LIFT Stuttgart - Leseprobe Februar 2014

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DER FEBRUAR IN STUTTGART & REGION

Euro 2,40_Februar 2014_2 4. J ahrgang E3 0481 _www.lift-online.de

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DAS STUTTGARTMAGAZIN

DIE UNERWÜNSCHTEN

Immer mehr VfB-Fans müssen vor dem Stadion bleiben – wieso eigentlich?

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WIR SIND STADTISTEN Wie ein Haufen Politneulinge die Stadt verändern will GLÜCKLICH TRAURIG Indie-Folk-Prophet William Fitzsimmons braucht keine lauten Töne SNOB ODER TOP Warum sich die Killesberghöhe nicht nach Stuttgart anfühlt


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DAS BESTE IM FEBRUAR

DAS BESTE... 12

SNOB ODER TOP Warum sich die Killesberghöhe nicht nach Stuttgart anfühlt

INHALT STADT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6 ABO-AKTION . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28 LEBEN STUTTGART KAUFT EIN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31 STUTTGART KAUFT SCHMUCK . . . . . . . . . . . . . . . . . .35 STUTTGART FÜR KINDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42 STUTTGART GEHT AUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46 STUTTGART FEIERT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50 KULTUR HÖREN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .55 LESEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .62 ENTDECKEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .64 SEHEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .68 SPIELEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .75 PLANEN VERANSTALTUNGSKALENDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . .81 KINDERKALENDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .119 A BIS Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .128 VERANSTALTER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .135 KLEINANZEIGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .137 IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .144 LIFT LIEBT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .146

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GLÜCKLICH TRAURIG Früher Psychotherapeut, heute erfolgreicher Indie-Folk-Prophet: William Fitzsimmons braucht keine lauten Töne


DAS BESTE IM FEBRUAR

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IM FEBRUAR

14 75 WIR SIND STADTISTEN Wie ein Haufen Politneulinge Stuttgart verändern will

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22 SOUVENIRS Pia Schweissers fotografisches Paris-Tagebuch

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VON WEGEN KASPERLETHEATER Das Imaginale-Festival vereint Europas beste Puppenspieler

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MEHR BLING BLING Toller Schmuck von hier

FREMDKOCHEN MIT ANSCHLUSS Bei den Cookasa-Kochevents treffen Kochbegeisterte auf Kontaktsuchende

FEIERWÜTIGE YOUNGSTER Die Jungs von Deep.tut.gut mischen die Stuttgarter Deephouse-Szene auf

7 DIE UNERWÜNSCHTEN Immer mehr VfB-Fans müssen vor dem Stadion bleiben – wieso eigentlich?


STADT

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POLIT-NEULINGE MIT GROSSEN ZIELEN: DIE STADTISTEN WOLLEN STUTTGART VERÄNDERN

DAS D MACHT DEN KLEINEN UNTERSCHIED

Noch sind sie eine politische Randerscheinung, agieren eher im Verborgenen und in den sozialen Netzwerken. Das soll sich jetzt ändern: Die „STAdTISTEN“ wollen ihre und unsere Stadt verändern. Im Mai treten sie deshalb bei der Stuttgarter Gemeinderatswahl an. LIFT-Redakteurin Kathrin Stärk hat drei der 30 Mitglieder getroffen und mit Christine Blankenfeld, Thorsten Puttenat und Martin Zentner gesprochen. LIFT Im Mai werden die Stuttgarter bei der Gemeinderatswahl eine neue Liste auf ihrem Wahlzettel finden. Wer oder was sind die Stadtisten? BLANKENFELD Wir sind eine Wählervereinigung, vom Status her vergleichbar mit den Freien Wählern oder der SöS. Laut Satzung wirken wir an der politischen Willensbildung mit. LIFT Wem bietet ihr eine politische Heimat? PUTTENAT Wir bieten keine Lösungen und falsche Verspre-

chungen, sondern Haltungen. Die Stadtisten wollen all jenen eine Heimat bieten, die sich politisch nicht verstanden fühlen, denen ihre Stadt aber am Herzen liegt. Warum stehen Leute wie wir am Rande, wenn es um Stadtgestaltung geht? Bei den Stadtisten kommen Gleichgesinnte zusammen. Vom Statisten zum Stadtisten – das D macht den Unterschied. ZENTNER Innerhalb der Stadtisten gibt es deshalb auch zwei Standbeine: parlamentarisch über den Gemeinderat und als Plattform für alle, die in Stuttgart etwas bewegen möchten. LIFT Wo findet man euer Parteiprogramm? BLANKENFELD Im Gegensatz zu anderen Parteien wird es bei uns kein Programm geben. Auch in etablierten Parteien gibt es keine geschlossene Meinung, weshalb ein Programm immer nur der kleinste gemeinsame Nenner sein kann. Das können und wollen wir nicht leisten.

ZENTNER Politische Ohnmacht ist ein wichtiges Thema. Wo man politisch etwas bewegen und sich einbringen kann, ist im nächsten Umfeld. Politik kann, soll, darf Spaß machen! Dafür wollen wir die Leute begeistern. Die zentrale Frage ist, wie wir morgen leben möchten und ob wir die Gestaltung unserer Stadt den Lobbyisten überlassen wollen.

IHRE IDEEN DÜRFEN GEKLAUT WERDEN LIFT Wo liegen eure Anfänge? PUTTENAT Im Mai 2013 haben

mich die beiden OB-Kandidaten Ralf Schertlen und Wolfram Bernhardt gefragt, ob ich Lust hätte, gemeinsam etwas aufzubauen und zur Gemeinderatswahl 2014 anzutreten. Beim ersten Treffen war noch völlig unklar, wohin die Reise geht. Der Name Stadtisten entstand aber schon beim ersten Treffen und war eigentlich nur ein Arbeitstitel. Ich war von Anfang an offen für diese Idee und habe ei-

ne Facebook-Gruppe gegründet mit Leuten, bei denen wir ein gutes Bauchgefühl hatten, keine Rechthaber und Besserwisser. LIFT Christina Blankenfeld, Sie sind Grünen-Mitglied und Stadtistin. Wie geht das zusammen? BLANKENFELD Ja, das klingt schizophren. Ich habe es mit dem Bild einer guten soliden Ehe erklärt. Mit den Stadtisten war es, als hätte ich mich in ein Abenteuer gestürzt und nach ein paar Wochen festgestellt, dass es viel mehr ist und ich schon viel weiter drinsteckte, als ich glaubte. Mein Ding war aber immer schon ein Mittelweg zwischen Politik und Bürgerbewegung zu finden. Deshalb war es mir auch immer wichtig, mich in Initiativen zu engagieren, die primär nicht parteipolitisch waren. LIFT Und was eint euch beide, wenn auch keine parlamentarische Politikerfahrung? PUTTENAT Martin und ich haben schon zusammen an einem Beteiligungsportal gearbeitet, das leider in der Schublade landete.

