SPECIAL
RESSLER KUNST AUKTIONEN GMBH 12. Auktion - 23. September 2019
KUNST.INVESTOR Editorial
Liebe Leserinnen und Leser!
So spannend war der Kunstmarkt noch nie: Die Kalender der Sammler und Kunstinvestoren sind voll. Auktionen, Ausstellungen und Previews, ein Termin jagt den nächsten. Und dem Geschäft mit den schönen Dingen mangelt es keineswegs an Härte, ganz im Gegenteil, auf der Suche nach neuen Kunden und Märkten bedarf es Flexibilität und Wandlungsfähigkeit. Der österreichische Kunstmarkt mit seiner prosperierenden Galerieszene boomt und Österreichs Auktionshäuser legen an Internationalität kräftig zu. Die allgemeine Wirtschaftssituation verunsichert den Geldmarkt, doch die Kunst behält ihren Wert, ist nicht vom Ölpreis und taumelnden Finanzmärkten abhängig. Ist nachhaltiges Kunstsammeln Luxus? Etwas Kostspieliges, Verschwenderisches, das man sich, wenn überhaupt, nur zum Vergnügen leisten kann? In der Kunstbranche sind die Fachleute der Überzeugung, dass dem nicht so ist. Vielleicht gerade in der Luxusbranche, die vom Image lebt, ist das Einhalten
von diesen Kriterien kein Luxus, sondern beinharte Notwendigkeit. Der Inbegriff des Luxus ist offensichtlich nicht mehr das, was er einmal war. Das sind meine Gedanken, als ich mich mit dem Thema auseinander setzte. Was aber ist dann Luxus? Luxus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „verrenkt“ bzw. im übertragenen Sinn, abweichend vom Normalen. Heute steht es laut Duden für einen kostspieligen, verschwenderischen, den normalen Rahmen der Lebenshaltung übersteigenden, nicht notwendigen und nur zum Vergnügen betriebenen Aufwand. Wer heute Kunst sammelt, wird nicht mehr wie Orchideenzüchter belächelt. Kunstsammler sind kluge Menschen- halt „Verrenkte“ Weltbürger. Weil es bei allen Dingen des Lebens immer auf den richtigen Mix ankommt, wollen wir Sie nicht nur mit fundierten Hintergrundberichten, wichtigen Nachrichten und aktuellen Auktionen begeistern. Viel Spaß wünscht Ihnen Michael Ruben Minassian
IMPRESSUM: Medieneigentümer, Chefredakteur & Herausgeber: Michael Ruben Minassian, Mail: michael.minassian@kunstinvestor.at , Telefon: +43 1/ 236 53.1312 Verlagsadresse: MN Online & Content GmbH, 1110 Wien, Brehmstrasse 10/4.OG, Geschäftsführung: Markus Bauer, ATU 65091955, FN 330453k, Tel: +43 1/ 91920- 9045 DW, Fax: +43 1/2981298, Website:www.kunstinvestor.at, Cover-Foto: © ‚Ressler Kunst Auktionen GmbH‘ Franz Ringel, Radfahrer, Mischtechnik auf Papier, 63 x 76 cm, 1973 Rufpreis € 3.500
KUNST.INVESTOR
Ein Ort für Künstlerseelen
Foto: © Ressler Kunst Auktionen
„Der Künstler“, hat Auguste Rodin einmal geschrieben, „bietet ein großes Beispiel. Er vergöttert seine Arbeit.“ Und: „Die Menschen werden erst glücklich sein, wenn sie Künstlerseelen haben, das heißt, wenn ihre Arbeit ihnen Freude macht, wenn sie ihrem Leben einen Inhalt geben.