Buchstabensuppe 1903

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Taborstraße 28 (Eingang Rotensterngasse 2), 1020 Wien Tel.: +43 1 276 47 36 | office@literaturbuffet.com | www.literaurbuffet.com

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März 2019

Unser Programm: 12:00

Stefanie Jaksch: Kremayr & Scheriau

12:15

Evelyn Steinthaler: Peršmanhof (Bahoe Books)

12:30

Kathrin Hirschberger: Zeitschrift Papperlapapp

12:45

Alexander Lippmann: Sumpfwandertag (Zaglossus)

13:00

Marion Guerrero: Alpha (Edition Atelier)

13:15

Nicole Makarewicz: Dein Fleisch und Blut (Holzbaum) Pause

13:45

Helga Schuster: Matthes & Seitz

14:00

Annabel Gschwandtner: Zoll+

14:15

David Bröderbauer: Wolfssteig (Milena)

14:30

Ruth Cerha (Frankfurter Verlags Anstalt)

14:45

Andrea Roedig: Schluss mit dem Sex (Klever)

15:00

Henrik Szanto: Es hat 18 Buchstaben und neun davon sind Ypsilons (Lektora)


BUCHTIPPS

77 Seiten, gewichtig und ermutigend In seinem Buch „Was ist Literatur?” schreibt Jean-Paul Sartre, es sei eine der Aufgaben der Literatur, die Realität zu entschleiern. Jahrzehnte später gibt sich Édouard Louis nicht mehr mit dem Entschleiern zufrieden. Er vertritt eine „Literatur der Konfrontation”. Offene Worte, keine Bilder, keine Entschuldigungen, keine Metaphern – nichts soll den Blick auf grausame Realitäten versperren. Der Autor zwingt das Publikum, mit ihm auf das Übel in der Welt zu blicken. In seinem 2012 in Frankreich und 2015 auf Deutsch erschienenen Roman „Das Ende von Eddy” beschrieb der damals 22-jährige Autor seinen Ausbruch aus der engen dörflichen proletarischen Umgebung in Nordfrankreich, in die er hineingeboren worden war. Eine Gesellschaft, die für den jungen Homosexuellen eine einzige Qual bedeutete. Er bricht nicht nur aus dem Dorf, er bricht sozial aus. Er geht in die Stadt und wird zum Intellektuellen. Er spricht nicht mehr die gleiche Sprache wie seine Eltern und die anderen Dorfbewohner. Deren Gewalttätigkeit, nicht nur gegen den Erzähler, sondern gegen Ausländer, gegen alles,

was anders ist, findet ihren politischen Ausdruck in der Stimmabgabe für den Front National. In „Wer hat meinen Vater umgebracht” kehrt der Eribon-Schüler in seinen Heimatort zurück. Er trifft nach vielen Jahren seinen Vater, der Anfang 50 und ein lebender Toter ist. Nein, es ist keine Krebserkrankung, die seinen Vater niedergestreckt hat. Der braucht eine Beatmungsmaschine, kann kaum noch aufrecht gehen, leidet unter dauernden Schmerzen, aber der Krebs, der ihn befallen hat, ist das Elend der arbeitenden Klasse. Ein Arbeitsunfall hat ihn aus der Bahn geworfen, ebenso wie die Trennung von seiner Frau, die ihn verlassen hat. Ihm gegenüber steht eine politische Kaste, die ihn und seinesgleichen als arbeitsscheu, leistungsunwillig, als Sozialschmarotzer demütigt. Édouard Louis sieht seinen Vater mit anderen Augen wie in

„Das Ende von Eddy”. Plötzlich kann er sich den Vater als jungen Mann vorstellen, der durch die gesellschaftlichen Zwänge in eine strenge machistisch-patriarchale Gemeinschaft hineinwächst, in der Zärtlichkeit verpönt ist. Der seine Frau abgöttisch liebt, ohne es zeigen zu können. Der weniger seinen schwulen Sohn hasst sondern sich selbst dafür, dass er diesem seine Zuneigung nicht zeigen darf. Alle in der Familie des Autors haben höchstens bis zu ihrem 15. Lebensjahr die Schule besucht. Ihm ist es geglückt, mit seiner Klasse zu brechen, aber nun kehrt er zurück. Nicht nur er hat etwas gelernt, auch sein Vater. Der Titel des Buches kommt ohne Fragezeichen aus. Louis weiß, wer seinen Vater umgebracht hat: mehrere Generationen arroganter Politiker – Sarkozy, Chirac, Hollande, Valls, el Khomri, Macron. Auch sein Vater weiß es. Bonjour, Tristesse? Keineswegs. Édouard Louis hat einen schlanken Roman geschrieben, der Mut macht. Und zeigt, dass nichts bleibt, wie es war. Kurt Lhotzky Édouard Louis Wer hat meinen Vater umgebracht Übersetzt von Hinrich Schmidt­Henkel Fischer 77 Seiten, EUR 16,50 978­3­10­397428­7

