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März 2017
Ein Hoch auf die Unabhängigen! Der Indiebookday ist nun schon fast eine Institution, jährlich rund um die Leipziger Buchmesse gibt es einen Festtag für die unabhängigen Verlage und Buchhandlungen. Inspiriert vom Record Store Day übernahm der Mairisch Verlag 2013 dieses Konzept für die Buchbranche. Seither ist es Usus am Indiebookday in eine Buchhandlung zu gehen, ein Buch eines unabhängigen Verlages zu kaufen und das Cover in den Sozialen Medien zu teilen. Das Team des Literaturbuffets führte dieses Feiern noch ein Stück weiter und entwarf das Konzept eines Speeddatings, bei dem sich alle 15 Minuten ein Verlag, ein Autor / eine Autorin, ein bestimmter Titel, eine Zeitschrift oder ein literarisches Projekt dem Publikum vorstellt. Somit lernen die lesenden Personen nicht nur die
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Bandbreite an unabhängigen Verlagen kennen, sondern können auch mit den Verlegern und Autorinnen in Kontakt treten und Fragen stellen, auf die sie sonst nicht so leicht eine Antwort finden. So ist der Indiebookday letztlich auch eine gute Möglichkeit sich auszutauschen über das Buch, die Verlage und die Branche an sich. Auch dieses Jahr haben wir wieder tolle Menschen aus der Buchbranche gewinnen können, um diesen Feiertag im Literaturbuffet zu bereichern. Das genaue Programm steht unten. Änderungen sind vorbehalten. Wir freuen uns darauf mit Ihnen gemeinsam den Tag zu begehen und zu feiern.
Edition Krill: Werkschau Edition Fotohof: Claudia Rohrauer Verbrecher Verlag: Philipp Stadelmaier PROverbis: Stephan Eibl Erzberg Milena Verlag: Hydra Zaglossus Verlag: Kurto Wendt Mittagspause Versatorium Edition Atelier: Ulrike Schmitzer Das Ultimative Magazin: Woflgang Kühn, Markus Köhle Luftschacht Verlag: Jakob Pretterhofer Hochroth Verlag: Johannes Tröndle, Daniel Terkl Klever Verlag: Herbert Maurer
BUCHTIPPS
Irres aus dem Weißen Haus Nein, das ist weder ein Trump-Bashing, noch sind’s fake news. Oder - vielleicht doch? Also, langsam, von Anfang an. Wenn Sie Isaac Sidel noch nicht kennen, ist das schade für Sie, aber ein Defizit, das sich leichter beseitigen läßt als, sagen wir mal, der Schuldenberg Kärntens. Isaac Sidel ist ein jüdischer Cop aus New York, dort selbst in den Straßen der Bronx aufgewachsen, und absolut kein Heiliger. Sidel ist mir über 40 Jahre an’s Herz gewachsen. 1975 erschien der erste Krimi Vorsicht! eine leichtfertige Charakterisierung! - des heute 79jährigen Jerome Charyn, in dem Sidel auftritt. “Blue Eyes”, eine rasante, tragische, komische, surreale Geschichte aus der Schattenwelt eines multiethnischen Polizeidepartments. Charyn ist kein “Krimiautor”. Sein Werk umfasst Biographien (etwa über den russischen Schriftsteller Isaak Babel), Romane (z. B. über Abraham Lincoln) und auch autobiographische Bücher. In jedem Fall New York spielt oft die nicht deklarierte Hauptrolle. Eine besondere Mischung ist immer das Aufeinandertreffen seiner beiden Lieblingsprotagonisten: Isaas Sidel und der “Big Apple”. In “Winterwarnung” landet Sidel 1989
ungewollt im Weißen Haus, und zwar auf Grund einer seltsamen Verkettung von Ereignissen als POTUS. Furchtbar - zwar hat er immer noch die Glock im Hosenbund, aber er darf nicht einmal mehr alleine über die Straße gehen - jedesmal rücken Secret Service, Geheimdienste und mehr oder minder ehrenhafte Berater aus und heften sich auf seine Fersen - und schotten ihn von der Umwelt ab. Denn der starrsinnige Ex-Cop will unter anderem die Armut abschaffen, und das nimmt ihm auch das eigentlich offiziell hinter im stehende Democratic National Committee ziemlich übel. Wer sich in eine ziemlich schräge, sehr filmische Geschichte über Freud und Leid an der Spitze der amerikanischen Administration hineinfallen lassen will, wird viel Spaß an diesem Roman haben. Diaphanes hat auch die anderen Bände der Isaac-SidelSerie herausgebracht - ein Beweis, dass auch sehr intellektuelle Indie-Verlage ein Herz für gepflegte Unterhaltung haben! Kurtz Lhotzky Jerome Charyn Winterwarnung Diaphanes; 328 Seiten, EUR 24,80 9783037346488
