Hinz und Kunzt

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Nr.

200

Oktober 2009

1,70 Euro (davon 90 Cent f체r den/die Verk채ufer/in)

Die Jubil채umsausgabe Menschen, Geschichten, Skandale, Visionen: frisch und packend wie am ersten Tag


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DIE TÄUSCHUNG

OB BROT ODER MILCH – UNSERE LEBENSMITTEL VERKOMMEN ZUR KÜNSTLICHEN MASSENWARE

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Artwork: Patríck Thomas [M] Jan Kornstaedt

Illustration: Christoph Niemann

Die neue Ausgabe jetzt am Bahnhofskiosk www.greenpeace-magazin.de oder einfach anrufen 040/808 12 80-80. Auch im günstigen Abo mit exklusiven Prämien.

22.09.2009 11:33:14 Uhr


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Danke Hamburg! Wir zeigen Ihnen, wer wir sind

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Wir unterstützen Hinz&Kunzt. Aus alter Freundschaft und mit neuer Energie. E.ON Hanse

Wir decken skandale auf Kuhlmanns Keller 16 Wie ein Vermieter sich an Hilfeempfängern und dem Staat bereichert

Titel: Stolz präsentiert Angelika die erste Hinz&Kunzt-Ausgabe. Angelika finden Sie auch auf Seite 59

Wir erzählen geschichte(n) „Man hatte mich regelrecht ausgelöscht“ Hinz&Künztler Fred Hauschka über sein Leben in der DDR

foto: mauricio bustamante

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Meine drei Wiedervereinigungen 24 Die deutsch-deutsche Geschichte des Selig-Drummers Stoppel Eggert

wir geben neuen ideen eine chance Der Bürgermeister leiht sich Geld In Quickborn helfen Bürger mit ihrem Ersparten der Stadt aus der Misere

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Liebe Leserinnen und Leser,

wir freuen uns über gute nachrichten Politik gegen den Hunger Ein brasilianischer Minister wird für sein Engagament für die Kinder seines Landes ausgezeichnet

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wir bekennen farbe Keiner sieht hin! Maria von Welser stellt Forderungen gegen Kinderarmut auf

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wir träumen von einer gerechten welt Zahl des Monats Wenn Reiche mehr Steuern zahlen würden

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wir halten uns an die fakten Meldungen

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wir lieben hamburg Das Gängeviertel lebt! Künstler übernehmen die historischen Gebäude

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wir werden respektiert Soziale Verantwortung übernehmen! Im Gespräch mit Handelskammerpräses Frank Horch

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wir haben freunde 90 Jahre und kein bisschen leise Unsere Spenderin Margarete Bäth

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wir mögen lob und ertragen kritik Leserbriefe und Impressum

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wir mögen menschen „Bloß nicht so’n Deprizeug“ Entertainer Frank Zander malt für Hinz&Kunzt

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wir lassen uns gerne inspirieren Krimi schreiben im Duett Exschauspielerin Ann-Monika Pleitgen hat ein Buch mit ihrem Sohn Ilja Bohnet geschrieben

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wir sind mittendrin und überall dabei 20 Tipps für den Oktober

50 Ihr Hinz&Kunzt-Team

Bleiben Sie uns treu! Fotostrecke mit Verkäufern und Mitarbeitern

vor Ihnen liegt unsere 200. Ausgabe – und sie ist so etwas wie unser Credo. Wir wollten Ihnen einmal zeigen und erzählen, wer wir sind und warum wir welche Artikel schreiben. Deshalb lernen Sie auch auf 22 Seiten viele Hinz&Künztler kennen – Verkäufer und Teammitglieder, die alle ein Titelblatt der vergangenen Jahre präsentieren. Und über jedem Artikel steht ein Satz, der uns ausmacht – und neben dem Artikel eine Mini-Erklärung, warum wir solche Geschichten wichtig finden. 104 von rund 400 Hinz&Kunzt-Verkäufern haben bei der Fotostrecke von Mauricio Bustamante mitgemacht – und es wären sicher noch mehr geworden, wenn wir jeden Tag einen Fotografen im Haus gehabt hätten. Wir wollen Ihnen einmal Danke sagen: Danke für Ihr Interesse an uns und an dem, was wir zu sagen haben. Und das schon seit 16 Jahren. Und wir sind auch stolz: 200 Ausgaben – das bedeutet auch Dutzende von Schicksalen, über die wir berichtet haben. Geschichten von Prominenten und Jedermanns. Artikel, in denen wir uns über Missstände aufgeregt haben wie bei „Kuhlmanns Keller“: Da bereichert sich ein Vermieter auf Kosten von Hartz-IVEmpfängern und auf Kosten des Staates. Wie er das macht und was wer dagegen tun könnte, lesen Sie auf den Seiten 16 bis 19. Uns liegt viel daran, bei aller Kritik konstruktiv zu sein und Lösungsvorschläge zu machen. Vielleicht ist das der Grund, warum wir zwar immer wieder anecken, aber auch immer wieder Unterstützung erhalten – wie von Handelskammer-Präses Frank Horch, der Schirmherr unserer Aktion „Kurzzeitpaten für Hinz&Kunzt“ ist (Seite 40). Viel Spaß mit der 200. Ausgabe!

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4 W i r si n d H i nz & k ü nz t l e r

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Danke

Hamburg! Liebe Freunde, liebe Leser, liebe Hamburger, Sie halten unsere 200. Ausgabe in der Hand. Zum Jubiläum wollen wir Ihnen auf 64 Seiten zeigen, wofür wir stehen und was alles in uns steckt. Und 104 Hinz&Künztler, etwa ein Viertel unserer Verkäufer, und Projektmitarbeiter stellen sich mit Heften aus 16 Jahren vor. Von Mauricio Bustamante (Fotos) und Beatrice Blank (Text)

Mitarbeit bei Fotostrecke und Interviews: Nico Vincent, jan köster, Nicolas Schollmeyer, Christiane Heinemann, Fabian Zühlsdorff, Andreas Pröpping


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„Denn wenn man sich bewegt, kriegt man hier alles geregelt.“ Horst Stegh (51), mit H&K Nr. 133, bei Hinz&Kunzt seit November 2008, verkauft in Altona, wohnt in Wilhelmsburg


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6 W i r w is se n, wo w i r H i l f e f i n de n

Frank Dind (50), mit H&K Nr. 134, bei Hinz&Kunzt seit ca. einem Jahr, verkauft: Roter Hahn, Berne, wohnt in einer Kirchenkate

Golem (42), mit H&K Nr. 140, bei H&K seit zweieinhalb Jahren, verkauft vor Budnikowsky, Große Bergstraße, hat ein Zimmer

Tadeusz Ciesla (58), mit H&K Nr. 182, seit acht Jahren dabei, verkauft auf der Horner Landstraße, wohnt in einer Wohnung

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Erich Heeder (56), mit H&K Nr. 1, bei Hinz&Kunzt seit 15 Jahren, verkauft in Lohbrügge und Bergedorf, hat eine Wohnung in Kirchsteinbek

Olaf Göttinger (38), mit H&K Nr. 177, seit acht Monaten dabei, verkauft vor Schuh Elsner, Mönckebergstraße, wohnt im Männerwohnheim in Stellingen

Gabriele Ölschläger (49), mit Nr. 2, bei H&K seit 2007, verkauft an der U-Bahn-Station Mundsburg, wohnt im betreuten Wohnen

Rafael Szwarc (35), mit H&K Nr. 191, seit achteinhalb Jahren bei Hinz&Kunzt, verkauft in Klein Flottbek, schläft draußen


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Halina Champagna (53), mit H&K Nr. 3, bei Hinz&Kunzt seit acht Jahren, verkauft beim Hanseviertel in der Innenstadt, wohnt in Barmbek

Thomas Gniech (41), mit Nr. 153, bei Hinz&Kunzt seit März 1998, verkauft am Alstertor, macht Platte

Monika Szyndler (34), mit H&K Nr. 181, bei Hinz&Kunzt seit fünf Jahren, verkauft in Eppendorf, wohnt in einer eigenen Wohnung

Holger Riedel (46), mit Nr. 155, seit sechs Monaten dabei, verkauft bei Hagenbecks Tierpark, hat ein Zimmer

Joachim Lechner (28), mit Nr. 38, seit fünf Monaten dabei, verkauft in der Mönckebergstraße, wohnt bei Kollegen

Horst Seidel (44), mit Nr. 163, seit zehn Jahren dabei, Plätze: Blankenese, Harburg, wohnt in Jenfeld

Thomas Karkowski (30), mit Nr. 161, seit acht Jahren dabei, Platz: Karstadt Sport, hat eine Wohnung


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8 W i r t u n wa s gege n A r m u t

„Danke Hamburg! Weil du eine schöne Stadt bist.“ Zenon Martyniak (56), mit H&K Nr. 162, bei Hinz&Kunzt seit zwölf Jahren, verkauft in Hoisbüttel, schläft draußen

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Ulli (54), mit H&K Nr. 20, bei Hinz&Kunzt seit fünf Jahren, verkauft in Blankenese und wohnt jetzt in einer Wohngemeinschaft

Joachim Bahr (52), mit H&K Nr. 30, bei Hinz&Kunzt seit Mai 2009, verkauft in der Innenstadt, wohnt in einer Unterkunft, Sportallee

Christian Haase (46), mit H&K Nr. 194, bei Hinz&Kunzt seit 5. Januar 1994, verkauft am Herold-Center Norderstedt, wohnt in Langenhorn

Sascha Kellner (20), mit H&K Nr. 180, bei H&K seit vier Monaten, verkauft vor Sportscheck, Mönckebergstraße, wohnt im Wohnheim Mattkamp

Andrej Fidala (50), mit H&K Nr. 188, seit zwölf Jahren bei Hinz&Kunzt, verkauft auf der Berner Chaussee, lebt auf Platte

Sandra Dietrich (20), mit H&K Nr. 189, bei Hinz&Kunzt seit zweieinhalb Jahren, verkauft am Alsterhaus, wohnt im Wohnheim Mattkamp

Nadine Baldeck (19), mit H&K Nr. 14, bei Hinz&Kunzt seit sieben Monaten, verkauft vor Karstadt Sport, wohnt bei einem Freund


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10 W i r h a be n et wa s z u bi et e n

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Dirk Dusin (30), mit H&K Nr. 112, bei Hinz&Kunzt seit sieben Jahren und acht Monaten, verkauft vor dem Alsterhaus, wohnt in Hamm

Holger Regehr (69), mit der H&K Nr. 154, bei Hinz&Kunzt seit vier Jahren. Sein Verkaufsplatz ist in Duvenstedt, und er hat eine Wohnung

Fritz Krenz (51), mit H&K Nr. 164, bei Hinz&Kunzt seit acht Jahren, verkauft am Winterhuder Markt, hat eine eigene Wohnung in Barmbek

Detlef Vollmer (37), mit H&K Nr. 69, verkauft bei Hinz&Kunzt seit acht Jahren, Platz: Sachsentor, wohnt in einem Zimmer

Wolf-Rüdiger Höfs (55), mit H&K Nr. 59, bei Hinz&Kunzt seit Dezember 2005, verkauft an der U-Bahn-Station Dehnhaide, hat eine eigene Wohnung

Stefan Glatz (44), mit H&K Nr. 131, bei Hinz&Kunzt seit 1994, verkauft am Toom-Markt Winterhude, wohnt in einer Wohnung in Dulsberg

Mattias Reese (42), mit H&K Nr. 185, bei Hinz&Kunzt seit Oktober 2003, verkauft vor Budnikowsky, Große Bergstraße, wohnt in Langenhorn

Rashpal Singh (37), mit H&K Nr. 91, bei Hinz&Kunzt seit fünfeinhalb Jahren, verkauft in Winsen/Luhe, wohnt im Wohnheim in Billstedt


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„Danke Hamburg! Weil ich aufgehört habe zu trinken, um beim Verkauf einen besseren Eindruck zu machen.“ Axel Hammer (66), mit H&K Nr. 121, bei Hinz&Kunzt seit 21. April 1998, verkauft an der U-Bahn-Station Hamburger Straße, wohnt in eigener Wohnung in der Innenstadt


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12 W i r m ac h e n M u t

Klaus Lenuweit (61), mit H&K Nr. 195, bei Hinz&Kunzt von Anfang an, verkauft an der Lüneburger Straße, Harburg, wohnt in eigener Wohnung

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Werner Kepper (55), mit H&K Nr. 174, bei Hinz&Kunzt seit November 2006, verkauft an der Horner Rennbahn, wohnt in Billstedt

Monica Kramath (30), mit H&K Nr. 192, bei Hinz&Kunzt seit acht Monaten, verkauft am Winterhuder Einkaufszentrum, wohnt im Ex-Winternotprogramm in der Sportallee

Edward Michalski (57), mit H&K Nr. 104, bei Hinz&Kunzt seit drei Jahren, verkauft vor Karstadt, Osterstraße, macht Platte

Dietmar Hinrichs (51), mit Nr. 197, seit elfeinhalb Jahren dabei, Platz: EKZ Bornheide, Notunterkunft

Herbert Bartz(61), mit H&K Nr. 159, seit Januar 1997 dabei, verkauft am Altonaer Bahnhof, wohnt in Altona


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Jens Wittke (44), mit H&K Nr. 113, bei Hinz&Kunzt seit zwei Monaten, verkauft in der Karl-Schneider-Passage, wohnt in einem Wohnheim

Günter Naujock (58), mit H&K Nr. 198, bei Hinz&Kunzt seit Oktober 2005, verkauft vor Aldi, Danner Allee, wohnt in Horn

Uli Franke (55), mit H&K Nr. 125, bei Hinz&Kunzt seit sechs Jahren, verkauft vor der Stadtbäckerei am Gänsemarkt, wohnt in Wedel

Günter Poyer (49), mit H&K Nr. 141, bei Hinz&Kunzt seit Juli 2007, verkauft vor Lidl an der Hammer Kirche, wohnt in Jesteburg

Axel Schmidt (38), mit H&K Nr. 178, seit zwei Jahren bei Hinz&Kunzt, verkauft in Bergedorf vor Aldi, wohnt in einer WG in Eimsbüttel

Thomas Merkel (42), mit H&K Nr. 184, bei Hinz&Kunzt seit April 2001, verkauft meistens bei der Petri-Kirche, schläft draußen

Christian Nordte (26), mit H&K Nr. 129, bei Hinz&Kunzt seit sechseinhalb Jahren, verkauft in der Steinstraße, wohnt im Wohnheim Bornmoor


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14 W i r Si n d e i n St ück H e i m at

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Torsten Meiners (45), mit H&K Nr. 183, seit drei Jahren dabei, verkauft in Alsterdorf und beim Ernst Deutsch Theater, schläft in der Garage eines leer stehenden Hauses

Klaus-Dieter Kragzien (65), mit H&K Nr. 179, verkauft schon seit Oktober 1994 Hinz&Kunzt, sein Verkaufsplatz ist in Glinde. Er hat eine eigene Wohnung in Bergedorf

Dieter Langner (65), mit H&K Nr. 116, bei Hinz&Kunzt seit 1998, verkauft Erdkampsweg/ Hummelsbütteler Landstraße, wohnt in der Hummelsbütteler Landstraße

Danuta (54), mit H&K Nr. 4, bei Hinz&Kunzt seit zehn Jahren, verkauft vor Edeka in Hasselbrook und hat eine Wohnung in Horn

Günter Szybalski (52), mit H&K Nr. 57, seit Februar 2003 bei Hinz&Kunzt, verkauft am Einkaufszentrum Wedel und wohnt auf St. Pauli

Daniela (37), mit der H&K Nr. 143; sie ist seit 1999 bei Hinz&Kunzt, sie verkauft in der Innenstadt und macht Platte


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„Danke Hamburg! Für die Freundlichkeit und Großzügigkeit und jede Zeitung, die mir abgekauft wird.“ Klaus (43), mit H&K Nr. 108, bei Hinz&Kunzt seit Sommer 2003, verkauft vor Karstadt, Mönckebergstraße, wohnt bei Bekannten


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Fotos: Mauricio Bustamante

Viola Schürmann, Anna Seiffe (rechts) und die zwölfjährige Elena vor dem Haus in Eilbek. Sie waren froh, endlich eine Wohnung in Hamburg zu haben – doch dann kamen Schimmel und Nässe durch. Rechts: Feuchtigkeitsschäden in Elenas Kinderzimmer


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Schwarze Sporen in allen Ecken. Links: Heizkörper im Schlafzimmer, rechts: Die Flecken hinter der Tür sieht man wenigstens nicht, wenn sie offen steht

Kuhlmanns Keller Ein Hamburger Vermieter vergibt gerne Wohnungen an Hartz-IVEmpfänger. Die gehen selten gegen zu hohe Mieten und Mängel vor

Drei Zimmer, 70 Quadratmeter, mitten in Eilbek: Das klingt gut! Aber dann entdecken Viola Schürmann und Anna Seiffe: Das Souterrain ist eine Zumutung, voller Schimmel, deutlich kleiner als im Mietvertrag versprochen und somit viel zu teuer. Der Gipfel: Die Räume sind als Wohnung gar nicht zugelassen. Die beiden sind nicht die Einzigen, die sich vom Vermieter allerhand gefallen lassen sollen. Von Anfang an schlafen Viola Schürmann und Anna Seiffe schlecht in ihrer neuen Wohnung. „Irgendwie waren unsere Matratzen ganz kalt, gleichzeitig haben wir aber geschwitzt“, sagt Anna Seiffe. Schließlich sehen die beiden, dass die Matratzen bräunliche Flecken haben und sich feucht anfühlen – genau wie die Wände, durch die sich auch noch Risse ziehen. Besonders erschrocken sind die Frauen, als sie zum Schulbeginn den Ranzen von Anna Seiffes Tochter Elena unter ihrem Bett hervorholen – er ist total verschimmelt. In einer Einrichtung für obdachlose Frauen hatten die Freundinnen von einem Vermieter namens Kuhlmann gehört. Der vergebe Wohnungen bevorzugt an Hartz-IVEmpfänger. Viola Schürmann und Anna Seiffe, schon monatelang auf Wohnungssuche, fahren Mitte Juni ins Büro der Kuhlmann Grundstücks GmbH, und tatsächlich: Es klappt. Anfang Juli ziehen die beiden mit der zwölfjährigen Elena im Roßberg in Eilbek ein. Die Wohnung liegt zwar im Kellergeschoss, sieht aber ganz ordentlich aus, die Wände sind frisch gestrichen. Nur ein paar Ausbesserungen nehmen die Frauen vor, spachteln Löcher zu, verlegen PVC-Boden. Sie freuen sich über ihr neues Zuhause – bis der Schimmel sichtbar wird.

Sie zeigen die Schäden beim Vermieter an. „Der Hausmeister kam und hat über die feuchten Stellen gestrichen“, sagt die 35-jährige Viola Schürmann. „Aber das hat nichts genützt.“ Der Schimmel ist schnell wieder sichtbar. Die Feuchtigkeit bleibt. Die drei halten es schließlich nicht mehr aus und fliehen regelrecht. Sie nehmen nur das Nötigste mit, kommen vorläufig bei einem Bekannten unter. „Wir hatten Angst um unsere Gesundheit, besonders um Lenas“, sagt Viola Schürmann. Sie suchen Hilfe bei Mieter helfen Mietern. Vermieter Thorsten Kuhlmann schickt bald einen Brief: Die Schimmelflecken seien beseitigt worden. Außerdem habe man festgestellt, dass das betreffende Zimmer „total voll gestellt“ war. Kein Wunder: Viola Schürmann und Anna Seiffe zogen mit Möbeln ein, die sie in drei Zimmern auf „ca. 70 Quadratmetern“ (Mietvertrag) unterbringen wollten. Schon beim Einzug wunderten sie sich, dass ihre Habseligkeiten kaum in die Wohnung passten. Eine Nachmessung ergibt: Die Fläche beträgt lediglich 56,2 Quadratmeter – 20 Prozent weniger. Zudem hat das Kinderzimmer von Elena gerade einmal 7,6 Quadratmeter und gilt damit als halbes Zimmer. Die 520 Euro Kaltmiete: offenkundig viel zu hoch. Ver m ieter Ku h l ma n n räu mt au f Nach f rage von Hinz&Kunzt ein, dass die Fläche der Wohnung nicht mit der Angabe im Mietvertrag übereinstimmt und bringt eine dritte Zahl ins Spiel: „Nach nochmaliger Durchsicht des Kaufvertrages und der Verwaltungsunterlagen/Grundbuchunterlagen ergaben sich drei Zimmer und 63 Quadratmeter.“ Damit wäre die Wohnung „nur“ zehn Prozent kleiner als im Mietvertrag angegeben. Bemerkenswert:

Unsere Verkäufer gehen in der Redaktion ein und aus und stoßen uns oft auf die brisantesten Geschichten.