“ Auch Sammler haben solche Künstlerseelen. Sie kennen das Glücksgefühl des Suchens und Findens. Meist geht es nicht um Besitz, Prestige und Erfolg – jedenfalls nicht in erster Linie. Es geht um Erkenntnis, darum, einen größeren Zusammenhang herzustellen. Es geht um die Hoffnung, dass sich der Blick auf etwas Ganzes erschließen werde. Es geht darum, eine neue Ordnung herzustellen; eine Ordnung, mit der sich besser verstehen lässt, was man vor Augen hat. Nicht nur Künstler, auch Sammler verwandeln ihren Stoff; sie verändern unsere Vorstellung davon, und sie tun es, indem sie die Werke, die sie sammeln, in eine neue Beziehung zueinander bringen. Genau das ist es, worunter wir letztlich Kultur verstehen. Sammeln ist ein Urtrieb des Menschen. Der Sammler umgibt sich mit Dingen, denen er eine besondere Bedeutung zumisst. Oft ist es erst er, der den gesammelten Objekten diese Bedeutung verleiht, der sie entdeckt, sie definiert – und anderen zugänglich
macht. Balzac hat in „Vetter Pons“ Sammler als die leidenschaftlichsten Menschen beschrieben, die es auf der Welt gibt. Sie gehen in einer Sache mit all ihren Sinnen auf. Und das ist die Voraussetzung, wenn einem der Sinn nicht verborgen bleiben soll. Aber so, wie die Kunst kein dekorativer Spaß ist, ist auch Sammeln kein Spiel. Die meisten Sammler sammeln, weil es ihnen Vergnügen bereitet, ja Lustbefriedigung verschafft. Aber letztlich treibt sie das Bemühen an, dem Vergehenden Dauer zu verleihen. Sie sammeln, um die Zeit anzuhalten. Sie sammeln, weil sie sich nicht mit der eigenen Vergänglichkeit abfinden wollen. Es gibt zahllose Möglichkeiten, als Sammler zu scheitern. Die größte Gefahr besteht darin, dass der Sammler dem Irrglauben unterliegt, dass seine Sammlung nur ihm selbst gehöre. Die Wahrheit ist, dass sich eine Sammlung, um lebendig zu bleiben, entwickeln muss. Das kann sie aber nur in der Auseinandersetzung mit anderen Menschen. Die Sammlung muss daher zugänglich sein, sie muss von möglichst vielen Leuten gesehen werden, sie muss ihre Wirkung auf sie ausstrahlen können; sie muss ihre eigene Veränderung auch in der Bewunderung und in der Kritik anderer Menschen erweisen.
KUNST.INVESTOR
Lebendig ist eine Sammlung aber nicht nur dadurch; sie muss auch permanent verbessert werden. Und das erfordert nicht nur, dass man immer bessere Werke kauft, sondern dass man weniger gute oder für die Vollendung der Sammlung weniger wichtige Werke abgibt. Und selbstverständlich ist es der Sammler, der entscheidet, was gut und was weniger gut ist. Mit einer Sammlung muss permanent gearbeitet werden, sie muss permanent gestrafft werden; denn wird aus ihr nicht mehr verkauft, ist sie tot. Sie mag das höchste Qualitätsniveau erreicht haben – dennoch ist sie nur noch museal. Wer mit offenen Augen durch unsere Museen geht, speziell durch das Kunsthistorische Museum, das Leopold Museum, aber auch große Teile des MUMOK und demnächst das Künstlerhaus, mag sich erinnern, dass für das, was es hier an Schätzen gibt, meist ein einzelner Sammler verantwortlich war, der begonnen hat, sich mit Dingen zu umgeben, die ihm wichtig waren – und die heute unser gemeinsames kulturelles Erbe darstellen. Sammlungen sind wertvoll – nicht nur in materieller Hinsicht. Sondern auch, weil sie die Kunst einer Zeit feiern. Deshalb müssen sie öffentlich zugänglich sein, damit die Sicht des Sammlers verstanden und geteilt werden kann. Um nachvollziehen zu können, wonach er suchte. Und nicht zuletzt: um das Einzige zu tun, wofür – nach Platon – zu leben sich lohnt: das Schöne zu betrachten.
