Buchstabensuppe 18 12

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Dezember 2018 Weihnachtliche Öffnungszeiten! Montags: 3. und 10. und 17. 12: von 14 - 18 Uhr Samstags: 1. und 15. und 22. 12. von 9 - 18 Uhr sowie Samstag 8. 12. von 10 - 18 Uhr

Die harten Kindertage der Republik Wenn heuer 100 Jahre Republik Österreich gefeiert wird, hat man oft ein bisschen den Eindruck, dass einige staatstragende Historiker und Journalisten eine neue Urknalltheorie präsentieren: Kaiser weg, Republik her, alles paletti, wäre da bloß nicht die böse Politik gewesen. Die hetzte die Leute gegeneinander auf, und die Republik wurde ein bissi streng mit ihren Kindern, dann kam der böse Hitler über das Land, aber danach siegte der Geist der Lagerstraße, und die Nazis waren eh alle weg. Wer wissen will, wie das Leben wirklich war in den Kindertagen der 1. Republik, sollte zu den berührenden, erschütternden, aufrüttelnden und topaktuellen Sozialreportagen von Else Feldmann greifen. Feldmann, geboren 1884 in Wien, von den Nazis 1942 in Sobibor ermordet, war eine der ganz Großen der Sozialreportage. Der Band „Flüchtiges Unglück“, erschienen in der Edition Atelier, ist eine liebevolle Auswahl von Reportagen aus dem Neuen Wiener Journal (November 1918) und der Arbeiter-

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Zeitung, Else Feldmanns Gazette bis zu deren Verbot 1934. Es ist das Leben der Arbeitslosen und Arbeiterinnen, das uns Else Feldmann zeigt, die Schicksale derjenigen, für die die Republik keine wirkliche Verbesserung bringen konnte, weil die Lasten des Krieges des Habsburgerimperiums wie ein schauriger Alb auf ihre zerbrochenen Seelen und zerschundenen Leiber drückten. Stellvertretend für alle anderen Geschichten möchte ich „Die weinenden Kinder“, erschienen im März 1925, empfehlen. Sie zeigt, mit wie viel Empathie und analytischer Schärfe Feldmann das Leben der armen Wiener Bevölkerung beschrieben hat. Keine leichte Lektüre, aber ein schönes und wahrhaftiges Buch. Kurt Lhotzky Else Feldmann Flüchtiges Glück Reportagen aus der Zwischenkriegszeit Edition Atelier 165 Seiten, EUR 20,00 978­3­903005­44­0

Wir vom Literaturbuffet mögen Bücher – und noch etwas mehr schätzen wir Bücher aus unabhängigen Verlagen und Zeitschriften sowie weitere Projekte, die mit Herz und Liebe und Freude am Werk produziert werden. Deswegen haben wir uns gedacht, wir widmen fortan eine Seite unserer BuchstabenSuppe Verlagen, Zeitschriften und Projekten, die aus unabhängiger Feder gestaltet werden und die wir Ihnen, liebe Kund*innen, gerne vorstellen wollen. Damit Sie diese Seite auch rasch erkennen, haben wir folgendes Symbol dafür gebastelt: Viel Freude damit!

wi r ge un ab hä ng ig e V er la


BUCHTIPPS

Wer tötete Onkel Tolly? In der dritten Fallstudie um den viktorianischen geldgierigen, herz- und komplett taktlosen sowie absolut der Wahrheit verpflichteten „Persönlichen Ermittler“ Sidney Grice und sein Mündel (und mittlerweile Mitarbeiterin) March Middleton erhält Letztere überraschend Nachricht von einem bisher unbekannten Verwandten. Dieser Ptolemy Travers Smyth ist zwar eine Art Großcousin – und ziemlich verhuscht, wie es scheint –, besteht aber darauf „Onkel Tolly“ genannt zu werden. Als March ihn besucht, ereignen sich höchst merkwürdige Dinge. Sie erleidet, offenbar wegen einer Lebensmittelvergiftung, äußerst unangenehme Halluzinationen, die darin gipfeln, den neu gefundenen Onkel grausam ermordet zu erblicken. Mit ihrem Patenonkel Sidney Grice („Mr G“) an den vermeintlichen Tatort zurückgekehrt, empfängt die beiden Travers Smyth verhuscht und fröhlich wie zuvor, kommt aber kurz darauf tatsächlich ums Leben. Es bleibt nicht bei diesem einen irritierenden Todesfall. Die Halluzinationen kehren zurück und March gerät, zumindest

