haar ist lang und ungewaschen und seine Lederjacke hat schon mehr Bierkotze abbekommen als der Boden des Hallenstadions. Der Gothic Mann ist ein im Büro eher selteneres Exemplar. Unterhaltungen mit dem Gothic Man haben aber oft viel Inhalt. Und zudem weiss der Gothic Man stets wo man guten Stoff bekommt.

WALDI WAR HIER sofort “Die Schoggi bring ich privat mit, das isch nid okay mir alles wägzässe!”. Der Home Office-Guy Wäsche machen, den Hauswart reinlassen, das neue Bett montieren oder die Katze mit Bauchweh beaufsichtigen. Home Office-Guys gehören zu den neuesten Bürotypen des 21. Jahrhunderts. Stets finden sie einen Grund das Büro zu verlassen um sich in ihrem Wohnzimmer in ihren Morgenmantel zu wickeln, sich eine heisse Ovo zu machen, dazu ein Gipfeli frisch von der Bäckerei zu konsumieren und daneben läuft zufälligerweise die neuste Staffel “The Big Bang Theory” im TV. Aber die Arbeit wird trotzdem erledigt. Irgendwie. Home Office-Guys sind telefonisch zudem praktisch nie erreichbar, auch wenn sie eigentlich daheim am Arbeiten wären.

Die Grinsekatze Die junge Praktikantin, unerfahren und unsicher ob ihrem Verbleib in der Firma, ist die typische Grinsekatze. Sie lacht über jeden doofen Scherz eines jeden festangestellten Mitarbeiters und wirkt dabei so hohl wie die Larve eines Waggis an 362 Tagen im Jahr. Die Bremsspur Er ist der unsichtbare Mitarbeiter. Wir wissen nicht wie er aussieht oder welche Kleidung er trägt. Wir wissen nur, er hinterlässt die hässlichsten Bremsspuren auf der Toilette. Nein, die Bremsspur ist kein wirklich beliebter Mitarbeiter. Und, solltet ihr Bremsspur dereinst entlarven, ist es eure Pflicht, ihn und seine Schandtaten an den Pranger zu stellen!

machen mit denen, deren Ansichten völlig nicht mit den ihren übereinstimmen. Dann streitet man sich eben und macht irgendwie weiter, in anderen Sachen hat man wieder total die gleiche Meinung, was solls, so haben wirs gelernt, in etwa. Und nicht, dass man loszieht und ein paar von denen, die sich die ganze Zeit lustig über einen machen, grad umnieten. Das ist in erster Linie eine Frage des gesellschaftlichen Zusammenlebens, das wird an verschiedenen Orten verschieden gehandhabt, bei uns hat es sich eingebürgert, dass die körperliche Unversehrtheit aller Beteligten in einer Konfliktlösung gewährleistet sein muss. Und dass mehr oder weniger jeder, mehr oder weniger jederzeit, mehr oder weniger alles sagen darf. Auch wenn das “mehr” immer “weniger” wird: Mord ist staatlich und gesellschaftlich als Konfliktlösungsmittel nicht anerkannt. Und schon gar nicht wegen verschiedenen Meinungen und Ansichten. Wenn wir aus diesem Ereignis in Paris einen religiösen oder gar politischen Event machen, dann ist es, als würde man aus den Feuerwehrschläuchen Benzin statt Wasser aufs brennende Haus spritzen. Das Wasser ist die richtige Einordnung des Ereignisses. Es war ein Verbrechen, und zwar ein fürchterliches. Es nun politisch oder religiös zu missbrauchen ist auch eins. Das kann noch fürchterlicher werden.

Die lahme Ente Sie ist schon lange in der Firma und will die letzten Jahre bis zur Pension noch in aller Ruhe absitzen, kümmert sich um Dinge wie Bilder bestellen, LinkedinProfile anschauen oder Zeitungsartikel per E-Mail verschicken. Lahme Enten wollen unbedingt am Filz der vergangenen Jahre festhalten und sind stets gegen Neuerungen. Gewöhnt euch daran, ihr werdet sie nicht los. Der Scherzkeks Er bringt Witze im Minutentakt. Selbst bei der Ankunft des Sensenmannes würde er noch versuchen einen Joke zu reissen. Scherzkekse sind grösstenteils angenehme Zeitgenossen, die jedoch

auch schnell Nerv-Potential mit sich bringen. Der Schnuuri Ihr wollt ein Gerücht in die Weltsetzen? Dann geht zum Schnuuri und erzählt ihm doch im Vertrauen, dass Mitarbeiter XY ein Auge auf Mitarbeiter ABC geworfen hat und Schwupps, schneller als der singende Draht und der Pony Express zusammen ist die Firmenwelt um ein prickelndes Gerücht reicher. Die Schokoladentante Sie bringt immer Schokolade mit und bietet diese mit Freude allen Mitarbeitern an. Doch wehe die Schüssel ist dereinst leer gefressen, dann heisst es

Der Begatter Oft sind Begatter im Beziehungsstatus “vergeben”. Grundsätzlich sind sie jedoch nur wegen den Frauen in der Firma. Der Begatter macht in der Regel auch nichts anderes als Frauen abzuchecken und versuchen mit denen ein “Gschleipf” zu starten. Am besten mit dreien auf einmal. Der Sportchef Er ist sportlich, sieht gut aus und er weiss es. Der Sportchef hat seine Trainingstasche stets mit dabei. Oft kommt er mit dem Fahrrad ins Büro. Seine Mittagspause verbringt er im Fitnessstudio. Und wenn er mal was isst, dann oft irgendwelche Kraftriegel oder sonstige Pulversaucen, welche seine alternden Muskeln wieder auf Vordermann bringen sollen. Mit dem Sportchef kann man prima über Ernährung sprechen.

13. November 2015 Midi Gottet. Waldi kann seinen Namen noch nicht ganz richtig pinkeln. Aber er übt jedesmal, wenn Herrchen ihn in der Wohnung einsperrt.


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DAS BESTE AUS ZÜRICHS NACHTLEBEN VOM NÄCHSTEN MONAT

30. Januar: tonhalle LATE

Sebastian Brunner. Worum es an der tonhalleLate geht, ist Newbies manchmal schwierig zu erklären. Darum halten wir es kurz: Das Tonhalle-Orchester Zürich spielt an diesem Abend Werke von klassischen Komponisten. Danach gibt es ein Konzert eines elektronischen Club-Acts (unterstützt von Musikern des Orchesters). Und zuletzt mündet das Ganze in eine Party mit regulärem DJ. Punkt. Nicht mehr, nicht weniger. Ganz so bieder, wie dies nun klingen mag, ist der Event jedoch nicht. Im Gegenteil. Die tonhalleLATE gehört nicht ohne Grund zu den besten Event-Reihen des Landes (meinen nicht Wenige).

Für den elektronischen Teil sind diesmal Agents of Time zuständig. Die drei Herren aus Italien machen elektronische Musik der etwas düsteren, treibenden, ja fast mystischen Art. Dazu passt auch das Tragen von Mönchskutten. (Womöglich tun sie das, um unerkannt zu bleiben. Ihre Namen findet man indes auf Google: Andrea Di Ceglie, Fedele Ladisa and Luigi Tutolo) Wie auch immer: Sie sind ein waschechter Live-Act und mit einer Handvoll Analogen Synths bewaffnet. Mal horchen, was sie mit den Tonhalle-Musikern auf die Bühne zaubern.

31. Januar: Temple Of Speed im Exil Sebastian Brunner. Die Geschichte von Temple of Speed ist ähnlich wie die der zehn kleinen Jägermeister. Nur, dass es sich hier nicht um Waidmannsheiler mit Trachten und Gewehren handelt, sondern um waschechte Rapper von der (Lang) Strasse. Und statt dass einer nach dem anderen ins Gras beisst, tritt hier mit jedem Album ein neuer Musikant dem Kollektiv bei. Angefangen hat das Projekt im Jahre 2011 mit Tinguely de Chnächt, Sterneis und Skor, die hier wohl kaum mehr jemandem vorgestellt werden müssen. Sie allesamt gehören zur Limmatstadt, wie die Bratwurst zu einem guten Fussballspiel. Ihr erklärtes Ziel, 10 Alben mit je 10 Tracks zu fertigen, haben sie bereits zur Hälfte erreicht – mit Hilfe von EKR, Baze, Kalmoo und Stereo Luchs. Nun sind sie bereit, ein neues Album und einen neuen SpielKumpanen einzuweihen, respektive zu begrüssen. Wer der neue Tempelritter sein wird, ist ein noch wohlgehütetes Geheimnis. Gelüftet wird es am 31. Januar, wenn sie ihr neues Baby, Temple of Speed Volume VI, im Exil mit Champagner begiessen. Einziger Wermutstropfen: Auf der Bühne stehen sie an diesem Abend als DJs und nicht als Rapper. Geil wird’s trotzdem und zwar sehr.

6. Februar: Gambling Night im Casino Zürich

31. Januar: Branis Purzeltag mit Tiefschwarz im Bellevue Alex Flach. Das Casino Zürch, seines Zeichens das grösste, teuerste und schönste Casino der Schweiz, hat Fahrt aufgenommen: Die Besucherzahlen steigen, von aussen sieht das Casino

ebenfalls immer mehr nach Casino aus und wer jetzt noch nach Baden fährt um zu spielen, dem kann irgendwie nicht geholfen werden. Klar... das stammt jetzt aus der Feder eines nicht ganz Unbefangenen, aber hey: Das ist das Kult, also friss oder lies was anderes. Wo waren wir? Ah ja… also: Das Casino Zürich ist das beste der Welt und wer nicht ab und zu da spielen geht ist blöd. Die nächste grandios-grossartige Gelegenheit um in netter Gesellschaft ein paar neue Spielchen auszutesten oder um ein paar altbekannten Games zu frönen ist am sechsten Februar und anlässlich der kommenden Gambling Night. Gamblen statt tanzen in einem Ambiente, das auch einem Club mit International-Attitüde perfekt zu Gesicht stehen würde. Black Jack, Poker, Dollardusche, Roulette, Slotmaschinen und all das unter fachkundiger Anleitung des (ebenfalls besten der Welt) Gamemasters Markus.

7. Februar: Swiss Nightlife Award im Komplex 457

Alex Flach. Bequemlichkeit hat einen Namen: Brani. Er selbst würde wohl eher sagen „never change a winning team“ oder „ich setze auf Kontinuität“ um die Tatsache zu begründen, dass er quasi ausschliesslich Basti und Ali Schwarz alias Tiefschwarz an seine Festivitäten bucht. Aber warum denn auch nicht: Die beiden locken noch immer auch den müdesten Clubber hinterm Kachel­ofen hervor und dass sie musikalisch mit allen Wässerchen gewaschen sind braucht an dieser Stelle wohl

nicht extra vermerkt werden. Jedoch stehen heute nicht die Schwarzens im Mittelpunkt des Geschehens, sondern good, old Brani selbst. Weil: It’s his birthday. Wer Brani unverständlicher- und überraschenderweise nicht kennt, sollte diesen Missstand schleunigst beheben. Bestenfalls indem er am letzten Tag im Jänner den Weg ins Bellevue unter die Lackschuhe nimmt. Das sollte man eh öfter tun. Nicht wegen Brani, sondern wegen des Bellevues selbst: Schmucker Club, super Gastgeber.

Sebastian Brunner. Wir weisen darauf hin, dass am 7. Februar im Komplex 457 die Swiss Nightlife Awards vergeben werden, auch wenn wir die ganze Show für ein Bisserl fragwürdig halten. Aber das geht uns mit den Oscars und den Grammys und den Emmys und den Bambis und allen anderen weiss der Geier was ja ebenso: Die, die wirklich was vom Fach verstehen (so wie wir), schütteln bei solchen Preisen meistens den Kopf. Schaden tun die Awards am Ende aber trotzdem niemandem. Und gratis essen, trinken und über alles und jeden lästern, das will sich dann doch keiner entgehen lassen.