Undershaw, 8. Dezember 1900 Liebes Tagebuch, ... Irgendjemand hat irgendwann berechnet, dass Sherlock Holmes höchstwahrscheinlich an einem 6. Jänner im Jahre 1854 geboren sein müsste. Das Geburtsjahr des fiktiven Ermittlers ist sogar ziemlich kanonisch abgesichert, schreibt doch der Erfinder von Holmes, Sir Arthur Conan Doyle, in der Geschichte „Seine Abschiedsvorstellung“, die wenige Wochen vor Beginn des Ersten Weltkrieges, also 1914, spielt, Holmes wäre 60 Jahre alt. Nun, jedenfalls treffen einander die Baker Street Irregulars, ein Verein völlig versponnener Sherlock-Holmes-Fans, jährlich um dieses Winterdatum herum zu ihrer Jahrestagung. Behauptet zumindest Graham Moore in seinem im Original („The Sherlockians“) bereits Dezember 2010 bei Twelve/Hachette erschienenen Roman „Der Mann, der Sherlock Holmes tötete“. Bei der Tagung in jenem Jahr, in dem Teile des Romans auch angesiedelt sind, kommt es zu einem mysteriösen Todesfall – ein Holmes-Forscher, der verkün-

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det hat, ein verloren geglaubtes Tagebuch von Arthur Conan Doyle nach jahrelanger Recherche aufgefunden zu haben, wird tot in seinem Hotelzimmer entdeckt, von dem Tagebuch oder auch nur Abschriften davon keine Spur. „Teile des Romans“, sage ich, denn kapitelweise abwechselnd schreibt Moore auch, was Arthur Conan Doyle, der wohl wirklich dachte, sich mit dem Abenteuer um Sherlock Holmes und Professor Moriarty bei den Reichenbachfällen den ihm mittlerweile mehr als lästig gewordenen Detektiv endgültig losgeworden zu sein; lieber wollte er Abenteueroder Kriegsromane als weitere Groschenheftelgeschichten verfassen – was Arthur Conan Doyle also in jener Zeit erlebte und in seinem irgendwann nach dem Jahre 1901

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verschwundenen Tagebuch notiert haben würde. Während somit anno 2010 ein gewisser Harold White, erst kürzlich zum Baker Street Irregular „geadelt“, begleitet von einer geheimnisvollen jungen Dame, die sich als Journalistin Sarah Lindsay vorstellt, versucht, das Rätsel um das Tagebuch zu lösen, erfahren wir andererseits, wie der HolmesSchöpfer mit seinem besten Freund Bram Stoker (ja, der mit dem „Dracula“) sich anschickt, auf den Spuren seines Geschöpfes eine Mordserie an jungen Suffragetten aufzuklären. Gar nicht unspannend und eine schöne, gut recherchierte Mischung aus historischen Fakten und nicht völlig unwirklich erscheinender Fiktion. Wie würde Holmes sagen? „Kommen Sie, Watson, das Spiel beginnt!“ Martin Lhotzky Graham Moore Der Mann, der Sherlock Holmes tötet Übersetzt von Kirsten Riesselmann Eichborn­Verlag 480 Seiten, EUR 22,70 978­3­8479­0038­2


BUCHTIPPS

Ein Kopf lag in der Tiefkühltruhe Man soll sich eben nichts mit der Frau seines Vorgesetzten anfangen. Auch der aus dem hintersten Tirol stammende Inspektor Bussi, Arno mit Vornamen – natürlich irgendwelche italienische Vorfahren, klar –, muss das auf eher schmerzliche Art lernen. Da schafft er es endlich nach Wien, in die Polizeizentrale am Schottenring, und kaum ein Jahr nach seiner Ankunft wird er schon wieder ins Heilige Land zurück strafversetzt, pardon: weggelobt selbstverständlich. In Vorderkitzlingen, einer von zwei Kleinstorten im Kitzlingtal, wird der Bürgermeister vermisst. Diesen, einen gewissen Mario Unterberger, soll Bussi aufstöbern. Was ihm auch gelingt, aber anders, als von ihm selbst erwartet. Der abgehackte Kopf Unterbergers wird am Morgen nach Bussis Ankunft in Hinterkitzlingen, wo er als einziger Beamter in der vollkommen versifften, seit Jahren eigentlich aufgelassenen Polizeiinspektion

stationiert sein wird, in der Tiefkühltruhe von „Resis Schnitzelparadies“ gefunden. Zumindest die Spurensicherung aus Innsbruck kann er noch anfordern, bevor durch ein Unwetter nicht nur die Funk- und Netzverbindung, sondern gleich die ganze Stromversorgung zusammenbrechen und sogar die Paßstraßen verschüttet werden. Murenabgänge, Steinschläge und ähnliches. Kaum einen weiteren Tag später wird auch noch der Dorfpfarrer (hinter vorgehaltener Hand „der heilige Bimbam“ genannt) ermordet. Joe Fischler, der bisher fünf Krimis um seine Innsbrucker Polizistin Valerie „Veilchen“ Mauser im Haymon-Verlag veröffentlicht hat, beginnt nun mit „Der Tote im Schnitzelparadies“ bei KiWi eine neue Reihe, zwar ebenfalls um ein Polizeiorgan mit Tiroler Wurzeln, aber eben den Herrn Inspektor Bussi, der übrigens, sollten wir seine von Fischler gelieferte Beschreibung ernst nehmen, nicht nur fabelhaft aussieht, ein Frauenversteher erster Klasse und gleichzeitig ein Beziehungspechvogel ist.