beim unsympathischen und schon aus dem vorigen Fall bekannten Inspektor Quigley, unter Mordverdacht. Im letzten Drittel des Romans landet March sogar in der Nervenheilanstalt und wird beinahe mehrerer Morde – unter anderem auch an einem Cockerspaniel – angeklagt. Da beim britischen Verlag Head of Zeus Ltd. bereits Band IV und V („The Secrets of Gaslight Lane“ 2016, „Dark Dawn Over Steep House“ 2017) erschienen sind, ist es gewiss nicht zu viel verraten, wenn hier festgehalten wird, dass March mit der Hilfe ihres Patenonkels Mr G und des wesentlich sympathischeren Inspektors Pound letztendlich aus der Irrenanstalt entlassen wird und die detektivische Zusammenarbeit weiterführen kann. Nicht allein der ganze Fall um den „Tod in der Villa Saturn“ ist merkwürdig, sondern auch die Tatsache, dass Autor Kasasian den Teil der Ermittlungen, als March im Irrenhaus – eine englische „Nervenheilanstalt“ um 1883 darf man getrost so nennen – einsitzt, von Mr G in einem diesem ganz eigenen, äußerst schnörkellosen Stil erzählen

lässt. Ungewohnt, ja, aber dafür der sarkastischen Grundstimmung Kasasians durchaus angemessen. Die Auflösung, das sei hier ebenfalls noch angemerkt, ist ziemlich skurril und wirkt, wenn man den Roman fertiggelesen hat und sich Gedanken darüber zu machen beginnt, doch recht konstruiert. Hätten der Haupttäter und seine nolens-volens Komplizinnen und Komplizen das tatsächlich so hinkriegen können? Wer die beiden ersten Bände der Gower Street Detective-Reihe genossen hat, sollte dennoch diesen Fall nicht auslassen, erfährt man doch hier einige wesentliche Details zum Vorleben sowohl von March Middleton als auch von Sidney Grice. Und wer bisher besonders die sarkastischen Nebenbemerkungen, die zwar etwas oberflächlichen aber durchaus angemessenen Schilderungen des Zeitkolorits der Straßen und Bewohner Londons geschätzt oder das linkische Hausmädchen Molly zum Kichern komisch gefunden hat, wird zweifelsohne auch vom dritten Band nicht enttäuscht werden. Martin Lhotzky Martin R. C. Kasasian Tod in der Villa Saturn Gower Street Detective Fall 3 Aus dem Englischen von Johannes Sabinski Atlantik Verlag 571 Seiten, EUR 22,70 978­3­455­00408­3

Im Leben der Anderen Georgien war ja das diesjährige Gastland der Frankfurter Buchmesse, was mich dazu veranlasst hat, wenigstens ein „georgisches Buch“ zu lesen in diesem Herbst. Die Wahl fiel auf Davit Gabunia, geboren 1982. Er gilt als wichtigster, junger Dramatiker Georgiens und ist für einige seiner Stücke und Übersetzungen ausgezeichnet worden. „Farben der Nacht“ ist sein erster Roman, der in Georgien Presse und Publikum begeisterte. Im fiebrigheißen Sommer 2012 beginnt Surab, glücklicher Vater und gelangweilter, unfreiwilliger Hausmann seinen jungen, auffälligen Nachbarn zu beobachten, dessen Liebhaber aus und eingehen. Was aus Zufall begonnen hat, wird bald zu einer Obsession und Surab verliert immer mehr den Bezug zur Realität. Als er dann auch noch den Mord an seinem Nachbarn nicht nur beobachtet sondern mitfilmt und dahinterkommt, dass seine Frau sich in eine Liebschaft mit einem anderen gestürzt hat, gerät alles außer

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Kontrolle. Gerade als Surab eigentlich das Gefühl hatte, die Kontrolle über sein Leben zurückzuerlangen ... Davit Gabunia schreibt aus verschiedenen Erzählperspektiven und in knappen, mal fast atemlosen, dann wieder trägen Sätzen. Der Dramatiker in ihm ist für mich sehr spürbar gewesen, was dem Roman aber nicht schlecht ansteht. Unpassend und auch unglaubwürdig war für mich eher das opulente Ende. Dennoch, sein Stil ist bemerkenswert und Stimmungen sowie Gefühle fängt Gabunia gut ein. Ich hab' ihn gern gelesen, hätte mir aber mehr und verständlicheren Georgien-Bezug gewünscht. Lena Samek Davit Gabunia Farben der Nacht Aus dem Georgischen von Rachel Gratzfeld Rowohlt 192 Seiten, EUR 20,60 978­3­7371­0041­0

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Weißes Haus: Kuckuck, schaut da ein Eisvögelchen heraus?

