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ANDREAS PROCHASKA über die Zusammen arbeit mit Amazon Studios bei der Jugendserie „Alex Rider“

INTERVIEW „BEI UNS IST FILM NOCH ROCK‘N‘ROLL!“

Andreas Prochaska ist der Regisseur hinter der neuen, britischen Amazon-Serie „Alex Rider“.

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ZU SEHEN AUF AMAZON PRIME

In „Alex Rider“ steht ein TeenagerSpion im Zentrum, gespielt von Otto Farrant (Mitte), hier zu sehen am Set mit Prochaska und Vicky McClure.

In Großbritannien ist die Buchreihe um den Teenager Alex Rider sehr bekannt. Seit 2000 hat Anthony Horowitz 13 Romane um den JugendSpion geschrieben - und mit der seit August bei Amazon Prime Video abrufbaren Serie wird die Geschichte um Alex Rider, der nach dem Tod seines Onkels, eines Spions, plötzlich selbst beim MI-6 zu arbeiten beginnt, wohl auch in vielen weiteren Teilen der Welt bekannt werden. Hinter der Serie steckt der österreichische Regisseur Andreas Prochaska, der mit Filmen wie „In 3 Tagen bist du tot“ oder „Das finstere Tal“ große heimische Erfolge feierte und mit der Sky-Serie „Das Boot“ zuletzt auch international in Erscheinung trat.

celluloid: Herr Prochaska, wie kam es zu diesem Schritt ins internationale Filmgeschäft?

Andreas Prochaska: Nach der Arbeit an der Serie „Das Boot“ wurde man auf mich aufmerksam. Sony wollte mich als Regisseur für vier der acht Folgen der Serie, man hat wohl geschätzt, dass ich mich bereits in etlichen Genres ausprobiert hatte und so eine gewisse Vielseitigkeit sichtbar war. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich jemals eine Serie mit einem Teenager-Spion in der Hauptrolle drehen würde.

Was macht den Reiz an einer Serie wie „Alex Rider“ aus?

Die Buchreihe ist für Zwölfjährige, meine Aufgabe war es, das Material erwachsener zu erzählen. Sony wollte damit in die Zielgruppe der Young Adults, viele der Leser der ersten Bücher sind inzwischen erwachsen, auch die sollte ich abholen. Meine Version ist nun eine Art „Jason Bourne trifft Coming-ofAge“, die Hauptfigur ist ein Teenager, der in Situationen gerät, in die man in seinem Alter eigentlich nicht kommt. „Alex Rider“ ist eine lässige Bubenfantasie, eine Spionagegeschichte, mit dessen Held sich jeder identifizieren kann.

Die Serie läuft auf Amazon. Wie paradiesisch ist das Arbeiten für StreamingDienste, bei denen das Geld ja sehr locker sitzt?

Im Fall von „Alex Rider“ ist es anders: Da hat Sony die Serie gedreht und ist erst danach auf die Suche nach Abnehmern gegangen. Aber Sie haben recht: Die Budgets sind andere. Wir hatten pro Folge rund zwei Millionen Euro zur Verfügung, jedoch ist das auch kein Riesenbudget, wenn man damit in London dreht - mit einem doppelt so großen Team wie normal. Da schmilzt das Geld schnell dahin.

Sie waren auch als Executive Producer an Bord, das ist aber eher mehr ein Ehrentitel. Wofür?

Konkret, weil man mich bat, den Look für die gesamte Serie zu entwickeln. Man will einem Projekt schon ein bisschen den Stempel aufdrücken, die Freude am Filmemachen ist ja das Gestalten, denn beim Dreh sind die Abläufe sonst ja überall die gleichen, egal, ob zehn oder 100 Leute im Team sind.

Welchen Einschnitt brachte die Corona-Zeit für Sie?

Ich habe diese Zwangsentschleunigung genutzt, um viel an neuen Projekten zu schreiben, aber auch, um die Zukunft zu planen. Mir wurde bewusst, dass ich nicht mehr von einer in die nächste Produktion hasten, sondern auch einmal etwas auf die Bremse steigen will.

Läuft man Gefahr, zu viel Routine zu entwickeln?

Am Ende hängt es immer von der

Foto: Stefan Rabold

Geschichte ab, die man erzählen will. Ich hatte einmal ein Angebot für eine Serie, die im alten Rom spielt, aber da hätte man mich für die letzten paar Folgen engagiert, wo also schon alles auf Schiene ist und du als Regisseur eigentlich nur mehr Dienstleister bist. Das interessiert mich nicht.

Welche Projekte interessieren Sie denn als Nächstes?

Ich werde einen Zweiteiler für das ZDF und ServusTV machen, mit Tobias Moretti. Auch, weil das Herumreisen derzeit sehr kompliziert ist. Ich liebe es, international zu arbeiten, aber man lernt auch zu schätzen, wie es bei uns ist. Hier ist Filmemachen immer noch mehr wie Rock’n’Roll, weil es nicht so überreglementiert ist. International ist alles sehr penibel geregelt.

Sie haben großes Kino gemacht, aufwändige TV-Filme, Serien. Wo sehen Sie sich selbst in Ihrer Laufbahn?

Im Moment werden viele Serien gemacht, weil die Nachfrage nach Con-

Foto: Nik Konietzny - Bavaria Fiction GmbH

2018 realisierte Andreas Prochaska für Sky die prestigeträchtige Verfilmung von „Das Boot“ als Serie.

tent enorm ist. Aber ich würde sehr gerne wieder einen Kinofilm machen und suche dazu auch schon länger nach einem Stoff, der so gut ist, dass man bereit ist, dafür 12 Euro zu zahlen, um ins Kino zu gehen. Die Königsdisziplin ist stark bedroht, gerade in Zeiten von Corona. Was meine eigene Wahrnehmung angeht: Ich fühle mich immer noch in der Pubertät meiner Filmlaufbahn und bin total neugierig, was als nächstes

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