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P fl ege u nd B et re uu ng .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a b S ei te

Hilft ein Hausmeister P legebedürf tigen?

Fachleute debattier ten auf dem 2. Sächsischen P flegeforum

•Ob das Thema auf dem 2. Sächsischen P egeforum zu groß gewählt wurde, wird man erst in ein paar Jahren wissen: „P ege 2030 –schöne neue Welt!“ Auf jeden Fall waren sich die Fachleute einig, die Debatte hätte schon längst beginnen müssen, denn immer mehr Menschen werden zu P egefällen. Denen muss ein Leben in Würde gesichert werden.

Klar ist: Ob die Plege in den eigenen vier Wänden oder im Heim erfolgt – sie muss Erfolg haben. Gleichgültig ist die eine oder andere Variante jedoch nicht. In den eigenen vier Wänden sind vor allem die A n g e h ö r i g e n gefragt. Wer plegt, kann nicht oder nur eingeschränkt arbeiten. Die Plege im Heim besorgen ausgebildete Leute. Sie ist aber teurer und kann trotz Zuschüssen aus den Plegekassen nicht von jedem inanziert werden. „Kästchen-System“ abschaffen!

Geld spielte – direkt oder indirekt – in der Veranstaltung eine wesentliche Rolle. So meinte Staatssekretär Karl-Josef Laumann in seinem Vortrag, verteilt werden müsse nicht nach Köpfen, sondern nach Bedürftigkeit. Aber das verlange nach Änderungen am bisherigen System. Pleger beklagen sich über das bürokratische System, das einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit verschlinge. Das „KästchenSystem“ gebe es sonst nirgends, nach wodie Pleger nach einem bes t i m m t e n System zahlreiche, meist ü b e r f l ü s s i g e Punkte ankreuzen müssen. Ulf Sengebusch vom Medizinischen Dienst der K ra nkenversicheru ngen wusste von einem Unternehmen, das eine Software für 37.000 Euro Es gibt Überlegungen, Plegekräfte nach dem Prinzip der französischen Consierge einzusetzen. Der Knackpunkt ist jedoch die Finanzierbarkeit. Foto: PM

entwickelt hat, mit der das Kästchen-System perfektioniert werden könnte, statt es für eine men s chen fr eu nd licher e Lösung zu ersetzen. In der Debatte war man sich einig: Statt der unsinnigen Kästchen müssten die Kollegen informiert werden, welcher Patient an dem Tag welche Besonderheit aufgewiesen hatte, ob man ihn zum Trinken anhalten müsse, ob Sturzgefahr bestehe und dergleichen. Einig waren sich die Fachleute ebenfalls: Es bringt nichts, jetzt zu ergründen, wodurch das System entstanden ist: abschaffen müsse man es und durch vernünftigere Regeln ersetzen. Dabei müsste die Arbeit der Pleger mehr anerkannt werden. Das erste Plegestärkungsgesetz ist beschlossen. Zum 1. Januar 2015 wird mit der Umsetzung begonnen. Dabei werden weitere Leistungen für alle Plegebedürftigen und deren Angehörige wirksam. Zugleich ist es Wegbereiter für ein zweites P f l e g es tä rk u ng s ge s et z , das im kommenden Jahr beschlossen werden soll. Ein neues Verfahren zur Begutachtung von Plegebedürftigkeit soll dann eingeführt werden. Davon werden insbesondere an Demenz Erkrankte proitieren.