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Katzen würden auch weglaufen. Der Eingang zu den als Souterrain-Wohnung vermieteten Kellerräumen

Falsche Angaben im Mietvertrag, feuchte Wände. Das ist im Roßberg kein Einzelfall. Eine Wohnung in einem der oberen Geschosse: Blanker Estrich in der Küche, feuchter Putz bröckelt von den Wänden, die Abflussrohre sind verstopft. Die Heizung funktioniert entweder gar nicht oder heizt innerhalb von Minuten so auf, dass man sich an den Heizkörpern verbrennt. Die Bewohnerin ist eine junge Frau – und will aus Angst vor einem Rausschmiss ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Denn: Sie ist hoch verschuldet, hat so gut wie keine Chance, eine neue Wohnung zu finden. Ihr Nachbar René D. (Name geändert) hat ebenfalls Angst, seine Unterkunft zu verlieren. Laut Mietvertrag lebt er in einer 40-Quadratmeter-Wohnung. Tatsächlich haben der Wohnraum und die in Nischen untergebrachte Kochund Duschmöglichkeit zusammen mit dem WC eine Fläche von 21,11 Quadratmetern – kaum mehr als die Hälfte. Er habe jemanden von der Verwaltung darauf aufmerksam gemacht, dass im Mietvertrag wohl ein Fehler unterlaufen sein muss, erzählt der Hartz-IV-Empfänger. „Als Antwort habe ich zu hören gekriegt, das könne mir doch egal sein, das würde doch ohnehin das Amt bezahlen.“ Kaltmiete für

das Zimmer ohne Küche und Vollbad: 300 Euro – das sind 14,21 Euro pro Quadratmeter. Wir können nur einige der mehr als 100 Wohnungen im Haus ausmessen und fotografieren. Klar ist: Viele Mieter des Hauses sind wütend – und hilflos. Eingetretene Wohnungstüren, Risse an der Außenwand, Feuchtigkeit und Schimmel – sie wohnen hier nicht gerne. Aber wo sollen sie stattdessen hin? Die meisten sind auf Unterstützung vom Staat angewiesen. Bei dem problematischen Hamburger Wohnungsmarkt haben sie besondere Schwierigkeiten, überhaupt eine Wohnung zu finden. Sie trauen sich nicht, Mängel anzuzeigen oder gegen den Vermieter wegen falscher Quadratmeterangaben im Vertrag vorzugehen. Wie viele Wohnungen die Kuhlmann Grundstücks GmbH an Hilfeempfänger vermietet, bleibt offen. Die Hamburger Arbeitsgemeinschaft SGB II (Arge) kann die Frage nicht beantworten, Kuhlmann will es nicht. Stattdessen schreibt er, „als eine der sehr wenigen Hausverwaltungen“ vermiete er „seit über zehn Jahren auch an Sozialhilfe-/Hartz-IV-Empfänger“. Und: „Wir wollten und wollen unser soziales Engagement in Hamburg nicht über Gebühr öffentlich machen, aber auch ungern am Pranger stehen, wenn Mieter mal nicht zufrieden sind.“ Ob die Behörden der Abzocke des Steuerzahlers Einhalt gebieten? Das Bezirksamt Wandsbek hat Vermieter Kuhlmann aufgefordert, zur „unzulässigen Nutzung eines Kellerraums“ bis zum 2. Oktober Stellung zu nehmen. Wenn er den Keller weiterhin unberechtigt als Wohnung vermietet, „ist das eine Ordnungswidrigkeit und kann zu einem Zwangsgeld führen“, so Sprecherin Christiane Kuhrt.

Fotos: mauricio bustamante

Erst diesen Sommer urteilte der Bundesgerichtshof: Mieter müssen sich Abweichungen gefallen lassen, die zehn Prozent nicht überschreiten. Am 1. September erfährt die Beraterin von Mieter helfen Mietern auf Nachfrage Erstaunliches: Die Wohnung, die die Frauen gemietet haben, ist in Wirklichkeit nicht mehr als ein Keller. Denn Wohnungen müssen, so das Bauamt Wandsbek, „ausreichend belüftet und mit Tageslicht belichtet werden“.


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w w w. h i n z u n d k u n z t. d e KUHRT KOMMUNIKATION

Webseiten-Tester gesucht Sie sind weiblich, zwischen 30 – 45 Jahren alt und surfen gelegentlich im Internet. Der Test dauert ca. 30 – 40 Minuten und findet online statt. Sie können ihn auf Ihrem eigenen Rechner zuhause durchführen.

Der Skandal hinter dem Skandal Ein Kommentar

Senden Sie uns bei Interesse eine E-Mail mit Ihren Kontaktdaten und Alter an Nils Kuhrt unter: onlinetest@kuhrt.de Wir zahlen Ihnen € 20,- für Ihre Teilnahme.

von Beatrice Blank

Elenas Schulranzen ist total verschimmelt

Die Arge erklärte auf Nachfrage, sie könne nichts machen: Zwar zahlt die Behörde Monat für Monat überteuerte Mieten für Hartz-IV-Empfänger. Doch sei das Amt „nicht Vertragspartner gegenüber dem Vermieter“ und habe deshalb „keine rechtliche Handhabe“, so Sprecher Horst Weise. Mieter helfen Mietern will Kuhlmann Kosten in Rechnung stellen – für die Umzüge von Viola Schürmann und Anna Seiffe und Schäden an ihren Habseligkeiten. Zahlt er nicht, sollen die Forderungen vor Gericht durchgesetzt werden. Das kann allerdings Jahre dauern. Sie haben sich gewehrt. Dafür zahlen Viola Schürmann und Anna Seiffe einen hohen Preis. Derzeit wohnen sie mit der zwölfjährigen Elena in einer Notunterkunft. Ein Dach über dem Kopf, aber keine Lösung, schon gar nicht für das Mädchen. Die Nerven der Frauen liegen blank. Statt einer Drei-Zimmer-Wohnung haben sie nun ein Drei-BettZimmer. „Das ist nicht schön – aber immer noch besser als Kuhlmanns Keller.“ beatrice blank Mitarbeit: ulrich jonas, fabian zühlsdorff

Die mitgliedschaft in einem mieterverein ist für Hartz-IV-Empfänger in Hamburg kostenlos. Die Arge bezahlt die Mitgliedschaft. Wie’s geht, erfahren Hilfeempfänger bei ihrem Sachbearbeiter. Marielle Eifler, Sprecherin des Mietervereins, zu Hamburg zu Schimmel und Quadratmeterlügen: „Es lohnt sich, dagegen vorzugehen. Enorme Rückzahlungen sind möglich.“ Die gingen aufs Konto der Arge, falls diese die Miete bezahlt.

Hier werden nicht nur Viola Schürmann, Anna Seiffe und ihre Nachbarn abgezockt. Die Zeche zahlt wie so oft der Steuerzahler. Denn offenkundig überweist die Arge für manchen Mieter am Roßberg Monat für Monat zu viele Euro für zu wenig Quadratmeter. Da kostet ein schimmeliges Kellerloch mehr pro Quadratmeter als ein Neubau-Loft in Eppendorf – und bei der Behörde zucken sie nur mit den Schultern: Man habe keine Handhabe gegen den Vermieter. Erzählt ein Denunziant der Behörde, ein Hilfeempfänger verdiene heimlich ein paar Euro hinzu, schickt das Amt postwendend seine Schnüffler los, um den vermeintlichen oder tatsächlichen Missbrauch zu bekämpfen. Wann aber klingeln Mitarbeiter der Arge bei den Mietern der Kuhlmann Grundstücks GmbH und bieten ihnen die Unterstützung des Amtes an? Wann prüft die Behörde, in wie vielen Fällen der Steuerzahler Wuchermieten bezahlt? Wann klärt sie Betroffene darüber auf, dass zu viel gezahlte Miete mithilfe eines Mietervereins kostenlos eingeklagt werden kann? Dass feuchte Wände und Schimmel kein Naturgesetz sind, sondern Missstände, die ein Vermieter sofort und dauerhaft abzustellen hat? Der Fall Kuhlmann zeigt, wie angespannt der Hamburger Wohnungsmarkt ist. Hartz-IV-Empfänger müssen offenbar froh sein, überhaupt eine Bleibe zu haben – und sei es nur ein feuchter Keller. Ein Vermieter macht, was er will, und die Arge macht nichts: Das ist der Skandal hinter dem Skandal.

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Wir unterstützen Hinz&Kunzt. Aus alter Freundschaft und mit neuer Energie. E.ON Hanse

„Eines Tages springe ich über die Mauer“ Es war der Hammer: Nach Monaten des friedlichen Protestes der DDR-Bürger fiel am 9. November 1989 die Berliner Mauer. Menschen aus Ost- und Westdeutschland, die sich nie zuvor gesehen hatten, lagen sich in den Armen, beseelt von einem überwältigenden Gefühl: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit — Gerechtigkeit! Zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober erzählen zwei Bürger ihre ganz persönliche Geschichte zur Wiedervereinigung: Stephan „Stoppel“ Eggert von der Band Selig und Hinz&Künztler Fred Hauschka

Fred Hauschka sagte seine Meinung. Erst durfte er deshalb in der DDR keine Ausbildung machen, dann landete er im Knast


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„Man hatte mich regelrecht ausgelöscht“

Er ist ja doch noch ein ordentlicher sozialistischer Bürger geworden. Er geht einer geregelten Arbeit nach, zeigt sich zuverlässig und fleißig, übererfüllt die an ihn gerichteten Leistungsnormen sogar, damit es weiter aufwärtsgeht mit dem Arbeiter- und Bauern-Staat. Nur besucht er leider noch immer diese Bibelstunden – Fred Hauschka wird dieses „Zeugnis“ erst nach dem Fall der Mauer lesen. Er findet es in seiner Stasi-Akte, notiert kurz vor seiner Flucht in die Bundesrepublik. Fred Hauschka wird 1965 im Städtchen Lübbenau im Land Brandenburg geboren und wächst hier auf. „Meine Kindheit war ganz schön“, sagt er. Seine Eltern sind mit dem Leben in der DDR im Großen und Ganzen zufrie-

den: „Wir waren zu Hause eine kinderreiche Familie, meine Eltern hatten Arbeit, für uns Kinder wurde gesorgt. Kindergarten war umsonst, Schulspeisung und Schulbücher. Eintritt im Schwimmbad, im Kino, alles war für uns frei“, erinnert er sich. Alles ändert sich, als er 14 wird und beginnt, sich politisch zu interessieren. Schnell liegt er mit den Lehrern, der Schule, dann der Staatssicherheit über Kreuz. Er will nicht akzeptieren, dass es einigen wenigen gut geht, während die anderen hart malochen müssen. Dass nur einige ausgewählte Funktionäre in den Westen reisen dürfen. Er will erst recht nicht hinnehmen, dass man nicht offen seine Meinung sagen darf und dass Andersdenkende wie

Foto: mauricio bustamante

Hinz&Künztler Fred Hauschka versuchte dreimal, aus der DDR abzuhauen. Kurz bevor die Mauer fiel, gelang ihm die Flucht vor einem System, das ihm seine Zukunftschancen auch im goldenen Westen gründlich vermasselt hat


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er polizeilich überwacht werden. Auch weigert er sich, der Freien Deutschen Jugend (FDJ) beizutreten, der Jugendorganisation der SED. Er wolle nicht in die HJ, erklärt er dem Mitarbeiter der Staatssicherheit, zu dem er vorgeladen wird. Als der ihn zusammenbrüllt, ist Fred Hauschka um eine Antwort nicht verlegen: „Wieso, das ist doch die HoneckerJugend, abgekürzt HJ, oder?“ Immer wieder gerät er mit der Staatsmacht aneinander; ständig wird er vorgeladen. Er darf nicht nach Ostberlin fahren, nur weil er mal gesagt hat: „Eines Tages springe ich über die Mauer.“ Als ihn bei einer Befragung im Zimmer seines Schuldirektors ein Stasi-Beamter schlägt, sagt der Direktor nur: „Also, ich hab nichts gesehen.“ Seine Klassenkameraden sagen: „Du hast ja recht, aber was sollen wir machen?“ Unterstützung findet er nur bei der örtlichen Kirchengemeinde, wo sich einige wenige Oppositionelle unter dem Schutz des Glaubens versammeln. Dann zieht der Staat die Schlinge zu: „Per Gerichtsbeschluss wurde mir mitgeteilt, dass ich als nicht würdig angesehen wurde, in einem sozialistischen Land eine sozialistische Lehrausbildung zu erhalten.“ Damit ist klar: Fred Hauschka wird nach Abschluss der Hauptschule nie eine Lehre machen können. Auch eine weitere Schullaufbahn, erst recht das Abitur, wird ihm verweigert werden. Bald plant er, die DDR zu verlassen: „Nicht über die innerdeutsche Grenze wollte ich, so lebensmüde war ich nun auch nicht.“ Er will es in der Tschechoslowakei versuchen. Dort gibt es einen kleinen Zipfel, wo die ostdeutsche, die westdeutsche und die tschechische Grenze aufeinandertreffen. Er wird 18 Jahre alt, es muss ihm nur gelingen, in die Tschechoslowakei einzureisen. Doch schon auf dem Weg dorthin wird er festgenommen. „Verrat“, sagt er knapp. Heute weiß er, dass sein jüngerer Bruder sich verplappert hat: „Er wollte sich für drei Jahre bei der Armee verpflichten. Er wollte anschließend studieren und ein angenehmes Leben führen“, erzählt Fred Hauschka. Doch bei einem Bruder, der offen gegen den Staat argumentiert, wird er erst mal vorgeladen – und ausgequetscht, auf die väterliche Tour: Was denn der Fred so mache und noch mehr, was er vorhabe, wollen sie wissen. Fred Hauschka kennt das, wenn sie abwechselnd auf einen einschreien und dann wieder ganz verständnisvoll fragen, was einen bedrückt – und man für einen kurzen Moment geneigt ist zu glauben, der da vor einem steht, meint es vielleicht doch ausnahmsweise gut. Fred Hauschka macht seinem Bruder heute keinen Vorwurf. Wegen versuchter Republikflucht wird er damals zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt. Als er rauskommt, hat er mit seinem Land endgültig gebrochen. Für dieses System will er nicht arbeiten. Unterstützung erhält er von der Kirche, die seine Miete übernimmt und ihn mit Lebensmitteln versorgt. Sein Ausreiseantrag wird ohne Begründung abgelehnt. Er kann nicht darauf hoffen, dass ihn die Bundesrepublik freikauft: „Ich war nicht prominent, ich hatte keinen Beruf, ich hatte nicht studiert – für den Westen war ich uninteressant.“ Er plant seinen nächsten Fluchtversuch, wieder über die tschechische Grenze. Diesmal ist er nicht allein: Mit ihm unterwegs ist ein guter Bekannter. Die Flucht endet tragisch: Sie werden kurz vor der Grenze gestellt. Auf seinen Mitflüchtling wird geschossen: „Er ist nicht gleich gestorben. Sie haben ihn verbluten lassen; sie haben ihm ärztliche Hilfe verweigert.“

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Fred Hauschka schluckt und senkt den Blick. Es fällt ihm nicht leicht, darüber zu reden. Zynischer- und paradoxerweise verschafft ihm das eine vergleichsweise geringe Haftstrafe: „Sie wollten, dass ich die Klappe halte; dass ich nicht erzähle, was da passiert ist.“ Nach tagelangen Verhören geht er für ein Jahr ins Gefängnis. Zuletzt sitzt er in Leipzig ein, wo er auf dem Schlachthof arbeiten muss. Andere Gefangene nehmen ihn zur Seite: Wenn er wieder draußen sei, solle er sich zurückhalten. Er solle arbeiten gehen und nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand rennen. Er solle ein braver Junge sein. Sonst habe er keine Chance. Fred Hauschka hält sich dran. Nach der Entlassung wird er Beifahrer bei einer Wäscherei: „Politisch habe ich die Füße stillgehalten.“ Er wird im Sommer 1988 für sein gutes Arbeiten ausgezeichnet, darf zur Belohnung an einer Reise seines Betriebes nach Prag teilnehmen. Sein Chef und sein Abteilungsleiter bürgen für ihn. Als er mit seinem Chef in den Zug steigt, sagt der: „Ich weiß ganz genau, was du vorhast.“ Fred Hauschka antwortet: „Der erste Halt nach der Grenze ist mein Halt. Und Tschüss!“ Diesmal klappt es. „Wenn sie mich ein drittes Mal erwischt hätten, ich wäre für fünf bis sieben Jahre eingefahren.“ Als der Zug ohne ihn in Prag ankommt, steht da schon die Staatssicherheit. Sein nun ehemaliger Chef wird zu vier Jahren Haft verurteilt; sein nun ebenfalls ehemaliger Abteilungsleiter zu zwei Jahren. Wegen Beihilfe zur Republikflucht. Fred Hauschka kommt in Bayern in ein Auffanglager, betritt das erste Mal in seinem Leben einen westlichen Supermarkt: „So volle Regale hatte ich in meinem Leben noch nie gesehen.“ Am Anfang lesen ihm die Behörden jeden Wunsch von den Lippen ab: „Ich wurde behandelt wie Gott in Frankreich.“ Doch das kann nur kurz darüber hinwegtäuschen, dass seine Startbedingungen im Westen schlecht sind: Er hat keinen Schulabschluss, er kann keine Ausbildung vorweisen. Er ist schon 31 Jahre alt, da will ihm das Arbeitsamt eine Lehre vermitteln und finanzieren. Nur kann er keine Zeugnisse vorzeigen. Seine Wohnung in Lübbenau hat man damals noch am Abend nach seiner Flucht versiegelt und dann leer geräumt. Als er bei seiner ehemaligen Schule nach Kopien seiner Zeugnisse fragt, sagt man ihm: „Sie sind hier nie zur Schule gegangen.“ Fred Hauschka holt tief Luft und sagt: „Man hatte mich regelrecht ausgelöscht.“ Es wird nichts mit der Lehre. Heute wohnt Fred Hauschka in einer Kirchenkate. Er hat einen Job, bezuschusst von der Arbeitsagentur, begrenzt auf zwei Jahre zwar, aber immerhin. Er geht noch mal die Stationen seines Lebens durch: „Wenn ich gewusst hätte, dass nur ein Jahr nach meiner Flucht die Mauer fällt, ich hätte gewartet“, sagt er. Doch da gibt es noch etwas anderes, was ihn beschäftigt, und dafür geht es zurück zum 12. August 1961 in Berlin: Der Mann, der sein Vater werden wird, arbeitet damals wie viele DDR-Bürger in Westberlin, im Wedding. Auch seine zukünftige Mutter ist im Westteil der Stadt. Als die beiden abends zusammen zurück nach Ostberlin fahren, sehen sie an der Grenze die Vorbereitungen zur Grenzschließung, die noch in der Nacht erfolgen soll. Sie kehren nicht um, sie fahren weiter, fahren nach Hause. „Wenn sie doch nur dageblieben wären!“, sagt Fred Hauschka. Wer weiß, wie sein Leben verlaufen wäre. Frank Keil

Wenn jemand aus der Bahn geworfen wird, hat das oft etwas mit seiner Geschichte zu tun. Dafür wollen wir Verständnis wecken.

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Meine drei Wiedervereinigungen Für den Drummer der Band „Selig“ fiel nicht nur 1989 die Mauer: Seine Eltern überwanden 1974 die deutsch-deutsche Grenze, und seine Band spielt auch wieder zusammen


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Foto: martin kath

Ein Mann, drei Wiedervereinigungen: Zum Jubiläumsjahr kann Selig-Drummer Stephan „Stoppel“ Eggert einiges beisteuern: Seine Eltern wurden 13 Jahre lang durch die Mauer getrennt, fünf Jahre durften die Verwandten sie nicht im Westen besuchen. Und seine Band Selig hat in diesem Frühjahr nach zehn Jahren Funkstille wieder zusammengefunden und ein furioses Comeback hingelegt. „Als die Mauer gefallen war, fuhr ich im Auto von meinem Übungsraum zurück nach Hause und sah die ganzen Trabis in einer langen Schlange auf der Autobahn nach Hamburg stehen“, erinnert sich Stephan Eggert. „Manche haben sich über die Staus geärgert, aber ich habe mich total gefreut. Ein Teil meiner Verwandtschaft saß auch in einem dieser Autos auf dem Weg zu meinen Eltern nach Ahrensburg.“ Dabei liegt die erste und wichtigste familiäre Wiedervereinigung schon einige Jahre zurück. Doch der Reihe nach … 1961: Stoppel Eggerts Vater (damals war er natürlich noch nicht sein Vater) studiert Tiermedizin in Hannover, die Mutter arbeitet als Friseurin in einem kleinen Ort im Osten. Nach Abschluss des Studiums wollen sie zusammenziehen und eine Familie gründen. Der 13. August 1961 macht ihre Pläne zunichte. Auf einmal sind beide gefangen auf unterschiedlichen Seiten der über Nacht gewachsenen innerdeutschen Grenze. Sie können sich nur selten sehen, aber ihre Liebe hält das aus. Tochter Kerstin wird geboren, später Sohn Stephan. Mit jedem Jahr der Trennung wird die Sehnsucht nach dem Zusammenleben größer. Die Mutter stellt einen Ausreiseantrag. 1969 wird er genehmigt. „Wir verbrachten Weihnachten 1969 zwischen gepackten Kisten, und meine Mutter schrieb lange Listen. Jeder Löffel, den wir mitnehmen wollten, musste genau aufgeführt werden“, sagt Stoppel Eggert. Eine der vielen banalen kleinen Schikanen der ehemaligen DDR. Aber die Vorfreude auf das Zusammenleben kann nach acht Jahren der Trennung davon nicht getrübt werden. Am zweiten Weihnachtstag des Jahres steht Vater Eggert mit einen Strauß Blumen auf dem Lübecker Bahnhof und wartet auf seine Familie. Aber niemand steigt aus dem Zug. Er weiß nicht, was passiert ist. „Telefonieren konnten meine Eltern auch nicht, wir hatten kein Telefon. Wenig später bekam mein Vater ein Telegramm, in dem stand: ,Ihre Frau legt keinen Wert mehr auf eine Ausreise.‘“ Natürlich eine gemeine Lüge: In Wirklichkeit durfte sie nicht ausreisen. Von diesem Schock kann sich die Familie nur schwer erholen. Weiterhin besteht das Familienleben aus gelegentlichen Telefonaten, wöchentlichen Briefen und Päckchen und den staatlich erlaubten 30 Besuchstagen. So oft es geht, treffen sich die vier in Berlin. „Mein Vater kam morgens um 6 Uhr per Tagesvisum nach Ostberlin und ging abends wieder zum Schlafen in den Westen.“ Über den bekannten Anwalt Wolfgang Vogel stellt die Mutter schließlich einen zweiten Ausreiseantrag, der 1974 genehmigt wird. Dieses Mal geht alles gut. Nach 13 Jahren der Trennung beginnt in Ahrensburg ein neues, gemeinsames Leben für die Familie. Aber Oma, Mutter, Cousinen und Tanten sind im Osten geblieben. Und entgegen der ursprünglichen Zusage der Behörden der ehemaligen DDR, wird bis 1979 keine Besuchserlaubnis erteilt. Familie Eggert ist für fünf Jahre

von ihrer Verwandtschaft abgeschnitten. Die politischen Veränderungen der Wendezeit versetzen darum alle in den Ausnahmezustand. „Im Herbst 1989 waren wir alle fassungslos. Wir saßen tagelang wie paralysiert vor dem Fernseher. Dann folgte ein monatelanger Besuchsreigen von unseren Verwandten aus dem Osten.“ Inzwischen sind die Besuche selten geworden, aber das Leben im geteilten Deutschland hat dennoch niemand in der Familie Eggert vergessen.

