KUNSTINVESTOR AUSGABE JUNI 2019

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JUNI 2019

Auktionen und Kunst-Highlights im Juni

Stars und Outsider- Glänzende Investments-Junge Moderne Vienna Biennale for Change 2019 - Hysterical Mining Vertigo - Procession- „flora & fauna brut“ - Sean Scully







Bösendorfer Flügel – Modell 200 „Dragonfly“ Prachtvolle Gärten – Perfektes Handwerk Die Verwendung von verschiedenen Holzarten zur Gestaltung von Ornamenten, Blumen- und Tiermotiven sind seit jeher ein Symbol für Extravaganz und Luxus. Dies zeigt die Vielzahl der historischen Möbel und Klaviere die mit kostbaren Intarsien verziert sind. Kaiserin Maria Theresia und ihr Mann Franz I. Stephan sammelten leidenschaftlich gerne Pflanzen für ihre prachtvollen Gärten und monumentalen Glashäuser. Die Kaiserin machte Schloss Schönbrunn zu einer imperialen Sommerresidenz und zum glanzvollen Mittelpunkt höfischen Lebens. Führende Staatsmänner und große Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur waren hier zu Gast. Der barocke Garten Schönbrunns diente der herrschaftlichen Repräsentation und war Fortsetzung der imposanten Innenräume nach außen. Der im 18. Jahrhundert berühmte Maler Johann Wenzel Bergl schmückte einige Innenräume im Erdgeschoss mit detailverliebten Pflanzen- und Tiermotiven. Auch die naturverbundene Kaiserin Elisabeth (Sissi) erfreute sich in späteren Jahren an den prachtvollen Gärten und Wandmalereien. Die von Bergl gestalteten Räume zählen bis heute zu den drei kostbarsten Raumensembles des Schlosses. Dieses Instrument ist eine Hommage an die prachtvollen Gärten und Wandmalereien des Imperialen Luxus und eine verzaubernde Momentaufnahme der Natur. Limitiert auf 18 Flügel in der Größe 200 schwarz poliert, ist jedes Instrument dieser Serie mit einer individuell nummerierten Messingplakette versehen.

Features Intarsien in traditioneller Sandschattierungstechnik Bösendorfer Grand Piano 200 Limitiert auf 18 Flügel Konzertflügel Mechanikgeometrie gewährleistet optimale Spielart & Kontrollierbarkeit Feinste Verarbeitung wertvoller Furniere und Materialien Resonanzboden aus österreichischem Fichtenklangholz Handgesponnene Bösendorfer Bass Saiten Einzelsaitenaufhängung Handgefertigt in Österreich


KUNST.INVESTOR Editorial

Liebe Leserinnen und Leser!

Heute halten Sie die aktuelle Ausgabe des e-Magazin KUNSTINVESTOR in „Händen“. Innovativ, exklusiv und stets mit dem richtigen Riecher für aktuelle Entwicklungen informieren wir Sie rund um alle wichtigen Themen, die nationalen und internationalen Kunstmärkte betreffend. So spannend war der Kunstmarkt noch nie- besonders dieser Monat wird turbulent: Die Kalender der Sammler und Kunstinvestoren sind voll. Auktionen, Ausstellungen und Previews, ein Termin jagt den nächsten. Und dem Geschäft mit den schönen Dingen mangelt es keineswegs an Härte, ganz im Gegenteil, auf der Suche nach neuen Kunden und Märkten bedarf es Flexibilität und Wandlungsfähigkeit. Der österreichische Kunstmarkt mit seiner prosperierenden Galerieszene boomt und Österreichs Auktionshäuser legen an Internationalität kräftig zu. Kunst ist ein interessantes Portfolio und unbestritten die schönste Beimischung für Ihr Invest-

ment. Inspirierend, nicht allein in ideeller Hinsicht. Auch der ganz „normale“ Kunstliebhaber, der ein Bild bei sich zuhause an die Wand hängt, wird damit zu einem Überzeugungstäter. Er kultiviert später einen sehr selektiven Blick. Er wird daran gemessen; es ist seine ganz persönliche Visitenkarte. Mit diesem Bild zeigt er ein Stück von sich, ein Stück von dem, woran er glaubt, ein Stück von seinen Gefühlen, Hoffnungen, Ängsten. Eine intensive Auseinandersetzung mit Kunst ist ohne emotionale Beteiligung nicht möglich…….. Weil es bei allen Dingen des Lebens immer auf den richtigen Mix ankommt, wollen wir Sie nicht nur mit fundierten Hintergrundberichten, präzise recherchierten Topstories, wichtigen Nachrichten und aktuellen Themen begeistern. Lesen Sie die aktuelle Ausgabe KUNSTINVESTOR, wo Sie sich ein aktuelles Bild über den Kunstmarkt verschaffen können- eine wirklich gute Investition. Viel Spaß wünscht Ihnen Michael Ruben Minassian

IMPRESSUM: Medieneigentümer, Chefredakteur & Herausgeber: Michael Ruben Minassian. Mail: michael.minassian@kunstinvestor.at , Telefon: +43 664/9467039, Verlagsadresse: MN Online & Content GmbH, 1110 Wien, Brehmstrasse 10/4.OG, Geschäftsführung: Markus Bauer, ATU 65091955, FN 330453k, Tel: +43 1/ 919209045, Fax: +43 1/2981298, Website:www.kunstinvestor.at, Cover-Foto: Dorotheum © Man Ray (1890 - 1976) Revolving doors II long distance, 1917-1942, Öl auf Leinwand auf Holz, 76 x 50 cm, Schätzwert € 140.000 - 180.000, Auktion 4. Juni 2019



KUNST.INVESTOR Dorotheum

1938 S.S. 100 Jaguar 2 1/2 Litre, einer von 198 zweieinhalb Liter S.S. Jaguar 100, Schätzwert € 290.000 - 370.000

FAHRSPASS „UNPLUGGED“ Auktion „Klassische Fahrzeuge“ am 15. Juni 2019 in Wien-Vösendorf

Kurz vor der Sommersaison zeigen sich 109 klassische Fahrzeuge, rund die Hälfte davon Motorräder, von ihrer besten Seite: So bereitet Altern in Schönheit Vergnügen! Am 15. Juni 2019 gehen sie im Dorotheum Vösendorf bei der Auktion "Klassische Fahrzeuge" den Start. Hier trifft man etwa auf ein extrem seltenes Käfer Cabriolet aus dem Jahre 1952, nach der Form des Heckfensters auch „Brezelcabrio“ genannt (Volkswagen Type 15 Karmann Cabriolet, € 45.000 – 60.000). Oder man sieht einen „Freund“, die französische DesignIkone Citroen Ami 6 aus 1964 (€ 8.000 – 12.000). Hier darf man völlig ungestraft in Liebe zu Julia entbrennen, nämlich einer Giulia (1964 Alfa Romeo Giulia 1600 Spider, € 50.000 – 65.000).

Sportlich unterwegs: Die Highlights der Auktion kommen aus den Häusern Jaguar, Ferrari und Alfa Romeo: der 1938 S. S. 100 Jaguar 2 ½ Litre (€ 290.000 – 370.000) – einer von 198 weltweit und einer der Vorkriegssportwagen schlechthin – und der Ferrari 250 GT/E Pininfarina 2+2 Serie III (€ 280.000 – 360.000). Mit dem 1948 Alfa Romeo 6C 2500 Sport Berlinetta Touring haben wir es mit einem der prestigereichsten Superautos der Nachkriegszeit zu tun, das eine elegante Karosserie mit einem Sportwagenmotor verbindet (€ 260.000 – 340.000). Porsches hat die Auktion einige zu bieten, darunter einen sensationellen Ur-Turbo, den Porsche 930 Turbo 3.0 Liter aus 1976. Eine Urgewalt, beziffert zwischen (€130.000-190.000).


KUNST.INVESTOR Dorotheum

1938 S.S. 100 Jaguar 2 1/2 Litre, einer von 198 zweieinhalb Liter S.S. Jaguar 100, Schätzwert € 290.000 - 370.000

Sammlung Heinz Prüller: Manche Kandidaten haben auch namhafte Vorbesitzer aufzuweisen, wie etwa den Sportkommentator Heinz Prüller, den unerreichten Formel-I-Experten des Österreichischen Rundfunks. Der „Stimme der Formel I“ gehörten der 1992 Alfa Romeo Spider 2.0 (€ 18.000 – 26.000) sowie der 1982 Porsche 911 SC 3.2 Liter (€ 80.000 – 110.000). Der langjährige Fahrer dieses Porsche-Prototypen, eines Unikats, war Helmuth Bott gewesen, seines Zeichens von 1979 bis 1988 als Vorstand für Forschung und Entwicklung für zahlreiche große Würfe aus dem Hause Porsche verantwortlich. Nostalgikern wird warm ums Herz beim orangen VWSamba, genauer gesagt bei einem komplett erneuerten 1963 Volkswagen T1 Sondermodell mit 21 Fenstern.

Als Kind der 1960er war der Bus tatsächlich nach San Francisco eingeschifft worden, das einige Jahre später der Himmel auf Erden für VW Busse werden sollte (€ 80.000 – 110.000). Die Oldtimer-Fans werden auch bei attraktiven Modellen von Mercedes-Benz, VW (etwa Käfer „Última edición“, € 24.000 – 30.000) oder Maserati fündig. Beachtenswert ist auch ein 1937 Vauxhall 25 GY Wingham Cabriolet, eines von fünf weltweit bekannten Fahrzeugen (€ 38.000 – 52.000). Bei einer American La France aus 1917, stilistisch von klobigen Feuerwehrautos ausgehend, heißt es im Katalog: „100 Jahre alt, fordert diese Maschine immer noch den Menschen, der sie zähmt.“ (€ 65.000 – 85.000). Unter den Motorrädern sticht u. a. eine 1927 Royal Enfield 9-76 h. p. Sports Model 182 aus dem Angebot hervor (€ 18.000 – 26.000). (Foto: © Dorotheum)


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1976 Porsche 930 Turbo 3.0 Liter, Schätzwert € 130.000 - 190.000


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1963 Volkswagen T1 Sondermodell 21 Fenster, originaler Samba-Bus in herausragendem Zustand, ausgeliefert nach San Francisco, von VW zertifiziert, Schätzwert â‚Ź 80.000 - 110.000


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Franz West (1947 - 2012) Ohne Titel, 1 Foto, 2 Marilyn-Warhol-Karten überarbeitet auf Holzfaserplatte, 1981, mit Original West-Rahmen, 33 x 51 cm, Schätzwert € 25.000 - 45.000, Auktion 5. Juni 2019

Stars und Outsider 4.-7. Juni: Contemporary Week im Dorotheum mit moderner und zeitgenössischer Kunst, Juwelen, Armband-und Taschenuhren

Zeitgenössische Kunst | Teil I: 5. Juni, Teil II: 6. Juni 2019: Er vergötterte Stars und war selbst einer: Andy Warhol. Er riet auf die Oberfläche seiner Bilder zu sehen, da sei nichts dahinter. Metaphysik müssen schon die Betrachter herstellen. Autounfälle oder elektrische Stühle als Bildsujets waren dennoch ein Kommentar, gleichfalls seine massenhaft reproduzierte ewig lächelnde, maskenhafte Marilyn, eine tragische Diva. Das am 5. Juni im Dorotheum angebotene Bild des Pop-Artisten zeigt eine Reihe von reproduzierten Fotos von Judy Garland and Liza Minelli, wie auf einer Pinwand aufgereiht. Alle 13 Fotos sind gestellt und inszeniert. Beide Frauen, Mutter und Tochter, waren Kinderstars und gelangten früh zu Weltruhm -– mit allen unerwünschten Nebenwirkungen. Warhols Bild entstand 1978, zu einer Zeit, als er und, die mit ihm gut befreundete, Liza Minelli das legendäre Studio 54 in New York frequentierten. Von diesem Bild, das mit

einem Schätzwert von 280.000 bis 420.000 Euro in die Auktion geht, existieren insgesamt drei farbig unterschiedliche Varianten. Abhängigkeiten- Warhols Marilyn machte eine Ikone des 20. Jahrhunderts auch zur Kunst-Ikone. Franz West steckte 1981 zwei der Warhol’schen Marilyn-Postkarten gemeinsam mit einem überarbeiteten Foto der Wiener Galeristinnen Heike Curtze, Ursula Krinzinger und Grita Insam, in einen mit Gips geformten, amorphen Franz-West-Rahmen. Titel der Arbeit: Suchtgiftabhängiger (€ 25.000 – 45.000). Fotos von Massenprodukten stellt er ebenfalls Abbildungen von Protagonisten des Wiener Kulturlebens in seiner Visuellen Analyse aus 1974 gegenüber. Laut Eva Badura-Triska thematisiert West die soziale Rolle von Kulturschaffenden und deren Rolle als Stars oder Outsider in der Gesellschaft. Für die Collage erwartet man zwischen 25.000 und 45.000 Euro.


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Andy Warhol (1928 - 1987) Judy Garland and Liza Minelli, 1978, synthetische Polymerfarbe und Siebdrucktinte auf Leinwand, 101,5 x 101,5 cm, Schätzwert € 280.000 - 420.000, Auktion 5. Juni 2019


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Archaisch-

Frühe Höhlenmalerei, Graffiti, Kinderzeichnungen oder Arbeiten von psychisch Kranken – all diese Elemente faszinierten Jean Dubuffet und fließen stilistisch in seine Werke ein. Er betreibt so etwas wie eine Archäologie der menschlichen Seele. Vom so genannten Vater der einflussreichen Kunstrichtung „Art Brut“, der rohen, direkten und „ursprünglichen“ Kunst, werden bei der Dorotheum-Auktion drei Arbeiten angeboten. Stilisierte Figuren sind bei Paysage avec personnage (Landschaft mit Personen) in die Landschaft eingeschrieben, vereinen die Erde und seine Bewohner (€ 300.000 – 400.000). Tete (Kopf) ist auf das Wesentliche reduziert und gleichzeitig universell, Buisson au papillon zählt mit seinen Versatzstücken aus Blättern und anderem organischem Material zu Dubuffets Serie „Materiologies“. An Farbstrahlen und Kristalle erinnern die raffinierten Farbgitter-Bilder von Piero Dorazio. Eine Elfenbeinturm benannte Arbeit aus 1957 betont die Vertikal- und Horizontalstruktur der Komposition und schafft ein Netz, der den Raum neu erfindet. „Der Elfenbeinturm drückt die Isolation aus, Grundbedingung für einen kreativen Akt“, so der Katalogtext (€ 180.000 – 260.000). Von der Form der Wüstenrose abgeleitet ist die runde Bronzeskulptur von Arnaldo Pomodoro. Die Bronze mit 60cm Durchmesser soll, so der Künstler, einen „dialektischen Prozess zwischen unendlichem Raum und organischer Struktur“ schaffen (€ 200.000 – 300.000). Den Akt des Malens stellt InformelProtagonist Hans Hartung in den Mittelpunkt seiner aufs Wesentliche konzentrierten Arbeiten. Von den ZERO-Künstlern überzeugen auch diesmal Arbeiten von Otto Piene, Günther Uecker hier eine streng geometrische „Reihung“ von 1970 (€ 400.000 – 600.000) – oder Heinz Mack. Unter den weiteren Künstlern: Hermann Nitsch, Arnulf Rainer, Heimo Zobernig, Ilya Kabakov, Alex Katz, Jonas Burgert, Fabio Mauri, Carla Accardi, Berlinde de Bruyckere u.v.m

Klassische Moderne | 4. Juni 2019: Paradiesisch- Die schreienden Farben der Expressionisten sind bei Hermann Max Pechsteins jungem Mädchen am Meer einer ausgewogenen Farbkomposition aus 1923 gewichen, der spontane Pinselduktus bleibt. Auf diesem am 4. Juni bei der Auktion Klassische Moderne angebotenen Gemälde klingt die Sehnsucht des Brücke-Malers nach dem Paradies, dem Einklang der Natur mit dem Menschen durch. Pechstein der im NSRegime als „entartet“ verfemt wurde, heiratete im Entstehungsjahr des Bildes das dargestellte Modell, Marta Möller (€ 180.000 – 250.000).

Durchgedreht- Wie eine Drehtür hatte Man Ray 1919 seine zehn Collagen in der New Yorker Daniel Galerie angeordnet. Revolving Doors, die Serie von, wie Man Ray sagte, „pseudowissenschaftlichen Abstraktionen“, spielte prophetisch mit Kinetik und dem Verhältnis von Mensch und Maschinellem. Der Künstler, gemeinhin bekannt für seine surrealistischen Fotografien und Rayografien, setzte diese Collagen-Serie 1942 in Ölbilder um. Die mit skurrilen Titeln benannten Blätter hießen etwa Betonmischer, Das Treffen, Drachenfliege. Jene Long Distance betitelte Arbeit ist Teil der Moderne-Auktion. Er überschneidet die Formen eines Luftschiffes mit Streifen von knalligen Farben – ein Symbol der unaufhaltsamen Energie einer ständig expandierenden technologischen Welt (€ 140.000 – 180.000).

Sommerschnee- Kaum jemand konnte alpine Schneelandschaften besser darstellen als Alfons Walde, dessen Arbeiten hoch im Kurs von Sammlern stehen. Ein Beispiel dafür ist sein Hof am Wilden Kaiser von 1935, in der bläulicher Schnee, Gebäude, Menschen und Bergwelt eine suggestive Einheit bilden. (€ 250.000 – 380.000). Weitere bedeutende Arbeiten der Auktion stammen von Gustav Klimt, Carl Moll, Oskar Kokoschka, Lyonel Feininger, Giacomo Balla, Marino Marini, Paul Cézanne u. v. m. (Foto: © Dorotheum)


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Jean Dubuffet (1901 - 1985) Bon Espoir (Paysage avec personnages), 1955, Öl auf Leinwand, 89 x 116 cm, Schätzwert € 300.000 - 400.000, Auktion 5. Juni 2019

Hermann Max Pechstein (1881 - 1955) Junges Mädchen am Meer, 1923, Öl auf Leinwand, 81 x 100,5 cm, Schätzwert € 180.000 - 250.000, Auktion 4. Juni 2019


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Brillantohrstecker, Brillanten 5,72 ct bzw. 5,54 ct, Schätzwert € 120.000 – 160.000

Glänzende Investments Dorotheum-Auktionen mit exquisiten Juwelen und Armbanduhren-Klassikern am 5. und 7. Juni 2019

Exklusive Diamanten und seltene Farbsteine sind ein beliebtes Investment. Kriterien für Anlage-Juwelen sind neben der Carat-Zahl auch die Seltenheit, die Farbe und die Reinheit. Steine, die unbehandelt sind, erfreuen sich größter Beliebtheit.Die Dorotheum JuwelenAuktion am 5. Juni 2019 bietet rund 200 exquisite Juwelen aus mehreren Epochen und Stilrichtungen und offeriert dabei einige außergewöhnliche Steine. Versteigert werden Brillantsolitär-Ringe, darunter ein Ring mit einem 6,68 ct.-Brillanten (€ 40.000 – 60.000). Ein Altschliff-Diamantring mit insgesamt ca. 7 ct. ist ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts zu datieren (€ 40.000

– 60.000). Mehr als insgesamt 11 ct. bringt ein Paar Brillantohrstecker auf die Waage. Die beeindruckenden Steine weisen keine Anzeichen von Fluoreszenz auf, die Schätzung liegt bei 120.000 bis 160.000 Euro. Auffallend ist ein Paar Ohrringe mit Diamanten, in dessen Mittelteil zwei unbehandelte Burma-Saphire– in Pink und Blau - von je ca. 4,9 ct. verarbeitet sind (€ 10.000 – 12.000). Französischer Chic: Mit insgesamt 12 Carat Achtkantdiamanten und einem 100carätigem Rubellit besetzt ist ein Platin-Collier, das mit 12.000 bis 18.000 Euro bewertet wurde.(Foto: © Dorotheum)


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Armbanduhren-Klassiker Auktion am 7. Juni 2019

Mit einem Schwerpunkt von Uhren aus Glashütte sowie Rolex, Patek Philippe und Omega startet die Dorotheum Auktion von Luxusuhren. Mehr als 200 Armband- und Taschenuhren werden am 7. Juni 2019 versteigert. Eine Besonderheit ist eine Audemars Piguet Royal Oak Offshore, eine sportliche Edelstahl-Armbanduhr mit ewigem Kalender, die Nr. 9 einer limitierten Auflage, die mit einem Schätzwert von 20.000 bis 30.000 Euro angeboten wird. Für Sammler von klassischen, komplizierten Uhren mit großer Geschichte findet sich eine Breguet Grand Complication Tourbillon mit einem Schätzwert von 24.000 bis 30.000 Euro in dieser Auktion. Feinstes Porzellan aus Meissen sowie Gold wurden von Glashütte Original für das Zifferblatt dieser streng limitierten Ausgabe verwendet. Der Schätzwert der feine Armbanduhr liegt bei 8.000 bis 12.000 Euro. (Foto: © Dorotheum)

