Taborstraße 28 (Eingang Rotensterngasse 2), 1020 Wien Tel.: +43 1 276 47 36 | office@literaturbuffet.com | www.literaurbuffet.com
Newsletter
Juli 2017
Oh ja, es ist möglich! 1935 erschien der Roman „It Can’t Happen Here” (dt. Erstausgabe Das ist bei uns nicht möglich, übersetzt von Hans Meisel in Amsterdam 1936) des amerikanischen Literaturnobelpreisträgers Sinclair Lewis (1885 – 1951). Lewis, der nach dem Studium an der angesehenen Yale-Universität mit sozialistischen Kreisen um Jack London in Kontakt gekommen war und mit letzterem eng zusammengearbeitet hatte, machte sich in den zehner und zwanziger Jahren mit sozialkritischen, meist satirischen, Romanen wie „Babbitt” oder „Elmer Gantry” einen Namen. „Was ist nicht möglich”, fragt man sich, wenn man diesen nun bei Aufbau neu aufgelegten Titel vor sich sieht? „Das” sei in den USA nicht möglich, hört der liberale Zeitungsmacher Doremus Jessup immer wieder, wenn er, ein kritischer Geist, vor der Gefahr einer faschistischen Bewegung in den USA warnt. Lewis’ Roman ist kontrafaktisch – er beginnt im Jahr, in dem er geschrieben wird und beschreibt den Aufstieg des nicht wirklich hellen Senators Berzellius „Buzz” Windrip zum Führer einer „Bewegung der vergessenen Männer”, einer Allianz aus Kriegsveteranen und Offizieren, Geistlicher unterschiedlichster Provenienz, ewig zu kurz Gekommener, Glücksritter, verängstigter Kleinbürger … Das ideologische Mastermind hinter Windrip, dessen brachialer Redestil abschreckt und gleichzeitig fasziniert, ist der gelernte Journalist Lee Sarason, der den Senator schließlich ins Weiße Haus bugsiert – und dann staunen alle, was möglich ist. In kürzester Zeit entsteht im Schoß der „Vergessenen Männer” eine „Bewegungsmiliz” der „Minuten-Männer” (eine Anspielung auf die Miliz der Siedler der Neuenglandstaaten im Krieg gegen die Briten), die im Stil der italienischen Squadristi und der deutschen SA jede Opposition zu Windrip zerschlagen. Schulen
und Zeitungen werden gleichgeschaltet, die Gewerkschaften „verstaatlicht”, und als die Teile der Bevölkerung, die Windrips sozialer Demagogie während seines Wahlkampfs geglaubt haben, nun die Erfüllung seiner Versprechen einfordern, warten Arbeits- und später Konzentrationslager auf sie. Gut amerikanisch wird der Rassenhass gegen Schwarze ebenso geschürt wie die antisemitische Karte gespielt. Ein Populist im Weißen Haus? Ein rechter Medienmann an seiner Seite? Kein Wunder, dass das Buch, für das Lewis beim Erscheinen als Nestbeschmutzer und Staubaufwirbler gescholten wurde, jetzt in den USA ein Bestseller ist. Lewis hat viel in dieses Buch hineingewoben. Unzweideutig spielt er in manchen Passagen auf den Gouverneur von Louisiana Huey Long (1893 – 1935) an, der ähnlich Windrip als Verteidiger der Unterschichten auftrat und gleichzeitig über tausend Fäden mit der Großfinanz und den alten Eliten verbunden war; oder auf den Bürgermeister von New Jersey, Hague, der sich brüstete, die Stadt „gewerkschaftsfrei” gemacht zu haben; oder den katholischen Radiopriester Coughlin, der vom Unterstützer des New Deal zum landesweiten Sprachrohr einer protofaschistischen Protestbewegung wurde. Lewis beschreibt klarsichtig, wie ein faschistisches Regime letzten Endes die eigene Massenbasis auffrisst, wie Machtkämpfe und Intrigen die innere Führungsschicht aushöhlen und spalten. Im Zentrum seiner Kritik steht aber der liberale Irrglaube, ein Faschismus wäre in den USA nicht möglich. Oh doch, er ist es. In seinem
Standardwerk „Anatomie des Faschismus” hat der US-Historiker Robert Owen Paxton 2004 angemerkt, dass ein authentischer amerikanischer Faschismus sehr wohl möglich sei – er werde nur ein eigenes Gesicht und einen anderen Namen tragen. Kurt Lhotzky
Sinclair Lewis Das ist bei uns nicht möglich AufbauVerlag 448 Seiten, EUR 24,70 9783351036966
BUCHTIPPS
1972 - Als die Welt sich schneller drehte Das war ein heißer Sommer, damals 1972. Nicht nur vom Wetter her. In Vietnam gingen die amerikanischen Truppen zu Bombenangriffen auf den Norden über, in den USA selbst brandete eine massiv Antikriegsbewegung hoch, die WatergateAffäre bricht auf, Ulrike Meinhof wird verhaftet … Die weltpolitischen Verwerfungen erfassen sogar Östereich, die „Insel der Seligen”, und da sogar die oberösterreichische Provinz. Mick, Mü, Hendrix, Candy, Taylor sind eine Clique junger Burschen, die den heißen Sommer ‘72 nicht nur, aber sehr wesentlich, im Strandbad von Vöcklabruck zubringen. Ihre Namen sagen alles: Mick, eigentlich ein richtiger Ernst, eifert der Stones-Größe Jagger nach, Hendrix – na wem wohl? Candy ist der Intellektuelle, er labert alle mit Camus nieder… Sie suchen einen Ausweg aus der provinziellen Öde, sie ziehen sich die neuesten Platten ‘rein und wollen auch in ihrer verschlafenen Heimatstadt etwas für die Revolution tun. Kurt Palm wird mit diesem Roman vermutlich die eine oder andere Leserin, den einen oder anderen Leser, enttäuschen: Hier wird nicht primär auf hohem Niveau
geblödelt – auch wenn das Buch viele ausgesprochen komische Sidesteps zulässt, ist es doch ein wirklich großartiger und ernsthafter Roman. Palm gehört nicht zur Riege derjenigen, die retrospektiv, von der hohen Warte des Erfolgs, mitleidig lächelnd die eigene Jugend und ihre ganze Generation ins Lächerliche ziehen, bloß weil sie selbst jetzt zum Establishment gehören. Seine fünf Freunde sind furchtbar authentisch – mit ihren Sehnsüchten, ihrer Tollpatschigkeit, ihrer Schüchternheit, ihrem Mut und ihrem Scheitern.