Was wäre, wenn … wenn etwa irgendwann in den 70er Jahren, von der gerade „normalisierten“ ČSSR ausgehend, eine breitgefächerte Geheimdienstoperation gestartet würde? Attraktive, intelligente und bestens ausgebildet junge Frauen, die im Auftrag des tschechischen Geheimdienstes (selbiger ein Franchiseunternehmen der sowjetischen Kollegen) in den Westen geschickt werden, um sich Männer zu angeln; nicht irgendwelche, sondern solche, die das Potenzial zum Aufstieg haben; in der Wirtschaft, in den Wissenschaften und vor allem in der Politik? Das Ziel der Operation ist es nicht, die Zielobjekte „umzudrehen“oder sie zu ideologisieren. Sie müssen „nur“ erpressbar gemacht werden oder durch angeborene Dummheit im Falle ihres Er-

folgs so verheerend in die Geschichte eingreifen, dass ihre schiere Existenz zur Destabilisierung ihrer jeweiligen Staaten führt. Hmm … das kommt einem doch irgendwie bekannt vor? Wie war das doch 1972, als Ivana Zelníčková den Österreicher Alfred Winklmayer ehelichte und so die österreichische Staatsbürgerschaft erlangte, mit der sie sich in Kanada niederließ (die Scheidung folgte kurz danach), als Model Karriere machte und auch in der Modebranche reussierte. 1976 lernte sie einen wenig sympathischen Geschäftsmann kennen – Donald Trump, den sie heiratete, bis auch diese Verbindung 1990 geschieden wurde.

Irgendwie erinnern die Figuren des Romans „Codename Eisvogel“ frappierend an bekannte lebende Personen. Auch der Einstieg – Journalistin eines mehr als dubiosen Revolverblatts interviewt Pornodarstellerin, die garstige Dinge über einen aktuellen Präsidentschaftskandidaten weiß, die Story wird aber unterdrückt, weil Zeitungsherausgeber schlottrige Knie bekommt – ist geläufig. Der anonyme Autor (oder ist es eine Autorin???) strickt aus Elementen der Wirklichkeit eine durchaus mögliche „alternative Wahrheit“. Verschwörungstheorie? Fake news? Fake truth? Wer kann das sagen! Die Realität, um die es geht, ist furchtbar genug. Sad, so sad! Kurt Lhotzky Anonymus Codename „Eisvogel“ Heyne 368 Seiten, EUR 20,60 978­3­453­27217­0

MICKEY MOUSE' LUSTIGES TASCHEN-BUCH Der Autor dieser Zeilen hätte nicht erwartet, dass ihn ein wie gut auch immer recherchiertes Werk zum Cartoon-Charakter Micky Maus sprachlos machen könnte. Den Damen und Herren vom TASCHEN Verlag ist es aber diesmal, anlässlich des 90. Jubeljahres eben jenes Mäuserichs, beinahe gelungen. Es hat schon lange Tradition, wurde sogar von Walt Disney selbst zur Ursprungslegende erhoben, dass Mickys erster öffentlicher Auftritt – und die Sensation daran war: mit Synchronton, etwa ein Jahr nach Geburt des Tonfilms! – am 18. November 1928 stattfand und zum sofortigen Durchbruch führte. In „Walt Disneys Mickey Mouse. Die ultimative Chronik“ (das Buch behält übrigens den englischsprachigen Originalnamen seines Subjekts konsequent und durchgehend bei) wird die Vorgeschichte davon ausführlich erzählt. So gab es um Mitte Mai 1928 bereits eine halböffentliche Vorführung des erstproduzierten Micky-Cartoons „Plane Crazy“, freilich noch ohne Tonspur. Dass dieser (und ein weiterer) Film vorher entstanden war(en), wusste man, nicht aber, dass er auch – noch vor der Nachvertonung 1929 –

zumindest für ein kleines Publikum bereits zu sehen gewesen war. Das ist beileibe nicht die einzige zum Staunen anregende Information, die diesem im wörtlichen Sinne gigantischen Sachbuch – beinahe DIN A3 groß, Hochglanzbindung, fast 500 Seiten höchstwertiges Papier, gute 6 kg – zu entnehmen ist. Es scheint auch, da herrscht Einigkeit mit anderen Disneyexperten wie etwa Dr. Andreas Platthaus in der F.A.Z., zum ersten Mal ein Verlag, noch dazu ein nicht-U$-Amerikanischer, vollbracht zu haben, das Wirken der Maus nicht bloß im (Kino-)Trickfilm sondern dazu in der Welt der Zeitungscartoonstrips und der Comics ganz allgemein in einem Band vereinigt zu

haben. Immerhin stammt das kurze Vorwort, quasi die Widmung, Lizenzierung und Adelung des Buches von Robert Allen „Bob“ Iger, dem aktuellen Vorstandsvorsitzenden des Disney-Konzerns. Erstaunlich auch deshalb, da sich die wie alles reich bebilderten Comics-Untersuchungen nicht ausschließlich auf die, heutzutage ohnehin verschwindend geringe, U$-amerikanische Produktion, vielmehr akribisch auf iberoamerikanisches und

