KulturInfo Mai 2022

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ORCHESTERKONZERT IM GÖRRESHAUS Commedia dell'arte

Am 22. Mai 2022 findet jeweils um 11:00 Uhr und um 16:00 Uhr ein Orchesterkonzert im Görreshaus unter dem Motto der italienischen Theaterform „Commedia dell’arte“ statt. Als Soloinstrument steht diesmal die Oboe im Zentrum, die von Solistin Céline Moinet gespielt wird. Die junge Französin ist bereits seit mehr als zehn Jahren als Ausnahmekünstlerin auf der Oboe bekannt und gastiert regelmäßig bei den Wiener Philharmonikern oder dem London Symphony Orchestra. Den Auftakt macht Bachs erste Suite in C-Dur BMV 1066. Das Orchesterwerk bleibt Methoden des Barock treu und bedient sich den musikalischen Formen der Nachbarländer. Heraus kommt ein Stilgemisch, das für das Deutschland des frühen 18. Jahrhunderts charakteristisch war. In seiner ersten Suite schaut Bach vor allem nach Frankreich und Italien. Ein Wechselspiel von Solo- und Tutti-Passagen stammt aus italienischer Tradition, die folgenden Tanzsätze vor allem aus Frankreich. Die Abwandlungen, die Bach den Tanzsätzen einfließen ließ, machen sie jedoch zum Tanzen eher ungeeignet. Sie überraschen mit vielem Irregulären, wie beispielsweise dem ersten Bourée, in dem Oboe und Fagott nun nicht mehr im lichtdurchfluteten C-Dur ihre Melodie erklingen lassen, sondern im Gegenteil nun im mürrisch angehauchten c-Moll. Ein Scherz à la Bach. Im nächsten Stück, L’horloge de flore – „Blumenuhr“ – von Jean Françaix, verschmelzen Literatur, Naturwissenschaft und Musik. Der Komponist ließ sich von einem Gedicht von Stéphan Mallarmé inspirieren, der seinerseits seine Inspiration aus dem Werk von Carl von Linné zog. Von Linné war Biologe und hat sich in seinen Studien ausgiebig mit Botanik beschäftigt und versucht dieser eine natürlichen Ordnung zuzuschreiben. Unter anderem stellte er fest, das verschiedene Blumen zu verschiedenen Tageszeiten erblühen. Literarisch von Mallarmé verarbeitet, vertonte Françaix 1959 Schneeglöckchen, Wachsblumen, Trauergeranie und weitere. In seinem Kompositionsstudium setzte er sich auch mit Werken von Bach und Strawinsky auseinander. Der humorige Umgang mit der Thematik und der Einsatz von „kontrapunktischen und instrumentatorischen Raffinessen“ lassen diesen Einfluss spürbar werden. Die stärkste Verbindung zur Commedia dell’arte hat das letzte Stück, geschrieben von Igor Strawinsky und ursprünglich abgeleitet vom neoklassizistischen Ballett „Pulcinella“. Dessen Geschichte ließe sich aus Irrungen und Wirrungen der Liebe zusammenfassen – inszenatorisch der Programmatik des frühen italienischen Klamauks folgend, selbstverständlich auf sehr humoristische Weise arrangiert und auf starker Mimik und Gestik der Ballettdarsteller aufbauend. Die beim Orchesterkonzert im Görreshaus ertönende PulcinellaSuite wurde aus dem Ballett als rein instrumentales Stück abgeleitet und 1922 – zwei Jahre nach der Uraufführung des Balletts – in Boston uraufgeführt. Auch hier kommenden die humoristischen Passagen musikalisch zum Einsatz.

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Bühne & Konzert

Ausgabe KO 05|2022

STUNDEN DER PHILHARMONIE

MEHR MUSIK

Im Mai gibt es gleich zwei Stunden der Philharmonie zu genießen. Am 15. Mai um 11:00 Uhr spielt das Meander Quartett, das in diesem Jahr sein 10-jähriges Bestehen feiert. Neben dem viel rezipierten Streichquartett a-Moll D 804 von Franz Schubert, auch „Rosamunde“ genannt, kommt auch das zweite Streichquartett von Beethoven aus den Rasumowsky-Quartetten zur Aufführung. Während aus heutiger Sicht diese einen klassischen Höhepunkt Beethovens in seiner Quartettkunst bilden, waren seine Zeitgenossen davon eher weniger begeistert. Irritiert bis belustigt, nannten sie die Streichquartette „Flickwerk eines Wahnsinnigen“.

An Christi Himmelfahrt, dem 26. Mai um 11:00 Uhr findet das alljährliche Stipendiaten- und Praktikantenkonzert im Görreshaus statt. Bereits seit vielen Jahren vergibt die Stiftung Rheinische Philharmonie mehrere jährliche Stipendien, um junge Musiker zu fördern. Sie lernen intensiv von den Kollegen der Rheinischen und können sich ganz der Musik widmen. Wenn auch Sie mithelfen wollen, können Sie das ganz einfach tun. Egal, wie groß der Betrag ist, jeder Cent hilft und kommt dem Orchester, seinem Handwerk und Bildungsauftrag zugute.

Kammermusik im Doppelpack

Die Stücke der zweiten Stunde der Philharmonie am 29. Mai um 11:00 Uhr sind geprägt von Umbruch und Gegensätzen. Unter dem Motto „Fantastique et léger“, frei übersetzt etwa „fantastisch und leicht“, strahlen die Stücke zumeist die Schwere der Realität zu Beginn bis Mitte des 20. Jahrhunderts aus. Und gleichzeitig scheinen sie sich doch zeitweise in eine Traumwelt zurückzuziehen. Das Trio um den 1. Konzertmeister der Rheinischen, Kirill Terentiev, bringt ein Werk von Serge Prokofieff auf die Bühne, das die bedrohliche Atmosphäre im stalinistischen System widerspiegelt und dennoch den Mut nicht verliert.

Céline Moinet | Foto: François Sechet

Außerdem wird mit Camille Saint-Saëns‘ Fantasie A-Dur op. 124 für Violine und Harfe und Claude Debussys Violinsonate in g-Moll der frühen französischen Moderne gehuldigt. Geschrieben 1907 und 1917 und rückbesinnend auf die „Musique française“, lassen sich beim älteren Saint-Saëns in seiner Fantasie eindeutige Einflüsse des jüngeren Debussy finden.

Stipendiatenkonzert

Weitere Informationen finden Sie unter www.rheinische-philharmonie.de


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