DAS STUTTGARTMAGAZIN
DER APRIL IN STUTTGART & REGION
Euro 2,40_April 2013_23. Jahrgang E30481_www.lift-online.de
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FRÜHER WAR HIER ALLES GEILER Ein Stuttgart-Roman über Musik, Mixtapes und Mopeds
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BEST OF FRÜHLING 25 Dinge, die man in Stuttgart jetzt unbedingt erleben muss WE LOVE BAUSTELLEN Die hübschesten Gräben und schlimmsten Neubauten der Region STOP & GO Von E-Bike über Carsharing bis Busfahren: So geht Mobilität heute
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DAS BESTE IM APRIL
DAS BESTE... 9 80 INHALT STADT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8 SO GEHT MOBILITÄT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26 LEBEN STUTTGART GEHT AUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39 STUTTGART FLIEGT AUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44 SONDERTHEMA OUTDOOR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46 ABO-AKTION . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52 STUTTGART FÜR KINDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54 STUTTGART KAUFT EIN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .57 STUTTGART KAUFT BRILLEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .60 STUTTGART FEIERT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .68
FRÜHER WAR HIER ALLES GEILER Ein Stuttgart-Roman über Musik, Mopeds & Co.
BEST OF FRÜHLING 25 Dinge, die man jetzt erleben muss
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KULTUR SEHEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .73 LESEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .80 ENTDECKEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .84 HÖREN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .88 SPIELEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .94 PLANEN VERANSTALTUNGSKALENDER . . . . . . . . . . . . . . . . . .99 KINDERKALENDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .140 A BIS Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .148 VERANSTALTER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .158 KLEINANZEIGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .161 IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .168 LIFT LIEBT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .170
ALLES ANDERE ALS STADTKINDER Mit Heisskalt im Zwölfzehn – sind die Gitarren-Jungs das nächste große Ding?
DAS BESTE IM APRIL
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IM APRIL
20 44 FRÜHLING IM KAISERSTUHL Wandern, Wein und Wirtschaften – Stuttgart fliegt in den Schwarzwald aus
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OHNE ILLU IST ALLES FAD Stuttgarts Illustratoren stellen aus
ALLES EINE FRAGE DER OPTIK Die Brillentrends 2013
WE LOVE BAUSTELLEN Die hübschesten Gräben und schlimmsten Neubauten in der ganzen Region
26 46 STOP & GO Von E-Bike über Carsharing bis Busfahren: So geht Mobilität heute
RAUS MIT EUCH! Das Sonderthema Outdoor liefert die besten Adressen zum Skaten, Radeln und Laufen
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MOBIL SONDERTHEMA MOBIL: VON E-BIKE ÜBER CARSHARING BIS BUSFAHREN – OB FRITZ KUHN ÜBER DIE NEUE MOBILITÄT
„MEIN FAHRRAD STEHT NOCH IN BERLIN“
Das Wetter lädt dazu ein, selbst kürzeste Strecken mit dem Auto zu fahren. Nass, ungemütlich und kalt ist der März-Tag, an dem Fritz Kuhn uns zum Interview im Rathaus erwartet. Aber welchen Eindruck würde es bitte machen, den ersten grünen OB der Stadt wegen der Parkplatzsuche warten zu lassen? Zu Fuß in seinem Büro angekommen, stellen wir fest: So ein großer
Autofeind wie seine politischen Gegner im Wahlkampf gerne behauptet haben, scheint Kuhn gar nicht zu sein. Zumindest deutet die Standuhr von Porsche darauf hin, die in der Ecke tickt. Und auch der OB selbst verzichtet nicht vollkommen auf den motorisierten Untersatz. LIFT Herr Kuhn, wie sind Sie heute Morgen zur Arbeit gekommen?
KUHN Mit meinem Dienstwagen, einem Mercedes E 300 Hybrid mit nur 109 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer. Die alte S-Klasse habe ich gleich zu Anfang abgeschafft. Aber ich fahre auch mit der Stadtbahn. LIFT Sie fahren nicht mit dem Fahrrad? KUHN Bisher noch nicht. Die Stuttgarter Verhältnisse sind noch nicht so, dass ich zufrieden sein
kann. Im Vergleich mit anderen Städten haben wir zu wenige Radwege, die auch noch gefährlich sind. Das müssen wir angehen. Ich möchte, dass Stuttgart eine angesehene Fahrradstadt wird. Die Ausrede, wegen der Steigungen aufs Fahrrad zu verzichten, ist spätestens seit dem Pedelec überholt. Mein Ziel, 20 Prozent weniger Autos im Stuttgarter Kessel zu haben, kann nur
STADT MOBIL
erreicht werden, wenn die Menschen zumindest teilweise aufs Rad umsteigen. LIFT Das heißt, momentan trauen Sie sich noch nicht auf Stuttgarts Radwege, weil die auch mal mitten auf einer Kreuzung enden? KUHN Mit Trauen hat das nichts zu tun. Mein Fahrrad steht noch in Berlin, ein schönes altes Hollandrad. Ein anderes will ich mir nicht kaufen, weil in diesem Rad viel Herzblut steckt. Das hab ich mir während des Studiums für 500 Mark gekauft. Sobald das Rad hier ist, fahre ich auch damit. LIFT Radwege, Feinstaub, Parkplatzmangel, ausgelasteter ÖPNV: Es gibt Dankbareres, als in Stuttgart Verkehrspolitik machen zu müssen. KUHN In der Politik muss man die Probleme angehen, die da sind. In Stuttgart kommt hinzu, dass Verkehrspolitik zu lange vor dem Hintergrund gemacht wurde: Bist du für oder gegen das Auto? Meine Botschaft ist: Es geht nicht gegen das Auto, sondern für Mobilität. Die Industrie muss ihren Beitrag leisten, Car2go ist ein Anfang. Ich möchte, dass Stuttgart in zehn Jahren für neue ökologische Mobilität steht – mit NullEmissions-Autos. Das bedeutet natürlich auch, dass der Strom aus erneuerbaren Energien kommen muss.
„EINE KARTE FÜR ALLES“ LIFT Aber Verkehr bedeutet mehr als nur Auto. KUHN Auto, Fahrrad oder Schiene – im Alltag wird das gemischt, weil wir je nach Situation unterschiedliche Gefährte brauchen. Kombinationen müssen möglich sein. Als OB muss ich mitorganisieren, dass die Bürger im Idealfall mit einer Karte oder dem Handy alle Verkehrsmittel buchen können. Am Ende muss es für jeden ganz leicht sein, alle Verkehrsmittel zu nutzen und zu kombinieren. Hinzu kommt, dass wir viel in den ÖPNV investieren müssen, um ihn zu verbessern. LIFT Da ist die VVS mit der Mobilcard ja auf einem guten Weg.