Foto: Wunsch

Politik soll wieder Spaß machen, fordern die Stadtisten Thorsten Puttenat, Martin Zentner und Christine Blankenfeld


STADT

Bonus ZENTNER Damit haben wir viel Vorarbeit geleistet, was Themen wie Bürgerbeteiligung betrifft. Und diese Ergebnisse haben wir nun bei den Stadtisten einbringen können. LIFT Auf eurer Website geht es auch immer wieder um S21. Welche Rolle spielt das Bahnhofsprojekt bei euch? PUTTENAT Ohne die Auseinandersetzung um den Bahnhof gäbe es die Stadtisten nicht. Das hat die Stadt politisiert. BLANKENFELD Da wäre ich mir gar nicht so sicher. Vielleicht war diese Bewegung ein Ausdruck von etwas Tieferliegendem und Stuttgart 21 war nur ein Symptom von etwas, das in vielen Städten gärt: Die Veränderung städtischen Bewusstseins und Bürgertums. PUTTENAT Man konnte aus der S21-Bewegung viel lernen über Medien, Staat, Politik, bis zur Justiz. All die Energie, die damals frei wurde, sollte doch positiv genutzt werden für Stuttgart. Mit den Stadtisten versuchen wir ins politische Stadtgeschehen einzugreifen. Dazu gehört auch eine andere Gesprächs- und Kommunikationskultur, ohne Floskeln und Phrasendrescherei. LIFT Wie wichtig ist dabei Facebook? ZENTNER Facebook ist Ort der Diskussion, unser Kommunikationsmedium. Hier findet auch das Stadtgespräch statt. In Stuttgart hat sich eine starke politische Diskussionskultur auf Facebook herausgebildet. Wir hatten irgendwann so viele Ideen, Energie und Ansätze, die wir bündeln und für die wir einen Kanal finden mussten, um sie in die Stadt zu tragen. LIFT Eure Politikfelder nennt ihr etwa Teilhabe oder Entfaltung. Sind das nicht einfach neue Begriffe für Altbekanntes? PUTTENAT Nein, denn wir wollen auch Themen besetzen, die in der Stadt bislang unter den Tisch gefallen sind. Das haben die Erfahrungen aus dem Projekt Villa Berg gezeigt. Da hat sich eine Gruppe selbst ermächtigt, ein Thema be-

setzt und ohne Apparat, ohne Geld, aber mit guten Kontakten etwas bewirkt, dass die Stadtverwaltung nicht ignorieren konnte. ZENTNER Allgemeine Soße hatten wir lange genug. Wir haben die Nase voll von großen Wahlversprechen à la „Wir stoppen Stuttgart 21“. Natürlich ist es einfach, als kleine Partei oder Opposition große Forderungen zu stellen, denn man kommt ja nicht in die Verlegenheit, sie umsetzen zu müssen. LIFT Und wenn’s doch nicht klappen sollte mit dem Gemeinderat? PUTTENAT Egal ob wir in den Gemeinderat kommen oder nicht – die Stadtverwaltung jetzt mitbekommen, wie ein Teil der Stuttgarter tickt. Wenn wir ein wenig Inspiration liefern, ist schon viel gewonnen. Und wenn die etablierten Parteien unsere Ideen klauen und umsetzen – dann haben wir gewonnen! Das steht auch so in unserem Manifest. Man kann sich gerne an unseren Ideen bedienen. BLANKENFELD Wir wollen die Stadtgesellschaft mit Konzepten aus anderen Städten anregen, zum Beispiel der Fahrradautobahn, die es in Kopenhagen gibt. Wir bieten Leuten eine Plattform, um ihre Ideen zu teilen – egal ob sie Stadtisten sind oder nicht. LIFT Nun geht es aber in den nächsten Monaten durchaus um den Einzug in den Gemeinderat. Wie sieht euer Wahlkampf aus? ZENTNER Es wird ein Wahlkampf der geringsten Mittel, der sich durch Ideen und nicht durch Geld auszeichnet – so viel ist klar. PUTTENAT Wir versuchen jetzt, eine Liste mit maximal 60 Personen aufzustellen, die bis 27. März beim Wahlleiter liegen muss. Unsere Kandidaten werden wir in Videos auf unserer Homepage vorstellen. BLANKENFELD Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, heißt es so schön. Deshalb hoffe ich, vor allem Nicht-Wähler zu erreichen. [www.die-stadtisten.de]

PROGRAMM 2014

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Mit der CinePlusCard sind Sie dabei! Kostenlos erhältlich in unserem Ticketcenter am Schlossplatz, Königstraße / Ecke Bolzstraße. Täglich ab 11 Uhr.


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Foto: markusspiske / photocase.com

LEBEN

STUTTGART KAUFT EIN ..........................................................................................31 STUTTGART KAUFT SCHMUCK ..........................................................................35 STUTTGART FLIEGT AUS ........................................................................................40

STUTTGART FÜR KINDER .....................................................................................42 STUTTGART GEHT AUS ...........................................................................................45 STUTTGART FEIERT ...................................................................................................50


LEBEN STUTTGART KAUFT EIN

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S KAUFT EIN LIFT LIEBT

MIT FAIRGEFLÜSTER VERTREIBEN DREI ESSLINGER STUDIS FAIR GEHANDELTE SHIRTS

STILLE MODEPOST Angefangen hat alles mit einer Projektarbeit im zweiten Semester der Internationalen Technischen Betriebswirtschaft an der Hochschule in Esslingen. Jetzt dürfen sich die drei Studenten Patrick Figliola, Hannes Geyer und Amar Singh (v.l.) Geschäftsführer des Textilvertriebs Fairgeflüster nennen. LIFT-Autorin Amelie Lausch sprach mit den Jungunternehmern über Fair Trade und biologisch angebaute Materialien.

LIFT Noch nicht mal Halbzeit im Studium und schon eine eigene Firma – Respekt. Wie kam es dazu? GEYER Während einer Projektarbeit lernten wir das Textilunternehmen No Nasties aus Indien kennen. Wir waren schnell von deren Konzept überzeugt und verkauften die ersten 50 Shirts an unsere Kommilitonen. FIGLIOLA Erst durch das Projekt wurde uns bewusst, wie wichtig Bio-Zertifikate eigent-

lich für die Zukunft sind. Also haben wir beschlossen, an dem Projekt weiterzuarbeiten. LIFT Was ist das Besondere an Fairgeflüster? SINGH Das Besondere ist, dass es bei uns nicht nur um biologisch angebaute Baumwolle geht, sondern dass der ganze Arbeitsprozess sauber, fair und ohne Kinderarbeit abläuft. Angefangen bei der Herstellung der Materialien wie Baumwolle und der Farben bis zu den Arbeitsbedingungen. Und obendrein sehen die

T-Shirts am Ende auch noch ziemlich stylisch aus. LIFT Wie stehen die Labels No Nasties und Fairgeflüster in Verbindung? GEYER Wir sind der Vertriebspartner von No Nasties. Die Aufgabe von Fairgeflüster ist es, das Konzept auch in Deutschland bekannt zu machen. Solche Vertriebspartner hat die Firma auch in anderen Ländern. Wir kaufen deren Kollektionen ein und verkaufen sie weiter. Bislang sind das nur T-Shirts, zukünftig sind aber auch Kindersachen und Hoodies geplant. Zudem wollen wir mit Info-Ständen verschiedene Unis darüber informieren. LIFT Bislang gibt es drei verschiedene Kollektionen von No Nasties. Wen wollt ihr damit ansprechen? FIGLIOLA Jeden, der den Style cool findet und sein Geld nicht für Namen, sondern Qualität ausgeben will. Dabei sind wir mit 24,90 Euro für Design-Shirts und 19,90 Euro für Shirts ohne Aufdruck in einem ziemlich fairen preislichen Rahmen. SINGH Bald wird es unsere Shirts auch in dem Bio-Online-Shop Avocado Store geben. Hier wird nur verkauft, was wirklich bio-zertifiziert ist – was wir ja sind. [www.fairgefluester.de]

Lust auf Kaffee!