Ein Mann zieht in den Zoo Der Schweizer Dörlemann Verlag um die Verlegerin Sabine Dörlemann ist mittlerweile bekannt dafür, dass er wunderschönen Bücher mit fein erwähltem Inhalt macht. Darunter die in Leinen gebundenen vergessene Klassiker, Wiederentdeckungen, Neuübersetzungen. (Eine zweite Schiene widmet sich neuen Stimmen aus der Schweiz und dem deutschsprachigen Raum.) Nach "Dame zu Fuchs" hat der Verlag nun auch den zweiten Roman des britischen Autors David Garnett (in einer Übersetzung von Maria Hummitzsch) "Mann im Zoo" herausgebracht. In seinem 1924 in London erstmals erschienenen Roman erzählt Garnett
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eine Liebesgeschichte mit mehreren, unvorhergesehenen Wendungen. Zu Beginn wandelt das Liebespaar John und Josephine im Londoner Zoo und plaudert über seine Beziehung, seine Vorstellungen, Erwartungen. Sie spiegeln sich Eigen- und Fremdbild. Es wird klar, dass so manches unter der Oberfläche brodelt. Als Josephine im Ärger zu John sagt, er gehöre ebenfalls in den Zoo, beschließt John, ihrer Aussage Rechnung zu tragen und wirklich in den Zoo zu ziehen. Seinem Ansuchen an die Zoodirektion wird stattgegeben und er zieht in den extra für ihn eingerichteten Käfig im Affenhaus. In herrlich absurdem und sehr psychologischem Stil beschreibt der Autor, wie es dem neuen Zoo-Mitglied, Homo Sapiens, in dieser neuen Umgebung geht, wie seine Käfignachbarn auf ihn und seine baldige Popularität reagieren, wie Josephine mit all dem zurecht kommt und vieles mehr. Vor allem den vielschichtige Aspekt des Ausgestellt- und Angestarrt-Werdens im Zoo, legt Garnett meisterhaft dar und dessen ursprüngliche Bedeutungen konterkariert er durch die Tatsache, dass er auch (einen) Menschen in den Zoo ziehen lässt. Neben allem Grotesken ist Mann im Zoo aber nicht zuletzt schlicht eine Liebesgeschichte, mit vielen Ebenen. Linus Rübe
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David Garnett Mann im Zoo Dörlemann Verlag 160 Seiten, EUR 17,50 9783038200406 David Garnett Dame zu Fuchs Dörlemann Verlag 2016) 160 Seiten, EUR 17,50 9783038200260
BUCHTIPPS
Ein weiterer Indie-Verlag, der ebenso schöne Bücher herausbringt, ist der Wiener Verlag Edition Atelier. Marylin von Arthur Rundt, ist ein als Fortsetzungsroman im Jahr 1928 zum ersten Mal erschienenes Buch, das
in Subtilität und Geheimnisvollem den Büchern von David Garnett um nichts nachsteht, wenn diese auch in gänzlich anderer Form umgesetzt werden. Doch was, neben dem schlichten Stil, der von Beginn an so manches Unbekannte anzudeuten scheint, viel mehr noch im Vordergrund steht, ist wohl die politische Komponente dieses Werkes, doch auch das wird erst nach und nach deutlich. Es geht um die Diskriminierung und die Alltagsrassismen gegenüber der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA der 1920er. Die traurige immer noch anhaltende Aktualität dieses Themas, fügt dem Buch noch nachträglich weitere Bedeutung hinzu. Aber worum geht es eigentlich? Marylin, eine junge Angestellte in Chicago wird von einem jungen Mann, Philip, in ihrem Alltag verfolgt, da er sich in sie verliebt hat. Dass es keine simple Geschichte eines Stalkers ist, obwohl Philip durchaus ähnliche Züge aufweist, ist auch dem feinen Stil und der Komposition des Autors zuzuschreiben. Marylin wehrt ihren Verehrer zwar nicht eindeutig ab, aber zieht doch zweimal in eine andere Stadt, um ihn abzuhängen und landet
schließlich in New York. Doch selbst bis in die Metropole gelingt es Philip seiner Angebeteten zu folgen und er mietet ein Zimmer im selben Haus wie sie, bleibt standhaft aufdringlich ohne je unkultiviert zu agieren. An dieser Stelle muss die Inhaltsangabe unterbrochen werden, denn sonst wäre zu viel verraten. Ob und in welchem Maße Marylin Philips Werben nachgibt, wie sich ihre Beziehung entwickelt, was für Komplikationen auftauchen, und welche politischen Implikationen sie tragen, müssen Sie bitte bei Ihrer eigenen Lektüre erfahren. Es lohnt sich! Um den Bogen zu schließen, kann noch gesagt werden, dass auch dies eine Liebesgeschichte der anderen Art ist. Linus Rübe Arthur Rundt Marylin Hg. und mit einem Nachwort von PrimusHeinz Kucher Edition Atelier 172 Seiten, EUR 18,00 9783903005280
Musik gegen den Lärm der Zeit
Der Lärm der Zeit versucht der Autor Julian Barnes das ohren- und sinnebetäubende Geräusch in einer Zeit von Diktatur, Überwachung und Niederhalten von anderem einzufangen, dem die Bevölkerung der Sowjetunion unter Stalin ausgesetzt war. Anhand der Biografie von Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch schreibt Julian Barnes über die ständige Gratwanderung, in der Künstler (u.a.!) während Stalins´ Totalitarismus steckten.