Eines muss man den Veranstaltern diesmal ausserdem lassen: Bushido und Shindy an der Afterparty? Irgendwie mutig. Besonders auf Shindy dürften sich viele freuen. Der Deutsche Rapper hat letztes Jahr mit seinem Mantra „Fuck Bitches Get Money“ und Songs wie „JFK“ ordentlich Eindruck gemacht. Für geladene Gäste steht nach der Award-Show übrigens der Klub unten offen. Dort spielen Coyu und Purple Disco Machine beste elektronische Musik. Somit: (Vor-)Urteile über Bord werfen, dann wird’s hier ziemlich lustig.

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DAS BESTE AUS ZÜRICHS NACHTLEBEN VOM NÄCHSTEN MONAT

7. Februar: 10 Jahre Huttanz in Friedas Büxe

Alex Flach. Nachtlebenjahre werden mit dem Faktor 10 gerechnet, sprich ein Jahr in der gängigen Welt sind zehn in jener unter der Discokugel. Circa und Handgelenk mal Pi. Nur wenige, wirklich professionell geführte, Clubs schaffen es auf die 10, von Partylabels ganz zu schweigen. Huttanz ist das neuste Mitglied im erlauchten Kreis der Feiermarken mit Bestehensjahren im zweistelligen Bereich. Wie sie das geschafft haben? Indem hier keiner reingelassen wird, der keinen Hut auf dem Kopf trägt (Baseballcaps

zählen nicht) – manchmal sind die einfachsten Ideen tatsächlich die besten. Aber der anhaltende Hype um Huttanz liegt wohl nicht ausschliesslich im Bereich der Kopfbedeckungen sondern auch in den Line Ups begründet: Internationale Klasse trifft lokalverwurzeltes Euphorieauflegis. Die grossartigen Circus Company-Galionsfiguren von Nôze headlinen und Valentino, San Marco, Pasci, Henry Sure, Lolo & Romeo, Pablo Einzig, Karl Gustav, Bardo & Salazar, Mismo & Sche Sche und Gill & Gill gratulieren Huttanz auflegenderseits.

13. und 14. Februar: 9 Jahre Hive Festival Alex Flach. Der Bienenstock feiert seine Jubiläen gerne ausgiebig und zwei Nächte lang. Auch der 2015er-Geburtstag, der neunte notabene, erstreckt sich über das gesamte Wochenende. Wer nun aber denkt dass hier einem deshalb ein verwässertes Line Up untergejubelt wird, irrt: Neben dem Innervisions-Kernmitglied Henrik Schwarz spielen Daniel Bortz &ME, Smash TV, Kölsch, Benja und Reto Ardour, Ezikiel, Nader, Gleichschritt, Matija, Herr Müller, Nici Faerber, Mismo & Sche Sche, Kyrill und Redford, Ida, Deneha, Dario D’Attis, Manuelle Musik, Trinidad, Dragon Suplex, Beez und Simo, Nicolaj, Styro2000, Manon, Manuel Moreno und Regional Liga. Falls wir wen vergessen haben sollten, tut uns das schröcklich leid; ist gar nicht so einfach bei diesem Monsterreigen den Überblick zu behalten. Aber eigentlich und ganz am Schluss geht’s hier gar nicht um die Spieler, sondern um den Spielplatz: Happy, happy birthday lieber Bienenstock! Auf (hoffentlich) weitere neun Jahre Geroldstrassen-Erhellung und auf weitere paar tausend Jubelfeten.

14. Februar: Intuition pres. Berkson & What im Supermarket Alex Flach. Sandro Bohnenblust, Headhoncho des Supermarkets: “Dan Berkson und James What haben sich zwei Jahre lang im Studio eingebunkert um an ihrem neuen Album zu arbeiten – wer tut das denn heute noch… Keiner“. Recht hat er, der Sandro. Wie immer eigentlich. Grund genug dieser Party hier Platz einzuräumen: Berkson & What stellen an dieser Intuition im Backsteingemäuer an der Geroldstrasse ihre neue Scheibe namens Keep Up Appearances vor und zwar im Rahmen eines Live-Sets. Ein feiner Belastungstest für das Supermarket-Soundsystem, das weitherum zu den besten seiner Art zählen dürfte. Aber das ist längst nicht der einzige Grund für ein von Vorfreude genährtes Hingeherchen: Der Supi erlebt derzeit seinen zigten Frühling und erfreut sich an den Wochenenden regelrechter Massenaufmärsche euphorisierter Clubber. Wem

21. Februar: dOP im Café Gold

Sebastian Brunner. Das in Paris beheimatete Musik-Label Circus Company steht für ernsthaft komponierte Clubmusik, die Spass macht. Wie die von dOP zum Beispiel. Das Trio zählt zu den Galionsfiguren des Labels und sie gehören zu den besten elektronischen Live-Acts überhaupt. Dieser Meinung ist auch die global wichtigste Clubmusik-Plattform Resident Advisor, respektive deren Community: Sie wählte dOP vor zwei Jahren in die Top 100 Jahrespolls der besten 20 elektronischen Live Acts weltweit. Dabei sind sie keine grossen Freunde von Kompromissen – dOP-Shows sind schrill,

schräg und bisweilen gar obszön. Wobei „obszön“ nicht wirklich übertrieben ist: Diese Jungs sind einfach nur Rampensäue im allerbesten Sinn des Ausdrucks. Und wenn das Publikum es fordert, scheuen sie nicht davor zurück, gewisse Grenzen zu überschreiten. Das letzte Mal, als sie in der Stadt waren, gaben sie ein Konzert an der tonhalleLATE, im Zuge derer sie den Saal in ein Sodom & Gomorrha verwandelten und damit der Tonhalle zu einer der besten LateAusgaben aller Zeiten verhalfen. Am 21. Februar ist das Trio im Café Gold. Ein Pflichttermin.

27. Februar: Roman Flügel in der Zukunft

Alex Flach. „Most underrated electronic artist“. Roman Flügel ist ein heisser Anwärter auf diesen, nicht eben erstrebenswerten, Titel… zumindest hierzulande: Im Ausland geniesst Roman Flügel allerhöchstes Ansehen und die besten Clubs stehen vor seiner Tür oder in seinem Email-Posteingang Schlange. In der Schweiz kennt man Flügel (immer noch) vorwiegend als die eine Hälfte von Alter Ego. Klar… grossartiger Act mit einigen stilbildenden Tracks im Trophäenschrank. Dennoch: Roman Flügel ist seit vielen,

vielen Jahren schon ein grossartiger Solo-Act mit einem (ebenfalls grandiosen) Output. Nicht wenigen gilt der Deutsche als einer jener Wenigen, welche die Welt der Clubs nachhaltig geprägt und verändert haben. Als Reinhorcher eignen sich das letztes Jahr erschienene Album Happiness is Happening oder grossartige Songs wie The Odd Lobster (OstGut Ton) und Hachinoko, eine Kooperation mit Simian Mobile Disco. Hier kommt einer in die Zukunft der niemandem nichts mehr zu beweisen braucht.

Rezept 5 cl Stolichnaya Vodka 15 cl Ginger Beer 1 /4 Limette Eis

das noch immer nicht reicht: Manon, Sayan Sobuth und Reber werden hier auch noch ihre Sets abliefern. Last but not least kann man dem Supi bei dieser Gelegenheit auch noch zu einer Verlängerung um drei Jahre gratulieren.

Tasse mit 3 bis 4 Eiswürfel füllen. Limettenschnitz über dem Eis ausdrücken und dazugeben. Vodka und Ginger Beer dazugiessen.


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Januar 2015

Donnerstag, 15. Januar 2015 Von Rainer Kuhn

Du hast also aus finanziellen Gründen und weil Du ein Sammler bist, auf eine Musikrichtung konzentriert?

Das erste Interview dieses Jahres aus der Reihe „Rockstars des Alltags“ kommt neu aus dem Alice Choo in Zürich. Nicht dass wir uns zu Bass und Beats unterhalten hätten, wir haben zu Mittag gegessen. Und zwar ziemlich chic. Das Alice Choo ist Mittags und Abends ein Restaurant, bevor es in der Nacht zum Club wird. Wir haben uns das Menue empfehlen lassen. Ich mit Poulet, Oliver mit Fisch. Davor gabs Salat, danach Dessert, ein leckerer Business-Lunch in einer ausserordentlichen Athmosphäre. Genau die Richtige, um mit meinem alten Freund Oliver Scotoni über seine Plattensammlung und dem daraus resultierenden Ganzjahresbetrieb von Rundfunk.fm zu plaudern. Und über ein paar andere Sachen auch noch.

Genau. Und dann ging ein Freund von mir in die Staaten, Plattenkaufen, und er kamm mit etwa dreitausend Platten zurück. Der ist durchs ganze Land gereist und hat überall in den Shops die Platten eingekauft und hier verkauft. Von ihm hatte ich Curtis Mayfield, "Back to the World", Marvin Gaye "What's going on", Temptation, und dann fing es an ... Aber wieso der Wechsel? ich mein, dieses Synthi-Pop-Zeugs ist ja eine total andere Geschichte. Ja gut, das Synthi-Pop-Mvement hat mich halt fasziniert, nur schon rein visuell, das war etwas komplett Neues, das hat so anders geklungen als alles, was Du jemals gehört hattest. Aber ich muss sagen, als ich mir die ersten schwarzen Platten gekauft hatte, wars gelaufe, danach hörte ich nie mehr Synthi-Pop. Ich kannte ja schon ein paar Sachen, es ist ja nicht so, dass ich nie was davon gehört hätte, aber wie gesagt, es lag halt irgendwie nicht in meinem Budget. Und als ich dann die Möglichkeit hatte, bei diesem Freund ein paar Platten aufs Mal zu kaufen, hatte ich bereits eine kleine Sammlung, worauf ich mich einlassen konnte. Da hat dann wirklich das angefangen, was heute zum Beispiel auch Rundfunk ausmacht. Damals war ich etwa 17, 18 Jahre alt, und später reiste ich um die halbe Welt, nur um z.B. in New York eine Originalpressung zu kaufen, das war richtig mein Ding. Wenn ich heute manchmal höre, was für Preise diese Platten auf dem Markt erzielen, und ich habe eine davon ...