Foto: Schönebaum

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LEBEN STUTTGART GEHT AUS

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LIFT LIEBT

IM KONAK OCAKBASI IM REMSTAL TRIFFT ORIENT AUF OKZIDENT

DER ANATOLISCHE SPAGAT Auf jeden Fall sollten wir den Vorspeisenteller (€ 9,90) probieren, raten uns die vier Leute am Nebentisch. Ein toller Tipp! So genießen wir unter anderem Frischkäse mit Roter Bete und Kichererbsen. Beim Hauptgericht haben wir die Qual der Wahl: Vegetarisch, Fleisch oder doch lieber Fisch? Am offenen Grill legt der Koch gerade Garnelenspieße und Lamm auf, und so entscheiden wir uns für das Lamm (€ 12,90). Wir sind überwältigt ob dieser Zartheit! Und das Seezungenfilet im Römertopf (Güvec Dilbaligi, € 12,90) mit Feta ist so üppig, dass es zu einem Dessert nicht mehr reicht. Beim nächsten Mal wollen wir aber auf jeden Fall Künefe, warmes Engelshaar mit Mozzarella und Eis, probieren. Vielleicht schon bald in der ISA Frühlingssonne auf der Terrasse. Küche zwischen Orient und Okzident in einem Musikerheim – ein Spagat, den die anatolische Familie Ekinici in ihrem Konak Ocakbasi am Ortsrand von Rommelshausen wagt. Konak ist Türkisch und heißt so viel wie: Treffpunkt zum Essen, Reden, Lachen, Tanzen oder Singen.

Na, wenn das mal nicht perfekt zum Vereinsheim des örtlichen Musikvereins passt. Kaum haben wir zwischen orientalischer Deko und vielen Spiegeln Platz genommen, kommt die Speisekarte. Die klingt verlockend, die Preise sind moderat.

REGIO-REBE VON FRANK KÄMMERER

NACH DEM RELAUNCH: SPANISCHE KÖSTLICHKEITEN IN DEGERLOCH

KONAK OCAKBASI [Kelterstr. 90, Kernen-Rommelshausen, Tel. 07151/369 86 97, Di-Fr 11-0, Sa 12-1, So 11-22 Uhr, www.konacocakbasi.com] ESSEN AMBIENTE SERVICE

FALSCHE FÄHRTE STADTTEILKNEIPE MIT ANSCHLUSS

2011 CANNSTATTER ZUCKERLE LEMBERGER ** TROCKEN, WEINGÄRTNER BAD CANNSTATT [Rommelstr. 20, S-Bad Cannstatt, Tel. 0711/54 22 66, € 8,80]

Silke Stahn und Thomas Langholz bereichern seit 2006 mit ihrer „Feinekost” die Degerlocher Gastro-Szene. Im November verpassten sie dem Laden einen neun Anstrich und präsentieren mit dem Pincho eine „Stadtteilkneipe, in der man auch was Kleines essen kann”. Der Spanier versteht unter Pincho übrigens ein kleines Gericht, das man zu einem Bier oder Glas Wein verzehrt, indes aufwendiger als Tapas. Der Raum in Kakaobraun ist mit Zeitungen tapeziert und hellem Holz möbliert. Mit etwas Patina bekommt das Pincho sicher noch mehr Charme. Ein San Miguel (€ 3,-) und ein Gläschen des Tagesweins (ein Tempranillo, 0,1 l, € 4,50) versetzen uns trotz winterlicher Temperaturen in mediterrane Stimmung. Der Wein ist für den Preis eine Enttäuschung, doch Grillgemüse (€ 4,50), Oliven (€ 3,-) und Auberginenröllchen (€ 6,50) fegen den muffigen Unterton des Vinos locker hinfort. Auch die Röstbrote (€ 4,20) mit Serrano-Schinken munden. Nur die Mayonnaise-Schicht gefällt uns nicht. Dagegen sind die maurischen Kichererbsen (€ 4,50) und das Rind mit Maronen (€ 6,50) ein echter Gaumenschmaus.

Für echtes Spanien-Flair fehlt dem Pincho noch etwas Feuer, die warme Atmosphäre und der herzliche Service machen das jedoch locker wieder wett. KAS PINCHO [Epplestr. 30, S-Degerloch, Tel. 0711/22 66 98 98, Mo-Fr 12-14+18-22, Sa 18-22 Uhr, www.pinchostuttgart.de] ESSEN AMBIENTE SERVICE

Fotos: Schönebaum

Das Problem mit deutschen Weinnamen ist, dass sie oft falsche Assoziationen hervorrufen. Ein typisches Beispiel hierfür ist das Cannstatter Zuckerle. Bei dieser wunderschön terrassierten Muschelkalk-Steillage vor den Toren Stuttgarts besteht durch ihren Namen und das alles noch verschlimmernde Diminutiv stets die Gefahr, dass man beim flüchtigen Blick aufs Etikett an belanglose, süßliche Oma-Weinchen denkt. Doch das wäre ein großer Fehler: Der Weinberg zählt nämlich ohne Frage zu den besten der Region. Hier lassen sich durchaus schmackhafte, zeitgemäße Tropfen finden – und zwar auch trockene! Man probiere beispielsweise den charmanten Lemberger mit hübscher Beerenfrucht aus der Cannstatter Genossenschaft, einem Betrieb, der sich in letzter Zeit sehr interessant entwickelt hat.


LEBEN STUTTGART GEHT AUS

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GOOD MORNING SAIGON: VIETNAMESISCHES IN S-MITTE

FÜR SCHNELLE SCHLÜRFER

Ein Brauhaus der SCHÖNBUCH BRAUMANUFAKTUR Böblingen

6D )DVQHWV 6DPVWDJ Partystimmung mit DJ Nobbe Eintritt frei | Beginn ab 20.00 Uhr

Es hat gedauert, bis Stuttgart den Weckruf von Good Morning Saigon zu hören bekam. Probleme mit dem Bauamt verzögerten mehrmals die Eröffnung, seit Dezember hat der Viet-Food-Imbiss nun endlich geöffnet. Als wir zur Mittagszeit ein Plätzchen ergattern, brummt die kleine Filiale unweit der Königstraße in S-Mitte. Fast wie in einem vietnamesischen Straßenrestaurant, meint meine Begleitung. Bestellt wird an der Theke, man bekommt eine Nummer und wird aufgerufen. Wie auf dem Amt – nur leckerer. Und schneller: nach wenigen Minuten kommt unser Essen. Ganz traditionell gibt es Banh Xeo (€ 5,50), Crêpes aus Reismehl, gefüllt mit Sprossen, Salat, Kräutern

und Rinderhack. Lecker, für vietnamesische Verhältnisse aber zu wenig gewürzt. Die Hu Tieu-Reisnudelsuppe mit viel Fleisch und Shrimps (€ 5,90) schmeckt da schon kräftiger. Ein wenig zu spät kommen die Reispapierrollen mit Tofu in HonigZitronengras-Marinade für 4,50 Euro. Die gehen aber auch als knackige Nachspeise. Jetzt noch die Saigon-Limo (€ 3,-) mit frischer Limette ausschlürfen. Schneller und günstiger ging Asiaküche in BS Stuttgart selten.