Es gibt fast nichts, was nicht gesammelt würde: Briefmarken, Münzen, altes Spielzeug, Mineralien, Schundhefte, Andachtsbilder, Backformen, Autographen, Bücher, Christbaumschmuck, Emailschilder, Gartenzwerge, Hologramme, was auch immer. Überall treibt es die Sammler voller Leidenschaft an, den Dingen auf den Grund zu gehen. Aber nirgends geschieht das so konsequent, so überzeugend, so rigoros wie bei der Kunst. Denn bei der Kunst geht es um unsere innersten Gewissheiten, um unsere tiefsten Ängste, um unsere geheimsten Sehnsüchte – und nur mit dem, was wir durch die Kunst entdecken, werden wir irritiert und aus der Sicherheit unserer Überzeugungen gestürzt. Kunst ist Ausdruck und Gestaltung. Sie ist Ausdruck eines einzelnen Menschen, aber voller Relevanz für jeden von uns. Denn sie setzt die zum Ausdruck gebrachten Empfindungen des Künstlers in Beziehung zu unseren eigenen, wenn wir sein Werk betrachten. Bei der Kunst geht es nicht um Dekoration; nicht um Schönheit; nicht um die Genialität einer Idee; nicht um die Interpretation kluger Köpfe. Bei der Kunst geht es um ihre Relevanz für jeden von uns: um ihre – und damit unsere – Wahrheit. Am 23. September wird der herbstliche Auktionsreigen mit der 12. Auktion der RESSLER KUNST AUKTIONEN eröffnet. Zur Ausbietung gelangen 245 Werke mit einer Rufpreissumme von 1,2 Millionen Euro.
Vernissage: Donnerstag, 19. September 2019, 18.30 – 21.00 Uhr in der Galerie OstLicht, 1100 Wien, Absberggasse 27 in der ehemaligen Anker Brotfabrik. Unter den Besuchern wird eine Farbradierung von Alfred Hrdlicka verlost. Vorbesichtigung: Freitag, 20. September bis Montag, 23. September 2019, täglich von 12 – 18 Uhr – auch Samstag und Sonntag in der Galerie OstLicht, 1100 Wien, Absberggasse 27 in der ehemaligen Anker Brotfabrik. Auktion: Montag, 23. September 2019, 18.30 Uhr in der Galerie OstLicht, 1100 Wien, Absberggasse 27 in der ehemaligen Anker Brotfabrik. Während der Vernissage und der Auktion stehen Parkplätze im Areal zur Verfügung. RESSLER KUNST AUKTIONEN GMBH A 1100 Wien Absberggasse 27, c/o Galerie OstLicht in der ehem. Anker Brotfabrik Tel. +43 1 600 56 30 Fax +43 1 600 56 30 4 Mobil +43 676 410 22 25 Mail: ressler@resslerkunst.com Website: www.resslerkunst.com
KUNST.INVESTOR
Max Weiler, Komposition, Eitempera auf grundiertem, handgeschöpften Papier, 88 x 62,5 cm, 1962, Rufpreis € 25.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen
KUNST.INVESTOR
Carl Unger, Figur (in Memoriam Jan Pollack), Öl und Dispersion auf Leinwand, 121 x 81 cm, 1969, Rufpreis € 18.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Josef Dobrowsky, Weiblicher Rückenakt mit Spiegel, Öl auf Leinwand, 42 x 58 cm, 1928, Rufpreis € 12.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Anton Lehmden, Vogelflug über Wien, Mischtechnik auf Hartfaserplatte, 22 x 29 cm, 1969, Rufpreis € 5.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Kiki Kogelnik, Pineapple Head (aus der Serie „Little Heads I“), Glasskulptur, Murano, ca. 37 x 17,5 x 13 cm, 1995, Rufpreis € 14.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Arnulf Rainer, ohne Titel, Ölkreide und Leimfarbe auf Papier auf Holz, 39 x 45 cm, 1996, Rufpreis € 16.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Arnulf Rainer, Stehender Akt, Laserdruck übermalt, 42 x 29,5 cm, um 2000 € Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Franz West, Paar im Liebesrausch, Mischtechnik auf Papier, 30,8 x 27,8 cm, 1978, Rufpreis € 8.