Geschichten finden wir am spannendsten, wenn sie ganz nah am Menschen er­zählt werden. Das versuchen wir!

Weniger dramatisch, aber persönlich und musikalisch bedeutungsvoll ist die Reunion der Rockband Selig in diesem Jahr. Deren Erfolgsgeschichte begann Anfang der 90er-Jahre. Fünf junge Männer aus dem Osten Hamburgs trafen sich zu einer Session im Übungsraum. Alle hatten schon viel Erfahrung in anderen Bands gesammelt, doch diese Kombination war einmalig. „Schon die erste Probe war gleich eine spirituelle Erfahrung“, erinnert sich Stoppel Eggert. Selig nimmt ein Album auf und spielt in kleinen Clubs – wie unzählige andere Bands auch. „Aber wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dank VIVA und MTV wurden wir schnell bekannt. Die wollten deutsche Musik, und die gab es damals so gut wie gar nicht“, erklärt der Schlagzeuger bescheiden. Vor allem gab es keine deutsche Musik, die so jung, wild und zornig war. Es folgte ein rasanter Aufstieg mit weiteren Alben, endlosen Tourneen und einem plötzlichen Ende auf dem Höhepunkt der Karriere. „Wir waren über Jahre rund um die Uhr zusammen, es war zu viel und zu intensiv. Zwischen einigen gab es Streit, andere hatten sich gar nichts mehr zu sagen.“ Sänger Jan Plewka stieg aus und verschwand für ein Jahr nach Schweden. Damit war die Band geplatzt und der Groll untereinander zum Teil gewaltig. Alle fünf Musiker bastelten aber weiter an ihrer musikalischen Karriere. Stoppel Eggert stieg als Schlagzeuger bei James Last ein, Jan Plewka trat als Rio Reiser auf, zusammen bildeten sie die Gruppe „TempEau“. Genauso überraschend wie Plewka die Band verlässt, nimmt er den Faden wieder auf. Zehn Jahre nach der Trennung ruft er beim Gitarristen Christian Neander an und bittet um ein Treffen aller Selig-Mitglieder. Es folgen diverse Aussprachen und „ein dreiviertel Jahr Geplänkel und E-Mails.“ Schließlich waren alle bereit zu einem Treffen im Übungsraum: Und da ist es wieder, das Selig-Feeling. „Es war toll, wir fingen auch sofort an, Lieder zu schreiben.“ Das neue Album „Und Endlich Unendlich“ erscheint im Frühjahr 2009 und auch bei den Konzerten groovt es wie früher. „Nur beim ersten Auftritt war ich geschockt“, gesteht Stoppel Eggert. „ Früher standen da junge Mädchen vor der Bühne, jetzt alte Männer.“ Aber älter seien sie ja auch geworden, räumt er ein. So unrecht scheint es ihm gar nicht zu sein, denn „offener und toleranter“ seien sie ja auch geworden im Laufe der Jahre. Vor Kurzem hat das Goethe-Institut in Mexiko angefragt, ob die Band nicht anlässlich der Wiedervereinigung eine Südamerika-Tour spielen möchten. Ob die deutsche oder die der Gruppe gemeint war, bleibt offen. Aber Stoppel Eggert hat in jedem Fall eine Menge dazu zu sagen.

Sybille Arendt

Selig live

Am 4. und 5. Oktober spielt Selig um 20 Uhr im Docks am Spielbudenplatz. Tickets: 30,65 Euro

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Banker Peter Jaster: „Erst mal jemanden fragen, der sich auskennt“

Kein bisschen abgehoben: Quickborn feiert sein traditionelles Eulenfest

Im Grünen und doch nah der Großstadt: Nach Hamburg sind’s 20 Kilometer

Sanierte Innenstadt und viele Geschäfte: Hier leben Gutverdiener

Hamburg-Pendler auf dem Heimweg: Quickborn gilt als Schlafstadt

Das Wappen symbolisiert den Namen Quickborns: „Schnell sprudelnde Quelle“


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Bearbeitete den Bürgerkredit unbürokratisch: Stadtkämmerin Meike Wölfel

Cornelia Dommel: „Man interessiert sich mehr für das, was in der Stadt passiert“

Der Bürgermeister leiht sich Geld Ein ungewöhnliches Sparprogramm: Wie Quickborner Bürger ihrer Gemeinde aus der Finanzmisere helfen

Fotos: Mauricio Bustamanmte

Man sollte die Temperatur im Freibad um drei Grad senken, schlug ein Bürger vor. Man könnte die Hausdächer für Solaranlagen verpachten, sagten andere. Und das Sportstadion an die Vereine abgeben. Mehr Gebühren für die Volkshochschule nehmen. Keine Weihnachtsbeleuchtung mehr aufhängen. Bei Kulturveranstaltungen sparen. „Wir könnten der Stadt auch Geld leihen“, rief plötzlich eine Frau. Was für eine Schnapsidee, dachte Bürgermeister Thomas Köppl. Wenige Tage später hatte die Stadt Quickborn vier Millionen Euro neu auf dem Konto. „Damit hätten wir nie gerechnet“, sagt Köppl und nippt am Kaffee, er wirkt stolz auf seine Bürger und auch auf sich selbst, den unerwarteten Bürgerkredit wertet er als Zeichen des Vertrauens. Seit 1999 ist der CDU-Mann Rathauschef in Quickborn. Bisher waren die Kassen der 20.000-Einwohner-Stadt im Nordwesten von Hamburg gut gefüllt, man trug fleißig Schulden ab und investierte etliche Millionen, um familienfreundlich zu sein für Pendler und um attraktiv zu werden als Standort für große Unternehmen. Beides klappte gut. Doch die fetten Jahre sind vorbei. Wie alle Kommunen spürt auch Quickborn die Wirtschaftskrise: In den kommenden Jahren werden der Stadt 1,8 Millionen Euro

jährlich in der Kasse fehlen, die Verschuldung könnte bis 2012 auf 41 Millionen Euro wachsen. Sparen, sparen, sparen, lautet nun Köppls neuer Kurs. „Aber dabei will ich die Bürger mit ins Boot holen.“ Und das gehe nur über offene Diskussionen. Anfang Juli lud der Bürgermeister zu einer Bürgerstunde ein. Thema des Abends: die miese Haushaltslage. Etwa 500 Quickborner kamen. Köppl erklärte die Lage, bat um Vorschläge, wo man den Rotstift ansetzen müsse und um Ideen, wie die Stadt wieder flüssig werden könne. „Will der jetzt, dass wir ihm Geld leihen?“, murmelte irgendwann jemand hinter ihr, erzählt Cornelia Dommel, es sollte wohl nur ein Witz sein. Aber genau das ist es, dachte sich die Wirtschaftsinformatikerin, stand auf und sprach die Idee aus. „Warum sollte eine Kommune bei ihren Bürgern keine Schulden machen können?“ Kaum war der Vorschlag auf dem Tisch, meldeten sich im Rathaus die ersten Bürger: Was würde die Stadt an Zinsen zahlen? Köppl und sein Team überlegten nicht lange: Für den notwendigen Bankkredit müsste die Stadt etwa 4,5 Prozent Zinsen zahlen, einem Anleger würde Tagesgeld momentan etwa zwei Prozent einbringen. „Also haben wir gesagt, wir treffen uns in der Mitte“, sagt Köppl. Mindestens 5000 Euro sollte ein Bürgerdarlehen betragen, ein Jahr

Gemeinsinn ist out. Denkt man oft. Deshalb beeindruckt es uns, wenn Menschen an einem Strang ziehen – und sich trauen, für das Dorf oder die Stadt ungewöhnliche Wege zu gehen.


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Hans-Ulrich Plaschke: „Eine ungewöhnliche und gute Idee“

Bürgermeister Thomas Köppl: „Die Bürger mit ins Boot holen“

„In unserer Stadt wurde viel neu gebaut“, sagt der Schriftsteller Peter Jäger

„Man verzettelt sich nur“, kritisiert Fleischermeister Jens Konarski

Laufzeit, dann zahlt die Stadt das Geld mit drei Prozent Zinsen zurück. Kämmerin Wölfel setzte einen Serienbrief auf und entwarf den Vertrag, eine DIN-A4-Seite nur, vom Bürgermeister bereits unterschrieben. „Das ging alles ganz schnell und unbürokratisch“, sagt Hans-Ulrich Plaschke. Genau 5000 Euro hat er der Stadt gepumpt, seine Frau überwies die gleiche Summe. „Von mir aus hätte es auch ein oder zwei Prozent geben können, völlig egal“, sagt Plaschke. „Es war eine ungewöhnliche und gute Idee, um der Stadt aus der Klemme zu helfen.“ Für mehr als 20 Millionen Euro lässt Quickborn derzeit die Schulen sanieren oder gleich neu errichten; das Projekt gilt als größtes Bauprogramm in der Geschichte der Stadt. In nur einem Jahr sollen die Schüler schon in neuen Räumen sitzen – Rekordzeit für eine Kommune. „Es gibt viele Baumaßnahmen, also muss das Rathaus auch flüssig sein, begründen viele Bürger ihren Kredit an die Stadt“, erzählt Schriftsteller Peter Jäger. Insgesamt 800 Interessierte meldeten sich, 80 überwiesen. Man hätte noch viel mehr einnehmen können, erzählt

Kämmerin Wölfel, doch das hätte den zulässigen Kreditrahmen gesprengt. Der gute Zinssatz lockte auch Anleger aus dem Umland: Ein Geldgeber, der nicht in Quickborn lebt, legte sogar eine Million Euro an. Schade findet das Cornelia Dommel, selbst mit 5000 Euro dabei. Schließlich sei es ursprünglich darum gegangen, dass die Bürger sich für ihre Stadt einsetzen. „Da ist unsere Verwaltung wohl von den Ereignissen überrollt worden.“ Ja, gibt der Bürgermeister zu, eigentlich habe man sich auf die ungewöhnliche Aktion besser vorbereiten wollen. Mit ihrer kreativen Art, an Geld zu kommen, sind die Quickborner schließlich nicht allein. Langen im Landkreis Cuxhaven überlegt, eine „Statt-Aktie“ herauszugeben und über eine stadteigene Aktiengesellschaft zu vermarkten. Auch Celle will mit einer sogenannten Kommunalanleihe zehn Millionen Euro in die leere Kasse bekommen. Wertpapiere mit festen Zinsen über eine Bank an die eigenen Bürger und an lokale Unternehmen auszugeben, ist auch Thema in Ahrensburg im Landkreis Storman. Doch ob sie mit einer Bank zusammenarbeiten oder wie in Quickborn

Fotos: Mauricio Bustamanmte

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Neue Öffnungszeiten die Geschäfte alleine abwickeln, alle Städte argumentieren gleich: Geld vom Bürger zu leihen spart Zinsen. Stimmt aber nicht, kontern Finanzfachleute. Was sich zunächst vielleicht schlau anhöre, sei eine unsichere Sache. Schließlich müsse eine Kommunalverwaltung Zinsprognosen abgeben, und das falle sogar Banken schwer. Man muss einen guten Marktüberblick haben und die Zinssätze immer wieder anpassen, warnt der Bund der Steuerzahler Schleswig-Holstein: „Wie will ein Rathaus so etwas leisten?“ Fleischermeister Jens Konarski sieht es ähnlich. „Da verzettelt man sich doch nur“, sagt er und putzt seinen Marktstand vor dem Quickborner Rathaus sauber für die Heimfahrt. Einige Hundert Kilometer entfernt überlegen in Bonn Mitarbeiter der staatlichen Bankenaufsicht BaFin, ob die Stadtverwaltung Quickborn mit ihrer Kreditaktion Gewinn machen will. Und der Bundesverband Deutscher Volks- und Raiffeisenbanken sieht bereits die Quickborner Unternehmen leiden, da den Banken am Ort nun das Geld für Kredite fehle. Lächerlich, findet Bürgermeister Köppl, er wolle doch nicht ins Kreditgeschäft einsteigen. „Bei der Größenordnung hier, das ist Klöterkram, da ist weder der Kreditplatz Deutschland in Gefahr, noch steht jetzt der Zusammenbruch der nächsten Bank bevor.“ Würde die Verwaltung denn ein zweites Mal Kredit bei den Bürgern aufnehmen? „Mal schauen“, sagt Köppl. „Vorstellen kann ich es mir.“ In den diversen Bankfilialen an der frisch sanierten Quickborner Einkaufsmeile Bahnhofstraße ist man jetzt schon verschnupft. „Wenn ich Geld brauche, dann frage ich doch erst mal jemanden, der sich damit auskennt“, sagt Peter Jaster, Prokurist bei der VR Bank Pinneberg. Außerdem hätte die Stadt an einen günstigeren Kredit kommen können. Kämmerin Wölfel und die örtliche Presse dagegen berichten, dass die Banken im Juli mehr als drei Prozent Zinsen verlangten. Runtergegangen seien sie erst, als die Bürger ruck, zuck ein paar Millionen an die Stadt überwiesen hatten. Bürgermeister Köppl betont jetzt immer wieder, dass es ihm bei der Aktion vor allem um das Einbeziehen der Bürger in die Politik gegangen sei. „Natürlich hätten wir irgendwo einen Kredit aufnehmen können, die Zinsen sind nicht der Punkt.“ Die Quickborner aber hätten freiwillig gegeben, warum also hätte die Verwaltung das Engagement der Bürger ablehnen sollen? „Wenn man Geld anlegt, dann interessiert man sich auch mehr für das, was in der Stadt passiert“, sagt Cornelia Dommel. Dass sie die Banken nun umspielt haben, halten viele Quickborner für einen netten Nebeneffekt. „Es ist richtig, dass die Banken was vor den Bug kriegen, die haben schließlich genug verbockt“, sagt Hans-Ulrich Plaschke. Jetzt hoffe er auf „weitere kreative Finanzierungsideen“ aus dem Rathaus. Es waren nur vier Millionen Euro. Peanuts für Banker. Klöterkram für Bürgermeister Köppl. Aber es war ein Signal: Es geht auch ohne euch. Daniela Schröder

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Als Bürgermeister von Belo Horizonte brachte Patrus Ananias ein Gesetz auf den Weg, das die Kindersterblichkeitsrate mehr als halbierte

Politik gegen den Hunger

Geht nicht, gibt’s nicht! Überall auf der Welt haben Menschen gute Ideen. Wenn wir davon erfahren, stehen sie bei uns im Heft.

In einer großen Halle sitzen Menschen an langen Tischen und essen. Sie löffeln ihre Mahlzeit von großen grauen Tabletts, viele von ihnen sind ärmlich gekleidet. Die große Halle ist ein „Restaurante popular“, eine staatlich subventionierte Kantine in der brasilianischen Millionenstadt Belo Horizonte. Hier gibt es gesundes und nahrhaftes Essen für einen brasilianischen Real, etwa vierzig Cent. Mittendrin sitzt ein Mann mit silberner Brille und schickem Hemd. Es ist Patrus Ananias, ehemaliger Bürgermeister von Belo Horizonte und seit 2004 Brasiliens Minister für soziale Entwicklung und die Bekämpfung des Hungers. „Das wichtigste Menschenrecht ist das Recht auf Leben“, sagt er der jungen Frau, die ihm gegenübersitzt. Das Problem sei nur, dass in der Praxis vor allem das Recht auf Eigentum geschützt werde. „Ich träume von einer Welt“, sagt der 57-Jährige, „in der alle materiellen, technischen und menschlichen Ressourcen in den Dienst des Lebens gestellt werden. Dafür müssen wir Ausgrenzung und Ungerechtigkeit beenden.“ Der Minister am Tisch mit den Armen – eine Szene aus dem Dokumentarfilm „Eine Stadt besiegt den Hunger“, den zwei niederländische Dokumentarfilmer Anfang September in Belo Horizonte im Auftrag des „World Future Council“ (Weltzukunftsrat) gedreht haben. Die internationale Organisation mit Sitz in Hamburg zeichnet am 1. Oktober ein Gesetzesprogramm aus, mit dem die brasilianische Stadt erfolgreich gegen den Hunger ankämpft. Patrus Ananias, der das Programm initiiert hat, wird den Preis stellvertretend in Empfang nehmen. Holger Güssefeld, Hamburger Unternehmer und Projektleiter beim Weltzukunftsrat, war mit der Filmcrew in Belo Horizonte. Er ist noch voller Eindrücke von der Reise. „Belo Horizonte besteht zum großen

Teil aus Hochhäusern, das Leben auf der Straße gleicht dem in südeuropäischen Großstädten“, sagt der 67-Jährige, „aber direkt daneben fangen die Armenviertel an, die Favelas. Das ist eine andere Welt, das Leben dort ist hart.“ Mit seinem Kamerateam war Güssefeld auf der Suche nach den positiven Auswirkungen, die durch die Gesetzesinitiative gegen den Hunger in Belo Horizonte erreicht wurden. Als Patrus Ananias 1993 Bürgermeister der Stadt wurde, erzählt Güssefeld, habe dieser sich sofort mit Gruppen und Organisationen aus der Zivilgesellschaft zusammengesetzt und das Menschenrecht auf Nahrung ins Zentrum seiner Politik gestellt. Die Erfolge können sich sehen lassen: In zehn Jahren ist die Kindersterblichkeit um 60 Prozent gesunken, und die Zahl von Kleinkindern, die wegen Unterernährung behandelt werden müssen, sogar um 75 Prozent. „In allen Schulen bekommen die Kinder jetzt drei Mahlzeiten am Tag“, berichtet Güssefeld, „und im Unterricht lernen sie viel über die Bedeutung von gesunder Ernährung.“ Besonders wichtig für die Armen in Belo Horizonte sind auch die verschiedenen Orte, die durch Ananias’ Politik geschaffen wurden. Da sind zum einen die subventionierten Restaurants, aber auch die Märkte, die „ABastaCer“ heißen, ABCMärkte. Wer so einen Markt betreiben will, muss Grundnahrungsmittel zu garantierten Niedrigpreisen anbieten. Der Verlust wird durch die hohe Kundenzahl ausgeglichen, weil die Märkte an zentralen Plätzen liegen. Ähnlich funktionieren die kleinen Stände, an denen Kleinbauern aus der Region ihre Produkte direkt verkaufen können. Die Preise sind niedrig, denn die Bauern behalten den Gewinn, den sonst die Zwischenhändler eingesteckt haben.

