Buchstabensuppe 18 09

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September 2018

100 Worte In Christina Dalachers Roman „Vox“ spielt die Stimme eine entscheidende Rolle. Ihr dystopischer Ansatz: in einer parallelen Gesellschaft der USA dürfen Frauen nur 100 Worte am Tag sprechen. Um dies zu kontrollieren, tragen sie ein Armband, das auf ihre Stimme abgestimmt ist und die Worte zählt. Ist das Kontingent verbraucht, wird frau mittels Armband Stromschlägen ausgesetzt. Die Entwicklungen, die dazu führten, dass Frauen dermaßen in ihren Rechten beschnitten werden, kamen schleichend. Treibende Kraft dahinter war ein konservativer, höchst religiöser Priester, der sich mit der Zeit seinen Weg in der Hierarchie nach oben arbeitete und Stück für Stück die Frauen entrechtete, um wieder eine klare Geschlechterordnung in der Gesellschaft zu verankern. In einfacher Sprache und klaren Strukturen. Getragen wurde diese Veränderung von der Masse, die ihn als Hintergrundmann des Präsidenten in diese Position wählte, um die Welt wieder in ein binäres System von Mann und Frau, sowie Unreinen und Reinen zu bringen. Frauen sind von den Ehemännern abhängig, sie dürfen nicht mehr arbeiten (außer im Haushalt und die Kinder erziehen), Bücher und Bildung werden verbannt, Frauen werden aufgrund der Regelung mit dem Kontigent an hundert Worten isoliert, alternative Kommunikation wird bestraft, homosexuelle Menschen werden entweder verhaftet oder schließen sich zu Scheinehen zusammen.

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Doch zum Glück gibt es Gegenspieler*innen. Eine, die in diese Rolle im Laufe der Handlung hineinwachsen wird, ist die Protagonistin: Dr. Jean McClellan, Neurolinguistin und Mutter von drei Söhnen und einer Tochter. Ehemals war sie eine angesehene Forscherin im Bereich des Spracherwerbs nach einem Schlaganfall und forschte daran, dass Menschen wieder ihre Sprache finden und diese benutzen können. Zu Beginn der Handlung fristet Jean ihr Dasein als Hausfrau und Mutter mit 100 Worten pro Tag und der wachsenden Isolation, die daraus entsteht. In einem inneren Dialog mit Jackie, einer Freundin aus Studientagen, beschreibt Jean die gesellschaftliche Veränderung. Jackie, die immer zu Protesten aufrief und Jean mitziehen wollte, dies aber nicht schaffte, weil immer etwas wichtiger war (Studium, Liebschaften, Karriere), als demokratische Instrumente zu benutzen. Das für mich Spannende an dieser Geschichte ist, dass sie sehr gut beschreibt, wie sich eine schleichende Veränderung zu einem Desaster entwickeln kann. Und wir wissen ja, dass so etwas jederzeit wieder passieren kann, befinden wir uns doch ebenso in einer sich verändernden Gesellschaft, die sich hoffentlich nicht dazu entwickelt, dass Frauen nur 100 Worte pro Tag verwenden dürfen, aber beschnitten werden unsere Rechte schon. Langsam und stetig, wenn wir uns nicht wehren.

Wir vom Literaturbuffet mögen Bücher – und noch etwas mehr schätzen wir Bücher aus unabhängigen Verlagen und Zeitschriften sowie weitere Projekte, die mit Herz und Liebe und Freude am Werk produziert werden. Deswegen haben wir uns gedacht, wir widmen fortan eine Seite unserer BuchstabenSuppe Verlagen, Zeitschriften und Projekten, die aus unabhängiger Feder gestaltet werden und die wir Ihnen, liebe Kund*innen, gerne vorstellen wollen. Damit Sie diese Seite auch rasch erkennen, haben wir folgendes Symbol dafür gebastelt: Viel Freude damit! Es wird auch gemunkelt, dass es ein begleitendes Gewinnspiel geben soll! Aber das verrät vielleicht in Bälde Ed McMerkat...

Wache Menschen gibt es immer in Zeiten, die Unruhe versprechen. Die Kunst ist, sie zu bemerken und zu unterstützen. Clara Felis-Rubey Christina Dalacher Vox Aus dem amerikanischen Englisch von Susanne Aeckerle und Marion Balkenhol S. Fischer Verlag 400 Seiten, EUR 20,60 978­3103974072

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Ein aberwitziger Sprachgalopp mit psychologischem Feinsinn Es ist wieder so weit: Der Herbst steht vor der Tür und somit viele tolle neue Bücher. Einige sehr schöne, einige sehr ernste, wichtige, spannende... Wenn frau dazwischen auch einmal wieder über ein überaus Witziges und Sprachverspieltes stolpert, das jedoch zugleich psychologisch spannende Figuren ins Spiel bringt, freut sie sich besonders. So geschehen bei Verena Rossbachers „Ich war Diener im Hause Hobbs“. Der Plot scheint schnell erzählt: Christian, der Butler der reichen Zürcher Familie Hobbs, findet eines Tages einen Toten in dem von ihm bewohnten Pavillon. Jahre später rollt er das ganze Geschehen wieder auf, schreibt es nieder und versucht durch das Erinnern aller wichtigen und scheinbar unwichtigen Details dahinter zu kommen, wie alles so kam, wie es kam. Somit erfahren wir sowohl von seiner Zeit der Ausbildung zum Diener in den Niederlanden, von seinen ersten Monaten und Jahren bei der Familie Hobbs, wie auch jede Menge Erlebnisse aus seiner Kindheit und Jugend, bei denen frau sich zunächst fragt, was diese mit all dem zu tun haben. All das wird einem in witzigem, eloquentem wie eigenwilligem Ton erzählt, der einen von den ersten Szenen an packt. Als Christian an einer Stelle der Ge-

schichte mit seiner Arbeitgeberin, Frau Hobbs, aufbricht um zu den Bregenzer Festspielen zu fahren und ihm seine Heimatstadt Feldkirch zu zeigen (letzteres vor allem Frau Hobbs' Wunsch), lernt sie, wie auch der*die Leser*in, seine drei besten Freunde kennen, mit denen er seit jeher ein unzertrennliches Quartett gebildet hatte. Diese von Christian ungewollt persönliche und vertraute Zusammenkunft gibt weitere Einblicke in die Persönlichkeit und Vergangenheit des IchErzählers und bringt so manches ins Rollen. Aufgrund Rossbachers temporeichen Erzählstils (der mit einer Fülle an spannenden Formulierungen und so manch ausgefallenem Verb gewürzt ist), in den sie viele (literarische) Anspielungen einstreut, der an vielen Stellen eine wunderbare Doppelbödigkeit aufweist, vergisst der*die Leser*in zwischendurch gerne mal, dass es eigentlich einen Todesfall zu klären gilt. Ja, dann heißt es zurückzukommen: „Es war ein schlampiger Tag, einer dieser späten Nachmittage im November, die in Städten so unsortiert sind und wie fahrlässig aufgeräumt.“ Viel Freude beim Entdecken! Linus Rübe