Ok. Standard-Startfrage, hat sich so eingependelt, und bei Dir passts besser als sonstwo: Kannst Du Dich an Deine erste selbergekaufte Platte erinnern? Also woran ich mich erinnern kann, ist an eine Beatles Live-Platte. Und im Innenteil der Hülle war die ganze BeatlesDiscographie abgebildet. Dadurch wusste ich genau, was die Beatles bisher alles veröffentlicht hatten. Das war dann so mein Guide, bis ich alle Beatles-Platten hatte. Ich hab dann mit dem Stift eine nach der anderen abgestrichen, nachdem ich sie gekauft hatte. Dann bist Du in der Glaubensfrage "Beatles oder Rolling Stones" also ein Beatles-Bub? Eigentlich war ich ein totaler "The Who"Fan. Ich hatte so ein Film gesehen eines Live-Auftrittes von The Who, wo sie "Pictures of Lily" gespielt hatten, und "Pictures of Lily" war für mich das Grösste. Damit hats angefangen. Bleiben wir kurz bei den Beatles. Welches war "Dein Beatles-Album"? Ok, für mich ist das weisse Album alles! Das weisse Album ist wahrscheinlich das Beste, was überhaupt je produziert wurde, abgesehen vielleicht von "What's going on" von Marvin Gaye, aber das weisse Album von den Beatles ist für mich das genialste Werk überhaupt. Es ist in einer musikalischen Vielfalt, die es so nie mehr gegeben hat. Ich mein, da ist eigentlich der Hardrock entstanden, "Why don't we do it in the road", das ist so hart, oder auf der anderen Seite sagt man, mit "Number 9" wurde der Rap geboren, ich find das zwar ein bisschen weit hergeholt, aber trotzdem, in seiner musikalischen Vielfalt ist es das Grossartigste überhaupt. Und da ich in dieser Zeit auf die Welt kam, hatte mein Vater das Album natürlich. Damit bin ich wirklich aufgewachsen. Mein Vater war voll auf Bernstein und Karajan und so. Für den waren die Beatles "langhaarige Sauhunde", "Haschfixer", solche sachen, und ihre Musik war keine Musik sondern organisierter Lärm. Im Auto ist er uns aber entgegengekommen, inden er

... dann ist das, als hättest Du einen Weinkeller ...

eine Kassette hatte, "Die grössten Beatles-Songs von Max Greger". Mein Beatles-Album war "Let it be" und "Accross the Universe" von Max Greger klang halt nur semi-cool. Aber die Geste war schön. "The Who" gabs nichts von Max Greger. "The Who" haben mich total reingezogen ... "The Who" oder "Roger Daltrey"? Ja, Daltrey, natürlich, ich hatte mir damals sogar eine Dauerwelle machen lassen, das war das einzige Mal in meinem Leben, ich hatte lange Haare und eine Dauerwelle wegen Roger Daltrey, unglaublich, oder? Ich fand auch das Zerstörerische cool, wenn Pete Townsend am Schluss seine Gittare auf Keith Moons Schlagzeug schmetterte, das hat mich damals total fasziniert. Heute muss ich sagen, dass mich das musikalisch nicht mehr wahnsinnig ... klar, es hat immer noch ein paar Songs, "Boris the Spyder" zum Beispiel, den finde ich heute noch witzig. Mich haben "The Who" nur am Rande berührt. Da war der Übersong "My Generation"

und dann die beiden Filme, bzw. Soundtracks, "Quadrophenia" und "Tommy". Damit waren "The Who" für mich eigentlich abgehackt. Ich war ja eher auf Johnny Cash und Bob Dylan.

Ja, Daltrey, natürlich, ich hatte mir damals sogar eine Dauerwelle machen lassen, das war das einzige Mal in meinem Leben, ich hatte lange Haare und eine Dauerwelle wegen Roger Daltrey, unglaublich, oder?

aber weil ich durch die Inspiration des ganzen Synthi-Pop-Movements so extrem gestylt war, kam ich von Anfang an immer ins Roxy rein. Ich hatte noch nichts am Hut mit schwarzer Musik, ich wollte nur Synthis, ja keine Gitarren Da könnten wir unterschiedlicher nicht sein. Mir ging der Plastik-Scheiss so auf den Sack, ich fand, das tönte doof, das sah doof aus, da war nichts, mit dem ich mich hätte identifizieren können. Ich brauchte Gitarren, kam relativ früh zum Blues, hatte ein Alben von Lightnin' Hopkins, "Lighnin' Strikes" hiess das, das lief rauf und runter. Zur schwarzen Musik kam ich erst danach. Das war dann so 84, 85 ... Und wie das?

Ich hatte da vorallem englische Musik gehört. David Bowie, Iggy Pop, Roy Music und so. Und dann kam diese Synthi-PopPhase, die hat mich total reingezogen, so um 198 herum, Heaven17, Simple Minds, Depeche Mode, ABC. Dieses ganze Movement fand ich wahnsinnig spannend, ich liebte den Style, ich hatte mich so gekleidet, das sah so dermassen gestylt aus, ich war noch ziemlich jung,

Da ich ja grundsätzlich ein Sammler bin, musste ich mich auf etwas konzentrieren. Ich hatte ja nicht soviel Geld, und in diesem Bereich konnte ich relativ gut komplettieren. Wenn ich dann zu der Zeit bereits in einen anderen musikalischen Bereich gegangen wäre, wäre das gar nicht mehr möglich gewesen.

... in etwa, ja. das Spezielle war ja, dass Du die Platten nicht einfach so gefunden hast. Es gab kein Internet, wo Du mal kurz googeln und dann bestellen kannst, Du musstest nach Paris reisen und Du wusstest dabei nicht, was dieser spezielle Laden an der Ecke jetzt für ein Angebot hat ... ... auf die Gefahr hin, dass das jetzt wieder so nach Altherrensentimentalität tönt, aber ich vermisse das ein bisschen. Ich komme so langsam in eine Phase, wo ich das schade finde, klar, es ist schon auch inspirierend, Spotify, fast die unlimitierte Verfügbarkeit von jeder Musik, aber die Sorgfalt, mit der man heute mit Musik umgeht ist schon nicht mehr so gross. Man kaufte kein Album mehr. Man kauft Tracks. und die kannst Du nicht mal mehr anfassen. Du brauchst auf keinen Mitwochnachmitag mehr, um in die Stadt zu fahren und eine Platte zu kaufen, Du brauchst einen Computer, eine Kreditkarte und eine Minute. Wir hatten diese Situation, am Mittwoch jeweils, im Plattenladen, weil am Dienstag ging der Inhaber immer nach London und hat die neusten Platten eingekauft und dann eben am Mittwoch dann verkauft. Das war ein ganz kleiner Laden, wir haben uns alle dort kennengelernt, Robi Insigna, Alex Dallas, Gallo,


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Wir hatten diese Situation, am Mittwoch jeweils, im Plattenladen, weil am Dienstag ging der Inhaber immer nach London und hat die neusten Platten eingekauft und dann eben am Mittwoch dann verkauft. Das war ein ganz kleiner Laden, wir haben uns alle dort kennengelernt, Robi Insigna, Alex Dallas, Gallo, alle kamen am Mittwoch in diesen Plattenladen ... alle kamen am Mittwoch in diesen Plattenladen, und dann wars meistens so, dass er von einer Platte vielleicht fünf Exemplare hatte und dann ging der fight los, wer jetzt einer dieser fünf sein wird, die diese Platte kaufen konnten. Und wie habt ihr Euch dann geeinigt? Ich habe dann einfach geschaut, dass ich mit der Verkäuferin eine gute Beziehung hatte, die legte dann vorab eine auf die Seite und so wusste gar niemand, dass ich eine hatte. In solchen Situationen lief ich dann schon ein bisschen diskreter aus dem Plattenladen. Und heute? Früher hatte ich immer davon geträumt, das ganze Universum von Musik besitzen zu können, und heute, dadurch dass es ein Teil meines Berufes geworden ist, habe ich das wirklich. Ich habe die unglaublichste Sammlung, die Du Dir berhaupt vorstellen kannst. Aber sie ist so gross geworden, dass ich total die Kontrolle verloren habe. Ich habe in all der Zeit rund 800 Sets gemacht, das sind etwa 1000 Stunden vorgemixte Shows, und wenn ich mir die heute anhöre, dann höre ich einen Song in meinem eigenen Set und find den der Hammer und ich weiss nicht wer es ist, dann geh ich auf Shazam, Shazam findets auch nicht, und dann find ich den Song nicht mehr, und manchmal muss ich, wenn ich diesen Song ein einem anderen Set wieder verwenden will, ihn aus dem alten Set rausrippen, und zum Teil sind die ja gemixt, was das ganze auch nicht einfacher macht, aber es geht dann halt nicht anders, ich habe so ein gigantischen Archiv, da habe ich keine Chance ... Aber dadurch, dass Rundfunk jetzt 365 Tage lang stattfindet, entdecke ich meine eigene Sammlung wieder neu. Und dann findest Du Sachen, die Du früher vielleicht nicht so spannend gefunden hast, im heutigen Kontext plötzlich spannend, Musik findet ja immer auch in einem zeitlichen und räumlichen Kontext statt. Aber jetzt fängst Du mal an und der Buchstabe A hat alleine schon 10'000 Songs. Und es kommen noch 25 Buchstaben. Das geht so lang, Musik sichten, auch wenn ich mittlerweile schon eine Erfahrung habe, durch die ich relativ schnell Qualität erkenne, aber ich muss mich mit einem Song doch mindestens dreissig Sekunden auseinandersetzen, jetzt kannst Du das mal hochrechnen.

Früher hatte ich immer davon geträumt, das ganze Universum von Musik besitzen zu können, und heute, dadurch dass es ein Teil meines Berufes geworden ist, habe ich das wirklich. Ich habe die unglaub­ lichste Sammlung, die Du Dir überhaupt vorstellen kannst. Rundfunk ist also eigentlich nichts anderes, als dass Du Deine Sammlung öffentlich zugänglich machst. Das ist einerseits natürlich so. Den ersten Monat gestalte ich ja alleine, das sind bestimmt 10'000 Songs, kuratiert auf den Tagesablauf, ich habe mir einfach gesagt, wenn ich jetzt ein 365-Tage Radio mache,

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dann will ich inhaltlich unabhängig sein. Was bedeutet, dass auch in den Phasen, wo wir keine Festivals machen, die Qualität auf höchstem Niveau sein muss. An den Festivals haben wir eine gastronomische Situation, die es mir erlaubt, Löhne zu bezahlen. Wenn ich das nicht habe, bin ich auf Fronarbeit angewiesen. Und ich finde Fronarbeit problematisch, klar ist es lässig, wenn einer Freude an der Sache hat, aber ich will ihm immer auch etwas zurückgeben können. Mit meiner Sammlung habe ich die Unabhängigkeit Rundfunk zu senden und mit der Gastronomie an den Festivals die Möglichkeit, die Leute, die an den Festivals mitmachen, auch bezahlen zu können. So ist Rundfunk auch eine Plattform.

Einfach nicht auf UKW, oder? Während den Festivals habe ich jeweils eine UKW-Frequenz. Aber die Basis von Rundfunk ist das Internet und DAB. Wenn Du Radio über das Internet verbreitest, dann musst Du Dich mit den Besten der Welt messen, nicht bloss mit den drei, vier Stationen im Sendegebiet. Was für mich ganz klar ist: Das Mobile ist das neue Radio-Empfangsgerät. Rundfunk.fm übers mobile klingt der Hammer. DAB sehe ich ähnlich wie die Mini-Discs damals, als so eine Art Zwischentechnologie, die Richtung ist aber klar das Internet. Und dann werden wir sehen, wie gewissen Stationen Ihre Hörer abholen, wenn der Markt ganz offen ist und Du aus dem ganzen Universum auswählen kannst. Aber auch hier: Als durchschnittlicher Konsument ist man da auch schnell einmal überfordert. Aber ja, ich sehe das auch so: Das Handy ist der neue Walkman. Das Internet wird als Kommunikationskanal noch viel wichtiger werden als es jetzt schon ist. Und dann ist es ja auch klar, dass Du alles in einem Device konzentrierst, also auch das Radio. Wieso denkt man dann immer, dass wenn man Radio macht, man eine UKW-Frequenz braucht? Imagegründe? Ich hab ja aufgehört, bei der Radiokontrol die Zahlen anzufordern ...