Das ist kein Buch für die Generation +50 – es ist ein Roman, der auf eine großartige Art und Weise ein Stück Alltagsgeschichte erzählt. Auch wenn es in diesem Zusammenhang paradox klingen mag: „Strandbadrevolution“ sollte schleunigst in den heimischen Schulen gelesen werden. Kurt Lhotzky Kurt Palm Strandbadrevolution Deuticke 255 Seiten, EUR 20,60 9783552063372
Magnum Manifesto 2017 feiert die legendäre Fotoagentur „Magnum“ ihren siebzigsten Geburtstag. Die Großausstellung „magnum manifesto” zieht eine außergewöhnliche Bilanz dieser sieben Jahrzehnte, in denen Magnum die zeitgenössische Fotografie wesentlich mitgeprägt hat. Es ist ein großes Glück, dass sich die Ausstellung und der hervorragende gleichnamige Katalog auf eine ebenso bemerkenswerte Dissertation von Clara Bouveresse über „Magnum“ stützen können. Die Doktorarbeit der jungen französischen Fotohistorikerin ist unter dem Titel „Histoire de l’agence Magnum – L’art d’être photographe” beim renommierten Flammarion-Verlag in Paris erschienen. Bouveresse stützt sich auf lange ignoriertes Archivmaterial und kann dadurch einige Mythen widerlegen, die Magnum von seiner Geburtsstunde an begleitet haben. Sie tut dies auf eine ausgesprochen liebenswürdige Art. Sie will niemanden entlarven, und indem sie die Fakten korrekt präsentiert, zerstört sie die Mythen nicht, sondern situiert sie in einem breiteren und komplexen Kontext, der ihre Entstehung verstehen lässt. Natürlich hat es Stil, wenn der Legende nach Robert Capa, William Vandivert, Henri Cartier-Bresson, George Rodger und David Seymour im Frühjahr 1947 bei einem
2
Mittagessen in der Cafeteria des MoMA (Museum of Modern Art) in New York eine Magnumflasche Champagner köpften und dabei eine ganz besondere FotografenKooperative gründeten, um den Fotografen endlich zu ihrem Recht auf ihre Werke zu verhelfen. Und natürlich stand die MagnumFlasche Champagner bei der Namensgebung der kooperativen Agentur Pate. Nicht in der Anekdote erwähnt werden die beiden weiblichen Gründungsmitglieder Maria Eisner und Rita Vandivert, die immerhin die erste Magnum-Präsidentin war. Gerade im Zusammenhang mit Robert Capa wäre es aber falsch, jedes seiner Worte über die Gründung der Agentur auf die Goldwaage zu legen. So wie die anderen Gründer von Magnum hatte sich Capa seit dem Spanischen Bürgerkrieg einen Namen gemacht. Das sogar wortwörtlich. Aus dem ungarischen Fotografen Endre Friedmann hatte sich der international berühmte Robert Capa gehäutet. Er gilt als einer der großen Neuerer des Fotojournalismus. Henri Cartier-Bresson wiederum wird als Fotokünstler und Meister des Goldenen Schnitts verehrt (auch wenn seine Fotoreportagen Maßstäbe gesetzt haben). Der gebürtige Pole David Seymour hatte sich ebenfalls auf den Schlachtfeldern Spaniens als Fotoreporter hervorgetan. William Vandivert und George Rodger hatten
www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68
als Kriegsreporter den Kampf der Alliierten gegen Nazideutschland begleitet und dann die Situation in Nackriegseuropa dokumentiert. Da wäre es doch wirklich viel zu prosaisch, die Gründung der Agentur an der Hinterlegung einer Satzung beim New Yorker Handelsgericht festzumachen, oder nicht? Genau diese Satzung aber zeigt, wie viel Denkarbeit hinter der Schaffung einer Agentur steckte, die völlig verschiedene Fotografinnen und Fotografen zusammenführen und deren Interessen vertreten wollte, ohne einen Einheitsstil vorzuschreiben. Vereinfacht ausgedrückt waren die Fotografinnen und Fotografen vor Magnum billige Lohnsklaven der Magazinherausgeber. Einmal veröffentlicht, verloren sie jedes Recht am Negativ. Sie hatten keinen Einfluss, welche Bildunterschriften unter ihren Fotos abgedruckt wurden, sie konnten nicht entscheiden, in welchem Kontext ihre Fotos erschienen. Das wurde mit Magnum anders. Als Pool hervorragender und selbstbewusster Fotografen und Fotografinnen begann Magnum, die Bedingungen für den Abdruck der Fotos der Mitglieder der Kooperative zu diktieren. Verwertungsrechte und Negative blieben jetzt bei den Fotografen und
BUCHTIPPS Fotografinnen, und damit eröffnete sich ein völlig neuer Weg, um Ausstellungen oder Fotobücher zusammenzustellen. Kein Wunder, das mit Magnum auch die Glanzzeit des Fotobuchs begann. Zugleich formulierte die Magnum-Charta hohe ethische Ansprüche. Im weitesten Sinn lässt sich die Geschichte Magnums in die Geschichte der Schule der humanistischen Fotografie einreihen. „Magnum Manifesto” beschönigt die Konflikte zwischen den MagnumGesellschaftern nicht. Die Agentur war natürlich einem Wachstumsprozess unterworfen. Schon früh wurde etwa die aus Österreich gebürtige Fotografin Inge Morath in die Kooperative aufgenommen. Der Tod Capas 1954 in Vietnam durch eine Landmine und die Erschießung Seymours in Ägypten 1956 änderten natürlich auch das Klima im Kollektiv. Die ausgeklügelte und langwierige Prozedur der Aufnahme neuer Mitglieder barg immer wieder Zündstoff in sich. Der Aufbau des bei Schirmer Mosel auf Deutsch erschienenen, 416 Seiten starken und daher buchstäblich gewichtigen Katalogs, ist elegant, übersichtlich und wohldurchdacht: Die Einleitung von Clément Chéroux umreißt nicht nur kurz die Geschichte der Agentur, sie weist auf Problemfelder hin, die sich aus dem ambitionierten Konzept der „Gründerväter” (und der verschwiegenen Mütter) ergeben haben. Näher ausgeführt wird das im schönen Beitrag von Clara Bouveresse „Nichts als Champagner” (ein Zitat von Rita Vandivert, die dem Fotografen George Rodger zum ersten Geburtstag Magnums ebendies – „nichts als Champagner” – versprach). Der erste Teil umfasst die Jahre 1947 – 1968:
