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„IM KRANKENHAUS KANN ICH ETWAS POSITIV VERÄNDERN“

IM PORTRÄT: LAURA BOLZ, AUSZUBILDENDE ZUR PFLEGEFACHKRAFT

von Anke Roser

Arbeiten im Bereich der Pflege ist extrem vielfältig. Krankenhäuser, Pflegeheime, ambulante Pflegedienste, psychiatrische Einrichtungen, Wohnheime, Hospize – das alles und noch viel mehr ist die Arbeitswelt von Care-Profis. In Kooperation mit der Allgäu GmbH stellen wir in unserer neuen Serie „Yes, we care!“ verschiedene Menschen vor, die leidenschaftlich gerne in der Pflege tätig sind. Den Anfang macht Laura Bolz, die derzeit ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft beim Klinikverbund Allgäu absolviert.

„Für mich ist das Schönste, dass die Leute mir total viel zurückgeben. Ich kann wirklich etwas leisten und positiv verändern mit meiner Arbeit.“ – Laura Bolz merkt man bei jedem Satz an, wie sehr sie beruflich an der richtigen Stelle angekommen ist. Seit September 2023 macht die 21-Jährige in Kempten eine Ausbildung zur Pflegefachkraft. Die vielen Facetten des Berufs, der hohe Anteil an Fachwissen, aber auch an Kommunikation, die extrem abwechslungsreiche Ausbildung – und nicht zuletzt das ordentliche Entgelt haben Laura Bolz voll und ganz überzeugt.

„Wir durchlaufen während der dreijährigen Ausbildung sehr viele Fachbereiche

- im Klinikum, aber auch außerhalb in Pflegeeinrichtungen“, berichtet Laura, die schon lange vor dem Abitur wusste, dass sie im Gesundheitsbereich arbeiten möchte. „Ich war im ersten Stations-Einsatz sechs Wochen lang in der Kardiologie. Nach einigen Wochen in der Berufsfachschule kam ich dann in die Urologie, wo es mir sogar noch besser gefallen hat. Denn hier enthält die Arbeit mehr chirurgische Elemente wie Verbandswechsel, Ableitungen und sonstige OperationsNachsorge. Das ist total mein Ding!“

Neue Ausbildung seit 2020

Die Ausbildung zur Pflegefachkraft wurde erst vor ein paar Jahren neu geregelt. Anfang 2020 trat das Pflegeberufegesetz in Kraft, das die bis dato getrennt geregelten Alten-, Kinder- und Krankenpflege-Ausbildungen in einer modernen, generalistischen und EU-weit anerkannten Ausbildung zusammenführt. Die Absolventinnen und Absolventen können danach in allen Versorgungsbereichen der Pflege arbeiten, also auf den verschiedenen Stationen eines Krankenhauses, in der Kinderkrankenpflege oder in der Altenpflege, was viele Einsatz- und Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet.

Laura Bolz freut sich auf die verschiedenen Lernbereiche in der Ausbildung – aber ihr Herz schlägt für das Arbeiten „auf Station“. Dabei stören sie auch die Arbeitszeiten nicht. „Ich finde das Schichten nicht schlimm“, sagt die Pfrontenerin, „sondern genieße es, wenn ich auch mal unter der Woche frei habe und zum Skifahren oder ins Schwimmbad gehen kann, wenn die meisten anderen keine Zeit dafür haben.“ Während der Ausbildung gilt zunächst die Regelung, dass Früh- und Spätschichten übernommen werden müssen, ab der zweiten Hälfte des zweiten Ausbildungsjahres kommen auch gelegentliche Nachtschichten hinzu.

Schichtdienst hat Vorteile

Wie gestaltet sich so ein Arbeitstag? Vieles ist jeden Tag anders, dennoch gibt es gewisse Standard-Abläufe. Der Frühdienst beginnt um sechs Uhr mit der Übergabe von der Nachtschicht. „In der Urologie war dann schon ab 7:15 Uhr Visite. Anschließend stand relativ viel Zeit für die Körperpflege zur Verfügung, so dass man sich eine Weile mit den Patientinnen und Patienten unterhalten und sich wirklich um sie kümmern konnte. Auch diverse Messungen, etwa von Blutdruck, Puls, Temperatur und Sauerstoffsättigung durfte ich durchführen. Nach dem Frühstück haben wir die Visite ausgearbeitet, dann kam auch schon das Mittagessen und um 13:30 Uhr fand die Übergabe an die Spätschicht statt“, berichtet Laura, die in der Urologie die Einführung der digitalen Krankenakte miterleben durfte.

Sie und die anderen Auszubildenden auf der Station gelten nicht als volle Arbeitskräfte, sondern sind zusätzlich zum eigentlichen Stationspersonal eingeteilt. Sie müssen folglich keine Pflegefachkraft ersetzen, sondern dürfen lernen, Fragen stellen, Abläufe erstmal unter Anleitung durchführen und jederzeit Bescheid geben, wenn noch etwas unklar ist. Dabei wächst die Zahl der Aufgaben, die selbstständig durchgeführt werden dürfen, kontinuierlich an, da in der Schule immer mehr Theorie vermittelt wird, die sich dann auf Station praktisch anwenden lässt.

Skill-Räume in der Berufsfachschule

„Die Phasen in der Schule sind immer eine ziemliche Umstellung“, erzählt Laura. „Mir tun dort vom langen Sitzen regelmäßig die Füße weh, warum auch immer!“ Die schulische Ausbildung findet für Laura in der Berufsfachschule für Pflege in der Fürstenstraße in Kempten statt. Sie ist eine von derzeit vier Schulen im Raum Kempten/Oberallgäu und gehört zum Klinikverbund Allgäu. Auf dem Stundenplan stehen nur Fächer, die direkt mit dem Beruf zu tun haben, von Anatomie und Physiologie über Körper- und Säuglingspflege bis hin zu Injektionen und Medikamentengabe. „Besonders cool ist der fachpraktische Unterricht“, sagt Laura. „Dafür gibt es vier große Demonstrationsräume mit 18 Betten. Wir üben dort beispielsweise Spritzen zu geben – mit einem Spritzenkissen vor dem Bauch. Dabei geht es nicht nur ums Einstechen der Nadel, sondern auch um die Lagerung und die Ansprache des Patienten.“

Was ist so faszinierend an einem Beruf in der Pflege? „Ich brauche einfach den Kontakt zu Menschen“, sagt Laura. „Für mich wäre es die Hölle, den ganzen Tag im Büro zu sitzen und in einen Computer zu schauen. Im Krankenhaus kann ich etwas positiv verändern. Wenn jemand eingeliefert wird, der kaum mehr aufstehen kann und dann zwei Wochen später auf seinen eigenen Beinen und mit einem Lächeln im Gesicht das Krankenhaus verlässt, haben wir gemeinsam etwas bewirkt. Ich denke, dieses Gefühl ist in der Pflege sogar noch stärker als bei Ärztinnen und Ärzten, weil wir näher an den Patienten dran sind und mehr Zeit mit ihnen verbringen.“

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