Taborstraße 28 (Eingang Rotensterngasse 2), 1020 Wien Tel.: +43 1 276 47 36 | office@literaturbuffet.com | www.literaurbuffet.com
Newsletter
November 2018
Wir sind das Volk, und wir hassen euch Das Völkische ist zurück, und zwar mit Gewalt. Damit ist nicht (nur) Chemnitz gemeint oder Dresden. Das Völkische geistert durch die österreichische Provinz und macht sich auch in Simmering breit. Zugleich geht es um unsere Werte, unsere Kultur. Unsere? Wer sind „wir”? Welche Kultur? Das fragt man sich oft genug, wenn man in Internetforen zwangsläufig dem Volk aufs Maul schauen muss. Daniel Bax, Redakteur der taz, untersucht in seinem jüngsten Buch „Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind”, wie Anspruch und Wirklichkeit der neuen Rattenfänger auseinanderklaffen. Auch in Österreich deswegen sehr lesenswert, weil sich Bax nicht auf PEGIDA und AfD beschränkt, sondern seine Untersuchung auf die Teaparty in den USA (die Wegbereiterin Donald Trumps), Trump selbst, die FPÖ. die SVP und dioe diversen osteuropäischen „Bewegungen” ausweitet. Wie schaffen die Führer der populistischen Parteien, die in der Regel selbst aus dem Establishment kommen, den Anschein der „Bodenhaftung" zu erwecken und gegen die „Eliten" vom Leder zu ziehen? Wie können die bis in die Führungsspitzen hinauf von
ir w n e D ü r f e lle n : t vo r s
(Ex-)Journalisten rechten Parteien gleichzeitig ihrer Basis Misstrauen und Hass gegen die „Lügenpresse” einimpfen? Wie kann durch gezielte, permanente Provokation eine Werbelawine losgetreten werden, die man für viel Geld schwerlich kaufen könnte? Bax begnügt sich nicht mit der Diagnose, er bietet, zumindest in Ansätzen, Gegenmittel gegen den Vormarsch der Rechtspopulisten an. Er warnt davor, aus falscher Angst vor Zuspitzung argumentativ und in der Wortwahl nachzugeben; er fordert die demokratischen und sozialistischen Kräfte auf, positiv ihren eigenen Wertekanon zu entwickeln und nicht in die Falle der „Leitkultur” zu tappen. In eine ähnliche Kerbe, allerdings mit
Wir vom Literaturbuffet mögen Bücher – und noch etwas mehr schätzen wir Bücher aus unabhängigen Verlagen und Zeitschriften sowie weitere Projekte, die mit Herz und Liebe und Freude am Werk produziert werden. Deswegen haben wir uns gedacht, wir widmen fortan eine Seite unserer BuchstabenSuppe Verlagen, Zeitschriften und Projekten, die aus unabhängiger Feder gestaltet werden und die wir Ihnen, liebe Kund*innen, gerne vorstellen wollen. Damit Sie diese Seite auch rasch erkennen, haben wir folgendes Symbol dafür gebastelt: Viel Freude damit!
anderem Schwerpunkt, schlägt das Buch „Volkes Stimme?” von Thomas Niehr und Jana Reissen-Koch. Immerhin, hier hat der DUDEN-Verlag ein Buch herausgebracht, das sich mit der Sprache des Rechtspopulismus auseinandersetzt und Worthülsen wie „das Volk”, „Lügenpresse”, „Region” usw. auf ihre reale Bedeutung abklopft. Auch hier können, wie das Autorenduo abschließend feststellt, keine Patentrezepte für den Umgang mit Anhängern rechtspopulistischer Bewegungen gegeben werde. Wohl aber ist die Aufforderung wichtig, sich der Konfrontation zu stellen und immer wieder hartnäckig eine genaue Erklärung der angeblichen Antworten der Rechtsextremen auf die ihnen brennend erscheinenden Fragen zu verlangen. Kurt Lhotzky Daniel Bax Die Volksverführer Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind Westendverlag 288 Seiten, EUR 20,60 9783864891786 Thomas Niehr/Jana ReissenKosch Volkes Stimme? Zur Sprache des Rechtspopulismus DudenVerlag 175 Seiten, EUR 16,50 9783411724055
wi r ge un ab hä ng ig e V er la
BUCHTIPPS