... bekommst ja auch keine, bei dem Puff, das die haben ... ... UKW ist im Moment schon noch interessant für uns. UKW beschert uns eine Menge zusätzlicher Hörer. Das Auto ist halt immer noch sehr zentral, bzw. die Beschallung im Auto, und da läuft Radio zum grössten Teil noch über UKW. Aber das ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Autohersteller auch hier anpassen. Da ist es schon einfacher, eine Zeitung zu machen. Um eine Zeitung zu machen brauchts am Ende des Tages immer Papier und eine Maschine, die das Zeugs auf das Papier druckt. Radio ist da viel abhängiger von der aktuellen Technik. Ich habe einen sensationellen Techniker, mit ihm arbeite ich seit 15 Jahren zusammen. Er hat mir alles so organisiert, dass ich von überall auf der Welt zugriff habe auf das Radioprogramm. Ich könnte jetzt z.B. von Thailand jeden Sunset eine Session machen und in die Schweiz übertragen. Oder ich könnte Giles Peterson einen Adapter nach London schicken und dann könnte er einen Tag lang unser Radio bespielen.

Giles Peterson war ja immer so eine Art Vorbild, oder? Giles war natürlich unser Gott, ja. Gerade so Anfangs Neunziger ... Und Jahre später legt ihr zusammen auf. Noch ein lustiges Gefühl, nicht? Oder wie war das so für Dich? Ich fand das natürlich lässig. Das beste aber war jeweils, dass ich bei ihm Sachen gehört habe, die ich sonstwo noch nie gehört hatte, und wenn ich mit ihm aufgelegt hatte, konnte ich bei jedem Song, der mir gefiel hingehen und fragen, wer das sei, und er hat mir die Platte grad geschenkt, er hatte immer zwei, drei Exemplare der guten Platten dabei, vor allem die Pre-Releases, und jedesmal, wenn ich mit ihm aufgelegt hatte, ging ich danach mit einer kleinen Plattensammlung nach Hause. Er stand ja für die Radio-Kultur und damit für die Kultur des Teilens. Er hat mich extrem inspiriert. Wolltest Du das immer schon machen? Musik sammeln und Radio machen? Oder was wolltest Du werden, als Du so 15 Jahre alt warst? Hast Du eine Lehre gemacht? Ja, klar, aber mich interessierte damals eigentlich nichts, ich wollte nur in den Clubs abhängen, ich habe in einer langweiligen Firma das KV gemacht, das hat mich am wenigstens gestört. Ich hatte genug Intelligenz, um das mit relativ wenig

Aufwand zu schaffen und hatte so genug Spielraum, mich dem Nachtleben hinzugeben. Danach machte ich das SAWI und fand, Werbung ist nicht mein Ding. Obwohl ich wusste, dass das eine perfekte Schulung war, denn das, was ich über Werbung gelernt habe, konnte ich später in allen Bereichen verwenden. Mein Vater war ja so ein Super-Kreativer, was für mich hiess, ich konnte nicht auch in diesen Bereich gehen, der war quasi besetzt, ich musste was eigenes finden. Ich wurde dann Kunsthändler. Ja gut, da hattest Du halt einfach Pech, der Sohn eines der besten Kreativen des Landes zu sein... ... ich war immer "der kleine Scotoni", der Sohn, das gab mir keine eigene Identity. Drum war der Kunsthandel spannend für mich, die Gallerielandschaft war ein offenes Feld. Ich lernte jemanden kennen, der hatte Geld und der fand mich wegen meinem Style interessant und er sagte "Komm, lass uns doch eine Gallerie aufmachen". Nur um zu zeigen, wie ich damals so unterwegs war: Ich wollte etwas machen, was anders ist und vor allem etwas, was "Kunst" als solches zelebriert. Wir haben dann zehn Tonnen weisser Kieselstein, MarmorKieselstein, gekauft und auf dem Boden

der Gallerie ausgeschüttet. Der Kiesel war so ganz leuchtend weiss und es sah aus wie eine Mondlandschaft und strahlte und die Bilder bekamen so einen ganz besonderen Auftritt. Was wir aber nicht bedacht haben, waren die hohen Absätze der weiblichen Besucher und vor allem die Staubentwicklung. Ich verbrachte den ganzen Tag nur noch damit, die Bilder abzuwedeln. Das Konzept war richtig gut, es hat wahnsinnig spannend ausgesehen, aber es war nicht so kompatibel mit unserer Käuferschaft, eigentlich war es so mit ziemlich gar nichts kompatibel. Wir nannten das ganze ja auch "Art Center Zürich" ... ich mein, wie arrogant ist das denn? Ich war ja gerade erst etwa zwanzig ... aber dadurch bekam ich einen Job in einer renommierter Galerie.

... was heisst "nur ein Sinn"? ... ... nur Audio ... ... bin ich nicht einverstanden. Musik ist eine Art Speichermedium. Zum Beispiel verbindest Du mit einem Song Orte, Situationen, Gerüche, mehr als mit irgendetwas anderem. Du kannst einen Song hören und Du erinnerst Dich plötzlich an Sachen, die Du eigentlich vergessen hast ...

Wir werden mit Rundfunk z.B. "RecordStore-Sessions" machen, das heisst, wir gehen eine Woche lang zu ZeroZero, der hat ein wunderschönes Angebot, und dann machen die DJ's und Sammler ihr Programm aus den dort verfüg­baren Platten. Back to the Roots. Wir zelebrieren die Liebe zur Musik. Darum geht es. ... das meine ich ja genau so. Es kommt Dir zwar übers Ohr rein, ein Kanal, aber es öffnet Welten in Dir. Als ich Rundfunk aufbaute war das ein neuer Stil, das Projekt an sich, aber auch der Sound und die Welt, die wir damit gebaut haben. Das Landesmuseum mit dem Dance-Palais, diese Märchenwelt ... ich habe mit Rundfunk eine Vision, ich will das beste Internetradio der Welt machen, wo die besten Leute stattfinden. Nur schon in Zürich haben wir extrem viele Leute, die in meiner Art Radio funktionieren, Alex Dallas, Lexx, Gallo, die alten Hasen eben ... oder Dust Surfers, Wempe, alles sensationelle Leute, die die Radio-Kultur beherrschen. ich finde Zürich der Hammer. Interessant bei uns ist ja, dass alle grossen Metropolen haben ihren eigenen Sound, den sie zelebrieren, London hat klar seinen Sound, Paris auch, Berlin. Zürich hingegen hat keinen eigenen Sound, wir nehmen das beste von überall, das ist unsere eigentliche Stärke, uns ist es egal, ob es aus Berlin oder London kommt, unsere Qualität liegt in der Kultur der Vielfalt. Rundfunk hat mittlerweile über fünfzig Leute im Umfeld, die das perfekt interpretieren können. Es gibt Star-DJ's, die ihre Tournee so planen, das sie einen Abstecher zum Rundfunk machen können, und wenn sie hier waren und aufgelegt haben, wollen sie nicht mal eine Gage. Sie spüren die Leidenschaft, die dahinter steckt. Und hier sind wir wieder am Anfang unseres Gespräches. Bei der Liebe zu den Platten. Wir werden mit Rundfunk z.B. "Record-Store-Sessions" machen, das heisst, wir gehen eine Woche lang zu ZeroZero, der hat ein wunderschönes Angebot, und dann machen die DJ's und Sammler ihr Programm aus den dort verfügbaren Platten. Back to the Roots. Wir zelebrieren die Liebe zur Musik. Darum geht es.

Ist ja nicht wirklich was anderes, als was Du heute machst, oder? Geht um Sammeln, ums Kuratieren, vom Wesen her irgendwie dasselbe. Kunsthandel ist viel weniger kreativ. Wir hatten damals die klassischen Modernen, Miro, Dali, Picasso, das waren unserer Hauptkünstler. Das war eher wie Wertpapierhandel, wir verkauften nach "Value". Das war dann schlussendlich auch der Grund, wieso ich wieder aufgehört hatte damit. Ich wollte nicht einfach den Geschmack reicher Leute verwalten. Was ich heute mache, entspricht meiner Auffassung von Kreativität viel eher. Auf der Basis musikalischer Streams Erlebniswelten aufbauen und diese zu multiplizieren. Radio berücksichtigt ja nur gerade ein Sinn ...

www.alice-choo.ch


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d iT : Propeller, maja ziva le Bar, Lang das zwE ch, w.ch, bErn ich: Ole O sTYlE.» . Vorwort r i ne ü en n z n ew h o o s: w.balzklub. ti en on Y ra .th «dogg rbar.ch, ww rich www und illust den locati za Zü en ta te 7 al x lg 3 .b 0 fo Te 8 w , , in w , bilder h, oder Basel, w strasse 16 ten farbig ukkihund.c in 34, 4051 h ew, Rotbuch auf www.z bachgässle .stickerei.c The NewN e en h lin in i.c n te o S , am b, le .– un lu al n, www .s C G w z t. w al S B chF 32 w 0 . , 0 w 0 ch 4 Züri ben 44, 9 baltazar bz se 29, 800 Oberer Gra h, basEl: Köchlistras peller-bar.c t Stickerei, ro an .p ur w ta w es w R 1 Bern, n: Cafe Bar se 30, 301 sT. gallE


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Miss Gebäudetechnik 2015 oder: alles ist super! 18. Dezember 2015 Henrik Petro “Die Idee, die Popularität einer Miss zu nutzen, um auf die Attraktivität der Gebäudetechnik-Branche hinzuweisen, ist nun auch in der Schweiz angekommen und wird mit Begeisterung aufgenommen”, erklärt Frau Marinella di Stefano, Mitglied der Geschäftsleitung der Gropag Personalmanagement AG welche den Anlass in der Schweiz initiiert hat. Bang! So spannend und vielversprechend fängt der Pressetext an, der den Marketing-Knaller 2015 vorstellt. Und wir erfahren weitere überraschende Facts (zur besseren Lesbarkeit haben wir die Kommafehler im Originaltext reduziert): In der Gebäudetechnik herrscht ein grosser Fachkräftemangel. Trotz der vielversprechenden Perspektive ist der Frauenanteil in den technischen Berufen unverständlich tief. Um die Branche in ein anderes Bild zu rücken und bei der Jugend populär zu machen, findet 2015 die Wahl zur Miss Gebäudetechnik statt. Die 12 Finalistinnen werden in einem Jahreskalender 2016 präsentiert, ergänzt Frau di Stefano. Warum der Frauenanteil in den technischen Berufen tief ist, können auch

wir nicht nachvollziehen. Wir vermuten jedoch, dass andere Berufe unverschämterweise von vielen (aber nicht allen) Frauen bevorzugt werden. Um Models, Flight Attendants und BachelorKandidatinnen zu zeigen, dass sie auch für einen Beruf in der Gebäudetechnik absolut geeignet wären, ist die Idee einer Miss Wahl und eines Kalenders ein brillanter Schachzug. Teilnahmeberechtigt sind alle Frauen, die eine Grundausbildung oder Weiterbildung in der Gebäudetechnik oder im Engineering gemacht haben oder heute in dieser Branche tätig sind.