europäisches Schaffen beziehen. Als ob zum Drüberstreuen finden sich auch Abschnitte zu „Merchandising“ (seit 1928!) oder den Disney-Vergnügungsparks weltweit. Neben der exquisiten Würdigung seines Comiclebens – wobei nicht nur in unseren Breiten Micky Maus längst von Donald Duck und dessen weitverzweigter Sippe überrundet ist – besprechen die Autoren der „ultimativen Chronik“ Mickys darüber hinaus zahlreiche Filmprojekte, für die sie in den Archiven Skripte und Zeichnungen entdeckten (und im Buch auch abbilden), die es aber – leider, muss man sagen! – nie auf die Leinwand oder auch nur den Bildschirm geschafft haben. Eben, wie schon Oma Duck in der klassischen, vom Duck-Meister Carl Barks 1948/49 gezeichneten und von Dr. Erika Fuchs im Micky Maus Heft 1953 übersetzten Weihnachtsgeschichte „Letter to Santa“ / „Rat einmal!“ anmerkt: „Es ist enorm!“ Martin Lhotzky David Gerstein, J. B. Kaufman, Anna­Tina Kessler; Daniel Kothenschulte (Hg.) Walt Disneys Mickey Mouse. Die ultimative Chronik Taschen 496 Seiten, EUR150,00 978­3­8365­5283­7

© Bilder: https://www.taschen.com/pages/de/catalogue/film/ all/01148/facts.walt_disneys_mickey_mouse_die_u ltimative_chronik.htm

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BUCHTIPPS FÜR JUNGE LESERINNEN UND LESER

Winter im Bilderbuch Görel K. Näslund / Kristina Digman So ist der Winter Bohem Press 32 Seiten, EUR 13,40 978-3-85581-564-7 ab 3 Jahren Ein stimmig illustriertes Buch mit wenig Text über all die wunderbaren Seiten des Winters, inklusive der, dass es fein ist, wenn er dann dem Frühling weicht.

Jenni Desmond Albert und der Baum Magellan 32 Seiten EUR 14,40 978-3734820274 ab 3 Jahren Eine feine Geschichte über das Trösten und über Empathie, die nicht nur wegen der winterlichen Bilder in diese Jahreszeit passt.

Raymond Briggs Der Schneemann Carlsen 32 Seiten, EUR 15,40 978-3-8489-0164-7 ab 4 Jahren Ein fantasievoller, schöner Klassiker, der ganz ohne Worte auskommt.

Claudia Rueda Hase fährt Ski Gerstenberg 56 Seiten, EUR 13,40 978-3-8369-5984-1 ab 3 Jahren Wir begleiten den Hasen über die Piste und helfen ihm Hindernisse zu umfahren. Oder doch nicht? Ein kleines, schwungvolles Mitmachbuch mit lustigem Ausgang.

Tilde Michels und Reinhard Michl Es klopft bei Wanja in der Nacht Ellermann 28 Seiten, EUR 12,40 978-3-7707-5737-4 ab 3 Jahren Ein Schneesturm vollbringt das Wunder, dass Mensch und Waldtiere eine friedliche Nacht im Jägerhaus zubringen. Eingängig gereimt, fein illustriert – ein Winter-Klassiker. Mira Lobe / Winfried Opgenoorth Es ging ein Schneemann durch das Land Jungbrunnen 32 Seiten, EUR 15,00 978-3702657864 ab 3 Jahren Sprachspielerei rund um einen Schneemann, der vom Steh- zum Gehmann wird. Mit herrlichen Wimmelbildern zum immer-wieder-Anschauen.

Astrid Lindgren Tomte Tummetott Oetinger 32 Seiten, EUR 13,40 978-3-7891-7938-9 ab 4 Jahren Märchenhaft erzählt Lindgren in dieser Geschichte vom kleinen Wichtel Tomte Tummetott, der während des langen, strengen Winters über den Bauernhof und seine Bewohner_innen wacht.

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Axel Steffensmeier Lieselotte im Schnee Sauerländer 32 Seiten, EUR 15,50 978-3-7373-6018-0 ab 4 Jahren Ein lustiges Abenteuer mit Lieselotte, die sich ob des vielen Schnees verirrt und fast zu spät zum Weihnachtsfest kommt.

Linda Wolfsgruber / Gino Alberti Das rote Paket Bohem 32 Seiten, EUR 17,50 978-3-85581-514-2 ab 3 Jahren Eine kurze Geschichte über das Wesen des Schenkens.

Eva Susso Yeti Pleki Plek Bohem 32 Seiten, EUR 15,40 978-3-95939-019-4 ab 3 Jahren Zwei Brüder machen eine SnowboardTour und laufen einem Yeti direkt in die Arme. Schöne Illustrationen, schwedisches Ambiente und ein berührendes Ende.