Verena Rossbacher Ich war Diener im Hause Hobbs Kiepenheuer&Witsch 384 Seiten, EUR 22,70 978­3­462­04826­1

Die ich rief, die Geister, werd' ich nun nicht los! Ein Kind, einen Knaben von nicht einmal 14 Jahren, auf eine besonders heimtückische und blutige Art ermordet zu sehen, ist ein ziemlich brutaler Anfang. Selbst für einen Kriminalroman, der im spätviktorianischen London spielt. Auch Chefermittler Swanson, Chief Inspector bei Scotland Yard, der immerhin mit der Mordserie um den „Whitechapel Mörder“, besser bekannt als „Jack the Ripper“, befasst war, ist schockiert. Und um den wichtigsten Zeugen, einen etwa neunjährigen Buben, der auf den Spitznamen

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„Badger“, also „Dachs“, hört, macht er sich ehrlich Sorgen, überlegt gar, ihn bei seiner Familie zu verstecken. Dazu kommt es aber nicht in dem nunmehr fünften Kriminalroman um Inspector Swanson, der diesmal im Milieu der Geisterseher und Spiritisten ermitteln muss. Hier stößt er auf die titelgebende „Frau mit dem zweiten Gesicht“, Louisa Balshaw, und die übrigen recht eigenwilligen Bewohner eines angeblich verfluchten Hauses am Berkeley Square. Bis er – unter anderem mithilfe der damals modernsten forensischen Methoden wie Bluttests oder der noch lange nicht vor Gericht gültigen Daktyloskopie – des Täters habhaft werden kann und beinahe nebenbei einen spiritistischen Betrugsring aufdeckt, verlieren noch zwei weitere Menschen ihr Leben. Der unter dem Pseudonym Robert C. Marley „viktorianische“ Kriminalromane schreibende Autor (und Goldschmied!) Gerald Hagemann schöpft auch in diesem Roman um den auf dem tatsächlich existiert habenden Chief Inspector Donald S. Swanson (1848 – 1924) beruhenden Romanhelden aus seiner reichen Recherchetätigkeit um die englische Kriminalgeschichte jener Zeit. Er besitzt, laut eigenen und Verlagsangaben, gar ein privates Kriminalmuseum. Immer wieder lässt er in

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seinen Erzählungen um den Chief Inspector mehr oder minder bekannte Zeitgenossen mitspielen. Diesmal nimmt etwa Arthur Conan Doyle, Schöpfer von Sherlock Holmes, an einer spiritistischen Sitzung bei Miss Balshaw teil, trägt aber ansonsten nicht viel zur Handlung bei. Anders verhält es sich da mit Oscar Wilde, der gleichfalls in fast jedem Inspector-Swanson-Krimi seine Gastauftritte hat. Die Nebenhandlung um den irischstämmigen Poeten, Romancier, Kritiker und gefeierten Dramatiker wird sogar richtig bedrückend, wenn man diesen – Zeit des Geschehens ist der Herbst 1894 – schnurgerade auf sein Verderben, das ihn im Februar 1895 mit dem Prozess um seine Homosexualität und seine Verurteilung zu zwei Jahren Zuchthaus und Zwangsarbeit (er schrieb kurz vor seinem Tode darüber die bittere „Ballad of Reading Gaol“) ereilen sollte, zusteuern sieht. Marley setzt ihm hier durchaus ein würdiges, wenn auch trauriges, Denkmal. Martin Lhotzky Robert C. Marley Inspector Swanson und die Frau mit dem zweiten Gesicht Dryas Verlag 284 Seiten, EUR 11,40 978­3­940855­78­7


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Der neue Ditfurth: Facebookgruppen sind gefährlich Dass Facebookgruppen sogar lebensgefährlich sein können, muss Christian von Ditfurths Kommissar Eugen de Bodt im neuen Thriller „Schattenmänner“ lernen. In ganz Europa kommen Menschen zu Tode, die auf den ersten Blick nichts mitein-

ander verbindet – bis auf die Mitgliedschaft in einer Facebookgruppe über Katzen. Der Serienmörder, der alle Verbrechen raffiniert als Unfälle oder…. na ja, lesen Sie selbst!... tarnt – ist er ein Katzenhasser? Offenbar nicht, denn Tiefgrabungen in den Städten, in denen die Verbrechen begangen wurden, ergeben eine weitere, hauchzarte Verbindungslinie, die in die Welt der Rüstungsindustrie führt. Wie immer nervt de Bodt seine Umgebung – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Verdächtige und Täter – mit kryptischen Hegelzitaten und Sentenzen der griechischen Philosophen. Auch sein nicht gerade von Ehrgeiz zerfressener Pariser Kollege Leblanc grantelt sich wieder durch die Halb- und Unterwelt. Doch diesmal scheint de Bodt seine

Karten ausgereizt zu haben – auch wenn ihm seit der „Heldenfabrik“ die Arbeit bei der Berliner Kriminalpolizei sowas von egal ist, dass er den Rauswurf allemal billigend in Kauf nimmt – als er von den eigenen Kolleginnen und Kollegen gejagt wird, geht er aufs Ganze. Wie immer intelligente und knallharte Thrillerunterhaltung aus Deutschland. Kurt Lhotzky Christian von Ditfurth Schattenmänner C. Bertelsmann 480 Seiten, EUR 15,50 978­3­570­10352­4

Den Eltern auf der Spur Eine Entdeckung aus den Bergen der Neuerscheinungen ist Michael Ondaatjes „Kriegslicht“. Dieses leuchtet von innen, und zwar sprachlich. So fein, so besonnen und doch flüssig und spannend. Es ist ein Buch zum langsam-Lesen, auch wenn mensch gleichzeitig immer schon unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Die Geschichte wird aus der Sicht eines jungen Mannes erzählt. Nathaniel ist erst 14 Jahre alt, als er gemeinsam mit seiner Schwester Rachel kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges in London von einem Tag auf den anderen von seinen Eltern zurückgelassen wird. Der Vater, Marinesoldat, sei sehr kurzfristig zu einen dringenden Einsatz gerufen worden und auch die Mutter müsse fort. Warum bleibt offen. Jedenfalls packt sie theatralisch einen großen Koffer mit ihrem Hab und Gut und die Eltern lassen ihre Kinder in der Obhut eines Bekannten, der nur „der Falter“ genannt wird. (An dieser Stelle sei auf die die Formulierung im englischen Original hingewiesen, wo er „Moth“, also „Motte“ heißt). Die Kinder haben zwar von