Sich selbst und der Kunst treu bleiben und damit das eigene Leben und das von Familie und Freunden riskieren oder getreue, sowjetische Kunst produzieren und somit sich selbst und die Kunst zu verraten. Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch kann für diese Frage in tragischer Weise „mustergültig“ herangezogen werden. Seine zweite Oper Lady Macbeth von Mzensk, die 1934 uraufgeführt, ein großer Erfolg und zwei Jahre lang zahlreich aufgeführt wurde, wurde 1936 als „die Macht“ die Oper selbst besuchte, tags darauf in der „wahrheitsverkündenden“ Prawda verurteilt und verboten. Zum einen wurde ihr vorgeworfen, es sei „Chaos statt Musik“ und zum anderen prangerte „die Macht“ den Formalismus an (der, sowie die Vertreter der l´rt pour l´art als Hervorbringung des Westens strikt abgelehnt wurde). Dass Schostakowitsch nach solche einem Artikel mit der Verhaftung, Arbeitslager oder gar Hinrichtung zu rechnen hatte, war ihm klar. Da er sich nicht die Blöße geben wollte, sich von Stalins Handlangern im Schlaf überraschen und im Schlafanzug abführen zu lassen, verabschiedete er sich jeden Abend von seiner Frau und seiner Tochter und setzt sich mit einem kleinen gepackten Koffer vor den Lift im Stiegenhaus und wartete auf die Männer des NKWD. Ja, Schostakowitsch geriet mehrmals in seinem Leben in Abhängigkeits-, Erpressungs- und Vereinnahmungsverhältnisse durch die sowjetische Führung und haderte sein Leben lang damit und mit sich, (weil er durchaus sah, dass er an der einen
oder anderen Stelle in seinem Leben auch anders handeln hätte können), wie es Julian Barnes eindrucksvoll schildert. Was ihm fortwährend in seinem Leben und in den unterschiedlichsten Situationen half, so erzählt Barnes, war ein gutes Maß an Ironie. Sowohl in seinen schriftlichen Antworten an „die Macht“ als auch u v.a. in seiner Musik. Durch die Ironie versuchte er sich zumindest in gewissem Maße zu bewahren, was ihm lieb war. Auch dies natürlich stets eine Gratwanderung, weil fraglich, ob es von den Herrschenden entdeckt werden würde. Barnes gelingt es in seinem Buch das Hadern, das Kämpfen und Scheitern eines Menschen einzufangen und zeigt damit die vielschichtigen Verhältnisse und Abhängigkeiten von antidemokratischen Systemen und Menschen, die in diesen versuchen kritisch-produktiv tätig zu sein (sei es im künstlerischen, im wissenschaftlichen, intellektuellen Sinne oder auch als kritisch denkender Mensch in alltäglichem Belangen). Ein Buch, das gerade in letzter Zeit wieder an tragischer Aktualität „gewann“. Umso mehr gilt: „Kunst ist das Flüstern der Geschichte, das durch den Lärm der Zeit zu hören ist.“ Linus Rübe Julian Barnes Der Lärm der Zeit Kiepenheuer & Witsch 245 Seiten, EUR 20,60 9783462048889
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BUCHTIPPS
Der Höllenbischof verbreitet Bombenstimmung! Mit einem Mordanschlag auf den wohl bekanntesten Detektivs der Literaturgeschichte, Mr. Sherlock Holmes, wohnhaft 221B Baker Street, Marylebone, London, beginnt der jüngste Roman aus den Memoiren von John H. Watson, M. D., ehemals Mitglied des Medizinischen Dienstes der Armee. Verfaßt hat diese Schrift allerdings nicht Sir Arthur Conan Doyle, sondern Barbara Büchner, Wiener Autorin und seit einigen Jahren auf neue und meist mystisch-mysteriöse Fälle von Holmes und Watson spezialisiert. Holmes, der diese Attacke unverletzt – lediglich ein zerrissener Mantelärmel ist zu beklagen – übersteht, wird in dem Fall um den, von Watson so getauften, „Höllenbischof“ nicht nur mit ebenjenem Widersacher sondern, wenn auch erst im letzten Viertel des Buches, mit an Voodoo und andere, viel ältere magische Rituale gemahnenden Praktiken konfrontiert. Zwar ist von Anfang an immer wieder von Séancen, selbst in allererlauchtesten Kreisen des Empire (Ihre Majestät, Königin Victoria höchstselbst, und ihre Vorliebe fürs Tischerlrücken werden erwähnt) die Rede, holt der Meisterdetektiv wiederholt die Expertenmeinung eines selbsternannten Mediums, das an den ganzen Spuk keinesfalls glaubt, aber gut daran verdient, ein und scheut sich auch nicht, das Alte Testament (Moses, Aaron, Pharao und die Hofzauberer, Ex. 7; 10 – 12) zu bemühen. Aber als