Audemars Piguet Royal Oak Offshore, Armbanduhr mit ewigem Kalender und Chronograph, Edelstahl Schätzwert € 20.000 – 30.000


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Junge Moderne

Josef Hoffmann als Star der Jugendstil-Auktion am 17. Juni 2019

Josef Hoffmann, Brosche in originaler Lederschatulle, Wiener Werkstätte, vor 1912, Gold, Perlmutt, Mondsteine, 4,1 x 4,1 cm. Es wurde nur ein Exemplar von dieser Brosche ausgeführt, Schätzwert € 60.000 - 120.000

Er gilt als einer der Wegbereiter der Moderne. Auch heute gilt die Beschreibung von Universalkünstler Josef Hoffmann in den Worten seiner Zeitgenossin, der Wiener Journalistin und Salondame Berta Zuckerkandl: „Er ist der Begründer, das ausstrahlende Element der großen Renaissance des Kunsthandwerks, seiner Formen, der Technik, der Qualität – man kann sagen: seiner Ehre“ (Österreich intim. Erinnerungen 18921942). Am 17. Juni 2019 bietet sich im Dorotheum die Möglichkeit, Zeugnisse seiner Kunst bei der JugendstilAuktion zu ersteigern. So auch das Top-Los, ein von der Wiener Werkstätte produziertes Zimmerthermometer von 1905, Vorbesitz die Familie Primavesi (€ 50.000 – 100.000). Oder die für E. Bakalowits Söhne in dunkles Holz eingefasste Vase, Johann Lötz Witwe, die aus einer amerikanischen Privatsammlung ins Dorotheum gelangt ist (€ 25.000 – 40.000). Herausragend sind ebenfalls die beiden von der Wiener Werkstätte produzierten Schmuckstücke, die die stilistische Vielfalt von Josef Hoffmann repräsentieren:

Ein 1904 von Fritz Wärndorfer, dem Begründer der Wiener Werkstätte in Auftrag gegebene Brosche in Nachtfalterform. Ein Einzelstück, das der ModesalonInhaberin und Gustav-Klimt-Muse Emilie Flöge gehörte (€ 30.000 – 50.000). War diese Brosche stilisierteinfach, so kontrastiert stilistisch der 1917 entworfene, hoch dekorative gelbgoldene Anhänger (€ 20.000 – 40.000). Eine Klasse für sich ist eine vor 1912 entstandene WW-Brosche in originaler Lederschatulle, deren Schätzwert zwischen 60.0000 und 120.000 Euro liegt. Unter den rund 300 Objekten der Auktion befinden sich ausgesuchte Jugendstil-Arbeiten österreichischer und internationaler Künstler ebenso wie angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts. Keramikvasen von Lucie Rie, Statuetten von Demetre Chiparus, ein DoppelKeramikkopf von Gudrun Baudisch u. v. m. Im Bauhaus-Jubiläumsjahr winkt zudem ein komplettes Bauhaus-Schachspiel von Josef Hartwig (€ 4.000 – 7.000). Foto © Dorotheum


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Josef Hoffmann, Thermometer, Wiener Werkstätte, 1905, Silber, Glas, Provenienz: Familie Primavesi, Höhe 20,7 cm, Schätzwert € 50.000 - 100.000


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Josef Hoffmann, Vase in Holzgestell, Johnn Lötz Witwe, Klostermühle für E. Bakalowits Söhne, Wien 1899, Höhe 32,4 cm, Schätzwert € 25.000 - 40.000


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Josef Hoffmann Brosche, Auftraggeber Fritz Wärndorfer, Wiener Werkstätte, 21. Juli 1904, Silber, Lapislazuli, Labradorit, 3,7 x 2,8 cm, Einzelexemplar, ehemals im Besitz von Emilie Flöge, Schätzwert € 30.000 - 50.000

Josef Hoffmann, Anhänger, Wiener Werkstätte, vor 1917. Gelbgold, drei Altschliffdiamanten, 4,8 x 3,3 cm, Schätzwert € 20.000 - 40.000


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Schicksale von Kaisern und Königen Persönliche Stücke aus dem Besitz von Maximilian von Mexiko und Napoleon I. bei Kaiserhaus-Auktion am 18. Juni 2019 im Dorotheum

Einmal jährlich klingelt die Auktionsglocke im Dorotheum für Kaiserhaus-Objekte. Am 18. Juni 2019 werden Stücke aus dem persönlichen Besitz von Napoleon I., Maximilian von Mexiko, Charlotte von Mexiko, Elisabeth von Österreich, und Franz Joseph I. von Österreich versteigert. Unglücklicher Kaiser: Voller Erwartungen waren Erzherzog Ferdinand Maximilian, jüngerer Bruder von Kaiser Franz Joseph I., und seine junge Frau, die belgische Prinzessin Charlotte, nach Mexiko aufgebrochen, doch die nur vier Jahre Maximilians als Kaiser von Mexiko verliefen fatal: Benito Juárez setzte sich im Machtkampf durch, Maximilian wurde standrechtlich erschossen, Charlotte verfiel dem Wahnsinn. Versteigert werden Maximilians mit Brillanten, Gold und Diamanten besetzter Orden vom Goldenen Vlies (€ 50.000 – 70.000) sowie Charlottes Hochadeliger Sternkreuzorden mit Brillanten (€ 60.000 – 90.000). Die außergewöhnlichen Dekorationen stammen aus dem Besitz von Kronprinz Rudolf. Ebenso in der Auktion: Ein Ring mit Maximilians kaiserlichem Monogramm (Schätzwert € 4.000 – 8.000) und sein persönlicher Zigarettenspitz (€ 2.000 – 4.000). König nur zur Geburt: Ebenfalls zur Auktion gelangt eine kunstvolle Porzellan-Deckelschale, die zu einem Service gehörte, das Kaiser Napoleon I. bei der Manufaktur Sèvres in Auftrag gab. Anlass war die Geburt seines ersehnten Sohnes und Thronfolgers, den er am 20. März 1811 gleich zum König von Rom ernannte. Die kunstvollen Miniaturen der Schale zeigen

die griechische Göttin Minerva, die dem römischen Flussgott Tiber und dem als Herkules porträtierten Kaiser Napoleon I. das Kind überreicht (Schätzwert € 40.000 – 60.000). „König von Rom“ blieb Napoleon II. nur bis zum Alter von vier Jahren, als sein Vater endgültig als Kaiser der Franzosen abdanken musste. Der Sohn von Napoleon I. und Marie Louise, der Tochter Kaiser Franz‘ I., starb bereits im Alter von 21 Jahren. Begehrt und beliebt: Kaiserin Sisi: Bei KaiserhausAuktionen besonders begehrt sind Erinnerungsstücke aus dem Besitz der österreichischen Kaiserin Elisabeth: Darunter ist diesmal eine persönliche Teegarnitur der Kaiserin, gefertigt vom Wiener Hof- und Kammerlieferanten Mayerhofer und Klinkosch (Schätzwert € 10.000 – 20.000). Ebenfalls Kaiserin „Sisi“ gehörten eine Brosche mit Diamanten und Smaragden, die sie ihrer Enkelin Erzherzogin Elisabeth, weiterschenkte (€ 4.500 – 8.000), ein Paar rehlederne Handschuhe (€ 3.000 – 5.000) und ein Taschentuch (€ 400 – 600). Schlafen wie ein Kaiser: Von „Sisis“ Gatten, Kaiser Franz Joseph I., gelangt ein Kopfpolsterbezug mit weiß gesticktem Allerhöchsten Namenszug „FJ“ mit Kaiserkrone und Jahreszahl 1896 zum Aufruf. Für geschätzte 400 bis 600 Euro kann man kaiserlich träumen. Außerdem wird ein Paar goldene Manschettenknöpfe, ebenfalls mit dem Allerhöchsten Namenszug „FJI“, versteigert (€ 3.000 – 4.000). Foto: © Dorotheum


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Kaiser Maximilian von Mexiko (1832 - 1867): Orden vom Goldenen Vlies in Brillanten, persönliche Halsdekoration des Ordens vom Goldenen Vlies in sogenannter Prinzengröße, bestehend aus Widder, Flammen und stilisiertem Feuerstahl, um 1860. Nach dem Tod des Kaisers wurde diese persönliche Halsdekoration an die Eltern Erzherzog Franz Karl und Erzherzogin Sophie übergeben. Diese gaben die Ordensdekoration an Kronprinz Rudolf an Erinnerung an seinen Onkel weiter. Schätzwert € 50.000 - 70.000


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Kaiserin Charlotte von Mexiko: Hochadeliger Sternkreuzorden in Brillanten, persönliches Ordenszeichen der Kaiserin Charlotte von Mexiko, geborene Prinzessin von Belgien. Provenienz: Kaiserin Charlotte von Mexiko, im Erbweg an Erzherzogin Elisabeth ("Erszi"), einzige Tochter von Kronprinz Rudolf von Österreich und Nachkommen. Schätzwert € 60.000 - 90.000

Kaiserin Elisabeth von Österreich: Paar Handschuhe aus Rehleder, jeweils drei Knöpfe, inseitig verschiedene Nummernstempel, Inventaretikett, Länge 56 cm, um 1880, Provenienz: Kaiserin Elisabeth von Österreich, Erzherzogin Marie Valerie und Nachkommen, Schätzwert € 3.000 - 5.000


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Kaiser Napoleon I.: Bedeutende museale Deckelschale anlässlich der Geburt seines Sohnes Napoleon II., König von Rom, Porzellanmanufaktur Sevres, Innenvergoldung, Medaillons mit Monogramm "N" (Napoleon) und "ML" (Marie Louise), mit Miniaturbildern "Minerva überbringt im Schiff dem römischen Flußgott Tiber den neugeborenen Sohn von Rom" und "Übergabe des Königs von Rom durch Minerva an Kaiser Napoleon I. in Gestalt des Herkules". Schätzwert € 40.000 - 60.000


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Weltrekord im Dorotheum Hohe Ansteigerungen bei Altmeister-Auktion am 30. April 2019

Bilder Alter Meister sind immer wieder für Überraschungen gut. Das konnte man auch bei der Auktion des Dorotheum am 30. April 2019 beobachten, die gekennzeichnet war von einer hohen Verkaufsquote. Einen Weltrekordpreis für ein Bild von Martin van Meytens erzielte ein Porträt der Kaiserin Maria Theresia (217.066 Euro). Van Meytens war der bedeutendste Hofmaler von der österreichischen Regentin und deren Familie. Sensationelle 344.900 Euro erreichte ein von einem habsburgischen Hofmaler im späten 16. Jahrhundert gefertigtes Porträt von Erzherzog Ernst von Österreich. Der jüngere Bruder von Kaiser Rudolf II. war kurze Zeit Statthalter in den Niederlanden und sammelte Bilder von Pieter Brueghel, die Rudolf später übernahm. Diese Gemälde bildeten den Grundstock der weltberühmten BrueghelSammlung des Kunsthistorischen Museum Wien. Maria

Magdalena in Ektase, in Szene gesetzt von der (derzeit besonders) gefeierten Barockmalerin Artemisia Gentileschi, wechselte für 442.500 Euro den Besitzer. Sie gilt als eine der Hauptvertreterinnen der Caravaggisti-Maler, die Dramatik von Licht und Schatten mit Realismus verbanden. Dazu zählt auch Bartolomeo Manfredi, dessen Martyrium des Hl. Bartholomäus 344.900 Euro erlöste. Unter den flämischen Alten Meistern waren Artus Wolfortts imposante Allegorie der vier Elemente sowie Joost Van de Hammes Heiliger Hieronymus besonders erfolgreich (je € 320.500). Bei Werken zweier Alter Meisterinnen, bei Elisabetta Siranis Auffindung des Mosesknaben und bei Angelika Kauffmanns Ehe-Allegorie erklang erst nach längeren Bietgefechten die Auktionsglocke (€ 186.300, € 149.700). Foto: ©Dorotheum


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Martin van Meytens (Stockholm 1695 - 1770 Wien) Porträt der Kaiserin Maria Theresia, Königin von Ungarn und Böhmen, mit der böhmischen Krone und der erzherzoglichen Krone, Öl auf Leinwand, 150 x 126 cm, erzielter Preis € 217.066 WELTREKORDPREIS


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Artemisia Gentileschi (1593 - 1653) unter Assistenz (im Hintergrund) von Onofrio Palumbo (1606 - 1656?) Maria Magdalena in Ekstase, Ă–l auf Leinwand, 129,8 x 180,4 cm, erzielter Preis â‚Ź 442.500


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Habsburger Hofmaler, spätes 16. Jh., Bildnis von Erzherzog Ernst von Österreich (1553-1595), Öl auf Leinwand, 124 x 103 cm, erzielter Preis € 344.900





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Oskar Laske (Czernowitz 1874-1951 Wien) Jahrmarkt des Lebens, Opus 123, signiert: O. Laske, betitelt und bezeichnet, 1936,Öl und Tempera auf Leinwand, ca. 150 x 140 cm Provenienz: Kunstsammlung Brau Union Österreich. Registriert: L. Schulz-Laske/E. Kesselbauer-Laske (Hg.), Oskar Laske: Der künstlerische Nachlaß. Gedächtnisausstellung Wien, Künstlerhaus, März-Juni 1952, Wien 1952, S. 8, Nr. 123. erzielter Preis € 176.949 REKORDPREIS

Rekordpreis für Oskar Laske bei Auktion im Dorotheum Linz Der höchste je erzielte Preis für ein Gemälde von Oskar Laske konnte am Dienstag, den 7. Mai 2019, bei der Auktion im Dorotheum Linz realisiert werden. Für 176.949 Euro wechselte das großformatige, vielfach ausgestellte, 1936 entstandene Bild „Jahrmarkt des Lebens“ den Besitzer. Oskar Laske (1874-1951) gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der österreichischen Zwischenkriegsmalerei und ist vor allem bekannt für seine vielfigurigen Aquarelle. Er war u. a. Mitglied des Hagenbundes und der Wiener Secession. Die satirische Kompositoin des Gemäldes malte Oskar

Laske im Jahr 1936, die vermittelte kritische Botschaft ist hingegen noch nach über 80 Jahren und wohl auch zeitlos ein aktuelles Thema: die Käuflichkeit in all ihren Dimensionen. Laske formuliert es in seiner Selbstbiographie so: „Man sieht die Börse der Welt, die sorgfältig mit Verkaufsbuden bedeckt ist. Kauf und Verkauf von Würden, Ämtern, Ehrenzeichen, auch Kronen, von Männern, die Frauen kaufen und verhandeln, Frauen, die Männer einhandeln, auch Kriegsgerät, dem Nächsten zum Verderb, für Geld ist alles zu haben … „. (Foto: © Dorotheum)



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Foto © leisure communication

Urban Art und Street Art in der Wiener Innenstadt Gemeinsam mit Lena Heidrich expandiert der Galerist Gerald Hartinger in die Wiener Spiegelgasse und bringt Urban Art und Street Art in das aufstrebende Kunstviertel.

13 Jahre nachdem Gerald Hartinger seine Galerie am Neuen Markt eröffnete und sich auf Pop-Art spezialisierte, eröffnet er gemeinsam mit Tochter Lena Heidrich seine zweite Galerie in der Spiegelgasse 21 in der Wiener Innenstadt. Für den neuen Standort in unmittelbarer Nähe des Dorotheums und der Albertina erweitert Hartinger das bestehende Galerieprogramm um Positionen der Urban Art mit Fokus auf europäische und U.S.-amerikanische Künstler. Auf rund 180 Quadratmetern werden künftig nicht nur wechselnde Themenausstellungen und Personalien gezeigt, sondern auch Musik-Acts und Performances. Die Besucher erwartet ein Querschnitt des Galerieprogramms mit Werken von Banksy, Mr. Brainwash, Shepard Fairey, Invader, Bambi, Keith Haring, Jean-Michel Basquiat und Andy Warhol oder VOKA. In den nächsten Monaten sind Einzelausstellungen von Julia Benz, Mr. Brainwash und eine

Neon-Installation von Olivia Steele geplant. „Urban Art und Street Art sind die logische Fortsetzung der PopArt, die ich schon seit den 1980er-Jahren sammle. Im etablierten Kunstviertel rund um Dorotheum und Albertina geben wir diesen Kunstströmungen eine eigene, permanente Ausstellungsfläche“, sagt Hartinger. Bis zu fünf Ausstellungen planen Hartinger und Heidrich in der zweiten „Galerie Gerald Hartinger“. Dabei liegt der Fokus immer auf einem passendem Rahmenprogramm, das neue Zielgruppen ansprechen soll. Dementsprechend wurden in der achtmonatigen Umbauphase eine Soundanlage für Live-Konzerte und eine Bar fix installiert. In dem Straßenlokal mit großzügigem Souterrain möchten die Galeristen eine einladende und offene Atmosphäre schaffen, die für einen unkomplizierten Zugang zur Kunst sorgt und zum Austausch anregt.


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Der herbstliche Auktionsreigen

Hermann Nitsch, Schüttbild 2010, 2. Auktion, verkauft um € 45.150

Am 23. September wird der herbstliche Auktionsreigen mit der 12. Auktion der RESSLER KUNST AUKTIONEN eröffnet. Zur Ausbietung gelangen mehr als 230 Werke mit einer Rufpreissumme von 1,2 Millionen Euro. International wird vor allem „Zwerg vor Kanone“ von Martin Kippenberger Nachfrage hervorrufen (Rufpreis € 18.000). Die Arbeit entstand 1996 für den „Club an der Grenze“, wo sich neben Kippenberger Walter Pichler, Kurt „Kappa“ Kocherscheidt, Christian Ludwig Attersee und viele andere Künstler versammelten. Für die Einrichtung des Clublokals sorgten die Künstler selbst; Kippenberger trug etwa seine berühmten Alka-SeltzerBarhocker bei, die leider nicht mehr erhalten sind. Unser Zwerg dürfte der Prototyp für die kleine Auflage, vermutlich sieben Stück, gewesen sein. Josef Pillhofer ist in der Auktion mit seiner „Großen Sphinx“ aus patinierter Bronze vertreten (Rufpreis € 25.000). Auch hier ist die Auflage klein, unsere Sphinx trägt die Nummerierung 5 von 5. Der Entwurf für diese kubistische Figur entstand 1951, die Ausführung erfolgte posthum. Oskar Höfinger hat 1990 das „Mädchen mit überschlagendem Bein“ geschaffen (Rufpreis € 28.000). Ausgeführt ist diese formal extrem strenge Figur in Porphyr, einem Vulkangestein, das sich dadurch auszeichnet, dass in einer sehr

feinkörnigen Masse große, gut ausgebildete Kristalle sitzen. Höfinger stellt dem Reichtum des Materials die Stringenz seines Entwurfs gegenüber. Die Figur ist natürlich ein Unikat. Ein ganz besonderes Objekt ist ein „Bett“ von Heimo Zobernig (Rufpreis € 25.000). Es besteht aus zwei Bühnenpodesten und einem Kunstfaserpelz und wurde in einer Auflage von zehn Exemplaren produziert. Heimo Zobernig gilt als einer der international gefragtesten Künstler des Landes. Natürlich gibt es in der 12. Auktion nicht nur Skulpturen, sondern auch Bilder: Etwa ein frühes Schüttbild (1989) mit Malhemd von Hermann Nitsch (€ 25.000), eine Komposition aus 1962 von Max Weiler, ausgeführt in Eitempera auf handgeschöpftem Papier (Rufpreis € 25.000), ein Gemälde von Anton Lehmden mit dem Titel „Bäume – Wandlung“ (Rufpreis € 14.000); das Bild war laut Klebeetikett in der Galerie Würthle ausgestellt. Arik Brauer ist in der Auktion mit dem großformatigen Gemälde „Künstliche Gesellschaft“ vertreten, das 1992 in Prag ausgestellt war (Rufpreis € 38.000). Bei den Klassikern ragen Jean Eggers Mädchenbildnis aus der Zeit um 1933 (€ Rufpreis 28.000) und ein beeindruckender „Donauhafen“ von Carl Unger (Rufpreis € 28.000) heraus. (Foto:© Ressler Kunst Auktionen)


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Josef Pillhofer, 12. Auktion, Rufpreis € 25.000



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Vienna Biennale for Change 2019 Schöne neue Werte. Unsere Digitale Welt gestalten

Welche Werte brauchen wir für eine (digitale) Zukunft, die wir wirklich wollen? Eine Zukunft, in der die Utopie von sozialer und ökonomischer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit Realität werden kann? Die VIENNA BIENNALE FOR CHANGE 2019: SCHÖNE NEUE WERTE. Unsere Digitale Welt gestalten (29. Mai – 6. Oktober 2019) bringt Kunst, Design und Architektur zur Frage einer werte-basierten Zukunft ins Spiel. Neun Ausstellungen, eine übergreifende Konferenz und zahlreiche Projekte und Veranstaltungen öffnen neue Kosmen im Hinblick auf künstliche Intelligenz, neue Technologien, innovative Lebensweisen, (städtische) Arbeitsmodelle und verantwortungsvollen Konsum. „Mit der Suche nach neuen Werten für die digitale Welt haben wir uns an ein sensibles Thema herangewagt. Das Ergebnis ist eine vielfältig inspirierende VIENNA

BIENNALE FOR CHANGE 2019 mit reflexiven und provozierenden, aber auch konkret umsetzbaren Positionen. Im künstlerischen Freiraum der Biennale nimmt eine ökosoziale Digitale Moderne Form an“, so Christoph Thun-Hohenstein, Generaldirektor des MAK sowie Initiator und Leiter der VIENNA BIENNALE im MAK. Zum dritten Mal veranstalten das MAK, die Universität für angewandte Kunst Wien, die Kunsthalle Wien, das Architekturzentrum Wien und die Wirtschaftsagentur Wien sowie das Slovak Design Center als neuer Associate Partner und das AIT Austrian Institute of Technology als außeruniversitärer Forschungspartner die VIENNA BIENNALE, die in der Verbindung von Kunst, Design und Architektur eine besondere Position unter den Biennalen einnimmt.