KUHN Das ist richtig. Aber mein Job ist nicht, zufrieden zu sein. Mein Job ist zu sagen, was noch wie verbessert werden kann. Als Aufsichtsratschef der VVS und der SSB kann ich das auch vorantreiben.
„WIE DIE E-SMARTS ABGEHEN...“ LIFT Nutzen Sie selbst auch Car2go? KUHN Bei mir im Stuttgarter Westen ist der Bio-Laden fünf Minuten zu Fuß entfernt, dafür brauche ich kein Auto. Fußgänger gehören übrigens auch zum Verkehr. Aber ich bin schon mal ESmart gefahren. Als Grüner darf man das ja kaum sagen, aber wie diese Autos aus dem Stand abziehen, ist schon beeindruckend. Car2go ist ein relevantes Verkehrsmittel. Allerdings sollten wir Stadtmobil nicht vergessen. Verkehr muss ein Netzwerk aus verschiedenen Angeboten sein. LIFT Während die Stadt Car2go massiv mit freien Parkplätzen unterstützt, muss Stadtmobil nach eigenen Aussagen um jeden Stellplatz kämpfen. Wieso diese Bevorteilung des Daimler-Car-sharings? KUHN E-Mobility erlebt gerade einen Hype und wird entsprechend unterstützt, auch vom Bund. Stadtmobil ist super und darf nicht benachteiligt werden. Das ist aus meiner Sicht ein wertvolles Konzept, um Verkehr zu reduzieren – nicht nur den fahrenden, auch den ruhenden. Ein Stadtmobil ersetzt zwischen acht und zehn Fahrzeuge. Es funktioniert natürlich nur, wenn es in der Stadt fußläufig verfügbar ist. Das gilt für beide Anbieter. Man darf Stadtmobil und Car2go nicht gegeneinander ausspielen. LIFT Allerdings belagern jetzt weitere 300 Car2go-Autos den ohnehin schon knappen Parkraum. KUHN Wir müssen die Leute dazu bringen, seltener mit dem Auto in den Kessel zu fahren. 20 Prozent weniger Autos ist ein ambitioniertes Ziel, das zu erreichen wird Jahre in Anspruch nehmen. Dafür plane ich zum Beispiel eine
Konferenz mit den großen Arbeitgebern in der City, um zu ergründen, wie die Mitarbeiter zum Betrieb kommen und was man tun kann, um den ÖPNV für sie attraktiver zu machen. LIFT Welche Anreize wollen Sie setzen? KUHN Wir brauchen nicht nur im Westen ein Parkraummanagement, und wir brauchen einen attraktiven ÖPNV. Wir müssen über die Kapazitäten in der Stadtbahn reden, über Busse, die Taktung, die Sauberkeit in den Fahrzeugen und an Bahnhöfen. Radwege haben wir ja schon angesprochen. Zudem müssen wir Öffentlichkeitsarbeit betreiben: Alle Verkehrsteilnehmer haben dieselben Rechte und müssen Rücksicht aufeinander nehmen. Man muss sich angstfrei zu jeder Tageszeit fortbewegen können. Deswegen müssen wir Ideen wie das sogenannte Shared-Space-Modell in der Tübinger Straße vorantreiben. Es klappt noch nicht perfekt, aber der Grundgedanke ist richtig. LIFT Hehre Ziele, aber das bringt doch einen Besucher aus Ludwigsburg nicht aus dem Auto und auf die Schiene. KUHN Stimmt, das Verkehrsproblem ist ein regionales, deswegen muss man aus der Region stressfreier ohne als mit dem Auto nach Stuttgart kommen. Ich sage immer: Der Besuch im Staatstheater beginnt im Waiblinger Parkhaus. Das steht unweit der SBahn-Station, wird aber wenig genutzt. Woran liegt das? Ist es zu dunkel oder der Weg zu weit? Vielleicht sind die Einzeltickets in der Stadtbahn auch zu teuer. LIFT Einige Firmen nutzen Stadtmobil mittlerweile auch geschäftlich. Wäre das auch eine Idee für das Rathaus? KUHN Intern diskutieren wir gerade, was wir ändern können. Natürlich ist die Frage wichtig, wie sich der Stadtkonzern mit 20.000 Beschäftigten fortbewegt. Das kann man immer optimieren. Auf Stadtmobil will ich mich da nicht festlegen, aber wenn die öffentliche Hand nicht in eine Vorreiterposition geht, kann man von anderen nichts verlangen. David Hilzendegen
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Badenweiler Bad Wildbad Esslingen Heidelberg Mannheim
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S FLIEGT AUS LIFT LIEBT
WANDERN, WEIN UND WIRTSCHAFTEN: EINE REISE DURCH DEN KAISERSTUHL
TOTENKOPF AN KIRSCHBLÜTE
Kirschblüten, Schäufele und Viertele: Frühling im Kaiserstuhl
Juhu, der Winter ist vorbei! Wintersportfans können ruhig noch ein letztes Mal in die Berge fahren – wir fliegen lieber in den Kaiserstuhl aus. Der ist zwar ein Mittelgebirge, wird aber naturräumlich zum Oberrheinischen Tiefland gezählt. Und so hat die Region zwischen Schwarzwald und unserem Nachbarland Frankreich landschaftlich viel zu bieten: Berge, Wasser, Weinreben und Obstplantagen. Und jede Menge Kulinarisches.
bei guter Sicht sogar die Alpen. Und am 28. April ist hier richtig was los: beim GIPFELTREFFEN DER KAISERSTÜHLER JUNGWEINE.