Beginn an großes Vertrauen zum Falter, doch zugleich wird ihnen nie ganz klar, was er beruflich eigentlich macht und ständig gehen sehr interessante bis sonderbare Leute bei ihnen im Haus ein- und aus. Eines Tages findet Rachel den Koffer der Mutter hinter anderen Sachen im Keller versteckt. Ab diesem Moment bricht die Geschichte, wie auch das Innere der beiden Kinder. Wo ist die Mutter wirklich und warum hat sie sie allein gelassen? Noch eine wichtige Person ist „der Boxer“, gleichfalls oftmaliger Gast im Falter-Haus. Sowohl auf Rachel wie auch Nathaniel übt dieser eine besondere Anziehung aus. Nathaniel beginnt, ihm bei seinen dubiosen Geschäften zu helfen. Er mischt bei Windhunderennen mit, importiert illegal Windhunde über den Wasser-

weg nach London. Lesend begleiten wir Nathaniel bis in seine Erwachsenenjahre, in denen er weiter versuchen wird, dahinter zu kommen, was seine Eltern taten, während sie verschwunden waren. Doch mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Ondaatje gelingt es, zum einen ein Psychogramm eines Menschen in einer so sensiblen Phase abzulegen, dieses zugleich in eine politisch so brisante Zeit einzubetten und taucht viele der beschrieben Szenen dabei noch in ganz spezielles Licht. Ein Glanzstück. Ja, was Sprache alles kann! Oder: was manche mit Sprache alles können! Linus Rübe Michael Ondaatje Kriegslicht Aus dem Englischen von Anna Leube Hanser Verlag 320 Seiten, EUR 24,70 € 978­3­446­25999­7

Besuchen Sie uns im Internet oder bei einer unserer Veranstaltungen! www.literaturbuffet.com – von dort geht's auch weiter zu Facebook und google+. Aber Ihr persönlicher Besuch ist uns natürlich noch lieber! Alle Veranstaltungen finden, wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, bei freiem Eintritt in Lhotzkys Literaturbuffet, Eingang Rotensterngasse 2, 1020 Wien, statt. Wir ersuchen aus organisatorischen Gründen um Platzreservierungen!

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Unkitschiger Krankenhausroman „Bevor wir verschwinden“, das Romandebüt von David Fuchs, geboren 1981, Onkologe und Palliativmediziner in Linz, als Debütroman für den Österreichischen Buchpreis 2018 nominiert, geistert völlig zu Recht in den letzten Wochen durch die namhaften österreichischen Feuilletons. Von der ersten Seite an entwickelt dieser Roman einen emotionalen Sog und ist dabei doch so zurückhaltend, fast schon nüchtern. Benjamin, Medizinstudent und Praktikant auf einer onkologischen Station, soll als erste Aufgabe gleich mal Blut bei seinem ExFreund Ambros abnehmen, von dessen Krebserkrankung er nichts gewusst hat. Leise und langsam baut sich diese Verbindung wieder auf, obwohl beiden klar ist, dass Ambros' Tod ganz nah ist. In fragmentarischen Rückblenden wird ein Bild der Beziehung von damals gezeichnet, bedeutsamer sind aber die

Momente jetzt, das Gefühlsleben dieser zwei Menschen, die Verarbeitung dessen, was da passiert – das langsame Verschwinden. Gleichzeitig bleibt das aber nicht die einzige Erzählebene – der Krankenhausalltag, die Forschung, Personal- und Patienten-Momente kommen auch nicht zu kurz und erscheinen durch Fuchs’ Erfahrung sehr realistisch, manchmal witzig, manchmal schauderhaft. Fuchs packt viel in diesen dünnen Band hinein. Die Sprache ist klar und präzise, doch ganz viel steht zwischen den Zeilen. Die Geschichte ist hart und zärtlich, ehrlich und voll feiner Details. Absolute Leseempfehlung! Lena Samek David Fuchs Bevor wir verschwinden Haymon Verlag 216 Seiten, EUR 19,90 978­3­7099­3433­3

Otto Leichter über Österreich 1934 bis 1938 – So aktuell wie damals! Im Veranstaltungsprogramm finden Sie genaue Hintergrundinformationen zum Buch „Ein Staat stirbt“, das der österreichische sozialdemokratische Publizist Otto Leichter 1939 im Exil verfasst hat. Was macht dieses Buch für mich so besonders, dass wir zum ersten Mal an einem Sonntagnachmittag (11. 11.) eine Veranstaltung mit dem Herausgeber – dem Historiker Dr. Bela Rasky – organisieren? Bereits beim ersten Hineinlesen in das Buch hat mich die Direktheit des Textes gepackt – das ist kein historisches Dokument, das ist ein aktuelles Buch, das für uns Menschen der Gegenwart geschrieben ist. Soweit das ohne Zugriff auf bestimmte Dokumente, die dem Autor naturgemäß verschlossen waren, möglich war, zeichnet Leichter ein penibles Röntgenbild jener Jahre, in denen in Österreich zwei Faschismen miteinander darum wetteiferten, wer letztlich die Kontrolle über das Land erlangen sollte. Wenn wir bei Leichter, der das Pseudonym Georg Wieser benutzen musste, über eine reaktionäre Achse Rom – Budapest in den 30er Jahren lesen, entlockt das vielleicht manchen heutigen Leserinnen und Lesern den Ausruf:

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„Da schau her! Schon damals?” – Freilich, Italien ist heute (noch?) kein faschistischer Staat wie das damalige Mussolini-Italien, und Herr Orbán würde vielleicht gerne wüten wie sein Vorgänger Horthy. Aber der Weg in den Abgrund der Barbarei, vor dem Leichter 1939 gewarnt hat, liegt auch heute wieder einmal tendenziell vor uns. Das Aushebeln des Parlaments, das Regieren mit Notverordnungen, das Lächerlichmachen der demokratischen Gepflogenheiten, das Räsonieren über eine angeblich „gute alte Zeit“ war wesentlich, um dem Ständestaat den Weg zu bahnen. Kommt uns das nicht alles irgendwie bekannt vor? Das Datum für die Veranstaltung, den 11. November, haben wir übrigens sehr bewusst gewählt: Bis 1932 wurde der 12. November, „Tag der Republik“, als Feiertag begangen. Die Austrofaschisten, die sich ebensowenig wie die Nazis je mit der republikanischen Staatsform anfreunden konnten, schafften diesen Feiertag ab, das Republikdenkmal vor dem Parlament wurde mit Kruckenkreuzfahnen verhüllt. Kurt Lhotzky

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Otto Leichter Ein Staat stribt New Academia Publishing 260 Seiten, EUR 19,90 978­3­7003­2096­8


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Portrait einer Unbeugsamen –