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Hermann Nitsch, Schüttbild, Acryl auf Leinwand, 80 x 60,5 cm, 2013, Rufpreis € 8.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Egon Schiele, Skizze, Bleistift auf Papier, 5 x 4 cm, um 2013, Rufpreis € 2.500 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Martha Jungwirth, ohne Titel, Aquarell auf Papier, 20 x 14,7 cm, 1989, Rufpreis € 1.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Elmar Trenkwalder, ohne Titel, Bronze patiniert, 63 x 36 x 30 cm, 1992, Rufpreis € 3.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Hubert Scheibl, ohne Titel (Diptychon), Öl auf Leinwand, 150 x 100 cm, 1983, Rufpreis € 9.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Max Weiler, Komposition, Eitempera auf grundiertem, handgeschöpften Papier, 88 x 62,5 cm, 1962, Rufpreis € 25.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Martin Schnur, blanko #2, Öl auf Leinwand, 70 x 60 cm, 2014, Rufpreis € 5.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Otto Mühl, Drei Liebespaare, Öl auf Leinwand, 139,5 x 179 cm, 1983, Rufpreis € 35.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Günter Brus, Nachthunger, Mischtechnik auf Papier, 40 x 29,5 cm, 1993, Rufpreis € 5.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Albert Birkle, Der Illusionist, Kohle und Tusche auf Papier, 53,5 x 38,5 cm, nach 1945, Rufpreis € 6.500 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Renate Bertlmann, Desert (aus der Serie Kaktus mit Doppelpenis), Kunststoff, Silikon, Plexiglas, Höhe 79 cm, 1999, Rufpreis € 4.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Herbert Brandl, ohne Titel, Aquarell auf Papier, 94,5 x 64 cm, 2003, Rufpreis € 4.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Julian Schnabel, Bandini (His Foe Pursued), Farbsiebdruck auf Museumskarton, mit Kunstharz übergossen, handbearbeitet, 115 x 91 cm, 1998, Rufpreis € 6.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Anselm Glück, Aufatmen in Ostende, Acryl auf Leinwand, 100 x 100 cm, 2009, Rufpreis € 5.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Hermann Nitsch, Schüttbild mit Malhemd, Öl und Acryl auf Jute, 200 x 300 cm, 1989, Rufpreis € 25.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Sigmar Polke, ohne Titel, Mischtechnik und Collage auf kariertem Papier, 21 x 14,5 cm, 1972, Rufpreis € 12.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Damien Hirst, Shark Spin Painting, Acryl auf Papier, 49 x 66 cm, 2009, Rufpreis € 3.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Gunter Damisch, Steher in der Weltendichte, Öl auf Leinwand, 110 x 110 cm, 2000, Rufpreis € 12.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Erwin Wurm, ohne Titel (aus der Serie Hamlet / Matthias Hartmann), C-Print, 160 x 200 cm, 2007, Rufpreis € 7.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Heimo Zobernig, Tagesbett, 2 Bühnenpodeste, Kunstfaserpelz, 250 x 250 cm, 2016, Rufpreis € 25.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Arik Brauer, Künstliche Gesellschaft, Öl auf Holzplatte, 43 x 94 cm, 1987, Rufpreis € 38.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Oskar Höfinger, Liegende mit überschlagendem Bein, Porphyr, ca. 43 x 100 x 29 cm, 1990, Rufpreis € 28.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Franz West, 6 Stühle (in Zusammenarbeit mit Mathis Esterhazy), je 84 x 45 x 43 cm, 1986/1990 Rufpreis € 38.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Robert Zeppel-Sperl, Löwe, Öl auf Hartfaserplatte, 40 x 50 cm, 1985, Rufpreis € 2.000 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR
Salvador Dali, The birdman, Bronze patiniert auf Socker, 26 x 8,5 x 8,5 cm, 1981, Rufpreis € 2.800 Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH
KUNST.INVESTOR Kommentar – Otto Hans Ressler
Was ist Kunst
‚…es geht gar nicht um Bewertung, sondern darum, ob und was das Kunstwerk für mich bedeutet.‘
Ein Kunstwerk kann ein Bild sein oder eine Skulptur, aber ebenso ein Autowrack, eine Ansammlung von Steinen, eine halbverkohlte Geige, eine schmutzige Badewanne oder eine auf einen Zettel gekritzelte Notiz. Es gibt keine allgemein gültige Definition für Kunst. Gäbe es eine, würde wohl schon am nächsten Tag ein Künstler darangehen und etwas machen, das diese Definition ad absurdum führt. Das bedeutet freilich nicht, dass Kunst pure Subjektivität und jeder Deutungsversuch von Anfang an zum Scheitern verurteilt wäre. Vor allem kann man für sich selbst durchaus Qualitätskriterien finden. Und da wir soziale Lebewesen sind, ließen sich im Meinungsaustausch mit anderen, an Kunst interessierten Menschen fraglos übereinstimmende Überzeugungen finden. Das passiert auch permanent. Im Grunde ist der Kunstmarkt nichts anderes als ein Ort des ständigen Austauschs von Argumenten und Einschätzungen. Wenn ich von Kunst spreche, meine ich bildende Kunst – also die Ergebnisse einer Tätigkeit, die aus einem kreativen Prozess entstehen und nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind. Ich meine Bilder, Plastiken, Installationen, Fotos, Filme, Grafiken; also ganz konkrete Objekte. Ich meine nicht die Kochkunst, nicht die Baukunst, nicht die Liebeskunst und was es da sonst noch an Künsten gibt. Und ich meine auch nicht das Kunstgewerbe. Im 20. Jahrhundert wurde mit der Entwicklung neuer Medien der Kunstbegriff sehr viel weiter gefasst als zuvor. Das bis dahin vor allem visuell und haptisch erfahrbare Kunstwerk konnte nun zur
reinen Idee werden oder existierte überhaupt nur als Handlungsanweisung. Auch diese Kunst meine ich nicht. Ich habe mir überlegt, was denn nun die – für mich – gültigen, essentiellen Eigenschaften eines Kunstwerks sind. An die Spitze meiner Anforderungsliste an die Kunst möchte ich einen Begriff stellen, den viele Kunstinsider meiden, als würde es sich um etwas Anstößiges, um etwas Peinliches handeln: Schönheit. Schönheit, meinen sie, stehe für Kitsch, nicht für Kunst. Adorno hat hier ganze Überzeugungsarbeit geleistet. Aber für mich ist die ästhetische Qualität eines Kunstwerks ganz entscheidend. Schönheit – und damit meine ich nicht das oberflächlich Schöne (das sehr wohl fragwürdig sein kann), nicht das Schöne der Farben und Formen allein, sondern das Schöne, bei dem man spürt, dass es uns betrifft, unser Leben, unsere Hoffnungen und Ängste, unsere Leidenschaften und unsere Urteilskraft. Das Schöne, das neue Erkenntnisse bringt, neue Erfahrungen, neue Empfindungen. Schönheit ist eine Grundbedingung der Kunst. Fehlt sie einem Werk, handelt es sich in meinen Augen gar nicht um Kunst. Ich finde es nicht zuletzt deshalb so schade, dass die ästhetische Qualität aus dem Diskurs über Kunst ausgeklammert wird, weil sich darüber wunderbar streiten ließe. Denn was schön ist, darüber gab es zu allen Zeiten und in allen Weltgegenden sehr unterschiedliche Vorstellungen. Von ganz wesentlicher Bedeutung ist für mich auch, dass ein Kunstwerk authentisch ist.
