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TEAMWORK GEFRAGT
from 0831 (05/06.2024)
So Schützt Die Stadt Kempten Unser Klima
von Dominik Baum
Dass die Zeit beim Klimawandel drängt, sollte inzwischen allen klar sein. Das Schöne ist: Es tut sich in ganz unterschiedlichen Bereichen schon viel. Das gibt Hoffnung. Und diese Hoffnung möchten wir mit unserer neuen Serie „Kampf dem Klimawandel“ transportieren. Sie soll informieren, inspirieren und motivieren. Denn klar ist: Wir alle sind gefragt, im Großen und im Kleinen.
Auch die Stadt Kempten will Vorbild in Sachen Klimaschutz sein und hat sich mit dem „Klimaplan 2035“ ambitionierte Ziele gesetzt. Darin ist festgehalten, dass die Stadt im Jahr 2035 – also in gut zehn Jahren – klimaneutral sein will. Mit welchen Maßnahmen das erreicht werden soll, ist ebenfalls im Klimaplan definiert. Thomas Weiß und Dr. Nina Kriegisch vom städtischen Klimaschutzmanagement überwachen die Fortschritte beim Klimaplan. Wir haben uns mit den beiden Klimaschutz-Expert:innen getroffen und uns über verschiedene Projekte und Aktionen ausgetauscht, die die Stadt Kempten bereits angestoßen hat.
Die Artenvielfalt Schützen
In den letzten Jahren hat Kempten seine Bemühungen verstärkt, zur Artenvielfalt in der Stadt beizutragen. Betriebshof, Stadtgärtnerei, Stadtgrün, Umweltamt und Klimaschutzmanagement bilden ein Team, das sich mit den Themen Biodiversität und Artenschutz auseinandersetzt und konkrete Maßnahmen umsetzt. Dazu zählen neue Blühflächen, Bäume und Staudenbepflanzungen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts wurde zwischen 2010 und 2021 außerdem bei 20 verschiedenen Baumarten untersucht, wie gut diese auf sich verändernde klimatische Bedingungen reagieren. Im Zuge dessen wurden 157 neue Bäume in Kempten gepflanzt. Auch das Pflegekonzept für städtische Grünflächen wurde angepasst, sodass nur noch ein bis zwei Mal im Jahr gemäht wird. Darüber hinaus entstanden Fledermaus- quartiere, Nistkästen und Eidechsenhabitate. Auch beim ökosozialen Projekt „Hortus Natura“ werden Artenvielfalt und -schutz greifbar. Hierzu wurde eine 8.000 Quadratmeter große Fläche an der Linggener Straße in Sankt Mang ökologisch aufgewertet, die auch als Ort der Begegnung dient. Über Workshops, Gartentage, Schulungen und Führungen sollen die Kemptener:innen praxisnah erleben, was Biodiversität bedeutet.
Wie können wir den Folgen des Klimawandels begegnen? Bei einem Infostand während des Wochenmarkts konnten auch die Kemptener:innen ihre Wünsche und Ideen einbringen
Den Folgen Der Erderw Rmung Gemeinsam Begegnen
Logischerweise reicht es global betrachtet nicht aus, dass wir in Kempten bis 2035 klimaneutral sein wollen. Da weltweit noch viele Hausaufgaben erledigt werden müssen, steht leider schon heute fest, dass wir die Klimaerwärmung nicht verhindern, sondern nur begrenzen können. Und so werden auch wir in Kempten die Folgen dieser Erwärmung zu spüren bekommen. Aus diesem Grund hat der Stadtrat 2022 das Konzept „Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in Kempten“ beschlossen. Letztes Jahr startete die Stadt eine begleitende Sensibilisierungskampagne, um einerseits aufzuzeigen, worauf wir uns künftig einstellen müssen – beispielsweise mehr Extremwetterereignisse –, aber andererseits auch, wie die Kommune und jede:r Einzelne von uns zu einem besseren Stadtklima beitragen kann. Grundsätzlich gilt: umso grüner, umso besser. Also mehr Bäume pflanzen, den Balkon mit – bestenfalls heimischen und insektenfreundlichen – Pflanzen bestücken oder auch Fassaden und Dächer begrünen. Neben dem Stadtklima spielt das Thema Wasser – in beiden Extremen – eine entscheidende Rolle: Starkregen sorgt für Überschwemmungen, Trockenperioden für Wasserknappheit. Auch hier kann man mit entsprechenden Maßnahmen wie entsiegelten Grundstücken und neuen Versickerungsbereichen entgegenwirken, damit in kürzester Zeit auftretende Wassermassen besser abfließen können. Und auch für den Fall, dass Regenwasser über einen längeren Zeitraum rar ist, gibt es einen Lösungsansatz: die Schwammstadt. Was es damit konkret auf sich hat, lest ihr auf der nächsten Seite. Weitere Infos zur Klimawandelanpassung – und auch welche Ideen und Wünsche die Bürger:innen hierzu geäußert haben – findet ihr unter www.kempten.de/klimawandelanpassung-30364.html
WIE HEIZT KEMPTEN?
