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Corona und die Auswirkungen
Noch ist alles, was an Einschätzungen über die Auswirkungen der Corona-Pandemie derzeit kursiert, Ableitung aus vergangenen weltweiten Krisen und wenig konkret oder branchenbezogen. brot+backwaren hat sich umgehört, wie die Zulieferanten der Branche die Folgen der Krise einschätzen und wie sie darauf reagieren.
+Die Signale aus der Branche sind so unterschiedlich wie die Struktur der Betriebe. Tagelang gingen Bilder durch die Nachrichten, die leere Brotregale zeigten. Während Handelslieferanten wie Harry alle Produktionsreserven aktivierten, sah es bei den Handwerkern und Filialisten ganz anders aus.
Filialisten mit hohem Gastronomieanteil mussten fast schon über Nacht mit To-go-Konzepten und Lieferungen versuchen, den Umsatzabbruch nicht lebensbedrohlich werden zu lassen. Alle Handwerker litten zudem darunter, dass Verbraucher ihre Einkaufstouren reduzierten und möglichst nur wenige Geschäfte besuchten, was tendenziell den Lebensmittelhandel und vorverpackte Ware im Brotregal bevorzugte.
Um gegenzusteuern, wurden Aktionen gestartet, die zum Einkauf beim Bäcker aufrufen. #gemeinsambackenwirdas von backaldrin ist ein Beispiel dafür. „Um in der Bevölkerung auf die herausfordernde Lage für Bäcker aufmerksam zu machen“, erklärt Wolfgang Mayer, Mitglied der Geschäftsführung im Interview auf Seite 8. „Alle Unternehmen kämpfen mit Problemen im Bereich Logistik, Mitarbeiterführung und so weiter.“
In den Geschäften ist „Bitte Abstand halten“ das Gebot der Stunde. Wer einen hat, nutzt seinen Drive-in-Schalter. Andere, wie die Bäckerei Schmitt aus Frankenwinheim, ziehen im Schnelldurchlauf einen Pop-up-Drive-in in einer ehemaligen Tankstelle hoch.
Chancen, um Verluste abzufedern, liegen auch im Netz. Es ist die Zeit der Online-Stores und Lieferdienste. Im Raum Düsseldorf tun sich Bäcker mit einem Taxibetrieb zusammen. Bei der Lokalbäckerei Brotzeit in München entwickelte ein Mitarbeiter eine Liefer-App. Über „beliefer.me“ können die Kunden in Münchens Süden jetzt online ordern. Deutlich größer fällt das Liefergebiet der thüringischen Bäckerei Helbing aus. Sie verschickt deutschlandweit. Es sind vorgebackene Brote und Kleingebäcke, die der Kunde im eigenen Ofen fertigbackt. Die Logistik übernimmt DHL, im Raum Thüringen auch der Zeitungsbote, denn Helbing arbeitet parallel mit der Mediengruppe Thüringen zusammen. Und es geht schnell. Bei unserem Testkauf trafen die Backwaren zwei Tage nach der Bestellung in der Redaktion in Hamburg ein.
Lesen Sie weiter auf Seite 9.
Situation bei Harry-Brot
Mit Beginn der Ausgangsbeschränkungen registrierte HarryBrot eine hohe Nachfrage nach SB-verpacktem Brot. Man habe darauf mit allen verfügbaren Backkapazitäten, auch mit Sonderschichten, reagiert, heißt es aus dem Unternehmen. Mit einer gewissen Sortimentseinschränkung konnten die Liefermengen noch gesteigert werden. Mittlerweile (Stand: 20. April) hat sich bei SB-Brot das Einkaufsverhalten der Kunden normalisiert und Harry liefert wieder das gesamte Sortiment aus Toast, Sandwich, Vollkorn- und Mischbrot aus. Lediglich im Sortiment „Zum Fertigbacken“ könne man der nach wie vor hohen Nachfrage nur durch Weglassen von wenigen Artikel nachkommen. Demgegenüber spürt das Unternehmen bei Brot und TiefkühlBrötchen, die in Selbstbedienung aus den Backstationen verkauft werden, einen deutlichen Rückgang.
Weiter schreibt Harry-Brot zur Situation: Seit Aufkommen der Corona-Thematik wird die aktuelle Lage täglich durch ein Harry-Strategieteam auf höchster Ebene bewertet
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