KUNST.INVESTOR Kommentar – Otto Hans Ressler Darunter verstehe ich nicht nur, dass es echt sein muss, also von dem Künstler geschaffen, dem es zugeordnet wird. Ich verstehe darunter die unverwechselbare Handschrift des Künstlers. Auf Authentizität fußt letzten Endes das Vertrauen aller Beteiligten am Kunstmarkt und ist damit die Voraussetzung für sein Funktionieren. Der Künstler muss etwas Neues, Unverwechselbares, Einmaliges schaffen. Er muss an sich glauben (anders steht er die zumeist in Jahrzehnten zu messende Durststrecke, bis er Anerkennung findet, gar nicht durch). Der Galerist wieder muss an den Künstler glauben (und diese Überzeugung vermitteln können, sonst überlebt auch er nicht). Denn der Sammler kauft letztlich im Vertrauen auf die Glaubwürdigkeit des Künstlers, des Galeristen, der Kuratoren, der Kritiker und nicht zuletzt im Vertrauen auf all die anderen Sammler, die Werke des Künstlers erwerben. Dieses Vertrauen kann sich nur entwickeln, wenn das, was der Künstler macht, in Einklang steht mit dem, wie er denkt und fühlt. Kunst muss auch den Geist der Zeit, in der sie entsteht, repräsentieren. Sie kann nach vorwärts blicken als Utopie, aber niemals zurück. Wer heute impressionistisch malt und dem Impressionismus nichts Neues hinzufügt, produziert keine Kunst, sondern ist im Grunde nur ein Kopist. Im Grunde sind, was er macht, Fälschungen. Kunst braucht auch, um Kunst zu sein, Öffentlichkeit. Kunst braucht den Betrachter, also Sie und mich. Solange die Idee zu einem Kunstwerk nur im Kopf des Künstlers herumspukt, solange sich ein Werk nur in seinem Atelier befindet, ist es nicht Kunst. Kunst verlangt Auseinandersetzung. Der Künstler kann noch so tolle Ideen haben, noch so viele Bilder horten, noch so viele Skulpturen bei sich zuhause auftürmen: Zur Kunst wird das alles erst, wenn es in die Öffentlichkeit gehoben wird. Eine weitere, für mich wesentliche Voraussetzung ist das Handwerkliche der Kunst. Karl Valentin hat einmal gesagt, Kunst komme zwar von können; aber wenn man’s könne, sei es eigentlich gar keine Kunst. Das Handwerkliche der Kunst – sorgfältige, fachgerechte Ausführung, die Verwendung der besten Materialien, Dauerhaftigkeit – scheint für viele Künstler kein Thema mehr zu sein. Aber Kunst ist Handwerk, ihr Inhalt ist, wie es Josef Mikl einmal
ausgedrückt hat, bloß der Auftrag für den jeweiligen Ausführenden. Ob daraus Kunst werde, hänge von seinem Charakter und seiner Begabung ab. Mir ist durchaus bewusst, dass ich mich hier auf ein glattes Parkett begebe: Das Handwerkliche steht derzeit nicht hoch im Kurs. Aber für mich ist die Beherrschung des Handwerks eine Grundvoraussetzung. Ich will Malerei sehen, keine Schmiererei. Ich will eine gediegene Ausführung, keinen Wegwerfmüll. Kunst, das ist für mich abwechselnd und zusammenwirkend Handwerkerfleiß, Konzentration, Qualitätsgefühl und Erfindergeist. Übrigens: Auch über das Handwerkliche ließe sich herrlich streiten. Und auch hier ließen sich Qualitätskriterien herausarbeiten. Noch etwas: Kunst repräsentiert geistige Zeitströmungen: Wenn Kunst eine Sprache ist, dann muss sie auch verstanden werden. Auch hier geht es nicht ohne uns und die Assoziationen, die wir einbringen, wenn wir das Kunstwerk betrachten. Das Kunstwerk muss also interpretierbar sein, und unsere Interpretation beruht auf den gemeinsamen Vorstellungen und Werten einer Epoche. Ein Kunstwerk muss in meinen Augen auch innovativ sein. Das heißt: Der Künstler muss einen originären Stil finden, eine eigene Formensprache entwickeln. Erst Form und Gestaltung machen eine Thematik zum Kunstwerk. Das Thema und der Inhalt, von vielen Kunstinsidern zum wichtigsten Kriterium ernannt, sind in meinen Augen sekundär. Denn die Vermittlung des bloßen Inhalts ist noch kein KunstEreignis, sondern kann genauso gut eine Sache der Wissenschaft sein, eine Reportage, pure Information oder eine Dokumentation. Bei der Kunst kommt es nicht auf das Was an, sondern auf das Wie. Und nicht zuletzt: Ein Kunstwerk, für das ich mich begeistere, ist immer widersprüchlich. Ohne zwiespältige Emotionen gibt es keine nachhaltige Wirkung. Kitsch, und daran könnte man ihn leicht erkennen, ist hingegen immer eindeutig. Es gibt keinen Anlass, keine Herausforderung, keinen Grund, Kitsch zu hinterfragen. Kitsch bestätigt gemütvoll das bis zum Überdruss Bekannte. Es braucht also sehr viel, um in meinen Augen als Kunstwerk zu gelten, mit dem ich mich auseinandersetzen will.