'L )DVQHWV 'LHQVWDJ Vor und nach dem FasnetUmzug direkt ins Brauhaus. Eintritt frei | Beginn ab 11.00 Uhr

Brauhaus Schönbuch Bolzstraße 10, Ecke Stephanstraße 70173 Stuttgart

www.brauhaus-schoenbuch.de

SO SCHÖN KANN BIER SEIN

Samstag, 22.02.2014 s 20:00 Uhr s Römerkastell Stuttgart

Carnaval dos Tigres

GOOD MORNING SAIGON [Neue Brücke 6, S-Mitte, Mo-Sa 11-22 Uhr] ESSEN AMBIENTE SERVICE

GASTRO-NEWS AUS STUTTGART UND DER REGION

AUFGEPOPPT

Foto: Schönebaum

Neues von den Profi-Caterern von Benz & Co.: Vom 12.2. bis 21.2. serviert das Team um Hubertus Tzschirner ein POP-UP-DINNER in der Villa Benz, weitere Locations werden ab März folgen. (18:30 Uhr, Dettinger Str. 95, Kirchheim/ Teck, € 139,- inklusive Getränke, Tickets: www.benz-popup.de) Nase voll von Krapfen, Kamelle und Heringssalat? Beim FASCHINGS-BIOBRUNCH im Kinderund Jugendhaus De-

gerloch locken am 23.2. eine Hamburgerstation, lustiges Fingerfood und süße Pommes. (Obere Weinsteige 9, S-Degerloch, € 45,- pro Familie, Anmeldung unter degerloch@jugendhaus.net) Das VFB-CLUBRESTAURANT geht in eine lange Winterpause. Bis Ende September wird fleißig renoviert und eine neue Terrasse gibt’s ab Herbst auch. (Mercedes-Str. 109, SBad Cannstatt)

zugunsten:

LIVE 2014: CHRISTIANE RUVENAL Band und Showprogramm 2 Dance-Floors: Int. DJ Markus /Brasil DJs Tigre-Timo & Chris, Raucher- / Nichtraucherbereich, Große Cocktail-Bar, Caipirinha, Feijoada und Finger-Food

Mit freundlicher Unterstützung von:

www.tigre.de


LEBEN STUTTGART FEIERT

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S FEIERT LIFT LIEBT

EINE NEUE GENERATION AN FEIERWÜTIGEN YOUNGSTERN: DIE JUNGS VON DEEP.TUT.GUT

IN STUTTGART SCHON STARS Diese beiden Jungs mischen die Stuttgarter Deephouse-Szene mal so richtig auf: Niklas Ibach und Pierre Remy von Deep.tut.gut. Doch sie sind kein Duo, sondern ein Kollektiv, ein Künstlerkollektiv – auf diese Bezeichnung legen die Jungs aus Filderstadt großen Wert. Zwar besteht der DJ- und Produzenten-Zusammenschluss im Grunde nur aus den beiden, doch hinter Deep.tut.gut steckt deutlich mehr: Innerhalb kürzester Zeit hat sich um die beiden eine regelrechte Szene geformt. Eine neue Generation feierwütiger Youngster. „Wir sehen die ganze Sache schon fast als eine Bewegung, eigentlich ist es sogar der Sammelbegriff für diese komplette Szene. Jeder, der einmal mit uns aufgelegt oder gefeiert hat, ist gleich ein begeisterter Teil davon“, erzählt Remy. Den beiden geht es dabei vor allem um das gemeinsame Feiern und um fröhliche, tanzbare Musik. Remy ist 25 Jahre alt, studiert an der Stuttgarter HdM, der 19-jährige Ibach macht gerade Abitur. „Wir haben uns letztes Jahr bei einem Gig im Hype Club getroffen, wo wir zufällig zusammen gebucht waren. Wir haben gemeinsam aufgelegt und wussten, dass wir das ausbauen müssen“, erklärt Remy. Schon nach kürzester Zeit sind die beiden Stars der Stutt-

LIFT LIEBT

garter Deephouse-Szene, über die Stadtgrenzen hinaus sei es aber schwierig an Bookings zu kommen. „Es gibt Leute aus Australien und China, die uns im Netz hören und unsere T-Shirts bestellen, andererseits haben wir noch nicht mal in Hamburg oder Berlin aufgelegt.“ Wenn Remy und Ibach schon nicht zu anderen Künstlern an ferne Orte fahren dürfen, dann holen sie sich die Exoten wenigstens selbst nach Stuttgart. Und so werden am

21. Februar die Pariser Faul und Wad Ad bei einer Deep.tut.gut-Party im Cue spielen. Im November tummelten sich die mit dem Song „Changes“ in Deutschland an der Chartspitze und zählen seitdem international zu den Superstars der Szene. Willkommen im Kollektiv, kann man da nur AF sagen. DEEP.TUT.GUT [21.2. 23 Uhr, Cue, Rotebühlplatz 11, S-Mitte]

KONFETTI UND PARTYHÜTCHEN MIT SUMO

PROMI-FEIEREI Rap A Lot aka Denyo von den Beginnern dem Geburtstagstörtchen höchstpersönlich die Amarena-Kirsche auf. Da seine Crew erst vor Kurzem angekündigt hat, dass das neue Album noch etwas brauche und Kollege Jan Delay sowieso erst mal mit einem Rockalbum um die Ecke preschen möchte, bleibt Denyo genügend Zeit für einen Ausflug in die Schräglage. ELBE SUMO BIRTHDAY SPECIAL [13.2. 23 Uhr, Schräglage, Hirschstr. 14, S-Mitte. WIR VERLOSEN 3x2 Tickets. Mail, Fax oder Karte mit dem Stichwort „SBS“ an LIFT.]

Foto: Wunsch (o.)

Im erlesenen DJ-Stall von 0711-Entertainment kommt man nicht so einfach unter. Jungstar, DJ und Produzent Sumo hat jedoch das Scheunentor gefunden und gehört völlig zu Recht zu jenem illustren DJ-Kreis. Unaufgeregt, elegant und sanft umhüllt er die Gäste zunächst mit einer warmen Beat-Wand, bis er die Bomben platzen lässt. Gute alte DJSchule also, die man heutzutage leider immer seltener findet. Am 13. Februar darf sich Sumo zu seinem Geburtstag das Partyhütchen aufsetzen und mit Luftschlangen einwickeln lassen. Hamburg hat ebenfalls ein Päckle geschickt, und so setzt


LEBEN STUTTGART FEIERT

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DAS NEU GEGRÜNDETE CLUB KOLLEKTIV BRINGT DIE STUTTGARTER PARTYMACHER ZUSAMMEN