Virginie Despentes

Der Einstieg Meine Begegnung mit Virginie Despentes war ein zögerlicher. Das Cover des ersten Bandes „Das Leben des Vernon Subutex“ schien mir persönlich etwas zu grell, wenngleich nicht uninteressant. Als mir dann aber eine Radbotenkollegin aus Paris Despentes empfahl, betrachtete ich das Buch mit anderen Augen. Ich las den ersten Teil der Trilogie, der letzten Sommer endlich auf Deutsch erschienen war, und war gleich ziemlich begeistert. Band 1 und 2 sind gelesen, jetzt ist der 3. Band erschienen und ich bin gespannt. Auch auf „King Kong Theorie“, die nun endlich, nach 10 Jahren, gleichfalls übersetzt wurde. (Man verzeihe mir, dass mein Französisch für die Originalversion nicht reicht.) Vernon Subutex Die Geschichte eines Plattenladenbesitzers, der sein Geschäft schließen musste, weil die Nachfrage ihn nicht über Wasser hielt. Der in die Armut abrutscht und obdachlos wird. Der sein altes Netzwerk an vermeintlichen Freund*innen aufsucht und es doch immer nur kurzfristig bei ihnen aushält – die einen klammern zu sehr, die anderen haben sich zu weit von seinen Werten entfernt, wieder andere halten ihn nicht aus. Und doch gibt es da die verbindende Erinnerung an den Plattenladen „Revolver“ und an den Rockstar Alexandre Bleach, der kürzlich verstorben ist und der Subutex ein exklusives Interview gab, das nun alle brennend interessiert, aber in einer seiner Unterschlupfstationen liegen geblieben ist. Das Besondere an den Bänden der Trilogie ist, dass die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Mal ist es Subutex, mal sind es seine Begleiter*innen, die verschiedene Verständnisse ihrer Identitäten besitzen, die männlichen, die weiblichen, jene, die sich nicht festlegen. Alle finden Platz in Subutex' Universum und bereichern es. Subutex ist der Name einer Ersatzsubstanz für Heroin. Subutex als Mensch, der gleichzeitig ein Mittelpunkt von verlorenen Träumen und keimender Hoffnung darstellt. Spielt der erste Band noch in Paris, verflüchtigt sich Band zwei auf das Land, wo Subutex zu einer Art Guru stilisiert wird, der durch seine Auflegerei den Alltag der Menschen vergessen macht. Die Parties sind legendär (darauf wird in Band drei näher eingegangen), eingeladen wird nur, wer gewisse Beziehungen hat, wobei sich die Informationen mündlich wie ein Lauffeuer verbreiten. Trotzdem bleibt es eine überschaubare Menge, die klaren Regeln folgt, die als Antithese zur Schnelllebigkeit wirkt: kein Handy, kein Internet, keine Drogen, kein Alkohol. Die Ekstase kommt durch das Beisammensein und die Musik. Dennoch ist nicht alles so positiv wie es dargestellt wird. Die Gemeinschaft ist labil und es ist eine Frage der Zeit, bis das Gefühl kippt und die gesellschaftlichen Veränderungen sich auch in dieser Blase breit machen

Zur Person Virginie Despentes hat sich mit ihrem Epos „Das Leben des Vernon Subutex“ in die erste französische Literaturliga geschrieben, seit 2016 ist sie Jurymitglied in der Académie Goncourt. Mit ihrem Debütroman „Bais-moi“ galt sie zunächst als Enfant terrible der französischen Literatur. Die Verfilmung, bei der sie selbst Regie führte, wurde kurze Zeit nach ihrer Erstausstrahlung verboten – zu viel Gewalt, zu viel Sex, zu explizite Aufnahmen. Im Laufe ihres Lebens war Despentes in vielen verschiedenen Szenen, die sich auch abseits der Norm bewegten, unterwegs und sammelte ihre Erfahrungen, die sie in den vielseitigen Charakteren der Trilogie einfließen lässt. Jetzt ist sie dort, wo sie bewusst nie sein wollte und fühlt sich trotzdem wohl. Mit dem Alter kommt die Gelassenheit, kritisch wird sie bleiben. Clara Felis-Rubey

Virginie Despentes Kiepehheuer & Witsch Aus dem Französischen von Claudia Steinitz Das Leben des Vernon Subutex 1 400 Seiten, EUR 12,40 978­3­462­05207­7 Das Leben des Vernon Subutex 2 400 Seiten, EUR 22,70 978­3­462­05098­1 Das Leben des Vernon Subutex 3 416 Seiten, EUR 22,70 978­3­462­05153­7 King Kong Theorie Aus dem Französischen von Claudia Steinitz und Barbara Heber­Schärer 160 Seiten, EUR 10,30 978­3­462­05239­8

Textquellen: https://www.interview.de/interviews/interview­mit­virginie­despentes­die­ange­ kommene/ http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/virginie­despentes­ueber­ih­ ren­roman­vernon­subutex­julia­encke­15148485.html?printPagedArticle=true#pa­ geIndex_0 http://www.spiegel.de/spiegel/virginie­despentes­ueber­macron­macht­sex­und­ vergewaltigungen­a­1191462.html https://www.deutschlandfunk.de/skandal­autorin­virginie­despentes­frankreich­ vor­dem.807.de.html?dram:article_id=413012

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VERANSTALTUNGEN

VERANSTALTUNGEN >> Donnerstag, 13. 9. 2018, 19.00 Uhr

Dr. Hans-Otto Thomashoff präsentiert sein Buch „Damit aus kleinen Ärschen keine großen werden“

Hans-Otto Thomashoff ist vieles: Naturfotograf; Krimiautor; Psychotherapeut. Eines ist er sicher nicht: Der nette Briefkastenonkel aus der Boulevardzeitung, der für jedes Problem ein Gemeinplätzchen serviert. Sein neuestes Buch „Damit aus kleinen Ärschen keine großen werden“ wendet sich an Menschen, die versuchen, Kinder auf das Leben vorzubereiten. Und da kommen die „großen Ärsche“ ins Spiel: wer seine Kinder auf ein zufriedenes und erfolgreiches Leben vorbereiten will, muss ihnen von klein auf ein Vorbild sein. Denn es ist die Erfahrung, die unser Gehirn prägt. Wer Kinder mit Zwang und Leistungsdruck vorwärtspushen will, wer mangelnde Beschäftigung mit dem Kind durch materielle Leistungen (hat da jemand Bestechung gesagt?) ersetzen will, darf sich nicht wundern, wenn spätestens in der Pubertät kleine Egoistinnen und Egoisten oder duckmäuserische Jasager beim Familientisch sitzen. Anhand von 12 Fallbeispielen zeigt Hans-Otto Thomashoff, dass „Erziehung“ ein gegenseitiger Lernprozess ist. Kinder werden durch

das geprägt, was ihnen die Eltern vorleben. Wenn wir mit uns selbst im Reinen sind und auch manchmal in uns selbst hineinhorchen, wie denn unsere Kindheit so war, sind wir ziemlich sicher auf einem guten Weg, Ein flüssig und humorvoll geschriebenes Buch zu einem Thema, bei dem wir alle dazu beitragen können, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Hans­Otto Thomashoff Damit aus kleinen Ärschen keine großen werden Warum Eltern die besten Vorbilder sind Kösel 192 Seiten, EUR 18,50 978­3­466­31093­7

>> Donnerstag, 20. 9. 2018, 19.00 Uhr

Günter Neuwirth stellt seinen neuen Kriminalroman vor Günter Neuwirth, 1966 geboren, wuchs in Wien auf. Nach einer Ausbildung zum Ingenieur und dem Studium der Philosophie und Germanistik zog es ihn für mehrere Jahre nach Graz. Er ist Autodidakt am Piano und trat in jungen Jahren in Wiener Jazzclubs auf. Eine Schaffensphase führte ihn als Solokabarettist auf zahlreiche Kleinkunstbühnen. Der Autor verdient seine Brötchen als Informationsarchitekt an der TU Graz und wohnt am Waldrand der steirischen Koralpe. Seit 2008 publiziert er Romane, vornehmlich im Bereich Krimi. Bei uns stellt er an diesem Abend, unter anderem, sein neues Buch „Zeidlers Gewissen“ vor. Eine kleine Vorschau gefällig? Inspektor Wolfgang Hoffmann wird mit einem scheinbar einfachen Fall betraut: Klara Zeidler meldet ihren Mann Viktor als vermisst. Als die Spurensicherung Zeidlers Blut in der Wohnung seines toten Freundes findet, nimmt der Fall Fahrt auf. Für den Inspektor ist klar: Zeidler steckt in großen Schwierigkeiten.