BUCHTIPPS FÜR JUNGE LESERINNEN UND LESER

Die Balance zwischen den Welten Angie Thomas' Roman „The Hate U Give“ wurde 2018 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und das zu Recht! Es ist zwar eine schon oft erzählte Geschichte, allerdings hat sie leider immer noch nicht an Aktualität verloren: Starr Carter ist eine „Person of Colour“ und lebt zwischen den Welten. Zum einen lebt sie mit ihrer Familie in einem verarmten Vorort und zum anderen geht sie, wie auch ihre Geschwister, auf eine Privatschule, in der sie eine der wenigen mit dunkler Hautfarbe sind. Als ihr bester Freund aus Kindheitstagen, Khalil, bei

einer Polizeikontrolle erschossen wird und Starr die einzige Zeugin ist, gerät ihre Welt ins Wanken und die Gräben, zwischen denen sie sich bewegt, werden deutlich sicht- und spürbar. In ihrer (Wohn)Gemeinde erlebt sie Trauer, Entrüstung, Ungerechtigkeit, Rebellion und in ihrem Schulumfeld begegnen ihr Vorurteile, Verständnislosigkeit aber auch Neugierde. Ihre Rolle als Zeugin wandelt sich im Lauf der Geschichte und verläuft parallel zu ihrem eigenen Verständnis, wie sie zu handeln hat: von der schweigenden Zeugin zur sich-selbst-

behauptenden Person mit ihrer Perspektive der Wahrheit. Zwar hilft ihre Zeugenaussage nicht, den Polizisten (mit heller Hautfarbe, klar) zu verurteilen, aber Starr lernt sich dadurch zu behaupten. Eine bewegende Geschichte, die Mut macht, die eigene Stimme zu nutzen und sie (und sich) zu erheben. Paralell zur hiesigen Geschellschaft, in der es (wieder? noch?) vor Ungerechtigkeiten und allerlei -Ismen wimmelt, kann dieses Buch auch als Beispiel dienen, wie wichtig es ist, Haltung zu zeigen. Clara Felis-Rubey Angie Thomas The Hate U Give Aus dem Amerikanischen von Henriette Zeltner cbj 512 Seiten, EUR 18,50 978­3­570­16482­2

Kennst Du die Geschichte von Beedle dem Barden? Die neue Edition der „Märchen von Beedle dem Barden“ verzaubert nicht nur alteingesessene Fans des Harry Potter Universums. Neben der daraus wohl bekanntesten Erzählung, „Das Märchen von den drei Brüdern“, finden sich noch vier weitere magische Geschichten in dem Buch – jede mit einer mehr oder weniger versteckten Moral. Das wahre Highlight dieser Ausgabe sind jedoch die stimmungsvollen, reduzierten Illustrationen von Lisbeth Zwerger. Ihre feinlinigen, fast fragilen Zeichnungen entführen einen sofort an den Ort des Geschehens und am Liebsten möchte man gleich dort bleiben ... auch wenn es nicht ganz ungefährlich ist!

Zwergers Portrait von Albus Dumbledore ist die beeindruckendste Illustration, die ich zu seiner Figur je gesehen habe. Dieses Buch eignet sich nicht nur perfekt zum Vorlesen für die Kleinen, auch die Großen werden ihre Freude an den zeitlosen Märchen und vor allem an der großartigen zeichnerischen Kunst haben. Viola Schoßleitner J. K. Rowling Märchen von Beedle dem Barden Aus dem Englischen von Klaus Fritz Illustriert von Lisbeth Zwerger 160 Seiten, EUR 30,90 978­3­551­55710­0

Besuchen Sie uns im Internet oder bei einer unserer Veranstaltungen! www.literaturbuffet.com – von dort geht's auch weiter zu Facebook und google+. Aber Ihr persönlicher Besuch ist uns natürlich noch lieber! Alle Veranstaltungen finden, wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, bei freiem Eintritt in Lhotzkys Literaturbuffet, Eingang Rotensterngasse 2, 1020 Wien, statt. Wir ersuchen aus organisatorischen Gründen um Platzreservierungen! www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68

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BUCHTIPPS FÜR JUNGE LESERINNEN UND LESER

Schön, dass wir hier sind Bald ist nicht nur Winter, sondern auch Weihnachten, und da will natürlich auch ein richtig stimmiges Geschenk-Bilderbuch empfohlen werden. Oliver Jeffers, bekannter und beliebter Bilderbuch-Autor wie –Illustrator, sah sich nach der Geburt seines ersten Sohnes mit der Frage konfrontiert, was er s/einem Kind überhaupt auf dem Weg ins Leben mitgeben möchte. In farbenprächtigen Bildern und seiner gewohnt zauberhaf-

ten Handschrift beantwortet er sich und uns diese Frage. Er erklärt die Welt in ihrer ganzen Vielfalt – Mond & Sterne, Land & Wasser, Berge & Wälder, Stadt & Wüstenei. Er macht deutlich, dass wir alle unterschiedlich sind und doch

einen gemeinsamen, schützenswerten Kern haben. Und das genau dies auch für die Erde an sich gilt. Toleranz und Wertschätzung für die Umwelt – Werte, die er gelungen und eingängig in sein emotionales Sach-Bilderbuch packt. Ein wunderbares Buch und ein großartiges Geschenk für die ganze Familie. Lena Samek Oliver Jeffers Hier sind wir . Anleitung zum Leben auf der Erde NordSüd Verlag Aus dem Amerikanischen von Anna Schaub 48 Seiten, EUR 16,50 978­3­314­10453­4 ab 4 Jahren