Doroga jizni – Die Straße des Lebens Die Blockade von Leningrad, verharmlosend auch „Belagerung“ genannt, zwischen dem 8. September 1941 und dem 27. Jänner 1944 war in Wahrheit der Versuch der Deutschen Wehrmacht, die Bevölkerung der zweitgrößten russischen Stadt (1941 etwa 3 Mio. Einwohner) mittels Hunger und Kälte – nicht nur Lebensmittel, auch Heizmaterialien wurden schnell knapp – zu vernichten. Dies war, auch wenn das von manchen Historikern noch bis in die 1980er Jahre geleugnet wurde, Teil des von der Heeresführung in engster Abstimmung mit Hitler geplanten Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion und selbst nach damaligem Völkerrecht ein Kriegsverbrechen. Über eine Million Menschen in der fast lückenlos eingekesselten Stadt starben an Nahrungsmangel, Entkräftung oder erfroren in jenen drei entsetzlichen Wintern. Soviel zur „anständigen Wehrmacht“, wie sie die Waldheimapologeten in den neunziger Jahren und gewisse Burschenschaftler und Parteien bis heute beschwören. Mit „Verloren in Eis und Schnee“ – der Originaltitel lautet übrigens viel poetischer „La sfolgorante luce di due stelle rosse“, also etwa „Das gleißende Licht der beiden roten Sterne“ – erzählt der 1980 geborene Bologneser Autor Morosinotto über den Beginn der Blockade bis zur Errichtung einer Versorgungsroute über den gefrorenen Ladogasee Mitte November 1941 aus der Sicht der Zwillinge Nadja und Viktor Danilow. Offiziell trug dieser Eisweg den Namen „Militärische Autostraße 101“, die Bevölkerung verlieh ihr aber umgehend den Namen „Straße des Lebens“, konnte doch bereits im ersten Winter
über eine halbe Million Menschen aus der Stadt gebracht und eine, wenn auch erbärmlich geringe, Versorgung mit dem Notwendigsten erreicht werden. Morosinotto umgibt die unfreiwillige Reise des Zwillingspaares – beim Kindertransport aus Leningrad nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion getrennt, finden sie auf Umwegen in einer alten Festung auf dem Ladogasee, die von kaum einem Dutzend Rotarmisten, mehr durch Zufall der Insellage als durch strategische Planung, noch gehalten wird, wieder zusammen und kehren durch Eis und Schnee nach Leningrad zurück, um dem Befehlshaber der Roten Armee vor Ort den besten Weg, eben die Route für die „Militärische Autostraße 101“ zu enthüllen – mit einer Rahmenhandlung eines Untersuchungskommissars, der nach Kriegsende aus den Tagebuchaufzeichnungen der Kinder feststellen muss, ob sie sich eventuell nicht doch eines Verbrechens gegen die Sowjetunion strafbar gemacht hätten. Zusätzlich zu der ohnehin spannenden und oft erschütternden Geschichte ums Überleben der Danilow-Zwillinge, während viele ihrer Freunde erfrieren, ermordet werden, im Bombenhagel umkommen, erfährt man noch von einem möglichen Spionageplot innerhalb des Volkskommissariats für Militär und Marine. Vielleicht ein bisschen viel, aber insgesamt darf man dennoch eine Empfehlung aussprechen (jedoch nicht „ab 12 Jahren“, wie es der Verlag tut; das scheint wirklich zu früh!). So berührend und auf eine persönliche Ebene heruntergebrochen sind die tragischen Ereignisse im ersten Kriegsjahr des (in der
UdSSR so genannten) Großen Vaterländischen Krieges, zumindest von einem Westler für ein jüngeres Publikum noch kaum je erzählt worden. Die Aufbereitung des Buches – faksimilierte Landkarten und Photos, die Tagebucheinträge Nadjas sind in Dunkelgrün, Viktors in Rot gehalten und ähnliches mehr – trägt ein Übriges bei. Martin Lhotzky Davide Morosinotto Verloren in Eis und Schnee Die unglaubliche Geschichte der Geschwister Danilow Aus dem Italienischen von Cornelia Panzacchi Verlag Thienemann 440 Seiten, EUR 18,50 9783522202510
Stadtgeschichte einmal anders Thomas Hofmann und Beppo Beyerl laden Leserinnen und Leser zu einem Spaziergang in „Die Stadt von Gestern” ein, es geht in’s verschwundene Wien. Was die beiden Autoren als Wegzehrung für diese Wanderung anbieten, ist opulent, erstaunlich und macht Lust auf mehr. Bis heute sorgen ja Bauprojekte in der Donaumetropole für öffentliche Erregung und heftigen parteipolitischen Hader. Nichts Neues, wenn man die Streitereien um die Secession oder die Wutausbrüche über die Architektur Adolf Loos’ nachliest (was zur Kurio-
2
sität der grundbücherlich eingetragenen Blumenkisterln vor den Fenstern des heute bestens touristisch vermarkteten „Looshauses” führte). Hofmann und Beyerl führen uns in die Vergnügungsparks der Wiener, an die Wohnund Lebensstätten der Tschechinnen und Tschechen im Wien der Gründerzeit, aber auch auf das mittlerweile komplett verbaute Flugfeld in Aspern. Sozial-, Kultur- und
www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68