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Caroline Achaintre. Dauerwelle“, Foto: kunst-dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez; © Belvedere, Wien

Caroline Achaintre – Dauerwelle

Caroline Achaintre zeigt ihre Werke zum ersten Mal in einer Einzelausstellung in Österreich. Die raumspezifische Präsentation im Belvedere 21 gibt Einblick in das vielfältige Œuvre der deutschfranzösischen Künstlerin, die tradierte Techniken wie Tapisserie, Aquarell und Keramik unkonventionell anwendet. Die Künstlerin arbeitet konzeptionell im Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Sie schafft Charaktere, Gesichter, Masken, fantastische Lebewesen und Formen, die zwischen Objekt und Subjekt verortet sind. Die abstrakten Arbeiten sind immer noch Kreaturen, zumindest die Häute von Kreaturen – Objekte mit Seele, zwischen Mensch und Tier. Konstante Elemente in Achaintres animistisch anmutenden Werken sind die Maskerade, das Archaische, das Dunkle und Geheimnisvolle – an der Grenze zum Unheimlichen. Im Wort „unheimlich“ stecken wiederum das Heimliche und

das Heim. Aus diesem Grund verwendet Achaintre Materialien wie Wolle, die aus einem häuslichen Kontext stammen. Im Belvedere 21 zeigt Caroline Achaintre hauptsächlich neue Arbeiten – eine Serie von Keramiken und großformatigen Tapisserien, die sie liebevoll „eine neue Gang“ nennt. Eine mit Mohair getuftete Arbeit heißt Martian Girl oder eigentlich Mart’an G’rl – die Vokale sind angelehnt an eine Lautwiedergabe der Umgangssprache durch Apostrophe ersetzt worden. Sie ist inspiriert von einer valdivianischen Skulptur, aber auch vom Film Mars Attacks!. Der verfilzte Mohair erinnert an eine schlechte Dauerwelle und leiht damit der Ausstellung den Titel. Die Ausstellungsarchitektur geht auf die niedrige Raumhöhe im Untergeschoss des Museums ein und bildet eine Art Raumschiff für Achaintres Kreaturen, ein temporäres Habitat „on the move“. [Belvedere 21, Dauer bis 15. September 2019 - Foto: © Belvedere]


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Kiki Smith - Procession

Kiki Smith, Sky, 2011, Photograph courtesy the artist and Magnolia Editions, Oakland © Kiki Smith, courtesy Pace Gallery

Das Untere Belvedere präsentiert das facettenreiche Œuvre der US-amerikanischen Künstlerin Kiki Smith. Die Ausstellung zeigt an die sechzig Werke aus den letzten drei Jahrzehnten wie auch jüngst entstandene Arbeiten. Der Schwerpunkt der über mehrere Räume inszenierten Schau liegt auf den Skulpturen. Für die 1954 in Nürnberg geborene Kiki Smith sind Leben und Kunst eng miteinander verbunden. Persönliche Erinnerungen, geschichtliche Ereignisse oder soziale und politische Veränderungen legen den Grundstein für ihre Arbeiten. xistenzielle Fragen des Lebens zu Identität, Besitz und Kontrolle des menschlichen Körpers beschäftigen sie. Die Suche nach Antworten führt Kiki Smith in die Grenzbereiche zwischen Körper und Geist, Leben und Sterben, Kultur und Natur. Ihr Frühwerk ist geprägt durch die sozialen, politischen und kulturellen Veränderungen der 1980er-Jahre, wie z. B.

die Folgen der AIDSEpidemie, Diskurse zu Sexualität und Gender sowie feministische Aktivitäten. In den 1990er-Jahren befasst sie sich mit Legenden, Mythen, Märchen und religiösen Überlieferungen. So bekommen auch zahlreiche Tiere wie Krähen, Katzen, Rehe, Schlangen, Wölfe und Adler eine zentrale Bedeutung in ihrem künstlerischen Universum. Der Titel Procession folgt dem Wortsinn des lateinischen „procedere“ (sich vorwärtsbewegen, voranschreiten, handeln) und nimmt im wörtlichen Sinne Bezug auf Kiki Smiths Gesamtwerk, das sich im Unteren Belvedere in seiner ganzen Vielfalt präsentiert. Eine Kooperation mit dem Haus der Kunst, München, und dem Sara Hildén Art Museum in Tampere, Finnland. Kuratorin: Petra Giloy-Hirtz [ Belvedere, - von 7. Juni bis 15. September 2019 – Foto Belvedere]





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Vertigo

Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520–1970

Marina Apollonio, Spazio Ad Attivazione Cinetica 6B, 1966/2015 Museo del Barrio, NY, Courtesy Photo: Lauren Glazer, © Marina Apollonio

Unter den bahnbrechenden Kunstströmungen der 1960er-Jahre wurden der Op Art und der kinetischen Kunst bislang die geringste Aufmerksamkeit zuteil. Häufig wurden sie als zu spektakulär und daher oberflächlich deklassiert. Zu Unrecht, denn Op Art und kinetische Kunst schärfen das Bewusstsein für die Ambivalenz der Wirklichkeit. Sie führen buchstäblich vor Augen, dass die Wahrnehmung nicht objektiv, sondern von volatilen Parametern wie Kontext und Betrachter_in abhängig ist – mit allen erkenntnistheoretischen Konsequenzen. Die Ausstellung

Vertigo. Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520–1970 eröffnet ein Vexierspiel der Sinne, das von Tafelbildern, Reliefs und Objekten über installative Arbeiten und Erfahrungsräume bis hin zu Film und computergenerierter bzw. -gesteuerter Kunst ein breites Spektrum an künstlerischen Arbeiten umfasst. Das Ausstellungsdisplay in Form eines Labyrinths, ein im Manierismus, aber auch in der Op Art wiederholt verwendeter Topos, greift das Spiel der Täuschungen und Sinnesverwirrungen auf. [MUMOK Dauer bis bis 6. Oktober 2019 – Foto © MUMOK]



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Dorit Margreiter, Mirror Maze, 2019, 2-Kanal-Videoinstallation / 2-channel video installation Farbe, ohne Ton, je 10 min, Loop / Color, silent, 10 min each, loop Videostill, © Dorit Margreiter

Dorit Margreiter Really!

Dorit Margreiters künstlerisches Interesse gilt den Verbindungen von visuellen Systemen und räumlichen Strukturen sowie den daraus resultierenden Konsequenzen für unseren gesellschaftlichen Alltag. Im Mittelpunkt ihrer Auseinandersetzung stehen moderne und zeitgenössische Architekturen sowie Formen medialer Repräsentation. Für ihre Personale im mumok verwandelt Dorit Margreiter den kompletten Ausstellungsraum in eine künstlerische Installation, die Display- und Architekturkomponenten, Filme und Mobiles sowie Fotografien einbezieht. Zentrales Element ist eine neue filmische Arbeit, die im Spiegelkabinett im Wiener Prater gedreht wurde. In dieser labyrinthischen Architektur aus Glas und reflektierenden Oberflächen wird der Blick gezielt gebrochen, verzerrt, multipliziert und verunklärt. Die

Differenzen zwischen den physischen und visuellen Grundlagen der Orientierung werden daher in Margreiters Film ebenso thematisiert wie die materiellen und imaginären Komponenten filmischer Repräsentation. Sowohl diese neue Arbeit als auch weitere filmische, fotografische und skulpturale Werke Margreiters, die Teil der Gesamtinstallation sind, beziehen sich auf den Ort der Schau, d.h. auf das Museum. So stellt beispielsweise ein neues, aus Spiegelelementen gebildetes Mobile den Präsentationsraum und das darin herrschende Verhältnis von Visualität und Materialität ebenso zur Diskussion, wie eine Sammlung fotografischer Tableaus, die Abbildungen des Materials Glas zeigen. [MUMOK Dauer bis bis 6. Oktober 2019 – Foto © MUMOK]



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Gegenüberstellung Bruchteile – Tizian (Tizian, Nymphe und Schäfer, 1570/75) © Foto: Barbara Herbst 2018

‚grey time‘ – Bruchteile aus dem Museum Eine künstlerische Auseinandersetzung von Jeremias Altmann und Andreas Tanzer

Abseits ihrer künstlerischen Alleingänge arbeiten Jeremias Altmann und Andreas Tanzer seit einigen Jahren an der gemeinsamen Serie grey time – eine stetig wachsende Sammlung des Zerfallenen. Ihre sonst so abgeschiedene Arbeitspraxis in strikter Isolation der Ateliers durchbrachen die beiden Zeichner und Maler im letzten Frühjahr zugunsten der zweiteiligen Ölmalerei Bruchteile. Diese entstand im Kunsthistorischen Museum in den öffentlichen Galerieräumen. Quer durch die Säle des Hauses paraphrasierten die beiden Exponate von Ägypten über die Antike bis zur neuzeitlichen Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts. Das gleichzeitige Arbeiten am selben Bild ist dabei für Tanzer und Altmann zwingende Voraussetzung und prägendes Element ihrer Kollaboration. Die Ausstellung grey time – Bruchteile aus dem Museum präsentiert die zwei Gemälde in der

Antikensammlung. Ergänzt wird das Diptychon durch eine Skulptur aus der grey time und durch Fotografien von Barbara Herbst. Die Bilder entstanden direkt vor den Originalen des Kunsthistorischen Museums; die Fotografien lassen den Entstehungsprozess der Gemälde in den verschiedenen Galerien nachvollziehen. In unmittelbarer Nähe zu einem der Referenzwerke in der Antikensammlung ausgestellt, ermöglichen die Gemälde und Fotos eine Suche nach neuen und vielfältigen Zusammenhängen, und dies sammlungs- und gattungsübergreifend: zwischen antiken, neuzeitlichen und den zeitgenössischen Werken; zwischen Malerei und Skulptur; zwischen Vergangenem und Neugeschaffenem. [Kunsthistorisches Museum. Dauer bis bis 20. Oktober 2019 – Foto: © KHM]


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Thomas Schütte, Drittes Tier, 2017 – Foto © Aurélien Mole

Thomas Schütte Der deutsche Bildhauer und Zeichner Thomas Schütte zählt zu den wichtigsten Künstlern der Gegenwart. Im April 2016 eröffnete der mehrfache documentaTeilnehmer seine Skulpturenhalle in Neuss – der Ausstellungsraum dient der Präsentation zeitgenössischer Skulptur und als Lager seiner eigenen Werke. Zu Schüttes künstlerischen Schwerpunkten gehören zudem Aquarelle, Zeichnungen und Modelle sowie Installationen wie etwa die Bibliothek (2014/2017), ein Modell in Originalmaßstab, das im Erdgeschoss des Kunsthaus Bregenz präsentiert wird. Die wichtigste Werkgruppe bilden seine Skulpturen. Meist finden sie ihren Ausgang in kleinen Wachs- oder Tonmodellen. Sie werden in großen Formaten – bis zu

sechs Meter hoch – in Bronze oder Stahl gegossen. Schüttes Serie Mann im Wind I–III (2018), die in Bregenz zu sehen sein wird, oder die monumentale Bronze Mann mit Fahne (2018), sind Zeugnisse seines skulpturalen Schaffens. Anlässlich der Sommerausstellung von Thomas Schütte im Kunsthaus Bregenz werden seine Werke nicht nur im KUB, sondern an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum in Bregenz präsentiert. Wie zum Beispiel ein Wasserdampf schnaubender Hund aus patinierter Bronze auf dem Karl-Tizian-Platz vor dem Kunsthaus Bregenz. Dauer der Ausstellung: 13. Juli bis 6. Oktober 2019 (Foto © Kunsthaus Bregenz)


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© Wiener Städtische Versicherungsverein, Daniela Kostova

„Zukunftsträume“: Ringturmverhüllung 2019 greift nach den Sternen Am Donaukanal naht ein Wiener Sommer mit internationalem Flair Die bulgarische Künstlerin Daniela Kostova verhüllt den Ringturm zum zwölften Mal

Für die bereits zwölfte künstlerische Ummantelung des historischen Bürogebäudes am Donaukanal wurde die in New York lebende bulgarische Künstlerin Daniela Kostova ausgewählt. „Die Ringturmver­hüllung ist das größte und spektakulärste Projekt unseres Kunst- und Kulturengagements und steht für grenzüberschreitenden Dialog. Mit Daniela Kostova setzen wir unsere beeindruckende Reihe der Ringturmverhüllungen durch Kunstschaffende aus Zentral- und Osteuropa fort“, freut sich Dr. Günter Geyer, Vorstandsvorsitzender des Wiener Städtischen Versicherungsvereins, Hauptaktionär der Vienna Insurance Group (VIG). Das 4.000 Quadratmeter große Kunstwerk – insgesamt 30 bedruckte Netzbahnen mit rund drei Metern Breite und bis zu 63 Metern Länge – trägt den Titel „Zukunftsträume“ und wird in den kommenden Wochen am Ringturm montiert. Von der dem Donaukanal zugewandten Seite des Ringturms blickt uns ein Kleinkind mit wachen Augen entgegen. Es steckt in einem Raumanzug. Auf seinem Helm

nimmt eine weiße Taube Platz, die Flügel im Aufwind. Der Vogel, der auf diversen Emblemen der Raumfahrt zu finden ist, symbolisiert den Traum vom Fliegen. Die Erfahrungswelt des Kleinkindes ist von neuen Erkundungen geprägt: Noch bevor es gehen kann, träumt es von der großen weiten Welt. Sein Spielzeug – ein Mobile mit fliegenden Himmelskörpern, das auf der Rückseite des Ringturms zu sehen ist, deutet einen Perspektivenwechsel an: ein Blick auf die Erde aus weiter Ferne, die Fragilität unseres Planeten, die zukünftige Lebenswelt unserer Kinder. „In meiner Arbeit habe ich mich wiederholt damit auseinandergesetzt, was ‚safe play‘ in unterschiedlichen kulturellen und sozialen Kontexten bedeutet. Durch die ortsspezifische Präsentation meines Werks wird diese Dimension weiter aufgeladen. In diesem Projekt interessiert mich der größere Blickwinkel, aus dem wir die Zukunft unserer Kinder ins Auge fassen“, so Daniela Kostova über die Ringturmverhüllung 2019.


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Sean Scully, Eleuthera Triptychon, 2018, Öl und Ölkreide auf Aluminium, © Sean Scully, 2019

Sean Scully - Eleuthera Die neue figurative Serie Eleuthera stellt im Werk von Sean Scully einen bedeutenden Einschnitt dar. Sean Scully ist vor allem für seine ausdrucksstarken abstrakten Gemälde aus farbigen Streifen und Blöcken bekannt. Die ALBERTINA präsentiert nun eine Werkserie, die Scully von einer völlig neuen Seite zeigt. Die Serie Eleuthera aus den Jahren 2016/17 hat ein sehr privates Sujet zum Hauptthema: sie besteht aus 23 großformatigen Ölgemälden, ergänzt um Pastelle, Zeichnungen und Fotos, die Oisín, den Sohn des Künstlers, beim Spielen am Strand von Eleuthera, einer Insel der Bahamas, zeigen. Zunächst mag es überraschen, dass Scully nach fünf Jahrzehnten der

Abstraktion figurativ arbeitet. Tatsächlich ist es aber eine Rückkehr zur Gegenständlichkeit, denn der Künstler malte in seinen Anfängen obsessiv figurativ. Die vielfältigen Möglichkeiten der Farbe ausschöpfend – vor allem unter dem Einfluss der Fauves und der deutschen Expressionisten −, begann er in den 1960erJahren, den Realismus hinter sich zu lassen, um sich fortan genauso obsessiv der Abstraktion zu widmen. Die Abstraktion beruht dabei immer in gewisser Weise auf der Erinnerung an die Figuration, wie der Künstler erläutert. [Albertina, Dauer bis 8. September 2019 – Foto: Albertina]


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Sean Scully, Eleuthera, 2017, C-Print einer sechsteiligen Fotoserie, © Sean Scully, 2019


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Sean Scully, Eleuthera, 2017, Oil on Canvas, © Sean Scully, 2019


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Sean Scully, Eleuthera, 2017, Oil on Canvas, © Sean Scully, 2019


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„flora & fauna brut ... der mai ist gekommen ...“ Von 16. Mai bis 30. August 2019 präsentiert die Galerie Gugging neue Werke der KünstlerInnen aus Gugging sowie ihrer internationalen KollegInnen.

„Flora und Fauna inspirieren seit jeher Künstler wie zum Beispiel Claude Monet – seine Seerosen sind in den bedeutendsten Museen auf der ganzen Welt zu bewundern. Das ist etwas, dass ich mir auch für viele Art Brut KünstlerInnen wünsche“, meint Nina Katschnig, Direktorin der Galerie Gugging, der dieses Thema eine Herzensangelegenheit ist. Gezeigt werden Werke von insgesamt 19 Künstlerinnen und Künstlern aus Gugging wie auch jene von Autodidakten und ihrer internationalen Kolleginnen und Kollegen; allen voran Werke der Schweizer Künstlerin Ida Buchmann, die während des Schaffensprozesses gerne Lieder gesungen hat, wie etwa: „… der Mai ist gekommen …“. Die Bildhauerin Julia Hanzl interpretiert und positioniert Keramik mit ihren eindrücklichen Skulpturen völlig neu und ihre Skulptur „Omina ab uno“ drückt genau das aus, worum es in dieser Ausstellung geht – „Omnia ab uno et in unum omnia“ … „Alles von einem und alles in einem.“ Das Besondere der Ausstellung: die in Bezug auf Natur – Flora und Fauna – entstandenen Werke können nicht unabhängig voneinander gesehen werden, sondern in Zusammenhang stehend, sich ergänzend. Damit sind nicht nur die in dieser Ausstellung gezeigten Arbeiten gemeint, sondern alle jemals zu diesem Thema entstandenen, weil das

kollektiv Unbewusste die eine, natürliche, übergeordnete Komponente des Lebens ist und der individuelle Ausdruck des Erfahrenen die andere. Die Einzigartigkeit jedes Schöpfers und dessen individuelle Ausdrucksform bestimmen das Werk. Erstmals Werke von Christa Wiener und Basel AlBazzaz: „Ich gehe in den Wald und im Wald komponiere ich meine Bilder“, sagt Christa Wiener, die seit 2017 das offene atelier gugging besucht und mit feinen Linien und Strukturen vielschichtige, stets im optischen Gleichgewicht befindliche Werke schafft. Der in Bagdad geborene Basel Al-Bazzaz ist in einer Druckwerkstatt tätig. Aus seinen als Druckvorlagen angefertigten Zeichnungen haben sich mit der Zeit völlig eigenständige Werke entwickelt, die durch ihre Fülle von Gestaltungselementen überzeugen. KunstliebhaberInnen und KunstsammlerInnen können sich weiters auf Werke von Laila Bachtiar, birdman Hans Langner, Ernst Herbeck, Helmut Hladisch, Franz Kamlander, Michel Nedjar, Heinrich Reisenbauer, Günther Schützenhöfer, Oswald Tschirtner und Anna Zemánková freuen. [Galerie Gugging - Vernissage am 15. Mai 2019 um 19:00 Uhr - Ausstellungsdauer: 16. Mai bis 30. August 2019 – Foto: © Galerie Gugging]

OHH GUGGING – Natural Ambient Spray. Brut Edition _by PAUL DIVJAK: Mit OHH GUGGING hat der Künstler und Duftexperte Paul Divjak exklusiv für die galerie gugging ein 100% natürliches Ambient-Spray kreiert, das von der sommerlichen Natur, der sanft hügeligen Landschaft und der Morgenfrische des Wienerwalds um die galerie gugging inspiriert ist. Das Ambient Spray ist eine wohltuend-würzige Duftkomposition, welche die Raumatmosphäre mit zart-grünen Heilpflanzen-Extrakten und kräftigenden Nadelholz- Aromen erfrischt.