wissenschaftlich gebildeter Mann will Sherlock Holmes die von Watson geschilderten zauberischen Umtriebe nicht zur Kenntnis nehmen. Für die Auflösung der Rätsel des Bandes, darunter ein dekadenter Club von Rauschgiftsüchtigen und
geheimnisvolle, im akademischen London als Archäologen geschätzte Spiritisten, ist solch ein Hokuspokus auch gar nicht nötig. Außerdem sind die weiteren Attacken, die im Laufe der sich über ein Jahr am Ende des 19. Jahrhunderts hinziehenden Geschichte auf Holmes verübt werden, darunter hochgiftige,
rabiate Ameisen oder eine farb- und geruchlose, tödlich wirkende chemische Substanz, völlig ohne Magie auszuführen. Wäre das Buch übrigens erst im Feber 2017 und nicht bereits im Laufe des Vorjahres entstanden, könnte man an die Vorlage für jüngst in Kuala Lumpur stattgefunden habende Ereignisse, die einen bis dahin der Öffentlichkeit hinlänglich unbekannten Nordkoreaner betrafen, denken! Barbara Büchner deutet im Gespräch an, daß dies wohl ihr letztes Werk (nach mehreren Kurzgeschichten und zwei Romanen, „… und das verschwundene Dorf“, 2013, „… und die seltsamen Särge“, 2014, beide ebenfalls im Fabylon-Verlag erschienen) über das weltbekannte Ermittlergespann sein wird. „Sherlock Holmes und der Höllenbischof“, ist, wenn auch nicht der überraschendste oder vom Aufbau her gewagteste Band der Reihe, doch ein solide erzählter Kriminalfall, mit akribisch recherchiertem Hintergrundwissen angereichert. Wer mehr von dieser Art von mystischen, paranormalen Abenteuern des auch hier noch nüchtern wirkenden Detektivs lesen will, findet zumindest einen guten Einstieg ins Genre. Martin Lhotzky Barbara Büchner Sherlock Holmes und der Höllenbischof Band 7 der Reihe „Meisterdetektive“ FabylonVerlag 211 Seiten, EUR 15,40 9783943570809
Ein Schlag ins Unbekannte Der Roman „Der Club“ von Takis Würger wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Es bleibt lange unklar, wer nun die Hauptperson ist, aber vielleicht ist das auch nicht wichtig, weil jede Person ihre eigene Geschichte erzählt, die sich mit denen der anderen kreuzt und auch dadurch verändert wird. Es werden lauter einzelne Geschichten
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erzählt, die sich doch zu einer Großen formen lässt und sich auf unterschiedliche Spurensuche begibt: nach der eigenen Identität, nach verschiedenen Milieus und wie leicht es sich zwischen ihnen bewegen lässt, wie sich die eigene Person in diesem Gefüge findet und welchen Erwartungen sie entsprechen kann, darf und muss. Die lesende Person begleitet zunächst Hans auf dem Weg von seiner Kindheit bis zum Beginn seines Studiums. Da seine Eltern früh verstorben sind, übernimmt seine Tante Alex die Obsorge, nicht ohne eine Gegenleistung zu fordern. Diese bringt ihn nach Cambridge, dort soll er sich mit einem bestimmten Personenkreis befreunden und in den berühmt berüchtigten „Pitt Club“ eintreten. Die Fähigkeit zu boxen, die er von früh auf lernte, soll ihm dazu verhelfen. Gleichzeitig lernt er auf der Universität Charlotte kennen, die eine Studentin von Alex ist und die ihm ebenso dazu verhelfen soll, sich mit den Reichen und Schönen anzufreunden und sich vertrauensvoll in ihren Kreisen zu bewegen. Etwas Düsteres, dessen Ursprung verschwiegen wird, umgibt Charlotte und
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das Hans anspricht, der gleichsam eine andere Schwere mit sich trägt. Die Geschichte nimmt seinen Lauf und es ist interessant in dieses gesellschaftliche Gewebe, sowohl die der Universität als auch die der Upperclass einzutauchen, die manchmal aus der Last des Überflusses banalisiert wird und sich immer wieder neue Herausforderungen aus der Langeweile sucht. Letztlich geht es auch um Macht und welche Verantwortung damit eigentlich einhergeht. Und welche Lügen und Wahrheiten zur Aufdeckung von Verbrechen angewendet werden dürfen. Gerade in Zeiten wie diesen, wo es wieder verstärkt um Männerbünde und Stereotypen geht, ist dieser Roman eine Einladung sich auf den waghalsigen Weg zu machen, eigene Entscheidungen zu treffen und herauszufinden, was Stärke bedeuten kann. Clara Felis Takis Würger Der Club Kein und Aber 240 Seiten, EUR 22,70 9783036957531
