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März 2018
Unser Programm 12:00 Mareike Boysen / Peter Waldeck: Donald Trump Literaturwettbewerb. Milena Verlag 12:15 Andreas Schinko: edition mezzogiorno. PROverbis Verlag 12:30 Christoph Laimer: dérive Zeitschrift für Stadtforschung 12:45 Eva Schörkhuber: Nachricht an den großen Bären. Edition Atelier 13:00 Peter Haumer: Geschichte der F.R.S.I. Mandelbaum Verlag 13:15 Thomas Rihl: Tschutti Heftli
13:45 Gerhard Amanshauser: Die Freude am Nichtstun. Klever Verlag 14:00 Helga Schuster: Verlage gegen Rechts 14:15 Wolfgang Gerlich: Zoll+. Schriftenreihe für Landschaft und Freiraum 14:30 Konstantin Kaiser: Theodor Kramer Gesellschaft Neuerscheinungen 14:45 Bettina Wilpert: nichts, was uns passiert. Verbrecher Verlag 15:00 Clara Felis: Slam, Oida! Lektora Verlag
BUCHTIPPS
Debüt mit gesellschaftlicher Relevanz Ab wann wird von einer Vergewaltigung gesprochen? Wird juristisch tatsächlich verlangt, dass ich mich körperlich wehrte, genügt nicht mein „Nein“ um eine Anzeige durchzubringen? Gehe ich als Betroffene zur Polizei und stehe für mich ein oder lasse ich es lieber sein, um nicht zu viel Sand aufzuwirbeln? Diese und unzählige andere Fragen mehr stellt sich Anna nach jener Nacht im August, in der sie von Jonas vergewaltigt wurde. So Anna’s Erleben. Jonas hingegen sagt, es sei einvernehmlicher Sex gewesen. Wo verlaufen die Grenzlinien zwischen diesen beiden Aussagen, wie steht es um die Wahrheit, können beide recht haben und was sind die Folgen aus der einen oder anderen Entscheidung? Dass an jenem Abend eine Menge Alkohol geflossen ist, macht die Situation und die Suche nach der Wahrheit nicht einfacher. Anna hatte in dieser Nacht ein Blackout, weiß nicht, wie sie vom Lagerfeuer in Jonas´ Zimmer gekommen ist. Doch an das, was danach geschah, kann sie sich gut erinnern. Bettina Wilpert widmet sich
in ihrem überaus gelungenen Debüt dem Thema der Vergewaltigung in seiner Komplexität. Ohne Scheu geht sie ehrlich und direkt an die verschiedenen Fragestellungen heran: Fragen der Rollenverteilung von Opfer und Täter, die je nach Kontext und Darstellung des Vorgefallenen stark variieren kann, des gesellschaftlichen Tabus über sexuelle Gewalt zu sprechen, der psychologischen wie gesellschaftlichen Folgen für das Opfer wie für den/die Täter/in ab dem Moment der Anzeige, der Veränderung des sozialen Umfelds in dem die betroffenen Personen leben ... Wilpert gelingt es, eine multiperspektivische Geschichte zu entwerfen, deren Ton einen von den ersten Zeilen an nicht mehr loslässt. Ab dem Moment, da sich Anna von ihrer Schwester überreden lässt, zur Polizei zu gehen, um Anzeige zu erstatten, verändert sich alles. Dass in dieser konkreten Geschichte der Alkohol auch eine nicht unwesentliche Rolle spielt, wird nicht zuletzt
dadurch deutlich, dass es schwierig ist, den genauen Verlauf des Abends zu rekonstruieren, da sowohl Anna als auch Jonas zu viel getrunken haben, um sich an jedes Detail des Abends erinnern zu können. Wilpert greift somit noch ein weiteres Tabu auf: die Selbstverständlichkeit von Alkoholkonsum in unserer Gesellschaft bzw. die Problematik des missbräuchlichen Umgangs damit. Die Schwierigkeiten, Probleme, Übergriffe, Gefahren, die für die Betroffenen selbst wie für Menschen in Kontakt mit ihnen entstehen können, werden oft unter den Teppich gekehrt. Nicht so in diesem Buch. Dass mensch sich als LeserIn bis zuletzt nicht sicher ist, wer die Wahrheit sagt, ist nicht das einzig Genialische dieses Romans. Vor allem aber wünscht mensch sich nach der Lektüre mehr AutorInnen/JungautorInnen, die sich ebenso an schwierige Themen wie dieses heranwagen, an Lücken, Tabus, Leerstellen, Verschwiegenes, Negiertes oder schlicht Nicht-Beachtetes. Linus Rübe Bettina Wilpert nichts, was uns passiert Verbrecher Verlag 170 Seiten, EUR 19,60 9783957323071
Farbenprächtiges Literaturdebüt Mareike Fallwickl, geboren 1983 in Hallein bei Salzburg, freie Texterin und Lektorin, Schreiberin einer wöchentlichen Kolumne in einer Salzburger Zeitung und Literaturbloggerin, widmet sich in ihrem Debütroman einem Thema, das in Zeiten von Elena Ferrante in der Literatur omnipräsent zu sein scheint – der Freundschaft. Und dennoch ist ihr ein ganz einzigartiger Roman gelungen – modern, mitreißend, sprachlich wie psychologisch besonders sowie glasklar konstruiert. Der schillernde Raffael und der schüchterne Moritz sind von klein auf beste Freunde, von Anfang an aber hat dieses Band auch etwas Zerstörerisches, Gefährliches. Die ganze Macht dessen zeigt sich, als in deren Jugendjahren Johanna dazustößt. Tief verwundet bleiben alle drei zurück und treffen erst nach 16 Jahren Funkstille wieder zusammen. Sofort sind die alten Muster wieder da. Wie werden sich die drei aus dem Würgegriff der Vergangenheit lösen und gelingt es ihnen dies Mal, Wunden zu heilen?