Architekturgeschichte reichen sich in diesem ansprechend gestalteten Band die Hände. Wie eingangs erwähnt: das Buch ist ein richtiggehender Appetitanreger, selbst durch die Stadt und ihre Randbezirke zu streifen und sich vielleicht auf die Suche nach Spuren der Vergangenheit zu begeben. Ein Buch, das sich nicht nur als intelligentes Geschenk für Gäste von Auswärts, sondern auch als praktisches Nachschlagewerk im Haushalt geschichtsinteressierter Wienerinnen und Wiener eignet. Kurt Lhotzky Thomas Hofmann/Beppo Beyerl Die Stadt von gestern Entdeckungsreise durch das verschwundene Wien Styria, 240 Seiten, EUR 27,00 9783222136108
BUCHTIPPS
Sherlock Holmes ist nicht umzubringen Doktor Watson findet es sehr verdächtig, dass ein polizeibekanntes Betrügerpärchen kurz nach dem mysteriösen Verschwinden einer wohlhabenden Lady, der letzten lebenden Vertreterin einer einst vielköpfigen Sippe, in einem Bestattungsinstitut einen Sarg bestellt. Auch wenn die beiden noch nie eines Gewaltverbrechens, eines Mordes gar, verdächtigt worden sind – diesmal waren sie kurz vor dem Holzpyjamaauftrag gemeinsam mit eben jener Dame auf einer Reise durch die Schweiz beobachtet worden. Die Aufklärung erfolgt freilich, wie immer – aber diesmal beinahe in letzter Minute –, durch den Meisterdetektiv Holmes höchstselbst. „Das Verschwinden von Lady Frances Carfax“ ist eine von acht Detektivgeschichten aus der Feder von Arthur Conan Doyle, die 1917 in einem Sammelband unter dem Titel
„His Last Bow. Some Reminiscences of Sherlock Holmes“ erschienen. Sieben der Abenteuer wurden zwischen 1908 und 1917 verfasst und um eine Kurzgeschichte aus dem Jahre 1892 („Das Abenteuer mit der Pappschachtel“ / „The Adventure of the Cardboard Box“) ergänzt. Dieser Ausgabe folgt auch die recht passable Neuübersetzung „Sherlock Holmes – Seine Abschiedsvorstellung“, wieder von Henning Ahrens. In einem Nachwort erklärt er, weswegen er ein solches Unterfangen – die Reihe im Fischer Verlag wird voraussichtlich im Herbst 2019 abgeschlossen werden – für geboten hält: um Arthur Conan Doyles Werk auch in schriftlicher Form und nicht nur in Fernsehserien und Kinofilmen neue Frische zu verleihen! Martin Lhotzky
Arthur Conan Doyle Sherlock Holmes – Seine Abschiedsvorstellung Neu übersetzt von Henning Ahrens S. Fischer Verlag 253 Seiten, EUR 12,40 9783596035649
Unser Krimi-Rätsel: Solve it Like Sherlock! Schon wieder sind neue Kriminalfälle aus dem Nachlass von John H. Watson, Dr. med., aufgetaucht! Diesmal allerdings stellt uns der gute Doktor diese Begebenheiten aus der Karriere seines Freundes Sherlock Holmes nicht in ausgearbeiteter Form vor, denn er hat sich aus verschiedenen Gründen – zu pikant, zu politisch oder auch von seinem Partner Holmes bereits in der Baker Street 221B, also quasi, ohne das Haus zu verlassen, gelöst – dafür entschieden, nur Notizen anzufertigen. Behauptet zumindest Stewart Ross, der sich zweiundzwanzig dieser Aufzeichnungen angenommen und sie in kurzen Episoden zum Mitraten – die Auflösungen folgen selbstverständlich am Ende des hübschen Bandes – in der Anthologie „Solve it Like Sherlock. Test Your Powers of Reasoning Against Those of the World's Most Famous Detective“ niedergeschrieben hat. Die hervorragende deutschsprachige Übersetzung für das bei Anaconda als „Rätselbuch Sherlock Holmes“ erschienene Brevier hat Jan Strümpel besorgt, der sich ein paar Mal ganz offenherzig geschlagen gibt, da so manches Wortspiel eben nur auf Englisch funktioniert. Aber seine Anmerkungen so wie Angebote, diese sprachlichen Klippen zu umschiffen, sind hervorragend gelungen. In einem der Kriminalfälle („Ein Fall von Wissenslücke“) muss der Meisterdetektiv übrigens die Täter ungeschoren davonkommen lassen, da er keine vor Gericht gültigen Beweise beibringen hätte können und das in li-
terarische Anspielungen versteckte Geständnis aufgrund seiner, von Watson bereits früh bemerkten, belletristischen Unbildung nicht als solches erkennt. Das darf uns freilich nicht passieren, daher veranstalten wir hier ein kleines detektivisches Ratespiel für unsere geschätzten Leserinnen und Leser!
!! l e i p s n G ew in
!
