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Feber 2019
Es sprach der Scheich zum Emir: Erst zahl'n mir, und dann geh'n mir! Mit seiner vehement vorgebrachten Forderung, nicht nur die Bezeichnung „islamisches Mittelalter“ sondern gleich den ganzen Begriff „Mittelalter“ zu verwerfen, hat der Islamwissenschaftler und Arabistikprofessor Thomas Bauer (Universität Münster) unlängst für einen kleinen Sturm der Aufgeregtheit im deutschen Feuilleton gesorgt. Nach seinem Buch „Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams“ (Verlag der Weltreligionen, Berlin 2011, ISBN 978-3-458-71033-2), das weit über sein Fachgebiet hinaus auf Aufmerksamkeit stieß, legte er Anfang 2018 mit „Die Vereindeutigung der Welt. Über den Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt“ (Reclam, ISBN 978-3-15019492-8) nach, das auf knapp über hundert Seiten große Themen wie „Religionen zwischen Fundamentalismus und Gleichgültigkeit“ (Kapitel 4), „Der Authentizitätswahn“ (Kap. 7) oder „Auf dem Weg zum Maschinenmenschen“ (Kap. 10) ansprach. Nun versucht er eben auch noch zu erläutern, „Warum es kein islamisches Mittelalter gab“. Nach seinen eigenen Worten in dem auch nicht gerade enzyklopädisch dimensionierten jüngsten Streich (diesmal im Beck-Verlag), dürfte ihn besonders die Überschrift eines Artikels im Magazin „Der Spiegel“ nach der Rückkehr Khomeinis und dem Sturz des korrupten Schah-Regimes aus dem Jahre 1979 (!) in Rage gebracht haben, die da lautete:
ir w n e D ü r f e lle n : t vo r s
„Zurück ins Mittelalter!“ – Sollte Bauer seinen Groll tatsächlich seit damals mit sich herumtragen? Mit der Forderung, die seit der Mitte des siebten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung unter den Einfluss islamischer Herrscher geratenen Gegenden der Alten Welt, also(West-)Asiens, (Nord-)Afrikas und Südeuropas, keinesfalls dem „Mittelalter“ zuzurechnen, rennt er in Wahrheit offene Türen ein. Sein weitergehendes Begehr, eine Art Globalgeschichte in den Blick zu nehmen (und damit eine Neueinteilung der bisherigen, ohnehin eher skizzenhaften Epochengliederung der Geschichtsforschung), wurde hingegen schon uns Geschichtsstudenten in den frühen 1990er Jahren abgeschmettert – methodisch nahezu unmöglich, hieß es (heißt es hoffentlich noch immer!), so etwas verführe zu Oberflächlichkeit, zeitige keine vernünftigen Ergebnisse, sei, wenn überhaupt, nur im Rahmen vergleichender Forschung aus je eigenen Gebieten, jedoch garantiert nicht von einem Individuum oder auch einer noch so engagierten Gruppe zu leisten.
Warum man Thomas Bauers neues Buch trotzdem in Augenschein nehmen kann, sofern man über seine durchgehende und leider großteils unsachliche Polemik gegen die Geschichtswissenschaft – augenzwinkernd – hinwegsieht: Es ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eine weniger (nordwest-)eurozentrische Betrachtung der – oft gegensätzlichen, manchmal aber auch sehr ähnlichen – Entwicklungen in der Alten Welt (ausgenommen vielleicht das südliche Afrika) zwischen Atlantikküste und den (West-) Grenzen des alten chinesischen Reiches. Er bietet interessante Einblicke in die Frühzeit der Ausbreitung der auf Mohammed und den Koran sich berufenden Herrscherdynastien und weist zu Recht darauf hin, dass die Verhältnisse im Zwischenstromland in der hiesigen historischen Forschung fast völlig vernachlässigt werden. Und trotz aller auch darin zu findenden Polemik – das zweite Kapitel „Orient und Okzident im Vergleich“ in Form von den Buchstaben des ABC folgenden 26 Abschnitten ist große Unterhaltung, beinahe ein Quell nie versiegenden Vergnügens. Martin Lhotzky
Wir vom Literaturbuffet mögen Bücher – und noch etwas mehr schätzen wir Bücher aus unabhängigen Verlagen und Zeitschriften sowie weitere Projekte, die mit Herz und Liebe und Freude am Werk produziert werden. Deswegen haben wir uns gedacht, wir widmen fortan eine Seite unserer BuchstabenSuppe Verlagen, Zeitschriften und Projekten, die aus unabhängiger Feder gestaltet werden und die wir Ihnen, liebe Kund*innen, gerne vorstellen wollen. Damit Sie diese Seite auch rasch erkennen, haben wir folgendes Symbol dafür gebastelt: Viel Freude damit!