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Julia Hanzl, Omnia ab uno/Omnia ab uno, 2019, Objekt/object, 67 x 40 x 22 cm © Lukas Philippovich


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Günther Schützenhöfer, Frühlingsbaum/SpringtimeTree, 2014, Bleistift, Farbstifte/pencil, coloured pencils, 62,4 x 44 cm © Privatstiftung – Künstler aus Gugging


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birdman Hans Langner, Tarnkleid/Camouflage Dress, 2020, Acryl auf Papier/acrylic on paper, 29,6 x 21 cm, Courtesy galerie gugging


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August Walla, BAUM MIT UMGEHACKETEN AST/TREE WITH CHOPPED BRANCH, undatiert/undated, Bleistift, Farbstifte/pencil, coloured pencils, 14,8 x 11,1 cm, © Art Brut KG


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Laila Bachtiar, Baum/Tree, 2018, Bleistift, Farbstift/pencil, coloured pencil, 29,7 x 21 cm, Courtesy galerie gugging


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Heinrich Reisenbauer, Tulpen/Tulips, Edding, Acryl auf Leinwand/sharpie, acrylic on canvas, 120 x 160 cm © Privatstiftung – Künstler aus Gugging

Bazel Al-Bazzaz, Nashorn/Rhinocerus, 2018, Bleistift, Farbstifte/pencil, coloured pencils, 42 x 56 cm, Courtesy galerie gugging


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. Ernst Herbeck, Ohne Titel/Untitled, 1971, Bleistift, Aquarellfarben/pencil, watercolours, 10,1 x 15 cm © Privatstiftung – Künstler aus Gugging

Michel Nedjar, untitled | Paris Belleville/untitled | Paris Belleville, 1991, 1991, Mischtechnik auf Büttenpapier/mixed media on plotting paper, 40,4 x 67,1 cm, Courtesy galerie gugging




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Hysterical Mining

Veronika Eberhart, 9 is 1 and 10 is none (Filmstill), 2017, Courtesy die Künstlerin

Technologie gehört in jeder Gesellschaft zu den grundlegenden Feldern, in denen Geschlecht artikuliert wird. Technische Fertigkeiten und Kenntnisse scheinen spezifischen Geschlechtern zugeordnet zu sein und tragen so zur Ausformulierung von Maskulinität und Femininität bei. In der heutigen westlichen Welt, die als erste die Industrialisierung durchlief und die globale Produktion materieller und geistiger Güter, von Waren, Dienstleistungen und Wünschen beherrschte, ist Technologie eindeutig männlich kodiert. Männern wird eine natürliche Neigung zur Technologie zugeschrieben, während Frauen ihr angeblich ängstlich oder ablehnend gegenüberstehen. Männer befassen sich aktiv mit Maschinen, bauen und benutzen sie. Auch Frauen verwenden Maschinen, gelten aber gewissermaßen als passive Nutznießerinnen des Erfindergeists. Die modernistische Verknüpfung von Technologie und Männlichkeit spiegelt sich auch in geschlechtsspezifischen Alltagserfahrungen wider, in historischen Erzählungen, in der Arbeitswelt und im Bildungswesen, in der Gestaltung neuer Technologien

und in der Verteilung von Macht in einer globalen Gesellschaft, die Technologie als Haupttriebfeder des Fortschritts sieht. Die Ausstellung untersucht die materiellen Welten, die wir durch Technologie erzeugen, und die Rolle der Technologie in der Ausbildung lokaler und globaler Konfigurationen von Macht, Identitäten und Lebensweisen. Sie knüpft an radikal-feministische und techno-feministische Theorien von den 1970ern bis zur Gegenwart an, die die Koppelung neuer Technologien und technischer Wissenschaften an patriarchalische Vorstellungen kritisiert und revidiert haben. Die Agenda von Hysterical Mining ist intellektuell und politisch zugleich. In ihren Arbeiten thematisieren die Künstler/innen der Ausstellung Formen von Wissen, Fähigkeiten und Körperpraktiken, um sie in Bezug auf den Einsatz wie auch die Produktion von Technologien neu zu denken und ins Werk zu setzen- Kuratorinnen: Anne Faucheret, Vanessa Joan Müller [Kunsthalle Wien, Dauer bis 6. Oktober 2019 – Foto: © Kunsthalle Wien]

Künstler/innen: Trisha Baga, Louise Drulhe, Veronika Eberhart, Sylvia Eckermann & Gerald Nestler, Judith Fegerl, Fabien Giraud & Raphaël Siboni, Katrin Hornek, Barbara Kapusta, Marlene Maier, Miao Ying, Pratchaya Phinthong, Marlies Pöschl, Delphine Reist, Tabita Rezaire


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Tabita Rezaire, Ultra Wet – Recapitulation (Filmstill), 2017, Courtesy die Künstlerin & Goodman Gallery

Fabien Giraud & Raphaël Siboni, The Unmanned Season 1, Episode 4, 2016


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Peter Friedl, Teatro Popular, 2016–2017 (Detail), Holz, Aluminium, Stoff, 22 Handpuppen, Mixed Media, Variable Dimensionen, Courtesy der Künstler und Lumiar Cité, Lissabon, Foto: Daniel Malhão

Peter Friedl. Teatro

Peter Friedls facettenreiche Arbeiten und Projekte – durchaus heterogen in Bezug auf Medium und Stil – verstehen sich als exemplarische Vorschläge und Lösungen für ästhetische Probleme hinsichtlich unseres politischen und historischen Bewusstseins. Auf der Suche nach neuen narrativen Modellen erforschen sie die Konstruktion und die Grenzen von Repräsentation. Dabei kommen konzeptuelle Strategien wie kontextuelle Transfers oder die Neuinterpretation von Genres aus der Geschichte der Moderne zur Anwendung. Die Ausstellung Teatro in der Kunsthalle Wien konzentriert sich auf eine Reihe wiederkehrender Themen in Friedls Œuvre: Modell, Sprache, Geschichte, Übersetzung, Theatralik. Herzstück der Ausstellung ist die im Rahmen der documenta 14 (2017) erstmals präsentierte Filminstallation Report

(2016). Ausgehend von Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“ (1917), der Selbstauskunft des über seine Integration in die menschliche Gesellschaft reflektierenden Affen Rotpeter, entfaltet Friedl eine ebenso komplexe wie kinematographisch opulente Reflexion über das Wechselspiel von Identität und Sprache, Anpassung und Autonomie. Das Personal umfasst mehr als zwanzig Akteure, die entweder in ihrer jeweiligen Muttersprache oder einer Sprache ihrer Wahl (Arabisch, Dari, Englisch, Französisch, Griechisch, Kurdisch, Russisch, Swahili) Auszüge aus Kafkas Text vortragen. Allein die Originalsprache, Kafkas Prager Deutsch, kommt nicht vor. Schauplatz ist die leere Bühne des griechischen Nationaltheaters in Athen.


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Peter Friedl, The Dramatist (Black Hamlet, Crazy Henry, Giulia, Toussaint), 2013, Holz, Metall, Stoff, Glas, Leder, Haare, Stroh, Öl, Nylon, Variable Dimensionen, Sammlung Carré d’Art – Musée d’art contemporain de Nîmes, Courtesy der Künstler und Guido Costa Projects, Turin, Foto: Maria Bruni

Peter Friedl, Teatro Popular, 2016–2017 (Detail), Holz, Aluminium, Stoff, 22 Handpuppen, Mixed Media, Variable Dimensionen, Courtesy der Künstler und Lumiar Cité, Lissabon, Foto: Archiv Peter Friedl


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Peter Friedl, Study for Social Dreaming, 2014–2017 (Videostill), HD-Video, Farbe, Ton, 28:50 Min., Loop, Courtesy der Künstler; Galerie Erna Hécey, Luxemburg; Guido Costa Projects, Turin; und Nicolas Krupp, Basel

Peter Friedl, Study for Social Dreaming, 2014–2017 (Videostill), HD-Video, Farbe, Ton, 28:50 Min., Loop, Courtesy der Künstler; Galerie Erna Hécey, Luxemburg; Guido Costa Projects, Turin; und Nicolas Krupp, Basel


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Werke wie The Dramatist (Black Hamlet, Crazy Henry, Giulia, Toussaint) (2013) und Teatro Popular (2016– 2017) sind weitere Beispiele für Friedls Auseinandersetzung mit dem Topos Theatralität, nehmen ihn aber stärker unter dem Begriff des Modells in den Blick. Als Referenz dienen historisch überlieferte Formen des Marionetten- und Puppentheaters. Sowohl The Dramatist als auch Teatro Popular sind als Modellanordnungen für mögliche Gegen-Erzählungen zu den modernen Meisternarrativen lesbar. Sie stellen die Verbindung zu Friedls im Jahr 2012 begonnenem Projekt Rehousing her, einer Serie von Architekturmodellen, die maßstabgetreu historische, teilweise bereits zerstörte oder auch unrealisiert gebliebene Architekturen nachbilden. Bei den ausgewählten Häusern handelt es sich um Lebenswelten, in denen sich auf ganz unterschiedliche Weise Geschichte, Politik, Biografien und Ideologien spiegeln; als „Fallstudien für die mentale Geografie einer anderen Moderne“ (Friedl). Anlässlich der Ausstellung in Wien sind zwei neue Modelle hinzugekommen: das inzwischen in ein Museum umgewidmete ehemalige Wohnhaus von Winnie und Nelson Mandela im südafrikanischen Soweto (8115 Vilakazi Street) sowie das Modell eines jener containerähnlichen Fertighäuser, aus denen Amona bestand – der 2017 geräumte israelische Außenposten in den palästinensischen Gebieten im Westjordanland. Neben aktuellen Produktionen versammelt Teatro auch ältere Arbeiten, etwa die auf der documenta X gezeigte Videoarbeit Dummy (1997) oder das Langzeitprojekt Theory of Justice (1992–2010), die sich – über formal sehr unterschiedliche Strategien – der Problematisierung von Gerechtigkeitsfiktionen widmen.

In Korrespondenz mit den neueren Arbeiten geben sie nicht nur Aufschluss über thematische wie formale Kontinuitäten und Wendungen in Friedls Werk, sie gewinnen im Blick auf gegenwärtige Verteilungs- und Anerkennungskämpfe auch eine neue, oftmals beklemmende Aktualität. Peter Friedl (geb. 1960 in Österreich) ist ein in Berlin lebender Künstler. Seine Arbeiten wurden international ausgestellt, u.a. im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid; Centre Pompidou, Paris; Walker Art Center, Minneapolis; Van Abbemuseum, Eindhoven und in der Hamburger Kunsthalle. Er nahm an der documenta 10, 12 und 14 (1997, 2007 und 2017); der 48. und 56. Biennale von Venedig (1999 und 2015); der 3. Berliner Biennale für zeitgenössische Kunst (2004); Manifesta 7, Trento (2008); der 7. Gwangju Biennale (2008); der 28. Bienal de São Paulo (2008); La Triennale, Paris (2012); der Taipei Biennale (2012 und 2016); der 10. Shanghai Biennale (2014); der 5. Thessaloniki Biennale (2015) und der 1. Anren Biennale (2017) teil. Er wird an der kommenden Sharjah Biennale 14 (März 2019) teilnehmen. Ausgewählte Einzelausstellungen sind u.a. OUT OF THE SHADOWS, Witte de With, Rotterdam (2004); Work 1964–2006, Museu d‘Art Contemporani de Barcelona; Miami Art Central; Musée d‘Art Contemporain, Marseille (2006–07); Blow Job, Extra City Kunsthal, Antwerpen (2008); Working, Kunsthalle Basel (2008); Peter Friedl, Sala Rekalde, Bilbao (2010); The Dramatist, Artspace, Auckland (2014); The Diaries, Grazer Kunstverein, Graz (2016) und Teatro Popular, Lumiar Cité, Lissabon (2017). Kuratorinnen: Anne Faucheret, Vanessa Joan Müller. [Kunsthalle Wien. Dauer 22, März bis 9. Juni 2019 – Foto: © Kunsthalle Wien]


KUNST.INVESTOR

CURT STENVERT ein Fall nicht nur für (intellektuelle) Goldgräber!

Der mittlere Traber, Öl auf Holz, gerahmt, 64x148x4,5cm

Curt Stenvert (geboren am 7. September 1920 in Wien als Kurt Steinwendner; verstorben am 3. März 1992 in Köln) war ein multitalentierter Ausnahmekünstler. Kaum ein Künstler hat ein so großes Spektrum von Techniken und Themen in seiner Kunst realisiert. Sein Schaffensweg führt von hochsensilblen Zeichnungen, beinharter Gesellschaftskritik über formpoetische Objekte bis hin zu Ölbildern, die die Goldfaszination des österreichischen Jugendstils aufnehmen, Aquarellen von minutiöser Genauigkeit, Drucken und Collagen von betörendem Humor. Einige Jahre war Stenvert als Filmschaffender tätig und wurde als einer der wichtigsten österreichischen Experimentalfilmer bezeichnet. Sein Film „Flucht ins Schilf“ wurde in der New York Times besprochen. Es folgte die Anerkennung für sein künstlerisches Schaffen durch die Fachwelt . Ausstellungen von Schweden bis Italien (Palazzo dei Diamanti in Ferrrara) machten seinen Namen in ganz Europa bekannt. Seinem genialen Fleiß ist es zu verdanken, dass seine Arbeiten heute nicht nur in wichtigen Museen und Privatsammlungen vertreten sind, sondern darüber hinaus noch herausragende Kunstwerke aktuell verfügbar sind. L’art pour l’homme - eine Kunst für den Menschen zu schaffen, war sein Hauptanliegen. Im Gegensatz zum herkömmlichen l’art pour l’art, also Kunst die nur der Kunst verpflichtet ist, sollte Kunst für den Menschen wirksam sein.

Ein sehr hohes Ziel, dem er sein ganzes Leben treu geblieben ist. Eine ganze Reihe „Menschlicher Situationen“ entstand. Auffallend hier der starke Gegenwartsbezug aber auch das geradezu Seherische, die Zukunft vorwegnehmendes künstlerisches Denken: „Wozu Geburtenkontrolle…bereitet den dritten Weltkrieg vor!“ - eine eiskalte Provokation, um den Menschen in seinem verheerenden zerstörerischen Tun wachzurütteln. „Mahlzeit 2000“ …Teller voller Kieselsteine und die Frage nach dem Wert unserer Nahrung und den Inhaltsstoffen. In seiner reifsten und letzten Schaffensphase sucht er den absoluten Wert in der Form von Goldhintergründen aus 24 karätigem Dukaten Doppelgold. Er schafft „Ikonen der Gegenwart“ und wendet sich auch spirituellen Themen zu. Das Ölbild „Raumflug durch den Götterhimmel“ macht uns zum Zeugen wie das Spaceshuttle im All den Göttern der Vergangenheit begegnet. Das Bild stellt die Frage nach dem Glauben des Menschen. Sind Religionskriege wirklich nötig? Sein geradezu rucksichtloses Parteiergreifen für den Menschen bringt Ihm den Kommentar ein: „dieser Mann ist gefährlich - er denkt“! Bei der Betrachtung des Gesamtwerkes (was bei dieser Fülle nicht leicht ist) wird klar, dass Stenverts Gedanken selten nur gegenwartsbezogen waren, sondern das allgemein Menschliche berühren und deswegen von bleibender, meist sogar von steigender Aktualität sind. (Foto: © Alexander Foggensteiner) .


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Raumflug durch den Gรถtterhimmel, ร l auf Holz, gerahmt, 177,5x203x4.5 cm


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Die große Emanation der Kunst mit Michelangelos David, Öl auf Holz, gerahmt, 198x198x4.5cm


KUNST.INVESTOR Kommentar – Otto Hans Ressler

Was ist Kunst

‚…es geht gar nicht um Bewertung, sondern darum, ob und was das Kunstwerk für mich bedeutet.‘

Foto: © Ressler Kunst Auktionen

Ein Kunstwerk kann ein Bild sein oder eine Skulptur, aber ebenso ein Autowrack, eine Ansammlung von Steinen, eine halbverkohlte Geige, eine schmutzige Badewanne oder eine auf einen Zettel gekritzelte Notiz. Es gibt keine allgemein gültige Definition für Kunst. Gäbe es eine, würde wohl schon am nächsten Tag ein Künstler darangehen und etwas machen, das diese Definition ad absurdum führt. Das bedeutet freilich nicht, dass Kunst pure Subjektivität und jeder Deutungsversuch von Anfang an zum Scheitern verurteilt wäre. Vor allem kann man für sich selbst durchaus Qualitätskriterien finden. Und da wir soziale Lebewesen sind, ließen sich im Meinungsaustausch mit anderen, an Kunst interessierten Menschen fraglos übereinstimmende Überzeugungen finden. Das passiert auch permanent. Im Grunde ist der Kunstmarkt nichts anderes als ein Ort des ständigen Austauschs von Argumenten und Einschätzungen. Wenn ich von Kunst spreche, meine ich bildende Kunst – also die Ergebnisse einer Tätigkeit, die aus einem kreativen Prozess entstehen und nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind. Ich meine Bilder, Plastiken, Installationen, Fotos, Filme, Grafiken; also ganz konkrete Objekte. Ich meine nicht die Kochkunst, nicht die Baukunst, nicht die Liebeskunst und was es da sonst noch an Künsten gibt. Und ich meine auch nicht das Kunstgewerbe. Im 20. Jahrhundert wurde mit der Entwicklung neuer Medien der Kunstbegriff sehr viel weiter gefasst als zuvor. Das bis dahin vor allem visuell und haptisch erfahrbare Kunstwerk konnte nun zur

reinen Idee werden oder existierte überhaupt nur als Handlungsanweisung. Auch diese Kunst meine ich nicht. Ich habe mir überlegt, was denn nun die – für mich – gültigen, essentiellen Eigenschaften eines Kunstwerks sind. An die Spitze meiner Anforderungsliste an die Kunst möchte ich einen Begriff stellen, den viele Kunstinsider meiden, als würde es sich um etwas Anstößiges, um etwas Peinliches handeln: Schönheit. Schönheit, meinen sie, stehe für Kitsch, nicht für Kunst. Adorno hat hier ganze Überzeugungsarbeit geleistet. Aber für mich ist die ästhetische Qualität eines Kunstwerks ganz entscheidend. Schönheit – und damit meine ich nicht das oberflächlich Schöne (das sehr wohl fragwürdig sein kann), nicht das Schöne der Farben und Formen allein, sondern das Schöne, bei dem man spürt, dass es uns betrifft, unser Leben, unsere Hoffnungen und Ängste, unsere Leidenschaften und unsere Urteilskraft. Das Schöne, das neue Erkenntnisse bringt, neue Erfahrungen, neue Empfindungen. Schönheit ist eine Grundbedingung der Kunst. Fehlt sie einem Werk, handelt es sich in meinen Augen gar nicht um Kunst. Ich finde es nicht zuletzt deshalb so schade, dass die ästhetische Qualität aus dem Diskurs über Kunst ausgeklammert wird, weil sich darüber wunderbar streiten ließe. Denn was schön ist, darüber gab es zu allen Zeiten und in allen Weltgegenden sehr unterschiedliche Vorstellungen. Von ganz wesentlicher Bedeutung ist für mich auch, dass ein Kunstwerk authentisch ist.