Fotos: World Future Council

Zum ersten Mal ehrt der Weltzukunftsrat vorbildliche Gesetzesprojekte. Den „Future Policy Award“ erhält das Programm gegen den Hunger in der brasilianischen Stadt Belo Horizonte. Übergeben wird der Preis an Minister Patrus Ananias, der das Programm initiierte


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Neben der besseren Versorgung mit Nahrung haben die Projekte große soziale Auswirkungen. „In den geförderten Restaurants essen auch Angestellte oder Anwohner“, erklärt Holger Güssefeld, „die Armen werden so weniger ausgegrenzt.“ Ananias, der mittlerweile als Minister in der Hauptstadt Brasília arbeitet, ist deshalb in Belo Horizonte sehr beliebt. Er sei ein großartiger Mann, sagt Güssefeld anerkennend. Die Entwicklung in Belo Horizonte hat politische Auswirkungen auf ganz Brasilien: Belo Horizonte gilt landesweit als Vorbild, seit 2006 ist das Grundrecht auf ausreichende Nahrung sogar in der brasilianischen Verfassung verankert. Diesen Modellcharakter will der Weltzukunftsrat stärken. „Wir brauchen solche Vorbilder“, erklärt Maja Göpel, die für den Weltzukunftsrat die Suche nach dem besten politischen Projekt gegen den Hunger organisiert hat, „denn aus der Politik heißt es oft, dass solche Projekte nicht umsetzbar sind.“ Aus fünf nominierten Initiativen auf Kuba, in Italien, Äthiopien und Indien hat sich letztlich Belo Horizonte durchgesetzt, gerade weil die Gesetze von dort auf andere Länder übertragen werden könnten. „Im Grunde gibt es auf der ganzen Welt genug Nahrungmittel“, sagt Göpel, „die Frage ist eben nur, wie sie besser verteilt werden können.“ HANNING VOIGTS Der „World Future Council“ (Welt­zukunftsrat)

wurde 2007 auf Initiative des Deutsch-Schweden Jakob von Uexküll gegründet, der auch den Alternativen Nobelpreis ins Leben gerufen hat. Das Ziel der Organisation ist, weltweit Einfluss auf Parlamentarier zu nehmen, damit diese eine ökologische, demokratische, nachhaltige und an den Menschen orientierte Politik betreiben. Dem Rat gehören 50 Persönlichkeiten aus Politik, Geschäftswelt, Wissenschaft und Kultur von allen Kontinenten an. Der Sitz der Organisation, die sich über Spenden und Gelder der Stadt Hamburg finanziert, befindet sich in der Nähe der Speicherstadt. Am 1. Oktober wird im Hamburger Rathaus der erste „Future Policy Award“ verliehen, der vorbildliche Gesetzesinitiativen auszeichnet und sie weltweit als Vorbilder bekannt machen soll. Der Dokumentarfilm „Eine Stadt besiegt den Hunger“ wurde von den Dokumentarfilmern Jan van den Berg und Geert van Schoot gedreht und ist im Internet zu sehen: www.worldfuturecouncil.org/ future-policy-award-film.html

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Foto: martin kath

Wir sind nicht politikverdrossen. Und wir freuen uns, wenn sich Menschen kompetent engagieren und mit ihrem Namen dafür einstehen.

Keiner sieht hin! Respekt, Maria von Welser! Sie hat ganz konkrete Forderungen im Einsatz gegen Kinderarmut „Leben im Teufelskreis“: Unter diesem Titel hat Maria von Welser, Fernsehjournalistin und stellvertretende Vorsitzende von Unicef, ein Buch über Kinderarmut in Deutschland geschrieben. Sie zeigt auf, dass Armut kein Teufelskreis sein muss, und schließt mit sehr konkreten Forderungen, die wir (in Auszügen) dokumentieren: „Kostenlose Kindertagesstätten und Ganztagsschulen mit Frühstück und Mittagessen. Dort Hausaufgabenbetreuung und individuelle Nachhilfe. Schulfonds für benachteiligte Kinder zur Unterstützung beim Kauf von Lernmaterialien und zur Finanzierung von Ausflügen. Kindercards oder Sozialtickets für alle benachteiligten Kinder zur kostenlosen Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, Sport-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Kindergrundsicherung, die sich am wirklichen Bedarf des Kindes/der Kinder orientiert (für Ernährung, Kleidung, Bildung, Freizeit, Kultur und Sport). Einführung von Mindestlöhnen, damit mehr Menschen von ihrer Arbeit leben können. Die Hauptursachen für Armut sind niedrige Löhne sowie Arbeitslosigkeit. Stünden die Kinderrechte im Grundgesetz, wären sie ab sofort einklagbar.“ Maria von Welser: „Leben im Teufelskreis. Kinderarmut in Deutschland – und keiner sieht hin“, Gütersloher Verlagshaus 200, XNiP: E4CP 17,95 Euro


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illustration: angela Giorgi

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Zahl des Monats Wenn Wohlhabende mehr Steuern zahlen würden

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21 Milliarden Euro zusätzlich könnte der Staat pro Jahr einnehmen, wenn die Vermögensteuer wieder erhoben würde. Das hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ausgerechnet. Die Forscher gingen von einem Freibetrag von 500.000 Euro und einem Steuersatz von einem Prozent aus. Zuletzt wurde hierzulande 1996 Vermögensteuer gezahlt. Zuvor hatte das Bundesverfassungsgericht die Erhebung in der damaligen Form für verfassungswidrig erklärt. Begründung: Immobilien würden gegenüber anderem Vermögen bevorzugt. Statt die Regeln der Besteuerung zu ändern, entschied sich die damalige Bundesregierung, die Erhebung der Vermögensteuer auszusetzen. Dieser Beschluss ist bis heute gültig. In vielen europäischen Staaten müssen Wohlhabende ujo Vermögensteuer zahlen. Mehr Infos über die Studie unter www.diw.de

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Schlechte Nachrichten sind für uns Herausforderungen. Wir berichten darüber, damit sich etwas ändert.


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Meldungen

Einkommen von Gering- und Durchschnittsverdienern werden in Deutschland mit Steuern und Sozialabgaben belastet wie in kaum einem anderen Industrieland. Das gelte für Singles wie auch für Paare und Familien mit zwei Erwerbstätigen, so eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Besonders Alleinerziehende mit geringem Einkommen müssten außergewöhnlich hohe Abgaben zahlen. Andere Staaten würden diesen hingegen umfangreiche Hilfen gewähren. ujo

OECD II: Mehr Geld in Bildung stecken! Deutschland muss mehr Geld in Bildung stecken: Das hat die OECD bei der Vorlage des weltweiten Bildungsberichts 2009 gefordert. Trotz Verbesserungen liege Deutschland international weiter zurück. So erwerben in anderen Industrieländern deutlich mehr junge Menschen einen Hochschulabschluss. Ebenso beteiligen sich anderswo mehr Ältere an qualifizierter Weiterbildung. Vergleichsweise viel investiert Deutschland in Bildung für Kinder – aber mit mäßigem Erfolg (siehe unten). ujo

OECD III: Armutszeugnis für deutsche Familienpolitik In Deutschland gibt es mehr Kinderarmut als in vielen anderen Ländern. Das ist das Ergebnis einer OECD-Studie. Deutschland gebe zwar für den Nachwuchs zwischen zehn und 20 Prozent mehr Geld aus für Bildung, Dienstleistungen und Geldtransfers als die OECD-Staaten im Schnitt. Dennoch lebe fast jedes sechste Kind in relativer Armut, im OECD-Schnitt hingegen nur jedes achte. Die besten Werte erzielen skandinavische Länder: In Dänemark lebt nur jedes 37. Kind in relativer Armut. ujo Mehr Infos im Internet unter www.oecd.org

Obdachlosenhilfe verbessern!

Neue Mindestlöhne

Die Wohlfahrtsverbände haben die Stadt aufgefordert, das Hilfeangebot für Obdachlose zu verbessern. Zwar sei der Rückgang der Obdachlosenzahl positiv zu bewerten (siehe H&K Nr. 199), doch stagniere die Gesamtzahl wohnungsloser Menschen in Hamburg „gegen den Bundestrend auf einem hohen Niveau bei knapp 4000 Personen“, so die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege. Laut Studie lebten im März 1029 Menschen auf Hamburgs Straßen – 20 Prozent weniger als 2002. Jenseits dieser Zahl dokumentiert die neue Erhebung besorgniserregende Entwicklungen, bilanzieren die Verbände. Sie fordern mehr kleinere, dezentrale Unterkünfte mit Einzelzimmern, mehr bezahlbaren Wohnraum für Wohnungslose und Geringverdiener und zusätzliche Beratungsangebote. „Die vorliegenden Zahlen dürfen nicht dazu führen, die Aktivitäten in der Bekämpfung der Straßenobdachlosigkeit zu reduzieren“, so Peter Laschinski vom Caritasverband. „Besonders erschreckend ist das hohe Maß an Langzeitobdachlosigkeit. Hier müssen neue Angebote für pflegebedürftige und kranke Obdachlose auf den Weg gebracht werden“, sagte Dirk Hauer vom Diakonischen Werk. Monika Schmolke von der Arbeiterwohlfahrt forderte „einen erneuten Anschub des sozialen Wohnungsbaus in Hamburg“. ujo

Arbeitgeber und Gewerkschaf ten haben den Weg für Mindestlöhne in zwei weiteren Branchen frei gemacht: den Großwäschereien (35.000 Beschäftigte) und den Bergbauspezialdiensten (2500 Beschäftigte). In zwei anderen Wirtschaftszweigen, dem Wach- und Sicherheitsgewerbe (177.000 Beschäftigte) und der Weiterbildung (23.000 Beschäftigte), konnten sie sich nicht einigen. Für die Abfallwirtschaft vertagten sie die Entscheidung. Das ergaben Beratungen im Tarifausschuss beim Bundesarbeitsministerium. SPD und Gewerkschaften forderten erneut die Einführung eines Mindestlohns per Gesetz. ujo

Leben in der Schattenwelt

Zehntausende Wohnungen in Hamburg werden in den kommenden Jahren wärmegedämmt – für Mieterschützer nicht nur Grund zur Freude: „Erfahrunsgemäß stehen Energiekosten-Ersparnis und Nettomieten-Erhöhung nach der Sanierung in keinem Verhältnis. Menschen mit geringem Einkommen trifft das hart, sie werden regelrecht rausmodernisiert. Zurzeit bearbeiten wir viele solcher Fälle“, so Marielle Eifler vom Mieterverein zu Hamburg. Wie der neue Heizspiegel des Mietervereins zeigt, ist derzeit nur jedes zehnte Mehrfamilienhaus wärmegedämmt. ujo

In Hamburg leben deutlich weniger Menschen ohne gültige Aufenthaltspapiere als bisher angenommen. Ihre Zahl lag 2007 zwischen 6000 und 22.000, so Berechnungen im Auftrag des Diakonischen Werkes. Bislang gingen Flüchtlingshelfer von bis zu 100.000 Menschen aus. Landespastorin Annegrethe Stoltenberg forderte, auch Menschen ohne Papiere einen Zugang zur Gesundheitsversorgung zu ermöglichen und sie vor ausbeuterischen Arbeitsbedingungen zu schützen. Zudem müssten die Kinder zur Schule gehen können. ujo

Hartz IV: Sanktionen stoppen Ein Ende der Sanktionen gegen Empfänger von Sozialleistungen fordert die Bundesarbeitsgemeinschaft Prekäre Lebenslagen. 789.000 Menschen waren 2008 von Strafmaßnahmen der Hartz-IV-Behörden betroffen, so der Dachverband von Erwerbslosen- und Sozialhilfe­ initiativen. „Fast die Hälfte der Widersprüche und 65 Prozent der Klagen gegen Leistungskürzungen waren erfolgreich.“ ujo Infos: www.sanktionsmoratorium.de

Mieterverein warnt

Infos unter www.mieterverein-hamburg.de

illustrationen: angela giorgi

OECD I: Geringverdiener zahlen drauf


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Insolvenzverfahren für arme Länder? Ein Insolvenzverfahren für arme Staaten fordert das Bündnis „Erlassjahr.de“. Mehrere Entwicklungsländer seien von akuter Zahlungsunfähigkeit bedroht. „Ein internationales Insolvenzverfahren würde verhindern, dass, wie schon in den Achtzigerjahren, der Schuldendienst auf Kosten von Bildung und Basisgesundheitsversorgung der Armen geht“, so ein Sprecher. Dafür müsse sich die Bundesregierung stärker einsetzen, so die Initiative, deren Forderung sich bislang mehr als 17.000 Menschen angeschlossen haben. ujo Mehr Infos unter www.erlassjahr.de

Zehn Jahre Kirchenkaten in Blankenese Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Blankenese hat im September den zehnten Geburtstag ihrer Kirchenkaten gefeiert. Seit 1999 hätten die beiden Ein-Mann-Holzhäuser 17 Wohnungslosen ein Zuhause auf Zeit geboten. „Etliche Bewohner fanden in dieser Zeit eine neue Arbeit, eine eigene Wohnung und damit einen Platz in der Gesellschaft“, so der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein. Im Raum Hamburg gibt es heute 23 Katen. Sie stehen auf dem Gelände von Kirchengemeinden, deren Mitglieder die Wohnungslosen ehrenamtlich betreuen und etwa bei der Suche nach einer Wohnung oder Arbeit unterstützen. ujo

Jetzt spenden

Hamburger Nebenschauplätze Der etwas andere Stadtrundgang Nächster Termin: 18. Oktober 2009

Spendenkonto: 1280/167873 Haspa BLZ: 200 505 50

Infos unter: www.hinzundkunzt.de, Kostenbeitrag: 10/5 Euro Anmeldung: info@hinzundkunzt.de oder Tel. 040/321 08 311

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Ein-Euro-Jobber als Gartenbauamt? Rattenfänger Opferanoden harte Hüte

Die Linksfraktion Hamburg-Nord hat dem Bezirk vorgeworfen, Ein-Euro-Jobber illegal einzusetzen. Anlass: Langzeitarbeitslose hatten im Auftrag des Bezirksamts Herkulesstauden (Riesen-Bärenklau) entfernt. Diese Pflanze kann bei Menschen bei Berührung zu schmerzhaften Quaddeln oder sogar schwer heilenden Verbrennungserscheinungen führen. Deshalb, so Die Linke, könne ihre Beseitigung „nicht zusätzlich sein, da die Gefahrenabwehr Kern- und Pflichtaufgabe staatlichen Handelns ist“. Offenbar übernehmen Ein-Euro-Jobber im Bezirk Nord zunehmend Aufgaben des Gartenbauamtes, so Die Linke: „Wir stellen fest, dass die Zahl der eigenen Mitarbeiter im Gartenbau in den letzten Jahren um 22 Prozent gesunken ist. Hier sind ordentlich bezahlte und sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze durch Zwangsarbeiter ersetzt worden.“ ujo

Objekte, Installationen und Materialbilder Ausstellung vom 19. September bis 22. November 2009

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Ausgaben für Sozialhilfe steigen

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Die staatlichen Ausgaben für Sozialhilfeleistungen sind 2008 erneut gestiegen – laut Statistischem Bundesamt um 4,9 Prozent. In den Vorjahren waren es jeweils vier Prozent gewesen. Grund für den Anstieg ist unter anderem die steigende Zahl der Hilfeempfänger. Netto wurden 2008 insgesamt 19,8 Milliarden Euro ausgezahlt. ujo

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Telefonseelsorge sucht neue Mitarbeiter Die Telefonseelsorge sucht neue ehrenamtliche Mitarbeiter. Interessenten sollten offen, lebenserfahren und lernfreudig sein, so das Diakonische Werk. Infos: Tel. 30 62 03 58. ujo XNiP: T9GH

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Installation aus gelbem Absperrband: Kunst vor alten Tapeten und bröckelndem Putz, mit Blick auf die Bürogebäude am Valentinskamp

Das Gängeviertel lebt! Sie sind alt und heruntergekommen, trotzdem sind sie ein Kleinod: zwölf Häuser zwischen Valentinskamp und Caffamacherreihe. Um sie vor dem Teilabriss zu bewahren und mehr Räume für Künstler zu fordern, hatte die Initiative „Komm in die Gänge!“ das historische Stück Gängeviertel besetzt und ein alternatives Kulturzentrum errichtet. Inwischen dürfen die Kreativen bis auf weiteres die Erdgeschosse der Häuser offiziell nutzen. Denn der finanziell angeschlagene Investor hat die Kaufsumme bislang nicht überwiesen. Nun ist die Stadt wieder am Zug.

Wer das Gängeviertel betritt, hat nicht mehr das Gefühl, in der Innenstadt zu sein. In unmittelbarer Nähe von Laeiszhalle und Gänsemarkt liegt ein kleines Stück altes Hamburg, mit Backsteinhäusern und engen Hinterhöfen. Der viele Bauschutt, die löchrigen Wände und die zerbrochenen Fens­ter zeigen sofort, dass hier dringend saniert werden muss. Und tatsächlich wird im Gängeviertel derzeit viel gehämmert und gewerkelt. Die Initiative „Komm in die Gänge!“ arbeitet hier seit dem 22. August in Eigenregie an einem „Kultur-, Kunst- und Sozialzentrum“.

Fotos: mauricio bustamante

Hat der Senat seine Chance genutzt? Wenn Sie diese Zeilen lesen, könnten die historischen Häuser wieder der Stadt gehören


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Vorsicht, zerbrechlich: Diese Bausteine aus Ton füllen einen Raum in der alten Tischlerei

Mehr als 200 Künstler haben unter der Schirmherrschaft des prominenten Hamburger Malers Daniel Richter die zwölf Häuser besetzt und sofort damit begonnen, Ateliers und Ausstellungsräume einzurichten. Bilder wurden in alte Kinderzimmer gehängt, Installationen auf taubenkotverdreckte Holzböden gestellt, Graffiti auf die bröckelnden Wände gesprüht. Am ersten Wochenende zählte die Initiative bereits mehr als 3000 Besucher, in Windeseile entstand eine improvisierte Infrastruktur mit Büro, Suppenküche und Bar. Wer das Gästebuch liest, bekommt einen Eindruck von dem spontanen Zuspruch vieler Hamburger: „Tolle Aktion“ ist dort zu lesen. „Bitte haltet durch“ und „Wunderbar, seit zehn Tagen lebt das Gängeviertel wieder“. Die Initiative will auf die prekäre Lage vieler Künstler in Hamburg aufmerksam machen, richtet sich aber auch gegen den geplanten Umbau des Gängeviertels. Die Stadt hatte die Häuser 2002 meistbietend verkauft, der Käufer musste aber Insolvenz anmelden und holte den niederländischen Investor Hanzevast ins Boot. Der will einige der Häuser ganz abreißen, einige sanieren und einige entker-

nen, sodass nur die Fassaden stehen bleiben würden. Moderne Wohn- und Bürogebäude sollen entstehen. Die Baugenehmigung wurde Anfang vergangenen Monats erteilt. Die Initiative schätzt, dass dadurch bis zu 80 Prozent der historischen Bausubstanz zerstört und die Einzigartigkeit des Gängeviertels vernichtet werden würden. Die Situation ist zurzeit besonders brisant, weil Hanzevast wegen der weltweiten Wirtschaftskrise offenbar mit Finanzierungsproblemen kämpft. Das Bauvorhaben könnte scheitern: Bis zum 18. September hätte der Investor die zweite Rate des Kaufpreises an die Stadt überweisen müssen. Der Investor hat jetzt noch eine Frist bis 16. Oktober. Zahlt er dann nicht, hat die Stadt ihrerseits das Recht, vom Vertrag zurückzutreten und wieder die Verantwortung für das historische Häuserensemble zu übernehmen. Ob die Stadt dazu bereit wäre, war zu Redaktionsschluss noch unklar. Die Hamburger Politik hat auf die Initiative erstaunlich positiv reagiert. Direkt nach der Besetzung gaben sich Vertreter aller Parteien die Klinke in die Hand. Vorerst bekam

Hamburg ist alles: die Speicherstadt, der Kiez, die City, der Osdorfer Born, das Rathaus, Santa Fu – und noch vieles mehr. Jede kleine Ecke, und sei sie noch so dreckig, erzählt eine Geschichte. Wir schreiben sie auf.


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Künstlerin Rita Kohel schätzt den kreativen Austausch im Gängeviertel

die Initiative die Erlaubnis, die Erdgeschosse der Gebäude zu nutzen, die Kulturbehörde will andere Räume für Ateliers suchen. In einer aktuellen Stunde in der Bürgerschaft lobten Abgeordnete der Opposition die Initiative. Dass Anfang September auch Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) und Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) das Projekt gutgeheißen hatten, könnte der politischen Situation vor der Bundestagswahl geschuldet gewesen sein, aber auch dem strategischen Vorgehen der Besetzer. In Verhandlungen zeigen diese sich kompromissbereit. So stimmten sie zu, aus Sicherheitsgründen nur noch die Erdgeschosse der besetzten Häuser zu nutzen. Außerdem kosten die Sympathiebekundungen nichts, solange Hanzevast wegen Geldnöten nicht mit dem Bau beginnen kann. Markus Schreiber (SPD), Amtsleiter des Bezirks Mitte, ist seit Jahren an den Planungen ums Gängeviertel beteiligt. „Der Grundfehler war wohl, die Häuser 2002 an den Höchstbietenden zu verkaufen und nicht an den Investor mit dem besten Konzept“, sagt er, „dieses Stück altes Hamburg muss erhalten bleiben, und jetzt kommt es darauf an, ob die Stadt dafür den politischen Willen aufbringt.“ Schreiber hofft, dass die Häuser wieder an die Stadt fallen und dann auf ihre Kosten saniert werden.