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Der Norden als Paradies in Ascheschwaden Der italienische Süden ist eine Region wie keine zweite in Europa. Sein einzigartiges Flair und die nicht minder einzigartige Einstellung seiner Einwohner verleihen ihm etwas ganz und gar eigenes. Bittere Armut herrschte vor – und viele junge Süditaliener machten sich noch lange vor dem Erwachsensein auf den Weg in die Städte des Nordens, die ihnen nicht nur der Temperatur und des Wetters wegen kalt und grau erscheinen mussten. Klar … vor der Abreise (und da beginnt auch jene Geschichte, die uns Marco Balzano in „Das Leben wartet nicht“ erzählt) scheint es geradezu umgekehrt: Der Süden als triste Einöde, der Norden als verheißungsvolles Paradies. Ninetto, ein Kind eben dieses armen Siziliens der Nachkriegsjahre, ist einer von jenen, die sich auf den Weg machen. Sein Vater, der nach dem Schlaganfall seiner Frau sein Leben noch schlechter im Griff hat als zuvor, schickt seinen Sohn mit einem gemeinsamen Bekannten los um in einer der Fabriken des Nordens ein besseres Leben aufzubauen, als es vor Ort möglich gewesen wäre. Doch schon kurz nach der Ankunft entpuppt sich Mailand
nicht als farben- und formenprächtiges Paradies, sondern als Moloch für die Ausbeutbaren und Verzweifelten. Als er endlich, nach vielem Auf und fürchterlichem Ab, eine Gelegenheit bekommt die Schauplätze seines Lebens als alter Mann noch einmal zu durchstreifen, wird er etwas in den in Mailand nunmehr lebenden Afrikanern und Chinesen erkennen, was er schon lange überwunden glaubte: Seine eigene Vergangenheit. Das Buch erzählt also von jenem schweren Stand, den die Nachkriegsarmut den jungen Menschen aus den ärmeren Regionen Italiens beschert hat. Marco Balzano ist dabei sicherlich der richtige Autor dafür – seine eigenen Eltern waren aus dem Süden nach Mailand ausgewandert um den gleichen Verheißungen zu folgen wie sein Protagonist Ninetto. Man merkt, dass er weiß wovon er spricht, wenn er von den Entbehrungen und Zuständen in diesen Tagen spricht. Auch die einfache, klare Sprache, derer sich Balzano bedient und deren – soweit man das ohne die Lektüre des Original-Textes
sagen kann – Übersetzung ist ein Pluspunkt des Buches. Hie und da sind italienische Begriffe unübertragen zu lesen, was aber dem Flair des Buches keinesfalls schadet, sondern (meiner Meinung nach) eine gute Entscheidung war: So vergisst man, trotz aller Ähnlichkeiten der beschriebenen Situationen mit Schicksalen in anderen Städten, nie, dass man sich noch immer in Italien befindet. Jeden Italien, das vor allem im deutschen Raum eher als Urlaubsland wahrgenommen wird. Man kann mit diesem Roman viel über die Unterschiede zwischen den Regionen Italiens (oder besser noch: über jene zwischen Südund Mittel- oder Nordeuropäischen Landen) lernen. Und darüber, wie man sich selbst unter schwierigsten Bedingungen durchs Leben bringt. Wenn auch sicherlich nicht so, wie ich selbst (oder er) es sich gewünscht hätte. Lasst uns zusehen, dass solche Lebensläufe – wenn sie denn in Büchern und Zeitungen beschrieben werden – nicht mehr so glaubwürdig sind. Wer gerne von menschlichen Schicksalen liest oder sich Biographien vornimmt, dem kann ich das Buch sehr ans Herz legen. Daniel Scepka Marco Balzano Das Leben wartet nicht Diogenes 299 Seiten, EUR 22,70 9783257069839