KUNST.INVESTOR Kommentar – Otto Hans Ressler Darunter verstehe ich nicht nur, dass es echt sein muss, also von dem Künstler geschaffen, dem es zugeordnet wird. Ich verstehe darunter die unverwechselbare Handschrift des Künstlers. Auf Authentizität fußt letzten Endes das Vertrauen aller Beteiligten am Kunstmarkt und ist damit die Voraussetzung für sein Funktionieren. Der Künstler muss etwas Neues, Unverwechselbares, Einmaliges schaffen. Er muss an sich glauben (anders steht er die zumeist in Jahrzehnten zu messende Durststrecke, bis er Anerkennung findet, gar nicht durch). Der Galerist wieder muss an den Künstler glauben (und diese Überzeugung vermitteln können, sonst überlebt auch er nicht). Denn der Sammler kauft letztlich im Vertrauen auf die Glaubwürdigkeit des Künstlers, des Galeristen, der Kuratoren, der Kritiker und nicht zuletzt im Vertrauen auf all die anderen Sammler, die Werke des Künstlers erwerben. Dieses Vertrauen kann sich nur entwickeln, wenn das, was der Künstler macht, in Einklang steht mit dem, wie er denkt und fühlt. Kunst muss auch den Geist der Zeit, in der sie entsteht, repräsentieren. Sie kann nach vorwärts blicken als Utopie, aber niemals zurück. Wer heute impressionistisch malt und dem Impressionismus nichts Neues hinzufügt, produziert keine Kunst, sondern ist im Grunde nur ein Kopist. Im Grunde sind, was er macht, Fälschungen. Kunst braucht auch, um Kunst zu sein, Öffentlichkeit. Kunst braucht den Betrachter, also Sie und mich. Solange die Idee zu einem Kunstwerk nur im Kopf des Künstlers herumspukt, solange sich ein Werk nur in seinem Atelier befindet, ist es nicht Kunst. Kunst verlangt Auseinandersetzung. Der Künstler kann noch so tolle Ideen haben, noch so viele Bilder horten, noch so viele Skulpturen bei sich zuhause auftürmen: Zur Kunst wird das alles erst, wenn es in die Öffentlichkeit gehoben wird. Eine weitere, für mich wesentliche Voraussetzung ist das Handwerkliche der Kunst. Karl Valentin hat einmal gesagt, Kunst komme zwar von können; aber wenn man’s könne, sei es eigentlich gar keine Kunst. Das Handwerkliche der Kunst – sorgfältige, fachgerechte Ausführung, die Verwendung der besten Materialien, Dauerhaftigkeit – scheint für viele Künstler kein Thema mehr zu sein. Aber Kunst ist Handwerk, ihr Inhalt ist, wie es Josef Mikl einmal

ausgedrückt hat, bloß der Auftrag für den jeweiligen Ausführenden. Ob daraus Kunst werde, hänge von seinem Charakter und seiner Begabung ab. Mir ist durchaus bewusst, dass ich mich hier auf ein glattes Parkett begebe: Das Handwerkliche steht derzeit nicht hoch im Kurs. Aber für mich ist die Beherrschung des Handwerks eine Grundvoraussetzung. Ich will Malerei sehen, keine Schmiererei. Ich will eine gediegene Ausführung, keinen Wegwerfmüll. Kunst, das ist für mich abwechselnd und zusammenwirkend Handwerkerfleiß, Konzentration, Qualitätsgefühl und Erfindergeist. Übrigens: Auch über das Handwerkliche ließe sich herrlich streiten. Und auch hier ließen sich Qualitätskriterien herausarbeiten. Noch etwas: Kunst repräsentiert geistige Zeitströmungen: Wenn Kunst eine Sprache ist, dann muss sie auch verstanden werden. Auch hier geht es nicht ohne uns und die Assoziationen, die wir einbringen, wenn wir das Kunstwerk betrachten. Das Kunstwerk muss also interpretierbar sein, und unsere Interpretation beruht auf den gemeinsamen Vorstellungen und Werten einer Epoche. Ein Kunstwerk muss in meinen Augen auch innovativ sein. Das heißt: Der Künstler muss einen originären Stil finden, eine eigene Formensprache entwickeln. Erst Form und Gestaltung machen eine Thematik zum Kunstwerk. Das Thema und der Inhalt, von vielen Kunstinsidern zum wichtigsten Kriterium ernannt, sind in meinen Augen sekundär. Denn die Vermittlung des bloßen Inhalts ist noch kein KunstEreignis, sondern kann genauso gut eine Sache der Wissenschaft sein, eine Reportage, pure Information oder eine Dokumentation. Bei der Kunst kommt es nicht auf das Was an, sondern auf das Wie. Und nicht zuletzt: Ein Kunstwerk, für das ich mich begeistere, ist immer widersprüchlich. Ohne zwiespältige Emotionen gibt es keine nachhaltige Wirkung. Kitsch, und daran könnte man ihn leicht erkennen, ist hingegen immer eindeutig. Es gibt keinen Anlass, keine Herausforderung, keinen Grund, Kitsch zu hinterfragen. Kitsch bestätigt gemütvoll das bis zum Überdruss Bekannte. Es braucht also sehr viel, um in meinen Augen als Kunstwerk zu gelten, mit dem ich mich auseinandersetzen will.


KUNST.INVESTOR Kommentar – Otto Hans Ressler Und wenn Sie für sich einen Kriterienkatalog aufstellen, werden Sie schnell entdecken, dass auch Ihre Anforderungsliste recht umfangreich ist. Und Sie werden feststellen, dass das, was Sie suchen, wenn Sie in eine Ausstellung gehen, sehr oft nicht erfüllt wird. Viele Künstler weisen häufig jegliche an Sie gestellte Ansprüche zurück. Sie verweigern sich mit ihrer Kunst als Medium geistiger Strömungen, Utopien und gesellschaftlicher Gegenentwürfe. Sie verhalten sich, als wäre schon die Idee, alles Wesentliche unserer Existenz, unsere Sehnsüchte, Ängste und Bedürfnisse, zur Anschauung zu bringen, hoffnungslos romantisch und vorgestrig. Sie streben weder eine Verdichtung und Zusammenfassung des Lebens und seiner Erscheinungen an, noch wollen sie der Fülle der Ereignisse eine verbindende Form geben. Sie negieren geradezu demonstrativ den Gedanken, eine Gesellschaft könne sich in ihrer Kunst festigen oder rechtfertigen, geschweige denn feiern. Nicht selten verlassen sie sogar das der Kunst angestammte Feld, Kritik an den herrschenden Zuständen zu üben, Protest zu erheben oder Impulse für Veränderungen zu geben. Auch das Sinnliche der Kunst scheint ihnen suspekt geworden zu sein. Es passiert jedenfalls nicht selten, dass ich enttäuscht werde, wenn ich in eine Ausstellung gehe. Ich vermisse etwas, und ich vermisse es schmerzlich. Wie alle anderen Menschen auch bin ich von meinen ganz persönlichen Erfahrungen, Vorbildungen und Vorlieben geprägt. Wenn ich in ein Museum gehe, in eine Galerie, suche ich ein sinnliches Erlebnis – und bin enttäuscht, wenn ich mit etwas Sprödem, Indifferentem konfrontiert werde, das mich ratlos zurücklässt. Ich suche noch immer die alten Ideale und meine ganz private, persönliche Vorstellung von Schönheit – und finde sie viel zu selten. Mag sein, dass ich schon zu alt bin, um mich dem Neuen noch stellen zu können. Aber allzu oft stehe ich vor Werken, die ich für belanglos und unausgegoren halte. Allzu oft ärgere ich mich über die wenig überzeugende Inszenierung einer Ausstellung, allzu oft über Kuratoren, deren akrobatische Interpretationen etwas versprechen, das die präsentierten Werke nicht halten. Allzu oft ziehe ich ein ernüchterndes Resümee nach der Begegnung mit Kunst. Allzu oft vermisse ich, so richtig gepackt, ergriffen, berührt zu werden – etwas,

das mir unverzichtbar scheint. Allzu oft vermisse ich das Erlebnis, etwas wirklich Neues, Überraschendes, Mitreißendes zu entdecken. Allzu oft vermisse ich, mit einem Wort, die Kraft der Kunst. Und darauf kommt es mir an: Ich will, dass mich ein Kunstwerk berührt, dass es mir unter die Haut geht, dass es mich dazu bringt, über etwas intensiver nachzudenken. Ich schaue mir Kunstwerke, die mich sofort begeistern, immer mehrmals an und beobachte die sich verändernde Wirkung, die sie auf mich haben. Ja, ich will, dass ein Kunstwerk schön und sinnlich ist. Ich will, dass es authentisch ist, also echt in jedem Wortsinn. Aber um die Handschrift eines bestimmten Künstlers von der jedes anderen unterscheiden zu können, muss ich einiges von diesem Künstler gesehen haben. Ich halte deshalb überhaupt nichts davon, wenn sich jemand ein Kunstobjekt ansieht und nach zwei Minuten ein Urteil abgibt. Ich bin überzeugt, dass eine Bewertung seriöser Weise gar nicht möglich ist, wenn man dem Künstler halbwegs gerecht werden will. (Wobei es um Bewertung gar nicht geht, sondern darum, ob und was das Kunstwerk für mich bedeutet.) Und ja, ich schätze das Handwerkliche eines Kunstwerks. Ich will die Ernsthaftigkeit nachvollziehen können, mit der der Künstler vorgegangen ist. Ich will noch immer glauben, dass die Kunst über uns hinausweist, dass sie für die Ewigkeit gemacht ist. Ich will die Chance haben, mich lange genug mit dem Kunstwerk beschäftigen zu können, um irgendwann zu verstehen, worum es dem Künstler ging. Ich will keine Wegwerf-Kunst, die nach der Ausstellung schnurstracks auf den Müll geworfen wird. Und ich will, dass der Künstler etwas macht, das neu ist, das innovativ ist, das mich herausfordert. Es ist zwar immer schön, in eine Ausstellung zu gehen, in der die Werke der Impressionisten, der Fauves, der ersten Abstrakten oder der Neuen Wilden präsentiert werden. Es ist, als würde man alten Freunden begegnen. Aber von einem Künstler, der heute lebt, erwarte ich mir etwas ganz anderes: Von ihm will ich überrascht werden. Ich will verblüfft werden. Ich will irritiert werden. Ich will spüren, dass da etwas im Entstehen ist, das es bis dahin noch nicht gegeben hat. Und ich will durchaus auch aus meinem privaten Dornröschenschloss herausgerissen werden durch seine Kunst.


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MARK ROTHKO

Mark Rothko vor dem Werk ,1960, Foto: Regina Bogat, © 2005 Kate Rothko Prizel & Christopher Rothko/Bildrecht Wien, 2019

Mark Rothko (1903–1970) gehört zu den bedeutendsten Künstlern des zwanzigsten Jahrhunderts. Zum ersten Mal überhaupt werden nun seine Werke in Österreich gezeigt. Die Ausstellung bietet mit über vierzig seiner Hauptwerke einen Überblick über Rothkos gesamtes Schaffen und beschäftigt sich mit Vorstellungen des Heiligen, Geistigen, Tragischen und Zeitlosen. Kate und Christopher Rothko, die Kinder des Malers, waren von Beginn an in das Projekt eingebunden und haben sich bereit erklärt, eine Reihe bedeutender Werke aus der Familiensammlung für die Ausstellung zu leihen. Die Ausstellung wird im Kunsthistorischen Museum gezeigt, dessen historische Sammlungen fünftausend Jahre menschlichen Schaffens vom Alten Ägypten bis zum Barock nachzeichnen, wodurch sich die einmalige Gelegenheit bietet, sich mit Rothkos tiefem, lebenslangem Interesse für die Kunst der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Von seinen frühen Besuchen des New Yorker Metropolitan Museum während seiner Studienzeit, über seine ersten Begegnungen mit Rembrandt, Vermeer und der

klassischen Kunst und Architektur, bis zu seinen Reisen nach Europa, wo er Kirchen, Kapellen und Sammlungen von Altmeistergemälden in Paris, London, Venedig, Arezzo, Siena, Rom, Pompeji und Florenz besichtigte, widmete sich Rothko dem Studium historischer Kunst und Architektur. Die Schau beleuchtet den Einfluss bestimmter Orte auf Rothkos stilistische Entwicklung von Michelangelos Biblioteca Medicea Laurenziana und Fra Angelicos Fresken im Konvent von San Marco in Florenz zu den griechischen Tempeln von Paestum und der Taufkapelle der Basilika Santa Maria Assunta auf Torcello in der Lagune von Venedig. Als Rothko in späteren Jahren mit der Tradition brach, um zu einer radikal neuen Form künstlerischen Ausdrucks zu gelangen, tat er dies auf der Basis eines umfangreichen Wissens und voller Hochachtung für das, was seiner Zeit vorausgegangen war. Mit den Worten des Kritikers John Berger schaute Rothko zurück, „wie dies kein Maler zuvor je getan hatte“. [Kunsthistorisches Museum Wien. Ausstellungsdauer bis 30. Juni 2019 – Foto: © KHM]


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Mark Rothko (1903-1970), Untitled (Red, Orange, 1968, Öl auf Leinwand, 233 x 175,9 cm © 1998 Kate Rothko Prizel & Christopher Rothko/Bildrecht, Wien, 2019 © Foto: Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler/Robert Bayer


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Oskar Kokoschka, Spielende Kinder, 1909 © Lehmbruck Museum, Duisburg Foto: Lehmbruck Museum, Duisburg Foto: Bernd Kirtz © Fondation Oskar Kokoschka/Bildrecht, Wien, 2018

Oskar Kokoschka Expressionist, Migrant, Europäer Oskar Kokoschka (1886–1980) zählt zu den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Er überwand den vorherrschenden Jugendstil seiner Zeit und wurde zu einem zentralen Wegbereiter des Expressionismus. Ab 1908 trat er als Maler, Grafiker, Poet und Dramatiker in Erscheinung und provozierte die Kunstwelt als Enfant terrible und radikaler Erneuerer. Auch später, im von zwei Weltkriegen erschütterten Europa, wo realistische Kunst in Verruf geraten war, setzte sich Kokoschka unerschrocken für die Anerkennung der figurativen Kunst ein und wurde so zum Vorbild für nachfolgende Künstlergenerationen. Die politischen Wirren des letzten Jahrhunderts machten aus ihm einen Migranten mit Stationen in Wien, Dresden, Prag, London, bis er sich schließlich 1953 im Schweizer Villeneuve niederließ. Die rund 250 Exponate umfassende

Retrospektive trägt sämtlichen Schaffensphasen Kokoschkas mit hochkarätigen Leihgaben aus internationalen Museen und Privatsammlungen Rechnung und präsentiert den vielseitigen Künstler mit Gemälden, Zeichnungen, Aquarellen, Druckgrafiken sowie seiner Arbeit für Kunstzeitschriften wie Der Sturm oder für das Theater. Anhand von politischen Allegorien, agitatorischen Plakaten und historischen Dokumenten wird Kokoschka als großer, durchaus ambivalenter „Homo politicus“ beleuchtet. Vom nationalsozialistischen Regime als „entarteter Künstler“ diffamiert, setzte er sich sein Leben lang für Humanismus und Pazifismus ein. [Leopold Museum. Daue: 06. April bis 8.Juli 2019. Foto: © Leopold Museum]


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Oskar Kokoschka, Doppelbildnis Oskar Kokoschka und Alma Mahler, 1912/13 © Museum Folkwang, Essen Foto: Museum Folkwang Essen/Artothek, © Fondation Oskar Kokoschka/ Bildrecht, Wien, 2018


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Photo: SAMMLUNG FRIEDRICHSHOF - Otto Muehl, o. T., 1990. acrylic on canvas, detail, courtesy Archives Otto Muehl

Otto Muehl - Works 1955 – 2013 Das Gesamtwerk von Otto Muehl umfasst mehr als 5 Jahrzehnte des Schaffens, in denen ein überaus vielfältiges und komplexes Œuvre entstanden ist. Durch die Zusammenfassung des gesamten Nachlasses des Künstlers im ESTATE OTTO MUEHL ist es erstmals möglich in den Ausstellungsräumen der SAMMLUNG FRIEDRICHSHOF einen repräsentativen Querschnitt von Werken aller Schaffensperioden des Künstlers zu

zeigen. Neben wichtigen Arbeiten aus der Zeit als Mitbegründer des Wiener Aktionismus, welche die bisherige Wahrnehmung und Interpretation des Werks Otto Muehls dominieren, liegt der Schwerpunkt der Ausstellung auf dem malerischen, zeichnerischen und filmischen Werk, das ab den frühen 1970er Jahren bis zu seinem Tod entstanden ist. [Sammlung Friedrichshof Ausstellungsdauer von 5.Mai bis 24.November 2019]


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Aux Gazelles – Savoir Vivre in Wien Le Restaurant, Le Club, Le Design Mit "mehr Funktion und weniger Folklore" ist das gemeinsam entwickelte Design-Konzept von Christine Ruckendorfer und Architekt Alberto Bach perfekt definiert. Bach zeichnet mit seinem Büro Albertoni für viele internationale Prestigebauten verantwortlich und hält Nichts von unnötigem Chi Chi, lauten Farben und orientalischen Klischees. Beide wollten dem Aux Gazelles mehr Spielraum und Bewegung geben. Das Licht wird durch die Neugestaltung tief in den Raum geholt. Auch die Séparées wurden neu interpretiert. "Ich wollte zwei unterschiedliche, elegante Welten kreieren, das Restaurant mit dem großzügigen Gastgarten ist eine helle frische Sommerwelt von großer Klarheit", erklärt Bach. "Verbindend dazu finden sich Designelemente, die klar und schwungvoll sind, mit klassisch marokkanischen Elementen." Eine Formsprache, die in Abwandlungen immer wieder zum Einsatz kommt. Ruckendorfer Für Ruckendorfer ist das Ergebnis "ein zeitgemäßes Lokal auf internationalem Niveau, ohne folkloristisch zu sein." Auf 2000 Quadratmeter wird "Savoir Vivre in Wien" geboten: Essen, Trinken, Tanzen, Verwöhnen, Entspannen & Genießen. Neue Features, wie "Lunch Bazaar", "Signature Drinks", "After Work-Shower" und anderes mehr erwarten den Gast. "Orient Light" nennt sich das frische Food-Konzept, vielfältig, spannend und ideal für die heißen Sommermonate in der City. Im "Lunch Bazaar" werden mittags feine Variationen in Form von libanesischen MezzeGerichten und marokkanischen Vorspeisen das Aux in Form eines All You Can Eat-Buffets angeboten. Abends können diese auch à la Carte bestellt werden. Als Mittagsmenü gibt es Rindsbrochettes mit gratinierten Zucchini, Lammköfte im Tomaten-Zimtfonds mit Dijon Senf und gegrillte Calamari & Garnelen mit Spargel-Fenchel-Salat. Abends kommt regional-österreichisches zum Einsatz, wie bei der Tajine mit Mariazeller Saibling, knusprigem Rinderprosciutto und Granatapfel, einem zarten Kalbsgulasch, Couscous und Kichererbsen. Vegetarier werden mit Gemüse-Tajine oder gebackenen Kartoffeln mit Arganöl, Koriander mit Limetten-Sauerrahmdip verwöhnt.


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Wüstentee on the Rocks meets Bloody Mary Eine schöne Bar braucht exzellente Drinks! Daher hat sich das Aux Gazelles-Team gleich mehrere feine SignatureDrinks überlegt. So wird der berühmte marokkanische Minztee, an dem bereits Winston Churchill im La Mamounia schlürfte, im Sommer "on the rocks" serviert. Zum Feierabend gibt es eine alkoholische Version des Traditionsgetränks aus der Sahara, gemixt mit Gin. Oder ein Gimlet, das berühmt, berüchtigte Getränk der Britischen Navy, favorisiert von Ernest Hemingway und bekannt aus den Philip Marlowe-Krimis. Apropos Hemingway: Zu Beginn einer heißen BarNacht darf ein perfekter Bloody Mary nicht fehlen. Dieser Klassiker wird im Aux Gazelles nach einer klandestinen Rezeptur eines jamaikanischen Barmans gemixt. After Work-Shower Raus aus dem Job und rein in den Feierabend! Doch wo bitte, machen Mann und Frau sich nach einem anstrengenden Arbeitstag frisch und fein? Nicht jeder wohnt im City-Loft um die Ecke. Hammam und Salon de Beauté schaffen Abhilfe. Für 15,- Euro können sich Aux Gazelles-Gäste von 17 bis 20 Uhr duschen, entspannen und für den Abend zu Recht machen. Im Preis inkludiert sind: Handtuch, Erfrischungsgetränk (hausgemachte Limonaden und Eistees). Verwöhnprogramm für Body & Soul Eine alte Hammam-Tradition besagt: Politik, Geld und Sorgen bleiben draußen! Insofern sind Hammam & Salon de Beauté nicht gerade der geeignete Ort für das nächste Business Meeting, wohl aber um sich von Kopf bis Fuß verwöhnen zu lassen und zu entspannen. Auf 500 Quadratmetern befinden sich ein klassisches Dampfbad, Behandlungs- und Entspannungsräumlich-keiten in bester Orient-Manier. Hammamcis verwöhnen mit Waschungen, Peelings, wohlriechenden Salben und einer Haarwäsche – falls gewünscht. Mehr Info unter www.auxgazelles.at


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NR. 4249A

EVENT

Georg Feldmann (FH Wien), Gerald Siegmund (Fame Investment), Helmuth Klöckl (kloeckl.cc), Michelle Yan (BEX), Alexander Steiner (LPG), Ramin Monajemi (BEX), Stefan Kern (Bitkern), (Thorsten Schrieber (DJE Kapital), Dieter Wimmer (Comgest), Robert Gillinger (Börse Express), Peter Kirschner (Anima Mentis), Alexandra Tiefengraber (BEX), Max Fraisl (maxfraisl.com), Franz Pfann Foto: Curt Themessl (phönix Wiener Neustadt), Herbert Hütter (BEX).