DAS NACHTLEBEN MACHT MOBIL

Foto: Wunsch

Einer für alle, alle für einen? Gut, so einträchtig läuft es vielleicht nicht ab beim Club Kollektiv, dem neuen Interessenverband der Stuttgarter Clubs und Veranstalter. Dennoch eint ihn ein gemeinsames Ziel: Den Dialog mit der Stadt stärken, um besser auf Clubschließungen und städtebauliche Maßnahmen vorbereitet zu sein. LIFT-Autor Björn Springorum spricht mit dem Vorstandsmitglied Manuel Klink von der Elektro-Initiative „Es ist Liebe“ über die Gründung. LIFT Wer ist alles beim Club Kollektiv dabei? KLINK Die Mitgliederriege reicht von Galao über Keller Klub und Rocker 33 bis zu Veranstaltern wie C2 Concerts. LIFT Was war der ausschlaggebende Punkt für die Gründung des Interessenverbandes? KLINK In den letzten Monaten kam es in Stuttgart zu unzähligen Clubkontrollen, wodurch sich viele Clubbetreiber übergangen fühlten. Zusätzlich klagten die Beteiligten über fehlende Kommunikation sowie einen ruppigen Umgangston. LIFT Wieso passierte das alles ausgerechnet in letzter Zeit? KLINK Die Stadt hat vieles ver-

schlafen und dann versucht, alles in kürzester Zeit aufzuholen. LIFT Mit welchen Folgen? KLINK 2012 führte das dann unter anderem zu den bereits angesprochenen Kontrollen. Die Clubbetreiber wussten nicht mehr genau, was die Stadt für Ziele verfolgt. Wir wollen ein direktes Sprachrohr sein, um gezielt und fair mit der Stadt verhandeln zu können. LIFT In diesem Verband kommen viele verschiedene Veranstalter und Clubs zusammen. War es schwer, sich auf einen gemeinsamen Weg zu einigen? KLINK Natürlich treffen hier Welten aufeinander, und nicht immer ist das Ziel des Veranstalters auch das des Clubbetreibers. Dennoch gibt es gemeinsame Ziele, die es zu stärken und schützen gilt. LIFT Welche sind das genau? KLINK Vor allem der Dialog zwischen Club, Veranstalter und der Stadt Stuttgart. Zusätzlich erhoffen wir uns auch interessante Diskussionen und einen lebendigen Branchenaustausch. LIFT Gibt es denn keinen Gegenwind? KLINK Klar gibt es den. Manche befürchten, der Clubverband würde sich lediglich mit der Eta-

blierung weiterer Clubs beschäftigen und Stuttgart zu einer reinen Stadt fürs Partyvolk werden lassen. Diese Angst ist

jedoch unbegründet. Der Clubverband soll vermitteln und nicht bestimmen. Es geht um Kommunikation und Fairness.

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KULTUR HÖREN

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LIFT LIEBT

TOTALE ENTSCHLEUNIGUNG: CITY AND COLOUR

MILKY CHANCE: BESSER ALS JEDER SCHOKORIEGEL

RUNTER VOM GAS

SOMMERGEFÜHLE

„Ich wollte nur ein ehrliches Album aufnehmen“, ließ Dallas Green, besser bekannt als City and Colour, neulich auf seiner Homepage angenehm zurückhaltend verlauten. „Ich habe kein sonderlich großes Selbstvertrauen, das gilt auch für die Dinge, die ich schaffe. Aber

Der Bandname klingt wie ein neuer Schokoriegel für Teenager. Und tatsächlich mundet die Band genauso lecker. „Stolen Dance“ war neben „Get Lucky“ von Daft Punk einer der großen Sommerhits des letzten Jahres. Man gibt sich gerne den Erinnerungen hin, wie man im letzten Sommer am Strand lag und dieser MilkyChance-Song im MP3-Player ein wichtiger Begleiter war. Als der Herbst kam, musste man sich nicht grämen, sondern freute sich über das erste Album, das genau der richtige Stoff war, um

ich war noch nie zuvor so glücklich und stolz auf etwas, das ich geschaffen habe.“ Und stolz kann der Bartträger auf sein Werk auch wahrhaftig sein. Denn die zwölf Songs seines vierten Longplayers, die sich gekonnt zwischen Post-Rock, ruhigem IndiePop und Country bewegen, sind ein Aufruf zur Entschleunigung. Mit leisen Liedern über die Liebe, den Tod und schmerzhafte Trennungen hat der ehemalige Schreihals seine Wut gegen bittersüße Melancholie eingetauscht. Auf der Bühne wird der kanadische Songwriter, wie bereits auf „The Hurry and the Harm“, von einer Band unterstützt. Das bedeutet dann: Gänsehaut pur. CW

den Oktober-Blues zu exorzieren. Was besonders an der Stimme von Clemens Rehbein liegt, bei der man häufig an Cee-Lo Green von der HipHop-Truppe Goodie Mob denken muss, so quakig-lässig näselt er ins Mikro. Die Konzerte werden in Windeseile ausverkauft sein, ein Schokoriegel als Alternative dürfte da wohl eher ein schwacher Trost sein. DS MILKY CHANCE [28.2. 20 Uhr, LKA/Longhorn, Heiligenwiesen 6, S-Wangen]

BEISST KEINESWEGS: DAS ECLAT FESTIVAL

MARIA MENA TRÄLLERT RADIO-POP IM LKA

KEINE ANGST

VOLLWERTIGER POP

Die Neue Musik hat es nicht leicht – selbst Klassikfans scheuen sie zu großen Teilen. Zumal diese Spielwiese experimenteller Musik als Sammelbecken für blasse Freaks, dröge Theoretiker und pseudoavantgardistische Querköpfe gilt. Ein Blick in die letztjährige Auflage des Eclat Festivals zeigte aber ein ganz anderes Bild und lockte Musiknerds sowie Normalos ins Theaterhaus.

Es gibt also Hoffnung für die Neue Musik und eines ihrer wichtigsten Festivals. Zur Sprache kommt dieses Jahr vor allem die kulturelle und musikalische Vielfalt des mediterranen Raumes. Im Mittelpunkt steht das Projekt „Mediterranean Voices“: Zwölf Komponisten aus zwölf Mittelmeerländern haben jeweils ein Stück geschrieben, zu denen Daniel Kötter künstlerische Kurzvideos gedreht hat. Seicht und leicht zugänglich ist auch der Rest nicht. Aber spannend. Chorkonzerte, Pianostücke, elektronische Performances, Installationen und die Vergabe des Kompositionspreises stehen auf dem Programm. Mut fassen und hingehen, die beißen nicht. BS ECLAT [6.-9.2., Theaterhaus, Siemensstr. 11, S-Feuerbach]

Wer es gut mit Maria Mena meint, vergleicht sie mit Katy Perry und bescheinigt ihr das größte Talent, das eine Sängerin aus Norwegen je hatte. Schätzt ihre stimmliche Vielfalt, mit der

sie locker über die Oktaven spaziert. Wer es nicht so gut mit Maria Mena meint, betont gerne, dass ihr konservierter Radio-Pop wie geschaffen für die weißhaarigen Langweiler-Intendanten bei den öffentlich-rechtlichen Radioanstalten sei. Die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo dazwischen. Natürlich wundert man sich schon manchmal, wie die 27-Jährige so gefühlig trällern kann, dass man sich eher im Musical und nicht auf einem Pop-Konzert wähnt. Doch wer genauer hinhört, erkennt hier eine vollwertige Künstlerin, die mit Haut und Haaren in dem aufgeht, was sie tut, und nicht in bereits vorhandene Rollen schlüpft. DS MARIA MENA [2.2. 20 Uhr, LKA/Longhorn, Heiligenwiesen 6, S-Wangen]

Foto: Ulrich (o. re.), Eclat (u. li.)

