Besser hören
Sommer 2013
13
Früherkennung von Hörminderung im Alter
Studie
So haben Spätschäden keine Chance
Enkel betroffen
Hörminderungen •treten häuig im Alter
auf. Je früher das Deizit erkannt wird, umso höher sind die Behandlungserfolge. So wie die Augen in der Regel im Laufe der Jahre sukzessive an Sehkraft verlieren, lässt im zunehmenden Alter ebenfalls langsam die Hörleistung nach. Einziger Unterschied: Bemerken Altersweitsichtige selbst, dass etwa die Buchstaben in der Zeitung verschwimmen, sind es zumeist die Mitmenschen, die eine Hörminderung feststellen. Insbesondere dann, wenn sie abermals von der betroffenen Person aufgefordert werden, in der Unterhaltung Wörter oder Satzteile zu wiederholen. „Weitere Anzeichen für eine Hörminderung liegen vor, wenn der Betroffene nach längeren Gesprächen schnell ermüdet oder immer häufiger empfindet, dass Nachrichtensprecher in Funk und Fernsehen nuscheln“, sagt Professor Dr. Dr. h.c. Roland Laszig, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Hörminderungen im Alter sind nicht selten. Allerdings tragen von rund 16 Millionen Betroffenen lediglich zwei Millionen ein Hörgerät. Da eine Hörminderung im Alter zumeist schleichend verläuft, ist es wichtig, erste Defizite beim Sprachverständnis selbstkritisch zu erkennen und diese Vorboten ernst zu nehmen. Viele Hörgeräteakustiker bieten kostenfreie Tests an und beraten, inwieweit
Eine Mittelohrentzündung kann dazu beitragen, die Gehörgänge maßgeblich zu schädigen. Foto: PM weitere Untersuchungen des Gehörs notwendig sind. Alternativ können Checks per Telefon oder auch online aufschlussreiche Hinweise über eine Hörminderung geben. Um jedoch etwaige schwerwiegende Ursachen für die Sinnesschwäche auszuschließen, ist dazu zu raten, zusätzlich eine ärztliche Meinung einzuholen. Fachärzte für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde sind in der Lage, die Ohren umfassend zu untersuchen sowie ein Tonschwellen- und Sprachaudiogramm anzufertigen. Durch Einspielen von Tönen in unterschiedlichen Höhen und Lautstärken prüfen sie, inwieweit das Gehör auf die verschiedenen Frequenzen zu reagieren weiß. Oftmals weisen ältere Personen mit einer Hörminderung Schwä-
chen im Hochtonbereich auf. Dies erschwert es etwa, Stimmen oder Gesprächen im Umgebungslärm zu folgen – Mediziner sprechen auch vom CocktailpartyEffekt. Zudem kann der Arzt fundierte Aussagen treffen, ob eventuell eine Asymmetrie vorliegt oder die Hörminderung durch eine chronische, anhaltende Mittelohrentzündung verursacht wurde.
Ohne Unterstüzung Hörvorgang verlernt Gerade bei einer Hörminderung im Alter ist es erforderlich, in einem möglichst frühen Stadium mit der Behandlung zu beginnen. Je mehr Zeit bei einer Hörschädigung ohne Hörsystem ins Land geht, desto mehr verlernt das am Hörvorgang maßgeblich beteiligte Gehirn das Hören. „In
der Entwöhnungsphase, der Deprivation, werden bestimmte Geräusche gar nicht mehr wahrgenommen, sodass auch gewisse Umweltwahrnehmungen abnehmen“, betont Professor Roland Laszig. Wer zu lange auf eine Therapie mit einem Hörgerät wartet, riskiert nicht nur, dass in der Entwöhnungsphase zahlreiche Haarzellen im Innenohr abgebaut werden und irreparabel absterben. Auch erweist es sich durch die plötzliche akustische Überforderung als schwierig, das Gehirn an das Hörsystem zu gewöhnen und somit adäquat damit umgehen zu können. Oftmals kann dann nur noch eine unzureichende Verbesserung der Hörleistung erreicht werden. Hinzu kommt: Eine nicht therapierte Hörminderung im Alter
kann zusätzlich von einer zentralen Schwerhörigkeit überlagert werden, bei der Nervenzellen im Großhirn degenerieren.
Soziales Gefüge in Gefahr Gerade deshalb ist eine zeitnahe Therapie umso wichtiger, auch vor dem Hintergrund weiterer häufig damit einhergehender negativer Begleiterscheinungen: Nicht selten meiden Personen mit einer altersbedingten Hörminderung Situationen wie Gruppengespräche, in denen ein gutes Gehör gefragt ist. So besteht das Risiko, sich zunehmend abzukapseln und die gerade im höheren Alter so wichtigen sozialen Kontakte und damit letztlich ein Stück Lebensqualität zu verlieren. PM
Bei 14 % der Jugendlichen unter 20 Jahren wurden bereits leichte bis mittlere Hörminderungen festgestellt. Von den Erwachsenen zwischen 21 und 40 Jahren hören 28 % nicht mehr einwandfrei. Die Tendenz ist mit zunehmendem Lebensalter weiter steigend. Für diese Ergebnisse wurden 23.676 Hörtests ausgewertet, die bei der großen Hörtour der Fördergemeinschaft Gutes Hören 2012 durchgeführt wurden. Während angeborene Hörschäden in den meisten Fällen im Rahmen des Neugeborenenhörscreenings festgestellt werden, wird ein später entstandener Verlust der Hörfähigkeit bei Kindern und Jugendlichen vielfach erst nach Jahren erkannt. Dies kann fatale Auswirkungen auf Sprachentwicklung, Lernleistungen und soziale Beziehungen haben. Denn: Wer nicht gut hört, hat Probleme im Unterricht oder im Freundeskreis, den Gesprächen zu folgen, und droht somit den Anschluss zu verlieren. Vor diesem Hintergrund rät die Fördergemeinschaft Gutes Hören (FGH) dazu, bereits in jungen Jahren das Gehör regelmäßig überprüfen zu lassen. Kostenlose Hörchecks auch für Kinder und Jugendliche bietet jeder FGH-Hörakustiker an. Darüber hinaus beraten die FGH-Experten jeden Interessierten, wie er sich am besten gegen Lärm in seiner Umgebung schützen kann. Die Hörexperten der FGH sind zu finden im Internet unter www. fgh-info.de oder unter der kostenlosen Hotline 0800-360 9 360. PM