„Traute, Schneid, Courage und Mut – wilde Räuber, Spucke, Blut“

Karl und Knäcke wären das wildeste Räuberpaar der ganzen Stadt, wenn Karl nur nicht Bauchweh und Knäcke endlich seine Sturmmütze gestopft hätte. So kann's aber nicht weitergehen, also beschließen die beiden das Räubern zu lernen, komme was da wolle. In sechs aufeinanderfolgenden Nächten bricht das ungleiche Paar in herrlich skurrile Wohnungen ein und kostet die Möglichkeit aus, in fremden Sachen zu stöbern und die dortigen Dinge zu benützen. Dass sie davon hungrig werden und die verschiedenen Küchen leer essen, versteht sich von selbst. Nur das eigentliche Räubern, das vergessen sie irgendwie immer. Vielleicht weil sie einfach für etwas ganz anderes bestimmt sind?

Wofür, erfahren wir auf der vorletzten Seite, denn auf die allerletzte musste nämlich noch das Rezept für Räuber-Grießbrei! Zwei liebenswürdige, schrullige Figuren, verschrobene, lustige Illustrationen von Marie Geißler und eine angenehme, klischeefreie Geschichte von Kirsten Reinhardt, ohne erhobenen Zeigefinger und länger als übliche Bilderbücher; die ich mithin für Kinder ab vier Jahren wärmstens empfehlen kann. Lena Samek Kirsten Reinhardt und Marie Geißler Karl und Knäcke lernen räubern Carlsen 40 Seiten, EUR 12,40 978­3­551­55385­0 ab 4 Jahren

Noch mehr Räeuber Dieses Buch sprengt alle Genregrenzen. Es enthält Briefe, Märchen, Illustrationen, Räuber-, pardon: Reuberreglen, Anleitungen für Pfadfinder, aber auch für einen ruhigen Geist, es ist ein Reuberroman und ein „Stück Wald zwischen zwei Buchdeckeln“ (sehr passendes Zitat einer Buchhändler-Kollegin). Ein „in-Kürze-Vater“ ohne eigenen Vater flieht in den Wald, um sich auf das Vater-Sein vorzubereiten. Irgendjemand muss ihm das ja beibringen und niemand ist besser geeignet als der Reuber, von dem der Vater schon als Kind gehört hat. Und sieh an, die beiden laufen sich ziemlich schnell über den Weg und eine Geschichte um Rückbesinnung auf Wesentliches, Überleben in der Wildnis und Naturereignisse beginnt. Die Geschichte ist teils komisch, teils tragisch, mal zart und immer wieder ganz schön furchterregend und gewöhnungsbedürftig.

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Der Reuber ist riesig, oft ungut, spricht einen nuscheligen Dialekt und hat dennoch vernünftige Tipps wie „Koppausleeren“ oder „Feuermachen“. Die Aufmachung des Buches ist großartig – die rohen Deckel unterstreichen die Geschichte, die Farbwahl ist stimmig, die Illustrationen und die Typograhie sind einzigartig und sehr gelungen. Ich bin hin- und hergerissen: mir gefällt das Konzept und die gestalterische Umsetzung. Die

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Geschichte ist mir aber oft zu wild, der Dialekt vom Reuber nervt mich und ich hatte Schwierigkeiten reinzufinden. Und die Frage der Altersempfehlung stellt sich natürlich auch – aber diese Entscheidung sei allen selbst überlassen. Ein Ansichtsexemplar liegt auf – einen Blick ist dieses Buch nämlich in jedem Fall wert! Lena Samek Finn­Ole Heinrich, Rán Flygenring Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes Reuberroman mairisch verlag 184 Seiten, EUR 20,60 978­3­938539­51­4 ab 8 und danach für alle


wi r ge un ab hä ng ig e V er la

BUCHTIPPS

h e u t e :