Thomas Bauer Warum es kein islamisches Mittelalter gab C.H. Beck 176 Seiten, EUR 23,60 9783406727306
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BUCHTIPPS
Rosa Luxemburg – Das Leben des „Adlers der Revolution” Am 15. Jänner 1919 ermordeten Angehörige der Garde-Kavallerie-Schützen-Division in Berlin die beiden bekanntesten Führer der jungen Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund), Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Die Freikorps und die präfaschistische Soldateska hatte der vom preußischen Kriegsminister Walther Reinhardt zum Oberbefehlshaber von Berlin ernannte Gustav Noske – ehemals Gewerkschafter und Vorstandsmitglied der SPD – in die Stadt geholt. Noske hatte diese Funktion inmitten einer Phase der revolutionären Gärung mit den Worten: „Meinetwegen! Einer muss der Bluthund werden!“, übernommen Die 1871 im polnischen Zamość geborene Rosa Luxemburg war für viele ihrer Zeitgenossen gleich mit mehreren Makeln behaftet: Sie war eine Frau, sie war Jüdin, sie hatte eine leichte Gehbehinderung, sie war klein gewachsen und hochintelligent. Schon als Schülerin schloss sie sich im russisch besetzten Teil Polens der verbotenen Sozialdemokratie an, wurde von ihren Genossen zum Schutz vor der Geheimpolizei ins Ausland geschmuggelt, promovierte mit hervorragenden Noten in Zürich mit einer Dissertation über die Industrialisierung Polens (obwohl ihr Professor die marxistische Tendenz der Arbeit nicht unbedingt guthieß), erlangte durch eine Scheinehe die preußische Staatsbürgerschaft und stürzte sich mit ganzem Elan in die Agitationsarbeit für die deutschen Sozialisten. An Selbstbewusstsein mangelte es der zarten Person nicht. Als Ende des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Ländern in der sozialistischen Bewegung antimarxistische Strömungen erstarkten, die Klassenkampf durch Regierungsbeteiligungen, Revolution durch Reform und intransingente Opposition zum Kapitalismus durch Zusammenarbeit ersetzen wollten, war Rosa Luxemburg eine brillante und gefürchtete Rednerin auf öffentlichen Versammlungen und Kongressen der Arbeiterinternationale, die den Revisionismus pointiert bekämpfte. Mit heißem Herzen und flammenden Artikeln führte sie den Kampf für das allgemeine Wahlrecht in Deutschland; und das in einer Sprache, die nicht ihre Muttersprache war. Wiederholte Anzeigen, polizeiliche Verfolgungen und eine Verurteilung wegen Majestätsbeleidigung (1902) waren für sie nur eine Bestätigung dafür, alles richtig zu machen. Mit dem gleichen Eifer
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trat die überzeugte Internationalistin allen Formen des Nationalismus (und Antisemitismus) entgegen. Sie zog deswegen den Hass einer der in der Internationale vertretenen Gruppe aus ihrem Herkunftsland, der Polnischen Sozialistischen Partei, auf sich. Sie selbst und ihr lebenslanger Kampfgefährte Leo Jogiches (und zeitweiliger, furchtbarer Lebenspartner) standen an der Spitze der kleineren Sozialdemokratischen Partei des Königreichs Polen und Litauens, die wiederum aktiv in die Differenzen in der russischen marxistischen Bewegung eingriff, oftmals sehr zum Leidwesen von deren bolschewistischer Fraktion. Als 1905 die erste russische Revolution ausbrach, ging Luxemburg nach Polen zurück, wurde in Warschau verhaftet und mit der Todesstrafe bedroht. Gegen eine hohe Kaution kam sie frei. Die Lehren der russischen Revolution flossen nach ihrer Rückkehr nach Berlin in ihre Artikel und Vorträge ein: der Massenstreik hatte in ihren Augen seine Tauglichkeit als Mittel zur Befreiung der Arbeiterklasse bewiesen, er könnte also auch in Deutschland der Hebel zur Emanzipation werden und bei der Erringung des Wahlrechts dienen. „Generalstreik ist Generalunsinn!