KUNST.INVESTOR Kommentar – Otto Hans Ressler Und wenn Sie für sich einen Kriterienkatalog aufstellen, werden Sie schnell entdecken, dass auch Ihre Anforderungsliste recht umfangreich ist. Und Sie werden feststellen, dass das, was Sie suchen, wenn Sie in eine Ausstellung gehen, sehr oft nicht erfüllt wird. Viele Künstler weisen häufig jegliche an Sie gestellte Ansprüche zurück. Sie verweigern sich mit ihrer Kunst als Medium geistiger Strömungen, Utopien und gesellschaftlicher Gegenentwürfe. Sie verhalten sich, als wäre schon die Idee, alles Wesentliche unserer Existenz, unsere Sehnsüchte, Ängste und Bedürfnisse, zur Anschauung zu bringen, hoffnungslos romantisch und vorgestrig. Sie streben weder eine Verdichtung und Zusammenfassung des Lebens und seiner Erscheinungen an, noch wollen sie der Fülle der Ereignisse eine verbindende Form geben. Sie negieren geradezu demonstrativ den Gedanken, eine Gesellschaft könne sich in ihrer Kunst festigen oder rechtfertigen, geschweige denn feiern. Nicht selten verlassen sie sogar das der Kunst angestammte Feld, Kritik an den herrschenden Zuständen zu üben, Protest zu erheben oder Impulse für Veränderungen zu geben. Auch das Sinnliche der Kunst scheint ihnen suspekt geworden zu sein. Es passiert jedenfalls nicht selten, dass ich enttäuscht werde, wenn ich in eine Ausstellung gehe. Ich vermisse etwas, und ich vermisse es schmerzlich. Wie alle anderen Menschen auch bin ich von meinen ganz persönlichen Erfahrungen, Vorbildungen und Vorlieben geprägt. Wenn ich in ein Museum gehe, in eine Galerie, suche ich ein sinnliches Erlebnis – und bin enttäuscht, wenn ich mit etwas Sprödem, Indifferentem konfrontiert werde, das mich ratlos zurücklässt. Ich suche noch immer die alten Ideale und meine ganz private, persönliche Vorstellung von Schönheit – und finde sie viel zu selten. Mag sein, dass ich schon zu alt bin, um mich dem Neuen noch stellen zu können. Aber allzu oft stehe ich vor Werken, die ich für belanglos und unausgegoren halte. Allzu oft ärgere ich mich über die wenig überzeugende Inszenierung einer Ausstellung, allzu oft über Kuratoren, deren akrobatische Interpretationen etwas versprechen, das die präsentierten Werke nicht halten. Allzu oft ziehe ich ein ernüchterndes Resümee nach der Begegnung mit Kunst. Allzu oft vermisse ich, so richtig gepackt, ergriffen, berührt zu werden – etwas,
das mir unverzichtbar scheint. Allzu oft vermisse ich das Erlebnis, etwas wirklich Neues, Überraschendes, Mitreißendes zu entdecken. Allzu oft vermisse ich, mit einem Wort, die Kraft der Kunst. Und darauf kommt es mir an: Ich will, dass mich ein Kunstwerk berührt, dass es mir unter die Haut geht, dass es mich dazu bringt, über etwas intensiver nachzudenken. Ich schaue mir Kunstwerke, die mich sofort begeistern, immer mehrmals an und beobachte die sich verändernde Wirkung, die sie auf mich haben. Ja, ich will, dass ein Kunstwerk schön und sinnlich ist. Ich will, dass es authentisch ist, also echt in jedem Wortsinn. Aber um die Handschrift eines bestimmten Künstlers von der jedes anderen unterscheiden zu können, muss ich einiges von diesem Künstler gesehen haben. Ich halte deshalb überhaupt nichts davon, wenn sich jemand ein Kunstobjekt ansieht und nach zwei Minuten ein Urteil abgibt. Ich bin überzeugt, dass eine Bewertung