Fast 50 2012er-Weine können verkostet werden, aus so ziemlich jeder Ortschaft der Region. Den Hunger bekämpfen Würste, belegte Brötchen oder das eigene Rucksackvesper. Wer auf den Wein-Geschmack gekommen ist, noch mehr probieren und hinter die Kulissen schauen möchte, der kann bei den OFFENEN WINVOM SPARGEL BIS das Nach rund zwei Stunden AuZERKELLERN: Jedes WoZUM SCHÄUFELE tofahrt über Karlsruhe und Ofchenende lädt eine andere fenburg ist der Kaiserstuhl von Winzergenossenschaft zu Stuttgart aus erreicht. Wer sich gleich ordent- Kellereibesichtigungen, Winzer-Hocks und lich die Beine vertreten möchte, wandert auf Weinfesten ein. Gern wird das gleich mit dem den Totenkopf. Auf dem mit gut 550 Metern Dorffest verbunden. Aufgetischt wird Regiohöchsten Gipfel des Kaiserstuhls steht der his- nales, vom Spargel bis zum Schäufele. (Termitorische Neulindenturm. Von dort oben sind ne und Teilnehmer unter: www.kaiserstuhl.cc) die Vogesen und der Schwarzwald zu sehen, Hocketsen und Dorffeste sind auch die Art,
wie im Kaiserstuhl hauptsächlich gefeiert wird – Clubs und Co. sind hier nicht verbreitet. Macht nichts, das machen wir in Stuttgart wieder. Hier wollen wir entspannt essen gehen – zum Beispiel im Familienbetrieb DUTTERS STUBE. Die Küche ist ein echter Geheimtipp: Bodenständiges wie Flammkuchen gibt’s in der Dorfwirtschaft unten, etwas feinere badische Kost wie Schäufelesülze oder Hechtklößchen mit hausgemachten Nudeln im Restaurant ein Stockwerk darüber. (Winterstr. 28, Endingen-Kiechlinsbergen, www.dutters-stube.de) Regionales wird auch in der STUBE BURY auf-
getischt. Tipp: der Kaisterstuhl-typische Burgunderteller – Schweinskopfsülze mit Brägele (Bratkartoffeln), dazu gibt’s ein Viertele. Zum Nachtisch unbedingt ein Eis zu schlotzen, denn das wird hier in der eigenen Manufaktur aus regionalen Zutaten hergestellt. (Untere Guldenstr. 10, Königschaffhausen, www.stube-bury.de)
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Auch zum Übernachten eignen sich die beiden Wirtschaften prima. Schöne Zimmer gibt’s aber auch in den vielen netten Weinhotels und Winzerhöfen. In vino veritas, weiß man zum Beispiel auch im Weinhotel LANDHAUS TRAUTWEIN – und nennt auch gleich eines seiner hübschen Zimmer so. (Bahnhofstr. 37-39, Vogtsburg-Oberrotweil, www.landhaustrautwein.de)
Ausgeruht lässt es sich bestens etwas Lokalkultur schnuppern, zum Beispiel im KÄSEREIMUSEUM in Endingen. In der ehemaligen Käserei ist zu sehen, wie vor 100 Jahren Käse hergestellt wurde und wie eine moderne Käseküche aussieht. Gekäst wird aber nur noch beim Käse-Fäschd im August, dort produziert ein Käsemeister den Bibilliskäs, einen SchichtFrischkäse. (Rempartstr. 7, Endingen; jeden 1. und 3. So+Di ab 18 Uhr Führungen, www.endingen.de)
Schon wieder was gegessen – vielleicht hilft ein Kirschschnaps. Oder sonstige Kultur rund um die Kirschen, die im Kaiserstuhl nicht nur wunderschön blühen, sondern Anlass sind für ein KIRSCHENMUSEUM – und natürlich für ein Fest, das berühmte Kaiserstühler Kirschenfest Ende Mai, das ebenfalls in Endingen stattfindet. (Museum: Untere Guldenstr. 1, Endingen-Königschaffhausen, Tel. 07642/85 85, jeden 1. So 16-18 Uhr, www.kirschenmuseum-koenigschaffhausen.de)
THOMAS MIESSELER IST INHABER VON WILDSPORT TOURS UND KENNT RUHIGE ORTE SOWIE ERSTKLASSIGE BIER-HOTSPOTS. LIFT Was ist das Schöne am Kaiserstuhl? MIESSELER Die Kombination der sehr schönen Landschaft – einer alten Vulkanlandschaft – mit den Weinbergen direkt am Rhein LIFT Und was gefällt Ihnen an Riegel, wo Sie arbeiten?
Jetzt ist aber mal Bewegung angesagt. Anfang April startet die Saison beim WASSERSKICLUB (WSC) Breisgau. Vom Kleinkind bis zum Senior, vom Anfänger bis zum Wettkampfsportler – hier ist jeder richtig, der Geschwindigkeit und Power erleben will. Gefahren wird auf einem ruhigen Nebenarm des Rheins. Im August wird dann auch der Breisgau Pokal ausgetragen, und auch hier kann jeder mitmachen, solange er auf den Brettern stehen kann. (Am Rhein 10, Sasbach, www.wsc-breisgau.de)
Und wo es auf dem Wasser schon so schön ist, genießen wir es noch zwei Stunden passiv. Im Fischerkahn geht es von Rust aus durch die romantische Dschungellandschaft des Naturschutzgebiets Taubergießen. Karl Baumann oder Sohn Rainer navigieren bei den TAUBERGIESSEN BOOTSFAHRTEN nicht nur, sondern erzählen auch Spannendes zu Eisvogel, Orchideen und was Flora und Fauna dort sonst noch Seltenes zu bieten haben. (Taubergießen Bootsfahrten, Klarastr. 10, Rust, Tel. 07822/86 77 18, www.taubergiessenbootsfahrt.de) ABENTEUER IM WALD lassen sich im gleichna-
migen Klettergarten erleben. Auf acht unterschiedlich schwierige Strecken können sich Abenteuerlustige ab einer Körpergröße von 120 Zentimetern in die Höhe wagen. Die Kleine-
MIESSELER Riegel ist ein alter Ort zwischen Schwarzwald und Kaiserstuhl. Die Ortschaft ist berühmt für ihre Bierbraukultur, ansonsten ist der Kaiserstuhl ja für den Weinanbau bekannt. Riegel hat die höchste Biergarten-Dichte Deutschlands, auf 3.000 Einwohner kommen sieben bis acht Biergärten. Der Schönste gehört zum Brauhaus Riegel. Er liegt direkt neben der alten Brauerei, in der jetzt auch Kunst ausgestellt wird. Außerdem haben ein paar Bürger angefangen, in der alten Brauerei selbst frisches Bier zu brauen, das sie freitagabends auch dort verkaufen. (www.brauhaus-riegel.de, www.kunsthallemessmer.de, www.roemerbraeu.de)
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ren amüsieren sich auf dem Spielplatz mit Kletterhaus. Entspannt sitzen, eine Tasse Kaffee trinken und der aktiven Familie zuschauen geht auch. (Kenzingen an der Bombacher Str., direkt am Sportplatz, Tel. 07644/92 78 74, www.abenteuerim-wald.de)
Nach Hause geht’s – aber kulinarisch kann das Kaiserstuhl-Gefühl in den eigenen vier Wänden noch ein paar Tage weitergelebt werden. Zum Beispiel mit luftgetrocknetem Schinken, den die Metzgerei PETER DIR in verschiedensten Varianten, etwa mit Fenchel oder Salbei, herstellt. (Marktplatz 3 + Königschaffhauser Str. 17, Endingen, www.metzgerei-dir.de)
Einen Besuch lohnt auch die BIO-KÄSEREI BREITENWEGERHOF. Dort gibt’s Rohmilchkäse, Joghurt und Quark aus der Milch von den eigenen Kühen. (Endinger Str. 55, Eichstetten, www.breitenwegerhof-kg.de) Fehlt noch ein Kaiserstühler Vulkanbrot, das traditionell zum Beispiel in der BÄCKEREI BARLEON gebacken wird. (Markgrafenstr. 5, Bötzingen)
Laura Köhlmann
ANFAHRT [Vogtsburg im Kaiserstuhl ist von der LIFT-Redaktion in S-Süd mit dem Auto in etwa zwei Stunden zu erreichen oder mit der Bahn ab dem Stuttgarter Hauptbahnhof in etwa dreieinhalb Stunden]
LIFT Und wenn Sie’s mal lauter wollen? Wo gehen Sie feiern? MIESSELER Um abends auszugehen und Party zu machen, ist der Kaiserstuhl leider keine gute Adresse. Wenn ich feiern gehe, dann in die Stadt, also nach Freiburg. Oder nach Emmendingen in den Mehlsack, eine Event-Kneipe mit Live-Konzerten. (www.mehlsack.com) LIFT Was sollte man im Frühjahr unbedingt im Kaiserstuhl erleben? MIESSELER Natürlich die Kirschblüte! Ein tolles Erlebnis, wenn im April die Kirschen zwischen Endingen und Königschaffhausen blühen.