„Menschenrechte und menschliches Unrecht” (im englischen Katalog gibt es hier das Wortspiel “human rights and wrongs”). Die Fotoauswahl in allen Teilen des Katalogs lässt so gut wie alle Magnum-Fotografinnen und Fotografen zu Wort kommen, aber ohne einen künstlichen Anspruch auf Parität. Es geht darum, den für jede Phase der MagnumGeschichte typischen Geist wiederzugeben. Der I. Teil zeigt, wie unterschiedlich der
humanistische Anspruch der Charta umgesetzt wurde – sei es Erich Hartmanns Essay über das „täglich Brot” oder die Beiträge zur „Generation X”, dem ambitionierten Versuch, die Weltjugend darzustellen. Ein Exkurs „Amerika in der Krise” leitet zu Teil II über: „Ein Inventar der Differenzen”. Randgruppen, Randerscheinungen, von der Gesellschaft versteckte oder weggesperrte stehen hier im Zentrum. Bilder aus psychiatrischen Anstalten ebenso wie die
legendäre Studie von Josef Koudelka, „Gypsies”, oder Susan Meiselas „Carnival Strippers”. Der Zeitraum des II Kapitels geht von 1969 bis 1989 – hier setzt Teil III ein: „Endzeitgeschichten”. Natürlich beginnt alles mit dem Fall der Berliner Mauer und der Zersetzung der Sowjetunion. Hier finden wir Bilder aus dem berühmten Fotoessay von Thomas Dworzak über die Taliban ebenso wie Donovan Wylies Besuch im damals schon stillgelegten nordirischen Hochsicherheitsgefängnis („Her Majesty's Prison) Maze“. Der Epilog, „Magnum ist …” enthält nicht, wie es verlockend gewesen wäre, Bonmots und kurze Sentenzen über die Agentur – hier werden Briefe und schriftliche Diskussionsbeiträge von Mit-gliedern der Kooperative abgedruckt, die zeigen, wie lebendig, intellektuell und empathisch die Idee Magnum in diesem 70 Jahren diskutiert wurde. Hoffen wir, dass die Magnum-Ausstellung auch in Österreich zu sehen sein wird. Einstweilen können wir uns aber an diesem wirklich bemerkenswert schönen Buch erfreuen. Kurt Lhotzky Magnum Manifesto Herausgegeben von Clément Chéroux In Zusammenarbeit mit Clara Bouveresse Aus dem Englischen von Saskia Bontjes van Beek Schirmer/Mosel 416 Seiten, über 450 Bilder, davon 190 in Farbe, EUR 51,20
Wiens düstere Seiten und ein Mord in Afghanistan Am Anfang stirbt ein Gouverneur in Afghanistan. Was hat sein Tod durch die geübte, ruhige Hand eines Scharfschützen mit dem Verschwinden der Tochter einer prominenten Politikerin in Norwegen zu tun? Was treibt eine Sekte mit dem harmlosen Namen „Gottes Licht” auf einem gut abgesicherten Gutshof vor den Toren Oslos? Und warum finden die Ermittler um Hauptkommissar Fredrik Beier im labyrinthartigen Kellersystem unter dem Bauerngehöft ein hochmodernes Labor? Immer vertrackter werden die Spuren, auf die Beier und seine Leute stoßen. Eines aber kristallisiert sich aus dem Dunkel der
Morduntersuchung heraus – die Spur führt in die Vergangenheit, in die dunklen 20er Jahre in Wien, eine Zeit, an die sich manche nicht gerne erinnern wollen, wenn es um die Mitschuld der „Ostmärker” am Rassenwahn der Nazis geht … Ingar Johnsrud hat einen rasanten Erstlingsthriller verfasst, und der Rezensent wartet bereits auf neue Fälle rund um Fredrik Beier! Kurt Lhotzky Ingar Johnsrud Der Hirte Blanvalet 510 Seiten, 15,50 EUR 9783764505875
www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68
3
BUCHTIPPS
Der Mörder ist immer der Maurer Der Zug von London nach York hält mitten auf offener Strecke – Notbremsung, ein Passagier wurde ermordet. Schlecht für Chief Inspector Donald Swanson vom Scotland Yard, ist er doch in ebendiesem Zug, um gemeinsam mit seiner Familie zum lange geplanten Urlaub in seine Heimat Schottland zu reisen. Das kann er sich also schon einmal abschminken. Die Identifizierung der Leiche birgt einige Probleme, bei ihr findet sich nämlich nur ein Schreiben in einer Geheimschrift, adressiert an einen gewissen „Jeremia Stone“. Der – offenbar einzige – Träger dieses Namens entpuppt sich aber etwas später als quicklebendig. Immerhin, nach dem verpatzten Urlaubsbeginn kann Swanson sich glücklich schätzen, über genügend Ermittlungserfahrung zu verfügen und gleichzeitig Freimaurer zu sein, denn auf diesem Weg kann er doch noch die Identität des Toten, ebenfalls ein Logenbruder, lüften. Weniger schön ist jedoch die Aufkärung des Verbrechens für den Inspector, da er erkennen muss, dass der Mörder gleichfalls den Freimaurern angehört. Aufgrund der in dem verschlüsselten Schreiben benützten Schrift – übrigens, die etwas Älteren unter uns erinnern sich möglicherweise noch an die sehr ähnliche Schrift „DADA URKA“ aus „Geheime Tips von Donald Duck“, Delphin Verlag, zirka 1971, einem echten Freimaurer Code nachempfunden – lag dieser Verdacht allerdings ohnedies nahe.