CITY AND COLOUR [18.2. 20 Uhr, LKA/Longhorn, Heiligenwiesen 6, S-Wangen. WIR VERLOSEN 3x2 Tickets. Mail, Fax oder Karte mit dem Stichwort „Gänsehaut“ an LIFT. ]


KULTUR HÖREN

LIFT LIEBT

JA, PANIK MACHEN SICH NACKT UND SINGEN VON „LIBERTATIA“

DIE TOTALE FREIHEIT Alles wird schneller, viele schreien nach Entschleunigung. Die Österreicher von Ja, Panik hätten da schon mal einen ganz interessanten Ansatz, wie man das ganze Problem mit dem Stress etwas entzerren könnte: konsequente Befreiung. „Wo wir sind, ist immer Libertation/one world befreit von jeder Nation“, singt Andreas Spechtl mit der lässigen Verve eines George Michael im Titelsong „Libertatia“. Freiheit, hipp hipp hurra! Entledigt euch eurer Klamotten, macht euch erstmal nackt! Im dazugehörigen Video sieht man die Band in der Badewanne sitzen, während der Sänger nackt und lasziv vom Wannenrand trällert, während sein kleiner Spechtl von einem Schaumbergchen verdeckt ist. Das kann man ironisch finden, aber genauso gut homoerotisch-gut und ehrlich. Womöglich handelt es sich hierbei ein weiteres Mal um eine Verbeugung vor der Hamburger Popband Blumfeld und ihrem Sänger Jochen Distelmeyer, der im Song „Lass uns Liebe sein“ eine ganz ähnliches Motiv der totalen Befreiung besang. Wer das aber mag und diese Momente schätzt, in denen sich grüblerischer Diskurs-Pop und Disco die Hohe Fünf geben, ist im Keller Klub sehr gut aufgehoben. DS

JA, PANIK [7.2. 20 Uhr, Keller Klub, Rotebühlplatz 4, S-Mitte. WIR VERLOSEN 3x2 Tickets. Mail, Fax oder Karte mit dem Stichwort „Nackt“ an LIFT.]

LACHEND IN DEN UNTERGANG: JENNIFER ROSTOCK FINDEN KEINE RUHE

NARBEN, TATTOOS UND PUNKROCK Die ganz wilden Jahre sind vielleicht vorbei. Dass Jennifer Rostock deswegen zuerst in die Liederhalle gesteckt wurden, war dennoch etwas übertrieben. Vielleicht hätte es

der steifen Atmosphäre am Berliner Platz aber mal gut getan, dass eine respektlose Truppe wie Jennifer Rostock den Putz von der Decke rockt. Darin sind Jennifer Weist und ihre munter ausrastenden Bandkollegen nämlich noch immer verdammt gut. Sei's drum, jetzt spielen sie doch im LKA/Longhorn. Erleichtert vom Nimbus der anarchischen Teenie-Vorbilder spielen sie auf der neuen Platte „Schlaflos“ befreiter auf denn je. Das ist zwar immer noch punkig, wild und laut, aber weitaus weniger spaßorientiert als die Vorgänger. Tja, mit Ende 20 merkt man eben, dass nicht alles Wodka, Wahnsinn und Weltherrschaft ist, und dass die vergangenen Jahre auch die eine oder andere Narbe hinterlassen haben. Gesoffen, geblödelt und blankgezogen wird auf der Bühne aber noch immer. Was anderes käme auch nicht in Frage. BS JENNIFER ROSTOCK [3.2. 20 Uhr, LKA/Longhorn, Heiligenwiesen 6, S-Wangen]


KULTUR LESEN

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LESEN LIFT LIEBT

VON WEGEN NUR GET SHORTIES: DER MARINGO VERLAG VERÖFFENTLICHT ERSTMALS EINEN ROMAN

ABSONDERLICHE WELTEN Die Get Shorties sind normalerweise das Steckenpferd des Stuttgarter Indie-Verlags Maringo, sowohl die Lesebühne als auch die dazugehörige Buchreihe. Doch das noch junge Jahr hält schon jetzt zwei Neuerungen bereit: Die Stuttgarter Nicolai Köppel und Harald Riegg, beide Lesebühnen-Stammgäste, veröffentlichen ihre neuen Bücher. Köppel sorgt damit sogar für eine Premiere. Mit „Minne“ setzt der Verlag erstmals nicht auf Kurzgeschichten, sondern auf einen Roman – einen Liebesroman, um genau zu sein, der im schwedischen Örtchen Minne und in Stuttgart spielt. Nein, keine weitere Schnulze, verspricht der Autor, der beim Schreiben der Frage nachging: „Wie macht man das Erzählen einer Liebesgeschichte heute noch spannend?“ Die Lösung: Ein exotischer Ort, eine Frau zwischen mehreren Männern, einige kleine und große Geheimnisse. Und eine besondere Erzählform: „Die 78 Kapitel des Romans sind im Wechsel von einem Mann und einer Frau geschrieben und spielen nicht zur selben Zeit“, erklärt Köppel. Das Konzept sei nur auf den ersten Blick verwirrend, „beim Lesen stört es ganz und gar nicht, es macht sogar großen Spaß“, verspricht der Autor.

Ob er Wort hält, lässt sich am 6. Februar im Rahmen des Literarischen Wohnzimmers im Merlin in S-West feststellen. Die Lesereihe setzt auf Pop-Literatur kombiniert mit musikalischer Untermalung von Platte. Harald Riegg geht derweil den klassischen Maringo-Kurzgeschichten-Weg. „Echt nur Spaß“ ist eine Sammlung humoristischer Geschichten, die sich mit der Situationskomik im Alltag auseinandersetzen – stilistisch zwischen gehobenen Ausdrücken und Umgangssprache. Und immer lebensnah: „Die meisten Geschichten sind autobiografisch, es gibt immer einen Realitätsbezug. Lediglich Namen wurden geändert“, sagt Riegg. „Das Unerwartete, das er stets folgen lässt, eröffnet den Blick auf kleine, manchmal absonderliche Welten, die nur er so schnörkellos einfangen kann“, heißt es im Prolog des Buches. Der Witz der Erzählungen offenbart sich von Riegg selbst vorgelesen allerdings am besten. Nachzuhören ist das am 14. Februar bei der „Night Life – Texte für die Ewigkeit“ SIVO – ebenfalls im Merlin. NICOLAI KÖPPEL [6.2. 20 Uhr, Merlin] HARALD RIEGG [14.2. 20 Uhr, Merlin, Augustenstr. 72, S-West]

DANTE LOCKT ZUM LESEMARATHON IN DIE AKA FÜR GESPROCHENES WORT

Dante Aligheries „Göttliche Komödie“ ist eines der ganz großen Werke der Weltliteratur – und nebenbei verdammt lang, für Lesungen eigentlich völlig ungeeignet. Eigentlich. Die italienische Botschaft sieht das anders und organisiert bundesweit Dante-Lesungen – oder besser gesagt: Dante-Marathons. Doch nicht mal die anvisierten sechs Stunden reichen aus, um die komplette Komödie zu lesen. Daher steht bei der Stuttgarter Lesung nur der erste von drei Teilen, das Inferno, auf dem Programm. Das italienische Kulturinstitut Stuttgart hat gemeinsam mit der Akademie für Gesprochenes Wort, dem Ungarischen

Kulturinstitut und den Dante-Gesellschaften Baden-Württemberg deutsche und italienische Stuttgarter eingeladen, aus dem Buch zu lesen. Mit dabei sind unter anderem Joe Bauer und Sergio Morabito, gelesen wird auf Deutsch und Italienisch. Neben der Lesung gibt es Ausschnitte aus Roberto Benignis Erfolgsshow „Tutto Dante“ sowie einige Klavierkompositionen. Und wer solange sitzen muss, der wird auch mit NAY Leckereien aus der Toskana belohnt. DANTE-MARATHON [2.2. 11 Uhr, Akademie für Gesprochenes Wort, Hausmannstr. 22, S-Ost]