Der ganz neue Sondertitel für Tagestrips und Wochenendausflüge erscheint am 15.05.2013
LEBEN STUTTGART FÜR KINDER
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S FÜR KINDER LIFT LIEBT
TRICKS FOR KIDS: BEIM TRICKFILMFESTIVAL GIBT’S EIN PROGRAMM SPEZIELL FÜR KLEINE FANS
OHNE KINDISCHE ERWACHSENE
Trickfilme sind doch für Kinder, oder etwa nicht? Wer das Internationale Trickfilmfestival kennt, der weiß um die Unsinnigkeit dieser Frage. Denn gäbe es kein extra Kinderprogramm, würden junge Fans wohl auf der Strecke bleiben. Erwachsene scharen sich je-
des Jahr in den vordersten Reihen, übertönen beim Lachen über turnschuhtragende Tiere jede noch so begeisterte Kinderstimme und bestechen kleine Menschen hinterrücks, um noch den letzten Platz in einem der Workshops zu ergattern. So wartet also das Kinderprogramm
des Trickfilmfestivals, Tricks for Kids, mit Filmen, Workshops und Ausflügen für jedes Alter und jedes Interesse auf. Auch 2013 bilden die Innenstadtkinos und der Schlossplatz das Zentrum des Festivals. Dieses Jahr neu mit dabei sind die Cannstatter Spielorte im Mercedes-Benz Museum und in der Wilhelma, die über einen Shuttle-Bus mit dem Festival Garden am Schlossplatz verbunden sind. An allen drei Orten erwarten AnimationsJunkies neben neuesten Serien und Kurzfilmen auch Trickfilme in Spielfilmlänge. Bei den Tricks for Kids-Workshops werden außerdem Produzenten in spe zum Mitgestalten gebeten. Für kleinere und größere Fans bietet der Festival Garden genügend Abwechslung: Beim speziellen Familienprogramm kann man unter freiem Himmel Filme schauen und gleichzeitig picknicken. Und das alles bei freiem Eintritt. Gratis ist auch der Besuch des Aktionszelts Kids Area, in dem es viele Stationen zum Mitmachen gibt. Auch das Junge Schloss ist dieses Jahr mit dabei. Dort kann man Kinder zu einer Führung mit Trickfilm-Workshop anmelden, wo diese dann mit Regisseurin Sabine Huber eigene SzeELH nen produzieren. INTERNATIONALES TRICKFILMFESTIVAL [23.4.-28.4., versch. Orte, alle Infos unter www.itfs.de, für alle]
EIN MÄRCHENHAFTES MUSICAL FÜR DIE GANZE FAMILIE: SCHNEEWITTCHEN UND DIE SIEBEN ZWERGE
WEISS WIE SCHNEE, SO ROT WIE BLUT Wer kennt es nicht, das Märchen um das Mädchen mit Haut so weiß wie Schnee, Lippen so rot wie Blut und Haar so schwarz wie Ebenholz. Die Erzählung von Schneewittchen, die auf der Flucht vor ihrer Stiefmutter von den sieben Zwergen aufgenommen wird, ist wohl eines der bekanntesten Märchen. Musical-Produzent Christian Berg kleidet die Grimm’sche Erzählung nun in ein neues Gewand. Ein kunterbuntes Bühnenbild und bekannte Schlager mit neuen Texten laden die ganze Familie ein, das Märchen neu zu ent-
decken. In der Berg-Version trifft Schneewittchen auf singende Äpfel, nahezu echte Zwerge und sprechende Zauberspiegel. Der vergiftete Apfel ist genauso wie der erlösende Kuss des holden Prinzen Bestandteil der modernen Inszenierung. Mit bekannten Hits und bunter Kulisse wird das Märchen so zum Musicalhit mit Spaßgarantie für die ganze Familie. HUS SCHNEEWITTCHEN UND DIE SIEBEN ZWERGE [21.4., 11+14 Uhr, Theaterhaus, Siemensstr. 11, S-Feuerbach, für alle]
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LEBEN STUTTGART FEIERT
S FEIERT LIFT LIEBT
JUBILÄUM UND BEERDIGUNG: DER YEAH!CLUB FEIERT SEINEN ZEHNTEN UND LETZTEN GEBURTSTAG
ABSCHIED AUF ISLÄNDISCH Oh no! Der Yeah!Club sieht seinem Ende entgegen. Ausgerechnet an ihrem zehnten Geburtstag wird die Stuttgarter Indie-Institution zu Grabe getragen. Wir wissen ja, dass man immer dann gehen soll, wenn es am schönsten ist – dass dieses Sprichwort absoluter Unfug ist, aber auch. Yeah!-Macher Hannes Steim hält mit Neil Young dagegen: „Better to burn out than to fade away“, kommentiert er das bevorstehende Ende. Das fand schon seinen Weg in Kurt Cobains Abschlussbrief und darf als Motto gelten, wenn die erste Indie-Reihe Stuttgarts zur Ruhe gebettet wird. Zehn Jahre, da kommt einiges an Geschichte zusammen. „Zwölfzehn, Schocken und Keller Klub gab es damals noch gar nicht“, erinnert sich Steim an die ersten Gehversuche 2003. „Am Anfang war es eine eingeschworene Szene, die schon damals mit Parka, Skinny-Jeans und Beatle-Boots unterwegs war.“ Die Szene ist größer geworden, die Röhrenjeans sieht noch immer nicht an jedem vorteilhaft aus. Geblieben ist die Liebe zur Indie-Musik. „Letztendlich ging es immer darum, eine coole Mischung aus dem neuesten heißen Scheiß, unbekannten Geheimtipps und den ganzen Vorläuferbands wie den Smiths oder Supergrass zu spielen.