Aber keine Sorge, auch kriminalistisch hat er etwas drauf. Seinen ersten überlieferten Fall, gleichsam ein erweitertes „locked-room mystery“ – eine klassische Ausgangssituation für einen Krimi, wobei sich die Leiche(n) (fast immer handelt es sich um Mord) in einer von innen verschlossenen Räumlichkeit befindet (befinden), also völlig unklar scheint, wie der oder die Mörder den Tatort derart verrammelt verlassen haben können – löst er binnen drei Tagen, denn am vierten Tage können endlich doch noch die Innsbrucker Kolleginnen und Kollegen anrücken. An seine Veilchen-Romane kommt Fischler mit diesem jüngsten Ermittler allerdings nicht ganz heran. Auch setzt er ziemlich auf emanzipatorisch nicht sehr korrekte Wortwahl und überhaupt eher machistische Allüren. Dennoch, der geschilderte Kriminalfall ist ziemlich schlau und größtenteils logisch nachvollziehbar erdacht. Aus Arno Bussi kann noch etwas werden. Martin Lhotzky Joe Fischler Der Tote im Schnitzelparadies Kiepenheuer & Witsch 303 Seiten, EUR 10,30 978­3­462­05151­3

Die Liebe im Ernstfall „Die Liebe im Ernstfall” erzählt die Geschichte von fünf Frauen in fünf Kapiteln, die jeweils eben einer dieser Frauen zugeschrieben werden. Es sind kurze Ausschnitte ihres Lebens, die Kapitel springen in der Zeit, die Frauen sind lose und manchmal auch näher miteinander verbunden. In allen Geschichten erfahren wir jedenfalls in Nebensätzen auch mal was über eine der anderen. Sie heißen Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde. Und ich finde alleine die Namenswahl sagt schon viel über die Sprache des Buches aus – bedeutungsschwanger ist vielleicht ein gutes Wort dafür. Die Geschichten der Frauen sind einzigartig und besonders und doch in ihren Emotionen sehr universell,

sodass wir uns (und vielleicht auch die Bedeutsamkeit der eigenen Geschichte) wiederfinden können. Die Geschichten drehen sich um die großen Themen des Lebens – Lieben, Sterben, Trauern, Bestimmung, Prägung, Leben schenken. Hatte ich zu Beginn noch mit der Schwermütigkeit des Textes ein wenig zu hadern, haben mich die Frauen und ihre Sicht auf die Welt dann doch sehr schnell gepackt und ich hätte mir gewünscht, noch

mehr von ihnen zu erfahren, noch über die 244 Seiten hinaus lesen zu können. Daniela Krien hat einen angenehm tiefgründigen Roman geschrieben, der sich gut liest, der keine Angst vor Emotionen hat und die Komplexität unseres Seins abbildet. Gerne mehr davon! Lena Samek Daniela Krien Die Liebe im Ernstfall Diogenes 288 Seiten, EUR 22,70 978­3­257­07053­8

Besuchen Sie uns im Internet oder bei einer unserer Veranstaltungen! www.literaturbuffet.com – von dort geht's auch weiter zu Facebook und google+. Aber Ihr persönlicher Besuch ist uns natürlich noch lieber! Alle Veranstaltungen finden, wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, bei freiem Eintritt in Lhotzkys Literaturbuffet, Eingang Rotensterngasse 2, 1020 Wien, statt. Wir ersuchen aus organisatorischen Gründen um Platzreservierungen! www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68

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BUCHTIPPS

Mörderische Patrioten Pascal Engmans Erstlingsroman „Der Patriot” zeigt uns die düsteren Seiten der politischen Realität Schwedens. Der soziale Wohlfahrtsstaat, der lange ein Musterland für progressive Reformer in Europa war, war aus unterschiedlichen Gründen seit den 70er Jahren eine Brutstätte gewalttätiger neonazistischer Untergrundorganisationen. Schon lange vor der grassierenden Islamophobie und der Hetze gegen Migranten hatten rechtsextreme Terroristen Gewerkschafter, Kulturschaffende und Sozialarbeiter buchstäblich ins Visier genommen. Pascal Engmans Geschichte spielt heute, im Stockholmer hier und jetzt.

„Lügenpresse”, „Vaterlandsverräter”, „Verfechter eines großen Austauschs” der Kulturen – das sind noch die harmlosesten Beschuldigungen, denen sich Journalistinnen und Journalisten von Print- und Online-Medien heute seitens sogenannter „patriotischer Kräfte” ausgesetzt fühlen. Der Autor, der, selbst Journalist, Ziel von Anfeindungen aus dieser Ecke war, zeigt, was geschieht, wenn aus der „hate speech“ reale Taten wer-

den. Der Reihe nach werden Journalistinnen und Journalisten, die sich der populistischen Hetze entgegenstellen, ermordet. Faszinierend wird die Psyche des Anführers der kleinen, aber unerhört effizienten nazistischen Mörderbande beschrieben. Die Mischung aus Intelligenz, Empathielosigkeit und zunehmender Paranoia erklärt die zunehmende Rasanz der Mordserie. Allzu viel von der Handlung sei hier nicht verraten, da „Der Patriot” eine Reihe unerwarteter Haken schlägt. Kurt Lhotzky Pascal Engman Der Patriot Übersetzt von Nike Karen Müller Tropen­Verlag 470 Seiten, EUR 16,50 978­3­608­50365­4