In der „Klimpabar“ in der Caffamacherreihe 43–49 hockt derweil Sebastian Kubersky und klebt Pappkartons zusammen. Der 28-jährige Künstler ist Teil des Künstlerkollektivs „niedervolthoudini“. „Wir gestalten die Bar als Ausstellungs- und Experimentierraum“, sagt er. Aus den Pappkartons baut Kubersky mit Folien und Lampen die Beleuchtung für die Bar. Ihm geht es im Gängeviertel vor allem darum, mitten in der Stadt einen bezahlbaren Ort zu schaffen, an dem neue Ideen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erreichen können. „Die Idee, dass wir in Hamburg so einen Ort brauchen, gab es schon lange“, sagt er, „und jetzt zeigt sich: Es braucht nichts als so einen Raum, um kreative Energie freizusetzen.“ René Gabriel, einer der Sprecher der Initiative, erklärt die Dynamik der Besetzung dadurch, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen sei. „Im Grunde ist unser Projekt aus zwei Nöten heraus geboren“, sagt der 34-jährige Stadtplaner, „zum einen ist dies die letzte Chance, das Gängeviertel zu erhalten, und zum anderen musste mal auf die prekäre Situation von Kreativen in Hamburg aufmerksam gemacht werden.“ An den Wänden hängen historische Aufnahmen des Gängeviertels. „Die historischen Gängeviertel haben über Jahrzehnte die Stadtstruktur Hamburgs

Fotos: Mauricio bustamante

Sebastian Kubersky hat mit Lampen die improvisierte „Klimpabar“ gestaltet

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geprägt“, sagt Gabriel, „aber die Gebäude wurden immer wieder neuen Bauvorhaben geopfert.“ Den Investoren gehe es nicht um den Erhalt alter Häuser, sondern um möglichst hohen Profit. Um die zum Teil denkmalgeschützten Gebäude im Gängeviertel zu retten, müssten die Verantwortlichen in der Politik umdenken: „Wir müssen weg von einer Mentalität, die gewachsene Strukturen vernachlässigt und immer nur nach der ökonomischen Verwertung fragt.“ Genauso kritisch sieht die Initiative die aktuelle Kulturpolitik in Hamburg. „Es gibt eine massive Disneyfizierung“, sagt Gabriel, „Massenevents, Kommerz und Musicals werden gefördert, aber diskursive Kunst wird vernachlässigt.“ Weil Ateliers für Künstler oft zu teuer sind und viele Kreative die Stadt verlassen müssen, fand die Idee einer Besetzung in Windeseile Anhänger. „Alle spüren denselben Druck“, sagt Gabriel, „so ist eine Dynamik entstanden, die vorher nicht abzusehen war.“ Trotz der Gemeinsamkeiten ist die Initiative intern oft uneinig. Viele zählen sich zur politischen Linken, betonen ihre Nähe zu den Protesten gegen das geplante BernhardNocht-Quartier oder die Umstrukturierungen und Mieterhöhungen auf St. Pauli. Andere wollen einfach einen zentral gelegenen Ort für ihre Kunst. Im Gängeviertel führt Rita Kohel Passanten durch die Ausstellungsräume. Für die Künstlerin sind die alten Häuser vor allem ein Ort zum Experimentieren. „Wir haben hier eine Art Spielplatz“, sagt die 31-Jährige, „hier können wir uns vernetzen, austauschen, gegenseitig bereichern.“ Wichtig findet sie weniger das Ergebnis, sondern den Prozess eines gemeinsamen Projekts, das verschiedene Menschen zusammenbringt. „Die derzeitige Stadt- und Kulturpolitik hilft nicht der Kunst, sie ist elitär“, kritisiert sie. Anthony Zornig kann ihr da nur beipflichten. Im alten Kutscherhaus hat der 34-Jährige mit seinen Bildern einen ganzen Raum gestaltet. Das Zimmer ist dicht behängt mit Bildern, Skizzen und Farbstudien. „Wir schaffen hier einen alternativen Campus, wie es ihn sonst nur an Kunst­ akademien gibt“, gerät der Künstler beinahe ins Schwärmen, „wir gehen von Zimmer zu Zimmer, es riecht nach Arbeit und Farbe, wir inspirieren uns gegenseitig.“ Jetzt schon ist das Projekt Gängeviertel ein Erfolg. Was langfristig aus den besetzten Häusern wird, hängt vom Senat und von Hanzevast ab. Eins hat die Initiative in jedem Fall geschafft: Nach Jahren des Stillstands steht das Gängeviertel wieder im Zentrum des öffentlichen Interesses. HANNING VOIGTS Als „Gängeviertel“ bezeichnet man die alten ArbeiterWohnquartiere in der Nähe des Hafens. Wegen schlechter hygienischer Bedingungen und neuer stadtplanerischer Vorhaben wurden sie seit den 1880er-Jahren nach und nach abgerissen, zuerst auf dem Gebiet der heutigen Speicherstadt. Durch die Bombardierung im Zweiten Weltkrieg und zahlreiche Bauprojekte in den 60er-Jahren sind heute nur noch wenige der Häuser erhalten. Die Häuser Ecke Caffamacherreihe/Valentinskamp sind täglich ab 14 Uhr geöffnet. Programm: www.gaengeviertel.info

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Hinz&Kunzt: Herr Horch, Sie sind Schirmherr der Aktion „Kurzzeitpatenschaft für Hinz&Kunzt“. Warum? Frank Horch: Ich sehe die Handelskammer gerade in dieser Zeit, in der häufig von einer Spaltung der Gesellschaft gesprochen wird, in einer besonderen Verantwortung – wirtschaftlich, kulturell und sozial. Ich möchte Hamburger Unternehmen dazu ermuntern, sich für soziale Projekte dieser Art zu engagieren. H&K: Unternehmer und Banker sind in der Kritik wie nie zuvor. Gibt es so etwas wie Ethik in der Wirtschaft? Horch: Ein gewisses ethisches und vertrauensvolles Verhalten ist neben allen Regelwerken und Verträgen eine wichtige Größe in der Wirtschaft. Ich will mich nicht heiliger darstellen als ich bin, aber in dieser Hinsicht habe ich immer versucht, mich ganz vorn anzustellen. Das hilft übrigens auch bei den schwierigsten Verhandlungen. Ich glaube, dass die Wege aus der Krise in einem entscheidenden Maße auf diesen Tugenden mit aufgebaut werden müssen. H&K: Gibt es da eine Haupttugend? Horch: Bescheidenheit und „maßvolles Vorgehen“ treffen es am besten. Die Auswüchse dieser Krise zeigen, dass die stärksten Ausschläge da sind, wo über die Maßen gehandelt wurde, auch in den Erwartungshaltungen. Aber eins ist klar: Ohne Renditen funktioniert auch eine soziale Marktwirtschaft nicht. H&K: Gibt es ein Maß für eine anständige Rendite? Wenn mal eine Zeit da ist, in der man mit HulaHoop-Reifen viel Geld verdienen kann, dann ist es nicht unrechtmäßig, dieses Geschäft mitzunehmen. Die entscheidende Sache ist immer, für jedes Unternehmen, ob für Hinz&Kunzt, die Handelskammer, eine AG oder ein Privatunternehmen, dass die Rendite nachhaltig eingesetzt wird für das Unternehmen und die Mitarbeiter. Da kann für den Betreiber etwas abfallen, und da kann auch mal etwas mehr abfallen. Aber wichtig ist, dass die Sicherung, die Rückstellung, die Entwicklung, die Investition im Mittelpunkt stehen. Das ist wie in der Natur: Wer am meisten vorgesorgt hat für schwierige Zeiten, der überlebt jetzt auch. Horch:

Handelskammer-Präses Frank Horch unterstützt uns: Er will Hamburger Unternehmen ermuntern, Kurzzeitpaten für Hinz&Kunzt zu werden

Politiker und Kaufleute sind oft nicht unserer Meinung, aber wir gehen fair miteinander um. Und viele unterstützen uns – trotzdem. Dafür bedanken wir uns!

H&K: Ist Erfolg an eine Form von Dreistigkeit gekoppelt? Wenn man jemanden wie Klaus Ackermann sieht … Horch: Erfolg kann natürlich auch das Wesen verändern und vielleicht auch manchmal den Charakter. Aber Herr Ackermann ist eigentlich völlig unbedeutend in der Gesamtschau, was Managerverhalten ausmacht. Es gibt Menschen, die überfallen eine Bank, aber damit sind wir ja nicht alle Bankräuber. 95 Prozent oder mehr sind vernünftige Manager. Und Herr Ackermann tut ja nichts Unrechtes. Aber ich würde mich an seiner Stelle schon fragen: Kann ich mir ein bestimmtes Verhalten erlauben? Es gibt einen Satz: Was das Gesetz noch erlaubt, verbietet der Anstand. Und ich glaube, langfristig wird man für eine bestimmte Bescheidenheit belohnt.

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Soziale Verantwortung übernehmen!

H&K: Wie passt es dazu, dass Manager auch dann einen Bonus bekommen, wenn sie nichts Besonderes zuwege bringen oder sogar einen Schaden anrichten? Horch: Wer außergewöhnliche Geschäfte gemacht hat, der hat auch einen Bonus verdient. Aber wenn sich bestimmte Geschäfte nur als Luftblasen oder wenig nachhaltig herausstellen, und man dann noch einen Bonus dafür kassiert, dann ist das mit Sicherheit nicht anständig.


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H&K: Wie war das in Ihrem Leben? Horch: Ich bin 20 Jahre bei Phoenix gewesen, auch in schwierigen Zeiten, und ich glaube, von den 10.000 Leuten, die da beschäftigt waren, würde ein sehr großer Teil sagen: „Das war anständig, was der da gemacht hat.“ Das gibt mir ein ungemein gutes Gefühl, das trägt mich in dieser Zeit, und das motiviert mich auch, ein Ehrenamt auszuüben. H&K: Führt man in Krisenzeiten anders als in guten Zeiten? Horch: Nein. Ich hab immer gesagt, der Mensch ist das Wichtigste in einer Firma. Das ist ein arbeitsintensiver Weg, wenn Sie Gespräche suchen, wenn Sie sich der Auseinandersetzung stellen, in Betriebsversammlungen, mit schwierigen Konzepten, wo wir erklären müssen, warum wir jetzt eine Firma schließen oder verlagern. Ich habe immer die Wahrheit gesagt: So ist die Situation, der wir jetzt ins Auge schauen müssen. Da ist man nicht jedermanns Freund, aber glaubwürdig und authentisch. Ich glaube, das ist der höchste Führungsanspruch, den man haben muss. H&K: Wie sieht es mit den Hamburger Arbeitsplätzen aus? Ich mache mich immer für Hamburg als Standort stark. Aber Globalisierung bedeutet, dass wir neue Wege einschlagen, andere Anforderungen erfüllen müssen. Deshalb muss für Firmenwechsel und Flexibilisierung der Arbeitsmärkte ein anderes Verständnis aufgebracht werden. Natürlich steht Qualifikation da an erster Stelle, aber auch die Bereitschaft, sich flexibel dem Arbeitsmarkt zu stellen. Ich behaupte mal: Wer sich bewegt und sich nicht nur auf die Region Hamburg bezieht, wird auch mit 52 Jahren wieder neue Chancen bekommen.

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H&K: Sie mussten in Ihrer Laufbahn ja auch schon Mitarbeiter entlassen … Horch: Das ist das Schwierigste … Das Schönste im Managerleben ist, Aufträge zu bekommen. Einstellen macht auch noch Spaß. Das Schwierigste für einen Manager ist, Leute zu entlassen. Wenn das mit Schließungen verbunden ist oder mit Betriebsverlagerungen, dann macht einen das krank. Interview: Birgit Müller

Infos zur H&K-Kurzpatenschaft Welche Hamburger Firmen haben schon mitgemacht? Das waren die Hamburger Sparkasse, J.J. Darboven, HSV, Budnikowsky, Feinkost Kröger und Beiersdorff. Wie sieht so eine Patenschaft genau aus? Jede Kooperation ist anders: Beim HSV wurden spezielle Aktionen im Stadion vor 56.000 Zuschauern veranstaltet, mit Beiersdorf konzipierten wir einen Social Day für Auszubildende. Die Haspa wählte den Verkäufer des Monats, mit Feinkost Kröger lief eine Leergut-Aktion. Was kostet so eine Kooperation? Auch das wird auf den Einzelfall zugeschnitten. Berichtet wird jeden Monat neu in der jeweiligen Hinz&KunztAusgabe, gut 60.000 Leser werden dabei erreicht. Sind Sie interessiert? Dann wenden Sie sich an unseren Geschäftsführer Dr. Jens Ade unter Telefon 32 10 84 03 oder per E-Mail unter jens.ade@hinzundkunzt.de

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Sie gehen mit uns durch dick und dünn. Ob großer Sponsor oder kleiner Spender: Sie halten Hinz&Kunzt am Leben. Vielen Dank!

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Da sitzt sie nun, mit ihren 90 Jahren, die man ihr überhaupt nicht ansieht. Margarete Bäth ist extra bei Hinz&Kunzt vorbeigekommen, um eine Geldspende abzugeben. Sie scheut eben keine Mühe, wenn es darum geht, Obdachlose zu unterstützen. Seit 15 Jahren macht sie das nun schon. Damals wurden im Pfarrgarten ihrer Gemeinde, der Auferstehungskirche in Barmbek Nord, drei Container aufgestellt, in die Obdachlose einzogen, um heil über den Winter zu kommen. „Wir haben damals eine kleine Gruppe gebildet, wir wollten uns den Leuten nicht aufdrängen, aber wir wollten uns auch um sie kümmern.“ Also trifft sich Margarete Bäth, zusammen mit anderen, einmal in der Woche mit den Obdachlosen im Gemeindesaal. Sie bringen mal etwas zu essen mit, mal spielen sie zusammen und kommen immer mehr miteinander ins Gespräch: „Da habe ich viele Schicksale erfahren und weiß seitdem, dass das nicht immer Leute sind, die Schuld daran haben, in welche Misere sie gekommen sind.“ Eine Begegnung hat sich ihr besonders eingeprägt: Ein junger Mann, der Weihnachten nicht nach Hause fährt, sondern allein in seinem Container zurückbleibt. „Ich bin Heiligabend rübergegangen, ich wollt’ ihn ja nicht ausfragen, das gehört sich ja nicht, aber er hat mir dann erzählt, dass er nicht zu seinen Eltern fährt, weil die nicht wussten, dass er obdachlos war, und er hatte Angst, dass das bei seinem Besuch rauskommen könnte.“ Margarete Bäth macht eine kurze Pause: „Das geht einem ganz schön unter die Haut, wenn man selbst ein schönes Zuhause hat, und alles ist in Ordnung.“ Dabei ist es ihr eine Herzensangelegenheit, sich zu engagieren und einzumischen. Nur so im Schnelldurchlauf: Sie ist mit dabei, als das Beschäftigungsprojekt „Rathauspassage“ entsteht, wo sie bis heute gerne essen geht. Sie ist lange Mitglied der Synode der Nordelbischen Kirche, und im Bürgerverein in ihrem Lieblingsstadtteil Barmbek ist sie bis heute als Beisitzerin tätig. Auch Hinz&Kunzt kennt sie von Anfang an, hilft und spendet. Und kann sich dabei auf die Unterstützung ihrer Familie verlassen: Als sie unlängst ihren 90. Geburtstag feierte, bat sie um Spenden für Hinz&Kunzt. 725 Euro kamen zusammen, die sie heute persönlich vorbeibringt. „Wir sind in unserer Familie alle so gestrickt, dass wir uns für andere interessieren. Für mich ist das selbstverständlich.“ „In einem langen Leben erlebt man manches“, sagt sie nachdenklich. Sie wird 1919 in Lübeck geboren, da ist der Erste Weltkrieg zwar vorbei, aber die Folgen sind überall zu merken. Sie wächst in der Weimarer Republik auf, erlebt das Erstarken der Nazis, die Jahre des Nationalsozialismus und den Krieg, dessen Auswirkungen bis heute spürbar sind: „Mein Bruder hat gerade noch mitbekommen, dass seine Frau Zwillinge bekommen hat; dann ist er irgendwo verschollen, wir wissen nicht, wo er abgeblieben ist.“ Sie erlebt, wie die Kinder ohne ihren Vater aufwachsen: „Deshalb bin ich auch eine ganz strikte Kriegsgegnerin geworden“, sagt sie, die von ihren Nichten immer wieder befragt wird, wie es denn damals war, und die dann immer zu ihr sagen: „Mensch Omi, schreib das doch mal alles auf.“ Damit hat sie jetzt angefangen: „Es sind ja nur noch wenige da, die von diesen Zeiten erzählen können, die das am eigenen Leib erlebt haben.“ 1958 zieht sie von Lübeck nach Hamburg. Wohnt heute einfach gerne in Barmbek, in einer kleinen, stillen Straße, inmitten von jungen Familien mit Kindern, genießt ihren Garten. „In ein Altenheim – was soll ich denn da jetzt schon?“, fragt sie. „Ach, nee: Ich könnte nicht den ganzen Tag da rumsitzen, und ich müsste da dauernd basteln, nee, das wär’ nichts für mich“, setzt sie lachend fort. Und sie erzählt lieber von ihrem Enkel, der gerade viel zu Demos geht: „Das muss man in dem Alter machen, sonst ist man nicht jung gewesen! Und wenn es ihm nicht mehr gefällt, na, dann macht er eben etwas anderes.“ Und sie nimmt ihre Handtasche, klappt sie auf und sagt: „So, nun hab ich viel zu viel erzählt, und nun lass mich mal das Geld loswerden.“ Frank Keil

Foto: mauricio bustamante

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HK 200

Ja ,

ich werde Mitglied im Hinz&KunztFreundeskreis.

Damit unterstütze ich das Straßenmagazin und die soziale Arbeit von Hinz&Kunzt.

Ich unterstütze den Freundeskreis mit: 60 Euro 100 Euro Euro Datum, Unterschrift:

Eppendorf und Heinz – ein starkes Team: Unter diesem Motto beteiligten sich Geschäfts­ leute der Eppendorfer Landstraße an einem Verkaufstag mit Hinz&Künztler Heinz Haselau. Mit dabei waren (von links): Christina Fischer vom Reisebüro Schraut, Ines Sauerbier von Budnikowsky, Gabriele Koch (Hinz&Kunzt-Spendenmarketing), D. Orrego von Budnikowsky, Hinz&Kunzt-Vertriebsleiter Frank Belchhaus, Bernd Ebeling vom Schlüsselzentrum Ebeling, Hinz&Kunzt-Verkäufer Heinz Haseleu, Björn Köpke von Optik Köpke, Hinz&KunztGeschäftsführer Jens Ade und Ulrike Möller von Vom Fass

Ich möchte in Zukunft die Freundeskreis-Infobriefe erhalten Ich möchte eine Bestätigung für meine Jahresspende erhalten (Sie wird im Februar des Folgejahres zugeschickt.)

Meine Adresse: Name, Vorname:

Ehrliche Anteilnahme

Straße, Nr.:

Es war rührend: Nach dem Tod von Fred Kötteritzsch (wir berichteten in H&K Nr. 195) zeigten die Mitarbeiter des Marktkaufs in Buxtehude nochmals eindrücklich, wie sehr ihnen der Hinz&Künztler ans Herz gewachsen war. Am Infoschalter des Supermarktes verkauften sie weiterhin seine Zeitungen, und sie sammelten Spenden zugunsten von Freds Beerdigung und Hinz&Kunzt. 430,75 Euro kamen so zusammen. Wir danken allen Marktkauf-Mitarbeitern und -Kunden für ihre ehrliche Anteilnahme.

PLZ, Ort: Telefon/ Fax: E-Mail: Beruf: Geburtsjahr:

Flohmarkt in Buxtehude

Einzugsermächtigung:

Stöbern, schauen, kaufen: Auch in diesem Jahr findet in der Tiefgarage des Marktkaufs in Buxtehude (Bahnhofstraße 47) wieder ein großer Flohmarkt statt. Am Sonntag, 11. Oktober, sind die Stände von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Bis zu seinem Tod war Hinz&Künztler Fred Kötteritzsch Mitorganisator des Flohmarktes. Jetzt managt Helma Struckmann von der Buxtehuder Tafel das Ereignis allein. Das Standgeld wird weiterhin brüderlich zwischen Hinz&Kunzt und der Tafel geteilt. Vielen Dank dafür!

Ich erteile eine Ermächtigung zum Bankeinzug meiner Jahresspende Ich zahle:

halbjährlich

jährlich

Konto-Nr.: BLZ: Bankinstitut: Unterschrift:

Foto: Susanne Katzenberg

Dankeschön

Wir danken allen, die im September an uns gespendet haben, sowie allen Mitgliedern im Freundeskreis von Hinz&Kunzt für die Unterstützung unserer Arbeit! Dankeschön ebenfalls an: E.ON Hanse, Myllykoski, IPHH, Hamburger Kunsthalle, Firma Ströer Außenwerbung GmbH, Hamburger Tafel, Firma Dole Germany, Axel Ruepp Rätselservice, Agentur K2 Werk, Agentur Mindworks Die neuen im Freundeskreis

Bitte als Fax unter: 040/30 39 96 38 oder Coupon ausschneiden und an:

Hinz & Kunzt-Freundeskreis Altstädter Twiete 1-5 20095 Hamburg

Benjamin Büsing, Ulrich Kausch, Janet Niemeyer

Wir versichern, dass Ihre Angaben nur für interne Zwecke bei Hinz&Kunzt verwendet werden. Ihre Mitgliedschaft im Freundeskreis ist jederzeit kündbar.