INFORMATIONSBOX: im frühjahr 2005 ging der poetenladen ins netz. nachdem sich das literaturportal innerhalb von zwei jahren zu einer der lebendigsten und bestbesuchten websites für neue deutschsprachige literatur entwickelt hatte, lag es nahe, ein komplement zur webpräsenz zu schaffen. so kam 2008 der verlag des poetenladens ins spiel. raum für literatur lesungen, buchmessenpräsenz und die herausgabe des literaturmagazins führten den poetenladen vom reinen internetauftritt zu einem umfassenden literaturlabel. ins zentrum rückte dabei die verlegerische arbeit, so dass sich der poetenladen seit 2016 wesentlich als literaturverlag versteht. schreibansätze als verlag bietet der poetenladen, neben der herausgabe des magazins, publikationen mit den schwerpunkten lyrik und prosa. mehrere anthologien und einzeltitel pro saison stellen beispielhaft

neue ansätze heutigen schreibens vor. dem jungen leipziger verlag bietet sich ein spannendes spektrum etablierter und neuer autoren, die im poetenladen präsent sind. netzpräsenz & büchermachen der poetenladen sorgt weiterhin für leselustmachendes, spielerisches und überraschendes auf seiner internetseite www.poetenladen.de – so sei nachdrücklich dem surfer und leser empfohlen, sich in den virtuellen räumen umzutun, loszulesen, gegenzulesen und einen blick auf die junge literatur zu werfen. editionen dass neben der prosa die lyrik eine wichtige rolle spielt, demonstriert die ende 2011 ins leben gerufene reihe neue lyrik, die in kooperation mit der kulturstiftung des freistaates sachsen im poetenladen verlag erscheint. hier werden jährlich ein debütierender dichter und ein bereits etablierter lyriker vorgestellt. www.poetenladen-der-verlag.de

ZUM BEISPIEL: poetin nr. 25 Thema: Autorschaft & Elternschaft Die 25. Ausgabe ist eine besondere Ausgabe, denn erstmals zieht sich das Gesprächsthema durch alle Rubriken des Heftes. Wenn es um Autorschaft und Elternschaft geht, steht naturgemäß die Perspektive der Autorinnen und Autoren im Mittelpunkt, doch fördern die Beiträge in ihrer Vielfalt Wesentliches zutage, das für alle Leser, ob Eltern oder nicht, in vergleichbarer Weise gilt. Zu finden sind Texte von der Miniatur bis zum Romanausschnitt und Gedichte über und für Kinder, Essays, die das Thema Elternschaft und Kreativität erhellen, und Gespräche, in denen es z.B. um die Zeit geht, die mit Kindern eine andere Bedeutung erhält. Andreas Heidtmann (Hg.) Carolin Callies (Konzept) Katharine Bendixen (Prosaredaktion) poetin nr. 25 Literaturmagazin poetenladen 272 Seiten, EUR 9,80 978­3­940691­94­1

zum Literaturmagazin poet: Seit dem frühjahr 2006 gibt der Poetenladen halbjährlich das Literaturmagazin Poet heraus. Die Literaturzeitschrift mit zuletzt 300 Seiten findet außerordentlicheRresonanz als Sammelort für neueLlyrik undPprosa. Der Blick über die Grenzen und Gespräche mit renommiertenAautoren gehören dazu. Der Poet wird durch die Kulturstifung des Freistaates Sachsen und den Deutschen Literaturfonds e.V. unterstützt. 2010 erhielt das Magazin den Calwer Hermann-Hesse-Preis. Es hat eine eigene Web-Seite: poet-magazin.de

Ein grüner Wind hat seinen Schlaf über das Land gespannt Andreas Altmanns Gedichtband Weg zwischen wechselnden Feldern lebt von der eindrücklichen Fülle poetischer Klänge und einer zwischen Magie und Melancholie schwebenden Bildhaftigkeit. Selten hat der 1963 geborene Lyriker die Elemente seiner Dichtung in eine prägnantere Struktur überführt. Es ist ein Plateau aus Feldern entstanden, die in wechselseitiger Beziehung zueinander stehen. Sie reichen von Wetterfeldern über Geisterfelder bis zu Marienfeldern und bilden die thematische Topographie des Bandes. »Träume wildern in der Wirklichkeit«, heißt es in einem der Gedichte. Umgekehrt gilt, dass die Wirklichkeit der Gedichte von so beklemmenden wie zauberhaften Träumen durchwoben ist und den Leser mit ihren Panoramen in den Bann zieht. Es ist die Faszination einer mit allen Sinnen erkundeten und wiedererkundbaren Welt, in der Kranichtänze und Schlafnarben, Pappelschnee und Wolfsspuren zu entdecken sind.

Andreas Altmann Weg zwischen wechselnden Feldern Gedichte poetenladen 88 Seiten, EUR 18,80 978­3­940691­92­7