„Inspector Swanson und das Schwarze Museum“ ist bereits der vierte Roman von „Robert C. Marley“ (selbstverständlich ein Pseudonym) mit dem seinem realen Vorbild wohl nicht ganz unähnlichen Chief Inspector in der Hauptrolle. Donald Sutherland Swanson (1848 – 1924) diente der Londoner (Metropolitan) Police von 1868 bis zu seiner Pensionierung 1903 und war einer der Hauptermittler in den Whitechapel Morden, besser bekannt unter dem mutmaßlich von der damaligen Presse aufgebrachten
Schlagwort „Jack the Ripper“. Marley hat sich tatsächlich seit langer Zeit in die Materie eingearbeitet, begann er doch seine schriftstellerische Karriere mit Reiseführern zu Schauplätzen meist blutiger Verbrechen in England des XVIII. bis XX. Jhdts. Das ebenfalls real existierende „Schwarze Museum“ im Hauptquartier von Scotland Yard ist ihm selbstverständlich bestens vertraut. Obwohl kein genaues Datum bekannt, wurde das Museum wohl tatsächlich 1894, dem Jahr, in dem der vorliegende Kriminalfall angesiedelt ist, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Während die, zugegeben originelle Lösung, die er 2015 in „Insp. Swanson und der Fall Jack the Ripper“ (ebenfalls bei Dryas erschienen) für die notorische Mordserie präsentierte, nicht sein ganzes Publikum restlos überzeugen konnte, verschafft uns Marley mit seinem neuen Roman jedenfalls wieder durchaus kurzweilige, spannende und darüber hinaus erfreulich logisch komponierte Lektüre. Martin Lhotzky Robert C. Marley Inspector Swanson und das Schwarze Museum Ein viktorianischer Krimi. Dryas Verlag 259 Seiten, EUR 10,90 9783940855695
Vom Schein und Scheinen In ihrem neuen Roman widmet sich Toni Morrison zum einen zwei ihrer großen Themen: dem Rassismus und der Diskriminierung. Als drittes schwerwiegendes Thema stellt sie sich dem Kindesmissbrauch. Mit sehr direkter und eindringlicher Sprache, die lediglich an einigen wenigen Stellen von einem Maß an magischem Realismus
4
gebrochen wird, entwickelt die Literaturnobelpreisträgerin eine Dringlichkeit, die diesen Themen gebührt. Im Mittelpunkt des Romans stehen Lua Ann und ihre Mutter Sweetness, die aus Überforderung und Angst von klein auf sehr hart, distanziert und streng zu ihrer Tochter ist, was diese als eine Art Trauma in sich trägt und direkt und indirekt mit dem biologischen Zufall, dass ihre Haut sehr dunkel ist, zusammenhängt. Die Mutter erschrickt vor der Hautfarbe ihrer eigenen Tochter und möchte diese in ihrer Kindheit möglichst wenig berühren. Lua Ann gelingt es jedoch, diesen Mangel an Nähe, Lob und Zuneigung, diese indirekte Gewalt, in eine ungemeine Stärke und Zielstrebigkeit umzuwandeln. Dem ihr vielfach in ihrem Leben entgegengebrachten Rassismus begegnet sie, indem sie den visuellen Effekt, den der biologische Zufall ihrer dunklen Haut auf manche ausübt, bewusst unterstreicht, indem sie nur strahlend weiße Kleidung trägt. Als sie von ihrem Freund verlassen wird, nimmt sie jedoch plötzliche drastische Veränderungen an ihrem Körper wahr. Ein zweites Ereignis, das mit diesem
www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68
körperlichen Wandel zusammenfällt, ist, dass sie von einer Frau, die wegen Kindesmissbrauchs ins Gefängnis kam und nach 15 Jahren vorzeitig entlassen wurde, und der Lua Ann nach deren Entlassung heimlich mit dem Auto folgt, zusammengeschlagen wird. Warum Lua Ann überhaupt wusste, wann die Frau entlassen wird und warum sie von ihr, als sie aufeinandertreffen zusammengeschlagen wird, dazu muss an dieser Stelle geschwiegen werden. Denn das wollen Sie wohl selbst entdecken. Wie auch die weiteren Perspektiven und Geschichten, die Morrison mit gewohnter Sprachgewalt in diesen Roman einwebt. Dass dieses Buch nicht eines der leicht verdaulichen Sorte ist, muss wohl nicht betont werden. Dass es jedoch ein weiterer wertvoller und wesentlicher Beitrag der engagierten Autorin ist, will betont werden. Linus Rübe Toni Morrison Gott, hilf dem Kind Rowohlt 203 Seiten, EUR 20,60 9783498045319
BUCHTIPPS
Der alte Mann und die Schrift
In nicht allzu ferner Zukunft – Houellebecqs „Unterwerfung“ scheint da schon längst wieder überwunden, für Religionen interessieren sich nur mehr ein paar stadtbekannte Sonderlinge – wird der Historiker und Archivar Mohammed Makassar von seinem Arbeitsplatz im Pariser „Prädigitalen Archiv“ in den „wohlverdienten Ruhestand“ weggelobt. Das wäre an sich nichts Besonderes, denn auch im Jahre 2081 wird man mit etwa achtzig Lenzen auf dem Buckel durchaus eine gewisse Pensionsberechtigung erworben haben. Seltsam scheint ihm daran allerdings, dass just wenige Wochen zuvor einige Pergamentseiten in seine Hände gelangt