Gegenwart, Vergangenheit, Zukünftiges Der Historiker Kurt Bauer hat in einer Reihe von Veröffentlichungen zur Geschichte des Nazi -Putsches in Österreich vom Juli 1934 oder zum Aufstieg des österreichischen Nationalsozialismus spannende, gut recherchierte und durchaus lesenswerte zeitgeschichtliche Werke publiziert. Kontroversen löste er im Jahr 2014 durch zwei Gastkommentare im „Standard“ aus, die sich aus Anlass des 80. Jahrestages des Widerstands der österreichischen Arbeiterschaft gegen den Faschismus mit den Februarkämpfen auseinandergesetzt hatten. Für unsere jüngeren Leser sei daran erinnert, dass es 2014 zum ersten Mal eine „ökumenische Gedenkveranstaltung“ für die Opfer des Bürgerkrieges am Wiener Zentralfriedhof gegeben hatte. SPÖ und ÖVP gedachten gemeinsam der Opfer, was einer Zementierung der hartnäckig verbreiteten Interpretation einer geteilten Schuld an den Februarkämpfen gleichkam. Das Buch „Der Februaufstand 1934 – Fakten und Mythen“ ist die ausformulierte Langfassung der Positionen, die Bauer 2014 vertreten hat. So, wie es bis zum heutigen Tage einen Streit der Historiker und Politologen darüber gibt, ob das Ständestaatsregime in Österreich eine besondere Spielart des Faschismus gewesen wäre, eine autoritäre Diktatur, eine Kanzlerdiktatur, oder bloß ein „DollfußSchuschnigg- Regime“, gibt es auch sehr unterschiedliche Erklärungen für die bewaffnete Widerstandsaktion von Teilen des Schutzbundes am und nach dem 12. Februar 1934. Bauers These findet sich bereits im ersten Satz des Buches. Er spricht rundweg von einem „sozialdemokratischen Aufstand“. Das ist deswegen besonders absurd, weil er sonst in seinem Buch deutlich zeigt, wie isoliert und von der Parteiführung im Stich gelassen

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die kämpfenden Schutzbundkräfte agiert haben. Selbstverständlich hatte die Führung des republikanischen Schutzbundes im Laufe der Geschichte ihrer Organisation eine Reihe von Planspielen angestellt, um das Verhalten im Falle einer militärischen Konfrontation mit der Regierung, und vor allem im Falle des Versuchs einer faschistischen Machtergreifung in Österreich festzulegen. Die berühmten vier Punkte, unter denen die sozialdemokratische Parteiführung bereit war, gegebenenfalls den Schutzbund zu mobilisieren, sind ausgesprochen defensiv. Es ging um die Abwehr der Ausschaltung demokratischer Institutionen auf Bundes- und Wiener Gemeindeebene. Dem Historiker Bauer wäre es wohl angestanden, eine kritische Bilanz des Unterschiedes zwischen der radikalen Sprache der „Austro-Marxisten“ und ihrer reformistischen Praxis zu ziehen. So etwa, als die SDAP noch nach der Ausschaltung des Parlaments im März 1933 ihre Bereitschaft signalisierte, gegebenenfalls für vier Jahre ein ständestaatliches Regime zu tolerieren. Stärke und Schwäche der Studie Bauers liegen eng beisammen. Ohne Zweifel hat er mit Akribie die Opferzahlen für den Februar '34 erforscht. Dass er die seinen Studien zugrundeliegenden

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Polizeiberichte durchgehend als glaubwürdig und unparteiisch präsentiert, ist fragwürdig. Dahinter steckt die doch seltsame These, dass zwischen einer sich faschisierenden Regierung und den schon faschistischen Heimwehren eine letzten Endes neutrale Polizeiund Heeresmaschinerie in die Kämpfe eingegriffen habe. Die Gräueltaten vor allem der Heimwehr am 12. Februar und in den Tagen danach kann Bauer nicht leugnen. Aber er versucht, durch schlecht belegte Beispiele von „Lynchjustiz“ durch Arbeiter ein Gleichheitszeichen zwischen den Kampfparteien zu setzen. Der Artillerieeinsatz gegen Gemeindebauten wird, ganz im Geist der dollfußschen Regierungspropaganda, heruntergespielt. Nur mehr Kopfschütteln freilich löst der Schlussabsatz des Buches aus: „Aus der Sicht des nachgeborenen Historikers lässt sich eines mit Gewissheit über den sozialdemokratischen Aufstand vom Februar 1934 sagen: Dem Nationalsozialismus und dessen Machtergreifung in Österreich wurde dadurch in die Hände gespielt, wie durch kein zweites Ereignis in der Geschichte der ersten österreichischen Republik.“ Der Widerstand einer tapferen Minderheit der österreichischen Arbeiter wird hier also zum Handlangerdienst für die Machtergreifung der Nationalsozialisten uminterpretiert. Erleben wir hier die Geburt einer neuen Schule einer staatsoffiziösen Geschichtsschreibung? Kurt Lhotzky Kurt Bauer Der Februar­Aufstand 1934. Fakten und Mythen Böhlau Verlag 217 Seiten, EUR 29,00 978­3­205­23229­2


wi r ge un ab hä ng ig e V er la

BUCHTIPPS

h e u t e :

INFORMATIONSBOX: Aus der Krise seines Grafikstudios zieht Michael Baiculescu den Schluss, einen Verlag zu gründen [1996]. Zwar ohne Kapital, aber mit Hilfe der Wiener Brücke-Druckerei, die die Druckkosten der ersten Buchprojekte vorfinanzierte. So entstand der Mandelbaum Verlag. »Sie halten den ersten Prospekt eines neuen Verlags in Händen, der sich zum Ziel gesetzt hat, verborgene Schätze zu bergen und Verstecktes sichtbar zu machen ...« Programm Über die Jahre entstanden Buchreihen zu Zeit-, Kultur- und Sozialgeschichte, Reisebücher zum jüdischen Europa, die feinen gourmandisen, Bücher zum Thema Essen und Trinken, literarische Klangbücher und Sachbücher zu den Themen Globalisierung, Migration und internationale Politik. Immer wieder spiegelt sich im Programm die Geschichte und Gegenwart der Stadt Wien.