“ Sehr zur Freude des treuen Publikums, das sich nicht mal darum geschert hat, dass der Yeah!Club immer donnerstags zum Tummelplatz wurde. Vor zehn Jahren war das Retro Stefson vereinen sieben ganz unterschiedliche Vorlieben zwischen Pop, Indie und Soul noch alles andere als gewöhnlich. Dass immer so viele Leute gekommen sind, ist für Steim das größte Highlight. Andere Glanz- Berlin. „Wir haben die Zeit in Deutschland sehr Wenn das nicht perfekt zur Yeah!Club-Philopunkte gab es aber auch. „Wir hatten mal ei- genossen“, erinnert sich Sänger Unnsteinn Ma- sophie passt. Pardon, passte. Nach dem Enne Indie-Burlesqueshow mit ZouZou La Vey nuel Stefánsson. Mittlerweile sind sie wieder in de der Partyreihe muss Steim zwar ohne seiund der schottische Gast-DJ stand nur noch Reykjavik zuhause, nutzen Deutschland aber nen Kompagnon Balt Brixton auskommen, mit offenem Mund da“, erinnert er sich. Auch immer noch als Standort, „weil das Land so dem Indie-Partybetrieb bleibt er aber schon unvergesslich: „Als Paul Arthurs von Oasis die schön mittig liegt und man von dort überall alleine wegen des Popnotpop-Festivals und alten Hits für uns gespielt hat.“ Ohne das schnell hinkommt“. Das ist auf Island in der Tat dem Song Slam erhalten. „Außerdem“, verrät ganze Gallagher-Gezicke, naetwas anders. Typisch islän- er, „übernehme ich ab Mai die Clubreihe von türlich. disch klingt die Band aber FluxFM im Keller Klub.“ Zumindest bis er wieGENRES ZÄHLEN Bevor das alles jetzt vorbei ist, dennoch nicht, vielmehr ver- der mit Neil Young um die Ecke kommt. NICHT geht es noch einmal richtig einigen sich bei Retro Stefson Björn Springorum heiß her im Keller – mit jeder Menge DJs und sieben unterschiedliche Vorlieben zwischen den Isländern Retro Stefson. „Sie sind eine der Pop, Indie und Soul. „Genres zählen in Island 10 JAHRE YEAH!CLUB [5.4. 22 Uhr, Keller Klub, besten und mitreißendsten Partybands, die ich nicht“, erklären sie ihren Mix. „Außerdem gibt Rotebühlplatz 4, S-Mitte. WIR VERLOSEN 3x2 kenne“, erklärt Steim. Die Musiker kennen sich es hier keine großen Labels, also schreibt jeder Tickets. Mail, Fax oder Karte mit dem Stichwort seit Kindertagen und lebten einige Zeit in Musik ohne kommerzielle Hintergründe.“ „Beerdigung“ an LIFT.]
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OB JIM FLETCH NUR WEGEN DER PINKEN WELCOME SHOTS INS UNI KOMMEN?
ELEKTRONISCHE GESCHICHTEN Klingt nach einem kleinen Märchen: Eines Tages stehen Tim Paasch-Colberg und seine Gitarre bei Selena Fletcher in München vor der Tür. Kurz darauf machen sie zusammen Musik. Erzählen sie zumindest. Sollen sie ruhig, eine gute Geschichte ist meist eh besser als die langweilige Realität. Sie nennen sich Jim Fletch – er Jim, sie Fletch – sehen sich als Geschichtenerzähler zwischen Höhen und Tiefen, zwischen absurder Frühjahrseuphorie und noch viel unsinnigerer Herbstdepression. Er der Musiker, sie die Sängerin – das Singer-Songwriter-Becken scheint unausweichlich. Ist es aber nicht: Akustische Wärme wird mit elektronischer Loop-Freude garniert, Gitarren und Beats koexi-
stieren friedlich, gar synergetisch. Trippig klingt die Musik, verträumt, dezent weltfremd und mit jener Art von Melancholie durchweht, die gern mal bei einem Frühlingsregen in der Abenddämmerung einsetzt. Vor allem live wird das ein Tanz zwischen DJ-Set und Konzert, eine direkte Kommunikation zwischen Künstlern und Publikum. Wie immer bei der Poly-PocketReihe gibt es danach noch ordentlichen DJ-Budenzauber von Gritpop & Claire und den Residents. Außerdem wollen wir den pink-farbenen Welcome Shot nicht unerwähnt lassen. BS POLY POCKET [5.4. 22 Uhr, Universum, Charlottenstr. 1, S-Mitte]
MOS DEF HEISST JETZT YASIIN BEY: ABER DAS IST EGAL
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DER BOOGIE MAN KOMMT
ELECTRO FÜR DIE MASSEN
So richtig durchgesetzt haben sich Namensänderungen im Musikbusiness noch nie. Dass Dante Terrell Smith mittlerweile lieber Yasiin Bey genannt werden möchte, interessiert also niemanden. Mos Def heißt immer noch überall Mos Def. Schließlich wurde der Rapper aus Brooklyn mit diesem Pseudonym zur lebenden Hip-Hop-Legende, die über Genregrenzen hinweg Anerkennung findet. 15 Jahre ist es her, dass er mit dem Projekt „Black Star“ und seinem Solo-Debüt „Black on both sides“ innerhalb von zwölf Monaten zwei Meilensteine veröffentlichte.