waren und er, ermuntert von einer Fremden, die sich lediglich mit dem Namen „Anna“ vorstellt, auf einem internationalen Kongress von Mittelalterforschern und Kryptologen, also gleichfalls stadtbekannten Sonderlingen, die sich einem Leben mit Chiffren, Codes und Geheimschriften verschrieben haben, über diese Blätter einen Vortrag hielt. Die Schrift auf diesen Pergamenten entspricht übrigens in weiten Teilen den – tatsächlich bis heute nicht entschlüsselten – Zeichen des „Voynich-Manuskripts“, benannt nach Michał (Habdank-)Wojnicz, der das Manuskript 1912 erwarb und das lange nach dessen Tod in das Eigentum der „Beinecke Rare Book And Manuscript Library“ der Yale Universität (Connecticut, U$A) überging. Makassar, selbstverständlich ein ausgewiesener Kenner jenes mysteriösen Konvoluts spätmittelalterlich vollgeschriebener und reich illustrierter Manuskriptseiten, nützt nun, wiederum angestachelt von der offenbar halb so alten „Anna“, in die sich der muntere Greis auch ein bisschen verliebt hat, seine neu gewonnene Freizeit, um den Ursprüngen des „Voynich-Manuskripts“ auf den Grund zu kommen. Die Hauptspur aus den jüngst entdeckten Pergamenten führt ihn nach Venedig. Hier stößt er, etwa zur Hälfte des Romans, auf ein Tagebuch eines Kopisten aus dem 15. Jhdt. Die Erkenntnisse daraus breitet er, bzw. sein Autor, der gebürtige Wiener Harald A. Jahn, Photograph und bislang Autor von Stadtreiseführern, der mit „Das verdammte Manuskript“ nun zum ersten Mal einen Spannungsroman vorlegt, vor uns aus,
bis sich auf den letzten etwa fünfzig Seiten die Ereignisse dramatisch zuspitzen. Selbst die katholische „Kongregation für die Glaubenslehre“, besser bekannt unter ihrem früheren (inoffiziellen) Titel „Heilige Inquisition“, darf einen, allerdings nicht ganz unerwarteten, Auftritt hinlegen. Während eine kinematographische Umsetzung des Inhaltes von einem – offensichtlich stärkeren Tobak gewohnten – Publikum in Entenhausen wohl mit den Worten: „So ein Mistfilm! Nur drei Tote in der Stunde!“, kommentiert würde – tatsächlich kommt es (ohne die Vorgeschichte zu berücksichtigen) zu genau einem Todesfall, zwei bis drei Diebstählen und ebenso vielen Erpressung(sversuch)en; für einen „MysteryThriller“, wie es im Klappentext heißt, also wirklich wenig blutrünstig –, muss man Jahn auf jeden Fall ein großes Interesse und akribische Recherche für seinen Gegenstand, eben jenes titelgebende „verdammte“ Manuskript, zu Gute halten. Bei der Liebesgeschichte und bei der Erwähnung diverser futuristischer Modetorheiten hätte er sich durchaus einschränken dürfen, aber viele der aktuellen Anspielungen, für die Makassars Archivartätigkeit willkommenen Vorwand liefern, möchte man keinesfalls missen. Es heißt ja nicht umsonst: „Nobody expects the Spanish Inquisition“! Martin Lhotzky Harald A. Jahn Das verdammte Manuskript PROverbis Verlag 307 Seiten, EUR 24,00 9783902838292
Ver.Antwort.Licht Marvin ist Werbetexter in einer Firma, die Werbung für Großkonzerne gestaltet, die sich ohne Rücksicht auf Verluste im besten Licht zeigen wollen. Mit der Zeit entwickelt Marvin ein kritisches Bewusstsein und untergräbt die ihm gestellten Aufgaben, bis er eines Tages bei einer Präsentation mit den Verantwortlichen einer Ölfima das Fass zum Überlaufen bringt und gefeuert wird. Entgegen seiner sonstigen Einstellung begibt er sich auf eine Demonstration, wo er in einen Konflikt mit der Staatsgewalt gerät aber gerettet wird. Als Retter entpuppt sich Lennart, der ihn in ein Camp bringt, in dem schon einige andere Charaktere wohnen, die von jenem Lennart eingesammelt wurden und die sich „Reisende“ nennen. In der Zeit seiner Rekonvaleszenz wird Marvin mit dieser bunten Mischung von Menschen vertraut, die sich abseits der Konsumgesellschaft wieder erden wollen. „Erden“ ist dabei wörtlich zu verstehen, da sie versuchen, möglichst autark zu leben. Marvin wird langsam in diese Gruppe eingeführt und muss einige Prüfungen
bestehen, um aufgenommen zu werden und sich an Aktionen zu beteiligen. Denn der andere Zweck der Gruppe ist der Versuch, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Wobei immer die Frage mitschwingt, ob und bis zu welchem Grade Gewalt dafür zielführend ist oder nicht. Marvin hinterfragt sich dabei immer wieder selbst, was wohl das Richtige ist. Ob es eine Antwort darauf gibt, wird nicht verraten. Nils Honne lässt den Protagonisten Marvin in seinem Debütroman „Corporate Anarchy” jedenfalls eine Bandbreite von verschiedenen antikapitalischen Gegenbewegungen erleben. Ein Roman, der zum Nachdenken anregt und manchmal sehr schonungslose Beschreibungen liefert. Einen einfachen Weg gibt es wohl für niemanden. Clara Felis Nils Honne Corporate Anarchy Divan Verlag 256 Seiten, EUR 16,40 9783863270384