Aufgaben: 1) Wer [hat] die Brieftasche von Lord Pumpernickel mit den unschätzbaren Dokumenten geklaut? 2) Wer [hat] den Kunsthonig in des Botschafters Reitstiefel gegossen? Wie gewinnen? Möglichkeit 1: Für eine – oder auch beide! – der Fragen eine kriminalistisch überzeugende Lösung in Form einer Kurzgeschichte (bitte maximal 300 Wörter; egal, ob handoder maschinschriftlich) im Literaturbuffet, gerne auch via E-M@il an: office@literaturbuffet.com, Kennwort / Betreff: „Solve it Like Sherlock“, bis zum 30. November 2018, 23:59:59 Uhr, (bzw. Datum des Poststempels) abgeben. Möglichkeit 2: Die Zitate aus den Aufgaben richtig erkennen (woraus sich normalerweise
auch bereits die korrekte Auflösung der erwähnten Kriminalfälle ergeben sollte) ! Zu gewinnen gibt es ein Buch aus dem Anaconda Verlag sowie einen donaldistischen (Achtung, dies ist bereits ein versteckter Hinweis!) Überraschungspreis! Sollten mehr richtige Lösungen eingehen, als Preise zur Verfügung stehen, entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen! Zitat Donald D.: „Protest abgelehnt! Das ist meine Lotterie. Da kann ich machen, was ich will.“ <= Noch ein Hinweis! Martin Lhotzky Stewart Ross Rätselbuch Sherlock Holmes 22 spannende Fälle und Lösungen Anaconda Verlag 223 Seiten, EUR 6,95 9783730606391
www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68
3
VERANSTALTUNGEN
VERANSTALTUNGEN >> Donnerstag, 8.11. 2018, 19.00 Uhr
Lisa Lercher präsentiert „Jenseits auf Rezept”
Sonja König, Männermagnet des neuen Therapiezentrums im Dorf, verdreht nicht nur zahlreichen Wachauern den Kopf, sondern weckt auch reichlich Eifersüchteleien. Als man sie schließlich tot aus der Donau fischt, hat Major Paul Eigner einiges zu tun. War es ein Verbrechen aus Leidenschaft? Hat sie einer ihrer Verehrer auf dem Gewissen? Oder ist alles doch ganz anders? Einen Unfall kann der Major jedenfalls ausschließen. Denn die Spuren an der Donau deuten eindeutig darauf hin, dass Sonja nicht ohne Kampf auf der Böschung ausgerutscht ist. Lisa Lercher Lisa Lercher lebt in Wien, seit 2001 schreibt sie hier auch Kriminalromane und Kurzkrimis. Für sie sind Krimis eine gute Möglichkeit, um wichtige sozialpolitische Themen in spannende Geschichten zu ver-
packen. Der 2006 erschienene Roman „Die Mutprobe” wurde von ORF und MDR mit Fernsehlieblingen wie Heio von Stetten, Simon Schwarz, Elisabeth Lanz und Peter Weck verfilmt. Zuletzt erschien von ihr der Wachau-Krimi „Faule Marillen” (HAYMONtb 2015). Lisa Lercher Jenseits auf Rezept HaymonVerlag 272 Seiten, EUR 12,95 9783709978986
>> Sonntag, 11.11. 2018, 15:00 Uhr
Bela Rasky(Wiener Wiesenthal Institut) präsentiert „Ein Staat stirbt. Österreich 1934-1938”
In 29 kurzen Kapiteln erzählt „Ein Staat stirbt. Österreich 1934–38” die Geschichte des Austrofaschismus und der Zerschlagung Österreichs. Das Buch liest sich dabei schnell, reißt den Leser und die Leserin mit sich wie kaum ein anderes. Obwohl es inzwischen zahlreiche Darstellungen der vier Jahre hauseigener Diktatur gibt, existieren wenige so klare und geraffte Beschreibungen wie diese: Perspektiven und Proponenten wechseln in raschem Tempo, der Beschreibung folgt die Analyse, der Anklage das Urteil. Und man spürt, mit welcher Emotion und mit welcher Angst und Sorge das Buch geschrieben ist. Man kann den Sieg des Nationalsozialismus vielleicht noch verhindern. Doch auch eine Vorahnung des Holocaust schwingt schon mit. Otto Leichters im Pariser Exil 1939 entstandener Text steht unter dem Eindruck des „Anschlusses”. Vor dem Münchner Abkommen verfasst und unter dem Pseudonym Georg Wieser erschienen, ist es kein wissenschaftliches Buch: Leichters Werke oszillierten grundsätzlich zwischen Essayismus, Journalismus und Wissenschaft. „Ein Staat stirbt” ist auch Beschreibung und Analyse zugleich, und vielleicht noch mehr: eine politische Anklageschrift, die das Versagen einer reaktionären, in ihrer Unfähigkeit und Verblendung ins eigene Verderben rennenden Elite, aber auch die Unterlassungen der westlichen Demokratien anprangert. Der Herausgeber: Dr. Béla Rásky , Historiker. Seit Jänner 2010 Geschäftsführer des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI). Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Wien.