Seither lässt es Mister Def betont ruhig angehen. Platten folgten nur noch drei, zuletzt „The Ecstatic“. Auch Konzerte außerhalb der USA sind nicht gerade alltäglich. Mister Bey lässt sich auffällig selten blicken. Umso glücklicher dürfen wir uns im April schätzen: Der Boogie Man kommt! Und da ist es uns egal, ob der Mann auf der Bühne nun Mos Def oder Yasiin Bey heißt – denn wir wollen mit ihm feiern. DH MOS DEF AKA YASIIN BEY [21.4. 20 Uhr, LKA, Heiligenwiesen 6, S-Wangen]
ACHTUNG: DIE MANNHEIMER KOMMEN
Vor einigen Jahren, als die Charts noch nicht Gangnam-Style dominiert und Youtube kein HarlemShake-Tretminenfeld war, kamen ein paar Jungs in Mannheim auf die Idee, urbanen Electro-Sound ohne Genrebeschränkungen in eine Partyreihe zu packen. Der Name Nerd and Sexy steht seitdem für grenzenlose Feierei und hat auch überregional Bekanntheit erlangt – um so schöner, dass endlich auch Stuttgart dieses Konzept live und in Farbe erleben kann. Der Nerd-Teil wird durch Musikauswahl und Mixtechnik der Djs weitestgehend abge-
deckt, und wer 2013 nicht anders kann, darf natürlich auch mit Kassengestell im Club auftauchen. Sexy ist meist das Publikum, die Stimmung und der Sound insgesamt, der sich zwischen Electro, House, Trap, Dubstep oder Drum’n Bass bewegt. Hinter den Plattentellern stehen Nerd & Sexy-Gast-Initiator DJ Moestwanted und Local John Disco, seinerseits bekannt durch Stuttgart Kaputtraven. Also: Abfahren und durchdrehen! JWI NERD & SEXY [5.4. 22 Uhr, Zollamt, Frachtstr. 25, S-Bad Cannstatt]
KULTUR SEHEN
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LIFT LIEBT
ZU SEINEM 20. JUBILÄUM GÖNNT SICH DAS INTERNATIONALE TRICKFILMFESTIVAL EINE EXPANSION
TIEFER GRIFF IN DIE TRICKKISTE
Große Bandbreite beim Trickfilmfestival 2013: Mit dem Film „Ketchup“ kommt Politisches aus China nach Stuttgart (li.), lebensechte Dramatik zeigt der Streifen „Because I am a girl“ aus Malawai (o.re.) und Tierisch-Lustiges haben Studis der Ludwigsburger Filmaka mit „Oh Sheep!“ (u.re.) zu bieten
Das Internationale Trickfilmfestival Stuttgart (ITFS) feiert 2013 seinen 20. Geburtstag – und die Mainzelmännchen ihren 50. Das Jubiläum der kleinen Mützenträger wird stilecht auf dem ITFS begangen und reiht sich damit nahtlos in das Jubeljahr des Stuttgarter Festivals ein. Und das präsentiert sich wieder einmal als Filmereignis von Weltformat: „Man kommt Ende April praktisch gar nicht an uns vorbei“, so Geschäftsführer Dittmar Lumpp. In der Tat ist das ITFS dieses Jahr nochmal in die Breite gegangen, mehr Spielstätten gab es für das Publikum noch nie zu entdecken. Der neue kostenlose Shuttle-Service verkürzt zudem die Wege. Wir stellen die Rundfahrten und die Hotspots vor.
DIE INNENSTADT
Klar, mitten in der Stadt brummt das Trickfilmfestival immer noch am meisten. In den InnenstadtKinos laufen die Projektoren beinahe heiß, denn es stehen mehr als 200 Veranstaltungen auf dem Programm, Herzstück sind die sieben Wettbewerbsfilme. 2.200 Einsendungen galt es zu sichten. In die Endauswahl haben es mit „Oh Sheep!“ und „Kellerkind“ auch zwei Produktionen der Filmakademie Ludwigsburg geschafft. Die kämpfen mit den anderen Beiträgen um satte 65.000 Euro Preisgeld. Inhaltlich hat sich der Trickfilm stark weiterentwickelt: Was ab dem 23.4. auf dem Festival zu sehen ist, hat wenig mit kindischer Unterhaltung zu tun. „Der Trickfilm wird zunehmend politischer
und geht auf gesellschaftliche Themen ein“, so Ulrich Wegenast, die andere Hälfte des geschäftsführenden Duos. „Zudem“, ergänzt er, „gibt es einige Filme, bei denen es ganz schön erotisch zur Sache geht.“ Ein weiterer Trend seien StopMotion-Filme. „Mit dem Puppentrick hat die Geschichte des Animationsfilms ja begonnen“, so Wegenast. Das macht sich auch im ITFS-Programm bemerkbar. Wenn der prestigeträchtige Wettbewerb das Herzstück des Festivals ist, dann ist das kostenlose Open-Air-Kino auf dem Schlossplatz seine Seele. Täglich ab 14 Uhr kann man sich hier von „Ice Age 4“ bis „Frankenweenie“ berieseln lassen. Festivalstimmung mitten in der Stadt – für viele das Highlight dieser Veranstaltung.
Als offizieller Festivaltreffpunkt dient auch in diesem Jahr das Café le Théâtre, wo Branchenmeetings, Treffen und Vorträge stattfinden – und man kann jeden Tag ein leckeres Gericht aus einem anderen Teil der Welt verkosten. DIE ÖFFENTLICHEN HÄUSER
In der Stadtbibliothek macht die „Online Animation Library“ in einer weltweit einmaligen Aktion über 10.000 Trickfilme verfügbar. Hören statt sehen, kann man dagegen im Literaturhaus, wo Vorträge zu Tendenzen in der Trickfilmwelt gehalten werden. Mit reichlich Glamour wartet das Modehaus Breuninger auf, das den „Animation Fashion Award“ austrägt, während die Buchhandlung Hugendubel eine lange Nacht
KULTUR SEHEN
der Comics und Animationsfilme ausrichtet. Genügend Koffeinpolster sollte sich anlegen, wer das Jugendhaus Mitte ansteuert: Hier entsteht binnen 48 Stunden ein Animationsfilm. Und auch die Staatsgalerie lockt mit einer Verbindung aus Trickfilm und Malerei: Ausgehend von dem Bild „Familie im Garten“ des Künstlers Edouard Vuillard entsteht eine filmische Hintergrundgeschichte.
das am 26.4. unter anderem in der Musikhalle, in der Serge Bromberg Animationsfilme am Piano begleitet. Im Liebhaberkino Caligari wartet am 27.4. dagegen die Kurzfilmreihe „Animated Africa“ mit Beiträgen aus Simbabwe und Südafrika auf. Das Beste: Auch nach Ludwigsburg geht’s mit dem kostenlosen Shuttle-Service direkt vom Schlossplatz aus.