www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68
5
BUCHTIPPS
Tyrannei versus Zivilcourage Timothy Snyder entwirft in seinem neuen Band „Über Tyrannei – Zwanzig Lektionen für den Widerstand“ in der heutigen Zeit. Diese reichen von „Leiste keinen vorauseilenden Gehorsam“, „Verteidige Institutionen“, „Hüte dich vor dem Einparteienstaat“, über „Setze ein Zeichen“, „Frage nach und überprüfe“, „Engagiere dich für einen guten Zweck“ bis hin zu „Achte auf gefährliche Wörter“ und „Sei so mutig wie möglich“. Animiert durch die politischen Veränderungen in den USA und in Europa legt er mit diesem Bändchen einen engagierten Beitrag vor, der jedefrau und jedermann ansprechen soll. In den einzelnen Beiträgen spricht er vielerorts von „dem Präsidenten“, gegen dessen Agieren er sich – und nicht nur in dieser Schrift – richtet. Doch nimmt der Autor auch auf zahlreiche andere Beispiele der jüngeren Geschichte Bezug und verknüpft einige seiner Manifest-Punkte mit Entwicklungen vor und während
der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Er erinnert an den Terror des nationalsozialistischen Regimes, aber erwähnt auch Beispiele unglaublicher Zivilcourage. So nennt er zahlreiche Möglichkeiten des Widerstandes und bringt uns zeitgleich einige Lehren der Geschichte des 20. Jahrhunderts bei, die nicht vergessen werden dürfen. Auch warnt der Autor beispielsweise vor der bewussten Installation einer „Ausnahmesituation“, die das führende politische System nur allzu leicht stillschweigend zum neuen Dauerzustand machen kann. Die BürgerInnen, so sie es sich nicht bewusst machen, sind dadurch leichter lenkbar und tauschen „ ... reale Freiheit für falsche Sicherheit“, so Snyder. In allen Lektionen werden die LeserInnen direkt angesprochen, ihre Zukunft bewusst und aktiv mitzugestalten. „Das Leben ist politisch, nicht weil sich die Welt darum schert, wie du dich
Setz dich in Bewegung Noch keine Urlaubspläne? Und auch keine Lust, mittels Billigflieger einen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen wie Gulliver im Lande Liliput? Eventuell auch Flaute in der Börse? Keine Sorge, kräftige Wadeln machen’s möglich … Der englische Musiker und Abenteurer Jason Lewis trat 1994 eine Reise an – zurück kam er allerdings erst 2007. Doch ein bisschen lang für einen Urlaub. Na ja, immerhin legte Lewis 74.842 Kilometer zurück, mehr oder minder zu Fuß: Tretboot, Fahrrad, Inlineskater, Kajak und viele Strecken tatsächlich auf Schusters Rappen. Zum Nachlesen auf 907 Seiten – packende, lustige, furchtbare, erstaunliche Geschichten aus allen Kontinenten. Wie gesagt – zur Nachahmung nur empfohlen, wenn man viel Zeit hat. Kleinere Teilstrecken könnte man ja auch riskieren – als Ausdauertest. Armchair-Travellers können damit aber auch schöne Wochen im Augarten zubringen. Kurt Lhotzky Lewis, Jason Expedition Malik Verlag 907 Seiten, EUR 41,20 9783890294582
6
www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68
fühlst, sondern weil die Welt auf das reagiert, was du tust.“ Großartig wären Aufsteller für Snyders Buch bei den U-Bahnstationen dieser Stadt – aller Städte! –, sodass sich ein/e jede/r eines schnappen kann. Ja, auch für die Bedeutung des Lesens und der Gefahr des nur-in-seinerBlase-unterwegs-Seins (sowohl im realen Leben, wie auch im Internet) spricht er sich aus: „Wenn wir die gleichen Wörter und Phrasen wiederholen, die in den täglichen Medien auftauchen, akzeptieren wir das Fehlen eines größeren Rahmens. Um aber über einen solchen Rahmen zu verfügen, brauchen wir Begriffe, und um über Begriffe zu verfügen, müssen wir lesen. Also verbanne die Bildschirme aus deinem Zimmer und umgib dich mit Büchern. Die Protagonisten in den Romanen von Orwell und Bradbury konnten das nicht tun, aber wir können es – noch.“ Linus Rübe Timothy Snyder Über Tyrannei Zwanzig Lektionen für den Widerstand. C. H. Beck Verlag 127 Seiten, EUR 10,30 9783406711466
Wenn Dich das Netz anfällt