“, hielten die reformistischen Gewerkschaftsführer der prononciertesten Vertreterin des linken Flügels auf etlichen SPD-Parteitagen entgegen. Überhaupt zog Rosa Luxemburg neben Spott und Hohn auch persönliche Beflegelungen und Attacken auf sich – auch aus den eigenen Reihen. Antisemitische Karikaturen der „Blutigen Rosa“ gehörten fast zur Normalität der nationalen Presse; briefliche Angriffe auf das „hysterische Weib“ gab es unter anderem vom Gründervater der österreichischen Sozialdemokratie, Viktor Adler, der bis zu seinem Tod unversöhnlich gegen die deutsch-polnische Genossin polemisierte. Auf zahlreichen Kongressen der Arbeiterinternationale war Rosa Luxemburg eine der entschiedensten Kritikerinnen des Militarismus und eine unermüdliche Warnerin vor der Kriegsgefahr. Als dann im August 1914 die deutsche Sozialdemokratie im Reichstag für die Kriegskredite der kaiserlichen Regierung stimmte und einer „Burgfriedenspolitik“ zustimmte (Verzicht auf alle Kampf- und Streikaktionen während des Krieges) und dann auch in den meisten anderen kriegführenden Ländern die sozialistischen Parteien vor ihren jeweiligen Herrschern in die Knie gingen, bedeutete das für die
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Linken in Russland, Bulgarien, der Schweiz und eine kleine Minderheit in der SPD den Zusammenbruch der Internationale. Die „Juniusbroschüre“ aus der Feder Luxemburgs (mit dem Pseudonym „Junius“ gezeichnet) ist eines der stilistisch brillantesten Zeugnisse gegen den imperialistischen Krieg; auch Verhaftungen, Einrückungsbescheide und Festungshaft (im Falle Rosa Luxemburgs) konnten die „Gruppe Internationale“ niemals endgültig zum Verstummen bringen. In der „Schutzhaft“ in der Festung Wronke verfolgte Rosa Luxemburg, so gut es ging, die Ereignisse in Russland. Dort entstanden die erst postum veröffentlichten Texte über die russische Revolution, in denen sie die Methoden der Bolschewiki (aber keineswegs die Berechtigung der Revolution) kritisierte. Diese Artikel sollten später, in der Stalinära, den Vorwand für den Kampf gegen den „Luxemburgismus“ bilden, der als gefährliche antibolschewistische Strömung in der Arbeiterbewegung denunziert wurde. Nach dem Sturz des Kaisers wurde schließlich auch Rosa Luxemburg (widerwillig) freigelassen und kehrte ins brodelnde Berlin zurück, wo sich mittlerweile eine Regierung unter dem Sozialdemokraten Friedrich Ebert – aber auch ein Arbeiter- und Soldatenrat – gebildet hatte. Gestützt auf die Reste der kaiserlichen Armee konsolidierte die Regierung einen bürgerlichen Staat, während unzufriedene, kriegsmüde Matrosen, Soldaten und Arbeiter eine sozialistische Revolution wünschten. Zum Jahreswechsel 1918/19 gründete sich die KPD – Rosa Luxemburg hatte das Programm verfasst. Ein schlecht vorbereiteter Aufstand sollte die bürgerliche Herrschaft stürzen. Trotz schwerster Bedenken unterstützte die KPD die Revolte und zahlte mit dem Tod hunderter ihrer aktivsten Mirtglieder und der Ermordung ihrer Führer einen hohen Preis. Ernst Piper hat im Blessing Verlag mit „Rosa Luxemburg – Ein Leben“ eine gut dokumentierte und emphatische Biographie der Revolutionärin vorgelegt. Auch wenn man über bestimmte politische Beurteilungen des Autors geteilter Meinung sein kann, handelt es sich um die derzeit beste und umfassendste Lebensgeschichte Luxemburgs. Wer mehr wissen will, sollte zu den Schriften Rosa Luxemburgs greifen, die mittlerweile nahezu vollständig im Dietz Verlag Berlin erschienen sind. Kurt Lhotzky Ernst Piper Rosa Luxemburg Blessing Verlag 862 Seiten, EUR 32,90 9783896675408
