Landjaeger Magazin - Schmalz Preview

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magazin LandJägEr nr.07 | wintEr 2009 – 2010 | www.landjaeger.at mit thema um nur ¤ 4,00 - Österreich | ¤ 5,00 - deutschland | chf 7,00 - schweiz u. Liechtenstein

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I’ve always wanted to dance in Berlin

Illustration: Anna Hili annahilti.com

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Mode mit Pia-Maria Bach Text: Pia-Maria Bach Illustration: Katharina Ralser katharinaralser.at

25 Am P

unschstand frieren einem bekanntlich die Zehen ab, wenn man zum Beispiel eine Schwäche für Schuhe mit Pappendeckelsohlen hat, was mir neuerlich, dank der durch eine sympathische Beislbekanntschaft prophezeiten Gicht, ziemliche Sorgen bereitet.

Ich brauch also Winterschuhe. Brauchen - der schlechteste Ausgangspunkt für überhaupt alles. Mit üblem überkritischem Getue, die Schwierigkeiten von riesigen Plattfüßen und kaum augeprägten Waden – trotz konsequentem epischem Hipsterrennradklassikerfahrens – beim Stiefelfinden erläuternd, eine HUMANIC-Verkäuferin eine Stunde lang beschlagnahmt um es sich dann „doch nochmal zu überlegen“. Stiefel bei Zara gekauft. Stiefel bei Zara zurück gebracht. Gesteigerter Frust.Beschlossen, doch lieber den in mir aufkeimenden Tendenzen in Richtung LOHASJunghippie-Ökotum nachzugehen und den Konsum zu verweigern. Aus Selbstmitleid schwach geworden und billiges, annehmbares Schuhwerk erstanden, in dem ich weder unweigerlich auf Krüppelzehen zusteuere, noch aufgedunsenen, sommers wie winters Outdoorpatschen tragenden Hollywoodstars ähnle und das mir auch nicht - wegen minderwertiger Optik nur für die Befül-

lung mit Mandarinen und Nüssen brauchbar - ausschließlich das herrliche Krampusfest versüßen könnte. Zweitägiges, wohliges Zehengefühl bis zum ersten Schneeregen. Das Schweinsleder durchlässig ist, wie die zerfledderten Chucks, die als trauriges Relikt heute verleugneter Punkrockzeiten hinten im Schrank ihr Dasein fristen. Die absurde Idee, zwei Paar Schuhe übereinander zu tragen, die mir von einem Freund als auf einer wahren Begebenheit basierend vorgeschlagen wurde – allerdings als Möglichkeit zum Ausgleich geringer Körpergröße - verwerfe ich noch vor der Testphase. Höchste Zeit die einzig andere mühsame Alternative umzusetzen - also das Schuhwerk mittels Pflege winterfest zu machen. Trotz einem, in Sneakerfreakkreisen höchst angesehenen, Schuh- und Pflegeprofi im näheren Umfeld, dem ich jetzt diesbezüglich versäumte Frühprägung vorwerfe, dämmert mir im Diskurs mit der wieder aufgesuchten, geduldigen Humanic-Verkäuferin, dass ich offensichtlich noch nie Schuhe geputzt, geschweige denn Schuhpflegeprodukte in der richtigen Reihenfolge und/oder Weise angewendet hab. Aus Scham über mein Reinlichkeitsdefizit kaufe ich fast alles, das meine vernachlässigte Fußbekleidung wieder „weich,

geschmeidig und vor allem wasserabweisend“ machen soll. Bis auf die haarende Bürste und die Tapircreme, deren Namen in mir herrlichste Phantasien über ihre Gewinnung auslöst und die ich ohnehin meiner Schwester gestohlen habe, hält der Einkauf nicht, was er verspricht. Der Sparefroh in mir schreit ob des verschwendeten Geldes auf. Ich fühle mich vom perfekt gestylten und hinterlistig toupierten Personal übers Ohr gehauen. Der einzige Erfolg den ich verbuchen kann ist, dass ich die grauen Schandmale, die sich durch die Witterung in das vormals hellbeige Leder eingefressen haben, geradezu liebevoll eingearbeitet und poliert hab. Das Ergebnis der kräftezehrenden Prozedur hält vermutlich nicht bis zum Frühling, weswegen inzwischen vorsorglich nach Ersatz gesucht wird. Und weil Flohmärkte sowieso gesellschaftliche Pflichttermine zur Kontaktund Imagepflege sind und nebenbei auch die Möglichkeit bieten, das von nun an als im Vorbeigehen erstandenen Glücksgriff deklarierte, eingefettete Schuhwerk zu präsentieren, wird das ohne zusätzlichen Zeitaufwand betrieben. Wer nicht braucht, findet bekanntlich auch leichter.


Wie Golden Reef bist du?