Du schaust auf den Monitor und der Monitor schaut zurück. Böse: „Du User, Du! Her mit der Kohle: 300 €uro in Bitcoins an xxxxxx, oder Deine Daten sind geschreddert. Harrharrharr – die Cyberknacker”. Tja, vor Ransomware ist keiner gefeit, und das kann schon sehr unangenehm sein. Aber stell' Dir vor, Dein HypersuperInternet-of-Things Kühlschrank mutiert unter Deinem erschreckten Blick zum Brotbackautomaten! Oder das intelligente Haus, in dem alles auf Zuruf funktioniert, lässt Dich nicht mehr raus, und der Lift rasselt ungebremst in den Keller. Wenn dazu noch gleichzeitig alle Ampeln im Stoßverkehr auf „Grün” stehen weißt Du: Der böse, böse Cracker-Angriff hat begonnen ... und sehnst Dich nach den RansomwareDeppen zurück. Florian Rötzer zeigt in „Smart Cities im Cyberwar”, wie verletztlich die modernen Städte geworden sind. Müssen wir aber deshalb zurück in die Höhle und zum Kienspan? Das muss ja wohl wirklich nicht sein … Kurt Lhotzky Florian Rötzer Smart Cities im Cyberwar Westend 254 Seiten, EUR 15,50 9783864891120
BUCHTIPPS FÜR JUNGE LESERINNEN UND LESER
Von Tüll und Toren
Dennis' große Leidenschaft ist Fußball und er ist auch ein wendiger Schlüsselspieler im Schulfußballteam. Auch sein großer Bruder und sein Vater sind selbstverständlich Fußballfans. Das ist leider so ziemlich alles, was die drei, die, da die Mutter die Familie
verlassen hat, derzeit verbindet. Der Vater arbeitet viel, um die Familie zu ernähren und wenn er zuhause ist, isst er oder suhlt sich in Selbstmitleid. Der Bruder ärgert am liebsten Dennis. Als dann auch noch eine Ausgabe der Vogue unter Dennis' Bett gefunden wird, bietet das dem Bruder noch zusätzlich Angriffsfläche, um auf dem vermeintlich schwächeren Bruder herum zu hacken und ihn beim Vater anzuschwärzen. Dennis hat nämlich ein Geheimnis: Er liebt Mode. Ganz besonders Kleider haben es ihm angetan und am liebsten würde er auch welche tragen und nicht immer bloß diese öden Hosen. Doch dass dies in seiner Familie nicht möglich wäre, dass sein Vater es ihm verbieten würde, weiß er nur zu genau. Auch wenn er es nicht so richtig versteht. Als er durch Zufall dahinter kommt, dass Lisa, die eine Klasse über ihm ist, sich ebenso für Mode interessiert und er sich bei ihr sogar Kleider ausborgen und anziehen darf, ist seine Freude natürlich groß und ihre Freundschaft besiegelt. Was passiert, als Dennis jedoch einmal in einem Kleid in die Schule geht und was die Reaktionen, Verstrickungen und Folgen daraus sind und
wie es sich im Kleid Fußball spielt, das und vieles mehr erfahrt Ihr in diesem wunderbaren Buch von David Walliams. Dass Walliams in Großbritannien inzwischen mit Roald Dahl verglichen wird, ist kein Zufall. Seine Geschichten sind von ähnlicher Brisanz und von herrlich groteskem und phantasievollem Stil wie jene des großen britischen Kinderbuchmeisters. Dass in diesem Fall Dahls Partner der Bilder, Quentin Blake, auch seine Illustrationen beisteuerte, ist ein besonderes Glück. Wie auch das ganze Buch, das in unaufdringlicher und sehr amüsanter Weise ein Plädoyer dafür hält, dass ein Kind doch anziehen soll, was ihm gefällt und somit geschlechtsspezifischfestgeschriebene Bekleidungsvorschriften kindgerecht in Frage stellt. Ein PerformanzVergnügen für Jung und Alt ab 10 Jahren. Linus Rübe David Walliams Kicker im Kleid Illustratiert von Quentin Blake Rowohlt Verlag 240 Seiten, EUR 15,50 9783499217845
Eine quadratische Sommerlektüre Nijntie ist ein Häschen und erobert die Welt der Großen und Kleinen, sie ist eine Heldin in den Niederlanden und als ihr Schöpfer, Dick Bruna starb, war das beinahe so etwas wie ein Nationaler Trauertag. Nijntie heißt auf Deutsch „Miffy“ und wurde erst kürzlich im Diogenes Verlag wieder neu herausgebracht. Miffy erlebt viele Abenteuer und nimmt jede Person gerne mit auf ihre verschiedenen Reisen. Da gibt es zum Beispiel ein Pappbilderbuch mit passendem Gucklock, um die Farben kennenzulernen. Oder sie fährt mit dem Fahrrad zu ihrer Tante Alice auf einen Tee und Kuchen. Nach dem Ausflug putzt sie ganz brav ihr Fahrrad, damit es wieder glänzt. Manchmal fühlt sich Miffy auch älter, als sie wirklich ist, und möchte im Haushalt helfen. Dann erledigt sie eben die Dinge, die
sie schon erledigen kann – Blumen gießen etwa, oder ihr Zimmer aufräumen. Neben den Büchern, die beinahe alle quadratisch sind, gibt es natürlich noch die Werbegimmicks: Teehäferl oder Kuscheltiere etcetera. Da ist sicherlich für alle etwas dabei! Clara Felis Dick Bruna Diogenes Verlag Zum Beispiel: Welche Farbe siehst Du, Miffy? 15 Seiten, EUR 5,20 9783257011944 Miffy auf dem Fahrrad 24 Seiten, EUR 6,20 9783257011937 Miffy hilft im Haus 12 Seiten, EUR 8,30 9783257011951
Besuchen Sie uns im Internet oder zu einer unserer Veranstaltungen! www.literaturbuffet.com von dort geht's auch weiter zu Facebook und google+. Aber Ihr persönlicher Besuch ist uns natürlich noch lieber! Alle Veranstaltungen finden, wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, bei freiem Eintritt in Lhotzkys Literaturbuffet, Eingang Rotensterngasse 2, 1020 Wien, statt. Wir ersuchen aus organisatorischen Gründen um Platzreservierungen! www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68