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Über Gesellschaftskonzepte und vermeintliche Freiheiten „Freie Geister“ ist die Neuübersetzung von Ursula K. LeGuins „The Dispossessed. An Ambiguous Utopia“ aus dem Jahr 1974, das unter anderem schon als „Planet der Habenichtse“ oder „Planet der Enteigneten“ veröffentlicht worden ist. Ursula LeGuin war die Grande Dame der Science Fiction und ihr Werk ist nach wie vor aktuell. In „Freie Geister“ geht es allen voran um Menschen und wie sie in unterschiedlichen Gesellschaftsstrukturen ihr Leben auf verschiedenen Planeten gestalten. Die eine Struktur erscheint lebenswerter als die andere zu sein, aber so leicht lässt es sich auch nicht sagen. Protagonist ist der Physiker Shevek, der von seinem Heimatplaneten Anarres auf den Nachbarplaneten Urras reist. Dort soll er an ei-
ner Theorie der Zeit forschen. Als Gast auf Urras bekommt er nur eine ausgewählte gesellschaftliche Blase zu Gesicht, aus der er sich allerdings bald schon befreien möchte. Kennt er doch von seinem Planeten nur die Gleichheit der Menschen. Das Konzept der offenen Hierarchien ist ihm fremd, obwohl er mit versteckten Hierarchien auf Anarres durch aus zu tun hatte. Denn auf dem Planeten Anarres gibt es eher die Form des Anarchismus ohne offensichtliche Hierarchien. Und auf Urras gibt es Strukturen, die unserer Erde ähnlich sind mit ihren verschiedenen Menschengruppierungen / Nationen / nationalen Gefilden. Der Aufbau des Buches ist eine Wechselansicht der beiden Planeten, beginnend auf Urras mit der Ankunft Sheveks und
begleitend dazu sein Lebensweg auf Anarres seit seiner Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Mit der Lebensreise Shekveks offenbaren sich die Vor- und Nachteile der verschiedenen Gesellschaftsstrukturen. Es gibt keine perfekte Gesellschaft, denn solange der Mensch Gegenstand derselbigen ist, gibt es auch immer Persönlichkeiten, die aufopferungswilliger oder im Gegenteil führender sein wollen als andere. Eine schöne Parabel zu Gesellschaftsstrukturen und Theorien wie das Miteinander von Menschen gestaltet werden könnte und die Lösungsansätze bietet, aber keinen Allgemeinheitsanspruch erhebt. Clara Felis-Rubey Ursula K. LeGuin Freie Geister Übersetzt aus dem Englischen Karen Nölle Fischer Verlag 432 Seiten, EUR 15,50 9783596035359
Geht im Osten die Sonne der Science Fiction auf? Seit einigen Jahren boomen auf den internationalen Buchmärkten die Werke chinesischer Science Fiction Autorinnen und Autoren. Die Faszination für diese schöne neue Welt der SF beruht sicherlich darauf, dass der Erzählstil deutlich anders ist als bei den meisten westlichen Autoren. Action gibt es in der Regel genug – aber sie ist nicht das treibende Element der Handlung. Stattdessen gibt es soziologische oder philosophisch-ethische Exkurse (auf unterschiedlichem Niveau) – zugleich aber dürfen sich alle freuen, die die „Science” in der „Fiction“ suchen und keine Lust auf Fantasy-Schmonzetten haben, die eh nur Rittersagen im Weltall sind. Bahnbrecher war sicher Cixin Liu, von dessen Trisolaris-Trilogie bisher zwei Bände bei Heyne erschienen sind – Band drei folgt übrigens schon im April.