Wie groß ist der Wärmebedarf der 20.000 Gebäude in Kempten? Wie kann – von Solarenergie über Geothermie, Biomasse und Wasserstoff bis hin zu Abwasserwärme – Energie erzeugt und nutzbar gemacht werden? Welche Quartiere können künftig mit Fern- oder Nahwärme versorgt werden? Welche Lösungen gibt es für Neubaugebiete? Womit darf ich als Hauseigentümer:in planen? Auf diese und so einige Fragen mehr soll der kommunale Wärmeplan eine Antwort liefern, der im Laufe des Jahres 2024 erstellt werden wird. Über das Projekt Smart City soll der neue Wärmeplan dann in einen übergeordneten Energie- und Strukturplan integriert und über den sogenannten Digitalen Zwilling online zugänglich gemacht werden. Dadurch haben alle Bürger:innen über das Internet und im Zukunftslabor die Möglichkeit, die Daten einzusehen und sich nicht nur zur Wärmeplanung, sondern zu vielen weiteren Stadtentwicklungsthemen (zum Beispiel geplanten Freiflächen-PV-Anlagen und Windrädern oder dem Ausbau des Stromnetzes samt Speicherund Ladeinfrastruktur) zu informieren.
Check Dein Haus
Bei „Check Dein Haus“ prüfen die Expert:innen von eza! direkt vor Ort, wie Energie gespart werden kann. Ab Herbst 2024 gibt es neue kostenlose Beratungsplätze
Ein Projekt, das die Stadt Kempten bereits seit 2013 in Kooperation mit dem Energie- und Umweltzentrum Allgäu – kurz eza! –anbietet (damals noch unter dem Namen „Sanieren mit Grips“). „Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist das Interesse am Projekt sprunghaft angestiegen, da sich die Menschen seitdem intensiver mit dem Thema Energie auseinandersetzen“, erzählt Thomas Weiß. Konkret geht es bei „Check Dein Haus“ darum, das Eigenheim durch entsprechende Sanierungsmaßnahmen energetisch auf den neuesten Stand zu bringen und so langfristig Geld zu sparen. Hierzu stellte die Stadt Kempten im letzten Jahr 90 Plätze für eine kostenlose und produktneutrale Gebäude-Check-Beratung zur Verfügung, die allesamt genutzt worden sind. Ihr würdet auch gerne euer Haus prüfen lassen? Dann haben wir gute Neuigkeiten: Ab Herbst 2024 vergibt die Stadt neue Plätze für eine kostenfreie Beratung.
Richtig Heizen Will Gelernt Sein
Auch beim „Ofenführerschein“ geht es ums Thema Wohnen. Allerdings sind hier nicht nur Hauseigentümer:innen, sondern auch zur Miete wohnende Menschen angesprochen. „In Kempten gibt es mehrere Tausend Menschen, die ihr Haus oder ihre Wohnung mit Holz heizen“, erklärt Thomas Weiß den Bedarf in der Allgäu-Metropole und ergänzt: „Nach aktueller Forschung ermöglicht das richtige Bedienen von Holzöfen, die Feinstaubbelastung um 50 Prozent und die CO2-Emissionen signifikant zu senken. Dadurch können Nutzer von Holzöfen einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz in Kempten leisten.“ Und wie genau ein umweltschonendes Heizen funktioniert, lernen die Teilnehmenden bei der E-Learning-Plattform Ofenakademie. Die Stadt Kempten stellte 2023 zunächst 150 kostenlose Plätze für den Ofenführerschein zur Verfügung. Aufgrund der hohen Nachfrage, wurden von der Stadt weitere 100 Plätze gebucht.
Regelmäßig setzen sich Kinder und Jugendliche an Kemptens Schulen mit den Themen Mülltrennung und Recycling auseinander – auch im Rahmen des MÜCKE-Projekts
MÜLL RECYCLEN – DIE SCHULE ALS VORBILD
Zuhause werden Wertstoffe fein säuberlich getrennt, während in den Schulen meist sämtliche Abfälle im Restmüll landen. „Das passt nicht zusammen“, dachte sich das Klimaschutzmanagement und startete in Zusammenarbeit mit dem ZAK und dem Amt für Gebäudewirtschaft im Schuljahr 2019/20 das Projekt MÜCKE (Müll clever trennen in Kempten). Dadurch sollen Kinder und Jugendliche an ihren Schulen mehr über die Themen Abfall, Ressourcen und Klimaschutz lernen und so aktiv zur Abfallvermeidung und Mülltrennung beitragen. Seit Beginn an beteiligen sich elf Kemptener Schulen, darunter Grund-, Mittelund Realschulen sowie zwei Gymnasien am Pilotprojekt. Alle Schulen wurden – je nach Bedarf – mit zusätzlichen Mülleimern, Wertstoffinseln und Wertstoff-Trennbehältnissen ausgestattet.
BIS 2035 KLIMANEUTRAL – SCHAFFEN WIR DAS?
Schon gewusst? Den Klimaplan 2035 der Stadt Kempten könnt ihr online einsehen. Scannt dazu einfach den QR-Code. Was denkt ihr? Wird es uns gelingen, in rund zehn Jahren in der Allgäu-Metropole klimaneutral zu leben? Wir sind gespannt auf eure Meinungen! Schreibt uns eure Gedanken an 0831@liveinverlag.de