Die Zukunft der Geldanlage ist digital aber nicht nur Die aktuellen News des Tages gibt’s 07/24 auf www.boerse-express.com

Vergangenes Wochenende ging die mittlerweile vierte Panel-Diskussion des Börse Express mit Fame Investments über die Bühne. Ort war wieder die Villa Walster am Hubertussee in der Steiermark. Abseits des gewünschten Networkings kristallisierte sich rasch das Stichwort Digitalisierung als Hauptthema des Abends heraus. Ein Thema, das von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachtet wurde. Die aktuellen Analysen von heute ! Kurse, News, Charts, ... - auf einen Blick ! Trading-News und -Ideen !


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Außen hui. Und innen?

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BÖRSE EXPRESS

EVENT BE ROUNDTABLE

Digitalisierung - ein Blick in die Zukunft Robert Gillinger

robert.gillinger@boerse-express.com

Die vierte Panel-Diskussion des Börse Express mit Fame Investments ist Geschichte. Diesmal nutzte Alexander Steiner von Anima Mentis die Gelegenheit, den anwesenden Kapitalmarktteilnehmer ein Fitnesscenter für die Seele näher zu bringen. Round-Table-Thema war dann die Digitaisierung und deren Auswirkungen.

D

er Hubertussee, nahe Mariazell, war wieder einmal Umgebung der mittlerweile vierten Börse ExpressPanel-Diskussion, die wir gemeinsam mit Fame Investments veranstalten. Ein Ort, an dem es keine Ablenkung von außen gibt - es herrscht mehr oder minder mobilfunkfreie Zone rund um den Hubertussee... Was der Intensität der Roundtables aber zuträglich ist. Ziel der Roundtables ist der Gedanken- und Erfahrungsaustausch von Kapitalmarktteilnehmern und -interessierten. Das geht von Anlagechancen, dem Aufzeigen von Risiken, über Regularien, Makroökonomie bis hin zu Themen der Versicherung. Wobei diesmal dem Thema Digitalisierung besonders Augenmerk geschenkt wurden. Danach fand das Treffen seine Fortsetzung im inoffiziellen Teil – sei’s bei einer Party Karambole, einem klassischen Kamin-Gespräch, der Bar... Mit an Bord neben Gerald Siegmund, CEO von Fame Investments: Georg Feldmann (FH Wien), Helmuth Klöckl (kloeckl.cc), Alexander Steiner (LPG), Stefan Kern (Bitkern), Thorsten Schrieber (DJE Kapital), Dieter Wimmer (Comgest), Peter Kirschner (Anima Mentis) und Franz Pfann (phönix Wiener Neustadt). Dazu Max Fraisl (Österreichs einziges Daniel Craig-Double - siehe hier) und der u.a. als Falco-Fotograf bekannt gewordene Curt Themessl. Digitalisierung im Fokus. Mitten drin‘ im Thema ist seit mittlerweile drei Jahren auch der größte bankenunabhängige Vermögensverwalter Deutschlands, die DJE Kapital. Mit einer digitalisierten Vermögensverwaltung auch für kleinere Einstiegsbeträge als die sonst üblichen 500.000 Euro. Vorstand Thorsten Schrieber schildert die Anfänge – und den ursächlichen Grund für diesen Schritt: MiFID II. Damit wurde das Geschäft der individuellen Vermögensverwaltung immer komplexer, der für den Kunden zu bewältigende Papierkram nimmt Stapeln ein … daher wurde der Onboarding-Prozess in Abstimmung mit der

Die Villa Walster am Hubertussee

Foto: Feldmann Kommunikation

deutschen Aufsichtsbehörde BaFin digitalisiert. Unterscheidungsmerkmale zu konkurrierenden RoboAdvisors in der digitalisierten Vermögensverwaltung sieht Schrieber mehrere: die Konkurrenz legt nur in ETFs und/oder Fonds an, DJE bietet auch die Einzelanlage in Aktien und Anleihen. Und, was überhaupt eine Rarität im deutschen/österreichischen Bankenmarkt ist: DJE kann auch Bruchstücke von Aktien verbuchen, was nicht oft, aber etwa im Fall von Berkshire Hathaway schlagend werden kann. Schrieber sieht das Digitalisierungsangebot auch als Erfolg, „wir verdoppeln uns bisher jedes Jahr“, auch wenn er erwartet, dass sich das Projekt frühestens in vier Jahren für das Unternehmen rechnen wird. Stellt sich die Frage, ob das digitalisierte Angebot das persönliche in (naher) Zukunft komplett verdrängen wird? Schrieber ist davon überzeugt, dass die Digitalisierung nicht dafür sorgen wird. Denn selbst bei jenen, die über das digitalisierte Angebot eingestiegen sind, ist sich Schrieber sicher, dass diese nach einiger Zeit mit ihrem Berater zumindest einen Kaffee trinken möchten. Was für Dieter Wimmer, Leiter Sales Austria bei Comgest, so etwas wie eine Voraussetzung für erfolgreiche Vermögensverwaltung ist. Wenn der Berater mehr als nur den Kontostand weiß… Die digitale Welt wird es nicht schaffen, die gesamte Breite der Vermögensverwaltung – lebenssituationsabhängig - abzudecken, nur Bruchstücke davon, ist Wimmer überzeugt. Und das kann für ihn dann mehr Risken bergen als man denkt – eine Missallokation ist nur eines der Probleme, wenn ein Portfolio aufgrund


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Robert Gillinger (Börse Express), Helmuth Klöckl (kloeckl.cc), Georg Feldmann (FH Wien), Michelle Yan (BEX), Stefan Kern (Bitkern), Dieter Wimmer (Comgest), Gerald Siegmund (Fame Investment), Ramin Monajemi (BEX), Alexandra Tiefengraber (BEX), Franz Pfann (phönix Wiener Neustadt), Thorsten Schrieber (DJE Kapital), Max Fraisl, Peter Kirschner (Anima Mentis), Alexander Steiner (LPG), Herbert Hütter (BEX). Foto: Curt Themessl

bruchstückhafter Informationen über andere Veranlagungen erstellt wird. Was, wie Wimmer erzählt, derzeit aber eines der größten Probleme in der persönlichen Beratung ist: denn so sehr Menschen (Anleger und Anlegerinnen) auf Facebook und Co gern ihr Innersten offen legen, umso verschlossener zeigen sie sich im Gespräch mit dem Berater. Vielleicht schon erste Effekte des üblichen Robo Advisors-Vorgehens, wo Fragen nach dem Studienende eventueller Kinder nicht zum Standard-Repertoire gehören… Dass ein Robo-Advisor-Vorgehen für den Kunden seine Tücken haben kann, sieht auch Finanzberater Helmuth Klöckl (http://www.kloeckl.cc/helmuth/) so – und verweist auf gelebte Praxis: die eigene Risikoeinstufung des Kunden ist in der Regel deutlich zu hoch: „Wer das vom Kunden 1:1 übernimmt … das kann richtig ins Auge gehen.“ Das Ganze, bzw. Bruchstücke daraus nahm Alexander Steiner, Mitglied im Team von Lansky, Ganzger + Partner (LPG), zum Anlass, den großen Vorteil der Digitalisierung über Blockchain einzuwerfen – die Möglichkeit der Tokonisation, unendlich viele Bruchstücke eines Ganzen zu repräsentieren. Speziell im Immobilienbereich eröffnen sich hier für (Privat)Anleger gerade völlig neue Möglichkeiten eines Investments – jedes Gebäude könnte tokonisiert

werden – womit für jede Geldbörse ein Stück Anteil möglich ist. Und das zu minimalen Verwaltungskosten, da durch die Technologie dahinter alles automatisch funktioniert. Somit neue Konkurrenz für klassische Immobilen-Fonds im Anrollen. Überrollen wird die Blockchain so schnell aber nicht alles – darin ist sich Bitkern-CEO Stefan Kern sicher. Diese allein ist für ihn eigentlich keine große Änderung zum Jetzt: „Es sind weiter Zahlen im Computer: jetzt haben wir ein Register im Grundbuch, nachher ein Register, eine Datenbank namens Blockchain. In welchem Bereich es durch diese Technologie hingegen jedenfalls zu großen Veränderungen kommen wird, ist für Kern auch klar – bei jeglichem Verwaltungsaufwand. Denn Blockchain übernimmt automatisiert Arbeiten, wo derzeit Menschen etwas überprüfen und/oder bestätigen müssen. Wohin sich die Digitalisierung jedoch langfristig entwickelt, darüber möchte Kern nicht einmal spekulieren – denn Schritt für Schritt: aktuell ist Blockchain das Thema, folgen wird die Künstliche Intelligenz … und danach die Kombination beider. Übrigens: Die Kombination des Wortes Krypto und Währung hält Kern für nicht glücklich, da dies einen falschen Ansatz suggeriert. Denn eigentlich handelt es sich bei


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EVENT Coins um ein digitales Gut, das zu etwas berechtigt. Ein Gut, das auch gegen eine Währung getauscht werden kann … Mit einem ‚Vorurteil‘ räumt auch Georg Feldmann von der FH Wien, mit dem Spezialgebiet Digitalisierung, auf: die Wortkreation „Neue Medien“ passt nicht zu einem Medium, das es wie das Internet seit 25 Jahren gibt. Entsprechend räumt er auch gleich mit einem anderen Vorurteil auf: dass Video-Gamer zum absolut überwiegenden Teil aus der Gruppe der Unter-20-Jährigen kommen. Weit gefehlt, denn diese von damals sind zu einem Gutteil auch heute noch dabei: 50 sind die neuen 30, sagt er dazu. Für DJE-Vorstand Thorsten Schrieber keine Überraschung, deckt es sich doch mit den Alters-Statistiken der Kundenabschlüsse über die hauseigene digitale Vermögensverwaltung. Heißt dann schlussendlich aber doch, dass die Digitalisierung alles überrollen wird? Da kann Feldmann beruhigen und verweist auf die Generation Z, die heute 14/15-jährigen: Diese entdeckt gerade wieder den stationären Handel für sich, das Herumstreifen in Einkaufszentren: „Die Digitalisierung wird nicht alles vernichten. Weder alle Geschäfte noch das gesamte Banking. Sie wird einfach stärker ein Teil von Vielem sein.“ Apropos Teil von Vielem: BEX-Lifestyle-Redakteurin Michelle Yan berichtete von ihrer letzten China-Reise, wo mittlerweile selbst in der ‚tiefsten Provinz‘ das Zahlen per Handy zum geübten und angenommenen Alltag gehört. Und gleich dem Tipp für alle Reisenden: erst gar nicht versuchen mit Barem statt digitalem Geld ein Taxi zu besteigen… Womit Tür und Tor fürs ‚Philosophieren‘ geöffnet war. So fragt sich nicht nur Dieter Wimmer, ob er denn will, dass all seine Daten bzw. Einkäufe irgendwo abgespeichert sind: „Wir lassen uns immer mehr kontrollieren.“ Worauf (der gelernte Mediziner) Peter Kirschner nur vordergründig mit dem Totschlag-Argument kommt: jedem einzelnen geretteten Leben, das etwa eine Apple Watch mit entsprechender Funktion dem herbeigeeiltem Arzt ermöglicht, da er so vielleicht schneller zu einer richtigen Diagnose kommt: Apple Watch erkennt z.B. Herz-Rhythmusstörungen. Kirschner möchte aber auch nicht in einer Welt leben, wo aufgezeichnete digitale Daten über oder für ihn entscheiden. Und ist auch (als Arzt) kein Freund von ersten Anzeichen in so eine Entwicklung: Versicherungen die eine Prämienreduzierung in Aussicht stellen, wenn täglich z.B. 1000 Schritte gegangen werden. Hier zieht er Vergleiche mit Wimmers Vermögensberater: als Einzelschritt mag es ein Guter sein, aber passt es in den gesamten Kontext? (Anm. Was Kirschner mit einem gesamtheitlichen Ansatz meint, zeigte er der anwesenden Runde in einem eigenen Vortrag. Und hat das im Projekt

Anima Mentis umgesetzt, in Wiens erstem Fitnesscenter für die Seele – siehe hier. Fazit zu Kirschner: Die Maschine wird den Mensch (Arzt) nicht ersetzen, aber irrsinnig unterstützen. Und: Die Entscheidungskraft muss immer beim Menschen bleiben: „Das ist meine Überzeugung – und auch, dass es so bleibt.“ Was wiederum Georg Feldmann nicht überraschen würde: „Das Urbedürfnis des Menschen ist, gehört zu werden. Das wird die Maschine niemals ersetzen können.“ Was – das gedeihliche Nebeneinander von Mensch und Digitalisierung – auch Franz Pfann, CEO von phönix Wiener Neustadt, nicht wundern würde. Denn das Wichtigste beim Dienstleister ist für den früheren Vertriebsleiter bei Großbanken, dass der/diejenige Menschen liebt: „Wenn man Menschen liebt, kann man auch die Beratungsqualität bringen. Wer Menschen nicht liebt, wird sich im Vertrieb und /oder Verkauf schwer tun.“ Und Pfanns Erfahrung bisher ist auch, dass die Mehrheit der Anleger für ihr persönliches Vermögen auch eine persönliche Beratung haben möchte: „Und das hat nichts mit dem Alter zu tun“. Zum Schluss noch der „medizinische Ausblick“ auf den Fortgang der Digitalisierung: Der Mensch ist extrem anpassungsfähig. Als Mediziner lernt man aber in der Praxis, dass er nur durch Schmerzen lernt. Und wir Menschen geben gern die Verantwortung ab. <

NACHLESE ZUM ROUNDTABLE 3 U.A.MIT WIENERBERGER CEO HEIMO SCHEUCH

Heimo Scheuch, CEO Wienerberger

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INTERVIEW DANIEL FOLIAN

„Ich sehe Warimpex als börsenotiertes Family Office ...“ Robert Gillinger

robert.gillinger@boerse-express.com

Warimpex CFO Daniel Folian im Interview über den Strategieschwenk des Immobilienkonzerns in Richtung mehr Bestand, neue IT-Akzente und warum viele Fondsmanager die Aktie einfach übersehen, obwohl diese seit längerem zu den fundamental Günstigsten der Branche bzw. der Wiener Börse zählt. BÖRSE EXPRESS: Sie haben nun fünf Quartale praktische Erfahrung als CFO, zusätzlich zu ihren IR-Agenden. Was war vielleicht eine Überraschung, hat sich etwas geändert – haben Sie etwas geändert? DANIEL FOLIAN: Überraschung gab es keine. Ich bin auch seit 13 Jahren im Unternehmen, habe durch die IR-Tätigkeit gewusst wie es funktioniert und kenne die Mitarbeiter. Was wir neu machen, ist uns mehr mit IT-Themen zu beschäftigen: Wir kaufen gerade eine Software an, mit der wir die Bewertung von Immobilien im Haus durchführen ... Auch wenn können und haben eine neue wir derzeit von Konsolidierungssoftware ander Börse nicht geschafft. Das sind neue Akzente, sonst geht’s weiter wie geliebt werden. bisher. Es ist kein neues Phänomen: filtert man die Mitglieder der Wiener Börse nach Kennzahlen wie Kurs/Buchwert, Dividendenrendite und einige mehr, findet sich in vielen Rankings die Warimpex-Aktie als Top-Wert. Es gibt auch europaweit keine Immobilien-Aktie, die so weit unter ihrem NAV notiert. Und das konsequent seit Jahren. Sie führen als IR-Chef und CFO viele Gespräche mit Investoren. Was stört an der Warimpex-Story bzw. kommt Ihrer Meinung nach nicht gut an – ist es allein das Russland-Engagement? Es ist sicher auch ein Russlandabschlag dabei, andererseits kaufen einige Investoren die Aktie wiederum, weil sie sehr an Russland interessiert sind. Das große Thema ist die Marktkapitalisierung von weniger als 100 Millionen Euro. Damit werden wir von vielen Fondsmanagern einfach übersehen beziehungsweise fallen erst gar nicht in deren Anlageuniversum. Das hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert, es geht immer mehr in Richtung Liquidität, in Richtung große Unternehmen. Und die Fondsmanager sind weniger

Warimpex CFO Daniel Folian

Foto: beigestellt

opportunistisch geworden. Größer wird als besser gesehen. Das sehen wir nicht so, da ist man kleiner flexibler und effizienter sein kann. Und noch zum Kursabschlag: Bisher hatten wir viele Fondsmanager polnische Pensionsfonds als sind weniger Aktionäre. Dort gab es - aus opportunistisch unserer Sicht leider - rechtligeworden. che Änderungen und durch den nun veränderten Zufluss an Geldern in die Pensionskassen kam und kommt es seit geraumer Zeit zur Abgabe von Aktien. Da ist zu erwarten, dass Größer wird als sich dieses Bild ab dem zweiten Halbjahr wieder dreht und besser gesehen. glaube, dass der relativ große Das sehen wir Abgang polnischer Investoren nicht so, da ist in die letzte Phase kommt. man kleiner Wie sehr diese rechtlichen flexibler und Änderungen den gesamten Markt treffen zeigt sich daran, effizienter dass wir bis 2017 in Wien und sein kann. Warschau in etwa jeweils die gleiche Handelstätigkeit in der Aktie hatten – die in Warschau ist 2018 komplett zusammengebrochen. Warum eigentlich nicht mit billigem Fremdkapital die Aktien unter Buchwert von der Börse rückkaufen und danach die Immobilien mit Gewinn versilbern?


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INTERVIEW Börsenotiert zu sein macht Sinn. Man wird zu Transparenz gezwungen, kann Anleihen emittieren, kann sich günstiger refinanzieren … und wir haben ein Aktienrückkaufprogramm gestartet. Dabei haben wir bereits eine Ich glaube, dass halbe Million zurückgekauft der relativ und wenn der Abschlag zum große Abgang NAV weiter besteht, werden wir das Programm fortführen. polnischer Ich sehe die Warimpex als Investoren in börsenotiertes Family Office, die letzte Phase auch wenn wir derzeit von der kommt. Börse nicht geliebt werden. Wir denken sehr langfristig und nicht nur ans nächste Quartal. Kurzum: Wir sind gerne börsennotiert – und wer mitinvestieren möchte kann das. An welchen Finanzkennzahlen orientieren Sie sich bei der Planung – gibt es Ziele bei diesen Zahlen? Wenn wir ein Projekt entwickeln, wollen wir auf Projektebene in einem stabilisierten Jahr, also wenn das Büro voll vermietet oder sich das Hotel etabliert hat, eine zweistellige Rendite auf die Gesamtinvestitionskosten erzielen. Die Ziele sind einfach: NAV und Cash-Flow sollen gesteigert werden.. Warimpex hat, wenn man sich die Meldungen ansieht, die Schlagzahl der Zukäufe zu Ungunsten von Verkäufen deutlich erhöht. Ist das nur eine logische Entwicklung nach dem Verkauf des Teil-HotelPortfolios, oder auch ein wenig Strategiewechsel? In der Vergangenheit waren wir sicher mehr Entwicklergetrieben. Heißt, wir mussten verkaufen, wenn wir etwas Neues machen wollten. Jetzt wollen wir einen Be-

stand halten der genug Cash-Flow bringt, um alle Overhead- und die Entwicklungskosten zu decken.

Wenn der Abschlag zum NAV weiter besteht, werden wir das AktienrückkaufProgramm fortführen

Heißt aber auch, dass Sie irgendwann einmal einen FFO ausweisen, was bisher nicht der Fall ist … Als Entwickler war der FFO negativ, weil wir nichts im Bestand hatten. Und ja, das ist eine Zahl, zu der wir hinmöchten.

Bleibt für das Ziel Bestand wie bisher eher das eigene Entwicklungsgeschäft im Fokus, oder sind es künftig wie zuletzt etwa in Deutschland gesehen vor allem Zukäufe? Natürlich könnten wir am Markt fertige Immobilien auch einkaufen. Das ist aber wesentlich teurer, als diese selbst zu entwickeln. Gerade in Deutschland sind die Preiserwartungen sehr hoch und es war schwierig ein Akquisitionsobjekt zu finden – konnten dort aber zum halben Wiederherstellungswert kaufen. Sie geben als Ziel aus, heuer den durch den 2017 erfolgten HotelTeilportfolioverkauf Abgang beim EBITDA wieder aufgeholt zu haben, exklusive dem Veräußerungsgewinn aus dem Teilverkauf. Das müssten rund 20 Millionen Euro sein. Für 2018 haben Sie gerade 4,3 Millionen veröffentlicht. Fehlen also knapp 16 Millionen. Wie viel davon sind bereits fix in der Entwicklungs/Eröffnungspipeline, was muss noch zugekauft werden? Inklusive der letzten Fertigstellungen, dem jüngsten Zukauf in Darmstadt und der Aufstockung auf 100 Prozent der Anteile des Parkhauses in St. Petersburg müsste es sich ausgehen.<

Der jüngste Zukauf in Deutschland, Darmstadt: Derzeitige Hotel-Nutzfläche 16.801 m² - dazu 820 m² Büroflächen und 217 Parkplätze. Foto: Deutsche Telekom Rund um den Airport von St. Petersburg hat Warimpex die Business Towers Jupiter 1 & Jupiter 2 (17.000 m² Gesamtfläche), den Airportcity Car Park mit 20.300 m², den Business Tower Zeppelin mit 15.600 m² (im Bild) und das Crowne Plaza mit 294 Zimmer stehen. Hält aber nur am Parkhaus 100%. Foto: beigestellt


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SPEZIAL IMMOBILIEN IMMOBILIEN ÖSTERREICH

Angebotsmangel prägt den Markt...