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Während die Polizei ihre Bemühungen intensiviert, macht sich auch Klara auf die Suche. Und Zeidlers ehemalige Motorradclique heftet sich an dessen Fersen. Denn sie haben noch eine Rechnung mit ihm offen. Günter Neuwirth Zeidlers Gewissen Gmeiner Verlag, 345 Seiten, EUR 12,40 ISBN 978­3­8392­2278­2


VERANSTALTUNGEN

>> Donnerstag, 27. 9. 2018, 19.00 Uhr

Maria Publig präsentiert ihren Krimi „Waldviertelmorde“ Sachte pochen bei PR-Agenturchefin Walli Winzer die Zwillinge Burnout und Midlifecrisis an die Tür. Da gibts nur eins – raus aus dem Stress, raus aufs Land. Im Waldviertel ist alles ganz anders, wären da nicht Städter und Städterinnen, die ebenfalls die Stadtflucht ergriffen haben. Die ländliche Fassade verbirgt eine ganz schön tiefe Schlangengrube, in der sich fröhlich Honoratioren und andere Geschäftemacher tummeln. Ganz arg geht’s aber am Reiterhof zu – der Treffpunkt der High snobiety schwächelt in Wahrheit vor sich hin, und der Nobelwirt ist auch nicht unproblematisch. Dass Mord und Totschlag in der Luft liegen, nimmt daher nicht Wunder. Maria C. Publig wurde in Wien geboren und verbrachte mit ihrer Familie viele Sommer im südlichen Waldviertel. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Journalistin für Tages- und Wochenzeitungen. Später wechselte sie als Moderatorin und Redakteurin zum ORF. Bevor sie sich dem Krimischreiben zuwandte, verfasste sie Kultursachbücher, die international ausgezeichnet wurden.

Maria Publig Waldviertelmorde Gmeiner­Verlag 310 Seiten, EUR 14,40 978­3­8392­2273­7

>> Mittwoch, 3. Oktober 2018, 19.00 Uhr

Tanja Traxler und David Rennert präsentieren ihr Buch „Lise Meitner – Pionierin des Atomzeitalters“ Am Tag der Verleihung des Cheminobelpreises präsentieren die Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten Traxler und Rennert ihre Biografie der österreichischen Forscherin Lise Meitner. Es ist die unglaubliche Geschichte einer Frau, die sich gegen alle sozialen und politischen Widerstände durchsetzte. Albert Einstein galt sie als „unsere Madame Curie“, den Nazis als unerwünschte Jüdin, der Boulevardpresse als „Mutter der Atombombe“. Sie promovierte 1906 als zweite Frau an der Universität Wien in Physik und etablierte sich in der männerdominierten Wissenschaft. Vor den Nationalsozialisten floh Meitner 1938 nach Schweden, wo ihr zusammen mit Otto Frisch ihr größter Durchbruch gelang: die Entdeckung des Prinzips der Kernspaltung. Doch der verdiente Nobelpreis blieb ihr versagt. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Cambridge. Die Autoren zeichnen Meitners Leben vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklung der Atomphysik und der großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts nach und geben neue Einblicke in die Welt der Wissenschaftlerin. Tanja Traxler, geboren 1985, studierte Physik und Philosophie an der Universität Wien und an der University of California/Santa Cruz. Seit 2015 ist sie Wissenschaftsredakteurin bei „Der Standard“. 2018 wird sie mit dem Österreichischen Förderungspreis für Wissenschaftspublizistik ausgezeichnet. David Rennert, geboren 1984, gelernter Buchhändler, studierte Politikwissenschaft und Geschichte an der Universität Wien und ist Wissenschaftsredakteur bei „Der Standard“. Während des Studiums arbeitete er im Literaturbuffet.

David Rennert/Tanja Traxler Lise Meitner ­ Pionierin des Atomzeitalters Residenz­Verlag, 224 Seiten, EUR 24,00 978­3­7017­3460­3

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„Brecht die Macht der Banken und Konzerne“ OK, zugegebenermaßen sind vermutlich nicht alle Leserinnen und Leser der Buchstabensuppe in den vergangenen Jahren auf den Demonstrationen gegen TTIP und CETA gewesen. Die Schlagzeile dieses Artikels war eine beliebte Losung – und Thilo Bode, ehemaliger Vorsitzender von Greenpeace Deutschland und jetzt Leiter der Konsumentenorganisation Foodwatch, liefert faktenreiches Unterfutter für den eingängigen Slogan. Anhand ausgewählter Branchen – Energieund Autokonzerne, Banken, Nahrungsmittel, Digitalkonzerne – zeigt er die Verflechtung zwischen Wirtschaftsinteressen und Politik. Wobei „Wirtschaftsinteressen“ ein sehr dehnbarer Begriff ist – es sind die Profitinteressen der Global Players, um die es wirklich geht. „Geht's der Wirtschaft gut geht's uns allen gut!“ – Bode zeigt, wie die sozialen Rechte der Beschäftigten immer weiter beschnitten, die Kleinbetriebe in den Ruin getrieben werden, wie eine beschönigend

„EPU“ (Einzelpersonenunternehmen) genannte Masse von neuen Lohnabhängigen entsteht, die genau das gleiche tut wie früher als Arbeiter oder Angestellte (bevor man sie wegrationalisiert hat) – nur jetzt für weniger Lohn und ohne Absicherung. Im Gegenzug geben die Konzerne bei willfährigen Regierungen Gesetze in Auftrag, die maßgeschneidert ihren Interessen dienen und Widerstand gegen sie möglichst erschweren sollen. Ein Buch für alle, die fundiert bei der Diskussion über die Aufweichung der Demokratie und die wachsende Macht der Reichen und Superreichen mitreden wollen. Kurt Lhotzky Thilo Bode Die Diktatur der Konzerne Fischer 236 Seiten, EUR 18,50 978­3­10­397362­4

Wer bringt Dir Dein Essen? Benjamin Herr hat sich in seiner Analyse „Ausgeliefert“ dem Thema der „neuen“ Appgesteuerten Essensauslieferung gewidmet und das vor allem aus der Perspektive der Auslieferer / Ausliefer*innen, die per Fahrrad und App arbeiten. Herr arbeitet sich dabei an Schlagworten der Gig Ökonomie, Prekariat, klassischen Kurierdiensten, Algorithmus, Arbeitsverhältnissen und Streiks ab. Mittels Interviews und eigener Erfahrung entsteht dabei ein umfassendes Bild, wie der Alltag und die Kämpfe der Fahrer*innen, die bei Foodora, Deliveroo, Uber Eats und Co. arbeiten, aussieht, bzw. aussehen kann. Von App-gesteuerten Arbeitsabläufen, die pseudo Start-Up Mentalität börsenträchtiger Unternehmen, die Austauschbarkeit der Fahrer*innen, von finanziellen Unterschieden der Arbeitsverhältnissen innerhalb eines Unternehmens... Der lesenden

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Person wird eine Arbeitswelt präsentiert, die nicht so einfach zu durchschauen ist. Werden Bot*innen doch oft nicht sonderlich beachtet und wertgeschätzt für ihre Arbeit, die sie tun und die eigentlich eine Gesellschaft am Laufen hält. (aber das ist ein anderes Thema...)