7
DIE LETZTE SEITE
Edi Erdmanns letzte Worte Warum Fahrräder verboten gehören Ich weiß ja nicht, ob Sie es schon wissen, aber es gibt ja kaum etwas schlimmeres als Fahrräder. Diese zweirädrigen Diskriminierungsapparaturen ... Sie wissen schon. Klar, an dieser Stelle schreibe ich normalerweise über Bücher und sie wundern sich vielleicht zu recht darüber, dass ich diesmal davon absehe, um meinem Unmut ein wenig Platz zu verschaffen. Aber was sein muss, muss sein! Warum? Ganz einfach. Eine (am Ende gar nicht so) kleine Gruppe von begeisterten Nutzern dieser Ungleichbehandlungsgestelle auf Rädern wird sich nämlich demnächst (19. Juli 2017, ab 14:00h) in der Zirkusgasse
einfinden, um deren 200-jährige Existenz auch noch zu feiern! Wenn ich nur daran denke, dass man dort diese Dinger nicht nur hochleben lassen, sondern auch reparieren wird (und damit sogar noch die Lebensspanne dieser Gummirad-bewehrten Diffamierungsgerippe künstlich erhöht!) dann ... dann ... ach. Vielleicht sollte ich aufhören darüber nachzudenken. Ich möchte wirklich gerne herausfinden, wer überhaupt auf eine solche Idee gekommen ist. Also ehrlich. Wer zum Teufel baut die Pedale so weit weg vom Sattel? Für Euch Menschen mag das ja das perfekte Fortbewegungsinstrument sein – aber für uns Erdmännchen mit unseren kurzen Beinchen ist es eine Farce! Am Ende sagt man mir da noch, ich soll mir ein Kinderfahrrad zulegen. Ein Kinderfah... Hm. Ach wisst Ihr was? Ich geh' dort hin.
Unsere Öffnungszeiten Dienstag – Freitag von 9.00 – 18.00 Samstag von 09.00 – 13.00 Sonntag & Montag geschlossen! Veranstaltungen finden, wenn nicht ausdrücklich anders angekündigt, immer in der Rotensterngasse 2, 1020 Wien, statt. Der Eintritt ist frei. Wir ersuchen um Platzreservierungen! Kontakt: Tel: +43 1 276 47 36 Fax: +43 1 276 47 36 Mobil: +43 6991 585 16 68 mail: office@literaturbuffet.com Web: www.literaturbuffet.com
Impressum Eigentümer, Verleger, Druck: Lhotzkys Literaturbuffet / Andrea Lhotzky Druckort: Wien Preisangaben ohne Gewähr Wer einen Druckfehler findet, darf ihn behalten!
Mit dem Fahrrad 200 Jahre in Feierlaune Der Juli ist für viele Radsportfans ein Freudenmonat. Die Tour de France reitet durch Frankreich, das Bicycle Happening war kürzlich in Linz. Das Wetter lädt ein, sich mit dem Rad durch die Straßen zu schlängeln oder zum Baden zu fahren. Darüber hinaus feiert das Fahrrad das ganze Jahr über schon seinen 200. Geburtstag und verlockt neue Freunde und alte Freundinnen, die Faszinationen des Rades aufs Neue zu erkunden. Wien will da freilich mitreden und sonnt sich in der Erweiterung der Radwege. Aber nicht nur das: vom 19. bis zum 23. Juli findet die europäische FahrradbotInnen Meisterschaft in Wien statt. Boten und Botinnen werden aus ganz Europa in die Donaumetropole reisen, um die Schnellsten und Gewieftesten unter sich zu küren. Dabei geht es nicht nur um das Rennen an sich, das das Herzstück einer jeden Meisterschaft ist und dieses Jahr auf einem abgesperrten Parcours auf der Freifläche von Sankt Marx stattfindet, sondern es geht viel mehr auch um die Vernetzung der BotInnen miteinander. Es ist beinahe ein großes Familienfest, schließlich nennt sich die weltweite BotInnencommunity „Messfam“. Den Prolog zu diesen Meisterschaften, quasi der Auftakt, bildet am Mittwoch, dem 19. 7., das Zirkusgassenfest, wo groß und klein geladen sind, gemeinsam zu feiern, Radspiele zu spielen, sich im Planschbecken
8
abzukühlen und vieles mehr... Ich freue mich auf Ihren und Euren Besuch! Sowohl beim Zirkusgassenfest, als auch bei den verschiedenen Spektakeln, die in diesen Tagen stattfinden werden. Nähere Infos unter www.ecmc2017.org
auseinandergesetzt hat, bietet es sich an, ein wenig in dem Buch Velopedia zu blättern, welches in 101 Infografikten die Klassiker des Radsports sowie die drei großen Rundfahrten (Tour de France, Giro d'Italia und Vuelta Ciclista a España) vorstellt, als auch Idole des Radsportes näherbringt. Velopedia bietet sodann einen Überblick über die Geschichte des Fahrrads und wie Frauen sich ihren Weg in den Radsport erkämpften. Das Thema Doping wird ebensowenig auspespart und manche „Ewigen Zweiten“ werden nachträglich geehrt. Clara Felis Falls der eine oder die andere sich noch nicht so mit dem Phänomen Radsport
www.literaturbuffet.com | office@literaturbuffet.com | +43 6991 585 16 68
Robert Dineen Velopedia. Die Fahrradwelt in Infografiken Delis Klasing, 2017 192 Seiten, EUR 20,50