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So sehr dies auch nach einer klischeehaften Dreiergespann-Geschichte klingt, sie ist es nicht. Fallwickl erzählt in mehreren Zeitebenen und aus der Sicht von drei Personen – Moritz, Johanna und Marie, Moritz Mutter, was dem Roman zusätzliche Tiefe verleiht und das ganze Spektrum der Freundschaft greifbar macht. Die Geschichte ist gewaltig, erschütternd, böse und verstörend. Mich hat sie in ihren Bann gezogen und berührt wie schon lange kein Buch mehr. Alleine schon durch den Titel schafft Mareike Fallwickl eine ganz einzigartige Atmosphäre und zieht diese durch die ganzen 475 Seiten. Ich bin ob dieses Lesegenusses echt begeistert und kann nicht anders, als es zu empfehlen! Lena Samek Mareike Fallwickl Dunkelgrün fast schwarz Frankfurter Verlagsanstalt 480 Seiten, EUR 24,70 9783627002480
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BUCHTIPPS
Eine Frage des Abgangs Evan ist Krankenpfleger und hilft Menschen zu sterben. Ort des Geschehens ist Australien und aktive Sterbehilfe ist zumindest im Staat Victoria unter bestimmten Auflagen erlaubt. Die Entscheidung, freiwillig zu gehen, ist nicht immer einfach und die Frage stellt sich auch, wer tatsächlich entscheidet – die sterbenskranke Person und (oder?) die Angehörigen, die ÄrztInnen und PflegerInnen, die den Prozess begleiten? Die lesende Person folgt Evan auf diesem Weg und den verschiedenen Prozessen der Begleitung und der Balance, sich im Beruf mit dem Sterben zu beschäftigen und den Alltag mit seinen Herausforderungen zu meistern. Da ist beispielsweise eine Affäre mit zwei Männern, wo die Grenzen nicht klar sind und bei der es immer wieder eine pendelnde Distanz und Nähe gibt. Da gibt es seine Mutter, die sehr energisch ist und Evans Leben maßgeblich bestimmt, bei der im Laufe der Handlung auch eine Krankheit für sein weiteres Leben bestimmend wird. Und da ist die Frage,
ob sein Vater Suizid begangen hat oder nicht. Da gibt es noch die Gruppe um Jasper, die sich im Graubereich der Sterbehilfe bewegt. Und die Evan eine Zeitlang begleitet. Zwischen diesen Polen bewegt sich Evan und versucht, sich selbst auszuloten, seinen Weg und Platz zu finden, der zwischen Helfen und Helfen liegt. Steven Amsterdam schreibt in gewisser Weise aus eigener Erfahrung, ist er doch selbst Krankenpfleger im Bereich der Palliativmedizin. Sterbehilfe hat er zwar noch nicht geleistet, aber sich viele Gedanken darüber gemacht, wie es denn wohl wäre. Und auch das bleibt unweigerlich bei diesem Buch hängen – wie möchten wir unserem eigenen Tod begegnen, was ist der Weg, wenn es denn die aktive Sterbehilfe geben würde? Wie betrachten wir unser Lebensende und das unserer Angehörigen? Würden wir sie gehen lassen wollen? Würden sie / Sie „Ja“ sagen? Clara Felis
Steven Amsterdam Einfach Gehen Aus dem Englischen Marianne Bohn Unions Verlag 352 Seiten, EUR 22,70
Triest kann auch sehr blutig sein Warum nicht Arbeit mit ein bisschen Urlaub verbinden, denkt sich Privatdetektiv Marco Martin, als ihm ein prominenter, aber etwas schmieriger Rechtsanwalt um einen läppischen Gefallen bittet: Martin soll in der triestiner Wohnung des Advokaten das Replikat eines kostbaren Schreibtischs in Empfang nehmen. Was für den leicht von der Midlifecrisis und Beziehungstroubles gebeutelten Detektiv wie ein lockeres Freispiel klingt, mutiert schon kurz nach seiner Ankunft in Triest zum blutigen Albtraum. Irgendwas stimmt bei diesem Auftrag ganz und gar nicht – und der tüchtige Polizeiermittler Albini schließt seinen österreichischen Beinahe-Kollegen auch nicht wirklich ins Herz. Auf der Suche nach Antworten reist Marco Martin nach
Graz und Wien ... und dann wieder zurück in die Hafenstadt an der Oberen Adria. Die vertrackte Geschichte führt ihn in den Karst – und in die jüngere Vergangenheit Triests. Kurt Lhotzky Christian Klinger Blutschuld Marco Martins vierter Fall SteinVerlag, 330 Seiten, EUR 13,90 9783901392788
Besuchen Sie uns im Internet oder bei einer unserer Veranstaltungen! www.literaturbuffet.com von dort geht's auch weiter zu Facebook und google+. Aber Ihr persönlicher Besuch ist uns natürlich noch lieber! Alle Veranstaltungen finden, wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, bei freiem Eintritt in Lhotzkys Literaturbuffet, Eingang Rotensterngasse 2, 1020 Wien, statt. Wir ersuchen aus organisatorischen Gründen um Platzreservierungen!