Natürlich, man will ja verhindern, dass all die Models, Flight Attendants und Bachelor-Kandidatinnen, die sich bewerben, nur hinter dem Ruhm, Geld und der Ehre des Titels her sind und sich gleich nach der Preisübergabe aus dem Staub machen, anstatt diesen aufzuwischen. Anmeldungen für die Teilnahme sind bis spätestens 31. Mai 2015 per Email an Frau Nadja Lenzinger, Gropag Personalmanagement AG, 8608 Bubikon, gropag@gropag.ch einzureichen. Detaillierte In formationen zur Anmeldung: http://ots.ch/QmMwR

Am 18. Juni 2015 (findet?) eine Casting-Show mit 24 Teilnehmerinnen im Kongresshaus in Zürich statt. 12 werden für das Final am 30. September 2015 ausgewählt. Im Oktober erscheint der Jahreskalender 2016 mit allen Finalistinnen. Die Show von Miss “Gebäudetechnik” wird im Rahmen eines Gala-Dinners am 30. September im Kongresshaus in Zürich stattfinden. Dazu passt natürlich keine Musik vom Band. Deshalb wird es für die “besondere Note” dieses HighClass-Events und für 100% live performte Auftritts- und Show Act-Musik eine Gebäudetechnik BAND geben. Nicht bestätigt ist, ob diese Band auf echten Instrumenten spielt oder auf zweckentfremdeten Utensilien wie Heizungskessel, Rohre, Alarmhörner etc. Ausserdem werden sich die Proben als schwierig gestalten, sollten die Bandmitglieder nicht während der Vorbereitungszeit vom Pikettdienst befreit sein. Die Moderation wird von einer äusserst populären Person realisiert – um wen es sich dabei handelt bleibt für dieses Jahr noch ein Geheimnis. (Übersetzt heisst das: wir haben noch niemanden gefunden!) Das kompetente Jurorenteam besteht aus vier prominenten Mitgliedern: Bereits wurde Frau Christa

Rigozzi als mögliche Jurorin angefragt, da sie zurzeit als Botschafterin eines renommierten Haustechnikunternehmens amtet und so mit der Branche bereits vertraut ist. Für die musikalische Unterhaltung wurde Stefanie Heinzmann angefragt. Das finden wir jetzt doch recht clever, in einer Pressemitteilung zu verkünden, wer angefragt wurde. Derart unter Zugzwang werden Christa Rigozzi und Stefanie Heizungsmonteur… äh, Heinzmann gar nicht anders können, als zuzusagen. Schliesslich müssen sie ja auch an ihr Image denken. Dies wird der perfekten Rahmen rund um das atemberaubende Bild der Frauen und Models, welche das Gesamtkonzept “Miss Gebäudetechnik” eindrücklich veranschaulichen! Wir freuen uns schon auf den Kalender, der nach den Skilehrern, Bäuerinnen und Studentinnen nun auch heisse Gebäudetechnikerinnen erotischlasziv in Szene setzen wird. Wir sehen schon das Titelbild des Kalenders: Miss Gebäudetechnik im Camouflage-Tanktop und blauen Latzhosen, mit Handschellen Kabelbindern an Heizungsrohren festgemacht und darunter die Zeilen: „Fesselnde Berufe in der Gebäudetechnik – auch für Dich!“

BILDUNGSKOMPLEX-KREISLAUF (EINE GESCHICHTE FÜR SECONDOS) 28. November 2015 Jelena Keller Befasst man sich mit Bildung, so befasst man sich auch immer mit den eigenen Komplexen und denen der Eltern Lassen Sie mich zuerst einen Ausschnitt meiner Familiengeschichte erzählen. Es ist nämlich ein Teil meines Lebens, in dem sich einige Secondos wiederfinden werden. Meine Mutter studierte in Belgrad Rechtswissenschaften, schloss jedoch, kurz vor der Zielgeraden, nicht ab. Natürlich konnte diese lebenswichtige Entscheidung plausibel so erklärt werden, dass es mit dem damaligen Jugoslawien bergab ging. Dass sie uns eine bessere Zukunft im Ausland bieten wollte, dass sowieso alles für die Katz gewesen wäre und dass man in den wohlhabenderen Ländern mit diesem Jus-Diplom sowieso nichts hätte anfangen können. Sie habe ja Medizin studieren wollen, aber ihr Bruder hätte sie zu diesem langweiligen, gehirnzermürbenden, nichtsnutzigen Studium gezwungen. Unser Leben hätte so viel besser verlaufen können. Aber nein, stattdessen musste sie in den Achtzigern Hotelzimmer putzen. Mein Vater, ein Verlagshaus-Direktor und Journalist, Stühle restaurieren. Saisonweise versteht sich. Sechs Monate schuften, dann raus aus dem Land bis zum nächsten Winter in Davos. Ich bewundere meine Eltern für ihren Mut, ihre Ausdauer und eine Unerschrockenheit, die ich mir wünschte in meinem Leben erfahren zu haben. Später, in Zürich angekommen, gründete mein Vater eine Parkett Firma, meine Mutter briet Hamburger, bis sie sich nach Jahren zur Buchhalterin hocharbeiten konnte. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie erniedrigend es für sie gewesen sein muss, ihr Wissen und Können, ihre Leidenschaften und intellektuellen Bedürfnisse, ihre Träume und Ambitionen für ein paar Franken zu verkaufen. Sie kamen aus dem Kommunismus, einer ideologischen Welt, die zwar behauptet zwischen Mensch und Mensch keinen Unterschied zu kennen, doch sehr wohl unterschied, wenn es um die Frage der Bildung und Berufung ging. Erfolg oder Misserfolg konnte schwer durch materialistische Werte definiert werden, so blieb nur die Möglichkeit durch akademische Leistung oder an-

deres aussergewöhnliches Können zu brillieren, um sich so zu unterscheiden von anderen und eventuell sogar einmal aus dem Land raus zu kommen. Ich behaupte ja, dass die Sowjets nur deshalb so lange bei den Olympischen Spielen abräumten, weil sie es kaum erwarten konnten, dem Kommunismus zu entfliehen, in die Weite Welt hinaus. Natürlich trug der Staat auch seinen Teil zum Erfolg bei, indem er Sport förderte. Nun können viele Einwanderer bis heute nicht ihrer Berufung nachgehen, verlieren sich im Aufbau einer Existenz, bekommen zu früh Kinder oder wanderten bereits mit den Kindern ein. Die Sprachschwierigkeiten haben es ebenfalls in sich und verlangen Zeit sowie Mühen ab. Sie sitzen dann abends todmüde auf dem Sofa, um Gott oder wem auch immer zu danken, dass ihre Kinder eine bessere Zukunft haben werden. Sie beten dafür, dass ihre Kinder Studien abschliessen, in einem Land, in dem es sich zu arbeiten lohnt. Man beachte, dass ein Jurist in Serbien heute im Durchschnitt 350 Euro verdient. Solche Tatsachen machen diesen Wunsch durchaus nachvollziehbar. Die Kinder, verständnisvoll für die intellektuellen Einbussen der Eltern, nehmen sich vor, gut in der Schule zu sein und die Wünsche der derer zu erfüllen. Als hätten wir nicht alle unsere Eltern stolz machen wollen. Stolz bedeutet elterliche Liebe, Anerkennung bedeutet Liebe. Die Secondos sehen auch, wie unzufrieden ihre Eltern, wie sie überfordert sind von der Unterforderung. Wie sie sich solch eine Zukunft, damals, in der erwartungsvollen Aufbruchsstimmung, niemals hätten vorstellen können. Ihre tiefe Trauer um ein Leben und darum, wie es schöner hätte sein können. Die leidenden Eltern hatten schon lange einen Bildungskomplex entwickelt. Ein aus Beschämung entstandenes Minderwertigkeitsgefühl. Es schreit immerzu nach Beweisen dafür, dass man nicht so ist, wie Leute, denen diese Art der Arbeit eigentlich zusteht. In der Freizeit liest man viel, um gedanklich nicht zu verkümmern, versucht dann mit Mitarbeitern über Artikel im „Tagesanzeiger“ zu diskutieren, doch der Tamile, der gerade

aus dem Bürgerkrieg kam und nur mit Mühe lesen kann, entgegnet nicht viel. Wenigstens lacht er und ist sonst immer aufgestellt. Die Eltern wollen so glücklich sein wie er, doch es gelingt ihnen nicht. Sie denken zu viel, arbeiten zu viel, doch zu wenig mit Liebe und Leidenschaft. Sie fühlen sich schäbig, denn der Chef, der sie anschreit, ist Metzger von Beruf. Genauso wie er auf dem Fleisch herumgehackt hat, so hackt er auf ihnen herum. Sie finden Metzger zwar ehrenwert, doch unter ihnen eingestuft zu werden, schmerzt dann doch sehr arg. Es entsteht ein Komplex, den die ganze Familie zu spüren bekommt. Das Minderwertigkeitsgefühl verlangt den Kindern viel ab. Eltern schreien beim Nachwuchs nach mehr Bildung, nach guten Abschlüssen, nach Interessen, nach Instrumenten, Literatur, Geschichte, Philosophie, Naturwissenschaften, Kunst, Politik, Engagement, Aufopferung für die Schule und Zielstrebigkeit. Alles was sie damals in der Schule erfuhren, was sie so geprägt hatte. Sie wollen dass wir Sport machen, Kampfgeist zeigen, Bücher lesen und Gedichte aufsagen. Die Kinder werden schon mal als Kulturbanausen, engstirnige Vollidioten, Ungebildete und Desinteressierte bezeichnet, gerade weil sich die Eltern selbst so fühlen und dies auf die Nachkömmlinge projizieren. Natürlich gab es das schon, dass das Kind dadurch einen unbändigen Ehrgeiz entwickelte und den Doktortitel nachhause tragen durfte. Doch oftmals ist das Verhalten der Eltern ein destruktiver Ansporn und führt dazu, dass das Kind rebelliert, die Ideale der Eltern nicht versteht und gerade deshalb den entgegengesetzten Weg einschlägt. Secondo Eltern mit Minderwertigkeitskomplex sagen nicht: Ich liebe dich, ich verstehe dich und will einfach, dass du glücklich bist, mach im Leben was du möchtest. Nein, diese Eltern wollen, dass wir ein Instrument spielen, sodass sie sich besser fühlen, wenn Besuch kommt und das Kind gerade „für Elise“ gelernt hat. Wenn wir vorspielen, leuchten ihre Augen, denn all die Mühe muss sich endlich gelohnt haben. Wenigstens ist das Kind auf dem richtigen Weg und macht nicht die ganze Familie zur Arbeiterklasse. Der

soziale Abstieg wurde nie Überwunden, die Rettung naht mit den Kindern. Die Verantwortung für Ihr Leben hatten sie mit der Geburt der Babys abgegeben. Zu anstrengend ist es, sich noch weiterzubilden, man hatte ja arbeiten, die Familie versorgen müssen. Ausserdem nagt der tiefe Lohn an einem und die stete Angst, seinen Job zu verlieren. Man sei eben nur ersetzbarer Ausländer. Diese tiefsitzende Angst erklärt auch, wieso sie sich noch heute unter ihrem Wert verkaufen. Kopf einziehen und bloss den Job behalten. Die Kinder werden dann alles besser machen. Das grosse Hoffen. Dabei entgeht ihnen, dass niemand Zeit hat, um uns zu fördern. Die Eltern ständig bei der Arbeit, die Kinder besorgt um Haushalt, Geschwister, die Sorgen und Frustrationen der Eltern. Wo bleibt da Zeit herauszufinden was wir wirklich brauchen, wer wir sind und was wir wollen? Auch, dass das Umfeld, welches uns beeinflusst, nun ganz anders aussieht, als das im sozialistischen Tito-Staat. Die neue Generation in der Schweiz verlangt nicht zwingend nach Abgrenzung und Hervorhebung. Sie verlangt nicht danach, Schachweltmeister, Tennis-Profi oder Mathematik-Genie zu werden. Wir wachsen in einer Umgebung auf, in der fast niemand ein Instrument spielt oder sich für intellektuelle Tätigkeiten interessiert. Wie sollen wir die Anforderungen der Eltern nachvollziehen können, wenn das Umfeld nicht mitspielt? Schliesslich leben Interessen mitunter vom regen Austausch.