Illustrationen: Golden Reef goldenreef.at Text: Thomas Fink

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Johannes gezeichnet von Mathias


kennt sie, viele MusikFast jeder fans sind ihnen verfallen, aber nicht alle. Damit auch du weißt, ob du dich zum elitären Kreis der Golden Reef Fans zählen darfst, haben wir extra für dich einen streng wissenschaftlichen Interview-Test zusammengestellt. Und so läuft’s: Die folgenden 14 Interviewfragen wurden an GR gestellt. Eine davon ist die tatsächliche Antwort der GR Buben, die restlichen 3 Antworten wurden (fast) frei erfunden. Einfach die nach deiner Meinung richtige Antwort zur jeweiligen Frage ankreuzen, dann am Ende die Punkte zusammenzählen und schauen, was raus kommt. Na dann, man sieht sich hoffentlich am Ende des Interviews wieder.

— 1) — 8 Jahre Golden Reef…und? A) Falsch. 7 Jahre. Und außerdem passiert eh nichts, schau mal unsere Gesichter an…Was soll man groß sagen, rauf und runter, wie das Leben eben ist. B) Wir sind die unumstrittene Nummer eins, zumindest bei meiner Oma. C) Man darf nie vergessen, selbstkritisch gewisse Dinge zu hinterfragen. Natürlich hätten wir das Eine oder Andere auch besser machen können, aber so ist es nun mal. D) Und was? — 2) — 2001 – 2009 sind 8 Jahre oder? A) Ja, aber wenn man 1 von 8 subtrahiert, ergibt das 7. B) Was bedeutet heute, in dieser schnelllebigen Zeit, schon ein Jahr? C) Im FM4 Soundpark steht „seit 2002“. Da wurden wir übrigens gerade eben auf der Startseite präsentiert. D) Kann sein. Für uns sind es aber 7 Jahre, weil uns die Meinung anderer Leute immer schon egal war. Du meinst es sind 8 Jahre? Dann sind es eben 7, so einfach ist das mit dem Rock’n’Roll.

—3) — Auf eurer Homepage steht aber 2001 – 2009? A) 9 minus 1 ergibt doch 7. B) Ach so. C) Haben wir uns eh noch nie angeschaut. Im Grunde bewegen wir uns lieber im Hintergrund. D) Wen interessiert denn schon unsere nagelneue und sehr sehenswerte Homepage „www.goldenreef.at“?

Oberösterreich. Da gehen einem die Gitarrensoli nicht so leicht von der Hand. — 5) — Raimund, siehst du das auch so? A) Ich sage immer: „Ein Pfau ist ein Pfau, und das weiß er genau.“ B) Wer hat das Licht ausgemacht? C) Jetzt wäre ein frisches Bier nicht schlecht. D) Was? — 6) — Was haben The Sorrow in den letzten Jahren besser gemacht als Golden Reef? A) Den Heavy Metal. B) Apfelstreuselkuchen mit Vanillesoße. C) Alles. D) Lange Haare wachsen lassen, wichtige Entscheidungen treffen in Sachen Tätowierung und Blut trinken.

Christoph gezeichnet von Raimund

— 4) — Ihr wart letztes Jahr die beste Band Vorarlbergs. Wieso seid ihr das heuer nicht mehr? A) Tja, wir hatten heuer intern mit ein, zwei Veränderungen zu kämpfen. Johannes und Mathias sind kein Paar mehr und Raimund ist in die Pubertät gekommen, das prägt. B) Die Veganer sind schuld. C) Das ist eigentlich ein blöder Titel. Für uns selber sind wir immer die beste Band, und das ist wichtig. Ob wir das dann für die Leute auch sind sei dahingestellt. D) Wir sind einfach sehr besorgt über die politischen Entwicklungen in

— 7) — Und Gewinn des Amadeus Awards und Live Auftritt beim selbigen? A) Schön, dass andere Bands außer Golden Reef auch Erfolge feiern. B) Dazu kann man ihnen nur gratulieren. Wir sind Ihnen da nichts neidig. Aber vom Amadeus kann man sich auch kein Eis kaufen. C) Wolfgang Amadeus Mozart? Ist das der Typ auf den Mozartkugeln? D) Da fällt mir nur die Zeile aus unserem Song „The 508 TO“ ein: „One look from you would satisfy me for so long…“ — 8)— Was haben 4 Mind in den letzten Jahren besser gemacht als Golden Reef? A) Den Heavy Metal. B) Krautsalat mit Rüben. C) Sie haben sich aufgelöst. D) Sie haben kein Musikvideo zu „Concrete Woods“ gedreht.


Velos Fragmente einer Sprache der Liebe Text: Velo Illustrationen: Christian Feurstein