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Impressum Redaktion und Verlag Hinz&Kunzt gemeinnützige Verlags- und Vertriebs GmbH Altstädter Twiete 1–5, 20095 Hamburg Tel. 321 08-311, Fax 30 39 96 38 Anzeigenleitung: Tel. 321 08-401 E-Mail: info@hinzundkunzt.de www.hinzundkunzt.de Herausgeberin Landespastorin Annegrethe Stoltenberg, Diakonisches Werk Hamburg Externer Beirat Mathias Bach (Kaufmann) Rüdiger Knott (ehemals NDR 90,3-Programmchef) Olaf Köhnke (Medienagentur ringdrei) Thomas Magold (BMW-Niederlassungsleiter i.R.) Karin Schmalriede (Lawaetz-Stiftung) Dr. Bernd-Georg Spies (Russell Reynolds) Horst Stendel (Polizeikommissariatsleiter i.R.) Alexander Unverzagt (Medienanwalt) Oliver Wurm (Medienberater) Geschäftsführung Dr. Jens Ade Redaktion Birgit Müller (v.i.S.d.P.), Mitarbeit Annette Woywode (C.v.D.), Beatrice Blank (Volontärin), Ulrich Jonas, Sybille Arendt, Misha Leuschen, Uta Sternsdorff, Kerstin Weber-Rajab Fotoredaktion Mauricio Bustamante Redaktionsassistenz Nico Fester, Jan Köster Artdirektion Martin Kath Grafik Martin Kath, Markus Wustmann Öffentlichkeitsarbeit Isabel Schwartau, Friederike Steiffert Anzeigenleitung Isabel Schwartau Anzeigenvertretung Christoph Wahring, Wahring & Company, Tel. 284 09 40, info@wahring.de Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2008 Vertrieb Frank Belchhaus (Leitung), Sigi Pachan, Jörg Wettstädt, Jürgen Jobsen, Tim Meyer, Frank Nawatzki, Silvia Zahn Zivildienstleistende Fabian Zühlsdorff, Felix Bunke Spendenmarketing Gabriele Koch Spendenverwaltung Ute Schwarz Sozialarbeit Stephan Karrenbauer Produktion Martin Kath Druck A. Beig Druckerei und Verlag, Damm 9-15, 25421 Pinneberg Verarbeitung Delle und Söhne, Buchbinderei und Papierverarbeitungsgesellschaft mbH Spendenkonto Hinz&Kunzt Konto 1280 167 873, BLZ 200 505 50 bei der Hamburger Sparkasse Die Hinz&Kunzt gGmbH mit Sitz in Hamburg ist durch den aktuellen Freistellungsbescheid des Finanzamts Hamburg-Nord, Steuernummer 17/414/00797, vom 15.08.2008 für das Jahr 2006, nach §5 Abs.1 Nr. 9 des Körperschaftssteuergesetzes von der Körperschaftssteuer befreit. Geldspenden sind steuerlich nach §10 EStG abzugsfähig. Wir bestätigen, dass wir Spenden nur für die Arbeit von Hinz&Kunzt einsetzen. Adressen werden nur intern verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Hinz&Kunzt ist ein unabhängiges soziales Projekt, das obdachlosen und ehemals obdachlosen Menschen Hilfe zur Selbsthilfe bietet. Das Magazin wird von Journalisten geschrieben, Wohnungslose verkaufen es auf der Straße. Sozialarbeiter unterstützen die Verkäufer. Das Projekt versteht sich als Lobby für Sozialschwache.

was unsere leser meinen

„Es ist gut zu wissen, dass Annett jemandem wichtig war“ Dank an Frau Jöhrendt

„Das fühlt sich nicht gut an“

H&K 199, „Meine Tochter war nicht schlecht“

H&K-Blog, „Kein guter Gutschein“

Ich möchte Frau Jöhrendt für ihr Gespräch mit Hinz&Kunzt danken. Ihre Tochter Annett war meine Stammverkäuferin in der Neustadt und ihr Tod hat mich sehr entsetzt. Es ist gut zu wissen, dass sie jemanden hatte, dem sie wichtig war. barabara jeszenszky

Als Hinz&Künztler Uli seinen Geldbeutel verlor, half die Arge mit Lebensmittelgutscheinen. Doch die einzulösen, war gar nicht so einfach (nachzulesen unter http://blog.hinzundkunzt.de)

Frau Jöhrendt war meine Schülerin und auch nach der Schulentlassung 1957 haben wir bis heute Kontakt gehalten, auf Klassentreffen, Besuchen und telefonisch. So wusste ich auch vom Leben und Tod ihrer Tochter. Ich war auch auf Annetts Beerdigung. Frau Jöhrendt hat Übermenschliches versucht, um ihrer Tochter zu helfen. Wirklich wie eine Löwenmutter. ute breitkreuz

Wer selbst einmal mit einem Lebensmittelgutschein in einem Supermarkt stand, kann nachfühlen, warum sich das nicht gut anfühlt. Aber auch, wer das nicht selbst erlebt hat, wird nach dieser Geschichte verstehen, dass so ein Gutschein nicht immer ein guter Gutschein ist. sven augustin, www.slidetone.net Leserbriefe geben die Meinung des Verfassers wieder, nicht die der Redaktion. Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen.

Wir trauern um

Wir trauern um

Manfred Zülsdorff

Jürgen Rautenberg

17. Juni 1956 – 23. September 2009

30. Januar 1964 – September 2009

Manfred verkaufte Hinz&Kunzt seit 1996. Mit den Magazinen war er überall auf dem Kiez unterwegs.

Jürgen kam 1998 zu uns. Er verkaufte seit mehreren Jahren nicht mehr Hinz&Kunzt, weil er eine Arbeit als Gebäudereiniger gefunden hatte.

Das Team und die Verkäufer von Hinz&Kunzt

Das Team und die Verkäufer von Hinz&Kunzt

Wir trauern um

Wir trauern um

Bernd Ramm

Jens Kruse

26. August 1953 – Juni 2009

25. Juli 1940 – 6. September 2009

Er kam im September 1998 zu uns und hatte seinen Stammplatz an der Horner Rennbahn.

Jens starb nach zwei Schlaganfällen im Krankenhaus. Er war 15 Jahre bei uns und hat zuletzt auf dem Wochenmarkt in Klein Flottbek verkauft.

Das Team und die Verkäufer von Hinz&Kunzt

Das Team und die Verkäufer von Hinz&Kunzt

Gesellschafter

Jetzt spenden durchschnittliche monatliche Druckauflage im 3. Quartal 2009: 66.700 Exemplare

Spendenkonto 1280/167873 Haspa BLZ 200 505 50


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Tipps und Termine f端r den oktober

Original mit Herz Foto: Pablo Castagnola

Der Berliner Entertainer Frank Zander malt zugunsten von Hinz&Kunzt

Duett: Mutter und Sohn schreiben Krimi S. 48

R端ckblick: Jan Josef Liefers Kindheit in der DDR S. 51

Begegnung: Obdachlose lesen f端r Kinder S. 53


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4 6 W i r mö ge n M e nsch e n

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„Bloß nicht so’n Deprizeug“ Frank Zander malt zugunsten von Hinz&Kunzt. Sigrun Matthiesen (Text) und Pablo Castagnola (Fotos) haben ihn in Berlin besucht

Glamour und Glitter interessieren uns nicht. Der Mensch steht bei uns immer im Mittelpunkt. Mit all seinen Ecken und Kanten, Aufs und Abs.

Wer Frank Zander ist, muss man zum Glück niemandem erklären. Denn das wäre gar nicht so einfach: „Susi“, den anzüglichen Skandalsong, der auf dem Index landete, hat er gemacht, aber auch den harmlosen Kinderhit „Lied der Schlümpfe“, den skurrilen 70er-Jahre-Song „Der Ur-UrEnkel von Frankenstein“ oder den 90er-Jahre-Hit „Hier kommt Kurt“. Der Sänger, Verkleidungskünstler, Showmoderator, Kinder-Liebling, Bundesverdienstkreuz-Träger war in jeder bunten Fernsehshow zu Gast, serviert den Berliner Obdachlosen zu jedem Weihnachtsfest ein Gänseessen – und malen kann er auch noch. „Entertainer“ nennt man solche Multitalente gerne. Frank Zander selbst sagt: „Ich bin ein großes Kind, das nur tut, was ihm Spaß macht.“ Und das ist eben eine ganze Menge, wie man sehr schön an der Wohnung sehen kann, die Frank Zander mit seiner Frau Evy seit über 30 Jahren bewohnt. Eigentlich eine ganz normale Berliner Mietswohnung im nicht so schicken Teil von Charlottenburg, vierter Stock, ohne Fahrstuhl. Die Wände hängen voll mit Familienfotos, Bildern von Auftritten, dummen Sprüchen, Modelleisenbahnen, Handpuppen – ein Kinderparadies und der Albtraum jeder „SchönerWohnen“-Redakteurin.

Weil es so nicht weitergehen konnte und sie ja auch noch Platz brauchten für die Gitarren, das Studio und das Büro, das Evy mit einer Sekretärin managt, haben sie die Nachbarwohnung dazugemietet. Und dann den Dachboden, wo Frank Zander sich eine kleine Bühne gebaut hat und den Verstärker auch mal so richtig laut aufdrehen kann, „denn wenn ich ’ne Idee für einen neuen Song oder ein Video habe, dann muss ich das ausprobieren, so abstrakt funktioniert das bei mir nicht“. Dahinter, im anderen Teil des Dachbodens, der im Sommer heiß und im Winter eiskalt ist, wird nun gemalt. Auf einer Werkbank steht ein Lötkolben, weil er natürlich seine Musikanlagen selbst reparieren kann, und im Regal stapeln sich Kartons, ordentlich beschriftet mit „Schrauben“, „Werkzeug“, „Türklinken“, „Farben“. „Ach ja, das hab ich mal angefangen“, sagt der Hausherr achselzuckend, „denn wir beide können uns einfach von nichts trennen. Unser Lebenstraum ist wirklich Aufräumen!“ Dabei guckt der 67-Jährige wie ein Teenager, der wegen seines unordentlichen Zimmers gerügt wird. Damals, als er wirklich noch ein Teenager war, in Berlin-Neukölln, haben seine Eltern dafür gesorgt, dass er nicht nur tut, was ihm Spaß macht, sondern was Ordent-


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liches lernt, nämlich Grafiker. Dabei habe er gelernt mit Farben umzugehen, mit Bildaufteilung und Perspektive. „Und nach der Lehre hab ich noch ein paar Jahre davon gelebt.“ Für Kaufhäuser malte er, was die Kundschaft sich gerne an die Wand hängen wollte. „,Mann mit Goldhelm‘ oder ,Sonnenblumen‘, da gab es pro Bild 40 Mark, das war viel Geld“, erinnert er sich, „und abends sind wir dann mit der Band ,The Gloomy-Moon-Singers‘ durch die Clubs getingelt.“ Vor ein paar Jahren habe ihn dann jemand an diese Zeit erinnert, „da wollt ich mal sehen, ob ich’s noch kann.“ Und wie er kann: Hamburger Hafenansichten mit hochwassergefährdetem Auto auf dem Fischmarkt in leicht melancholischem Expressionismus, eine kraftstrotzende nächtliche Ansicht des Potsdamer Platzes, eine hingetupfte Binnenalster mit Dampfer, aber auch reduzierte Panoramen seiner Wahlheimat Ibiza oder abstrakte Form- und Farbspiele. „Aquarelle oder so fein Ziseliertes, das wäre nicht mein Ding“, sagt Zander mit seiner unverkennbaren Stimme, die längst nicht so rau klingt wie beim Singen. „Acryl und Öl, schön kräftig aufgetragen mit dem Spachtel, das macht mir Spaß, bloß nicht so’n Deprizeug.“ Gestern Nacht hat er wieder bis drei Uhr gemalt, obwohl er eigentlich nur kurz das Atelier für den Fotografen vorbereiten wollte: „Das ist bei mir immer so, es fängt als spinnerte Idee an, dann geh ich total darin auf, und am Ende verselbstständigt es sich.“ Die Leute würden ihm immer empfehlen, in seinem Alter doch mal weniger zu machen, „und ich würd’ ja auch gerne weise werden, aber es klappt einfach nicht.“ Geld und Verträge und so ein Zeug, das sei überhaupt nicht seine Welt, sagt er. „Zum Glück kümmert sich da mein Sohn drum, der sagt dann auch manchmal: ,Vadder, ich glaub, wir sollten mal wieder ein bisschen Geld verdienen!‘“ Dann spinnt Frank Zander ein bisschen rum, probiert was aus. Ein Lied, einen Sketch, ein Bild. Und eh er sich versieht, macht ihm das wieder so viel Spaß, dass er völlig darin aufgeht. Kein Wunder, dass er so jung aussieht. Und kein Wunder, dass die Obdachlosen, die er jedes Jahr zum Weihnachtsessen einlädt, ihn ins Herz geschlossen haben. Denn da absolviert eben nicht ein Promi aus PRGründen eine Charity-Veranstaltung, sondern bei dieser Aktion steht Frank Zander voll und ganz dahinter. Vor 15 Jahren war die Idee nach dem Vorbild von Bruce Springsteen entstanden und sollte eigentlich zur CD-Präsentation benutzt werden. „Aber das hat mir Sodbrennen gemacht“, sagt Frank Zander trocken. Also wurden die Obdachlosen einfach so zum Essen eingeladen, am Anfang knapp 300, inzwischen 2700. Weil ja nicht jeden Tag Weihnachten ist, lässt er sich auch zwischendurch was einfallen: verteilt zusammen mit Bundespräsident Horst Köhler übrig gebliebene Suppe vom Fest der Demokratie am Bahnhof Zoo, lädt gemeinsam mit Hertha BSC Obdachlose ins Fußballstadion ein. Sich in die Schicksale seiner Gäste hineinzuversetzen fällt ihm leicht, denn wie schnell einem das Leben entgleiten kann, wenn es niemanden gibt, der auf einen aufpasst, das muss man ihm nicht lange erklären. Das ganze Jahr über quatscht er Leute an, überredet andere Künstler, beim Weihnachtsessen gratis aufzutreten, und überzeugt Unternehmer und Politiker, die Aktion finanziell zu unterstützen. Evy und Sohn Marcus kümmern sich um die Logistik. Am Abend selbst schleppt dann die ganze Familie zusammen mit Promis aus Sport, Kultur und Politik Gänsebraten an die langen Tische im größten Hotel Europas. Natürlich steht Frank Zander auch selbst auf der Bühne, gibt Autogramme, hört sich Lebensgeschichten an,

Kreatives Chaos: Auf dem Dachboden malt Frank Zander seine Bilder

umarmt seine Gäste. Die Dankbarkeit, die man da spüre, sei einfach überwältigend, sagt er, und dann noch: „Darauf sind wir wirklich stolz. So ein bisschen Musik machen und rumalbern, dafür wird man nicht zum Berliner des Jahres gewählt, aber etwas für die Obdachlosen tun, das ist was Richtiges!“ Sigrun Matthiesen Weitere Infos unter www.obdachlosenfest.de

und www.frank-zander.de Frank Zander: Ausstellung und versteigerung eines seiner Werke

ObdacHHamburg – ein Projekt, das Hamburger soziale Einrichtungen der Obdachlosenhilfe unterstützt – zeigt Werke von Frank Zander, und zwar vom 26. Oktober bis zum 8. November in der Europa Passage (zwischen Ballindamm und Mönckebergstraße, geöffnet 10–20 Uhr). Die Hamburg-Bilder hat das Allround-Talent eigens zu diesem Zweck gemalt. Eines der Bilder wird zugunsten von Hinz&Kunzt und der Hamburger Tafel versteigert. Vom 1. Oktober an hängt dieses Werk in der Walentowski Galerie im 2. Stock der Passage. Jeder kann mitbieten. Interessierte erhalten in der Galerie ein Teilnahmeformular. Anschließend kann auf der Homepage www.obdach-hamburg.de der aktuelle Bieterstand verfolgt werden. Das Anfangsgebot beträgt 2500 Euro. Koch-Event

Parallel zur Ausstellung sind täglich von 11.30 bis 14.30 Uhr KochEvents geplant. Unter dem Motto „Gutes Essen für zwei gute Zwecke“ reichen Hamburger Spitzenköche ein einfaches Gericht. Mit dabei: Cornelia Poletto, Rainer Sass, das Team der Bullerei und andere. Wann Sie welchen Koch erleben können, erfahren Sie unter www.obdach-hamburg.de. Der Erlös aus dem Verkauf kommt wiederum Hinz&Kunzt und der Hamburger Tafel zugute.

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Krimi schreiben im Duett Ann-Monika Pleitgen und Ilja Bohnet haben gemeinsam ein Buch geschrieben. Jetzt lesen die Ex-Schauspielerin und ihr Sohn aus dem spannenden Hamburg-Krimi

Einmal zupft sie ihn liebevoll am Ohr. Dann wieder pickt er ihr eine Fluse von der Schulter – und wenn sie sich ins Wort fallen, dann ist das überhaupt nicht tragisch, es fällt kaum auf. Ann-Monika Pleitgen und Ilja Bohnet sind Mutter und Sohn. Und sie sind frisch gebackene Krimiautoren; gemeinsam – als Duo. Bei Ann-Monika Pleitgen ist die Leidenschaft für das geschriebene Wort erklärlich: Die ehemalige Schauspielerin unterstützt ihren Mann, den Schauspieler Ulrich Pleitgen, bei dessen Textarbeit und managt ihn. Ihr Sohn dagegen hat einen anderen Weg eingeschlagen, auch wenn er als Kind in Kinderserien auftrat und am Theater: Er arbeitet als Kernphysiker bei DESY. Doch nun schauen sie gemeinsam auf ihr Buch: „Freitags isst man Fisch“. Ein Hamburg-Krimi. Es ist ein Krimi, der ebenso fesselt wie gute Laune macht. Und das liegt vor allem an der Heldin des Buches: Nikola Rührmann heißt sie, ist knapp 20 Jahre alt und studiert Physik. Sie lädt uns ein in den Sommer des Jahres 1989: Das Leben ist aufregend, chaotisch und bunt. Es wird viel gefeiert, es wird ausdauernd demonstriert. Ob es gelingt, die besetzten Häuser in der Hafenstraße vor dem Abriss zu bewahren? Nikola aber hat gerade ein anderes, ein geradezu handfestes Problem: Sie hat sich in Julia verguckt. Auf einer Party, von einer Sekunde auf die andere. Julia wiederum hat ihre eigenen Sorgen: Vor ein paar Tagen ist ihr Freund Kai nachts bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Vielleicht sollte Nikola mal nachforschen, was da passiert ist. Nicht, weil sie denkt, Kai sei tatsächlich absichtlich getötet worden. Sondern um Julia nahe und näher zu kommen. Wenn sie wüsste! Ach ja, die Liebe. Die beiden seufzen und schauen vor sich hin. Was hat es mit der Liebe auf sich? „Die Liebe ist ursächlich für das, was uns treibt“, sagt Ilja Bohnet betont sachlich. „Die Liebe ist für mich das Allerwichtigste“, schwärmt dagegen seine Mutter mit heller Stimme, sie hebt die Hände und schlingt sie ineinander. „Nikola glaubt noch an den Blitz, der einschlägt und einen umhaut“, erzählt sie und findet das gar nicht verwunderlich: „Das haben wir doch alle erlebt, dass ein Mensch kommt und uns verzaubert, weil er einfach nur schön ist.“ Sie macht eine Pause: „Meistens hält das nicht lange. Ein paar Nächte?“ Großes Gelächter! Wie war das denn, so eine Nacht zu beschreiben, als Mutter und Sohn? Die beiden werden sofort wieder ernst. Ann-Monika Pleitgen beginnt: „Die Liebesnacht mit allem Drum

Foto: mauricio bustamante

Literatur, Kunst, Kultur und Musik – Hamburg ist reich an kreativen Menschen. Ob berühmt oder Geheimtipp: Sie alle kommen bei uns vor.