4
www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68
Mitarbeit an zahlreichen zeithistorischen Projekten und Ausstellungen, u. a. an der Ordnung der Nachlässe von Felix Hurdes, Emmerich Czermak, Vinzenz Schumy und Christian Broda, an der Aufarbeitung der Haltung der österreichischen Nationalräte zum Nationalsozialismus, zahlreiche Übersetzungen historischer Werke aus dem Ungarischen, u. a. István Bibós „Zur Judenfrage” und Jenö Szücs‘ „Die drei historischen Regionen Europas”; Mitgestalter der Ausstellungen „Die Kälte des Februar”, „3 Tage im Ma”i, „Flucht nach Wien”, „Wien um 1930”; langjähriger Mitarbeiter der Österreichischen Kulturdokumentation. Otto Leichter Ein Staat stirbt. Österreich 193438 New Academia Press 260 Seiten, EUR 19,90 9783700320968
Mit freundlicher Unterstützung von: Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen und der Bezirksgruppe Leopoldstadt.
VERANSTALTUNGEN
>> Donnerstag, 29.11. 2018, 19.00 Uhr
Nein, nein, nein die Kamera macht NICHT das Foto! Der Herbst ist immer eine gefährliche Jahreszeit für Fotografinnen und Fotografen. Großevents wie die Photokina in Köln und der Release-Zyklus der Kamerahersteller überfluten Fotomagazine, das Internet und natürlich die Geschäfte mit immer neueren, immer besseren, immer raffinierteren Kameras. Und jetzt schlagen auch noch Handyhersteller zu und verkaufen in der Substanz nichts anderes als ausgetüftelte Kameras, mit denen man halt zufällig sogar telefonieren kann. Und der in der Konsumgesellschaft geprägte Fotograf (und seltener die Fotografin!) reagiert darauf mit „Haben, haben, haben!”. Ja, man will vorn dabei sein, spiegellos, mit künstlicher Intelligenz, automatischer Gesichtserkennung, und, im Idealfall, einem Programm, mit dem die Kamera ganz ohne menschliches Zutun fotografiert, am besten wohl eine andere megageile Kamera. David Taylors „Die Kunst der richtigen Belichtung” bringt einen da wieder zurück auf den Boden der Realität. Es ist immer noch der Mensch, der das Foto macht, der ent-
scheidet, was er festhalten will, und wie er mit dem wichtigsten Werkzeug umgeht: Licht. Abgesehen von bestechend schönen Fotos, die Taylors Ausführungen illustrieren, finden sich auf 176 Seiten wertvolle Hinweise und Tipps, sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene. Neben den technischen „basics” und den damit zusammenhängenden Belichtungseinstellungen an der (Digital)Kamera finden sich Anregungen für kreative Belichtung und Tipps aus der Belichtungspraxis. Sehr gut erklärt es auch die einzelnen Filter und ihre Wirkungen. Ein Kapitel über Nachbearbeitung und ein Glossar runden das geglückte Buch ab. Sollte heuer
zu Weihnachten, zu Chanukka oder zum weltlichen Jahresendfest eine Kamera auf der Wunschliste stehen, bietet sich das mit 17,50 EUR äußerst preiswerte Buch als ideales Zusatzgeschenk an. Kurt Lhotzky
David Taylor Die Kunst der richtigen Belichtung White Star 175 Seiten, EUR 17,50 9788863123661
Besuchen Sie uns im Internet oder bei einer unserer Veranstaltungen! www.literaturbuffet.com – von dort geht's auch weiter zu Facebook und google+. Aber Ihr persönlicher Besuch ist uns natürlich noch lieber! Alle Veranstaltungen finden, wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, bei freiem Eintritt in Lhotzkys Literaturbuffet, Eingang Rotensterngasse 2, 1020 Wien, statt. Wir ersuchen aus organisatorischen Gründen um Platzreservierungen! www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68
5
wi r ge un ab hä ng ig e V er la
BUCHTIPPS
h e u t e :
INFORMATIONSBOX: PROverbis wurde 2007 von Andreas Schinko gegründet, 2008 erschien das erste Programm. Heute bezeichnet es der Verleger als „wohl ausgewählte Kraut und Rüben”, noch ohne genau ausgerichtetes Verlagsprofil. Da gab es den neu geschriebenen Winnetou neben zwei Lyrikbänden und einem Entwicklungsroman, alles nicht unbedingt Mainstream, aber in hoher Qualität. Bei PROverbis sollten nur „schön gemachte“ Bücher erscheinen. Recht schnell kristallisierte sich aber eine deutlich erkennbare Verlagslinie heraus: Im Prinzip ging es immer um Menschen und um ihre Geschichten, wobei das Genre eher zweitrangig war. PROverbis wollte nie der Lyrik-Verlag, der Roman-Verlag usw. sein. PROverbis sollte der Verlag sein, in dem es gute Geschichten gibt, der Verlag, der von außergewöhnlichen Menschen erzählt, der die Sprache dieser Menschen liebt ... Deshalb geht es auch um Vielfalt und um Veränderung, um Fremdes und um Seltsames. Es geht um