Günstigerer Plegeschlüssel

Einige

Diskutanten brachten die Bezahlung ins Spiel, aber das sei nicht das größte Problem, sondern der Plegeschlüssel. Das heißt: Zu viele Patienten müssen von zu wenigen Plegern betreut werden. Damit wächst der Frust, weil man seine Arbeit nicht so erledigen kann, wie man es gern möchte. Dennoch sei in den meisten Plegeeinrichtungen die Fluktuation nicht groß. Viele führen ein offenes Haus, das mit den Anforderungen vertraut macht, die Aufstiegschancen zeigt und belegt, wie viel Befriedigung Plegearbeit auch den Plegern gibt. Deutlich wurde auch: Es muss mehr Geld für die geben, die die Arbeit machen. Überlegungen, ob ein Hausmeister nach dem Prinzip der französischen Concierge vernünftig wäre, wurden mit Hinweis auf die Finanzierbarkeit in Frage gestellt. Gerade im Osten würden dadurch die Mieten auf eine Höhe klettern, die kaum jemand bezahlen kann. Da bleibe nicht noch Geld für Manager. Das Thema Ausbildung bewegte ebenfalls viele. So wird in den meisten Ländern das Abitur als Voraussetzung gesehen. Nur in Deutschland und Österreich genüge ein Zehnklassenabschluss. Rund 70 Gäste verfolgten die Diskussion um das Thema und stellten im Anschluss ganz praktische Fragen zu den Ums et zu ng smög l ic hkeite n. So wurde der Gegensatz von ambulanter Betreuung vor stationärer angezweifelt. Der sollte überwunden werden. Die jeweilige Gelegenheit müsste überprüft werden. Was ist für den Betroffenen am besten geeignet? Die Debatte um ein Ziel bis 2030 ergab auch: Bis 2060 wird sich vieles wieder umkehren. Die Zahl der Menschen wird sinken, aber auch die der Plegebedürftigen. Das muss heute schon bedacht werden.

Thomas Biskupek

Lösungen oft übers Ehrenamt

Inter view mit A xel Viehweger am Rande des 2. Sächsischen Plegeforums

Frage - oder Ausrufezeichen?

Loose: Was in Sachsen lief, steht anderen noch bevor

Foto : T. B.

Axel Viehweger, Vorstand des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e.V.

Frage: Betreiben Ihre Mitgliedsverbände eigene Pflegeheime? A xel Viehweger: Nein, wir kümmern uns im Rahmen unserer Möglichkeiten um den Umbau von Wohnungen für Plegefälle aller Stufen – neben der Hauptaufgabe, für Wohnungen zu sorgen. Für Plegeheime gibt es andere Prois. Was bedeutet Umbau? Vor allem alters- und behindertengerechter Umbau. Also keine Schwellen, rollstuhlgeeignete Türen, spezielle Badewannen …

In den Wohnungen unserer Genossenschaften leben rund 300.000 Menschen. Plegebedürftig ist nur ein Teil. Aber sie werden mehr. Darauf müssen wir uns einstellen.

Welche Rolle spielen dabei die Pflegekräfte?

Sie müssen Platz für ihre

Arbeit bekommen. Das schaffen wir nicht mit vielen Vorschriften, sondern wir müssen machen, was praktikabel ist. Die Kinder gehen oft ihrer Arbeit nach. Die Alten vereinsamen. Das muss nicht sein. Wir versuchen viel übers Ehrenamt zu lösen, denn Betreuungsroboter gibt es nicht und wollen wir nicht. Inter- Wer sollte das view dann lösen? Wir denken über manche Wege nach, haben aber noch kein

Allheilmittel gefunden. „Kümmerer“ im Quartier werden gebraucht, die nicht auf den Verkehr oder

Ähnliches achten, sondern auf die Gesundheit der Leute. Wenn jemand ins Krankenhaus kommt

In beneidenswerter Lage

Laumann: Günstige Voraussetzungen hierzulande

Karl-Josef Laumann zeigt sich optimistisch.

•Auf dem 2. Sächsischen P egeforum hielt Staatssekretär Karl-Josef Laumann, Beauftragter der B u n d e s r e gierung für die Belange der Patientinnen und P a t i e n t e n und Bevollm ä c h t i g t e r für P ege, einen Vortrag auf seinem Spezialgebiet, in dem er klar über Vorund Nachteile der Lage sprach. Zu den Nachteilen gehöre die demograische Veränderung. Immer mehr Plegebedürftigen stünde keine immer größere Zahl an Plegekräften gegenüber. Die Menschen mit Demenz werden mehr. Es wächst die Zahl der Plegefälle jährlich um zwei bis drei Prozent. Das sei in erster Linie eine Aufgabe für die Kinder. Andererseits gebe es kaum ein Land mit solch günstigen Voraussetzungen, die Lasten zu schultern, die die wachsende Zahl an Plegefällen mit sich bringt. Der CDU-Politiker nannte die natürlichen Voraussetzungen, das ausreichende Wasser, das Fehlen von Wüsten und Vulkanen, die erwiesene Integrationsfähigkeit des Landes, seine stabile Wirtschaftslage.