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DIE LETZTE SEITE
Ed McMerkats letzte Worte Auch unsereiner hat seine schwarzen Seiten. Dazu gehören trashige Filme mit heldenhaften amerikanischen Präsidenten. „Independence Day“ zum Beispiel. Wenn Mister President himself den Kampfpiloten macht, lacht des Erdmanns Herz. Und stellt sich vor, wie der jetzige Herr des Weißen Hauses, dem Roten Baron gleich, mit wehendem orangen Zaushaar den UFOs zeigt, wo der Farmer den Whiskey holt. Ach ja ... Aber werden wir doch wieder seriös, wie
sich’s für mich gehört. „Independence“ ist wichtig, gerade heute, wo alienhafte Internetkraken aus den Tiefen der Cloud versuchen, den Buchhandel platt zu machen; oder Mediengiganten, mit Hilfe listiger Bestsellerlisten versuchen, die Literatur in einen Buchstabeneinheitsbrei zu verwandeln. Das ist der Augenblick, wo beherzte „Indies“ in die Bresche springen und mit Mut, Risikobereitschaft und McGyver-artigen Ideen retten, was kulturell zu retten ist. Und darum feiern wir am 24. März den „Indiebookday“ – kommen Sie, staunen Sie, applaudieren Sie den Heldinnen und Helden des freien Wortes! Ich lasse mir dieses fulminante Ereignis jedenfalls nicht entgehen – vielleicht gebe ich ja auch Autogramme. Wer weiß! Ihr Edward „Ed“ McMerkat III.
Unsere Öffnungszeiten Dienstag – Freitag von 9.00 – 18.00 Samstag von 09.00 – 13.00 Sonntag & Montag geschlossen! Veranstaltungen finden, wenn nicht ausdrücklich anders angekündigt, immer in der Rotensterngasse 2, 1020 Wien, statt. Der Eintritt ist frei. Wir ersuchen um Platzreservierungen! Kontakt: Tel: +43 1 276 47 36 Fax: +43 1 276 47 36 Mobil: +43 6991 585 16 68 mail: office@literaturbuffet.com Web: www.literaturbuffet.com
Impressum Eigentümer, Verleger, Druck: Lhotzkys Literaturbuffet / Andrea Lhotzky Druckort: Wien Preisangaben ohne Gewähr Wer einen Druckfehler findet, darf ihn behalten!
15 Jahre Poetry Slam in Österreich! Poetry Slam ist ein Literaturformat, das sich größter Beliebtheit erfreut. Die Performance der KünstlerInnen, die Unterhaltung durch die Moderation und die Interaktion mit dem Publikum machen jeden Abend einzigartig. Wie aber diesen Zauber in ein Buch bringen? Funktionieren die Texte gelesen ebenso wie gesprochen? Ja und nein, es sind andere Aggregatzustände der Sprache, die allesamt ihre Daseinsberechtigung haben, die jeweils auch anders wirken. In Österreich gibt es seit 15 Jahren Poetry Slam. Deshalb war es wieder an der Zeit eine Momentaufnahme der derzeitigen Szene in einer Anthologie zusammenzutragen. Diese Anthologie heißt „Slam, Oida!“ und ist im Herbst im Lektora Verlag erschienen. Die Antholgoie umfasst 42 PoetInnen mit ihren Texten und kurzen Portraits. Herausgegeben wurde die Anthologie von Markus Köhle und Mieze Medusa, die ihres Zeichens
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Mitbegründer und Wegbereiterin der österreichischen Szene sind und die ihr Wissen zur Szene, zu den Texten, zu den Veranstaltungen dieser Anthologie hinzufügen. Die österreichische Szene ist flächendeckend aktiv, und so wurde auch bei der Auswahl der PoetInnen darauf geachtet, die ganze Bandbreite vom Neusiedler- bis zum Bodensee darzustellen. Ein Buch zum Schmökern, Eintauchen, Lachen und Berührt-werden. Und das können sowohl ein Poetry-Slam-Abend als auch eine Poetry-Slam-Anthologie. Viel Freude und auf bald beim nächsten Poetry Slam. Clara Felis Mieze Medusa und Markus Köhle (Hg.) Slam, Oida! 15 Jahre Poetry Slam in Österreich Lektora Verlag 253 Seiten, EUR 14.30 9783954610983
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