Der Einstieg in „Die drei Sonnen“ ist überraschend – drastisch-brutale Szenen aus der Kulturrevolution und die Ermordung eines Astrophysikprofessors durch seine von der maoistischen Intellektuellenfeindlichkeit fanatisierten Studenten. Seine Tochter tritt in seine wissenschaflichen Fußstapfen – und wird Jahrzehnte später in ein geheimes Projekt eingebunden, mit dem der Kontakt zu einer außerirdischen Intelligenz hergestellt werden soll. Allerdings sei hier an Stephen Hawkings Warnung kurz vor seinem Tod erinnert: Die Menschheit solle nicht dauernd Signale ins All schicken, denn wenn Aliens darauf reagierten, würde das für die Menschen als unterlegene Zivilisation ein schlechtes Ende nehmen. Im zweiten Band – „Der dunkle Wald“ – liegen die Karten auf dem Tisch: Die Trisolarier kommen wirklich, und binnen 400 Jahren wollen sie die Erde unterworfen haben. Widerstand scheint wenig aussichtsreich, denn die Aliens können alle Kommunikationswege abhören und alle Wissensspeicher anzapfen. Alle? Einen nicht – das menschliche Gehirn… Wer Freude an gut konstruierten, wissenschaftlich fundierten (aber nicht fehlerfreien!) Romanen mit philosophischen und
soziologischen Exkursen hat, kommt bei Cixin Liu voll auf seine Rechnung. ChinaVersteher eher nicht – denn natürlich kann sich ein international erfolgreicher chinesischer Autor nur sehr verklausuliert zu den aktuellen Problemen seines Heimatlandes äußern. Eine erfrischend andere Perspektive in der SF ist aber in jedem Fall hoch willkommen! Kurt Lhotzky Cixin Liu Heyne Die drei Sonnen 592 Seiten, EUR 17,50 9783453317161 Der dunkle Wald, 816 Seiten, EUR 17,50 9783453317659
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BUCHTIPPS
Dass wir einmal Werbung für den Führer machen … … hätten Sie nicht gedacht, oder? Keine Sorge: Es ist „Der Führer durch den türkisblauen Fasching“, verfasst mit spitzer Feder von Daniela Kickl. Wann, wenn nicht jetzt, kann man ungestraft die blaue Sau rauslassen und sich als sein Lieblingsminister oder seine Lieblingsministerin verkleiden? Wie man das professionell anstellt, verrät die Cousine des „GrIaZ“ (Größter Innenminister aller Zeiten). Ihre Tipps decken aber nicht nur die Verwandtschaft, sondern das gesamte Gruselkabinett ab. Ein praktischer Fragebogen hilft bei der Wahl des Alter Ego (z.B.: „Wie lange schläfst Du normalerweise?“ mit den Antwortmöglichkeiten: Zu kurz, um hier noch mitdenken zu können; Ich schlafe so-
lange ich will, und damit basti; Lange genug, um meine Kinder nicht zu stören; Darf ich die Frage auch liegend beantworten?). Das Büchlein eignet sich auch hervorragend als Mitbringsel für Gschnasfeste, vor allem in Burschenschafterbuden. Kurt Lhotzky Daniela Kickl Der Führer durch den türkisblauen Fasching BOD 32 Seiten, EUR 6,10 9783748189442
Gegenwart, Vergangenheit, Zukünftiges
In ihrem Buch „Kaiser, Krieger, Heldinnen“ berichtet Bettina Balàka sehr spielerisch von 100 Jahren Österreich und die Veränderung der Frauenrolle. Hier sind ihre Essays versammelt, die in den letzten Jahren in unterschiedlichen Formen publiziert wurden und nun gemeinsam gelesen werden können.
Balàka beginnt mit einer Geschichte aus ihrer Kindheit. Ein Bus bleibt liegen, der Fahrer der Wiener Linien ist kein Mann, sondern eine Frau und schon purzeln die Gedanken, ob es daran liegt, dass eine Frau keinen Bus fahren kann, ob sie diesen Aufgaben und der Verantwortung gewachsen ist, etc. Schnell ertappt sich die lesende Person dabei, ähnliche Fragen zu stellen, weil wir gesellschaftlich darauf getrimmt sind, nicht zuerst nach den technischen Defekten zu suchen, sondern den menschlichen Faktor in Frage zu stellen. In diesem Fall also, die Fähigkeit der Fahrerin anzuzweifeln. Dieser erste, auch sehr humoristische Beitrag ist ein wunderbarer Einstieg in die Reise, die sich im Weiteren mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigt und darstellt, wie sich gesellschaftliche Rollen verändert haben (verändern mussten). Denn wenn die meisten Männer im Krieg sind, wer verrichtet die Arbeit in den Fabriken? Plötzlich schufteten Frauen in den Fabriken, damit die Kriegsmaschinerie am Laufen blieb – auch eine Art errungene Freiheit, die freilich mit der Rückkehr der Männer aus dem Krieg zu
Ende ging. Und Fragen aufwarf: Wie werden Rollen und Wirkung von Frau und Mann (und der Kinder?) fortan beschaffen sein? Beim Lesen der Essays wird deutlich, wie im Wandel der Zeit sich die Menschen neu erfinden (müssen) und mit alten Stereotypen brechen (müssen), damit das Leben weiter geht. Manchen gelingt es besser und manche hängen eben noch sehr in und an der Vergangenheit. Es wird Zeit, mit dem Wissen und der Entwicklung aus der Vergangenheit die Zukunft zu formen. Und dass dies nicht mit Gewalt, sondern auch mit einem Augenzwinkern geschehen kann, beschreibt Balàka sehr eindrücklich. Clara Felis-Rubey Bettina Balàka Kaiser, Krieger, Heldinnen Eine Exkurision in die Gegenwart der Vergangenheit Haymon 192 Seiten, Eur 21,90 9783709934241
Besuchen Sie uns im Internet oder bei einer unserer Veranstaltungen! www.literaturbuffet.com – von dort geht's auch weiter zu Facebook und google+. Aber Ihr persönlicher Besuch ist uns natürlich noch lieber! Alle Veranstaltungen finden, wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, bei freiem Eintritt in Lhotzkys Literaturbuffet, Eingang Rotensterngasse 2, 1020 Wien, statt. Wir ersuchen aus organisatorischen Gründen um Platzreservierungen!