Bei diesem wichtigen Thema, so Laumann, ist es zum einen n ot w e nd i g , p o l i t i s c h e V e r t r e t e r und regionale Experten an einen Tisch zu holen, zum anderen aber auch mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen, um über die Umsetzung neuer Maßnahmen zu diskutieren. Laumann betonte, er sei seit 27 Jahren mit einer Krankenschwester verheiratet und wisse durchaus, welche Leistungen Menschen in Plegeberufen zu bringen hätten.

Foto und Text: T.B. und später wieder in seine Wohnung will, muss das jemand begleiten. Aber solche Menschen müssen bezahlt werden. Wer kann gerade hier im Osten höhere Mieten tragen? Genau dafür haben wir bisher keine Lösung. Man muss aber darüber nachdenken. Beispielsweise sind Mittel zum Vorbeugen von Stürzen für 18 Euro zu haben – also durchaus erschwinglich. Es fragte Thomas Biskupek • Der Anstieg an Plegebedürftigen „stellt die Plege der Zukunft vor große Herausforderungen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, darüber zu diskutieren, wie man die Plege für die Menschen auch in der Zukunft efizient organisiert und inanzierbar macht.“ Mit diesen Worten eröffnete Paul Friedrich Loose, L ande sges ch äf ts fü hr e r der BARMER GEK in Sachsen, als Gastgeber das 2. Sächsische Plegeforum in Chemnitz. Er bekannte, man habe geschwankt, ob das Thema der Veranstaltung „Plege 2030 – schöne neue Welt“ mit Ausrufeoder Fragezeichen been-

Paul Friedrich Loose, Landesgeschäftsführer der BARMER GEK. Foto: PM

det werden sollte. Entschieden hat man sich für das Ausrufezeichen und wollte auch damit ein Signal setzen. Im Übrigen habe Sachsen weitgehend hinter sich, was anderen Ländern bevorstehe. Dort wachsen die sogenannten Speckgürtel um die großen Städte noch. Auch hier werde es Überalterung geben, die es in Sachsen gegeben habe. Die Politik aller Ebenen müsse darauf Antworten inden. T.B.

Darmkrebs aufspüren – ehe er Krebs ist

E xper te klär t über Möglichkeiten der Vorsorge auf

•Die Zahlen stimmen nachdenklich: Jährlich sterben in Deutschland rund 26.000 Menschen an Dickdarmkrebs. Fast 90 Prozent dieser Todesfälle wären zu verhindern gewesen, hätte man die Vorstufen des Krebses rechtzeitig entdeckt und beseitigt. Wir sprachen mit Prof. Dr. Joachim Mössner, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie des Universitätsklinikums Leipzig, über Möglichkeiten der Vorsorge.

Frage: Ab dem 56. Lebensjahr bezahlen die Kassen eine Vorsorgekoloskopie, beim Verdacht oder bei familiärer Belastung oder bei besorgniserregenden Symptomen wie Blut im Stuhl schon früher. Zunehmend mehr Menschen –derzeit um die 20 Prozent – nehmen das Angebot an. Das heißt aber auch, 80 Prozent scheuen sich.

Joachim Mössner: Und das, obwohl Darmkrebs in Deutschland die zweithäuigste Todesursache durch Krebs darstellt. Es bleibt immer nur zu betonen, dass der Darmkrebs gegenüber vielen anderen Krebsformen einen entscheidenden Vorteil hat: Etwa 90 Prozent der Erkrankungen entwickeln sich aus zunächst gutartigen Polypen. Die Existenz einer Krebs-Vorstufe, die während einer sehr sicheren Vorsorgeuntersuchung wie die Dickdarmspiegelung (Koloskopie) erkannt und beseitigt werden kann, ist eine unglaubliche Chance. Und auch wenn die Zahl derer, die sich zu dieser Spiegelung entschließen, langsam steigt, unser Ziel, die Zahl der Todesfälle durch rechtzeitige Behandlung deutlich zu reduzieren, haben wir noch lange nicht erreicht.