Wer kennt das afrikanische Wien? Das erste Buch aus dem mandelbaum verlag stellt es vor und wird gleich hoch gelobt. »Böte sich da nicht der neue Stadtführer Das afrikanische Wien als Pflichtlektüre von Exekutivbeamten an?«, meint der Standard. »Eine fast vergessene Tradition in Wien ist das Dudeln. Christina Zurbrügg hat die Lebensgeschichte von Wienerlied-Sängerinnen aufgeschrieben, die das Dudeln noch beherrschen, und hat dabei die Wiener-Musikersprache wiederentdeckt. Nachzulesen unter dem rätselhaften Titel: Orvuse on Oanwe« (Erstes Verlagsprospekt Herbst 1996) Reihen Mandelbaums Feine Gourmandisen | Klangbuch | Literatur | kritik & utopie | Stadtreisen zum jüdischen Europa | Allgemeine Reihe | Geschichte | Bild und Text | Wissenschaft | Künstlerfabrikat www.mandelbaum.at

ZUM BEISPIEL: »Ich fürchte niemanden« Adelheid Popp und der Kampf für das Frauenwahlrecht Das allgemeine, gleiche Wahlrecht »aller Staatsbürger ohne Unterschied des Geschlechts« war eine der wichtigsten Errungenschaften der Revolution am Ende des Ersten Weltkriegs. Am 4. März 1919 konnten endlich die ersten weiblichen Abgeordneten im österreichischen Parlament angelobt werden. Unter ihnen befand sich Adelheid Popp (1869–1939), die auf drei Jahrzehnte des Kampfes für das Frauenwahlrecht zurückblicken konnte. Als junge Fabrikarbeiterin war Popp der Sozialdemokratie beigetreten und hatte wie keine andere Anteil am Aufbau einer starken proletarischen Frauenbewegung. Das allgemeine (Frauen-)Wahlrecht war für die »Erweckerin der Frauen« kein Ziel an sich, sondern nur ein Mittel im Streben nach umfassendem Arbeiterinnenschutz, kürzere Arbeitszeiten und letztlich einer Welt ohne Ausbeutung. Diese Biografie zeichnet ihr Leben und Wirken bis zu ihrem Einzug ins Parlament nach und gibt dabei einen völlig neuen Blick auf die Theorie und Praxis der frühen ArbeiterInnenbewegung. (Verlagstext) Gernot Trausmuth »Ich fürchte niemanden« Adelheid Popp und der Kampf für das Frauenwahlrecht 304 Seiten, EUR 19,00 978385476­591­2

Die Rätebewegung in Österreich Von sozialer Notwehr zur konkreten Utopie Marx sprach von Räten als der »endlich entdeckten Form, unter der die ökonomische Befreiung der Arbeit sich vollziehen kann«, Hannah Arendt von einem System, das »selbst nur offenbar wiederholte, was sich bereits vorher ereignet hatte, ohne dass man jedoch von einer bewussten Nachahmung oder einer noch so vagen Erinnerung des Vergangenen sprechen konnte«. Nach dem Zusammenbruch der Mo-narchie 1918 organisierten sich hunderttausende ArbeiterInnen und Soldaten in Räten – sowohl als Akt sozialer Notwehr angesichts des durch den ersten Weltkrieg verursachten Elends, aber auch im Sinne der Idee einer dauerhaften emanzipatorischen gesellschaftlichen Alternative. Der Band versammelt Texte zur Geschichte der Rätebewegung in Österreich, ihr Verhältnis zu den Bewegungen in Ungarn und Deutschland, zur Rolle der Frauen in der Rätebewegung, zur psychoanalytischen Dimension dieser »Gemeinschaft der Brüder«, zu autodidaktischem Schreiben und dem Publikationswesen dieser Zeit und nicht zuletzt zu ihrer Verbindung zu heutigen sozialen Bewegungen. (Verlagstext) Anna Leder, Mario Memoli, Andreas Pavlic (Hg.) Die Rätebewegung in Österreich Von sozialer Notwehr zur konkreten Utopie 244 Seiten, EUR 17,00 978385476­680­3

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BUCHTIPPS FÜR JUNGE LESERINNEN UND LESER