seriöser Weise gar nicht möglich ist, wenn man dem Künstler halbwegs gerecht werden will. (Wobei es um Bewertung gar nicht geht, sondern darum, ob und was das Kunstwerk für mich bedeutet.) Und ja, ich schätze das Handwerkliche eines Kunstwerks. Ich will die Ernsthaftigkeit nachvollziehen können, mit der der Künstler vorgegangen ist. Ich will noch immer glauben, dass die Kunst über uns hinausweist, dass sie für die Ewigkeit gemacht ist. Ich will die Chance haben, mich lange genug mit dem Kunstwerk beschäftigen zu können, um irgendwann zu verstehen, worum es dem Künstler ging. Ich will keine Wegwerf-Kunst, die nach der Ausstellung schnurstracks auf den Müll geworfen wird. Und ich will, dass der Künstler etwas macht, das neu ist, das innovativ ist, das mich herausfordert. Es ist zwar immer schön, in eine Ausstellung zu gehen, in der die Werke der Impressionisten, der Fauves, der ersten Abstrakten oder der Neuen Wilden präsentiert werden. Es ist, als würde man alten Freunden begegnen. Aber von einem Künstler, der heute lebt, erwarte ich mir etwas ganz anderes: Von ihm will ich überrascht werden. Ich will verblüfft werden. Ich will irritiert werden. Ich will spüren, dass da etwas im Entstehen ist, das es bis dahin noch nicht gegeben hat. Und ich will durchaus auch aus meinem privaten Dornröschenschloss herausgerissen werden durch seine Kunst.
Bösendorfer Flügel – Modell 200 „Dragonfly“ Prachtvolle Gärten – Perfektes Handwerk Die Verwendung von verschiedenen Holzarten zur Gestaltung von Ornamenten, Blumen- und Tiermotiven sind seit jeher ein Symbol für Extravaganz und Luxus. Dies zeigt die Vielzahl der historischen Möbel und Klaviere die mit kostbaren Intarsien verziert sind. Kaiserin Maria Theresia und ihr Mann Franz I. Stephan sammelten leidenschaftlich gerne Pflanzen für ihre prachtvollen Gärten und monumentalen Glashäuser. Die Kaiserin machte Schloss Schönbrunn zu einer imperialen Sommerresidenz und zum glanzvollen Mittelpunkt höfischen Lebens. Führende Staatsmänner und große Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur waren hier zu Gast. Der barocke Garten Schönbrunns diente der herrschaftlichen Repräsentation und war Fortsetzung der imposanten Innenräume nach außen. Der im 18. Jahrhundert berühmte Maler Johann Wenzel Bergl schmückte einige Innenräume im Erdgeschoss mit detailverliebten Pflanzen- und Tiermotiven. Auch die naturverbundene Kaiserin Elisabeth (Sissi) erfreute sich in späteren Jahren an den prachtvollen Gärten und Wandmalereien. Die von Bergl gestalteten Räume zählen bis heute zu den drei kostbarsten Raumensembles des Schlosses. Dieses Instrument ist eine Hommage an die prachtvollen Gärten und Wandmalereien des Imperialen Luxus und eine verzaubernde Momentaufnahme der Natur. Limitiert auf 18 Flügel in der Größe 200 schwarz poliert, ist jedes Instrument dieser Serie mit einer individuell nummerierten Messingplakette versehen.
Features Intarsien in traditioneller Sandschattierungstechnik Bösendorfer Grand Piano 200 Limitiert auf 18 Flügel Konzertflügel Mechanikgeometrie gewährleistet optimale Spielart & Kontrollierbarkeit Feinste Verarbeitung wertvoller Furniere und Materialien Resonanzboden aus österreichischem Fichtenklangholz Handgesponnene Bösendorfer Bass Saiten Einzelsaitenaufhängung Handgefertigt in Österreich