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INFORMATIONSBOX: mairisch ist ein Independent-Verlag mit Sitz in Hamburg. 1999 gegründet, ist der Verlag seit 2005 im Buchhandel vertreten. Ob Roman, Erzählband, Sachbuch, Graphic Novel, Hörspiel oder Musik: Wir veröffentlichen nur, was uns am Herzen liegt – und legen dabei Wert auf hochwertige Gestaltung, gründliches Lektorat und eine langfristige, freundschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Autor*innen und Musiker*innen. 2013 hat der mairisch Verlag den Indiebookday erfunden. Der mairisch Verlag hat verschiedene Schwerpunkte: Junge Literatur - Der Verlag ist bestrebt, junge Belletristik-Autoren zu entdecken, zu fördern und sie langfristig auf ihrem Weg zu begleiten. Dabei wird der „kleinen Form“ der Erzählung ebenso viel Aufmerksamkeit geschenkt wie dem Roman. Autoren wie Michael Weins, Benjamin Maack, Donata Rigg, Hannes Köhler, Florian Wacker, Andreas Stichmann, Dorian Steinhoff, Lisa Kreißler und Finn-
Ole Heinrich zählen zu den aufregendsten Stimmen der jungen Gegenwartsliteratur. In den Bereich Sachbuch haben wir mit unserer Reihe „Die Philosophie des ...“ erste, aber sehr erfolgreiche Schritte gemacht – bisher zu den Themen Radfahren, Klettern, Laufen, Gärtnern und Kochen. Seit 2012 veröffentlichen wir auch Graphic Novels, seit 2017 zudem besondere Kinderbücher. Von 2006 bis 2012 widmete der mairisch Verlag sich der freien Hörspielszene. Seit Jahren entwickelt sich eine spannende Szene freier Hörspielproduktionen. mairisch war der einzige Verlag, der sich mit seiner Anthologienreihe „pressplay“ dieser Szene widmete und die besten Stücke gebündelt veröffentlichte. Zuletzt veröffentlichen wir hin und wieder auch ausgewählte Musik in unserem Verlagsprogramm, u.a. von Spaceman Spiff / Hannes Wittmer. [Homepagetext] www.mairisch.de
ZUM BEISPIEL: SPRING#15 – ARBEIT Wir arbeiten, um Geld zu verdienen. Wir arbeiten, um uns selbst zu verwirklichen, um Erfolg zu haben und erzählen unseren Eltern von Berufen, die sie nicht verstehen, die modern und abstrakt wirken. Nichts scheint sich schneller zu verändern als unsere Arbeit und mit ihr die Arbeitsbedingungen. Und trotzdem verdienen in vielen Berufen Frauen immer noch weniger als Männer. Zugleich werden die Diskussionen rund um das bedingungslose Grundeinkommen größer und wir fragen uns: würde ich meinem Beruf nachgehen, wenn ich finanziell abgesichert wäre? In der aktuellen Ausgabe des Illustrationsmagazins SPRING geben 13 Zeichnerinnen in Comics, Illustrationen und Texten ganz persönliche Einblicke in das Verhältnis von Arbeitswelt und Identität. Sie erzählen vom Spagat zwischen Familie und Berufsleben, berichten von einer Tierfabrik und erforschen die Geschichte der Arbeit. Zuweilen lassen sie dieses eigentlich sehr reale Thema auch märchenhaft erscheinen, dann wieder geht es um Ausbeutung, Burnout und die Rechte von Arbeiterinnen. Und wir erkennen, dass in einer Gesellschaft, die sich selbst zur maximalen Arbeit trimmt, eine andere Sache genauso wichtig ist – sich