KOSTENLOS NACH CANNSTATT
PARTYS
Die Tentakel des Trickfilm-Kraken haben längst die ganze Stadt erfasst – und machen auch am Neckar nicht Halt: Erstmals findet in diesem Jahr das Kinderprogramm in der Wilhelma statt. Der große „Tricks for Kids“-Programmpunkt wurde nach Bad Cannstatt ausgeweitet, ein kos-tenloser Shuttle-Service bringt Kinder und Familien komfortabel zu den Workshops an den Neckar und zurück. Oder auch ins MercedesBenz-Museum, wo zum ers-ten Mal ein Wettbewerb ausgetragen wird. Auch hier gibt’s Workshops, an deren Ende die Kids etwa ein eigenes Daumenkino gestaltet haben.
Nach so vielen Filmen muss man auch mal die Sau rauslassen – quadratische Augen und so. Das weiß man auch beim ITFS und plant neben der offiziellen Eröffnungssause im Café le Théâtre gleich zwei durchwachte Nächte in neuen Locations: Im Rocker 33 wird am Freitag, den 26.4., die FMX-Closing-Party von Techhouse-Verfechter Hans Thalau beschallt. Am Samstag, den 27.4., wird dann im Wilhelmspalais weitergefeiert – gemeinsam mit den Jazzopen, die auch 20 werden. Doppelgeburtstag mit urbanen Sounds und grandiosen Visuals – alles andere wäre für das Trickfilmfestival aber auch nicht angeBjörn Springorum messen.
AUF NACH LUDWIGSBURG
Mit der Filmakademie in der Stadt ist Ludwigsburg ja beinahe schon gezwungen, am Festival teilzunehmen. In diesem Jahr geschieht
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INTERNATIONALES TRICKFILMFESTIVAL [23.-28.4., versch. Orte, www.itfs.de, alle Termine im LIFT-Kalender]
AUS DER REDAKTION: KINO UNTER FREIEM HIMMEL
FESTIVALFRÜHLING LIFT-Redakteurin Kathrin Waldow freut sich auf Bienchen und Piraten
Wenn das mal keine guten Neuigkeiten sind: Der Open-Air-KinoSommer geht los! Ja klar, ist ja auch schon April und der ist ja so bekannt für seine stabilen Schönwetterphasen, werden die Pessimissten unter den Filmfans jetzt denken und spöttisch lächeln. Und dann werden sie sich auch erinnern, dass die Open-AirKinos in Ludwigsburg und Esslingen selbst mitten im Hochsommer meist mit großen und kleinen überraschenden Wolkenbrüchen zu rechnen haben – einfach nur weil sich hunderte Menschen sehnlichst wünschen, es wäre eine laue Sommernacht und man könnte trocken unter dem Sternenhimmel Filme gucken.
Aber wer so mutig ist wie das Trickfilmfestival und mitten im April ein Mega-Open-Air-KinoEvent direkt am Schlossplatz organisiert, der muss belohnt werden – mit perfektem Frühlingswetter und lauen Nächten. Wie das gelingt? Ich bin wohl das Ass im Ärmel. Als ich letztes Jahr beim Esslinger Kino auf der Burg „Ziemlich beste Freunde“ gesehen habe: Bombenwetter. Beim Sommernachtskino in Ludwigsburg: Sternenhimmel und 23 Grad. Auch bei meinem Besuch im Open-Air in Kirchheim/Teck: die perfekte Sommernacht. Meinen guten Kontakte zu Petrus bringe ich dieses Jahr auch beim Trickfilmfestival ein. Auf der Wiese sitzen, Bierchen trinken, Trickfilme für umme gucken – das wird super. Am 25.4. schaue ich mir übrigens „Die Piraten! – Ein Haufen merkwürdiger Typen“ an . Den Regenschirm kann man an diesem Tag also getrost zu Hause lassen.
KULTUR HÖREN
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HÖREN LIFT LIEBT
BEIM PIRATE SATELLITE FESTIVAL WIRD AN DREI TAGEN GEPFLEGT AUSGERASTET
FÜR RUM UND EHRE
Alternative Rock-Hohepriester: ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead
Das Motto ist ungewöhnlich, aber interessant. Wo bei anderen Festivals rote Fäden Mangelware sind, hält das Pirate Satellite Festival im LKA regelrechte Thementage ab. Erst Hardcore, dann Punk und schließlich Alternative. Markus Reichle, Veranstalter des PSF, hat sich dabei natürlich etwas gedacht: „Indoor-Festivals bieten keine Möglichkeit, sich in sein Zelt zurückzuziehen. Man pickt sich keine einzelnen Bands heraus und wartet auch nicht auf seinen Lieblings-Act. Ein harmonisches Line-Up ist deshalb logisch und unabdingbar.“ Logisch, unabdingbar – und ziemlich explosiv. Punkrock-Legenden wie Bad Religion, Norwegens Bad Taste-Päpste Turbonegro, die aufstrebenden Kanadier Comeback Kid, die Alternative RockHohepriester von ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead und viele laute Unruhestifter mehr entern das LKA. Die sonst übliche Aufwärmphase fällt aus, das Festival startet schon am Frei-
tag mit elf Bands voll durch. Weitere 22 folgen an den beiden nächsten Tagen. „2012 hatten wir am Sonntag zwölf Bands. Das war einfach zu viel“, erklärt Reichle die Ausweitung. Meckern wird niemand angesichts der erwähnten Acts, die die dritte Auflage des Piratentreffens zu fetter Beute für die Gitarrenzunft machen. Reichle möchte die großen Acts allerdings nicht so sehr in den Vordergrund stellen. „Mit Pure Love und The Menzingers haben wir Namen auf
DREI TAGE MOSHPIT-GERANGEL dem Festival, die in Zukunft den Platz von Bad Religion einnehmen könnten.“ Ganz zu schweigen von der Kreuzberger Hardcore-Institution Final Prayer, die immer ordentlich austeilt. Dass man sich noch immer als „kleines, aber feines“ Festival sieht, muss in Zukunft vielleicht überdacht werden. „Wir haben