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KarsTen JahnKe KonzerTDIreKTIon Gmbh

und Dran musste natürlich irgendwann kommen und ich sagte zu Ilja: ‚Schreib ganz unbefangen‘, und er: ‚Ach, ich genier’ mich ein bisschen‘, und ich wieder: ‚Nein, schreib ganz unbefangen, ich schreib auch ganz unbefangen.‘“ – „Dann haben wir beide unabhängig von einander die Liebesnacht geschrieben und sind ganz sachlich damit umgegangen“, übernimmt Ilja Bohnet. Damit sind sie beim Grundsätzlichen: „Wenn man zusammen ein Buch schreibt, muss man in der Lage sein, die Kritik des anderen zuzulassen“, sagt Ann-Monika Pleitgen. „Es tut einem immer ein bisschen weh, wenn der andere etwas durchstreicht, was man selber gelungen findet“, gesteht ihr Sohn. „Aber es gibt ein entscheidendes Argument, es so zu tun: Hinterher ist das, was auf dem Papier steht, immer besser als das, was da vorher stand.“ Obwohl – es sei schon richtige Knochenarbeit gewesen. Immerhin, die beiden sind es gewohnt, dort zu arbeiten, wo sie gerade sind: im Job, zu Hause, unterwegs, in der Bahn, auf der Parkbank. „Wunderbar, diese kleinen Laptops, die man einfach ans Telefon stöpselt – und ein paar Sekunden später hat der andere die Korrekturen oder ein neues Kapitel, und wenn er auf der anderen Seite der Welt ist“, sagt AnnMonika Pleitgen. „Was muss das früher kompliziert gewesen sein, wo es nur die Briefpost gab.“ Noch etwas gefällt an ihrem ersten Krimi: Hamburg spielt eine wichtige Rolle. Kreuz und quer rennt Nikola durch die Stadt auf der Suche nach dem Mörder – und natürlich auf der Jagd nach Julia. Es geht nach Ottensen, in den Hafen, auf die Veddel. Es geht des Nachts durch Uhlenhorst, St. Georg und Harburg. Und doch hat das Buch bei aller Spannung und allem Tempo etwas sehr Leichtes und überhaupt nichts Angestrengtes. „Was gar nicht geht, ist, einen Krimi wie einen Stadtführer oder gar einen Stadtplan zu schreiben“, sagt Ilja Bohnet. Dennoch, alle Straßenverläufe, alle Details stimmen. Da gebe es durchaus ein Vorbild, räumt er ein: die Krimis des Franzosen Léo Malet, dessen Romane jedes Mal in einem anderen Pariser Arrondissement spielen. Und ihm ist beim Schreiben wieder die Zeit in Erinnerung gekommen, als er sein erstes Auto bekam: „Ich hatte damals einfach Lust, viel Auto zu fahren und war oft nachts unterwegs, weil da ja kaum Verkehr ist. Ich habe alle Ecken der Stadt abgefahren, auch Straßen wie ‚Am Stadtrand‘.“ So lernt er, der in Berlin geboren ist und aufgrund des Berufs seines Ziehvaters Ulrich Pleitgen schon in vielen Städten gelebt hat, Hamburg noch einmal anders kennen; stößt besonders auf die sozialen Gegensätze, wenn sich plötzlich hinter schneeweißen Villen fade Wohnblöcke erheben oder wenn mitten in einem Gewerbegebiet ein Altbau mit Jugendstilfassade überlebt hat. „Armut und Reichtum treffen in Hamburg schon sehr hart aufeinander“, sagt er. Auch davon erzählt der Krimi. Und dann die Zeit: 1989. Im Schanzenviertel wohnen noch recht normale Leute, in der Großen Bergstraße kann man noch bequem einkaufen, und Wilhelmsburg ist ein anderer Planet. Nichts ist von Krise oder Klimakatastrophe zu spüren. Es ist die Zeit, in der Ilja Bohnet in etwa so alt war wie Nikola und ihre Freunde: „Ehrlich gesagt verbindet mich mit dieser Zeit eine Art Hassliebe: Einerseits war wahnsinnig viel los, waren es wilde, bewegte Jahre. Und andererseits war die Szene, in der ich mich bewegte, sehr eng; gab es sehr dogmatische Vorstellungen, was man gut und was man schlecht zu finden hatte.“ Seine Mutter kennt solche Aufbruchsjahre auch: „Nur waren es bei mir die Sechziger- und die Siebzigerjahre.“ Also fiel es ihr nicht schwer, sich in Nikola und deren Freunde und Freundinnen hineinzuversetzen, die einerseits studieren und jobben und wissen, dass das bunte Kneipenleben nicht ewig so weitergeht, und die doch genau so leben. Längst sitzen sie an ihrem zweiten Buch, haben schon Ideen für das dritte. Wenn Nikola älter geworden ist, wenn sie … „Wir dürfen doch noch nichts verraten!“, ruft Ann-Monika Pleitgen laut und alles ist wieder vergessen. Und die beiden knuffen sich und freuen sich, dass am Ende alles geklappt hat und nun ihr Buch frisch gedruckt vor ihnen liegt. Frank Keil „Freitags isst man Fisch“ von Ann-Monika Pleitgen und Ilja Bohnet, Ariadne-Krimi,

ISBN: 978-3-86754-177-0, 250 Seiten, 11 Euro Lesung: Am Freitag, 9. Oktober, lesen die Autoren im Centro Sociale, Sternstraße 2 (U-Bahnhof Feldstraße), aus ihrem Buch. Beginn: 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei.

Wir verlosen fünfmal den Krimi „Freitags isst man Fisch“. Einfach anrufen unter 32 10 83 10. Die ersten Anrufer gewinnen!

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02.10. Dream TheaTer support: Opeth / Bigelf / Unexpect

Sporthalle

03.10. PhilliP BOa & The VOODOOclUB feat. Jaki Liebezeit (Can) Uebel & Gefährlich

04.10. cinema Bizarre Grünspan

07.10. OTTmar lieBerT Stage Club 08.10. hUgh cOrnwell 04.04. Verlegt vom

Grünspan

präsentiert

09.10. manfreD KrUg

The Berlin Jazz OrchesTra Laeiszhalle-Musikhalle

13.10. The fray Docks 13.10. The felice BrOThers support: aa Bondy Uebel & Gefährlich

14.10. lUDOVicO einaUDi Laeiszhalle-Musikhalle

19.10. gUrrUmUl

special guest: worldfly Fabrik präsentiert

sKiP records label night – 10 years of passion

22.10. Jazz is nOw! VOl. iii – piano: solo, duo, trio mit: David gazarov/

wolfgang schlüter/Tingvall Trio Fabrik 40 Jahre

24.10. PasaDena rOOf OrchesTra Laeiszhalle-Musikhalle präsentiert:

26.10. manDO DiaO

special guest: The rumble strips Color Line Arena

26.10. The all-american reJecTs Große Freiheit 36 26.10. BaaBa maal Markthalle 28.10. mUse

Color Line Arena

29.10. The rifles support: Jersey Budd

Docks präsentiert

31.10. michael wOllny (p) feat. Tamar halperin (cembalo)

Ulf waKeniUs QUarTeT special guest: youn sun nah Kampnagel präsentiert:

31.10. lily allen

Verlegt vom 24.10., Große Freiheit 36 ins Docks! Tickets behalten Ihre Gültigkeit!

Docks

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(Mo – Fr, 10 – 18 Uhr) www.karsten-jahnke.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen. *(e 0,14/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkpreise können abweichen)

Karten inkl. Hin- und Rückfahrt mit dem HVV


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10 Tipps vom 1. bis 15. Oktober Location-tipp

kino

Kino

kinder

lesung

Bildend

Sommerlich

Rückblickend

Schöpferisch

Pubertierend

Lesen und lernen am Hühnerposten

Was Chefcineast André Schmidt empfiehlt

Der große Unbekannte des deutschen Kinos

Kinder werden zu Künstlern

Ein Mosaik über eine Jugend in den 70ern

Von außen sieht das Gebäude am Hühnerposten ein wenig aus wie eine Burg. Doch wo im 17. Jahrhundert Soldaten wachten und bis 1997 3000 Post-Mitarbeiter Briefe sortierten, wird heute gelesen, gelernt und gekuschelt. Denn im Inneren des denkmalgeschützten Baus residiert im Erdgeschoss, auf 770 Quadratmetern, die Kinderbibliothek (Kibi) der Hamburger Bücherhallen. Ausstattung und Konzept gehen neue Wege: Außer den üblichen Regalen gibt es hier nämlich drei Häuser-im-Haus, in die sich Kinder zurückziehen oder in denen sie Veranstaltungen besuchen können. Im „Goldfischbecken“ wird noch viel gekuschelt: Hier finden „Gedichte für Wichte“ statt und andere Programme für Kinder unter drei Jahren. Im „Traumhaus“ wird „ge-snoezelt“: Unter Snoezelen (niederländisch) versteht man den Aufenthalt in einem gemütlichen Raum, in dem man, bequem liegend oder sitzend, umgeben von leisen Klängen und Melodien, Lichteffekte betrachten kann. Aber die Kibi bietet noch mehr: Hier kann man auch kostenlos Sprachen lernen. Vom Lernen, Kuscheln und Lesen konnten die Post-Kollegen und Wachposten früher nur träumen.

Wenn diese Zeilen gedruckt werden, liegen Weihnachtsmänner bei Lidl und Kinder schreiben Wunschzettel. Das war also der Sommer. Ich fand den gar nicht schlecht. Wer braucht schon nonstop Licht wie in den Nordländern? Nur die Dunkelheit bringt Vorfreude auf den nächsten Tag. Wer das nicht versteht, feiert den 24-Stunden-Tag: Mittsommernacht in Lettland. In guter alter RobertAltman-Manier reiht Regisseur Alexander Hahn fünf Geschichten an-, neben- und ineinander. Das hat den Vorteil, dass man auch mal Popcorn kaufen gehen kann und doch nicht viel verpasst. Zum Beispiel eine russische Nymphomanin und ihren schüchternen japanischen Freund. Zwei Fischköppe auf der Suche nach Aalen. Zwei Feuerwehrmänner aus Liverpool. Einen Amerikaner auf der Suche nach Verwandschaft und, und, und … Episodenfilm nennt der Cineast das: mehrere nett verdauliche kleine Geschichten, die nach und nach zusammenwachsen. Der längste Tag des Jahres und die dazugehörige Riesenparty in Lettland sind die perfekte Kulisse. Und so ist Midsummer Mad­ness ein zwar seichter, aber ungemein unterhaltsamer Film, der vor allem eins schafft: das Gefühl des Sommers einzufangen. Durchhalten – noch neun Monate …

Mit einer eigenen Reihe würdigt das MetropolisKino Roland Klick. Der legendäre deutsche Regisseur hatte seine beste Zeit in den 60er- und 70er-Jahren. Zunächst als Wunderkind des neuen deutschen Kinos gefeiert, bekam er bald Gegenwind von der deutschen Kritik,

Anfassen erwünscht: Der international renommierte Künstler Olafur Eliasson gestaltet in der Kunsthalle einen Erlebnisraum für Familien. Mit dem „Hamburger Kinderzimmer“ bekommen Kinder und Eltern einen Erlebnis- und Spielort, an dem sie Kunst

Müssen denn alle männlichen Autoren ihre Kindheit und Jugend literarisch verarbeiten? Sven Regener hat es getan, Heinz Strunk ebenso, und jetzt hat auch der Hamburger Autor Gerhard Henschel seinen „Jugendroman“ vorgelegt. Einen guten, wenn man Dieter Hildebrandt

Hühnerposten 1, Mo 14–19 Uhr, Di–Fr 11–19 Uhr, Sa 11–16 Uhr, Programm unter www.buecherhallen.de

ab Mo, 12.10.

weil seine Filme zu „amerikanisch“ und actionlastig waren. Klick drehte u.a. mit Eva Mattes, Michael Degen und einem völlig zugekoksten Dennis Hopper. Angebote aus Hollywood lehnte der Künstler immer ab. Heute lebt Klick in Irland und arbeitet unter einem Pseudonym für das Fernsehen. Aber zum ersten Abend der Retrospektive kommt er nach Hamburg. metropolis kino

Steindamm 52–54, Fr, 9.10., „Supermarkt“, 19.15 Uhr, „Zwei“, 21.15 Uhr, 6 Euro

nicht konsumieren, sondern selbst schöpferisch aktiv werden können. Im Zentrum des Raumes steht ein großer Tisch mit vielfarbigen Stäbchen unterschiedlicher Größe und achteckigen Verbindungskugeln. Daraus können immer neue, fantasievolle Schöpfungen entstehen. „Finger weg“ hört man hier garantiert nicht. hamburger kunsthalle

Hamburger Kinderzimmer, Glockengießerwall, Mo–Fr, 15–17.30 Uhr, Sa + So, 12–16 Uhr, 8,50/5 Euro, Kinder frei

Glauben schenken darf, der nach der Lektüre des Vorgängers „Kindheitsroman“ seufzte: „O Gott, das müsste jetzt ewig so weitergehen.“ Nun geht es weiter mit den Höhenflügen und Tiefschlägen des nunmehr Heranwachsenden Martin Schlosser. Auch der Moderator lohnt einen Besuch im Literaturhaus: Journalist Willi Winkler kann unterhaltsam und klug Fragen stellen. Literaturhaus

Schwanenwik 38, Do, 1.10., 20 Uhr, 8/4 Euro

Fotos: mauricio bustamante

Kinderbibliothek Kibi

Location-Tipp: In der Kibi sind Kitagruppen, Schulklassen und Kinder mit ihren Eltern


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>> Lesung

ausstellung

ausstellung

bühne

Prägend

Inspirierend

Fragend

Multikulturell International

Jan Josef Liefers schaut zurück

Hamburg im Spiegel der Kunst

Arbeitslose schaffen Kunstwerke

Tänzerischer Dialog mit der Kampfkunst

Hochkarätige Gastspiele

Einen Rückblick in die Kindheit wagt auch Schauspieler Jan Josef Liefers. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des NDR-Kulturjournals liest er aus seinem Romanerstling „Soundtrack meiner Kindheit“. Darin erzählt Liefers, welche Songs ihn früher geprägt

Hamburg war seit Ende des 19. Jahrhunderts ein beliebtes Ziel für Künstler. Besonders in den beiden ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts kamen Maler aus ganz Europa in die Hansestadt, um sich inspirieren zu lassen: darunter Pierre Bonnard, Max Liebermann, Lovis

Eine Ein-Euro-Jobberin malt Bilder, statt Toiletten zu putzen, ein Arbeitsloser gestaltet Skulpturen aus Schrott und psychisch Kranke kreieren Geschmackskunstwerke. Machen diese Erwerbslosen Kunst? Oder arbeiten sie? Das Projekt „Kunst Werk Wilhelmsburg“ hat

Mit 32 Jahren ist Sidi Larbi Cherkaoui einer der gefeiertsten Choreografen des zeitgenössischen Tanzes. Zur Spielzeiteröffnung zeigt Kampnagel die neueste Arbeit des belgisch-marokkanischen Künstlers. Zusammen mit 17 Mönchen des Shaolin Tempels aus der Provinz

Vorhang auf für Hamburgs erstes Theaterfestival: Fünf hochkarätige internationale Produktionen sind im Oktober zu sehen. Das Maxim-GorkiTheater aus Berlin zeigt Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“, das Burgtheater Wien Shakespeares „Sturm“ und von

bühne

herzlich willkommen. Mit einem spannenden Schmöker in den gemütlichen Leseecken vergeht die Zeit wie im Flug

haben und gibt einen sehr persönlichen Einblick in sein Leben in der DDR. Stark beeinflusst hat ihn u.a. die gefeierte Ost-Band Silly, deren Sängerin nun Liefers’ Ehefrau Anna Loos ist. Auch sie wuchs in der DDR auf. Julia Westlake moderiert den musikalisch-literarischen Dialog der beiden Eheleute. Vielleicht kommt es ja auch zum Duett? Schließlich hat Liefers auch eine eigene Band. Uebel & Gefährlich

Feldstraße 66, Mi, 7.10., 20 Uhr, 7 Euro

Corinth, Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel. Mit rund 80 Gemälden, außerdem Arbeiten auf Papier und Fotos von Andreas Feininger, Herbert List und Albert Renger-Patzsch wird erstmals das Spektrum ausgebreitet, das Hamburg den Künstlern der frühen Moderne an Motiven zu bieten hatte. hamburger kunsthalle

Glockengießerwall, 9.10.– 14.2., Di–So, 10–18 Uhr, Do, 10–21 Uhr, 8,50/5 Euro, Kinder frei

sich gegründet, um diesen Fragen nachzugehen. Hier arbeiten Künstler, Arbeitslose und soziale Träger gemeinsam an der kulturellen Neuerfindung des Arbeitsbegriffs. Die dabei entstandenen Werke und das Projekt werden jetzt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Anschließend gehen die Exponate auf Wanderschaft durch Hamburg. honigfabrik

Café Pause, Industriestraße 125, 10.10.–5.11., Mo, 8–14 Uhr, Di–Do, 8–24 Uhr, Sa und So, 9–19 Uhr, Eintritt frei

Henan, dem Ursprungsort des Shaolin-Kung-Fu, hat der Choreograf ein Stück entwickelt, das Elemente der Kampfkunst, der Meditation und des Tanzes verbindet. Die aus beweglichen Holzelementen bestehende Bühne hat Turner-Preisträger Antony Gormley entworfen, die Musik lieferte der polnische Komponist Szymon Brzóska. „Sutra“ hat bereits weltweit das Publikum begeistert. kampnagel

Jarrestraße 20, 30.9.–3.10., 20 Uhr, 40,85/25,45 Euro

Kleists „Amphitryon“, das Berliner Ensemble von Kleists „Der zerbrochne Krug“ und das Deutsche Theater Berlin Bernhards „Ritter, Dene, Voss“. Eine einmalige Gelegenheit, Schauspielgrößen wie Ulrich Matthes, Ilse Ritter und Klaus Maria Brandauer in außergewöhnlichen und teils prämierten Inszenierungen hier zu erleben. Hamburger Theaterfestival

12.–28.10., 63/12,50 Euro, Infos unter www.hamburgertheaterfestival.de


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10 Tipps vom 16. bis 31. Oktober ausstellung

musik

film

film

Geheimnisvoll Seemännisch

Wild

Feierlich

Intensiv

Der Mann mit der Maske

Musik, Malteser und Matrosengeschichten

Besuch von Planet Paprika

20 Jahre lesbischschwule Filmtage

Einblicke in die Seele von Metallica

Wer sich hinter dem Pseudonym Alex Diamond verbirgt, ist ein Geheimnis. Der Maler möchte sich dem Kunstmarkt entziehen und nur sein Werk sprechen lassen. Seine Bilder sind schwer einzuordnen: Comic-Elemente, Malerei und Fotografie mischen sich zu surrealis-

Dirk Langer, alias Nagelritz, tritt seit 1996 als singender und musizierender Seemann auf. Die Weisheit in Flaschen hat er von seinem Freund Hinnerk, die Liedtexte von Joachim Ringelnatz, die Musik schreibt er selbst. Und er spielt auch Schifferklavier und andere Instrumente

Shantel, geboren als Stefan Hantel in Frankfurt, schafft es seit Jahren, mit seiner Mischung aus Balkanbeat und elektronischen Sounds die Menschen in den Clubs Europas zur Raserei zu bringen. Seine Musik war auch im Film „Borat“ zu hören und in Fatih Akins

Alles begann vor 20 Jahren mit dem Wunsch, realistischere Bilder von Lesben und Schwulen auf die Leinwände zu zaubern. Aus einem Uni-Seminar ist mittlerweile eines der größten europäischen Festivals dieser Art geworden. In diesem Jahr stehen ein Rückblick auf die

Der vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilm „Some Kind of Monster“ über Metallica ist mehr als ein übliches Bandporträt: Er ist ein tiefgründiger und schonungsloser Blick hinter die Kulissen der erfolgreichsten HeavyMetal-Band aller Zeiten. Mit fast voyeuristischer

musik

tischen Arbeiten. In seiner aktuellen Ausstellung setzt sich Alex Diamond mit Fragen um die eigene Identität auseinander, mit Eigen- und Fremdwahrnehmung und mit sozialen Rollen. In den 40 Exponaten taucht er auch auf, aber in wechselnden Körpern und das Gesicht verdeckt von einer Maske, die sein Markenzeichen wurde. Heliumcowboy Artspace

Hachmannplatz 2, 17.10.– 13.11., Di–Fr, 12–19 Uhr, Eintritt frei

– gleichzeitig! Nebenbei werden die Zuschauer aufgeklärt über Schmugglertricks, Seebestattung, Seuchenverordnung und was es bedeutet, eine Mannschaft zu sein. Die sympathisch-aufschneiderischen Geschichten erfreuen auch jede Landratte. Der Kleinkünstler hat mit seiner originellen Bühnenfigur Nagelritz übrigens 2005 verdient den Hamburger Comedypokal gewonnen. Goldbekhaus

Moorfurthweg 9, Sa 17.10., 20 Uhr, 15/11 Euro

„Gegen die Wand“. Nun präsentiert der Musiker sein neues Album „Planet Paprika“ in Hamburg. Und er kommt nicht allein, sondern zum Glück mit seinem fulminanten Bucovina Club Orkestar. Vor allem die Bläser heizen dem Publikum ordentlich ein. Seine Liebe zur osteuropäischen Musik entdeckte Shantel übrigens durch seine Großeltern: Sie stammen aus der Bukowina. grünspan

Große Freiheit 58, Mo, 19.10., 19 Uhr, 17 Euro

besten Kurzfilme und eine Monika-Treut-Retrospektive auf dem Programm. Im Länderschwerpunkt zeigen die Filmtage Dokumentationen über lesbisch-schwules Leben in und sogar aus der DDR. Erstmals vergibt eine Jury in diesem Jahr einen mit 5000 Euro dotierten Filmpreis. Auch das Publikum darf abstimmen: Es prämiert den besten Kurzfilm mit der „Ursula“. lesbisch-schwule filmtage

20.–25.10, Programm unter www.lsf-hamburg.de

Intensität zeigt er die Auseinandersetzungen und Konflikte unter den Musikern, den schmerzlichen Ausstieg des jahrelangen Bassisten Jason Newsted, die Entziehungskur und Rehabilitation von Sänger James Hetfield sowie den Beinahe-Zerfall der Band. Der Film dringt tief in die Psyche der Band ein und präsentiert die verletzliche Seite eines Geschäfts, das sonst von wütendem Testosteron lebt. lichtmess-kino

Gaußstraße 25, Do, 22.10., 20 Uhr, 6 Euro

Fotos: mauricio bustamante

Location-Tipp: Mehr als 500.000 Bücher, Zeitschriften, Spiele und CDs können kleine Kulturfans in der Kinderbibliothek für zu Hause leihen


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<< Vortrag

lesung

kinder

kinder

Festival

Aufklärend

Exotisch

Poetisch

Mutig

Archaisch

Wissenswertes über Rabenvögel

Auf Alexander von Humboldts Spuren

Eine traumhafte Reise für ganz Kleine

Kinder begegnen Obdachlosigkeit

Tradition trifft Moderne

Raben haben keine Lobby. Nicht genug, dass in der Mythologie die gefiederten Ratgeber des germanischen Gottes Wotan zu Totenvögeln wurden, ihr Name muss auch heute noch für Schimpfwörter herhalten und sie werden von Jägern geschossen. Dabei sind Kolkraben

Alexander von Humboldt (1769–1859), Naturforscher und Geograf, bereiste fünf Jahre lang Südamerika. Die 2775 Kilometer lange Reise war voller Abenteuer, Gefahren und Entbehrungen, erbrachte aber bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse.