Spiegelperspektiven Es gibt eine neue Heldin zu entdecken und kennenzulernen: Ihr Name: Ophelia. Ihre Welt: die Arche Anima. Ihre Besonderheiten: sie kann durch Spiegel reisen und Gegenstände lesen. Ihre Autorin: Christelle Dabos. Ihre Saga: Die Spiegelreisende. Band 1: Die Verlobten des Winters. (Band 2: Die Verschwundenen des Mondpalastes erscheint im Sommer 2019) Auf dem Klappentext zu dem Buch „Die Spiegelreisende“ steht, dass diese Saga mit Harry Potter zu vergleichen ist. Wie es solche Lobpreisungen an sich haben, wird dadurch die Erwartungshaltung in eine gewisse Richtung gelenkt. „Die Spiegelreisende“ ist nicht mit Harry Potter zu vergleichen, denn es ist eine eigenständige Saga. Die Überschneidungen zwischen Harry Potter und der Spiegelreisenden Ophelia sind vielleicht die magischen Elemente, aber meiner Meinung nach hört es danach auch schon wieder auf. Die Welt, bzw. die Arche, auf der Ophelia aufwächst, heißt Anima. Laut Geschichtserzählung gibt es 21 Archen und jede einzelne Arche hat einen Hausgeist, der über die jeweilige Arche regiert und dem zu Ehren Geschenke gebracht werden oder der um Rat gefragt wird. Manche Archen verleihen ihren BewohnerInnen bestimmte magische Fähigkeiten. Ophelia beispielsweise kann mit ihren Händen die Geschichte von Gegenständen

nachspüren, bzw. lesen. Dies macht sie zu einer sogenannten Leserin. Und diese Fähigkeit ist praktisch, kann aber auch dazu führen, dass Ophelia Dinge erfahren kann, die sie nicht erfahren sollte. Ophelia ist eher eine tollpatschige Person, die sich nicht so viel zutraut, aber genau weiß, dass sie nicht heiraten möchte. Als ihre Familie beschließt, sie mit einem Mann von der Arche am Pol zu verheiraten, nimmt die Handlung ihren Lauf. Denn Ophelia bleibt nichts anderes übrig als der Entscheidung ihrer Familie Folge zu leisten. Damit beginnt ihre abenteuerliche Reise (begleitet von ihrer Tante Roseline) zum Pol. Ihre Schwiegerfamilie lernt sie Stück für Stück kennen und weiß nicht recht, was sie von ihnen halten soll. Ähnlich geht es ihr mit dem ganzen Gebaren der Menschen auf dem Pol, bzw. dem Menschenkreis, den Ophelia zu Gesicht bekommt. Denn es gibt viele verschiedene Clans auf dem Pol, die sich im Kampf um Macht und Ansehen gegenseitig manipulieren. Dabei besitzt jeder Clan abermals besondere Fähigkeiten, um diese Manipulationen durchzuführen und die Wahrheit zu verschleiern. Ehrlichkeit und Vertrauen zu finden, ist folglich sehr schwer. Ein Versteckspiel von Vorstellungen und Erwartungen beginnt, bei der die lesende Person manchmal gar nicht weiß, was Schein und Sein ist. Und so ist der Glanz, der am Pol zelebriert wird, oftmals gar nicht so gülden, wie der erste Anschein vermuten lässt. Ophelia lernt sich in diesen Wirren selbst näher kennen, und auch ihre Vertrauens-

personen werden auf die Probe gestellt. Es bleibt spannend, wie die Geschichte im zweiten Band fortgeführt werden wird. Und ob Ophelia der richtigen Person vertraut, wird sich weisen. Ophelia ist eine sehr sympathische Heldin. Die Leserschaft begleitet Ophelia auf ihrem Weg die unterschiedlichen Ausprägungen von Gut und Böse der Menschen kennenzulernen und damit umzugehen. Clara Felis-Rubey Christelle Dabos Die Spiegelreisende. Die Verlobten des Winters. Aus dem Französischen von Amelie Thoma Insel Verlag 535 Seiten, EUR 18,50 ISBN: 978­3­458­17792­0

Wem gehört der Haufen Im Bilderbuch ist Kacke durch den kleinen Maulwurf von Wolf Erlbruch ja längst Gang und Gebe und wurde um einige, meist Sach-, Bilderbücher ergänzt. Ab jetzt können wir uns allerdings auch an einem Spiel über Kot erfreuen und seine Vielseitigkeit bewundern. Auf 54 Karten lernen wir 27 Tiere und ihre ureigenen Ausscheidungen kennen. Das Spiel kann wie ein Memory mit offenen oder auch schwieriger mit verdeckten Karten gespielt werden, je nach Expert*innengrad und Alter und lädt zu einem unverkrampften Austausch über das große Geschäft ein. Enthalten ist außerdem ein Heft mit Fakten rund um große und kleinere Haufen und das Geheimnis rund um das einzige uns bekannte Tier, das keinen Kot hinterlässt, wird auch gelüftet. Wer noch nicht weiß, was heuer so im Osternest liegen könnte, vielleicht wäre dieser „Mist“ ja eine Idee! Lena Samek

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Aidan Onn (Text), Claudia Boldt (Illustration) Wem gehört der Haufen? Ein Memo­Spiel Laurence King Verlag EUR 14,90 978­3­96244­063­3 ab 3 Jahren

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BUCHTIPPS FÜR JUNGE LESERINNEN UND LESER