eine Vergangenheit, aus der wir kommen, und um eine Zukunft, in die wir gehen. All das soll sich in PROverbis-Büchern finden. Mittlerweile erscheinen neben den literarischen Werken auch zwei Imprints unter dem Dach von PROverbis: die politisch –historisch ausgerichtete edition mezzogiorno und die Schriftenreihen der Bibliotheksinitiative Wien. Bei den Romanen hat sich Schinko 2018, im zehnten Verlagsjahr, zu einem wagemutigen Schritt entschlossen: Ab nun will er nur noch einen einzigen Roman im Jahr herausgeben und diesem all seine Energie und Aufmerksamkeit schenken. So will er dem subjektiv immer rasanter empfundenen Treiben eines sinnlos hyperventilierenden Buch- und Literaturmarktes mit Entschleunigung entgegentreten und seinen Autoren und deren Geschichten die Zeit geben, die sie verdienen. http://www.proverbis.at/
ZUM BEISPIEL: Es gilt als das mysteriöseste Buch der Welt, verfasst von einem unbekannten Autor. Die minutiös ausgeführten Illustrationen tragen mehr zur Verwirrung als zur Entzifferung der unbekannten Schrift bei, sodass bisher jeder Versuch, den Inhalt des Buches zu entschlüsseln, scheiterte. Heute ist es unter dem Namen seines Entdeckers bekannt: das VoynichManuskript. Die Handlung des Romans setzt im Sommer 2081 ein: Die Klimakriege um die bedeutende Ressource Wasser sind geschlagen, ein laizistisch, friedlicher Islam prägt die europäische Gesellschaft, viele heute schon absehbare technische Entwicklungen gehören zum Alltag. Die Kultur blüht. Mohammed Makassar, Forscher am Pariser Institut für Prädigitale Literatur, stößt auf bisher unbekannte Artefakte, welche die Entschlüsselung des Voynich-Manuskripts möglich machen könnten. Als das ambitionierte Projekt aber wieder einmal zu scheitern droht, gibt eine geheimnisvolle Frau Mohammeds lebenslanger Suche neue Impulse. Mohammed reist nach Vendig, den wahrscheinlichen Entstehungsort des Manuskripts, und kommt der Lösung des Rätsels so nah wie noch niemand vor ihm. Erstmals scheint der Vorhang einen Spalt weit aufgezogen, als sich Mohammed mit einem Gegenspieler konfrontiert sieht, dem viel daran liegt, das Geheimnis zu bewahren … Neben der spannenden Handlung bietet der Roman einen interessanten Ausblick auf die gesellschaftliche Entwicklung Europas in den nächsten Jahrzehnten, aber auch einen Rückblick auf das Leben im Venedig des angehenden Renaissance-Humanismus. Siehe auch: www.das-verdammte-manuskript.com/ [Verlagstext] Harald A. Jahn Das verdammte Manuskript 304 Seiten, EUR 24,00 9783902838292 als ebook: EUR 19,00 9783902838339
6
www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68
Eine Geschichte, die so nur das Leben schreiben kann Musik ist sein Leben, und mit der Komposition einer Hymne auf die Partei wird der Trompeter Raimund Renker in der DDR zum gefeierten Superstar. Er genießt sein privilegiertes Dasein, bis Verrat ihn über Nacht völlig aus der Bahn wirft. Es folgen Gefängnis, ein Leben in der Versenkung und schließlich eine abenteuerliche Flucht nach Österreich, die in einer Katastrophe endet und Renker erneut an den Rand des Abgrundes führt. Wird er seinem Schicksal je entkommen? Parallel zu den tragischen Lebensgeschichten des Musikers und der anderen Protagonisten blitzt immer wieder (in einer zweiten Farbe gedruckt) das Evangelium mit der Leidensgeschichte Jesu durch. Dazu der Autor: Es geht nicht um Wertung oder Vergleich der handelnden Personen, sondern um die Zeitlosigkeit von Hoffnung und ihr entgegenstehender Gewalt. Dieses Buch soll die Geschichten von Menschen erzählen, davon, wie sie in Hoffnungen aufgehen, die nicht immer halten, was sie versprechen. „Die Sonne der Maulwürfe“ ist ein sprachlich anspruchsvolles Buch, hart, in seiner Lebensnähe mitunter geradezu brutal, und doch auch immer wieder zärtlich. [Verlagstext] Wolfgang Katzer Die Sonne der Maulwürfe 328 Seiten, EUR 24,90 9783902838346 als ebook: EUR 19,00 9783902838377
Verlagsjubiläum! 10 Jahre PROverbis Matinee am Sonntag 02.12.18 um 11 Uhr
BUCHTIPPS FÜR JUNGE LESERINNEN UND LESER
Eine Reise in die Nachtwelt Jens Rassmus, geboren 1967 und in seiner Tätigkeit als Zeichner, Illustrator und Autor vielfach ausgezeichnet, schickt uns in seinem neuen Bilderbuch auf eine Reise mit dem Nacht-Tier in Traumwelten. Ein Kind liegt in seinem dunklen Zimmer, ganz allein und wartet auf den Schlaf, aber statt des Schlafs kommt das Nacht-Tier, ein wildes und doch zahmes, kuscheliges, blaues Phantasiewesen mit großen runden Augen und freundlichem Gemüt. Das Kind steigt auf seinen Rücken und durch das offene Fenster schlüpfen die beiden in die Nacht hinaus. Durch die Stadt, über Wiesen, durch Wasser, auf Berge, in die Lüfte und zuletzt zurück ins eigene Bett führt dieser Streifzug.