Quisque, quasque, quousque tandem? In der alten römischen Republik, hauptsächlich in dem Jahr, als M. Tullius Cicero und C. Antonius Hybrida Konsuln waren (63 v.u.Z.), siedelt Lasse Holm den zweiten Teil seiner Trilogie um den makedonischstämmigen Arzt Demetrios an. Wer sich an den ersten Teil („Der Römer“, Sommer 2016) erinnert, kennt auch Demetrios' vollständigen römischen Bürgernamen: Lucius Cornelius (Sulla) Demetrios, da er vom Diktator Sulla persönlich aus dem Sklavenstand in die Freiheit entlassen wurde, was in Rom mit der Übernahme dessen Namens, optional ergänzt durch einen Zusatz (eben etwa den vormaligen griechischen Rufnamen beizubehalten), einherging. Seit damals und der Flucht des Medicus' mitsamt familia nach Athen sind rund zwanzig Jahre vergangen. Die Handlung in „Der Grieche“ setzt, es handelt sich ja um einen Kriminalroman, mit der Auffindung einer grausam zugerichteten Kinderleiche in einem Lagerhaus im Hafen Piräus ein. Als dann nach kurzer Zeit ein weiterer Bub aus dem Strichermilieu, der „Polizeihauptmann“ der griechischen Metropole und ein harmloser, älterer Lehrer
ermordet werden, hält auch Demetrios und seine halbwüchsige, hochintelligente Tochter Philomela nichts mehr in Athen. Die Aufklärung der Mordfälle schleppt sich dahin und ist am Ende ein wenig enttäuschend. Spätestens daran erkennt man, daß es Holm auch im zweiten Band nicht so sehr um Kriminalfälle als um ein Sittenbild der späten römischen Republik geht. Vergleiche mit unserer Gegenwart werden, das kann man ihm auf jeden Fall zugute halten, einigermaßen subtil gezogen. Bei Erscheinen der dänischen Originalausgabe („Grækeren“, Verlag/Forlaget Fahrenheit, April 2015) war zwar von der Kandidatur von Donald Trump für das Präsidentenamt der USA noch nichts zu ahnen, und es mag sein, daß die Übersetzung durch Kirsten Krause einige Anmerkungen zugespitzt hat, aber Verweise auf „alternative Fakten“ sind recht deutlich vorhanden. Auch im zweiten Teil schöpft Lasse Holm aus seiner laut Verlag acht Jahre dauernden Recherche und tatsächlich unterlaufen ihm keine derart groben Schnitzer wie teilweise noch im ersten Band. Das mag auch daran
liegen, daß diese Zeit der späten römischen Republik eine der am besten dokumentierten Epochen der antiken Geschichte überhaupt ist. Dennoch wissen wir gerade über die sogenannte Catilinarische Verschwörung nur einseitig, wenn auch tatsächlich zeitgenössisch, aus den Schriften Ciceros und, etwas später, Sallusts, der zwar Gegner Ciceros und Parteigänger Caesars war, aber wohl auch aus diesem Grund die möglichen Verwicklungen des späteren Diktators in die Pläne Catilinas in günstigem Licht darzustellen trachten mußte, Bescheid. Der Rest ist freilich dichterische Freiheit Lasse Holms. Anders als der Titel nahelegt, erfahren wir übrigens nur wenig über Griechenland und Athen – immerhin doch einiges im ersten Drittel –, aber wiederum mehr über Rom vor dem Pompeianisch-Caesarianischen Bürgerkrieg. Martin Lhotzky Lasse Holm Der Grieche Osburg Verlag 455 Seiten, EUR 12,40 9783955101336
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BUCHTIPPS FÜR JUNGE LESERINNEN UND LESER
Über die Glücksmomente Als Sophie zwölf wird, bekommt sie Besuch von einem Narren, der durch ihren Schrank in das Narrenreich hin und her wandnl kann. Sophie entdeckt mit ihm ein faszinierende Parallelwelt zu ihrem Alltag, der mit einem großen Bruder und einer alleinerziehenden Mutter nicht immer einfach ist. Mit der Zeit taucht sie immer tiefer in diese Welt der Narren und lernt mit großer Begeisterung die unterschiedlichen Narreteien kennen. Sie beginnt auch eine Ausbildung zur Närrin, weil das Narrenreich von dem bösen Narr Kiéron bedroht ist und sie als die Retterin des Reiches gilt. Um sich in Geduld zu üben, braucht es die Fähigkeit des Narritierens und der Erzeugung von Glücksmomenten, denn die halten die Narren am Leben, werden aber immer mehr von den Schwarznarren aufgesaugt, die bei den Erwachsenen nur Trübsal und Traurigkeit hinterlassen. Ob es Sophie gelingt über die Brücke der unmöglichen Möglichkeiten zu gehen und welchen Abenteuern und Herausforderungen sie noch ausgesetzt ist, wird nicht verraten.