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H err bildet einen Ist-Zustand ab und lenkt das Augenmerk auf die Besonderheiten dieser neuen

Art der Beschäftigung bei der bewusst Systeme umgangen werden, um es Unternehmen einfacher zu machen, sich die besten Stücke vom Kuchen zu nehmen – ohne Rücksicht auf Verluste oder arbeitsgerechte Entlohnung der für sie Arbeitenden. Ist die lesende Person mit diesen Begriffen vertraut oder hat Kontakte in diese Berufssparte, ist das Buch nicht sonderlich originell. Für Neueinsteiger*innen in dieses Thema greift es aber wichtige Punkte auf und bietet einen Einblick und schafft Wertschätzung gegenüber Menschen, die diesen Beruf ausüben. Clara Felis-Rubey Benjamin Herr Ausgeliefert. Fahrräder, Apps und die neue Art der Essenszustellung ÖGB Verlag 162 Seiten, EUR 24,90 978­3­99046­323­9


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Von Heartfield lernen, heißt Fake erkennen lernen Aus der mittlerweile doch etwas umfangreicher gewordenen Literatur über John Heartfield (1891 – 1968) ragt die Dissertation von Vera Chiquet (Universität Basel) deutlich hervor. Auch wenn die junge Wissenschaftlerin natürlich immer wieder auf die Biographie Heartfields Bezug nehmen muss, im Mittelpunkt steht ganz klar die Analyse von Heartfields „Fotomontagen in populären Illustrierten“. Bereits im ersten Kapitel wird elegant und leichthändig eine kleine Geschichte der Fotomontage und der sie umgebenden Mythen präsentiert – vor allem die angebliche „Erfindung“ der Fotomontage durch George Grosz und John Heartfield im Jahr 1916. Chiquet zeigt, dass im Universum des Dadaismus sehr viele Mütter und Väter der Zerstörung und Neuzusammensetzung der Bilder existierten. Hilfreich zum Verständnis der Arbeiten von Heartfield, vor allem in der von Willi Münzenberg herausgegebenen „Arbeiter Illustrierten Zeitung“ (A.I.Z.) ist der Überblick über die Verwendung von Montagen in der zeitgenössischen bürgerlichen Massenpresse

und der Werbung. So widmet Vera Chiquet einen Exurs dem Motiv der Hand. Bekannt ist Heaertfields Titelblatt für die „Rote Fahne“ der KPD mit der nach oben gestreckten Hand. Eine ähnliche Ästhetik hat die Wissenschaftlerin beispielsweise in einer, man staune, Zigarettenwerbung entdeckt. Sie weist nach, wie Heartfield durch die dialektische Verknüpfung bekannter und widersprüchlicher Bildelemente die Betrachter zu „reflektierten Halbfachleuten“ macht. Die Montage soll nicht das Bild verfälschen, soll nicht „unsichtbar“ eingreifen – sie ist vielmehr durchschaubar, leitet einen Denk- und Erkenntnisprozess ein und warnt zugleich: „Glaub nicht, was Du siehst!“ Vera Chiquet hat eine feine und unterhaltsam zu lesende Studie zu einem Thema geschrieben, das gerade heute brandaktuell ist. Kurt Lhotzky Vera Chiquet Fake Fotos transcript­Verlag 238 Seiten, EUR 36,00 978­3­8376­4144­8

Mit dem Essen spielt man doch Der Neid kann einen bei manchen Büchern fressen! Warum hat man diese oder jene Idee selbst nicht gehabt, die da plötzlich in schöner Aufmachung zwischen Buchdeckeln vor einem liegt? So ging es mir bei „Bauschmaus – Ein kulinarisch-architektonisches Rätselbuch“! Unerhört die Kreativität der Fotografinnen und Fotografen, die aus Lebensmitteln, hauptsächlich Obst und Gemüse, bekannte Bauwerke nachbilden. Kunstpuristen werden ob soviel Respektlosigkeit vielleicht entsetzt sein – und alle anderen werden sich schieflachen, wenn sie z. B. das Brandenburger Tor aus Pommes Frites und Gummibärchen wiederfinden. Ein lustiges Geschenkbuch für… eigentlich jede und jeden. Kurt Lhotzky Katharina Empl, Marie­Jeannine Félix, Maximilian Huber, Susanne Huber, Andreas Wittmann Bauschmaus Ein kulinarisch­architektonisches Rätselbuch ca. 90 Farbfotos DVA 176 Seiten, EUR 15,50 978­3­421­04110­4

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wi r ge un ab hä ng ig e V er la

BUCHTIPPS

h e u t e :

INFORMATIONSBOX: Der Tulipan Verlag, 2006 in Berlin gegründet, ist ein unabhängiger Kinderbuchverlag mit Sitz in München. Verlegerin ist Mascha Schwarz. Tulipan-Bücher bewegen! – denn bei Tulipan werden originelle und hochwertige Bilder- und Kinderbücher mit fesselnden, einfühlsamen, humorvollen und herausfordernden Geschichten sowie liebevollen und einzigartigen Illustrationen publiziert. Bücher, die die Sinne der kleinen Leser wachkitzeln und ihre Neugier wecken. Dies geschieht Hand in Hand mit ausgewählten Autoren und Illustratoren. Das Programm umfasst ein breites Spektrum: Neben Pappbilderbüchern für die jüngsten Buchliebhaber ab 2 Jahren, gibt der Tulipan Verlag besondere Bilderbücher und Vorlesebücher heraus.