Ein sehr unaufgeregtes, ruhiges Buch, in Blautönen gehalten mit zarten, wenigen Worten in Reimform, das die Leser*innen emotional gesättigt und zufrieden zurücklässt. Mich berührt es sehr und dass der Text so ganz nebenbei Sprachgefühl und Wortschatz beflügelt, ist ein zusätzlicher Gewinn. Lena Samek Jens Rassmus Das NachtTier Nilpferd 48 Setien, 19,95 Euro 9783707452150 ab 3 Jahren
Klima...?! Was?! Professor Neugierig?! In ihrem Bilderbuch „Die weichgekochte Erde” nähern sich die beiden Macherinnen der Frage des Klimawandels und versuchen das Thema für Kinder aufzubereiten. Gemeinsam mit Professor Neugierig beobachten wir zerbrochene Planeten durch sein Fernrohr, sehen Briefe auf die Erde fallen und Menschen, die wie verrückt mit ihren Autos durch das Städtchen fahren. Hier stimmt doch irgendwas ganz gewaltig nicht... Kocht die Erde auch und bricht auf wie unser Frühstücksei? Es ist ein ambitioniertes Projekt, das sich Hubert und Roegiers da vorgenommen haben. Und es ist wichtig. Dennoch bleibt es für mich auch durch den Vergleich von der Erde mit dem Ei sehr abstrakt und wird nicht greifbar. Die Sachinfos am Ende des Buches sind kurz gefasst und für mich nicht die schlüssige Folge der vorangegangenen
Geschichte. Vielleicht bin ich aber auch nur phantasielos? Ich will hier ermutigen, selbst durchzublättern, sich ein Bild zu machen, denn ohne Frage ist das Thema wichtig und ein Buch immer ein guter Schritt, die Komplexität unserer Welt auch jüngeren Kindern zugänglich zu machen. Auch mag ich es, Sachverhalte über Geschichten zu erzählen und nicht sofort in das klassische Schema der Kindersachbuchreihen zu kommen. Ob das Konzept in diesem Fall aufgeht, bin ich mir leider trotzdem nicht sicher. Lena Samek Émilie Hubert, Maud Roegiers Die weichgekochte Erde Alibri 2018 32 Seiten, 16,50 Euro 9783865692634 ab 5 Jahren
Auf geht's, die Welt zu entdecken! Ein Kinder-/Jugendroman von Nationial Geographic? Tatsächlich! Ein Abenteuerkrimi rund um einen 12jährigen jungen Mann, der wohl stellvertretend dafür steht, was sich viele Kinder und Jugendliche wünschen zu sein: mutig, abenteuerlustig, wissbegierig, sportlich, hochintelligent, hübsch und selbst in Gefahr. Für ihn erfüllt sich ein Traum: er bekommt einen der jedes Jahr zur Verfügung stehenden 24 Plätze der besten Schule, die man sich vorstellen kann: der Explorer Academy, in deren Forschungseinrichtungen seine Mutter ca. 7 Jahre zuvor ums Leben kam. In so eine Schule wären wohl die meisten von uns gerne gegangen. Tatsächlich erfährt man daher auch im Buch einiges über die Arbeit im Natur- und Umweltschutz, in der Archäologie oder auch z.B. über
wissenschaftliche Entwicklungen und Vieles mehr, ohne die Wissensvermittlung in den Vordergrund zu rücken. Wer ein bisschen etwas über die realen Hintergründe z.B. der technischen Geräte oder der Abenteuer in diesem Buch wissen will, der hat dazu am Ende des Buchs Gelegenheit. Andrea Lhotzky Trudi Trueit Explorer Academy Teil 1: Das Geheimnis um Nebula National Geographic 240 Seiten, EUR 15,50 9788854040113
www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68
7
DIE LETZTE SEITE
Ed McMerkats letzte Worte
Auch der Erdmann hat mitunter den Drang nach Höherem. Gewiss, nach allen Gesetzen der Buchdruckerkunst ist die letzte Umschlagsseite fast genauso wichtig wie das Cover eines Druckwerks. Trotzdem schmerzt es mich, dass mir noch kein renommierter Verlag jemals ein Stellenangebot als Klappentextautor gemacht hat. Immer kommen die Promis zum Zug: also beispielsweise Thrillerautorinnen, die auf der letzten Seite einer Neuerscheinung eines Kollegen mit knackigen Sätzen zitiert werden wie: „Mir ist das Blut in den Adern gefroren. XY ist der neue Stern am Himmel der Blutoper!” Übrigens werden solche Kernaussagen nur auf Büchern abgedruckt, die im gleichen Verlag erscheinen, wie jene