Nun war es bei besagten kommunistischen Eltern so, dass alle uneingeschränkten Zugang zu Bildung und Kultur hatten und niemand für den Kapitalismus schon mit 16 schuften musste. Also gehen sie davon aus, dass wir die gleichen Ambitionen in uns tragen und verstehen nicht, dass unser Werdegang, entscheiden wir uns nun doch für die typische KV-Lehre, nicht mit dem ihren zu vergleichen ist. Wir, wie alle Menschen, finden unsere Vorbilder in der näheren Umgebung. Sprechen nun in der Sekundarschule alle von der Geldmacherei und der Unabhängigkeit, so wollen wir das Gleiche. Bis wir merken, dass uns das Sachbearbeiten doch nicht erfüllt, dass das Geld gar nicht so wahnsinnig gut ist und dass man im Leben noch ein wenig mehr lernen sollte, ganz einfach weil es erfüllt und zu Leidenschaft im Beruf führen kann. Denn nur wer leidenschaftlich arbeitet, fühlt die Müdigkeit im Alltag nicht. Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten. (Konfuzius) Manche schaffen es ihren Arbeitstraum noch nach der Lehre zu erfüllen, manche nicht. Manche stecken schon zu tief im kapitalistischen Sumpf, im Rechnungszahler-Kreislauf, haben das Selbstvertrauen verloren oder schon Kinder, die sie ernähren müssen. Und wieder wird die Verantwortung für das eigene Leben mit dem beginn des Kinderlebens abgegeben. Sie werden dann alles besser machen. Das grosse Hoffen.


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Januar 2015

Comedy in der Zukunft

Seite sechszehn

Im Club Zukunft, wo sonst wummernde Bässe die Tanzbeine zum Schwingen bringen, präsentieren wir euch ein Mal im Monat die besten Comedians und Slam Poeten, die das Land zu bieten hat !

5 1 0 2 , r e d nuar i e

a n J h c . S 6 Mo, 2 ter, helga tiShauSer t u e r v n l a e i J gabr eS nguela, oël von charl oderator: J gaStM

! r e h c e b n e z Mut

5 1 0 2 r a u r y b t e r F o . h S 3 , 2 n r , u o b M l, Johnny die vo Joiz)

, u d a o J n b ( e u i K h J i c l i K a d K a u Kn z a : h n S gül Moderatio

Türöffnung 19h, Showbeginn: 20h

Stehplätze CHF 18.–, Sitzplätze CHF 24.– Vorverkauf: www.starticket.ch Club Zukunft, Dienerstrasse 33, 8004 Zürich www.kuzunft.ch, facebook.com/comedyzukunft

Illustrationen: Elen Rolih

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Seite siebzehn

Januar 2015

DER GROSSE KULT SELBSTTEST: BIN ICH EIN ARSCHLOCH-AUTOFAHRER? 19. Dezember 2014 Pete Stiefel Es ist bald wieder Neujahr. Zeit, in sich zu gehen, sich zu fragen, ob man im nächsten Jahr etwas besser machen könnte/ sollte/will/muss. Gerade wir Autofahrer geraten mit unseren Verhaltensweisen im Strassenverkehr immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik. Von links, von rechts, von oben, von unten… In den häufigsten Momenten ist die persönliche Reaktion aber: „Ich bin ein guter Autofahrer, an meinem Stil gibt es nichts auszusetzen.“ Gibt es nicht? Machen Sie jetzt den Kult Selbsttest und erfahren Sie, ob es bei ihrer Automobilistenpersönlichkeit möglicherweise dennoch „room for improvement“ gibt. Kreuzen Sie einfach jede Typisierung an, die mehr oder weniger oder präzise auf Sie zutrifft. Mehrfachauswahl nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich. Die Auswertung finden Sie im Anschluss. Sie können sie selbstverständlich für sich behalten und müssen sie mit niemandem teilen. Ehrlich gesagt, bin ich (zumindest gelegentlich) ein… Ausraster My Car is my Castle. Nein, besser: My Tank. Mit meinem Panzer bewaffnet können mir diese Loser da draussen nichts anhaben. Hey, was schaust du mich so an? Was läufst DU mir jetzt vor die Karre, du Schafseckel?? Verpiss dich, ich war zuerst da!!! Privat? Nein, privat bin ich eigentlich eher so der sanfte Typ. Eher scheu. Belehrer Eigentlich wäre ich ja gerne Lehrer geworden. Ich halte es für meine Pflicht, meine Mitmenschen zu besseren Menschen zu machen und sie davon profitieren zu lassen, dass ich weiss, wies geht, und was richtig ist. Dichtauffahrer Ich fahre immer dicht auf, egal ob in der Stadt, auf dem Land oder auf der Autobahn. Ich mag Gesellschaft, bin gerne anderen Menschen nah. Zudem ist diese Fahrweise ökologisch, weil ich im Windschatten meines Vordermannes deutlich weniger Treibstoff verbrauche. Fluchhuper (oder Hupflucher) Die Hupe ist dazu da, andere Verkehrsteilnehmer zu beschimpfen, sie zu erniedrigen, ihnen zu zeigen, dass sie Fehler begehen. Gleichzeitig gibt ihnen das die Möglichkeit, sich zu entschuldigen und zu verbessern. Gestikulierer Meine häufigste Geste ist das Fingerzeigen. Mittelfinger in die Luft, Zeigefinger an die Stirn, mal Faust nach oben, mal flache Hand auf die Stirn… Das ist nun mal mein südländisches Temperament. Grünlichthuper Wenn mein Vordermann nicht losfährt, wenn die Ampel bereits drei Zehntelssekunden auf Grün steht, hupe ich. Schliesslich wären weitere zwei Zehntelssekunden unnötige Wartezeit, auf ein Menschenleben hochgerechnet eine halbe Ewigkeit. Kreiselschneider Yes, ich LIEBE Kreisel! Dieses Hindernis möglichst stromlinienförmig, mit möglichst hoher Geschwindigkeit zu durchfahren beweist mir, dass ich reif bin für den Hockenheimring. Kreuzungenblockierer Ich war zuerst da.

Und ich habe es bestimmt eiliger als du. Denn sonst wärst du ja nicht mit dem Fahrrad unterwegs, sondern ebenfalls mit deinem Auto. Willkürlichparkierer Mir ist gerade eingefallen, dass ich hier und jetzt etwas erledigen muss. Da ist es doch nicht falsch, meinen Wagen hier und jetzt stehen zu lassen. Es ist auch nur für eine kurze Zeit. Morgen ist er weg, versprochen. Zurückhuper Wenn mich so ein Trottel anhupt, dann hupe ich grundsätzlich zurück. Was meint dieser Vollpfosten eigentlich, wen er vor sich hat!? Zweiparkplatzbeansprucher Meiner ist einfach grösser als deiner.

Lautmusikhörer Ich liebe meine Musik. Ich LIEBE Bässe! Diese Liebe muss geteilt werden. Die ganze Welt soll hören, wie sehr ich Bässe liebe. Wenns warm ist, öffne ich zu diesem Zweck auch meine Fenster, damit man meine Lieblingsmusik noch viel weiter hören kann. Mein Heck-Nummernschild klappert? Geil! Im Takt zur Musik??? Langsamparkplatzfreigeber Der Parkplatz gehört mir, solange ich dafür bezahlt habe. Deshalb lade ich meinen Kinderwagen, die Kommissionen und alles, was sonst noch um meinen Wagen herumsteht, ganz langsam ein. Besonders dann, wenn so ein Vollidiot schon bereit steht und auf meine Kosten parken will. Einmal im Wagen sitzend checke ich dann erst noch Mails, SMS, Whatsapp und Facebook, und ich beantworte alles, was da schon tagelang in der Inbox ist. Während dem Fahren ist das ja schliesslich verboten. Und dann, erst dann, fahre ich langsam, ganz langsam aus meinem Parkfeld. Mittefahrer (analog Linksfahrer) Die rechte Spur behagt mir nicht. Meist hat es da grosse Lastwagen, die mich zerdrücken können, zudem hat es häufig Scherben am Strassenrand, und die könnten meine Reifen aufschlitzen. Zudem fährt man am besten in der Mitte: Wenn man plötzlich links oder rechts muss, ist man da einfach in der besseren Ausgangslage. Mobiltelefonierer Herrlich, beim Autofahren kann ich alle meine Telefonate erledigen. Ich habe Sie gerade übersehen auf dem Fussgängerstreifen? Sorry, können wir später? Ich bin gerade am telefonieren. Die Ampel steht auf Grün? Herrgottnochmal, ich bin am TE-LE-FON! Sie sind von rechts gekommen? Wirklich? Das ist mir SCHEISS-E-GAL! Kann ich BITTE endlich mal in Ruhe telefonieren??? Nebellichteranlasser Ich glaube, es ist wieder ein Ölwechsel fällig. Oder Wasser. Oder beides. Oder was bedeutet das leuchtende rote Lämpchen in meinem Armaturenbrett? Tanken? Neee, mein Wagen fährt ja! Möglicherweise ist das ja auch einfach Dekoration. Nichtblinker Ich blinke generell nicht oder nur sehr selten. Man sieht ja, wo ich hin will, und was interessiert mich, was hinter mir ist? Zudem gelten die Blinker als neuwertig, sollte ich meinen Wagen dereinst veräussern wollen. Nichtüberholenlasser

Überholt zu werden ist eine Erniedrigung. Und ich lasse mich nicht erniedrigen. Nicht von dir, nicht von DIR, von NIEMANDEM!!!

zwei Hände? Mit einer schreiben, mit den Knien lenken – da habe ich sogar noch eine übrig, um mich am Sack zu kratzen!

Parkplatzwegschnapper Sie wollten hier gerade einparken? Sie haben wirklich schon 10 Minuten gewartet? Sie denken, ich sollte Ihnen diesen Parkplatz jetzt wirklich überlassen und selber 10 Minuten warten? Och, das tut mir jetzt aber leid. Sorry, ich bin in Eile.

Stossstangeanstossstangeparkierer Heissen Stossstangen nicht Stossstangen, weil sie zum stossen da sind? Eben. Deshalb stosse ich erst beim Vordermann an, dann beim Hintermann, und ich schliesse anschliessend ganz nahe zum Vordermann auf. Schliesslich sind Parkplätze knapp, gerade in der Innenstadt

Privaterparkplatzbesetzer Gelb? Da habe ich mich schon lange gefragt, weshalb die einen Parkplätze gelb sind. Irgendwie finde ich diese Farbe hübsch, sie bringt Leben in eine so graue Stadt. Raser Zeit ist Geld ist Zeit. Ich will möglichst wenig Zeit mit Fahren verschwenden und mehr das Leben geniessen. Allerdings geniesse ich die sportliche Fahrweise, sie bereichert meine Freizeit. Autofahren ist Freiheit, schnell autofahren ist viel Freiheit. Reindrängler Kolonnen sind für andere da, ich fahre rechts vor und drücke anschliessend so weit wie möglich vorne rein. Ich stelle mich einfach mal hin, und wenn mich einer nicht reinlassen will, hupe ich diesen verdammten, unfreundlichen und rücksichtslosen Arsch einfach an. Reissverschlussverweigerer Ich war zuerst da. Rotfahrer Echt? War das schon auf Rot? Ich sah das Signal noch auf Grün. Okay, Orange. Dunkelorange, vielleicht. Hellrot, möglicherweise. Maximal. Scheinwerferblender Meine Scheinwerfer sind an? Wirklich? Woran erkenne ich das? Schleicher Ich bin ein grundsätzlich vorsichtiger und misstrauischer Mensch. Eigentlich würde ich gerne vor jeder Kurve aussteigen und erst zu Fuss sehen gehen, was sich dahinter verbirgt. Man kann ja nie wissen! Und gerade in dieser schnelllebigen Zeit ist es wichtig, zwischendurch etwas innezuhalten. Ohmmmm… SMSundWhatsappschreiber Ich habe überhaupt kein Problem damit, Lisa zu schreiben, was ich übers Wochenende alles erlebt habe und mich gleichzeitig auf den Verkehr zu konzentrieren. Schliesslich bin ich multitaskingfähig. Multi-tasking-fähig. Wofür habe ich denn

Vortrittserzwinger Rechts hat immer recht, drum heissts ja so. Und jetzt hinten anstellen. Wegabschneider Ich bin clever, denn ich kenne die Ideallinie. Damit spare ich Zeit und Benzin. Sorry, Fahrradfahrer, ich bin einfach stärker als du. Aber du trägst ja einen Helm, was soll da schon gross passieren?