zwischendurch nämlich auch mal zu erholen. SPRING wurde 2004 in Hamburg gegründet. Seitdem erscheint jeden Sommer ein neuer Band der Anthologie, der die unterschiedlichen Arbeiten aus den Bereichen Comic, Illustration und freier Zeichnung zu jeweils einem Thema bündelt. Die Gruppe besteht seit Beginn ausschließlich aus Frauen und ist mittlerweile ein solides und wichtiges Netzwerk für Zeichnerinnen in Deutschland. Spring (Hg.) SPRING#15 – ARBEIT Magazin für Illustraiont 228 Seiten, EUR 20,60 9783938539507
Die Philosophie des Kochens Für viele Menschen gehört Kochen zur täglichen Routine. Wir kochen für uns und unsere Familie, für Freunde und Kollegen, und freuen uns über ein gelungenes Gericht. Oft muss es möglichst schnell gehen, mal wird es aber auch ein Festessen, das alle unsere Sinne anspricht. In genau diesem Moment wird uns bewusst, dass Kochen mehr vermag, als einfach nur satt zu machen. Achtzehn Autor*innen – darunter Köche, Food-Aktivisten, Journalisten, Blogger, Gastrokritiker, Wissenschaftler und natürlich Philosophen – schreiben über diesen besonderen Moment und definieren dabei ihre Philosophie des Kochens. Wir erfahren, welch evolutionären Einfluss das Kochen von Speisen auf die Menschheit hatte, wie der Zen-Buddhismus die japanische Küche beeinflusst, lernen mehr über die Wahrnehmung von Geschmack und über die Fähigkeit, darüber auch sprechen zu können. Und wir verstehen, was nachhaltiges und regionales Kochen mit Einfachheit zu tun haben kann und wann Kochen politisch wird. Ein Buch für alle, die gerne kochen und mehr über ihre Leidenschaft erfahren wollen. Herausgeber Stevan Paul ist als Autor und Foodjournalist schon immer interessiert am Einfluss, den das Kochen auf unser Leben und unser Miteinander hat. In diesem Band lässt er Profis aus allen Bereichen der Kochwelt zu Wort kommen. Stevan Paul (Hg.) Die Philosophie des Kochens 240 Seiten, EUR 20,60 9783938539491 [Verlagstexte und Cover: www.mairisch.de]
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VERANSTALTUNGEN >> Donnerstag, 21. Februar 2019, 19.00Uhr
Günther Zäuner präsentiert: „A negativ – Wenn das Blut versiegt“ Blut ist bekanntlich ein ganz besonderer Saft. Das merkt der abgebrühte Investigativjournalist Kokoschansky, als sein Sohn einen Fahrradunfall hat und Spenderblut braucht. Denn das Kind hat die seltene Blutgruppe A negativ. Ein Angebot, das der Journalist erhält, würde seinen Sohn retten aber seine Integrität töten. Kokoschasnky stellt sich den Machenschaften der Blutmafia. Günther Zäuner A negativ Federfrei Verlag, 250 Seiten, EUR 12,90
save the date:
Auch in diesem Jahr werden wir wieder den Tag der unabhängigen Buchbranche feiern! Heuer findet er am Samstag, dem 30. März statt. Und wie üblich wird es ein Speeddating geben, bei dem alle teilnehmenden Personen / Verlage / Projekte ca. 10 bis 15 Minuten Zeit haben, sich vorzustellen und Fragen zu beantworten. Wir haben schon so manche Zusage bekommen und freuen uns noch auf weitere Anfragen, um diesen Tag noch vielfältiger zu gestalten.