Es sei aber gesagt, dass es ein schöne Geschichte über die Kraft von Fantasie und Freundschaft ist. “Sophie im Narrenreich” ist eine Mischung aus schon bekannten Fantasygeschichten, die sich aber mit Begriffen, die das Wort “Narr” enthält eine eigene Sprache schafft. Als Vielleserin von Fantasy sind die Ähnlichkeiten zu Dementoren und dem Kampf Gut gegen Böse manchmal zu einfach, aber als Einstieg in oder eine Weiterentdeckung der Vielfalt von Fantasy ist Sophie gut geeignet und eine in sich geschlossene Geschichte ohne den Drang Band für Band zu lesen oder auch auf die Fortsetzung warten zu müssen. Für junge VielleserInnen ab 11 und für alle anderen auch. Clara Felis Verena Petrasch Sophie im Narrenreich Beltz Verlag 536 Seiten, EUR 18,50 9783407822147
Gegensätze und Tierberge Susanne Straßer begeistert meinen zweijährigen Sohn und mich mit ihrem 3. Pappbilderbuch Aber der Reihe nach... Begonnen hat alles mit einem Elefanten, der wippen will, aber alleine geht’s nicht und schwer ist er obendrein. Wer gesellt sich also auf die andere Wipp-Seite? Im zweiten Buch sieht ein hungriger Bär hoch oben im Fenster einen Kuchen. Wer wird ihm dabei helfen eine
möglichst hohe Räuberleiter zu formieren? Und im Neuesten findet sich eine skurrile Tierschar im Bett wieder. Eines nach dem anderen wacht auf, weil zu durstig, den Kuschelhasen vergessen, zu alleine im Bett oder doch noch mal aufs Klo. Und außerdem fehlt der Gute-Nach-Kuss? Wer wird ihn wohl bekommen? In allen drei Geschichten taucht „das Kind“ auf, wunderbar geschlechtsneutral und eine perfekte Identifikationsfigur und markiert damit den Höhepunkt der Geschichte. Die dann einsetzenden Wendungen sind lustig, einfallsreich und liebenswert. Das trifft auch auf die Bilder zu. Sie sind
einfach gehalten und doch gibt es auf jeder Seite was Neues zu entdecken. Besonders angetan haben es mir die in jedem Buch vorkommenden „Tierberge“, wie sie sich zusammenstapeln und ergänzen ist wunderbar anzuschauen. Alle drei Geschichten sind sprachlich sparsam, leben aber von Wiederholung und lautmalerischen Tönen, was den (Mit)Lesespass der Zweijährigen zusätzlich erhöht. Lediglich einige Wörter werden österreichisch-affine Eltern abändern wollen. Aber das ist bei der „kleinen Raupe Nimmersatt“ ja auch nicht anders... Lena Samek Susanne Strasser Peter Hammer Verlag 24 Seiten, EUR 15,40 So weit oben 9783779504986 So leicht, so schwer 9783779505389 So müde und hellwach 9783779505648
Besuchen Sie uns im Internet oder zu einer unserer Veranstaltungen! www.literaturbuffet.com von dort geht's auch weiter zu Facebook und google+. Aber Ihr persönlicher Besuch ist uns natürlich noch lieber! Alle Veranstaltungen finden, wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, bei freiem Eintritt in Lhotzkys Literaturbuffet, Eingang Rotensterngasse 2, 1020 statt. Wir ersuchen aus organisatorischen Gründen um Platzreservierungen!
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VERANSTALTUNGEN
VERANSTALTUNGEN IM MÄRZ >> Donnerstag, 9. März 2017, 19:00 Uhr Berliner Abend mit Jana Volkmann und Markus Liske Zwischen Berlin und Asien bewegen sich die Protagonisten in Markus Liskes Roman »Glücksschweine« und Jana Volkmanns Roman »Das Zeichen für Regen«. Während für Max in »Glücksschweine« eine Reise nach Kambodscha zur Sinnsuche wird, macht Irene in »Das Zeichen für Regen« einen bewussten Schnitt und zieht nach Kyōto, um als Zimmermädchen in einem Hotel zu arbeiten. Beide blicken auf ihre Zeit in Berlin zurück und reflektieren die Lebensentscheidungen, die sie in die Ferne geführt haben. Jana Volkmann Das Zeichen für Regen Edition Atelier 208 Seiten, EUR 19,95 9783903005075 Markus Liske Glücksschweine Verbrecher Verlag 400 Seiten, EUR 22,70 9783957321626
>> Sonntag, 19. März 2017, 11:00 Uhr Krimifrühstück mit Anni Bürkl und Christine Neumeyer Die Literaturwissenschafterin Andrea Kreuter erforscht aktuell an der Universität Wien die Beliebtheit des Regio-Krimis. Anni Bürkl und Christine Neumeyer stellen sich bereits am 19. März die Frage - warum lieben wir Regionalkrimis so sehr? Die Autorinnen sprechen über das Spezielle dieses Krimisgenres, beleuchten ihre Tatorte und lesen aus ihren aktuellen Romanen „Spargelmorde“ (Christine Neumeyer) und „Puppentanz“ (Anni Bürkl) vor. Das Publikum ist eingeladen, Fragen zu stellen. Christine Neumeyer Spargelmorde Kriminalroman Verlag 232 Seiten, EUR 12,99