Foto (u.): sianais/photocase.com

DIE HÖLLE ZU GAST


KULTUR LESEN

MARTIN MOSEBACH LIEST AUS „BLUTBUCHENFEST“

UNSERE LESETIPPERIN

WELT-SCHLECHT

Was in der Kunst nicht alles möglich ist. Manchmal hilft es sogar, wenn das eigene Werk zum „schlechtesten Roman der Welt“ erklärt wird. So erging es dem Frankfurter Schriftsteller Martin Mosebach, der aber ohnehin schon viele Beleidigungen wegstecken musste: Unwürdiger Georg-Büchner-Preisträger, Antidemokrat, Gegenaufklärer, affek-

tierte Schreibe. All das hat er schon gehört. Doch das lässt ihn kalt, bezeichnet er sich ja selbst als reaktionär. Nun erscheint mit „Blutbuchenfest“ sein neuer Roman mit 33 Kapiteln und Zeilen wie „Mädchen mit privaten Telefonen, die die Vorgänge auf den Bildschirmen nur noch mit geschickt gesetztem Fingertipp am Laufen hielten, spielerisch, wie man die Kugel eines Flipperautomaten in Bewegung hält“. Einen Preis für zeitgenössische Schreibe gewinnt Mosebach in diesem Leben sicher nicht mehr. Dafür gibt’s einen spannenden Plot: Großfamilie mitten im Balkankrieg. Und ein paar kontroverse Statements hört man bei der von Literaturkritiker Denis Scheck moderierten Veranstaltung bestimmt auch. MOD MARTIN MOSEBACH [6.2. 20 Uhr, Literaturhaus, Breitscheidstr. 4, S-Mitte]

KABATEK PRÄSENTIERT MAL (FAST) NIX SCHWÄBISCHES

LIEBE MADE IN ENGLAND „Laugenweckle zum Frühstück“ oder „Spätzle-Blues“ hießen Elisabeth Kabateks vorherige Bücher. Jetzt ist erst mal Schluss mit Schwaben. Die Autorin hat mit „Ein Häusle in Cornwall“ die heimischen Gefilde verlassen und sich nach England aufgemacht. „Ursprünglich wollte ich einen Wanderführer über die Küste dort schreiben“, so Kabatek. Die Handlung sei quasi von alleine gekommen. Entstanden ist eine Liebesgeschichte um die Stuttgarterin Emma und den Engländer Nicolas. Im Renitenztheater macht Kabatek mit einer musikalischen Lesung Lust auf ihr neues Werk. Begleitet wird sie dabei von der Jazz-Sängerin Susanne Schempp („Honey Pie“) und dem JazzpiaNAY nisten Bernhard Birk.

ELISABETH KABATEK [4.2. 20 Uhr, Renitenztheater, Hospitalstr. 10, S-Mitte]

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Sabine Braun von der Pegasus Buchandlung in S-Möhringen steht auf Mord

UNSER LESETESTER LIFT-Redakteur David Hilzendegen übt sich in Empathie und füttert Spinnen

DENNIS LEHANE – IN DER NACHT

RAWI HAGE - SPINNEN FÜTTERN

Joe Coughlin mausert sich in Boston während der Prohibition vom kleinen Handlanger zum mächtigsten Rum-Schmuggler seiner Zeit und setzt dabei sein Leben aufs Spiel. Dennis Lehanes Können zeigt sich in der gelungenen Enthüllung dunkler krimineller Machenschaften durch einen eleganten und präzisen Prosastil in Verbindung mit überzeugenden und die Handlung bestimmenden Dialogen. [Diogenes, 592 S., € 22,90]

Taxifahrer Fly fliegt während des Karnevals in einer namenlosen Stadt durch ein groteskes Universum, in dem ihm die Nacht die Verdammten dieser Welt auf den Rücksitz spült: Migranten, Bettler, Dealer, Prostituierte. Flys Rückzugsort ist ein Labyrinth aus Bücherbergen, seine Insel darin ein fliegender Teppich. Hages schnörkellose Sprache entwickelt in Kombination mit den irrwitzigen, traurigen, fantastischen Episoden einen unwiderstehlichen Sog. [Piper, 304 S., € 22,99]

FRANZ HOHLER – GLEIS 4

Billy ist 19 und riskiert sein Leben in einem sinnlosen Krieg im Irak. Als ein Kamera-Team des TVSenders Fox aufzeichnet, wie seine Truppe eine feindliche Elitetruppe ausschaltet, werden er und seine Kollegen über Nacht zu Stars. Die Army schickt sie auf „Victory-Tour“ durch das Land, Hollywood-Produzenten befassen sich mit der Verfilmung des Stoffes. Nur gegen das Kriegstrauma hilft die plötzliche Aufmerksamkeit nicht... [dtv, 400 S., €16,90]

Eigentlich will Isabelle nur in den Urlaub fliegen. Doch dann bricht der ältere Herr, der ihr am Bahnhof ihren Koffer zu den Gleisen trägt, tot zusammen. Mehr und mehr fühlt sie sich dem Toten verpflichtet, über den sie gerne mehr erfahren möchte – und deckt eine kuriose Geschichte auf. Franz Hohler ist ein raffinierter Roman voller Wendungen gelungen, die einen kritischen Blick auf gesellschaftliche Zustände ermöglichen. [Luchterhand, 224 S., €

BEN FOUNTAIN – DIE IRRE HELDENTOUR DES BILLY LYNN

17,99]

ROBERT WILLIAMS – WO DER HIMMEL AUFHÖRT

JOËL DICKER – DIE WAHRHEIT ÜBER DEN FALL HARRY QUEBERT

Donald ist acht, als er bei einem Fahrradunfall einen kleinen Jungen tötet. Seine Mutter zieht mit ihm fort, er leidet unter Panikattacken, nur die Bibliothek und seine Fantasie reißen ihn aus der grauen Realität. Mit 16 lernt er den achtjährigen Jake kennen. Die ungewöhnliche Freundschaft ist jedoch einseitig – und bringt bald noch mehr schlimme Probleme mit sich. Williams zweiter Roman ist ein tieftrauriger, fesselnder Einblick in die menschliche Seele. Beeindruckend! [SZ Edition, 430 S., € 39,90]

Alles spricht gegen Harry Quebert: Im Garten des Schriftstellers wird nach 33 Jahren die Leiche einer seiner Liebschaften entdeckt – mitsamt dem Originalmanuskript des Romans, mit dem er berühmt wurde. Nur sein ehemaliger Schüler und Freund Marcus Goldman, selbst ein erfolgreicher Schriftsteller, ist überzeugt von seiner Unschuld. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Dieser raffinierte, anspielungsreiche Roman liest sich wie ein Krimi und ist doch viel mehr! [Piper, 736 S., € 22,99]


KULTUR SEHEN

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SEHEN LIFT LIEBT

FILMISCHER NACHRUF: „MANDELA – DER LANGE WEG ZUR FREIHEIT“

UNRUHESTIFTER UND FRIEDENSBRINGER

Anfang Dezember 2013 verstarb Nelson Mandela, erster schwarzer Präsident Südafrikas und Ikone des Kampfes gegen Rassismus und Apartheid, im Alter von 95 Jahren. Der britische Regisseur Justin Chadwick fächert nun das Leben dieses charismatischen Kämpfers und Aktivisten als filmischen Nachruf in Bildern auf. Die Vorlage für das Epos lieferte Mandela 1995, ein Jahr nach seiner Wahl

zum Präsidenten, mit seiner Autobiografie „Der lange Weg zur Freiheit“ quasi selbst. Klar ist, dass zweieinhalb Stunden für eine ereignisreiche Biografie nur ein Kompromiss sein können. Zumal, wenn auch der Privatmann Mandela und nicht nur sein politischer Weg aufgezeigt werden soll. Und zweitens: dass manchmal der Blick von außen, wie etwa von Zeitzeugen, und die Entwicklung von Ereignissen fehlen.