unsere Präsenz in den vergangenen Jahren Stück für Stück verbessert und den Bekanntheitsgrad erweitert. Wir wollen das Interesse allerdings nicht überbewerten. Das eigentlich Besondere sind die gebuchten Bands.“ So etwas kann wirklich nur ein Musikliebhaber sagen. Seit 2011 veranstaltet der Radio Clash-Chef das Festival, und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte es sogar schon 2008 die Premiere gegeben. „2011 hatten wir endlich ein starkes Team zusammen und führten das PSF zum ersten Mal in der Röhre durch.“ Das geschah damals noch mit Szenebands aus dem Hardcore-Universum, im letzten Jahr wurde dieses Dogma mit Parkway Drive und Hot Water Music aufgebrochen. 2013 wird die vormals strikte Linie noch mehr verwässert – im positiven Sinne: Dave Hause oder Johnny Two Bags liefern am Sonntag Akustiksets, die munter zwischen Indie, Country und Folk oszillieren. Kann man auch mal hören,
nach zwei Tagen Volldröhnung. Neu ist auch die „Pirate Satellite Koje“, eine Übernachtungsmöglichkeit in der Sporthalle Hedelfingen. Das klingt nicht nur nach Hippielager, das ist es im Prinzip auch, wie Reichle verrät: „Der Tipp kam von Peter James, dem Leiter des Popbüros. Er übernachtete in den späten Sechzigern mit anderen Konzertbesuchern in einem Massenlager in Essen. Neben Gemeinschaftssinn kam der Spaß nicht zu kurz“, meint er vielsagend. Wer nach den Shows nicht gleich in die Koje fällt, kann Kurs auf das Universum nehmen. Dort finden nämlich die offiziellen Aftershowpartys statt. Wobei das aber auch ein kollektives Wundenlecken nach acht Stunden Moshpit-Gerangel werden könnte. Björn Springorum PIRATE SATELLITE FESTIVAL [26.28.4., LKA/Longhorn, Heiligenwiesen 6, S-Wangen]
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EINGÄNGIG STATT VERSTÖREND: NAKED LUNCH AUS KLAGENFURT MÖGEN ES PATHETISCH
TRADITIONSREICHE INDIE-BAND Wer den gleichnamigen Film von David Cronenberg gesehen oder das Buch von William S. Burroughs gelesen hat, assoziiert mit Naked Lunch zweifelsohne verstörende Sinneseindrücke, bizarre Wesen und unaussprechliche Erlebnisse. Umso überraschender ist sodann die Begegnung mit der Indie-Band aus Klagenfurt. Der pathetische Indie-Pop ist eingängig, gefühlvoll, kräftig. Und stammt noch aus einer Zeit, als es das Wort Indie noch gar nicht gab. 1991 fand sich die Band zusammen und veröffentlichte vor dem aktuellen Tonträger „All is Fever“ bereits sechs Alben. Spannend ist neben der fast tragischen Bandgeschichte – lange
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kein Label gefunden, Auflösung, abgebranntes Tonstudio – wohl auch die Indie-Bands oft nachgesagte Fähigkeit, sich neu zu erfinden. Heutzutage ist der Einsatz von Synthies im Rock fast obligatorisch, zum Release von "Songs for the Exhausted" 2004 war das allerdings ein Novum, vor allem weil den Songs dadurch eher Ruhe verliehen wurde. Somit darf man gespannt sein, in welche Richtung es im Zwölfzehn gehen wird. JWI NAKED LUNCH [8.4. 20 Uhr, Zwölfzehn, Paulinenstr. 45, S-Mitte. WIR VERLOSEN 3x2 Tickets. Mail, Fax oder Karte mit dem Stichwort „Fever“ an LIFT.]
ALLERFEINSTER RETRO-SOUL-POP: LESLIE CLIO
THE NEXT POPMODEL Klar, man kann Matthias Schweighöfer ziemlich nervig finden. Der Schauspieler wandelt bekanntermaßen auf Til Schweigers Pfaden. Einen schlechten Musikgeschmack kann man ihm jedoch nicht unterstellen. Denn wer „Schlussmacher“ im vergangenen Jahr gesehen hat, spitzte nämlich spätestens dann die Ohren, als der Song „I Couldn’t Care Less“ im Kinosaal erklang. Hinter dem wohltemperierten Retro-Soul-Song vermutete man zunächst eine Adele, eine Amy Wine-
house oder gar eine konservierte Motown-Nummer aus den 60ern. Weit gefehlt! Der Song der gebürtigen Hamburgerin Leslie Clio war so etwas wie der perfekte Sommerhit, zu dem man am liebsten ein Sixpack Capri-Sonne geklaut und sich nachts ins Freibad geschlichen hätte. Ob man sie sobald wieder in so kleinen Etablissements wie dem Keller Klub zu sehen bekommt, ist zweifelhaft. DS LESLIE CLIO [18.4. 20 Uhr, Keller Klub, Rotebühlplatz 4, S-Mitte]
VOM BOSS ZUM GLOBETROTTER: MONEYBROTHER
SCHWEDISCHER LAUSBUB Vor fast zehn Jahren geisterte die Nachricht von Dorf zu Dorf, ein neuer Bruce Springsteen sei geboren. Bossmäßig mit Arbeitershirt, hemdsärmeliger Attitüde und dem gleichen kratzigen Timbre in der Stimme. Der Auserwählte hörte auf den Namen Anders Olof Wendin, nannte sich aber Moneybrother, und war gar nicht „born in the USA“, sondern ein echter schwedischer Lausbub, den man plötzlich in allen Musikgazetten mit schwedischem Frechdachsgrinsen entdecken konnte. Auf Kurz oder Lang wurden ihm die permanente Auf-die-SchulterKlopferei und die ständigen Vergleiche dann aber doch unheimlich. Er schaute den jungen Mann im Spiegel an und sagte zu ihm: „Es gibt nur einen Boss!“ Also nahm er ein Album auf schwedisch auf und hatte seine Ruhe. Doch die währte nicht lange: Für seine aktuelle Platte „This Is Where Life Is“ reiste er einmal um den Globus und nahm die Songs in sieben verschiedenen Städten auf – ein echter Troubadour! Jetzt macht er endlich bei uns einen kleinen
Zwischenstopp, um von seinen Abenteuern zu erzählen. DS MONEYBROTHER [9.4. 20 Uhr, Rocker33, Friedrichstr. 33A, S-Mitte. WIR VERLOSEN 3x2 Tickets. Mail, Fax oder Karte mit dem Stichwort „Globetrotter“ an LIFT.]
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