Auswertung: 0 Übereinstimmungen: Hervorragend! Sie sind Gott! Möglicherweise haben Sie aber auch geschummelt. Beginnen Sie nochmals von vorne. 1 Übereinstimmung: Sie müssen dringend an sich arbeiten. Wirklich. Ihr Verhalten ist nicht tolerierbar. Nicht einmal, nicht zweimal… überhaupt nicht. Tut man das selbe Ihnen an, wie reagieren Sie dann? Eben. Ein frohes, neues Jahr. 2 und mehr Übereinstimmungen: Sie müssen dringend an sich arbeiten. Wirklich. Ihr Verhalten ist nicht tolerierbar. Nicht einmal, nicht zweimal… überhaupt nicht. Tut man das selbe Ihnen an, wie reagieren Sie dann? Eben. Ein frohes, neues Jahr. P.S.: Die Liste ist übrigens nicht lückenlos und abschliessend vollständig. Sollte Ihr Vergehen hier nicht aufgeführt sein, bedeutet das nicht zwingend, dass Ihre Leuchtweste weiss ist.


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Januar 2015

Seite zwanzig

«Meine besten Liebes-Erklärungen!»

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Seite einundzwanzig

Januar 2015

Patientenforum (2012)

1. Januar 2015 Ulrike Gastmann. (Leipzig) „Stillstand ist Rückschritt“, krähte der Mann ins Mikrofon, „Stillstand ist Rückschritt!“. Der Mann musste es wissen. Schließlich hatte er BWL studiert. Betriebswirtschaftslehre. Allein deshalb durfte er auch allerorten herumsitzen und uralte Weisheiten im innovativ-schmissigen Gewand verticken. So etwas lernt der BWLer nämlich schon im ersten Semester. Mit abgedroschenen Zitaten bringt sich die Heilslehre der Ökonomie einfach am besten unter die Leute. Damit hatte es der Mann sogar bis ins Gesundheitswesen geschafft. Ob er Arzt sei, werde er manchmal gefragt. Nun, Arzt sei er nun eigentlich nicht. Denn es hatte sich schon in der Schule allzu bald herausgestellt, dass er dafür auch oben rum nicht genügend Latten am Zaun haben würde. Jetzt jedoch war er sogar etwas Besseres als ein Arzt, oder um genauer zu sein, wie ein Arzt wie er sagte, besser sogar wie ein Chefarzt. Er war jetzt an der Spitze der Evolution angekommen: Er war Krankenkassenvorstand. Krankenkassenvorstand - das war kein leichter Job. Ständig hatte er neue prunkvolle Gebäude in Innenstadtlagen einzuweihen und sich mit diesem überstudierten uneinsichtigen Ärztepack herumzuschlagen, die nur widerwillig die Praxisgebühren eintrieben und die ihm vor allem immer wieder mit der ollen Kamelle kamen, dass der Mensch keine Maschine sei. Vor Ärzten aufzutreten um diese mit ins Boot zu holen war ihm ein Graus, neulich habe er sich gar dem perfiden Zwischenruf ausgesetzt gesehen, er nutze seine rudimentäre Rhetorik ausschließlich für eine kühle Kosten-Nutzen-Rechnung. Heute aber würde er leichtes Spiel haben. Gerade sprach er zu einem Patientenpublikum einer orthopädischen Reha-Klinik über die Trends im modernen Gesundheitswesen. Andächtig saßen Versehrte in ihren Stühlen und lauschten. Dass Reha-Patienten erfahrungsgemäß zu allen Vorträgen erscheinen, die in der Klinik geboten werden und jetzt genauso vor ihm aufgereiht gewesen wären, wenn man zum Bingo geblasen hätte, war ihm geflissentlich egal. Heute konnte er endlich einmal

Tacheles reden: Meine Damen und Herren, Vieles hat sich getan im Gesundheitswesen in den vergangenen Jahren. Vieles hat sich bereits zum Besseren gewendet: Krankenkassen können sich endlich wieder angemessene Gebäude in die Städte stellen. Klinikvorstände erstarkten erneut zu einer angesehenen Fraktion in den renommierten Golfclubs der Städte. Gesundheitsminister und KVFunktionäre sind wieder in der Lage, sich ein paar Grundbedürfnisse zu erfüllen - eine Villa, ein Sportboot, eine Limousine, ab und zu eine Kreuzfahrt. Einfach so nach Lust und Laune krank zu werden, meine sehr verehrten Damen und Herren, so etwas gehört der Vergangenheit an. Was wir am Ende des Tages brauchen, um die Kuh vom Eis und Sie alle mit ins Boot zu holen, ist eine verantwortungsvoller Umgang mit der Krankheit! Doch, damit allein ist es nicht getan, versehrte Anwesende. Der strenge Sparkurs muss fortgesetzt werden, und Sie, als Patient, können hier ganz entscheidend mitwirken, indem Sie sich an ein paar simple Verhaltensregeln halten: 1.) Was immer Ihnen widerfährt, versuchen Sie unbedingt, die Zahl Ihrer Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte möglichst gering zu halten. Eine Unterarm-Fraktur zum Beispiel sollte Sie weder in Kopflosig- noch in Wehleidigkeit verfallen lassen. Bedenken Sie: Auch ein stramm gewickelter Verband vermag zu stabilisieren und erspart Ihnen gefährliche Röntgenstrahlung. 2.) Plagen Sie Ihren Arzt nicht mit unnötigen Bitten nach MedikamentVerschreibungen. 3.) Halten Sie einen Arztbesuch partout für unerlässlich, bedenken Sie bitte auch die tröstlich-therapeutische Wirkung eines liebevollen Hinwendens zu Ihrem Arzt. Den meisten Ärzten geht es finanziell noch schlechter als Ihnen. Führen Sie das Gespräch deshalb einfühlsam und verfolgen Sie nicht vordergründig materielle Interessen wie Ihr Rezept! Unterbrechen Sie wiederum nicht zu früh den Geschäftsbericht Ihres Arztes und beschäftigen Sie sich nicht mit Nebensächlichkeiten wie Ihren frisch abgetrennten Gliedmaßen. So kann kein Vertrauen entstehen.

Ärzte, die sich vernachlässigt fühlen, werden früher oder später die Patienten wechseln. 4.) Verschwenden Sie die Zeit der Mediziner auch nicht mit simplen Einfach-Erkrankungen. Ausschließlich mit einem Heuschnupfen vorzusprechen, das ist Luxus und Verschwendung. Durch die gezielte Planung eines Herzinfarkts, einem kompliziertem Oberschenkelhalsbruches und eines Bauchschusses kann die Effizienz Ihrer Behandlung um ein Hundertfaches gesteigert werden. 5.) Nehmen Sie so viele IgeL-Angebote Ihres Arztes in Anspruch wie möglich, auch wenn Ihnen der Stutenmilcheinlauf nicht unbedingt zusagen sollte. Bedenken Sie, dass eine Golfausrüstung auch zu Buche schlagen kann. 6.) Bilden Sie sich im Internet selbst medizinisch fort. So können Sie rasch ein profundes Halbwissen aufbauen. Ein Arztbesuch erscheint Ihnen dann häufig entbehrlich. 7.) Hinterfragen Sie nicht provokativ höhere Krankenkassenbeiträge! Auf welche Weise, glauben Sie, können sonst die moderne Kassen-Neubauten mit den Mitarbeiter-Chill-Out-Lounges, finanziert werden? 8.) Haben Sie Verständnis dafür, dass Endoskopien und kleinere operative Eingriffe künftig in Eigenverantwortung selbst und zu Hause durchgeführt werden müssen. 9.) Bedenken Sie bitte, dass auch Rechtsanwälte ihre Daseinsberechtigung haben. Bei kleinstem Zweifel an der Behandlungsmethode Ihres Arztes suchen Sie bitte juristischen Rat. Zum Ende lege ich Ihnen noch einmal ans Herz, meine Damen und Herren: gemeinsam können wir es schaffen. Gehen wir es an, denn Stillstand ist Rückschritt. Und Rückschritt ist der Tod. Ergriffen klatschten selbst die Einarmigen mit ihrem Nachbarn und als ein Rollstuhlfahrer beim Hinausfahren in der Tür des Saales stecken blieb, hub die auf Krücken wankende Frau hinter ihm an zu krähen: „Hey, weiter geht’s … ! Stillstand ist Rückschritt!“ Zufrieden rieb sich der Mann die Hände. Das Gesundheitswesen war auf einem guten Weg.

Satire, die (Substantiv, feminin)

12. Januar 2015 Pete Stiefel Derzeit wird viel über Satire diskutiert. Womöglich so viel und intensiv wie nie zuvor. Und wo diskutiert wird, da wird interpretiert – und wo interpretiert wird, da entstehen Unschärfen und Unklarheiten, und daraus wiederum erwachsen Unwahrheiten. Und Unwahrheiten verbreiten sich schnell. Bevor diese Unwahrheiten als Wahrheiten übernommen werden, gilt es, Unrechtes aufzudecken und richtigzustellen. Eine aktuelle Unwahrheit behauptet: “Satire darf alles. Ausser…“ Richtig ist: Satire ist kein Bäumchen, an dem jeder dasjenige Blättchen abzupfen darf, welches ihm nicht gefällt. Um anschliessend, wenn keine Blättchen mehr übrig sind, Ästchen abzubrechen, dann die Äste abzureissen, schliesslich den Stamm bis zum Strunk zurückzusägen und zu guter Letzt auch noch diesen mitsamt den Wurzeln ausreissen, weil einer darüberstolpern könnte. Nein: Satire kennt keine Grenzen, hält sich nicht an Gesetze, überspringt Hürden und rennt Barrieren nieder. Sie setzt sich über Normen hinweg, hält die Mächtigen zum Narren und jedem und allem einen Spiegel vor. Vielleicht ist die überspitzt geäusserte Kritik zum Lachen, vielleicht zum Weinen, sie lässt aber auf jeden Fall niemanden kalt und rüttelt auf. Sie darf alles, die Satire. ALLES. Wenn man sie zu zerpflücken beginnt, sie mittels Ethik- und Moralkäule in Zwangsjacken prügelt, dann hat man sie verraten, dann zerrinnt sie wie Sand in der Hand und zerplatzt in der Luft, wie eine Seifenblase, die man einzufangen und in einen Käfig zu sperren versucht. Satire muss nicht lustig sein Satire darf – muss im Gegenzug aber nicht alles. Zum Beispiel um jeden Preis witzig sein. Denn sie ist nicht (wie vielfach fälschlich angenommen) Komik, Klamauk, Schabernack oder lauer Witz. Sie ist Hohn mit Gehalt, sie ist Schalk mit Hintergrund, sie ist Spott mit Ursache, sie speit Galle und spuckt Gift. Und der, den es betrifft, der ist nicht selten verletzt und gekränkt, aber ganz bestimmt getroffen. Vielleicht trägt ers mit Würde, vielleicht erträgt ers nicht. Aber die Satire schont grundsätzlich nichts und sie verschont keinen, auch nicht denjenigen, der am Boden liegt. Aber insbesondere zielt sie auf den auf seinem hohen Ross, der glaubt, der Mächtigste und gar unverwundbar zu sein. Der Speerstoss in seine Seite belehrt ihn eines Besseren. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Satire, wenn man es erst recht macht. Satire ist eine Kunst, sie ist ein Tanz, ein Instrument, das man nicht einfach so leicht beherrscht. Virtuoses Kochen mit präzisen Prisen von Kritik, Didaktik,