Eltern, die mit Kindern unter drei Jahren ins Theater gehen möchten, haben es schwer: Nur wenige Künstler spielen für die Allerkleinsten. Laurent Dupont ist einer von ihnen. Der Sänger, Tänzer, Schauspieler und Regisseur hat sich intensiv mit der Welt der Kleinen und

„Früher war der Mann auch einmal ein Kind, das ist ja logisch. Jeder war einmal ein Kind.“ So beginnt das Buch „Ein mittelschönes Leben“ von Jutta Bauer und Kirsten Boie. Die Autorin schildert einfühlsam und nachvollziehbar, wie das Leben eines Mannes Schritt für Schritt auf die Straße führt. Seine Frau verlässt ihn und nimmt die beiden Kinder Luca und Leonie mit. Er wird arbeitslos, zieht für einen Job in eine andere Stadt und wird bald wieder arbeitslos. „Dieses Mal hat sich das Unglück gleich wie ein Unglück angefühlt.“ Er verwahrlost. „In seiner Wohnung hat es nicht sehr schön ausgesehen. Nicht mal mehr mittelschön.“ Boie schafft es, ohne Pathos, durch eine klare Sprache, die typische Geschichte eines gescheiterten Lebens in eine lebendige, kindgerechte Geschichte zu gießen. Jutta Bauer hat die schönen und auch die mittelschönen Momente des namenlosen Helden in reduzierte Bilder gefasst. Im Anschluss an die Lesung stellen sich zwei Hinz&Kunzt-Verkäufer den Fragen der Kinder. Auch wer leichtere Themen bevorzugt, kommt bei Dutzenden von Lesungen beim zweitägigen Festival „Seiteneinsteiger“ auf seine Kosten.

Künstler aus der ganzen Welt haben in Hamburg eine neue Heimat gefunden. Einmal im Jahr stellen diese Musiker, Tänzer, Autoren und Schauspieler ihre aktuellen Produktionen im Rahmen des „Eigenarten“-Festivals vor. Die Programme, darunter zahlreiche Premieren, spielen kabarettistisch mit kulturellen Klischees und lässig mit musikalischen Traditionen. Den Auftakt macht „Neue Erde“, ein Gemeinschaftsprojekt der Tänzerin Elisabeth Ladrón de Guevara und der Fotografin Birgit Sventa-Scholz. Sie greifen eine uralte Tradition der indianischen Kultur der Selknam aus Patagonien in Südchile auf, den Körper mit weißer, schwarzer oder roter Farbe zu bemalen, um individuelle Stimmungen auszudrücken. Außerdem waren die Verzierungen ritueller Bestandteil bei Zeremonien. Die beiden Künstlerinnen bringen die bemalten Körper nach Hamburg. Vor der urbanen Kulisse tanzt die Selknamfrau. Im Kontrast zu dieser modernen Umgebung zeigt sich die archaische Kraft der Weiblichkeit. Weitere Highlights des Festivals: Bach Tunes und Free Tango mit dem Flutterband Trio, Live-Fotografie und türkisches Schattentheater.

Die besten Geschichten werden aber am liebsten gleich in der Kibi verschlungen

und ihre Verwandten – die Raben-, Nebel- und Saatkrähen, Dohlen, Elstern und Eichelhäher – so schlau, dass sie es mitunter sogar mit der Intelligenz von Primaten aufnehmen können. Der Ornithologe Professor Dr. Josef H. Reichholf räumt im Auftrag der Deutschen Wildtier-Stiftung mit den vielen Vorurteilen gegenüber den Rabenvögeln auf. Patriotische Gesellschaft

Trostbrücke 4, Do, 22.10., 18.30 Uhr, 5 Euro, Anmeldung unter 733 39 18 80

Sein Bericht über die Expedition gehört zu den faszinierendsten klassischen Reiseberichten und ist durch die genaue Beschreibung der Klimaveränderungen und der Folgen des Raubbaus an der Natur auch heute noch aktuell. Schauspieler Harald Maack („Notruf Hafenkante“) liest Ausschnitte daraus. Das Trio „Rote Cardinäle“ spielt dazu jazzige südamerikanische Rhythmen. Cap san diego

Überseebrücke, Mi, 28.10., 20 Uhr, 15/12 Euro

ihren Spielen beschäftigt, um Aufführungen für sie entwickeln zu können. Sein Stück „Plis et Sons“ ist eine sinnliche Reise in eine Welt aus Papier. Gemeinsam mit Kollegin Marie Fraschina faltet er Vögel und Feen und schafft durch das Rascheln des Papiers und zarte elektronische Klänge eine Atmosphäre voller Poesie. Thalia in der Gaussstrasse

Gaußstraße 190, Fr, 23.10., 16 Uhr, Sa, 24.10.+ So, 25.10., 11.30 + 16 Uhr, 8/3 Euro

Literaturhaus

Schwanenwik 38, Fr, 30.10., 10.30 Uhr, 3 Euro, gesamtes Programm unter www. seiteneinsteiger-hamburg.de

Medienhaus ottensen

Friedensallee 14–16, Fr, 30.10., 19 Uhr, „Neue Erde“, Eintritt frei, weitere Veranstaltungen noch bis 8.11. unter www.festival-eigenarten.de


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„Danke Hamburg! Weil hier keiner hungern muss und weil es hier mehr Brücken als in Venedig gibt.“ Sonja Peters (36), mit H&K Nr. 190, bei Hinz&Kunzt seit Februar 2008, verkauft in der Innenstadt, wohnt in einer Notunterkunft in Harburg

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Bleiben Sie uns treu! Jetzt wissen Sie, was alles in uns steckt: Viele Menschen und ihre Geschichten, ein paar Skandale und viel Lebenslust. Denn auch nach 200 Ausgaben schauen wir nach vorn. Gemeinsam mit Ihnen. Wenn Sie wollen. Sie wollen doch?!?! Bis zum nächsten Mal. In Hamburg sagt man Tschüss! Fotos und Texte sind von Mauricio Bustamante und Beatrice Blank

Gerrit Keitel (34), mit H&K Nr. 150, bei Hinz&Kunzt seit April 2004, verkauft am Winterhuder Forum, wohnt in Poppenbüttel

Achim Döring (46), mit H&K Nr. 71, bei Hinz&Kunzt seit März 2001, verkauft am Alsterhaus, wohnt in Notunterkunft in Harburg

Torsten Langermann (46), mit H&K Nr. 103, bei Hinz&Kunzt seit Mai 1995, verkauft in Itzehoe, wohnt in Elmshorn

Detlef Jeschke (51), mit H&K Nr. 75, bei Hinz&Kunzt seit mehr als sechs Jahren, verkauft bei Ikea Moorfleeet, wohnt in Billstedt

Vera Pakulat (46), mit H&K Nr. 72, bei Hinz&Kunzt seit November 2005, verkauft in Winterhude und wohnt in Barmbek

Maria Senas (50), mit H&K Nr. 157, bei H&K seit fünf Jahren, verkauft in den Colonnaden, Großer Burstah und Hanseviertel, hat eine Wohnung

Uwe Tröger (42), mit H&K Nr. 152, bei H&K seit zwei Jahren, verkauft bei Ikea Moorfleet, wohnt in einem Zimmer auf St. Pauli

Klaus Breyer (54), mit H&K Nr. 62, seit Januar 2004 bei Hinz&Kunzt, verkauft bei Famila in Ahrensburg und wohnt in Winterhude

Thomas Silar (52), mit H&K Nr. 110, seit November 1998 bei Hinz&Kunzt. Er verkauft im Hauptbahnhof und wohnt in der Innenstadt


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Andreas van der Linde (47), mit H&K Nr. 51, bei Hinz&Kunzt seit sechs Jahren, verkauft am Berliner Tor, macht Platte

Andreas Kurowski (53), mit H&K Nr. 82, bei Hinz&Kunzt seit anderthalb Jahren, verkauft am Zirkusweg, macht Platte

Chris Möller (43), mit H&K Nr. 25, bei Hinz&Kunzt seit drei Monaten, verkauft auf St. Pauli, wohnt im Bodelschwingh-Haus

Hans Dieter Rokittenski (52), mit H&K Nr. 156, bei Hinz&Kunzt seit drei Jahren, hat keinen festen Verkaufsplatz, macht Platte

Frank Bialuschewski (39), mit H&K Nr. 123, bei Hinz&Kunzt seit zehn Jahren, verkauft an der Kellinghusenstraße, wohnt im Wohnheim

Christiane Schulz (43), mit H&K Nr. 111, bei Hinz&Kunzt seit viereinhalb Jahren, verkauft an der Schleusenbrücke, sie macht Platte


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Ingrid (72), bei H&K seit sechs Jahren, verkauft vor der Staatsoper, wohnt in Wandsbek

Manfred Möckl (62), bei H&K seit fast 16 Jahren, verkauft in Ahrensburg, hat eine Wohnung

Andreas Lindemann (48), bei H&Kseit 2007, verkauft in der City, wohnt im Rauhen Haus

Marius Zajaz (23), bei H&K seit drei Monaten, verkauft in der Innenstadt, macht Platte

Uwe Dierks (66), bei H&K seit Beginn, verkauft Rathauspassage, wohnt in Marienthal

Joerg Sievers (45), bei H&K seit dreieinhalb Jahren, verkauft in der Schanze, hat 1 Zimmer

Alexander Berger (50), bei H&K seit 2006, verkauft in NorderstedtMitte, macht Platte

Stanislaw Bogacki (30), bei H&K seit einem Jahr, verkauft Eppendorfer Baum, macht Platte

Bernhard Schmidt (52), bei H&K seit 15 Jahren, verkauft in der City, hat ein Zimmer bei f&w

Alvydas Tarvydas (42), bei H&K seit einem Jahr, verkauft am Alten Teichweg, hat 1 Zimmer

Witold Opilka (53), bei H&K seit sechs Jahren, verkauft in Meckelfeld, hat ein Zimmer

Cleopatra Höhne (61), bei H&K seit 2003, verkauft in Övelgönne, lebt auf dem Campingplatz

Peter Stanke (56), bei H&K seit 1995, verkauft an der Schleusenbrücke, lebt in Notunterkunft

Pavel Benes (33), bei H&K seit vier Jahren, verkauft auf der Eiffestraße, lebt im Zelt

Andree Banach (53), bei H&K seit 2005, verkauft am Alsterdorfer Markt, wohnt in Barmbek

Maximiliam Turek (61), bei H&K seit 12 Jahren, verkauft NiendorfMarkt, hat ein Zimmer 05113_AZ_H&K_207x30_rz

16.08.2005

11:55 Uhr

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Hinz&Kunzt gelesen? Und jetzt? Ah, das Magazin kommt ins Altpapier. Prima. Vielen Dank. Wir machen etwas daraus: Zeitungsdruckpapier z. B., zu hundert Prozent aus Altpapier. Für Ihre nächste Lektüre. www.myllykoski.com

Paper is our Passion.


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58 W i r z e ige n Ih n e n u nse r H a m bu rg

Fred Jaschner (45), mit H&K Nr. 100, bei Hinz&Kunzt seit Juni 2001, verkauft in Ahrensburg, ist H&KStadtf端hrer, macht Platte

Ryszard Kowalczyk (60), mit H&K Nr. 66, bei Hinz&Kunzt seit 2001, er verkauft in Steilshoop, hat keinen festen Wohnsitz

Heinrich Bismor (56), mit H&K Nr. 78, bei Hinz&Kunzt seit 1999, verkauft auf der Langenhorner Chaussee, wohnt in einem Zimmer

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Wolfgang Degen (42), mit H&K Nr. 84, bei Hinz&Kunzt seit 2006, er verkauft bei Lidl in Schnelsen und macht Platte

Dieter Sehring (56), mit H&K Nr. 124, bei Hinz&Kunzt seit 2003, verkauft in Prisdorf bei Marktkauf. Er hat eine eigene Wohnung

Jan Sjoerds (63), mit H&K Nr. 64, bei Hinz&Kunzt seit 2004, verkauft in Altona, wohnt in einer Notunterkunft


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Matthias Sell (50), mit H&K Nr. 187, bei Hinz&Kunzt seit Mai 1998, verkauft an der U-Bahn-Station Ritterstraße, hat eine Wohnung

Jörg Wirtz (49), mit H&K Nr. 76, bei Hinz&Kunzt seit 2001, verkauft in Eidelstedt, hat eine eigene Wohnung

Rolf Lohse (46), mit H&K Nr. 12, bei Hinz&Kunzt seit Juli 1995, verkauft am Jungfernstieg, hat eine eigene Wohnung

Heiko Wagner (42), mit H&K Nr. 165, bei Hinz&Kunzt seit 1995, verkauft bei Marktkauf in Wilhelmsburg, wohnt in Finkenwerder

Veronica Meyer (42), mit Lucky und H&K Nr. 132, bei Hinz&Kunzt seit zwei Jahren, verkauft bei Aldi, Bramstedt, hat eine Wohnung

Angelika (22), mit H&K Nr. 196, bei Hinz&Kunzt seit Januar 2009, verkauft in der Innenstadt, wohnt in einer Unterkunft in Billstedt

Tarlok Pawar-Singh (41), mit H&K Nr. 34, bei Hinz&Kunzt seit zwei Jahren, verkauft am Hornwall, hat eine Wohnung


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Jose Katzke (44), mit H&K Nr. 173, seit drei Monaten bei Hinz&Kunzt, verkauft an der U-Bahn-Station Feldstraße, macht Platte

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Peter (53), mit H&K Nr. 61, bei Hinz&Kunzt seit 13 Jahren, verkauft in der City Nord, schläft in einer Notunterkunft

Angela Engelhardt (41), mit H&K Nr. 23, bei Hinz&Kunzt seit April 2009, verkauft vor Aldi, Hufnerstraße, wohnt bei ihrem Freund

Ryszard Sobiech (52), mit H&K Nr. 73, bei Hinz&Kunzt seit Dezember 2008, verkauft an der Elbgaustraße, wohnt bei einem Kollegen

Gerhard Stube (49), mit H&K Nr. 97, bei Hinz&Kunzt seit viereinhalb Jahren, verkauft im Winterhuder Weg, wohnt im Pflegeheim

Wolfgang Hoffmann (56), mit H&K Nr. 142, bei H&K seit sechs Jahren, verkauft am Hauptbahnhof, wohnt auf der Reeperbahn

Peter Alfred Müller (54), mit H&K Nr. 92, bei Hinz&Kunzt seit 13 Jahren, verkauft bei Aldi, Hellbrookstraße, hat eine Wohnung


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Siggi Pachan (53), mit H&K Nr.5, arbeitet seit 1994 im Vertrieb von H&K

Jörg Wettstädt (54), mit H&K Nr. 109, arbeitet seit August 2001 im Vertrieb von H&K

Silvia Zahn (50), mit H&K Nr. 171, arbeitet seit Februar 2007 im Vertrieb von H&K

Frank Nawatzki, genannt Spinne, mit H&K Nr. 93, seit 2003 dabei, managt den Kaffeetresen

Jens Jiske (47), mit H&K Nr. 95, ist bei Hinz&Kunzt seit 2007 der Hausmeister

Jan Köster (24), mit H&K Nr. 115, arbeitet seit 2007 als Redaktionsassistent bei H&K

Frank Belchhaus (45), mit H&K Nr. 89, bei Hinz&Kunzt seit 1998, leitet den Vertrieb

Ute Schwarz (63), mit H&K Nr. 158, ist seit 1999 Herrin über die Kasse bei Hinz&Kunzt

Stephan Karrenbauer (47), mit H&K Nr. 96, seit 1995 Hinz&KunztSozialarbeiter

Isabel Schwartau (40), mit H&K Nr. 9, Öffentlichkeitsarbeit bei Hinz&Kunzt seit 2008

Jens Ade (58), mit H&K Nr. 52, Dr. und seit fünf Jahren Hinz&KunztGeschäftsführer

Tim Meyer (28), mit H&K Nr. 130, arbeitet seit 2003 im Vertrieb von Hinz&Kunzt

Friederike Steiffert (46), mit H&K Nr. 70, seit 1999 Hinz&Kunzt-Öffentlichkeitsarbeiterin

Fabian Zühlsdorff (21), mit H&K Nr. 193, Zivi bei Hinz&Kunzt seit August 2009

Gabriele Koch (48), mit H&K Nr. 172, macht seit 1999 das Spendenmarketing

Felix Bunke (19), mit H&K 135, Zivi bei Hinz&Kunzt seit August 2009

Annette Woywode (42), mit H&K Nr. 11, seit 1996 in der Redaktion von Hinz&Kunzt

Birgit Müller (53), mit H&K Nr. 138, Chefredakteurin, bei Hinz&Kunzt seit 1993

Ulrich Jonas (42), mit H&K Nr. 117, arbeitet bei Hinz&Kunzt in der Redaktion seit 1995

Nico Fester (39), mit H&K Nr. 67, Redaktionsassistentin bei Hinz&Kunzt seit 1998

Beatrice Blank (26), mit H&K Nr. 90, Hinz&Kunzt-Volontärin seit Juni 2008

Jürgen Jobsen (53), mit H&K Nr. 68, seit 1998 Vertriebsmitarbeiter bei Hinz&Kunzt

Mauricio Bustamante (42), mit H&K Nr. 160, seit 1999 H&K-Fotograf


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62 W i r si n d H i nz & k ü nz t l e r

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„Tschüss und auf Wiedersehen auf Hamburgs Straßen!“ Harald-Heinz Schmitz (54), mit H&K Nr. 151, bei Hinz&Kunzt seit elf Jahren, verkauft beim EKZ Farmsen, wohnt in Hamm

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Kunzt-Kollektion „Stadtlicht Hamburg“ Kerzenlicht mit Silhouette der Hansestadt. Dreiteiliges Set zum Zusammenstecken, mit Metallkontur, Sockel und Papierschirm, von dekoop, www.dekoop.de 17,50 Euro

„Große Freiheit“ Schlüsselanhänger aus Filz, exklusiv für H&K, von dekoop 9,90 Euro

„Foftein“ Proviantdose aus Weißblech für Pausenbrote, Snacks, Liebesbriefe und andere Schätze, handgefertigt in Österreich, 17,5 x 14,5 x 6 cm 11,90 Euro

„Ein mittelschönes Leben“ Kinderbuch über Obdachlosigkeit von Kirsten Boie und Jutta Bauer

4,80 Euro

(zzgl. 2,50 Euro für Porto und Verpackung im Inland beim Versand EINES Buches)

„KunztStücke“ CD mit 15 Duetten aus Hamburg. Mit Ruben Cossani & Regy Clasen, Anna Depenbusch & Aino Löwenmark (Fjarill), Michy Reincke & Stefan Gwildis u.a. Herausgegeben von edelkultur, www.edelkultur.de 12 Euro (zzgl. 2,50 Euro für Porto und Verpackung im Inland beim Versand EINER CD)

„Macht auch wach!“

Hinz&Kunzt-Kaffeemischung aus edlen Bohnen, gemahlen und ungemahlen, 250g-Beutel 4,95 Euro oder Hinz&Kunzt-Espresso, italienische Mischung aus 4,95 Euro edlen Bohnen, gemahlen, 250g-Beutel Exklusiv von der Kaffeerösterei Burg für Hinz&Kunzt

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Hinz&Kunzt gGmbH, Altstädter Twiete 1-5, 20095 Hamburg, Tel. 040/32 10 83 11, Fax: 040/30 39 96 38, Internet: www.hinzundkunzt.de, E-Mail: shop@hinzundkunzt.de Zuzüglich 5 Euro pauschal für Porto und Verpackung im Inland. Schweiz und europäisches Ausland auf Anfrage.

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