Mit dem Tulipan-ABC hat der Verlag eine Erstlesereihe im Programm, die den Zugang zu Literatur ermöglicht und Kinder zum Lesen motiviert. Der Spaß kommt dabei nicht zu kurz. Des Weiteren gibt es für junge Leser ab 7 Jahren die Reihe ‚Tulipan Kleiner Roman‘. Diese kurzen, abgeschlossenen Romane schlagen die Brücke zwischen Erstlesern und Kinderroman und sprechen ihre Gefühls- und Erfahrungswelt an. Zusätzlich hat der Verlag eine Auswahl an besonderen Bilderbüchern im Programm, die auch Erwachsene gerne lesen und ideal zum Verschenken sind. Eine Vielzahl ausgewählter Kinderromane, Sachbücher für Kinder und Mitmachbücher ergänzen das Verlagsprogramm. https://tulipan-verlag.de

ZUM BEISPIEL: Die „Schattenjäger“ Olli und Ricky haben vor gar nichts Angst! Monster, Bestien, gruselige Wesen und unheilvolle Gestalten sind für die beiden Freunde eine willkommene Abwechslung. Vielleicht klebt das Abenteuer gerade deshalb wie ein Schatten an ihnen? „Hol doch noch schnell das Medikament aus der Apotheke!“ Wenn Rickys Mutter gewusst hätte, was ihren Sohn dort erwartet, hätte sie ihn bestimmt nicht losgeschickt. Denn beim Apotheker Frank N. Stein geht etwas nicht mit rechten Dingen zu. Aus dem Keller dringt ein schreckliches Stöhnen, Poltern und Röcheln. Was ist da unten? Ricky und Olli wollen sich das nicht entgehen lassen und steigen neugierig die dunkle Kellertreppe hinab. Und tatsächlich, Frank N. Stein hat ein echtes Grusellabor eingerichtet. An den Kellertisch ist ein lebendiges Monster gefesselt. Doch leider hat der Apotheker seine Kreatur nicht unter Kontrolle. Denn mit Entsetzen müssen Olli und Ricky mitansehen, wie das Monster den Weg aus dem Keller findet. Wie sollen sie jetzt das Dorf vor dessen Angriffen retten?

Ein Monster zu sein, ist auch nicht mehr das, was es mal war! Monsta ist frustriert: Da hat es sich extra dieses eine Kind ausgesucht, um unter seinem Bett zu wohnen und ein bisschen Grusel zu machen. Und dann? Alles umsonst! Wie es sich ins Zeug gelegt hat: Hat Zähne gefeilt, Masken gebaut, Fell aufgestellt, Monsterblicke geübt, gegrimmt, gegrummt, gesummt und Klauen gezeigt. Hat am Pfosten genagt, mit Türen gequietscht und Puppen versteckt. Hat die Nüstern gebläht, die Muskeln gestählt, mit Knochen geknackt. Hat nach Beinen geschnappt und an der Decke gezogen. Doch was passiert? Nichts, rein gar nichts: Das Kind schnarcht, schläft, grunzt und grinst sogar im Traum. Von Angst keine Spur! Klar, dass da auch das gruseligste Monsta irgendwann mit seinem Latein am Ende ist. Ein Bilderbuch für kleine und große Monsterfans!

Erzählprofi Andreas Schlüter schlägt seine Leser mit Spannungsund Gruselmomenten in den Bann. Andreas Schlüter und Monika Parciak Die Schattenjäger – Frankensteins Bestie 136 Seiten, EUR 10,30 10,00 € 978­3­86429­290­3 ab 8 Jahren und Band 1: Die Schattenjäger – In Medusas Bann 136 Seiten, EUR 10,30 € 978­3­86429­2­651 ab 8 Jahren

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Dita Zipfel und Mateo Dineen Monsta 48 Seiten, EUR 15,50 € 978­3­86429­387­0 ab 4 Jahren


BUCHTIPPS FÜR JUNGE LESERINNEN UND LESER

Warmherzige Familiengeschichte mit mutigem Mädchen Karla ist eine aufgeweckte, sympathische, mutige 9Jährige mit einem Haufen Problemen: 1. Ein mehr als unangenehmer Nachbar, der kein bisschen Spaß versteht. 2. Der Chef ihrer Mama, der diese unfair behandelt. 3. Der miese-fiese Finn, der ihren Bruder mobbt und 4., am allerschlimmsten, einen Papa, der schon vor Jahren gestorben ist. Dafür hat sie einen tollen Opa und ihre beste Freundin Nino, mit der sie sich blind versteht. Außerdem ist sich Karla sicher, dass

ihr Papa in Form von Schatten- oder Wolkenhasen immer bei ihr ist, sie beschützt und ihr auch die Fähigkeit hinterlassen hat, im Notfall zaubern zu können. Und Notfälle gibt es, wie erwähnt, genug. Also schmiedet Karla mit Nino einen Glücksplan. Ob, wie und was dieser in Ordnung bringt, davon erzählt die Geschichte. Feinfühlig und mit Sprachwitz erzahlt Alexandra Maxeiner, geboren 1971 und be-

kannt durch das Kinderbildersachbuch „Alles Familie“ und die „Ateliergemeinschaft Labor“, die Geschichte dieser Familie. Fast schon in Nöstlinger-Manier analysiert sie das Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen und steuert gekonnt auf den großen Höhepunkt – die Aussprache und Erleichterung – zu. Ich mag Bücher, die Kinder ernst nehmen, vielleicht sogar ernster als Erwachsene, und dabei trotzdem witzig und unterhaltsam sind.„Karlas ziemlich fabelhafter Glücksplan“ zählt da definitiv dazu. Lena Samek Alexandra Maxeiner und Laura Rosendorfer Karlas ziemlich fabelhafter Glücksplan Beltz & Gelberg 224 Seiten, EUR 13,40 978­3­407­74900­0 ab 9 Jahren

Wer war's? Fünf Jugendliche müssen gemeinsam nachsitzen. Zunächst sieht es nach Zufall aus, denn diese Schüler haben nur periphär bis gar nichts miteinander zu tun. Drei davon gehören sogar eher zu den Vorzeigeschülern, die glauben, das Opfer eines dummen Scherzes geworden zu sein und völlig zu Unrecht diesen Nachmittag in der Schule verbringen zu müssen. Kurz nach Antritt der Strafe bricht einer der Schüler plötzlich zusammen und stirbt bald darauf im Krankenhaus. Eine Tragödie – oder doch mehr? Denn dieser Schüler hat mit Hilfe einer von ihm entwickelten App die ganze Schule in Angst und Schrecken versetzt. Jedes noch so gut gehütete Geheimnis wurde offenbar von ihm entdeckt und meistens über seine App auch veröffentlicht. Aber die vier Schüler, die mit ihm gemeinsam die-

sen Nachmittag hätten verbringen sollen, hatten keine Geheimnisse, die sie bloßstellen könnten. Oder doch? Jedenfalls wird immer klarer, dass es kein natürlicher Tod war. Und mindestens einer der vier anderen Schüler lügt. Oder doch nicht? Ein sehr spannender Krimi, der auch – aber nicht nur – das Thema Mobbing einmal auf eine wirklich einfühlsame Art thematisiert und dabei ohne erhobenen Zeigefinger auskommt. Andrea Lhotzky Karen M. McManus One of us is lying Aus dem Amerikanischen von Anja Galić CBJ 448 Seiten, EUR 18,50 978­3­570­16512­6