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Ed McMerkats letzte Worte
Jeder Erdmann hat seine persönliche Schmerzschwelle. Meine wird jedes Jahr am Faschingsdienstag im Boden verankert, mit riesigen, unverrückbaren Bolzen. Was meine Schmerzschwelle ist? Lustig kostümierte arme Verkäuferinnen und Verkäufer, die an besagtem Faschingsdienstag mit kleinen Papierhütchen, strohgelben Perücken, Riesenbrillen mit roten Nasen und GrouchoMarx-Schnauzbart oder gar in Riesenstrampelanzügen gequält ihrem mühseligen Tagwerk nachgehen (müssen). Faschingsdienst-gag heißt nämlich: Heute wird gelacht, heute sind wir aber sowas von lustig, verdammt noch einmal!!! Der zivilisierte Erdmann beutelt sich,
Unsere Öffnungszeiten
wenn er sowas miterlebt, er wird sozusagen Dienstag – Freitag von 9.00 – 18.00 zum Beuteltier (womit er sich ja eigentlich Samstag von 09.00 – 13.00 auch verkleidet, wenn wir es recht besehen). Sonntag & Montag geschlossen! Um es klar zu sagen: Der gesunde Erdmann ist stets zu Jux und Tollerei bereit, der Schalk Veranstaltungen sitzt ihm ganzjährig im Nacken. Darum sind finden, wenn nicht ausdrücklich anders meine Verwandten und ich ja auch angekündigt, immer in der dermaßen beliebt, wie ich ohne jede Rotensterngasse 2, 1020 Wien, statt. Arroganz erwähnen möchte. Aber bitte nicht Der Eintritt ist frei. Jux und Tollerei auf Kommando. Wir ersuchen um Platzreservierungen! Wie Sie ja wissen, stehe ich bei einer vorzüglichen Buchhandlung in Wien in Brot Kontakt: und Lohn, und die ist am Faschingsdienstag Tel: +43 1 276 47 36 – garantiert! – „Verkleidungsfreie Zone“. Fax: +43 1 276 47 36 Wie mir die dort Beschäftigten gerade Mobil: +43 6991 585 16 68 zuflüstern: „Lustig geht's bei uns das ganze mail: office@literaturbuffet.com Jahr zu, also warum peinliche Maskeraden?“ Web: www.literaturbuffet.com Also, wenn Sie am Faschingsdienstag in der Gegend sind und Erholung vom Kostümieren brauchen, schauen Sie vorbei. Vielleicht ist ja noch der eine oder andere Faschingskrapfen über. Es gibt nahrhafte Eigentümer, Verleger, Druck: Bräuche, die sogar ein Erdmann nicht missen Lhotzkys Literaturbuffet / Andrea Lhotzky möchte! Druckort: Wien Preisangaben ohne Gewähr Ihr Edward („Ed“) McMerkat III. Wer einen Druckfehler findet, darf ihn behalten!
Impressum
An der Wiege des „Neuen Sehens“: Moholy-Nagy 100 Jahre Bauhaus – das ist Grund genug für unzählige Bücher, die alle nur erdenklichen Aspekte der BauhausGeschichte beleuchten. Natürlich kann im Jubiläumsjahr nicht am Beitrag der BauhausBewegung für die Fotografie – Stichwort: „Das neue Sehen“ – vorbeigegangen werden. In der Weimarer Verlagsgesellschaft ist ein schlankes Bändchen von Gudrun Wessing über Leben und Wirken von László MoholyNagy erschienen. Die Autorin, selbst Kusthistorikerin mit Schwerpunkt Fotografie und Medien, ist eine ausgewiesene Expertin. Sie hat unter anderem im gleichen Verlag eine Sammlung von Schriften Moholy-Nagys herausgebracht und ist Mitorganisatorin des internationalen Moholy-Nagy-Symposiums. Der 1895 in Ungarn geborene Moholy-Nagy war nicht nur einer der bekanntesten Lehrer am Bauhaus, nein, er war ein küstlerisches Universaltalent, das sich gleichermaßen mit Architektur, Typographie und Fotografie sowie dem neuen Medium Film
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auseinandersetzte. Vor allem war er auch ein großartiger Wissensvermittler, wie seine Schülerinnen und Schüler immer wieder betonten. Seine Fotogramme beeinflussten später die französischen Surrealisten, seine abstrakten Konstruktionen aus Licht konnten als zweidimensionaler Ausdruck des Bauhaus-Denkens verstanden werden. Wie viele andere große Kulturschaffende wurde Moholy-Nagy von den Nazis verfemt. Er konnte über die Niederlande und England in die USA emigrieren, wo er 1937 in Chicago das „New Bauhaus“ gründete. In Chicago starb er, erst 51-jährig, im Herbst 1946. Kurt Lhotzky Gudrun Wessing László MoholyNagy Gestalter des bewegten Lichts Weimarer Verlagsgesellschaft, 176 Seiten, EUR 15,40 9783737402545
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