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sterreich gilt auch 2019 als attraktiver Standort für Immobilien-Investitionen, jedoch mit leichten Rückgängen gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt 84 Prozent der befragten Anleger aus dem Inland schätzen den heimischen Markt heuer als attraktiv bis sehr attraktiv ein, im vergangenen Jahr waren es noch 97 Prozent. Der Blick europäischer Investoren auf den österreichischen Markt fällt jedoch positiver als im Vorjahr aus: Für 87 Prozent ist der Standort Österreich attraktiv bzw. sehr attraktiv, ein Plus von fünf Prozentpunkten gegenüber 2018. Das sind Ergebnisse des Trendbarometers ImmobilienInvestmentmarkt 2019 der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Dafür wurden rund 50 Immobilieninvestoren befragt, die in den vergangenen Jahren am österreichischen Immobilienmarkt aktiv waren. Wie bereits im Vorjahr werden das Umfeld für die Immobilienwirtschaft und die steuerlichen Rahmenbedingungen für Immobilientransaktionen im Wesentlichen auch im Jahr 2019 stabil bleiben, sind sich 92 Prozent der „Für den überwiegenden Anteil Studienteilnehmer einig. Aufgrund des Anlagedrucks der Investoren vieler Investoren und einer stabilen Wirtschaft sehen sie ist das jedoch Österreich weiterhin als Verkein Grund zu mieter- und Verkäufermarkt. verzagen. Sie zei„Der aktuelle Immobiliengen sich flexibel marktzyklus ist bereits fortgeschritten und von einem und passen ihre geprägt. InStrategien an das Angebotsmangel folgedessen sind KapazitätsMarktumfeld an“ engpässe im Baugewerbe zu beobachten“, sagt Alexander Wlasto, Partner und Sector Leader Real Estate bei EY Österreich. „Für den überwiegenden Anteil der Investoren ist das jedoch kein Grund zu verzagen. Sie zeigen sich flexibel und passen ihre Strategien an das Marktumfeld an“. Das spiegelt sich auch im Investitionsverhalten wider: Investitionen in den eigenen Bestand gewinnen für 84 Prozent der Investoren an Bedeutung gegenüber Zukäufen. Auch transaktionsseitig zeigt sich die strategische Anpassung der Investoren: Der Verkauf bzw. selektive Ankauf ist jeweils für eine deutliche Mehrheit der Befragten die bevorzugte Investmentstrategie im „Late Cycle“ (82% bzw. 91%). „Diese strategischen Präferenzen sind folgerichtig“, so Wlasto. „Für das Transaktionsvolumen 2019 erwarten 65 Prozent der Investoren eine Seitwärtsbewe-

Foto: Pixabay/MichaelGaida

gung auf hohem Niveau. Die horizontale Orientierung, zeigt, dass große Transaktionen fehlen.“ Preisstabilisierung in allen Segmenten. Bereits 2018 war der österreichische Transaktionsmarkt von einem Nachfrageüberhang, einem hohen Preisniveau und mittelgroßen Deals gezeichnet. Die Ausnahme bildete die Übernahme der Möbelhauskette Kika/Leiner durch die Signa Group. „Die größte Übernahme stellt mit einer kolportieren Transaktionssumme von rund einer halben Milliarde Euro einen Sondereffekt dar, der das Einzelhandelssegment auf den Spitzenplatz katapultierte“, so Erich Sorli, Partner bei EY Österreich. „Dieser Sondereffekt sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch im vergangenen Jahr eher Stagnation für das Retailsegment erwartet wurde. Insofern lässt sich festhalten, dass sich der Vorjahrestrend auch 2019 fortsetzt.“ Lediglich in den 1c-Lagen „Investitionen in erwartet ein überwiegender Anteil (64 %) der Investoren den eigenen fallende Preise für EinzelBestand handelsimmobilien. Für das gewinnen an Jahr 2019 werden sowohl im Segment Büro als auch für Bedeutung Einzelhandelsimmobilien in gegenüber den 1a- (je 68 %) und 1bZukäufen.“ Lagen (72% und 56 %) stagnierende Preise erwartet. Etwas mehr Potenzial erkennen die Befragten hingegen in den Segmenten Logistik und Hotel. In Bestlagen werden für Liegenschaften dieser Assetklassen von über der Hälfte der Befragten (54 bzw. 60 %) weiterhin Preisanstiege erwartet. „In der Gegenüberstellung von Einzelhandelsund Logistikimmobilien lässt sich deutlich der wachsende Einfluss des E-Commerce erkennen“, so Sorli. „Während Einzelhandelsobjekte in schwächeren Lagen tendenziell leiden, profitieren Logistikimmobilien, die das Rückgrat des Online-Handels bilden.“ Wohnimmobilien. Der Trend steigender Preise im Wohn-


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BRANCHE IMMOBILIEN segment wird sich im Jahr 2019 insbesondere in 1a- und 1b-Lagen fortsetzen, meinen 64 bzw. 60 Prozent der Befragten. Diese Einschätzung stellt eine erwartete Stabilisierung der Preise dar: Im Vorjahr erwarteten noch 83 Prozent der Teilnehmer Preissteigerungen in 1a-Lagen. Lediglich in Peripherie-Lagen geht die Mehrheit der Befragten (68%) von gleichbleibenden Preisen aus. In einzelnen Segmenten gehen Investoren dennoch von weiteren Preissteigerungen aus: Bei Logistikimmobilien in guten Lagen wird es für Käufer voraussichtlich teurer. Ähnliches gilt für Hotelimmobilien an Top-Standorten, wobei zwei Drittel der Befragten (78%) generell von einer Annäherung der Renditen zwischen Hotels und Büros ausgehen. Konzentration auf Wien klingt ab – Graz im Aufwind. „Wie bereits im Vorjahr bleiben Wohnimmobilien in allen Landeshauptstädten der Republik die bevorzugte Assetklasse“, sagt Wlasto. „Eines bleibt trotz der relativ hohen Attraktivität des Wohnsegments allerorts bemerkenswert: In Eisenstadt sinkt das Interesse der Befragten an Wohnobjekten von 75 auf nun 40 Prozent, gleichzeitig verschiebt sich der Fokus zu Gunsten von Büroimmobilien. Und auch in Graz und Klagenfurt bekundet jeweils rund ein Drittel der Befragten ihr steigendes Interesse an der Assetklasse Büro.“ Im Bürosegment liegt der Investorenfokus mit 41 Prozent zwar weiterhin auf Wien – im Vorjahresvergleich entspricht dies jedoch einem Rückgang um 20 Prozent. Linz und Graz steigen währenddessen in der Gunst der Umfrageteilnehmer. Zogen die Büromärkte dieser Standorte 2018 jeweils nur neun Prozent der Befragten vor, so sind es in diesem Jahr bereits jeweils 14 Prozent. Die steirische Hauptstadt kann für 2019 zudem mit einem hohen Interesse an Retailobjekten rechnen: 40 Prozent der Umfrageteilnehmer interessieren sich für Einzelhandelsinvestments in Graz (2018: 17 %). In der Bundeshauptstadt hingegen scheint der Retail-Investmentmarkt recht gesättigt und wird lediglich von zehn Prozent der Investoren fokussiert (2018: 22 %). Digitalisierung überholt demografischen Wandel als einflussreichster Megatrend. Alle befragten Investoren waren sich in ihrer Einschätzung einig, dass die Digitalisierung im nächsten Jahrzehnt der einflussreichste Megatrend für den österreichischen Immobilienmarkt sein wird. Damit überholt die Digitalisierung zum ersten Mal den demografischen Wandel, den immerhin 92 Prozent der Umfrageteilnehmer als einflussreichen Megatrend beurteilen. Mit 87 Prozent Zustimmung erhielt zudem auch der Einfluss der Zinspolitik hohe Zustimmungswerte. „Das Thema Digitalisierung ist in der Immobilienwirtschaft spätestens jetzt endgültig angekommen“, sagt Wlasto. „Es hapert jedoch noch an der Umsetzung.“ Insgesamt 87 Pro-

Hotels zählen zu den Investitionsfavoriten

Foto: Warimpex

zent der Befragten sehen in der Digitalisierung das Potenzial einer höheren Transparenzschaffung in Transaktions- und Bewertungsprozessen. 82 Prozent der Umfrageteilnehmer sind auch der Meinung, dass in der Immobilienwirtschaft Tätigkeitsfelder wie Rechnungswesen oder Vermittlung mittels Digitalisierung effizienter gestaltet werden können. Mehr als neun von zehn Befragten beurteilen die Umsetzung konkreter Digitalisierungsprojekte jedoch als sehr schleppend. „Anspruch und Wirklichkeit klaffen noch weit auseinander. In Sachen Digitalisierung ist noch viel Luft nach oben. Das hat die Immobilienwirtschaft aber mittlerweile erkannt“, so Wlasto. Auf die Assetklassen heruntergebrochen erwarten sich die Investoren positive Effekte der Digitalisierung insbesondere auf Logistik- bzw. Industrieimmobilien. Stärker in den Investmentfokus rücken demnach Zentrallager für 80 Prozent der Befragten, Last-Mile-Storage-Produkte (65%) und Rechenzentren (66%). Ein gegensätzliches Bild zeigt sich hingegen bei Retailprodukten: Sogar für High-StreetObjekte erwarten 2019 lediglich 40 Prozent ein zunehmendes Interesse, obwohl diese Kategorie als relativ immun gegen den wachsenden Umsatzanteil des E-Commerce gilt. Im Bürosegment erwarten alle Investoren einen stärkeren Fokus auf Co-Working-Spaces. 59 Prozent der Befragten gehen zudem davon aus, dass dezentrale Lagen profitieren: Diese könnten durch eine entsprechende Gebäudekonnektivität gewinnen, die für 92 Prozent der Umfrageteilnehmer künftig ebenso wichtig werde wie die Lage selbst. Im Wohnsegment hingegen erwarten die Investoren einen stärkeren Fokus auf Serviced Apartments (90%) und Mikroapartments (87%). „Beide Produktkategorien können – wie auch schon die Co-Working-Spaces im Bürosegment – von einem mit der Digitalisierung einhergehenden veränderten Nutzerverhalten profitieren“, sagt Wlasto. „Flexible Nutzungsmodelle, pauschale Serviceangebote und der ‚Sharing-Gedanke‘, der in allen Lebensbereichen Einzug hält, werden selbstredend auch für die Nutzer von Immobilien immer wichtiger und stärker nachgefragt.“<


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INTERVIEW HEIKE ARBTER

„Anleger verstehen zunehmend, dass man nicht immer eine Vollkasko-Versicherung braucht” Robert Gillinger

robert.gillinger@boerse-express.com

Heike Arbter, Vorstand der RCB und Aufsichtsratvorsitzende des Zertifikate Forum Austria im Interview über noch zu hebende Potenziale in der Branche, den ersten Schritt vom Sparbuch an den Kapitalmarkt und welche Produktkategorie sie Anlegern im aktuellen Umfeld besonders ans Herz legt. BÖRSE EXPRESS: Sie sind seit 1997 in der RCB für den Bereich strukturierte Produkte zuständig. Wenn Sie sich zurückerinnern – was unterscheidet den strukturierte Produkte-Markt damals von heute? HEIKE ARBTER: Damals gab es bei weitem nicht die Auswahl von heute – allein in Deutschland sind heute bis zu 1,5 Millionen Zertifikate an den Börsen gelistet – damals war es ein Bruchteil davon. Die Auswahl beschränkte sich auch auf viel weniger Basiswerte. Was es damals nicht gab, waren Hebel-Zertifikate: Turbo- und Faktor-Produkte. Auch Aktienanleihen gab es damals nur in der klassischen Dem Anleger Form: Zinskupon fix, Nomisteht eine nale wenn der Kurs des Basisneue Liga an werts über dem Ausübungspreis, das war Produkten zur meist der Startwert, lag. Verfügung. Heute gibt es zum Vorteil der Anleger viel mehr Möglichkeiten mit Teilschutzmechanismen zu investieren - dem Anleger steht eine neue Liga an Produkten zur Verfügung. 2001 haben wir in der RCB mit Garantieprodukten begonnen – diese sind nach wie vor das vorherrschende Thema – verglichen mit früher ist der extrem hohe Anteil aber zurück gegangen. Das bedeutet konkret in Zahlen? Vor 10 Jahren bestand der österreichische Markt zu 85 Prozent aus Garantiezertifikaten, heute sind es eher 60 Prozent. Diese fehlenden Prozent wanderten wohin? Vor allem in Teilschutz-Produkte. An sich korreliert diese Bewegung recht schön mit jener der Zinsentwicklung. Die Anleger verstehen zunehmend, dass man nicht immer eine Vollkasko-Versicherung braucht und mehr Ertragspotenzial mit weniger Schutz heben kann.

RCB-Vorstand Heike Arbter

Foto: beigestellt

Apropos Vollkasko-Mentalität: Sie sind seit nun drei Jahren auch Präsidentin des europäischen Dachverbands Eusipa. Wenn Sie Ihren Blick rundum schweifen lassen – wo sind Anleger der Kategorie strukturiertes Produkt gegenüber auf aufgeschlossensten, wo am skeptischsten? Insgesamt schätzen wir den Markt in den neun EusipaMitgliedsländern auf 450 Milliarden Euro. In den nordischen Ländern und dem Benelux sind Hebel-Produkte sehr beliebt. In der DACH-Region sind es mehr die Anlage-Zertifikate. Die beliebtesten ProduktkaVor 10 Jahren tegorien in Europa sind Teilbestand der schutz-Zertifikate, wie österreichische beispielsweise Express-ZertifiMarkt zu 85% kate auf den EuroStoxx 50, in aus Garantiezer- der Schweiz genießen Aktienauf die eigenen hochtifikaten, heute anleihen kapitalisierten Aktien einen sind es eher 60. hohen Stellenwert – in Österreich haben, wie schon erwähnt, Produkte mit Kapitalschutz die Nase vorn. Kann man den Einsatz von Zertifikaten vielleicht auf den PortfolioAnteil herunterbrechen? Gesamteuropäisch gibt es leider keine Zahlen, ich kann es nur für die RCB sagen, wo wir begonnen haben, solche Kennzahlen auszuwerten: In unseren Kernmärkten – Österreich und Osteuropa – liegt der Anteil von Zertifikaten in Anlage-Portfolios zwischen 5 und 15 Prozent. Je stärker die Bank im Wertpapiergeschäft aufgestellt ist, desto höher ist


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INTERVIEW auch meist der Zertifikate-Anteil. In Österreich liegt er – trotz starkem Wachstums – eher am unteren Ende der Bandbreite. Wir sehen also durchaus noch Potenzial. Dann bleiben wir gleich in Österreich: Der Open Interest an strukturierten Produkten bei Privatanlegern lag zuletzt bei 14,3. Milliarden Wir in der RCB versuchen etwas Euro. Etwa 60 Milliarden liegen in Retail-Tranchen von Fonds. Was zu machen, das glauben Sie ist für Zertifikate mögüber Fonds lich – und gegen wen muss man nicht abdeckbar denn da eigentlich ankämpfen, sprich wer ist die Konkurrenz – sind ist. es Fonds oder das Sparbuch? Das größte Wachstumspotenzial sehe ich dort, wo die Anleger Instrumente besitzen, die negativ rentieren. Seien es Anleihen, die nach Abzug der Inflation die Nulllinie nicht mehr erreichen – oder erst recht Sparguthaben. Dort, wo für den Anleger real nichts mehr herausschaut. Aber das ist doch schon länger so und der große Run war bisher auch nicht da… Es ist auch ein schleichender Prozess, Anlegern beziehungsweise Sparern wird aber zunehmend bewusst, dass es mit diesen Produkten im aktuellen Zinsumfeld einfach nichts zu verdienen gibt. Schleichend, denn man hält ja noch alte Anleihen mit hohen Kuponås im Portfolio, die fallen aber mit deren Laufzeitende sukzessive weg: Es ist ein Prozess, der stetig schlimmer wird. Die Bareinlagen von etwa 220 Milliarden Euro sind im Vergleich zum in Fonds und Zertifikate veranlagten Volumen jedenfalls irrsinnig hoch. Apropos Fonds: Währung die Bank Austria immer wieder einen ihrer Fonds als Basiswert für ein strukturiertes Produkt verwendet, verzichtet Raiffeisen darauf. Warum? Teilweise gibt es diese Produkte als Private Placement – aber nicht im breiten Vertrieb. Warum? Wir wollen komplementäre Anbieter sein: die einen machen aktives Management, die anderen passive, optimierte Auszahlungsprofile. Wir in der RCB versuchen etwas zu machen, das über Fonds nicht abdeckbar ist. Nachdem Sie in den Vorstand der RCB berufen wurden, legten Sie den Vorstandvorsitz im Zertifikate Forum Austria nieder und wechselten in den Aufsichtsrat, als dessen Präsidentin Sie sofort gewählt wurden. Wie werden Sie dieses Amt anlegen? Was ist Ihnen bei Nachfolger Frank Weingarts als Vorstandsvorsitzenden wichtig, dass er im Auge behält? Und da Sie für ihn stimmten, wodurch eignet sich Herr Weingarts als Ihr Nachfolger? Frank Weingarts qualifiziert seine langjährige Geschäftserfahrung. Und er ist seit 2006 mit mir gemeinsam im Vorstand des Zertifikate Forum Austria. Eine Mischung aus

Kontinuität mit neuen Ideen könnte ein gutes Motto sein. Im Endeffekt sind wir eine kleine Gemeinschaft, die ein gemeinsames Ziel hat: den Zertifikatemarkt weiterzuentwickeln. Bleiben wir bei der RCB: Mit Harald Kröger übernimmt ein Mann der Raiffeisen Bank International mit Ihnen den Vorstand, in dem bisher mit Wilhelm Celeda ebenfalls ein strukturierte-Produkte-ichsage-Urgestein saß, der als Leiter Financial Institutions der RBI eher vom Risiko-Management kommt. Heißt das irgendetwas für die Ausrichtung der RCB? Nein. Wilhelm Celeda war für die Marktaktivitäten verantwortlich, das werde jetzt ich sein. Grundsätzlich ändert sich an der Ausrichtung der Bank als Kompetenzzentrum für Aktien und Zertifikate nichts. Wenn Sie sich das aktuelle Umfeld an den Kapitalmärkten ansehen – welche Art von strukturiertem Produkt würden Sie Anlegern warum besonders an Herz legen? Ich bin ein ganz großer Fan von Teilschutzprodukten: Weil wir bei der Bonus & Sicherheit-Serie die Barrieren sehr tief wählen und daher für eine gewisse Volatilität am Markt gut gerüstet sind, aber dennoch zusätzliches Ertragspotenzial aufgrund des Verzichts auf 100prozentigen Kapitalschutz bieten. Und Express-Zertifikate, wo man je nach Basiswert zwischen fünf und zehn Prozent mit einem relativ überschaubaren Risiko erzielen kann. Vielleicht ein Angebot an klassische Sparbuchsparer – welches wäre Ihr klassisches Einstiegsprodukt in den Bereich strukturierte? Das erfolgreichste Produkt dabei ist das Kapitalschutzprodukt. Und es eröffnet immerhin die Chance darauf, etwas zu verdienen, im Gegensatz zum Sparbuch. Das ist eigentlich ein kleiner Schritt in den Veranlagungsbereich, der aber schöne Auswirkungen auf den Ertrag haben kann. Aktuell in Zeichnung ist beispielsweise das Garantie-Zertifikat Europa Nachhaltigkeits Bond 7: 100 Prozent Kapitalschutz und die Chance auf einen Ertrag von bis zu 36 Prozent mit dem Thema Nachhaltigkeit (mehr dazu hier) bei achtjährigen Laufzeit. Der nächste kleine Schritt würde dann wohin gehen? In die Bonus & Sicherheit-Serie. 3,05 Prozent Zinsen pro Jahr zahlt hier etwa unser Zeichnungsprodukt Europa/Global Bonus & Sicherheit. Und das bei einem Teilschutz gegen Kursverluste von unter 51 Prozent (mehr dazu hier).<

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KOMMENTAR VON PAUL OTTO, MANAGING PARTNER DER F5 CRYPTO CAPITAL GMBH

Kryptowährungen Chance oder Risiko?