Wahr oder falsch? Fragen über Fragen, die nach Antworten gieren, weil gefährliches Halbwissen selten beeindruckt. Denn wer kennt die Antwort auf Fragen wie: Tanzt die Kobra zum Klang der Musik? Kann man sich wirklich totlachen? Haben Quallen ein Gehirn? Ist der Jaguar ein Panther? Na, kennen Sie sich aus? Wollen Sie mehr Informationen? Dann nichts wie in diesem Bändchen „Wahr oder falsch“ geblickt. Es ist

für alle Altersstufen lehrreich und nebstbei sehr hübsch bunt aufbereitet. Die Antworten sind in verschiedene Kategorien eingeteilt und stillen den Wissensdurst. Oder blättern Sie einfach kurz drüber und finden Sie eine kurze Antwort: „Das ist wahr!“; „Das ist wahr, aber nicht

immer!“; „Das ist wahr, aber ...“ – Manchmal braucht es eben doch die Auseinandersetzung mit der Materie. Viel Freude und möglichst viele spannende Entdeckungen, sodass beim nächsten Mal die sogenannte urban legend mit besserem Wissen untermauert werden kann! Clara Felis-Rubey Gérard Dhôtel und Benoît Perroud Wahr oder falsch? Aus dem Französischen von Dieter Schönbeborn Carlsen Verlag 144 Seiten, EUR 13,40 978­3­8489­2122­5 ab 6 Jahren

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DIE LETZTE SEITE

Ed McMerkats letzte Worte

Der Erdmann an sich ist ein charmanter und eleganter Bursche. Das gilt natürlich ebenso für die Erdfrau (die ist natürlich kein Bursche, sondern eine Bürschin!). Daher bin ich immer ein bisschen vergrämt, wenn dahergelaufene Zeitgenossen glauben, sie dürften unsereinen anbiedernd „Erdmännchen“ nennen. Warum eigentlich? Würden Sie auf die Idee kommen, Ihren Friseur „Friseurchen“ zu nennen? Den Arzt „Doktorchen“? Den Polizisten „Polizistchen“ oder, schlimmer noch, „Kiebererchen“? Na eben… Daher mache ich einen artigen Knicks (wie das ja in gewissen Kreisen offenbar wieder Mode geworden ist), aber nicht vor einem Donkosakenchor samt Staatsdirigenten, son-

dern vor Ihnen, geschätzte und treue Leserinnen und Leser meiner Kolumne (ja, ich bin gerührt, und eine kleine Zähre rinnt über meine kleine behaarte Wange. Schnief!). Denn Sie haben mir den Glauben an das Gute im Menschen zurückgegeben. Auf meinen Appell an die Verlage in der letzten Buchstabensuppe, künftig auf das Einschweißen von Büchern in Plastikfolie zu verzichten, haben viele von Ihnen positiv, einige sogar schriftlich, reagiert! „Schriftlich positiv“ – das hört man meist nur zur Maturazeit, ich habe es jetzt auch in den Ferien erleben dürfen! Damit Ihre Stimme nicht verpufft, werden wir jetzt versuchen, diese Initiative innerhalb unserer Branche (nein! Nicht unter den Erdmännern- und Frauen!) auf eine breitere Basis zu stellen. Wir werden weiter berichten, getreu dem Motto: „Ein ErdMann, ein Wort!“ Ihr gerührter Ed McMerkat

Unsere Öffnungszeiten Dienstag – Freitag von 9.00 – 18.00 Samstag von 09.00 – 13.00 Sonntag & Montag geschlossen! Veranstaltungen finden, wenn nicht ausdrücklich anders angekündigt, immer in der Rotensterngasse 2, 1020 Wien, statt. Der Eintritt ist frei. Wir ersuchen um Platzreservierungen! Kontakt: Tel: +43 1 276 47 36 Fax: +43 1 276 47 36 Mobil: +43 6991 585 16 68 mail: office@literaturbuffet.com Web: www.literaturbuffet.com

Impressum Eigentümer, Verleger, Druck: Lhotzkys Literaturbuffet / Andrea Lhotzky Druckort: Wien Preisangaben ohne Gewähr Wer einen Druckfehler findet, darf ihn behalten!

Verwobene Geschichten Mein Herz schlägt für Belletristik und unbeabsichtigt (aber dennoch erwünschterweise) lande ich meist bei Autorinnen. Ich mag gute Geschichten, aber ich mag auch herausragende Sprache, einen eigenen Stil. Ich mag, dass Literatur auch eine Stimmung transportiert. Beste Beispiele sind für mich Jenny Erpenbeck, Zsuzsa Bánk und Judith Hermann. Rachel Cusk zähle ich ab jetzt auch dazu. Sie ist 1967 in Kanada geboren, lebt in England, hat bisher acht Romane und drei Sachbücher veröffentlicht und wird von Seiten der Kritik vielfach gelobt. „Outline“ ist der erste Teil einer Trilogie, für die Cusk oft mit Knausgard in einem Atemzug genannt wird. Ich habe fünf der Knausgard-Bände gelesen und kann das nur begrenzt nachvollziehen. Ja, sie schreibt radikal in der Ich-Perspektive und, ja, sie gibt Gespräche protokollierend wieder, aber es kommt was völlig anderes dabei heraus. Knausgard landet bei sich. Seine Text sind üppig und es passiert viel. Cusks Ich-Erzählerin hingegen scheint fast zu verschwinden hinter all dem, was ihr erzählt wird. Sie schreibt dicht, konzentriert, der Zeit enthoben. Die Ich-Erzählerin ( = Autorin) reist für ein Schreibseminar, sie ist dort als Vortragende engagiert, nach Athen. Schon im Flugzeug

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beginnt ihr Nachbar eine Unterhaltung, breitet sein Leben vor ihr aus. Dasselbe tun auch Freunde, die sie in Athen trifft, andere Dozent*innen und auch ihre Schüler*innen, denen sie im Unterricht konkrete Fragen stellt, die zum Erzählen anregen sollen. Immer scheint sie kaum das Wort zu ergreifen (oder zu Wort zu kommen?!?). In seltenen Momenten, kurzen Nebensätzen, erfahren wir auch etwas über sie. Im letzten Kapitel bricht Cusk die Form ein bisschen auf und es ist nicht mehr eindeutig zu erkennen, ob die Geschichte die des Gegenübers oder ihre eigene ist. Von der ersten Seite an entwickelt der Text einen Sog. Cusk verarbeitet innere Gefühlswelten und intelligente Gedankengänge in starke Sätze, räumt scheinbar bedeutungslosen Beobachtungen Platz ein und zeichnet ein Bild der Gesellschaft, das mich bestürzt und berührt zugleich. Ihre Sprache ist unglaublich. Dass das so spürbar wird, ist sicherlich auch der hervorragenden Übersetzung von Eva Bonné zu verdanken. Ich bin froh, diese Autorin entdeckt zu haben und ich bin voller Vorfreude auf die weiteren Teile – „In Transit“ und „Kudos“ – die beide ebenfalls bei Suhrkamp erschienen sind. Lena Samek

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Rachel Cusk Outline Aus dem Englischen von Eva Bonné 235 Seiten, EUR 20,60 978­3­518­42528­2


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