der Sprücheklopfer. Welche Wortgewalt steckt oft in diesen zwei, drei Zeilen, auch ich würde gerne mein Talent in den Dienst der Literaturvermittlung stellen. „Poetisch wie Pippi Langstrumpf, von einer sprachlichen Wucht wie Tom Turbo. Ed McMerkat, Kolumnist”: das würde ich gerne auf den neuen Bestseller des einen oder anderen Erfolgsautors platzieren. Oder: „Dieses Buch hat uns gerade noch gefehlt! EdMcMerkat, Bibliomane”. Schön wäre auch: „Schlagen Sie zu! Dieses Buch lieber früher als später! Ed McMerkat, arbiter elegantiarum”. Weniger prätentiös, aber vom Herzen kommend: „Leiwaund! Ed McMerkat, kleiner Erdmann aus dem Volke”. Aber, wie gesagt: dieses mein Talent liegt brach, niemand lechzt nach meinen geschliffenen Kommentaren. Was bedeutet: Ich bleibe Ihnen als Verfasser der „Letzten Worte” erhalten. Ich gelobe: Auch weiterhin wird all meine poetische Kraft in diese Zeilen sickern, ob Sie das wollen oder nicht! Ihr Ed McMerkat, verkanntes Genie
Unsere Öffnungszeiten Dienstag – Freitag von 9.00 – 18.00 Samstag von 09.00 – 13.00 Sonntag & Montag geschlossen! Veranstaltungen finden, wenn nicht ausdrücklich anders angekündigt, immer in der Rotensterngasse 2, 1020 Wien, statt. Der Eintritt ist frei. Wir ersuchen um Platzreservierungen! Kontakt: Tel: +43 1 276 47 36 Fax: +43 1 276 47 36 Mobil: +43 6991 585 16 68 mail: office@literaturbuffet.com Web: www.literaturbuffet.com
Impressum Eigentümer, Verleger, Druck: Lhotzkys Literaturbuffet / Andrea Lhotzky Druckort: Wien Preisangaben ohne Gewähr Wer einen Druckfehler findet, darf ihn behalten!
gehen und oder bleiben und oder einfach: sog i bin weg Sigrid Horn hat kürzlich ihr Debütalbum „sog i bin weg” präsentiert. Ihre musikalische und textliche Vielfalt zu erfassen, ist eine Herausforderung, spielt sie doch selbst Ukulele und Klavier und bringt ihre Stimme vielseitig ein. So vielfältig ihre musikalische Auseinandersetzung ist, so breit gefächert sind auch ihre Themen, die dennoch immer von einem persönlichen Standpunkt oder beobachtender Perspektive herrühren, wie auch hier angemutet werden darf, dass das lyrische wie personelle Ich sich gegenseitig kreativ umeinander herum bewegen und im Dialog miteinander sin). Ihre Sprache bedient sich einer im besten Sinne zusammengewürfelten Mundart und trägt einen weiteren Beitrag zur Vielfalt bei. Diesem ich möchte beinahe sagen - Gesamtkunstwerk - , kommen begleitend noch weitere KünstlerInnen zur Bereicherung hinzu: SarahBernhardt mit Harfe, Gesang, Bandoneon und Ukulele. Stefanie Kropfreiter mit der Bratsche. Und auch Walter Soyka darf mitspielen.
8
Die ersten Lieder der CD (oder die eine Seite der Platte) sind eher nachdenklich und auch bedrückend, aber nicht ohnmächtig machend, sondern eher selbstbewusst sagend, dass das Teil des Lebens ist. Herausstechend sind viele Lieder, allen voran das Lied „Huankind”, bei dem Horn einen Text von Anna Schrems vertont hat. Die sprachlichen Bilder ergänzen die musikalische Ebene und beschreiben die Weite, wie auch die Dringlichkeit, die Enge des gesellschaftlichen Korsetts und den Mut die eigene Freiheit zu wählen. Der zweite Teil wird etwas beschwingter und bleibt sich trotzdem darin treu, das Publikum anzuregen, anzustupsen, anzutreiben, mehr aus sich herauszuholen. Das Leben in gleichen Zügen zu genießen, aber auch die Veränderungen herbeizuführen, die für das Selbst wichtig sind. Die CD oder die LP sei allen ans Herz gelegt. Nehmen Sie sich die Zeit, in die Musik und den Text zu tauchen. Es wird nicht immer einfach sein, es wird nicht immer
www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68
schwer sein. Bewegend ist es allemal. Und was soll denn Kunst anderes tun, als das Herz zu berühren. Clara Felis-Rubey Sigrid Horn sog i bin weg CD EUR 15,00 bei Bader Molden Recordings