Es wird kalt an Europas Außengrenzen Um in der Notsituation der Flüchtlinge an den europäischen Grenzen einen humanitären Beitrag zu leisten, rief ich mit verschiedenen Vereinen zu einer Spendenaktion für warme Winterkleidung auf. Zwei Wochen lang konnten im Görlitzer Bürgerbüro Spenden abgegeben werden. Vom hohen Aufkommen wurden wir freudig überrascht. Unermüdlich sortierten Freiwillige die Kleidung nach Größen und Funktion. Dies stellte sich vor Ort als sehr hilfreich heraus. Durch unsere Kontakte erfuhren wir, dass es schwierig werden würde, mit Hilfsgütern über man-
nisation namens IHA help in Slavonski Brod, Kroatien aufzunehmen, der wir den zweiten Teil der Spenden übergeben konnten. Dank der IHA konnten zwei von uns einen Einblick in das Lager erhalten. In das mit damals sechs teilweise beheizten Großraumzelten ausgestattete Lager rollen täglich mehrere Züge mit Flüchtlingen. Die Refugees haben sich nach Ausstieg auf einem zentralen Platz zur Registratur zu sammeln. Danach können sie sich auf dem Gelände frei bewegen, erhalten Nahrung und auf Nachfrage einige Kleidungsstücke vom Roten Kreuz, bis ein weiterer,
che innereuropäische Grenze zu gelangen. Deshalb entschieden wir uns für eine vermeintlich sichere Route über Italien nach Albanien, um direkt nach Mazedonien zu gelangen. Innerhalb des Schengenraumes war es einfach. Bereits Sonntagnacht, am 8. November, gelangten unsere Transporter über Österreich nach Italien. Albanien begrüßte uns freundlich, doch die mazedonische Grenze stellte sich als Hürde heraus. Nur mit Transitpapieren mussten wir nach Serbien weiterreisen – um zu erfahren, dass die serbische Regierung ein neues Gesetz zur zentralen Hilfskoordination erlassen hatte, das den großen Transporter daran hinderte, den größeren Teil der Spenden den Bedürftigen zukommen zu lassen. Der zweite kam ungehindert ins Land. Vielleicht lag es daran, dass unsere privaten Sachen obenauf lagen und der Grenzer uns wohlgesonnen war. So konnten wir das erste Fahrzeug in Presovo (Serbien) entladen und einige Kisten Kleidung, Rettungsdecken, einen Rollstuhl, Schuhe und 1480 € in bar in die Hände eines dankbaren NGOMitarbeiters übergeben. Mit dem Geld kann die unabhängige Hilfsorganisation zwei Tage lang die Essensversorgung der Refugees sichern. Die Zahl der ankommenden Flüchtlinge schwankt und wird z. B. durch den Streik griechischer Fährschiffer beeinflusst. Höchstzahlen sprechen von bis zu 10.000 Menschen, die in den Lagern registriert werden, um an die nächste Grenze gebracht zu werden. Auch dank der Recherche und Vermittlung unserer Daheimgebliebenen gelang es uns, Kontakt zu einer unabhängigen Hilfsorga-
von außen verschlossener Zug sie an die nächstgelegene Grenze bringt. Einige von uns fühlten sich bei der Behandlung der Refugees durch die Polizei an düstere Zeiten erinnert. Auch wenn unsere Spenden sicher nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind – für jede_n, der/ die nun eine warme Jacke oder eine Mütze erhält und somit ein bisschen weniger friert, war das es uns wert. Ein großer Dank geht an alle Spender*innen und an die vielen fleißigen Helfer*innen! Dies war eine großartige Gemeinschaftsleistung. Die aktuellen Ereignisse erschüttern uns. An den Grenzen zu Mazedonien und Serbien werden seit einigen Tagen lediglich Flüchtlinge mit syrischen, irakischen und afghanischen Pässen registriert. Alle anderen erhalten keine Chance auf Asyl in Westeuropa, ungeachtet ihrer Fluchtgründe. Laut einer Nichtregierungsorganisation stauen sich bereits ca. 2000 Menschen in Idomeni (griechisch-mazedonische Grenze) ohne ausreichende Grundversorgung. „Auf der mazedonischen Seite steht das Militär ausgerüstet mit Maschinengewehren und einem Schießbefehl im Fall einer ,illegalen‘ Grenzüberschreitung“. Das können wir nicht hinnehmen! Unsere Solidarität gilt allen Flüchtlingen und den Helfer*innen vor Ort. Wer sich für Flüchtlinge an den EU-Außengrenzen engagieren möchte, kann das z. B. über die Facebook-Seite Dresden-Balkan-Konvoi II tun, oder unter: Spendenkonto Kulturbüro Dresden, IBAN: DE54 8502 0500 0003 6007 04, BIC: BFSWDE33DRE, Verwendungszweck: Spende Dresden-Balkan-Konvoi 2015.• Mirko Schultze
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Politik und Kultur für Sachsen, Europa und die Welt Dezember 2015
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern frohe Festtage und ein friedliches neues Jahr .