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eit einigen Jahren liest man regelmäßig Meinungen zu Bitcoin, der ersten und größten Kryptowährung. ,Cameron Winklevoss sagt Bitcoin wird die Finanzwelt umkrempeln und Kurse jenseits der 300,000 US-Dollar pro virtueller Münze erreichen. Andererseits sprechen Warren Buffett und Bill Gates von einem Pyramidensystem, dessen fairer Wert wohl Null ist. Wer hat Recht? Ist das Kaufen von Bitcoin ein Investment in Tulpen oder ein Investment in Amazon?

Spannende Crypto Assets. Crypto Assets wie „Die Top-Chance Bitcoin sind spannend und für Krypto ist es, kontrovers, da sie viele BeTeile des Finanzreiche berühren. Je nach system komplett Perspektive und Blickrichumzukrempeln ...” tung ergeben sich entsprechend verschiedene Meinungen. Betrachtet man z.B. die Kryptowährung Monero. Einerseits dient Monero als Zahlungsmittel des Darkweb. Leute, die abseits des Gesetzes agieren, nutzen anonyme Währungen wie Monero um z.B. Drogengeschäfte online abzuwickeln. Unter dieser Betrachtung liegt die Perspektive nahe, Kryptowährungen unterstützen illegale Aktivitäten und werden früher oder später komplett verboten. Aus diesem Grund ist Monero aus unserem F5 Crypto Index ausgeschlossen. Andererseits kann man Monero als bisher spannendste Anwendung und Experimentier-Wiese des Forschungsbereich der Kryptographie ansehen. Die Technologien stealth addresses, confidential transactions und ring signatures verwenden aktuelle Forschungsergebnisse. Diese zu testen liefert wertvolle Erkenntnisse, die in der Digitalisierung weitreichende Folgen haben werden. Wie man am Beispiel Monero sehen kann, ist es nicht einfach zu entscheiden, wie man ein Crypto Asset einschätzen soll. Chancen und Risiken. Ich möchte die einflussreichsten Perspektiven zu Crypto Assets darlegen. Dann können Sie sich als Leser selbst Ihre Meinung bilden. Chance Nummer 3: Besser Abwicklung von Finanztransaktionen. Zahlungen im Internet werden zum

Foto: Pixabay

Großteil mit Kreditkarten abgewickelt. Diese sind langsam, teuer und unsicher. Zahlungen mit Kryptowährungen hingegen sind sofortig, kostenlos und sicher. Kartenzahlungen brauchen mehrere Tage, um auf dem Konto des Händlers einzutreffen. Das ist mehr als seltsam in einer Welt in der Nachrichten global in Sekunden versandt und empfangen werden. Der Händler zahlt für diesen Service etwa zwei Prozent Gebühr auf den Betrag. Und leider sind die Kreditkarteninformation wie Kreditkartennummer konstant und damit leicht zu klauen, was für Kunden und Händler teuer und stressig ist. Eine Zahlung im Bitcoin Lightning Netzwerk ist hingegen instant, kostenlos und sicher. Eine Bitcoin Lightning Transaktion erreicht den Händler sofort. Kosten gibt es sowohl für Käufer als auch für Händler fast keine. Das Abhören von Transaktionen bringt einem Hacker nichts - die Transaktionen sind dank public-key-Kryptographie komplett sicher. Ein ähnlicher Vergleich lässt sich zum Wertpapierhandel anstellen. Bis Depotbanken, Clearing Member, Handelspartner und Zentralverwahrer einen Handel gebucht haben, dauert es zwei Tage. Für Tokens auf Ethereum, die Anteile an Firmen oder Immobilien abbilden, wird der Handel in Minuten finalisiert. Eine Chance von Kryptowährungen und Crypto Assets ist es, Finanztransaktionen besser abzuwickeln. Risiko Nummer 3: Quantencomputer zerstören Kryptowährungen. Die Sicherheit aller Blockchain basierten Kryptowährungen und Crypto Assets beruht auf zwei fundamental Annahmen. Diese sind langfristig in Gefahr. Erstens, dass Hash-Funktionen sicher sind. Die Hashfunktion SHA256 findet zum Beispiel in Bitcoin vielerlei Anwendung. Ist deren Sicherheit nicht mehr gewährleistet, wird das Minen von Blocks bedeutungslos, die Blockchain unsicher und damit Bitcoin nicht mehr verwendbar. Bei jeder Hashfunktion bisher wurden mit der Zeit Anfälligkeiten gefunden, und so wird auch


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KOMMENTAR SHA256 irgendwann einmal nicht mehr sicher sein. Zweitens, dass diskrete Logarithmen sicher sind. Alle effiziente Signaturen für Krypto-Transaktionen basieren auf der Annahme, dass man diskrete Logarithmen nicht (effizient) berechnen kann. Quantum Computer können jedoch u.U. mittels Shor’s Algorithmus diskrete Logarithmen einfach berechnen. Sofern die Forschung zu dieser neuen Art des Computers weit genug voranschreitet, ist die Sicherheit aller Kryptowährungen gefährdet. Ein Risiko von Kryptowährungen und Crypto Assets ist, dass die kryptographischen Annahmen irgendwann nicht mehr zutreffen. Chance Nummer 2: Digitales Gold. Gold dient seit tausenden Jahren als Wertaufbewahrungsmittel. Bitcoin erfüllt diese Funktion jedoch deutlich besser. Gold bewahrt Wert aufgrund einer Fülle von Eigenschaften. Gold ist nicht verderblich. Man kann Gold leicht verifizieren, besitzen und transferieren. Gleichzeitig „... Von der Abist es knapp, das Goldvorwicklung von kommen auf der Welt Finanztransaktion steigt nur sehr langsam. en, über WertaufBitcoin hat alle diese Eigenschaften ebenso und bewahrung bis zur erfüllt sie besser als Gold. monetären Basis Bitcoin kann als digitales kann sich vieles Gut nicht verderben. Verifikation, Besitz und Transauf Crypto Assets fer sind digital und sicher. umstellen.... Eine Tonne Gold aufzubewahren oder zu transferieren ist nicht einfach; mit Bitcoin ist es ähnlich einfach wie eine E-mail zu speichern oder weiter zu senden. Die Knappheit bei Bitcoin ist noch extremer als bei Gold: Es gibt es festes Maximum; es besteht keine Gefahr, neue Vorkommen zu erschließen, die den Preis drücken könnten. Eine Chance von Bitcoin speziell ist, dass es als Wertaufbewahrungsmittel Edelmetalle wie Gold ersetzt. Risiko Nummer 2: Kryptowährungen werden von Kriminellen verwendet. Schnelle anonyme Zahlungsabwicklung nutzt besonders Kriminellen. Im international Drogen-, Waffen- und Menschenhandel sind Kryptowährungen als Zahlungsmittel geeignet. Terrorvereinigungen verwenden oft Bargeld, Gold oder Diamanten als Zahlungsmittel. Als neues Zahlungsmittel bieten sich Kryptowährungen an. Der Islamische Staat hat vermutlich Öl gegen Gold und Bitcoin verkauft, womit wiederum Waffenlieferungen bezahlt wurden. Ebenso können sich Regime wie Nordkorea internationalen Sanktionen entziehen, indem sie statt des SWIFT Systems Kryptowährungen verwenden.

Ein Risiko von Kryptowährungen ist, dass sie es Kriminellen erleichtern, Handelssperren zu umgehen. Chance Nummer 1: Monetäre Basis. Die globale monetäre Basis stellt aktuell der US-Dollar dar. In der Zukunft kann sie durch eine Kryptowährung abgelöst werden. Einer der Gründe für die Dominanz des Dollar ist, dass alle anderen Währungen vergleichsweise unsicherer sind. Eine Abwertung durch z.B. Inflation ist immer möglich; niemand möchte langjährige Verträge in argentinischen Pesos aufsetzen. Die amerikanische Notenbank Fed hat über lange Zeit bewiesen, dass ihr Mandat, den Wert des US-Dollar stabil zu halten, erfüllt. Bitcoin hat das Potenzial aufgrund seiner Knappheit im Wert stabiler als jede staatliche Währung zu werden. Als Währung, die nicht durch einen Gold-Standard abgesichert werden muss, sondern selbst schon wie Gold ist, bietet Bitcoin sich als langjährig sicherer Hafen an. Ein SDR Basket, wie ihn der IWF aus den großen Währungen USD, EUR, JPY, GBP und CNY zusammensetzt, ist auch denkbar für die großen Kryptowährungen. Eine Chance von Kryptowährungen ist, dass sie als globale monetäre Basis dienen. Risiko Nummer 1: Staatliches Verbot. Eine Gemeinschaft von Staaten kann Crypto Assets und Kryptowährungen stark einschränken oder komplett verbieten. Kryptowährungen stellen potenziell die Finanzhoheit eines Staates in Frage. Seigniorage, die indirekte Besteuerung durch Inflation, ist in Gefahr. Ebenso ist die Steuerhinterziehung durch die Nutzung von Kryptowährungen im Schwarzmarkt deutlich einfacher, was ein gravierendes Problem für Staaten darstellt. Wenn Bürger frei wählen, welche Währung sie verwenden, und die Wahl mehrheitlich nicht auf die staatliche Währung fällt, ist der gesamte Staat in Gefahr. Als Staat ist es logisch, die Konkurrenz von Kryptowährungen zur eigenen Währung zu unterbinden. Unter dem Mantel der Terrorismusbekämpfung ist es politisch nicht undenkbar, dass alle Beziehungen zu Crypto Assets unter Strafe gestellt werden. Ein Risiko von Kryptowährungen ist, dass sie von vielen Staaten komplett verboten werden. Zusammenfassung. Die Top-Chance für Krypto ist es, Teile des Finanzsystem komplett umzukrempeln. Von der Abwicklung von Finanztransaktionen, über Wertaufbewahrung bis zur monetären Basis kann sich vieles auf Crypto Assets umstellen. Ebenso groß wie die Chancen sind auch die Risiken. Krypto kann technologisch scheitern, hauptsächlich von Kriminellen genutzt werden, oder sogar endgültig verboten werden.Welche Perspektive wählen Sie? Weitere detaillierte Perspektiven lesen Sie in meinem Blog bei F5 Crypto. <


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KOMMENTAR CHRISTIAN NEMETH, MITGLIED DES VORSTANDES ZÜRCHER KANTONALBANK OSTERREICH

Mit kalkuliertem Risiko Verlustangste und Nullzinsphase uberwinden

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isiken einzugehen – das fallt vielen Anlegern schwer. Grund dafur ist die in der „Prospect Theory“ der Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky beschriebene Verlustaversion des Menschen. Dieser liegt die Annahme zu Grunde, dass Menschen Verluste starker gewichten als Gewinne und sich daher in Erwartung moglicher Gewinne risikoavers, und im Angesicht moglicher Verluste risikoaffin verhalten. Anleger bevorzugen also, ein geringes Risiko einzugehen, um Gewinn zu machen und sind dafur bereit, mehr Risiko einzugehen, um einen Verlust abzufedern. Die Verlustaversion fuhrt dazu, dass Anleger vor langfristigen, profitablen Investments oft zuruckschrecken. Daher ist es sinnvoll, sich von Finanzprofis beraten zu lassen, die Anlageentscheidungen an„Wer nicht wagt, hand von quantifizierbaren der nicht Parametern, wie etwa Rigewinnt“, heißt siko, treffen. ein altes SprichEs ist ein alter Hut, dass sich das „unter den Kopfwort. Das trifft polster“ gelegte Geld nicht auch auf die Geld- vermehrt. Angesichts des anlage zu. ” heutigen Umfelds muss aber Sparern auch klar sein, dass ein Sparbuch bis auf Weiteres keine Ertrage bringt. Die Zeiten fur Anleger und Sparer waren schon unbeschwerter. Wir von der Zurcher Kantonalbank Osterreich empfehlen daher, ein gesundes Maß an Risiko einzugehen. Am derzeit vorherrschenden Niedrigzinsumfeld wird sich vor allem in der Euro-Zone in absehbarer Zeit nichts dramatisch andern. Grundsatzlich wird man fur das Eingehen von Risiken am Kapitalmarkt belohnt, allerdings nur dann, wenn man auch investiert ist und nicht ewig an der Seitenlinie wartet. Ansonsten existiert nur eine risikofreie Verzinsung und die liegt bei Null, wenn sie nicht sogar negativ ist. Anleger bzw. deren Berater sollten sich uber die Hohe des Risikos aber stets im Klaren sein. Eine der wichtigsten Aufgaben, die den Beratern einer Privatbank zukommt, ist das richtige Einschatzen des Risiko-Ertrags-Verhaltnisses, die Aufklarung und kompetente Beratung des Kunden. Risiko und Unsicherheit sind nicht dasselbe. Viele Konsumenten verwechseln Risiko und Unsicherheit. Risiko ist nichts Schlimmes, da es im Gegensatz zur Unsicherheit kal-

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kulierbar ist. So ist beispielsweise die veranderte Haltung der US-Notenbank zu verstehen, die nach acht Zinsanhebungen in den letzten beiden Jahren nun eine langere Pause einzulegen scheint. Es handelt sich um ein bekanntes und erwartetes Ereignis. Eine mogliche Trendwende bei der Zinspolitik lasst sich unter anderem an der Inflationsentwicklung, dem Wirtschaftswachstum und anderen vorlaufenden Indikatoren festmachen. Es handelt sich also um ein erwartetes Risiko, das sich beziffern und in ein Modell uberfuhren lasst. In diesem Fall ziehen wir ein Referenzportfolio heran, um in puncto strategischer Feinausrichtung eine Einordnung treffen zu konnen. Meist wird in diesem Zusammenhang eine mittlere Risikoklasse ausgewahlt, weil diese die großte Vielfalt an Anlageklassen wie Aktien, Anleihen usw. aufweist. Ausgehend von diesem Portfolio werden Untergewichtungen und Ubergewichtungen vorgenommen, um die aktuelle Ausrichtung besser definieren und beschreiben zu konnen. Ein Brexit sollte niemanden aus der Bahn werfen. Finanzprofis haben Ereignisse wie den Brexit oder den Handelskrieg zwischen den USA und China langst am Radar, auch wenn die genaue Entwicklung nicht zuverlassig zu prognostizieren oder in ein Modell zu gießen ist. In diesem Fall schutzt Diversifikation. Indem unterschiedliche Anlageklassen gemischt werden, kann man mogliche negative Entwicklungen kompensieren und das Risiko der Veranlagung besser steuern. Je nachdem, ob ein weicher oder harter Brexit eintritt, hat dies gewisse positive oder negative Auswirkungen auf die Markte. Wie auch immer die finale Ausgestaltung des Ausstiegs Großbritanniens aussehen mag, wird der Brexit niemanden, der gut vorbereitet ist, komplett aus der Bahn werfen. Unsicherheit: Wenn die Mathematik chancenlos ist. Es gibt aber auch Ereignisse, die plötzlich und ohne Vorwarnung eintreten. Tritt eine vollig unbekannte oder unerwartete Situation ein und ist diese weder mathematisch modellierbar noch prognostizierbar, handelt es sich um Unsicherheit. Ein Beispiel dafur ist 9/11. Die Folgen eines solchen exogenen Schocks lassen sich nur durch die Auswahl der richtigen, langfristigen Anlagestrategie abfedern. Struktur und Architektur der Veranlagung mussen von Grund auf so gestaltet sein, dass ein unerwartetes, negatives Ereignis nicht gleich in einer absoluten finanziellen Katastrophe mundet. <


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ANLAGE - ZUR PRODUKT-WEBSEITE FRANK WEINGARTS

„Das unterschiedliche Risiko spiegelt sich in der Höhe des Zinskupons wider” Robert Gillinger

robert.gillinger@boerse-express.com

Frank Weingarts übernahm am 9. April den Vorsitz im Vorstand des Zertifikate Forum Austria. Im Börse Express-Gespräch fällt immer wieder das Stichwort Know-how.

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rank Weingarts, Head of Private Investor Products Austria im Team onemarkets der UniCredit und Mitglied des Vorstands des Zertifikate Forum Austria seit der Gründung im Jahr 2006, folgt Heike Arbter, die ihr Vorstandsmandat im Vorfeld ihrer Berufung zum Vorstand der Raiffeisen Centrobank zurücklegte. Arbter wechselt in den Aufsichtsrat des Zertifikate Forum Austria und übernahm das Mandat von Wilhelm Celeda, der den Vorstandsvorsitz der Kathrein Bank übernehmen wird, und wurde als dessen Vorsitzende gewählt. Im Börse Express-Gespräch mit Frank Weingarts fällt immer wieder das Stichwort Know-how. Denn die Weitergabe von Know-how in Form von (Finanz-)Ausbildung der Kunden – aber auch der Berater – bleibt, wie schon bei Weingarts Vorgängerin Heike Arbter, auch nach dem Stabswechsel ganz oben auf der Agenda des ZFAs. Eine Praxis, die für Weingarts nichts Neues ist, da er dieses Programm bereits bei der UniCredit umsetzt. „In der Regel kauft der Selbstentscheider Zertifikate. Das ist meistens jener Anleger, der bewusst Risiko eingeht. Daher bedarf es eines sehr hohen Produkt-Know-hows“, sagt Weingarts. Diverse (Finanz-)MesseAuftritte, Webinare etc. zeigen das. Aber was ist mit dem Großteil an Kunden, denen das entsprechende Know-how fehlt? „Die Masse setzt sich nicht so mit Produkten auseinander, das stimmt“, sagt Weingarts. Und: „Das sind aber ohnehin jene Kunden, die in die Bank, zu ihrem Anlageberater gehen. Und da haben wir auch ein konservativeres Produktuniversum im Angebot“. Was laut Weingarts auch zunehmend angenommen wird: „Wir haben uns in der Bank Austria enorm weiterentwickelt, den Marktanteil in Österreich ordentlich gesteigert“. Das erklärt Weingarts unter anderem mit dem Vorteil des Vertriebskanals über die Bankfilialen der UniCredit-Tochter Bank Austria. „Wir haben im Berater den Mehrwert erkannt. Er ist derjenige, der Produkte erklären kann, der die Brücke von der normalen Geldanlage übers Sparbuchsparen zu Wertpapieren bildet.“ Dieser erste Schritt geht laut Weingarts fast immer über Garantie-Produkte. Etwa eine Zins Garant Anleihe für jene Anleger, die trotz des niedrigen Zinsniveaus regelmäßige Zinseinnahmen bei höchstmöglicher Sicherheit haben möchten. „Das bieten wir mit fixen 0,5 Prozent - und der Chance,

Frank Weingarts, UniCredit

Foto: ZFA

an einer eventuellen positiven Wertentwicklung etwa eines Aktienindex-Baskets zu setzen. Aber eben mit der Garantie eines 100prozentigen Kapitalschutzes.“ Schritt zwei in die Welt der Wertpapiere erfolgt dann zumeist über Garant-Anleihen mit einer dahinterstehenden Anlagestory: „Da geht es dann nicht mehr um den fixen Zinskupon, nur noch um die Story, aber eben auch mit einer Kapitalgarantie versehen“, sagt Weingarts. Themen sind dabei etwa sogenannte Megatrends wie Wasser, die zunehmende Überalterung der Bevölkerung oder disruptive Gelegenheiten. Das dann oft auf Basis bereits etablierter Fondslösungen. Spezialthemen gibt es im nächsten Schritt auch ohne Kapitalgarantie – etwa ein neues Index-Zertifikat auf den eigens kreierten Bang-Index: „Bei FANG (Anm. Facebook, Amazon, Netflix, Google) sind unsere Kollegen im Research der Meinung, dass die Story schon sehr weit gelaufen ist – und es jetzt in Richtung BANG geht – das Minen- und Goldthema. Der BANG-Index setzt sich aus Barrick Gold, Anglogold Ashanti, Newcrest Mining und Gold Road Resources zusammen. Nächster Schritt in der Anlageberatung sind dann Expressbzw. Aktienanleihen. Wobei nur Produkte auf Basiswerte angeboten werden, denen das Researchteam von Kepler Cheuvreux zumindest ein Rating von Neutral vergibt. „Wir setzen in der Anlageberatung keine Basiswerte ein, von denen wir nicht überzeugt sind, dass diese auch steigen können“, sagt Weingarts. Und verweist gleich auf noch etwas, das Bank Austria-Produkte auszeichnet: Aktien-Produkte weisen eine Barriere von 60 Prozent des Startwerts auf, bei Index-Produkten sind es 70 Prozent. Das unterschiedliche Risiko zwischen den Basiswerten spiegelt sich dann in der Höhe des Zinskupons wider. Was es in der Beratung auch leichter anschaulich macht, wenn das Thema Risiko auf dem Tapet ist. <


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