Ave Caesar, morituri tibi effugerunt! Imperator Caesar [Titus Flavius] Domitianus Augustus, kurz Domitian genannt, der dritte (und letzte) Kaiser von Rom aus dem Geschlecht der Flavier, hatte aufgrund seiner dem Senat oft gegenläufigen, jedenfalls vom Senat nicht kontrollierbaren Politik, schon zu Lebzeiten keine gute Presse. Schließlich gehörten die Geschichtsschreiber der damaligen Zeit fast ausschließlich dem senatorischen Stand an. Ganz aus diesem Topos eines tyrannischen Herrschers scheint auch Caroline Lawrence, laut Verlagsinformationen studierte Althistorikerin, Lehrerin, aber seit ihrem ersten Jugendroman „The Thieves of Ostia“ (2001; bisher nicht auf deutsch erschienen) ausschließlich Schriftstellerin, in „Flucht aus Rom“ zu schöpfen. Da ihre Eltern beim Kaiser Domitian im 14. Jahr seiner Herrschaft als Hochverräter denunziert werden und sich im Zuge der Razzia der Prätoria-

nergarde in ihrer Stadtvilla das Leben nehmen, müssen Lucius Domitius Juba (zirka 12 oder 13 Jahre alt), sein älterer aber etwas weniger schlauer und abergläubischer Bruder Fronto (14 oder 15) und seine Schwester Domitia Ursula (etwa 9) – die kleinste Schwester, Domitia Dora, gerade fünf Monate alt, lassen sie schweren Herzens bei einer Fluchthelferin zurück – aus Rom fliehen und sich, verfolgt von den Häschern, nach Britannien zu ihrem Onkel L. Domitius Pantera, einem reichen Garum-Großhändler durchschlagen. „Garum“ war übrigens die beliebte, aus eher unappetitlichen Zutaten vergorene, würzige Fischsauce der römischen Welt; galt als Delikatesse. Spannend und mit recht guter Kenntnis der Antike schildert Lawrence diese Reise in eine der von der Hauptstadt in vielerlei Hinsicht entferntesten Provinzen des römischen Reiches. Die Kinder, übrigens, wie die ganze Familie bis hin

zum Onkel als dunkelhäutig beschrieben – auf eine afrikanische Tradition spielt ja auch das Cognomen (der „Beiname“, beim römischen Bürger dritter Name[nsteil]) des eigentlichen Helden, Juba, an – werden ausgeraubt, finden unerwartet Verbündete und bringen die nicht ungefährliche Seereise, die sie durch die Säulen des Herakles (die Meerenge von Gibraltar) auf den Atlantik führt, relativ unbeschadet hinter sich. Zu viel soll nicht verraten werden, aber in Britannien angekommen, erwarten sie mehrere Überraschungen, und keineswegs nur angenehmer Art. Im englischen Original ist im Vorjahr bereits ein vierter, und möglicherweise letzter Band – trägt er doch den Titel „Return to Rome“ – herausgekommen. Martin Lhotzky Caroline Lawrence Flucht aus Rom. Band 1 von „Roman Quest“ Übersetzt von A. M. Grünewald ars ≡dition 285 Seiten, EUR 15,50 978­3­8458­2780­3

Nachtschwarze Zwölf Ein kurzweiliger Roman um das Ende der Milch- und den Beginn der Schulzähne ganz ohne rosa Zahnfee und Wunschzettel. Nein, ganz so stimmt das auch nicht ... Flo, schlauer, ein bisserl

schüchterner Held der Geschichte, weiß sehr wohl, dass ein Geschenk zu jedem ausgefallenen Zahn dazu gehört und hat natürlich auch Ideen, was ihm da am liebsten wäre. Ganz sicher nicht, dass er mitten in der Nacht von der jungen, ungestümen Vampirin Valentina geweckt wird und sie ihm eben diesen Wackelzahn abluchsen will! Wofür Valentina den Zahn braucht, warum und wie sich das Blatt dann wendet, wie Flo den Zahn rauskriegt und wie er wirklich in den richtigen Händen landet, davon erzählt diese witzige, charmante, aufregende und vergnügliche Geschichte ganz ohne erhobenen Zeigefinger.

Gut geeignet zum Selberlesen, aber auch das Vorlesen hat mir große Freude gemacht. Lena Hachs Idee, Vampire mit den Wackelzähnen der Volksschüler zu kombinieren ist erfrischend und lustig und so ist auch der Text. Lena Samek Lena Hach, mit Bildern von Tine Schulz Flo und Valentina Beltz und Gelberg 137 Seiten, EUR 13,40 978­3­407­81236­0 ab 7 Jahren

Jede Geschichte hat zwei Seiten Bilderbücher zu komplexen Themen häufen sich in letzter Zeit erfreulicherweise. So auch dieses, das sich mit Flucht und Heimat, Vertreibung und Offenheit auseinandersetzt. Die Besonderheit: das Buch kann von vorne nach hinten und von hinten nach vorne gelesen werden und ergibt jeweils die genau gegensätzliche Geschichte. Kate und Jol Temple ist ein bemerkenswertes Experiment gelungen und auch, wenn ich beim ersten Lesen dachte, dass der Text irgendwie holprig ist, kann ich das nach mehrmaligem Lesen nicht mehr bestätigen. Es liest sich flüssiger und logischer in beide Richtungen als ich mir das zuerst vorstellen

konnte. Die schwungvollen, harmonischen Illustrationen treffen nicht unbedingt meinen Geschmack, kommen mir etwas zu lieblich daher und auch das momentan übliche Glitzer am Cover und im Buch müsste für mich nicht sein, ist aber für die Eine oder den Anderen vielleicht ein Anreiz hinzugreifen, eben

weil der kantigere, gefühlt intellektuellere Stil, der sonst in dem Genre oft gewählt wird, fehlt. Und das ist gut, weil das Thema wichtig ist und das Konzept sehr eindrücklich. Lena Samek Kate & Jol Temple (Text), Terri Rose Baynton (Illustration) (K)ein Platz für uns. Jede Geschichte hat zwei Seiten Annette Betz 40 Seiten, EUR 15,40 978­3­219­11793­6 ab 4 Jahren