Anni Bürkl Puppentanz Gmeiner Verlag 249 Seiten, EUR 10,30
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DIE LETZTE SEITE
Edi Erdmanns letzte Worte
Stellen Sie sich doch einmal eine Welt vor, in der ich nicht so schreiben könnte, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Grauenvoll, ich weiß - aber stellen Sie sich diese Welt ruhig einmal vor. Würden da, am Ende unserer Buchstabensuppe, nicht stets ein paar Zeilen fehlen? Ein paar "letzte Worte", die nicht nur noch einmal schnell darauf hinweisen, was in nächster Zeit in unserem Literaturbuffet so los ist, sondern die gleich auch noch eine Menge Lehrreiches verbreiten? Eben! Nun ... ungefähr so (wenn auch nicht ganz so grau und düster) könnten Sie sich eine Welt ohne die unabhängigen Verlage vorstellen. Das sind jene Pioniere, die Ausnahmetalenten wie mir* die Möglichkeit bieten zu einem Publikum zu finden. Sie stellen sicher, dass nicht nur literarische Stangenware vorhanden ist. Sehen Sie sich
doch nur einmal die Teilnehmer-Liste an unserer Indiebookday-Veranstaltung an! Auf den ersten Blick sieht es aus wie Kraut und Rüben - ich aber sehe vielmehr eine bunte Blumenwiese, auf der sich alles wild entfalten kann**. Der Indiebookday ist der optimale Zeitpunkt sie alle kennen zu lernen: Autoren und Autorinnen, Verleger und Verlegerinnen. Im Viertelstundentakt wechseln sie sich ab, stellen sich vor und lesen vielleicht das eine oder andere vorbereitete Stück aus ihren Werken. Und anschließend bietet sich immer die Gelegenheit sich miteinander zu unterhalten. Ich hoffe also, wir sehen uns dort. Ich werde auf jeden Fall wieder mit dabei sein. Ich freue mich schon auf Sie! *) Bis jetzt hat mich ja noch kein Verlag gefragt. Wohl zu schüchtern. Ich nehme an, es liegt an meiner beeindruckenden Persönlichkeit. **) Habe ich das nicht schön gesagt? Hätten Sie bestimmt nicht so hinbekommen. DAS meine ich mit "Ausnahmetalent"!
Neue Öffnungszeiten Montag geschlossen! Dienstag ‐ Freitag von 9.00 ‐ 18.00 Samstag von 09.00 ‐ 13.00 Veranstaltungen: Veranstaltungen finden immer in der Rotensterngasse 2, 1020 Wien statt. Der Eintritt ist frei. Wir ersuchen um Platzreservierungen! Kontakt: Tel: +43 1 276 47 36 Fax: +43 1 276 47 36 Mobil: +43 6991 585 16 68 mail: office@literaturbuffet.com Web: www.literaturbuffet.com
Impressum Eigentümer, Verleger, Druck: Lhotzkys Literaturbuffet / Andrea Lhotzky Druckort: Wien Preisangaben ohne Gewähr Wer einen Druckfehler findet, darf ihn behalten.
Eine Frage der Würde Oft bedarf es nicht vieler Worte um etwas zu sagen. Manchmal verhält es sich geradezu umgekehrt. Wie viele Situationen gibt es, in denen wir uns durch das merkwWÜRDigE, unverständliche Verhalten anderer Menschen irritiert fühlen? Orientierungslos? Wie oft spüren wir dann, dass wir etwas tun sollten - wissen aber nicht was genau? In "Was WÜRDEst Du tun?" werden wir (und unsere Kinder) mit vielen solchen Situationen konfrontiert; lassen uns gemeinsam irritieren und haben so die Möglichkeit über das zu sprechen, was sonst vielleicht auf der Strecke bliebe: Das, was wir in einem solchen Moment tun oder unterlassen sollten. Die geschmackvollen Zeichnungen sind auch für jüngere Kinder gut verständlich und trotz ihrer oft recht pikanten Inhalte zu
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keinem Zeitpunkt Anlass zu unangebrachter Erheiterung. Ganz im Gegenteil. Die erdigen Farben und der kurze Text unter den Bildern verwandeln die Illustrationen in Vermittler zwischen der für Kinder oft beängstigenden Erfahrung mit scheinbar unberechenbarem Verhalten Erwachsener (zum Beispiel der Suche nach Essbarem im Müll) und den Geschichten, die dahinter stehen könnten. Dabei bleibt viel dem Gespräch zwischen den Kindern und den vorlesenden Erwachsenen überlassen. Vorschläge enthalten die Seiten jedenfalls nicht, setzen vielmehr darauf, dass wir uns in die Situation des anderen versetzen und daraus unsere Schlüsse ziehen. Gemeinsam. Manche Kinderbücher sollten nicht nur von Kindern gelesen werden.
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Daniel Scepka
Karin Guss, Tobias Krejtschi Was WÜRDEst du tun? Michael Neugebauer 32 Seiten, EUR 10,30 9783865663085