LINKS! Ausgabe 4/2016

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Sind wir zu „ungefährlich“?

Links!

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Politik und Kultur für Sachsen, Europa und die Welt April 2016

Wer wählt, will Veränderung. Und sei es die, dass es zu einer aus eigener Sicht bedrohlichen Veränderung nicht kommt. Wer uns nicht wählt, erwartet von uns entweder falsche oder gar keine wirkliche Veränderungen, ja sieht uns nicht mal als Adresse für Protest gegen bestehende Unterdrückung. Das, was sich nach unserer Meinung insbesondere sozial- und friedenspolitisch ändern soll, stößt zwar beständig auf Zustimmung von Bevölkerungsmehrheiten, gewählt werden wir trotzdem zurzeit weniger. Nach den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt, RheinlandPfalz und Baden-Württemberg war von tektonischen Verschiebungen die Rede, das würde bedeuten: Die politische Welt ist aus den Angeln gehoben. Man überlebt in der Politik nicht, weil man Recht hat oder die Leute einen nett finden. Sondern weil man gebraucht wird. Wir selbst halten unser Angebot für brauchbar, doch das Urteil fällen andere. Zurzeit wollen uns viele nicht mehr. Weil wir flüchtlingsfreundlich sind? Solche Fälle mag es geben, damit können und müssen wir leben. Womit wir nicht leben können, ist der Entzug des Vertrauens durch Menschen, die in uns keine wirkmächtigen Sachwalter*innen sozialen Ausgleichs, humaner Arbeitsbedingungen und kultureller Geborgenheit (mehr) sehen. In diesem Sinne habe ich gesagt: Die Wiedergewinnung der Arbeiterschaft ist ein wichtiges antifaschistisches Projekt! Es geht um Menschen, die zum Teil aus Enttäuschung über den „Arbeiter- und Bauernstaat“ gerade in Sachsen auf die CDU hofften. Doch es folgten Deindustrialisierung, ArbeitsplatzVerluste – und Hartz IV. PDS und WASG wurden zur gesamtdeutschen Linken, und gerade auch viele Arbeiter*innen und Arbeitslose setzten große Hoffnungen in uns. Wir müssen verstehen lernen, warum viele von ihnen nun auf andere hoffen, obwohl deren Programm zutiefst unsozial ist. Krisen sind Zeiten der Entscheidung. Weil wir nicht so weiter machen können wie bisher,

mobilisieren wir bereitwilliger Kräfte der Selbstveränderung. Wir müssen reden, vor allem mit denen, für die wir da sein wollen. Dazu gehören auch der Kreative, die Polizistin, der Büroangestellte und die Verkäuferin. Es reicht nicht die Beschwörung: Wir haben ja schon immer gefordert! Denn damit kassieren wir den Einwand: Was hat’s uns gebracht? Unser Bekenntnis ist klar: Wir sind die politische Sozialversicherung, vor allem für die Benachteiligten. Unser Standpunkt ist fest: Wo früher das Proletariat schuftete, muss sich heute das Prekariat durchs Leben schlagen, egal ob als Reinigungskraft oder befristeter Nachwuchswissenschaftler. Unser Blick auf die Welt ist offen: Sozialismus in einem Land klappt nicht, Solidarität ist international oder gar nicht. Über all dies haben wir verständlicher zu sprechen – Parteien wirken an der öffentlichen Meinungsbildung mit. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Da haben wir große Reserven. Eine Schule für alle bis mindestens Klasse 8, eine Bürger*innen-Versicherung für alle, eine solidarische Mindestrente für alle, eine sanktionsfreie Mindestsicherung für alle – das sind unsere Garanten grundsätzlicher sozialer Gleichheit in der Gesellschaft. Wir sehen dabei die Geflüchteten als Partner*innen, die uns gerade in strukturschwachen Regionen Impulse für eine bessere Zukunft für alle geben können. Zusammen mit der breiten außerparlamentarischen Bewegung der Flüchtlingshelfer*innen sollten wir aktiv auf den gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Wandel hinarbeiten, der gerade in Sachsen so notwendig ist. • Rico Gebhardt Einige Diskussionsangebote von Rico Gebhardt: „Aus der Mitte der Linken dem Rechtstrend die Stirn bieten – in Sachsen Weichen stellen, wie’s mit Deutschland weiter geht“ (Grundsatzpapier, März 2016): www. gleft.de/1el Pressemitteilung der Linksfraktion dazu: www.gleft.de/1fh „Wohin führen LINKE, die anderen und die Rechten? Jetzt in Sachsen zeigen, wie es in Deutschland humaner und fairer zugehen kann“ (Flugblatt, Kurzfassung Grundsatzpapier, März 2016): www. gleft.de/1fi „Sachsen und die Fluchtbewegung – auch DIE LINKE muss Frage beantworten können: ,Wo führt das alles hin?‘“ (Papier speziell zu Integrationsfragen, Okt. 2015): www. gleft.de/13Z


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