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DIE LETZTE SEITE

Ed McMerkats letzte Worte

Es gibt Fragen, die meistens recht dubiose Antworten generieren. Musterbeispiel „Was ist des deutschen Vaterland?” (Copyright Ernst Moritz Arndt). Heute darf ich auch einmal so eine Frage stellen: was ist des Erdmanns größter Feind? Na klar, das Erdloch! Was denn sonst? In selbiges fiel ihr Ed McMercat. Bei aller Erdverbundenheit, da spielte des Erdmanns linke Pfote nicht länger mit. Grummelnd sitzt ihr Kolumnist also seither in seiner Höhle und grämt sich, dass draußen das tosende Leben vorbei rauscht. Mit besonderer Wehmut denkt er an den 30. März, wie immer ein großer Fest- und Ju-

beltag für unabhängige Verlage, unabhängige Autorinnen und Autoren und unabhängige Leserinnen und Leser. Ja, in der Ferne sieht man schon das Feuerwerk, hört die triumphierenden Fanfaren - Indiebookday is back again! So, wie einst der große Innovator Daniel Düsentrieb „Erfindungen am laufenden Meter” angeboten hat, bietet das Literaturbuffet „aufregende Literatur am laufenden Meter“. Und nicht ohne sarkastisches Grinsen fragt Ed McMerkat: „Wann waren denn Sie zum letzten Mal bei einer Lesung bei Amazon?”. Ja, ich weiß, die geneigten Leserinnen und Leser meiner Kolumne haben sich schon lange den Tentakeln des Internetkraken entzogen. Aber jene, die immer noch mit dem gefräßigen Monster liebäugeln seien doch gelegentlich daran erinnert, welch schöne Momente der stationäre Buchhandel zu bieten hat. Wehmütig wünsche ich also einen schönen Indiebookday. Aber wer weiß, vielleicht gibt es doch noch einen erdmännischen CameoAuftritt. Ihr Edward („Ed“) McMerkat III.

Unsere Öffnungszeiten Dienstag – Freitag von 9.00 – 18.00 Samstag von 09.00 – 13.00 Sonntag & Montag geschlossen! Veranstaltungen finden, wenn nicht ausdrücklich anders angekündigt, immer in der Rotensterngasse 2, 1020 Wien, statt. Der Eintritt ist frei. Wir ersuchen um Platzreservierungen! Kontakt: Tel: +43 1 276 47 36 Fax: +43 1 276 47 36 Mobil: +43 6991 585 16 68 mail: office@literaturbuffet.com Web: www.literaturbuffet.com

Impressum Eigentümer, Verleger, Druck: Lhotzkys Literaturbuffet / Andrea Lhotzky Druckort: Wien Preisangaben ohne Gewähr Wer einen Druckfehler findet, darf ihn behalten!

Spiel mit Wow!-Effekt Ich gestehe, dass mich Fotobücher sehr leicht begeistern können. Ein Spiel hat es aber geschafft, meine Begeisterung zu neuen Höhen zu treiben. „My Photography Toolbox” von bispublishers ist ein faszinierendes, unterhaltsames und im wahrsten Sinn des Wortes Augen öffnendes Spiel für alle, die gerne fotografieren, ihre fotografischen Fähigkeiten erweitern oder einen neuen Zugang zu Bildbetrachtung und Bildanalyse finden wollen. Das Spiel besteht aus 72 Karten, die in fünf Kategorien unterteilt sind: Genre, Komposition, Grundlagen, Prinzipien und Haltung (Attitude). Für jedes Genre gibt es Karten mit Beispielfotos. Jede Karte führt in die Geheimnisse der visuellen Sprache ein und hilft damit, die eigene Kreativität steigern. Die Toolbox zeigt 30 visuelle Prinzipien und ermöglicht es, mit Tools zu spielen, die von der „Hardware”

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(Smartphones oder Digitalkameras) nicht zur Verfügung gestellt werden können, wie z. B. der Psychologie von Formen und Farben.

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Zwei Spielvarianten werden von den Entwicklern vorgeschlagen: 1. BE A MASTER: Ein Bild, basierend auf einem Fotografie-Genre und vier vorgegebenen Regeln, erstellen. Bei dieser Variante sollten Kamera oder Fotohandy bereitliegen, denn innerhalb von 20 Minuten sollte ein beeindruckendes Foto entstehen. 2. VERFEINERN SIE IHR AUGE: Entdecke die Regeln in vorhandenen Fotos. Eine Schule des fotografischen Sehens! Man kann „My Photo Toolbox” alleine spielen, besser noch jedoch mit anderen Fotografiebegeisterten. Meiner Meinung nach könnte das geniale Spiel auch eine wertvolle Bereicherung für die künstlerische Erziehung im Unterricht sein. Kurt Lhotzky My Photograpy Toolbox bispublishers EUR 15,00 9789063695040


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