Polemik, gespickt mit einem gewissen Unterhaltungswert. Sie ist einem in die Wiege gelegt, und die Fähigkeit, mit ihr umzugehen, wächst mit dem Geist und dem Charakter – so man Glück hat und ein Quäntchen Verstand. Das Handwerk der Satire zu erlernen, ist praktisch ein Ding der Unmöglichkeit. Es besteht denn auch die Verlockung, unbedarfte, feige, missbilligende, populistische und rassistische Äusserungen hinter einer Satiremaske zu verstecken. Das ist verwerflich und hat nichts mit der beschriebenen Kunstform der Kritikäusserung zu tun. Meist wird der Betreffende aber rasch entlarvt. Spätestens dann, wenn man seine Gesinnung, sein Umfeld und seine Geschichte näher betrachtet. Darf sich Satire auch kritisch mit einem delikaten Thema wie der Religion auseinandersetzen? Wer die bisherigen Zeilen aufmerksam gelesen hat, kennt die Antwort bereits: Selbstverständlich darf sie das. Muss sie sogar. Und hat sie bereits über die vergangenen Jahrhunderte, ja Jahrtausende getan. Seit der frühen Antike, bei den Griechen, den Römern und später im Mittelalter, während der Renaissance und der Reformation kam jeweils keine Obrigkeit ungeschoren davon, damit auch nicht Glaubensvertreter: Der Papst blieb genau so wenig verschont, wie die Kirche als Ganzes. Die Satire ist auch hier die Macht von Wort und Bild, welche keine Waffen und Gewalt benötigt für einen treffenden Angriff auf das vermeintlich Unangreifbare. Eine zentrale Frage, welche sich bei dieser uneingeschränkten Freiheit unweigerlich stellt: Muss alles geschrieben, gesagt und dargestellt werden, was prinzipiell geschrieben, gesagt und dargestellt werden darf? Verschiedene Kulturen reagieren unterschiedlich auf Kritik an ihren Gepflogenheiten, Regierungen, Religionen und Eigenheiten, jedes Land hat Gesetze und Rahmenbedingungen geschaffen, um einen allgemeinen Frieden aufrechtzuerhalten und ihn zu schützen, sowohl gegen aussen, wie auch gegen innen. Ob ein Satiriker gewillt ist, mit den Konsequenzen für seine Äusserungen zu leben, muss er für sich selber entscheiden, schliesslich zwingt ihn niemand, Kritik anzubringen. Ausser sein unbändiger Drang, Missstände aufzudecken. Bestrafungen können vielfältig ausfallen, sind regional unterschiedlich und abhängig von der Diskrepanz zwischen seinen Aussagen und der Auslegung der Gesetze. Nie und unter keinen Umständen tolerierbar ist allerdings, dass er mit der mit der Gefährdung von Leib und Leben rechnen muss. Nicht heute und nicht morgen. Geschliffenem Wort und Bild begegnet man auf Augenhöhe und nicht mit Waffengewalt.


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Januar 2015

Seite dreiundzwanzig

SWISS NIGHTLIFE AWARD 2014 R O LO

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H O S B D HI C L U

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N U F JP D & P A E W NE DJ S O B O DJ

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U Y CO ONA L E RC

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O ORD C C E IS OFF R

D E PL

R U P

E N I H N C SDE E A R M INGS, D

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FEBRUARY 7TH 2015

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11:00 PM

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GESCHICHTE VON HANS

25. Dezember 2014 Kaspar Isler Hans hatte kein schlechtes Leben. Er hatte gelernt, es so zu nehmen, wie es kommt. Irgendwann kam es anders. Hans suchte sich die ruhigste Bank im Park und schrieb eine Liste. Hör auf dich. Iss, was du willst. Tu, worauf du Lust hast. Vergleiche dich nicht ständig. Trenn dich von allem, das dich nicht erfüllt. Nimm Rücksicht auf dich selbst. Mach dir nichts vor. Verwechsle Routine nicht mit Glück. Lebe jetzt. Gönn dir was.

Seite dreiundzwanzig

Januar 2015

Umgib dich mit denen, die dich bereichern. Sag ihnen, dass du sie liebst. Hoffe immer. Fürchte keine Niederlagen. Hör auf deinen Bauch. Steh dir nicht im Weg. Sei dir bewusst, dass du es in der Hand hast. Verschwende keine Zeit. Sei mutig. Lache so oft es geht. Mach dir keine Sorgen. An der Geschichte, die sein Leben geschrieben hatte, war nichts falsch. Aber fortan – dem war er sich gewiss – schreibe er sie lieber selbst.

A GOOD MAN

27. Oktober 2015 Dominik Hug Es gibt gab und gibt viele gute Männer da draussen. So wie etwa Jesus. Oder Bono. Und neuerdings will auch Steven Seagal “A Good Man” sein. Inhalt: Nachdem bei einem Einsatz in Osteuropa ein kleines Mädchen in seinen Armen starb, hatte Alexander (Steven Seagal) vom Töten genug, zieht sich in eine osteuropäische Grossstadt zurück und wird Hausmeister. Als seine Nachbarin mit ihrer kleinen Schwester von einigen Gangstern bedroht wird, sieht sich Alexander gezwungen wieder zu den Waffen zu greifen. Keoni Waxman scheint sich mit Steven Seagal blendend zu verstehen, ist “A Good Man” die bereits fünfte Filmproduktion der beiden und

UNTER VIER AUGEN: DIE KEINE AHNUNG ABER SCHIESS-MICH-TOT UND SOWIESO ENDGEILSTE TOP5 DER ANSEHNLICHSTEN BRILLENTRÄGER IM INTERNATIONALEN NETZWERK

3. November 2014 Midi Gottet.Befangen rangen wir um diese Brillenschlangen.

zudem war Waxman Regisseur von acht Episoden von Seagals TV-Serie “True Justice”. Da scheinen sich zwei gefunden zu haben. Irgendwie wie damals Denzel Washington und Tony Scott. Irgendwie jedenfalls. Und bisher kann Waxman nicht behaupten Seagal zu Grossleistungen getrieben zu haben. War der Erstling dieses Actionduos noch gut anschaubar und unterhaltsam (The Keeper), waren die folgenden Filme von Waxman und Seagal ziemlich schrottreif. “A Dangerous Man” war brutal aber richtig doof, “Maximum Conviction” schlecht und “Force of Execution” richtig schlecht. Seagal scheint leider so ziemlich auf seine Filmographie zu scheissen, spätestens, aber allerspätestens nach “Force of Execution” hätte ich mich an seiner

Stelle von Waxman getrennt und hätte mal wieder was gutes produziert. Nun, Seagal ist nicht Hug, also folgte nun “A Good Man”. Zugegeben, der Streifen wirkte zumindest wieder etwas besser produziert als seine Vorgänger, aber alleine dass der Film wieder in den Hinterhöfen Rumäniens gedreht wurde, nahm mir schnell die Freude. Man sieht dem Streifen die Billigproduktion an allen Ecken und Kanten an. Immerhin, Seagal langt hin und wieder mal richtig zu. Actiontechnisch gibts immer mal wieder was zu sehen, aber der Mief des C-Movies hängt einfach über jeder Szene. Sehr schade. Fazit: Seagal machte schon schlechteres, was nicht heisst “A Good Man” sei auch “A Good Movie”. Im Gegenteil. Hände weg von diesem Werk.

MUSS MAN HABEN: EIN ARSCHLOCH AUF DEM TELLER.

6. November 2015 Reinhold Weber Tschuldigung. Wir meinen natürlich einen Five-Star Premium 1A Quality Stülp-Mastdarm (ohne Knochen) von glücklichen Schweinen aus den USA. Denn in Zeiten, wo man nicht mehr weiss, was man überhaupt noch essen kann und soll, ist dies vielleicht eine willkommene, weil naturbelassene Alternative. Hier schon mal das Original-Rezept “Spicy Assholed Redneck Pork” zum Nachkochen (für vier Personen): 1 Kilo Schweine-Stülp-Enddarm, in

Streifen geschnitten. Scharf in Motorenöl anbraten. 1/2 Kilo kleingeschnittene Zwiebeln, 10 Knoblauchzehen, 20 Chilischoten, je 1 Flasche Ketchup und Ahornsirup, zwei handvoll Kümmelsamen sowie je drei Dosen Ananas (inkl. Saft) und Texas Red Beans dazugeben. Fonds einkochen lassen. Mit 1,5 Liter Wild Turkey Bourbon ablöschen, flambieren und drei Stunden lang auf kleinem Lagerfeuer ziehen lassen. Hübsch mit frischer Brennessel garnieren und mit einem Kübel Popcorn servieren. Enjoy.


Obszön. Aber luschtig. Haha.

so zädeli für dä alltag Wenn öpper füredränglet.

Hoi. Du bisch füredränglet. Gang jetzt bitte au hinä go astah, wie mir andere.

Uf dä Rollträppä.

Links gehen. Rechts stehen. Mega schwirig, ich weiss.

Wer hät di eigentlich erzoge? Dä Bushido?

Für die Lüt im ÖV.

Wenn dä Streber grad de Lehrer wott ad Ufzgi erinnere.

Brucht dini Täsche wükli en eigete Sitzplatz?

Wenn öpper nur Scheisse laberet.

Ich han imfall gar nöd gnueg Robidogseckli, zum dä ganzi Scheiss ufläse, wo du grad usegla häsch.

Für dä wo nüm ufhört redä.

Bis doch bissäguät eifach mal ruhig.

Mir händ alli d‘Ufzgi nöd gmacht, usser du. Aso bitte eifach Pfrässi hebä. Vilicht vergissts de Lehrer ja und mir chönd all relaxe.

Wenn din Onenightstand nöd wott verreise.

Hey. Isch schön gsi. Aber es wär super, wenn jetzt wieder chöntsch gah. Ich muess no ähm, a minere Modällisebahn schaffä. Bitte chlau nüt bim Usegah.

Fründlichi Art zum säge, dass grad nöd magsch rede.

Mag grad nöd Smalltalk. Han aber nüt gäg dich. Mässi fürs Verständnis.

Eifach so.

Für unter d‘Schiibewüscher.

Penis.

Wo häsch glärnt Parkierä? Bim fucking Stevie Wonder? Du Vollbananä. Kännsch Fielmann?

Fü die ganz Guete.

Läck bin ich froh, dass Du existiersch. Für die Lüt am Lift.

Dä Lift chunt imfall nöd schneller, au wenn 50 Mal dä Chnopf trucksch.

Idä Disco, wenn di wieder mal nöd getrausch, du Pfiifä.

Du bisch schön. Hani eifach gschwind welä säge.

Wenn es luutloses, aber bestimmts Nei bruchsch.

Nei. Idä Schuel, wenn de Klugscheisser wieder redet.

Es isch super, dass du das weisch. Thumbs up, du Held. Aber es hät grad absolut nüt mitem Thema z‘tue. Aso Hepfrässi.

Zum mässi säge.

Dankä! Du bisch super!

Wenn sich öpper plötzlich inen Helikopter verwandlet.

Wow. Häsch du dich grad inen Helikopter verwandlet?

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Meh Abentüür: facebook.com/zukkihund


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