Joachim Mössner. Foto: Marlis Heinz

Sie sagen sichere Untersuchung, aber immerhin: Der Darm muss durch Abführmittel gereinigt werden, anderthalb Tage darf man nichts essen. Dann folgt die Spiegelung des Darmes, die auch etwas unangenehm ist. Ist da Unbehagen nicht verständlich?

Aber das ist alles nichts im Vergleich dazu, was passieren kann, wenn Polypen zu Krebs entarten. Durch entsprechende Medikation unmittelbar vor und während der Spiegelung nehmen die Unannehmlichkeiten zudem spürbar ab. Aber muss es denn immer die Spiegelung sein? Inzwischen gibt es doch auch neue Methoden, die den Darm von außen betrachten.

Weit entwickelt ist derzeit die Kolonograie, eine als Computertomograie oder Magnetresonanztomograie durchgeführte Darmuntersuchung. Aber noch verlangt auch dieses bildgebende Verfahren die völlige Reinigung des Darmes. Erst wenn einmal der Computer im gefüllten Darm Polypen sicher von Stuhl unterscheiden kann, ist er einen Schritt voraus. Und: Bei dieser Form der Untersuchung bleiben kleinere Polypen häuiger unentdeckt. Auch stellt diese sogenannte CT-Kolonograie eine Strahlenbelastung dar. Noch am Anfang beindet sich die Medizin mit der Untersuchung von Zellen, die aus der Darmschleimhaut stammen und mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Schon seit vielen Jahren kann man in ein Labor eingeschickten Stuhl untersuchen lassen, ob mit bloßem Auge nicht sichtbares Blut auf Polypen oder gar ein Karzinom schließen lässt. Da aber Polypen nicht immer bluten, kann durch diesen Test nur ein reichliches Viertel der Polypen aufgespürt werden.

Noch ist also die Koloskopie nicht abzuschaffen?

Nein, denn im Gegensatz zu allen anderen Untersuchungsmethoden hat sie nämlich einen entscheidenden Vorteil: Während des ‚Tauchganges ’ können durch eine kleine Schlinge vorhandene Polypen elektrisch sofort schmerzlos abgetragen werden. Die potentiellen Vorstufen des Krebses sind also beseitigt und der Patient kann etwa zwei bis drei Jahre diesbezüglich sorglos leben. Die Risiken dieser sogenannten Polypektomie, wie Darmperforation oder Blutung, sind insgesamt gering und oft ohne Operation endoskopisch beherrschbar.

Interview: Marlis Heinz

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Abwechslung im Plegealltag

Tagesplege wird zusätzlich bezahlt Viele Tagesp flegeeinrich tungen bieten Auslüge und Ver an st al tu n gen an – eine w il l ko m m en e Abwechslung. Foto: Uwe Strachovsky/ be.p

•Die meisten P egebedürftigen leben zu Hause, viele allein. In der Praxis ist es oft so, dass sie zwar regelmäßig von ihren p egenden Angehörigen aufgesucht werden, sonst aber den Tag einsam verbringen. Bevor die Eintönigkeit überhandnimmt und möglicherweise zu depressiven Phasen führt, sollte über Alternativen gesprochen werden. „So kann beispielsweise der Besuch einer Tagesplegeeinrichtung hilfreich sein“, sagt Sylke Wetstein von der bundesweiten Plegeberatung Compass. „Man muss seine Wohnung nicht aufgeben, ist aber tagsüber unter Menschen und kann an Veranstaltungen und Auslügen teilnehmen. “ Manchem genüge es schon, einmal pro Woche einen solchen „Termin“ zu haben. Hilfreich sei das auch für plegende Angehörige, die dadurch hin und wieder „frei“ haben. Denn auch die Plegeleistungen sind in diesen teilstationären Einrichtungen gesichert. Positiv ist, dass die Plegekasse für die Tagesplege zusätzlich zahlt. Laut Paragraf 41 des Sozialgesetzbuches XI übernimmt sie die Transportkosten von der Wohnung zur Einrichtung und zurück, die Aufwendungen für die Plege, für die soziale Betreuung sowie für die medizinische Behandlungsplege. Selbst zu zahlen hat der Plegebedürftige lediglich für Unterkunft und Verplegung sowie gegebenenfalls die Investitions- und Ausbildungskosten. be.p/ Uwe Strachovsky www.compassplegeberatung.de.

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