Immer wieder sieht man nur das Ergebnis von Veränderung, nicht aber, was dazu führte. Man staunt anfangs, wenn Mandela als promisker Ehemann fremd geht, vergisst diese Schwäche aber schnell, wenn die aufregenden, mitunter auch gewaltbereiten Aktivistenjahre zwischen 1950 und seiner Verbannung auf die Gefängnisinsel Robben Island 1964, auf der Rolihlahla Mandela, der Unruhestifter, 18

JUDI DENCH GLÄNZT IN DEM UNVERKITSCHTEN FEEL-GOOD-DRAMA „PHILOMENA“

WAHRLICH TRAURIG Vor 50 Jahren wurde Philomena Lee (Judi Dench) ungewollt schwanger. Im Kloster soll sie mit harter Arbeit für diese Sünde büßen. Ordensschwestern nehmen ihr den unehelichen Sohn weg und geben ihn für ein paar Dollar an wohlbetuchte Amerikaner. Ein halbes Jahrhundert lang plagt sich die fromme Frau mit Schuldvorwürfen und schlechtem Ge-

wissen. Ein Zufall lässt sie schließlich den verschollenen Sohn finden und ein schreckliches Geheimnis lüften. Unglaublich, aber wahr: Diese Geschichte stammt aus dem echten Leben. Nur Briten beherrschen so bravourös die Kunst, aus einem so tragischen Stoff ein solch unverkitschtes Feel-Good Movie zu zaubern, das zudem auf lässige Art

Gesellschaftskritik präsentiert und erstklassige Schauspielkunst bietet. Mit dem oscarreif gespielten Porträt setzt die 78-jährige Judi Dench der echten Philomena ein phänomenales Denkmal. OSS PHILOMENA [GB 2013; R: Stephen Frears; mit: Judi Dench, Steve Coogan, Start: 27.2.]

Jahre lang lebte, aufgefächert werden. Die Schauwerte jedenfalls stimmen, und Darsteller Idris Elba macht seine Sache exzellent. Da wäre auch Mandela stolz gewesen. TV MANDELA – DER LANGE WEG ZUR FREIHEIT [USA 2013; R: Justin Chadwick; mit: Idris Elba, Naomie Harris; Start: 30.1.]


KULTUR SEHEN

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FRISCHER WIND AUS DEM NORDEN: DER NEUE MFG-CHEF CARL BERGENGRUEN

FILME FÜR DIE GROSSE LEINWAND Zahlreiche Filme werden jedes Jahr von der Filmförderung der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg unterstützt. Neuer Chef, und damit Nachfolger der Grande Film-Dame Gabriele Röthemeyer, ist seit Kurzem Carl Bergengruen. Wie es dem Hamburger in Stuttgart gefällt und wie der 53-Jährige den Filmstandort Stuttgart voranbringen will, hat er LIFT-Redakteurin Kathrin Waldow erzählt. LIFT Sie waren lange für den SWR als Fernsehfilmchef in Baden-Baden, die letzten drei Jahre war Hamburg Ihr Zuhause. Wie gefällt’s Ihnen bislang hier? BERGENGRUEN Ich bin noch dabei, Stuttgart zu erkunden. Sicher ist, dass das Wetter besser ist als in Hamburg. Und deshalb freue mich auf den Sommer, um im Biergarten auf der Karlshöhe auf die Stadt zu schauen. Außerdem freue ich mich darauf, die Kinos der Stadt für mich zu entdecken. Dabei hoffe ich natürlich, dass es

LIFT LIEBT

hier bald wieder ein Kommunales Kino gibt. Die MFG wūrde gerne dazu beitragen. LIFT Stichwort Kommunales: Es gibt die Befürchtung, dass Sie durch Ihre Nähe zum SWR möglicherweise die Fernsehfilmförderung bevorzugen könnten. BERGENGRUEN Die Sorge ist mir bekannt, aber sie ist unbegründet. Auch unter meiner Führung gibt es ein klares Bekenntnis zur Förderung des Kinofilms. Wenn es dann wie in der Vergangenheit auch mal Ausnahmen geben sollte, dann heißt das noch lange nicht, dass wir zur Fernsehfilmförderung mutieren. LIFT Wie entscheiden Sie, was gefördert wird? BERGENGRUEN Es geht darum, nach Qualität zu urteilen und so die Mittel zu verteilen. Dabei gibt es keine Bevorzugung von bestimmten Genres. Die Filme müssen für die große Leinwand gemacht sein, das ist das Wichtigste. Das entscheide ich aber auch nicht alleine.

LIFT Haben Sie trotzdem schon konkrete Vorstellungen, wen oder was Sie zukünftig mehr voranbringen wollen? BERGENGRUEN Da gibt es schon etwas: Wir wollen die Vormachtstellung Baden-Württembergs als Standort für Animationen und Visuelle Effekte weiter stärken. Die zahlreichen Erfolge in der Ver-

gangenheit und die aktuelle Oscar-Nominierung von Pixomondo für „Star Trek Into Darkness“ sprechen für sich, daher wollen wir die Animationsbranche gemeinsam mit den zahlreichen Akteuren in Stuttgart und Umgebung noch mehr unterstützen. Jetzt gilt es, die Förderregularien dafür weiterzuentwickeln.

IN DEM DRAMA „DALLAS BUYERS CLUB“ BEKOMMT AIDS KEINE CHANCE

Foto: Alex Wunsch (o.)

CLUB DER TOTGESAGTEN Dallas, 1985: Die Medien sind von einer neuartigen Seuche dominiert, die vor allem Schwule und Drogensüchtige mit beängstigender Macht dahinrafft. Keine Gefahr für einen überzeugten Hetero wie mich, denkt RodeoReiter Ron Woodroof (Matthew McConaughey). Doch als die Ärzte bei ihm HIV diagnostizieren, beginnt sich sein menschenfeindliches Weltbild zu verschieben. Ron ändert seinen ausschweifenden Lebensstil, der bislang beherrscht war von Alkohol, Koks und Prostituierten, und beginnt mit Nachforschungen über die Seuche, die seinen Körper auffrisst. Dabei deckt er einen Skandal in der Pharmaindustrie auf, die schnelle Heilung verspricht,

das Leid der Patienten aber nur vergrößert. Ron wird selbst zum Lieferanten für nichtautorisierte Substanzen und gründet den „Dallas Buyers Club“. Auf diese Weise macht er hunderten tödlich Erkrankten ihr Leiden etwas erträglicher. McConaughey verkörpert den Überlebenskämpfer mit kompromissloser Intensität. Bis auf die Knochen abgemagert, liefert er eine beängstigende Performance, die ihm einen Golden Globe und beste Chancen für den Oscar einLT brachte. DALLAS BUYERS CLUB [USA 2013; R: Jean-Marc Vallée; mit: Matthew McConaughey, Jennifer Garner; Start: 6.2.]


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