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—Zenzi— Mein

e treue Zenzi. Nach unserem letzten Gang zum Metzger bist du nicht mehr zurückgekommen. Während du nun auf der anderen Seite des großen Flußes gemächlich deine Butterblümchen grasest, bleibt uns Wartenden im Dasein nur mehr die Erinnerung an die schönen Stunden zu Vierzigst. Trotz deiner recht bescheidenen Milchleistung warst du mir immer die Liebste. Oft sitze ich nach dem Durchmelken deiner Kameradinnen noch auf dem Schemel und betrachte mit Wehmut deinen ehemaligen Stehplatz. Einsam und verschissen liegt er nun vor mir, die bleiern auf meinem krummen Buckel lastende Trauer hat mir den Griff zur Mistgabel bisher versagt. Dein Hälsling hängt nutzlos und kalt am Futtertrog. Es gibt nun nichts mehr das er anketten könnte, dein graziler Hals ist ihm ein letztes Mal entglitten. Nachts erwache ich in frostigem Schrecken, das erbarmungslose Klicken des Schußapparetes, der dich in Sekundenschnelle dahinstreckte, dringt in meine Träume. Allein das beruhigende Brummen des Heulüfters kann mich dann wieder in den Schlaf summen. Während ich nun diese Zeilen zu Papier bringe, verspeise ich mit Tränen in den Augen dein flachsiges Huftsteak. Die PetersilKartoffel-Beilage vermag die Leere in mir kaum zu stopfen, allzu gering ist noch der Appetit nach diesem bitteren, letzten Gang. In zärtlichem Andenken habe ich dein Steak mit einer Butterblume garniert, ein Glas Milch, deinen Lenden am letzten Morgen entsprungen, ruft in seiner kühlen Cremigkeit Erinnerungen an unsere intimsten Stunden mir ins Gedächntnis. Wie weich und warm war dein Euter frühmorgens, wie friedlich dein Ausdruck wenn meine Finger deine Zitzen zwar behutsam, jedoch auch mit väterlicher Bestimmtheit umgriffen. Schließe ich meine vom Kren tränenden Augen, auf deiner zähen Hinterlassenschaft kauend und mahlend, so kann ich dich sehen, Zenzi. Vom anderen Ufer her blicken deine schwarzen Kulleraugen in die meinigen, mit leisem Glucksen bahnt sich ein Klumpen Gras den Weg vom Pansen in dein Maul und in meinem Maul würgt sich dein letzter zäher Klumpen in Richtung Verdauungstrakt. In stiller Trauer werde ich deine verdauten Überreste auf der Wiese austragen, nebst dem Apfelbäumchen sollst du zu liegen kommen, dort wo du immer gerne lagst.

—DS— Ich

war gerade zarte 15. Die Straßen, Felder und Güterwege in meinem kargen Umfeld lagen einsam und verlassen vor mir und was sollte ich sonst bei dem Übermaß an Freizeit, welches einem die permanente Unterforderung der hiesigen humanistischen Ausbildung auferlegte, anstellen, als mit einem fahrbaren einspurigen Untersatz die brachliegende Schneewittchenlandschaft noch mit etwas ungefilterten Abgasen vollzupusten. Wie auch über den ersten Kuss bei einem dieser nicht in Vergessenheit geraten wollenden Wahrheit oder Pflicht Spielchen, die unbedarften Kindern eine gesunde Sozialisierung in der ländlichen zeigmir-deine-Schuhe-und-sind-es-keine-Jogging-High-hau-ich-dir-in-den-Zipfel-Gesellschaft so richtig verbocken können, breite ich auch über meine entsetzlich bescheidene Entjungferung auf einer 1:50 Benzin-Öl-Gemisch-Rakete den Mantel des Schweigens. Sie hatte zwar offensichtliche Vorzüge. Vor allem die anerkannt voluminösen Stollenreifen konnten mich eine Weile über mangelnden Charakter und diese eklatant provinzielle Grundnaivität hinwegtrösten. Doch dann, nach einem Jahr zur reinen Routine verkommenen bevor-ich-niemanden-habnehm-ich-eben-dich-Beziehung, sah ich sie! In himmelsgleichem wölckchenblau getüncht stand sie da, unter einer dezent verchromten Braue starrte sie mich mit ihrem runden Standardscheinwerferauge devot an. Auch wenn ihre zweispurige, viel zu große französische Namenskollegin sich von „Déesse“, der Göttin, herleitete, so lief mir gerade beim Gedanken an „Doppelsitzer-Schalenrahmen“ ein wohlig angenehmer Schauer über den Rücken. Es war nicht ihres, etwas vorzuspielen, sie war ehrlich und direkt, konnte solide wie zerbrechlich sein, und dass sie sich nicht wie erhofft mit dem Fuß, sondern nur mit der Hand schalten ließ, wer weiß, womöglich war das genau der kleine Makel, der sie in ihrer alles überstrahlenden, geradezu sakralen Schönheit dann doch so greifbar für mich erscheinen ließ. Oft ertappte ich mich, wie ich wäh-


N端tzliches ist f端r wenig Geld zu haben.


ĂœberflĂźssiges kostet viel.


�emo rial� Bilder: Gustaf von Arbin & Vassili Brault Skulpturen: G&V / www.gandv.se

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bilder: ami troost fĂźr c.r.a.f.t. styling: alastair mckimm nYc craft-jeans.com illustration: fabienne feltus fabatron.com

ENTZĂœCKEND



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Magazin Landjäger NR.07 WINTER 2009 – 2010 www.landjaeger.at Mit Thema um nur ¤ 4,00 - Österreich ¤ 5,00 - Deutschland CHF 7,00 - Schweiz ISSN 2070-2655

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c.r.a.f.t. vs. fabienne la marolt ł FETT ł THE BOY, THE GIRL & THE MAN ł Memorials Schmalzbär ł OHNE TITEL


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