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DIE LETZTE SEITE

Ed McMerkats letzte Worte

Na, hat ihnen auch schon wer mit unglaublicher Begeisterung und erschreckender Lebensfreude im Supermarkt „I wish you a merry christmas!“ ins Ohr gebrüllt, sodass Ihnen vor lauter Schreck der Lebkuchen aus der Hand gefallen ist? Oder sind sie in der Telefonwarteschleife Ihres Netzbetreibers akustisch schon fröhlich in einen Schlitten gestopft worden („O what fun it is to ride in a one horse open sleigh!“) ? – Wo Sie doch nichts anderes wollten, als zu erfahren, warum Ihnen trotz neuer Roaminggebühren 1.567,43 Euronen für SMS in der Eurozone abgebucht wurden? Ja, Sie ahnen es – Ihr Ed McMerkat leidet unter dem AXS-Syndrom. Bei „Aggressive Xmas Songs” bekomme ich Akne, Haarausfall

und meine sanft-verführerischen Knopfaugen tränen, als hätte ich an einer Demo gegen Abschiebungen teilgenommen und wäre mit Pfefferspray beamtshandelt worden. Leider ist AXS kaum beizukommen. Keine andere Jahreszeit reizt Menschen offenbar so zum kollektiven bedudelt-Werden wie die Weihnachtszeit. Vielleicht gibt’s auch einen Zusammenhang mit den parallel dazu auftauchenden Punschhütten. Das sollte einmal erforscht werden, und nicht irgendwelche grindigen Planetoiden, auf denen nicht einmal eine nadelnde Fichte Platz hätte!!! Mein persönliches Rezept verrate ich Ihnen (aber nur, weil Weihnachten kommt): Ohren zustöpseln, viele gute Bücher um sich stapeln, und lesen, lesen, lesen. Stöpsel erst am 24. Dezember rausziehen – damit sie hören, wenn Weihnachtsmann, Christkind oder geflügelte Jahresendfigur anklopft und neue Bücher schenkt. In diesem Sinne: ¡feliz navidad! Ed McMerkat Staatlich geeichter Weihnachtsliedmuffel

Unsere Öffnungszeiten Dienstag – Freitag von 9.00 – 18.00 Samstag von 09.00 – 13.00 Sonntag & Montag geschlossen! Veranstaltungen finden, wenn nicht ausdrücklich anders angekündigt, immer in der Rotensterngasse 2, 1020 Wien, statt. Der Eintritt ist frei. Wir ersuchen um Platzreservierungen! Kontakt: Tel: +43 1 276 47 36 Fax: +43 1 276 47 36 Mobil: +43 6991 585 16 68 mail: office@literaturbuffet.com Web: www.literaturbuffet.com

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Fotos, die etwas beweg(t)en Lewis Hine (1874 – 1940) hat es bewiesen: Fotografie kann die Welt verändern! Das klingt pathetisch, aber kein Fotograf vor ihm hat mit tausenden Bildern soviel bewegt wie der Lehrer und Soziologe Hine. Nach einer durch den Tod des Vaters überschatteten schweren Jugend war er für die soziale Frage aus eigener Erfahrung sensibilisiert. Das Fotografieren erlernte er als Autodidakt, seine Liebe galt der Dokumentation. Gemeinsam mit Schülern porträtierte er Einwanderer auf Ellis Island; ab 1906 dokumentierte er für das „National Child Labor Committee“ Kinderarbeit in den USA – ein nationales Übel, wie er es nannte. Seine beeindruckenden Fotos, alle penibel mit Namen, Alter und oft Zitaten der Porträtierten versehen, konnten wesentlich zum ersten Gesetz gegen Kinderarbeit beitragen, das 1916 von Präsident Woodrow Wilson unterzeichnet, aber schon zwei Jahre später vom Höchstgericht aufgehoben wurde. Hine, der ab 1917 verschiedene Fotoprojekte verfolgte, geriet durch die Weltwirtschaftskrise 1929 in finanzielle Nöte. Seine Bewerbung um eine Anstellung als Fotograf für die Farm Security Agency scheiterte. 1940 starb Hine

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verarmt an den Folgen einer Operation in New York. Seinen fotografischen Nachlass übergab sein Sohn der Photo League. Zwei Jahre vor Hines Tode wurde mit dem Fair Labor Standards Act theoretisch die Kinderarbeit in den USA verboten. Praktisch wurde die Landarbeit ausgenommen. In einer Petition von Human Rights Watch 2009/2010 wird darauf hingewiesen, dass mehrere hunderttausend Kinder in den USA ab dem Alter von 12 Jahren auch an Schultagen vor und nach dem Unterricht zeitlich unbegrenzt arbeiten dürfen (in anderen Branchen gibt es für Kinder ab 12 ein Zeitlimit von immerhin noch drei Arbeitsstunden). Der emons-Verlag hat nun eine Auswahl der Fotos von Lewis unter dem Titel “The Boss Don’t Care” herausgebracht – eingeleitet mit einem informativen Essay von Wilfried Kaute und einem emotionalen und erschütternden Text von Jean Ziegler gegen Kinderzwangsarbeit – heute. Kein „coffeetable“-Book, ein durchaus sinnvolles Geschenk für alle, die ihre Augen vor vergangenem und gegenwärtigen Unrecht nicht verschließen. Kurt Lhotzky

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Wilfried Kaute (Hg.) Fotos: Lewis W. Hine The Boss Don’t Care Kinderarbeit in den USA, 1908 – 1917 emons Verlag 320 Seiten, EUR 41,40 978­3­7408­0465­7


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